Schuld und Unschuld von aois_koibito (Das Schicksal findet seinen Weg) ================================================================================ Kapitel 37: 37. Kapitel ----------------------- 37. Kapitel: „Und wann hätten Sie wieder eine Wohnung frei?“, fragte der Schwarzhaarige am Telefon, und trat verärgert einen der vielen Umzugkartons, die immer noch die Hälfte der Wohnung versperrten. Denn bis jetzt weigerte er sich noch strikt dagegen, diese auszupacken. Schließlich hatte er nicht vor hier für länger zu verweilen. Er wollte hier nur noch weg! Er hielt es hier einfach nicht mehr aus! Dieses angespannte Schweigen schmerzte! Auch Uruhas Worte, die er ihm während ihres Streits entgegengeworden hatte, hallten andauernd in seinen Ohren wider und ließen sein Herz gequält gegen seine Brust schlagen! Es tat einfach nur noch weh! Murrend und verärgert legte Aoi auf und warf sein Handy wütend aufs Bett. Er fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Wieder kein Erfolg! Gab es denn keine einzige verdammte Wohnung mehr in Tokio? Seit nun fast einer Woche hatte er nicht mehr mit Uruha geredet; ging ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Und seit nun fast einer Woche versuchte er eine Wohnung für sich zu finden, da seine alte Wohnung bereits wieder vermietet war. Zuerst hatte er mit den Gedanken gespielt, ob er Kai und Reita fragen sollte, ob er eine Weile bei ihnen wohnen könnte. Doch er wollte ihre Zweisamkeit nicht stören. Er wollte nicht hier mit Uruha leben. Schließlich wollte er ihm ja keine ‚Umstände’ machen! Und da waren sie wieder! Die Erinnerungen… Die Erinnerungen an Uruhas Worte! »Du sollst auf dich aufpassen können? Das hat man ja vor ein paar Wochen gesehen!« »Ich soll keine Ahnung haben? Wer hat dich immer ins Krankenhaus gefahren, wenn Yune mal wieder die Kontrolle über sich verloren hatte? Wer musste sich immer dein Geheule anhören? Ich! Ich musste schon immer auf dich aufpassen!« Aoi schüttelte schnell den Kopf, um diese schmerzenden Worte wieder aus seinem Kopf zu bekommen. Denn er wollte nicht schon wieder weinen. Doch es war zu spät. Die erste Träne fand ihren Weg über die Wange des Schwarzhaarigen, ehe sie zu seinem Kinn gelangte und für Aoi leidvoll laut auf die Bettdecke tropfte. Was tat er hier eigentlich? Jetzt versuchte er krampfhaft sich von Uruha zu lösen, und das obwohl er ihn noch immer liebte. Er wollte ihn nicht verlassen! Doch Uruhas Worte hatten ihn gezeigt wie dieser wirklich über ihn dachte. So war Aoi zu dem Schluss gekommen das Uruha ihn nicht wirklich liebte, sondern nur seinen Beschützerinstinkt an ihm durchlebte. Und gerade dieses Eingeständnis brannte schmerzhaft in seiner Brust. Doch er musste gehen! So war es besser für sich alle. Er wollte Uruha nicht mehr zur Lat fallen, schließlich hatte er es wohl schon sein ganzes Leben lang getan, ohne es überhaupt gemerkt zu haben. Aber besser später als nie. Und Yuki… Auch die Trennung von dem zierlichen kleinen Brünetten würde ihm nicht leicht fallen. Schließlich gehörte die Hälfte seines Herzend ihm. Doch da er momentan nicht mehr in der Lage war Liebe zu geben, da er sich vor sich selbst ekelte, weil immer noch die Spuren der fremden groben Hände seinen Körper zierten, konnte er jetzt einfach kein Gefühl der Zuneigung oder Nähe zeigen. So waren es gerade diese Gefühle die eine Beziehung aufbauten. Daher war ihre Beziehung wohl schon kaputt, bevor sie überhaupt richtig beginne konnte sich zu entfalten. Ein deprimierender Gedanke… Doch noch bitterer war die Tatsache, dass er auch noch Schuld daran war. Er war Schuld an den Bruch ihrer Beziehung… „Aoi?“, ertönte plötzlich eine leise aber sehr sanfte Stimme. Aoi zuckt erschrocken zusammen und wischte sich schnell mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, als er auch schon spürte wie sich das Bett neben ihm leicht bewegte. „Alles in Ordnung?“, fragte Yuki leise und strich kurz und scheu, aufmunternd über Aois Rücken. Schließlich glaubte er nun zu wissen was den Schwarzhaarigen so sehr quälte. Und daher wollte er ihm durch seine Berührung nicht wieder Angst machen! Yuki biss sich auf die Unterlippe. Er hatte sich für heute etwas vorgenommen. Doch so richtig wusste er nicht wie er es bewerkstelligen sollte. Aoi sah nun, trotz der Pein über seine geröteten Augen auf, und versuchte seinen Freund anzulächeln. Doch sein Lächeln wirkte trüb und aufgesetzt, da es seine Augen nicht erreichte. Trüb und freudlos schauten sie in die seinen, ehe Aoi langsam den Kopf schüttelte. Nichts war in Ordnung… „Willst du wirklich nicht bei uns bleiben…?“, seufzte Yuki traurig. Aoi schloss kurz verängstigt die Augen und knabberte nervös auf seiner Lippe herum. Genau diese Frage war es, die er zu beantworten so sehr fürchtete. Sie könnte seinen Entschluss, diese Wohnung für immer zu verlassen und Uruha und Yuki zurückzulassen, ins Wanken bringen. Verunsichert sah er zu Yuki, der ihn beinahe flehend ansah. Natürlich entging dem Schwarzhaarigen das verliebte Glitzern in seinen Augen nicht. Und das verstand er nicht? Wie konnte Yuki ihn denn noch lieben? Er war schmutzig… ekelhaft… befleckt… Doch er musste lügen! Er durfte Yuki nicht die Wahrheit erzählen! Es war besser für ihn! Für Uruha… Für sich selbst? „Natürlich will ich… aber ich kann es nicht… nicht mehr!“, hauchte Aoi mit kratziger Stimme und sah betreten zu Boden. Jetzt hatte er doch die Wahrheit gesagt, und er verfluchte sich dafür, dass er so schwach war Yukis bittenden und liebenden Blick nicht zu widerstehen. Yuki atmete erleichtert auf, und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen. Denn jetzt sah der zierliche Brünette noch Hoffnung. Hoffnung, um Aoi zum bleiben zu überreden. „Hör mal… diese ganzen Umzugkartons und gestapelten Möbel stören irgendwie… also… wirkt nicht gerade gemütlich… was hältst du davon wenn wir Urus Sachen aussortieren und deine einsortieren!“, lächelte Yuki sanft und sah den Schwarzhaarigen mit seinen großen glitzernden Rehaugen an. Aoi schluckte, und ein Hauch von Panik macht sich in ihm breit. „D-das geht nicht!“, wisperte Aoi leise und rutschte aufgeregt auf dem Bett Hin und Her. „Wieso?… Du hast doch eben gesagt das du eigentlich nicht gehen willst… und wer weiß… wenn alles etwas persönlicher und schöner eingerichtet ist, gefällt es dir hier bestimmt gleich viel besser! Und du weißt genau wie ich das es Monate dauern kann bis du eine andere Wohnung gefunden hast! Schließlich sind wie hier in Tokio!“, versuchte Yuki Aoi weiter lächelnd zu überreden. Doch Aoi biss sich fest auf die Unterlippe und sah Yuki gequält an, und der zierliche Brünette verstand. Natürlich hatte er DAFÜR auch vorgesorgt. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Uruha ist einkaufen! Und wird bestimmt ne ganze Weile weg sein!“, schmunzelte Yuki und sah den Schwarzhaarigen mit großen Augen an. Natürlich stimmte es nicht das Uruha freiwillig einkaufen gegangen war. Das Yuki ihn rausgeschmissen und ihm die Einkaufsliste hinterher geworfen hatte traf eher. Schließlich wolle er heute mit Aoi allein sein. Er wollte ihm nämlich verständlich machen, dass er trotz seiner Berührungsängste und trotz der Vergewaltigung kein schlechter Mensch war. Er war immer noch Aoi! Aoi, den er liebte! Natürlich musste er es auch schaffen dem Schwarzhaarigen verständlich zu machen, das Uruhas verletzende Worte nicht ernst gemeint waren, und sie auf einem gegenseitigen Missverständnis beruhten. „Okay… dann aber nur das Nötigste!“, sagte Aoi dann leise und stand langsam vom Bett auf. „Natürlich!“, lachte der Kleinere freudig und hüpfte euphorisch an Aoi vorbei direkt in die Wohnstube. „Ich hab gedacht das wir mit Urus Schrankwand anfangen… ich hab vorhin nen kurzen Blick in einer der Schubladen geworfen, und wurde beinahe vom Chaos erschlagen!“, kicherte Yuki und zog eine der größeren und längeren Schubladen auf. Doch als er dann den Inhalt erspähte, schoss ihm peinlich berührt das Blut ins Gesicht und schob die Schublade schnell wieder zu. „Vi- vielleicht sollten wir in einem anderen Zimmer anfangen auszumisten!“, fiepte Yuki mit hoher Stimme und kratzte sich verlegen den Hinterkopf, während ihn Aoi verwirrt musterte. Dennoch stachelte das Verhalten des Kleineren seine Neugier an, und so zog er, ohne auf den wild gestikulierenden Prostest des Brünetten zu achten, die Schublade auf. Und was er da sah, ließ ihn vor Staunen den Mund aufklappen. Das war ja mal wieder typisch Uruha. „Uruha war aber in den letzten Jahren wirklich fleißig! Eine sehr überzeugende Sammlung!“, schmunzelte Aoi nun, während Yuki ein zustimmendes Grummeln von sich gab. „Komm wir ordnen sie!“, gab Aoi nun begeistert von sich, was Yuki entsetzt nach Luft schnappen ließ. Und ohne zu zögern häufte er die vielen bunten Kondome aufeinander und versuchte so viele wie möglich zum Tisch vor dem Sofa zu tragen. Vergessen war für einen Moment das Leid und die Qual. Der Schmerz war für einen kleinen Augenblick verraucht. Denn Aoi musste unbedingt wissen ob Uruha ‚es’ ebenfalls aufbewahrt hatte. „Nimmst du die Restlichen?“, fragte Aoi als er sich auch schon vor dem Tisch hinkniete um die vielen Kondome auf dem kalten Holz auszubreiten. „Versteh mich jetzt nicht falsch… aber ist es nicht ein wenig komisch wenn ein erwachsenen Mann Kondome sammelt?“, fragte Yuki skeptisch und warf noch ein paar Kondome auf den Tisch, und erntete von Aoi einen belustigten Blick. „Also ich find Kondome sammeln lustiger als Briefmarken sammeln!“, verteidigte er Uruha, was Yuki natürlich sofort auffiel. Jetzt sah er eine Chance Aoi von Uruhas Liebe von Neuem zu Überzeugen. Daher ließ sich Yuki neben Aoi auf dem Boden fallen und begutachtete den doch sehr beachtlichen Haufen an Kondomen. „Wonach wollen wir ordnen?“, fragte Yuki leise und immer noch etwas verlegen, doch er sah das der traurige Schleier um Aois Augen sich langsam verzog, und daher wollte er dem Schwarzhaarigen diese Freude machen. Vielleicht war auch jetzt der Moment gekommen, zu Aoi durchzudringen, auch wenn er sich das lieber ohne Kondome gewünscht hätte. „Nach dem Jahr!“, summte der Schwarzhaarige und begann auch schon begeistert mit dem Ordnen. Dennoch wurde Aoi immer ungeduldiger. Denn das was er sich erhofft hatte zu entdecken, war nicht auffindbar, worauf die Zweifel ob Uruha ihn wirklich einmal geliebt hatte wieder penetrant und schmerzhaft an seinem Herzen fraßen. Erst als er hörte wie Yuki entsetzt nach Luft schnappte wandte er den Blick von den Kondomen ab und sah den zierlichen Brünetten fragend an. „Ich glaub es nicht! Das ist ja schrecklich!“, jappste Yukke und verzog das Gesicht. Fragend hob sich Aois Augenbraue nach oben. „Was soll an einem Kondom so schrecklich sein?“, fragte er verwirrt, da schließlich der gesamte Tisch mit Kondomen bedeckt war. „Weil dieses Kondom von 1987 ist! Da war Uruha mal gerade sechs Jahre alt!“, gab Yuki immer noch entsetzt von sich. „Wieso sollte sich ein Sechsjähriger ein Kondom kaufen? Das kann er doch gar nicht gebrauchen! Da regt sich doch eh nichts!“, sagte der zierliche Brünette kleinlaut und musterte Aoi verdattert, als er sah wie der Schwarzhaarige immer breiter zu Grinsen begann. Freudig lachend, nahm er das Kondom aus Yukis Händen und strich vorsichtig darüber. Seine Augen gewannen seit Tagen ihr freudiges Funkeln wieder, und auch sein Lachen erleichterte sein Herz um einiges. Er hatte ‚es’ also aufgehoben! Hatte es all die Jahre aufbewahrt! Also konnte er ihm so gar nicht egal sein! Uruha… „Dieses Lächeln habe ich vermisst!“, seufzte Yuki lächelnd, als Aois Blick verträumt auf dem sehr alten Kondom lag. Aoi brauchte eine Weile bis er Yukis Worte verarbeitet hatte, schließlich durchliefen alte Erinnerungen sein inneres Auge. Es waren schöne Erinnerungen… Schöne Erinnerungen mit Uruha! Doch als er das Wort ‚Lächeln’ hörte, schaute er überrascht zu Yuki auf. Und es stimmte! Er lächelte! Er lächelte tatsächlich! Ein ehrliches glückliches Lächeln; kein aufgesetzte! Und dabei hatte er gedacht, dass er gar nicht mehr in der Lage sei, seine Lippen lachen zu lassen. Glücklich sah Aoi zu Yuki und erwiderte seinen sanften Blick. Dennoch erkannte er auch das Yuki die Frage, was es denn mit diesem Kondom auf sich hat, in den Augen brannte. Und so begann er diese alte, kleine aber sehr bedeutsame Geschichte zu erzählen. „Als Uru und ich in die Grundschule gingen… haben wir in den längeren Pausen immer Wasserbomben – Schlachten ausgetragen… aber immer nur gegen die eine B-Klasse…!“, schmunzelte Aoi und sah lebhafte Bilder vor sich. „Und wie du dir sicher denken kannst wollte Uru immer gewinnen!“, lachte der Schwarzhaarige leicht. „Daher wollten wir größer Wasserbomben bauen… doch im Laden gab es nur die einfachen Wasserbomben… und naja… durch eine Verstrickung von Zufällen“, grinste Aoi belustigt, „sind wir vor einem Kondomautomaten gelandet… es war schon spät… wir hätten schon längst zu Hause sein sollen… und die Viertel in denen Kondomautomaten auf der Straße stehen, sind nicht gerade Jugendfrei… daher sollte ich Schmiere stehen, während Uru die Kondome zog…!“, amüsiert und völlig in die Vergangenheit eingetaucht schüttelte er den Kopf. „Ich weiß noch das ich totalen Schiss hatte das wir erwischt werden… doch wir hatten Glück… als wir dann in der Straßenbahn saßen, hat er mir sie gezeigt… zwar hatten wir nur Geld für drei Stück gehabt… doch wir fühlten uns total cool…!“, verdrehte Aoi heiter seine Augen und blickte wieder auf das Kondom. „Uruha hatte extra ein blaues Kondom gezogen… da Blau meine Lieblingsfarbe ist… und ich hatte mich darüber sehr gefreut…. doch als wir am nächsten Tag die Kondome mit Wasser füllen wollten, hatte Uruha nur die anderen zwei Kondome mit… er hatte gemeint das er das Blaue verloren hätte…!“ Aoi hielt das Kondom hoch. „Doch wie du und ich nun wissen, hat Uruha gelogen und es die ganze Zeit aufgehoben…!“, seufzte Aoi und war mehr als nur gerührt, als sich seine Lippen zu einem Schmunzeln formten. „Siehst du! Du kannst es doch!“, hauchte Yukke fröhlich und rutschte etwas näher an Aoi heran, der ihn perplex ansah. Yukis Worten waren völlig Zusammenhangslos. „Was?“, fragte Aoi verwirrt und schluckte als er den warmen Blick Yukis auf sich spürte. „Du kannst immer noch lieben!“, wisperte der zierliche Brünette leise, und Aois Augen weiteten sich entsetzt. Nein! Das konnte er nicht mehr! Schließlich ließe er sich ja nicht mehr von Uruha und Yuki anfassen! Und dadurch tat er ihnen nur noch mehr weh. Was sollte das denn für eine Liebe sein? Aoi biss sich auf die Unterlippe und senkte beschämt den Blick! „Nein… ich kann es nicht mehr!“, hauchte er nun wieder mit kratziger Stimme. Der fröhliche Glanz aus seinen Augen war schlagartig verschwunden. Die Realität holte ihn wieder ein. Was hatte er sich nur dabei gedacht sich dem träumen hinzugeben? „Doch du kannst es… nur musst du erst wieder lernen dich selbst zu lieben!“, flüsterte Yuki und versuchte sich seine Verzweiflung über den plötzlichen Stimmungsumbruch seines Freundes nicht zu zeigen. Schließlich musste er jetzt stark sein! Stark genug um Aoi von sich selbst zu überzeugen! „Ich will mich aber nicht mehr lieben… ich kann mich nicht mehr lieben...!“, gab Aoi mit zitternder Stimme von sich und versuchte aus der Situation zu flüchten, doch Yuki hielt ihm am Arm fest. Yukis Griff war nicht fest, sondern bittend. Und allein diese sanfte Berührung tat so unendlich weh, dass es Aoi die Tränen in die Augen trieb. „Bitte Yuki… ich kann nicht mehr… ich hasse mich… ich hasse mich das ich so schwach bin… ich hasse meinen schmutzigen Körper… aber an meisten hasse ich es das ich euch nicht mehr lieben kann… bitte Yuki… lass mich doch einfach gehen! Es ist besser so!“, schluchzte Aoi und sprach damit zum allerersten Mal aus, was sein Herz seit Wochen quälte. Dennoch war daran nichts mehr zu ändern. Er hasste sich! Er liebte nicht! Er würde Uruha und Yuki verlassen! Es war besser so! Besser? „Aoi… jetzt hör mir zu… ich weiß genau was du durchmachst… weißt du nicht mehr… ich habe mich auch vor jeder Berührung gefürchtet… und ich hasste mich dafür… aber du… du hast mich verstanden… du hast mir nicht weh getan… du hast mir die Angst und den Hass genommen!“, sagte Yuki nun etwas lauter mit bebender Stimme, da auch er nun mit den Tränen zu kämpfen hatte. Aois Schmerz war für ihn unerträglich! „Uruha und ich… wie lieben dich… wir würden dir nie so weh tun wie SIE es getan haben… wir lieben dich… vor uns brauchst du nicht weglaufen… für uns bist du immer noch der gleiche Aoi… du bist nicht Schuld daran… bitte hör auf dich zu hassen … lass nicht zu das SIE dich kaputt machen …!“, schluchzte Yuki laut; von seinen Gefühlen völlig überwältigt. Er hatte sich so viel Worte überlegt, die er Aoi hätte sagen wollten, und nun hatte er nur Satzfetzen zu Stande bekommen. „Ich weiß nicht ob ich das schaffe?“, gab Aoi erstickt und weinend von sich; tief berührt von Yukis Worten. Die lebhaften Erinnerungen von DIESER Nacht, schienen ihn wieder zu übermannen. Würde dieser Schmerz wohl irgendwann verblassen? „Natürlich schaffst du das… wir sind für dich da… wir schaffen das zusammen… bitte!“, keuchte Yuki schniefend und warf sich regelrecht Aoi um den Hals. Seine zierlichen Hände krallten sich in Aois Shirt, während er sein Gesicht an dessen Brust bettete. Sein Körper bebte förmlich vom Weinen. „Bitte…!“, hauchte Yuki immer wieder, während Aoi mit sich kämpfte. Er zögerte kurz, doch dann schlang auch er seine Arme um den bebenden Leib, vergrub sein Gesicht in Yukis Haaren und ergab sich seinen Tränen. Würde er es wirklich schaffen können? Er wusste es nicht… Das einzige was er wusste, war das Yuki und Uruha ihm viel bedeuteten, auch wenn er es nicht mehr so zeigen konnte, wie er es eigentlich wollte! Daher sollte er es versuchen… Versuchen den Selbsthass hinter sich zu lassen… Auch wenn er dafür eigentlich keine Kraft mehr hatte! Er wusste nicht wie lange sie sich so gegenseitig in den Armen lagen. Er wusste nur das Yukis Umarmung ihn beruhigte, und er sich trotzdem krampfhaft an ihm festhielt. Aus irgendeinen Grund, hatte er Angst, das wenn er sich von Yuki löste, seinen Entschluss, sich selbst nicht mehr zu hassen, sich in Rauch auflöste. Langsam versiegten ihre Tränen und Stille umhüllte sie. Es war keine beängstigende, sondern eine sehr angenehme Stille. Jedes Wort oder Geräusch hatte das jetzige Zusammensein zunichte gemacht. Sie hörten ganz genau das Klimpern eines Schlüssels, als auch schon die Wohnungstür aufsprang. Also war Uruha vom Einkaufen wieder zurück. Langsam löste sich Yuki von dem Schwarzhaarigen. Sein Lächeln lag warm auf ihn und er strich vorsichtig eine Strähne aus Aois Gesicht, die sich dort verirrt hatte. „Warte hier!“, hauche Yuki leise, stand auf und verschwand aus dem Wohnzimmer. Yuki ging direkt in die Küche wo Uruha versuchte die Lebensmittel zu verstauen, doch da Yuki alles ein wenig umgeräumt hatte, suchte der Brünette verwirrt in jedem Schrank umher. „Lass mal… ich mach das!“, kicherte Yuki, und stellte sich auf seine Zehenspitzen um Uruha einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen. „Aoi ist im Wohnzimmer!“, wisperte er dann und schob Uruha bestimmend aus der Küche. Als Uruha dann plötzlich vor der Tür der Wohnstube stand, biss er sich auf die Unterlippe. Wild schlug sein Herz in der Brust. Denn er hatte Angst! Angst, dass Aoi ihm seine verletzenden Worte nicht mehr verzeihen würde. Angst, dass er ihn verlassen würde. Angst, dass Aoi jetzt nicht mehr hier war. Er atmete noch einmal tief durch, und drückte den Türgriff herunter um dann so leise wie möglich die Tür aufzuschieben. Sein Herz hüpfte glücklich und erleichtert auf, als er sah Aoi dort wirklich sitzen sah. Wie lange hatte er ihn jetzt schon nicht mehr gesehen? Viel zu lange war es her! Und das obwohl sich in der gleichen Wohnung befanden! Verunsichert strich sich Uruha durch die Haare und ließ sich dann neben dem Schwarzhaarigen auf dem Boden sinken. Aoi sah nicht zu ihm auf, und das schmerzte. Anscheint miet er ihn noch immer, und wenn es nur sein Blick war, den der Schwarzhaarige sich weigerte zu erwidern. Es tat weh! Sein Herz tat so weh! Das schlechte Gewissen quälte ihn! Er wusste nicht was er sagen sollte, geschweige denn was er tun sollte, als sein Blick auf den Tisch fiel. Erst jetzt bemerkte er, das dass Holz mit vielen bunten Kondomen bedeckt war. „Oh… ihr habt sie also gefunden!“, kicherte Uruha, doch Aoi reagierte nicht darauf und starrte weiter auf den Tisch. Uruha seufzte. Was sollte er bloß tun? „Aoi… bitte verzeih mir… das was ich zu dir gesagt habe… das meinte ich nicht so… ich war wütend weil ich dich nicht verstanden habe… und das tut mit leid…!“, hauchte der Brünette sanft und musterte Aoi mit warmen und sanften Blicken. Doch auch dieses Mal konnte er keine einzige Regung des Schwarzhaarigen erkennen. Nun schon verzweifeln biss sich Uruha auf die Unterlippe. Was konnte er sagen, sodass Aoi ihn glaubte? „Du bist keine Last für mich… bitte so glaube mir doch… eher bin ich eine Last für dich… da…“, Uruha schluckte und sammelte seinen ganzen Mut zusammen um seine wahren Gefühle jetzt wirklich über seine Lippen kommen zu lassen, „da ich dich viel mehr brauch als du mich… bitte Aoi sieh mich an… ich halt das nicht länger aus…!“, flüsterte Uruha nun mit kratziger Stimme. Aoi erbebte kurz bei Uruhas Worten, und schon wieder konnte er es nicht verhindern, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. „Es tut mir auch leid…!“, sagte der Schwarzhaarige mit belegter Stimme und sah nun auf um Uruha endlich wieder in die Augen zu sehen. Für einen kurzen Moment sahen sie sich nur an, und Uruha versuchte all seine Liebe in seinen Blick zu legen, damit Aoi ihn wirklich Glauben schenkte. Vorsichtig und langsam legte er seine Hand auf Aoi Wange, um eine Träne auf dessen Gesicht mit dem Daumen wegzuwischen. Aoi war bei Uruhas Berührung nicht ängstlich zusammengezuckt, noch hatte er ihren intensiven Blickkontakt gebrochen, und allein das ließ Uruhas Herz noch härter gegen seine Brust schlagen. Aoi genoss diese Berührung, denn in seinem Kopf hallten Yukis Worte wider. Uruha und er würden ihm nie weh tun! Er musste unterscheiden lernen zwischen IHREN Händen und den Händen Urus und Yukis! Vielleicht würde jetzt doch alles gut werden!? „Was tut dir leid?“, fragte Uruha leise. „Na das ich dich ‚Arschloch’ genannt habe!“, schluchzte Aoi gedämpft, worauf sich auf Uruhas Lippen ein sanftes Lächeln legte. „Das brauch dir nicht leid zu tun… dass hatte ich wohl verdient!“, schmunzelte der Brünette, als es in ihm aufgeregt zu kribbeln begann als er sah wie sich Aois Mundwinkel belustigt nach oben zogen und still nickte. „Ich hab noch was für dich!“, wisperte der Größere und auf Aois fragenden Blick hin, griff er in seine Jackentasche und zog ein kleines Fellknäuel hervor. Erst als Uruha es vorsichtig auf seinen Schoß setzte erkannte Aoi, dass es eine kleine Katze war. Schwarz mit weißen Pfötchen! Aois Lippen formten sich zu einem warmen Lächeln, und allein dieses Lächeln tat ihm und seinem so schwachen Herzen gut. Vorsichtig strich er der kleinen Katze über den Rücken, die darauf sofort zu Schnurren begann. Mit vor Glück leuchteten Augen sah er Uruha an, wodurch sich eine prickelnde Gänsehaut auf Uruhas gesamten Körper legte. Wie sehr hatte er diesen Blick vermisst! Diese leuchtenden, wunderschönen Augen! „Du kannst mir nicht jedes Mal wenn du Mist baust eine Katze schenken!“, schmunzelte der Schwarzhaarige und Uruha lachte leise auf. „Naja… die Wohnung ist groß… ich denke ein paar Katzen passen hier noch rein!“, scherzte der Brünette, da er nie wieder vorhatte sich mit Aoi zu streiten. Viel zu schmerzhaft war dieses Tagelange Schweigen und Ignorieren gewesen! Das würde er ganz sich nicht noch ein zweites Mal überstehen! Dazu liebte er Aoi zu sehr! Aoi verdrehte belustigt die Augen und lachte leise, wodurch in Uruha ein sehr starkes Bedürfnis wach wurde. Doch wusste er nicht, ob er es schon wagen konnte! Er biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Darf… darf ich dich küssen?“, fragte Uruha so leise, dass er schon glaube Aoi hatte ihn nich verstanden, als dieser vergnügt lächelte. „Seit wann fragst du denn?“, flüsterte der Schwarzhaarige, und Uruha sah ihn hoffnungsvoll an, ehe er sich langsam Aois Gesicht näherte, da er ihm nicht wieder Angst einjagen wollte, und legte so sanft wie möglich seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen. Vorsichtig umschmeichelte er die süßen Lippen des Schwarzhaarigen, diesen besinnlichen Kuss zaghaft erwiderte. Wie hatte er diesen Geschmack doch vermisst! Doch beließ Uruha es bei diesem sanften Kuss! Schließlich musste er Aoi Zeit geben! Doch das der Schwarzhaarige diese intime Berührung zugelassen hatte, ließ ihn glücklich lächeln. Seufzend lehnte er seine Stirn an die des Schwarzhaarigen, sodass sie beide dem wilden und liebenden Herzschlag des jeweils anderen lauschen konnten. War das der Hoffnungsschimmer auf den er die ganze Zeit gewartet hatte? Ja! 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