A ninja's life 4 von Kimiko93 (Vergangenes lässt sich nicht totschweigen) ================================================================================ Kapitel 22: Katastrophe ----------------------- Do you ever feel out of place? Like somehow you just don’t belong, An no one understands you… Am nächsten Morgen wachte Sakura pünktlich um kurz nach fünf auf. Es war eine schlechte Nacht gewesen; Sasuke hatte sich ewig im Bett herumgewälzt und zweimal hatte sie ihn ob seiner Alpträume wecken müssen. Nun allerdings lag er wie gewöhnlich hinter ihr, sie fest an sich gepresst. Und ihrer Übelkeit nach zu schließen auch nicht erst seit fünf Minuten. Sie drehte sich, wie üblich in den letzten Tagen, falls sie mal tatsächlich zum Schlafen gekommen sein sollten, zu ihm um und weckte ihn sanft. „Hey.“, begrüßte sie ihn lächelnd. „Ich muss jetzt aufstehen. Glaubst du, du kannst weiter schlafen?“ Sasuke machte ein paar unverständliche Geräusche, ließ sie jedoch los und drehte sich weg. Sakura seufzte. „Keine Sorge, ich werde heute im Krankenhaus vorbeischauen und dir Schlaftabletten besorgen, die für den traumlosen Schlaf, die dir damals schon geholfen haben, okay?“ Die Antwort war ein weiteres Grunzen. Gut, wenigstens wollte er das mit dem Schlafen versuchen. ~ Eine kurze Morgentoilette später trat Sakura im Morgenmantel in die Küche, wo sie eine halbwegs angenehme Überraschung erlebte; am Küchentisch saß Toshio. Das an sich war ganz gut, allerdings spielte er wieder mit einem Kunai. „Morgen.“, begrüßte sie ihn. „Warum bist du nicht in deinem Bett?“ „Mein Bett?“, antwortete er dumpf, immer noch auf die Messer vor ihm fixiert, an oder mit denen er sich bisher immerhin noch nicht geschnitten hatte. „Klar, das, in dem du die letzte Woche geschlafen hast.“, definierte Sakura genauer und aß gegen die Übelkeit erstmal eine Banane, während sie die Utensilien fürs Frühstück aus den Schränken holte. „Ich bleib hier?“, fragte er als nächstes. Aha. Anscheinend hatte er erwartet, nach der Szene gestern rausgeschmissen zu werden. Merkwürdig. „Sicher.“, bestätigte Sakura. „Wo willst du denn sonst hin? Ich würde es ja durchaus begrüßen, wenn wir in diesem Dorf endlich mal ein Waisenhaus hätten, aber selbst wenn, du gehörst zur Familie, egal, wie entfernt. Und hey, wir sind eh schon so viele, da fällt einer mehr oder weniger gar nicht auf. Und immerhin bist du schon stubenrein und scheinst dich auch einigermaßen selbst versorgen zu können.“ Anstatt sich auf die Lippe zu beißen, biss sie lieber in ihre Banane, während sie Toshios Stärkebrei anrührte. Dann fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu: „Außerdem hat deine Mutter dich doch hergeschickt, oder? Sie hat uns also die Verantwortung für dich übertragen.“ Sie hörte ihn im Hintergrund schniefen und beschloss, ihm nicht nur ebenfalls die Schlaftabletten zu besorgen, sondern auch schon mal ein paar Antidepressiva zu horten. Man konnte ja nie wissen. Toshio hatte gerade seinen Stärkebrei, zusammen mit seinem Heulkrampf, heruntergewürgt und Sakura schweigend das Rühren des Pfannkuchenteigs abgenommen, als Natsuki die Küche betrat. „Morgen.“, begrüßte Sakura auch sie. „Du hast heute wieder eine Mission, oder?“ „Ja.“, antwortete Natsuki knapp. „Könnte länger dauern.“ „Dachte ich mir fast.“, meinte Sakura mit einem leisen Lächeln. „Hier hast du dein Bento für heute; einmal mit Garnelen und eingelegten Pflaumen und einmal mit Hühnchen, Möhren und ein bisschen Nudelsalat. Und ein Sandwich für jetzt. Viel Erfolg!“ „Dann verarbeitest du das Ganze durch Kochen?“, fragte Natsuki skeptisch. Sakura lächelte, vielleicht eine Spur gehässig. „Nein, Natsuki, ich komme meinen mütterlichen Pflichten nach. Und weil du ja als erstes wegmusst, habe ich das Meiste gestern schon vorbereitet.“ „Aha.“, machte Natsuki, nicht sonderlich überzeugt. Sakuras Lächeln wurde eine Spur breiter. Und gehässiger. „Wenn ich das ganze überhaupt noch verarbeiten müsste, würde ich das garantiert anders tun, als durch Kochen. Das würde mich nur in Versuchung führen, das Essen zu vergiften, glaubst du nicht auch?“ „Ach du liebe Güte.“, kam es nun von Natsuki, die ihre Lunchboxen in ihren Rucksack packte. „Und da soll noch mal jemand behaupten, die Massenmordtendenzen kämen von meiner Seite der Familie…“ Und nun ließ Sakura ein gekünsteltes, hohes Kichern hören. „Nun, sagen wir, deine Seite der Familie ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich diese Tendenzen entwickeln musste, hm?“, fragte sie. „Aber mit der Zeit lernt man, mit so etwas umzugehen. Wo kämen wir denn hin, wenn ich euch das immer noch vorwerfen würde?“ „Okay, okay, die Nachricht ist angekommen.“, teilte Natsuki ihr mit und hob abwehrend die Hände. „Sehr schön.“, sagte Sakura, ihre Stimme sofort um einiges kühler. „Denn auch dir könnte ein wenig mehr Respekt durchaus guttun.“ „Was kommt als nächstes?“, wollte Natsuki wissen. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…? Hey, der gehört nicht einmal dir. Und zur Hälfte eigentlich mir.“ „Nun ja.“, widersprach Sakura ihr. „Eigentlich hatten wir uns darauf geeinigt, dass sein Vater es sehr deutlich machte, dass er auf sein Erbe verzichten möchte, und alles was dir gehört, ist eine Abfindung, aber… Du gehst jetzt besser. Wir machen dem Jungen Angst.“ „Oh?“ Natsuki nahm nun zum ersten Mal Toshio im Raum wahr, der wie erstarrt aufgehört hatte, den Teig umzurühren und nun entsetzt in die Schüssel starrte. „Ach, Kleiner, mach dir nichts aus uns. Wir haben uns alle noch lieb! Und eine merkwürdige Art, das zu zeigen, aber hey, da gewöhnt man sich dran. Immerhin sind wir hier alle irgendwie Psycho- und Soziopathen, das liegt in der Familie! Bis dann!“ Und mit diesen Worten entschwand sie. Äußerst verstimmt begann Sakura, Reis in verschiedene Bentoboxen zu füllen. „Nimm sie bloß nicht zu ernst.“, riet sie Toshio. „Ich hab das komische Gefühl, sie muss gerade ihre rebellische Pubertät nachholen, die sie nie hatte. Na ja, kann daran liegen, dass das Haus immer zu voll war mit kleinen Kindern, als dass sie damit Aufmerksamkeit erregt hätte, aber hey. Ich hätte sie als erwachsener eingeschätzt.“ So schimpfte sie eine Weile vor sich hin, nahm Toshio zwischendurch den Pfannkuchenteig ab und bereitete Selbige zu, während sie Gemüse kleinschnitt. Zusätzlich aß sie die nun zweite Banane, auch wenn sie nicht mehr so genau wusste, warum die was gegen ihre Übelkeit tun sollten. Zumindest half es ihr, ihren nicht wirklich vorhandenen Mageninhalt drinnen zu behalten. „Morgen.“, ertönte es da von der Tür aus. Yuki war aufgestanden. „Pfannkuchen?“, stellte er überrascht fest. „Ja, für unser erstes Familienfrühstück seit Langem.“, erläuterte Sakura. „Bedien‘ dich.“ Yuki tat wie ihm geheißen und betrachtete sie dabei misstrauisch. „Wieso isst du Bananen?“, wollte er dann wissen. „Du hasst die Dinger doch…“ „Ach, mir war danach.“, winkte Sakura ab. Verdammt, kluges Kind. „Okay…“, machte Yuki und nahm sich ebenfalls eine Banane, um sie auf seinem Pfannkuchen zu verteilen. Toshio, der nun ohne eine Aufgabe herumsaß und immer noch das Kunai angestarrt hatte, welches Sakura ihm aus pädagogischen Gründen nicht weggenommen hatte, warf er hin und wieder misstrauische Blicke zu. Vielleicht hatte Yoko ja doch Recht gehabt und es wäre besser gewesen, ihn nicht mit nach Hause zu nehmen… „Yuki, möchtest du was Süßes in deine Box?“, fragte Sakura ihn, 6 fertige Pfannkuchen und ebenso viele befüllte Boxen später. „Damit Yoko mich auslacht? Nein danke.“, war Yukis pragmatische Antwort darauf. „Gib mir mehr Gemüse.“ „Na, wenn du meinst…“, amüsierte sich Sakura und fügte noch ein paar Kirschtomaten hinzu. Als Tsugumi wenige Minuten später die Küche betrat, hatte Yuki sein Geschirr gerade weggeräumt und sich zu seinem morgendlichen Aufwärmtraining verabschiedet. „Morgen.“, grüßte Tsugumi mürrisch, sie war keine Frühaufsteherin, zwang sich aber trotzdem immer so früh wie möglich aus dem Bett, zur Selbstdisziplinierung. „Guten Morgen!“, flötete Sakura ihr entgegen. „Irgendwelche Extrawünsche für dein Bento?“ „Mehr Gemüse.“, meinte Tsugumi prompt, während sie sich, die Pfannkuchen keines Blickes würdigend, eine Schüssel und Müsli aus dem Schrank holte. Als sie selbiges schließlich mit Milch übergossen hatte und sich nun nach Früchten zum Reinschneiden umsah, betrachtete sie ihre Box, lila, wie die von Natsuki, kritisch. „Und mehr Garnelen. Lass dafür die Kekse weg.“ „Dachte ich mir.“, murmelte Sakura und packte die kleinen Kekse zusätzlich in Sayuris Lunchbox. Tsugumi setzte sich währenddessen Toshio gegenüber, auf denselben Platz, auf dem zuvor Yuki gesessen hatte, und begann, ihr Müsli zu löffeln. „Steht heute irgendwas für uns an, oder wieso kriegen wir alle schon mal Mittagessen?“, wollte sie wissen. „Keine Ahnung.“, gab Sakura zu. „Aber ich werde heute fast den ganzen Tag weg sein, und ihr sollt ja nicht vom Fleisch fallen.“ „Und was wird aus dem Chuuninexamen? Ich meine, wird das wiederholt, oder so?“, fragte Tsugumi weiter. „Keine Ahnung, Schätzchen. Ich bin nicht länger wieder hier als du.“, erwiderte Sakura und goss die vorletzte Kelle Teig in die Pfanne. „Aber Hinata wird bald hier sein, wahrscheinlich weiß sie was darüber. Sie ist ja glücklicherweise mit der Quelle verheiratet.“ „Wir sind mit der Quelle nach Hause gefahren.“, erinnerte Tsugumi sie trocken. „Da hatte ich persönlich jetzt andere Sorgen.“, meinte Sakura ebenso trocken. „Oh, stimmt, und Informationen vorzuhalten, die wir wenige Stunden später dann doch gekriegt haben.“, erinnerte sich Tsugumi triumphierend. „Ja, und das habt ihr nur eurem Vater zu verdanken.“, stellte Sakura klar. „Wenn es nach mir ginge, hättet ihr erstmal ein wenig… Erwachsener werden sollen.“ Sie persönlich hatte sich nach ihrem ersten Chuuninexamen immerhin in einer Persönlichkeitskrise befunden. Nicht, dass die ihr damals schon allzu viel gebracht hätte, aber hey. „Und wozu das Ganze?“, stöhnte Tsugumi genervt. „Ich wette mit dir, dass wir jede Art, auf die unser Onkel die Clanmitglieder umgebracht hat, innerhalb der ersten beiden Akademiejahre in allen Einzelheiten inklusive Vor- und Nachteile und ästhetischeren Varianten durchgekaut haben.“ „Eben.“, sagte Sakura. „Die Mechanik des Ganzen kennt ihr. Dummerweise seid ihr aber noch nicht reif genug, zu begreifen, was das auf emotionaler Ebene bedeutet.“ Während ihres Gespräches warfen sowohl Sakura als auch Tsugumi gelegentlich leicht beunruhigte Blicke auf Toshio, der aber gerade damit beschäftigt war, sein neustes Spielzeug im Licht zu drehen und die Reflektion der Lampe darin zu betrachten. Ob das jetzt gut oder schlecht war, sei mal dahin gestellt. „Na ja.“, nuschelte Tsugumi nach ausgiebiger Betrachtung Toshios nun doch etwas kleinlaut. „Ich glaube, wir gewinnen davon gerade einen recht… Lebensnahen Eindruck.“ Dann fügte sie, den Mund nun wieder voller Müsli, hinzu: „Und trotzdem. Das einzige, was wir uns von dem gestern nicht selbst hätten zusammenreimen können, war, wie peinlich ihr früher wart.“ Sakura seufzte. „Okay, dann lass es mich so formulieren.“, schlug sie vor. „Wenn eure These aufgegangen wäre und wir durch Ausnutzen des Systems trotzdem in der jetzigen Konstellation geheiratet und Kinder gekriegt hätten, weißt du, was dann im Moment hier los wäre?“ „Alle würden dich ernster nehmen, wenn du Verschwörungen entdeckst?“, war Tsugumis erster Vorschlag. Sakura schnaubte. „Nein, auch dann wäre ich noch eine hysterische, rosahaarige Frau mit Zivilistenhintergrund, die nur aus Glück und Titten ihre gesellschaftliche Position erreicht hat. Und damit meine ich Frau eures Vaters.“, widerlegte Sakura diese These. „Aus Glück und Titten?“ Tsugumi lachte. „Das hört sich ja doch um einiges epischer an als Patronin aller Liebenden, oder so.“ Darüber musste auch Sakura schmunzeln. „Egal, darauf wollte ich gar nicht hinaus.“, winkte sie ab. „Jedenfalls würden uns dann gerade deine und Sayuris potenzielle Ehemänner, in einer Altersspannweite zwischen minus ein paar Monaten und plus vierzig Jahren, das Haus einrennen, um was von eurem Talent abzukriegen, und so. Die meisten davon entweder gut zahlende Feudalherren oder hochrangige Ninjas aus anderen Dörfern, die gerne was vom Sharingan abhätten. Und irgendwann würde dann der erste mit Krieg drohen und hey, verabschiede dich von deiner Karriere und deiner Seele. Das Gesetz ist ja sogar dafür gewesen, sobald die Eltern zustimmten. Und hätten wir das nicht getan, hallo Bürgerkrieg.“ Tsugumi überlegte kurz. „Dorfinterner Frieden über dorfexternen.“, war dann ihr Kontraargument. „Sayuri und ich, na ja, und Kaori am besten auch, suchen uns einfach jemanden hier im Dorf, der nett ist und höhere Ansprüche hat, mit dem wir dann eine Art Zweckbeziehung eingehen, oder sowas.“ Sakura schmunzelte. „Das ist ja alles schön und gut.“, gab sie zu. „Aber ihr könnt dummerweise nicht alle Makoto heiraten.“ Tsugumi verschluckte sich an ihrem Müsli. „Der wird ja wohl nicht der einzige mit höheren Ansprüchen sein!“, empörte sie sich. Sakura überlegte ebenfalls kurz. „Hm, also… Lass mich überlegen… Ja, doch.“, musste sie ihrer Tochter leider mitteilen. „Vielleicht ein paar andere Hyuugas, die nicht in eurem Alter sind auch noch, aber…“ „Und was ist mit Hiro, oder so?“, ereiferte sich Tsugumi nun. Sakura lachte fies. „Hiro, meine Liebe, wäre dazu verpflichtet, sich eine Frau aus einem anderen Dorf zu nehmen und so unsere Relationen zu stärken. Yoshiko zum Beispiel. Das wäre optimal.“ Dann stutzte sie kurz. „Und er interessiert dich in diesem Kontext so, weil…?“ „Bitte?“ Tsugumi verschluckte sich vor Empörung gleich nochmal. „Was möchtest du damit andeuten?“ „Hm, na ja…“, überlegte Sakura. „Sag du’s mir.“ „Ich kann dir dazu rein gar nichts sagen.“, versuchte Tsugumi würdevoll hervorzubringen. „Ach ja, stimmt ja…“, fiel Sakura nun ein, die eines ihrer fiesen, wissenden Mütterlächeln aufgesetzt hatte. „Sayuri meinte ja ohnehin, du wärst viiiel mehr an Shikkun interessiert. Morgen, übrigens!“, begrüßte sie Sayuri und Tsuyoshi, die nun auch endlich mal zum Frühstück erschienen. „Du elende Verräterin!“, keifte Tsugumi nun ihre Schwester an und sprang auf. „Wie kommst du dazu, sowas zu erzählen?“ Sayuri starrte sie kurz ein wenig ungläubig bis hin zu mäßig beunruhigt an. „Noch dazu ist das ÜBERHAUPT NICHT wahr!“, fügte Tsugumi dann noch hinzu. „Oh, diese Überzeugungskraft.“, kommentierte Sakura dies vom Küchentisch aus. Sayuri wagte nun ein nervöses Kichern, Tsuyoshi lief leicht grünlich an und Toshio, unbeachtet von allen, hatte begonnen, Kerben in die Tischkante zu ritzen. „Und ich habe dir schon mal gesagt“, setzte Tsugumi nun erneut an, vehement darum bemüht, ihre königlich amüsierte Mutter im Hintergrund zu ignorieren. „Shikkun und ich sind höchstens gute Freunde!“ Nach einer weiteren kurzen Pause fügte sie dann noch hinzu. „Und ich habe ihn nur geküsst, weil ich das Geld haben wollte!“ „Oh, du hast ihn geküsst?“, setzte Sakura nun noch eins drauf. „Ist ja interessant…“ Tsugumi sah kurz vollkommen außer sich zwischen ihrer Mutter, ihrer lachenden Schwester und ihrem ernsthaft krank aussehendem Bruder hin und her, bevor sie händeringend einen Laut der Verzweiflung ob dieser geballten Dummheit ausstieß und verschwand, nicht ohne ihre Geschwister dabei beide zu rammen. „Nur mal so.“, meinte Tsuyoshi, der sich ein wenig groggy an seinen Platz setzte. „Wenn sie jetzt rausrennt und Yuki umbringt, bist du Schuld.“ „Och, der kann sich wehren.“, tat Sakura dies ab. „Pfannkuchen?“ Und fürwahr, wenige Minuten später betrat Yuki die Küche erneut, nun mit vollständig gepackter Schultasche und sehr verstört wirkend. „Was zur Hölle habt ihr mit Tsugumi angestellt?“, wollte er wissen. Sayuri kicherte erneut. „Och, sie nur ein wenig geärgert.“, erläuterte Sakura, die nun endlich ihren eigenen Pfannkuchen verspeiste. „Wieso? Läuft sie gerade Amok?“ „So ähnlich.“, berichtete Yuki. „Momentan ruiniert sie allerdings nur ihre Kunais, indem sie sie in die Gartenmauer wirft.“ „Die mit den Uchihazeichen drauf?“, fragte Sakura skeptisch. „Yikes. Lasst das bloß nicht euren Vater hören…“ „Wieso?“, fragte Tsuyoshi neugierig, den Mund voll mit seinem zweiten Pfannkuchen. „Ähm, euer Onkel hat wohl kurz vor dem Massaker etwas ähnliches angestellt…“, erklärte Sakura. „Glaub ich zumindest.“ „Witzig.“, kommentierte Yuki dies. „Natsuki hat uns an diesen Wänden auch immer das Werfen von Kunais beigebracht.“ Sakura stöhnte. „Ich hoffe ja, sie offenbart uns bald, wer ihr heimlicher Liebhaber ist und zieht aus.“, murmelte sie. „Wenn von euch irgendwer mit einundzwanzig noch zu Hause wohnt, weiß ich, dass ich was falsch gemacht habe…“ „Hast du Natsuki nicht auch schon erzogen?“, fragte Tsuyoshi nicht hilfreich. „Hm, nein.“, überlegte Sakura. „Die kam schon furchtbar erwachsen und stubenrein zu uns, das einzige, was ich versucht habe, ihr anzuerziehen, war, mich nicht mehr mit Tante anzureden… Na ja. Hätte ich mir an sich auch sparen können.“ „Und dann habt ihr eure Revolution gestartet und sie alleine gelassen.“, führte Tsuyoshi die Geschichte fort. „Da wäre ich auch angepisst.“ „Sie war nicht alleine!“, entrüstete sich Sakura. „Tsunade hat sich um sie gekümmert.“ „Ach so?“, fragte Yuki verwundert. „Dafür hat sie aber nach Tsunade-samas Tod nicht sehr mitgenommen gewirkt…“ „Hm, stimmt…“, fiel Sakura da zum ersten Mal auf. „Merkwürdig…“ Doch bevor sie weiter über dieses Thema nachdenken konnte, betrat Hinata den Türrahmen zur Küche und blieb darin stehen, Yoko folgte ihr mit einigen Schritten Abstand. „Guten Morgen!“, begrüßte Hinata die versammelten Uchihas mit einer Verbeugung. Dann lächelte sie Sakura an und verbeugte sich zusätzlich noch einmal vor ihr. „Ich bin froh, dass ihr alle wohlbehalten zurückgekommen seid.“ „Ja, danke.“, meinte Sakura, und verkniff es sich, Hinata darauf hinzuweisen, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle halten sollte, so viel Zuneigung wäre ihr ja ganz unangenehm. „Naruto lässt ausrichten, dass die Drillinge um acht Uhr zu ihm ins Büro kommen sollen.“, fügte Hinata hinzu. „Es geht wohl um das Ergebnis des Chuuninexamens.“ „Cool.“, meinte Tsuyoshi dazu, als Zeichen seiner Kenntnisnahme. „Und außerdem möchte Ino sich heute Abend mit uns treffen.“, verbreitete Hinata eine weitere Information, diesmal wieder an Sakura allein. „Okay.“, meinte diese. „Der übliche Ort?“ „Ja.“, bestätigte Hinata. Dann verneigte sie sich und nickte Yuki zu, ihr zu folgen. Yoko, die die ganze Zeit hinter ihrer Mutter im Flur gestanden hatte, war zur Seite getreten, um Hinata einen gewissen Vorsprung zu gewähren, jedoch, wie Sakura sehr genau wusste, nicht aus Höflichkeit. Generell fand sie die Beziehung von Hinata und Yoko äußerst… Merkwürdig, um es nett auszudrücken. Es war sehr offensichtlich, dass Yoko eigentlich so gut wie niemandem Respekt entgegen brachte, Sakura konnte sich da noch zu den Menschen zählen, die am höchsten in ihrer Gunst standen. Und besonders zu verabscheuen schien Yoko ihre Mutter. Sakura hätte eine solche Feindseligkeit in ihrer Familie niemals geduldet. Natürlich, sie ärgerten sich alle ständig und gelegentlich, wie irgendwie im Moment, krachte es auch schon einmal heftiger, aber eine offene Feindschaft zwischen Familienmitgliedern kam überhaupt nicht infrage und wäre eine der seltenen Gelegenheiten, zu denen Sakura ernsthaft und mit all ihrer Macht als Elternteil eingegriffen hätte. Aber sie konnte durchaus nachvollziehen, wie es bei Yoko zu diesem Verhalten gekommen war; charakterlich schaffte es Yoko, mit ihrer unfreundlichen und handgreiflichen Art, gleichzeitig das Gegenteil beider Elternteile darzustellen. Dass sie sich dementsprechend unwohl zu Hause fühlte, war also nicht schwer nachzuvollziehen. Und während Sakura glaubte, dass Naruto dies ernsthafte Sorgen bereitete, war dieser viel zu selten zu Hause, um etwas dagegen tun zu können. Hinata jedoch hatte eine recht… Kompromisslose Art, ihre Kinder zu erziehen. Für die sie an und für sich ja auch nichts konnte, sie kannte es ja selbst nicht anders. Von einer Familie, die einen bei der Rückkehr mit Steinen bewerfen wollte, konnte man da keine pädagogischen Meisterleistungen erwarten. Und so wirkte die Beziehung zwischen Hinata und Yoko genau genommen wie die zwischen, nun ja, politischen Feinden; Yoko machte es sehr deutlich, was sie von ihrer Mutter hielt, beließ es allerdings bei bösen Blicken und gelegentlichen Bemerkungen, und Hinata tat so, als würde sie beides nicht bemerken und behandelte ihre Tochter mit kühler Höflichkeit. Jedoch hatte Sakura im Moment irgendwie besseres zu tun, als sich über die Erziehungsmethoden ihrer Freundinnen Gedanken zu machen. Kaum hatte Hinata mit Yuki und Yoko das Haus nämlich verlassen, hörte sie, wie sich auch die restlichen Familienmitglieder nun endlich rührten; Hiroshi rannte aufgeregt zwischen seinem Zimmer und dem Bad hin und her und beschwerte sich wieder einmal lautstark über seine heutige Garderobe, schwarz. Passte zur allgemeinen Stimmung. Hätte Sakura gerade darauf geachtet, wäre ihr eventuell aufgefallen, wie Sayuri sich auf ihrem Stuhl verkrampfte und Toshio weiterhin Kerben in die Tischplatte ritzte, aber sie war wieder mit Bentos beschäftigt. „Irgendwelche Sonderwünsche?“, fragte sie Sayuri und Tsuyoshi. „Mehr Fleisch.“, war Tsuyoshis sofortige Antwort. „Nein.“, hauchte Sayuri fast unhörbar. „Okay.“, meinte Sakura und kam Tsuyoshis Wunsch nach. „Sayuri-chan, du hast Tsugumis Kekse bekommen, ist das okay?“ Doch ob das okay war erfuhr sie nicht mehr, da Sayuri in diesem Moment hektisch aufsprang und die Küche verließ. Verwundert sah Sakura sich um „Was ist denn nun los?“, wollte sie wissen. Sasuke, der mit Satoshi auf dem Arm im Türrahmen stand, stöhnte. „Ich hab da so eine Ahnung…“ ~ „Okay, also, hi erstmal.“, begrüßte Naruto formschön die in seinem Büro versammelten Genins. Das waren zum Einen die Teams der Drillinge und zum Anderen ein weiteres Team aus Konoha, welches schon etwas älter war. Er hatte ob des offiziellen Anlasses seinen Mantel angezogen und sogar den Hut aufgesetzt. Oder vielleicht hatte er das auch nur gemacht, um von seinen Augenringen abzulenken, die von mehreren Tagen außenpolitischer Turbulenzen zeugten. „Nach dem recht… Unerwarteten Ausgang der zweiten Runde, haben wir Kages mehr oder weniger einstimmig beschlossen, dass Examen an dieser Stelle zu beenden.“, erklärte er die Situation. „Einerseits weil jetzt jeder gerne seine Schäfchen ins Trockene bringen wollte.“ Hierbei wanderten aller Augen kurz zu den Drillingen hinüber. „Andererseits aber auch, da wir alle der Ansicht waren, dass nach dem ohnehin schon erhöhten Schwierigkeitsgrad dieses Jahr gar keine weiteren Tests mehr nötig sind und wir somit alle Teams, die das Ziel der zweiten Runde erfüllt, also alle drei Schriftrollen eingesammelt haben, direkt befördern können. Ja, genau, herzlichen Glückwunsch.“ Diese Worte lösten jedoch nicht allzu große Begeisterung bei den Anwesenden aus. „Nur mal so…“, setzte Tsugumi an. „Wie wäre es denn weitergegangen, wenn das Examen nicht abgebrochen worden wäre?“ „Na ja…“, meine Naruto. „Dann hätten wir alle Teilnehmer der dritten Runde, also alle, die es durch den Wald geschafft haben, in Einzelkämpfe geschickt um die Teilnehmerzahl nochmal zu halbieren, um euch dann einen Monat Vorbereitungszeit zu geben, bevor ihr in einem richtig großen Turnier kämpft, so vor allen Geldgebern und sowas.“ „Heißt das, wir hätten gegeneinander kämpfen müssen?“ , hakte Tsuyoshi nach. „Und das hätte unsere Mutter zugelassen.“ Naruto grinste ein wenig traurig. „Ja, an dem Teil des Examens hatte sie immer besonders viel Spaß, das wäre also okay gewesen. Ich weiß nicht genau, was passiert wäre, wenn ihr innerhalb der Familie gegeneinander kämpfen müsstet, aber… Hey, darüber müssen wir uns ja jetzt keine Gedanken mehr machen, hm? Auch wenn du deiner Mutter ausrichten kannst, dass wir in Zukunft vielleicht häufiger auf sie hören sollten… Na ja, egal. Gute Arbeit, ihr alle, ich guck später mal, ob ich was für euch zu tun finde, bis dahin habt ihr frei. Auf Wiedersehen.“ ~ „M-Makoto-kun?“, sprach Sayuri selbigen zaghaft an, als sie alle das Gebäude verlassen hatten und sich auf ihre eigenen Wege machten. Makoto drehte sich um und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der sie zurückschrecken ließ. „Also, ich, i-ich… Ich wollte nur fragen… W-wegen deinem Arm…“, stotterte sie und sah dabei auf den Boden, die Arme hinter dem Körper verschränkt. Makotos Arm war gegenwärtig dick bandagiert in einer Schlinge und verströmte einen recht bissigen Geruch. „Blutvergiftung.“, teilte er ihr knapp mit. „Verbrennungen zweiten bis dritten Grades, außerdem fast noch eine Alkoholvergiftung. Wird nie ganz verheilen.“ „Oh mein Gott!“, schluchzte sie auf und schlug sich die Hände vor den Mund. „Das… Oh mein Gott, das tut mir so Leid, das wollte ich nicht, Makoto-kun, ich…“ „Tja.“, machte er bitter. „Nächstes Mal solltest du vielleicht mehr üben, bevor du irgendwelche komischen Techniken ausprobierst.“ Sayuri starrte ihn an, und er konnte sehen, wir sie mit den Tränen kämpfte. Dann wich sie einen Schritt zurück, bevor sie sich umdrehte und davon rannte. Makoto biss sich auf die Lippen. Was er ihr nicht gesagt hatte, was, dass er wegen der Blutvergiftung zwei Tage lang bewusstlos gewesen war und das, was er von seinem Arm spüren konnte, sich anfühlte, als würde es immer noch brennen. Er hatte ihr auch nicht gesagt, dass er sich an alles erinnern konnte, was er unter dem Einfluss von Sake gesagt und getan hatte und es ihm deswegen äußerst schwer fiel, auch nur irgendwen anzugucken. Und dass er sich nicht sicher war, ob er das, was er gesagt und getan hatte, auch so meinte. Na ja, das war jetzt anscheinend eh egal. Es kam ihm irgendwie unwahrscheinlich vor, dass sie nochmal mit ihm reden würde, ohne in Tränen auszubrechen. Aber letztendlich war es wahrscheinlich sogar besser so… ~ Schlaftabletten zu beschaffen, ohne dabei aufzufallen, sollte eigentlich nicht so einfach sein, dachte sich Sakura, als sie eine Schublade leerte. Und eigentlich sollte auch jemand hier sein, der ihr dabei auf die Finger schaut, damit sie auch ja keine illegalen Mengen oder Substanzen aus dem Krankenhaus entwendete. Nun, die Menge der Substanz war auf jeden Fall illegal. Vor Allem ohne Rezept. Und die Substanz an sich war eigentlich auch illegal, ganz ohne Rezept. Und streng genommen war es auch illegal für sie, sich in dem Raum mit den illegalen Substanzen zu befinden, sie war immerhin Medic und keine Pharmazeutikerin. Streng genommen müsste sie sich selbst etwa zweimal verhaften und fünfmal vom Dienst suspendieren für das, was sie gerade tat. Hach, es war schon schön, Teileigentümerin des Krankenhauses zu sein. Von den Schlaftabletten ging sie zu den Antidepressiva. Auch und gerade die musste man eigentlich streng dosiert verabreichen und auch nicht ohne Rezept oder Gutachten oder sonst irgendwas. Sasuke konnte sich kein Gutachten leisten. Psychische Labilität kam in Führungspositionen nicht so gut. Und das letzte, was Toshio gebrauchen konnte, waren noch mehr Gespräche über seine Erlebnisse mit irgendwelchen Gutachtern. Gab es sowas wie medizinische Selbstjustiz? Wenn ja beging Sakura gerade genau das. Genauso wie Nepotismus und bestimmt noch ganz viele andere verabscheuungswürdige Dinge. Und das einzige, worum sie sich gerade Sorgen machte, war, dass Toshio die Antidepressiva eventuell nicht vertragen könnte. Also nahm sie am besten ganz viele Verschiedene mit und sah zu, dass sie den Jungen immer unter Beobachtung hatte. Welche Art Sasuke am besten vertrug, wusste sie ja. Mehr oder weniger diskret ließ sie die Schächtelchen in ihre Tasche gleiten und verließ den Raum wieder. Sie hatte Shizune darum gebeten, genau heute und genau für diesen Zeitraum diskret niemanden dort zu haben. Und da für den Durchschnittsbürger der Staat nicht allzu transparent war, war die Auszubildende, die jetzt eigentlich ihre Schicht gehabt hätte, glücklich eine halbe Stunde früher abgezogen und hatte sich Theorien über wichtige Staatsangelegenheiten zusammengereimt. Oh, das tat Sakura ja auch noch. Sie nutzte ihre politische Position aus. Wirklich kein guter Tag fürs Karma, heute. Bemüht, möglichst unverdächtig und unauffällig zu wirken, was ab einer gewissen Prominenz in Verbindung mit rosa Haaren nicht gerade leicht war, kehrte Sakura in den allgemein zugänglichen Bereich des Krankenhauses zurück, genauer gesagt in ein Wartezimmer, in dem sie Toshio gelassen hatte. Denn irgendwo musste der ja auch bleiben und ihn den ganzen Tag alleine zu Hause zu lassen erschien nicht sonderlich empfehlenswert. Am Ende würde er noch das ganze Haus mit lustigen Kerben wie auf dem Küchentisch verzieren. Dummerweise war Toshio nicht mehr da. „Oh, scheiße…“, murmelte Sakura und sah sich hektisch um. Nirgendwo war eine Spur von ihm zu sehen. Sie hielt eine Krankenschwester am Arm fest. „Akemi, hast du den Jungen gesehen, mit dem ich hergekommen bin?“, fragte sie im Flüsterton. „Elf Jahre alt, schwarze Haare, sehr dünn und sehr blass?“ „Hm…“, machte das junge Mädchen nachdenklich. „Ich glaube, der ist in Richtung Medikamentenlager verschwunden.“ „Da komm ich gerade her!“, widersprach Sakura. „Na, dann hat er nach Ihnen gesucht, was weiß ich!“ Akemi riss sich los. „Verzeihen sie bitte, ich habe zu tun!“ Fluchend drehte Sakura um und lief den langen Gang zurück. Hier gab es eigentlich nichts außer der im Moment nicht bewachten Medikamentenkammer… Na ja, Halle würde es eher treffen, und diverse Lagerräume… Sie versuchte ihr Glück beim erstbesten. Nichts, außer Verbandszeug und Wattebäusche, alles vorbildlich steril verpackt. Der nächste Raum war voller Formulare und Schreibutensilien und dummerweise auch ohne Toshio. Mist. Der dritte Raum war voller chirurgischer Instrumente. Und die Tür war nur angelehnt. Wie wunderbar. „Toshio?“, rief Sakura, als sie den Raum betrat. „Bist du hier?“ Keine Antwort. Nicht, dass sie eine erwartet hätte… Sie fand Toshio an einem Regal gelehnt sitzen, in der einen Hand ein Skalpell, in der anderen… Konnte man kaum noch eine Hand erkennen. „Oh Gott, was zur Hölle tust du da?“, kreischte Sakura und kniete sich zu Toshio auf den Boden, ihm das Skalpell entwindend, mit welchem er sich Muster in die rechte Hand und den rechten Unterarm geschnitten hatte. Alles nicht sonderlich tief, aber er blutete aus sehr vielen Schnitten und zu seinen Füßen hatte sich bereits eine Lache gebildet. Fluchend legte Sakura die Hände auf den Arm und begann, die Schnitte zu heilen. Gott sie Dank hatte er sich nichts ernsthaft kaputt gemacht; Nervenbahnen und Ähnliches waren noch erhalten und zu viel Blut hatte er auch noch nicht verloren. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr sie ihn an. Toshio zuckte nur die Schultern und starrte seinen Arm fasziniert an. Oh, großartig. So gesehen war es wohl herzlich egal, was für Antidepressiva sie ihm gab, solange er überhaupt welche bekam. Sie brauchte etwa fünf Minuten, um den Arm wieder hinzukriegen, wollte sich aber gar nicht erst ausmalen, was geschehen wäre, wenn sie auch nur ein wenig später gekommen wäre. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, den Jungen unbeaufsichtigt zu lassen? Und dass auch noch in einem Krankenhaus! Umringt von so viel Tod und Leid und spitzen Objekten. Da musste er ja auf dumme Gedanken kommen… Sie überließ es einer nicht allzu beschäftigten Krankenschwester, sich um die Beseitigung der Sauerei zu kümmern, oh, es war schon schön, Teileigentümerin des Krankenhauses zu sein, und zerrte Toshio mit sich nach Hause. „Hör mal zu, Toshio.“, versuchte sie dann, auf ihn einzureden. „Tu sowas nicht, das bringt nichts. Du fühlst dich dadurch nicht besser, zumindest nicht langfristig, und sterben lassen wir dich sowieso nicht. Das… Dürfen wir gar nicht, immerhin…“ Sie biss sich auf die Lippen. Oh, oh. Die Übelkeit kehrte zurück. „Immerhin gehörst du jetzt zur Familie…“ „Da hab ich nicht drum gebeten.“, nuschelte Toshio. „Nach deiner Meinung hat ja auch keiner gefragt.“, stellte Sakura fest. „Das hat deine Mutter so beschlossen. Und die hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich umbringst.“ Ob das überhaupt auch nur ansatzweise das richtige zu sagen war, wusste sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie mit Toshio umzugehen war. Sie hatte ja auch keine Ahnung, wie genau sie damals Sasuke geholfen hatte. Witzig, sie hatte ja nicht einmal bemerkt, dass sie das getan hatte. Nur irgendwie glaubte sie nicht, dass sie mit Toshio nochmal solches Glück haben würde. „Okay…“, murmelte sie dann und bugsierte Toshio auf einen Küchenstuhl. Der Rest der Familie war unterwegs, in der Akademie oder sonst wo. Sie holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Dann setzte sie es Toshio vor und begann, in ihrer Tasche zu wühlen, bis sie sowohl die Schlaftabletten als auch ein Antidepressivum hervorgezaubert hatte. Von beidem legte sie ihm eine halbe Tablette hin. „Nimm die ein, dann geht es dir besser. Guck nicht so, mach es einfach.“, wies sie ihn an. Das konnte jetzt natürlich nicht die Lösung für all ihre Probleme sein, den Jungen unter Drogen zu setzen, wenn er schwierig wurde, aber im Moment tat sie ihm damit noch einen Gefallen. Es hatte seinen Grund, dass die Tabletten so streng reguliert eingenommen werden mussten; keine drei Minuten nach der Einnahme lag Toshio mit dem Kopf auf der Tischplatte. Und es würde noch bis zum nächsten Morgen dauern, bis er wieder aufwachte. ~ Die nächste Banane verspeisend, richtete Sakura für die fast komplett versammelte Familie das Abendessen an; Gulasch. Sasuke, Natsuki und Toshio fehlten noch, aber zumindest Sasuke wurde erwartet. Außerdem hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass Sayuri nicht allzu anwesend war, ansonsten hätte sie ihr nämlich schon längst geholfen. „Wieso isst du schon wieder Bananen?“, fragte Yuki misstrauisch. „Zur Beruhigung.“, flunkerte Sakura. „War ein anstrengender Tag heute, fragt nicht weiter.“ „Das letzte Mal, dass du Bananen gegessen hast, war, als du mit Satoshi schwanger warst.“, stellte Tsugumi, ebenso misstrauisch fest. Sakura lachte freudlos. „Ja, sag ich doch.“, meinte sie. „Zur Beruhigung.“ „Und wo ist Toshio?“, wollte Yuki weiter wissen. „In seinem Bett.“, antwortete Sakura. „Fragt nicht weiter.“ „Hat wahrscheinlich was mit ihrer Beruhigung zu tun…“, mutmaßte Tsugumi halblaut. Sakura überging dies geflissentlich. „Und ihr seid jetzt also Chuunin? Na, herzlichen Glückwunsch.“, versuchte sie, ein weniger verfängliches Gespräch einzuleiten. „Ja, aber mehr so durch Zufall.“, meinte Tsuyoshi. „Oh, ja.“, stimmte Tsugumi ihm zu. „Ich hätte zu gern noch dieses Turnier mitgemacht…“ „Hättest du nicht.“, widersprach Sakura ihr. „Die Ausscheidungskämpfe sind langweilig und das große Turnier viel zu sehr auf Show ausgerichtet.“ „Na, ist doch genau das richtige für mich.“, meinte Tsugumi. „Zu irgendwas müssen meine Akrobatikkunststückchen ja gut sein, hm?“ „Bestimmt.“, pflichtete Sakura ihr bei. „Aber die hätten dir eher weniger dabei geholfen, Chuunin zu werden. Die stehen da eher auf Zurückhaltung und überlegtes Handeln, und sowas.“ „Und wie habt ihr dass dann je geschafft?“, fragte Tsuyoshi skeptisch. „Rohe Gewalt.“, erklärte Sakura unverblümt. „War beim Joninexamen so ähnlich. Auch wenn da noch eine gewisse Missachtung der Regeln hinzu kam. Aber macht euch keine Hoffnungen; das klappte nur bei uns, weil wir eben was Besonderes waren…“ „Und weil sie zu viel Angst davor hatten, was wir anstellen würden, wenn man uns nicht befördert hätte.“, ergänzte Sasuke aus dem Türrahmen. „Papa!“, rief der sich ignoriert fühlende Hiroshi freudig auf und umarmte stürmisch sein Bein. „Ja, das.“, bestätigte Sakura. „Gut, dass du da bist. Sag mir, dass dein Tag netter war als meiner.“ „Ging so.“, meinte Sasuke. „Wenn ich mich in meinem Leben noch einmal mit irgendwelchen Botschaftern rumschlagen muss…“ Seine beiden ältesten Kinder begannen zu kichern. Auch Sakura musste ein wenig grinsen. „Was denn?“, fragte er verstört. Dann dämmerte es ihm. „Oh, haha, verstehe.“, meinte er dann, nicht amüsiert. „Schon klar, lasset die Amokwitze beginnen.“ „Ja, jetzt weißt du wenigstens, wie Natsuki sich damit fühlen muss.“, stellte Sakura fest und erhob sich, ohne sonderlich viel gegessen zu haben. „Ich bin jetzt jedenfalls weg. Ino hat ein spontanes Treffen angesetzt. Übernimmst du bitte?“ „Hm.“, machte Sasuke, bevor sie ihn im Vorbeigehen flüchtig küsste. Sakura hatte sich gerade ihren Mantel übergezogen, da hörte sie, wie Sayuri in der Küche hektisch aufstand, murmelte, sie habe keinen Hunger, und in ihr Zimmer rannte. Na, wunderbar. ~ „OH mein Gott, Sakura, es ist so toll, dich zu sehen!“, begrüßte sie Ino und umarmte sie stürmisch, als sie sich der Bar näherte, in der sie sich üblicherweise trafen. „Ja, hi.“, war ihre, schon ein wenig geschmeichelte, Antwort darauf, und sie tätschelte Ino ein wenig den Hinterkopf. „Das war alles so furchtbar!“, jammerte Ino weiter. „Alle waren so bedrückt, und ständig murmelte man was von wegen Krieg und Entführung, aber keiner konnte mir sagen, was jetzt eigentlich los war, und…“ „Was?“, unterbrach Sakura sie überrascht. „Du wusstest nicht, was los war? Wir hatten drei Krisensitzungen, in denen alles in allen Einzelheiten besprochen wurde!“ „Eben.“, meinte Ino schnippisch und ließ sie jetzt los. „Und wessen Mann sitzt hier als einziger nicht im Sicherheitsrat? Es hat schon einen Grund, aus dem man mich nicht mit ‚Lady‘ anredet…“ „Mich doch auch nicht…“, nuschelte Hinata, die mit Tenten im Hintergrund stand. Beide wirkten nicht sonderlich begeister vom Treffpunkt. „Doch, Schätzchen.“, widersprach Ino ihr. „Du bist die First Lady. Aber ist ja auch egal, wollen wir reingehen?“ „Ist mit Sayuri alles in Ordnung?“, erkundigte sich Tenten, während sie sich durch den verqualmten Raum einen Platz in den hintersten Ecken suchten. Sakura wünschte sie prompt eine weitere Banane. „Gute Frage, ich bin mir nicht sicher.“, antwortete sie und versuchte, möglichst wenig zu atmen. „Wieso?“ „Weil ich so den Verdacht habe, dass Makoto heute wenig nett zu ihr gewesen ist.“, meinte Tenten. „Davon weiß ich nichts. Wie geht’s ihm eigentlich? Ich hätte mich ja persönlich um seinen Arm gekümmert, aber…“ „Ja, du warst anderwärtig beschäftigt.“, gestand Tenten ihr zu. „Nun, er war ein paar Tage Ohnmächtig, hatte sich eine fiese, fiese Blutvergiftung eingefangen, Sake ist wohl doch kein allzu gutes Desinfektionsmittel…“ „Vor Allem nicht, wenn er verbrannt wird.“, stimmte Sakura ihr zu. „Wobei nichts Keime besser abtötet, als Verbrennen. Dummerweise macht sich verbrannte Haut und der dadurch entstehende Kohlenstoff auch nicht gut in Wunden…“ „Ja, eben. Außerdem verträgt er wohl generell keinen Alkohol.“, fügte Tenten hinzu. „Na ja, aber ansonsten geht’s ihm wieder gut, er wird nur eine sehr hässliche Narbe behalten und vielleicht ein bisschen taub an der Stelle sein…“ „Oh, dagegen kann man was machen.“, winkte Sakura ab. „Bestimmt. Und, na ja, so wie die Wunde aussieht… Er wäre ansonsten verblutet, oder?“, hakte Tenten nach. „Ja, das wäre er wohl. Aber tu ihm einen Gefallen und halte ihn den Rest seines Lebens von Alkohol fern. Und von meiner Tochter. Aber das sage ich nur Sasuke zuliebe.“, riet Sakura ihr. Tenten lachte. Ino, die bereits die Sitzecke erreicht hatte, wurde ungeduldig. „Jetzt kommt schon her und weiht mich in all eure politischen Geheimnisse ein!“, forderte sie. „Ich glaub, das wäre illegal.“, merkte Tenten an. Sakura lächelte gequält. „Ja, und ich muss meinen autoritären Posten in unserer Militärdiktatur doch ernst nehmen, wo kämen wir denn sonst hin?“ „Sind wir für ´ne Diktatur nicht ein bisschen liberal?“, widersprach Ino und zog die Stirn kraus. „Das System nicht.“, klärte Sakura sie auf. „Aber unsere Diktatoren.“ „Und vergiss nicht die Sonderverwaltungszonen.“, gab Tenten zu bedenken. „Du weißt schon, Bereiche, auf die unser Diktator laut Verfassung keinen Einfluss hat.“ Dann stutzte sie. „Haben Diktaturen überhaupt Verfassungen?“ „Fang mir ja nicht so an.“, forderte Sakura sie mit erhobenem Zeigefinger auf. „Wir sind hier nämlich die einzige Sonderverwaltungszone. Ihr Hyuugas habt nur solange gejammert, bis ihr auch mitspielen durftet!“ „Hört sich logisch an.“, meinte Ino. „Also seid ihr eigentlich alle Gesetzlose?“ „So gesehen, ja.“, gab Tenten zu. „Das erklärt, wie sich die Hyuugas die ganze Zeit so über Wasser halten konnten…“ Sie sah sich nervös um. „Das… Sollte ich nicht in der Öffentlichkeit sagen, oder?“ „Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand Bedeutsames dies an diesem Ort mitgekriegt hat, ist äußerst gering.“, beruhigte Hinata sie. „Aber nein, das solltest du nicht.“ „Wagt es ja nicht, meinen Kindern mitzuteilen, dass sie laut Gesetz zu Hause über dem Gesetz stehen.“, stöhnte Sakura. „Die Konsequenzen wären katastrophal…“ „Bist du zu Hause nicht das Gesetz?“, erinnerte Ino sie. „Na ja, ja, Sasuke wäre das.“, gab Sakura zu. „Aber der ist nie da, also wäre ich sowas wie seine Exekutive. Und Judikative. Aber er müsste vorher noch eigene Gesetze verfassen, so, wie ich meine überkorrekten Kinder kenne…“ „Und wieso genau reden wir gerade über Politik?“, wollte Ino wissen. „Du hast angefangen.“, erinnerte Tenten sie. „Ach, stimmt.“, fiel ihr dann wieder ein. „Also, Stirni, wo warst du, was zur Hölle ist eigentlich genau passiert und was hatte Purple Boy damit zu tun?“ „Alles.“, berichtete Sakura knapp. „Schön treffend formuliert.“, gratulierte Tenten ihr. „Bringt es genau auf den Punkt und lässt dich gar nicht mehr paranoid wirken.“ „Oh, nein, ich bin paranoid.“, widersprach Sakura ihr. „Jetzt erst recht. Und wisst ihr auch, warum? Weil ich verdammt nochmal Rechthatte!“ „Okay, ich sehe schon…“, meinte Ino besorgt. „Wir brauchen erstmal alle was zu trinken. Bedienung!“ Sie begann, hektisch mit der Hand zu wedeln. „Sie machen das vollkommen falsch, Nara-san.“, stellte Tenten spöttisch und in nasalem Tonfall fest. Dabei reckte sie die Nase nach oben, sah auf sie alle herab, zog die Augenbrauen hoch und begann, um einiges würdevoller zu winken. Sakura kicherte. „Lern man sowas in einem Haushalt voller Dienstboten?“, wollte sie wissen. „Verdammt, wieso haben wir eigentlich keine…“ „Mit Verlaub, Hyuuga Tenten-sama…“, meinte Ino nun, ähnlich gekünstelt. „Eure Methode scheint nicht wesentlich effizienter.“ Hinata, die leicht peinlich berührt wirkte, konnte sich das Elend nicht länger Ansehen, richtete sich zu ihrer eher verschwindenden vollen Größe auf und räusperte sich einmal. Dabei strahlte sie mehr Würde und Autorität aus, als es die anderen drei zusammen jemals zustande gebracht hätten. Augenblicklich verstummten alle Gespräche in ihrer Umgebung und innerhalb von Sekunden standen drei Kellner an ihrem Tisch, die sich geradezu überschlugen, ihre Bestellung aufzunehmen. Zu Inos größter Enttäuschung war sie selbst die Einzige, die etwas Alkoholisches bestellte. „Ich trinke keinen Alkohol in der Öffentlichkeit.“, belehrte Hinata sie, die ihren Würde-Modus immer noch nicht ganz wieder ausgeschaltet hatte. „Ich darf, soweit ich weiß, keinen Alkohol in der Öffentlichkeit trinken.“, meinte Tenten dazu. „Was merkwürdig ist. Wenn ihr wüsstet, wie viele Familienrituale ein gemeinsames Besäufnis…“ „Aber das wisst ihr nicht und es geht, ehrlich gesagt, auch niemanden etwas an.“, unterbrach Hinata sie, bevor sie irgendwelche wohlbehüteten Familiengeheimnisse ausplaudern konnte. „Och, wie langweilig.“, jammerte Ino. „Und was ist mit dir, Stirni? Wenn hier jemand einen Drink braucht, dann ja wohl du. Oder willst du jetzt genauso würdevoll werden, wie die beiden hier?“ „Das würde meinem Image zwar garantiert guttun, aber nein.“, antwortete Sakura. „Ich möchte es mir nur gar nicht erst angewöhnen, meine Sorgen wegzusaufen.“ „Ebenfalls eine sehr löbliche Einstellung.“, stellte Hinata fest. Dann wandte sie sich an Tenten. „Und auch, wenn du das Winken mittlerweile ganz passabel beherrschst, du bittest immer noch viel zu sehr um Bedienung. Jemand in der Position muss nicht bitten. Man hat dich einfach zu bedienen und sollte sich geehrt fühlen, von dir gerufen zu werden. Denn du hast besseres verdient, als Dienstboten, die sich bitten lassen.“ „Wow.“, machte Tenten daraufhin. „Und ich dachte immer, Dienstboten sollten einem das Leben leichter machen…“ Hinata kicherte mitleidig. „Oh, mit dir sind sie noch großzügig, weil weder du noch Neji die richtige Erziehung genossen habt, aber glaube mir, in ein paar Jahren ist auch das vorbei und die hochrangigen Dienstboten werden sich weigern, Befehle entgegenzunehmen, die so unqualifiziert gegeben werden.“, belehrte sie sie. „Gut, vielleicht doch keine Angestellten für uns.“, stellte Sakura trocken fest. „Ach, ich vergaß.“, meinte Tenten. „Die Hyuugas: Wo selbst die Dienstboten noch Dienstboten haben.“ Sakura und Ino lachten, Hinata biss sich missbilligend auf die Lippen. „Okay, egal!“, behauptete Ino dann. „Sakura, wärst du bitte so gütig, uns, oder na ja, mir armen, ahnungslosen Nichtpolitikergattin, mitzuteilen, was in den letzten Tagen so vor sich ging?“ „Nicht viel.“, winkte Sakura ab. „Das Chuuninexamen wurde sabotiert, meine Kinder entführt, ich dagegen ausgetauscht, dann bin ich plötzlich verschüttet worden, verbrachte etwa eine Stunde in trauter Zweisamkeit mit dem Initiator der ganzen Angelegenheit und durfte seitdem meinem Kindern unsere glorreiche Familiengeschichte erzählen.“ „Und der… Initiator des Ganzen war Purple Boy?“, hakte Ino nach. „Wer sonst?“, wollte Tenten spöttisch wissen. „Und du warst mit ihm alleine?“, wollte sie weiter wissen. „Ja. Unter der Erde, während wir auf unsere Rettung warteten.“, berichtete Sakura. „Und, da… Hat er irgendwas erzählt, oder so?“, fuhr Ino mit ihren Fragen fort. „Och, nur das Übliche.“, winkte Sakura ab. „Seine ganze Lebensgeschichte, und sowas.“ „Cool.“, meinte Tenten dazu. „Und überhaupt nicht vorhersehbar. Und, irgendwas Interessantes dabei rumgekommen?“ „Oh, ja.“, murmelte Sakura missmutig. „Das alles hätte man vermeiden können, wenn man dem armen Jungen nur ein Puppenhaus gekauft hätte…“ ~ Als Sakura nach Hause kam, schliefen bereits alle. Mit Natsuki war diese Nacht nicht zu rechnen. Zuerst überprüfte sie Toshios Tiefschlaf, dann sah sie nach den ganz kleinen und schließlich versuchte sie, nach Sayuri zu sehen, allerdings war deren Zimmertür abgeschlossen. Oh-oh. Sakura klopfte leise. „Sayuri?“, flüsterte sie gegen die Tür. „E-es ist alles in Ordnung!“, ertönte ein leises Wimmern von der anderen Seite. „Wirklich! I-ich möchte nur ein bisschen alleine sein!“ „Es ist nach Mitternacht.“, erwiderte Sakura. „Wieso schläfst du noch nicht?“ „A-ach… Ich kann nicht einschlafen.“, meinte Sayuri ausweichend. „Aber es ist alles gut, g-ganz ehrlich!“ Sakura biss sich auf die Lippen, kam aber zu dem Entschluss, die Privatsphäre ihrer Tochter zu respektieren und zog sich nun in ihr eigenes Schlafzimmer zurück. Sasuke war noch wach. „Oh je…“, begrüßte Sakura ihn und setzte sich an seinen Bettrand. „Hab ich dir nicht die Schlaftabletten rausgelegt?“ Sasuke ignorierte diese Frage, zog sie an sich und küsste sie. „Du hast ja gar nichts getrunken.“, stellte er verwundert fest. Sakura lächelte traurig. „Ja, ich glaube, es wäre besser, wenn ich bei Sinnen bliebe…“, stellte sie fest. „Hm.“, machte er und zog sie auf sich. Sakura schmiegte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Hals. „Ist heute irgendetwas passiert?“, fragte er nach eine Weile. Sakura seufzte. „Toshio hat… Na ja, ich weiß nicht, ob er sich direkt umbringen wollte, aber er hat sich die Hand aufgeschnitten… Mehrfach…“ „Hm.“, machte er, nicht sonderlich überrascht. „Kannst du mir sagen, was ich dagegen machen soll?“, fragte sie, und fühlte sich dabei ein wenig sehr taktlos. „Ich meine, wie man ihm irgendwie helfen kann?“ Sasukes Brust hob uns senkte sich ruckartig, als würde er ein Lachen unterdrücken. „Ablenkung.“, schlug er dann vor. „Wir sollten ihm irgendwas zu tun geben, ihn tagsüber so auslaugen, dass er abends gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt.“ „Okay…“, meinte Sakura. „Hast du da eine Idee?“ „Ja. Ich kümmere mich da morgen drum.“, versprach er. „Und was ist mit Sayuri?“, war Sakuras nächste Frage. Sasuke schnaubte. „Die ist ein wenig mitgenommen, weil ich sie gestern so angefahren habe.“, sagte er bitter. „Ich glaube, das ist es nicht. Also, zumindest nicht nur…“, mutmaßte Sakura. „Tenten deutete heute an, dass Makoto mit ihr geredet haben könnte…“ Sasuke knurrte. „Dann hoff‘ mal für ihn mit, dass das nicht ihr Problem ist.“, schlug er vor. Sakura kicherte. „Was soll nur werden, wenn unsere Töchter einmal erwachsen sind…“, murmelte sie vergnügt. Sie verkniff es sich mal, ihre morgendliche Auseinandersetzung mit Tsugumi zu erwähnen. Sasuke schnaubte. „Was soll das denn heißen?“ „Ach, nichts…“, tat Sakura kichernd ab und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Besorgt betrachtete sie seine tiefen Augenringe, auch wenn sie wusste, dass sie ohne diverse Jutsus auch nicht besser ausgesehen hätte. „Möchtest du nun Schlaftabletten?“ Er sah sie eine Weile an und ließ seine Hände von ihrem Rücken über ihre Taille bis zu ihrer Hüfte und wieder zurück gleiten, fuhr dann spielerisch durch ihre Haare und zog sie für einen weiteren Kuss zu sich herunter. „Nein…“, wisperte er vorher gegen ihre Lippen. ~ Die neuen Chuunins hatten am nächsten Tag noch frei. Deswegen verabredeten sie sich zum gemeinschaftlichen Training. Nun ja, nein, zum gemeinschaftlichen Training kamen außer den Drillingen noch Shikkun, Aimi, Hiro und Kazuya, was sollten sich Shime und Makoto auch mit dem niederen Volke abgeben. Nun ja, und Aimi hatte wenig Lust zum Trainieren und saß lieber mit Sayuri und ihrem Bruder auf der Veranda des Uchihaanwesens, wo sie heißen Tee tranken und den anderen vieren beim Sparring zuschauten. „Ich find das ja so fies…“, murmelte sie vor sich hin. „Das wir als einzige nicht bestanden haben! Ich meine, okay, wir hatten ja auch nicht alle Schriftrollen, und die, die wir hatten, hatten wir von euch, aber… Ich meine… Solidarität, und so? Was erzählen die uns das immer, wenn sie’s am Ende nicht durchsetzen?“ „Ich fürchte, das Prinzip hat mit Beförderungen relativ wenig zu tun.“, gab Shikkun zu bedenken. „Unsere Elterngeneration wurde ja auch zu verschiedenen Zeitpunkten befördert…“ „Unser Papa als allererstes!“, bestätigte Aimi triumphierend. „Beim ersten Mal, direkt! Und beim zweiten Mal dann eure Eltern, und Hinata-sama und Neji-sama und Kiba-san…“ „Wollt ihr nicht mal mitmachen?“, fragte Hiro plötzlich die Verandafraktion. „Aimi, du vielleicht? Wir wollen im Juli schließlich auch weiterkommen!“ „Da nützt mir doch jetzt trainieren nichts!“, rief Aimi zurück. „Ich hab die letzten drei Monate nichts anderes gemacht und geholfen hat es nichts! Lass mich in Ruhe!“ „Pah! Ich werd‘ dich später dran erinnern!“, drohte er ihr sehr beängstigend an. „Und was ist mit dir?“ „Ich brauch eigentlich nicht mehr trainieren.“, behauptete Shikkun. „Ich mach jetzt demnächst eine Ausbildung zum Sonderjonin, Taktik und Diplomatie und werde dann irgendwas politisch-militärisches, wo ich den ganzen Tag rumsitzen kann und anderen Leuten zeigen, dass sie dumm sind.“ „Wie aufregend.“, spöttelte Hiro. „Wieso hast’n du dann überhaupt erst ´ne Ninjaausbildung angefangen?“ „Das ist die Voraussetzung für alles.“, teilte Shikkun ihm trocken mit. „Weißt du, Sonderjonin impliziert irgendwie, dass man vorher Genin und Chuunin gewesen sein muss.“ „Und zwar für einen Zeitraum von anderthalb Jahren mit einer gewissen Quote an erfolgreichen Missionen, um überhaupt in Betracht gezogen zu werden.“, ergänzte Tsugumi schnippisch. „So ganz aus dem Schneider bist du also nicht.“ Shikkun verdrehte die Augen und machte ein paar schnelle Handzeichen. Einzig und allein Tsugumi verstand schnell genug, was er vorhatte und wich auf einen nahen Baum aus, während alle anderen Trainierenden sich nicht mehr bewegen konnten ob eines sie fesselnden Schattens. „Hab ich jetzt gewonnen?“, wollte Shikkun wissen. Da stürzte sich Tsugumi ohne Warnung aus dem Baum genau auf ihn zu, in der Luft konnte er sie auch nicht mit dem Schatten einfangen und außerdem ging alles viel zu schnell, warf ihn, inklusive zwei Teetassen, zu Boden, und Aimi kreischend von der Veranda, und hielt ihn ein Kunai an den Hals, während sie über ihm kniete. „Ich glaube nicht.“, meinte Tsugumi und grinste triumphierend. „Die Sauerei mit den Teetassen machst du aber weg.“, stellte Shikkun unbeeindruckt klar. Aimi währenddessen kugelte sich vor Lachen. „Oh mein Gott, wie süß!“, meinte sie nur. „Wieso hab ich nur keine Kamera?“ „Bitte was?“, fragte Tsugumi verstört und richtete sich auf, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie a) quasi auf Shikkun lag, b) Sayuri knallrot angelaufen und zurückgewichen war, c) Hiro so aussah, als wolle er gleich irgendwen umbringen und d) Tsuyoshi erneut leicht grünlich angelaufen war und sich die Hand auf den Mund presste. Ziemlich schnell sprang sie auf die Füße und stürmte in die Küche, um einen Lappen gegen das Teechaos zu besorgen. „Bild dir da bloß nichts drauf ein!“, fauchte Hiro Shikkun an, sobald Tsugumi außer Hörweite war. Shikkun setzte sich langsam auf und zog die Augenbrauen hoch. „Worauf denn?“, stellte er sich dumm. Er wusste genau, was Hiro meinte, hielt es aber für um einiges amüsanter sich doof zu stellen. „Das weißt du ganz genau!“, behauptete Hiro. Er war wohl doch nicht ganz so dumm, wie er aussah. „Das eben hatte überhaupt nichts zu bedeuten, verstanden?“ „Hat das irgendwer behauptet?“, wollte Shikkun nun wissen. Dabei ignorierte er den grünen Tsuyoshi, die sich immer noch vor Lachen kringelnde Aimi und die puterrote Sayuri lieber. Und diverse Hinweise seines eigenen Körpers, dass das jetzt so irgendwie für ihn anscheinend doch so ein bisschen was bedeutet hatte. Glücklicherweise wurde er nicht rot, Gott bewahre. „Hiro, dir ist schon klar, dass du dich gerade lächerlich machst, oder?“, würgte Tsuyoshi schließlich hervor. „Noch lächerlicher als damals mit der Kusssache?“, fragte Kazuya. „Geht das denn?“ Das brachte Aimi zum Verstummen, und Sayuri dazu, puterrot auf ihre Knie zu starren. „Falls wir das nicht im Plenum ausdebattieren wollen, würde ich euch vorschlagen, das Ganze jetzt fallen zu lassen.“, riet Shikkun ihnen mit scharfer Stimme. „Sie kommt nämlich zurück.“ „Will ich überhaupt wissen, worüber ihr gerade redet?“, rief Tsugumi den Flur hinunter. „Nein, willst du nicht.“, meinte Shikkun bestimmt. „Ganz sicher nicht.“ „Na schön.“, erwiderte Tsugumi und begann, den Tee aufzuwischen. Die Tassen waren glücklicherweise ganz geblieben. „Was ist denn mit dir, Sayuri?“, fragte Hiro nun. „Willst du nicht mit trainieren?“ „Was?“, fragte Sayuri, wie aus einer Trance aufgeschreckt. „Ich? Ach, nein…“ „Ach, komm schon!“, mischte sich nun auch Tsuyoshi ein. „Training bringt dich bestimmt auf andere Gedanken, und so!“ Der warnende bis besorgte Blick, den Tsugumi ihm daraufhin zuwarf, fiel nur Shikkun auf. Sayuri umklammerte ihre Knie und biss sich auf die Lippen. „Nein… B-bitte, ich will… Wirklich nicht…“, wimmerte sie. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Kazuya, der den Stimmungswechsel anscheinend mitbekommen hatte. „J-ja doch!“, erhob Sayuri nun die Stimme. „M-mir geht’s gut! Lasst… Lasst mich einfach nur in Ruhe!“ Und mit diesen Worten sprang sie abermals hektisch auf und rannte davon, wahrscheinlich, um sich in ihrem Zimmer einzuschließen. „War das meine Schuld?“, fragte Tsuyoshi und biss sich auf die Lippen. „Ein wenig.“, meinte Tsugumi. „Aber sie ist jetzt schon länger so drauf, oder?“ „Seit wann denn?“, wollte Shikkun wissen. Tsugumi zuckte mit den Achseln. „An sich, seit wir zurück sind. Aber ich glaube, sie ist noch von der Prüfung traumatisiert…“ „Ja, Makoto sah wirklich schlimm aus.“, sagte Aimi bekümmert. „Aber sowas hat sie auch schon vorher gemacht, als eure Mutter versucht hat, uns Heilen beizubringen und sie sich das nicht zugetraut hat… Oh…“ „Ja, stimmt, Makoto hatte Brandwunden, oder?“, fiel nun auch Hiro wieder ein. „Ja, und ist ewig nicht aufgewacht, wegen ´ner Blutvergiftung oder so ´nem scheiß.“, ergänzte Kazuya. „Glaubt ihr, dass hat er ihr gesagt?“ „Zuzutrauen wär’s ihm.“, knurrte Tsuyoshi und machte Anstalten, davon zu stürmen. „Bleib ja, wo du bist.“, riet Tsugumi ihm mit scharfer Stimme. „Du willst ihn ja wohl nicht dafür fertig machen, dass er ihr die Wahrheit sagt, oder?“ „Ja, aber…“, setzte Tsuyoshi an. „Dann würdest du es so hinstellen, als sei sie zu infantil, mit ihren eigenen Fehlern umzugehen.“, erklärte Shikkun. „Du tust ihr dadurch echt keinen Gefallen. Das versucht Makoto euch übrigens auch schon seit längerem klar zu machen. Er… kann das nur nicht so gut artikulieren.“ „Na, der muss es ja wissen.“, knurrte Tsuyoshi erneut. Shikkun zuckte mit den Schultern. „Er ist in ihrem Team. Und da er nicht mit ihr verwandt ist, glaub ich, dass er sie ein wenig… Unparteiischer bewerten kann.“ „Weil Makoto auch bekannt dafür ist, dass er andere Menschen gerne fair bewerten möchte.“, schnaubte Hiro nun. Shikkun zuckte abermals mit den Schultern. „Ich find ja, dass ihr ihn nicht verurteilen solltet, nur weil er besser ist, als ihr…“, wagte er von sich zu geben. Nun war es an Tsugumi zu schnauben. „Da bin ich mir nicht so sicher.“, meinte sie. „Und da das blöde Examen abgeblasen wurde, werde ich es auch nicht rausfinden. Das ist scheiße…“ Eine Weile sahen sie sich noch alle peinlich berührt an. „Ich denke, wir gehen dann auch lieber für heute…“, meinte Shikkun dann und stand vom Boden auf. „Ja, das wäre wohl besser…“, murmelte Tsugumi und warf einen besorgten Blick den Flur hinunter, dem Sayuri gerade entschwunden war. „Okay, dann bis morgen!“, rief Hiro und nahm den unkonventionellen Weg über die Gartenmauer, Kazuya folgte ihm. Tsuyoshi nutzte die Gelegenheit, um sofort wieder im Haus zu verschwinden, wahrscheinlich, um nach Sayuri zu sehen. Shikkun stand noch ein wenig unschlüssig neben Tsugumi auf der Veranda, Aimi stand auf dem Boden und betrachtete die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen. Shikkun räusperte sich nach einer Weile schließlich verlegen und drückte kurz Tsugumis Hand. „Das wird schon wieder.“, versicherte er ihr, mehr oder weniger überzeugend und verließ dann ebenfalls die Veranda, um durch das Gartentor zu entschwinden. Seine Schwester folgte ihm. Tsugumi konnte hören, wie sie „Oh mein Gott, war das Süüüüß!“ kreischte, unmittelbar nachdem sie um die Ecke gebogen waren, machte sich daraus aber nicht viel. Sie hatte gerade dringendere Probleme. ~ Die hatte Sasuke übrigens auch. Zeitgleich stand er vor einem recht heruntergekommenen, kleinen Einfamilienhaus, in dem die Person lebte, die er für Toshios Spezialtraining vorgesehen hatte. Eine Person, übrigens, zu der er lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Er biss sich auf die Lippen, wahrscheinlich eine Familienangewohnheit, und klingelte. Und klingelte nochmal. Als er die Hand zum dritten Mal gehoben hatte, wurde die Tür etwas überstürzt geöffnet und er fand sich seinem relativ leicht bekleideten ehemaligen Sensei gegenüber. „Oh.“, machte der ein wenig enttäuscht. „Du bist das. Was verschafft mir denn die Ehre?“ Zusammentreffen waren in den letzten fünfzehn Jahren eher selten gewesen. Sakura hatte ihn in letzter Zeit öfter gesehen; bei irgendwelchen Elternabenden bezüglich Spezialprogrammen in der Akademie. Heh, Elternabende. Zu seiner Zeit hätte es sowas nicht gegeben… „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“, rückte er sehr förmlich mit der Sprache raus. „Nein, wir können Yuki nicht früher aus der Akademie lassen.“, lehnte Kakashi schon mal provisorisch ab. „Mir egal, dass er vor Langeweile fast Amok läuft. Oder na ja, eher seine Freundin. Da würde ich übrigens ein Auge drauf haben, ich glaube, sie würde ihn da mit reinziehen.“ „Es geht nicht um Yuki.“, stritt Sasuke ab. „Aber danke für den Tipp.“ „Immer gerne.“, meinte Kakashi. „Was dann? Beeil dich bitte, ich hab Besuch.“ „Aha.“, machte Sasuke dazu und schielte auf den nackten Oberkörper seines Senseis. „Gut. Hast du von dem Jungen gehört, der seit neustem bei uns wohnt?“ „Oh nein.“ Kakashi hob abwehrend die Hände. „Ich danke dir für dein unglaubliches Vertrauen, aber nein.“ „Bitte was?“, wollte Sasuke wissen. „Kakashi, kommst du wieder nach oben?“, flötete da eine ihm vage bekannt vorkommende Frauenstimme die Treppe hinunter. „Gleich!“, beschwichtigte Kakashi seinen Besuch. „Nein, ich werde mich nicht um den Jungen kümmern. Wenn er dann am Ende abhaut und irgendwelche politischen Morde begeht, bin ich wieder Schuld und herzlichen Dank, nochmal macht meine Karriere das nicht mit.“ „Deine Karriere besteht im Moment aus Sondertrainingsprogrammen für Kinder, die sich in der Akademie langweilen.“, erinnerte Sasuke ihn. „Und da du zu der seltenen Sorte von Ninjas über vierzig gehörst, die noch leben und arbeiten wollen, wird sich das, solange du nicht in Rente gehst, auch eher nicht ändern.“ Das durchschnittliche Rentenalter für Ninjas war in den letzten Jahren von Mitte dreißig auf Ende Vierzig gestiegen. Wenn man all jene in die Statistik miteinbezog, die vorher verstarben. Aber auch die Zahlen waren zurückgegangen! „Okay, und wieso sollte ich mich nochmal absichtlich mit Problemfällen auseinandersetzen?“, wollte Kakashi wissen. „Weil du damit Erfahrung hast?“, schlug Sasuke vor. „Toshio wir keine Probleme machen. Du sollt ihn nur tagsüber sosehr auslaugen, dass er zu Hause ins Bett fällt und nicht auf dumme Gedanken kommt.“ „Wie nach Kiri zu ziehen und seine Familie zu rächen?“, schlug Kakashi vor. „Nein, danke.“ „Nein, das haben wir ihm ausgeredet.“, versicherte Sasuke ihm. „Heuchler.“, warf Kakashi ihm vor. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Wer sollte ihm sowas ausreden, wenn nicht ich?“, fragte er. „Egal. Nein, Toshios Probleme sind mehr autoaggressiv.“ „Wow.“, meinte Kakashi dazu. „Dann soll ich also einen Ninja ausbilden, den man von spitzen Gegenständen fernhalten sollte. Wenn’s weiter nichts ist.“ „Kakashi, beeil dich doch mal!“, rief derweil eine andere, ebenfalls entfernt bekannte Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses. „Ja, ja, ich komm gleich!“, rief er. Sasuke zog die Augenbrauen hoch. „Solange du ihn vernünftig beaufsichtigst, wird er schon nichts anstellen.“, versuchte er, Kakashi zu beruhigen. „Das sagen sie alle.“, erwiderte Kakashi ungerührt. „Er ist besser erzogen als deine Akademiekinder.“, war Sasukes nächstes Argument. „Und du kannst ihm all deine exotischen, ausländischen Jutsus beibringen, ist mir egal.“ „Was kann er denn großartig lernen, wenn er jetzt erst anfängt?“, tat Kakashi dies ab. „Dann bring ihm halt erstmal die Grundlagen bei.“, meinte Sasuke. „Soll ja Menschen geben, denen sowas hilft.“ „Lass das bloß deine Frau nicht hören.“, riet Kakashi ihm trocken. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Sakura weiß ganz gut, dass sie nicht gerade mit Talent gesegnet ist.“ „Wieso machst du das nicht selbst?“, wollte Kakashi nun wissen. „Immerhin hast du jetzt kein Team mehr.“ Sasuke biss sich auf die Lippen. „Weil das für alle Beteiligten nicht gut wäre.“, wich er aus. „Ah.“, machte Kakashi dazu. „Und was ist mit Shikamaru?“ „Der hat besseres zu tun.“, erklärte Sasuke. „Und ich halte ihn für diesen Job auf nicht gerade geeignet.“ „Na herzlichen Dank.“, sagte Kakashi. „Nein.“ „Hm.“, machte Sasuke. „Gut, dann halt nicht. Ich dachte, du hättest auf deine alten Tage Lust, vielleicht Privattutor zu werden. Ebisu ist damit immer ganz gut klargekommen.“ Er hob die Hand zum Abschied und drehte sich um. „Und außerdem weiß ich, dass die Akademie nicht gut zahlt. Von uns hättest du monatlich das Doppelte gekriegt...“ Er ging davon. Kakashi hinter ihm stöhnte. „Du bist scheiße, weißt du das?“ „Hab ich gelegentlich schonmal gehört.“, gab Sasuke zu. „Ich schick ihn dann morgen früh vorbei!“ „Aber ich bin für nichts verantwortlich, was er mit seinem Training anstellt, verstanden?“, rief Kakashi ihm noch hinterher. ~ Beim Abendessen fehlte Sayuri. Sie gab auch aufs Klopfen hin kein Lebenszeichen von sich. Toshio hingegen leistete ihnen dieses Mal Gesellschaft. Und zum ersten Mal seit dem Tag seiner Ankunft nahm er sogar feste Nahrung zu sich; ein wenig Reis zu seinem Stärkebrei. „Ist heute irgendwas passiert?“, fragte Sakura besorgt. „Ähm…“, setzte Tsuyoshi an, der ganz klar sich selbst die Schuld an Allem gab. „Wir haben heute trainiert.“, berichtete Tsugumi. „Sie wollte nicht mitmachen und hat sich deswegen wieder eingeschlossen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Ich glaube, sie hat das Ganze mit dem Wald nicht gut verkraftet…“ „Und Makoto hat sie voll fertig gemacht!“, empörte sich Tsuyoshi. „Nur, weil sie seinen Arm ein bisschen unorthodox geheilt hat!“ „Sie hat ihn in Brand gesteckt.“, berichtigte Tsugumi ihn. „Und weißt du was, das wusste sie auch schon vorher, sie war nämlich dabei.“ „Aber das ist Sayuri!“, fuhr Tsuyoshi fort. „Sie wollte doch nur helfen!“ „Natürlich, und das hat sie ja auch!“, erwiderte Tsugumi. „Aber Fakt ist, dass sie um einiges besser hätte helfen können, wenn sie es sich vorher zugetraut hätte, richtig Heilen zu lernen! Und das hat sie nicht! Und das weiß sie auch genauso gut wie wir alle!“ „Nicht streiten!“, jammerte Hiroshi auf. „Heißt das, du findest es gut, dass sie sich so fertig macht?“, rief Tsuyoshi und sprang auf. „Nein, das tu ich nicht!“, fauchte Tsugumi und sprang ebenfalls auf die Füße. „Aber weißt du was? Dass zeigt doch nur, dass Shikkun heute Recht hatte! Wenn sie mit ihren eigenen Fehlern nicht klar kommt, heißt das doch nur, dass wir sie immer viel zu sehr in Watte gepackt haben! Und wenn wir jetzt so weiter machen, wir sie nie auf eigenen Füßen stehen, und ja, damit tun wir ihr definitiv keinen Gefallen!“ „Oh, war ja klar, dass du deinem Shikkun-kun zustimmst!“, meinte Tsuyoshi spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das reicht jetzt!“, donnerte Sasuke und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die beiden Streithähne sahen ihn geschockt an. Hiroshi begann zu weinen. „Ins Bett jetzt, alle beide. Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind eure kindischen Streitereien.“ Tsugumi sah kurz so aus, als wolle sie widersprechen, aber dann fügten sich beide, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Wenn ihr Vater anfing, zu brüllen, war es besser, einfach aufzugeben. „War das nötig?“, stöhnte Sakura, sobald sie die beiden Zimmertüren hatte zuschlagen hören und Hiroshi beruhigt hatte. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Mir hat man mal beigebracht, dass man sich am Esstisch benehmen sollte.“, stellte er fest. „Und hätte ich sie weitermachen lassen, wäre das Ganze ausgeartet.“ „Glaubst ihr, Sayuri hat das gehört?“, wollte Yuki wissen und sah besorgt aus. „Oh, das hoffe ich.“, sagte Sasuke grimmig. „Ich glaube nämlich, dass Tsugumi durchaus Recht hat. Aber es darf ja nicht so wirken, als würde ich sie bevorzugen.“ „Ich glaube nicht, dass es so gut ist, wenn Sayuri das gehört hat…“, merkte Yuki zaghaft an. „Ich meine, ich glaube nicht, dass sie sich noch mehr Vorwürfe machen sollte…“ „Na ja…“, überlegte Sakura, Hiroshi immer noch auf dem Schoß. „Vielleicht motiviert sie das ja dazu, was an sich zu ändern…“ Es war ob dieser vagen Hoffnung, dass Sakura sich nach dem Essen Sayuris Zimmertür näherte. „Sayuri-chan?“, fragte sie zaghaft. Keine Antwort. Nicht, dass sie eine… Oh, scheiße. „Sayuri, hör mal.“, fuhr sie mit stärkerer Stimme fort. „Ich hab mal nachgedacht. Wenn du nicht willst, musst du nie wieder kämpfen. Gleich morgen kann ich dich mit ins Krankenhaus nehmen, und dann…“ „Nein!“, kam es durch die Zimmertür. „Lass mich in Ruhe!“ „Aber Sayuri!“ Sakura kämpfte mit ihrer Geduld. „So kann es doch nicht weitergehen. Du musst doch irgendwann wieder da rauskommen, und dann musst du doch was machen!“ „Nein.“, wiederholte sie störrisch. „Und heilen schon mal gar nicht!“ „Aber wieso denn nicht?“, hakte Sakura weiter nach. „Ich glaube, das liegt dir wirklich gut, und…“ Ein hysterisches Lachen war zu hören. „Sag das mal Makoto-kun!“ „Makoto lebt noch!“, erinnerte Sakura sie, etwas aggressiver, als geplant. „Und das täte er nicht mehr, wenn du nicht so gehandelt hättest, wie du gehandelt hast!“ „Lass mich in Ruhe!“, rief Sayuri nur wieder, jetzt mit zitternder Stimme. „Ich will nicht!“ „Was willst du denn?“, rief Sakura zurück. „In deinem Zimmer bleiben, bis du verhungerst? Damit ist doch auch niemandem geholfen!“ Sie bekam keine Antwort. „Sayuri?“, fragte Sakura nach. „Sayuri?! Mach die Tür auf!“ „Geh weg!“, war die Antwort darauf. Sakura versuchte noch einige Minuten weiter, ihre Tochter davon zu überzeugen, ihr Zimmer zu verlassen, bekam jedoch keine Antwort mehr. Schließlich gab sie frustriert auf und ging zu Bett. Dort fand sie Sasuke vor, der auf der Bettkante saß und vor sich hin stierte. Sie ließ sich seufzend neben ihn fallen. „Ich fürchte, Sayuri fängt sich nicht wieder.“, stellte sie fest. Sasuke lachte bitter. „Nein, wirklich nicht.“, stimmte er ihr zu. „Ich versteh das nicht.“, fuhr Sakura fort und fuhr sich durch die Haare. „Was genau ist denn mit ihr los?“ „Na, wahrscheinlich genau das, was Tsugumi heute gesagt hat.“, meinte Sasuke. „Sayuri traut sich zu wenig zu und dachte deswegen immer, es wäre besser, sich zurückzuhalten. Und jetzt musste sie auf die harte Tour lernen, dass das nicht immer geht und ihre Taten, auch die ausbleibenden, Konsequenzen haben.“ „Aber wieso tut sie dann nichts?“, fragte Sakura händeringend. „Ich hab ihr eben angeboten, sie mit ins Krankenhaus zu nehmen und sie vernünftig ausbilden zu lassen, aber nein!“ „Sayuri ist nicht du.“, erklärte Sasuke kurzangebunden. „Was?“, machte Sakura verständnislos. „Sie ist nicht wie du.“, wiederholte Sasuke. „Wenn man dich zu sehr provoziert, schlägst du zu. Wenn man Sayuri provoziert, rennt sie weg. Für sie ist die logische Konsequenz, sich zurückzuziehen und keinem mehr mit ihrer Unfähigkeit zur Last zu fallen.“ „Aber das bringt doch nichts!“, empörte sich Sakura. „Na und?“, fragte Sasuke. „Das tut für sie doch nichts zur Sache. Aber du musst aufhören, dich selbst in sie hinein zu projizieren. Das bringt nichts.“ „Und was meinst du dann, was wir tun sollen?“, wollte Sakura wissen und ließ sich aufs Bett fallen. Sasuke sah sie aus den Augenwinkeln an. „Ich hab heute mit Kakashi geredet.“, wechselte er scheinbar das Thema. „Schön.“, kommentierte Sakura dies kurzangebunden. „Kümmert er sich um Toshio?“ „Ja.“ „Und was hat das mit Sayuri zu tun?“, fragte Sakura skeptisch. Sasuke stöhnte und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen. „Ich… Glaube Sayuri braucht ein wenig Abstand von allem.“, meinte er. Sakura lachte. „Ach, wie kommst du nur…“ Dann unterbrach sie sich und richtete sich auf. „Nein!“, hauchte sie entsetzt. „Das… Das… Meinst du das ernst?“ Sasuke sah sie grimmig an. „Ja, das tue ich.“, sagte er entschlossen. „Das kannst du doch nicht machen!“, empörte Sakura sich. „Bitte nicht! Lass mich nicht alleine! Es muss doch einen anderen Weg geben!“ „Ich fürchte nicht.“, sagte Sasuke und richtete sich auch auf. „Aber wenn überhaupt sollte doch wohl ich mit ihr weggehen!“, behauptete Sakura vehement. „Du muss dich doch um Toshio kümmern!“ „Nein, das ist ja der Fehler.“, stöhnte Sasuke. „Toshio ist auch nicht ich, wir sind grundverschieden. Und auch unsere Probleme sind ganz andere. Nein, lass mich ausreden; ich habe ihm das mit der Rache ausgeredet. Aber das ist nicht sein Problem; sein Problem ist, dass er den Überlebenswillen verloren hat. Und das hatte ich erst nach meiner Rache.“ „Aber wo ist denn da der Unterschied?“, fragte Sakura. „Der Unterschied ist, dass ich mir meine Rache niemals hätte ausreden lassen.“, erklärte Sasuke. „Niemals. Und ich an seiner Stelle hätte höchstens so getan, als ob, und dann alles daran gesetzt, trotzdem stärker zu werden, anstatt anzufangen, mich aufzuschneiden. Aber eben diese Aufgabe fehlt ihm. Und ich denke, ihm ist am besten geholfen, wenn er in einer halbwegs funktionalen Familie lebt, die ihm zeigt, dass er wenigstens irgendwohin gehört. Und wenn wir uns gleichzeitig mit Sayuri beschäftigen müssen, kommen beide zu kurz.“ „Aber Sayuri hat doch gerade Angst vor dir!“, versuchte Sakura es mit ihrem letzten Argument. „Eben.“, meinte Sasuke. „Und das geht nicht. Wir müssen aufhören, sie in Watte zu packen. Und während ich nicht glaube, dass direkte Konfrontation hilft, wird noch mehr Schonung ihr auch nicht guttun.“ Sakura war verzweifelt. Sie wusste, dass Sasuke Recht hatte. Das war das Problem. Sie sah ein, dass sein Vorhaben begründet war und wahrscheinlich auch die beste Lösung, aber… Sie wollte nicht, dass er sie und die Kinder allein ließ. Nicht schon wieder… „Und mit Uchiha hat das ja auch wunderbar geklappt. Sobald es ihm ein wenig zu eng und zu politisch wurde ist er einfach abgehauen. Und, machen wir uns doch auch hier nichts vor, du weißt genauso gut wie ich, dass er das jederzeit wieder tun würde, oder?“ Sie vertrieb den Gedanken schnell wieder. Nein, Sasuke hatte Recht mit seinem Vorhaben. Er wollte nicht einfach vor der schweren Situation fliehen. Im Gegenteil; an sich würde er es sich nur noch schwerer machen… Und wenn er bereit war, dieses Opfer zu bringen, musste sie zu Gunsten ihrer Familie auch zurückstecken. „Glaubst du, du wirst klarkommen?“, fragte sie leise. „Soll ich dir Tabletten mitgeben?“ „Nein.“, lehnte Sasuke dies ab, sichtlich erleichtert, dass sie anscheinend seinem Plan zugestimmt hatte. „Nein, ich denke, ich schaffe das schon. Und selbst wenn nicht – ich war jetzt die letzten Tage abwesend genug. Es kann doch nicht angehen, dass ich bei der kleinsten Schwierigkeit oder deiner Abwesenheit vollkommen die Kontrolle verliere.“ Sakura hatte zwar das Gefühl, dass er eher versuchte, sich selbst davon zu überzeugen als sie, aber sie hatte sich eben dazu entschlossen, ihm zu vertrauen. „Kommst du denn so lange ohne mich klar?“, fragte Sasuke nach einer Weile. Sakura lachte traurig. „Klar.“, meinte sie dann. „Unsere Kinder sind ja pflegeleicht. Und im Ernstfall hab ich ja immer noch Natsuki.“, winkte sie ab. „Wann willst du los?“ „Noch heute Nacht.“, meinte Sasuke. „So schnell wie möglich, denke ich. Es nützt doch keinem, wenn das Elend noch länger so weiter geht.“ „Stimmt.“, bestätigte Sakura dies. Dann kicherte sie. „Dann gehst du jetzt also wirklich auf eine Trainingsreise…“ Auch Sasuke musste schmunzeln und zog sie an sich. „Ja, sieht so aus…“ ~ So ein langes Kapitel. So viel zum passieren. So wenig Zeit. Gaaah. Aber hey, jetzt noch ein Epilog, und wohoo! Dann hat sich’s! Frohes Neues, und so, nebenbei. Ich bin gerade, wie eigentlich so, immer, um diese Zeit, bei und deswegen wird es mit Antworten auf irgendwelche Kommentare etwas dauern. Aber hey. Oh mein Gott, letztes Kapitel, Leute! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)