A ninja's life 4 von Kimiko93 (Vergangenes lässt sich nicht totschweigen) ================================================================================ Epilog: Peripetie ----------------- Das ist es. Das Ende. Vier Jahre hat es gedauert. Oder waren es fünf? Keine Ahnung, lange. Danke an alle, die solange durchgehalten haben. Wie es weitergeht wird im Zirkel stehen. Ich kann also jedem nur empfehlen, dort einmal reinzugucken. Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben ihr leer. Sasukes Seite war schon kalt, dabei war es erst halb sechs Uhr morgens. Sie wusste nicht genau, wann er gegangen war und hatte den leisen Verdacht, dass er mit seinen ominösen hypnotischen Sharinganfähigkeiten dabei nachgeholfen hatte, um es für sie einfacher zu machen, oder so. Sie konnte nur hoffen, das das keine bisher… Unbekannten Nebeneffekte hatte. Aber bisher fühlte sie sich eigentlich ganz gut. Selbst ihre Übelkeit war nicht mehr so schlimm. Ihr gefiel nur die kalte Hälfte des Bettes nicht. Seufzend stand sie auf und warf sich einen Morgenmantel über, eigentlich noch viel zu müde zum Aufstehen. So gesehen musste sie Sasuke dankbar sein; hätte er sie nicht eingeschläfert, wäre sie wohl überhaupt nicht zum Schlafen gekommen. Sayuris Zimmertür stand offen. Es schien nicht so, als sei sie mit Gewalt geöffnet worden, auch wenn Sakura sich nicht vorstellen konnte, dass Sasuke sie einfach so dort hinausgeredet haben könnte. Vielleicht gab es sowas wie einen Ersatzschlüssel. Vielleicht war Sasuke mir den Lektionen über das Knacken von Schlössern besser klargekommen als sie. Es hatte sich in ihrem Leben nie so die Gelegenheit geboten, herkömmliche Schlösser zu knacken, höchstens Siegel. Sayuri schien bis auf ein paar Anziehsachen nicht viel mitgenommen zu haben. All ihre Kunais waren noch da, bis auf die, die sowieso in ihrer Notfalltasche waren. Sakura überlegte kurz, wo die beiden jetzt wohl sein könnten, und musste schmunzeln. So, wie sie Sasukes Kreativität bezüglich der Zielorte seine Trainingsreisen kannte… Seufzend ging sie in die Küche und setzte Haferschleim für alle auf, während sie sich, weniger enthusiastisch als noch vor zwei Tagen, an die Bentos machte. Diesmal waren sie recht schnell fertig, da Sakura sie mit den Resten der letzten Tage befüllte. Dann stellte sie den großen Topf mit Haferschleim auf den Tisch, verschiedene Früchte, Zucker, Zimt und Kakaopulver dazu und begann, durch die Zimmer ihrer Kinder zu gehen, und sie zu einer Familienkrisensitzung zusammen zu rufen. Als letztes weckte sie die Kleinen, debattierte mit Hiroshi kurz die Wahl seiner Kleidung aus, immer noch schwarz, und machte Satoshi fertig, bevor sie den Rest ihrer Familie in der Küche schweigend beim Frühstück vorfand. Dass dieser Rest aus vier Personen bestand, fand sie irgendwie deprimierend, auch wenn sie sich darüber freute, dass Toshio anstandslos mit aufgestanden war und sogar ein wenig Haferschleim aß. „Sayuri ist weg!“, teilte Tsuyoshi ihr erbost mit, sobald sie mit Satoshi auf dem Arm die Küche betrat. „Einfach verschwunden! Was ist passiert? Haben diese Psychos aus Kiri sie mitgenommen? Ist sie abgehauen?“ „Nein.“, seufzte Sakura. „Nein, sie ist mit eurem Vater weg. Und sie werden erstmal eine Weile wegbleiben.“ „Wieso das denn?“, fragte Tsuyoshi entsetzt. „Nun, eurer Schwester ging es in letzter Zeit ja nicht sonderlich gut…“, setzte Sakura überflüssigerweise an. Tsuyoshi warf Tsugumi einen erbosten Blick zu, den diese mit zusammen gepressten Lippen ignorierte. „Und euer Vater und ich sind darin überein gekommen, dass ihr ein wenig Abstand guttun würde.“, beendete sie ihre Ausführungen schön knapp und überschaubar. „Wie typisch.“, ertönte es von der Seite der Küche, die zur Haustür führte. „Das spannendste verpass‘ ich immer.“ „Oh, Natsuki, wie schön, dass du da bist.“, begrüßte Sakura sie, bemüht, dabei herzlicher zu klingen als beim letzten Mal, dass sie miteinander geredet hatten. „Möchtest du mit uns frühstücken?“ „Nein danke.“, lehnte Natsuki ab. „Ich hab... Unterwegs gegessen.“ „Aha.“, machte Sakura und versuchte, nicht allzu skeptisch zu klingen. „Schön. Wie auch immer; um ihr die Aufmerksamkeit schenken zu können, die sie dringend nötig hat, ist euer Vater also mit Sayuri vorerst verreist. Wohin weiß ich nicht, und wenn, würde ich es euch sowieso nicht sagen, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt. Wegbleiben werden sie, solange es nötig ist. Noch Fragen?“ „Ist Makoto daran schuld?“, wollte Tsuyoshi als allererstes klären. Sakura warf ihm einen strengen Blick zu. „Nein, ist er nicht.“, stellte sie klar. „Und du wirst ihn weder dafür verantwortlich machen, noch dich wieder mit ihm prügeln, ist das klar?“ „Sind wir daran schuld?“, fragte Tsugumi nun und ersparte Tsuyoshi somit eine Antwort. „Nein.“, antwortete Sakura. „Daran ist niemand schuld und es bringt auch nichts, nach einem Sündenbock zu suchen.“ „Hätte es nicht vielleicht gereicht, wenn Sayuri ein Zivilistenleben versucht hätte?“, wollte Yuki nun wissen. „Ich meine, Ninja will sie ja offensichtlich nicht sein, und dann hätte sie ein ganz neues Umfeld. Ich glaube, die gehen mit zwölf auch alle noch zur Schule, oder so…“ Sakura seufzte erneut. „Na ja…“, setzte sie an. „Das ging mit Kaori, aber… Kaori hatte bis dahin auch relativ wenig… Aufsehen erregt. Und außerdem ist sie ziemlich weit weg von hier.“ Dass diverse Menschen trotzdem genau wussten, wo sie war, war Sakura klar. Aber damit, Kaori aus ihrer Geishaschule zu klauen, konnte man ja keines ihrer Traumata erwecken. „Aber da Sayuri jetzt schon mal entführt wurde, ist es mir doch lieber, wenn sie lernt, sich… Effizienter zu verteidigen.“ „Aha.“, machte Yuki dazu. „Und mit Papa ist alles okay?“, fragte Tsugumi nun vorsichtig. Sakura lächelte gequält. „Ja, das ist es.“, behauptete sie. „Das Ganze war immerhin seine Idee… Natsuki, das habe ich genau gehört.“ Die Angesprochene hatte abfällig geschnaubt. „Sorry.“, meinte sie, irgendwie nicht sonderlich überzeugend. „Ich versuche nur, meine Überraschung zu verbergen.“ Sakura funkelte sie an. „So brauchst du gar nicht erst anfangen.“, warnte sie sie. „Wenn du nichts Produktives beitragen möchtest, geh in dein Zimmer und schlaf dich aus!“ „Ja, Tantchen.“, seufzte Natsuki, rollte mit den Augen und ging durch die Küche davon. Es herrschte Totenstille, bis sie ihre Zimmertür zugehen hörten. „Wow.“, meinte Yuki dann. „Ich hätte fast erwartet, dass sie sie zuschlägt.“ Türen zu knallen war in seinen Augen so ziemlich das Infantilste, was ein Mensch tun konnte. Ganz besonders, wenn er schon über zwanzig war. Sakura lachte leise. „Ja, das hier ist wirklich nicht der günstigste Moment für sie, pubertär zu werden.“, stellte sie fest. „Und, äh…“, setzte Tsugumi erneut an und tauschte einen besorgten Blick mit Yuki, bevor sie Sakura ebenso besorgt musterte. „Mit dir ist auch alles in Ordnung?“ „Ja, sicher.“, meinte Sakura. „Macht euch um mich keine Sorgen.“ „Und du hast… Nicht irgendwie ein Problem damit, dass Papa… Und natürlich auch Sayuri jetzt erstmal eine Weile weg sein werden?“, hakte Yuki ebenfalls äußerst vorsichtig nach. Sakura zog die Brauen hoch. „Nein, habe ich nicht.“, stellte sie noch einmal klar. „Ich finde es ja sehr lieb von euch, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber das ist vollkommen unnötig. Mir geht es gut.“ „Okay, okay.“, sage Yuki und hob abwehrend die Hände. „War ja nur so eine Idee.“, ergänzte Tsugumi. Verdammt, ihre Kinder waren teilweise echt schlauer, als gut für sie war… ~ „Was zur Hölle ist bei euch passiert?“ Nach einer relativ fruchtlosen Trainingseinheit, diesmal nur mit ihrem alten Team, waren Tsugumi und Shikkun ungeplant allein zurückgeblieben. Und zwar, weil Tsuyoshi sich generell geweigert hatte, mehr als zwei bis drei zusammenhängende Wörter mit ihnen zu reden und nach ein wenig Sparring einfach abgehauen war. Tsugumi ballte die Hände zu Fäusten und sah ihm verbittert nach. „Wir… Haben uns… Gestritten.“, begann sie dann ihre Erklärungen. „Ging es um Sayuri?“, riet Shikkun äußerst präzise. „Ja.“, bestätigte Tsugumi und sah nun zu Boden. „Wir haben beim Abendessen, äh, sehr laut… Diskutiert, was… Du gestern Nachmittag gesagt hast… Und… Na ja, heute morgen sind Sayuri und mein Vater weggegangen, auf eine… Trainingsreise, oder so, und…“ „Er macht dich dafür verantwortlich?“, beendete Shikkun ihre Ausführungen. „Und mich dann wohl auch.“ „Und Makoto, nicht zu vergessen.“, fügte Tsugumi hinzu. „Makoto ist eh immer an allem Schuld.“ „So schlimm ist er gar nicht.“, meinte Shikkun. „Nur nicht besonders… Äh… Gut mit Menschen.“ Das brachte Tsugumi zum Lachen. „Ja, das stimmt wohl.“, gab sie zu. „Außerdem will Tsuyoshi sich nur nicht selbst für alles die Schuld geben.“, vermutete Shikkun, bemüht, ein wenig, äh, fröhlicher zu klingen. „Denn ich bin mir ziemlich sicher, da gestern ins Schwarze getroffen zu haben. Ist ist Sayuri gegenüber immer viel zu beschützerisch. Ich meine, ich kann das mit dem Schwesterkomplex ja nachvollziehen, aber…“ „Er musste sie schon immer beschützen.“, erklärte Tsugumi dumpf. „Vor ihr selbst. Vor mir. Vor Kindern an der Akademie, die es lustig fanden, dass eine Uchiha keine schwarzen Augen hat. Und dass sie nicht so talentiert ist wie wir. Na ja, das fand ich auch immer lustig…“ Shikkun stöhnte auf. „Gibst du etwa dir die Schuld an Sayuris Problemen?“, fragte er ungläubig. „Na ja…“, sagte Tsugumi mit brüchiger Stimme. „Ich meine, ich war nie sonderlich nett zu ihr, und… Musste immer zeigen, dass ich besser bin und… Und ich finde ja auch, dass Makoto und du Recht habt! Ich meine, es ist ziemlich mies, dass Makoto ein wenig undankbar ob seines geretteten Lebens ist, aber…“ „Ach was.“, winkte Shikkun ab. „Ich glaube, trotz der Blutvergiftung und alldem würde ihm das alles weniger ausmachen, wenn wir ihn nicht auch noch betrunken erlebt hätten. Das hat dem Ganzen quasi die Krone aufgesetzt.“ „Ja, sicher, aber… Ich finde ja auch, dass Sayuri endlich lernen sollte, dass… Es auch Konsequenzen haben kann, wenn man sich aus Allem raushält, und so, und… Mich hat das eh immer genervt und das hab ich gestern auch fast so gesagt!“, brachte Tsugumi nun hervor. „Und… Na, das ist doch furchtbar, oder? Es ist ja fast so, als würde ich wollen dass es ihr so schlecht geht! Als ob ich mir das Ganze quasi gewünscht hätte!“ „Ugh.“, machte Shikkun. „Du gibst dir die Schuld an allem!“ Er trat unbehaglich von einen Fuß auf den anderen und betrachtete sie eine Weile, wie sie wie ein Häufchen Elend vor ihm stand. Dann stöhnte er leise auf, gab sich einen Ruck und nahm sie in die Arme. Ermutigt davon, dass sie ihn nicht sofort wegstieß, anschrie und verprügelte, begann er wieder, zu reden. „Okay, jetzt hör mal.“, sagte er hastig, aus Angst, sie würde oben geschilderte Reaktion nachholen. „Ja, du bist nicht sonderlich nett und ja, du stellst gerne deine Überlegenheit unter Beweis. Aber hältst du Sayuri echt für so fragil, dass das sie so fertig gemacht haben könnte? Ich bitte dich! Das ganze Angelegenheit ist viel, viel komplexer, ich finde, dass sollten wir ihr zugestehen. Und du bist auch keine abgrundtief böse Ausgeburt der Hölle, oder sowas, nur, weil du im Gegensatz zu deinem Bruder einsehen kannst, dass Sayuri an ihren Problemen nicht ganz Unschuldig ist. Ich persönlich würde es ja an ihrer Stelle beleidigend finden, wenn man mein gesamtes Seelenheil davon abhängig machen würde, ob Makoto nett zu mir ist. Oder generell irgendwer. Und mir somit quasi einen eigenen Willen und jegliche Proaktivität aberkennen würde. Äh, egal. Und, na ja, schon allein, dass du dich schuldig dafür fühlst, dass du einsiehst, dass wir Recht haben und das Sayuri, obwohl es dich schon so lange nervt, nicht ins Gesicht gesagt hast, zeigt doch, dass du… Na ja… Äh, dich um sie sorgst? Rücksicht auf sie nimmst? Was weiß ich, such dir aus, was dir am besten gefällt…“ Okay, aufmunternde Reden zu halten war definitiv nicht seine Stärke. Vor Allem nicht, wenn er gerade Tsugumi an sich drückte, die bis eben noch beinahe zu heulen schien. Und die jetzt den Kopf gegen seine Brust gelehnt hatte. Verlegen tätschelte er ihr ein wenig den Rücken. Da waren ihm Situationen wie gestern, wo sie sich ja fast genauso nahe gewesen waren, um einiges lieber. Da hatte er immerhin so irgendwie die Kontrolle gehabt… Aber… Was sollte er nur anstellen, wenn sie jetzt wirklich anfangen würde, zu weinen? „Das war erbärmlich.“, stellte sie in seine Brust murmelnd fest und hörte sich dabei an, als hätte sie einen Schnupfen. „Stimmt.“, gab er zu und musste grinsen. „Ich hätte dazu noch deine äußerst charmante Art erwähnen sollen.“ Dafür schlug sie ihn halbherzig in die Seite, musste aber ein wenig hicksend lachen. Das war schon viel weniger beängstigend. „Na ja, aber… Du solltest es besser wissen, als dir deswegen auch noch Vorwürfe zu machen.“, fügte er nochmal hinzu, nur um sicher zu gehen, dass dies auch angekommen war. „Ja, ja, schon gut, ich hab’s verstanden.“, nuschelte Tsugumi, machte aber noch keinerlei Anstalten, sich von ihm zu entfernen. So blieben sie noch einige Momente so stehen, beide irgendwie unsicher, was gerade los war. „Und wieso ist das so peinlich?“, wollte Tsugumi dann wissen. Shikkun gluckste. „Keine Ahnung.“ „Ich möchte übrigens nochmal klarstellen, dass ich nicht geheult habe.“ „Natürlich nicht.“ „Gut.“, sagte Tsugumi schließlich und seufzte. „Du kannst mich jetzt loslassen.“ Dies tat er auch und sie traten einen Schritt auseinander. Dann begann Tsugumi, vollkommen uncharakteristisch zu kichern. „Weißt du, was auch noch erbärmlich ist?“, fragte sie ihn amüsiert. „Was?“, fragte er eher peinlich berührt. „Wie rot du bist!“, erklärte sie ihm breit grinsend. Er grinste um einiges schmaler zurück. „Bild‘ dir da bloß nichts drauf ein, ist ziemlich warm hier.“ „Es ist Januar.“ „Ich bin dick angezogen.“ „Natürlich.“ „Nur, um das mal klarzustellen.“ Sie standen noch ein paar Sekunden unschlüssig beieinander, bis Tsugumi wieder anfing, zu lachen. „Mein Gott, was stellen wir uns an. Ist ja nicht zum Aushalten!“, brachte sie zwischen den Lachern hervor. „Gut, dass das keiner gesehen hat.“, stimmte Shikkun ihm zu. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was ich mir dann noch alles von meiner Schwester anhören müsste…“ Na ja, und Hiro würde ihn töten. Und Tsuyoshi wahrscheinlich auch noch. Wenn dem nicht wieder schlecht war. „Die würde erstmal vor Aufregung kollabieren.“, beruhigte Tsugumi ihn. Dann schwiegen sie sich wieder ein Weile an, bis sie begann, diesmal um einiges gefasster leise zu lachen. „Und weißt du, was auch erbärmlich ist?“, setzte sie ihre Fragekette von vor wenigen Minuten fort. „Dass es mir trotz dieser grottenschlechten Rede irgendwie besser geht.“ Er verbeugte sie spöttisch. „Stets zu Diensten.“ Als er wieder hochkam, sah sie ihn mit schiefgelegtem Kopf abschätzend an. „Was ist?“, fragte er. „Hm…“, machte sie. „Ich bin mir nicht sicher, aber… Dich jetzt zu küssen wäre irgendwie suggestiv, oder?“ Um ein Haar hätte er sich verschluckt und sehr unpassend gehustet. „Ziemlich suggestiv, ja.“, stellte er fest. Seine Kehle fühlte plötzlich sehr, sehr trocken an. „Sehr, sehr suggestiv.“, stimmte sie ihm zu, kam aber trotzdem näher. „Extrem suggestiv.“, pflichtete er ihr bei, ohne sich von der Stelle zu rühren. „Viel zu suggestiv.“, führte sie die Reihe fort. Mittlerweile stand sie auf den Zehenspitzen. „Stimmt.“, sagte er tonlos. Sie sahen sich wieder eine Weile an, während der er sich ziemlich sicher war, dass sie das nicht tun würde. Und gerade als er sich auf den wahrscheinlich tätlichen Angriff vorbereiten wollte, der jetzt wahrscheinlich folgen würde, schloss sie sehr schnell das letzte bisschen Abstand zwischen ihren Lippen und küsste ihn. Schon wieder. Doch bevor er darauf irgendwie reagieren konnte, hatte sie sich schon so schnell von ihm weggedreht, dass ihm ihre Haare ins Gesicht wehten und war einige Schritte von ihm entfernt. Dann drehte sie sich nochmal um und begann wieder, zu lachen. „Du solltest dein Gesicht sehen!“, rief sie ihm zu, bevor sie endgültig davon lief. Gut, dachte er sich. Er hatte jetzt mit einer Ohrfeige gerechnet, oder einem Knie in seiner Magengegend, aber hey. Er würde sich nicht beschweren. Und außerdem war sie jetzt auch rot geworden. ~ Das Büro des Hokagen war ob einer privaten Krisensitzung, an der nur zwei Menschen teilnahmen, bis auf weiteres geschlossen. Der Hokage selber war gerade kurz davor, an seiner Entrüstung zu ersticken. „Das hat er nicht wirklich, oder?“, brachte er nach einem ausgiebigen Hustenanfall hervor. „Doch, das hat er.“, bestätigte Sakura ihre soeben erzählte Geschichte. Sie saßen beide auf Narutos Schreibtisch, konnte ja keiner sehen, und sie hatte soeben von Sasukes Trainingsreise erzählt. „Heilige Scheiße…“, murmelte Naruto sehr unhokagehaft vor sich hin und ließ die Beine baumeln. „Aber, äh, hey, er hat es sogar, äh, vierzehn Jahre hier ausgehalten!“, setzte er hinzu. „Das ist ein neuer Rekord für ihn!“ Sakura sah ihn skeptisch an. „Na, wenn das alles ist, was dir dazu einfällt…“, sagte sie leicht pikiert. „Und hey!“, fuhr Naruto fort. „Er hat sogar einen Grund, abzuhauen, äh, auf Trainingsreise zu gehen!“ „Immer wieder erfrischend, wie du versuchst, der Situation etwas positives abzugewinnen.“, kommentierte Sakura spöttisch. „Aaach, Sakura-chan!“, machte Naruto und tätschelte ihr den Rücken. „Soll ich ihm nachrennen, nur so, um der alten Zeiten Willen?“ Nun musste Sakura doch lachen. „Nein, lass gut sein.“, sagte sie. „Kommt in deiner Position nicht gut.“ „Stimmt!“, fiel Naruto da ein. „Ich hab ja Menschen, die das für mich machen können! Soll ich ihm eine ANBU-Zelle hinterher schicken? Oder gleich alle?“ „Hm.“, machte Sakura. „Das könnte witzig werden. Wie groß ist die Gefahr, dass die alle als Schlangenfutter enden?“ „Verdammt!“, fluchte Naruto da erneut. Sakura stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. „Hüte deine Zunge!“, ermahnte sie ihn dann mit erhobenem Zeigefinger. „Solche Sprache ist deiner Autorität nicht würdig!“ „Jetzt hörst du dich schon an wie Hinata-chan!“, maulte Naruto und rieb sich die Seite. „Oh, und ihr habt Kakashi dazu gebracht, Toshio zu trainieren.“ „Ja.“, bestätigte Sakura. „Er darf ihn jetzt drillen. Vorerst nicht ganz bis zur Ohnmacht, weil der Junge einfach noch nicht in der richtigen körperlichen Verfassung ist, aber danach so richtig. Und ich glaub, er hat Talent. Sasukes Mutter hat auch erst in seinem Alter mir dem Training angefangen und ist sogar Jonin geworden.“ „Ist ansonsten bei dir zu Hause alles okay?“, wollte Naruto nun wissen. „Bis auf dass meine Kinder sich jetzt Sorgen um die geistige Verfassung ihres Vaters machen und an meiner ebenfalls zweifeln, ja, alles bestens.“, antwortete Sakura. „Ernsthaft, so wie Tsugumi und Yuki mich heute morgen ausgequetscht haben… Wirke ich so labil?“ „Du wirkst… Unausgeschlafen.“, beantwortete Naruto diese Frage so taktvoll wie er konnte. „Normalerweise hast du ja keine Augenringe, oder sowas…“ „Was sie scheinen durch?“, fragte Sakura entsetzt. „Oh nein!“ „Durch was?“, fragte Naruto verdattert. „Erinnerst du dich an Tsunades permanentes Genjutsu?“, fragte nun wieder Sakura. „Der ultimative Geheimtipp gegen Falten, Augenringe und Schwangerschaftsstreifen.“ „Äh, cool?“, kommentierte Naruto dies zweifelnd. „Und wie siehst du ohne aus?“ „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“, sagte Sakura, bevor sie die Illusion löste. „…Oh.“, war Narutos Reaktion auf den Anblick. „Okay. Du siehst, äh, menschlicher aus.“ „Na, danke.“, schnaubte Sakura, bevor sie die Illusion wiederherstellte. Naruto sah sie zweifelnd an. „Ist es Sinn der Sache, dass du jetzt leuchtest?“ „Ein bisschen.“, gab sie zu. „Nur keine Schwäche zeigen. Sind die Augenringe wieder weg?“ „Ja.“ Eine Weile schwiegen sie und saßen weiter nebeneinander. Sakura befürchtete im Hinterkopf, dass durch die halbe Stunde der Untätigkeit demnächst das gesamte Dorf zusammenbrechen würde, aber noch waren ihr ihre eigenen Probleme wichtiger. Und niemand war so gut darin, sie abzulenken, wie Naruto. Der räusperte sich jetzt. „Und du… Kommst damit klar?“, fragte er nochmal, in einem sehr konkreten Ton. „Woher weißt du…?“, erwiderte Sakura verdattert. Dass ihren Kindern etwas an ihrem veränderten Verhalten auffiel, konnte sie ja akzeptieren, aber sie hatte Naruto bisher nur in Situationen gesehen, in denen sie nicht gerade im Mittelpunkt gestanden hatte, also wie zur Hölle konnte er etwas davon wissen? „Hinata-chan.“, löste er das Rätsel. „Ihr ist dein Verhalten vorgestern aufgefallen und sie kann sowas sehen wenn sie will. Also. Kommst du damit klar?“ „Ja.“, seufzte Sakura, irgendwie erleichtert, dass es jetzt kein Geheimnis mehr war, und strich sich versonnen über den Bauch. „Ja, ich schaffe das schon…“ ~ fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)