Sterne funkeln immerfort von sherd (Georges Leben nach Freds Tod...) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- George schloss geräuschvoll seine Zimmertür und warf das Kästchen aufs Bett. Es nervte ihn, dass er es nicht aufbekam, nicht nachsehen konnte, was darin war. Ein paar Mal ging er im Zimmer auf und ab und überlegte, was er jetzt tun sollte. Im Moment hatte er keine besonders große Lust, seine Zeit weiterhin damit zu vergeuden, nach dem Ursprung des Kästchens zu fahnden. Er wollte etwas Sinnvolles tun. Kurz entschlossen griff er nach seinem Umhang und dem Schlüsselbund, packte sich noch einen der Kartons mit den Artikeln für den Laden, die er neben seinem Bett gestapelt hatte und machte sich auf den Weg nach unten. Ohne ein weiteres Wort zu seiner Mutter, die noch immer in der Küche stand und an der er hastig vorbeilief, verlies er das Haus durch die Hintertür. Er machte ein paar weit ausgreifende Schritte durch den Garten und apparierte dann, als er am Gartenzaun angelangt war. Kurz darauf spürte er die gepflasterte Straße der Winkelgasse unter seinen Füßen und schaute sich aufmerksam um. Hier herrschte ebenso geschäftiges Treiben wie am Vortag. Etliche Hexen und Zauberer eilten von Geschäft zu Geschäft, Familien waren mit ihren Kindern beim Einkaufen, alles in allem ein hektisches, aber harmonisches Bild, welches sich vor seinen Augen abspielte. Zielstrebig ging er auf das Geschäft, welches seinem verstorbenen Bruder und ihm gehörte, zu und öffnete die Ladentür mit dem Schlüssel. Dann entzündete er die Lichter im Raum und warf die Tür hinter sich ins Schloss. George sah sich um und atmete zwei Mal tief ein und aus, bevor er ein paar weitere Schritte in das Zimmer hinein machte und sich umschaute. Es sah hier tatsächlich noch so aus wie an dem Tag, als er und Fred überstürzt nach zu Tante Muriel aufgebrochen waren, weil sie untertauchen mussten… Sein Bruder war gerade dabei gewesen, die Regale neu zu bestücken. Sämtliche Kartons, aus denen er die Artikel geholt hatte, standen noch auf dem kleinen Beistelltisch. Er selbst hatte an jenem Tag gerade versucht, etwas Neues zu entwickeln: im ganzen Kassenbereich waren noch seine ganzen Utensilien dafür verteilt. Alles im Laden war jetzt von einer dünnen, aber sichtbaren Staubschicht bedeckt, die sich hier in den letzten Monaten angesammelt hatte. George seufzte und ging in einen der Hinterräume, um die Putzsachen zu holen. Wenn er den Laden wirklich wieder aufmachen wollte, musste er hier erst einmal Ordnung schaffen. Er schnappte sich zwei Eimer und große Putzlappen, sowie Staubwedel. Dann stellte er alles im Verkaufsraum ab und schwenkte seinen Zauberstab, was die Dinge dazu bewegte, in Windeseile mit dem Saubermachen zu beginnen. Dann führte er die Arbeit seines Bruders zu Ende, die so lange geduldig darauf gewartet hatte… Abwesend sortierte er die Artikel im Regal ein und dachte dabei an alles Mögliche, nur nicht daran, dass Fred nicht jeden Moment auftauchen würde, um ihm zu helfen. Dass er nie wiederkommen würde. Als nächstes räumte er seine Sachen im Kassenbereich zur Seite und schaffte den mitgebrachten Karton in einen der Vorratsräume. Dann ging er wieder zurück und blieb am Fuße der Treppe, die nach oben in die Wohnung führte, stehen. Er wusste, dass er es nicht ewig hinauszögern konnte, da hinauf zu gehen. Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, lief er die Stufen nach oben und blieb erneut wie angewurzelt stehen. Langsam streckte er die Hand nach dem Türknauf aus und öffnete beherzt die Tür. Im Flur standen etliche Schuhpaare, von jedem immer zwei Mal das Gleiche. Einige Umhänge und Mäntel, ebenfalls in doppelter Ausführung, hingen an den Kleiderhaken auf der linken Seite. George ging den Flur entlang und warf im Vorbeigehen immer wieder einen Blick in die anderen Räume. Küche und Bad waren weitestgehend ordentlich, sein Raum hingegen nicht. Vor der geschlossenen Tür von Freds ehemaligem Zimmer blieb er schließlich stehen. Wieder dauerte es einige Augenblicke, bis er den Mut aufbrachte, sie zu öffnen. Auch hier war es ähnlich unaufgeräumt. Kleidung lag überall auf dem Boden verteilt, während sich auf dem Schreibtisch die Pergamente und etliche andere Dinge nur so stapelten. Das Bett war ebenfalls nicht gemacht. Alles war genauso, wie er es noch in Erinnerung hatte. An den Wänden hingen ein paar Quidditchposter, aber eine davon war für Fotos reserviert worden. George trat an die Bilder heran und betrachtete sie eingehend. Ein ungeheurer Schmerz breitete sich in seiner Magengrube aus, als er feststellte, dass die meisten davon die Zwillinge zeigten. Er nahm eines davon in die Hand. Sein Lieblingsfoto. Er hatte es selbst, in einem Bilderrahmen und auf dem Nachttisch, in seinem Zimmer nebenan stehen. Es war noch gar nicht so alt, sondern zeigte die Brüder an ihrem letzten gemeinsamen Weihnachten. Er konnte sich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. George hockte auf dem Fußboden und blätterte gelangweilt in Tagespropheten, als plötzlich Fred herein stürmte und sich neben ihn auf den Fußboden setzte. „Schau mal, ich hab’s hinbekommen.“, sagte er begeistert und zog einen Zauberstab hervor, den er George feierlich überreichte. Sein Bruder wusste natürlich sofort, wovon die Rede war. „Wahnsinn. Und er kehrt wirklich jeden Zauber genau in das Gegenteil um?“, fragte George und drehte den Zauberstab begeistert in den Händen. „Naja, nicht jeden. Aber die gängigsten. Das wird sicherlich ein Kassenschlager!“, antwortete Fred noch immer ganz aus dem Häuschen. In jenem Moment betrat seine Mutter den Raum. „Was heckt ihr hier schon wieder aus?“, fragte sie bedrohlich. „Nichts, Mum, wirklich.“, versicherte George ihr schnell und legte den Zauberstab beiseite. Die Mutter der Zwillinge schaute skeptisch, setzte dann aber ein warmes Lächeln auf. „Rutscht ein bisschen zusammen, ich will ein Foto von euch beiden machen.“, forderte sie dann und hob die Kamera an die Augen. „Du hast doch schon tausende von Bildern von uns.“, beschwerte sich Fred. „Ja, und die zwei Typen darauf sehen immer alle gleich aus.“, fügte George hinzu. „Jetzt stellt euch nicht so an! Und keine Grimassen dieses Mal!“ Fred legte daraufhin den Arm um die Schulter seines Zwillingsbruders und zog ihn ein bisschen näher zu sich. George fand es besser, der Aufforderung seiner Mutter nachzukommen, allein schon, weil er wusste, dass sein Bruder es auch tat und zog es somit vor, zu Lächeln. Dann drückte seine Mutter den Auslöser. Das Foto steckte George in die Tasche seiner Hose, dann verlies er den Raum wieder und schloss die Tür hinter sich. Jetzt, im Nachhinein betrachtet, war es gar nicht so schlimm gewesen, hierher zu kommen. Nicht so qualvoll, wie er es immer erwartet hatte. Allerdings glaubte er auch nicht, dass der Schmerz noch lange auf sich warten lassen würde. Seufzend ging er nach unten in den Verkaufsraum und stellte zufrieden fest, dass alles sauber und staubfrei war. Die Reinigungsgeräte hatten sich schon von selbst weggeräumt. Es war jetzt sicherlich schon weit nach Mittag, aber zurück in den Fuchsbau wollte er noch nicht. George überlegte eine Weile hin und her, bis er sich schließlich dazu durchringen konnte, das Geschlossen-Schild an der Tür mit dem auszutauschen, auf dem Geöffnet stand. Bis zum Abend konnte er ruhig ein paar Dinge verkaufen. Kurz, nachdem er den Laden wieder aufgemacht hatte, strömten die Kunden nur so herein. Er war überrascht, verspürte aber auch ein wenig Freude. Seinen Sinn für das Geschäft hatte er nicht verloren, denn es fiel ihm noch immer unglaublich leicht, die Artikel mit ein paar flotten Sprüchen an den Mann zu bringen. Allerdings wurde ihm auch hierbei wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr Fred ihm eigentlich fehlte. Am Abend gegen sechs Uhr verabschiedete George die letzten Kunden an der Ladentür. Er schaute sich noch einmal zufrieden um und beschloss, die Regale morgen aufzufüllen. Allerdings brachte er die Besen und Staubwedel mit einem Wink seines Zauberstabs noch dazu, hier sauber zu machen, bevor er die Tür abschloss und zum Fuchsbau apparierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)