Tarot - Karten der Verdammnis von Hoellenhund (Sommerwichteln 07) ================================================================================ Der schneeweiße Marmorbau des Juo-Cho, welches über die Taten der Menschen richtet, erhob sich mit seinen mächtigen Säulen gegen den strahlend blauen Himmel. Der Weg zu dieser Einrichtung, welche dem Enma-Cho untersteht, war von rund um das Jahr in voller Blüte stehenden Kirschbäumen gesäumt. Unter einem von ihnen, am Ufer des Sees, dessen Oberfläche den Himmel widerspiegelte und nur von einem vereinzelten Windhauch gekräuselt wurde, lag ein dunkelhaariger Mann, in einen schwarzen Mantel gekleidet. Er hatte die Augen geschlossen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, sodass es schien, als würde er schlafen. Da trieb der Wind ein vereinzeltes Kirschblütenblatt von dem Baum über seinem Kopf hinab und ließ es auf seine Wange gleiten, woraufhin er die Augen aufschlug. Er schien ein dunkler Fleck inmitten der farbenfrohen Idylle rund um das Juo-Cho zu sein, was nicht allein an seiner schwarzen Kleidung lag – eine finstere Ausstrahlung schien ihn zu umgeben, welche jedoch nicht zu sehen oder erfassen war. Tsuzuki nannte man ihn und er verübte seine Arbeit in dem Gebäude hinter ihm, welches einen so großen Kontrast zu seiner Person zu bilden schien: Er war ein Todesengel, ein Shinigami, in der Abteilung für Vorladungen, zuständig für den, als besonders ruhig bekannten, Sektor Kyushu. Und in diesem Moment genoss er seine Mittagspause. „Tsuzuki!“ Der Ausruf einer harschen Männerstimme wurde zu ihm herübergetragen, woraufhin er sich verwundert aufsetzte und dem blonden Teenager entgegen blickte, der mit festen Schritten auf ihn zusteuerte. Es handelte sich um seinen Partner, Hisoka, mit dem er erst seit einigen Wochen zusammenarbeitete. „Ah, Hisoka! Was gibt es denn?“, lächelte Tsuzuki fröhlich und räkelte sich, bis der blonde Junge vor ihm Halt gemacht hatte. „Es gibt Arbeit.“ „Aber meine Mittagspause ist noch nicht vorbei!“, entgegnete Tsuzuki im Tonfall eines kleinen Kindes, das um Schokolade bettelt, „Der Chef ist wirklich gemein.“ „Komm schon“, entgegnete Hisoka scharf. Er packte seinen Partner am Arm, zog ihn zunächst auf die Beine und dann unsanft in Richtung des Juo-Cho davon. „Das ist unfair, dafür will ich für die nächste Mittagspause doppelt so lange frei bekommen!“ Tsuzuki und Hisoka hatten soeben das Büro des Shinigami Watari betreten, welcher sogleich begonnen hatte, auf seiner Tastatur herumzuhacken, was alle Blicke auf den Bildschirm des Computers bannte – kein Wunder also, dass niemand auf Tsuzukis Forderung einging. „In Nagasaki sind in den letzten Tagen sechs Frauen verschwunden“, meinte Watari schließlich und schob sich die runde Brille mit dem Zeigefinger ein Stückchen weiter auf die Nase. Jäh ernst gestimmt beugte sich Tsuzuki über dessen Schulter, um den Bildschirm des Computers in Augenschein zu nehmen; sechs Passbilder waren in zwei Reihen präsentiert, alle von noch sehr jungen Damen: „Was meinst du mit 'verschwunden'?“ „Ich meine es so, wie ich es sage. Sie sind einfach weg. Alle sind im Sterberegister eingetragen und nicht in der Unterwelt angekommen.“ „Jaja“, Tsuzuki winkte ab, „und wir sollen sie hierher geleiten, das machen wir schließlich jeden Tag, gar kein Problem.“ Gerade wollte er das Büro verlassen, als Watari Einwand erhob: „Nur zu dumm, dass die Frauen auch in Nagasaki nicht auffindbar sind.“ Verwundert wandte sich Tsuzuki noch einmal um: „Sie sind also wirklich verschwunden.“ „Und viel schlimmer“, meldete sich nun Hisoka zu Wort, „in der letzten Nacht ist in Japan die Sonne nicht untergegangen. Watari glaubt, dass eine Verbindung zwischen den auffällig vielen verschwundenen Körpern und diesem Umstand gibt.“ „Ist das so?“, wandte sich Tsuzuki ernst an Watari, welcher nickte: „Ich hoffe ihr werdet die Personen bald finden, damit der Spuk ein Ende hat. Macht euch am besten direkt auf den Weg nach Nagasaki, die Gushoshins werden euch alle bekannten Daten über die Frauen geben.“ „Der Chef meinte übrigens, dass wir überhaupt keine Mittagspause mehr bekommen, wenn wir das nicht schnell in Ordnung bringen“, meinte Hisoka fest, die Arme vor der Brust verschränkt. „WAAAAAS?“ Eine schier unerträgliche Hitze hatte sich über Japan gelegt, sodass Tsuzuki seinen Mantel abgestreift hatte und einen kleinen Halt bei einem Getränkeautomat einlegte. „Willst du auch etwas, Hisoka?“, fragte er freundlich, während er Kleingeld aus seiner Hosentasche zog. „Nein Danke.“ Einige Sekunden später erklang ein lautes Krachen, als das ausgewählte Getränk in den Schacht hinab fiel, aus dem Tsuzuki es hervor zog. Rasch drückte er Hisoka eine der beiden erstandenen Dosen in die Hand und wandte sich ab, um jeglichem Protest zu entgehen. „Was soll das? Ich habe gesagt, dass ich nichts möchte!“, fuhr Hisoka verärgert auf, doch Tsuzuki antwortete nur mit einer wegwerfenden Handbewegung und entfernte sich langsamen Schrittes, sodass sein Partner ihm nach einigen Sekunden des verärgerten Einhalts folgte. Gerade, als Tsuzuki sich auf einer Holzbank niedergelassen hatte, erschien ein kleines vogelähnliches Wesen an seiner Seite: weiß gefiedert, jedoch mit Armen und Beinen ausgestattet. Das Wesen trug ein weißes Gewand und eine blaue Mütze auf dem Kopf, darauf schleppte es einen Laptop mit sich herum. „Ah, Gushoshin, wir haben schon gewartet“, lächelte Tsuzuki und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Hallo Tsuzuki!“ Der kleine Vogel hievte den Laptop von seinem Kopf und stellte ihn vor sich auf dem Boden ab, um sich davor niederzulassen und einige Datenlisten aufzurufen: „Wir haben einige interessante Informationen für euch. Alle Frauen, die in der letzten Woche verschwunden sind, waren zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind im letzten Jahr einem Tarot-Verein beigetreten, der unter Takumi Inokumas Leitung steht.“ „Tarot also“, meinte Tsuzuki nachdenklich und richtete den Blick gen strahlend blauen Himmel. „Heißt das...“, fuhr Hisoka jäh auf, „...soll das heißen, dass es für sie vielleicht noch nicht einmal an der Zeit gewesen ist, zu sterben?“ „Genau das!“, krächzte der Gushoshin und tippte etwas auf der Tastatur des Laptops. „Der Verein trifft sich jeden Samstag in einem Klassenraum der Oberschule ganz in der Nähe.“ „Also morgen“, stellte Hisoka fest und der Gushoshin nickte. „Und das heißt, wir haben bis morgen frei?“, rief Tsuzuki erfreut aus und sprang auf. Wieder ein Nicken: „Wenn du es so auffassen willst...“ „Juhu! Lass uns heute Abend schön essen gehen, Hisoka!“ Ein Augenrollen Hisokas war die Antwort. Das kleine Restaurant war rustikal mit hellen Holzmöbeln eingerichtet und an einem von diesen Holztischen, auf dem sich Berge von Sushi türmten, hatten sich Tsuzuki und Hisoka niedergelassen. Während auf Tsuzukis Gesicht pure Begeisterung abzulesen war, schien Hisoka allerdings weniger euphorisch; hatte sich in den Stuhl zurückgelehnt und die Arme vor der Brust gekreuzt. „Wer soll das alles essen?“, fragte Letzterer und besah sich die Mengen an Makis und Nigiris, die sich zwischen ihm und seinem Partner aufgetürmt hatten. „Wir beide natürlich!“, freute sich Tsuzuki offenkundig, während er zu den Stäbchen griff und hastig zu Essen begann. „Wir sollten unsere Zeit nicht mit so etwas verschwenden.“ Diese kalte Bemerkung durchschnitt den Raum wie eine Schere Papier und schien die freundliche Atmosphäre ins Wanken zu bringen, doch Tsuzuki ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Genieß' den Abend“, meinte er mit hoch erhobenen Stäbchen, zwischen denen sich bereits der Maki befand, welchen er als nächstes zu verspeisen gedachte, „Bis Morgen können wir nichts machen. Also haben wir frei.“ Nach einigen Sekunden der Stille, in denen Tsuzuki Hisokas harte Gesichtszüge mit wachsender Sorge betrachtet hatte, meinte der Teenager, den Blick aus dem Fenster gerichtet: „Du nimmst das wohl sehr leicht. Es ist schon fast acht und die Erde hat sich immer noch keinen Deut bewegt.“ Langsam wandte sich nun auch Tsuzuki dem Fenster in seinem Rücken zu und musste gestehen, dass sein Partner Recht gehabt hatte: Die Sonne schien wie zur Mittagszeit auf Japan hinab und erwärmte die Luft gnadenlos. Ein Glück, dass dieses Restaurant über eine Klimaanlage verfügte. Als sich Tsuzuki nun wieder zu seinem Partner umwandte und dessen gerunzelte Stirn betrachtete, kam ihm ein Gedanke in den Sinn: „Fürchtest du dich?“ „Unsinn!“, fuhr Hisoka daraufhin zornig auf, so laut, dass es niemand an einem der Nachbartische überhören konnte. Tsuzuki vollzog mit den Händen eine abweisende Geste: „Ist ja schon gut.“ Und der Rest des Abends verging in Schweigen. Tsuzuki hatte sich im Stillen entschlossen seinen Partner nicht weiter zu reizen und eben dieser schien seinen Gefühlsausbruch zu bedauern, sodass sich die beiden schließlich Seite an Seite und immer noch schweigend auf den Weg in die kleine Herberge machten, in der sie an diesem hellen Abend übernachten würden. Auf dem Zimmer machte sich Hisoka direkt daran, die Vorhänge vor die Fenster zu ziehen, um den Raum zumindest ein wenig abzudunkeln, während Tsuzuki sich direkt auf eines der frisch bezogenen Betten fallen ließ. Als sich nach einer kleinen Weile auch Hisoka in seinem Bett verkroch, sprach Tsuzuki die ersten Worte seit sie das Restaurant verlassen hatten: „Es muss etwas Mächtiges sein, das es geschafft hat, die Erde daran zu hindern, sich zu drehen. Vielleicht hängt es gar nicht mit den noch auf der Erde verweilenden Toten hier in Nagasaki zusammen.“ Doch sein Partner hatte ihm bereits den Rücken gekehrt und antwortete nicht, woraus Tsuzuki schloss, dass er bereits schlief. „Gute Nacht“, wünschte er noch, bevor auch er sich auf die Seite drehte und die Augen schloss. Hisokas Blick war leer an die Wand neben seinem Bett gerichtet, er hatte Tsuzuki wohl gehört, es jedoch vorgezogen nichts zu erwidern. Seit er das erste Mal von diesem mysteriösen Fall gehört hatte, beschlich ihn ein ungutes Gefühl, doch er konnte es nicht zuordnen. Vielleicht – ja, vielleicht handelte es sich doch um Angst... „Hier ist es?“ Hisokas Stimme hallte über den leeren Vorplatz der Oberschule. An dem noch aus Backstein errichteten Schulgebäude schien nichts Auffälliges zu sein, dennoch hatte Tsuzuki eine ungewöhnlich ernste Mine aufgesetzt. Die Sonne hatte die ganze Nacht lang erbarmungslos auf das Land niedergeschienen, sodass es heute noch um einiges heißer war als am Tag zuvor, was Hisoka dazu gebracht hatte, nur ein T-Shirt anzuziehen, Tsuzuki allerdings nicht davon abgehalten, sein übliches weißes Hemd zu tragen. Allmählich machten sich die Auswirkungen der permanenten Sonneneinstrahlung bemerkbar: Die Luft war sichtbar schmutziger als gewöhnlich: es schien eine Art Dunstglocke über der ganzen Stadt zu hängen, zudem begann das Gras zu verdorren, die Blumen in den Balkonkästen hatten längst ihren Lebenswillen verloren. „Ja, das ist das Gebäude, von dem Gushoshin gesprochen hat. Gehen wir rein.“ Ein Nicken Hisokas gab das Kommando und sogleich schienen die beiden Todesengel mit der Welt um sie herum zu verschmelzen und waren verschwunden. Das rechte Klassenzimmer auszumachen, stellte keine Herausforderung dar, denn auf dem breiten Flur gab es nur eine einzige Tür, hinter der laute Stimmen zu vernehmen waren. Langsam traten Tsuzuki und Hisoka an diese heran, tauschten noch einen Blick, dann klopfte Tsuzuki zwei Mal, woraufhin die Stimmen im Klassenzimmer für einige Sekunden verstummten und sich Schritte näherten. Nur einen Lidschlag später wurde die Tür geöffnet – von einem noch recht jung anmutenden Mann, ganz in schwarz gekleidet, der nun vor den beiden Todesengeln im Türrahmen stand. „Wie sind Sie hier herein gekommen? Ich hatte doch den Haupteingang verschlossen“, war seine erstaunte Begrüßung. An ihm vorbei wurde den Todesengeln ein Blick in das Klassenzimmer gewährt. Die Vorhänge waren zugezogen worden und ein gutes Dutzend junger Mädchen im Alter von etwa zwanzig Jahren saß zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen an im Raum verteilten Tischen „Guten Morgen, Herr Inokuma“, begrüßte Tsuzuki den Mann vor sich mit einer leichten Verbeugung, „Wir sind von der Kriminalpolizei Kyushu und möchten Ihnen einige fragen bezüglich der verschwundenen Mädchen aus ihrem Tarot-Verein stellen.“ Mit dem letzten Satz hatte Tsuzuki sich einen verwunderten Blick Hisokas eingefangen, doch er hatte weit genug voraus gedacht, um nicht zu widersprechen und sich, zunächst klaglos, in seine neue Rolle einzufinden. „Ähm, natürlich. Folgen Sie mir“, antwortete der Tarotlehrer, wobei ihm die Angelegenheit sehr unangenehm zu sein schien; man konnte es in seinen Gesichtszügen lesen. Dennoch trat er zurück, um Hisoka und Tsuzuki einzulassen und führte sie in ein kleines Nebenzimmer, welches vom eigentlichen Klassenraum abging. Einen Aufruhr unter den anwesenden Mädchen konnte diese Geste jedoch nicht vermeiden, im Gegenteil: Sie hatte begonnen aufgeregt zu tuscheln und Hisoka konnte sich ein ungefähres Bild davon machen, was sie gerade mutmaßten. Er hörte genauer hin, um ihre Worte zu verstehen, doch als Herr Inokuma die Tür des Nebenzimmers hinter sich schloss, schienen die Stimmen verstummt. „Stellen Sie ihre Fragen, aber ich befürchte, ich werde Ihnen kaum weiterhelfen können“, erklärte Herr Inokuma mit einem gewissen Übermaß an Freundlichkeit und Entgegenkommen in der Stimme und ließ sich auf einen kleinen Stuhl hinter dem hölzernen Schreibtisch gegenüber der Tür nieder. „Das werden wir sehen“, sagte Hisoka scharf, die Augen zu Schlitzen verengt. Bereits seit er und Tsuzuki das Schulgebäude betreten hatten, war ihm eine dunkle und drückende Aura aufgefallen, welche jeden Raum und jeden Gang zu erfüllen schien und er war überzeugt davon, dass sie ihren Ursprung in dem Klassenzimmer nebenan und speziell bei diesem Mann fand. Sein Misstrauen war nun mehr als geweckt. „In den letzten Tagen sind sechs Mädchen verschwunden, die in Ihrem Tarot-Verein Mitglied waren. Finden Sie das nicht seltsam?“, ergriff nun Tsuzuki leise, jedoch in herausforderndem Tonfall das Wort, er hatte sich neben der Tür an die Wand gelehnt und musterte Herrn Inokuma gemächlich von oben herab. „Ein merkwürdiger Zufall, da haben Sie Recht“, antwortete der Tarotlehrer nickend, „Wissen Sie, was das für ein schlechtes Licht auf den Verein wirft? Die Eltern wollen ihre Kinder nicht mehr zu den regelmäßigen Treffen gehen lassen. Das ist eine Katastrophe!“ Diese Befürchtung klang so ehrlich und ungekünstelt, dass es die Todesengel beinahe erschreckte. Fast schien es, als habe der Lehrer tatsächlich nichts mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun, doch konnte das möglich sein? Für Hisoka stand fest, dass es das nicht war. Fast von selbst trugen ihn seine Beine an den Schreibtisch heran und er schlug kräftig mit der Faust auf das helle Holz. Erschrocken zuckte Herr Inokuma zusammen, doch Hisoka ließ sich nicht beirren: „Sie wollen uns wohl zum Narren halten! Ein Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und Ihrem Tarot-Verein ist offensichtlich!“ „Hisoka.“ Tsuzukis ruhige Stimme rief seinen Partner dezent zur Ordnung und er selbst machte nun auch einige Schritte auf den Schreibtisch zu: „Vielen Dank, entschuldigen Sie, dass wir Ihre Zeit in Anspruch genommen haben.“ „Keine Ursache, keine Ursache“, lächelte der Lehrer etwas unsicher und gestikulierte abweisend mit beiden Händen, „Ich bin auch sehr daran interessiert, dass Sie denjenigen finden, der für das Verschwinden der armen Mädchen verantwortlich ist.“ Damit erhob er sich und führte Tsuzuki und Hisoka zum Ausgang, wobei Hisoka nicht sehr zufrieden wirkte. Auf dem Weg durch das Klassenzimmer machte Tsuzuki an einem der Gruppentische, an dem zwei Mädchen, das Eine in einem berüschten Kleid, das Andere in einfacher Jeans und Pullover, saßen, halt. Beide waren über ein Tarotset gebeugt.. „Hallo“, sagte Tsuzuki freundlich und beugte sich zu den Beiden hinunter, „Ihr habt wirklich schöne Karten. Wo habt ihr sie gekauft?“ Das Mädchen in dem hellen Rüschenkleid errötete und schien kein Wort über die Lippen zu bringen, sodass ihre Freundin antwortete: „In der Einkaufsstraße hinter der Schule gibt es ein kleines Geschäft speziell für Tarotkarten und andere magische Artefakte. Alle hier haben ihre Karten von dort.“ „Vielen Dank“, lächelte Tsuzuki liebenswürdig, was dem in das Kleid gekleideten Mädchen endgültig die Sprache zu verschlagen schien, denn ihr Gesicht nahm ein noch etwas dunkleres Rosa an. „Kein Problem“, meinte ihre Freundin schroff und beugte sich erneut über die Karten auf dem Tisch. Hisoka und Herr Inokuma warteten bereits an der Tür des Klassenraums, beide offenkundig ungeduldig, sodass Tsuzuki sich nun beeilte, ihnen aus dem Raum und anschließend aus der Schule zu folgen. „Es scheint, dass der Lehrer tatsächlich nichts mit unserem Problem zu tun hat“, meinte Tsuzuki nachdenklich, als er sich zusammen mit Hisoka von dem Gebäude der Oberschule entfernte, schien jedoch selbst an dieser These zu zweifeln. „Natürlich hat er etwas damit zu tun!“, fuhr Hisoka verärgert auf, „Das ganze Klassenzimmer war von einer finsteren Aura erfüllt, kaum auszuhalten. Ich verstehe nicht, wieso wir nicht gleich gehandelt haben!“ Tsuzuki seufzte: „Natürlich war der Raum von einer magischen Aura erfüllt, ich habe selten so viele Tarotkarten in einem Raum gesehen. Selbst wenn wir sicher sein könnten, dass Herr Inokuma unser Mann ist – wie hätten wir deiner Ansicht nach handeln sollen?“ „Du glaubst an diesen Unfug?“ „Hisoka“, begann Tsuzuki in belehrendem Tonfall, als sie gerade eine Brücke passierten und blieb mit dem Rücken zum Geländer gewandt stehen, „Wir sind Todesengel, wir sollten eigentlich an jede Art von Übernatürlichem gewöhnt sein. Meinst du nicht?“ Bei seinem letzten Satz hatte sich Tsuzuki seinem Partner zugewandt und ihm schelmisch zugezwinkert, was diesen jedoch nur noch mehr in Rage zu bringen schien. „Schön, meinetwegen“, fuhr er Tsuzuki an, die Arme vor der Brust verschränkt, „Und was sollte das mit der Kriminalpolizei? Du hättest mich ruhig einweihen können.“ „Entschuldige, das war eine spontane Idee“, lachte Tsuzuki, amüsiert über Hisokas Fähigkeit sich über solche Nichtigkeiten zu ärgern, doch schon kurz darauf musste er feststellen, dass des seinem Partner mit jeder seiner vorigen Bemerkungen ernster war, als er es geahnt hatte. „Warum bist du so?“, rief Hisoka so laut aus, dass sich ein vorbeiziehendes Pärchen verwundert nach den beiden Männern umwandte. Verwundert blinzelte Tsuzuki, bis er nach einer Sekunde des Schweigens antwortete: „Was meinst du...?“ „Tu doch nicht so! Im einen Moment bist du ernst, dann plötzlich total unbefangen. Nie kann man dich einschätzen!“, fuhr Hisoka ihn an, die Augenbrauen zusammengezogen. Für einige geschlagene Sekunden wusste Tsuzuki nicht, was er zurückgeben sollte. Hisoka hatte Recht, da hatte er keine Zweifel, doch wieso das, wieso gerade jetzt? „Vielleicht“, begann er schließlich langsam, „vielleicht möchte ich jeden Augenblick auskosten, solange ich es irgend verantworten kann. Unser Job ist gefährlich, vielleicht bleibt und nur noch wenig Zeit. Denkst du nicht, wir sollten sie nutzen?“ Ein bitteres Lachen entrang sich Hisokas Kehle: „Das aus deinem Mund.“ Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem Tsuzuki die Reaktion seines Partners nicht mehr nachvollziehen konnte. Er hatte keine Idee, worauf das alles hinauslaufen und welchen Zweck es erfüllen solle. So war das Einzige, das er erwidern konnte: „Wieso...?“ Hisokas grüne Augen blitzen zu ihm hinüber, Zorn war in ihnen zu lesen – nein, es war nicht nur Zorn, es war Verachtung, die Tsuzuki erschaudern ließ. „Ich habe in deiner Akte gelesen.“ Die Welt um Tsuzuki herum schien ihre klaren Konturen zu verlieren und er selbst in unendliches Nichts zu stürzen. Hisoka hatte seine Akte gelesen. Natürlich war der Zugang zu den Archiven keinem Todesengel gestattet – und dennoch: An Hisokas Tonfall konnte er erkennen, dass er die Wahrheit sagte und das war es, was ihn mehr ängstigte als jede Lüge. Er hatte in seiner Akte gelesen, in seiner Vergangenheit. Wie viel...? Vielleicht waren es Dinge gewesen, die an die er sich selbst nicht mehr erinnerte, die er nicht wissen wollte, die nun keine Bedeutung mehr für sein Leben zu haben schienen. Wieso? Wieso musste er in der Vergangenheit graben und das hervorziehen, was niemand zu Gesicht bekommen sollte, was niemand ertragen konnte? Und genau das war es, was nun über seine Lippen glitt: „Wieso...?“ Hisokas harter Blick schien keine Gnade zu kennen, keine Rücksicht. Er fixierte Tsuzuki, schien ihn festzunageln. „Du, als Selbstmörder.“ Und damit wandte Hisoka sich ab und ging. Raschen Schrittes überquerte er die Brücke ohne sich noch einmal umzuwenden. „Hisoka!“, versuchte Tsuzuki ihn noch einmal zurückzurufen und streckte wie im Reflex die Hand nach ihm aus, doch als keine Reaktion erfolgte, ließ er sie langsam sinken. Zumindest war Tsuzuki nun völlig sicher, dass sein Partner nicht die gesamte Akte gelesen hatte, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht, blieb ihm jedoch verborgen. Er wandte sich um und blickte an der Brücke hinab in den nur noch langsam fließenden Fluss. Durch die immerwährende Hitze hatte er einen beachtlichen Teil seines Wassers verloren, doch Tsuzuki sah es kaum, er schien durch die Landschaft um ihn herum hindurchzublicken. Nie hatte es einer seiner Partner lange an seiner Seite ausgehalten und so sollte es wohl auch dieses Mal sein. Schon immer hatte es geschmerzt, wenn sie verschwanden, einer nach dem anderen – doch dieses Mal war es anders: Ein tieferer, ein brennender Schmerz, der sich durch Tsuzukis vernarbtes Herz zu brennen schien... Wieso gerade jetzt? Die Sonne brannte ihm gnadenlos auf den Hinterkopf, doch er spürte es kaum, für den Moment, nur für diesen einen Moment, schien es völlig gleich zu sein, in den Hintergrund zu rücken und nur Leere zurückzulassen. „Hallo Tsuzuki! Gute Nachrichten, wir haben weitere Hinweise auf den Verbleib der Mädchen gefunden!“ Völlig erschrocken wandte sich Tsuzuki um und erkannte einen der Gushoshins neben sich in der Luft schwebend. „Was ist denn mit dir los, du machst so ein komisches Gesicht!“, plapperte das kleine Vogelwesen fröhlich darauf los, dann blickte es sich offenbar verwundert um, „Wo ist denn Hisoka?“ „Schon vorgegangen“, war Tsuzukis tonlose Antwort, doch auf Gushoshins zweifelnden Blick hin setzte er hinzu: „Alles in Ordnung.“ Auf Tsuzukis Lächeln hin nickte der Gushoshin und reichte ihm eine Karte, die er gespannt entgegen nahm. Es handelte sich um eine besonders aufwändig gezeichnete Tarotkarte: 'Die Sonne'. Also gab es doch eine Verbindung zwischen dem Verschwinden der Mädchen, dem Tarot-Verein und der stehen gebliebenen Erde, die nun von der Sonne in die Knie gezwungen wurde. Tsuzukis Gesichtszüge verhärteten sich während dieser Erkenntnis; dass nun tatsächlich das Schicksal der Erde auf seinem und Hisokas Fall beruhen sollte, missfiel ihm sichtlich. Eine solch wichtige Mission brauchte kompetente Shinigamis und er war sich nicht sicher, ob eine verlässliche Zusammenarbeit mit seinem Partner noch möglich war. War es besser diesen Fall abzugeben? „So eine Karte wurde im Zimmer jedes der verschwundenen Mädchen gefunden. Ich gebe sie Watari, vielleicht findet er etwas heraus, das uns weiterhilft“, meldete sich der Gushoshin wieder zu Wort und nahm Tsuzuki die Tarotkarte aus der Hand. „Gut“, nickte dieser langsam. Er musste abwesend gewirkt haben, denn der Gushoshin erkundigte sich ein weiteres Mal, ob alles in Ordnung sei, bevor er wieder verschwand, um die Tarotkarten Watari zu übergeben. Und so war Tsuzuki wieder allein. Wie er es immer gewesen war: allein. Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild der Tarotkarte auf, welche er eben noch in der Hand gehalten hatten: Die obere Hälfte der Karte war von der gelb strahlenden Sonne dominiert worden, wohingegen auf der unteren Hälfte ein weißes Ross mit Reiter zu sehen gewesen war. Ob das Motiv irgend einen Hinweis auf diesen Fall geben konnte? Fast von allein trugen Tsuzuki seine Beine über die Brücke zurück zum Schulgebäude und an ihm vorbei in die dahinter liegende Einkaufsstraße, welche ihm die junge Dame im Klassenzimmer beschrieben hatte; er durfte sich nicht so stark mitreißen lassen, der Fall hatte Vorrang. Es handelte sich um eine durchaus große und belebte Straße, was Tsuzukis Vermutungen nicht gerade bestätigte. An jedem Laden prangte eine opulente Leuchtreklame und bunte Schilder wiesen an jeder Ecke auf Sonderangebote hin. Erneut gegen Tsuzukis Erwartungen stellte es sich als nicht schwierig heraus, den Tarotladen, in dem die Mädchen des Tarot-Vereins ihre Karten kauften, ausfindig zu machen: er hob sich durch das Fehlen von Leuchtreklame, die dunklen Schaufenster und die kleine Fläche, welcher er einzunehmen schien, deutlich von dem Süßwarenladen auf der Einen Seite – welchem Tsuzuki unbedingt einen Besuch abstatten musste – und dem Gemüseladen auf der Anderen ab. Als Tsuzuki die kleine Glastür zum Laden aufdrückte, erklang das metallische Leuten eines kleinen Glöckchen, das wohl am oberen Türrahmen befestigt war. Von innen betrachtet wirkte der Laden noch um einiges finsterer als von Außen, dennoch erschien er auf eine sehr eigene Art und Weise gemütlich. Eine leicht unheimliche Aura, die auch im Klassenzimmer der Oberschule zu spüren gewesen war, hing unter der Decke, jedoch schien sie nicht ebenso intensiv zu sein, was Tsuzuki dazu verleitete, die Stirn verwundert in Falten zu legen. Die gesamten Wände waren mit dunklen Holzregalen zugestellt, auf deren Regalen auf Samt gebettet verschiedenste Tarotsätze und andere Artefakte, wie zum Beispiel eine Kristallkugel, ausgestellt waren. Nur die Seite links der Tür hob sich vom Rest des Ladens ab: dort stand ein kleiner Tresen, hinter ihm eine ebenso kleine Tür, aus der nun eine alte und noch viel kleinere Dame trat. „Kann ich weiterhelfen?“, krächzte diese offenkundig missgelaunt. Tsuzuki lächelte sie dennoch freundlich an: „Ja, ich suche besonders aufwendig gearbeitete Tarotkarten.“ „Na, da kann ich Ihnen was zeigen“, raunte die Alte, trippelte um die Theke herum auf ein Regal zu und winkte Tsuzuki zu sich heran, um ihm verschiedene Varianten zu zeigen. Hisoka hatte sich bereits in sein Bett zurück und die Decke bis zum Kinn hinauf gezogen und seinen Blick ein Mal mehr an die weiße Wand gerichtet, die ihm doch keine Antworten auf seine Gedanken zu geben vermochte. Er bereute es, alles. Er hätte sich niemals in die Archive schleichen dürfen, um nach Tsuzukis Akte zu suchen. War es ihm so wichtig gewesen, seinem Partner gegenüber einen Wissensvorsprung zu haben? Er hätte ihm das, was er sich in den Akten erschlichen hatte, niemals vorwerfen dürfen. War es ihm so wichtig gewesen, seinen Partner zu verletzten? Nicht einmal den Grund für Tsuzukis Selbstmord kannte er, denn er hatte seine Recherche abbrechen müssen, als einer der Gushoshins zurückgekehrt war. Zweifellos, es hatte ihn erzürnt, dass Tsuzuki seinen Hinweis auf die Bescholtenheit des Tarotlehrers nicht ernst genommen hatte, doch gab es ihm das Recht über Tsuzukis Taten zu Urteilen, deren Hintergrund er nicht einmal kannte? Nein, das tat es nicht. Hisokas Geist war erschöpft, sodass sich seine Augenlider fast von allein senkten. Aus dem Schwarz, das nun um ihn her entstanden war, tauchte Tsuzukis Gesicht auf, ein lachendes Gesicht, wie er es zumeist zur Schau trug, es schien Hisokas Herz zu erwärmen, ihn auf eine wundersame Art und Weise zu beruhigen – doch dann veränderte es sich. Die Gesichtszüge wurden hart und ernst, die Augen glänzten stumpf, der Blick wich dem Hisokas aus. Ein brennendes Ziehen schien dessen Herz in Besitz zu nehmen und zwang ihn dazu, die Augen zusammenzukneifen und anschließend wieder zu öffnen. Nun war alles wie zuvor: stumm und leer. Ein leises Knarren erklang, als die Zimmertür aufgezogen wurde und ließ Hisoka zusammenzucken. Rasch schloss er die Augen erneut, er würde es nicht ertragen Tsuzuki in die Seinen blicken zu müssen. Dieser war im Türrahmen stehen geblieben und betrachtete seinen Partner einige Sekunden lang, bevor er die Tür hinter sich schloss. Irgendwo tief in seinem Herzen hatte er nicht erwartet, hier auf ihn zu treffen. Ein leises, wenn auch betroffenes, Lächeln kräuselte seine Lippen: Er war nicht gegangen, noch nicht. Vielleicht hatten sie noch eine Chance, eine Chance ein gutes Team zu werden, das sich verstand, das sich in jeder Situation unterstütze, das war sein größter Wunsch. Leisen Schrittes trat Tsuzuki ans Fenster und zog die Vorhänge zu, um der immer noch hoch am Himmel stehenden Sonne den Weg hinein zu versperren, dann setzte er sich an den kleinen Tisch in der Ecke des Raumes und breitete die neu erstandenen Tarotkarten darauf aus. Es schien sich tatsächlich um den gleichen Kartensatz zu handeln, den auch die Mädchen im Tarot-Verein verwendet hatten. Lange ruhte der Blick des Todesengels auf den Karten, bis er eine von ihnen aufnahm und die restlichen in ihre Hülle zurück schob. Er drehte die Tarotkarte um, sodass ihre aufwändig verzierte Unterseite oben lag, zog einen Stift aus der Tasche seines Mantels, der über den Stuhl, auf dem Tsuzuki saß, hing, und schrieb einige Schriftzeichen darauf. Als er geendet hatte, schien für einige Sekunden ein heller Schein von der Karte auszugehen, doch dann war sie nicht mehr von allen anderen Karten des Decks zu unterschieden. Bevor auch Tsuzuki zu Bett ging, schob er die Karte sorgsam in seine Hosentasche. Am Morgen saß Tsuzuki auf seiner Bettkante und hing seinen Gedanken nach, welche sich stetig um den vorigen Tag zu drehen schienen und nicht um das Thema, über welches er sich zwingen wollte, nachzudenken; nämlich den Fall der verschwundenen Mädchen. Doch immer wieder schienen sie ihm zu entgleiten und kreisten um Hisoka. Wie auf ein unausgesprochenes Kommando trat genau Hisoka in dieser Sekunde in Tsuzukis Sichtfeld. Nur einige knappe Sekunden trafen sich ihre Blicke, dann wandte Hisoka den Kopf ab, dann den Körper und ging auf die Zimmertür zu. Halb bestürzt über diese Reaktion seines Partners hatte sich Tsuzuki bereits vom Bett erhoben, als dessen schroffe Stimme an sein Ohr drang: „Lass uns frühstücken gehen.“ Damit war er auch schon durch die Tür auf den Flur verschwunden. Einen Lidschlag lang schien Tsuzukis Kopf nichts als Leere zu erfüllen. Doch vielleicht, ja, vielleicht war dies Hisokas Art, um Verzeihung zu bitten. „Ja“, entfuhr es Tsuzuki gedämpft, sodass es Hisoka wohl kaum gehört haben mochte; dann verließ auch er das Zimmer. Draußen auf der Straße schlug den beiden Todesengel die Hitze erbarmungslos entgegen. Die Strahlen der Sonne schienen wie tausende kleiner Nadeln auf der Haut zu brennen und je weiter sie die Straße entlang schritten, desto schwerer schienen ihre Glieder zu werden. „Heute ist der dritte Tag, an dem die Sonne ohne untergegangen zu sein auf Japan niederbrennt. Keiner unserer Wissenschaftler kann sich das Phänomen erklären, daher scheint sich die Aufmerksamkeit nun Wahrsagern und Propheten zuzuwenden“, ertönte die Stimme einer Nachrichtensprecherin aus dem Schaufenster eines Elektronikgeschäfts, in dem einige Fernseher aufgestellt waren. Von der Thematik angesprochen hatte Tsuzuki vor dem Schaufenster Halt gemacht, sodass sich Hisoka nun, verwundert, dass sein Partner nicht mehr an seiner Seite war, nach ihm umwandte und sich ein Stück entfernt zu ihm stellte. „In einer Talkshow am gestrigen Abend hat sich ein in Nagasaki bereits sehr bekannter Kartenleger zu diesem Thema geäußert“, sprach die Frau weiter, dann folgte eine Überblende und ein Ausschnitt aus besagter Talkshow wurde eingespielt. „Natürlich erregt das Aufmerksamkeit unter den Menschen“, meinte Hisoka in abweisendem Tonfall, er maß der Sendung keine große Bedeutung zu. Tsuzuki allerdings betrachtete weiterhin gespannt einen der Fernseher, auf dem nun ein ihm bekanntes Gesicht erschien. „Die Sonne wird das ganze Land verbrennen, das ist der Fluch des Gottes! Hört ihr mich?“, rief die Männerstimme. Nun war auch Hisokas Aufmerksamkeit erregt, denn diese Stimme war eindeutig Herrn Inokuma zuzuordnen; doch schon, als er genauer hinsehen wollte, war die Einspielung beendet und die Nachrichtensprecherin tauchte erneut auf dem Bildschirm auf. „Was hältst du davon?“, fragte Tsuzuki ernst und kehrte nun endlich dem Schaufenster den Rücken. Er hatte die Stirn in Falten gelegt, was Hisoka zeigte, dass nun auch er jegliches Vertrauen in den Tarotlehrer verloren hatte. „Das klang nicht nach ihm“, antwortete Hisoka nach kurzer Überlegung. Tsuzuki nickte: „Hast du das Glühen in seinen Augen gesehen?“ „Das heißt...“ Doch Hisoka kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden, denn einer der Gushoshins war direkt vor seiner Nase erschienen und hatte sogleich darauf los geplappert: „Hallo Tsuzuki! Und da ist ja auch Hisoka. Watari hat tatsächlich etwas über die Tarotkarten heraufinden können.“ Hisokas irritierten Blick ignorierte der Gushoshin völlig: „Auf jeder Karte war ein unsichtbarer Buchstabe eingeprägt.“ „Was für Buchstaben?“, wollte Tsuzuki wissen, in böse Vorahnungen verstrickt. Der Gushoshin reichte ihm die sechs Tarotkarten 'Die Sonne': „A, E, G, L, N und R. Wir wissen aber noch nicht, wofür das stehen könnte!“ Eine Sekunden der Stille folgten, in denen Tsuzuki die Karten in seiner Hand anstarrte und der Gushoshin und Hisoka ihrerseits Tsuzuki, dann meinte dieser dumpf, fast ehrfürchtig: „Nergal.“ „Was ist 'Nergal'?“, kam es von Hisoka, auch sein Tonfall war bitter ernst. „Der Gott der Sonnenhitze“, ergänzte Tsuzuki langsam, den Blick immer noch auf die Tarotkarten gerichtet. Der Reiter mit seinem Ross auf der unteren Hälfte der Karte – dafür standen sie: Der Gott und sein Sklave. Rasch tauchten Hisoka und Tsuzuki Blicke, die bedrückte Stimmung zwischen ihnen schien wie aufgelöst, in den Hintergrund getreten, um der Sache zu dienen: den Fall zu lösen. Tsuzuki zog einen Talisman aus seiner Hosentasche und faltete ein Origami daraus, aus dem sich schon im nächsten Augenblick ein lebendiger Vogel in die Lüfte erhob. „Er kann uns zu Herrn Inokuma führen, bevor noch mehr Mädchen aus dem Tarot-Verein im Sterberegister erscheinen“, sagte er erklärend und schon flog der gleißend weiße Vogel los, ihm den Weg zu weisen; Hisoka und Tsuzuki folgten ihm so schnell sie es vermochten. „Und was ist mit mir?“, fragte der Gushoshin, doch die beiden Shinigami waren bereits außer Hörweite. „Was haben die vor? So was...“ Die starke finstere Aura, welche Hisoka bereits im Klassenzimmer der Oberschule als unangenehm und vor allem ungewöhnlich aufgefallen war, schien in dem alten Fabrikgebäude, zu dem der strahlende Vogel die Todesengel geführt hatte, seinen Höhepunkt zu finden. Die Luft war zum Schneiden dick, sodass Hisoka einige Sekunden lang befürchtete, zu ersticken. Tsuzuki musste eine Veränderung in der Mimik seines Partners aufgefallen sein: „Ist alles in Ordnung?“ Hisoka, welcher sich wieder einigermaßen gefangen hatte, nickte stumm und schritt entschlossen der scheinbaren Quelle der dunklen Energie entgegen - Eilig folgte Tsuzuki ihm, jedoch nur einige Sekunden lang, bis er sich an ihm vorbei schob. „Wenn es zu einem Kampf kommen sollte, brauche ich dich als Rückendeckung“, begründete er sein Handeln knapp. Nur einen Lidschlag lang wusste Hisoka nicht, ob er über die Bevormundung zornig sein oder sie als vernünftige Maßnahme erachten sollte, doch als er sich für ersteres entschieden hatte, sah er sich bereits Herrn Inokuma gegenüberstehen. „Was verschafft mir ein weiteres Mal die Ehre?“, lächelte dieser, scheinbar genauso zuvorkommend wie er bereits im Nebenraum des Klassenzimmers aufgetreten war. „Wir sind gekommen um Sie aufzuhalten“, erwiderte Tsuzuki knapp, eine Hand bereits in der Hosentasche. „Aber, aber“, gab der Angesprochene leicht erschrocken zurück, „Ich weiß nicht...“ Und in diesem Augenblick schien sich Herr Inokuma zu verändern. Ein kaum sichtbares rotes Glühen trat in seine Pupillen und seine Stimme schien eine feine Nuance tiefer zu werden: „...wovon Sie sprechen!“ Spätestens jetzt schien auch Tsuzuki zu der Überzeugung Hisokas gekommen zu sein, dass es keinen Zweifel an der Beteiligung Herrn Inokumas an diesem Fall gab: „Zeig dich, Nergal!“ Er hatte einen Bannzettel, zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, aus der Tasche gezogen und ihn so weit es sein Arm zuließ von sich fortgestreckt. Dieser schien einen beißenden Wind zu entfesseln, der Tsuzukis Haar in alle Richtungen aufwirbelte und selbst noch an Hisokas Kleidern zog, der einen guten Meter hinter ihm stehen geblieben war, und nur den Bruchteil einer Sekunde später zog sich ein gleißend roter Kreis auf den Fußboden um Herrn Inokumas Füße herum, in seiner Mitte ein fünfeckiger Stern: Ein Bannkreis. Der gellende Schrei Inokumas hallte an den schmutzigen Wänden des Fabrikgebäudes wider, als der Bannkreis einen Hellen Schein gen Decke aussendete. Die Hände an den Kopf gepresst ging der Tarotlehrer in die Knie, aus seinem Rücken löste sich eine grelle Gestalt, die zunächst keine Form zu haben schien. Erst nach und nach bildete sich aus dem feurigen Glühen und Wabern ein strahlend gelber und bärtiger Riese. Genau in dem Moment, als der Gott Nergal seine Gestalt gefestigt hatte, zerbrach Tsuzukis Bannkreis. Ein schauriges Lachen entrang sich Nergals Kehle; Herr Inokuma lag bewusstlos zu seinen Füßen. Nun war es also Zeit dem Reiter gegenüberzutreten. „Armselige Todesengel. Habt ihr wirklich geglaubt, so ein mickriger Bannkreis kann mich aufhalten?“, donnerte die Stimme Nergals durch die Halle und brachte die an den Wänden hochgestapelten Kisten zum Erzittern. Hisoka und Tsuzuki hatten eine kampfbereite Haltung eingenommen, es würde keinen Sinn haben mit dem Gott zu diskutieren, so viel war sicher. Dennoch schien Tsuzuki daran gelegen, Zeit zu schinden: „Was hast du mit den Mädchen gemacht?“ Ein schauriges Lachen erklang, es schien beinahe, als bereitete der Gedanke an dieses Verbrechen dem Sonnengott höchste Freude: „Mit ihrer Lebensenergie wird die gesamte Erde verbrennen!“ Doch zu längeren Gesprächen schien er nicht aufgelegt, denn kaum den Bruchteil einer Sekunde später schleuderte er einen glühenden Ball aus feuriger Energie in Richtung der beiden Todesengel, die gerade noch rechtzeitig bei Seite springen konnten. Die Kugel hatte in wenigen Sekunden ein mannsgroßes Loch in die Eisenwand in ihrem Rücken geschmolzen. „Hisoka!“, rief Tsuzuki über die Schulter. „Die Mädchen müssen irgendwo im Gebäudekomplex gefangen gehalten werden. Befreie sie!“ Es war mehr als nur das Wohl der Mädchen, das Tsuzuki zu dieser Anweisung bewogen hatte: Zum Einen bedeuteten die Mädchen die Quelle zu Nergals Macht, er würde ihn erst besiegen können, wenn die Mädchen befreit wären, zum Anderen wollte er Hisoka außerhalb des Kampfschauplatzes wissen und war dafür gerne bereit auf seine heilenden Fähigkeiten zu verzichten. „Ich werde dir den Rücken freihalten, wie du es gesagt hast!“, erhob Hisoka Protest. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Diskussionen!“ Endlich wandte sich Hisoka zum Gehen, doch Nergal würde es nicht zulassen, dass die beiden Shinigamis diesen Plan in die Tat umsetzten. Seine Stimme donnerte durch die Lagerhalle, gefolgt von einem weiteren Feuerball, der dieses Mal direkt auf Hisoka zielte: „Nein!“ Dieser, der sich gerade abgewandt hatte, bemerkte die auf ihn zu rasende Hitzewelle zu spät, doch Tsuzuki war bereits vor ihn gesprungen, einen neuen Talisman in der Hand. In der Sekunde, als der Feuerball beide Todesengel zu verbrennen drohte, schien er an einer unsichtbaren Barriere abzuprallen. Die frei gewordene Energie, welche zuvor in der Kugel geballt gewesen war, strömte zu allen ihr möglichen Seiten davon und brachte das Gebäude zum Beben; einige der an den Wänden gestapelten Kisten fingen Feuer. Wie perplex stand Hisoka einfach nur da, schien sich nicht rühren zu können, bis Tsuzukis aufgeregte Stimme ihn in die Realität zurück riss: „Geh!“ Ohne weitere Zeit zu verschwenden verließ Hisoka die Halle durch das eben neu entstandene Loch in der Wand und war verschwunden. Ein heulender Laut entrang sich der Kehle des Sonnengottes und ein Schauer aus Flammen ging über Tsuzuki nieder, mit dem er nicht gerechnet hatte und sich so nur notdürftig mit dem bereits angeschlagenen Schild schützen konnte, das anschließend brach und den Talisman unbrauchbar machte. Es war an der Zeit Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Um dem Zorn Nergals wenigstens Stand zu halten, bis Hisoka die Mädchen gefunden hatte, rief er einen seiner zwölf Shikigami: „Loderndes Feuer, durchstoße das Himmelsgewölbe... Erscheine Suzaku!“ Ein mächtiger Vogel aus loderndem Feuer breitete sein Schwingen schützend über Tsuzuki aus; sein Kreischen war das Signal zum Angriff. Erst, als sich Hisoka einige Meter von der Lagerhalle entfernt hatte und die Kampfgeräusche hinter ihm zu einem dumpfen Unterton verschmolzen waren, wurde ihm klar, dass er nicht wusste, wo er nach den verschwundenen Mädchen suchen sollte. Ziellos trieb ihn sein Ehrgeiz durch dunkle Hallen und alte Produktionsstädten, nur den Gedanken im Kopf, Tsuzukis Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen und Verletzungen zu vermeiden – schließlich war er nun nicht mehr vor Ort um diese zu heilen. Doch schon nach wenigen Minuten schien Hisoka die Suche fast aussichtslos. Das Gelände war zwar nicht besonders groß, doch dunkel und verschachtelt, sodass es ihm selbst schwer fiel zu erfassen, in welchen Räumen er bereits nachgesehen hatte und in welchen nicht. Doch gerade, als die Resignation ihn niederzukämpfen schien, vernahm er ein ungewöhnliches Geräusch: Fast wie das Flattern kleiner Flügel... Ein gleißend weißer Vogel streifte um eine Ecke und flatterte aufgeregt vor Hisokas Nase auf und ab. Zweifellos handelte es sich um den magischen Vogel, den Tsuzuki erschaffen hatte, um den Aufenthaltsort Nergals zu bestimmen. Ob er auch die sechs Mädchen finden konnte? Wie auf Kommando flatterte der Vogel jäh in einen zwielichtigen Gang davon; rasch rannte Hisoka ihm nach, um ihn nicht zu verlieren, doch sein heller Schein schien ihn durch das finstere Fabrikgelände zu leiten. Neben einer schmalen Eisentür ließ sich das Vögelchen am Rand einer staubigen Kiste nieder. Hier musste es sein, Hisoka hoffte es so sehr- Da vernahm er eine Stimme: „Hallo? Ist da jemand? Bitte, machen Sie die Tür auf!“ Die Stimme hatte erstickt geklungen, fast als wäre das Mädchen, dem sie gehörte, den Tränen nahe. Rasch drückte Hisoka die Klinke hinunter, um es zu befreien, doch die Tür war, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, verschlossen. Suchend ließ Hisoka den Blick schweifen, auch wenn er nicht erwartete, den Schlüssel zu der Tür in so relativer Nähe zu finden und seine Erwartung wurde bestätigt. Das Licht des Vogels zog seinen Blick jedoch noch einmal an und da bemerkte er, dass dieser etwas Glänzendes im Schnabel zu tragen schien. Erstaunt griff Hisoka nach dem eisernen Schlüssel und entriegelte die Tür, welche sogleich knarrend aufschwang. Fast hätte Hisoka den Halt unter den Füßen verloren, so heftig schlug ihm die finstere Aura entgegen. Er hatte ihre Anwesenheit die ganze Zeit über deutlich gespürt, doch nie war sie so heftig wie in diesem Raum gewesen, sie schien ihm regelrecht die Kraft zu entziehen und so musste es auch den Mädchen ergangen sein. Sie stürzten aus dem Raum, alle sechs gesuchten Mädchen, eines von ihnen fiel Hisoka um den Hals: „Danke...“ Nur eine Sekunde lang hatte Nergal in seiner Bewegung inne gehalten, doch Tsuzuki hatte es sofort registriert. Auch spürte er eine deutliche Veränderung der Atmosphäre; die beinahe grenzenlose Macht, die den Raum erfüllt hatte, schien in sich zusammenzufallen – und diesen Augenblick nutzte der Todesengel. Er zog einen neuen Talisman aus der Hosentasche. Blitzschnell schleuderte er ihn dem Sonnengott entgegen und als er auf ihn traf, wurde ein greller Lichtschein entfesselt. Unter klagendem Stöhnen verblassten Nergals Konturen und nur einige Sekunden später war nichts mehr von ihm übrig: Nur der Talisman verblieb auf dem steinernen Boden, direkt neben dem bewusstlosen Körper Herrn Inokumas. Er war mit dem Schriftzug nach unten liegen geblieben, auf seiner Rückseite eine Tarotkarte. Auf ihr breitete ein Engel seine Flügel über, aus der Unterwelt aufsteigenden, Toten aus: 'Gericht'. Auf der Rückseite des Fabrikgeländes hatte ein Mann am alten Maschendrahtzaun gelehnt, sein weißer Mantel wehte leicht im Wind, als er sich nun von ihm löste, ein freudloses Lächeln auf den Lippen: „Du hast ihn also besiegt, Tsuzuki...“ Langsamen Schrittes verließ Muraki den Schauplatz. Er hatte nicht verloren; lediglich seine Vermutung hatte sich bestätigt, es gestaltete die Angelegenheit wesentlich interessanter. „Was ist mit den Mädchen passiert?“, fragte Hisoka betont desinteressiert, als er an Tsuzukis Seite noch einmal durch die Straßen Nagasakis streifte. Ihr Auftrag war erfüllt und so würden die Todesengel bald in das Juo-Cho zurückkehren müssen. „Noch müssen wir sie nicht vorladen“, lachte Tsuzuki und biss ein Stück von der Süßkartoffel ab, die er sich vor wenigen Minuten gekauft hatte. „Da ihre Zeit laut der Halle der Kerzen noch nicht abgelaufen ist, geht man davon aus, dass sie versehentlich im Sterberegister verzeichnet wurden und so können sie noch in der Menschenwelt bleiben, bis ihre Kerzen heruntergebrannt sind.“ „Hm“, war Hisokas nachdenkliche Antwort, als Tsuzuki am Geländer der selben Brücke, auf der sich die beiden Todesengel zerstritten hatten, stehen blieb. „Das wird dem Chef nicht gefallen.“ „Sieh mal, Hisoka, die Sonne geht unter!“ Tsuzuki schien sich wie ein kleines Kind zu freuen. Auch Hisoka hatte die anhaltende Hitze satt, dennoch bedachte er seinen Partner nur mit einem halb erstaunen, halb missbilligenden Blick. Doch als er den Kopf nun zum Horizont umwandte, konnte er Tsuzukis Freude auf eine gewisse Weise verstehen: Der Himmel war mit tiefem Rot geflutet, nur die grelle orange Kugel der Sonne schien ihn aufzuhellen; nach Norden und Süden hin vermengte sich das gleißende Rot zusehends mit erst hellem, dann immer dunklerem Blau. Ja, es war schön. Tsuzuki hatte einen seitlichen Schritt gemacht und war somit so nah an Hisoka herangerückt, dass sich ihre Hüften berührten, was Hisoka dazu bewog, seinem Partner einen verwunderten Blick zu schenken. Dieser jedoch betrachtete nur die sinkende Sonne über den Dächern Nagasakis und mied Hisokas Blick. „Kannst du mich noch ertragen?“, fragte er schließlich in die entstandene Stille hinein, was eine Weitere einleitete. Hisoka wusste, was er antworten wollte, doch die Worte fanden keinen Weg über seine Lippen, wie es schon so oft gewesen war. So stellte er schließlich nur eine Gegenfrage: „Wirst du mir jemals von deiner Vergangenheit berichten?“ Nun war es an Tsuzuki zu schweigen, doch er lächelte auf die glitzernde Wasseroberfläche des kleinen Flusses unterhalb der Brücke hinab, als kannte er Hisokas unausgesprochene Antwort. „Vielleicht“, sagte er schließlich und wandte sich vom Sonnenuntergang hab. Hisoka tat es ihm nach und sie machten sich auf den Weg, zurück zu dem Ort, an den sie gehörten, nahe beieinander: Seite an Seite. „Wegen dir sind uns schon wieder einige Seelen durch die Lappen gegangen! Du bekommst diesen Monat kein Gehalt.“ „Aber Chef...!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)