Sterne funkeln immerfort von sherd (Georges Leben nach Freds Tod...) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Sie erschienen direkt vor dem Laden in der Winkelgasse. George schaute sich aufmerksam um. Er hatte die Straße schon lange nicht mehr so belebt gesehen. Sogar die damals ausgeraubten und zerstörten Geschäfte waren wiederaufgebaut worden. Er reckte den Hals, um ein bisschen weiter sehen zu können und stellte fest, dass selbst Olivander seine Zauberstäbe wieder verkaufte. Es hatte sich so vieles geändert. Wie lange hatte er nicht am Leben teilgenommen…? Dann wandte er sich um und kramte in der Hosentasche nach seinem Schlüssel. Natürlich hätte ein Schlenker mit dem Zauberstab ausgereicht, aber so kam es ihm richtig vor. Quietschend öffnete sich die Tür und die Brüder traten langsam in den dunklen Raum ein. Selbst im dämmrigen Licht, welches von draußen herein fiel, konnte George die zentimeterhohe Staubschicht auf den Regalen erkennen. Unschlüssig trat George noch etwas weiter in den Laden hinein, bevor er mit einem Schlenker seines Zauberstabs zuerst die Tür ins Schloss fallen lies und dann die Lichter entzündete. Abwesend bewegte er sich durch den Verkaufsraum, lies hier und da seine Finger über ein paar der Sachen streifen und blieb schließlich vor der Treppe stehen, die nach oben in die Wohnung führte. Ron war ihm die ganze Zeit über gefolgt und blieb nun seinerseits dicht neben ihm stehen. „Ich kann da nicht hoch. Noch nicht jetzt.“, brachte George nach einiger Zeit mühsam hervor. „Kann ich verstehen.“, murmelte Ron daraufhin. Auch ihm schien der Gedanke nicht gerade zu behagen. George atmete tief ein und aus, bevor er weitersprach. „Es muss ja nicht heute sein.“, meinte er dann und wandte sich wieder um. „Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich hier will. Lass uns wieder gehen.“, fügte er schließlich noch hinzu. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt. Er konnte hier nicht sein. Noch nicht. „Okay.“ Ron hatte nichts dagegen einzuwenden. George war ihm dankbar, dass er keine Fragen stellte und sie nicht noch ein Gespräch wie vorhin auf dem Friedhof führen musste, dass er ihn zu nichts drängte. „Lass uns gehen.“ George löschte die Lichter und sie verließen den Laden. Sorgfältig verschloss er die Tür und apparierte gemeinsam mit seinem Bruder. Als sie den Fuchsbau betraten, war Mrs. Weasley gerade dabei, den Mittagstisch zu decken. Sie lächelte leicht, als ihre Söhne zur Hintertür eintraten. „Oh, da seid ihr ja wieder. Schön, dass ihr es doch noch zum Mittag geschafft habt. Ron, sag doch bitte den anderen Bescheid, dass das Essen fertig ist, ja?“ „Klar.“, Ron verlies den Raum und stapfte lautstark die Stufen nach oben. George schwang seinen Zauberstab, um seiner Mutter beim Decken des Tisches zu helfen, dann setzte er sich auf seinen gewohnten Platz und entzündete die Kerze für Fred. Seine Laune war noch immer nicht gerade in Bestform. „Alles in Ordnung, George?“, fragte seine Mutter plötzlich und bedachte ihn mit einem besorgten Blick. George zwang sich zu einem Lächeln und hoffte, dass es überzeugend wirkte. „Ja, klar. Alles bestens.“ „So siehst du nicht aus, Liebling.“ „Ich weiß. Wir… wir waren heute an Freds Grab. Irgendwie hat mich das mehr mitgenommen, als ich dachte.“, gab er schließlich zu. Eher würde seine Mutter wahrscheinlich sowieso keine Ruhe geben. Mrs. Weasley stiegen die Tränen in die Augen, was sie dazu veranlasste, ein paar Mal hintereinander zu blinzeln. Sie sagte allerdings nichts, sondern tätschelte George nur die Schulter. In jenem Moment polterten mehrere Personen die Treppen herab. Sie wandte den Blick von der Tür ab und tat so, als wäre sie mit dem Mittagessen beschäftigt, dass noch in den Töpfen vor sich hin kochte. Nach und nach füllte sich der Raum. Schließlich saßen alle am Tisch und begannen zu essen. George beteiligte sich an keinem der Gespräche und hörte den anderen nur teilweise zu. Niemand sprach ihn an und dafür war er sehr dankbar. Seine relativ gute Laune vom Morgen war mittlerweile wie weggeblasen… Als er fertig war, stand er wortlos noch vor dem Nachtisch auf und stapfte die Treppen nach ob in sein Zimmer. Vorsichtig schloss er die Tür und legte sich dann auf sein Bett. George versuchte verzweifelt nachzudenken, konnte aber keinen der Gedanken genau erfassen. Er war müde. Was hatte all das schon für einen Sinn? Niedergeschlagen schloss er die Augen und lauschte. Aus dem Erdgeschoss vernahm er die gedämpften Stimmen seiner Familie und der Wind pfiff leicht um das Haus. Ansonsten war es still. Er lag lange so da, bis er schließlich einschlief… Als er die Augen aufschlug, war es stockdunkel im Zimmer. Verwirrt setzte George sich auf und schaute umher. Wie lange hatte er geschlafen? Mit einem Schlenker seines Zauberstabs entzündete er die Lampe auf seinem Nachttisch. Angestrengt versuchte er, wach zu werden, was ihm nach wenigen Minuten sogar gelang. Sein Magen knurrte, also hatte er wahrscheinlich nicht nur ein kurzes Nickerchen gehalten… Mühsam stand er auf und streckte seine steifen Glieder. George fühlte sich wie erschlagen. Als er sich gerade zur Tür bewegen wollte, fiel sein Blick auf die Geschenke, die noch immer auf seinem Nachttisch lagen. Unter anderem war da dieses Holzkästchen, von dem er noch immer nicht wusste, wer es ihm geschenkt hatte. Kurz entschlossen nahm er es und verlies erst dann sein Zimmer. Leise schlich er die Treppen hinab. Im Wohnzimmer brannte zwar noch Feuer im Kamin, aber es war niemand zu sehen. Schulterzuckend ging er in die Küche und entzündete die Lichter. Auf der Arbeitsfläche stand ein Teller mit Abendessen, an dem ein Zettel mit seinem Namen lehnte. Er lächelte leicht, nahm die vorbereitete Mahlzeit sowie Besteck und begab sich dann ins Wohnzimmer. George lies sich auf das Sofa vor dem Kamin fallen, legte die Füße auf einen kleinen Hocker und stellte das Holzkästchen neben sich ab. Dann machte er sich über sein Essen her, während er auf die Flammen starrte. Als er fertig war, stellte er den Teller auf dem Tisch ab und griff nach dem Kästchen. Er drehte es in den Händen und inspizierte es von allen Seiten. Vorsichtig versuchte George es zu öffnen, doch das kleine Schloss, was daran hing, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zuerst versuchte er, es per Hand zu öffnen, nahm aber schließlich doch den Zauberstab zu Hilfe, als das nichts brachte. Er probierte alle Zauber daran aus, die dazu dienten, ein Schloss zu öffnen, doch auch das half nichts. Verwirrt drehte George es wieder in den Händen. Wieso sollte ihm jemand ein Kästchen schenken, was sich nicht öffnen lies? Er nahm sich vor, Hermine am Morgen zu fragen, ob sie ihm damit helfen konnte. „Hey, stör ich dich?“, riss ihn Percys Stimme plötzlich aus seinen Gedanken. George schaute zur Tür, wo sein Bruder im Pyjama unschlüssig stehen geblieben war und schüttelte dann den Kopf. „Nein, gar nicht. Komm ruhig rein.“, antwortete George und lies das kleine Kästchen schnell hinter seinem Rücken verschwinden. „Wieso bist du noch wach?“, wollte Percy wissen und nahm auf dem Sessel gegenüber Platz. „Der Hunger hat mich nach unten getrieben, glaube ich.“, antwortete er und zwang sich zu einem Lächeln. „Und wieso schläfst du nicht?“ „Ich… ich schlafe schon lange nicht mehr besonders gut.“ Er atmete ein paar Mal tief ein und aus, bis er schließlich weitersprach. „Ich bin froh, dass ich dich hier getroffen habe. Ich muss wirklich mit dir reden. Wir hatten bis jetzt noch nicht die Gelegenheit dazu.“ George schluckte schwer. Er wusste, was jetzt kommen würde und schwieg vorerst. „Ich habe Fred als letztes gesehen. Mit mir hat er zuletzt gesprochen. Es tut mir Leid, dass ich ihn nicht retten konnte.“ Percy senkte den Blick. Ihm war es sichtlich schwer gefallen, das auszusprechen. „Ich… Percy. Es ist nicht… nicht deine Schuld, wenn du das denkst.“, brachte George mühsam hervor. Schon wieder füllten sich seine Augen mit Tränen. Innerlich verfluchte er sich selbst für seine furchtbare Schwäche. „Doch, das ist es. Ich hätte besser aufpassen sollen. Dann würde es dir jetzt nicht so gehen. Uns allen nicht. Alles könnte sein wie früher. Wenn es mir schon schwer fällt, ohne ihn zu sein, wie muss das dann erst für dich sein?“ Percys Stimme brach und er begann lautlos zu schluchzen. George war auf einen solchen Gefühlsausbruch nicht vorbereitet und fühlte sich etwas vor den Kopf gestoßen. „Ich… Mensch, Percy, beruhig‘ dich erst mal. Ich gebe niemandem die Schuld, wirklich. Natürlich ist es nicht einfach ohne Fred, aber… ich krieg das schon hin.“ Percy trocknete seine Augen mit dem Ärmel seines Schlafanzugs, bevor er aufsah und antwortete. „Es tut mir so Leid. Ich hätte für ihn da sein müssen, als großer Bruder. Wenn ich damals nicht so dumm gewesen wäre und-“ George fiel ihm ins Wort.“Percy, wirklich. Du hast alles getan, was du konntest.“ „Ich wünschte, ich könnte mit ihm tauschen. Es hätte mich treffen sollen.“, flüsterte Percy gerade laut genug, dass es auch für seinen Gegenüber hörbar war. Geschockt starrte George seinen älteren Bruder an. „Das meint du nicht ernst, oder?“ Als er keine Antwort erhielt, sprang er auf und nahm auf der Lehne des Sessels Platz. Percy schenkte ihm einen schmerzerfüllten Blick. „So etwas darfst du nicht sagen, Percy. Es ist wie es ist. Ich mache dir, wie gesagt, keinen Vorwurf. Solche Gedanken sollten für dich nicht in Frage kommen. Ich würde keinen meiner Brüder an Freds Stelle wünschen.“ Percy nickte abwesend und starrte auf die gegenüberliegende Wand. „Danke. Das hat mich wirklich fertig gemacht. Ich danke dir, dass du mir keine Schuld gibst.“ George klopfte Percy betont lässig auf die Schulter und erhob sich dann. „Geh wieder ins Bett.“, forderte er seinen Bruder schließlich auf, ging zurück zum Sofa und schnappte sich das kleine Holzkästchen. „Das werd ich jetzt nämlich machen.“ „Schlaf gut, George.“ „Du auch, Percy.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)