Mondlicht und Sonnenwind von Lizard (aus den Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Prolog: Tod ----------- Vorbemerkung zu Fremdwörtern und Fachbegriffen: Da meine Geschichten nun mal auf Deutsch geschrieben sind und ich es bevorzuge bei einer einzigen Sprache zu bleiben, vermeide ich japanische Sprachwendungen weitgehend. Einige Fremdwörter und Fachbegriffe habe ich allerdings aus stilistischen Gründen übernommen, um ein bisschen japanisches Flair einzubringen. Und manche Begriffe (wie z.B. Anrede-Suffixe) lassen sich eben nur schwer übersetzen. Falls jemand den einen oder anderen Begriff nicht kennt, kann er in folgender Liste nachschauen. Hier werde ich fortlaufend alle Fremdwörter, wie sie nacheinander in dieser Story auftauchen, auflisten. *Youki = dämonische Energie oder die Aura eines Youkai (=Dämon bzw. eine bestimmte Art von Dämonen. Youkai sind nur wenig mit der europäischen Vorstellung von Dämonen oder Teufeln vergleichbar. Sie müssen nicht unbedingt böse sein, sondern sind eher ähnlich wie Götter und Geister als eine höhere Macht zu verstehen) *Oyakata = Bezeichnung bzw. Titel für eine bewunderte, höhergestellte Person (meist wird so ein Anführer tituliert) *-sama = Höflichkeitssuffix, sehr ehrerbietige Anrede für Höhergestellte oder für andersartig verehrte Personen wie z.B. Mönche und Priester *Shuriken = Sammelbegriff für per Hand geworfene Wurfgeschosse oder Wurfklingen verschiedener Form (z.B. Wurfmesser, Wurfsterne etc.) *Kataana = einschneidig geschliffenes, leicht gebogenes, mittellanges Schwert, bekannteste Waffe der Samurai, wurde auch als Ehrenwaffe getragen *Haori = traditionelle, japanische Oberbekleidung für Männer, ähnlich einem langen Jackett mit sehr weiten Ärmeln, wurde (und wird teils auch heute noch) in Kombination mit Hakaama (= weit geschnittene Hosen) wie ein Kimono getragen *Inu (no) Taishou = mit ‚Hundeanführer’ oder ‚Herr der Hunde’ übersetzbar, im dritten Inuyasha-Film neben dem Begriff Oyakata-sama als Anrede für Inuyashas Vater gebraucht, beides ist eher als Titel zu verstehen. (Ich verwende Inu no Taishou in meiner Story einerseits als Titel und andererseits in abgekürzter Form (Inutaishou) auch als Name!) *Chichi-ue = eine respektvolle, anerkennende, aber auch intime, freundliche Anrede für den Vater *-san = Höflichkeitssuffix, höfliche Anrede im gewöhnlichen Umgang *Hanyou = Halbblut, Halbdämon: ein aus der Verbindung von Youkai und Mensch entstandenes Mischwesen *-chan = verniedlichendes Suffix für die Anrede von kleinen Kindern (ähnlich dem im Deutschen verwendeten, an Wörter angehängten "chen" oder "lein"), wird auch gern unter Mädchen als Anrede für Freundinnen oder für jüngere Verwandte gebraucht (Falls hier irgendetwas falsch erklärt/übersetzt wurde, dürft ihr mich jederzeit gern korrigieren. Ich bin kein Gelehrter der Japanologie! ^^°) - * - * - * - * - Vorbemerkung zur Story: Diese Geschichte spielt lange Zeit vor Inuyashas Geburt und knüpft an eine andere IY-Fanfic (‚Anfang aller Feindschaft’) von mir an bzw. wurde davon inspiriert. "Mondlicht und Sonnenwind" ist allerdings nicht unbedingt eine Sidestory davon. Man muss jene andere Fanfic nicht kennen, um diese Geschichte hier lesen und verstehen zu können. Beide Geschichten können völlig unabhängig voneinander gesehen werden. Diese Fanfic konzentriert sich sehr auf eins: auf Sesshoumaru bzw. seine Kindheit und seinen Vater sowie auf die manchmal etwas schief laufende Beziehung der beiden (Ich mag konfliktbetonte Vater-Sohn-Geschichten, kommt wohl von meiner Begeisterung für Star Wars, was mich hier ebenfalls ein ganz klein wenig inspiriert hat...^^). Das Ganze wird weitgehend aus den Sichtweisen bzw. den Erlebnissen von Außenstehenden/Nebenfiguren erzählt. Eingebettet ist alles in verschiedene Storyideen, die mir irgendwann beim Schreiben von ‚Anfang aller Feindschaft’ in den Sinn kamen, die mich einfach nicht mehr losließen und die ich daher unbedingt noch in einer Erzählung verarbeiten wollte. Da die Story lange vor Inu Yasha in der Vergangenheit spielt, kommen bis auf Sesshoumaru und seinen Vater leider nur sehr wenige, aus dem Manga/Anime bekannte Figuren und Aspekte vor. Außerdem ist es eine eher episodenhaft gestaltete, zum Teil offen gelassene Geschichte, die zu Beginn und in den Endkapiteln teils auch düster ist. Wahrscheinlich gibt es dafür keinen riesigen Leserkreis. Umso mehr würde mich jeder fördernde Kommentar dazu sehr freuen. Allen Interessierten wünsche auf jeden Fall: Enjoy reading! Prolog: Tod In einer Vollmondnacht hasteten zwei Schatten durch einen Wald. Das dichte Kronendach der Bäume ließ nur wenig Licht hindurch, so dass die Dunkelheit des Waldes die vorwärts eilenden, menschenähnlichen Gestalten fast völlig verschluckte. Doch die beiden hatten keine Probleme sich zurecht zu finden, die Finsternis schien ihnen nichts auszumachen. „Warte...“, keuchte plötzlich eine weibliche Stimme, „bitte, ich kann nicht mehr... lass uns kurz eine Pause machen. Bitte, nur kurz!“ Das voraus laufende Wesen, offensichtlich ein Mann, blieb stehen. „Wir müssen weiter, wir haben es gleich geschafft! Wenn wir die Küste erreichen, kannst du dich ausruhen. Dort sind wir in Sicherheit. Den heiligen Schrein, in dem wir das Kind untergebracht haben, kann er nicht betreten, sein Youki ist zu stark dafür. Und über das Meer auf das Festland wird er uns nicht folgen.“ „Ich weiß, doch... ich kann wirklich nicht mehr... bitte!“ „Also gut...“ Der Mann sah sich kurz um und ging zu einer kleinen, vom Mondlicht erhellten Waldlichtung. Ein glitzernder Bach durchfloss dort eine von weißen Anemonen übersäte Wiese. Die weibliche Gestalt folgte dem Mann zum Bach und ließ sich seufzend neben dem Ufer im blumenreichen Gras nieder. Durstig schöpfte sie etwas Wasser und ließ das kühle Nass aus ihrer hohlen Hand in ihre Kehle rinnen. Im Schein des Mondes konnte man sie nun genauer erkennen. Sie war eine eher dunkelhäutige Frau mit langen, leicht gewellten, rötlichbraunen Haaren und ebenso braunen Augen. Auffallend waren ihre spitzen Ohren und ihre langen, scharfen Fingernägel, die im nächtlichen Licht kurz aufblitzten. Diese Merkmale zeigten, dass sie ein Dämon war. Der Mann neben der Dämonin, der sich immer wieder sorgfältig prüfend umsah, hatte im Vergleich zu ihr sehr helle Haut. Außerdem hatte er glattes, schneeweißes, fast bis zur Hüfte reichendes Haar und trug eine Rüstung. Doch wie sie besaß er spitze Ohren und krallenartige Fingernägel, die ihn als Dämon kennzeichneten. Seine Wangen zierte zudem ein Paar seltsamer, dunkelblauer Streifen. Eine seiner Hände lag an dem Griff seines Schwerts, bereit es jederzeit ziehen zu können. „Es riecht immer noch nach Blut“, sagte er leise, „selbst so weit weg verfolgt uns der Krieg.“ „Meinst du, es konnte außer uns noch jemand ihm entkommen?“ fragte die Frau bang. „Ich denke nicht... dazu ist er viel zu stark und stolz. Er wird niemanden entkommen lassen. Im Kampf kennt er keine Gnade, er wird alle töten.“ Stumm sah die Dämonin zu Boden, zitternd verkrallte sie ihre Hände im Gras und den dazwischen wachsenden Blüten. „Hab keine Angst, es wird alles gut...“, versuchte der weißhaarige Krieger seine Begleiterin zu trösten. Aber er war nicht sehr erfolgreich damit, denn seine leicht schwankende Stimme verriet seine eigene Furcht. Ein eiskalter Windhauch zog auf einmal über die Lichtung, die beiden Dämonen fuhren daraufhin erschreckt zusammen. Hastig drehte sich der Mann um, zog sein Schwert und stellte sich schützend vor die am Bachufer kauernde Frau. Am Waldrand, halb verborgen in den Baumschatten, stand nun ein dritter Dämon in menschenähnlicher Gestalt und kriegerischer Ausrüstung. Er ähnelte dem Aussehen nach auffallend dem Mann auf der Lichtung. Ebenso weißes Haar umspielte sein emotionslos wirkendes Gesicht. Seine Augen glühten rötlich in der Düsternis. „Schnell, flieh“, flüsterte der erste Dämonenkrieger seiner Begleiterin zu und stellte sich mit seinem erhobenen Schwert in Angriffsposition. Die Dämonin zögerte. „Nun lauf schon!“ schrie ihr Beschützer sie an und stieß sie von sich weg. Aufschluchzend richtete sich die Frau auf und lief durch den Bach. Doch sie kam nicht weit. Blitzartig löste sich die Gestalt des dritten Dämons von den Waldesschatten am Rand der Lichtung und sprang ihr hinterher. Die Fliehende erstarrte und blickte entsetzt in die plötzlich vor ihr aufgetauchten, rot leuchtenden Augen. Kurz darauf zuckte sie zusammen und ächzte leise, eine krallenbewehrte Hand durchbohrte ihre Brust. Leblos sackte die Dämonin zusammen und stürzte danach platschend in den Bach. Das Wasser färbte sich rot. „NEIN!“ Aufbrüllend stürzte sich der Begleiter der Getöteten mit erhobenem Schwert auf den ihm so ähnlich ausschauenden Dämonen: „Du gemeiner Mörder!“ Der Angegriffene blieb ruhig im blutigen Bach stehen. Als ihn sein Gegner erreichte und zu einem tödlichen Hieb ansetzte, hob er einen seiner Arme und schlug dem Angreifer das Schwert aus der Hand. Der entwaffnete Krieger taumelte zurück und verkrampfte seine Hände. Für kurze Zeit sah es aus, als wolle er nochmals, dieses Mal mit bloßen Händen angreifen. Doch dann warf er einen Blick auf die Leiche der Dämonin im Bach, ließ seine Arme wieder herabfallen und senkte seinen Kopf. „Geliebte...“, flüsterte er leise und sank am Bachufer ergeben in die Knie. Leichtes Plätschern war zu hören, als der Dämon im Wasser aus dem Bach heraus kam und langsam auf den Knienden zu ging. Letzterer sah hasserfüllt auf, seine feuchten Augen schimmerten blau und erinnerten an funkelnde Saphire. „Verflucht sollst du sein“, sagte er, „warum hast du das getan, warum musste auch sie sterben? Es hätte doch gereicht mich allein... ich verfluche dich, du sollst auch eine Liebe finden, eine verachtete Liebe, so wie die, die du mir genommen hast. Und wenn du diese Liebe gefunden hast, so soll sie dich wie mich zerstören und vernichten!“ Der rot glühende Blick, mit dem der andere Dämon auf den Knienden herabsah, veränderte sich. Die Röte daraus verschwand und wich einem prächtigen Goldton. Doch es sprach keine Wärme aus diesen goldenen Augen, sie wirkten wie kalt glänzendes Metall. „Spar dir deine Flüche, ich bin schon längst verdammt“, erwiderte der goldäugige Dämon: „Kein weiterer Schmerz, den du mir noch zufügen willst, kann mich mehr treffen, dafür ist die Wunde, die du mir bereits geschlagen hast, schon zu tief. Du existierst nicht mehr für mich, Koniromaru, es hat dich niemals gegeben.“ „Du hoffst vergessen zu können...“, murmelte der kniende Dämon und gab ein leises, bitteres Lachen von sich: „Du hoffst vergeblich... die Schatten der Vergangenheit werden dich eines Tages einholen.“ Mit diesen Worten schloss er seine saphirblauen Augen und senkte wieder seinen Kopf. Im nächsten Moment spürte er einen leichten Luftzug in seinem Nacken, danach einen kurzen Schmerz und dann nichts mehr. Er war tot, bevor sein enthaupteter, zusammensackender Körper auf den Boden fiel. Der Nachtwind strich über die Getöteten und durch das lange, weiße Haar dessen, der ihr Leben beendet hatte. Ohne einen Blick zurück zu werfen, verließ der goldäugige Dämon die Lichtung, verwandelte sich in einen weißlichen Energieball und verschwand in den Lüften. Einige Zeit später landete er neben einem bewaffneten Kriegertrupp auf einer kleinen Anhöhe und nahm wieder seine menschenähnliche Form an. Die Soldaten, ebenfalls Dämonen, warfen sich vor ihm zu Boden. „Wir erwarten Eure weiteren Befehle, Herr“, sagte einer von ihnen. „Habt ihr die restlichen Flüchtigen des feindlichen Heeres eingeholt?“ fragte der Angesprochene kühl zurück. „Ja, Herr, wir haben sie auf der Ebene unter uns zusammengetrieben und gefangen genommen. Einige baten um Gnade. Was soll mit ihnen geschehen?“ Der weißhaarige Dämon drehte sich etwas, stellte sich an den Rand der Anhöhe und sah in die Ferne. Am Horizont begann es zu dämmern. „Tötet sie. Alle!“ „Wie Ihr befielt, Oyakata-sama!“ Der vorderste Soldat schlug sich als Geste seines Gehorsams eine Faust an die Brust und eilte fort. Seine Kameraden erhoben sich ebenfalls, zückten ihre Waffen und folgten ihm den Hügel herab. Der Dämon mit den weißen Haaren blieb allein zurück und beobachtete schweigend die heraufziehende Morgendämmerung. Er stand völlig reglos, achtete offenbar nicht auf die entsetzlichen Schreie, die kurzfristig auf der Ebene unter ihm zu hören waren, bevor wieder absolute Stille herrschte. Als jedoch die Sonne aufging, ihre goldfarbenen Strahlen das weite Land erhellten und sich in den ebenso goldenen Augen des Dämons widerspiegelten, ließ sich dieser unerwartet auf die Knie fallen. Seine Hände begannen zu zittern. „Warum nur... warum musste das alles geschehen...“, flüsterte er und starrte auf seine blutigen Finger. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und Trauer. Er ballte seine klauenartigen Hände zu Fäusten und streckte einen Arm anklagend in Richtung der aufgehenden Sonne. Seine Stimme klang wütend und verzweifelt, als er seine Frage erneut stellte: „WARUM?!“ Das war der Prolog. Es fängt etwas düster und rätselhaft an, oder? Was hier alles genau passiert ist, wird sich erst langsam im Laufe späterer Kapitel klären. Von dem mörderischen, weißhaarigen Dämonen mit den scheinbar eiskalten Goldaugen erfahrt ihr auf jeden Fall noch mehr. Ihr könnt ja mal raten, wer das ist... Im nächsten Kapitel richtet sich die Sichtweise allerdings erst auf eine andere Zeit, dort geht es dann zunächst etwas weniger ernst zu... noch eine wichtige Bemerkung: Ich benachrichtige automatisch jeden, der zu dieser Story einen Kommentar abgibt, per ENS, wenn es weitergeht. Wer das nicht möchte oder wer auch ohne Kommentar eine Benachrichtigung zur Fortsetzung haben will, möge mir bitte Bescheid geben. Danke für euer Interesse, freue mich über Feedback. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)