Biss - der Meteor verbrennt von trixi_82 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Biss Der Meteor verbrennt „...Todeskuss...“, flüsterte Bella im Schlaf und verzog traurig ihr Gesicht. Sie schlief wie immer in den Armen von Edward, auch wenn es ‚helligsten’ Tag war. Oft war sie die letzten Tage müde und genau so regelmäßig schlief sie. An jenem Tag waren sie bei den Cullens und das große, lederne Sofa im Zimmer ließ schon von weitem, Bellas Lider schwer werden. Natürlich hatte Edward ihre Gedanken nicht hören können, aber er kannte ihre Körpersprache besser, als es irgendjemand sonst tat. So hatte er sie sanft dorthin geleitet und sie liegend in seine Arme gezogen. „...Edward...“, flüsterte sie weiter. „...Ich kann dich nicht noch länger in Gefahr bringen!“ Ihr Geliebter lächelte sanft. Er hoffte und glaubte so fest daran, dass sie mit ihren Träumen endlich wirklich verarbeitete, was er, durch sein alleiniges Dasein bei ihr verursacht und verschuldet hatte. Auch wenn er wusste, dass Bella das ganz anders sah und ihm keinerlei Schuld gab. Doch ihr sonstiges ruhiges Schlafen, unterbrochen von vereinzelten meist wirren, aber dennoch verständlichen Worten oder Sätzen, änderte sich rasch. Unruhig begann sie zu zittern. „Du musst fort ... du musst fliehen!“ Dachte sie über die Volturi nach? Selbst im Schlaf?, fragte sich der Hellhäutige und streichelte sie zärtlicher und fester. Dabei meinte er zu begreifen, dass sie seine Worte – Er würde alles für sie tun und geben – zwar glaubte, aber nicht verstehen würde. Das ihm diese so mächtige Familie im verhüllten Reich der Vampire so egal war, dass er keine ihrer Bitten – Sei es, das er sie verwandelte oder gehen würde um sich zu schützen - , erfüllen würde und konnte. Edward Cullen konnte sie aus alleiniger Kraft nicht mehr freigeben. Schweiß trat auf Isabellas Stirn und das Zittern wurde stärker. „Es brennt!“ Mit einem - vor geistigen Scherzen - sehr verzerrtem Gesicht, betrachtete Edward sie weiter. Jetzt waren ihre Erinnerungen wohl zurück, bis James gelangt. Dem Vampir, der sie aus Freude an der Jagd und Auseinandersetzung gehetzt, schwer verletzt und auch gebissen hatte. „Es ist alles gut... Ich bin hier und beschütze dich!“, murmelte er beruhigend vor sich hin, während ihr Körper immer heftiger zuckte. Bella begann sich zu krümmen und zu winden. „Bitte, macht doch einer das Feuer aus!!!“, wimmerte sie flehend und der Blick ihres Liebsten wurde besorgter. Es war deutlich, dass sie keinen normalen Traum mehr hatte. Oder einen vergleichbaren Zustand, in dem ihr Geist vergangenes aufrollte. Hastig suchte Edward ihren Körper ab, ob er sie in einem seiner unschuldigen Küsse nicht doch versehentlich gebissen hatte. Doch außer der Narbe an ihrem Arm fand er nichts, der Körper seiner heimlichen Verlobten war unversehrt. „Edward!“ Alice stand im Zimmer und hatte schockgeweitete Augen. „Warum konntest du auf einmal nicht mehr warten?“ Verwirrt wurde ihr Blick erwidert. „Wovon sprichst du? Ich habe nichts getan...“ „Es brennt so sehr...“ Direkt wechselte das Augenmerk der unvergleichlich schönen Wesen sofort wieder auf ihre menschliche Freundin. „Sie beginnt zu sterben... um mit uns zu existieren...“ Alice hatte in einer ihrer Visionen nicht gesehen, wie ihr Bruder seine Geliebte biss. Sie hatte lediglich gesehen, was jetzt vor ihnen geschah und weil er bei ihr war, lag ihre Vermutung klar auf der Hand. Bella hatte sich aus Edwards Armen herausgewunden und stöhnte leise vor Schmerzen. Doch sie schien diese vergleichsweise tapfer über sich ergehen zu lassen. „Geh und hol Carlisle!“, befahl Edward. Er wusste nicht, was hier vor sich ging und konnte sich nicht vorstellen, dass dies noch etwas mit James zu tun hatte. Die größte Sorge nahm ihn gefangen und seine Schwester tat was er verlangte. Nur kurz Zeit später, stand die gesamte Familie Cullen versammelt im Zimmer und hätten sie nicht gewusst, dass Edward so große Schwierigkeiten damit hatte, Bella zu einer von Ihnen zu machen, währen ihre Gesichter vorwurfsvoll gewesen. – Wie er diese Prozedur, ohne ‚Anleitung’ plötzlich vollzog. – Doch Alice hatte sie aufgeklärt. Isabellas Körper hatte sich bereits verändert. Ihre Haut war noch heller geworden und sie nahm eine noch berauschendere Schönheit an. Für die Vampire war deutlich hörbar, dass ihr Herz raste, während ihres markerschütternden Schreies. In dieser Bewegung nur für Sekundenbruchteile verharrend, war ebenso sichtbar, wie ihre Zähne weiß leuchteten und die beiden – ihr Zukunft bestimmenden – langen Eckzähne hervortragen. Dann blieb ihr Herz stehen und der Tod setzte unwillkürlich ein. Tränen liefen Edward über die Wange, denn er hatte die ganze Zeit nach einer anderen Lösung für sie gesucht. Er wollte ihre Seele unter allen Umständen beschützen. Doch er hatte versagt und die Frage, wie das jetzt und so plötzlich geschehen war, hallte in seinem Kopf wieder, als hätte sie jemand in einer Höhle geschrieen, in der die Wände die Worte sich immer weiter entgegenwarfen und nicht müde wurden. Ein tiefer Atemzug, sog sich in Bellas Lungen und sie schlug die Augen auf. Mit einem Ruck war der Spuk vorbei. Ihre Haut hatte wieder die gleiche, helle aber vor allem lebendige Farbe und ihre Reißzähne waren verschwunden. Das Herz der jungen Frau pochte in gewöhnlicher Geschwindigkeit durch ihre Brust und sie sah sich verwundert über ihre, um sie herum stehenden Freunde um. Sogleich färbten sich ihre Wangen in dem verlegenen roten Ton. „Ha... Wa... War ich zu laut?“, stotterte sie und glaubte an ihre Geschwätzigkeit, welche sie ungewollt im Schlafe auslebte. Noch immer mit vor Flüssigkeit überlaufenden Augen, zog sie Edward fest an seine Brust und ließ sie so ihre unwiderstehlichen Gerüche gegenseitig in sich aufnehmen. „Nein!“ Unsicher, was geschehen war, schmiegte sich Bella an ihn. Sie bemerkte dabei nicht, wie lautlos der Rest ihrer zukünftigen Familie wieder verschwand. Sicherlich interessierte es jeden von ihnen, was gerade geschehen war. Aber niemand würde es wohl vorerst erklären können und so blieb ihnen nichts weiter übrig als abzuwarten. „Was ist denn geschehen, Edward?“, fragte sie vorsichtig um zu begreifen und er wollte sie nicht beunruhigen, weshalb er ihr in Blumen antwortete. „Du hast zwar nicht so laut gesprochen, aber du hattest trotzdem einen sehr lebhaften Traum und sie wollten nur sicher gehen, dass es dir gut geht!“ Bella nickte daraufhin unüblich schweigsam und schloss kurz ihre aufleuchtenden Augen. „Ich möchte diese Nacht nicht zu Charlie...“ Es war inzwischen nicht unüblich, dass Isabella bei den Cullens schlief und erst kurz bevor die Schule am nächsten Tag begann, ihre Sachen für den Unterricht zu Hause bei ihren Vater holte. Er sagte schon nichts mehr dagegen. Zwar wäre er erfreuter gewesen, wenn seine Bella den Ärztesohn ‚abgestoßen’ hätte und entweder bei Jacob oder allein geblieben wäre. Aber er wusste, wenn er sich noch länger, wirklich gegen diese Beziehung sträuben würde, dass er noch schlimmer als seine Frau damals, seine Tochter verlieren würde. Die Schulstunden zogen sich endlos in die Länge, aber irgendwann begann doch schließlich die Mittagspause. Bella hatte schrecklichen Hunger und obwohl Edward sie noch mehr als sonst, - wenn das denn möglich war - , beobachtete, zeigte sie keinerlei weitere ungewöhnliche Veränderung mehr, im Gegensatz zum Vortag. Er freute sich darüber, denn es war nicht mehr sehr oft, dass seine Liebste gern und viel aß. Wie immer, nachdem die Cullens zurück nach Forks und der High School zurück gekommen waren, zeichnete sich das selbe Bild ab. Jessica hatte sich von Bella vollständig zurück gezogen. Doch Angela hielt ihr weiterhin die Freundschaft und leistete ihnen mit ihrem Freund beim Essen Gesellschaft. Irgendwie aufgeregt begannen die beiden jungen Frauen dabei über den bevorstehenden Abschlussball zu plaudern und sogar Alice stieg mit ein. Es war fast, als seien sie eine normale Gruppe, mit denen die einen Mitschüler besser klar kamen, als die Anderen, obwohl die abgeneigten überwogen. Dann geschah alles ganz schnell. Alice sah angespannt zu Bella, welche sich eine Fritte zwischen die Zähne schob und ihren Kopf ruckartig zu Angela fahren ließ. Diese schnitt sich keine Sekunde später in den Finger. Hätte sie noch Atmen müssen, wäre ihr dieser Zug im Halse stecken geblieben, als die Vampirin angespannt und sprungbereit ihre Freundin beobachtete. Jetzt sah auch Edward, was geschehen war. Während seine Freundin ihr Gesicht in eine andere Richtung bewegte, wurde ihre Iris schwärzer als die Nacht und es leuchtete ein Ring, stechend rot um diese. Dann schloss Bella ihre Augen wieder, griff nach ihrer Tasche und reichte dem Mädchen ein Pflaster. „Du solltest vorsichtiger sein, Angela!“ Überrascht, weil sie diesen kleinen Schnitt noch selbst nicht bemerkt hatte, nickte sie. „Danke!“ Isabella nickte und stand auf. Sie wusste, das ihre Freundin wusste, dass sie kein Blut riechen konnte. „Ich bin dann mal draußen!“ Natürlich stand auch Edward sofort auf und legte seine Hand in ihren Rücken. „Ich begleite dich!“ Zur selben Zeit tauschte er mit Alice einige Blicke und Gedanken ‚aus’. Diese teilte ihm mit, dass sie gesehen hatte, dass Bella ihre Freundin angefallen und getötet hätte und er nickte um ihr zu sagen, dass er sich um sie kümmern würde. Außerhalb der Schulkantine lehnte sich Bella mit zitternden Knien an eine Wand und ihr Liebster zog sie in seine Arme. „Du musst dich beruhigen. Du darfst nicht daran denken!“ „Ich... ich habe...“ Sie wusste nicht, wie sie es beschreiben sollte. Es war ein noch nie da gewesener Appetit. „Du solltest die nächsten Tage nicht zur Schule gehen!“ Er verstand sie, kannte er dieses Verlangen doch selbst zu gut. Verwirrt schüttelte Bella den Kopf. „Unsinn. Wahrscheinlich ist mir die Kombination nicht bekommen. Ich hab Hunger und mir wird schlecht, wenn ich Blut rieche...“ Ein ungläubiges Lächeln schenkte er ihr dafür und trug sie hinaus. „Auf jeden Fall, bringe ich dich jetzt erst einmal nach Hause.“ Es war deutlich, dass Edward keine Widerrede zuließ, weshalb sich Bella einfach nur anschmiegte. Auf dem Weg zu Dr. Cullen sah Bella immer wieder von ihrem Beifahrersitz im silbernen Volvo, verstohlen zu Edward. Irgendwie wusste sie, wovon er sprach, als er sie nach dem Essen beruhigte. Selbst wenn er auch eigentlich nur, von ihrer Empfindlichkeit gegenüber Blutgeruch hätte sprechen können. „Was?“, fragte er schließlich lächelnd auf halbem Weg. „Hast du jetzt doch festgestellt, dass ich dir zu alt bin?“ Ungewollt löste er damit bei Bella eine heftige Abwehrreaktion aus und sie schüttelte ihren Kopf. „Nein!!! Überhaupt nicht!!!!“ Edward lachte und wurde wieder ernst und wartete ab, ob sie seine Frage beantworten würde. „Warum hast du eben eigentlich gedacht, ich würde Angela den Finger abbeißen?“ Überrascht, dass sie ihn trotz der neuen Situation genau verstanden hatte, warf er ihr einen fragenden Blick zu. „Von Abbeißen habe ich nie gesprochen!“ „Aber du dachtest, ich nehme ihr die Hand weg und sauge an ihrem Finger! Das stand dir ins Gesicht geschrieben. Außerdem hat Alice das auch gedacht.“ Etwas beleidigt, weil sie sich als ein fanatischer Fan da gestellt sah, verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Bella!“ Auch wenn Edward bis gerade noch gelächelt hatte, sah er nun finster durch die Windschutzscheibe seines Wagens nach vorn. „Meinst du nicht, du hättest dich etwas verändert?“ Kapitel 2: ----------- Die Gefragte wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund musste sie lachen. „Verändert? Ja! Ich bin noch auf der High School und schon verlobt. Außerdem ist einer meiner besten Freunde...“, auch wenn sie selbstsicher sprach, brach sie ab um Jacob nicht zu erwähnen. „Das ist eine gewaltige Veränderung zu meinem Leben bei meiner Mutter. Des weiteren habe ich einen Hang zu gefährlichen Situationen entwickelt, hab ich noch etwas vergessen?“ Doch sie begann zu begreifen, wovon Edward sprach. Ihr Körper versteifte sich etwas, während sich ihre Nasenflügel leicht blähten. „Vieles hat sich geändert, seit ich aus Phoenix herzog...“ „Bella?“ Er griff nach ihrer Hand und streichelte diese. Dabei bemerkte er, dass ihre Hand über der Narbe noch kühler geworden war, als sie gewöhnlich war. Bella genoss inzwischen seine sehr zügigen Fahrweise, so vorsichtig hatte sie es einmal Charly erklärt, als er nach Edwards Fahrstil gefragt hatte. „Ich bereue nicht eine Sekunde, dieser Veränderung! Manchmal, wenn ich schlafe, habe ich das Gefühl, dass es Bestimmung war und sich mein Körper nach dem sehnt, was mich hier in Forks erwartet...“ Nun seufzte der Fahrer des silbernen Volvo und schüttelte den Kopf. „Kann es sein, dass du jede Gelegenheit nutzt, um mit mir über dieses Thema zu sprechen, Bella? Ich dachte, dass hätten wir geklärt, sobald wir verheiratet sind, erfülle ich dir deinen Wunsch!“ Auch wenn Edward sich sicher war, er könnte ihr nicht das Leben nehmen und konnte ihr diesen Traum somit nicht erfüllen, hatte er ihr diesen Handel abgerungen. Aber Isabellas ‚Hochzeitsphobie’ würde ihn sicher noch davor bewahren, das preis zu geben. Doch sie schüttelte den Kopf. „Davon spreche ich nicht...“ Er sah sie fragend an, als sie vor dem Krankenhaus parkten. „Dann erklär es mir später. Ich möchte gern sicher gehen, dass es dir wirklich gut geht, Carlisle hat sicher ein paar Minuten.“ Auch wenn Bella Carlisle nicht hasste, sie hasste Ärzte und vor allem Krankenhäuser, aus einem ganz bestimmten Grund. Bei solchen Personen könnte sie gesund werden, wenn sie krank oder verletzt war und ihr eigentlicher Wunsch war es doch zu sterben – zumindest als Mensch - . „Glaubst du wirklich, dass ich krank bin? Nur weil ich viel schlafe und eben mein übliches Nasenproblem in der Cafeteria hatte.“ „Ich möchte nur sicher gehen!“ In seinen fließenden und eleganten Bewegungen stieg Edward aus dem Auto und öffnete kurz darauf Bella die Beifahrertüre. Sie hatte sich an seine schnellen Bewegungen inzwischen gewöhnt, wenn auch nicht an diese Eleganz. Doch hier in der Öffentlichkeit beherrschte er sich um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie sie die gesamte Familie Cullen sowieso schon hatte. Keine halbe Stunde später verließen sie wieder das kleine Klinikum von Forks. Carlisle hatte nichts ungewöhnliches feststellen können. Aber Bella war sich sicher gewesen, dass der ‚junge’ Arzt und sein Sohn parallel zu ihren normalen Worten, ein zweites Gespräch geführt hatten. Eines in der Geschwindigkeit und Lautstärke, welche für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar waren. Sie fuhren zu Bella nach Hause. Die junge Frau wollte für ihren Vater etwas zum Abendessen gekocht haben. Bella meinte, dies in letzter Zeit etwas vernachlässigt zu haben und im Gegensatz zu noch vor einigen Monaten, half Edward ihr dabei. Natürlich achtete er haarklein darauf, dass sie sich nicht schnitt. „Wolltest du mir nicht etwas erklären?“, fragte er wie nebenbei und lächelte sie warm, mit seinem umwerfendem schiefen Lächeln an. „Egal, was geschehen ist, seit dem ich hier in Forks bin. Es lief doch immer auf das Selbe hinaus. Ob du nun dabei warst oder nicht... ob ich es selbst heraufbeschworen habe oder ob es von allein kam.“ Bella Swan zögerte nicht und wusste, dass ihrem Freund klar war, sie sprach von ihrem Tod. Doch sie wollte ihn nicht verletzen, weshalb sie dieses Wort nicht aussprach. „Du hast Recht, wenn du jetzt sagen willst, dass wir dieses Thema schon einmal hatten. Aber du hast nachgefragt. Ich glaube, dass es so sein soll, auch wenn ich es nicht verstehe... wie so vieles was das betrifft.“ Edward seufzte und zog sie sanft in seine Arme. „Du willst mir sagen, dass du die Gefahr suchst ... Egal ob bewusst oder nicht?“ Unter seinen tiefen goldenen Augen die sie eindringlich ansahen, konnte Bella nur noch nicken. „Anders kann ich es mir nicht erklären...“ In der darauffolgenden Nacht schlief Bella das erste Mal wirklich traumlos, seit sie nach Forks gezogen war und auch in der Schule war nichts ungewöhnlich. Langsam begann sich Edward wieder zu beruhigen. Denn als in der Mittagspause auch nichts weiter geschah, hoffte er innig, dass Bellas kurzzeitige Veränderungen nur etwas mit ihren Erinnerungen zu tun hatten und der Verbindung ihres menschlichen Körpers mit ihrer Bisswunde eines Vampirs. Alexis Grant, ein Mädchen die vor kurzem 18 Jahre alt geworden war, sehr lange, glatte schwarze Haare hatte und auch wenn dies ihre Naturhaarfarbe war, eine fast unnatürlich helle Haut besaß, setzte sich als letztes zu ihnen an den Tisch. Das tat sie meist gelegentlich, doch Edward bemerkte, dass sie dies die letzte Zeit öfter tat. Sie hatte allerlei wirrer Gedanken, die so schnell sprangen und durch ihren zerbrechlich wirkenden Kopf rasten, dass er sie grundsätzlich ausblendete. So auch heute, doch zu seinem Missfallen, sprach sie diese alle aus. Sie fragte Bella nach allen möglichen Dingen, die keinen Zusammenhang hatten und irgendwie auch sinnlos wirkten. Doch seine Freundin nahm das mit Gelassenheit hin und er wünschte, dass es ihr gut tat, ein ganz normales – manchmal etwas wirres – Mädchen als Freundin zu haben. Zumindest sprach Alexis zu anderen so, als sei sie mit Bella befreundet. Aber auf einmal stockte er, als er Bella verträumt betrachtete und seinen Gedanken nachging. Auch Alice runzelte fast im selben Augenblick die sonst so glatte Stirn. Sie schienen beide an das Selbe zu denken... Oder Edward wusste, dass sie an das Gleiche dachte wie er. Sie wussten beide, dass Alexis Grant jeden Tag zur Schule kam. Das sie weder ein Außenseiter war, noch beliebt, sondern eher ganz normal angesehen. Die beiden Vampire waren sich ebenfalls sicher, dass Bella und Alexis gut miteinander auskamen und die Schwarzhaarige mit ihren giftgrünen Augen auch drei Kurse mit Edward und Bella belegte. Ebenso hätten sie darauf geschworen, dass die Schülerin bei ihren Eltern, ähnlich wie Bella mit ihrem Vater – nur am anderen Ende der kleinen Stadt – am Waldrand wohnte. Doch weder Alice noch Edward wussten wirklich etwas über sie, noch wie lange sie überhaut schon mit ihnen – oder besser gesagt – mit Isabella befreundet war. Zwei paar goldener Augen trafen sich, während Edward nickte und dann begann er ihren Gedankengängen zu folgen. Es war definitiv nichts außergewöhnliches an Alexis, sie war vielleicht etwas chaotisch, wenn sie an die bevorstehende Geschichtsklausur dachte und dabei die unterschiedlichsten Bilder durch ihren Geist huschten, wie sie sich die Zeit um 1813 vorstellte, doch schon kurz darauf wieder Bilder des alten Ägypten in ihren Gedanken erschienen. Er seufzte und schüttelte wieder den Kopf. Sie hatten Bellas Freundin wohl nur nie wirklich wahrgenommen, vielleicht weil sie als Person noch weniger darstellte, als der Rest, der anwesenden Schüler in der Cafeteria. Alexis Grant, die als Letzte an ihren Tisch gekommen war, verließ ihn auch wieder als Erste. Nur kurz darauf, hörte Bella einen himmlischen Engelsgesang und Edward vernahm eine Stimme in seinem Kopf, die – hätte er sie mit menschlichen Ohren gehört – so laut war, dass ihm das Trommelfell geplatzt wäre. Doch es waren exakt die identischen Worte: „Es war konsequent, dem Instinkt nicht zu unterliegen... Du solltest nicht vor dem Zeitpunkt, dem Verlangen erliegen... Während der Spanne des Zögerns, wird nur das Feuer geschürt... Wenn das Erwachen beginnt, wird das Gefühl nur verstärkt...“ Auch Alice hatte diese Worte gehört, wenn auch nicht so deutlich wie ihr Bruder und dessen Freundin. Schnell huschten ihre Augen durch den Raum, doch es war alles normal. Edward nickte ihr zu und nahm dann Bellas Hand fest in die seine. Genau so ungewöhnlich wie in der letzten Zeit endete auch dieser Tag. Denn nichts weiter geschah. Abends im Haus der Cullens, brachte Edward Bella in sein Zimmer. Sie war müde, aber er lächelte, denn jetzt war es Zeit für sie zu schlafen. Er verzog etwas seinen Mund, als sie – wie immer – auf seinem Sofa eine Decke und ein Kissen ausbreitete; anstatt das große weiche Bett zu benutzen. Trotzdem legten sie sich hin und er sang sie in seinen Armen in den Schlaf. Nachdem seine Liebste in tiefe Träume gesunken war, begab er sich nach unten ins Wohnzimmer, indem seine Familie bereits wartete. Er wollte und würde mit ihnen über die Geschehnisse, die sich seit Bellas ungewöhnlichem Traum ereignet hatten sprechen. Sie merkten alle, dass etwas im Gange war. Etwas, dass mit ihrer menschlichen Freundin zu tun hatte. Alice Gedanken waren seit der Schule am Morgen nur noch bei Bella, sie konzentrierte sich auf ihre Zukunft um herauszufinden, was dieses Etwas war. Nur leider konnte sie nichts weiter sehen, als das Edward seine Liebste im Wald auf einer Lichtung in den Armen hielt und biss. Deshalb würden sie beratschlagen, was und ob sie etwas tun konnten. Doch bevor sie wirklich miteinander sprechen konnten, hörten sie einen lauten Schrei und ihre Köpfe drehten sich automatisch in die Richtung, aus der er gekommen war. Sie sahen aus der verglasten Rückwand ihres Hauses, von der man direkt auf die Wiese und den Fluss hinunter sehen konnte. Ein Mädchen ‚flog’ über den Fluss und Alice und Edward erkannten sie sofort. „Alexis!“ Natürlich war auch Bella von dem durchdringenden Schrei erwacht und trat zu ihnen ins Wohnzimmer. „Was ist passiert?“, fragte sie alarmiert. Dann geschah etwas neues. Anstatt sie zu beruhigen, wie er es sonst immer tat, zog Edward sie in seine Arme und lief mit ihr seiner Familie nach, denn ihre Schulfreundin hatte sich nicht erhoben. Aber selbst wenn sie es getan hätte, wären sie zu ihr gegangen. Das war kein übliches Schulmädchenverhalten, weder hier in Forks noch irgendwo anders auf der Welt, weshalb man das prüfen sollte. Alexis lag im Schlamm auf dem Bauch, der linke Arm nach vorn gestreckt und der rechte unter die Brust geklemmt. Ihr langes schwarzes Haar, lag wild über ihren ausgestreckten Arm und verdeckte ihr Gesicht, während ihre Beine in der Bluejeans gestreckt zum Wasser lagen. Carlisle war als erstes bei der bewusstlosen jungen Frau, er hatte diesen Abend keine Schicht im Krankenhaus und war nun mal der Fachmann, was Verletzte anging. Er stellte schnell fest, dass sie – äußerlich – keinerlei Wunden hatte, auch wenn ihre Kleidung sehr zerfetzt war. Sein feiner Geruchssinn verriet ihm – weil sie wie die Pest roch – das Alexis eindeutig Kontakt mit den Werwölfen hatte. Auch Esme, Rosali und die anderen Vampire rochen es und rümpften ihre geraden Nasen. Bella wollte sich neben ihre Freundin knien, doch Alice hielt sie davon ab, sorgte dafür, dass sie fest in Edwards Armen war und sie selbst eine Art Mauer bildete zwischen ihrem Bruder und der Schwarzhaarigen. Auf ihrem Weg, hatte sie eine Vision, in der sie sah, wie Alexis mit rotgierigen Augen auf Bella zugestürmt war und auch wenn sie jetzt das Herz von Alexis schlagen hörte, wollte sie lieber vorsichtig sein. Dann begann Carlisle den Körper auf dem matschigen Untergrund abzutasten. Nur weil sie äußerlich keine Verletzungen hatte, konnte es durchaus möglich sein – nach so einen ‚Flug’ – das innere Verletzungen oder Knochenbrüche, Organe in Mitleidenschaft gezogen hatte. Was wiederum für gefährliche innere Blutungen sorgen könnte. Doch Alexis Körper wies keinerlei Schwellungen auf, noch nicht einmal Hämatome oder ähnliches konnte er durch die Stoffreste ausmachen. So wollte er sie umdrehen. Just in diesem Moment begann sich der Körper wieder zu regen, in dem er kaum merklich zuckte, aber ein tiefes, raubtierhaftes Knurren war zu hören. „Bringt das Menschenkind hier weg!!!“, befahl Alexis danach. Jasper kicherte kurz, wenn man denn mit so einer männlichen Stimme überhaupt kichern konnte. Genau so wie Emmet. Daraufhin hob Alexis verärgert ihren Kopf. Ihr Gesicht war wohl etwas schmutzig – von dem feuchten, erdigen Untergrund – aber es hatte sich verändert. Es wirkte nicht mehr durchschnittlich, wie in der High School, viel eher hatte es gerade Züge. Man konnte nicht sagen, dass sie vollkommen wie ein anderer Mensch aussah, viel eher war sie jetzt wunderschön, genau so perfekt, wie Bella die Gesichter der Vampire kannte. Von der geraden Nase, den feinen Augenbrauen und filigran geschwungenen Lippen abgesehen, hatte Alexis rot leuchtende Augen, wie es Bella schon bei einigen Blutsaugern gesehen hatte und Alice in ihrer Vision, welche gefährlich funkelten. „Ich sagte, bringt Bella hier weg!!! Ich habe keine Lust, dass hier genau so ein Blutbad passiert!“ Während Alexis sich zitternd aufrichtete, tat Edward das, was sie gesagt hatte. Er brachte seine Geliebte mit Alice zurück ins Haus. Vom höchsten Zimmer aus, beobachteten sie, was weiter geschah. Dabei weinte Bella, denn sie trauerte genau so, wie sie ihre Freundin beneidete. „Wann ist das passiert? Wie konnte das passieren? Ich dachte ihr seid die Einzigen hier.“ Alice seufzte. „Ich weiß es nicht. Noch nie hatte ich eine Vision mit Alexis.“ „Aber ich vermute, sie ist älter, als wir vermuten. Denn auch wenn sie menschlich wirkt und ihr Herz deutlich hörbar schlägt, hat sie sich unter Kontrolle, sonst hätte sie kaum darum gebeten, dich hier weg zu bringen!“, beendete Edward ihre Aussage knurrend, nachdem er Bella auf die Schläfe geküsst hatte. Diese nickte und sah genau so wie zwei andere Augenpaare zum Ufer. Jasper und Emmet achteten haargenau darauf, dass die Fremde nicht näher ans Haus kam, ebenso wie Rosalie und Esme. Carlisle hingegen wollte Alexis mit gerunzelter Stirn aufhelfen. Er verstand aus medizinischer Sicht nicht so genau was hier los war, auch wenn ihm bewusst war, was die Schwarzhaarige war. Doch Alexis drückte seine helfende Hand grob fort. „Schon gut, lass die freundlichen Flossgeln!“ Sie stand auf und befreite sich – noch immer zitternd – von dem gröbsten Schmutz. Dabei begann sie lautstark zu fluchen. „Diese dämlichen Köter! Hunde... Abschaum!!! Wie konnte ich nur diese vierte Töle so außer acht lassen? Ich hab mich angestellt wie ein Anfänger!!! Diese Floh verseuchten Säcke, sie springen alle nach seiner Pfeife! Aber was erwarte ich auch schon von diesen Kläffern? Typisch Fiffis... sie werden nie mehr sein, als Zeckenteppiche!!!!! Ahhhh...“ Alexis Flüche wurden immer bunter und keiner der Vampire konnte sich ein zustimmendes Lächeln verkneifen. Bis Carlisle sie sanft unterbrach. „Wenn ich uns vielleicht erst einmal Vorstellen dürfte...“ Allerdings unterbrach die Schwarzhaarige ihn erneut. Diesmal mit einer unwilligen Handbewegung. „Kein Bedarf! Im Haus sind Edward, Alice und Bella. Hier haben wir Jasper, Emmet, Rosali, Esme und dich, Carlisle. Ich bin Alexis Grant.“ „Und was führt dich in diese Gegend?“ Ein leises zweigespaltenes Lachen erklang, dass von Trauer, Hass und Belustigung sprach. „Ich bin hier um die Flohbeutel im Reservat an etwas zu erinnern ... und ... ich werden den Volturi ein bisschen ins Handwerk pfuschen!“ Als sie diesen Satz beendet hatte, leuchteten Edward Augen im Haus auf, wobei ein Lächeln auf seinen Lippen erschien. Er war Alexis Gedanken gefolgt, die nicht mehr so hektisch waren wie in der Schule und eindeutig davon sprachen: sie würde verhindern, dass die italienische Königsfamilie dafür sorgen können würde, um aus Bella einen Vampir zu machen. Weil die Schwarzhaarige wohl nicht wissen konnte, dass er Gedanken hören konnte, glaubte er ihr ebenso wie, dass sie der Auffassung war, nur Edward allein dürfe entscheiden, ob Bella eine von ihnen wird oder nicht. Doch was sie mit den Werwölfen meinte, konnte er nicht in Erfahrung bringen. Sein Adoptivvater nickte Alexis zu, auch wenn er noch nicht daraus klar wurde. Aber er sah ihre roten Augen mit Besorgnis an. „Wenn ich dich vorhin recht verstanden habe, hast du ebenfalls unserem Instinkt entsagt – wie wir – Aber ich würde dir raten, dass du jagen gehen solltest. Vielleicht können wir uns danach etwas zusammensetzen und austauschen?“ Wieder war dieses tiefe, raubtierhafte Knurren zu hören. „Wenn ich jetzt jage, kann ich für nichts garantieren! Aber ich will diesen Hunden, in ihrem verrannten Irrglauben, nicht noch den Anlass geben, sie hätten Recht.“ Jasper trat näher und ließ seine Kräfte fließen. Mit wirklich sehr viel Anstrengung schaffte er es, dass Alexis sich etwas beruhigte. „Ich kann dich begleiten, wenn du magst?“ Die Gefragte seufzte und lächelte ihm zu. „Danke, das tut gut! Aber alle paar hundert Jahre werde auch ich mal rückfällig, ganz besonders nach dem was eben geschehen ist. Da wird es mehr brauchen, als deine Beeinflussung meiner Stimmung und ein paar starker Arme, die mich abhalten wollen.“ Sie wurde fragend angeblinzelt, weil die Cullens nicht sofort jedem preisgaben, was sie konnten. „Ja, ich weiß bestens über euch bescheid, auch wenn ihr die Ersten diesen Lebensstils seid!“ „Wir können dich natürlich alle begleiten.“, schlug Carlisle vor und nun nickte Alexis. „Gegen so viele Hände kann ich mich im Augenblick wohl nicht mehr wehren. Vielleicht findet ihr ja auch was zu Trinken für euch!“ Kapitel 3: ----------- Wieder mit dem bekannten smaragdgrünen Augen, betrat Alexis das Haus, gefolgt von den anderen Vampiren, die ebenfalls wieder eine kräftige honigähnliche Farbe in ihren Augen hatten. Alexis sah zur Treppe, die hinauf in die oberen Stockwerke führte, als wäre sie schon öfter hier gewesen. „Ich bin wieder ungefährlich – wenn man es denn so bezeichnen kann – Ihr könnt bedenkenlos herunter kommen!“ Es war unglaublich, was Edward in den Gedanken seiner Familie sah. Denn es war für sie ein berauschendes Erlebnis mit Alexis Jagen zu gehen. Die Schwarzhaarige machte nichts konventionell. Wenn man es so benennen konnte. Was bedeutete, sie spürte das Wild nicht auf um es dann zu jagen und schließlich ihren Durst an den einzelnen Tieren zu stillen. Wie es Raubtiere für gewöhnlich machten. Denn ganz im Gegensatz dazu, schien die Schülerin das perfekte Opfer für die Jäger des Waldes zu sein. Kein Tier schien zu spüren, was Alexis war, ein Vampir. Unschuldig und frei spazierte sie bei der Jagd durch die Bäume und schon kurz darauf wurde sie von einem Rudel Coyoten angegriffen. Das diese Tiere nicht nur in den heißen Gebieten bis Kosterika lebten, wussten die Cullens, doch auch hoch oben im Norden Amerikas bis hin nach Alaska konnte man sie finden. Vielleicht aus dem Grund, dass die Familie aus Forks immer behutsam mit den tierischen Populationen umging, tötete sie nicht das ganze Rudel. Sondern nur ihre schwächsten Mitglieder. Doch auch das geschah nicht auf übliche Weise. Alexis trank langsam und ausgiebig. Sie zögerte den Tod des Tieres so lange es möglich war heraus, bis sie am Schluss fast so befriedigt war, als wäre ein Mensch in ihren Armen gestorben. Esme versuchte als erstes ihr Trinkverhalten zu imitieren, da sie ihr Vampirdasein nicht verschleiern konnte und die Anderen sahen, wie ergiebig es war. So versuchten auch sei es und sie stellten alle fest, dass es ihnen tatsächlich half. Was Alexis selbst über den vergangenen Vorfall oder die Jagd dachte, konnte Edward nicht herausfinden. Sie schien etwas vor ihm verbergen zu wollen und ließ ihre Gedankengänge genau so schnell und unberechenbar springen, wie sie es in der Schule tat. Sie saßen alle im großen und einladenden Wohnzimmer der Cullens und Carlisle hielt ihre Konversation sehr leicht. Er erzählte von ihrer Lebensweise und wie sie nach Forks gefunden hatten. Alexis kicherte. „Ja, hier ist eine der wenigen perfekten Orte der Welt für uns!“ Doch ihr Kichern verstummte schnell, denn die Stimmung aller wurde ernst. „Und was führt dich, so allein in unsere Gegend?“ Die Schwarzhaarige seufzte. „Ich bin hier um eine Entscheidung zu treffen!“ Ihre Antwort sorgte für einen verbissenen Ausdruck in Alice Augen. Die zierlichste der Cullens wusste in diesem Moment, dass die Neue der Grund war, warum sie nur den Ausgang, der näherrückenden Zukunft sah und nicht was dazwischen geschah. „Und warum hast du sie noch nicht getroffen?“, fragte sie angriffslustig. „Nun ja, gewisse Entscheidungen brauchen Geduld und Ausdauer, da andere Dinge erst noch geschehen müssen!“ Alexis war reserviert und kühl, sie würde keines ihrer Geheimnisse freiwillig preisgeben. Aber sie schien den Cullens nicht feindselig gegenüber zu stehen, weshalb sie ihre Aussage mit einem Lächeln und beruhigenden Worten abschwächte. „Aber ich werde euch und euer Geheimnis nicht gefährden, denn dann wäre meine Ankunft sinnlos gewesen!“ „Ich glaube nicht, dass du je vor hattest uns zu verraten. Denn dafür bist du anscheinend schon zu lange hier ohne das zu tun. Außerdem bist du wohl ebenfalls enthaltsam, genau so wie wir.“, warf Carlisle ruhig ein. „Ich bin weder wie ihr, noch wie andere! Aber das werdet ihr noch verstehen!“ Ungewollt hatte der Arzt einen Fehler begangen und seinen Gast verletzt. Edward konnte in ihren Gedanken nur noch Blut sehen, als Alexis ohne weitere Worte ging. Keine Umgebung, keine Personen, nur der rote, für sie und die Menschen so wichtige Lebenssaft. Als sie gegangen war, fühlte Bella eine tiefe Leere in sich und sie schüttelte verwirrt den Kopf. Natürlich legten sich sofort wieder starke Arme um sie. „Mach dir keine Sorgen...“ Aber die junge Frau unterbrach ihn. „Das mache ich auch nicht, es ist nur...“ Fragend wurde sie betrachtet, doch sie konnte es nicht beschreiben. „Es wird wohl so sein wie Carlisle gesagt hat. Hätte sie alles auffliegen lassen wollen, hätte sie das bestimmt schon getan!“ Edward hatte nicht genau verstanden, was Bella wirklich meinte, aber ihm war bewusst, dass sie es nicht in Worte fassen konnte. Zart kuschelte sie sich an ihn, es war so viel geschehen, in den letzten Monaten, das sie kaum noch etwas erschrecken konnte und er zog sie auf seinen Schoß, damit die Familie beraten konnte. Aber auch wenn die Cullens Stunden berieten und alles, was sie bisher wussten abwiegten, konnte niemand sagen, was sie von Alexis halten sollten. Edward hatte die junge Frau ‚ausgeschaltet’, weil sie ihre Gedanken so bewusst steuern und springen lassen konnte, dass er ihr zwar folgen konnte, aber es für ihn nicht möglich war, einen Schluss daraus zu ziehen. Alice hatte sie ebenfalls nicht im Blick, da die Grünäugige wohl bewusst eine Entscheidung vor sich herschob. Carlisle hatte schon viel gesehen und bei den Volturi viel gelernt, aber so eine Fähigkeit, mit der sich Alexis frei unter Menschen bewegte oder ihre grünen Augen, dass war ihm noch nie unter gekommen. Genau so wie Emmet, Jasper und Rosalie nicht beschwören konnten, was sie von der ‚Neuen’ halten sollte. Nur Esme schien mit ihrer mütterlichen Liebe, zu glauben, was in der Fremden vorging. „Trotz ihrer abweisenden Haltung und der unterkühlten Art. Diese Alexis wird eindeutig nicht von ihrem Durst geleitet und auf mich machte sie den Eindruck, dass sie sehr einsam ist!“ Dafür erhielt sie ein liebevolles Lächeln ihres Mannes und einen der seltenen Küsse. „Lassen wir ihr ein paar Tage und dann sehen wir weiter.“ Aber wie hätte es auch anders sein sollen, die folgenden Tage waren ganz normal, es gab keine ungewöhnlichen Auffälligkeiten. Nur das Alexis nicht mehr zur Schule kam. Deshalb brachte Edward Bella an einem Nachmittag nach der Schule zu Alice, denn er wusste, dass ihr dort, bei seiner Familie niemals etwas geschehen würde. Er wollte endlich mehr über diese Fremde heraus finden, nach ihren ganzen Andeutungen. Zuerst begann er die Adresse aufzusuchen, die sie als ihren Wohnort in der Schule angegeben hatte und zu seiner Überraschung schien das Haus nicht verlassen, sonder bewohnt. Das Licht der Veranda war an und das Auto seiner Mitschülerin stand in der Einfahrt. Edward fand es schon eigenartig. Eigentlich, so dachte er, müsste Alexis, genauso wie die Cullens, den Geschwindigkeitsrausch lieben. Doch die Karre, welche dort stand, war nicht viel jünger als Bella’s Transporter und dem zu folge lahm... unnütz, wie Edward gern dachte. Leider machte ihm niemand die Haustüre auf, auch nicht nach wiederholtem Klingeln und Klopfen. Also wollte er sich – ähnlich wie bei seiner Freundin in ihren Anfangszeiten – anderweitig Zutritt verschaffen. Aber wieder erwartend, war die Türe nicht verschlossen und so trat er ein. Im Innern der üblich amerikanischen Holzwände, war es warm. Angenehm war – für einen Vampir – Einem Menschen wäre es vermutlich zu warm gewesen. Möbel gab es keine, genau so wenig wie erinnerungsträchtige Bilder oder ähnliches. Der Flur war leer, die Küche... in den dahinterliegenden Zimmer war ebenfalls Nichts. Nur die wacklige Holzleiter, welche zum Dachboden führte, war heruntergezogen. Oben angekommen stand mitten auf dem Speicher ein Bett. Es war kein klassisches Bett, wie man es heute wohl annehmen würde. Viel eher war es eine Art Diwan auf dem in unzählig vielen, weichen Kissen eine junge Frau lag. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig. Hätte Edward nicht gewusst, dass sie ein Vampir war und demzufolge nicht schlafen konnte, er hätte vermutet, dass eine Schülerin einen Nachmittagsschlaf hielt. Er kam näher, aber sie reagierte nicht. Es schien, als würde Alexis ihn überhaupt nicht wahrnehmen. Als würde sie ihn weder riechen, noch hören können und das, obwohl sie ihn schon realisiert haben müsste, als er mit seinem Auto in die Richtung ihres Hauses fuhr, genau so, wie Edward sie gewittert hatte. Fast wie eine Puppe lag sie dort. Ihre porzellanfarbene Haut hob sich fast leuchtend von dem schwarzen Haar ab und ihre Gedanken... Sie war Stumm. Edward hörte nichts. Langsam und grübelnd ging er zum kleinen Fenster des Dachbodens und sah hinaus um nachzudenken. Alexis war mehr als eigenartig in allem, was sie ausmachte. Doch in diesem Augenblick regte sich der Verstand und der Körper von Alexis, gleichzeitig mit ihrer Stimme. Sie grollte und rollte sich auf die Seite. „Du stehst mir im Licht! Noch nicht einmal schlafen kann man in diesem Kaff hier!“ „Schlafen?“ Überrascht drehte sich Edward wieder zu ihr um und starrte sie an. „Seit wann können Wesen unserer Art schlafen?“ Alexis kicherte und schüttelte – noch immer im Liegen – den Kopf. „Ich schlafe nicht wie Menschen und vielleicht lernst du es auch irgendwann, selbst wenn es für dich schwieriger sein mag!“ Dann wurden ihre grünen Augen glasig, als sie sich mit dunklen trafen. „Ich hab es gelernt, als ich verloren ging.“ Natürlich war Edward aufmerksam genug um zu bemerken, dass es etwas unheimlich trauriges gewesen sein musste. Doch er behielt den Anstand und hackte nicht tiefer nach. „Aber wie soll man den Schlafen lernen?“ „Du musst einfach Abschallten, nichts sehen, nichts denken... Einfach nur ruhe finden. Da sich unser Körper nicht im menschlichem Sinn erholen muss, ist das eine Art Schlaf für unseren Geist. Wenn du gut genug bist, bekommst du noch nicht einmal mit, was um dich herum geschieht. Weshalb auch ich dich erst bemerkt habe, als du einen Schatten geworfen hast.“ Alexis schloss wieder ihre Augen und seufzte. „Es gab eine Zeit, in der ich geistlos herumlief. Viele Jahre lang, da habe ich es gelernt!“ Die Klarheit ihrer Gedanken und die Ehrlichkeit ihrer Worte dazu, veranlassten Edward doch vorsichtig nach zu fragen. „Wer bist du wirklich?“ Und für sie beide unverständlich, begann Alexis ihre Vergangenheit auf zu rollen. "Es war vor ungefähr 2149 Jahren, ca. 2351 Jahre nach meinem Erwachen. Ich war im heutigen Italien unterwegs, um genau zu sein in Rom. Die Stadt existierte zu jener Zeit bereits seit etwas mehr als 600 Jahren und stand kurz davor, eine der ersten Millionenstädte der Geschichte zu werden. Schon seit einigen Jahrhunderten, empfand ich es als äußerst ermüdend Menschen zu jagen. Ich hatte schon ziemlich früh festgestellt, dass man sie gar nicht jagen kann! Theoretisch sind Menschen für uns, wie das Vieh im Stall für sie. Sie sind schwach, langsam und langweilig, weshalb ich sie mir ausschließlich für besondere Anlässe aufhebe und von ihnen trinke." Edward, der noch immer am Fenster stand und zu Alexis sah – die sich in den gemütlichen Kissen aufgesetzt hatte – zog eine Augenbraue hoch. Einen solchen Grund, nicht auf menschliche Reize nicht zu reagieren, hatte er noch niemals zuvor gehört. Es war zwar kein völliges Entsagen, wie es die Cullens versuchten und meist auch schafften. Aber wohlmöglich – ganz besonders nach den fast 4.500 Jahren in denen Alexis existierte – ein Motiv – einfache Monotonie. "Ein Raubtier zu jagen, dass hat wenigstens noch seinen Reiz, auch wenn man sie eben so schnell erlegen kann. Ich habe mit der Zeit eine Vorliebe für Geparden entwickelt. Sicherlich kann und will ich es nicht abstreiten, dass menschliches Blut das Höchste der Gefühle ist um auch nur im Ansatz satt zu werden, aber weil mich der Mensch so langweilt, ist es inzwischen so, dass ich nur unter bestimmten Umständen von ihnen gebrauch mache. Was nur alle paar hundert Jahre geschieht. Das letzte mal vor knapp 500 Jahren." Der, im Verhältnis, junge Vampir im Haus nickte und verstand. Die Ältere mit den so wandelbaren Grünen Augen, genoss menschliches Blut und die genannten, besonderen Umstände waren wohl solche Situationen, wie diese, als Alexis über den Fluss hinter seinem Haus flog und schwer verletzt gewesen war. Ihm war zwar nicht klar, warum sie – menschenähnlich – verletzbar war, doch bestimmte Faktoren veranlassten auch sie, manchmal ihrem Genuss zu frönen. "Auch wenn ich den Mensch als Beute unspektakulär finde, mag ich es doch, sie in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. Egal in welcher Epoche, man entdeckt immer etwas anderes. Das war auch der Grund, warum ich mich in Italien und in Rom aufhielt. So eine neuerwachende Riesenstadt – anders konnte man es zu der Zeit nicht bezeichnen – war etwas besonderes und vielleicht unterschied sie sich ja von Babylon oder dem Alexandria in Ägypten. Das hoffte ich zumindest. So ging ich in den ersten Tagen einfach nur durch die Straßen und sah mich um. Rom war damals moderner, als manche Landeshauptstadt nur tausend Jahre später. Zumindest, was seine Sauberkeit betraf. Das machte es mir nun doch etwas schwerer, mich wirklich frei zu bewegen. Denn auch, wenn du mein Talent kennst, dass ich in jeglicher fremden Gruppe von Wesen unbemerkt eintauchen kann, war der Geruch ihres Blutes, deutlicher als irgendwo anders und genau so verlockend. Aber ich ignorierte es – zumindest hatte ich das vor!" Ein kurzes Schmunzeln glitt über Edwards Lippen, er konzentrierte sich zwar ausschließlich auf ihre gesprochenen Worte, doch er konnte es nicht verhindern, dass er in ihrem Kopf einige verlockende Erinnerungen sah. Bilder, wie reizvoll es für jeden ihrer Art gewesen wäre, hier und dort einen kleinen Snack zu sich zu nehmen. "Doch kurz vor dem Morgengrauen, meines fünften Tages in Rom, begegnete ich einem Centurio, dessen Duft mich genau so aus der Bahn warf, wie Bella’s dich vermutlich aus der Fassung brachte.! Langsam stand Alexis von ihrem Bett auf und sah Edward eindringlich an. Sie wusste, welchen Geruch er durch ihre Vergangenheit ebenfalls wahr nahm und wie er ihr damaliges Verlangen, welches der Römer in ihr geweckt hatte, spüren konnte. Denn für sie war es nicht so, als wären Tausende von Jahren vergangen, viel eher lag jene – bestimmte – verflossene Zeit für Alexis nur einen Wimpernschlag zurück. Und Edward schluckte... "Ich möchte nicht die Vermutung äußern, dass es das Selbe war. Viel eher hoffe ich, dass es – für uns beide – einzigartig ist. Denn ich möchte diesen Augenblick nicht teilen oder gar wissen, dass es präzise genau das Gleiche noch einmal gibt. Wie schnell hätte ich ihn zu mir locken können und ich erlag auch fast dieser Versuchung, denn meine Beine steuerten mich direkt zu diesem Centurio. Aber mein Verstand hatte gelernt über meine Lust zu regieren, weshalb ich nicht bei ihm stoppte, sondern weiter ging. In der nächsten Gasse bog ich ab und zerbiss mir dabei fast meine Unterlippe. So stark war ich noch niemals von einem Menschen angezogen worden." Natürlich wusste Edward genau wovon sie sprach, denn auch er hatte in der ersten Zeit nur daran denken können, wie er sich an Bella’s Blut bemächtigen könnte. Auch wenn er ihrer Hoffnung Gewissheit geben konnte – was er ihr später einmal sagen könnte – Ihre Gefühle waren ähnlich gewesen und doch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. "In der darauf folgenden Nacht hatte ich mich wieder vollständig unter Kontrolle und ich beschloss diesen Mann zu beobachten, um heraus zu finden, warum er diese Wirkung auf mich hatte. Denn ich wollte mich davon überzeugen, dass es nicht von den Göttern – welche mich einst zu dem machten, was ich heute bin – bestimmt war. Ich folgte ihm einige Zeit. Wie lange genau, weiß ich nicht mehr. Aber da es Hochsommer war, konnte ich ihm nur Nachts nahe kommen. Schnell stellte ich fest, dass er etwas Besonderes war. Sein Name war Tiberius – nichts außergewöhnliches, damals – Er trug sein dunkelbraunes Haar nicht kurz, wie es üblich war. Sie waren so lang wie meine und er hatte sie meist im Nacken zu einem langen Zopf zusammen gebunden. Wie du dir vermutlich denken kannst, war er aufgrund seiner – relativ – hohen Stellung in der Armee, mit erst 20 Jahren, ziemlich selbstbewusst und war durchtrainiert. Seine Augen waren deinen sehr ähnlich, wenn du frisch gejagt hast..." „Golden und warm...“, stellte Edward fest und konnte trotz des langen Haares noch nichts außergewöhnliches an dem jungen Mann feststellen und er verbot sich auch weiterhin, aus ihren Gedanken die restliche Geschichte wahrzunehmen. Diese Fremde öffnete sich ihm aus irgendeinem Grund und er wollte dieses seltsame Vertrauen nicht missbrauchen. "...Doch sein Äußeres war es nicht allein, auch wenn er mir – als ich noch ein Mensch war und es mir erlaubt gewesen wäre – gefallen hätte. Tiberius hatte keinerlei Interesse an den üblichen männlichen Gehaben, welche damals Tradition hatten. Weder frönte er über dermaßen dem Wein, noch gab er sich Schlägereien hin. Ich habe sogar eines Nachts gesehen, wie er einem Straßenkind Essen zusteckte und ich bin mir nicht sicher, ob es diese kleine – heutzutage öfter selbstverständliche – Geste war oder die Hoffnung, die ich als Mensch hatte, dass es so jemanden geben würde, der mir hilft. Aber auf einmal begann ich seinen Weg zu ebnen. Ich wollte, dass ihm niemand Schaden zufügen würde und ich muss gestehen, dass mir so ein oder zwei seiner Rasse zum Opfer gefallen sind. Wenn man erfolgreich war oder auf dem Weg dorthin, war es damals normal, viele Feinde zu haben, die einem an den Kragen wollten." Alexis hatte für diesen Centurio getötet und Edward hatte gehört, wie wenig es ihr ausmachte. Nämlich überhaupt nichts. Es war deutlich, dass sie es nicht bereute und jederzeit wieder tun würde, wenn sie es als nötig erachtete. "Tiberius war aufmerksam. Er hatte mit den Wochen bemerkt, dass ich ihm folgte. Ungewollt war ich unvorsichtig geworden und eines Nachts sprach er mich an. Er fragte mich, ob ich jemandem gehöre – eine Sklavin war – und etwas von ihm wissen wolle und all solche Dinge. Ich musste Schmunzeln und hatte wegen meiner Blässe auch die perfekte Ausrede. In der Sonne lief ich Gefahr, dass meine Haut schaden nahm, weshalb ich mich hauptsächlich Nachts frei bewegen konnte und er glaubte mir. Wir freundeten uns an – wenn man von Freundschaft sprechen konnte – Es war viel eher so, dass es für ihn an der Zeit war eine offizielle Frau an seiner Seite zu ernennen und ebenso war er der Meinung, für mich wäre es ebenfalls Zeit in den Schatten eines Mannes zu treten." Ein unwahrscheinlich süßes Kichern glitt aus ihrer Kehle. "Wenn Tiberius da gewusst hätte... Es war merkwürdig für ihn und für mich. Denn normalerweise war man bereits verheiratet oder versprochen und Liebe entwickelte sich nur selten während einer Ehe. Man konnte es sich nicht aussuchen und der Mann hatte das Glück, weil es geduldet wurde, dass er seine Liebe vielleicht einmal bei einer Frau oder einem Mann finden würde, welche nicht mit ihm verheiratet war. Eine Frau wurde bei Ehebruch hingegen mit dem Tode bestraft. Doch wir... Je mehr wir Zeit miteinander verbrachten, desto mehr wollte ich ihn bei mir haben und ihn glücklich sehen... Kurz ich liebte ihn und ihm erging es mit mir genau so. Ich hatte keine Hemmungen mit dem was ich bin... Im Gegensatz zu dir, Edward, glaube ich NICHT daran, wenn der menschliche Körper stirbt und zu unserer Art wird, dass er die Seele mit sich ins Totenreich nimmt." Der Blutsauger sah sie an. „Du meinst, es ist eine Sache der Erziehung als Mensch, welchem Glauben man angehört?“ "Ja, genau das. Ich komme aus Ägypten und bei uns war es durchaus denkbar, dass die Seele nach dem Tod in den Körper zurückkehren kann. Also kann sie auch in ihm verweilen! Des weiteren kann es auch passieren, dass Gut und Böse eine ganz andere Rolle einnehmen, als man es im heutigem klassischem Sinn sieht!" Edward machte ein Geräusch, dass er sie verstanden hatte und darüber nachdenken würde. Und Alexis erzählte ihre Geschichte weiter. "Eines Nachts war es dann soweit. Tiberius hielt um meine Hand an und ich zog mich zurück. Ich hatte ihm ja nie die Wahrheit gesagt, was ich war. Denn zu Beginn wollte ich ja nur wissen, was er war... Da zog er sich anscheinend enttäuscht zurück. Doch noch während er sich umdrehte und gehen wollte, stand ich ihm wieder Gegenüber. Nicht das er verwundert war über diesen schnellen Ortswechsel meinerseits. Ich war überrascht, denn auf seinem Gesicht sah ich dankbares und verliebtes Lächeln, während er nach meiner Hand griff. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es vermieden ihn zu berühren – um nicht mit meiner Kälte aufzufallen, meine Gier hatte damit nichts zu tun. Sie hatte ich trotz seines Geruches im Griff. Und er fragte mich, ob ich ihm nicht endlich sagen wollte, wer ich wirklich wahr. Tagsüber hatte er sich immer versucht über mich zu informieren. Doch es war, als würde ich nicht existieren. Weil er mich aber inzwischen kennengelernt hatte, konnte ich in seiner Überzeugung kein Dämon oder etwas in der Art sein. Also führte ich ihn aus Rom heraus. Er vertraute mir und ich vertraute darauf, dass ich nicht doch irgendwann schwach werden würde. In einer absolut menschenleeren Gegend, zeigte ich ihm schließlich wer ich war. Ich möchte nicht behaupten, dass er keine Angst vor mir hatte. Doch er wollte mich an seiner Seite und verdrängte es, weshalb ich ihm so wenig Anlass zur Sorge gab wie möglich. Tiberius kam unwahrscheinlich gut mit dieser Geschichte klar und auch, dass ich eindeutig um einiges älter war als er. Ebenso verlobten wir uns dann wirklich, was er sogleich am nächsten Tage bekannt gab. Wegen meiner ‚fehlenden’ Existenz, gaben wir fast meinem wahren Geburtsort an und sagten: ‚Ich käme aus einer abgelegenen Ecke Ägyptens.’ Was man uns auch bedenkenlos abnahm, nicht zuletzt, weil ich mein Talent – was Gruppen betrifft – einsetzte. Unsere Probleme begannen, als wir uns auch körperlich lieben wollten. Du kennst vielleicht das Gefühl, die Menschen sind so schwach... so... zerbrechlich. Ich schlug ihm vor, er solle sich doch eine zweite, menschliche Frau besorgen, doch er wollte nicht und ließ sich etwas einfallen." Diesen Teil ihrer Vergangenheit sprach Alexis nicht aus. Doch sie gab Edward Zeit, es in ihren Gedanken zu lesen. Tiberius hatte Ketten besorgt, die wie er meinte, Alexis halten könnten. Die Grünäugige empfand es als eine Art Farce, denn kein Metall, weder damals noch heute würden sie aufhalten können. Doch sie ließ ihn gewähren um ihrer Liebe willen. Sie hatten sich zurück gezogen und der Römer hatte sie angekettet. Dann hatte er sein Schwert gezogen und sich eine Wunde am Unterarm zugefügt, die ungefährlich war, aber genügend blutete, dass er die rote Flüssigkeit in ihren offenen Mund tropfen lassen konnte, ohne dass sie ihn beißen musste. Es hätte nicht viel gefehlt und Alexis hätte sich losgerissen und ihn angefallen. Was Tiberius in ihren tiefroten Augen sehen konnte. Glücklicherweise sah er sie dabei nicht verschreckt oder panisch an, sondern mit dem Vertrauen, dass sie ihm entgegen gebrach hatte, als sie ihm ihre Geschichte erzählte. Was Alexis beruhigte. Danach versorgte der Centurio seinen Arm und ließ der Vampirin Zeit. Als sie wieder bei klarem Verstand war und er sie loseiste, begannen sie Zärtlichkeiten auszutauschen. Weiter drang Edward nicht in sein Gegenüber ein. Dies wäre eindeutig zu intim gewesen. „Heutzutage würde man es wohl als krank und pervers abstempeln. Aber ich glaube, wenn ich deinen Gedanken richtig gefolgt bin. War dies für damalige Verhältnisse normal.“ Alexis nickte, bevor sie fortfuhr. "Ich konnte mir seinen Geschmack jetzt nicht nur vorstellen. Viel eher wusste ich, dass er noch viel besser war, als ich mir je zu Träumen erlaubt hatte. Es war schrecklich und gefährlich! Denn jetzt war sein Duft noch mehr als ein Lockruf. Direkt nachdem er seiner Lust ebenfalls verfallen war – was für mich körperlich nicht möglich war, da ich ihn wohl versehentlich getötet hätte – zog ich mich zurück. Das tat ich von Tag zu Tag mehr. Ich wollte einfach nicht, Tiberius Leben zerstören. Er hatte eine fantastische Zukunft im römischen Heer vor sich. Wenn er einer von uns – zu jung – würde. Müsste er in wenigen Jahren seinen eigenen Tot vortäuschen. Außerdem kam die Zeit der Verwandlung noch dazu, wonach nicht zwingend gesagt war, dass er die Jagt auf Menschen, so schnell wie ich als ermüdend empfand. So geschah es, dass ich nur wenige Tage nach unserer besonderen Nacht nichts mehr von ihm hörte." Edward sah sie mitleidig an. Er kannte das Gefühl, der Liebsten nicht wirklich nahe sein zu können und durch seine Monate lange Trennung von Bella, wusste er ebenso, wie schmerzlich es für Alexis gewesen sein musste. Denn es war noch etwas ganz anderes, Gedanken und die damit verbundenen Bilder und Gefühle wahrzunehmen oder sie tatsächlich zu fühlen. "Zuerst wollte mir niemand seiner Soldaten und Freunde sagen, was mit ihm geschehen war. Doch durch einen Zufall fand ich heraus, dass er sich hat versetzen lassen. Freiwillig! Als Grund hatte er angegeben, dass er eine neue Herausforderung bräuchte. Ich wusste es besser. Er wollte weg von mir... Wochenlang lief ich verdüstert durch Rom, noch nicht einmal die Menschen und wie sie mir hätten schmecken können, lenkten mich ab. Mir wurde sogar schlecht, als seien sie verdorben. Einer von Tiberius Freunden trat irgendwann auf mich zu. Dieser sagte mir, dass der Centurio glaubte, ich hätte ihn nur ausgenutzt und war auf die Nacht mit ihm aus. Weshalb er mir so eine Nacht sofort bieten würde, ohne langes Vorspiel und vorgetäuschten Gefühlen. Denn mein Körper würde ihm gefallen. Ich wedelte ihn weg, denn ich hatte verstanden und auf einmal fiel auch mir auf, dass es genau so für Tiberius ausgesehen haben musste. Der Körper seines Freundes flog irgendwo hin. Ich hatte ihn gar nicht so fest berührt, glaubte ich. Doch in Gedanken verloren, war es so fest, dass er durch zwei Wände eines Hauses flog und danach an seinen Verletzungen starb. Dann machte ich mich schnell aus dem Staub, brach in die Hauptwache der Armee ein und fand heraus, dass Tiberius nach Volterra versetzt wurde." Alexis machte eine Pause und erschauderte, während Edward zu rechnen begann. "Die Voltaren waren bereits die wahren Herrscher der Stadt. Doch ich hatte mich immer aus Vampirangelegenheiten herausgehalten, weshalb ich nicht an eine Gefahr für Tiberius dachte. Sondern ausschließlich daran, wie sehr er mir fehlte und ich ihn brauchte. Auf dem Weg nach Volterra fasste ich einen Entschluss. Wenn Tiberius wirklich so verletzt war, weil er glaubte, ich hätte mit ihm gespielt... Wenn er das Selbe für mich Empfand wie ich für ihn, dann würde ich ihn zu einem von uns machen... ich würde für immer an seiner Seite sein! Wie immer in diesem sonnigem Teil der Welt, kam ich des Nachts an. Doch anders als erwartet, war die Stadt in heller Aufregung. Im Mittelpunkt war eine riesige Menschenmenge um eine Art Bühne versammelt. Vier Männer, waren auf dieser Erhöhung versammelt. Ich kannte nur einen und sah was die Anderen für Wesen waren." „Caius, Markus und Aro...“, sprach Edward ihre Namen aus und sah wie sich Alexis Blick verfinsterte. "Tiberius war weniger eine Beute für sie, viel eher war er eine Art Zeichen. Er war viel zu lange mit mir zusammen gewesen und hatte meinen Duft an sich. Sie wollten verhindern, dass ihnen dort jemand den Rang streitig machte, da ‚ihre’ Stadt noch ziemlich neu war. Also töteten sie ihn... Sie ließen sich Tiberius schmecken... und ich kam kaum eine Sekunde zu spät. Mit einem teuflischem Lächeln sahen mich ihre drei Gesichter an, als sie mich erkannten. Ich konnte sehen, was für ein Vergnügen es ihnen bereitete, dass ich dieser Warnung an andere unserer Art – in ihrer Stadt – beigewohnt hatte. Ganz besonders, da ihr Opfer... Tiberius... Meinen Geruch an sich hatte. Doch ich verdarb ihnen diese Freude. Sie waren noch viel zu Jung und dementsprechend unerfahren. Nachdem ich Tiberius in meinen Armen hielt und vergeblich gehofft hatte, dass mich mein Sinn... mein Wissen, dass er wahrhaftig tot war, nicht getäuscht hatte; legte ich ihn wieder auf das Holz. Ich konnte nicht schreien, ich hatte nach über 2000 Jahren der Einsamkeit jemanden gefunden, den ich bei mir haben wollte und der mich auch ebenso bei sich haben wollte. Doch ich hatte ihn schon verloren." Edward hatte in Alexis Gedanken gesehen, wie der Centurio sie in seinen letzten Atemzügen auf sich zukommen sah. Er hatte seinen Schmerz und seine Hoffnung durch ihre Augen gesehen... Doch vor allem hatte er in diesem Gesicht, eines sterbenden Mannes gesehen, wieviel diese unsterbliche Frau ihm bedeutete. "Noch immer stand diesen drei Vampiren die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben und doch begann sich dieser Ausdruck zu verändern. Zuerst schienen sie zu glauben, Tiberius wäre mir egal gewesen, da ich so ruhig blieb. Aber dann, als ich zu den Menschen um uns herum – den Menschen, welche von ihnen ‚beherrscht wurden – kam... als sie sahen, mit welcher Geschwindigkeit ich einen nachdem anderen Tötete. In einer Reihenfolge, dass jeder – egal ob Mensch oder Vampir – den Tod seines Liebsten zuerst mit ansehen musste... dass ich dabei begann die Häuser in Flammen zu stecken und Wände einriss..." Alexis unterbrach sich selbst. Denn auch wenn es den Historikern heute nicht bekannt war, hatte sie die gräulichste Tat der Geschichte begangen. Nur Caius, Markus und Aro hatte sie am Leben gelassen, welche danach die Stadt ganz von Neuem aufbauen mussten. Kurz darauf sah Edward eine einsame Gegend und einen Hügel, der mit weißen Lilien (was so viel wie Reinheit bedeutet) bewachsen war. "Ich brachte den Leichnam von Tiberius aus Volterra heraus. Ich beerdigte ihn nach verschiedenen Bräuchen. Zuerst verbrannte ich seinen sterblichen Körper und dessen Asche vergrub ich in der Mitte eines Landstückes, welches Heute noch in Privatbesitz ist. Meins! Der einzige Rückzugsort, den ich mir die ganzen Jahre bewahrt habe, an dem ich wirklich Ruhe finden kann." Edward wusste, wie Alexis sich fühlen musste – nicht nur, weil er dies aus ihren Gedanken hörte. Er kannte das Gefühl, denn auch er hielt Bella einmal für tot. Mit einer seiner geschmeidigen Bewegungen, tauchte er vor Alexis auf, die mit einem verzweifeltem und gequältem Gesichtsausdruck gegen eine Wand starrte und zog sie fest in seine Arme. Sagen brauchte er nichts, denn sie würde verstehen. "Es hätte einfach sein müssen... Einfach so weiter zu machen wie zuvor... aber es war nicht möglich! All die Jahrtausende und doch war ich nicht mehr als ein verlorenes Kind..." Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen den beiden Vampiren, auch als sie sich wieder lösten. Denn Alexis hatte die Umarmung erwidert, da sie ihr den Halt gab, welchen sie noch niemals – auch nicht als Mensch – erhalten hatte. „Du kommst also aus Ägypten.“, stellte Edward irgendwann fest und die Schwarzhaarige nickte. "Ich würde in Ägypten geboren und aufgezogen. Meine Familie gehörte weder zu dem armen Fußvolk, noch zum reichen Adel. Jedoch floss auch in unseren Adern göttliches Blut. Über unzählig viele Ecken, waren wir nämlich doch mit dem göttlichen Pharao verwand. Für mich jedoch zählte das nicht. Mir wurde schon kurz nach der Geburt ein Zeichen auf mein linkes Schulterblatt gebrannt – hinter dessen mein Herz schlug – ich sollte einem der damaligen Götter geopfert werden und wurde auch nach ihnen benannt. Anath Kauket Anath war ursprünglich eine westsemitische/altsyrische Göttin des Krieges. Die Schutzgöttin gegen wilde Tiere. Und Kauket war die Gemahlin des Kuk. Sie sind die Urgötter der Finsternis. Sie verkörpert das urzeitliche Chaos. Ich glaube, wenn meine Eltern gewusst hätte, wie wahr dieser Name einmal meinem Wesen entsprechen könnte, vielleicht hätten sie dann einen Lieblicheren gewählt. Als ich dann meinen 19. Jahreswechsel erlebte, wurde ich in einen der großen, aber abgelegenen Tempel gebracht. Viel von dem, was mich die Lehrer seit meinem 4. Lebensjahr gelehrt hatte, verstand ich nie. Denn vom Prinzip her, glaubte ich nicht an das was den Menschen und seine Erschaffung ausmachen sollte. Doch nachdem ich dort sehr freizügig und prächtig gekleidet worden war, ließen mich die Priester allein in dem riesigem Altarraum. Nur wenige Minuten später sollte ich auch erfahren warum. Der ‚Gott’, den ich dort erblickte, war kein Gott in dem Sinne, wie die Menschen sich die Götter vorstellten. Es war ein Vampir und er hatte so eine Art Packt mit den Priestern geschlossen. Sie gaben ihm Opfer und er ließ die Menschen im Glauben, dass die Gottesdiener Macht besaßen. Natürlich hatte ich keine Chance ihm zu Entkommen, als mich die kalte Panik erfasste. Aber zu meinem Glück hörte er mitten in seinem Tun auf und floh. Ich wusste nicht, was mich rettete... oder was ihn auf einmal störte. Ich kann nur sagen, ich wusste er war weg und würde nicht zurück kommen. Also schleppte ich mich in seine dunklen Räume im Innern des Tempels. Dort verlor ich mein Bewusstsein und starb. Ich konnte damals nicht... und ich kann auch heute nicht sagen, wie lange ich dort lag. Jedoch als ich wieder erwachte, war ich einer von uns." Tatsächlich war Edward fasziniert von dieser Geschichte gewesen. „Weißt du heute, was ihn davon abgehalten hat, dich zu töten?“ Die Grünäugige nickte. „So was ähnliches, wie das, was euch das Leben hier schwer macht... Keine Wölfe, sondern Schakale!“ Ihre Abscheu war deutlich zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)