Pride Lands von tarnaeffchen (Was neben dem Königsfelsen geschah) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Ein grausamer Herrscher ---------------------------------------------- „Kula, warte!“, rief Ziwa der dunklen Löwin hinterher. Kula schaute kurz nach hinten und lief etwas langsamer. „Beeil dich schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Außerdem ist mein Bruder bereits dort!“ Ziwa versuchte etwas schneller zu laufen, trotzdem viel es ihr schwer, mit Kula mit zu halten. Nach ein paar Minuten hatten sie ihn erreicht – den Königsfelsen! Er war prächtig, nein, riesig um genau zu sein. Es war der einzige Ort im geweihten Land, an dem es viel Schatten gab. Na ja, eigentlich stimmte das nicht so ganz. Es gab auch noch das Schattenland. Aber dort lebten hunderte von Hyänen und Zenapa hatte Ziwa verboten dorthin zu gehen. Es war viel zu gefährlich! „Da seit ihr ja endlich!“, sagte ein junger Löwe, der noch etwas dunkler war als Kula. „Ja, Ziwa hat mal wieder so lang gebraucht“, antwortete Kula und fügte mit einem breiten Grinsen hinzu: „Schließlich musste sie sich noch für dich hübsch machen.“ Ziwa warf Kula einen grummeligen Blick zu, duckte sich und sprang Kula entgegen. Die beiden rauften kurz mit einander, der Sieger stand jedoch schnell fest. Es war immer Ziwa die gegen Kula gewann, dafür war diese im im Rennen schneller. Chumvi hatte sie bisher noch nie besiegen können. Ziwa stieg von Kula ab und setzte sich neben Chumvi. „Und was nun?“, fragte Ziwa aufgeregt. Ihre Freunde hatten sie einfach mitgenommen und gesagt, sie hätten eine Überraschung für sie. Ziwa sah, wie etwas kleines, helles auf sie zu geschlichen kam. Ein Hase soll die Überraschung sein?, dachte sie und zog eine ihrer Augenbrauen hoch. Ziwa duckte sich leicht ins Gras. Dann erkannte sie, dass das helle Etwas kein Hase war. „Hi, Nala“, sagte Chumvi. Kula begrüßte die helle Löwin mit einem freundlichen Lächeln und sagte dann: „Das hier ist Ziwa, sie wird später unsere beste Jägerin!“ Ziwa errötete leicht. So ein Kompliment hatte Kula ihr noch nie gemacht. „Hallo, ich bin Nala. Freut mich dich kennen zu lernen“, sagte die helle Löwin und setzte sich vor Ziwa. Diese nickte ihr nur kurz zu und versuchte die Röte mit einem Lächeln aus ihrem Gesicht zu treiben. Ziwa bemerkte Nalas bedrückten Blick, wollte jedoch nicht unhöflich sein und sagte nichts. Kula und Chumvi schienen den Blick ebenfalls bemerkt zu haben. Kula, die noch immer auf dem Boden lag, erhob sich nun und ging langsam auf Nala zu. „Was ist denn los, Nala?“, fragte Kula ihre Freundin. Plötzlich fing Nala an zu weinen. „Simba ist... Er...“ Sie stieß einen lauten Schluchzer aus. Chumvi stand auf und kam etwas näher. Kula legte ihre Pfote auf Nalas Schulter und kuschelte sich an sie. „Was ist mit Simba?“, fragte Chumvi. Nala schaute auf. Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Chumvi zuckte zurück. „Das kann doch nicht... Er ist... tot?“ Nala schluchzte erneut und nickte. „Aber wie konnte das passieren?“, fragte Kula nun. „Die Gnus... sie haben Mufasa und Simba... *schnüff* ... sie haben sie beim Spielen überrascht....“, stotterte Nala. „Mufasa auch...“, sagte Kula bedrückt. Nun fing auch sie an zu weinen. Ziwa hatte Simba nie kennen gelernt. Aber Kula und Chumvi hatten Simba und Nala vor kurzem am Wasserloch getroffen. Sie tollten den ganzen Tag herum und kamen viel zu spät nach Hause. Sie erzählten Ziwa sofort freudestrahlend was sie erlebt hatten. Sie hatten den zukünftigen König des geweihten Landes kennen gelernt, Prinz Simba. Mufasa hatte Ziwa auch nie gesehen. Jedoch schon oft von ihm gehört. Er musste, laut den Erzählungen, ein toller König gewesen sein. Er war ihr als gerecht und mutig, tapfer und hilfsbereit, klug und entschlossen beschrieben worden. Und nun war er tot... Auch Chumvi hatte Tränen in den Augen, unterdrückte sie jedoch. Er musste doch stark bleiben. Plötzlich fiel ihm etwas ein, also fragte er: „Wenn Mufasa tot ist... und Simba auch nicht mehr lebt, wer... wer wird denn dann König?“ Nala wollte gerade antworten, als Sarafina, ihre Mutter, und ein paar andere Löwinnen des Rudels kamen. Sarafina schaute traurig zu den vier Löwenkindern hinunter. „Lauft weg, verlasst das geweihte Land mit eurem Rudel. Scar ist der neue König. Er wird kein Junges verschonen. Außerdem wird er fremde Rudel jagen lassen.“ Sie seufzte und redete dann weiter: „Ihr seid in großer Gefahr. Irgendwann wird das geweihte Land wieder sicher sein... Aber bis dahin wird viel Zeit vergehen. Also flieht so schnell es geht! Nala, komm jetzt. Wir müssen zurück zum Königsfelsen. Verabschiede dich von deinen Freunden...“ Sarafina lief langsam zurück. Sie wollte Nala und ihren Freunden noch einen kurzen Moment geben. Sie war jetzt immerhin das einzige Junge in ihrem Rudel. Kula und Nala umarmten sich und auch Chumvi stupste Nala leicht mit dem Kopf an. „Wir werden uns wieder sehen, Nala. Und wenn ich Scar von seinem Platz vertreiben muss!“, sagte Chumvi mutig. „Danke“, sagte Nala leise. Dann stand sie auf und lief ihrer Mutter hinterher. „Passt gut auf euch auf!“, rief sie ihnen noch zu. Chumvi, Kula und Ziwa schauten den Löwinnen noch hinterher, bis sie im hohen Gras nicht mehr zu sehen waren. Alle drei blickten dann traurig zu Boden. „Lasst uns gehen und das Rudel warnen...“, brach Chumvi nach einigen Minuten das Schweigen und lief langsam los. Kula und Ziwa folgten ihm. Ziwa blickte zu Kula und sagte: „Wenn wir groß sind, werden wir sie befreien!“ Kula nickte schwermütig, fasste dann jedoch neuen Mut. „Ja, wir werden Scar besiegen!“ Dann liefen die Drei, so schnell sie nur konnten zu ihrem Rudel zurück. Kapitel 2: Kapitel 2 - Ein neues Rudel -------------------------------------- Das frühere Nomaden-Rudel begab sich auf die Suche nach einem neuen Land, in dem sie leben konnten. Nur schweren Herzens verließen sie das geweihte Land. Damals, als sie noch Nomaden waren und von einem Ort zum anderen zogen, hatten sie Ahadi, Mufasas Vater und früherer König, kennen gelernt. Er erlaubte dem Rudel so lange im geweihten Land zu bleiben, wie es ihnen gefiel. So waren sie lange Zeit sesshaft gewesen. Doch nun entschied ihr Anführer, dass es die einzige und richtige Möglichkeit war, bevor sie und ihre Jungen Scar und seiner neuen Gefolgschaft, der Hyänen, zum Opfer fallen konnten, auswandern mussten. Ihr kleines Rudel bestand aus nur sechs erwachsenen und fünf jungen Löwen. Da waren der alte, weise Löwe, der Habari genannt wurde, der junge Anführer Bwana und vier Löwinnen. Dann waren da die Kinder. Es waren die Zwillinge Chumvi und Kula, der zukünftige Anführer Kuomba, die zuletzt Geborene Daraja und schließlich Ziwa. Zenapa, eine der älteren Löwinnen des Rudels, war Ziwas Mutter. Sie war schwanger zu dem Rudel gestoßen. Ihren Vater kannte Ziwa nicht und es störte sie in keiner Weise. Schließlich hatte sie ihre liebe Mutter und ihre zwei besten Freunde Chumvi und Kula, die immer für sie da waren. Die kleinen Löwenkinder verstanden noch nicht so recht, in welcher Gefahr sie sich befanden. Sie tollten herum wie eh und je, obwohl ihre Eltern es ihnen verboten hatten. Hyänen streiften überall im geweihten Land herum. Sie waren damit beauftragt alle fremden Löwenrudel zu vertreiben oder zu ermorden. Die Hauptsache war, dass Scars Rudel das einzige im geweihten Land war. So dauerte es nicht lange, bis Chumvi, Kula und Ziwa von ihrem Rudel getrennt wurden. Als sie mal wieder das Rudel verlassen hatten um zu spielen, waren die anderen Löwen schon weiter gezogen. Sie waren nicht mehr an den Bäumen, wo sie vorher noch geruht hatten. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Kula aufgewühlt. „Wir wissen doch nicht einmal, wo sie hin gegangen sind!“ Ziwa versuchte während dessen auf einen nahe liegenden Baum zu klettern. „Vielleicht kann ich sie von hier oben sehen“, rief sie den Zwillingen zu. Sie war gerade oben angekommen, als Kula einen Mark erschütternden Schrei ausstieß. Ziwa wäre beinahe vom Baum gefallen. „Was ist denn-“, begann sie ihren Satz, als sie plötzlich ein Rudel von sechs Hyänen sah, die Chumvi und Kula eingekreist hatten. Sofort sprang Ziwa vom Baum und stellte sich hinter eine der Hyänen. „Hey, lasst meine Freunde in Ruhe!“, sagte sie Zähne fletschend. Die Hyäne kicherte bösartig und drehte sich zu ihr. „Was willst du kleines Fellbündel denn dagegen unternehmen, hm?“, fragte er witzelnd. Die anderen Hyänen glucksten und sahen zu, wie ihr Kamerad Ziwa langsam umkreiste. Ziwa ließ ihn nicht aus ihrem Blick. Überraschend drehte sie sich und sprang auf ihren Feind zu. Sie biss ihm tief in sein linkes Hinterbein. Die Hyäne jaulte laut. Die anderen Hyänen kamen ihrem Freund zu Hilfe. Eine biss Ziwa in den Nacken und schleuderte sie zur Seite. Die kleine Löwin landete unsanft auf dem Boden. Es knackte leise, als sie auf kam. Als sie versuchte wieder auf die Beine zu kommen, zog sich ein stechender Schmerz durch ihre rechte Schulter. Die Hyänen hatten nun sie und nicht mehr Chumvi und Kula eingekreist. Kula hatte sich verängstigt ins Gras geduckt. Chumvi hingegen knurrte leise und wollte gerade auf einen der Feinde zu preschen, als ein tiefes Gebrüll hinter ihm erklang. Zenapa hechtete aus dem hohen Gras und sprang über die Hyänen hinweg, in deren Mitte. Sie stand über Ziwa und zeigte ihr rotes Fleisch über den Zähnen. So voller Hass und Wut, aber auch so mutig und entschlossen hatte Ziwa ihre Mutter noch nie gesehen. Sie duckte sich tief ins Gras und sah zu, wie ihre Mutter einer der Hyänen die Kehle zerriss. „Lauft, lauft weit weg, Kinder. Sie haben das Rudel erwischt. Lauft so weit ihr könnt!“, schrie Zenapa, während sie über die Hyänen her fiel. Ziwa rührte sich nicht, Chumvi aber hatte sofort verstanden. Er lief zu Ziwa und zerrte sie zu Kula. „Los, schnell!“, sagte er mit fester Stimme. Kula entkam ihrer Angst durch Chumvis Entschlossenheit und half Ziwa. Als sie ein Stück weit entfernt waren, konnte Ziwa gut auf drei Beinen laufen. Ruckartig zog sich ein gähnender Schmerz durch ihre Brust. Sie blieb stehen und schnappte nach Luft. Dann schaute sie zurück. Sie wusste, was sie erwarten würde, aber sie wollte es mit ihren eigenen Augen sehen. Ihre Mutter hatte die Hyänen zwar besiegen können, jedoch stand sie einfach nur da. Sie war nicht im Begriff den Kindern zu folgen. Warum lief sie nicht los? „Mama!“, rief Ziwa. Doch ihre Mutter bewegte sich noch immer nicht. Urplötzlich sank sie ins Gras, zuerst mit dem Hinterkörper. Sie saß einige Sekunden, bis sie zur Seite kippte. Ziwa hatte nicht gezögert und war zurück gerannt. Chumvi und Kula waren ihr gefolgt. „Mama...?“, flüsterte Ziwa. „Mama, was ist los mit dir? Bist du müde? Mu-musst du dich ausruhen, Mama?“ Sie stupste das Kinn ihrer Mutter sanft mit ihrem Kopf an. Zenapa stöhnte leise. „Mama, sag doch was“, bettelte Ziwa. Ihre Mutter schlug langsam die Augen auf. Sie lächelte ihrer Tochter zu. „Wir sehen uns... am Nachthimmel... Ziwa...“ Dann vielen ihre Augen wieder zu und ihr Kopf kippte zur Seite. „Bitte Mama, verlass mich nicht!“, schrie Ziwa in die Ebene. Chumvi und Kula saßen stumm da und rührten sich nicht. Sie waren nun auf sich gestellt. Kapitel 3: Kapitel 3 - Trauer ----------------------------- Chumvi hatte sich selbst zum Anführer ernannt. Schließlich war er der einzige Mann im Rudel. Sie waren mittlerweile aus dem geweihten Land entkommen. Sie wanderten durch einen Urwald und überquerten einen großen Fluss. Sie jagten kleinere Gazellen und fanden immer wieder etwas neues zu entdecken. Ziwa war nicht mehr die Alte. Chumvi und Kula taten alles, damit sie wieder glücklich sein konnte. Jedoch half nichts. Sie hatten ihre Mutter auch verloren, aber sie hatten noch sich. Ziwa hatte niemanden mehr aus ihrer Familie. Die Drei lagen im Schatten eines Regenschirmbaumes, als Kula unerwartet aufsprang und meinte, dass sie mal sehen würde, ob sie heute Glück mit dem Jagen haben würden. Chumvi lag neben Ziwa. Er sah Kula hinterher und als diese außer Sichtweite war, betrachtete er Ziwa. Er tat dies oft, aber natürlich so, dass Ziwa es nicht bemerkte. Ziwa war zu einer hübschen jungen Löwin herangewachsen. Sie waren zwar noch nicht erwachsen, jedoch benahm sie sich dementsprechend. Sie war immer diejenige, die den kühlen Kopf bewahrte, egal, was es für ein Problem gab. Aber sie hatte ihre Wärme verloren. Sie war gnadenlos, besonders, wenn es ums Jagen ging. Es kümmerte sie nicht, ob sie die Mutter eines kleinen Gnus tötete oder das Baby einer Gazelle. Es war ihr egal, solange sie nicht verhungerte. Chumvi hat Ziwa des Nachts oft weinen hören. Sie entfernte sich immer von ihrem Platz unter dem Regenschirmbaum, aber ihr Schluchzen war bis tief in die Savanne zu hören. Bisher hatte er sich nie getraut sie darauf anzusprechen, aber irgendwann musste sie über den Tod ihrer Mutter hinweg kommen. In der nächsten Nacht würde er zu ihr gehen und versuchen sie zu trösten. „Was jagen wir heute, Gazellen oder Gnus? Oh, oder wie wäre es mit einem schönen saftigen Zebra?“, schreckte Ziwa Chumvi aus seinen Gedanken. „Ich... äh“, stotterte er. „Lass uns einfach auf Kula warten, mal sehen, was sie entdeckt hat.“ Ziwa hob eine Augenbraue. „Hab ich dich etwa aus den Gedanken gerissen?“ Sie grinste ihn fies an. Dann sprang sie auf, tippte ihm unsanft mit einer Pfote gegen die Schulter und rief: „Du bist dran!“ Sie lief ein Stück davon, drehte sich und duckte sich mit dem Vorderkörper ins Gras. Sie wackelte mit dem Hintern und wartete, dass Chumvi sie fing. Chumvi jedoch verstand nicht recht. Wollte sie etwas spielen? War sie sich nicht zu erwachsen dafür, wie sonst immer? Er schaute sich um. Kula war nirgends zu sehen. Er erhob sich langsam und schaute wieder zu Ziwa. „Was ist, hast du verlernt, wie man sich an pirscht?“, rief Ziwa. „Anpirschen? Und ich dachte, sie wollte spielen...“, sagte er leise zu sich selbst. Plötzlich hechtete er los. Ziwa war für einen Moment so erschrocken, dass sie beinahe vergaß weg zu rennen. Dann drehte sie sich und rannte los. Mist, jetzt kriegt er mich, dachte sie. „Ha, gleich hab ich dich“, rief Chumvi dicht hinter ihr. Ziwa stauchelte und fiel. Sie rutschte grob über den Boden. Chumvi konnte so schnell nicht bremsen und stürzte ebenfalls. Die Beiden kugelten über das Gras und blieben letztendlich liegen. Ziwa lag halb über Chumvis Bauch. Sie erhob sich sachte und begann auf einmal zu lachen. Chumvi wunderte sich, stimmte jedoch schnell ins Lachen ein. Ziwa konnte gar nicht mehr auf hören. Sie legte sich neben Chumvi und kugelte sich zusammen. „Mein Bauch tut weh!“, kicherte sie. Chumvi schaute ihr tief in die Augen. Er lächelte sanft. „So glücklich hab ich dich lange nicht gesehen“, brach es aus ihm heraus. Ziwa verstummte. Ihr Gesicht wirkte nachdenklich, jedoch konnte sie ihre gute Laune nicht verbergen. Sie rollte sich auf den Rücken und blickte in den Himmel. Chumvi lag auf der Seite und musterte sie noch immer. Er erhob sich langsam und beugte sich über Ziwa. „Du hast ein bezauberndes Lächeln. Es sollte häufiger dein Gesicht zieren“, sagte er sanft und machte sich dann auf den Weg zurück zu ihrem Schattenplatz. Ziwa war ganz warm geworden. Ihr Herz pochte, ihre Wangen erröteten. Sie legte sich schräg auf den Bauch und schaute Chumvi hinterher. Dann stand sie ebenfalls auf und ging gemächlich und mit einigem Abstand Chumvi hinterher. Kula wartete bereits auf die beiden. Sie grinste breit. Chumvi schaute sie schräg an. „Warum grinst du so blöd?“, fragte er seine Schwester. „Ach, nichts“, erwiderte sie und fügte hinzu, dass sie eine Herde Zebras entdeckt hatte. Ziwa schüttelte sich leicht um ihre Gedanken los zu werden. „Na dann, los“, sagte sie. Kapitel 4: Kapitel 4 - Der Vierte im Bunde ------------------------------------------ Nach einigen erfolglosen Versuchen, klappte die Jagd doch noch. Ein altes schwaches Zebra war dem dreiköpfigen Rudel zum Opfer gefallen. Nachdem sie es zu ihrem Baum geschleppt hatten, aßen sie genüsslich bis ihr Hunger gestillt war. Sie dösten schon einige Minuten, als Kula das Wort ergriff und mit entschlossenen Worten sagte: „Wir sollten zurückkehren!“ Chumvi und Ziwa staunten nicht schlecht. Nicht, das, was Kula sagte, sondern, die Tatsache, wie sie es sagte, war ungewöhnlich. Sie fragte nicht unsicher, wie sie es sonst tat. Sie sagte es mit einer festen Stimme, so, als wäre es schon entschieden. „Wieso sollten wir zurück gehen? Wir haben doch alles, was wir brauchen!“, erwiderte Chumvi, der sich vom ersten Schrecken erholt hatte. „Hier haben wir ein gutes Leben, aber im geweihten Land hatten wir ein Besseres! Wir hatten Freunde aus anderen Rudeln!“ „Wenn du Freunde willst, dann such dir doch welche!“, sagte Chumvi wütend. Er war zufrieden mit dem, was sie erreicht hatten. Sie führten ein unbeschwertes Leben. Hier hatten sie keine Feinde, keine Rudel, die sie verdrängten. Sie hatten genug Nahrung, genug Wasser. „Ich finde Kula hat recht“, mischte sich Ziwa ein. „Natürlich geht es uns hier gut. Aber wir sind allein.“ Chumvi warf Ziwa einen bösen Blick zu. „Wenn ihr gehen wollt, dann geht. Aber ohne mich, ich bleibe hier!“ Zornig lief er ein Stück in die Eben hinein und legte sich dann hin. Ziwa sah ihm böse hinterher. „Lass uns gehen, Kula. Der kommt schon nach!“, sagte Ziwa, drehte sich und ging los. Sie wusste den Weg noch. Ein Stück war sie jede Nacht gelaufen, während sie an ihre Mutter dachte. Kula sah immer und immer wieder zurück, ob Chumvi sie doch noch eingeholt hatte. Jedoch war dem nicht so. Sie konnte ihren Bruder doch nicht einfach zurück lassen. Ziwa bemerkt den immer wieder kehrenden Blick Kulas und brach endlich das Schweigen, was die ganze Zeit schwermütig über ihnen gelegen hatte. „Vielleicht sollten wir eine Pause machen. Die Mittagssonne steht hoch am Himmel, es ist viel zu heiß um weiter zu gehen.“ Ein kurzes Lächeln huschte über Kulas Gesicht. „Danke“, sagte sie leise. Sie suchten einen Schattenplatz an dem sie pausieren konnten. Diesmal war es nicht Kula, die die ganze Zeit zurück schaute, sondern Ziwa. „Meinst du, er kommt wirklich?“, fragte sie schließlich. Kula antwortete lächelnd: „Ohne seine kluge Schwester und seine Geliebte kann er doch nicht leben!“ Sie zwinkerte Ziwa zu. Diese errötete leicht und spürte wieder eine angenehme Wärme in ihrem Körper aufsteigen. „Du spinnst doch!“ Kulas Lächeln wandelte sich in ein breites Grinsen. „Gib es endlich zu. Du warst schon damals voll in meinen Bruder verknallt! Und als wir dir Nala vorgestellt haben, hab ich genau gesehen, wie du sie gemustert hast. Du dachtest, sie wäre eine Konkurrenz, hab ich nicht recht?“ Ziwa blickte ertappt drein. „Nala war nie eine Konkurrenz für mich!“, erwiderte sie letztendlich. „Nala? Woher kennt ihr Nala?“, fragte plötzlich eine leise Stimme hinter ihnen. Die Löwinnen erschraken und sprangen auf. Sie legten die Ohren an und musterten den fremden Löwen. Oder besser, das Löwenjunge. Gerade als Ziwa ihn zur Rede stellen wollte nahm sie einen ihr bekannten Geruch wahr. „Du kommst aus dem geweihten Land!?“, fragte sie verwundert. Der kleine Löwe zuckte zurück. „Ihr kennt Nala und das geweihte Land?“, entgegnete er. Ziwa und Kula tauschten einen kurzen Blick, dann setzten sich beide gleichzeitig hin. Kula erzählte, was geschehen war und dass sie gerade dabei waren, ins geweihte Land zurück zu kehren. Dann begann der junge Löwe mit seinen Erlebnissen. „Ich bin Nalas Bruder, Mheetu. Scar war schon König als ich geboren wurde, aber Nala hat mir alles von Mufasa und Simba erzählt! Nala denkt, dass alles ein Unfall war, aber ich glaube, dass Scar den König und den Prinzen ermordet hat.“ Schnell fügte er leise und ängstlich hinzu: „Aber sagt das bloß keinem weiter, sonst kommen die Hyänen und fressen mich auf!“ Kula lächelte sanft. „Du brauchst keine Angst zu haben, hier gibt es keine Hyänen. Wir passen schon auf dich auf!“ Sie schaute zu Ziwa und diese nickte zustimmend. So fuhr Mheetu fort: „Scar hat die Hyänen ins geweihte Land geholt und seitdem die da sind, sagt Nala, gibt es kaum noch anderen Tiere! Das geweihte Land ist staubtrocken, es wächst kaum noch Gras und Wasser gibt es auch keines mehr“, er stoppte kurz und seufzte. „Nala ist fort gelaufen. Sie wollte Hilfe holen. Mama und Nala hatten Angst, dass Scar mir etwas antun würde, wenn Nala weg geht. Also nahm sie mich ein Stück mit. Dann schickte sie mich in eine Richtung und sagte ich solle immer gerade aus laufen. Das hab ich getan. Ich bin nie abgebogen, immer schnurstracks geradeaus!“ Kula und Ziwa tauschten erneut Blicke mit einander aus. Ziwa entdeckte etwas aus den Augenwinkeln. Ein Löwe schlich auf sie zu. Es war Chumvi, der langsam näher kam. Als er zu ihnen stieß warf er einen kurzen Blick auf den kleinen verängstigten Löwen und fragte: „Wer ist dann das Wollknäuel da?“ Mheetu duckte sich ins Gras. „Keine Angst“, sagte Kula. „Das ist nur mein Bruder Chumvi. Er ist harmlos wie eine Fliege.“ Schnell warf Ziwa Chumvi einen einschüchternden Blick zu. „Das ist Mheetu. Nalas Bruder“, sagte Ziwa schließlich. „Nala?“, fragte Chumvi noch einmal nach. Mheetu nickte. Er erhob sich leicht und erzählte seine Geschichte erneut. Chumvi, Kula und Ziwa berieten sich kurz. Dann entschieden sie sich, Mheetu zurück ins geweihte Land zu bringen. Wenn es sein musste, würden sie kämpfen! Das geweihte Land hatte einen würdigen Herrscher verdient, da waren sie sich einig. Die Hyänen gehörten nicht in die wunderbare Savanne, die um den Königsfelsen geblüht hatte und voller Leben gewesen war. Scar musste gestürzt werden! Das nun vierköpfige Rudel machte sich auf den Weg. Immer geradeaus - den ganzen Weg zurück. Kapitel 5: Kapitel 5 - Konkurrenz? ---------------------------------- Chumvi führte die kleine Gruppe an. Er musste immerhin seinen Platz vor dem jungen Mheetu verteidigen. Sie waren schon einige Zeit unterwegs und seitdem Mheetu einen Mähnenansatz hatte, machte er der immer hübscher werdenden Ziwa schöne Augen. Außerdem musste er auf seine kleine Schwester achten. Sie war zwar nur einige Minuten jünger als er selbst, aber sie war trotz allem seine jüngere Schwester. Zwar war das Verhältnis zwischen Mheetu und Kula eher mütterlich, aber das konnte sich doch schnell ändern; das dachte Chumvi jedenfalls. Das Rudel machte eine Pause. Sie alle hatten Hunger und brauchten Kraft um das letzte Stück des weiten Weges hinter sich zu bringen. „Ich gehe mit Ziwa nachsehen, ob wir eine Herde Gnus oder Zebras finden“, sagte Mheetu zielstrebig. Chumvi schaute ihn schräg an. „Bleib lieber bei Kula und such mit ihr eine Quelle. Ziwa und ich sind nun mal die besseren Jäger“, erwiderte er nun. Ziwa hob die Augenbrauen und blickte zu Kula. Beide verdrehten die Augen. Jetzt fing das wieder an. „Du bist ja auch schon älter. Aber ich brauche doch die Erfahrung!“, konterte Mheetu. Bevor alles wieder aus den Fugen geriet, wie sonst, mischte sich Kula ein: „Komm, Mheetu, wir suchen Wasser.“ Leise fügte sie hinzu: „Die beiden brauchen etwas Zeit für sich.“ Nun verdrehte Mheetu die Augen, wollte Kula jedoch nicht widersprechen. Ziwa und Chumvi schauten den beiden ein Stück hinterher. Dann trafen sich ihre Blicke. Schnell schaute jeder in eine andere Richtung. Zu schüchtern um etwas zu sagen, standen sie einige Minuten so da. Ziwa fragte sich, warum er nicht endlich den ersten Schritt wagte. Sie wussten doch beide, was sie für einander empfanden, warum sagte nur keiner etwas? „Wir sollten losgehen...“, sagte Chumvi leise. Ziwa wirkte enttäuscht. „Ja, du hast recht. Lass uns jagen.“ Im gleichen Moment hörten die zwei ein leises Knacken im Gebüsch. Sie drückten ihre Körper an den Boden, waren jedoch ohne Deckung. Sie waren in dem Urwald, den sie auch auf dem Weg vom geweihten Land aus durchquert hatten. Und ausgerechnet an der Stelle, an der sie eine Pause eingelegt hatten, wuchs kein Gras. War es ein Feind, konnte er sie ungehindert beobachten und auf sie los stürmen, war es Beute, so konnte sie sich still und leise verkrümeln und würde genau wissen, wann sie los rennen müsste. Chumvi sah kurz zu Ziwa hinüber, als diese nickte, sprangen beide los. Sie landeten hinter dem Gebüsch und eine kleine Maus lief schnell in ein kleines Loch unter einer Baumwurzel. „Eine Maus!?“, regte Ziwa sich leicht auf. Chumvi lachte leise. Ziwa setzte sich und schaute ihn schräg an. Was war daran so lustig? Aber irgendwie mochte Ziwa Chumvis Lachen. Erneut schauten die beiden sich an. Doch diesmal wendete keiner den Blick ab. Chumvi ging langsam auf Ziwa zu. Ziwa wich ein kleines Stück zurück. Ihr Herz raste. Auch Chumvi war ganz warm geworden. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Dein Gesicht war direkt vor dem Ihren. Er konnte ihren Atem auf seiner Nase spüren. Dann endlich stupste er mit seiner Schnauze Ziwas Nase an. Sie erwiderte den Stupser und die zwei schmiegten sich eng an einander. Leise erhob sich Ziwas Stimme: „Ich habe so lange darauf gewartet...“ Sie vergrub ihren Kopf tief, aber sanft in Chumvis Brust. So saßen sie eine ganze Weile schmusend neben einander, bis Mheetus Stimme erklang. Schnell lösten sie sich von einander. Beide erröteten leicht. Als Kula und Mheetu in Sichtweite kamen, wusste Kula, dass die beiden endlich zu einander gefunden hatten. „Wir haben einen kleinen Fluss gefunden, in dem es viele Fische gibt“, klärte sie die Beiden auf. Ziwa nickte nur beschämt, Chumvi antwortete: „Prima! Wir haben nichts weiter als ein paar kleine Mäuse gefunden. Die hätten eh nicht geschmeckt.“ Mheetu und Kula führten das verlegene Pärchen zu dem Fluss. Nach kurzer Zeit hatte sich die Stimmung wieder entspannt und gemeinsam fingen und aßen sie Fische und tranken das kühle Wasser. Kapitel 6: Kapitel 6 - Der neue König ------------------------------------- Endlich hatten sie die Grenze zum geweihten Land überschritten. Aber nichts, was Mheetu erzählt hatte, entsprach der Wahrheit. „Da-das kann nicht sein!“, sagte Mheetu empört. „Das ist nicht das geweihte Land!“ Kula, Chumvi und Ziwa sahen einander an. Sie lächelten. Dann wandte Chumvi sich an Mheetu: „Dies ist das geweihte Land, was wir kannten.“ Ziwa fügte hinzu: „Dies ist das geweihte Land, in dem deine Schwester gelebt hat.“ Mheetu schaute ungläubig drein. Man konnte den Königsfelsen von hier aus sehen. Es musste das geweihte Land sein. „Wir werden ja sehen“, rief er und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, davon. Kula, Chumvi und Ziwa ließen sich das nicht zwei mal sagen. Auch sie rannten los. Natürlich war Chumvi wie immer der Schnellste von ihnen. Schnell hatte er Mheetu eingeholt, lief zwischendurch jedoch immer wieder etwas langsamer, damit die Drei wieder aufschließen konnten. Als sie dem Königsfelsen immer näher kamen, verlangsamten sich ihre Schritte. Sie mussten sich in Acht nehmen. Immerhin konnte es doch sein, dass die Hyänen noch immer hier waren. Sie hatten keine anderen Tiere gesehen, also stimmte irgendetwas nicht. Als die Gruppe den Königsfelsen nun endlich erreicht hatte, wussten sie, was los war: der König hatte Nachwuchs! Die Tiere des geweihten Landes hatten sich versammelt um den zukünftigen König in Empfang zu nehmen. Als Mheetu erkannte, wer die Frau an des Königs Seite war, stolperte er beinahe. „Nala...?“, sagte er leise zu sich selbst. Dann rannte er los, ohne nachzudenken, dass er die Zeremonie stören könnte. Er brachte Unruhe in die Tiere und auch das Löwenrudel bemerkte diese Unruhe. Zwei ältere Löwinnen stellten sich dem Jungspund in den Weg. „Uzuri, Elanna! Euch geht es gut!“, rief Mheetu und stupste die beiden Löwinnen sanft an. Als diese bemerkten, wer er war, war auch Sarafina schon dazu gestoßen. Tränen stiegen seiner Mutter in die Augen. „Du lebst!“, rief sie dann Freudestrahlend und umarmte ihren vermissten Sohn. Chumvi, Kula und Ziwa waren mittlerweile auch am Aufstieg angekommen. Sarafina löste sich von Mheetu. Sie schaute die drei jungen Löwen eindringlich an. Nun waren auch der neue König und Nala neugierig geworden und fragten sich, wer die Zeremonie ihres Sohnes störte. Als Nala Mheetu erblickte entfuhr ihr ein kurzer Schrei. Schnell lief sie auf ihn zu und drückte und küsste ihn. Simba schaute verwirrt zu. Nala fasste sich schnell wieder. „Simba, das ist mein Bruder, Mheetu.“ „SIMBA?“, rief Mheetu laut. „Aber ich dachte er wäre-“ „Es ist einiges geschehen, mein kleiner Bruder“, unterbracht Nala ihn. Dann schaute sie zu den drei wartenden Löwen. Kula konnte nicht mehr an sich halten und stürmte zu Nala. „Kula, Chumvi und Ziwa!?“, freute Nala sich. Nun kam Simba auch hinab und begrüßte Die Löwen. Über Chumvi und Kula freute er sich besonders, immerhin hatten sie damals viel Spaß mit einander gehabt. Da die Zeremonie nun vorüber war, setzten die Löwen sich zusammen und besprachen alles, was geschehen war. Nala hatte auf ihrer Reise Simba entdeckt, der damals nicht gestorben, sondern nur weggelaufen war. Scar hatte Mufasa getötet, jedoch Simba die Schuld dafür eingeredet. Als Simba sich endlich bewusst geworden war, welche Verantwortung er trug, kehrte er zum Königsfelsen zurück und besiegte Scar. Er verbannte die Hyänen aus dem geweihten und auch aus dem Schattenland. Momentan war das Schattenland einfach nur ein verlassener Ort, der Friedhof, der er eigentlich war. Und das geweihte Land war wieder zu dem geworden was es war. Die Tiere waren zurückgekehrt, das Gras und die Bäume wuchsen und gediehen. Simba bot dem kleinen Rudel an, sich seinem Rudel anzuschließen. Zuerst hielt Chumvi nicht viel davon, schließlich war er selbst ein Rudelführer. Als Ziwa und Kula jedoch erwiderten, dass sie sich genau das, ein großes Rudel, schon immer gewünscht hatte, gab er klein bei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)