Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 1: Ein langer Weg bis zur Bergspitze -------------------------------------------- -Du sagtest, nein du versprachest, "Ich lass dich nicht allein", ich vertraute dir blind, legte mein Leben in deine Hände, hatte gehofft der Moment, die Liebe würde nie verschwinden, hatte immer daran geglaubt, du würdest es nie brechen dein unter Tränen gesagtes Versprechen.- Langsam gehe ich über die Brücke, über die ich sonst immer zu dir nach Hause gegangen bin. Doch du wohnst nicht mehr in dem Wohnblock vor mir, das tust du schon lange nicht mehr. Ich weiß nicht wie lange es her ist, es scheint mir alles so als wäre es erst gestern gewesen. Ganz so als wären wir erst gestern Hände haltend diesen Weg zu dir nach Hause gegangen, als hätten wir noch gestern zusammen in deinem Bett gelegen. Dabei ist es jetzt schon Wochen her, wenn ich mich nicht irre. Ich seufze laut und trete den Rückweg an. Es dauert nicht lange, denn unsere Wohnungen lagen damals nah beieinander, doch jetzt wohnst du unerreichbar weit weg. Ich wüsste gar nicht wie ich zu dir hinkommen sollte, wenn ich es denn wollte. Deine neue Adresse hast du mir nie mitgeteilt und ich habe nie danach gefragt. Was du jetzt wohl gerade machst? Ob du auch gerade an mich denken musst? In meiner Wohnung angekommen gehe ich zurück in mein Schlafzimmer, dann entkleide ich mich bis auf die Boxershorts und trete achtlos die Flaschen beiseite um zu meinem Bett zu gelangen. Schon seit Tagen lag ich nicht mehr drinnen. -Ich habe gedacht du lügst, jedoch meintest du es ernst, ich wollte es nicht begreifen, stellte mich lieber dumm, du schicktest mich weg, wolltest mich nicht mehr sehen.- Deine letzten Worte hallen immer noch in meinen Ohren nach, so als hättest du sie gerade erst gesagt. Die anderen meinen ich soll dich vergessen, aber ich kann es nicht. Egal wie oft ich es versuche, immer wieder beherrschst du meine Gedanken. Egal wie oft ich das Messer zwinge mir diese Gedanken zu nehmen, sie kommen immer wieder. Zu gern würde ich es vergessen und Vergangenes hinter mir lassen. Es will einfach nicht passieren, die Erinnerungen bleiben und sie gravieren sich noch tiefer in den Stein. In den Stein, wo meine Lebensgeschichte eingemeißelt wurde. -Es klingelt, ich lasse es klingeln, sie rufen nach mir, ich lasse sie rufen, sie fordern mich auf, die Türe endlich zu öffnen, ich lasse sie fordern.- Die anderen haben mich noch gewarnt, ich solle mich nicht drauf einlassen, aber ich habe es getan, immer und immer wieder. Ich bin dir verfallen, ich habe an das Märchen geglaubt. Jetzt bin ich schlauer, denn es gibt keine Liebe. Es ist alles nur eine Illusion, eine die einen von vorne herein betrügt. Sie gaukelt einem etwas vor, man verfällt, fällt in die Abwärtsspirale. Sie dreht sich unaufhörlich, wird von oben herunter immer kleiner. Am Ende wird man raus geworfen, getrennt von seinem Geliebten. Am Ende ist man schlauer, man hat einen Fehler begangen. Es gibt kein gemeinsames Ende in diesem Spiel mit dem Teufel. Entweder man siegt, kommt drüber hinweg oder man verliert und zerbricht daran. Ich falle unter den zweiten Aspekt, ich habe verloren und mein Herz zersprang. -Ich höre das Knacken des Schlosses, ignoriere es so gut es geht, weiß genau du stehst davor, tust so als wäre nie etwas geschehen, stehst dort mit ihm Hand in Hand, schwörst ihm Tag für Tag, wie sehr du ihn doch liebst, so wie du es damals bei mir getan hast.- Leise Schritte ertönen auf den Flur, es ist mir egal. Warum klingeln und rufen sie überhaupt noch nach mir, wenn sie sich im Endeffekt selbst Zutritt verschaffen? Ich bereue es ihnen den Schlüssel gegeben haben, denn seitdem habe ich nie meine Ruhe. Jedes Mal kommen sie, auch wenn ich sie gar nicht sehen will. Es macht alles überhaupt keinen Sinn mehr, rein gar nichts. Ob ich jetzt noch jeden Tag aufwache und zu den Proben marschiere oder nicht, es ist völlig egal. Ihnen fällt es noch nicht einmal auf, wenn ich immer dünner, blasser werde von Mal zu Mal. Dabei wünsche ich mir lediglich Aufmerksamkeit, mehr verlange ich doch gar nicht. Würde mich doch nur jemand beachten, wäre ich schon glücklich. Aber alles was für sie zählt ist, dass ich komme, arbeite, ihnen jeden Mist hinterher schleppe. Hauptsache sie haben einen Idioten, der es macht, einen den sie nebenbei noch herum schubsen können. - Ein leises Klopfen an der Schlafzimmertür, es ist sinnlos aufzustehen, ich weiß wer vor dieser steht, sie kommen doch schon seit Wochen, immer mit den gleichen gleichgültigen, genervten Gesichtern. - Die Tür öffnet sich und ich kneife meine Augen zusammen, wegen dem Licht im Flur. Das Licht ist richtig unangenehm gerade. Die Matratze senkt sich ein wenig, als sich jemand neben mich setzt. Ich spüre wie jemand seine Hand auf meine Schulter legt und direkt reiße ich wütend meine Augen auf. Ich sehe mitten in das besorgte Gesicht Uruhas. Tränen sammeln sich in meinen Augen, wie sooft in letzter Zeit. Ich schaffe es kaum noch einen von euch anzugucken, ohne dass es passiert. Ich habe so ungeheure Schuldgefühle, da ich euch mit meiner Abwesenheit nur zusätzlich Probleme mache. Es ist nicht gerade die Art von Aufmerksamkeit die ich haben will. Aber trotz allem schaffe ich es nicht regelmäßig zu den Proben zu kommen. Leicht streicht er über meine Wange, ich versuche währenddessen einen der anderen auszumachen, aber niemand außer ihm ist in der Nähe. „Sie sind in der Küche“, flüsterst du, „Kommst du heute wenigstens mit zur Probe?“ Ich schüttele nur ein wenig den Kopf. Selbst wenn ich mitkäme, wäre ich keine große Hilfe. Wahrscheinlich würde mir der Lärm der Instrumente den Rest geben, so verkatert wie ich wieder einmal bin. „Dann komm ich später noch einmal vorbei“, antwortest du. Ich weiß noch nicht einmal, ob Uruha enttäuscht ist. Wahrscheinlich ist es mittlerweile für ihn normal in diese Wohnung zu kommen und mir diese eine Frage zu stellen. Was für ein erbärmliches Bild haben meine Bandkollegen jetzt von mir? Um ehrlich zu sein ist es mir ziemlich egal. -Er schließt die Tür hinter sich, lässt mich wie alle allein, will meine Probleme nicht hören, will sich nicht darum sorgen, es interessiert ihn nicht.- Ich schlafe wieder ein, begebe mich somit dort hin zurück, wo ich die letzte Zeit fast nur noch bin. Ich stehe nur noch auf um die Gedanken weg zu waschen oder eher um sie im Alkohol zu ertränken. Manchmal schlafe ich auch im Badezimmer, wenn mich wieder alle Kräfte verlassen haben. Nicht nur einmal habe ich dort meinen Mageninhalt in der Kloschüssel gelassen und habe dann versucht direkt danach den Kater mit neuem Alkohol zu besiegen. Ungläubig blinzle ich und schaue wieder in das Gesicht Uruhas. Ist etwa schon so viel Zeit vergangen? „Ausgeschlafen?“, fragt er mich und als Antwort schüttele ich den Kopf, „Ich hab dir etwas zu Essen mitgebracht. Kommst du mit in die Küche? Es schmeckt bestimmt lecker.“ Ich sehe seine Gesichtszüge gar nicht, so dunkel ist es hier. Warum hat er denn nicht die Lampe neben meinem Bett angemacht? Ich versuche mich an seiner Schulter hochzuziehen, jedoch schaffe ich es gerade ein kleines Stück und falle kraftlos zurück auf das Bett. „Was ist die letzte Zeit nur mit dir los Aoi?“, fragt er mich, bevor er mich hochhebt und Richtung Küche trägt. „Warum willst du uns denn nicht mehr sehen?“, er setzt mich auf einen der Stühle ab und stellt einen Karton zusammen mit Essstäbchen vor mich. „Komm, rede wenigstens mit mir“, fleht er mich an. Was kann ich denn groß zu meiner Verteidigung sagen? Ich weiß doch selbst nicht, warum ich mich so gehen lasse. Er öffnet den Deckel des Kartons und augenblicklich wird mir übel. Lustlos schiebe ich es etwas weg. „Du musst etwas essen Aoi, ich sehe mir das nicht länger an. Ich kann dich auch in die Klinik einliefern lassen, ist dir das lieber?“, fragt er mit einem beängstigenden Nachdruck in der Stimme. - Kümmert es dich überhaupt, wie ich mich dabei fühle? Nein tut es nicht, ich war dir schon immer egal. - Ich nehme die Essstäbchen, breche sie auseinander und stochere damit im Essen herum. Zögerlich hebe ich die Nudeln an und gucke darunter, vielleicht finde ich ja einen Schatz. Wenigstens ist mein Humor noch nicht komplett flöten gegangen. „Soll ich dich füttern?“, fragst du und grinst mich dabei an. Ich schüttele hastig den Kopf und stopfe mir etwas Gemüse in den Mund und kaue angewidert darauf herum. Ich hasse solches Gemüse, was fast schon wie Gummi schmeckt. „Willst du mir jetzt sagen was los ist?“, fragst du mich. Willst du es wirklich wissen? Wieder schüttele ich nur den Kopf. Zaghaft berührt er mit seiner Hand meine Stirn. „Bist du krank Aoi?“, fragt er besorgt. Ich schließe kurz die Augen und schüttele wieder den Kopf, während ich das Gemüse herunter schlucke. Ich hätte gestern nicht so viel Alkohol trinken dürfen. Auch wenn die eiskalte Dusche im Vollrausch gut getan hat. „Du siehst überhaupt nicht gut aus. Bitte versuche wenigstens etwas zu essen. Nun sag schon, was ist los?“, drängst du mich. Gehe mir ja nicht auf die Nerven! „Nichts!“, fauche ich ihn unbewusst an. „Das war doch nur eine Frage. Lass uns nachher noch einen Film gucken, du hast jetzt lange genug vor dir hin vegetiert. Und Kai will, dass du Morgen auch mit zur Probe kommst, ob du willst oder nicht!“, fauchst du zurück. Und was ist wenn ich nicht mitkommen will? Nach etwa der Hälfte des Essens schiebe ich es ganz zu Uruha rüber. Ich will mich nicht in seiner Anwesenheit übergeben müssen und da mein Magen immer noch kaum Essen verträgt, muss ich wohl oder Übel nur kleine Portionen zu mir nehmen. „Entschuldigung“, bringe ich noch hervor, bevor ich ins Schlafzimmer renne und mich auf das Bett schmeiße. Tränen bahnen sich ihren Weg über mein Gesicht. Warum tut er das? Warum kann er mich nicht einfach alleine lassen? Er kümmert sich doch nur um mich, damit er kein schlechtes Gewissen bekommt. Er tut es nicht, weil er mich mag, sondern aus reinem Pflichtbewusstsein. Ich spüre wie er mich auf die Seite dreht und langsam die Tränen von meinem Gesicht wischt mit einem Taschentuch. „Warum weinst du denn? Komm beruhige dich etwas und dann gehen wir etwas ins Wohnzimmer. Oder willst du lieber mit zu mir?“, willst du wissen. Soll ich dieses Angebot annehmen? Kann ich ihm vertrauen? Vielleicht hilft mir ja der Tapetenwechsel um wieder auf die Beine zu kommen. Ich blinzele die letzten Tränen weg und nicke. „Wenn du morgen nicht zur Probe willst, musst du es nur sagen. Dann rede ich mit Kai“, meint er noch, bevor er aufsteht und ein paar Sachen aus meinem Schrank in eine Tasche packt. Ich schnappe mir eine Hose und ein einfaches T-Shirt und husche damit ins Badezimmer. Zwischendurch wird mir immer wieder schwarz vor Augen. Die letzte Zeit hat mir scheinbar doch mehr zugesetzt als ich vermutet habe. Schnell ziehe ich mich um und gehe zurück zu Uruha. „Bin fertig“, bringe ich noch hervor, bevor mir wieder schwarz vor Augen wird und ich in seine Arme kippe. Ich war doch nur ein Mittel zum Zweck. Er hat mich nie wirklich geliebt, hat er gesagt. Er habe mich nur benutzt um an Ruki ran zukommen, nur deshalb. Meine Gefühle waren ihm völlig egal, ihm war egal ob ich an all dem zu Grunde gehe. Nachdem ich die Augen geöffnet habe, fällt mir als Erstes auf, dass jemand mit meinen Haaren spielt. Mein Schädel brummt ungemein, aber das ist ja nur nebensächlich und absolut nicht wichtig. „Du bist ja wieder wach, dass ist ja schön. Geht es dir jetzt wieder besser?“, besorgt streichst du mir über die Wangen. Ich nicke mal wieder nur als Antwort „Denkst du, du schaffst den Weg mit runter zu meinem Auto?“, kritisch schaust du mich. „Ja, ich denke schon“, lächelnd setze ich mich hin. Ich stehe auf und direkt stützt Uruha mich. Er nimmt die Tasche und ich wundere mich darüber, für wie viele Tage er gedenkt mich bei sich zu behalten. Wenigstens hat er ein großes Bett, da muss ich nicht auf der Couch schlafen. Davon bekomme ich immer Rückenschmerzen und so ein Bett ist halt viel besser für meinen Rücken. Immerhin tut mein Rücken immer noch von meinem harten Badezimmerboden weh. Während der ganzen Autofahrt wirft er mir immer wieder besorgte Blicke zu, langsam regt es mich auf. „Was guckst du die ganze Zeit?“, frage ich genervt. Ich bin ziemlich aggressiv geworden, seitdem ich mit dem Alkohol Probleme habe. „Du sagst mir, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist“, bittet er mich direkt wieder in Sorge. „Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet!“, schreie ich schon fast. „Ganz ruhig Aoi. Ich mach mir lediglich Sorgen, deshalb gucke ich nach dir“, rechtfertigt er sich. Ich schweige einfach als Antwort und warte ab. Auch als wir später in deinem Wohnzimmer sitzen, herrscht betretene Stille. Vorsichtig ziehst du mich zu dir rüber und ich bette meinen Kopf auf deiner Brust. Sein Herz schlägt ganz schnell, ob ihm das alles unangenehm ist? „Du zitterst ja, ist dir vielleicht kalt?“, warum sorgst du dich so um mich? „Mhm“, ist meine einzige Reaktion darauf. In Wahrheit nehme ich meinen Körper kaum noch wahr. Ob mir jetzt kalt oder warm ist, ich kann es nicht sagen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir alles nur noch einbilde. Zwischendurch jagen Hitzewellen durch meinen Körper, meine ich. Manchmal fahren auch nur meine Gedanken Karussell, besonders nach Alkohol. Meine Sinne spielen verrückt. Und ansonsten spüre ich nichts mehr. Oder bilde ich mir das nur ein? Vielleicht will ich auch meinen Körper nicht mehr spüren? Vielleicht spielen mir meine Gedanken nur einen Streich? Vielleicht habe ich deshalb zwischendurch nur ein Kribbeln in den Gliedmaßen wenn ich verzweifelt versuche etwas zu tun und es doch nicht schaffe, weil mir die Kraft fehlt? Ich blinzele als mir Sonnenstrahlen mitten ins Gesicht scheinen. Schlaftrunken schlage ich die Decke zurück und reibe mir über die Augen. Verflucht wo bin ich? Wie lange habe ich geschlafen? Dass hier ist definitiv nicht meine Wohnung und was gestern war, weiß ich nicht mehr. Ich tapse über das Parkett Richtung Küche, nach der Unordnung müsste dieses Uruhas Wohnung sein. Wie lange war ich nicht mehr hier? Nein, eigentlich war ich noch nie hier, seitdem er mit Reita nicht mehr zusammen wohnt, habe ich ihn nicht mehr besucht. Ich sacke auf die Knie, Reita… Warum hast du das getan? Warum hast du mich nur alleine gelassen? Ich habe dir vertraut und du hast dieses Vertrauen schamlos ausgenutzt! Warum nur? Flüsse von glasklarer Flüssigkeit finden ihren Weg in den Tod, ohne mich. Schon lange habe ich über die Flut keine Kontrolle mehr. Ich werde in den Arm genommen, sanft gedrückt. „Hey, komm iss erst einmal etwas. Dann fahren wir zur Probe, in Ordnung Aoi?“, aufmunternd drückst du mich noch ein wenig mehr. Ich nicke und er hebt mich mit Leichtigkeit hoch und setzt mich auf einen Stuhl. „Kann ich vielleicht etwas für dich tun Aoi?“, lächelnd legst du den Kopf schief. Ich schüttele den Kopf, während ich die Suppenbrühe schlürfe. Direkt nach dem Duschen und Umziehen sind wir letztendlich losgefahren, sodass wir eine gute halbe Stunde zu früh ankamen. „Entschuldigung Aoi, sonst gehe ich immer zu Fuß zur Probe, ich hab mich wohl etwas in der Zeit verschätzt. Du kannst dich ja noch etwas auf der Couch hinlegen und dich ausruhen. Ich stimme einfach deine Gitarre direkt mit“, bietet mir Uruha an. Ich nicke zur Bestätigung und gehe direkt zur Couch, wo ich mich anschließend genüsslich drauf ausbreite. Klar ist es nicht das bequemste, aber immerhin besser als nichts. Ich schließe die Augen und versuche die aufkeimenden Kopfschmerzen zu ignorieren. Ich höre wie sich die Tür wieder öffnet und schließt. Neugierig wie ich bin gucke ich nach. An der Wand am anlehnen stehe ich da und mustere Kai von oben bis unten. Er sieht ganz so aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr schlafen. Auch seine Auswahl an Kleidung war definitiv einmal besser gewesen. Kopfschüttelnd gehe ich zurück zur Couch, nur dummerweise folgt er mir. „Hey Aoi, wie geht es dir?“, fragt er direkt. Ich zucke kaum merkbar mit der Schulter während ich mich hinsetze und dann beobachte ich Uruha, wie er angestrengt meine Gitarre stimmt. Ich lehne mich zurück und schließe wieder die Augen, irgendwie bin ich immer noch hundemüde. Ich öffne die Augen wieder, da ich ihnen doch keine Sorgen machen möchte. Nur leider fällt es mir von Sekunde zu Sekunde schwerer, diese auch offen zu behalten. „Schlaf ruhig etwas Aoi. Pass mal auf, ich wecke dich gleich bei der ersten Pause in Ordnung? Ausgeschlafen lässt es sich viel besser reden“, schlägt er vor, grinst mich an und dann geht er zu seinem Schlagzeug. Nichts dabei denkend lege ich mich wieder hin und schlummere auch schon im nächsten Moment ein. Als ich es nächste Mal aufwache spielen sie gerade Reila, es passt perfekt. Seufzend setze ich mich auf und schaue ihnen beim Üben zu. Es hört sich so anders an ohne die zweite Gitarre, aber es passt schon. Dabei gefällt mir besonders der Part mit der Rhythmusgitarre am Besten bei dem Lied, schon komisch. Warum ist mir nur so verdammt schwindelig und schlecht? Ich fasse mir an den Kopf und schwanke langsam zur Tür, ich muss hier raus und direkt schlage ich den Weg Richtung Balkon ein. Endlich an der frischen Luft angekommen lehne ich mich über die Brüstung. Ich schnappe immer wieder nach der frischen Luft und versuche somit meinen Kreislauf zu beruhigen. Es wäre nicht gerade von Vorteil, wenn ich umkippen würde. Nachher bringen die anderen mich noch in ein Krankenhaus. Das wäre wirklich alles andere als Vorteilhaft. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass gegenüber ein Restaurant ist. Ich werde alt, definitiv. Wieder fließen die Tränen, wieso weiß ich nicht. „Aoi, geht es dir nicht gut?“, fragt Kai besorgt. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er auch raus gekommen ist. Ich sollte mehr auf meine Umwelt achten, nachher passiert noch etwas Schlimmes. Ich wische mir fahrig mit meinem Pulloverärmel über das Gesicht bevor ich mich mit einem Grinsen auf dem Gesicht umdrehe. Schon wieder wird mir schummerig, aber ich ignoriere es einfach. „Mir war nur etwas schlecht geworden, aber es geht schon wieder, danke“, freundschaftlich klopfe ich ihm auf die Schulter und gehe mit ihm zusammen zurück zum Proberaum. Als ich die Tür öffne, zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Auch an Kais Augen kann ich erahnen, dass ihm das Gebotene definitiv nicht gefällt. Schon im nächsten Moment halte ich mir die Ohren zu und höre nur noch gedämpft, wie er Reita und Ruki kurzer Hand aus dem Proberaum schickt. Ihm böse Blicke zu werfend verschwinden die beiden und ich kann mir schon denken, dass sie gleich zusammen Spucke austauschend auf dem Balkon stehen werden. Ich setze mich neben Uruha auf das Sofa und kuschle mich ein wenig an ihn. „Bist du immer noch nicht über die Sache mit Reita hinweg?“, fragt mich Uruha neugierig. Ich nicke nur und verstecke mein Gesicht in Uruhas Hemd, leicht streicht er mir durch die Haare. Warum ist mir nur so übel? Vielleicht liegt es wirklich daran, dass ich einfach zu wenig esse momentan. „Das wird wieder, da bin ich mir sicher. Komm, denk einfach nicht mehr darüber nach. Lass uns heute Abend wieder einen Spiele-Abend machen, nur du, Uruha und ich?“, fragt Kai mit seinem typischen Grinsen. Ich nicke nur zaghaft und löse mich langsam von Uruha. „Kai, mir ist irgendwie immer noch schlecht“, zitternd lege ich mir eine Hand auf den Bauch. „Das trifft sich gerade gut. Ich fahr am Besten mit dir zu Uruha und dann koch ich dir Tee und du legst dich etwas hin, okay?“, bettelt er schon fast. „Warum?“, fragend lege ich den Kopf schief. „Keine Lust mehr auf Proben mit den beiden“, grinst er mich an. Mit einem gerufenen „Die Probe ist zu Ende“, lassen wir die anderen beiden zurück. Lachend machen wir uns auf den Weg zum Auto. Sogar Kai macht sich über die beiden lustig und malt sich ziemliche Horrortode für die beiden aus. Einerseits versetzt mir dies alles ein Stich ins Herz, aber andererseits muss ich auch langsam oder sicher ihn vergessen. Ich muss lernen seine Gefühle zu ignorieren, genauso wie er es bei mir getan hat. ------------------------ Disclaimer: keine der Personen gehört mir und ich werde hierfür auch nicht bezahlt Warnung: SVV Der Anfang von dem ganzen kam mir irgendwann einmal mitten in der Nacht in den Sinn. Momentan komm ich gar nicht richtig zum schreiben, wegen der Lehre~ Lernen, Lernen, Lernen. Meine Freizeit kommt dabei viel zu kurz! 2816 -> 3483(16.01.2018) Kapitel 2: Wenn man fällt, dann fällt man tief ---------------------------------------------- Die Sterne am Himmel funkeln, so wie immer. Alles scheint unverändert, dabei ist nichts mehr so wie es einmal war. Ich drehe das silberne Metall in meinen Händen, überlege hin und her. Was soll ich bloß tun? Mir etwas antun und warten bis ein Ritter in weißer Rüstung kommt und mich rettet? Nein, das wäre hoffnungslos. Kai ist vor einer Stunde weggefahren, zu ihm. Uruha ist zum Supermarkt und zur Apotheke, er hat versprochen sich zu beeilen. Ich seufze, weiß nichts mit mir anzufangen. Ich merke kaum wie sich langsam Schnitte an meiner Hand bilden, herbeigeführt von der Schärfe der Kanten. Was würde passieren, wenn ich den letzten Schritt tue? Es ist nicht einfach, dass weiß ich selbst. Ich kann Blut nicht ausstehen, habe trotz meines Alters immer noch Angst vor Horrorfilmen. Ich balle meine Hand zu Fäusten, merke wie etwas Warmes meine Hand herunter fließt. Ich lockere die Umklammerung, ich bin ein Feigling. Ein Verlierer, der zu schwach für das Leben ist. Ich vertrage weder Kritik noch sonst etwas. Bin immer schnell eingeschnappt und gebe selten nach. Kein Wunder, dass ich keine Freunde habe… Ich bin einsam auf dieser Welt und dieses bin ich schon immer gewesen. Ich spüre wie mir jemand an den Fingern zerrt, wieder verstärke ich den Griff. „Komm gib die Klinge wieder her“, höre ich eine Stimme ganz nah bei mir. Langsam öffne ich die Umklammerung, spüre wie das kühle Metall von meiner warmen Haut genommen wird und sehe wie es jemand auf den Tisch legt. Ich spüre seinen festen Griff um meine Schulter, ich drehe mich nicht um, will nicht in seine Augen blicken müssen. Da ich in keiner Weise reagiere, hebt er mich hoch und trägt mich zurück ins Wohnzimmer. Leicht streicht er mit über meine rechte Wange, nachdem er mich auf dem Sofa abgelegt hatte. Schnell holt er noch die gefaltete Decke vom Sessel und wirft sie über mich. Leise flüstere ich seinen Namen: „Uruha“, als er sich zum Gehen abwendet. „Was willst du Aoi?“, zischt er zurück. Vor Schreck reiße ich die Augen weit auf, da ich mit so einer Situation absolut nicht gerechnet habe. „Ach nichts…“, murmele ich zögerlich vor mir her. „Komm, sag schon. Warte ich geh kurz etwas holen“, sagt er dieses mal fordernder, aber nicht ganz so genervt wie vorher. Ich kuschele mich etwas mehr unter die Decke und hoffe die Übelkeit sucht möglichst bald das Weite. Ich höre wie er mit kaum hörbaren Schritten näher kommt. „Ich hab hier einmal etwas für deine Seele und für deinen Köper, dann müsste es dir bald besser gehen. Kai hat angerufen, er kommt erst in zwei Stunden ungefähr wieder. Nimm am Besten deine Tabletten und ruhe dich aus. Ich leg mich etwas hin, bevor mein Kopf mich umbringt“, grinst du mich an. Dein Grinsen ist wie immer verlegen, so als ob du nicht wüsstest ob du es dürftest, ob es jemand je erlauben würde. Das mag ich so an dir, immer schüchtern und zurückhaltend. Der Ruhepol der Band, auch wenn du selbst manchmal Späße machst. Ich richte meinen Blick auf das Glas direkt vor mir und nehme dir beide Tabletten aus der Hand und schlucke sie zusammen mit dem Wasser runter. „Danke“, wispere ich, Uruha nickt nur und dreht mir den Rücken zu, verschwindet im fast pechschwarzen Flur. -Die Dunkelheit verkörpert Angst, sie wirft Schatten in Gegenden voll Licht, nimmt einem die Hoffnungen, füttert einen mit Zweifeln, treibt Gedanken in die Irre, führt einen über dunkle Wege, hinein in die Verzweiflung.- Ich schließe die Augen kurz und seufze laut auf. Manchmal ist Uruha total anhänglich und weicht kaum von meiner Seite und von einem auf den anderen Moment ist er dann weg. Und dieses Spielchen hat sich seit der Zeit mit Reita nur noch verschlimmert. Manchmal möchte ich einfach wissen was in ihm vorgeht. Ich möchte es einfach so haben wie früher. Nach endlos erscheinen Minuten tapse ich Richtung Uruhas Zimmer und finde nur sein leeres Bett. Laut aufseufzend gehe ich gegenüber in sein Arbeitszimmer und er dreht sich ertappt um. „A…Aoi ich dachte du schläfst jetzt?“, verängstigt schaut er mich an. „Du wolltest schlafen Uruha… Nicht ich“, mache ich ihn darauf aufmerksam. Langsam gehe ich auf ihn zu um ihn besser im halbdunklem Zimmer sehen zu können. „Uruha, wollen wir etwas die Zeit mit Gitarre spielen verbringen?“, frage ich vorsichtig nach. „Vergiss es, nach der Aktion eben auf dem Balkon“, schnaubt er verächtlich. Ich werfe im kurz einen verletzten Blick zu und renne überstürzt ins Badezimmer. Die Wände erzittern als ich die Tür ins Schloss werfe und abschließe. Völlig außer Atem stütze ich mich am Waschbeckenrand ab und versuche das Schwindelgefühl zu unterdrücken. Ich wühle durch die Schubladen, auf der Suche nach Ablenkung und Erlösung. Am liebsten hätte ich jetzt nach Uruha gerufen, ihm gesagt er soll gefälligst leise sein. Er soll nicht ständig gegen die Tür hämmern, meinen richtigen Namen rufen. Aber ich lasse es, soll er ruhig denken ich höre ihn gar nicht. -Ich fühle mich taub, ausgenutzt und verbraucht, habe mein Leben hingegeben, für ein Fünkchen Liebe, doch was ich bekam waren Enttäuschungen aufgebaut auf Lügen.- Warum ist alles nur so schwierig? Warum habe ich nicht das bekommen, was ich mir erhofft habe? Warum hast du mich nur ausgenutzt, warum ausgerechnet ich? Ich habe dir vertraut, hätte dir alles gegeben. Doch du wähltest jemand anderes, nicht mich. Du brauchtest mich nie, hattest du behauptet. Ich war dir immer ein Klotz am Bein. Auch als es still geworden ist, habe ich noch nichts gefunden. Langsam beruhige ich mich wieder und die Übelkeit verfliegt fast ganz. Trostlos gehe ich zur Tür und öffne sie, gelange fast lautlos in sein Schlafzimmer wo ich mich direkt wieder einsperre. -Mein selbst errichtetes Werk, tief in meinem Herzen, ich fühle mich hier sicher, versteckt vor den anderen, unerreichbar für jeden.- Ich höre das leise Klopfen von ihm und ein paar leise einfühlsame Worte: „Aoi? Gomen, ich wollte nicht so bestimmend sein. Bitte komm wieder raus“. Er fleht, genau wissend ich kann bei so etwas nicht standhalten. -Kann ich es zu lassen, ihn durch meine Mauer zulassen um ihm meine Schwachstellen zu zeigen? Ihm mein ganzes Leid offenbaren, dass was ich mich noch nie bei jemanden getraut habe?- Ich schließe die Tür wieder auf und öffne sie. Sofort werde ich von Uruha in den Arm genommen und ich spüre wie er haltlos zittert. „Gomen… Ich wollte dir nicht so einen Schrecken einjagen. Nur die Nähe ist mir momentan noch etwas zu viel“, flüstere ich ihm ins Ohr. „Bitte mach so etwas nie wieder…“, ist seine einzige Antwort. Leicht streiche ich ihm über den Rücken und schmiege mich etwas an ihn. -Wie lange werde ich noch standhalten können, wie lange kann ich noch meine Gefühle im Zaun halten, wann wird der Zeitpunkt kommen, dass ich die Kontrolle verliere, und alles aus einander bricht, was ich mir die letzten Jahre aufgebaut habe?- „Möchtest du noch etwas Essen? Dann ist dir vielleicht nicht mehr ganz so schlecht“, bricht er die Stille. Ich schüttele nur etwas den Kopf und genieße noch etwas seine Umarmung. Sie spendet mit Wärme, welche ich gut in meinem kleinen und kalten Gefängnis gebrauchen kann. Uruha lässt mich kurz los, als es klingelt um die Tür öffnen zu gehen. Ich klammere mich an seinen Arm und folge ihm. Darauf hoffend, dass Kai alleine gekommen ist. „Hab doch keine Angst Aoi. Der große und starke Uruha wird dich schon beschützen“, lacht er. Ich festige meinen Griff noch etwas, denn auf seine Stärke verlasse ich mich nie so gerne, so dünn wie er ist… Und als die Tür geöffnet wird, wird meine Hoffnung direkt zu Nichte gemacht. „Gomen Uruha, nur hätte ich ihn nicht mitgenommen, hätte es heute garantiert noch ein Blutbad gegeben. Reita hab ich auch zu wem gebracht… Aber bitte tut mir einen Gefallen und sprecht das Thema nicht an, wieso ich die beiden nicht alleine lassen kann. Die letzten Stunden waren schon schlimm genug“, redet Kai direkt drauf los und schiebt Ruki vor sich her in die Wohnung. Ich lasse Uruha los und schalte das Flurlicht ein. Schon fühle ich mich geborgener und sicherer. Schweigend lasse ich die drei im Flur stehen und tapse in Uruhas Schlafzimmer lege mich auf sein Bett, inhaliere seinen Geruch. Ich drehe mich auf den Bauch und frage mich, was zwischen Reita und Ruki wohl vorgefallen sein mag. Eine große Hand wird auf meiner Schulter platziert, es ist mir völlig egal. „Wir setzen uns etwas ins Wohnzimmer, hai? Kannst ja später auch etwas zu uns kommen. Oder komm am Besten jetzt mit. Bleiben auch nicht mehr lange auf“, ach Uruha... Er hilft mir aufzustehen und wieder klammere ich mich an seinen Arm, als wir zu den anderen beiden ins Wohnzimmer gehen. Müde platziere ich mich neben Uruha und lehne mich etwas an ihn. Irgendwie brauche ich die Nähe, sie gibt mir wenigstens wieder etwas Halt. Meine Augenlider kann ich kaum noch offen halten… Das erste was ich sehe nach dem Aufwachen ist ein schlafender Machonachwuchszwerg mir gegenüber. Leicht strecke ich mich und reibe mir über die Augen, ein starker Kaffeegeruch steigt mir in die Nase und leise Stimmen dringen an mein Ohr. Katzenähnlich schleiche ich mich in Uruhas Schlafzimmer und nehme mir frische Kleidung aus meiner Tasche, die ich auch direkt anziehe. Kaum verständlich murmle ich ein „O-hayou“ vor mir her, als ich die Küche betrete. Beide begrüßen mich kurz und widmen sich wieder ihren Gesprächen. Über was sie reden ist mir Grunde egal, es geht mich schließlich auch nichts an. Ich setze mich neben Uruha an den Tisch und schaue den beiden beim Essen zu. „Willst du auch etwas Aoi-chan?“, fragt Kai mich. Ich schüttle lediglich den Kopf und starre jetzt lieber die Tischplatte an, nicht dass er mir wieder versucht etwas anzubieten. Ich frage mich gerade, ob wir nicht heute einen Termin haben. Wenn wir einen haben, ich habe keine Lust darauf. Ich habe mich seit Tagen nicht mehr im Spiegel begutachtet und ich bin auch froh darum. Jemand rüttelt mich kurz an meiner Schulter. „Aoi?“, kommt es von Uruha, der sich etwas zu mir gedreht hat. „Hai…?“, haben sie mich vorher etwa versucht anzusprechen?! „Soll ich dich zu einem Arzt bringen? Du bist total blass und siehst wieder alles andere als gut aus“, wirklich nicht, Uruha? „Iie!“, ich will nicht zu Ärzten! Nachher stecken die mich noch in die Psychiatrie! Und ich bin doch gar nicht Geisteskrank. „Musst du dich vielleicht übergeben?“, fragt Kai. „Iie… Denke nicht“, und dieses hoffe ich auch. „Dann versuch wenigstens etwas Suppe zu essen oder sonst etwas. Wir haben schon Mittag und wenn du so weiter machst, dann werden sich die Leute fragen, aus welcher Leichenhalle du ausgebrochen bist“, meint Kai und stellt mir eine kleine Portion Reis und Gemüse hin. „Arigato“, murmle ich und schaufle den Reis lustlos in mich hinein. Schon nach wenigen Bissen habe ich genug, mein Körper will nicht mehr. Mein Magen zieht sich immer wieder schmerzhaft zusammen und jedes Mal fällt mir das Schlucken schwerer. Aber ich muss essen, ich muss Nahrung zu mir nehmen. Ich möchte nicht eingewiesen werden, nicht jetzt. „Aoi, wenn du nicht mehr kannst, dann lass es stehen“, bei diesen Worten lasse ich die Stäbchen in die kleine Schüssel fallen und stehe auf. „Ist alles in Ordnung Aoi?“, ich blicke Uruha kurz an und nicke. Ich beginne am ganzen Körper zu beben, panisch stütze ich mich auf der Tischplatte ab. Meine Augenlieder flackern, panisch presse ich sie zusammen. Ich höre wie Stuhlbeine schnell über den Fußboden kratzen und spüre zwei Arme, die sich von hinten um mich schlingen. „Aoi?! Aoi!“, hallt Kais Stimme in meinen Ohren nach. Ich öffne etwas die Augen und fixiere ihn, schließe sie jedoch direkt wieder. Die Übelkeit wird unerträglich, es fühlt sich so an, als hätte jemand ein Messer quer durch meinen Magen gerammt. „Wir bringen dich in Uruhas Schlafzimmer, in Ordnung?“, ich nicke lediglich und lasse mich von Uruha führen. Sanft werde ich auf das Bett gedrückt und ich lege mich drauf. Erst als ich mich auf die Seit drehe lässt der Schmerz und die Übelkeit etwas nach, nur das zittern bleibt. „Mund auf Aoi. Ich hab etwas Traubenzucker“, mal wieder bemuttert mich Kai. Leicht öffne ich den Mund und spüre wie er mir ein Traubenzuckerbonbon in den Mund schiebt. Ich schließe ihn direkt wieder und versuche den ekligen Geschmack zu ignorieren. „Bleib etwas liegen, in Ordnung? Wenn irgendetwas ist, ruf uns einfach“, murmelt Kai kaum verständlich vor sich her und ich kann in den Augenwinkeln sehen, dass sie mich verlassen. Ein lautes Seufzen entweicht meinen Lippen. Was ist nur los mit meinem Körper? Von einem auf den anderen Moment fühle ich mich als müsste ich gleich sterben. Ob ich nicht doch lieber zu einem Arzt gehen sollte? Vielleicht wäre es wirklich besser. Nur will ich im Grunde nicht wissen, ob ich etwas Ernstes habe. Denn damit würde ich nur die Band gefährden und wir gehen schließlich in fast einem Monat auf Tour. Und dafür muss ich fit sein, koste es was es wolle. Ok nicht unbedingt fit, aber ich muss sie durchstehen können. Doch was ist, wenn ich es nicht schaffe? Daran darf ich nicht denken. Ich muss stark sein, für die Band. Langsam rollen mir Tränen über die Wangen und ich gebe mir noch nicht einmal die Mühe sie aufhalten zu wollen. Ich habe Angst zu versagen, Angst davor wieder etwas Wichtiges zu verlieren, Angst davor auch den letzten Halt zu verlieren. Ich muss mein Bestes geben, alles aus mir herausholen, auch wenn ich dabei völlig zu Grunde geh. Ich mache es für Uruha, ich mache es für Kai. Nur für die beiden werde ich mich anstrengen, meine wahren Gefühle unterbinden, sie nicht mehr zu lassen. Ich schniefe laut und hoffe die anderen beiden haben dieses nicht gehört. Ich werde versuchen vor ihnen stark zu sein, ich werde versuchen mir eine weitere Schutzmauer aufzubauen, die die erste brüchige versteckt. Ich werde niemanden mehr so nah an mich dran lassen, dass auch die zweite zerbricht. Eigentlich bin ich mir sicher, dass ich nicht mehr kann. Ich fühle mich schon seit der Trennung, wie eine leere Batterie. Meistens habe ich noch nicht einmal mehr die Kraft mich zu regen oder überhaupt die Augen aufzuschlagen. Ich fühle mich gefangen, in diesem Körper, in diesem Labyrinth der Gefühle. Eine warme Hand beginnt über meine Wange zu streichen, ich versuche mich zu beruhigen, doch es gelingt mir nicht. „Hey, was ist denn los Aoi?“, Uruha-chan helf mir... Er dreht mich auf den Rücken und richtet mich etwas auf. „Komm red mit mir“ Ich versuche zu reden, versuche die Augen aufzuschlagen, doch gelingt es mir nicht. Mein Magen krampft wieder und ich krümme mich leicht. Ich höre ihn leise nach Kai rufen und spüre kurz darauf zwei weitere Hände an mir. Panik steigt auf. Meine Hände kralle ich in die Bettdecke, der Schmerz in meiner Magengegend nimmt zu. Krampfhaft versuche ich die Augen zu öffnen und schließlich gelingt es mir auch. „Hörst du mich Aoi?“ Ich nicke etwas und drehe den Kopf zu Uruha. Er sitzt auf der Bettkante und mustert mich kritisch. „Geht es wieder etwas?“ Ich nicke zögerlich und wische mir nebenbei die Tränen und den Schweiß aus dem Gesicht. „Komm wir bringen dich ins Krankenhaus. Es wird garantiert nicht schlimm. Ich trag dich jetzt ins Auto ok?“ Ich nicke und schon werde ich von Uruha hoch gehoben. „Ich hab Angst“, flüstere ich vor mich her. „Brauchst du nicht zu haben. Wir lassen dich schon nicht allein, versprochen“, ich klammere mich leicht an Uruha. ---- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld thx für kommis und lesn ^^ was mit reita und ruki ist kommt erst nach einer zeit raus. ich hab jetzt erst Mal 6 Wochen Praktikum, viel zeit zum schreiben. außer ich säge mir ausversehen den finger ab. ist schon ein wunder dass ich mir mit der werkzeugkiste keinen bruch gehobn habe xD Kapitel 3: Auf der Flucht vor der Vergangenheit ----------------------------------------------- Die Angst allein gelassen zu werden ist unerträglich. Immer ist einer meiner Bandkollegen hier oder ein Freund von uns. Ohne sie würde ich es nicht überstehen, ohne sie wäre ich schon längst nicht mehr hier im Krankenhaus. Ich betätige die Toilettenspülung und seufze laut. Mit 28 noch Angst vor der Dunkelheit zu haben ist erbärmlich. Ich benehme mich wie ein kleines Kind, dabei ist in der Dunkelheit nichts wovor man sich fürchten müsste. Sie verändert lediglich das Aussehen der Umgebung, aber im Grunde bleibt sie gleich. Ich klopfe an die Tür und er nennt mir seinen Namen. Heute Nacht ist Uruha hier um mir etwas Gesellschaft zu leisten. Ich bin zu verschreckt um raus zugehen. Ich schaue mich in der Toilette um, gibt es hier irgendetwas um sich zu verteidigen? Nein natürlich nicht. Ich könnte den Duschkopf abschrauben und ihn damit versuchen zu erschlagen. Aber dafür ist er sicherlich nicht hart genug. Und sonst ist hier nichts. Ein schwarzer Schatten huscht über die Wand und ich gucke hoch zur Lampe. Ein Schrei entweicht meiner Kehle und ich wirble herum und reiße die Tür auf, renne panisch Uruha in die Arme. Ich habe Angst davor, dass mir die Spinne folgt. Die Zimmertür wird aufgerissen und die Nachtschwester tritt ein. Ich klammere mich noch mehr an ihn und vergrabe mein Gesicht in seinem T-Shirt, beruhigend streicht er mir durch die Haare und sagt irgendetwas zu ihr. Ich verstehe es nicht, nehme nur noch ein gleichmäßiges Rauschen in meinen Ohren wahr. Ich zittere am ganzen Körper, sehe Spinnen, die nach dem Blinzeln verschwinden. Die Panik wird größer, ein Kloß bildet sich in meinem Hals, schnürt mir die Luft ab. Ich kralle mich fester an ihn, versuche das Kribbeln auf meiner Haut zu ignorieren. Die Panik steigt ins unermessliche, alles fängt sich an zu drehen, Übelkeit steigt auf. Ich sehe in sein Gesicht, sehe wie sich seine Lippen bewegen und seine Augen regungslos auf mir ruhen. Ich blinzele immer wieder, leicht haucht er mir einen Kuss auf die Stirn. Ein kleiner Stich in meinem Arm beunruhigt mich, lenkt mich ab. Ich werde noch ängstlicher und versuche aufkommende Tränen zu unterdrücken. Mein Magen beginnt wieder zu krampfen, ich drücke mich näher an ihn. Die Panik schnürt mir die Kehle zu. Er hebt mich hoch und legt mich auf das Bett, deckt mich zu. Ich atme einmal tief durch. -Versuche mich zu beruhigen, es wird nichts passieren. Versuche mir einzureden, es sei alles okay. Versuche mir klar zu machen, hier bin ich sicher. Doch tief im innersten weiß ich, es nichts okay, ich bin nirgends sicher, die Welt ist nicht mehr Lot.- Ein tiefes Grummeln erfüllt den Raum. Ich habe Hunger wie es scheint, seit Wochen mal wieder. „Uruha? Kann ich etwas zu Essen haben?“, ich habe schon lange nicht mehr um etwas gebeten, habe mich schon zu lange nicht mehr auf andere verlassen. Habe immer darauf gewartet, dass ich diesen Schritt nicht tun muss. „Ich kann dir nichts geben. Du musst dich erst wieder an regelmäßiges Essen gewöhnen und da kann und darf ich dir einfach nichts geben. Sorry Aoi“. Vielleicht ist essen wirklich gar keine gute Idee, da meine Magenschleimhaut ja immer noch so entzündet ist und ich will ja eigentlich heute Nacht noch schlafen. Er streicht mir ein paar Mal mit dem Handrücken über die Wange und leicht schmiege ich mich an die Hand. Ich schniefe einmal leise und schaue ihm in die tiefbraunen Augen, drohe mich in seinem Blick zu verlieren. Er lächelt und nuschelt etwas vor sich her, doch ich traue mich nicht nachzufragen. Nachher waren es nur irgendwelche Flüche oder ähnliches, ich will es nicht hören, könnte es nicht tragen. Du bist mir in der letzten Woche so nah gewesen wie nie zu vor. Sonst haben wir meistens nur Gitarre gespielt wenn wir zusammen waren, haben doch selten ein Thema gefunden um miteinander reden zu können. Dabei finde ich das Schweigen meistens gar nicht so schlimm und oft genieße ich es einfach nur in seiner Nähe zu sein. Ein Rascheln lässt mich aus meinen Gedanken hoch schrecken. Ungläubig starre ich ihn an, hält er gerade wirklich eine Kekstüte von Kai in den Händen? Ja, er tut es. Er lächelt mich lasziv an und ich versuche mich weiter in die Kissen zu drücken. Weiß doch zu gut, dass dieser Gesichtsausdruck nur Unheil bringen kann. Was hat er nur vor? Wir sind hier in einem Krankenhaus und ich bin krank, also darf er mich doch gar nicht ärgern! „Aoi setzt du dich etwas auf? Ich füttere dich auch“, du ziehst die Wörter extra lang. Ich rapple mich etwas auf, denn ich weiß Widerstand ist zwecklos. Ich öffne leicht den Mund und schon landet ein Keks in diesem. Gemächlich kaue ich darauf herum, genieße jeden Millimeter. Wegen all der Medikamente schmeckt mir momentan alles sehr gut, da ich einfach gefühlt pausenlos Hunger habe. Zudem hatte ich mich ja seit der Trennung immer nur von Nudelsuppen ernährt und irgendwann vermisst man dann einfach alles an Essn. -Ich werde an dem zu Grunde gehen, wenn mich keiner auffängt, ich werde versagen, wenn mir keiner Hilfe anbietet, ich werde einsam sterben, wenn die Weichen der Schienen so bleiben.- Tränen rollen meine Wange hinunter, ich möchte nach Hause, ich möchte zur Probe. Du legst die Tüte weg und nimmst mich in den Arm, streichst mir leicht über den Rücken. „Ich möchte nach Hause“, meine Stimme zittert, ist kaum wieder zuerkennen. „Es sind nur noch zwei Tage, dass schaffst du schon. Komm bleib noch ein wenig stark, in Ordnung? Wir lassen dich schon nicht allein, wir stehen das zusammen durch“, deine Wort spenden mir Wärme, aber durch die Eiszeit meines Herzens dringt sie nicht hindurch. Gänsehaut bildet sich auf meiner Haut, Kälte macht sich in mir breit. „Komm beruhige dich wieder, ja? Bitte Yuu, tue es für mich. In drei Wochen ist Weihnachten und du willst sicherlich wissen was du von mir bekommst du, oder? Ich hab dein Geschenk schon lange, kleiner“, seine Stimme wird immer leiser. „Ja“, murmle ich. Ich schmiege mich noch etwas an ihn, bis er mich wieder zurück in die Kissen drückt. Kurz ist er weg, aber er kommt nicht allein zurück. Sein Mitbringsel in Form einer Decke breitet er über mich aus und küsst mir leicht auf die Stirn. „Schlaf noch etwas. Du brauchst keine Angst zu haben, du bist nicht allein“, und mit diesen Worten setzt er sich neben mich auf einen Stuhl und hält meine Hand. „Danke“ und ich schließe die Augen, konzentriere mich auf seine Hand. Ich drehe mich auf die Seite, mir wird etwas wärmer. -Wie lange macht es noch Sinn weiter zu machen, sich bis aufs Äußerste zu verausgaben, alles zu geben was man hat, wie lange macht dieses Leben noch Sinn?- Ich seufze leicht und öffne die Augen, ich kann nicht schlafen, nicht so. „Bitte Uruha, ich möchte nach Hause, zu dir“, versuche ich es noch einmal. „Warum?“, fragst du lediglich. „Als ich bei dir war… Ging es mir immer Stückchen für Stückchen besser, ich habe mich wohl gefühlt. Aber hier habe ich das Gefühl, dass ich zurück falle, immer weiter. Bitte hol mich nach Hause, bitte“, Tränen rollen wieder über meine Wangen. Damals hast du mich gefunden, direkt nachdem Reita mit mir Schluss gemacht hatte. Warum hat er dir gesagt wo ich bin? Wenn ich ihm im Grunde egal bin? Ich war froh, dass du gekommen warst, im Grunde. Ich war froh darüber, nicht allein damit fertig werden zu müssen. Aber ich habe mich distanziert, mehr und mehr, von Tag zu Tag. Ich war komplett überfordert mit der Situatuon. „Ich rede heute mit dem Arzt, in Ordnung? Nur beruhige dich bitte etwas. Ich weiß es ist schwer, sehr schwer, aber tu es für Kai und mich“, ich nicke daraufhin nur und blinzele die Tränen weg. Minuten starren wir uns an, wenn nicht sogar Stunden. Die ersten Sonnenstrahlen fallen ins Zimmer und als sich die Tür öffnet, stehst du direkt auf. „Guten Morgen ihr zwei! Na wie geht’s euch?“, der Zwerg kommt zu uns. Ich weiß auch nicht wieso, aber in seiner Gegenwart fühle ich mich unwohl. Vielleicht weil er mit Reita glücklich sein kann und ich nicht? „Warum antwortet ihr denn nicht? Kai schickt mich. Der Manager will heute mit uns allen reden und Aoi soll auch dabei sein. Wegen der Tour, ihr wisst schon. Ich soll euch abholen. Am Besten du ziehst dir etwas Warmes an, denn draußen ist es sehr kalt. Und ich soll dir gute Besserung von allen wünschen. Du sollst wieder mal ins Studio kommen, deine Späße fehlen ihnen. Ist das nicht eine Ehre? Bei mir würden sie Frechheiten sagen“, Uruha stoppt den Redeschwall mit einer raschen Handbewegung. Den Informationsschwall muss ich erst einmal verdauen. Ich schließe meine Augen und versuche mich auf das kommende vorzubereiten. Zaghaft berührt der Kleine mich an der Schulter. „Ist alles in Ordnung? Vielleicht solltest du doch lieber hier bleiben“, meint er. Ich schüttele den Kopf und stehe schwankend auf. „Zieh das an“ und schon drückt mir Uruha einen Packen an Kleidungsstücken in die Hand. Schnell ziehe ich mich um und gehe mit den beiden zu Rukis Auto. Auf dem Weg dorthin verlor keiner von uns ein Wort. Aufmerksam mustere ich die Gegend, habe sie doch bei meiner Einlieferung gar nicht genau beachtet. Während der Fahrt fängt Ruki wieder wie ein Wasserfall an zureden, langsam geht er mir damit echt auf den Nerv. Mehrmals aufseufzend schaue ich Uruha im Seitenspiegel an, der auch alles andere als begeistert aussieht. Das ist mal wieder so typisch Ruki und es scheint nicht so, als würde ihn in unsere schlechte Laune stören. „Was hat eigentlich der Arzt gemeint? Wann darf er wieder nach Hause?“, er legt eine Pause ein, das erste Mal seit einer halben Stunde. „In zwei Tagen kommt er zu mir, oder schon heute. Aoi will unbedingt wieder proben und ich denke Mal es wäre für die Tour nicht schlecht. Auch wenn es nur noch eine Woche ist“, er klingt mehr als genervt, doch Ruki lässt sich nicht beirren und redet munter weiter. Endlich sind wir angekommen und ich steige aus dem Auto aus. Ohne auf die anderen beiden zu warten, gehe ich zur Eingangstür. Nachdem ich den Sicherheitscode eingegeben habe, gehe ich rein und keine Minute später bin ich schon im Proberaum von uns. Normalerweise nehme ich mir immer Zeit um hier hinzukommen, doch heute will ich keinen sehen. Kai kommt langsam auf mich zu und ich falle ihm direkt um den Hals. „Hey, Aoi was ist los? Dein Blick ist so glasig“, will Reita direkt wissen. „Ist irgendetwas vorgefallen? Solle wir uns hinsetzen?“, bohrt Kai weiter nach. Ich schüttele nur etwas den Kopf und drücke Kai näher an mich. Minuten vergingen. Eine Hand streicht langsam über meinen Rücken. „Kommst du mit Aoi? Er will, dass wir in den Konferenzraum kommen. Es ist nichts Schlimmes, er ist auch nicht sauer. Er will dich nur dabei haben, da er uns die letzten Infos über die Tour gibt. Es wird schon alles gut gehen“, Kai drückt mich einmal leicht und lässt mich los, woraufhin ich das gleiche tue. Schweigend gehen wir zusammen mit Reita den langen Flur zum Konferenzraum entlang. Den Weg zieren Werbungen von den Alben der einzelnen Bands von diesem Plattenlabel. Ich begrüße den Manager mit einem leisen „O-hayou“ und einer Verbeugung. Ich setze mich neben Uruha und werfe ihm immer wieder kurze Blicke zu. Ich bin mir unsicher wie ich mich verhalten soll. Nach Minuten langem Monolog des Managers, wird es mir zu viel. Ich habe immer wieder das Gefühl gleich einzuschlafen und die Nervosität lässt mich beinahe verzweifeln. „Ich geh etwas in den Proberaum, ja? Sorry nur mir geht es nicht gut“, und schon stehe ich auf und verschwinde aus dem Raum, die besorgten Blicke der anderen gekonnt am ignorieren. Am Ende des Flures sehe ich Miyavi, wie er mal wieder gestresst hinter seiner Managerin hinterher rennt. Er schafft es auch immer wieder auf die Aller letzte Minute zu kommen, typisch für ihn. Ich rufe kurz nach ihm und winke ihm zu, was er auch direkt mit seinem typischen Grinsen und einer simplen Handbewegung erwidert wird. Grinsend verschwinde ich im Proberaum und schnappe mir meine Akustik-Gitarre und stimme sie. Danach fange ich an Reila und Cassis zu spielen, gebe mich voll diesen Melodien hin. Ich weiß, dass ich jetzt noch viel zu üben habe und alles nachholen muss. Aber dieses ist genau die Menge an Arbeit um alles Vergangene zu verdrängen, um wieder wie vorher zu werden. Ich möchte wieder witzeln können, mit den anderen. Ich möchte die Depressionen und Aggressionen hinter mir lassen. Ich möchte wieder ich selbst sein. Die Ärzte haben gemeint, ich hätte meinem Körper beinahe selbst das Licht ausgeknipst. Ich hätte Glück gehabt, solche Freunde zu haben, die mich vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Dabei waren es doch nur wenige Wochen in denen ich mich fast nur von Alkohol und Tabletten ernährt habe, das ist noch lange nicht genug um daran zu sterben, finde ich. Ob ich vor dem Schlimmsten bewahrt worden bin, bezweifle ich. Immerhin wurde erst richtig eingegriffen, als es schon fast zu spät war. Aber die Männer in weißen Kitteln haben Recht, es ist ein Wunder dass ich keine Geschwüre oder bleibende Schäden bekommen habe. Sie meinen ich solle noch eine psychotherapeutische Behandlung hinten dranhängen, dafür fehlt mir aber der Mut und die Kraft. Ich will mir nicht eingestehen, dass ich Hilfe brauche. Ich muss es schaffen, alleine. Ich habe keine Zeit um mich um solche Dinge zu kümmern. Es steht zu viel auf dem Spiel, ich habe die Band schon genug in Gefahr gebracht. Leise spiele ich die neueren Songs auf Rukis Gitarre, die mal wieder auf dem Sofa liegt. Meistens sitzt er hier und klimpert darauf herum, wenn wir Pausen machen oder ihn einmal nicht brauchen. Mir fallen die Akkorde ungewöhnlich leicht, obwohl ich sie schon so lange nicht mehr gespielt habe. Ich nehme nur am Rande war wie sich die Tür öffnet und Kai reinkommt. Auf den Armen trägt er irgendwelche Süßigkeiten, von wem auch immer. „Geht es dir wieder besser? Der Manager will, dass ich mit dir zurück ins Krankenhaus fahre. Kommst du mit? Ich hab auch Wegproviant von Alice Nine bekommen. Kannst ja bald wieder mehr Gitarre spielen“, ein fettes Grinsen ziert wie immer dein Gesicht. Ich schaue lediglich kurz auf und erhebe mich dann um mit dir zu deinem kleinen Auto zu gehen. „Er meint es wäre das Beste wenn du wenigstens noch die beiden Tage da bleibst. Die Songs kannst du eh, also wird es keine Probleme geben. Außerdem will er nicht, dass du dich überanstrengst. Deshalb sag uns lieber vorher, wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht“, nette Zweifel die sie haben. Dabei wissen sie doch genau, dass ich zu stolz bin um mir eigene Schwächen einzugestehen. Wir steigen ins Auto und schon geht es los. Ich schließe die Augen, von den vorbei rauschenden Farben wird mir schlecht. „Was ist los Aoi? Komm sag wenigstens etwas“, fleht er. „Können wir vielleicht von hier aus zu Fuß gehen?“, frage ich, ohne auf seine Frage einzugehen. Eine ganze Weile herrscht Stille. „Ja, können wir. Dich stört es ja nicht wenn Reita mit Uruha heute Abend kommt, oder?“, was zum Teufel will er von mir? Noch weiter auf mir herum hacken? Um Verzeihung bitten? Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen, wieso? Wieso muss er noch weiter in den alten Wunden herum stochern? Wieso muss er sie immer wieder von neuem aufreißen? Ich schnalle mich ab und reiße die Autotür auf, ignoriere das Quietschen der Reifen. Panisch stürme ich quer über die Straße, in eine der Seitengassen hinein. Warum ausgerechnet jetzt? Jetzt, wo ich ihn beinahe vergessen habe. Mein Körper droht schlapp zu machen, doch ich renne weiter. Ich weiß nicht wohin, sind doch die meisten zu denen ich könnte jetzt am arbeiten. Vielleicht sollte ich in irgendein Kaufhaus gehen und warten bis es Abend wird, aber es ist sinnlos. Die meisten kommen erst kurz vor Mitternacht nach Hause, wenn überhaupt. Immer öfter muss ich mich an den Häusern entlang hangeln, immer öfter drohe ich zu fallen. Es ist nicht mehr weit, hoffe ich. Ich renne wieder los, ignoriere das Brennen in meinen Lungen. Mein Herz stolpert, hämmert immer stärker gegen meine Brust. Ich habe kaum noch die Kraft um überhaupt aufrecht zu gehen. Ich muss zweimal den Code eingeben um ins Gebäude zu gelangen. Ich renne die Treppen hoch, will zurück zu Uruha. Immer wieder verschwimmt alles, immer wieder wird mir mein Licht genommen. Ich sacke auf die Knie, merke wie sich Schmerz in ihnen breit macht. Krauche die letzten Meter bis zur Tür, versuche mich an ihr hoch zu hangeln, scheitere kläglich. Salzige Flüssigkeit tropft auf den Boden, panisch hämmere ich noch gegen die Tür, bis ich auf dem Boden zusammensacke. ---------- Dislaimer: kein Geld, nichts mir thx für die kommis ^-^ ich möcht nicht zu sehr ins detail bezüglich der kranknheitn gehn~ vorerst nicht auf jeden fall. und zu traurig werde ich die geschichte auch nicht werdn lassn, aber ob es ein happy end gibt weiß ich noch nicht(Aoi und Uruha solln auf jedn fall zusammen kommen) 2715 → 2890(16.01.2018) Kapitel 4: Jetzt wird alles anders ---------------------------------- -Ein kleiner Lichtblick am Ende, ein kleiner Schimmer Hoffnung, blinzelnd versuche ich ihn zu fangen, ihn bei mir zu behalten, doch ich scheitere, er driftet ab.- Ich schlage die Augen auf und schaue direkt in Fremde. Wo bin ich? Was mach ich hier? Ich versuche aufzustehen, doch der Fremde hält mich mit seinen kräftigen Händen davon ab. Ich muss mehrmals blinzeln, aber trotzdem wird das Bild nicht wirklich scharf. Habe ich mir den Kopf angeschlagen? „Hey, was ist denn los Aoi-kun? Ich bin es Nao. Kennst du mich noch?“, erkundigt sich der Fremde. Jetzt fällt es mir wieder ein. Er ist es, Nao, warum habe ich ihn nicht erkannt? Ihn, den Bassist von Kagrra. Dabei müsste ich doch vor allem sein Gesicht erkennen? Wobei ich die letzten Tage selbst Kleinigkeiten immer wieder vergesse und mich oft eben nicht mehr an Sachen erinnere. Ob das die Medikamente oder eher die Nachwirkungen dieser sind? Ich fühle mich wie hinter einer Nebelwand gefangen und so wirklich aufnahmefähig bin ich immer noch nicht. Hoffentlich nimmt das jetzt nicht falsch auf. Immerhin bin ich nicht betrunken. „Die anderen kommen gleich, ja? Komm rede mit mir. Sonst warst du doch auch immer so gesprächig“, erinnert er mich daran. Mein Kopf dröhnt einfach zu sehr, weshalb ich wieder die Augen schließe,. „Hey, bleib wach“, leicht streicht er über meine rechte Gesichtshälfte. „Uruha“, bringe ich nur vor. Mein Hals fühlt sich trocken an und allgemein fühle ich mich total ausgetrocknet. „Willst du zu ihm? Er kommt ja gleich“, versucht mich Nao zu beruhigen. „Die anderen, nicht“, meine ich heiser. Immer wieder huste ich, mein Zwerchfell tut schon ganz weh. Er richtet mich etwas auf und klopft mir auf den Rücken, Akiya gibt mir ein Glas Wasser. Dankend trinke ich es aus und lege mich wieder hin. Aber so wirklich hilft das nicht gegen die Schmerzen im Hals. Ob das von dem Laufen und dem Heulen kommt? Wahrscheinlich. Die Tür wird aufgestoßen und schnelle Schritte nähern sich. „Aoi? Aoi!“, wird gerufen. Ich erkenne die Stimme, kann sie jedoch nicht zuordnen. Izumi hält mir eine Hand hin und ich ziehe mich daran hoch. „Komm sag irgendetwas, ja?“, jetzt erkenne ich es. Izumi ist derjenige, der meinen Namen gesagt hatte. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entweicht mir. Ich halte meinen Kopf und schaue auf den Boden. Leicht zerrt Izumi meine Hand weg und kniet sich vor mich. „Es ist alles in Ordnung, ja? Hast du Kopfschmerzen? Uruha kommt gleich, dauert ehrlich nicht mehr lange. Ich weiß nicht ob du Hunger hast, aber Nao von Alice Nine war so lieb und hat mir ein paar Plätzchen mitgegeben“, ein Lächeln ziert seine Lippen. Ich nehme ihm ein Plätzchen ab und kaue lustlos darauf herum. So wirklich Hunger habe ich nicht, aber ihm zu Liebe esse ich es. Solange mein Magen nicht direkt rebelliert kann ich das ruhig machen. „Aoi wir haben immer ein offenes Ohr für dich. Wenn irgendwas nicht in Ordnung ist kannst du jeder Zeit mit uns reden, ja?“, versichert mir Izumi. Die Tür wird ein weiteres Mal aufgestoßen und Uruha rennt auf mich zu. Man sieht ihm direkt an, dass er sich Sorgen um mich macht. Ob die anderen auch nach mir gesucht haben? Izumi steht auf und macht ihm Platz. „Am Besten du bringst ihn zu dir nach Hause. Er braucht Schlaf und ich denke Morgen geht es ihm schon besser. Vielleicht redet er ja mit dir“, versichert Izumi Uruha. Wird es mir morgen wirklich besser gehen? Ich stehe auf und umarme Izumi kurz bevor ich mich bei allen bedanke und Uruha aus dem Raum zerre. Ich will einfach nur noch aus dem Gebäude raus. „Hey, immer mit der Ruhe!“, weist mich Uruha zu Recht, es ist mir jedoch vollkommen egal. Ich setze meine Maske auf, bedeutet mir seine Geste doch so viel. Und ich will ihm doch keinen Kummer bereiten. „Yuu! Du machst mir Angst. Sag wenigstens etwas“, fordert er mich auf und sträubt sich gegen meine Umklammerung, versucht sich zu befreien. „Warum?“, frage ich nur. „Weil keiner weiß was mit dir lost ist und uns die Sorgen fast umbringen!“, schreit er aufgebracht, „Bitte, rede mit uns. Besonders mit Reita.“ Ich schnaube verächtlich und balle meine Hände zu Fäusten, quetsche dabei unbewusst Uruhas Hand ein. Er ist der letzte mit dem ich gerade reden möchte. Ich wirble herum und umschließe Uruha mit meinen Armen, hindere ihn so am weiterkommen. „Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt“, flüstere ich. „Ich glaub es ist nicht so gut wenn ich weiter bohre? Also, Krankenhaus oder meine Wohnung?“, fragst du. „Deine Wohnung“, erwidere ich grinsend. Wie ich die Stimmungsschwankungen von mir hasse. Ob sich das wenigstens wieder gibt? Ich lasse ihn los und zusammen gehen wir die vielen Treppen runter um nach draußen zu gelangen. „Ich hab eine deiner Gitarren, ein paar Spielkonsolen und so was halt aus deiner Wohnung geholt. Und am Samstag gehen wir dann deine Sachen für die Tour holen, ja? Schweig mich nicht so an“, bittet mich Uruha. Er kichert wie ein Mädchen, ob ihm das bewusst ist? Ich antworte ihm immer noch nicht, halte es nicht für nötig. Der Weg zu seiner Wohnung erscheint mir kürzer als sonst. Aber gerade ist auch nicht so viel Verkehr und vielleicht liegt es auch einfach an der Anspannung, die langsam von mir abfällt. Bei ihm fühle ich mich einfach sicher, denn er würde mich nicht gegen meinen Willen zurück ins Krankenhaus bringen. Kaum haben wir uns die Schuhe und die Jacken ausgezogen klingelt auch schon das Telefon. Ich klammere mich an seinen Arm, habe Angst davor zurück ins Krankenhaus zu müssen. Er flucht nur leise und schleift mich mit zum Telefon. „Hier ist Uruha – Ja, er ist mit hier hingekommen – Er hängt an mir – Wie soll es ihm schon gehen? Er ist immer noch ziemlich durch den Wind und einfach nur fertig – Lass ihm noch etwas Zeit – Sag ihm er soll mit seinem Schlüssel reinkommen - Ja – Nur wenn deine Mum was kocht – Bis dann“, und schon legst du auf und wendest dich mir zu. „Morgen laufen wir mit Kai, proben und übernachten bei ihm, keine Widerrede. Komm wir gehen etwas ins Wohnzimmer“, und ohne eine Antwort zu erwarten ziehst du mich mit. Und plötzlich fühlt sich alles nicht mehr richtig an. Meine Kehle schnürt sich zu und ich bekomme unglaubliche Angst vor Uruha. Bin ich etwa sein Spielzeug? Warum zerrt er mich so durch die Gegend? Ich kann noch alleine gehen und außerdem kann ich auch noch alleine Entscheidungen treffen! Ich seufze genervt und lasse mich zeitgleich wie er auf die Couch nieder. Es fällt mir so unglaublich schwer ruhig zu bleiben und wirklich sitzen zu bleiben. „Schweig nicht so Aoi, bitte“, fordert er. „Was soll ich denn groß sagen?“, gifte ich zurück. „Hey, reg dich nicht so auf“, tue ich doch gar nicht, „ich freue mich schon auf die Tour.“ Scheinbar versucht er mich zu besänftigen in dem er vom Thema ablenkt. Ich höre wie das Schloss der Wohnungstür knackt und augenblicklich springe ich auf. Ich habe eine so unfassbare Angst. Ich bin auf alles gefasst. Ich erblicke seinen braunen Haarschopf und setze zur Flucht an, doch Uruha zerrst mich auf seinen Schoß und hindert mich daran. Ruki guckt sich panisch um und kommt näher, verbeugt sich leicht. Er ist wirklich neben Reita eine der letzten Personen, die ich gerade um mich herum haben möchte. „Hey ihr zwei, sorry fürs rein platzen. Ich werde mich auch kurz fassen“, irgendwie wirkt er ziemlich eingeschüchtert, „egal was Reita dir gesagt hat, glaub ihm nicht. Ich bin ehrlich nicht mit ihm zusammen. Wir lieben uns nicht, dass war alles nur Schauspielerei. Wir wollten dir nicht wehtun, auf jeden Fall nicht so viel. Uns beiden tut es wirklich aufrichtig Leid! Bitte versuch uns zu verzeihen, versuch es wenigstens! Wir wissen selbst, dass wir einen zu großen Fehler begangen haben! Wir haben gedacht es würde dir dabei helfen mit all dem etwas besser klar zu kommen. Sorry nur ich muss jetzt los.“ Er knallt die Tür hinter sich laut zu und in dem Moment lässt mich auch Uruha wieder los. Stumm rollen mir Tränen über die Wangen. Wie kann man nur so etwas einem anderen Menschen antun? Und dabei noch auf die absurde Idee kommen, dass es demjenigen ja helfen könnte? Es ist so unfassbar erniedrigend, wenn der Freund einen für einen anderen verlässt. Uruha versichert mir: „Die beiden haben es echt nicht böse gemeint, komm beruhige dich. In vier Tagen fahren wir los, ne? Und dann, dann ist alles wieder spätestens in Ordnung, ja? Bitte reg dich nicht auf.“ -Es wird nicht mehr werden, es wird nicht mehr sein, es ist schon längst vergangen, die Möglichkeit zu verändern des Schicksals Weg.- Ich stehe auf und gehe ins Schlafzimmer und hole mir meinen Schlafanzug aus der Reisetasche. Ich ziehe mich schnell um und lege mich unter die große rote Decke. Das Bett ist mir ein wenig zu kalt, vielleicht sollte ich Uruha nach einer Wärmflasche fragen? Nein, ich lasse ihm seine Ruhe. Ich will gerade einfach nur alleine sein, denn die Entschuldigung von Ruki hat die Schmerzen nur noch schlimmer gemacht. Und es ist so schrecklich der Gedanke, dass wir in wenigen Tagen auf engstem Raum zusammen durchs Land touren werden. -Eiskristalle bilden sich langsam verzieren das sonst so triste Gewebe immer mehr nehmen sie von ihm in Besitz und verschlingen auch die letzte Wärme.- Mein Körper bebt und ich schlinge die Decke mehr um mich. Mein Herz beschleunigt sein Tempo, versucht mit meinem rasselnden Atmen Schritt zu halten. Aber nichts scheint gegen diese eisige Kälte zu helfen. Ich flüstere seinen Namen, mein Kopf versucht mich umzubringen. Ich bekomme Angst, versuche sie zu verdrängen. Was hat dieses zu bedeuten? Warum jetzt? Ich will schlafen, nur schlafen, nicht mehr. Er kommt leichten Schrittes näher und legt sich neben mich. Seine warmen Arme bettet er auf meinem Körper, zieht mich so in eine Umarmung. „Vielleicht solltest du etwas essen, hattest ja heute noch nichts. Ich hab auch Tütensuppen aus deiner Wohnung. Hast ja im Gegensatz zu mir viele“, teilt er mir lachend mit. „Keinen Hunger“, flüstere ich leise. „Aoi!“, mahnst du. „Sorry, Uruha. Bringst du mir bitte irgendwas ans Bett?“, bitte ich ihn. „Ja, ich hol dir dann auch noch Schmerztabletten“, danke. Er duldet halt keine Widerworte und ich weiß ja selbst, dass dieses ständige nichts essen oder viel zu wenig für einen Großteil meiner Probleme verantwortlich ist. Und vielleicht ist mir dann auch endlich einmal wieder ein ganzes Stück wärmer. -Ich möchte eure Lügen nicht hören, ihr könnt ruhig die Wahrheit sagen, denn beides ist verletzend, denn beides reißt mich zurück ins Loch.- Es dauert nicht lange bis er mit einem Glas Wasser, Tabletten und einer Knäckebrotpackung zurückkommt. Ich setze mich auf, während er die Sachen auf seinem Nachtischschränkchen abstellt und sich neben mich auf das Bett setzt. -Warum tut es nur so weh wenn ich dir in die Augen gucke? Ist es Angst davor verletzt zu werden oder doch die Unsicherheit?- Ich seufze und lehne mich an ihn. Es macht keinen Sinn noch weiter über solche Dinge nach zu denken. Vergangenes ist vergangenen und es wird auch immer so sein. Er streicht mir leicht über die Wange und hält mir eine Scheibe Knäckebrot vor das Gesicht. Ich beiße rein und kaue genüsslich darauf herum. Uruha ist eindeutig der bessere Liebhaber, so etwas hätte Reita nie für mich getan. Aber es ist falsch sich dem nächsten schon jetzt um den Hals zu schmeißen, egal wie lieb ich Uruha gewonnen habe oder gewinnen werde. Wahrscheinlich bilde ich mir auch nur ein ihn zu lieben, da er sich so rührend um mich kümmert. Und da ist es leicht dieses Gefühl der Geborgenheit mit echter Liebe zu verwechseln. Zudem habe ich auch einfach viel zu viel Angst davor direkt verletzt zu werden. Und für den Moment ist es auch gut so wie es ist zwischen uns beiden. Ich will ihn nicht bedrängen und Uruha war noch nie jemand, der gerne über so etwas spricht. Irgendwie ist mir plötzlich gar nicht mehr nach essen zu Mute und mir fällt es unglaublich schwer das trockene Knäckebrot runter zu schlucken. „Uruha?“, spreche ich ihn an. „Ja?“, er schenkt mir ein besorgtes Lächeln. „Muss ich weiter essen?“ „Wieso fragst du?“, fragt er und seine Gesichtszüge werden ernster. „Also… Weil… Darum“, druckse ich herum. „Ist dir schlecht? Dann lasse es stehen. Kannst ja nachher noch weiter essen, okay? Ist dir sehr schlecht?“, er beginnt mir leicht über den Rücken zu streichen. Ich schüttele nur den Kopf und schlinge meine Arme um ihn. So wirklich schlecht ist mir nicht, aber trotzdem scheine ich wohl schon genug gegessen zu haben. „Ich freue mich schon auf Morgen“, breche ich die entstandene Stille. „Wirklich? Wieso?“ „Keine Ahnung. Sport, Gitarre spielen, ihr zwei? Zwei erholsame Tage bevor es in einem engen Tourbus mit allen zusammen auf Tour geht“, ich lächle bitter. „Was ist mit Reita? Ist es dir mittlerweile egal?“, hakt er nach. Ich höre seine Unsicherheit und seine Bedenken heraus. Kai und er machen sich unheimlich viele Gedanken darum, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Sie haben einfach Angst davor, dass genau das jetzt die Band zerstören könnte. Aber manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen um nicht unterzugehen. „Nein, natürlich nicht. Aber ich werde mich zusammen reißen müssen, für euch, für mich. Ich werde gucken müssen ob Rukis Worte der Wahrheit entsprechen“, und das werde ich, koste es was es wolle. „Natürlich tun sie das. Reita ist nur zu feige um dir alles persönlich ins Gesicht zu sagen, kennst ihn ja. Mach dir nichts daraus, du hast ja mich“, verspricht mir Uruha. Willst du wirklich eine enge Beziehung mit mir eingehen? Wie ich habe dich? Seit wann habe ich dich? Du meinst doch nicht etwa, dass du mich liebst? Dein Gesicht ist etwas röter als sonst, fällt mir gerade auf. Uruha weiß du eigentlich welches Gefühlschaos du in mir auslöst? Das alles hat doch jetzt nicht zu bedeuten, dass ich dich wirklich liebe? Nur weil ich mich in deiner Nähe wohl fühle? Und ich will niemanden haben in einer Beziehung. Ich möchte niemanden besitzen. Mein Herz schlägt schon wieder viel zu schnell und es fällt mir unglaublich schwer mich nicht auf diese Gefühle einzulassen. Dafür ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. „Hey, ich meinte jetzt nicht, dass ich auch für dich spreche. Bitte rede mit mir, dein Schweigen macht einem wirklich Angst. Also was machen wir nun mein neues Kuscheltier?“, fragst du und grinst mich erwartungsvoll an. „Schlafen?“, schlage ich vor. „Miteinander?“ Ohne groß nachzudenken nicke ich, bis die wahre Bedeutung hinter der Frage zu mir durchsickert. Ich glaube mir wird gerade ganz schön warm, ich glaube ich hätte die Idee nicht haben dürfen. Ich muss hier weg! Ich lasse ihn los und springe auf. Über jegliche Klamotten am stolpern renne ich durch die Wohnung und übersehe die letzten Meter ein paar Schuhe von mir. Mit einem lauten Klatscher lande ich fast auf meinem Gesicht, hätten mich nicht im letzten Moment zwei Armen umschlungen. „Sorry, Aoi. Anscheinend rede ich wirklich nur noch Müll wenn du da bist, wie Kai immer gerne sagt“, du lachst mal wieder schüchtern vor dir her. Was war das überhaupt für eine peinliche Reaktion von mir? Ich habe doch so oft mit Reita geschlafen, dass das alles gar kein Thema mehr für mich sein dürfte. Und bei ihm war ich nie so unsicher und habe mich nicht so leicht aus dem Konzept bringen lassen. „Gehst du trotzdem mit mir ins Bett?“, mein Gesicht ist sicherlich noch röter als eine Tomate. „Klar. Aber nur zum nebeneinander schlafen, okay?“, versichert er mir. Auch er ist knallrot im Gesicht und scheinbar ist ihm sein Verhalten auch ganz schön peinlich. Ob das jetzt die nächsten Wochen immer so zwischen uns enden wird? Vor allem kenne ich dieses offensive Flirten von ihm nicht und es passt auch einfach nicht zu ihm. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sich mir gegenüber so verhalten möchte. Ich nicke und er trägt mich zurück ins Schlafzimmer, legt mich zurück auf das Bett. Er geht auf die andere Seite und legt sich unter die Decke, legt sie dann auch über mich. -Wie lange kann es bestehen, wie lange wird es so weitergehen, wie lange kann ich noch lügen, wie lange kann ich noch Lebensfreude vortäuschen?- Ich kauere mich zusammen, darauf bedacht nicht zu nah an Uruha zu kommen. Jedoch vereitelt er mir diesen Plan und rückt näher zu mir. Ich bin immer noch ganz durcheinander wegen der Situation von gerade eben und weiß nicht so recht, ob ich diese Nähe gerade haben möchte. „Hast du etwa Angst vor mir?“, erkundigt er sich. Ich schüttele den Kopf und versuche mich zu entspannen. Wieso bin ich die letzte Zeit nur so unruhig und müde? Oder liegt das einfach am fehlenden Alkohol? Ich spüre seinen regelmäßigen Atem in meinem Nacken. Warum kann er immer so schnell einschlafen und ich nicht? Ich höre das Telefon klingeln, jedoch ist es mir vollkommen egal wer dran ist. Ich stehe auf und nehme kurz das Gespräch an, nur um danach direkt wieder auflegen zu können. Ich will nicht, dass wieder jemand unsere Ruhe stört, also stöpselte ich das Telefon aus und die Klingel stellte ich auch gnadenlos ab. Sollen sie wann anders wiederkommen, wenn es etwas Wichtiges ist! Leise tapse ich zurück ins Schlafzimmer und lege mich aufs Bett. Und wie es aussieht wird es schon wieder eine schlaflose Nacht, wie so oft in letzter Zeit. Ich bin einfach nicht müde genug um tatsächlich einschlafen zu können und deshalb wälze ich mich von einer Seite zur anderen. Aber trotz der angenehmen Wärme, die Uruha ausstrahlt fällt es mir schwer endlich einzuschlafen. Ich blinzele leicht, als mich jemand an der Schulter rüttelt. „Guten Morgen, Aoi-chan! Willst du mitkommen oder willst du weiter schlafen?“, fragt Kai amüsiert. Ich grummele, stehe auf und begebe mich zu meiner Tasche, um mir frische Kleidung rauszuholen. Ich fühle mich total gerädert und gar nicht bereit für den Tag. „Schlecht drauf?“, fragt er immer noch viel zu amüsiert. Und unser lieber Schlagzeuger ist im Gegensatz zu mir ein Morgenmensch, der mir jetzt schon mit seiner guten Laune auf die Nerven geht. „WAS IST LOS KAI?! WARUM GRINST DU SO BESCHEUERT?!“, schreie ich mehr als sauer. Wie immer von einem auf den anderen Moment auf 180°. Ich bin halt aufbrausend, aber daran habe sich meine Freunde schon längst gewöhnt. Von hinten werden Arme um mich geschlungen, ich muss mehrmals tief durch atmen um mich wieder ein wenig zu beruhigen. Es tut so gut, wenn Uruha mich auf diese Weise umarmt. „Am Besten du duschst dich erst einmal und dann frühstücken wir, Aoi. Und dann geht es auf zu unserem Sonnenscheinchen, okay?“, meint Uruha leicht belustigt. Ich nicke und winde mich dann aus seinem Griff. Ich gehe ins Bad und schließe hinter mir ab. Einmal heiß duschen und dann kann der Tag ruhig losgehen. ------------- Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene hiermit kein Geld Irgendwie hätte ich mal Lust 'ne schöne bettszene zu schreiben xD Aber ich glaub das würde hier definitiv nicht reinpassen(ich brauch mehr Drama! unbedingt xD). Aber da ich schon in einer FF jemanden umbringe, will ich in dieser mal die Leute verschonen. Obwohl... ich wollte ja mal mehr Drama *am Kinn kratz* thx für Favos und alles ^-^" freue mich immer total darüber ^_^ auch wenn es vielleicht nicht so aussieht *hust* 2243 → 3298 Wörter(01.03.2019) Kapitel 5: Berechtigte Sorgen ----------------------------- Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Es war wirklich witzig und wir haben viel zusammen gelacht. Kai meint, ich sei viel fröhlicher geworden. Jedoch glaube ich nicht daran, denn nur weil ich mehr lache heißt es nicht automatisch, dass ich direkt fröhlicher als sonst bin. Sogar mit Reita habe ich wieder mehr zu tun, wir schicken uns ständig kurze Nachrichten und unser Verhältnis ist fast wieder wie früher. Zur Verwunderung aller natürlich, denn genau damit hat keiner mehr gerechnet. Wegen einer federleichten Berührung an der Wange entschließe ich mich die Augen zu öffnen. Es war wohl doch keine so gute Idee sich mit dem Kopf auf den Tisch im Tourbus zu legen. Jedoch hilft die Kühle der Tischplatte gegen die penetranten Kopfschmerzen. „Der Tisch ist doch kein Schlafplatz“, ermahnt mich Kai. Warum muss auch ausgerechnet Kai er mich hier erwischen? „Sei nicht so laut, mein Kopf bringt mich gerade um“, verteidige ich mich halbherzig. Ich weiß noch nicht einmal woher diese Kopfschmerzen kommen. „Dann nimm eine Tablette und leg dich noch eine Runde ins Bett. Wenn ich auf dem Tisch schlafen würde, würde mir mein Kopf auch ständig wehtun“, tadelt er mich. Ich strecke ihm die Zunge raus und gebe ihm beim vorbeigehen noch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Trotziges Riesenbaby“, murmelt Kai leise vor sich hin. „Besser als ein strahlenverseuchtes Grinsekätzchen“, kontere ich und lege mich wieder in meine Schlafkoje. Hoffentlich sind die Schmerzen und die schlechte Laune nach dem Aufwachen weg. Wenig später falle ich in einen traumlosen Schlaf. Nach wenigen Stunden werden meine Wangen getätschelt, weshalb ich missmutig in Reitas Augen schaue. „Aufstehen Aoi-chan! Wir wollen doch noch etwas den Tag genießen“, teilt er mir mit. Er will sowieso nur Playstation 3 mit mir spielen um sich die Zeit zu vertreiben. Im Tourbus kann man halt nicht so viel machen und die anderen haben wahrscheinlich keine Lust. „Wie viel Uhr?“, frage ich gähnend. „9 Uhr. Also steh auf, Kleiner“, neckt er mich. Warum nennt er mich überhaupt so? Wir sind doch beide gleich groß. Ich grummele nur etwas und schwinge mich aus der Schlafkoje. Nebenbei streifen, natürlich unbeabsichtigt, meine Füße seine Beine. Ich ziehe meine Decke mit mir mit und setze mich neben Uruha in die Sitzecke. Es ist eindeutig viel zu früh um überhaupt irgendetwas zu machen. „Guten Morgen, Aoi. Hat er dich auch schon gefragt, ob du mit ihm spielen willst? Geht es dir nicht gut?“, besorgt streicht mir Uruha über den Kopf. Ich nicke und werfe die Decke um uns beide und schließe wieder die Augen. So früh am Morgen und schon quält mich mein Bauch. Erst mein Kopf, dann er. Das wird definitiv ein toller Tag. „Kai machst du unserer Obaa-san(Oma) Mal eine Wärmflasche?“, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen haue ich Uruha eine runter, „Kai, der attackiert mich!“ Aus dem vorderen Teil ist nur ein Fauchen zu hören und augenblicklich sind alle leise. Jetzt haben wir doch tatsächlich unsere bandeigene Raubkatze gestört. Hoffentlich ist Ruki nicht allzu sauer auf uns. Er hasst es einfach zu früh geweckt zu werden und normalerweise nehmen wir auch Rücksicht auf die verschiedenen Schlafgewohnheiten. Das Leben zu fünft auf so engen Raum ist nun einmal alles andere als einfach. Ich kuschle mich näher an Uruha und versuche mich auf meine Gedankengänge zu konzentrieren. Nur Reita kann dieses gar nicht verstehen und bettelt mal wieder. Letztendlich gebe ich mich doch geschlagen und spiele mit ihm ein Autorennen, während mir Uruha den Rücken massiert. Es ist definitiv alles wieder wie früher. Nur früher hätte ich Reita für diese Aufweckaktion fast erschlagen, aber heute sehe ich gutmütig darüber hinweg. In der Zwischenzeit hatte mir Kai auch extra Schonkost und meine Wärmflasche gebracht. Ein gutes hatte die Liebe zu Reita, jetzt werde ich verhätschelt und vertätschelt. Eigentlich mag ich so etwas nicht, aber diese Form von Aufmerksamkeit ist mir momentan mehr als recht. Wahrscheinlich weil sie mir immer wieder zeigt, dass die anderen mich nach wie vor gerne haben. Nachdem ich aufgegessen habe, hole ich mir neue Kleidung und ziehe sie mir über und trete kurz danach ins Freie. Uruha kommt mir direkt hinter her und hält mir meine dicke Jacke hin. „Vielen Dank“, leicht verbeuge ich mich und lasse mir von Uruha in meine Jacke helfen. „Denkst du, du überlebst das Konzert heute Abend?“, fragt er mich. „Ja, ich denke schon. Hab ja dann genug Ablenkung“, meine ich. „Du musst uns nur Bescheid sagen, wenn es nicht mehr geht. Dann kannst du mal kurz hinter die Bühne. Die Nacht fahren wir schon wieder zum nächsten Konzertort“, verträumt schaut Uruha in den Himmel. Ich seufze und lehne mich an den Bus. Es kommt mir wie Stunden vor, in denen wir schweigend den Himmel angucken. Ich liebe diese ruhigen Momente zwischen uns. Irgendwann kommen auch die anderen aus dem Bus und zusammen gehen wir zum Soundcheck. ~~~ Nachdem das Konzert endlich zu Ende ist, ziehe ich mir schnell wieder normale Kleidung an und husche zurück zum Tourbus. Normalerweise genieße ich die Momente auf der Bühne, aber heute war es ab einem gewissen Punkt einfach nur noch anstrengend. In der Halle war es zudem einfach viel zu heiß und stickig und das Bühnenoutfit hat irgendwann einfach nur noch an mir geklebt. Die anderen habe ich seit der Zugabe nicht mehr gesehen und gerade will ich einfach nur meine Ruhe. Deshalb bin ich auch so schnell wie möglich weg, damit ich nicht über das durchaus gelungene Konzert reden muss. Im Tourbus angekommen entledige ich mich meinen Sachen und ziehe ein Schlafshirt über, welches farblich zu meiner Boxershort passt. Ich lege mich in meine Schlafkoje und schließe die Augen. Was für ein anstrengender Tag es doch heute war. Aber trotzdem kann ich nicht sofort einschlafen. Ich höre, wie die anderen sich langsam dem Bus nähern. Denen ihr Lachen hört man sicherlich noch auf dem Mond. Es verstummt kurz bevor die Tür geöffnet wird. Ich kuschle mich weiter in die Bettdecke ein. Ich spüre wie sich wenig später die Matratze leicht senkt und sofort öffne ich die Augen und drehe mich um. „Sorry, Aoi. Hab ich dich geweckt?“, fragt Uruha liebevoll. „Nein, ich war noch wach Was ist denn los Uruha?“, lächelnd schaue ich ihn an. „Einer vom Staff hat gemeint, wir sollen mal nach dir sehen, weil du es eben beim abschminken und umziehen so eilig hattest“, teilt er mir mit. Meine eigene Eile ist mir wohl nicht aufgefallen vorhin. Auf jeden Fall hatte ich gedacht, dass ich nicht ganz so auffällig bin in meinem Verhalten und den anderen garantiert nicht die Eile auffallen wird. Da lag ich wohl vollkommen daneben. „Ich bin nur müde“, gähnend ziehe ich die Bettdecke ein Stück höher. „Okay, dann lass ich dich jetzt schlafen. Soll ich dich morgen früh wecken?“, bietet er mir an. Mit einem einfachen „Nein“ lehne ich sein Angebot ab. Ich möchte morgen einfach so lange wie möglich schlafen, auch wenn die Kojen nicht gerade bequem sind. Und so wirklich etwas sinnvolles kann man eh nicht im Bus machen. Leicht streicht er mir über das Gesicht und ich schließe die Augen wieder. Langsam drifte ich ab in eine mir unbekannte Welt. Ich blinzele mehrmals und richte mich etwas auf. Gähnend rapple ich mich auf und aus der Schlafkoje raus und freue mich wieder über diese tollen Bauchschmerzen. Hört das denn nie auf? Laut seufzend gehe ich zu den anderen an den Tisch und setzte mich neben Uruha. „Guten Morgen, Oma. Na wie geht es dir?“, grinsend schaut mich Uruha an. „Außer Bauchschmerzen, gut“, sein Grinsen erwidere ich nur zu gerne. „Das ist schön zu hören. Kai hatte heute Morgen extra etwas zu essen für dich gekocht. Er ist mit Reita zusammen weggegangen und Ruki schläft auch schon seit gestern Abend hier auf der Bank“, erzählt er mir. Ein wenig Mitleid habe ich schon mit unserem Sänger. Bestimmt hat er nachher überall total die Verspannungen. „Was machen wir heute?“, ein herzhaftes Gähnen entweicht mir. „Erst einmal isst du etwas, dann machst du dich in aller Ruhe fertig und wir gehen zum Soundcheck“, aufmunternd lächelt mich unser Leadgitarrist an. Ich lasse ihn vorbei damit er mir mein Essen erwärmen kann. Ich stupse Ruki in der Zwischenzeit ein paar Mal an und da er nicht reagiert, schreie ich ganz laut seinen Namen. Mit einem Murren wacht er auf und wenn Blicke töten könnten, ich bin sicher, ich wäre schon längst tot. Er hasst es einfach geweckt zu werden. „Hey Ruki. Machst du dich dann auch Mal fertig?“, frage ich so lieb wie möglich nach. „Ja“, antwortet er abwesend. Er steht auf und schnappt sich frische Sachen und schleppt sich ins kleine Badezimmer des Busses. „Was ist denn mit dem los?“, frage ich verwundert nach. „Er ist gestern im Aufenthaltsraum direkt eingeschlafen, nachdem ich ihm beim Umziehen behilflich sein musste. Reita hatte ihn dann hierhin zum Bus getragen. Ich glaub er ist einfach nur erledigt. Naja, so wie er wieder über die Bühne gehopst ist, kein Wunder“, lachend guckt mich Uruha an. Ich nicke zustimmend und schaue aus dem Fenster. „Hier deine Suppe“, meint Uruha, als er den Suppenteller vor mich auf den Tisch stellt. Ich nicke und falle direkt darüber her, denn sie sieht wirklich lecker aus. „Wenigstens einer hat heute einen gesunden Appetit“, wie meinst du das, Uru-chan? „Was ist denn mit den anderen?“, frage ich überrascht. „Reita war heute mal wieder schlecht drauf, Kai hat zwar gekocht, aber nichts gegessen, Ruki hat alles verschlafen und ich habe mich auch nur mit einer Schale Reis begnügt“, antwortet er monoton auf meine Frage. „Das ist nicht gesund Uruha“, weise ich ihn darauf hin. „Das sagt genau die richtige Aoi“, lenke nicht vom Thema ab! „Ruha-chan, ärgere mich nicht ständig“, schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. Ständig necken mich alle und das nervt einfach nur noch. „Dann lach wenigstens einmal“, fordert er mich auf. Nachdenklich gucke ich an. Lache ich wirklich so wenig wie alle immer behaupten? Die Badezimmertür geht auf und ein triefender Ruki kommt zum Vorschein. Obwohl er längst angezogen ist sind seine Haare triefend nass. „Wo ist Reita?“, ist das erste was er sagt. „Mit Kai weg“, antwortet Uruha und zieht dabei beide Augenbrauen hoch. „Mist“, flucht der Kleine direkt. „Komm esse erst einmal etwas. Was hast du denn Ruki?“, fragt Uruha vorsichtig nach. Seine schlechte Laune merkt man ihm direkt an. „Mir tut alles weh“, jammert unser Sänger. „Ich kann dich doch auch massieren, dafür muss nicht ständig Reita oder Kai herhalten“, seufzend tätschelt Uruha Ruki den Kopf. „Ach lasst mich doch alle in Ruhe!“, erwidert er. Manchmal benimmt er sich echt wie ein Kleinkind. Wobei es ihm wahrscheinlich nicht nur ums massieren geht, sondern einfach um die Anwesenheit der beiden Personen. Er hat wahrscheinlich Angst davor, dass wir sonst etwas in seiner Anwesenheit veranstalten könnten. Dabei ist Uruha für so etwas viel zu schüchtern und gut erzogen. Ich stehe auf und gehe mir neue Kleidung holen. Damit verschwinde ich auch schleunigst im Bad, um vor den Launen der Raubkatze in Sicherheit zu sein. Ich entledige mich meiner Kleidung und stelle mich unter die Dusche. Ich vermisse es richtig duschen zu können, denn der Wassertank im Bus ist ziemlich klein und so müssen wir sparsam mit dem Wasser umgehen. Deshalb sind wir eigentlich dazu angehalten in den einzelnen Konzerthallen zu duschen oder im Hotel. Nachdem Konzert droht mich mein Magen zu Boden zu reißen. Es fühlt sich so an als hätte ich Rasierklingen verschluckt und das atmen fällt mir schwer. Es ist ein unglaubliches Druckgefühl und mein Bauch ist auch ziemlich aufgebläht. Ich klammere mich an Uruha und er versucht mich die Treppen runter zurück in den Aufenthaltsraum zu bringen. Immer wieder wirft er mir besorgte Seitenblicke zu. Im Aufenthaltsraum selbst, setzt er mich auf der Couch ab, wo ich mich direkt hinlege. Keuchend kralle ich meine Hände in meine Hose und unterdrücke einen Schrei. „Sollen wir einen Krankenwagen rufen?“, fragt Reita aufgeregt. Ich schüttele den Kopf und versuche mich zu entspannen. Ich sehe, dass Kai und Ruki mal wieder auf dem Boden liegen. Reita kümmert sich darum, dass die nassen und kalten Lappen auf der Stirn von ihnen auch kalt bleiben. In der Konzerthalle war es einfach viel zu heiß und einige der Zuschauer sind umgekippt. Warum ist es so schwer in den kleineren Hallen für eine ordentliche Belüftung zu sorgen? „Aoi? Hast du deine Tabletten im Bus?“, fragt mich Uruha? Ich glaube irgendwie nicht daran, dass die Tabletten gerade helfen würden. Eben auf der Bühne musste ich mich richtig dazu zwingen das Wasser herunterzuschlucken und es nicht direkt wieder auszuspucken. Wie soll ich dann erst eine Tablette runter bekommen? „Ja, da müssten die sein. Aber ich glaube es geht schon wieder ein wenig“, versuche ich ihn zu beruhigen. Jetzt im Liegen haben die Schmerzen tatsächlich etwas nachgelassen. „Bist du dir da sicher?“, fragt er noch einmal nach. Ich nicke und lege mich etwas entspannter hin. „Willst du gleich noch etwas mit ins Restaurant, oder willst du im Bus bleiben?“, fragt Uruha nachdenklich. „Ich komme mit“, erwidere ich selbstsicher. „Aber überanstrenge dich nicht, Aoi“, besorgt mustert er mich. Lächelnd schaue ich dabei zu wie sich Uruha umzieht, ehe ich selbst aufstehe und mich umziehe und abschminke. Kai und Ruki schlafen immer noch wie es scheint und es sieht nicht so aus, als würden wir in den nächsten Minuten losgehen. Ich lasse mich wieder auf die Couch sinken und lehne mich an die Rückenlehne. Mein Magen zwickt immer noch ein wenig, aber ich denke, ich kann es aushalten. „Wenn es so weiter geht, dann sind wir in ein paar Tage noch nicht hier weg“, meint Reita genervt und weckt die beiden Schlafenden. Von dem einem ist nur ein Knurren zu vernehmen und der andere steht schweigend auf und zieht sich um. Ruki wird lediglich hoch gehoben und auf die Couch gesetzt, wo ihn Reita langsam auszieht. „Der Kleine hört nicht mehr auf dich, oder?“, frage ich. „Hat er noch nie. Warum auch?“, fragt er verwundert nach. „Ich hab gedacht ihr seid zusammen?“, eine Frage fordert einfach eine Gegenfrage. „Ach Quatsch“, meint er lässig. „Ach Reita“, seufzend gucke ich ihn an. „Was ist denn Aoi?“, fragt er mit hoch gezogener Augenbraue nach. „Nichts“, verneine ich seine Frage. Ich stehe auf und gehe zur Tür, öffne sie und knalle sie wieder mit voller Wucht zu. Ewig möchte ich hier schließlich nicht mehr herumsitzen und warten. Es ist schon spät und irgendwann will ich auch ins Bett. „AOI!“, schreit sofort Kai und ich drehe mich zufrieden um. Endlich ist Ruki wach und mein Essen muss auch nicht mehr lange auf sich warten. „Was sollte das Aoi? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du die verdammte Einrichtung bei deinen Wutausbrüchen heil lassen sollst!“, schreit Kai direkt in Rage. „Kai, jetzt schalt mal wieder einen Gang runter! Ich bin definitiv nicht wütend!“, mit diesen Worten versuche ich mich zu verteidigen. Ruki kommt, mittlerweile umgezogen, auf mich zu gestapft. „Idiot!“, brüllt er mich an und tritt zeitgleich gegen mein Schienbein. Stimmt ja, schlafende Katzen sollte man schlafen lassen. Aber es ist auch irgendwie niedlich, wenn er sich immer so aufregt. „Hey, ich wollte lediglich verhindern, dass du verhungerst“, versichere ich ihm und grinse ihn schüchtern an. „Idiot!“, brüllt er wieder. Na danke, so alt bin ich auch nun wieder nicht, dass man alles wiederholen muss. Ein heftiger Stich in meinem Magen lässt mich zusammenfahren und ich halte mich krampfhaft am Tisch unter dem Spiegel fest. Das hat gesessen. „Alles in Ordnung Aoi?“, liebevoll streicht mir Reita über den Oberarm. Ich nicke und lächle ein wenig. „Können wir gehen?“, frage ich mit zittriger Stimme. Hoffentlich war es das für heute was die Schmerzen betrifft. Die anderen nicken und ich verlasse als erster das Gebäude. Schweigend machen wir uns auf dem Weg zum Restaurant. Dort angekommen lassen wir uns direkt an dem Tisch unseres Managers nieder. Ein Wunder, dass man ihn überhaupt schon hier vorfindet. Normalerweise ist er immer einer der letzten der von uns allen geht. „Na Jungs, ausgeschlafen?“, fragt er. „Kai und Ruki denk ich schon“, antwortet Reita. „Sonst schlafen doch fast alle direkt nach einem Konzert“, stellt unser Manager fest. „Die beiden waren körperlich nicht wirklich auf der Höhe und Uruha hatte genug mit Aoi zu tun, da blieb ja nur noch ich übrig“, gibt Reita wehleidig von sich. Sollen wir jetzt Mitleid mit ihm haben, oder woraus will er hinaus? „Passt bloß auf, dass ihr nicht auch noch krank werdet. Ist schon schlimm genug, dass das halbe Team heute ausgefallen ist“, ermahnt uns der Manager. „Ich glaube Aoi hat es schon erwischt“, meint Reita belustigt. „Das hättest du wohl gerne Reita!“, erwidere ich sauer. „Ja, Aoi-chan“, bestätigt er mir meine Vermutung. „Jetzt ärgere doch das arme Mädchen nicht so viel, Reita“, meint Kai. „Lasst mich in Ruhe!“, brülle ich so laut, dass man es bestimmt noch in der Küche gehört hat. Minuten lang starre ich die Tischplatte an. Warum müssen die mich immer auf den Arm nehmen? Ich schaue erst wieder auf, als mir das Essen serviert wird. Was hat der Manager da nur für ein Essen bestellt? Ich bin doch nicht auf Diät! Es ist echt nervig, dass ich ständig nur noch Schonkost bekomme und meist ist es dann nur gekochtes Gemüse mit Reis. Hauptsache keine Gewürze und nichts was meine Magenschleimhaut noch mehr reizen könnte. Grummelnd schlinge ich das Essen hinunter und verziehe mich danach auf die Toilette. Dabei habe ich gedacht, mein Magen belässt es heute mit Schmerzen, aber Pustekuchen. Immer wieder durchfahren neue Wellen von Schmerzen meinen Körper und würde ich nicht so leichenblass im Gesicht sein und mich ständig übergeben müssen, würde ich auch wieder zu den anderen raus gehen. Nachdem ich zum x-ten Mal meinen Mageninhalt dem Porzellan geschenkt habe, betätige ich die Klospülung und lasse mich auf dem geschlossenem Klodeckel nieder. Wie lange ich hier drinnen bin, weiß ich schon lange nicht mehr. Und mein Handy habe ich auch noch im Bus vergessen, na klasse. Aber ich glaube jetzt ist wenigstens mein Magen leer. Er brennt ziemlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Problem heute Abend das Essen war. Ich höre wie die Tür aufgeht und sich hastig ein paar Schritte nähern. „Aoi? Bist du hier drinnen?“, ruft Uruha besorgt. „Ja, bin ich“, bringe ich heiser hervor. Ich sperre die Tür auf und tapse unbeholfen raus. „Ist dir nicht gut?“ Ich nicke und tapse weiter zu ihm hin. Er kommt langsam auf mich zu und nimmt mich in den Arm. „Wir gehen zum Tourbus zurück, okay? Und dann legst du dich etwas hin“, schlägt er vor. Wie soll ich es denn bis dahin schaffen? Wobei ich gerade wirklich einfach nur noch ins Bett will oder wenigstens an einen Ort, wo kein Fremder mich so wie ich jetzt bin sehen kann. Am Besten esse ich wirklich nicht mehr, wenn ich mit den anderen unterwegs bin. Er hält mich an der Hüfte fest, während ich mir den Mund mit Wasser ausspüle und mir die Hände wasche. Er bietet mir an, dass er mich auf seinem Rücken trägt und ich nehme liebend gerne das Angebot an. Zusammen gehen wir zurück zu den anderen an den Tisch. Unser Manager mustert mich kritisch und fragt dann Uruha, ob alles in Ordnung sei. Uruha nickt nur und meint, dass wir jetzt zum Tourbus zurückgehen. Der Manager nickt und weckt Ruki, damit dieser mit uns kommen kann. Dieser grummelt wieder nur etwas Unverständliches vor sich her, steht auf und folgt uns aus dem Restaurant. „Aoi? Was war denn eben los?“, fragt Ruki im Halbschlaf. „Mir ging es nicht gut. Und den Rest kannst du dir ja denken“, teile ich ihm mit. Seufzend drehe ich den Kopf auf die andere Seite, um Ruki sehen zu können. „Alkohol?“, fragt der kleine verwundert nach. „Nein, mir ging es eben schon nach dem Konzert nicht gut. Keine Ahnung was war“, gebe ich ehrlich zu. Ich habe ehrlich keinen Schimmer, was heute mit meinem Körper los ist. „Aber es geht wieder?“, fragt er eher zögerlich. „Ja“, und ich hoffe, es wird mir die nächsten Stunden nicht noch schlechter gehen. Ich will nicht von den anderen ins Krankenhaus geschickt werden. Ruki zieht sich die Jacke aus und legt sie mir um die Schultern. „Du siehst echt nicht gut aus, Aoi“, stellt Ruki kopfschüttelnd fest. Die tiefen Augenringe und die geröteten Augen von mir haben mich eben fast zu Tode erschreckt, als ich mich kurz im Spiegel gesehen hatte. Am Bus angekommen gibt Ruki erst einmal den Sicherheitscode ein und lässt uns dann den Vortritt. Innen drin angekommen klettere ich von Uruhas Rücken und lege mich auf die Bank. Bei jedem Schritt wird mir schwindlig und schlecht. Auch das brennen will einfach nicht aufhören. „Deine Tabletten sind im Badezimmer, oder?“, erkundigt sich Uruha. Fragend schaue ich ihn an. Ich nicke und lege mir die Hand auf die Stirn. Wann werde ich endlich aus dem Alptraum Liebe erwachen, wann? Ich stöhne vor Schmerzen laut auf, als eine neue Welle von Schmerzen meinen Körper heimsucht. Ruki kommt von der anderen Seite der Bank an gekrabbelt und mustert mich fragend. „Wo ist Uruha?“, ich schließe die Augen. „Bleib wach, Idiot. Er macht dir Tee und eine Wärmflasche“, erzählt er mir. Leicht streicht er mir über die Wangen und streicht mir die Haare hinter die Ohren. Ich bin schon wieder schweißgebadet und mein Herz rast. „Am Besten du legst dich in dein Bett“, schlägt Ruki vor. Ist dieses wirklich so eine gute Idee? Was ist wenn ich mich noch einmal übergeben muss? Aus den Kojen kommt man so schlecht raus. Ich ziehe mich am Tisch hoch und halte mir erst einmal den Kopf, als ich wieder sitze. „Warte Aoi ich helfe dir“, Uruha kommt direkt auf mich zu gewuselt und hilft mir beim Pyjama anziehen. Irgendwie schafft er es auch, mich heil ins Bett zu verfrachten. Liebevoll deckt er mich zu und platziert eine Wärmeflasche auf meinen Bauch. Er legt eine Plastiktüte neben mein Kopfkissen und streicht mir liebevoll über die Haare. „Wenn es schlimmer wird, sagst du es uns, ja? Und Tee hab ich auch am Tisch. Versuch erst einmal etwas zu schlafen, es ist wahrscheinlich keine gute Idee wenn du jetzt jetzt trinkst“, zaghaft streicht er mir die Haare hinter die Ohren. Ich nicke leicht und schließe die Augen. Ich höre wie er den Vorhang schließt und sich wieder nach hinten zu Ruki begibt. Ich kauere mich zusammen und versuche wenigstens etwas zur Ruhe zu kommen. Die Schmerzen treiben mir Tränen in die Augen und ich kann diese auch nicht aufhalten. Ich rufe leise nach ihm und hoffe, dass er es gehört hat. Warum nur muss das heute nach dem Konzert passieren? Keuchend reibe ich mir über den Bauch. Leise Schritte kommen näher und der Vorhang wird ein wenig aufgemacht. „Ja, Aoi?“, besorgt guckt er auf mich herab. „Tabletten“, wimmere ich leise vor mir her. Er holt diese kurz zusammen mit einer Tasse Tee und ich richte mich leicht auf, um die Tablette mit der Flüssigkeit runter spülen zu können. Ich drücke ihm die Tasse zurück in die Hand und lasse mich zurück in die Kissen sinken. Zaghaft streicht er mir über die Wange und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Jetzt schlafe aber“, meint er mit einem Grinsen und verschwindet wieder. Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite und schlafe kurz darauf auch ein. Mir wird ganz leicht über den rechten Wangenknochen gestrichen, deshalb öffne ich ein wenig die Augen. Scheinbar ist es schon längst wieder hell und so wie es aussieht habe ich die letzten Stunden tief und fest geschlafen. „Wir gehen etwas weg, ja? Ruki ist noch hier, wenn irgendetwas sein sollte“, teilt mir Uruha mit. Wohin geht ihr? Mir fehlt einfach die Energie um ihm eine Antwort zu geben. Ich nicke und Uruha geht wieder. Ich schlafe wieder ein. Ein Poltern und Rumpeln reißt mich aus meinem Schlaf und ich stehe grummelnd auf. Mein Magen meldet sich mal wieder schmerzend zu Wort und ich halte mich erst einmal an einer der oberen Schlafkojen fest. Ich kann ja schlecht den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. „Ruki?“, frage ich vorsichtig nach. „Ja, Aoi?“, bekomme ich auch prompt eine Gegenfrage. „Was zum Teufel machst du da?“, skeptisch schaue ich ihn an. „Meine PSP suchen“, antwortet er genervt. „Da kannst du lange suchen. Die liegt in Reitas Schlafkoje“, und das nicht erst seit gestern. „Danke Aoi“, gern geschehen. Er wendet zum ersten Mal seinen Blick auf mich. „Aoi du siehst nicht gut aus, setze dich lieber etwas hin“, bittet er mich und runzelt besorgt die Stirn. „Kommst du mit zur Sitzecke?“, bittend schaue ich ihn an. „Ja, kann ich machen“, er hüpft von seiner Schlafkoje runter und zusammen gehen wir zur Sitzecke. „Soll ich dir einen Tee kochen?, bietet er mir an. Dieses Angebot nehme ich dankend an. „Soll ich dich ins Krankenhaus oder so bringen?“, bietet er an. Kopfschüttelnd setze ich mich hin. Es ist ja schon wieder um einiges erträglicher geworden und wahrscheinlich verschwinden die Schmerzen ohnehin von alleine. „Unser Manager ist auch noch da. Soll ich ihn holen?“, fragt er. Man merkt wie unsicher er gerade ist. Im Gegensatz zum Rest der Band hat er absolut keine Ahnung wie er mir helfen kann und wann ich überhaupt Hilfe brauche. Und da ist es schon komisch, dass ausgerechnet er alleine bei mir bleibt. „Dann sagt er das Konzert morgen ab“, denke ich laut nach. „Glaub ich nicht“, antwortet er. „Dann wird er sauer, weil ich ihm gestern nicht sofort Bescheid gegeben habe“, wäre auch eine Möglichkeit. „Ich geh ihn holen, kein Widerspruch“, entschlossen guckt mich Ruki an. Ich seufze laut und gehe zurück zu meinem Bett, während Ruki den Bus verlässt. Ich schnappe mir meine Bettdecke und gehe zurück zur Sitzecke, wo ich mich direkt niederlasse und mich zudecke. Ich vermisse Uruha gerade unheimlich. Ich schließe die Augen und döse etwas vor mir her. „Aoi?“, leicht rüttelt Ruki an meiner Schulter, bevor ich die Augen öffne, „der Manager ist da.“ Direkt schließe ich die Augen wieder und verkrümele mich ganz unter der Bettdecke. „Lass ihn Ruki“, genau, lass mich in Ruhe! „Aber er muss zum Arzt!“, rechtfertigt sich der Zwerg direkt. „Ich lass lieber einen herkommen, er sieht gerade nicht so aus, als würde er eine längere Fahrt überstehen. Ich geh kurz telefonieren“, teilt er uns mit. Was hat unser Manager bitte schön vor? Ich höre wie sich die Bustür öffnet und schließt. Genervt seufze ich auf und drehe mich von Ruki weg. „Soll ich Uruha anrufen?“, fragt Ruki. Direkt schüttele ich den Kopf. „Weinst du Aoi?“, hakt er nach. „NEIN!“, was fällt dem Zwerg bitte schön ein!? „Dann zeig mir wenigstens dein Gesicht“, warum sollte ich? Energisch schlage ich die Decke zurück und funkele ihn böse an. „Aoi ich weiß, dass du nicht sauer bist“, lächelnd guckt Ruki mich an. „Ich habe einfach nur Angst“, Angst davor, dass alles nur noch mehr in die Brüche geht. Und es nicht nur eine einfache Magenschleimhautentzündung ist. Und das die Band an der ganzen Sache zugrunde geht. Immerhin muss ich funktionieren und belastbar sein und das bin ich seit die Beziehung mit Reita in die Brüche ging nicht mehr. „Der Arzt wird schon nichts weltbewegendes finden. Komm trink erst Mal einen Tee, der wird dir bestimmt helfen“, bist du dir da sicher? -------------- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld momentan bin ich am Berichtsheft kritzeln, lernen... und und und xD in Sachen ff... sry dass es so lange dauert ;;" ich weiß bei der hier nicht was ich schreiben soll... aber im nächsten Kapitel(auch schon halb geschrieben), geht es endlich um Liebe. auf jeden Fall taucht das Wort auf... 3660 → 4722 Wörter(31.05.2019) Kapitel 6: Unerwartete Wendung ------------------------------ Ich schlinge die Decke mehr um mich, als sich die Bustür öffnet. Endlich sind die anderen wieder da… Ich höre Ruki leise zischen: „Seit leise, Aoi schläft.“ Ich kann ein lautes aufseufzen nicht unterdrücken und mache meinem Missmut direkt Platz. „Uruha“, trällere ich vor mir her. „Ich fass es nicht, jetzt träumt er auch noch von ihm“, höre ich Reita laut sagen. Was denkt der sich eigentlich? Es ist doch ganz allein meine Sache, von wem ich träume. Der Vorhang raschelt und ich mache mir noch nicht einmal die Mühe die Augen zu öffnen. „Aoi bist du wach?“, Uruha hört sich besorgt an. Ich nicke und spüre im nächsten Moment, wie er mit seiner Hand meine Stirn fühlt. „Ruki hatte mir geschrieben, dass es dir immer noch nicht viel besser geht“, meint er besorgt. „Baka…“, murmele ich erschöpft vor mir her. „Warum schläfst du denn nicht?“, fragt er vorsichtig nach. Wie soll ich denn schlafen, wenn ich gar nicht müde bin? Heute Mittag hatte mir der Arzt etwas gegeben und bis eben konnte ich deshalb auch schlafen. Jedoch wirken die Schmerzmittel mittlerweile nicht mehr, weshalb ich die Bauchschmerzen wieder verspüre. „Legst du dich etwas zu mir?“, frage ich ganz lieb nach. „Ich ziehe mir nur gerade meinen Schlafanzug an. Dann komm ich. Willst du vielleicht noch etwas zu essen?“, lächelnd schaut er mich an. „Iie… Beeilst du dich?“, bittend schaue ich ihn an. „Für dich doch immer“, meint er schmunzelnd. Ich höre noch wie er leise mit euch redet, bis er wieder kommt und sich zu mir ins Bett legt. „Bedrückt dich irgendetwas Aoi?“, vorsichtig zieht er die Decke bis zu meinem Kinn. „Nein… Magst du mich Uruha?“, frage ich ihn. „Na klar mag ich dich! Wie kommst auf so etwas?“, erwidert er direkt. „Du bist so anders die letzte Zeit“, seufzend schmiege ich mich etwas an ihn. „Ach Aoi-shi… Manchmal braucht die Liebe keine Worte… Die sie rechtfertigen“, zaghaft streicht er mir über die Wangenknochen. Ich spüre, wie er näher zu mir rutscht und seinen Arm um meine Taille legt. Mein Herz droht zu zerspringen. Ich schlucke schwer, noch immer habe ich Angst davor, dass er mich nur ausnutzt. „Geht es dir wieder besser, Aoi?“, er klingt ein wenig belustigt. „H-H-Hai“, stottere ich. „Warum so nervös?“, und jetzt lacht er auch noch! „Darum!“, presse ich zwischen geschlossenen Zähnen hervor. Nach einer Zeit gewöhne ich mich an seine fast aufdringliche Nähe und versuche ein zu schlafen. Er streicht mir immer wieder sanft über den Bauch, was mein einschlafen im Grunde noch beschleunigt. ~ Ich spüre seinen heißen Atem in meinem Nacken. Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, drehe ich mich vorsichtig um. Sein Gesicht gleicht einem Engel, so wie er schlafend da liegt. Wäre es nur mein Engel… Warum merke ich es erst jetzt, wie wunderbar Uruha eigentlich ist? Ich seufze leise und krabbele über ihn weg, um nach draußen zu gelangen. Müde reibe ich mir über die Augen und gehe zu den anderen. Ich nicke nur zur Begrüßung. „Ich hab gedacht, dass du heute auch noch im Bett bleiben sollst?“, fragt Reita verwundert nach. „Uhm…“, keine Lust auf sinnlose Konversationen am frühen Morgen. „Ist Uruha bei dir gewesen?“, fragend schaut mich Ruki an. Ich nicke und setze mich an Tisch. Leicht lehne ich mich an Kai und drohe wieder ein zu schlafen. „Was habt ihr denn so lange gemacht, dass du noch so müde bist?“, belustigt piekt mir Reita in die Seite. „Nichts“, erwidere ich erbost. „Und das sollen wir jetzt glauben?“, lacht Reita leise. „Hai… Glaubt mir doch“, bittend schaue ich ihm in die Augen. Heute trägt er schon wieder graue Kontaktlinsen. „Tun wir auch, Aoi. Nur langsam wird die Sache zwischen dir und Uruha gruselig“, meint Reita. „Wieso?“, frage ich nach. So schlimm sind wir auch nun wieder nicht. „Weil ihr kaum noch alleine anzutreffen seid?“, so oft sind wir auch nun wieder nicht zusammen. „Wirklich?“, verwirrt schaue ich ihn an. „Hai…“, antwortet er nickend. Ich muss erst einmal tief schlucken. Bin ich wirklich wie eine nervige Klette in Sachen Uruha geworden? Habe ich wirklich geklammert, weil ich von Reita allein gelassen worden bin? „Hauptsache euch beiden gefällt es. Obwohl wir uns langsam alle fragen, ob da nicht noch höhere Gewalt im Spiel ist“, lachend kneift mir Reita in die Wange. Mein Blut schießt in meinen Kopf und bevor es zu peinlich wird, gehe ich mich erst einmal umziehen. Doch, die anderen sind immer noch auf Angriffsstimmung als ich wieder komme. „Also Aoi, leg deine Karten offen auf den Tisch“, meint Kai. „Welche Karten?“, frage ich perplex nach. „Na wir wollen wissen, ob dein Herz wieder vergeben ist“, wirft Reita ein. Ich glaube so rot bin ich noch nie im Leben geworden. Wütend schlage ich die Hände auf den Tisch, stehe auf und ziehe Schuhe und Kapuzenjacke an. Die anderen rufen nach mir, aber es ist mir egal. Mehr als genervt verlasse ich den Bus und trotte Richtung Park. Und schon wieder fällt mir ein, dass ich mein Handy vergessen habe. Schließlich geht es sie überhaupt nichts an, mit wem ich jetzt zusammen bin! Oder wen ich liebe! Es ist ganz alleine meine Sache, oder nicht...? Stumm laufen mir die Tränen über die Wange. Um sie zu verstecken, ziehe ich mir meine Sonnenbrille an und die Kapuze ziehe ich mir über den Kopf. Den Blick krampfhaft gegen den Boden gesenkt, kommen mir wieder die ersten Selbstmordgedanken. -Was nützt es zu leben, wenn der, den ich liebe mich nicht liebt? Was nützt es zu lieben, wenn die Gefühle doch nur im Sand verlaufen?- Ich keuche laut auf, mein Magen schmerzt wieder höllisch. Warum nur muss das Leben immer so schwer sein? Weil es ansonsten langweilig wäre… Von weitem höre ich ihn rufen und ich warte auf ihn. Es dauert auch nicht lange, bis er mit seinen langen Beinen zu mir gefunden hat. „O-hayou Aoi“, direkt schenkt er mir ein sanftes Lächeln. „Hey Uruha…“, ich wische leicht mit dem Handrücken über mein Gesicht. „Warum müssen dich die anderen auch immer so ärgern“, leicht seufzt du auf. Ich nicke nur und setze meinen Weg fort. Ein Zittern durch fährt immer wieder meinen Körper. „Sollen wir nicht lieber zurück zum Tourbus?“, besorgt mustert er mich. „Iie…“, verneine ich seine stumme Aufforderung. -Meine Gedanken schwirren umher, ich kann deine Worte nicht verstehen, zu sehr nehmen sie mich in Besitz mit ihren kalten grauen Händen.- Die Zeit scheint still zu stehen, als ich den Boden unter meinen Füßen verliere und falle, immer weiter. Ein gedämpfter Schrei dringt an meine Ohren. Soll es das jetzt gewesen? Unsanft berühre ich den Boden unter mir, immer wieder. Bis ich schließlich ganz aufkomme. Ich schließe die Augen ein Stück und versuche mein rasendes Herz zu verlangsamen. Es ist sinnlos, sowie alles seinen Sinn verloren hat. „Verflucht Aoi! Bleib wach!“, forderst du mich auf. Er streicht mir leicht über die Wange, immer und immer wieder. „Der Krankenwagen kommt gleich, keine Angst“, warum ein Krankenwagen? Ich nicke leicht und schrecke zusammen, warum knackt mein Hals so? Uruha umschließt mein Gesicht mit seinen beiden Händen, damit ich meinen Kopf nicht zu viel bewege. Immer wieder verliere ich das Bewusstsein, doch ich kämpfe, für Uruha. Es fühlt sich wie Stunden an, als endlich der Notarzt kommt und mich versorgt. Ich soll mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden, warum? Geht es mir wirklich so schlecht? Ich spüre noch nicht einmal die Schmerzen… Er fixiert meinen Nacken mit irgendetwas und spritzt mir starke Beruhigungsmittel und etwas gegen die nicht vorhandenen Schmerzen. „Die anderen warten vor dem Krankenhaus auf uns, Aoi“, warum Uruha, warum...? „Hai…“, wieder rollen mir Tränen stumm über die Wangen. Warum ist mein Leben in der letzten Zeit so grausam zu mir? Leicht streicht er über meine Wangen und flüstert mir beruhigende Worte ins Ohr. „Ist mein Zustand sehr schlimm?“, frage ich ängstlich nach. „Wahrscheinlich… Bitte bleib stark Aoi, bitte“, verzweifelt schaut er mich an. Sein Gesicht blass und er sieht alles andere als gut aus. Mir wird noch ein leichtes Schlafmittel gespritzt. Es dauert auch nicht lange bis ich endlich zurück in der Dunkelheit bin. Ich schlage die Augen auf und muss erst einmal würgen. Was soll die Beatmungsmaske auf mir? Leicht verwirrt schaue ich mich im Raum um. Uruha sitzt seelenruhig am Tisch und schläft. Kai sitzt da und starrt die Decke an, scheint mich nicht zu bemerken. Ich versuche zu sprechen, doch kein Ton verlässt meinen Mund. Müde mache ich wieder die Augen zu und suche andere Mittel und Wege, Kai auf mich aufmerksam zu machen. Doch ich finde keinen. Genervt schlage ich die Augen auf und sehe wie die Tür aufgeht und ein Arzt den Raum betritt. „Shiroyama-san wie geht es ihnen?“, erkundigt er sich direkt. Ich blinzele verunsichert vor mir her und er kommt auf mich zu, nimmt die nervige Beatmungsmaske endlich ab. „’Ruha…“, murmle ich nur vor mir her. Kai kommt ein paar Schritte auf mich zu und sieht mich erleichtert an. „Endlich bist du wieder wach, Aoi-chan“, schniefend schaue ich Kai an. War ich wirklich so lange ohne Bewusstsein? Alles fühlt sich so betäubt an. Kai seine Stimme klingt gedämpft. „Wie viele Tage…?“, meine Stimme klingt brüchig, total ungewohnt. Wie lange habe ich sie nicht mehr verwendet? Es fühlt sich wie Jahre an. Mein Hals ist trocken. „Zwei glaub ich. Soll ich Uruha wecken?“, fragt er. So kurz? Es fühlt sich wie Jahre an. „Iie…“, verneine ich. „Komm ja schnell wieder auf die Beine, Uruha treibt mich in den Wahnsinn“, ein kleines Grinsen schleicht auf seine Lippen. „Wieso?“, hinterfrage ich seine Aussage. „Weil du ihm so viele Sorgen bereitest?“, mache ich dieses wirklich? „Uhm, gomen Kai“, entschuldige ich mich beschämt. Der Arzt geht, endlich. Scheint es eingesehen zu haben, dass ich nicht mit ihm reden werde. Ich will niemanden sehen, niemanden hören, niemanden mehr um mich haben. Ich habe es vermasselt, mein Leben. „Ich hoffe sie entlassen dich bald“, er wendet den Blick ab. Ob er es ernst meint? Will er mich wirklich wieder um sich haben? Will er wirklich, dass ich wieder vollständig genese? Ich breite ihnen doch nur Probleme. „Was ist eigentlich die letzten beiden Tage gewesen?“, frage ich neugierig nach. Schließlich will ich wissen, wie viel Ärger ich ihnen wirklich bereitet habe! „Nicht viel. Die Tour wurde abgesagt und wir haben deshalb eine Pressekonferenz gehalten. Dann haben wir zusammen Uruha unter unsere Fittiche genommen, um ihn etwas abzulenken“, wie liebenswürdig die anderen doch sein können. „Gomen Kai, dass ich die letzte Zeit so viel Ärger mache“, wieder entschuldige ich mich für mein Fehlverhalten der letzten Zeit. „Mach dir doch keine Vorwürfe Aoi“, wem soll ich sie denn sonst machen? Ihr seid doch unschuldig, mich trifft die ganze Schuld an diesem Schlamassel. Ich nicke und ziehe die Decke bis zu meinem Kinn. „Bleib ruhig liegen, hai? Bewege dich so wenig wie möglich, dann geht es dir auch nicht allzu schlecht“, warum soll ich mich so wenig bewegen? Was habe ich, Kai? Sage mir, ob ich diese Verletzungen überleben kann. Sage mir, wie schlimm mein Zustand wirklich ist. „Hai…“, ich schließe die Augen und warte ab. „Soll ich dich wecken, wenn Uruha gleich aufwacht?“, bietet mir Kai an. „Hai“, murmele ich leise vor mir her. „Hast du irgendwo sehr starke Schmerzen?“, er mustert mich abschätzend. Ich hasse es, wenn er dieses macht. „Mein rechtes Bein fühlt sich komisch an“, ganz komisch taub fühlt es sich an. „Du hast dir dein Bein gebrochen…“, er mustert mich weiterhin so. „Och ne…“, schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. Was soll ich denn jetzt die ganze Zeit machen? So ein Bruch heilt nicht in ein paar Tagen. Ich habe doch noch so viel vor! „Das verheilt schon noch. Und auf Krücken siehst du bestimmt genauso gut aus, wie vorher“, wer es glaubt, wird selig. „Darum geht es nicht…“, traurig schaue ich ihn an. „Worum dann?“, fragt er direkt nach. „Um die Band“, und um meine Liebe. „Deine Gesundheit geht vor, Aoi“, weist er mich darauf hin. „Kann ich in zwei Wochen schon nach Hause?“, ein flehen ist heraus zuhören. „Ich denke schon, wieso?“, warum willst du das wissen? „Weihnachten… Und ich habe noch nicht einmal ein Geschenk für euch“, warum habe ich mich nicht schon längst darum gekümmert? „Wenn du wieder ganz gesund bist, ist das Geschenk genug“, meinst du das ernst? „Iie… Haben die Ärzte noch einmal nach meinem Magen geguckt?“, hoffentlich haben sie dieses getan. „Er ist immer noch leicht gereizt und naja überempfindlich. Aber du bekommst jetzt stärkere Tabletten, damit du bald wieder ganz auf den Beinen bist“, wie schnell ist bald? „Und was habe ich sonst so?“, frage ich eher beiläufig nach. „Starkes Schädelhirntrauma und dein Schädel hat einen kleinen Riss. Außerdem hast du dir einen Wirbel angebrochen, was aber kein großes Problem ist. Die Ärzte meinen, du kommst ohne bleibende Schäden davon“, ein Lächeln schleicht sich bei dieser Aussage von Kai auf meine Lippen. „Ist auch besser so“, meine ich. Ein lautes Gähnen ist von Uruha zu hören. „O-hayou Uruha“, begrüße ich ihn direkt freudig. „O-hayou Aoi. Warte… Aoi?! Du bist wach?!“, perplex starrt er mich an. Er reibt sich über die Augen und springt auf einmal auf. „Hai, du ja auch“, stelle ich belustigt fest. „Hai… Geht es dir wieder besser?“, Besorgnis spiegelt sich in seinem Blick wieder. „Hai“, antworte ich ihm auf seine Frage. „Wehe du erschreckst mich noch einmal so“, droht er mir gespielt böse. „Gomen…“, wieder entschuldige ich mich. „Wenigstens ist nichts allzu schlimmes passiert…“, meint Uruha. Nichts Schlimmes? Klar, es hätte schlimmer sein können, trotzdem geht es mir alles andere als gut! „Hai… Werde ich nach Tokio verlegt?“, hoffentlich machen sie dieses. Denn hier bin ich, irgendwo im nirgendwo. Ich weiß ja noch nicht einmal mehr, in welchem Teil Japans ich mich befinde. „Hai. Wenn dein Zustand es zulässt“, in wie fern zu lassen, Kai? „Hm… Darf ich lesen oder so?“, frage ich vorsichtig nach. Ich kann doch nicht den ganzen Tag herum liegen und nichts tun! „Iie! Aoi mach’ jetzt keinen Mist und ruhe dich einfach einmal aus“, mischt Kai sich ein. Ich seufze gekünstelt auf. „Aoi höre auf Kais Worte!“, fordert er mich auf. „Hai“, irgendwie nerven mich die zwei, auch wenn sie es lieb meinen. „Erinnerst du dich wenigstens an meine Worte, Aoi?“, fragt Uruha gespielt schmollend. „Die Pseudo-Liebeserklärung?“, frage ich. „AOI!“, schreit Uruha aufgebracht, den Tränen nahe. „Sumimasen! Nur ich kann… So Leid es mir tut, nichts mit deinen Worten anfangen“, und dieses kann ich wirklich nicht. Verwirrt schaue ich dabei zu, wie Uruha heulend aus dem Raum verschwinden will und Kai ihm im letzten Moment am Handgelenk packt. „Immer mit der Ruhe Uruha, wir haben jetzt schon oft genug darüber diskutiert“, stellt Kai ernüchternd fest. „Sumimasen Uruha… Nur du weißt was geschehen ist“, versuche ich Uruha zu beruhigen. „Aoi lass gut sein“, soll ich etwa jetzt tatenlos zu sehen, Kai?! Hilflos muss ich dabei zu sehen, wie er ihn auf seinen Schoß zieht, um ihn wenigstens etwas beruhigen zu können. „Ich glaub ich geh lieber mal mit ihm raus… Bis später dann Aoi“, verabschiedet sich Kai. „Hai… Sumimasen“, entschuldige ich mich. Kai schafft es nur mit viel Mühe, den immer noch völlig aufgelösten Uruha raus zubringen. Seufzend starre ich wieder die Decke an. -Warum kann ich dir nicht sagen, was ich wirklich empfinde? Warum verfolgt mich die Vergangenheit, immer und immer wieder?- Irgendwann, ich weiß nicht mehr wann, muss ich wieder eingeschlafen sein. Dieses fällt mir aber erst so richtig auf, als mich am Morgen ein strahlenverseuchtes Wesen aus dem Schönheitsschlaf reißt. „Was ist denn los Kai-chan?“, meine ich noch völlig verschlafen. „Uruha geht es nicht gut, ganz und gar nicht“, kopfschüttelnd guckt er mich an. „Wo ist er?!“, frage ich aufgebracht. Ich will aufstehen, zu ihm, doch er verhindert es gekonnt. „In Tokio, zurück bei den anderen. Ich hab ihn gestern zurückgebracht… Ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr!“, er hört sich richtig verzweifelt an. „Kai… Man sorry… Das wollte ich echt nicht!“, und dieses meine ich vom ganzen Herzen. „Das kannst du dir jetzt auch sparen!“, er ist richtig sauer, wie es scheint. „Was soll ich denn jetzt noch tun Kai?!“, frage ich erbost nach. „Rede mit Uruha“, das sagst du so einfach! „Wie denn?!“, ich versuche so viel Wut in meine Stimme zu legen, wie es möglich ist. „Wenn du verlegt wurden bist, kannst du ihn wieder sehen“, toll, wieder sehen. Und was ist wenn er dieses nicht will? „Das dauert aber noch lange“, böse funkele ich ihn an. „Morgen wirst du schon verlegt“, morgen schon?! „Ok…“, verwundert gucke ich ihn an. „Und wenn alles gut läuft, dann bist du noch 4 Tage im Krankenhaus“, nur noch so kurz? Dabei hieß es gestern noch, ich müsste länger hier bleiben, wie geplant. „Und danach?“, fragend schaue ich ihn an. „Musst du selbst wissen. Entweder du arbeitest wie früher weiter, oder du riskierst massig Ärger vom Chef“, bin ich nicht noch krank geschrieben? „Hai…“, antworte ich ihm. -Was ist wohl das Beste, was muss ich bloß tun, wie kann ich sie rückgängig machen, die Fehler der Vergangenheit?- „Jetzt zieh mal nicht so ein Gesicht Aoi! Ich bin extra wegen dir hergekommen!“, mosert er direkt herum. „Arigatô…“, bedanke ich mich. „Was ist überhaupt los mit dir, die letzte Zeit? Uruha will es uns einfach nicht sagen“, besorgt mustert mich unser Bandleader. „Nichts, was soll schon sein?“, frage ich genervt nach. „Aoi du hast dich verändert, total…“, seufzend schüttelt er den Kopf. „Wie meinst du das?“, am Besten ich zeige weiterhin Interesse an dieser Unterhaltung. Ich will ihn nicht damit verletzen, nur weil ich keine Lust auf diese Unterhaltungen habe. „Du bist ein seelisches Frack“, stellt er fest. „Sag doch so etwas nicht“, wie kommt er darauf? „Du verstehst keine Scherze mehr“, versucht er etwa damit seine Aussage zu untermauern? „Wie soll man sie auch verstehen?“, frage ich verwundert nach. Schon lange sind den ihre Scherze mehr verletzend als lustig. „Aoi, bitte hol dir Hilfe… Wir haben Angst um dich“, das meinst du nicht ernst, oder? „Das… Das stimmt nicht!“, stammele ich. „Als Reita mit dir Schluss gemacht hat, hatten wir ein intensives Gespräch mit dem Manager. Uruha hat uns alles gesagt, wie er dich gefunden hat und alles… Du hattest einen Nervenzusammenbruch und wolltest sterben! Und du erinnerst dich nicht mehr dran, oder?“, fragt Kai mich. „Iie… Nur noch wie mich Uruha gefunden hat und wie ich dann am nächsten Morgen in seinen Armen aufgewacht bin“, ich glaube, dass war alles. Immer wenn ich mich versuche daran zu erinnern, taucht ein großes schwarzes Loch auf. „Siehst du? Damals haben wir schon überlegt, ob es nicht besser wäre, professionelle Hilfe zu holen. Immerhin ging es dir die Tage mehr schlecht als recht. Und dann, als alles wieder in Ordnung war, hat es wieder von Vorne angefangen, nur dieses Mal viel schlimmer!“, er hört sich richtig verzweifelt an „Wie meinst du…?“, frage ich vorsichtig nach. „Du erinnerst dich wirklich nicht mehr, oder?“, du weißt genauso gut wie die anderen, was ich noch alles weiß. Und das was ich noch weiß, ist herzlich wenig. Auf jeden Fall von der Zeit. Erst nach einiger Zeit, schüttele ich angedeutet den Kopf. Sofort merke ich ein schmerzhaftes ziehen in meinem Nacken, „Aoi das ist nicht gut, überhaupt nicht gut“, auf was willst du hinaus? Direkt frage ich nach: „Warum nicht?“ „Ach Aoi…“, seufzend wendet er den Blick ab. „Aber ansonsten erinnere ich mich an alles! An die ganzen Konzerte, Interviews und den Spaß den wir hatten!“, auf jeden Fall hoffe ich es. Ich will nicht die ganzen tollen Momente vergessen habe. Denn die Erinnerungen sind das einzige was mir geblieben ist. -Es fühlt sich leer an, kalt und grau, ich bin ein Gefangener meiner Gefühle, ich kann mich nicht mehr erinnern, an all die vergangenen Gefühle die ich hatte, welche, die ich eins für Reita, dann für Uruha hatte, ich weiß nur, sie waren da, doch wie sie waren, ich kann mich beim Besten willen nicht erinnern.- „Komm Aoi reg dich jetzt nicht auf, hai? Wir bekommen alles wieder hin. Morgen bist du ja wieder in Tokio, dann wollen dich Reita und Ruki besuchen kommen. Mal schauen was mit Uruha ist… Entweder er kommt, oder er kommt nicht. So fertig wie er gestern war, denk ich nicht, dass er kommt. Auch wenn Reita bisher ein ganzes Stück Arbeit geleistet hat“, Kai redet immer so viel... Mein Schädel schmerzt, als würde es keinen Morgen mehr geben. „Es tut mir wirklich Leid, dass ihr wegen mir jetzt soviel Ärger am Hals habt“, und dieses meine ich ernst. „Aoi, deine Entschuldigungen nützen mir nichts“, leicht piekst er mich in die rechte Wange. „Ich weiß“, dass Worte nichts mehr bewirken können. Es müssen Taten folgen, um meine Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen. „Dann sag auch keine“, ich weiß. Ich seufze leise und ein betretendes Schweigen entsteht. Murrend ziehe ich mir das Bild vom Nachttisch und betrachte es schweigend. Sie haben mir schon wieder meinen Hals fixiert. Warum zum Teufel habe ich das nicht bemerkt?! Mir schießen die Tränen in die Augen. Es ist ein Foto aus längst vergangenen Zeiten, Zeiten die nie wiederkehren werden. Ich spüre wie das kalte Nass sich auf mein Gesicht verteilt. Kai starrt mich fassungslos an, es ist mir egal. Ich lege das Bild beiseite und lege meine Hände auf mein Gesicht, er soll es nicht sehen, er soll nicht sehen wie schwach ich wirklich bin. „Aoi… Bitte wein nicht“, bittet er mich an. „Warum nicht?“, meine Stimme bebt. „Du machst damit nichts besser… Sag mir wenigstens warum du jetzt so traurig bist“, fordert er mich auch. „’Ruha…“, wimmernd beiße ich mir auf die Unterlippe. „Er ist nicht hier, Aoi…“, beruhigend streicht er mir über die Oberarme. „Ich liebe ihn!“, schreie ich verzweifelt. Ich spüre wie er meine Hände packt und sie sanft, aber bestimmend von meinem Gesicht weg nimmt. „Komm beruhige dich wieder, ansonsten wird es nur noch schlimmer“, wirklich...? „Was soll schlimmer werden? Ich will das der Alptraum endlich endet“, und dieses will ich vom ganzen Herzen. „Welcher Alptraum?“, verwirrt schaut er mich an. „Mein Leben“, es ist ein einziger Höllentrip. „Sag so was nicht, Aoi… Warte ich ruf einen Arzt…“, warum einen Arzt? „Mein Kopf…“, er pulsiert richtig schmerzhaft. „Ich weiß Aoi… Deshalb will ich ja Arzt rufen und deshalb sollten wir dich auch nicht aufregen“, und warum habt ihr mich dann aufgeregt? Ein Piepen ertönt und wenige Sekunden später steht auch schon eine Krankenschwester im Zimmer. „Können sie ihm vielleicht Beruhigungsmittel und Schlaftabletten verabreichen?“, bittend schaut er die Frau im weißen Kittel an. „Da muss ich erst den Arzt fragen“, entschuldigend lächelt sie uns beide an. „Bitte beeilen sie sich“, bittet Kai die junge Frau. Sie verschwindet und Kai beginnt mir beruhigend über die Wange zu streichen. „Mach dir keine Sorgen, alles wird gut“, wird wirklich alles wieder gut werden? „Ich will zurück…“, in die Vergangenheit. „Es gibt kein zurück mehr. Komm erst einmal auf den Boden der Tatsachen zurück“, wie soll ich dort hinkommen? „Ich kann nicht…“, ich kann es einfach nicht. „Aoi du kannst, verflucht“, willst du es nicht verstehen Kai? Neue Tränen finden ihren Weg in den Tod. Er streicht sie immer wieder weg, aber es bringt nichts. „Ach komm schon Aoi…“, fleht er mich an. Der Arzt kommt und seufzt, drückt die Nadel in meinen Arm und schießt das Gift in mich hinein. „Am Besten sie bleiben bei ihm, bis er eingeschlafen ist“, meint er an Kai gerichtet. „Hai… können sie ihn vielleicht solange zum schlafen zwingen, bis er wieder in Tokio ist?“, warum Kai? „Wieso?“, fragt der Arzt nach. „Er will sicher jemanden bei sich haben, wenn er aufwacht. Und mein Zug geht heute Abend zurück nach Tokio…“, heute Abend fährt du schon zurück, Kai? Er nickt und verlässt uns. „Arigatô Kai“, dedanke ich mich. „Du brauchst doch nicht danken. Wir reden dann morgen über alles, hai?“, ich kann den Morgen kaum noch erwarten, welche eine Ironie. „Hai… Ich hab Angst“, meine ich. „Wovor?“, fragt Kai. „Vor den andern beiden…“, wie sie wohl reagieren werden? „Sie sind nicht sauer, sondern nur besorgt“, versucht mich Kai zu beruhigen, vergebens. „Bleibst du trotzdem bei mir, wenn sie da sind?“, bitte tue dies für mich. „Angsthase!“, meint Kai lachend. „Kai!“, du bist echt fies! „Jetzt sei ruhig und schlafe etwas!“, du bist nicht meine Mutter. „Wie komm ich überhaupt nach Tokio?“, bitte nicht per Luftfracht! „Hubschrauber“, nein! Ich werde nicht fliegen, alles nur das nicht. „Ich will doch nicht nach Tokio“, lieber bleibe ich hier. „Deshalb will ich ja, dass der Arzt dir morgen früh noch einmal Schlaftabletten gibt“, dann bekomme ich ja noch nicht einmal mehr mit, wann ich vom Himmel stürze. Wie soll ich dann meine letzten, glorreichen Worte los werden? „Ich hab Angst“, ich hasse das fliegen, mehr als alles andere. „Aoi, es wird dir nichts passieren“, er lächelt mich ermunternd an. „Ich liebe doch Uruha“, ich darf nicht sterben! „AOI! Reg dich nicht auf und schlafe jetzt“, ich glaube, er ist wieder richtig sauer. „Aber…“, setze ich zum Sprechen an. „Aoi, bitte“, und was bekomme ich als Gegenleistung? Also dafür, dass ich mich wortlos geschlagen gebe. Ich gebe mich schließlich doch geschlagen und schließe die Augen, versuche mein rasendes Herz zu beruhigen. Immer wieder streicht er mir über die Wangen, die Dunkelheit umhüllt mich. -------- Disclaimer: nichts mir, nichts geld~ so und hier ist jetzt das 6. 'pitel. hat halt etwas gedauert~ Tja, Liebe brauch manchmal keine Worte die sie rechtfertigen ^^ und dass sagt eine, die staubkörner vergöttet, hai! xD" die ff neigt sich glaub ich, langsam auch den ende... ich mach keine lemon zum abschluss °°" das.. kommt... woanders! xD Kapitel 7: Denn die Liebe braucht keine Worte --------------------------------------------- Mir wurde gesagt, du kommst mich besuchen, doch nichts passierte. Es vergingen Tage, aus diesen wurde letztendlich eine Woche, ich wurde entlassen. Kai nahm mich zu sich, er meint es sei das Beste. Reita und auch Ruki haben momentan genug um die Ohren, eigentlich auch Kai, aber trotzdem nahm er mich mit zu sich. Ich renne dir quasi hinterher, aber meine Krücken hindern mich am schnellen vorankommen. Kannst du nicht langsamer machen? Bin ich dir so egal? Ein stechender Schmerz macht sich in meinem Kopf breit, Schwindel setzt ein und ich fasse mir an die Stirn, lasse dabei eine Krücke zu Boden gehen. Es hört sich dumpf an, als sie auf dem Boden aufschlägt. Uruha dreht sich noch nicht einmal um, als er dieses Geräusch hört. „Uruha warte bitte…“, meine Stimme ist leise, sie zittert total. Fragend dreht er sich um und seine Augen weiten sich vor Schreck. „Geht es dir nicht gut Aoi?“, wonach schaut es denn aus? „Es geht schon“, denke ich. Erneut setzt dieser Schmerz ein, ich sacke auf die Knie. Er stürmt auf mich zu und zieht mich in seine Arme. Es geht schon, ich darf nicht schwach sein. „Was machst du auch nur für Sachen…“, dir kann es doch völlig egal sein, was ich in meinem Leben mache! Tränen bahnen sich ihren Weg in meine Augen. Warum bist du so zu mir? Warum, sag es mir! „Hey, nicht… Komm ich trage dich“, was soll ich nicht tun, Uruha? Weinen? Kannst du mich etwa nicht in so einem Zustand ertragen? Er nimmt mich zusammen mit den Krücken auf den Arm und geht langsam durch die Flure. Warum nicht gleich so? In derselben Geschwindigkeit fließen die Tränen unaufhörlich über mein Gesicht. Als wir den Probenraum betreten, stürzt Kai direkt auf uns zu und nimmt mich auf den Arm, legt mich vorsichtig auf die Couch. „Ich weiß nicht was los ist Kai… Er hatte auf einmal Schmerzen im Kopf und ist dann zusammen,gesackt. Und dann hat er angefangen zu weinen…“, er hört sich richtig verzweifelt an. Uruha kniet sich neben mich und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. „Kai hat mir alles erzählt… Komm beruhige dich“, wie denn, Uruha? Lass mich einfach in Ruhe, dann geht es schon. Er zieht mich in eine sanfte Umarmung und streicht mir immer wieder durch die Haare. „Mir ist so schlecht…“, wimmernd presse ich die Augen zusammen. Er verstärkt die Umarmung ein wenig und setzt sich mit mir in seinen Armen auf das Sofa. „Schlaf etwas, hai?“, wie soll mir dieses helfen? „Ich kann nicht…“, ich kann es einfach nicht. Mein Herz schlägt wie wild und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. „Beruhig dich doch…“, fleht Uruha. „Ich will wieder zu dir…“, ich habe dich total vermisst. Dabei war es noch nicht einmal ein Monat, in dem ich dich nicht gesehen habe. „Kannst du doch“, wirklich...? -Ein dumpfes Pochen macht sich breit, kraftlos sacke ich zusammen, schließe die Augen, vielleicht für immer. ich kann nicht mehr…- „Aoi?! AOI!“, schreit Kai verzweifelt, Ich blinzele leicht und schaue auf. „Was ist passiert?“, frage ich irritiert. Ich habe ein riesiges Blackout, wie bin ich hier hin gekommen? „Du warst ohnmächtig…“, stellt Reita ernüchternd fest. „Kami-sama…“, das ist nicht den ihr Ernst hoffe ich. Vor Schmerzen kneife ich die Augen zusammen, mein Kopf pocht ganz unangenehm. „Am besten Uruha bringt dich nach Hause“, meint Kai. „Ich will nicht, Kai…“, mir geht es gut. „Aoi keine Widerworte! Bye ihre zwei“, verabschiedet sich Ruki von uns. „Tschüss“, meint Uruha und die restlichen beiden winken uns. Ich verstecke mein Gesicht in seinem Hemd, als er mich raus trägt. Kai kommt uns mit den Krücken hinterher. Mehrmals seufze ich leise auf und wünsche mir nichts sehnlicher als ein Bett. „Na dann gute Besserung Aoi und passe schön auf ihn auf, Uruha“, lächelnd öffnet Kai die Beifahrertür. Er schmeißt die Krücken auf die Rücksitzbank und macht Platz für Uruha. Dieser legt mich vorsichtig auf dem Beifahrersitz ab und schnallt mich an. „Arigatô Uruha…“, ich gähne einmal herzhaft. Er lächelt ein wenig und schlägt die Tür zu. Er setzt sich auf den Fahrersitz, schnallt sich anschließend an, winkt Kai und schlägt auch seine Tür zu. Wir fahren endlich los… „Wenn dir schlecht wird, sagst du Bescheid, hai?“, bittet er mich. „Mir ist immer noch schlecht, also kann es mir nicht mehr schlecht werden“, sage ich genervt. „Du weißt wie ich es meine, Kleiner“, er klingt drohend. „Hai… Können wir gleich erst einmal etwas schlafen?“, flehend schaue ich ihn an. „Wieso?“, hinterfragt er direkt besorgt. „Ich konnte bei Kai nicht schlafen…“, seufzend rücke ich mich auf dem Sitz zu recht. Mein Rücken schmerzt. Vielleicht massiert mich ja Uruha, wenn ich ihn lieb darum bitte? „Ach war er wieder da?“, glucksend fragt er. „Hai und das hat man mehr als laut gehört“, sehr zu meinem Leidwesen! Denn so genau wollte ich das noch nie wissen, was die alles in ihren Betten treiben. „Sein Lachen oder was?“, wäre es nur das gewesen, könnte ich mich glücklich schätzen. „Nein, das was die beiden die Nacht getrieben haben“, mein Kopf wird sehr, sehr warm. „Eifersüchtig? Mein Angebot steht“, warum musst du mich die ganze Zeit ärgern? „IIE!“, verneine ich direkt aufgebracht. Was denkt der sich eigentlich? So nötig wie andere habe ich es nun einmal nicht! Ich kann auch längere Zeit ohne Bettgeschichten auskommen. „Aoi du bist einfach zu niedlich“, meint Uruha. „Ich bin nicht niedlich“, widerspreche ich ihm direkt. „Ach kleines Schneewittchen“, kann er mich nicht aufhören, zu necken? „Uruha… Ich muss mich entschuldigen… Wegen der Sache im Krankenhaus… Ich hätte das nicht sagen dürfen. Nur… Ich weiß nicht ob es dir Kai erzählt hat, aber ich erinnere mich kaum an die letzte Zeit“, entschuldigend schaue ich ihn von unten herauf an. „Er hat es erwähnt…“, erwidert er nur seufzend. Wie kann ich nur meine gesagten Worte rückgängig machen? Wie kann ich die Fehler Vergangenheit ungeschehen machen? Bitte gebe mir noch eine Chance, bitte tue dieses für mich. „Aber im Grunde liebe ich dich, ehrlich! Nur… Die Sache ist einfach zu kompliziert“, versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen. „Ach man“, er klingt ziemlich gestresst. Ich seufze und schließe die Augen, lehne mich ein wenig an die Kühle Fensterscheibe. Wenigstens dieses vermindert etwas den Schmerz, den ich die ganze Zeit verspüre. Die Müdigkeit übermahnt mich und ich schlafe ein. Als ich die Augen wieder öffne, liege ich in Uruhas Armen auf dem Bett. Hat er mich die ganzen Stockwerke, bis hier herauf hoch getragen? Wie lieb er doch zwischendurch sein kann... „Ah du bist wieder wach“, stellt er grinsend fest. Ich nicke leicht und kuschle mich näher an ihn. „Geht es dir besser?“, wieso legt er die Stirn so in Falten? „Hai… Kann ich etwas essen?“, mein Magen knurrt. Dieses ist mir total unangenehm, wenn nicht sogar schon peinlich.„ Hai. Ich bring es dir ans Bett“, bietet er mir an. „Ok…“, wenn er dieses für mich tun will, immer wieder gerne. „Wir wollen ja nicht, dass du dich überanstrengst“, schmunzelt er. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht lässt du mich los und gehst in die Küche. -Warum nur ist alles so kompliziert, warum nur kann es nicht einfacher sein, warum nur haben wir so lange gebraucht, um zueinander zu finden?- Er kommt mit Reiskuchen und einem Glas Wasser wieder. Sein Grinsen ist verschwunden und er scheint schon wieder in seinen Gedanken versunken zu sein. „Jetzt mach ich dir ja schon wieder Arbeit…“, traurig wende ich den Blick von ihm ab. „Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist“, dieses merkt man dir aber kaum an. Willst du vielleicht genau wie Reita nur mit mir spielen? Und mich dann fallen lassen, wenn es langweilig wird? Aber mit mir kann man es ja machen. Ich bin ja nur ein Spielzeug, alt und verstaubt. Schon lange bin ich kaputt, nicht mehr reparierbar. „Warum?“, verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. „Es ist schrecklich, jemand über ein Entfernung begehren zu müssen“, meint er schmunzelnd. Manchmal wünsche ich mir echt, eine Wand, wo ich meinen Kopf gegen schlagen kann. „Jetzt sag nur, du hast mich nicht vermisst“, schmollt er direkt, da ich selbst nach ein paar Minuten nicht geantwortet hatte. „Na klar hab ich dich vermisst“, was denkst du bitte? „Wollen wir morgen etwas durch die Stadt gehen? Wegen Weihnachtsgeschenken“, bietet er mir an. „Hai… Nur die Krücken nerven“, seufzend stupse ich ihn. „Das geht schon“, meint er zuversichtlich. ~ Früh werde ich von Uruha geweckt. Viel zu früh nach meinen Geschmack, denn ich liebe es lange schlafen zu können. „Aufstehen, ich muss dich fertig machen“, häh?! Ich blinzele ein paar Mal und versuche seine Worte zu verstehen, vergeblich. „Komm schon, du musst dich noch waschen und alles“, muss ich, oder zwingst du mich dazu? Murrend stehe ich auf, nehme meine Krücken und folge ihm ins Badezimmer. Dort angekommen ziehe ich meinen Pyjama aus und lasse mich von Uruha waschen. Kai hatte mich die letzte Zeit genug bemuttert! Anschließend lasse ich mir von Uruha in meine extra dicken Wintersachen helfen und mehrmals durchzuckt mich ein stechender Schmerz. „Bist du fit genug zum proben?“, besorgt guckt er an mir herunter. „Hai… Denke schon“, und wenn nicht, ist es auch egal. „Das heißt, na klar doch!“, korrigiert er mich direkt. Ich nicke nur als Antwort. Wohl wissend, dass er selbst damit nicht zufrieden sein wird. „Bedrückt dich irgendetwas Aoi, du bist so still…“, er klingt schuldbewusst. Dabei trifft ihm keine Schuld. Es ist ganz allein meine Schuld, dass ich keine gute Laune heute habe. „Iie…“, er weiß bestimmt, dass ich gerade gelogen habe. „Wir gehen am Besten lieber übermorgen einkaufen, dir geht es ja immer noch nicht besser“, und dieses entscheidet er einfach über meinen Kopf hinweg. Nachdem wir unsere Winterschuhe und Jacken anhaben, trägt er mich runter zum Auto. „Aber sag bitte Bescheid, wenn es nicht mehr geht“, er wäre bestimmt ein guter Vater. „Du weißt doch… So etwas kommt plötzlich, ich kann nicht im Vorfeld sagen, dass mich der Schmerz im nächsten Moment zu Boden reißt“, weise ich ihn darauf hin. „Schon ok…“, er klingt genervt. Ist er wegen mir so gereizt und schnell genervt? Seufzend setzt er mich auf dem Beifahrersitz ab und ich schnalle mich an. Auf der Autofahrt wirft er mir immer besorgte Blicke zu. Als wir endlich ankommen, springe ich quasi aus dem Auto raus und atme tief durch, während ich mich auf meinen Krücken abstützen muss. „Ich geh uns etwas zu essen holen“, meint er eher zu sich selbst, als zu mir. Er drückt mir den Schlüssel in die Hand und fährt wieder los. Lässt mich alleine auf diesem riesigen Parkplatz stehen. Seufzend mach ich mich auf den Weg ins Innere des Gebäudes. Gott sei Dank haben wir einen Aufzug, denn Treppen bereiten mir immer noch Schwierigkeiten. Im Probenraum selbst lege ich mich erst einmal auf die Couch und nach wenigen Augenblicken finde ich zurück in die gewohnte Traumwelt. Müde schlage ich die Augen auf, als ich ein Gewicht auf meinem Bauch spüre. „Ah du lebst ja noch“, warum klingt der Zwerg so verwundert? Hat er etwa gehofft, dass ich abkratze? Wie gemein! „Was machst du hier Ruki?“, frage ich ihn rein aus Neugierde. „Auf die anderen warten. Hast du sie vielleicht gesehen?“, genau, wo sind eigentlich die anderen? Wir wollten uns doch hier treffen... „Iie… Was macht die Decke auf mir?“, wer hat dir mir bloß über gelegt? „Vielleicht waren sie ja hier… Außerdem steht hier Essen, wahrscheinlich für dich“, sei nicht direkt beleidigt, kleiner. „Scheint so“, erwidere ich lediglich. Seufzend erhebe ich mich etwas, als er von mir runter geht. Auf dem Muffin liegt so ein Zettel. Wie lieb von Uruha... 'Für mein Aoi' steht dick und fett drauf. „Dann warten wir halt hier, während du etwas isst“, er klingt nicht wirklich wie sonst, ob etwas vorgefallen ist? Ist mir jetzt erst einmal egal. Ich nicke und schnappe mir den Muffin, den ich auch direkt verschlinge. „Geht es dir wieder besser?“, fragt er mit leichtem Nachdruck in der Stimme. „Hai, denke schon. Hab ja lang genug geschlafen“, selbst für einen Langschläfer wie mich, war das viel. „Hm… Aber sonst läuft alles gut, oder?“, wieso willst du dieses so genau wissen? „Wie man es nimmt“, gebe ich offen und ehrlich zu. „Und mit unserer Diva?“, warum nennst du Uruha schon wieder Diva?! „Da läuft kaum was…“, was soll da auch groß laufen? „Du liebst ihn doch“, tue ich dieses wirklich? „Ich weiß es nicht…“, ich weiß es ehrlich nicht. „Du liebst ihn, Punkt aus basta“, bestimmst du dieses oder eher ich? Solche Worte machen mich rasend. Es ist mein Liebesleben, nicht den ihres! Sollen sie sich ein Eigenes aufbauen, damit sie etwas zum manipulieren haben! „Ruki wir haben dir doch auch versuchst klar zu machen, dass du das Thema ruhen lassen sollst“, meint Kai als er den Raum betritt, ohne ihn. „Kai du störst! Raus hier!“, motzt direkt der Zwerg. „Ich kann bei weitem nichts dafür, wenn du verschläfst und wir dich erst aus dem Bett klingeln müssen!“, mahnend schaut Kai den kleineren an. Murrend patsche ich meine Hand auf Rukis Mund und halt mit der anderen meinen Kopf. So viel Streit und das am frühen Morgen! Es ist ja kaum auszuhalten! Dabei sind wir alle erwachsene Männer und keine Frauen! „Alles in Ordnung Aoi?“, fragt Kai direkt. Auf einmal dreht sich alles nur noch um mich, ein total ungewohntes Gefühl. Besonders wenn man das Alleinsein mag. Es hat sich alles verändert, nichts ist mehr so wie es einmal war. Meinen Kopf lasse ich langsam los. Wie ich Kopfschmerzen doch hasse! „Geht schon… Wo ist Uruha?“, manchmal frage ich mich wie er dieses macht. Er taucht wortlos auf und verschwindet scheinbar spurlos. „Er kommt gleich“, vertröstet mich Kai. Ich seufze und lasse Ruki „frei“. Direkt flucht er drauf los. Ruki meint, wir würden ihn nur wegen seiner Größe immer so ärgern. Dabei stimmt dieses gar nicht. Er lässt sich einfach gut ärgern, meiner Meinung nach. „Aoi wir fahren gleich ins Aufnahmestudio. Ich habe deine Aufnahmen ganz zum Schluss angesetzt“, warum schaut Kai mich so ernst an? Jetzt habe ich den anderen schon wieder total viel Arbeit geschenkt. Dabei wollte ich doch genau dieses verhindern. „Das hätte nicht sein müssen“, und dieses meine ich auch so. „Ich möchte nicht, dass du wieder im Krankenhaus landest. Noch sollst du Stress vermeiden und solange du noch so krank bist, werde ich mich hüten, dich unter Stress zu setzen“, wie meinst du das, Kai? „Aber…“, setze ich an. „Diskutiere nicht, wenn etwas von vorne herein aussichtslos erscheint“, weist er mich seufzend darauf hin. Manchmal behandelt mich Kai wie ein kleines Kind, obwohl ich älter wie er bin. Vielleicht bin ich es ja noch, tief im Inneren. Ein kleines Kind, was nie gelernt hat zu leben. Grummelnd suche ich meine sieben Sachen zusammen und ziehe meine Jacke über. Wer zum Teufel hat mir die ausgezogen?! „Kai, wer hat mich zugedeckt und alles?“, fragend schaue ich ihn an. „Uruha“, antwortet er direkt. „Hm…“, nachdenklich schaue ich ihn an. „Mach dir keine unnötigen Gedanken. Ano, ich soll dir von den anderen ausrichten, dass du auf alle Fälle morgen Abend auf der Party erscheinen sollst, wenn du weiterhin unter uns verweilen willst“, soll dieses eine Drohung sein? „Hm…“, seufzend streiche ich mir die Haare hinter die Ohren. „Keine Lust?“, er klingt schon wieder besorgt. „Ich weiß nicht“, antworte ich ehrlich. „Komm einfach mal mit. Wird sicherlich wieder lustig, wenn alle da sind“, vielleicht... „Kai können wir runter zum Van gehen? Mir ist langweilig“, Ruki klingt gerade wie ein kleines Kind. „Kleiner Giftzwerg, nichts da! Du suchst schön die Instrumente zusammen, die wir brauchen und bringst sie runter! Während ich mich um unsere kranke Prinzessin kümmere!“, ich bin männlich, verdammt! „Baka“, ruft der Winzling Kai hinterher. Irgendwie habe ich Mitleid mit ihm, ständig wird er wegen seiner Größe von allen aufgezogen und deshalb auch geärgert. Armer kleiner Machonachwuchszwerg. Langsam gehe ich zusammen mit meinen Gehstöcken, oder was auch immer, neben Kai her. „Wann geben wir wieder Konzerte?“, hoffentlich bald. „Februar, wenn alles glatt geht“, was sollte denn bitte schön nicht glatt gehen, Grinsekatze? So spät erst? Und alles nur wegen mir, na klasse. Mit großer Anstrengung klettere ich ins Wagen Innere und setze mich dort auf die Rückbank, ans Fenster. Und schon wieder schotten wir uns vollkommen von der Umwelt ab, nur wegen einem Album! Nach ungefähr einer halben Stunde setzt sich mein Engel neben mich. Seufzend kuschle ich mich an ihn und schließe die Augen. Vorne auf dem Fahrersitz hat sich mittlerweile auch der Manager niedergelassen. „Aoi wir übernachten heute im Studio. Ich hab’ dir auch ein paar Dinge von zu Hause mitgebracht…“, zaghaft streicht er über meinen Rücken. Ich schniefe leise. „Keine intime Zweisamkeit heute Nacht?“, wieder schniefe ich ganz leise. „Aoi, nur weil unser Manager vorne sitzt musst du keinen Mist reden“, direkt ist er auf 180. „Leugne unser aufregendes Sexleben nicht!“, erwidere ich aufgebracht. „Aoi, nur um uns zu beweisen, dass es dir gut geht, musst du nicht so einen Schwachsinn erzählen“, seufzend knufft er mich in die Seite. „Lass mich doch!“, schmollend schaue ich ihn von unten herauf an. „Jungs hört bitte auf. Ihr nervt schon genug“, mischt sich der Manager ein. „Hört lieber auf den Manager ansonsten lässt er euch noch zu Fuß gehen“, lacht Kai, als er den Van betritt, gefolgt wird er von Reita und dem Zwerg. Nach gefühlten Stunden kommen wir endlich an. Lichtblitze schießen durch meinen Kopf, warum musste er ausgerechnet durch diese Baustelle fahren?! Murrend gehe ich dem Manager her, der mir schon einmal die Tür aufhält. Schweigend gehen wir zum Aufenthaltsraum, wo ich mich direkt auf der Couch hinsetze. „Wir werden hier solange üben, wie die anderen zum Aufnehmen ihrer Tabs brauchen. Wir haben einiges aufzuholen, Prinzesschen“, feixt der ältere unter den beiden. „Hai, okaa-san“, seufzend schaue ich den Manager an. Gefühle Stunden spielen wir immer wieder die gleichen Lieder. Immer wieder wirft mir Kai besorgte Blicke zu. „Ich geh mal raus“, erschöpft lege ich die Gitarre auf den Tisch. „Aoi du siehst blass aus, soll vielleicht einer mitkommen?“, besorgt mustert mich unser Schlagzeuger. „Iie, ich brauche nur etwas frische Luft, nachdem ganzen Arbeiten“, vielleicht hilft es ja wenigstens etwas. „Wir spielen mal gerade 2 Stunden“, verwirrt gucke ich Kai an. „Na gerade deshalb, ja“, lache ich, als ich den Aufenthaltsraum verlasse. Zurück lass ich einen besorgten Kai. Wo Uruha mal wieder steckt, ich weiß es nicht. Leicht stöhne ich vor Schmerzen auf, als ich mich auf die Bank setze. Mein Kopf droht zu platzen, so fühlt es sich auf alle Fälle an. Ich möchte nicht wieder zurück zu ihnen, besonders nicht zu Uruha, geschweige denn Reita. Sie sind so lieb zu mir, obwohl ich ihnen so zur Last falle. Ich mache ihnen Sorgen, welche im Grunde unnötig sind. Verträumt schaue ich dem fließenden Verkehr zu, der unten auf der Straße fährt. Es ist wirklich ein schönes Aufnahmestudio, so weit weg von dem lärmenden Verkehr Tokios. Leicht seufze ich auf, Tokio, was ist nur mit meiner alten Wohnung passiert? „Hey Aoi… Was ist los?“, flüstert Kai. „Nichts, was soll schon sein?“, gebe ich etwas patzig als Antwort. „Aoi du bist blasser wie ein Blatt Papier und zitterst wie sonst etwas“, zittere ich wirklich so stark? Mir ist das Zittern gar nicht aufgefallen. „Und wenn schon… Setz dich Kai“, seufzend zeige ich auf den Platz neben mir. „Aoi wir gehen jetzt rein, ob du willst oder nicht. Ansonsten hol ich die anderen und Reita würde dich erst einmal bewusstlos schlagen“, droht er mir direkt. „Ist ja schon gut“, meine ich beschwichtigend. Murrend erhebe ich mich und falle wieder zurück. Mir scheint es doch schlechter zu gehen, als erwartet. „Ok, soll ich doch tragen?“, bietet er mir an. „Lass uns noch einige Minuten hier sitzen, dann geht es wieder“, auf jeden Fall denke ich dieses. „Wie du meinst“, akzeptiert er meine Entscheidung etwa ohne zu Murren? Echt komisch, vielleicht will er auch einfach keinen Streit mit mir anfangen. Leicht lehne ich mich an ihn, als er sich nieder lässt. „Wenigstens bist du zur Zeit anhänglich und nicht ganz so distanziert“, verträumt lächelt er. „Hm…“, brumme ich zustimmend. „Hey jetzt blase hier mal keinen Trübsal, bald ist schließlich Weihnachten!“, neckisch stupst er meine Nase, aber es lässt mich völlig kalt. „Komm Aoi wir gehen, ich trage dich“, meint Kai auf einmal. „Iie, dann wird es nur schlimmer“, mein Kopf brummt schließlich immer noch. „Wenn du so weitermachst, ruf ich einen Krankenwagen“, ich will doch gar nichts ins Krankenhaus. „KAI!“, ruft Uruha. Mein Retter in Not kommt gerade die Tür raus und fliegt quasi auf mich zu, umarmt mich fest. „Aoi-chan ich trage dich rein, hai? Dir ist bestimmt total kalt… Und drinnen… Da wärmst du dich etwas auf und schläfst, ok?“, was hat der bitte schön genommen?! Uruha macht mir auf irgendeiner Weise Angst. Als er mich hoch hebt, schmiege ich mich näher an ihn, sein Körper ist schön warm. „Uruha was machst du bitte nur immer mit ihm? Er ist ja richtig handzahm bei dir“, stellt Kai verunsichert fest. „Ich bin ja auch als Einziger nett zu ihm“, antwortet Uruha sauer. Man merkt richtig, dass Uruha irgendwo war, wo es Alkohol gab. Während er mich den langen Gang entlang trägt, wird mir schwindlig, die Umgebung verschwimmt immer mehr. „’Ru setze mich bitte ab“, murmele ich ganz leise. Mehr als vorsichtig setzt er mich auf den Boden und streicht mir immer wieder über die Wangenknochen. „Geht es wieder etwas?“, fragt Kai besorgt, nach einiger Zeit. Erschöpft blinzele ich ihn an, nicke kaum merklich. „Mach uns keinen Kummer Aoi“, bittet Kai. „Ha-Hai“, stottere ich. - Erinnerungsfetzen schwirren umher, zuordnen kann ich sie nicht, immer wieder verschwimmt alles, fügt sich wieder zu einen neuem Bild zusammen. Doch keines verrät mir Liebe… - Wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe trägt er mich die letzten Meter bis zum Aufenthaltsraum zurück und legt mich auf die Couch. „Ich hol dir etwas zu Essen und zu Trinken und dann ruhst du dich ein wenig aus. Wir lassen dich dann auch alleine…“, besorgt wendet sich Kai zum Gehen. „Lasst mich bitte nicht alleine…“, flehend schaue ich die beiden abwechselnd an. „Erst flüchtest du vor uns und dann willst du uns hier haben, was ist nur los mit dir?!“, fragend schaut mich unser Schlagzeuger an. „Lenkt mich ab bitte, ich halt das nicht mehr aus“, ungewollt breche ich in Tränen aus. Uruhas Mund verlässt kein Laut, stillschweigend sieht er dabei zu, wie Kai mir irgendwelche Worte an den Kopf wirft, seit geraumer Zeit. „Was hältst du nicht mehr aus?!“, verwirrt fragt Kai nach. „Ständig kreisen meine Gedanken, es macht mich wahnsinnig!“, es tut weh, tief im Inneren. „Aoi das sind bestimmt nur Erinnerungen, flieh doch nicht vor ihnen, du willst dich doch erinnern… Ach komm kleiner“, seufzend setzt sich mein Engel neben mich. Uruha nimmt mich in den Arm und augenblicklich fange ich an zu schreien. Erinnerungen suchen mich heim, die gleiche Szene, bei den anderen. Wie oft? Ein ständig drehender Kreislauf, ein ständige Verfolgungsjagd. „AOI! Beruhig dich verflucht!“, Kai packt mich unsanft an den Handgelenken, stopft irgendetwas in meine Fäuste, „Komm schaue mir bitte in die Augen.“ Verwirrt schaue ich rein, in die unergründlichen Tiefen der Seelenspiegel unseres Leaders. „Jungs, ihr sollt euch doch nicht immer die Köpfe einschlagen“, höre ich den Manager. „Sumimasen nur Aoi geht es alles andere als gut… Wir wollen ihn nicht verprügeln, sondern ruhig halten“, entschuldigt sich Kai. „Geht einmal weg von ihm“, weist der Manager die anderen an. Sofort werde ich losgelassen und sofort lege ich auch die Hände über meine Augen. Immer noch fühlt es sich wie eine Achterbahnfahrt durch Vergangenes hindurch an. „Soll ich vielleicht einen Arzt kommen lassen Aoi?“, fragt der Manager. Zögerlich verneine ich und bekomme eine Decke über gelegt. „Ich bin dann wieder bei Reita“, meint Kai. Als die beiden den Raum verlassen, setzt sich Uruha auf den Boden, nimmt zaghaft meine Hand in seine. Minuten schauen wir uns gegenseitig in die Augen. Minuten ohne ein Wort, denn Worte braucht die Liebe nicht die sie begründen. Du hast Recht, mit allem. Es ist aufopfernde Liebe, die die Luft um uns herum knistern lässt. ------------ Disclaimer: nichts mir, nichts Geld ich bin am überlegen ob ich die geschichte mit 7 oder 8 kapiteln beenden soll... aber ich denke bzw hoffe, ich schreib noch mehr ^^ 1.3.09: nach Überarbeitung sind es fast 1300Wörter mehr als vorher O_o Kapitel 8: kleine Weihnachtsfeier im großen Kreis ------------------------------------------------- Ich bin immer noch nicht wirklich wach, als mich Uruha Richtung Badezimmer trägt. Der Manager hatte uns extra noch mitten in der Nacht nach Hause gefahren, in der Hoffnung, dass ich wenigstens dort wieder zur Ruhe finde. Uruha saß bis zum Morgengrauen neben mir, hat immer wieder beruhigend über meine Wange gestreichelt. Schon lange ist es her, dass ich zuletzt in meiner alten Wohnung war. Erst spät, in den frühen Morgenstunden hatte ich mich etwas beruhigt. Mittlerweile haben wir Mittag und Uruha wäscht mich schnell, damit ich noch frühstücken kann, bevor wir zurück ins Aufnahmestudio fahren. Dort holen wir die anderen ab um uns schon einmal auf den Weg zum Verlagsgebäude zu machen. Uruha wartet geduldig, bis ich auch das letzte Reiskorn gegessen habe. „Geht es dir etwas besser, Aoi?“, hoffnungsvoll schaut er mich an. Ich nicke und nehme meine Krücken um aufzustehen. Etwas umständlich erhebe ich mich schließlich. „Dann fahren wir auch jetzt. Brauchst du noch irgendetwas?“, er klingt ein wenig gehetzt. Schmeiße ich etwa schon wieder seinen Zeitplan durch einander? „Iie…“, verneine ich seine Frage. ~ Doch als wir die anderen drei im Auto haben… Warum habe ich keine Ohrstöpsel mitgenommen?! Mein Kopf droht wieder zu platzen, können sie nicht den Mund halten? „Weißt du schon das Neueste Uruha?“, fragt Reita kichernd. „Iie, was denn Rei?“, nein Uruha, nicht fragen! „Ruki hat heute Morgen extra eine Visagistin kommen lassen! Und rate mal welche das war?“, lass den kleinen doch einmal in Ruhe! „Die kleine? Wo er immer ein Auge drauf hat?“, warum gehst du auch noch darauf ein, Uruha? „Genau die!“, bestätigt er so seine Vermutung. „Woher hatte er denn die Nummer?“, verblüfft guckt Uruha ihn im Rückspiegel an. „Wahrscheinlich hat er sie gefragt“, war ja klar. „Könnt ihr Ruki nicht mal in Ruhe lassen? Ist doch seine Sache, wen er liebt“, gebe ich genervt von mir. „Weißt du mehr darüber Aoi?“, fragt mich Reita direkt. „REITA! Lass Ruki in Frieden!“, mischt sich nun auch Kai ein. Ruki hat mittlerweile mehr als nur einen roten Kopf. Mein Beileid, aber sein Problem. Warum weist er auch nie jemanden in seien Schranken. „Und geht es wieder etwas, Aoi?“, fragt mich Kai. „Hai… Danke. Uruha hat sich noch liebevoll um mich gekümmert“, verträumt schaue ich aus dem Seitenfenster. „Ihr seid echte Schweine, wisst ihr das?“, meint Reita lachend. „Reita, niemand will an deinen perversen Gedanken teil haben“, meint Uruha. „Ach Uru, verstehst du keinen Spaß?“, schmollt Reita etwa? „Wenn du so weiter machst, kannst du zu Fuß gehen“, droht Uruha unserem Bassisten. Hah geschieht ihm auch recht! „Werde ich auch jetzt tun, lass mich raus“, Reita klingt ja richtig genervt. Manchmal frage ich mich echt, ob Reita wirklich älter wie Ruki ist. Denn der kleine ist definitiv reifer, manchmal. „Reita halt endlich deinen Mund und bleib wo du bist!“, schimpft Kai. Die restliche Fahrt verläuft schweigend und ich bin auch mehr als froh, als Uruha mich wieder auf seinem Rücken durch die Gegend trägt. Ruki läuft uns verunsichert hinterher und er ist viel zu ruhig für seine Verhältnisse. Manchmal frag ich mich echt, ob wir nicht zu unfair zu ihm sind. Ein wenig schmiege ich mich näher an Uruha. Es ist richtig toll, wenn man nicht selbst durch die Weltgeschichte gehen muss, sondern getragen wird. „Ruki, wo finden wir die anderen?“, frage ich neugierig den kleinen. „Keine Ahnung…“, murmelt er lediglich. Er klingt traurig. Ob es wegen eben ist? „Red doch irgendetwas, kleiner. Du machst einem richtig Angst, wenn du so still bist“, auffordernd schaue ich ihn an. „Hm…“, gib mir gefälligst richtige Antworten, Zwerg! „Also was ist nun mit der Visagistin?“, er wird ja nichts dagegen haben, wenn ich ihn mit Fragen löchere. „Wir wollen heiraten“, die können doch nicht schon so lange zusammen sein! Das geht einfach nicht. Der kann uns das nicht so lange verschwiegen haben, er kann es einfach nicht. „Dein Ernst?!“, bitte lasse es nicht dein Ernst sein. „Hai! Wir sind ja schon zwei Jahre zusammen“, du lügst Ruki, sag es mir bitte. Du musst einfach lügen. „Du bist verrückt, Ruki“, meine ich kopfschüttelnd. „Ach willst du wissen was wir alles im Bett zusammen getrieben haben?“, und da kommt er wieder durch. Der kleine freche Ruki, den den ich so gerne habe. Ironie, du warst auch bald toller. „Iie!“, verneine ich direkt. Ich verzichte dankend. Wer weiß was für Spielchen die machen! „Eifersüchtig?“, neckt er mich direkt. „Ruki, du bist gemein“, schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. „Hm…“, erwidert der kleine lediglich. Er ist die letzte Zeit wie ausgewechselt. Des öfteren ist er total nachdenklich und wie weg getreten. „An was denkst du Ruki?“, ob er mir seine Gedanken verraten wird? „Nichts. Wehe du sagst irgendwem etwas! Das ist ein Geheimnis!“, warum willst du es leugnen? Wir sind auch nur Menschen, wieso dürfen wir dann kein normales Leben führen? Aber von mir wird keiner etwas erfahren. Auch wenn ich mich total darüber freue, dass Ruki endlich wen für sich gefunden hat. „Schon klar. Freust du dich auf heute Abend?“, frage ich gespannt. „Um mal wieder von den anderen fertig gemacht zu werden?“, antwortet er gereizt. „Das mein ich nicht“, wieso ist er auf einmal so sauer? „Hm… Naja die Freude hält sich in Grenzen. Aber mit Aoi ist wirklich wieder alles in Ordnung?“, fragend schaut er Uruha an. Ich hasse es, wenn er mich nicht selbst nach meinem Befinden fragt! „Soweit ja. Er ist nur noch ruhiger geworden“, er seufzt. Bin ich wirklich ruhiger geworden? „Man merkt es. Aber solange ihr zwei noch miteinander klar kommt, ist alles in Ordnung“, aufmunternd lächelt Ruki uns beide an. „Hai… Naja ich denke er brauch nur etwas Zeit für sich. Nach allem was passiert ist…“, brauche ich wirklich nur Zeit, Uruha-chan? Seufzend schmiege ich mich näher an ihn und sauge seinen Duft ein. Was würde ich nur ohne ihn machen. Er ist mein ein und alles, mein Lebenssinn. Verflucht, ich werde romantisch, ich werde verrückt! „Ich glaube es wird heute Abend noch ganz spannend“, meint Uruha leise kichernd. Ich frage mich, was er gerade denkt. Ob es wieder so wie die Jahre zu vor wird? Vielleicht, man kann ja nie wissen. „Denke ich auch. Aoi?“, meint Ruki daraufhin nur. Fragend drehe ich meinen Kopf Richtung Ruki. Was er wohl von mir will? Ich hoffe er will mich nicht mit Fragen quälen. „Du bist blass geworden, geht es noch?“, erkundigt er sich nach meinem Befinden. „Hai… Und wenn nicht, auch egal“, erwidere ich seufzend. „Naja, du bist ja alt genug um es selbst zu wissen“, siehst du. Ich bin ja eh viel älter als der Zwerg. Mittlerweile sind wir auch angekommen. Erstaunt gucke ich mich um. Der Raum ist richtig schön geschmückt, hätte ich jetzt nicht erwartet. Uruha setzt mich auf einen der Stühle ab und verschwindet zu unserem Manager. Was er wohl von dem jetzt gerade will? Ruki setzt sich derweil neben mich. „Ruki, weißt du was mit Reita momentan ist?“, frage ich neugierig nach. „Er ist eifersüchtig, weil wir kaum noch Zeit für ihn haben. Aber ansonsten ist nichts mit ihm. Kennst ihn ja, irgendwann regt er sich schon wieder ab“, bestimmt Ruki. Oder eher hoffe ich dieses. Denn Reita ist momentan mit seinen Launen unerträglich. Dabei habe ich gedacht, dass ich schlimm bin. Aber was ist er dann? Nach und nach trudeln auch die anderen ein. Ein Lächeln ziert meine Lippen, ich freue mich schon richtig auf das Programm. Mal schauen, was sich die Manager und die Leader dieses Mal ausgedacht haben. Auch Uruha sitzt endlich neben mir und unterhält sich gerade mit Akiya. Ich höre nur schweigend zu, nicht wissend was ich sagen soll. Immer wieder bin ich kurz vorm einschlafen, doch Ruki hindert mich daran. Des Öfteren kneift er mir in die Wange und langsam habe ich das Gefühl, er macht dieses von Mal zu Mal fester. Uruha zieht mich plötzlich in eine Umarmung und hält mir die Ohren zu. Panisch kralle ich mich an ihm fest und versuche das Gefühl des Ungewissen zu verdrängen. Nur gedämpft höre ich einen schiefen Gitarrenklang und kaum verstummt dieser, lässt mich Uruha los. Entschuldigend lächelnd drückt er mich zurück auf meinen Stuhl und deutet auf die Bühne. Woher wusste er, dass ausgerechnet so etwas jetzt kommt? Aber es ist richtig nett von ihm, dass er mir die Ohren zu gehalten hat. Denn solche richtig lauten Geräusche verursachen bei mir immer noch gewaltige Kopfschmerzen. Auf eben jener Bühne stehen sie, all unsere Leader, zusammen mit Miyavi. Und ich glaube, sie haben nichts Gutes im Sinn, definitiv nichts Gutes. Aber dieses Jahr kann ich nicht mit einem rosa Hasenkostüm über die Bühne hoppeln, ha, Pech gehabt! Ich hoffe, dass ich heute gar nicht mehr aufstehen muss. Oder eher, dass Uruha mich wenn überhaupt nur herum trägt! Denn ich glaube nicht, dass mein Körper noch einen Schritt tun kann. Immer wieder wird mir schummrig. Halt suchend kuschle ich mich an Uruha, der seinen Arm um meine Schultern legt. „Akiya, gomen nur ich glaub Aoi geht es nicht gut. Ich geh Mal mit ihm und Ruki raus“, sieht man mir meinen momentan Zustand so gut an, Uruha? „Tue das“, besorgt guckt mich Akiya an. Seufzend schließe ich die Augen, als mich Uruha raus und die Gänge entlang trägt. Uruha setzt sich mich auf einem gefliesten Boden ab. Ich glaub wir sind in einem der vielen Toilettenräume gelandet. Die Augen möchte ich lieber nicht öffnen, die Dunkelheit ist mir viel lieber gerade. „Aoi geht es noch?“, fragt Uruha. Zur Antwort nicke ich nur und seufze zufrieden auf, als Ruki meine Stirn mit einem kalten Lappen abtupft. „Du bist total verschwitzt, großer. Was ist nur los mit dir…“, meint Ruki kopfschüttelnd. „Ich glaube es geht wieder etwas. Gehen wir zurück?“, frage ich hoffnungsvoll. Der Boden ist total unbequem. „Auf keinen Fall, Aoi“, mahnend guckt mich Uruha an. „Bitte…“, vielleicht hilft ja betteln etwas. „IIE“, Uruha ich bin noch nicht taub! Also schreie mich hier nicht an. „Ihr seid doof, alle beide“, erwidere ich schmollend. Murrend humpele ich zu den Toilettenkabinen und schließe mich ein. Eigentlich soll ich nicht mit dem Gips auftreten, aber egal. Ich entleere meine Blase und entschließe mich dazu, mich wieder nach draußen zu begeben. Lächelnd betätige ich die Spülung und humpele raus zu den Waschbecken, wo ich mir erst einmal die Hände wasche. Ruki reicht mir eher widerwillig die Krücken und wir gehen zurück. Ich glaube, ich habe beide bitter enttäuscht. Nur weil ich nicht auf sie gehört habe, nur weil ich nicht auf meine Gesundheit achten will. Akiya begutachtet mich kritisch als ich mich ihm gegenüber niederlasse. „Geht es wieder etwas, Aoi-kun?“, fragt er in Sorge. „Hai, danke der Nachfrage“, antworte ich lächelnd. Mittlerweile sind sie vorne auf der Bühne schon zum Geschenke austeilen gekommen. Was so viel heißt, Miyavi zieht jeden durch den Kakao, wenn er die Geschenke von unseren jeweiligen Managern austeilt. Ein lauter Seufzer entkommt meinen Lippen, als er mich aufruft. Zusammen mit meinen Gehstöcken gehe ich nach vorne zur Bühne. Ich frage mich echt, was er mir dieses Jahr zu sagen hat. Letztes Jahr hat er gemeint, dass ich so wie es aussieht wohl nie erwachsen werde. „Na wen haben wir denn da? Unseren kleinen Aoi“, fängt er direkt lachend an. Die Menge lacht, was ist daran witzig gewesen? „Sehr witzig“, gebe ich genervt von mir. Keiyuu hat alle Mühe mir mein Mikrophon zu halten, da er doch ein wenig kleiner ist wie ich. Ein wenig? Er ist ja noch kleiner wie Ruki. „Wie ich hörte bist du die letzte Zeit sehr launisch, muss wohl daran liegen, dass du langsam aber sicher in die Wechseljahre kommst! Ach ne, du bist ja immer noch ein Kind, dann nennt man das wohl oder Übel Pubertät“, geht es dir heute zu gut Miyavi?! Als die anderen lachen, hau ich ihm kurzer Hand einen mit meiner Krücke runter. Das hat gesessen. Grummelnd verzieht er sein Gesicht. Hat wohl weh getan, der Schlag. Ich stöhne schmerzvoll auf, als der Manager mich gerade noch so vor einem Sturz bewahren kann. Ist halt blöd, wenn man nur ein Bein richtig belasten kann. Er kann mich gerade so zurückhalten, denn ansonsten würde ich sicherlich Miyavi umbringen! Auch Uruha steht mittlerweile neben mir. „Och brauch das Großmütterchen schon Hilfe?“, stichelt er grinsend weiter. „Miyavi, es reicht, hai?“, meint Uruha nur. Schmollend gibt er sich geschlagen. Zufrieden mit mir selbst klettere ich auf Uruhas Rücken und strecke, während wir an Miyavi vorbeigehen, ihm noch einmal die Zunge raus. Und so etwas schimpfe ich ernsthaft Vorbild, ts! Ruki klopft mir auf die Schulter und grinst mich hämisch an, als wir an seinem Sitzplatz vorbeikommen. Es ist ein unausgesprochenes Geheimnis, dass er Miyavi nicht so gern hat. Ich habe gar nicht bemerkt, dass Ruki sich umgesetzt hat. „Ihr zwei seid echt schlimm“, meint Akiya als wir weder bei ihm sitzen. „Wie kleine Kinder und das schönste ist, ich bin mit einem von ihnen zusammen“, antwortet Uruha theatralisch. „Such dir einen reiferen Freund, zum Beispiel mich“, spann mich gefälligst nicht meinen Freund aus, Akiya! „IIE! Wo ist eigentlich Tora?“, fragt Uruha, um anscheinend vom eigentlichen Thema abzulenken. „Rauchen, kennst ihn doch. Und vorher hat er mal mit jedem etwas geredet, gleich will er erst zu mir kommen“, er wirklich gesprächiger geworden? „Eifersüchtig?“, fragt Uruha lachend. „Ne, wir sind ja nicht zusammen. Er ist nur mein bester Freund, er kann tun und lassen was er will“, winkt Akiya schmunzelnd ab. Lächelnd lehne ich mich an Uruha und schaue dabei zu, wie die anderen irgendwelche Aufgaben erledigen müssen um an ihre Sachen zu kommen. Kai steht gerade mit einer rosa Schürze vor ihm und singt ihm ein Lied. „Gehen wir später noch raus, Uruha?“, frage ich nach. „Können wir machen Aoi. Wieso fragst du?“, zaghaft streicht Uruha mir über die Seiten. „Sternenhimmel gucken“, heute soll er mal wieder besonders gut zu sehen sein. „Wenigstens einer von euch beiden scheint romantisch veranlagt. Oh man seid ihr süß zusammen“, lachend hält sich Isshi den Bauch. „Übertreibe nicht Isshi“, Kou-chan klingt mal wieder ein wenig genervt. „Untertreibe nicht Uruha“, immer noch lacht der Kagrra Sänger. Müde schließe ich die Augen und versuche den Streit der beiden zu ignorieren. Wann ist die Feier endlich zu Ende? Ich will in mein Bett! Sofort! Schlafen! „Soll ich dich neben an in den Raum bringen Aoi? Es kommt an Programm eh nichts mehr. Da kannst du ruhig schon schlafen gehen“, bietet mir Uruha an. „Wie in den Raum neben an?“, frage ich verwirrt nach. „Ich hatte uns Futons mitgebracht, vergessen? Und die liegen nun Mal dort“, lacht er mich etwa gerade aus? Eine Frechheit ist das! Ich kann doch auch nichts dafür, dass er mir nichts genaues über die Feier erzählen wollte. Und bei den ganzen dazugehörigen Treffen war ich nun einmal nicht anwesend. Sogar meine restlichen Kollegen haben eisern bis zum Schluss geschwiegen. Schnell wünsche ich denen, die um uns herum sitzen noch eine Gute Nacht. Uruha hebt mich kurzer Hand hoch und schleppt mich ins Zimmer neben an, wo er mir in meinen Schlafanzug hilft. Mehr als fertig krieche ich unter unseren Futon und schlafe auch direkt ein. Erledigt blinzele ich umher und kann nur einen kleinen Schatten vor mir ausmachen. „Hm…?“, frage ich intelligent nach. „Magst du nicht wieder mit kommen?“, fragt mich jemand. „Ruki?“, Fragen erfordern Gegenfragen, keine Antworten. „Hai, ich bin es. Komm bitte wieder mit“, fleht er mich an. „Warum? Die da hinten sind doch alle sternhagelvoll“, stelle ich fest. „Ach komm schon“, fleht er weiterhin. „Wo ist Uruha?“, wo er wohl gerade steckt? „Der lässt sich voll laufen, weil er eine Wette mit Reita verloren hat. Bitte lass mich nicht allein bei den ganzen Alkies“, immer noch fleht Ruki mich an. „Ach komm kleiner, so schlimm ist es auch nun wieder nicht“, versuche ich ihn etwas zu beruhigen. „Komm einfach mit! Die drehen voll ab!“, meint er sauer. „Schon gut, Winzling“, zaghaft tätschele ich seinen Kopf. Seufzend rappele ich mich auf und ziehe meine Jacke über. Danach folge ich samt Krücken, dem kleinen. Als ich den Raum betrete, trifft mich fast der Schlag. Die sind echt alle voll, bei dem was die da machen… Oh man. Seufzend mache ich mich auf den Weg zu Kai und Nao, die einigermaßen nüchtern scheinen. Schnell habe ich sie davon überzeugt, dass die anderen genug gesoffen haben und langsam ins Bett gehören. Seufzend schlägt Nao einmal mit voller Kraft auf das Becken, das er anscheinend geschenkt bekommen hat und schlagartig ist alles still. „So Jungs, die Party ist beendet. Abmarsch ins Bett!“, sagt er mehr als laut. Murrend tapsen die meisten in den Nebenraum, wobei die Manager natürlich an Ort und Stelle bleiben. Sie werden schon vernünftig genug zu sein und selbst wissen, wann sie nach Hause müssen. „Ich glaub für dich ist auch langsam Bettzeit Aoi. Du siehst fertig aus“, meint Kai. Wie immer unser fürsorglicher Leader. „Ruki meinte ja mich unbedingt hierher schleppen zu müssen“, rechtfertige ich meine Anwesenheit. „Kleiner Frechdachs. War mal wieder zu feige selbst zu fragen, oder wie?“, anscheinend hast du Recht, Kai. „Ich glaube, in den Dingen wird er sich nie ändern“, und dieses ist wohl oder übel der Fall. Lachend lassen wir uns an einem der Tische nieder und reden noch eine ganze Weile. Mittlerweile sind auch die Manager verschwunden und wir haben den großen Raum ganz für uns alleine. Mit sechs Personen ist es doch recht einsam. Ruki liegt halb auf mir und hat mit der Müdigkeit zu kämpfen, Nao brabbelt hoffnungslos vor sich her, Shou begutachtet das ganze kritisch, Isshi ist auch schon halb am schlafen und Kai, naja der tut es schon. „Vielleicht sollten wir uns auch langsam in die Betten trollen. Immerhin, wenn wir gleich die anderen wecken müssen… Da möchte ich wenigstens etwas Schlaf bekommen haben“, meint Isshi. Schweigend stimmen wir dem zu und machen uns auf den Weg in unser Schlafgemach. Ruki die kleine Frostbeule zieht sich in Windeseile um und kraucht zu Reita in den Futon. Er scheut auch vor nichts zurück, so kuschelbedürftig wie er auch manchmal sein kann. Ich habe selbst nichts Besseres zu tun, als Uruha zu wecken, damit ich noch etwas mit ihm kuscheln kann. Immerhin, müde genug zum wieder einschlafen bin ich noch lange nicht. -.-.-.-.-.-.- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld Fröhliche Weihnachten an alle ^^ Ich hoffe, meine Scherze sind nicht allzu böse. Ich wollte das Weihnachtsfest nicht ganz so dramatisch machen, da ich die FF ehrlich nicht zu depressiv machen will. immerhin gibt es in jedem Leben auch mal fröhliche Seiten, und das soll dieses Kapitel zeigen. Das nächste Kapitel handelt wahrscheinlich von dem Tag nach Heilig Abend, also nach der Weihnachtsfeier. thansk für kommis+favos! Freue mich immer wieder ^^ 22.2009: fast 900 Wörter mehr nach der Überarbeitung, wow °° Hoffe man kann die Handlung jetzt mehr nach vollziehen :) Kapitel 9: ----------- Irgendwer streicht mir zaghaft über die Wangenknochen und eher widerwillig öffne ich die Augen. Und am liebsten würde ich sie direkt wieder schließen, denn Reita sitzt neben mir. „Komm steh auf Aoi. Wir gehen gleich essen“ „So spät schon?“ „Hai. Also zieh dich an“ „Wo ist Uruha?“ „Im Park mit ein paar anderen“ „Säufer“ „Steh auf, ja?“ Leicht reibe ich mir über die Augen und stehe auf, um mir frische Kleidung anzuziehen. Reita hilft mir etwas bei der Hose, da der Gips doch etwas Schwierigkeiten bereitet. „Warum bist du nicht bei Ruki oder Kai?“ „Du kennst doch die Quasselstrippen. Die suchen ihren gleiches und beachten dich dann nicht mehr. Und da du noch am Schlafen warst, wollte ich dich wecken gehen“ „Danke“ „Hier, deine Krücken. Willst du vielleicht noch auf die Toilette, bevor wir zu den anderen gehen?“ „Hai. Kommst du mit?“ „Wenn du willst“ „Hai!“ Freudestrahlend gehe ich mit Reita zu den Toilettenräumen wo ich meine morgendliche Katzenwäsche erledige, mich abschminke, mein Gesicht wasche und meine Morgentoilette erledige. Außerdem husche ich noch kurz in die Dusche, wo ich meinen Kopf mit viel kaltem Wasser bedenke. Danach gehe ich wieder zu Reita. Wir machen uns auf den Weg zurück zu den Räumen, wo unsere Sachen sind. Dort schminke ich mich erst einmal und binde mir die Haare zu einem Zopf zusammen. Dann gehen wir zu den anderen, die die Halle aufräumen. Es wird von vorne herein ausgemacht, wer was erledigt. Die, die gerne viel trinken bauen auf oder kümmern sich um die Organisation. Und die restlichen bauen ab oder machen irgendetwas anderes. Wie zum Beispiel Moderation. Es ist halt eine klare Aufgabenverteilung, damit niemand am Schluss meckern kann. Mich wundert es, dass ich dieses Mal gar nichts machen muss. Wahrscheinlich hat Kai seine Hände im Spiel. Er will halt nicht, dass ich mich überanstrenge. Ein Seufzer verlässt meine Lippen und ich lehne mich leicht an Reita, der seinen Arm um meine Schulter legt. „Hast dir wohl einen neuen gesucht, Aoi-shi“ „Lass ihn, hai?“ „Schon gut, war ja nur eine Frage“ und schon zieht Hiroto von dannen. „Arigato Reita“ „Kein Problem. Wie geht es dir eigentlich?“ „Gut, außer Kopfschmerzen. Und dir?“ „Gut, bis auf den leichten Kater. Aber im Gegensatz zu Uruha musste ich mich nicht beweisen und habe dann die Nacht über der Kloschüssel verbracht“ „Hat er das?“ „Du lagst neben ihn und willst es nicht bemerkt haben, wie er raus gerannt ist?“ „Iie, ich war zu erledigt“ „Du hast echt einen tiefen Schlaf, da wird man ja fast neidisch“ „Na ihr zwei?“ „Hey Kai“ „Wie geht es uns heute?“ „Katerlein“ „Rei!“ „Was?“ „Ach nichts“ Schulter zuckend betrachte ich die beiden. Die können sich echt nur ärgern, unmöglich die zwei! „Ich meine damit, dass ich einen kleinen Kater habe“ „Sag das doch gleich!“ „Habe ich doch!“ „Hört doch einmal auf, euch zu kabbeln“, meint Nao, als er zu uns kommt. „Reita hat angefangen!“ „Nein Kai!“ „Ihr seid wie kleine Kinder“ Gedanken versunken gehe ich weiter durch den Raum, um zu Ruki zu gelangen. Bei ihm muss ich mir keine Streitereien anhören. Auch wenn seine Wasserfallreden auch nerven können. Aber ich bin es ja gewöhnt. „Na Aoi, geht’s dir gut?“ Begrüßt mich ein strahlender Ruki. Warum zum Teufel haben die heute so gute Laune?! „Außer den Kopfschmerzen, hai“ „Hast du deinen Liebhaber heute Morgen schon gesehen?“ „Iie“ „Ich wüsste nur zu gerne wo er steckt“ „Damit du ihn auslachen kannst oder wie?“ „Klar, was denkst du denn?“ „Du bist gemein Ruki“ „Ich weiß“ „Unverbesserlich“ „Ich glaube wir gehen gleich los, zum Restaurant“ „Kann sein“ „Du bist irgendwie schlecht drauf, habe ich Recht?“ „Ein wenig“ „Erinnerst du dich jetzt wieder an alles?“ „Nicht alles, aber das meiste“ „Erinnerst du dich an die letzte Tour?“ „Hai. An fast alles“ „Bist du noch auf uns sauer?“ „Iie… Und wenn, ihr habt mir gezeigt, dass ich euch etwas bedeute. Vergangen und vergessen, hai?“ „Hai. Was denkst du über die neue Tour?“ „Bisher noch nichts. Ich sehe erst einmal zu, dass ich wieder vollständig genese“ „Weise Entscheidung Aoi“ „Finde ich auch“ Wir gesellen uns zu den anderen, fernab von Reita und Kai, die sich immer noch zanken. Ich übernehme mal wieder den schweigenden Part und schwelge lieber in Gedanken. Als wir uns endlich auf den Weg zum Restaurant machen, kann ich ein Aufseufzen nicht unterdrücken. Ich möchte endlich wieder ins Bett und faulenzen! „Aoi ist irgendetwas nicht in Ordnung, du bist so ungewohnt weggetreten“ „Kein Grund zur Sorge, das er die letzte Zeit liebend gerne, genauso wie launisch“ „Halt dich da raus Reita!“ „Reg dich ab Aoi“, böse funkele ich Hiroto an. Dass nur die Hälfte der Gruppe weiß, was mit mir los ist, ignoriere ich gekonnt. Die einen haben es wegen meinem Zusammenbruch erfahren und teils hat es Uruha rumerzählt. Darüber bin ich auch froh, denn ich selbst kann immer noch keine klaren Gedanken darüber fassen. Immer noch sind Erinnerungen wie weggeblasen und nur langsam realisiere ich, wie schlecht es mir vor dem Unfall ging. „Aoi ist alles ok?“ „Hm…“ Ruki hält mich am Jackenärmel zurück und schickt die anderen vor, wir würden gleich nachkommen. „Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Wir haben Weihnachten und bald Neujahr. Freu dich doch wenigstens ein wenig mit uns“ „Wie meinen?“ „Häng nicht immer deinen Gedanken nach, sondern beteilige dich an den Gesprächen. Die anderen wissen gar nicht wie sie mit dir umgehen sollen. Du kannst ja später zu Hause vor dir herträumen, mit Uruha. Aber entspann dich jetzt einfach einmal und schalte ab. Ansonsten wird es dir nie besser gehen“ Ich nicke und er geht. Mit einigem Abstand folge ich und es dauert auch nicht lange, bis wir aufgeschlossen haben. Irgendwann nimmt mich Kai auf seinen Rücken, da ich ab und an immer mal wieder zurückfalle und kaum auf meine Umwelt reagiere. „Aoi du kommst auch übermorgen zum Üben, oder?“ „Ich denke schon“ „Wenn du noch einen Tag Ruhe brauchst, der Manager hat sicherlich Verständnis. Oder geht es dir wirklich wieder besser?“ „Hai, und wenn kann ich immer noch eine Pause einlegen“ „Wie du meinst“ „Komm ich überhaupt noch dieses Jahr mit Aufnehmen dran?“ „Iie“ „Wie nett“ „Aoi du bist immer noch alles andere als gesund, wir können dich nun mal nicht so stark fordern wie Uruha oder Reita oder sonst wen“ „Aber immer weiter üben ist langweilig“ „Wir üben nur so lange, bis du alles im Schlaf kannst!“ „Das sagst du immer“ Murrend vergrabe ich meinen Kopf in seinem Nacken und warte darauf, dass wir endlich ankommen. Jeden Gesprächsaufbauversuch blocke ich mit einem Knurren ab und gehe wieder tief in mich hinein. Nur am Rande nehme ich wahr, wie Uruha mich von Kais Rücken nimmt und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich bin fast schon überglücklich als ich wieder auf meinen eigenen Beinen stehe. Und natürlich helfen mir die Krücken. Die mittlerweile auch ziemlich zur Jahreszeit passen. Jemand hatte wohl gestern die grandiose Idee gehabt sie mit Weihnachtsklebeband zu umwickeln und Zuckerstangen dranzuhängen. Ich komme mir hiermit ziemlich doof vor. Wenn nicht sogar dämlich und zurückgeblieben. Bestimmt war es Miyavi! Sicherlich! Als Rache für gestern, sähe ihm ähnlich. Das müsste nach unseren Gesetzen Rache geben, aber der Klügere gibt nun mal nach. Und da ich definitiv klüger wie er bin, gebe ich auch nach! Außerdem bin ich nicht so eingebildet wie er, deshalb darf ich mir auch solche Gedanken ab und zu erlauben. Wir lassen uns gegenüber Tora und Akiya nieder, die mal wieder in irgendein Gespräch verwickelt sind. Die Tafel ist ziemlich groß und ich bin gespannt, was noch so passieren wird. Unsere Manager sind wie immer heute nicht dabei. Und eigentlich passiert jetzt auch nicht mehr wirklich etwas, eigentlich. Aber dafür kenne ich Miyavi zu gut. In fast einem Monat habe ich Geburtstag, leider. Und das heißt ich muss mir wieder irgendein Saufgelage antun und einen auf glücklich tun. Dabei habe ich dazu keine Lust. Denn dann werde ich schon wieder ein Jahr älter und die grauen Haare rücken mir auch immer schneller auf die Pelle. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Aoi?“ „Hm?“ „Geht es dir nicht gut, oder so?“ „Hm… Geht schon, aber danke der Nachfrage Akiya“ „Muss ich dir das jetzt glauben?“ „Brauchst du nicht… Aber mach dir keine Sorgen“ „Versuche ich ja“ Kopfschüttelnd lehne ich mich zurück und schaue die Decke an. Irgendwann wird mir ein leerer Teller vorgesetzt und Uruha tut mir etwas von seinem Essen auf den Teller. „Versuch bitte ein wenig zu Essen“ „Hm…“ Mit größter Unlust nehme ich die Stäbchen und esse ein wenig. Nach dem ich die Hälfte der halben Portion gegessen habe, ist mir wieder schlecht. „Uruha ich geh ein wenig raus, hai?“ „Aoi bleib gefälligst hier“ „Warum denn?“ „Weil ich nicht will, dass du wieder irgendeinen Mist baust“ „Hm…“ „Trink etwas Tee, dann geht es schon wieder“ Ich nehme ein paar Schlücke und wünsche mir nichts sehnlicher, als ein paar Stunden allein zu sein. Irgendwann am Nachmittag wird die Versammlung aufgelöst, da manche auch noch ihre Eltern oder ihre Freundin besuchen wollen. „Aoi warte mal kurz“ Kai löst sich von seinem Liebhaber und kommt zu mir, zieht mich etwas von den anderen weg. „Was wird das? Lauscht alle den Aoi aus und macht ihn danach fertig?!“ „Hör doch erst einmal zu, bevor du mich so ankeifst!“ „Ts“ „Der Manager sammelt uns alle ein, fürs Aufnahmestudio. Bitte versuch dich bis dahin wieder etwas zu erholen“ „Hm…“ „Gute Besserung“ Mit einem traurigen Lächeln lässt er mich allein und ich gehe, nehme irgendwelche verworrenen Wege. Uruha scheint mein Verschwinden nicht bemerkt zu haben. Oder er mag mir nicht ständig hinterher laufen, eins von beiden. Ich habe zwar nur mein Handy und meine Geldbörse dabei, aber das müsste reichen. Wahllos gehe ich in irgendein kleines Hotel und hole mir ein Zimmer für die nächste Nacht. Das mein Handy immer öfters vibriert ignoriere ich. Sollen sie sich ruhig Sorgen machen. Der Dame sage ich, dass sie niemanden meinen Aufenthaltsort preisgeben darf. Wahrscheinlich denkt sie jetzt, nach mir wird gefahndet oder ich habe Ehestreit, es ist mir egal. Ich brauche nur Ruhe und etwas Zeit für mich und das kann ich zu Hause nicht haben. Oben in meinem Zimmer ankommen hole ich mein Handy raus, 46 Anrufe, 30 Sms… Da scheint es einer ziemlich eilig zu haben, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich stelle mein Handy so ein, dass ein spezieller Klingelton ertönt, wenn mich der Manager erreichen will. In drei Tagen muss ich wieder ins Krankenhaus, durchchecken lassen und einen neuen Gips bekomme ich auch. Ich ziehe mich aus und tapse ins Badezimmer, wasche mich erst einmal gründlich. Danach lasse ich mir Tee und etwas viel Schnaps hochbringen, nicht zu vergessen ein paar Snacks. Nachdem ich alles habe, setze ich mich vor den Fernseher und schalte diesen an. Während ich irgendeine Komödie gucke, esse ich ein Reisbällchen und trink Tee, den ich mit irgendeinem Schnaps aufgepeppt habe. Dass ich kurz vorm Einschlafen bin, ignoriere ich gekonnt und dass ich nur mit Handtuch bekleidet hier sitze, erst Recht. Mein Handy beginnt zu bimmeln und ich stehe auf, ignoriere meine Krücken gekonnt. Soll der Gips doch kaputt gehen, mir egal! Ich greife nach meinem Handy, welches bisher auf dem Nachttisch gelegen hatte und gehe dran. Denn es ist der Manager und nicht irgendeiner der anderen Idioten. „Mochi Mochi Aoi desu“, flöte ich fröhlich vor mir her. „Bist du es wirklich Aoi?“ „Warum auch nicht?“, gebe ich fröhlich von mir. „Du sollst doch keinen Alkohol trinken, hast du das vergessen?“ „Ne, mir ist es aber egal“ „Wo bist du?“ „Nicht daheim, merkt man doch“ „Aoi, sag mir jetzt, dass das nicht nur der Alkohol ist“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht“, trällere ich. „Wann sind sie wieder normal zu erreichen?“ „Dann wann ich will“ „Ok ich leg jetzt auf. Lass die Finger vom Alkohol“ Seufzend lege ich auf und schmeiße das Handy mit voller Wucht auf das Bett und es hüpft Gott sei Dank von mir weg. Ich sollte ins Bett gehen und eine Runde schlafen, aber dann müsste ich den Schnaps alleine lassen. Und das geht nicht! Die ganze Flasche Whisky kippe ich nun in die Kanne und trinke artig alles aus. Dass die Flasche 40%ig ist, ignoriere ich gekonnt. Die zweite trinke ich halb und lege mich ins Bett. Wenigstens der Alkohol lässt mich vergessen und hindert mich daran, an alles zu denken. Am nächsten Tag stehe ich erst gegen Nachmittag auf und begrüße mit einem Lächeln die Kopfschmerzen. Die Snacks esse ich alle auf und den Restalkohol trinke ich. Es ist ja nur eine halbe Flasche Whisky. Murrend ziehe ich mich schließlich an. Ich packe mein Handy und meine Geldbörse zurück in meine Tasche, nehme meine Krücken und gehe zur Rezeption. Nachdem ich ordentlich ausgecheckt und die Rechnungen beglichen habe, mache ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Ich schaue noch einmal auf mein Handy, 400 Anrufe in Abwesenheit, halb so viele Nachrichten fast. In meiner Wohnung trifft mich fast der Schlag. Uruha und Reita liegen auf meiner Couch und haben anscheinend auf mich gewartet. Ich husche in mein Schlafzimmer und ziehe mich um. Danach nehme ich erst einmal Schmerztabletten, denn mein Bein schmerzt mal wieder höllisch. Vielleicht soll ich deshalb damit nicht auftreten, wer weiß. Durch den Lärm geweckt, kommen die beiden in die Küche geschlichen und erschrecken mich fast zu Tode. „Wir haben uns Sorgen gemacht, kleiner“ „Hm…“ „Wo warst du die Nacht über?“ „Im Hotel“ „Was ist los mit dir…?“ „Nichts, was soll denn sein?“ „Aoi, sei bitte ehrlich“ „Ok es ist nichts in Ordnung, mir geht es alles andere als gut und am liebsten würde ich sterben, genug gehört?“ „Aoi… Du hast Alkohol getrunken oder?“, will der Blondschopf wissen. „Wieso?“ „Darum“ Uruha hebt mich hoch und trägt mich ins Wohnzimmer, legt mich auf der Couch ab und lagert mein Bein hoch, deckt mich zu. „Ruh dich etwas aus“ „Ich will aber nicht!“ „Wir machen uns gewaltige Sorgen, weißt du das eigentlich?“ „Wieso?“ „Aoi… Du merkst nichts oder?“ „Was soll ich merken?“ „Wie du dich zusehends verändert?“ „Ein wenig…“ Tränen fließen langsam über mein Gesicht, ich werde ihnen lästig wie es scheint. „Hey, ganz ruhig“ Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und schluchze laut auf. Warum machen sie mir es nur so schwer? Ich möchte gehen, mich nicht umblicken müssen. Doch jedes Mal rufen sie nach mir, lassen mich zurückblicken und das Leben weiterleben. „Aoi, wir haben dir etwas zu essen gemacht“ „Stell es auf den Tisch…“ Auch nach einer halben Ewigkeit liege ich noch so da, auch wenn die Tränen schon längst getrocknet sind. Gedämpft dringen ihre Stimmen zu mir aus der Küche. Ich weiß nicht was sie dort machen oder was sie von mir wollen. Von irgendwem nähern sich Schritte und die Decke wird von mir genommen. „Aoi komm schon, iss wenigstens ein kleines Stück“ „Danach ist mir aber wieder total schlecht…“ „Versuch es wenigstens. Du hast seit dem Krankenhaus schon wieder etwas abgenommen“ „Mir egal“ „AOI!“, schreist du. Ich mache mich so klein wie möglich und versuche die Tränen vor dir zu verbergen. Warum schreist du mich so an, ich habe gedacht du liebst mich? „Uruha lass gut sein…“ „Aber… Er bringt sich so nur selbst um!“ „Quatsch“ Reita streicht mir die Haare aus der Stirn und nimmt zaghaft die Hände aus meinem Gesicht. „Ganz ruhig Aoi, hai? Und hör uns erst einmal zu, bevor du irgendeinen falschen Entschluss fasst“ „Hai…“ Reita nimmt mich in den Arm und streicht mir immer wieder über den Rücken. „Als du es zweite Mal ins Krankenhaus gekommen warst, hatten wir uns noch einmal zusammengesetzt mit dem Manager. Er meint auch, du bräuchtest dringend Hilfe und deshalb hat er auch schon einiges in die Wege geleitet. Du bist die Hälfte des Januars in einer Klinik, auf dem Land. Und einen Tag vor deinem Geburtstag wirst du entlassen… Und dann ist zwei Wochen da drauf die Tour. Du sollst erst einmal zur Ruhe kommen und dich mit dir selbst beschäftigen. Wir werden dich in der Zeit auch erst einmal nicht sehen, geschweige denn sprechen. Aber… Egal wie schwer es uns bzw. dir fallen wird, es ist nur zu deinem Besten. Und wäre die Tour nicht, wäre der Klinikaufenthalt länger. Aber der Manager meint, du bräuchtest nur eine kurze Auszeit und ein paar Gespräche und ein bisschen Ruhe von uns“ Auch Uruha umarmt mich in der Zwischenzeit. Das Gespräch habe ich nur mit Mühe verfolgen können, denn immer wieder drohte ich mich in meinen eigenen Gedanken zu verlaufen. „Also bitte genieß die Zeit noch etwas, die du bei uns bist. Wir stecken zwar noch immer mitten in den Aufnahmen und deine Weihnachtsgeschenke bekommst du auch erst zum Geburtstag, aber bitte reiß dich zusammen“ „Warum bekomm ich erst dann meine Geschenke?“ „Damit du mehr Grund dazu hast, dich auf deine Entlassung zu freuen“ Die beiden lösen sich von mir und Reita drückt mich zurück auf das Sofa. „Und jetzt mal schauen, was wir mit dir machen. Hätte nicht gedacht, dass du heute schon wieder kommst“ „Aber trotzdem habt ihr gewartet, danke…“ „Ah genau jetzt iss erst einmal etwas, Uruha wird dich bestimmt füttern, und ich husche in die Videothek und leih uns irgendetwas aus“ „Mach das…“ Und mit einem diabolischen Grinsen lässt er mich allein. Uruha schnappt sich derweil die Stäbchen und füttert mich. So viel Liebe und Zuneigung habe ich doch gar nicht verdient… „Uruha kann ich trotzdem zwischendurch anrufen? Ich halt das keine 2 Tage aus…“ „Hey wir stehen doch voll und ganz hinter dir“ „Trotzdem will ich nicht…“ „Hey, schau mal. Wir gehen übermorgen nach der Untersuchung im Krankenhaus zum Psychiater. Und der macht dann eine Untersuchung mit dir und wird dich über alles informieren“ „Kommst du mit…?“ „Hai“ „Auch mit zu ihm rein?“ „Kann ich machen“ Soll ich ihre Hilfe annehmen? Blind vertrauen, mich führen lassen? Egal wohin sie mich führen, einfach mitgehen? „Ich habe Angst…“ „Das brauchst du nicht haben. Wir sind doch alle Freunde…“ „Trotzdem habe ich Angst davor, diesen Weg alleine gehen zu müssen“ „Wir können dich auch mal am Wochenende besuchen kommen… Oder dir ein Video schicken. Und du kannst einen Laptop mitnehmen, dann können wir uns über die Webcam unterhalten. Du brauchst keine Angst zu haben. Die Tage überstehen wir locker“ „Ohne meine Gitarre gehe ich aber nicht dorthin! Und ihr müsst mich alle verabschieden“, gebe ich weinerlich von mir. Man muss es ja überdramatisieren. „Hey, wir werden alles dafür tun, damit es dir wieder besser geht. Auch wenn wir die nächste Tour dafür absagen müssen oder sonst etwas. Wir schaffen es schon“ „Das ist so lieb von euch“ „Finde ich auch“ ----------- Disclaimer: nichts mir, kein geld~ sry nur der letzte satz musste sein xD naja ich hab viel zu bemängeln... wie immer ^^" hoffe es gefällt euch trotzdem xD sry dass es so lange gedauert hat ;; aber momentan bin ich total unmotiviert... Kapitel 10: ------------ „Guten Abend! Was macht ihr so? Wie geht es euch? Wie haltet ihr bloß die Zeit ohne mich aus? Ich vermiss euch so. Ich will hier weg, sofort! Mir ist hier so langweilig und aus meinem Zimmer komme ich auch nicht raus. Dafür habe ich viel zu viel Angst! Die geben mir immer weiter Schlaftabletten und Beruhigungsmittel, weil ich ihnen immer die Ohren voll heule. Die ganze Nacht hört man Schreie, auch tagsüber. Deshalb höre ich so oft I-Pod oder komponiere. Es lenkt ab. Ich habe immer Angst, es kommt einer rein und ich habe so oft die Ärzte gefragt, ob ich euch anrufen darf, aber ich darf nicht! Aber wenigstens klappt das Internet, auch wenn ich euch nie erwische. Denn meistens bin ich schon viel zu früh im Bett oder sonst wo. Und die Therapiestunden! Der zwingt mich zum Reden und erpresst mich mit meiner Gitarre! Das Essen schmeckt wie schon einmal verdaut und sieht auch so aus. Deshalb lasse ich es meistens stehen und dann meinen die immer, ich bin viel zu verwöhnt! Naja, ich verlange nur jeden Abend eine neue Fertigpizza, da ich den ihren Fraß nicht runter bekomme. Den ersten Abend habe ich in der Gummizelle verbracht! Die wollten mir meine Gitarre wegnehmen und dann bin ich so wütend geworden… Einen habe ich bewusstlos geschlagen, doch irgendwie… Hab ich trotzdem verloren. Ihr hattet nicht gesagt, dass ich auch in eine Gummizelle kommen kann! Ciao Euer böser Aoi“ ~ „Hey Aoi, hat doch mit der Email geklappt, was hast du? Sorry, nur wir sind momentan so mit den Proben und anderen Dingen beschäftigt, dass wir nicht so viel Zeit fürs Internet haben. Uns geht es allen gut. Ich hoffe dir geht es nicht allzu schlecht… Auch wenn deine Email darauf schließen lässt. Ich soll dich von Uruha grüßen. Er hat momentan soviel um die Ohren, dass man ihn außer zu Proben oder Meetings gar nicht mehr sieht. Es ist schon schade, aber er hat halt großes vor. Aber dazu mehr, wenn du wieder da bist. Haben die Gespräche noch nicht angeschlagen? Du klingst ein wenig traurig, aber auch wiederum so wie früher. Es wird schon, du musst nur Geduld haben. Lasse bitte die Leute in einem Stück und wenn möglich auch die Einrichtung. Ansonsten behalten sie dich noch länger dort. Und wenn du lieb bist, kommst du auch nicht in die Gummizelle. Wir sehen uns ja bald. Erhol dich bitte, besonders für Uruha. Er kommt fast um vor Sorge und glaub mir, er dreht noch völlig durch wenn du nicht bald wieder besser aussiehst und alles. Und dabei wird er nicht der Einzige sein. Ständig fragen uns die anderen, wie es dir geht… Werde wieder gesund! Ciao Reita“ ~ „Huhu Rei… Ich war so froh, dass ihr gekommen seid. Der Arzt hat gemeint, ihr kommt nicht wenn ich nicht gehorche. Die behandeln mich alle so, als wäre ich zurückgeblieben und könnte jeden Moment Selbstmord begehen! Besonders nachdem ihr gegangen seid! Die haben mich abgetastet, nach Rasierklingen und alles! Haben geguckt ob ich mich geritzt habe. Sogar Blut abgenommen haben sie mir! Als würde ich noch Alkohol trinken! Ich habe es euch ja versprochen! Ich bin froh, wenn ich in ein paar Tagen wieder zu Hause bin. Mir geht es zwar besser, aber ich vermiss euch! Ciao Aoi“ ~ Momentan befinde ich mich auf dem Weg nach Hause. Die anderen wollen mich am Bahnhof abholen, auf jeden Fall haben sie mir das versprochen. Viel Gepäck habe ich nicht dabei, da sie schon größten teils alles mitgenommen hatten. Meine verheulten Augen verstecke ich unter viel Make-up und einer Sonnenbrille. Gleich fahren wir in den Hauptbahnhof ein. Ob sie sich verändert haben? Ich bin nervös und merke langsam wie die Beruhigungstabletten nachlassen. Ich will nicht noch eine holen, denn ich möchte stark sein. Die Lautsprecheransage kündigt den Bahnhof an. Schnell zaubere ich mir ein geübtes Grinsen auf das Gesicht, hänge mir meine Gitarrentasche um und nehme meine Reisetasche. Mit der anderen hole ich meine eine Krücke und stütze mich beim Gehen leicht auf ihr ab. Als ich aus dem Zug steige, spüre ich als Erstes eine starke Umarmung von unserem Zwerg. „Aoi, ich habe schon gedacht ich werde dich nie wieder sehen!“ „Ach kleiner…“ „Hey! Bekomm ich keine ordentliche Begrüßung mehr?“ „Nicht in der Öffentlichkeit!“ „Schämst du dich jetzt etwa?“ „Natürlich! Wie alle meinen, ich habe etwas Besseres verdient!“ Kai klopft mir freundschaftlich auf die Schulter und meint, ich solle Uruha nicht so viel ärgern. Mittlerweile hat mich Ruki auch losgelassen und trägt freudestrahlend meine Reisetasche. Reita gibt mir einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und grinst mich hinterhältig an. Ihm drücke ich meine Gitarrentasche in die Hand und gehe anschließend zu Uruha, um ihn in den Arm zu nehmen. „Aber Reita darf dich küssen, in der Öffentlichkeit?“ „Jetzt sei doch mal nicht so eifersüchtig. Gehen wir zu Uruha nach Hause?“ „Warum nicht zu dir?“ „Zu weit weg und ich bin viel zu müde um soweit zu gehen“ „Nichts da! Wir gehen zu dir“ „Uruha, habt ihr irgendetwas mit meiner Wohnung angestellt?“ „Wie kommst du darauf?“ „Nur so“, genervt seufze ich. „Wie geht es eigentlich deinem Bein und allem?“, besorgt mustert mich Reita. „Ganz gut“ „Ist heute irgendetwas vorgefallen, oder warum bist du so genervt?“ „Die wollten mich allen ernstes da behalten! Und da hab ich den Manager angerufen und der hat seine Kontakte spielen lassen. Und die letzte Nacht habe ich in einer Gummizelle verbringen dürfen. Mir tut alles weh!“ „Was hattest du denn nun schon wieder angestellt?“ „Ich bin gestolpert und hatte mich der Länge nach hingelegt. Die haben nur den Lärm gehört und haben gedacht, ich hätte mit der Einrichtung gekämpft! Nur weil ich die Pflegerin erst einmal angeschnauzt habe, sie solle nicht so dämlich gucken“ „Aoi… Was zum Teufel haben die aus dir gemacht?!“ „Ein seelisches Frack mit Totalschaden“ Reita drückt mich einmal fest und lächelt mich an, zögerlich lächle ich zurück. „Können wir uns vielleicht beeilen? Irgendwie geht es mir seit dem Sturz gestern alles andere als gut…“ „Der Arzt hat doch gesagt, dass du vorsichtig sein sollst… Wo tut es denn weh?“ „Kopf und Bauch… Aber nur weil ich auf meine Reisetasche gefallen bin!“ „Bein noch in Ordnung?“ „Ja…“, Reita wuschelt mir kurz durch die Haare. „Komm Aoi ich hol dich auf meinen Rücken“ Kai drücke ich meine Krücke in die Hand und klettere dann auf Uruhas Rücken. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich kann mich nicht erinnern wie ich in irgendein fremdes Zimmer gelangt bin. „Ah du bist wach“ „Wo bin ich?“ „Wir haben dich in ein Hotel gebracht, weil du anscheinend doch sehr starke Schmerzen hattest… Ein Arzt ist gekommen und hat dich untersucht. Es ist alles in Ordnung, trotzdem sollst du dich noch ein wenig ausruhen“ „Wo sind die anderen?“ „Bei dir in der Wohnung. Sie kommen später wieder…“ „Warum bist du nicht mit?“ „Sie wollten mich nicht dabei haben“ „Komm her kleiner“ „Iie… Du machst mir Angst“ „In wiefern?“ „Aufgesetzte Fröhlichkeit ist garantiert nicht deine Stärke“ „Hm…“ „Hatte die Therapie wirklich keinen Erfolg?“ „Doch ja, aber trotzdem bin ich ein wenig niedergeschlagen“ „Warum denn?“ „Kommt vom Schlafmangel, meinte einer der Betreuer“ „Ich hab gedacht die haben dir Schlaftabletten gegeben?“ „Das schon. Aber ich bin morgens trotzdem viel zu früh aufgewacht“ „Dann ruh dich jetzt noch ein wenig aus. Ich pass auch auf dich auf“ „Du und auf mich aufpassen? Ruki, ich bin größer wie du!“ „Und verletzt. Tja, bei einem Überfall hätte ich definitiv bessere Karten wie du“ Ein Handyklingeln unterbricht uns und Ruki entschuldigt sich kurz, geht schnell auf den Balkon telefonieren. In der Zwischenzeit stehe ich auf und humpele mehr schlecht als recht ins Bad wo ich erst einmal mein Blase erleichtere. Danach geh ich wieder zurück zum Sofa und beobacht den Kleinen, wie er sich am Handy über irgendetwas aufregt. Hoffentlich ist seine Freundin nicht am anderen Ende. Irgendwann kommt er auch wieder rein und grinst mich frech an. „Uruha kommt uns abholen. Denkst du, du schaffst die Fahrt bis zu deiner Wohnung?“ „Hm… Keine Ahnung“ „Ist dir schlecht?“ „Ein wenig… Wegen den Schmerzen“ „Wirklich nur ein wenig?“ „Ob du es glaubst oder nicht, ja“ „Ich hab dir nichts getan, Aoi“ „Ich weiß… Sorry“ Die Hotelzimmertür wird geöffnet und Uruha kommt auf mich zu, hebt mich ohne ein Wort hoch. Ruki holt den Zimmerschlüssel von Uruha und geht hinter uns her. „Ruki ich warte unten in der Tiefgarage auf dich. Bring du bitte den Schlüssel zur Rezeption. Hab schon längst ausgecheckt“ „Pass gut auf ihn auf“ Irgendwann wird es mir zu viel und ich fange anzuquengeln, will alleine den Weg zum Auto gehen. „Aoi Schluss jetzt! Dein Krücke liegt im Auto und ohne lass ich dich nicht gehen“ „Du bist gemein!“ „Nachher fliegst du nur wieder hin. Anweisung vom Manager: Auf Aois Gesundheit Acht geben!“ „Dann stütz mich oder sonst etwas…“ „Warum willst du überhaupt gehen?“ „Bauch…“ „Wir nehmen den Aufzug. Ich hab ein paar Tabletten im Auto. Hattest ja beim ersten Krankenhausaufenthalt welche bekommen“ „Ich will aber nicht!“ „Aoi bitte sei einmal ruhig“ „Uruha“, gebe ich weinerlich von mir. Abrupt setzt er mich auf dem Boden ab und meint, er geht schnell zum Auto etwas holen. Verunsichert ziehe ich die Beine an und schlinge meine Arme darum, fokussiere die Wand gegenüber. Nach scheinbar endlosen Minuten holt mich statt Uruha, Ruki ab und drückt mir eine Flasche Wasser und ein paar Tabletten in die Hand. „Nimm die, dann geht es dir auch besser“ „Was ist mit Uruha?“ „Keine Ahnung… Er ist wohl etwas genervt“ „Ich hab Angst…“ „Mal jetzt bloß nicht den Teufel an die Wand. Komm wir gehen zu ihm“ „Hilfst du mir?“ „Du sollt dich doch nicht aufregen, das weißt du“ Augen rollend hilft mir Ruki und unter Müh und Not schaffen wir es zu Uruha. Dieser packt mich direkt auf die Rücksitzbank und bittet Ruki, sich auch hinten hin zusetzen. Müde schließe ich die Augen und döse ein wenig vor mir her. Nur am Rande nehme ich das stetige Streicheln über meinen Arm von Ruki wahr. „Habt ihr alles fertig bekommen?“ „Hm, ja. Ich hoff die Tabletten wirken schnell, ansonsten sollten wir lieber noch einmal einen Arzt kommen lassen“ „Das ist nicht nötig… Das ist die Aufregung, die ihm so zu schaffen macht“ „Ich mache mir Sorgen…“, meint Uruha. „Uru…“ „Soll ich anhalten?“ Im Halbschlaf schüttle ich leicht den Kopf und Ruki wirft mir eine Decke über. „Es könnte länger dauern, die Fahrt. Baustelle… Schlaf ruhig etwas“ „Welchen Tag haben wir?“ „Übermorgen hast du Geburtstag. Wurdest ja doch einen Tag früher entlassen“ Mit halb geschlossenen Augen beobachte ich Uruha, wie er voll konzentriert auf die Fahrbahn guckt. „Komm schon, schlaf etwas, Lieber. Du kannst sowieso kaum noch deine Augen offen halten“ „Genau Aoi. Soll ich dir vielleicht noch etwas geben?“ „Iie…“ Erschöpft schließe ich die Augen und schlafe auch irgendwie ein. Das nächste was ich mitbekomme ist ein Poltern. Schwerfällig stehe ich auf, gähne einmal herzhaft und hangele mich irgendwie in die Küche und lasse mich dort auf einem Stuhl nieder. „Ausgeschlafen?“ Verwundert reibe ich mir über die Augen. Es sieht so… Anders aus?! Und da steht doch nicht wirklich Uruha, oder? „Alles in Ordnung?“ „Denke schon…“ „Hast du Hunger?“ „Iie“ „Ich hab hier trotzdem Sushi und so für dich. Dann geht es dir auch wieder besser, glaub mir“ Meine Augenlider fühlen sich wie Blei an und immer wieder fallen sie mir zu. Ich verschränke die Arme auf dem Tisch, bette meinen Kopf drauf und versuche zu schlafen. „Geh lieber wieder ins Bett. Wir haben mal gerade 3Uhr morgens und die anderen sind auch erst gegangen“ „Trägst du mich?“ „Gerne…“ Seufzend hebt er mich hoch, trägt mich zurück und legt mich ins Bett. Leise lachend deckt er mich zu und verschwindet kurz um die Sushi zu holen. „Damit du wieder zu Kräften kommst“ Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als er mich füttert. „Ich liebe dich, weißt du das Uruha?“ „Natürlich“ „Kommst du zu mir ins Bett?“ „Wenn du es unbedingt möchtest“ „Liebst du mich auch noch?“ „Natürlich“ Ich kuschle mich direkt an ihn, als er sich neben mich legt. „Und jetzt schlaf etwas“ „Iie…“ „Was ist denn los?“ „Ich will nicht schlafen“ „Komm schon. Später kommen die anderen wieder und ihnen ist es viel lieber, wenn du nicht ganz so fertig bist“ „Klar, die wollen heute Abend nur meine Wohnung belagern um auf meine Kosten sich voll laufen zu lassen“ „Ich hab bei den ganzen Einkäufen mit Kai für heute Abend alles außer Alkohol gekauft. Und wir verzichten liebend gerne auf welchen wegen dir“ „Das muss doch nicht sein…“ „Aoi jetzt mach mal halblang!“ „Ich will das aber nicht“ „Was du willst ist egal, kleiner. Wir wollen dir lediglich eine kleine Freude bereiten“ „Solange ihr nur zu viert kommt…“ „Warum nur zu viert?“ „Ansonsten ist es zu viel Trubel“ „Hast du eigentlich noch Tabletten mitbekommen, für die nächste Zeit?“ „Beruhigungstabletten, aber nur wenn es zu viel wird“ „Hm… Aber sonst ist alles in Ordnung?“ „Denke schon. Soll halt Stress vor erst vermeiden und mich nicht aufregen. Vorsichtig an alles herantasten und mich nicht in solchen Sachen überschätzen“ „Aber dir geht es besser, oder?“ „Klar“ „Oh man…“ „Was denn?“ „Ich mach dir jetzt Tee und dann schläfst du aber. Tut dein bauch noch weh?“ „Es geht…“ „Du bekommst von mir eine Schlaftablette…“ „Warum?“ „Weil ich weiß, dass du ansonsten nicht schlafen wirst“ Wortlos beobachte ich Uruha, wie er den Raum verlässt und nach einer Zeit mit einer Kanne Tee wiederkommt. „Trink das und nimm die Tabletten. Ich hab noch deine anderen dabei gelegt, damit du wirklich mal ein paar Stunden durchschläfst. Bin dann noch einmal kurz weg“ „Wohin…?“ „Reita hat Mist gebaut“ „Ok… Wann kommst du wieder?“ „Ich weiß es nicht… Kai kommt und macht dir Frühstück, später“ „Pass auf dich auf, ja?“ „Mach ich. Jetzt komm und trink… Ich stell dir deine Krücke neben dein Bett. Bitte pass auf, obwohl ich schon das meiste aus dem Weg geräumt habe“ Er drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn und lässt mich alleine. Seufzend trinke ich den Tee und nehme die Tabletten. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlafe ich irgendwann ein. Ein sanftes Streicheln über meine Wangenknochen lässt mich erwachen. Aber da es noch viel zu früh ist, bin ich viel zu faul meine Augen zu öffnen. „Hey, ich hab Frühstück gemacht. Komm steh schon auf“ „Geh weg“ „Aoi-chan komm schon“ „Lass mich schlafen, zum Teufel noch mal“ „Fluch nicht“ „Ich fluche wann ich will, raus hier“ „Nein“ „Was hast du an dem Wort raus nicht verstanden?“ „Aoi, warum bist du schlecht drauf?“ „Lass mich schlafen“ „Nein“ Als er mich umarmt, versuche ich mich zu wehren, doch es ist sinnlos. Er ist viel zu stark. Böse funkelnd schlage ich die Augen auf und lasse mich von ihm etwas aufrichten. „Du wäschst dich jetzt und ziehst dir was Anständiges an“ „Du bist nicht meine Mutter“ „Aoi, bitte“ Augen rollend, aber ohne Widerstand lasse ich mich ins Badezimmer tragen. Dort angekommen hilft mir Kai beim Ausziehen und lässt mich dann alleine in Boxershorts. Seufzend schließe ich die Badezimmertür ab und wasche mich. Ich bin so froh, wenn ich den Gips heute abbekomme. Zusammen mit Kai fahre ich nachdem Frühstück ins Krankenhaus und lasse mich noch einmal untersuchen. Sie entfernen den Gips und schreiben mir noch einige Tabletten auf, damit ich wieder zu Kräften komme. Zufrieden mit mir und der Welt stiefele ich neben Kai zum Auto und bin mehr als froh, als wir wieder in meiner Wohnung sind. „Geht es dir nicht gut?“ „Hm?“ „Du bist so blass geworden…“ „Mach dir keine Sorgen“ Ich schaue ihn noch einmal an und schüttele dann den Kopf. „Ich geh mich etwas hinlegen“ „Wirklich alles in Ordnung?“ „Denke schon…“ „Bist du vielleicht sauer, weil wir dich zurzeit so bevormunden?“ „Ein wenig“ „Ich ruf Uruha an und frag wann er kommt“ „Brauchst du nicht…“ „Setz dich dann wenigstens etwas zu mir in die Küche“ „Ok“ „Wo ist Uruha denn genau hin?“ „Er hat gemeint, Reita hätte Mist gebaut“ „Das ist nicht gut…“ „Wieso?“ „Hm…“ „Verschweigt ihr mir etwas?“ „Hai“ „Und warum?“ „Weil es dich nichts angeht“ „Kai!“ „Du willst es nicht wissen, ehrlich nicht“ „Warum nicht?“ „Darum“ „Warum?“ „Darum!“ Schmollend stehe ich auf und marschiere ins Schlafzimmer, wo ich mich direkt unter der Bettdecke verkrümele. Irgendwie vermisse ich Uruha. Ein Klingeln an der Tür ertönt und ich schlage mir die Bettdecke über den Kopf. Ich höre wie unten die Tür und wenig später meine Tür geht. „Ah Ruki. Kümmere dich bitte ein wenig um Aoi“ „Wo ist er denn?“ „Ich glaub, er wollte ins Bett“ „Und was hat er?“ „Schlechte Laune und so“ Ruki nimmt die Decke von mir und streicht mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du siehst krank aus…“ „Mir ist auch schlecht wie sonst was…“ „Magst du vielleicht Tabletten?“ „Iie…“ „Komm wir gehen etwas auf den Balkon, dann geht es dir auch besser“ „Hm…“ Ich lasse mir von ihm aufhelfen. Auf dem Weg nach draußen stützt er mich und lässt mich dort auf einem Stuhl nieder. „Ich hol dir eine Jacke und etwas zu trinken“ Er lässt mich allein zurück in der Eiseskälte. „Kai kannst du eine Kanne Tee machen? Und vielleicht mal mit raus kommen?“ „Hai…“ Drinnen raschelt es ein wenig und wenig später hab ich endlich eine Jacke an. „Sollen wir einen Arzt kommen lassen?“ „Iie… Die haben mich schon genug untersucht“ „Warum…?“ „Weil ich so erschöpft bin, die meiste Zeit“ „Und was haben sie gefunden?“ „Nichts… Sie haben mir immer weiter Vitaminspritzen und alles gegeben“ „Wie fühlst du dich überhaupt genau?“ „Ein wenig unwohl und erschöpft…“ „Mit dem Bauch besser geworden?“ „Ein wenig“ „Komm wir gehen ins Wohnzimmer und dann legst du dich etwas auf die Couch“ „Hm…“ Kai hebt mich hoch und Halt suchend klammere ich mich an ihn. „Ruki weißt du wann Uruha wieder kommt?“ „Ich weiß es nicht, sorry“ Ich klammere mich noch weiter an Kai, auch als ich schon längst auf der Couch liege. „Ruki hol du bitte den Tee und die ganzen Tabletten“ Erste Tränen laufen über meine Wangen als ich den Kopf schüttele. „Und frag mal bitte nach, wann die Diva endlich wieder kommt“ „Kai…?“ „Hm?“ „Mach bitte Musik an“ „Dafür muss du mich aber loslassen“ „Oh, Entschuldigung“ Peinlich berührt löse ich die Umklammerung und lasse mich zurückfallen. „Wir machen dann schon einmal alles für heute Abend fertig. Könnte es sein, dass du ein wenig nervös bist?“ „Ein wenig, vielleicht“ „Hab keine Angst. Es wird so wie immer sein“ „Gerade davor habe ich ja Angst!“ „So schlimm sind wir auch nun wieder nicht“ Bevor ich auch nur zum antworten ansetzen kann, stopft mir Ruki einen Keks in den Mund. „Grübele nicht so viel, gibt graue Haare“ Während ich mich fast am Keks verschlucke, ist Kai schon längst wieder am werkeln. „Bleib du mal etwas bei ihm, Ruki. Langsam wird er anstrengend“ „Ich werde anstrengend?“, gebe ich weinerlich von mir. „Ja, Oma“ Wütend grummele ich vor mir her und ziehe Ruki zu mir. Noch ist er zu überrascht und dieses nutze ich es aus, um mich an ihn zu klammern. „Aoi?!“, kommt es von Kai. „Hai?“ „Was ist denn jetzt kaputt?“ „Die dritte Nervenbrücke von links hinter deinem Ohr?“ „Was zum Teufel machst du mit Ruki?!“ „Mir ist langweilig“ „Lass ihn bitte gehen“ „Genau! Uruha ist dein Plüschtier“ „Der hat mich ja gegen Reita eingetauscht“ „Du weißt wieso Uruha nicht schon eher hier ist?“ „Warum?“ „Er ist eingepennt bei Reita und er will ihn nicht wecken“ „Das ist gemein!“ „Aoi bitte… Bitte lass Ruki los“ Seufzend lasse ich Ruki los, halte ihn aber am Pulloverzipfel bei mir. „Was ist denn los… Komm sag schon“ „Ich will nicht allein sein“ „Ich geh ja nicht weit weg… Schau mal ich helfe Kai, in Ordnung? Und du nimmst jetzt deine Tabletten, trinkst Tee und so“ „Ich will auch helfen!“ „Ich, Ich, Ich?“, fragt Kai. „Ihr seid gemein!“ „Komm Ruki, lass ihn ein wenig in Ruhe“ „Der lässt mich ja nicht gehen!“ „Aoi…“ Schnaubend lasse ich Ruki los, der auch direkt von mir springt. Schmollend schnappe ich mir den Tee und nehme die Tabletten. Böse funkelnd sehe ich dabei zu, wie die anderen beiden um mich herumwuseln. „Den Mörderblick konnten sie dir auch nicht abgewöhnen oder?“ „Das haben sie sich nicht getraut!“ „Bitte Aoi sei nicht sauer… Aber du sollst dich ausruhen“ „Spar dir dein Mitleid, Zwerg“ Die Tür geht auf und augenblicklich springe ich auf, renne dort hin und fast in Reita hinein. „Leise, hai?“, flüstert er, „frag mal Kai ob er Schmerztabletten und starken Kaffee für ihn hat“ Missmutig gehe ich ins Wohnzimmer und verlange von Kai Kaffe und Schmerztabletten, für meinen Liebhaber. ~~~~~ Disclaimer: nichts mir, nichts Geld das mit den "bleieidungen" musste sein ;; sry! aber ich hoffe euch hat es wenigstens etwas gefallen. naja ich mach wieder mehr drama, wenn es sein muss. obwohl... anner spinne aus angst zu sterben is noch zu harmlos(ich verlern deutsch XD) xD Kapitel 11: Geburtstage sind nicht immer toll --------------------------------------------- „Ruki geh du ran“, lallt Reita als das Telefon klingelt. Obwohl sie es mir versprochen hatten, musste Kai ihnen eben Alkohol kaufen. Und nur weil es ihnen bisher keinen Spaß gemacht hatte. Zu gern würde ich auch, aber ich darf nicht. Außerdem würde Kai ausrasten wenn ich nur einen Schluck von so etwas trinken würde. „Hallo, ier bei Shiroyama“, meldet sich Ruki für mich am Telefon. „Aoi-San?“, wer ist das?! „Shou-chan?!“, CHAN?! „Hai. Ist Aoi da?“, oh nein! Kurz blickt der kleine zu mir und verneinend schüttele ich den Kopf. „Aoi will keinen sprechen, sorry“, entschuldigt er sich reumütig. „Richtest du ihm dann alles Gute von uns aus und dass er keinen Trübsal blasen braucht“, meint Shou kichernd am Telefon. „Hai, mach ich. Aber ich glaub er weiß es schon, hab ja Lautsprecher an. Naja, mata ne“, verabschiedet Ruki sich. „Dann noch viel Spaß“, den werden wir sicherlich haben. Nachdem er aufgelegt hat seufze ich laut und verschwinde auf dem Balkon. Durch Reita habe ich das Rauchen aufgehört, nur wegen ihm. Dabei hat mir diese Beziehung zu ihm sonst nichts außer schönen Erinnerungen versüßt mit viel Schmerz gebracht. Müde lasse ich meinen Kopf sinken. Ich möchte nur schlafen, nicht mehr. Aber sie lassen mich nicht. Sie jagen, die Erinnerungen. Sie lassen mir keine Ruhe. Die Therapien haben dieses nur verschlimmert. Wie oft habe ich Rotz und Wasser geheult, immer wieder darum gefleht. Er möge doch bitte kommen, mich mit nach Hause holen. Fast so als würde ich Uruha als weißen Ritter auf einem weißen Pferd ansehen. Der Manager hat mit den Ärzten vereinbart, dass ich jetzt immer wieder zum Psychologen um die Ecke gehe. Deshalb haben sie mich gehen lassen, vermerkt ich sei stark suizidgefährdet. Ich könne keine Beziehungen führen, solle am Besten den Job aufgeben. Ihn einfach an den Nagel hängen. Sie verstehen nicht, der Job gibt mir den letzten Halt. Die Beziehung zu Uruha verhindert den Verlust des Haltes, das Abrutschen zurück in das Loch der Verzweiflung. Kaltes Nass benetzt mein Antlitz. Immer wieder erschaudere ich. Immer wieder erzittere ich am ganzen Körper. Ich kann meinen Lebenstraum nicht einfach aufgeben. „Aoi-chan?“, bist du das Ruki? Halt suchend kralle ich mich am Balkongeländer fest. Schwarze Schatten legen sich über mein Haupt. Vorsichtig lasse ich mich auf dem Boden nieder. „Was ist los mit dir?“, fragt der kleine direkt in Sorge. Nicht gerade liebevoll wird mir auf die Wange geschlagen, als ich immer noch keine Antwort von mir gegeben habe. Schulterzuckend versuche ich zu antworten. Der Sog dreht sich schneller, reißt mich in die Tiefe. „Tut dir etwas weh?“, Kai?! Ein Kopfschütteln. Langsam erkenne ich wieder etwas. Unsicher schaue ich Ruki und Kai an, die beide vor mir knien. „Komm geh ins Bett, du siehst müde aus“, meint Kai fürsorglich. Nerviges, unmännliches Gluckenverhalten. Ruki hilft mir beim Aufstehen und stützt mich auf dem Weg zum Bett. „Kai geh schon einmal vor“, danke Ruki. „Ok“, meint er nur einsilbig. Kaum sind wir alleine schließe ich Ruki in meine Arme und beginne hemmungslos zu weinen. „Komm beruhige dich wieder… Gehen wir gleich wieder zu den anderen?“, fragt Ruki hoffnungsvoll. „Hm…“, antworte ich lediglich. „Du musst etwas essen, Aoi“, ermahnst du mich. „Gl-Gle-Gleich“, bringe ich unter den ganzen Schluchzern hervor. „Ist okay… Beruhige dich etwas und dann können wir reden, wenn du willst“, er ist immer so einfühlsam. „Holst du Uruha?“, bitte ich ihn. „Wieso…?“, fragst du. „Oder du… Oder sonst wer…“, seufzend schließe ich die Augen. „Du redest wirr. Beruhige dich erst einmal, ich bin ja für dich da…“, liebevoll streichst du mir über den Rücken. „Ruki…“, murmele ich deinen Namen. „Deine Tabletten sind im Bad oder? Ich hol sie dir… Kai macht dir sicher gerade eine Tasse Tee“, was willst du mit meinen Tabletten? „Ich komm mit…“, meine ich lediglich. „Ruhe dich lieber noch etwas aus, du bist eben fast umgekippt…“, besorgt streichst du mir durch die Haare. „Onegai, Ruki“, flehe ich. „Wenn es sein muss“, seufzend gibst du dich geschlagen. Ich schniefe noch einmal leise und lasse Ruki los, der auch direkt aus dem Zimmer stürmt. Über die Augen am reiben verlasse ich ebenfalls den Raum und mustere Ruki argwöhnisch, der sich hinter Kai versteckt. „Ich hab dir deine Tabletten da hingelegt. Die beiden anderen schlafen endlich und du solltest dich auch langsam aber sicher zu Uruha begeben, ansonsten sucht er sich noch ein neues Kuscheltier“, meint Kai. „Ich geh ja direkt“, erwidere ich schmollend. Böse funkelnd nehme ich mir das Brot, esse es und trinke den Tee nebenbei. Die Tabletten lasse ich gekonnt außer acht, wäre ja gelacht wenn ich nicht ohne diese rosa Dinger auskommen könnte. Und rosa, warum sind die bitte rosa? Ich bin doch ein Mann! Ein Mann in drei Teufels Namen! „Grummel nicht so vor dir her. Die Tabletten musst du nehmen, ansonsten lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen“, weist mich Kai zu Recht. „Uuuuuh jetzt habe ich aber Angst Atommüllfressendes Wesen“, provoziere ich unseren Bandleader. Eigentlich mache ich dieses ziemlich ungern, da ich selbst keinen Spaß verstehe. „Aoi er meint es ernst… Und glaub mir, du wärst nicht der erste der ihm zum Opfer fällt“, meint Ruki ernst. „Ach lastet der Baka dich nicht mehr anständig aus, dass du schon zu uns greifen musst?!“, das hat gesessen! „AOI!“, ein lautes Prusten entweicht mir. Klein Kai und Böse? Nie im Leben! Außer er ist auf radikalen Sexentzug, wie bei jeder Tour. Auch wenn er sich dafür genug Abhilfe geschafft hat. Dabei weiß ich gar nicht, ob er mit seinem Freund oder seine Freundin zusammen ins Bett geht. Ich vermute es einfach einmal. Erst ist schließlich auch nur ein Mann. Wie soll ich mich erst fühlen? Naja ich bin ja auch erst 2Monate mit Uruha zusammen, glaube ich… Und Reita? Viertel Jahr, Bettgeschichten an Mass. Wieso denk ich eigentlich schon wieder an das gefühlskalte Ekel? Kann das nicht einmal enden? Klong, die Bratpfanne trifft meinen Kopf. Soll mich das jetzt etwa beeindrucken? Nein, auch egal. Schulterzuckend verlasse ich den Raum und hinterlasse Ruki unterm Küchentisch und einen vor Wut schnaubenden Kai. „AOI BLEIB GEFÄLLIGST HIER, ICH BIN NOCH LANGE NICHT FERTIG!“, schreit Kai durch die ganzen Wohnung. Und dieses ist wohl der Zeitpunkt, wo ich die Flucht ergreifen muss und das tue ich jetzt auch. So schnell ich kann renne ich zu Reita, klammere mich an ihn und benutze ihn quasi als Schutzschild. Er ist darin definitiv besser wie Uruha. Kai kann einem richtig Angst machen, besonders wenn er anfängt zu schreien. „Aoi, was is’n?“, murmelt Reita schlaftrunken. „Kai macht mir Angst“, schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. „Müsst ihr euch immer so anschreien?“, tun wir das? „Hai…“, zwei, drei Tränen verlassenen meine Augen. Hilflos vergrabe ich mein Gesicht in seinem Schlafanzugsoberteil. „Ru… Dein Anhängsel ist hier“, murmelt Reita genervt. „Was’n?“, nuschelt Uruha verschlafen. „Hol Aoi, will pennen“, bin ich etwa nur ein Gegenstand?! „Hol du ihn“, und schon ratzt er wieder. Sag ich doch, Reita ist ihn so was einfach besser. Das Reita schlecht drauf ist kann ich verstehen, zu wenig Schlaf wie man sieht. Außerdem hängen Uruha und ich an ihm, keine schöne Sache. „Aoi-chan…?“, fragt Zwergnase vorsichtig. „Ruki hol ihn mir gefälligst ab“, fleht Reita. Ich kneife die Augen zusammen, als mir jemand die Haare zurück streicht und sie zusammenbindet. „Komm Aoi… Kai wartet…“, flüstert Ruki. „Iie!“, verneine ich. „Zu ihm würde ich auch nicht“, gibt Reita seinen Senf dazu. „Komm schon… Er hat sich auch wieder beruhigt. Lass die beiden jetzt schlafen“, warum sollte ich ausgerechnet dieses tun? Als ich aufstehen will, muss ich mich erst einmal an der Sofalehne abstützen. Ich glaube das ging zu schnell, eindeutig. Ich hasse es, wenn lauter schwarze Punkte in meinem Gesichtsfeld herum schwirren. Leise Flüche am murmeln gehe ich Ruki hinterher und setze mich in der Küche auf einen Stuhl. „Aoi bitte esse das. Ich weiß, dass du eben erst gegessen hast, aber das wird dir gut tun, vertrau mir“, meint Kai und zeigt auf etwas undefinierbares. „Ist da Gift drinnen?“, frage ich ängstlich nach. „Iie. Komm schon, vertrau mir. Und dann legst du dich in dein Bett und schläfst ein wenig. Wir bleiben auch bei dir“., und dieses soll mich jetzt beruhigen, Grinsekätzchen? „Willst du mich auf den Arm nehmen?!“, frage ich gereizt nach. „Aoi ich hab keine Lust dich an deinem Geburtstag ins Krankenhaus fahren zu müssen, also ess das gefälligst“, warum Kai? „Du willst mich vergiften…“, stelle ich nüchtern fest. „Iie, komm schon. Ich meine es ernst. Du merkst doch selbst wie schwach dein Körper geworden ist. Wir helfen dir auch, wenn du allein nicht mehr zurück in dein Leben findest… Aber bitte hol die Hilfe an die wir dir geben. Wir haben dich nicht umsonst in eine Klinik einweisen lassen…“, traurig schaut mich Kai an. „Etwas, was alles nur noch schlimmer gemacht hat“, seufzend schlage ich die Beine übereinander. „Es war ein Versuch Wert. Schau mal, wir haben den Terminplan aufgelockert, jede Menge Termine für dich abgesagt. Wir verlangen von dir lediglich, dass du wieder wie früher wirst… Oder dir helfen lässt und dich nicht immer mehr von allen zurückziehst“, ist dieses nicht ein wenig zu viel verlangt? „Kai…“, unterbreche ich seinen Redeschwall. „Ich höre…?“, willst du mich wirklich anhören? Ich will nicht schon wieder auf taube Ohren stoßen. „Ich mach das doch nicht mit Absicht… Ich weiß mir nicht anders zu helfen…“, unsicher knabbere ich auf meiner Unterlippe herum. „Das merken wir… Vertrau uns einfach. Lass dich führen. Trink und esse erst einmal etwas, wir reden morgen weiter. Es bringt nichts, wenn wir nicht mit kühlen Kopf an die Sache herangehen“, aufmunternd lächelt mich unser Schlagzeuger an. „Danke…“, und dieses manche ich vom ganzen Herzen. „Nichts zu danken. Und jetzt esse etwas, du gehörst definitiv ins Bett“, warum wiederholst du dich eigentlich ständig? Als ich den ersten Bissen herunter geschluckt habe, verziehe ich erst einmal das Gesicht vor Ekel. „Schmeckt es dir nicht?“, fragt Kai verwundert nach. Ich nicke und beäuge das Essen argwöhnisch. „Versuch es bitte trotzdem… Wenigstens ein Viertel“, flehst du. „Kai… Was machen wir heute?“, frage ich neugierig. „Nichts oder eher such du dir etwas aus“, meinst du nur. „Ich würde gerne proben… Oder allgemein irgendetwas machen wegen den Konzerten“, außer will ich nicht, dass meine Gitarre verstaubt. „Fühlst du dich fit genug?“, du klingst besorgt. Ich nicke nur und beobachte Ruki, der sich mittlerweile an den Tisch gesetzt hat und nervös mit seinen Fingern spielt. Zwischendurch esse ich immer wieder von dem Gemüse und frage mich innerlich, ob es mir irgendwie helfen soll. Irgendwann steht Ruki kommentarlos auf und verlässt den Raum, irgendwann hören wir wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. „Was ist mit ihm…?“, frage ich verwundert nach. „Ich weiß es nicht… Vielleicht hängt es mit Reita zusammen, oder so… Seit die beiden hier sind, ist er schon total unruhig“, dieses habe ich gar nicht gemerkt. „Er tut mir Leid…“, aber auch nur ein wenig. „Mir auch, aber mach dir keinen Kopf darum, hai?“, werde ich machen, Kai. „Ok… Weckst du mich bitte nachher? So gegen 7Uhr…“, bitte ich ihn. „Du willst nur 4 Stunden schlafen…?“, dieses reicht doch, finde ich. „Iie, ich möchte nur in Ruhe duschen können“, etwas was ich die letzte Zeit vermisst habe. „Baka“, meint er nur daraufhin. „Selber. Ich geh dann auch ins Bett, Nacht“, verabschiede ich mich von ihm. „Schlaf gut. Falls du etwas brauchst, ich bin im Gästezimmer“, war ja klar, dass du es wieder für dich alleine beanspruchst. Ich nicke nur und mache mich auf den Weg zu meinem Bett, die Tür lasse ich vorsichtshalber nur angelehnt. Nicht, dass doch Gift im Essen war. Oder das Essen nicht an Ort und Stille bleiben will. Oder eine Spinne nur darauf wartet, mich zu fressen. Gähnend ziehe ich mir einen Schlafanzug an und schlüpfe unter die Bettdecke. Vielleicht wird mir die Probe was Gutes tun. Als mich Kai weckt, habe ich nichts Besseres zu tun als mich um zudrehen und versuchen weiter zu schlafen. Oder eher es zu versuchen. „Aoi…?“, fragst du. „Hai?“, grummele ich undeutlich vor mir her. „Geht’s dir besser?“, fragst du besorgt. Warum bist du eigentlich immer direkt besorgt? Ich nicke nur und schnappe mir mein Kissen, werfe es dem Störenfried Kai an den Kopf. „Wir haben schon 7 Uhr“, und um die Uhrzeit bist du schon so munter? „Viel zu spät“, meine ich. „Geh schon einmal duschen, damit ich die andern beiden wecken kann“, lass die anderen beiden gefälligst noch schlafen! Murrend stehe ich auf, schnappe mir frische Kleidung und mache mich auf den Weg ins Bad. „Warte Aoi, bevor ich es vergesse. Pass auf dich auf, hai?“, inwiefern soll ich bitte auf mich aufpassen? „Ich werde schon nicht ertrinken“, auf jeden Fall hoffe ich dieses. „Bei dir kann man nie wissen“, sehr witzig, Kai. Ich lache nur höhnisch und verschwinde im Badezimmer und knalle die Tür lautstark zu, als ich Kais Handy klingeln höre. Schnell entkleide ich mich und springe unter die Dusche, schließe die Tür jedoch nicht ab. . Irgendwie hat mich Kais Bitte beunruhigt. Vielleicht bin ich nicht fit genug, für alles. Vielleicht sollte ich doch noch Pause machen. Naja ich weiß, dass mich die anderen jetzt beim Duschen in Ruhe lassen. Zu oft habe ich sie meine Wut wegen verschiedenen Dingen spüren lassen. Aber sobald ich wieder aus dem Badezimmer komme, ist mit dieser Ruhe Schluss, habe ich das Gefühl. Nachdem ich mich fertig angezogen, Haare geföhnt und gestylt habe, trete ich in den Flur. In der Küche sind Reita und Uruha, von Kai keine Spur. Wo ist er nun schon wieder…? „’n Morgen Aoi-chan“, lächelnd schaut mich Reita an. „Morgen Rei“, halbherzig erwidere ich sein Lächeln. Ein wenig lächelnd gehe ich zu Uruha und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wisst ihr wo Kai ist?“, frage ich. „Bei Ruki…“, Reita guckt schuldbewusst weg. Nanu, habe ich etwa etwas verpasst…? „Warum…?“, hacke ich vorsichtshalber mal nach. „Seine Freundin hat angerufen und gemeint, ihm ginge es nicht gut“, die Nacht ging es ihm doch noch prächtig? „Ich ruf ihn mal an…“, meine ich nur seufzend. „Kai regelt das schon. Komm setze dich und esse etwas. Nicht so viel Stress am frühen Morgen“, immer mit der Ruhe Reita. Besorgt mustere ich Uruha, der bisher noch kein Wort gesagt hat. „Der Kater lässt grüßen. Lass ihn etwas in Ruhe, er fängt sich schon wieder“, meint unser Bassist scherzhaft. „Fallen die Proben heute aus…?“, bitte nicht! „Ich denke nicht. Kai hat gemeint, wir drei Hübschen sollen schon einmal vorfahren. Ob er Ruki später mitbringen wird, wusste er noch nicht“, seit wann sind wir hübsch?! „Wann fahren wir denn?“, ich hoffe nicht zu früh. „Nachdem du gefrühstückt hast und unsere kleine Diva mal ihr Hinterteil in die Dusche bewegt hat“, war Uruha noch nicht duschen? „Hast du schon geduscht?“, wenn ja, wann?! „Heute Nacht irgendwann“, er ist krank, eindeutig. Er hat sich bestimmt zu viele Gehirnzellen weg blondiert. „Du spinnst“, ungläubig schaue ich ihn an. „Na und…?“, er grinst mich frech an. Kopfschüttelnd spachtele ich den Reis in mich hinein und gucke dabei immer wieder zu Uruha. Dieser schafft es auch irgendwann sich auf zurappeln und im Badezimmer zu verschwinden. „Aoi…? Kann ich vielleicht mit dir reden…?“, seit wann fragst du mich das, Reita? „Hai, warum auch nicht?“, frage ich direkt zurück. „Ich will nur wissen, wie es dir momentan so geht…“, sieht man das nicht? „Es geht schon. Fühle mich nur ein wenig ausgeschlossen“, und das meine ich ernst! „Wegen Ruki und mir? Glaub mir, du musst es nicht wissen“, aber ich will es wissen! „Geht es ihm deshalb nicht so gut?“, ich will es endlich wissen, los sag schon. „Iie, nicht nur deshalb. Er hat momentan einfach zu viel um die Ohren“, wirklich...? Ich glaube es ist besser das Thema zu wechseln. Ich mag es nicht, wenn die Stimmung so tief im Keller ist. „Wo sind meine Geschenke…?“, schließlich habe ich noch nichts bekommen! „Verrat ich nicht“, du bist fies, Reita. „Ihr habt nicht nur meine Wohnung ruiniert, sondern auch keine Geschenke für mich. Ihr seid blöd!“, erwidere ich trotzig. „Lass dich mal umarmen“, forderst du mich schmunzelnd auf. Seufzend gehe ich auf ihn zu und lasse mich in den Arm nehmen. War das früher auch so, bei unserer Beziehung? Hat er mich da auch einfach in den Arm genommen? „Was ist los Aoi…?“, fragst du. „Nichts, was soll denn sein?“, frage ich dich direkt zurück. „Du guckst so traurig“, tue ich dieses wirklich? „Es ist nichts…“, es ist wirklich nichts was dich angehen könnte. Die Kluft zwischen den anderen und mir wird von Mal zu Mal größer. Egal wie oft ich diese erneut überwinde, sie bricht immer wieder vor mir auf, reißt mich fast zurück ins schwarze Loch. „Du ich leg mich etwas hin, das mit Uruha dauert ja eh noch“, wo ich Recht habe, habe ich Recht. „Sicher, dass es dir gut geht?“, fragend schaust du mich an. „Ich weiß es nicht…“, ich weiß es ehrlich nicht. Er drückt mich näher an sich und hebt mich hoch, trägt mich ins Wohnzimmer und legt mich dort auf das Sofa. „Ich mach dir einen Tee und du rührst dich keinen Millimeter!“, weist du mich zurecht. „Iie!“, verneine ich dieses direkt aufgebracht. Er kneift mir in die Wange und lächelt mich hinterhältig an. Ich bekomme langsam Angst! „URUHA! REITA WILL MICH VERGEWALTIGEN“, schreie ich aus Leibeskräften. Reita guckt mich fassungslos an, verwirrt gucke ich zurück. Ich habe das gerade wirklich gesagt, oder viel mehr geschrieen, ach du heilige Gitarre! In Windeseile eile ich zur Tür, ziehe mir die Schuhe an und renne raus. Doch nach wenigen Metern werde ich eingeholt, von Uruha. Dieser ist zwar angezogen, hat aber nackte Füße und total nasse Haare. Schweigend packt er mich an der Hand und zieht mich mit sich, zu Reitas Auto. Immer noch wortlos schließt er die Hintertür auf. Er macht mir Angst. „Kommt er gleich?“, frage ich verängstigt nach. Er nickt nur und setzt sich, rückt durch. Ängstlich setze ich mich neben ihn und schließe die Tür, beginne nervös mit meinen Fingern zu spielen. Uruha zieht mich seufzend in eine Umarmung und streicht mir immer wieder über die Haare. „Was machst du nur immer Aoi-chan?“, fragst du seufzend. Erste Tränen finden ihren Weg und ich fange an zu schluchzen. Ich kann nicht mehr. Wo ist der Weg zurück? Es ist wie in einer Wüste, die Spuren der vergangenen Tage verwischen immer wieder aufs Neue und man findet den Weg zurück zur rettenden Oase nicht. „Komm beruhig dich… Ich mag dich nicht weinen sehen“, flehst du mich an. Er wischt die Tränen weg, doch sie kommen immer wieder. Nur langsam kann ich mich beruhigen. „Wir haben uns deine Demos angehört, die du uns mitgegeben hattest. Ruki hat auch schon ein paar Songtexte dazu geschrieben. Sie kommen auf jeden Fall mit aufs neue Album. Außerdem will der Manager, dass du ein paar Zusatzproben machst. Außer du kannst noch alles…“, fragend schaust du mich an. „Hm…“, ich weiß es nicht. „Und die Stylisten kommen morgen, wegen den Kostümen. Dann haben wir noch ein paar Photoshoots. Ich glaube in zwei Wochen ist unser erstes Konzert“, es ist so viel zu tun. Seufzend massiere ich mir die Schläfen. Und dann noch diese ganzen Informationen, argh! Dank dem Weinen tut mein Kopf weh. Reita steigt ins Auto und drückt mir ein paar Schuhe, Socken und ein Handtuch in die Hand. „Und du setzt dich bitte richtig hin, Aoi. Ru-chan kommt doch. Sie warten im Probenraum auf uns“, er klingt ziemlich wütend. Ängstlich reiche ich Uruha die Sachen und setze mich richtig hin, schnalle mich an. „Rei, du verschreckst nur Aoi. Die Situation zwischen dir und Ruki ist ja schon schlimm genug, da musst du es dir nicht auch noch bei Aoi verscherzen“, was meinst du damit Uruha? Damit die Schmerzen etwas weggehen, schließe ich die Augen und lehne mich an die Fensterscheibe. „Was ist los Schatz?“, seit wann bin ich ein Schatz? Ich grummele nur etwas Unverständliches vor mir her und setze mich etwas bequemer hin. „Ihm ging es eben schon nicht gut. Ich glaub er hat schlechte Laune“, wie kommst du bitte darauf, Reita? „Rei hast du etwas aus Kai heraus bekommen, warum es Ruki nicht gut geht?“, ist das etwa wichtig Uruha?! „Ruki hat sich gestern eine Kippe nach der anderen angesteckt und Alkohol getrunken bei seiner Freundin. Kennst ihn ja, er verträgt so etwas nicht. Hat sich nicht reinreden lassen, auch als er schon sein Essen rückwärts gegessen hat. Heute Morgen ging es ihm mehr als dreckig und er hat gemeint, er bringt sich um. Seine Freundin hat sich sein Handy geschnappt, weil sie nicht mehr weiter wusste und Kai angerufen. Er konnte auch nicht viel ausrichten, aber wenigstens kommt Ruki zur Probe“, was ist nur passiert, kleiner? „Rei…?“, frage ich vorsichtig. Er nickt nur leicht. „Warum ist Ruki immer so nervös wenn du da bist?“, unsicher schaue ich ihn an. War die Frage doch nicht so richtig, die ich gestellt habe? ---------- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld sry für den sarkasmus, für die ironie und die flachwitze. musste einfach sein. die wüste spiegelt momentan vieles wieder. hoffe mal das nächste 'pitel kommt schneller ^^ danke für die reviews/favos *kekse verteil* aois gedächtnisvelrust -> amnsesie wegen dem sturz von der treppe... reitas vergehen -> nächstes 'pitel +800 Wörter(April 09) Kapitel 12: Ist es wirklich Liebe? ---------------------------------- Reitas Miene verfinstert sich auf einmal und mir läuft es kalt den Rücken runter. „Das geht dich absolut nichts an!“, meint er erbost. „AKIRA! Lass deine schlechte Laune nicht an ihm aus!“, schreit Uruha aufgebracht. Mittlerweile sind wir auch schon kurz vor unserem Probenraum angekommen. „Lasst gut sein, ist schon ok… Ich hätte nicht Fragen sollen, entschuldigung“, versuche ich die Situation zu entschärfen. Reita ist echt beängstigend, wenn er so drauf ist. Er schreit so gut wie nie und wenn er es mal macht, dann bringt man sich am Besten in Sicherheit. „Nein Aoi, Reita hat sich zu entschuldigen, nicht du!“, faucht Uruha mich an. „Rei halt bitte an und sag Kai, dass ich nicht zur Probe komme“, gebe ich seufzend von mir. Er hält am Straßenrand an und lässt mich raus. Mein Weg führt mich direkt in den Park, fernab von den Streithähnen. Fernab von den Problemen. Manchmal wünsche ich mir eine rosarote Brille. Denn solche Streits kann ich nicht so einfach vergessen. Wieder verlässt ein Seufzen meine Lippen, was ist nur aus uns geworden? Wir sind doch eine Familie, wir gehören zusammen. Aber warum gibt es nur noch Streit, warum gibt es nur noch Probleme? Ein Handyklingeln reißt mich aus den Gedanken. Es ist anscheinend mein Handy. Ich nehme ab und warte auf ein Zeichen von Kai. „Kai desu. Aoi, wo bist du?“, fragt er besorgt. „Im Park, wo sonst?“, gebe ich leicht belustigt von mir. „Soll einer vorbeikommen?“, warum Kai? Mir geht es gut. Auf jeden Fall denke ich dieses. „Das ist nicht nötig. Haben sich die Streithähne wieder beruhigt?“, frage ich ernst. „Hai, nachdem Ruki sie fertig gemacht hat. Der Zwerg war richtig in Rage und ich glaube er hätte sie sogar umgebracht, hätte ich ihn nicht davon abgehalten“, warum lacht Kai jetzt? Daran ist gar nichts lustig! „Kommst du denn heute noch zur Probe, oder eher nicht?“, fragt Kai hoffnungsvoll nach. „Später, hai? Ich geh erst etwas essen“, um Zeit zu schinden, nicht weil ich Hunger habe. „Sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragt Kai direkt wieder in Sorge. „Hai, ich brauche nur etwas Ruhe. Bis später“, seufzend lege ich auf. Ich weiß nicht ob es wirklich so eine gute Idee ist, heute zu proben. Eigentlich fühle ich mich alles andere als fit, aber ich will auch nicht ewig ohne auskommen. Immerhin, irgendwann will ich wieder auf der Bühne stehen, mein Bestes geben. -Wie eine verblühte Rose, ist unsere Liebe, schon lange hat sie verloren, ihren einstigen Glanz, versuchten ihn zu bewahren, mit vielen Lügen- Liebe ich Uruha überhaupt? Ich weiß es nicht. Es ist einfach nicht die gleiche Liebe, das gleiche Kribbeln wie bei Reita. Wie gerne würde ich Uruha genauso lieben können. So wie er es verdient hat. -Wollten den Schein bewahren, nicht zugeben, unsere Liebe längst verloschen, wie eine Kerze im Wind- Schon wieder klingelt mein Handy, doch dieses Mal ist es kein Bandmember, wie es scheint. Stirn runzelnd lese ich die Sms. „Was ist los Aoi? Warum proben die anderen ohne dich? – Akiya“, wenigstens einem fällt es auf. „Ich komme später nach. Bin erst etwas essen. Mach dir keine Sorgen. Aoi“, mit dieser abgeschickten Sms, schalte ich auch das Handy aus. Es soll sich doch keiner um mich Sorgen machen, dieses habe ich nicht verdient. Auf dem Weg zu unserem Proberaum kaufe ich mir einen Espresso bei Starbucks. Erst einmal etwas Koffein, das beruhigt die Nerven. Das Essen lasse ich bewusst weg. Hauptsache die anderen denken, ich hätte etwas Essbares zu mir genommen. Ich frage mich wie lange es noch dauern wird, bis ich wieder wie früher bin. Die Ärzte haben gemeint es ist noch ein langer Weg, den ich bestreiten muss. Einen steinigen, harten Weg. Damit ich endlich wieder lachen kann. Damit ich mit der Vergangenheit abschließen kann. -Liebe ist letztendlich nur eine Illusion- Als ich im Gebäude ankomme, schmeiße ich erst einmal den Becher weg und binde mir die Haare zusammen. Die Angestellten begrüße ich lächelnd. Es soll niemand merken, wie es tief in mir aussieht. -Verdorrt Blume im Winde verweht- Allen Mut zusammen nehmend öffne ich die Tür zu unserem Proberaum, blicke grinsend in die Runde. Will niemand mehr Sorgen bereiten, will mich selbst und die anderen anlügen. Ruki sitzt zusammen gekauert in einer Ecke, trägt Kopfhörer. Er scheint wohl an den Songtexten für die Demotapes zu arbeiten. Ich bin gespannt welche von ihnen alle auf das neue Album kommen werden. „Wir haben schon auf dich gewartet“, sofort drückt mir Uruha meine Gitarre in die Hand, „ist schon gestimmt.“ -Ein tosendes Meer, ja, das beschreibt meine Gefühle- Gefühlte Stunden haben wir geprobt. Keiner kam um mir zu gratulieren, wenigstens etwas. Zufrieden lächelnd lege ich mich auf das Sofa in meiner Wohnung. Kai hatte mich mit ihm direkt nach der Probe zu mir gefahren. Er meint ich solle mich ausruhen, morgen wäre ein großer Tag. Was er wohl damit meint? Nicht, dass die meinen Geburtstag doch feiern. Ich glaube eher nicht. Oder eher ich hoffe es. „Hier Aoi trink das und dann ab ins Bett mit dir!“, lächelnd hält mir Uruha eine Tasse Tee hin. Dankend nehme ich diese an und trinke sie langsam aus. Ich bin froh, dass er bei mir ist. Dann kann ich wenigstens nicht auf dumme Gedanken kommen. Und genau davor hatte mich der Therapeut gewarnt. Ich solle die nächste Zeit nicht alleine sein, damit ich jemand habe, der auf mich aufpasst. Mich vor dem schlimmsten bewahrt. Nachher betrinke ich mich nur wieder und dieses soll ich ja vermeiden. Keinen Alkohol die nächsten Wochen, keinen einzigen Tropfen. Und dieses will ich auch tun. Keinen Alkohol, denn dieser würde mir nur schaden. Immerhin muss sich mein Magen noch ein wenig erholen. Ansonsten kann ich nie wieder scharfe Sachen zum Beispiel essen. „Denk nicht so viel nach, dein Tee wird kalt“, schmunzelnd kneift mir Uruha in die Wange. Nickend trinke ich weiter, lehne mich an seinen warmen Körper. „Was machen wir morgen?“, frage ich neugierig nach. „Das siehst du dann. Keine Party, sondern etwas anderes, tolles“, er strahlt ja richtig. „Hoffentlich nichts anstrengendes“, seufzend streiche ich mir die Haare hinter die Ohren. „Yuu, das wird schon. Lächle bitte für mich“, flehend schaut er mich an. Kopfschüttelnd stelle ich die Tasse auf den Tisch, vergrabe meinen Kopf in seinem Pullover. „Bitte geh ins Bett, wenn du schlafen willst. Warte ich trage dich“, kopfschüttelnd hebt er mich hoch. Ich kralle mich richtig an ihm fest, als er mich ins Schlafzimmer trägt und mich dort auf dem Bett absetzt. Beim Aufstehen murre ich und gehe zu meinem Kleiderschrank. Ziehe mir erst einmal einen bequemen Schlafanzug an. „Uruha, können wir vielleicht morgen zu dir fahren?“, frage ich vorsichtig nach. Meine eigenen vier Wände erdrücken mich. Wecken sie doch zu viele alte Erinnerungen, welche die ich längst vergessen hatte. „Gerne, wenn du soviel Unordnung erträgst“, lachend knufft er mich in die Seite. Nickend ziehe ich ihn zum Bett, lege mich unter die Bettdecke. „Ich bleib noch so lange, bis du eingeschlafen bist, hai?“, lächelnd streicht er mir über die rechte Wange. Nickend decke ich mich richtig zu. Hoffentlich finde ich in der Nacht Erholung. Den Schlaf, den ich bitter benötige. --------------------------------------- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld sry reis vergehn gibts doch später~ xD sry für die lange warte zeit. hft gefällt euch das 'pitel. Kapitel 13: Bittere Wahrheit ---------------------------- Zitternd wische ich mir die Tränen von den Wangen, spüle ein letztes Mal meinen Mund mit Wasser aus. Nur langsam beruhigt sich mein Körper, die Erschöpfung macht sich breit. Leicht wankend gehe ich zu Uruha ins Wohnzimmer, lasse mich auf seinem Schoß nieder. Schlinge seufzend meine Arme um ihn und schmiege mich an seine Halsbeuge. „Was hast du Yuu?“, zaghaft streicht er mir durch die Haare. Ich schüttele nur den Kopf, fange wieder an zu weinen. Meine Augen fangen schon an zu brennen, habe ich doch schon die letzte halbe Stunde fast die ganze Zeit geweint. Nur am Rand bemerke ich, wie Uruha mir immer wieder über den Rücken streicht. Nur langsam verschwindet die Übelkeit, die Angst. Ich höre wie Uruha mit der Tastatur klackert. „Was machst du?“, meine Stimme klingt so brüchig, heiser. „Ganz ruhig, Yuu. Ich chatte etwas mit Kai und Reita. Hauptsächlich wegen Morgen“, zaghaft streicht er mir die Haare hinter die Ohren, „Komm ich lass dir ein Bad ein und dann gehst du wieder ins Bett.“ „Ich hab Angst...“, murmele ich leise. „Dann leg dich wenigstens etwas neben mich auf das Sofa. Du bist schon wieder kalkweiß im Gesicht“, leicht knufft er mir in die Wange. „Wie soll ich denn sonst aussehen?“, keife ich ihn an. Ein Zittern durch läuft meinen gesamten Körper. Mir wird wieder schlechter. „Yuu?! Was hast du?“, vorsichtig drückt er mich von sich weg. Kopfschüttelnd kralle ich mich an ihn, versuche mich zu beruhigen. Nur mit Mühe schaffe ich es, die Galle nicht auszuspucken. Uruha legt mich richtig auf das Sofa und deckt mich zu. Geht anscheinend etwas holen. Nur langsam finde ich zurück in die Welt meiner Träume... ~ Nervös zupfe ich an meiner Kleidung herum. Gleich haben wir einen Fernsehauftritt, mit anderen Bands. Ich bin nervös! „Yuu, jetzt halt doch endlich einmal still! Das ist ja kaum auszuhalten mit dir heute!“, seufzend gibt mir Reita einen Schlag auf den Hinterkopf. Grummelnd lehne ich mich gegen ihn und schließe die Augen. „Du bist echt ein Depp!“, kopfschüttelnd zieht er die Decke wieder über meine Schultern. Reita wurde vom Manager dazu verdonnert, bei mir zu bleiben. Damit ich ja nicht weglaufe oder mich verausgabe bis zum Auftritt. Und da Reita von Uruha erfahren hat, dass ich heute morgen umgekippt bin, muss ich hier liegen bleiben. Dabei war das lediglich ein kleiner Schwächeanfall, nichts Ernstes. Und seit dem geht es mir auch wieder viel besser. Wahrscheinlich wegen den geheimnisvollen Tabletten von heute Morgen. Ruki ist irgendwohin verschwunden, genau wie Uruha und Kai. Es ist ziemlich langweilig, da zwischen Reita und mir immer noch eine angespannte Stimmung herrscht. Auch wenn wir uns wieder ein wenig besser verstehen. „Rei-chan? Darf ich wenigstens noch auf Toilette gehen?“, fragend schaue ich ihn an. „Natürlich! Warte ich komme mit. Nachher entführt dich noch einer!“, lachend hilft er mir auf die Beine. „Denkst du Uruha taucht nachher noch einmal auf?“, gähnend vergrabe ich die Hände in den Taschen. „Wenn du ihn nicht zu sehr verärgert hast“, lachend piekst er mich in die Seite. „Ärgere mich nicht!“, wütend plustere ich die Wangen auf. „Schau einmal da drüben. Uruha steht da“, meint Reita immer noch lachend. Grummelnd verschwinde ich in der Herrentoilette, wo ich erst einmal meine Blase erleichtere. Mir ist schon wieder ein wenig schlecht... Seufzend lehne ich mich an die Kabinenwand und schließe die Augen. Wie soll ich bitte einen Auftritt von 3 Liedern überstehen, wenn es mir nur dank den Tabletten ein wenig besser geht? „Yuu? Ist alles in Ordnung?“, fragt Reita besorgt. „Ha-Hai“, erwidere ich schwach. Leicht zitternd betätige ich die Spülung und gehe mir die Hände waschen. Direkt ist Reita an meiner Seite und stützt mich. „Am Besten du holst gleich etwas dagegen. Ist besser so“, zaghaft streicht er mir über die Seite. „Es geht schon wieder etwas... Danke“, müde lächelnd schaue ich ihm in die Augen. Mittlerweile empfinde ich nichts weiter als freundschaftliche Gefühle für ihn. „Yuu ich weiß es war eine blöde Idee... Aber schlag dem Dickkopf von Ruki mal so etwas aus dem Kopf. Du bist immer noch krank und da brauchst du Ruhe, keinen Stress.“ ~ Mies gelaunt stapfe ich den Weg zurück in den Aufenthaltsraum entlang. Der Auftritt war klasse, ohne Zweifel, aber meine miese Laune kommt nicht daher. Ich hatte kurz vorher einen heftigen Streit mit Uruha und ich glaube diesen haben zu viele mitbekommen. Immerhin haben wir uns im Aufenthaltsraum die schlimmste Dinge an den Kopf geworfen und dabei total laut geschrien. Bis Kai uns auseinander gezerrt und Uruha eine Ohrfeige verpasst hat. Reita geht auch mittlerweile neben mir, aber er nimmt etwas Abstand. Weil er weiß, dass ich nicht ganz so ungefährlich bei so etwas bin. Mein Kopf brummt und mir ist schwindlig, außerdem geht es meinem Magen absolut nicht gut. „Yuu-chan? Soll ich dich auf den Rücken nehmen? Du siehst echt nicht gut aus“, besorgt legt er mir eine Hand auf die Stirn. „Geht schon...“, seufzend gehe ich weiter. Erst nach einer gefühlten Stunde sind wir endlich am Aufenthaltsraum von uns angekommen. Augen reibend lege ich mich auf das Sofa, versuche mich zu entspannen. „Soll ich jemanden holen?“, leicht tätschelt mir Reita die Wange. Nur noch ein Nicken bekomme ich zu Stande, ehe mich die Dunkelheit völlig umhüllt. ~ Leise seufzend schmiege ich mich an die Wärmequelle neben mir. „Yuu? Bist du wach?“, Reita?! Geschockt reiße ich die Augen auf. „Ruhig, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung“, vorsichtig streicht er mir die Haare aus dem Gesicht. „Mir ist schlecht...“, wieder fallen mir die Augen zu... Wie eine leere Batterie fühle ich mich. Alle Energie ist aufgebraucht, die Kerze ist längst ausgebrannt. „Der Manager holt dir gerade etwas. Halt noch etwas durch, bitte“, ich höre ein Flehen in seiner Stimme. „Wo sind die anderen?“, murmele ich erschöpft. „Kai ist auch hier, er hat die anderen beiden weggeschickt“, zaghaft massiert er mir die Schläfen. Jemand legt mir ein kaltes und feuchtes Tuch auf die Stirn. „Entspann dich Aoi, es geht dir bestimmt gleich besser“, wirklich Kai? Wimmernd presse ich mir die Hand auf den Mund und krümme mich leicht. Was ist nur passiert? Warum geht es mir so schlecht? „Was hast du?! Aoi? Hey!“, immer wieder schlägt mir Kai leicht auf die Wange. „Mein Kopf“, den Tränen lasse ich freien Lauf. Es fühlt sich so an, als würde jemand unaufhörlich gegen meinen Kopf schlagen. Immer wieder durchzucken Lichtblitze mein Gesichtsfeld. „Komm ich helfe dir jetzt aus dem Kostüm raus und dann geht es ab nach Hause“, vorsichtig hebt mich Kai hoch und setzt mich richtig auf das Sofa. Zitternd ziehe ich mich um und kann nur mit Mühe das Schluchzen unterdrücken. Mittlerweile ist auch der Manager wieder da, mit etwas zu Trinken und Traubenzucker. „Ihr werdet gleich nach Hause gefahren. Ruki ist schon längst mit Uruha nach Hause“, besorgt mustert mich der Manager. „Danke“, eher angewidert trinke ich etwas und esse den Traubenzucker. „Dann gute Besserung. Hoffentlich bis Morgen“, mit diesen Worten geht er. Halbherzig versuche ich das Zittern zu unterdrücken, erfolglos. „Aoi? Ich nehme dich mit zu mir. In dem Zustand lasse ich dich nicht alleine“, fürsorglich legt mir Reita eine Hand auf die Schulter. Nickend lehne ich mich an ihn, entspanne mich. „Rei, mir ist schlecht“, wieder fange ich an zu weinen. „Du wiederholst dich, Aoi“, lächelnd umarmt er mich. Warum fühle ich mich immer noch so wohl in deinen Armen? -Bitterliches Ende, ist es Zeit zu gehen?- Ein Klopfen an der Tür ist zu hören. „Seit ihr startklar? Dann können wir jetzt fahren“, meint Akiya fröhlich. „Wir haben schon gedacht, ihr kommt gar nicht mehr!“, erwidert Kai lachend. Seufzend stehe ich auf und lasse mich auf den Weg zum Auto von Reita stützen. „Sollen wir euch am Verlagsgebäude absetzen, oder woanders?“, fragt Akiya neugierig. „Verlagsgebäude wäre nicht schlecht“, immer wieder streicht mir Reita leicht über die Seite. „Ich hoffe Aoi-kun ist schnell wieder gesund. Ihr habt ja schließlich in einer Woche das erste Konzert“, ich weiß Akiya... „Das erste richtige Konzert ist in drei Wochen, das nächste Woche soll nur ein kleines zum Auftakt sein. Und dann muss Aoi noch seine Parts aufnehmen, damit Ruki endlich mal an der Reihe ist. Ansonsten dreht der Kleine noch völlig durch“, seufzend fährt sich Kai durch die Haare. „So ist Ruki halt. Aber gewisse andere sind ja nicht besser“, wo Akiya Recht hat... Meine Kopfschmerzen verschwinden langsam durch die Bewegung und die Übelkeit ist schon längst weg. Wenigsten etwas Gutes. „Es geht wieder“, flüstere ich. Lächelnd hört Reita auf mich zu stützen. „Das ist schön. Aber trotzdem will ich nicht, dass du nachher alleine bist. Und zu Uruha lasse ich dich nicht“, warum? ~ Später haben wir uns alle noch einmal im Studio getroffen und geübt. Den ersten Song habe ich jetzt auch schon einspielen können. Dank den Schmerztabletten waren die Kopfschmerzen schließlich ganz verschwunden. Uruha ignoriert mich so gut es geht, ich tue es ihm gleich. Immer wieder wirft Reita uns besorgte Blicke zu. „Wir machen dann gleich Schluss. Aoi, du hast heute Nachmittag dann wieder Aufnahmen. Und ihr anderen sollt schön zu Hause weiter üben. Wir sehen uns dann alle übermorgen wieder“, und mit diesen Worten lässt Kai uns gehen. Grummelnd packe ich meine Sachen zusammen und gehe mit Reita zu seinem Auto. Vorerst wohne ich bei ihm, da ich in meiner Wohnung durchdrehen würde. Außerdem kann er so ein Auge auf mich werfen, damit nichts passiert. Ich frage mich, ob Uruha seine Worte ernst gemeint hat. Er hast gemeint ich bin ihm nur eine Last, schon seit Wochen empfindet er nichts mehr für mich. Ist unsere Liebe jetzt endgültig erloschen? Wurde das Ende schon unwiderruflich eingeläutet? „Denk nicht so viel nach Aoi. Ich rede später noch einmal mit Uruha. Er ist halt momentan ziemlich mies drauf. Also nimm seine Worte nicht so ernst“, seufzend tätschelt er mir den Kopf. Ob ich deinen Worten trauen kann? Als wir zu ihm nach Hause fahren herrscht eine bedrückende Stimmung. Was soll ich tun, wenn wirklich Schluss ist? Gibt es dann überhaupt noch einen Grund zu leben? Mich jeden Tag aufs neue den Problemen zu stellen? „Nimm bitte nachher die Tabletten. Morgen hast du ja den Arzttermin, bitte rede mit ihm über alles. Ich habe Angst um dich“, wirklich? Dabei habe ich bis vor kurzem gedacht, dass du mich nicht mehr magst... „Bitte Yuu. Ich weiß es ist alles nicht so einfach, aber ich will dich nicht verlieren. Wenn nötig machen wir eine Pause und du gehst in eine andere Klinik... Aber bitte, gebe nicht einfach auf! Wir lieben dich doch alle“, mit Schrecken stelle ich fest, dass Reita weint. Wieso? Bin ich dir wirklich so wichtig? Aber warum hast du mich dann verlassen? -Alleine im Regen, sinnlos zu hoffen, auf deine Ankunft- In seiner Wohnung selbst ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus und schmeiße mich dann in sein Bett. Ich will nur noch eins, schlafen und vergessen. „Yuu, das ist mein Bett! Mach dich nicht so breit“, schmollend schiebt Reita mich bei Seite. „Ich kann nichts dafür, dass du so fett bist“, wütend schaue ich ihn an. „Lass deine Laune nicht an mir aus!“, mahnt Reita mich. Ich werfe ihm noch einen letzten Blick zu. Danach drehe ich mich so, dass ich mit dem Rücken zu ihm liege. Uruha, ich vermisse dich... Mein Herz schmerzt wegen der Sehnsucht... Warum liegst du nicht neben mir? Warum sagst du mir nicht, dass alles in Ordnung ist? ~~~~~~~~~~~~~ Disclaimer: nichts mir, nichts Geld Kapitel 14: Staubkorn Hoffnung ------------------------------ Wimmernd presse ich mir die Hand auf den Mund, krümme mich leicht. Immer wieder spüre ich wie Reitas Hand die Wunden entlang streicht. „Ruhig Yuu, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut, vertrau mir“, seufzend legt er mir einen Verband um den Unterarm. „Reita? Schaffst du es, oder soll ich dir helfen?“, wobei? Beängstigt schaue ich Kai an, vergrabe dann mein Gesicht schutzsuchend in Reitas Pullover. „Es geht schon. Hol einfach Uruha her, so kann es ja nicht weitergehen“, wieder seufzt Reita. Warum nicht? Bin ich es nicht, der alleine leidet? Ihr könnt doch weiter leben, so wie bisher. Nur mein Leben ist ein reiner Scherbenhaufen. Wieder habe ich mich in einer Sackgasse festgefahren. Mittlerweile sind wir schon eine Woche auf Tour und mir geht es immer schlechter. Gestern nach dem Konzert bin ich zusammen gebrochen, wenigstens hat es nur Reita mitbekommen. Er war schon am verzweifeln, da nichts helfen wollte. Wie auch? Wenn ich immer den Fanservice von dir und Ruki mit ansehen muss. Es tut weh, tief im inneren, zu wissen es ist für immer vorbei. Oder gibt es vielleicht noch ein Staubkorn Hoffnung? Der Arzt hat mir starke Beruhigungstabletten verschrieben und legt mir noch einmal eine Therapie nahe. Dabei will ich es alleine schaffen. Denn mein Vertrauen in andere habe ich immer noch nicht wieder erlangt. „Nicht schlafen, Yuu-chan“, zaghaft fängt er an mir den Nacken zu massieren. Wohlig seufzend schmiege ich mich näher an ihn. Es tut gut so etwas zu spüren. Immerhin bin ich ja jetzt schon fast einen Monat nicht mehr mit Uruha zusammen. Und genauso lange habe ich kaum mit ihm gesprochen. Ruki meint auch, dass die Trennung zu plötzlich war. „Geht es wieder? Schaffst du es in unser Zimmer?“, fragt er besorgt. „Noch ein wenig“, keuchend wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Beunruhigt schaue ich ihm in die Augen, als wildes Fußgetrappel ertönt. „Keine Angst, Yuu-Chan. Es ist bestimmt nur Uruha oder Kai“, beruhigend streicht er mir über die Wangen. Die Übelkeit nimmt wieder zu und es fällt mir schwer, mich nicht einfach an Ort und Stelle zu übergeben. Eben als ich mich übergeben hatte, hat es leider Reita mitbekommen. Ich habe gedacht er ist bei den anderen, irgendwo feiern. Dabei sind sie alle heute hier geblieben, nur wegen mir. Da sie mich nicht einfach beim Manager abliefern wollten. Wäre es nach Reita gegangen, wäre ich jetzt auf direktem Wege ins Krankenhaus. Dabei habe ich mich nur wegen dem ganzen Blut übergeben müssen. Eben ist mir ein Glas runter gefallen und an den Scherben hab ich mich geschnitten. Wie kann man auch nur so doof sein? So etwas passiert auch nur mir! Und dann beim Scherben rausziehen hat es wie verrückt geblutet. Und davon ist mir leider schlecht geworden. Eine Aneinanderreihung verschiedener Zufälle in schlechter Kombination. „Wenn du erst einmal liegst, vergeht die Übelkeit schneller“, wieder einmal hebt mich Reita ohne Anstrengung einfach so hoch. Habe ich wirklich so viel abgenommen? „Rei, ich hab Angst“, flehend schaue ich ihn an. „Es wird schon klappen“, und mit diesen Worten geht er los, legt mich auf dem Bett ab. Wenigstens ist das Zimmer klein… Deshalb war der Weg zum Bett auch relativ kurz. „Yuu? Was hast du?“, verwundert gucke ich die anderen vier an, als mich Uruha anspricht. „Kou-chan will wissen, warum er seinen Alkohol allein lassen musste“, meint Ruki stichelnd. „Uruha, bitte vertrage dich wieder bei Aoi. Tue uns bitte den Gefallen“, der Nachdruck in Kais Stimme ist richtig raus zuhören. „Und der Rest kann eigentlich wieder gehen, ist am Besten“, und somit gehen alle wieder, bis auf Reita und Uruha. Leise wimmernd verkrauche ich mich unter der Bettdecke und kralle mich an Reitas Arm. Mir ist immer noch schlecht und die Wunden pulsieren schmerzhaft. Der Verband ist mittlerweile blutrot… „Uruha? Ich geh kurz Verbandszeug holen. Wehe du bringt ihn zum Weinen!“, böse funkelnd lässt Reita uns alleine. Warum kann er nicht hier bleiben? Mir seelischen Beistand leisten? Ich schaffe es nicht alleine, dafür bin ich zu schwach. Nachher mache ich nur wieder einen Rückzieher… „Yuu? Geht es dir wirklich so schlecht? Nur wegen mir?“, verzweifelt schaut Uruha mich an. „Auch…“, meine Stimme ist kratzig. Jedes einzelne Wort, jede einzelne Silbe schmerzt. Es ist ganz alleine meine Schuld. Warum kann ich nicht aufrichtig lieben? „Ich habe gedacht es ist besser so… Die Trennung“, ungläubig schaue ich ihn an. Wieder rollen stumm die Tränen über meine Wangen. „Nicht weinen, bitte“, zögerlich streicht er mir durch die Haare. Wütend grummelnd scheucht Reita Uruha weg. „Er soll sich nicht aufregen! Hab ich dir schon tausendmal gesagt“, vor sich her fluchend wechselt Reita mir den Verband. Mit einem flauen Gefühl im Magen wende ich den Blick ab, versuche mich wieder zu entspannen. „Rei! Ich… Ich kann das nicht!“, und mit diesen Worten rennt Uruha weinend raus. „Wo soll es noch hinführen? Aoi, wenn es dir gleich besser geht machen wir einen kleinen Spaziergang“, seufzend zieht er mir eine Mütze an. „Können wir vielleicht morgen weiter reden? Mir geht es wirklich nicht gut, Rei“, meine Stimme klingt immer noch ziemlich angeschlagen. „Aber nur wenn du mir versprichst, dass wir Morgen die Sache mit Uruha aus der Welt schaffen“, fordernd schaut er mich an. Ich nicke und schließe die Augen. Seufze wohlig auf, als ich seine Hand in meinem Nacken spüre. Wie er mich dort krault, himmlisch. Auch wenn es schmerzhafte Erinnerungen an unsere zerbrochene Beziehung hervor ruft. Eigentlich wäre ich auch gerne wieder mit Reita zusammen... Aber mein Herz schlägt für Uruha, denke ich. Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, wen ich von den beiden wirklich liebe. ~ Gähnend richte ich mich auf, reibe mir den Schlafsand aus den Augen. „Na Yuu? Auch einmal wach?“, was hat Reita bitte schön so gute Laune? „Scheint so. Wann kommt Uruha?“, hoffentlich gar nicht. „Gleich. Wir fahren gegen Mittag weiter, denk dran“, und mit diesen Worten lässt er mich alleine. Grummelnd erhebe ich mich, ziehe mich um. Geduscht hatte ich schon gestern Abend, also putzte ich mir nur noch die Zähne. Als ein Klopfen an der Badezimmertüre ertönt zucke ich zusammen. Ist das schon Uruha? „Yuu-kun? Kann ich reinkommen?“, warum klingt Ruki so traurig? „Denke schon. Wenn du den Weg bis zu mir schaffst“, ein bisschen Spaß muss einfach sein. Anscheinend geht es ihm wirklich nicht so gut, denn er ist ziemlich blass im Gesicht. Ob etwas vorgefallen ist? Denn sonst lässt der kleine sich auch nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Oft wirkt er so erwachsen, viel älter wie wir. Doch in solchen Momenten sieht man, wie jung er wirklich ist. Dass er nicht unantastbar ist, dass auch er verzweifeln kann. „Morgen geht es zurück nach Tokio“, fragend schaue ich ihn an. „Ich hab gedacht, wir sind länger weg?“, oder habe ich etwas verpasst? „Es ist besser so… Lass es dir von Kai erklären. Wir haben trotzdem gleich das Interview und alles“, er geht wider, ohne sich noch einmal um zudrehen. Lässt mich einfach mit tausenden Fragen alleine zurück. Was ist nur passiert? Wie konnte eine so nahezu perfekte Beziehung auseinander brechen? Ist es wirklich Zeit für uns? Sollen wir von nun an für immer getrennte Wege gehen? Es steht außer Frage, dass es etwas mit Uruha zu tun hat. Ansonsten würden wir nicht einfach wichtige Termine verschieben. Denn mir geht es ja wieder besser, also weswegen sonst? Nachdem ich alles erledigt habe, gehe ich wieder ins Bett. Ich bin immer noch total müde und Lust auf die Tabletten habe ich auch nicht. Deshalb nehme ich erst einmal Abstand von den anderen. Vielleicht schaffe ich es alleine, wieder glücklich zu werden. Den anderen mein größtes Lächeln zeigen zu können, dieses wünsche ich mir vom ganzen Herzen. „Yuu-chan? Kommst du dann gegen elf Uhr runter an den Haupteingang? Oder soll ich dich abholen kommen?“, fragt Reita. „Gehst du jetzt wieder? Kann ich mit kommen?“, warum sollte ich auch auf diese Frage antworten? „Ok, ich bring dich dann zu Kai. Ich bin mit Ruki bei Uruha auf dem Zimmer, falls etwas sein sollte“, aufmunternd lächelt Reita mich an. „Was ist eigentlich mit Uruha?“, fragend lege ich den Kopf in die Schräge. „Ihm geht es nicht gut, deshalb fahren wir schon morgen zurück. Er kommt aber trotzdem gleich mit zum Interview“, seufzend hilft er mir auf die Beine. „Und jetzt Schluss damit. Du sollst dir nicht unnötige Gedanken um den Holzkopf machen. Werde bitte schnell wieder der alte Aoi. Den, den ich einmal zu lieben gelernt habe“, auffordernde Blicke wirft er mir zu. „Ich werde es versuchen…“, ein wenig sehnsüchtig schaue ich ihn an. Ich hätte ihn nicht so einfach gehen lassen sollen. Schweigend liefert er mich bei Kai ab, der mich auch direkt ins Zimmer zieht. Im Zimmer selbst ist es total unordentlich. Überall liegen Rukis Sachen rum, obwohl er im Normalfall überaus penibel ist. „Gomen, aber du weißt ja… Momentan geht einfach alles drunter und drüber. Es freut mich, dass es wenigstens dir gut geht“, soll dieses jetzt ein Schuldzuspruch sein? „Das mit Uruha wird schon wieder. Er ist schließlich kein Mädchen“, meine ich scherzhaft. Leise lachend klopfe ich Kai auf die Schulter und lasse mich dann auf seinem Bett fallen. „Ich hoffe es geht alles gut“, seit wann ist der Sonnenschein der Band so tot unglücklich? ~ Am Abend sitze ich neben Reita an Uruhas Bett. Kurz bevor ich zu ihm gekommen bin, ist er leider eingeschlafen. Reita meint, ihm ginge es doch viel schlechter als erwartet. Wegen dem ganzen haben wir die Abreise auf zehn Uhr vorverlegt und wir hoffen, dass Uruha die Reise durchsteht. Wir fahren neun Stunden und mit 40°C Fieber ist dieses bestimmt nicht angenehm. „Am Besten wir gehen gleich auch ins Bett, Kai bleibt dann die Nacht bei ihm“, träge wechselt Reita die nassen Wadenwickel von Uruha. „Denkst du, ich kann Morgen mit Uruha reden? Ich will ihn gerne zurück haben und nicht nur als Freund“, und dieses meine ich ernst. „Bestimmt, die Medikamente wirken ja schon“, lächelnd steht er auf, geht ans Fenster. - Wozu jeden Tag diese Qual, wäre es nicht einfacher, besser diesen Pfad zu verlassen, ein neues Leben zu leben, alle ein Ende zu setzen, um diesen Schmerz, die Vergangenheit zu vergessen? – Kouyou, würdest du mit mir einen Neuanfang wagen? Weit entfernt von kritischen Blicken? ---- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld sry für evt Fehler. Gab schwierigkeiten beim online stellen *drop* Kapitel 15: Vielleicht ist es noch nicht zu spät ------------------------------------------------ Schweißgebadet wache ich auf, versuche meine Atmung zu beruhigen. Es war nur ein Traum, Uruha will nicht aussteigen. Uruha kann mich nicht alleine lassen. Leicht verängstigt gehe ich runter zu ihm in die Schlafkabine. Wohl wissend, dass mich die anderen bestimmt wieder gesehen haben. Ich mag es nicht, wenn mich jemand in solchen Momenten sieht. Ich möchte nicht als Schwächling da stehen. Dafür habe ich einfach zu viel stolz. Wenigstens schläft Uruha... Seufzend lege ich mich hinter ihn, drücke ihn nah an meinen Körper. Ich will ihn nicht wegen so einem Streit verlieren müssen. Dafür bedeutet er mir einfach immer noch zu viel. Viel zu viel, für einen einfachen Freund. „Uruha, ich liebe dich“, zaghaft streiche ich ihm durch die Haare. Er ist total warm und verschwitzt, ob es ihm immer noch nicht besser geht? Vielleicht ist sein Fieber doch wieder gestiegen. „Aoi? Ist alles bei euch in Ordnung?“, wie ein leiser Windhauch hört sich Rukis Stimme an. Wieso kommt er gerade jetzt? Um uns beiden hinterher zu spionieren? Dabei akzeptiert ihr doch unsere Beziehung, oder irre ich mich da? Auf jeden Fall habt ihr dieses damals getan. Damals als es noch eine Beziehung gab. „Ich glaube sein Fieber ist gestiegen“, erwidere ich etwas lauter als gedacht. Verwundert gucke ich auf das zitternde Bündel Mensch, welches sich unruhig in meinen Armen hin und herbewegt. Eben lag er doch noch ganz ruhig da? „Aoi... Loslassen“, bringt Uruha keuchend hervor. Eher widerwillig lasse ich ihn los, sehe ihm beim übereilten weglaufen zu. Ich mache mir Sorgen um ihn. Vielleicht ist es doch keine harmlose Grippe? „Was machst du eigentlich bei ihm hier drinnen? Habt ihr euch wieder vertragen?“, fragt Ruki hoffnungsvoll. „Ich habe schlecht geträumt und deshalb habe ich mich etwas zu ihm gelegt. Er hat aber weiter geschlafen. Ich glaube nicht, dass er meine Anwesenheit bis gerade eben bemerkt hat“, seufzend setze ich mich auf. „Willst du vielleicht mit nach vorne kommen? Ich glaube es ist das Beste, wenn sich Reita weiterhin um ihn kümmert“, lächelnd hält er mir die Hand hin. Kritisch mustere ich ihn. Soll ich mich wirklich zu ihnen setzen? „Du brauchst keine Angst zu haben. Komm schon“, bittend schaut er mich an. Seufzend lasse ich mir von ihm aufhelfen, nehme Uruhas Fleecejacke mit zu Kai. „Wie geht es deinem Arm?“, fragt mich direkt Kai. „Besser. Reita hat ihn echt gut versorgt“, antworte ich schwach lächelnd. Mein Arm schmerzt nur noch ein wenig, was mich ehrlich gesagt etwas wundert. Bei der tiefen Wunde gestern. Lächelnd lasse ich mich neben ihn auf das Sitzpolster nieder. Direkt weicht mein Lächeln einer besorgten Miene, als ich den blassen Uruha entdecke. Mittlerweile hat er nur noch die Boxershorts an, hält sich zitternd die Hand vor den Mund. Unaufhörlich fließen Tränen seine Wangen hinab, tropfen langsam auf den Boden. Es tut weh, ihn so leiden zu sehen. Ich muss erst einmal schwer schlucken, um nicht selbst weinen zu müssen. Kurz bevor Uruha bei uns angekommen ist, stehe ich auf. Aufmunternd lächelnd hänge ich ihm die Jacke um die Schultern, helfe ihm anschließend beim Hinsetzen. Er macht mir richtig Sorgen. Wie kann ich ihm bloß helfen? Bisher hat er noch kein Wort gesagt. Er lehnt sich lediglich gegen meine Schulter, schaut mir tief in die Augen. Manchmal werde ich aus ihm einfach nicht schlau. „Aoi? Warum kümmerst du dich so um mich?“, fragt Uruha leise schluchzend. „Du bist immer noch mein Freund, vergesse dieses bitte nicht“, sanft streiche ich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Kou-chan, wir müssen dein Fieber messen. Mach den Mund ganz weit auf“, lachend steckt Reita meinem Liebling das Fieberthermometer in den Mund. „Ich geh euch beiden jetzt eine Decke holen“, Kai ist wie immer sehr zuvor kommend. „Uru-chan, du musst ganz, ganz schnell gesund werden! Schließlich haben wir in acht Tagen wieder ein Konzert!“, leicht schlage ich Ruki auf den Hinterkopf. Direkt fängt er an zu schmollen. Immer denk Ruki an die Konzerte, an die Fans. Ob ihm die Gesundheit von uns völlig egal ist? Aber er ist ja noch wie ein Kind, da darf man keine Verständnis erwarten. Kopfschüttelnd ziehe ich Uruha in eine Umarmung, vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren. Seine Haare riechen immer nach Frauenshampoo. Irgendwie komisch, dabei ist er doch ein Mann. Als das Fieberthermometer wie verrückt anfängt zu piepen, hebe ich den Kopf und sehe direkt in das mehr als besorgt aussehende Gesicht von Reita. „Kou-chan? Fühlst du dich gut genug um die Medikamente nehmen zu können?“, vorsichtig streicht unser Bassist Uruha durch die Haare. Dieser schüttelt nur leicht den Kopf, schließt die Augen. „Ich ruf erst einmal den Manager an. Wir fahren ja nur noch weitere fünf Stunden“, meint Reita ironisch. Kai wirft uns beide eine Decke über, nachdem Reita in dem vorderen Teil des Busses verschwunden ist. „Was ist jetzt mit Uruha?“, frage ich in Sorge. „Sein Fieber ist wieder so hoch wie gestern Abend. Und alle Tabletten die wir ihm geben, erbricht er wenig später. Hoffentlich geht es ihm bald besser“, seufzend macht sich Kai auf den Weg zu Reita. Besorgt wende ich meinen Blick auf Uruha, als dieser anfängt zu zittern. „Ruki? Kannst du mir noch eine Decke holen?“, flehend schaue ich ihn an. Ruki nickt nur, geht zu den Schlafkojen. Vorsichtig reibe ich Uruha über die Oberarme, versuche ihn so zu wärmen. Schneller als gedacht ist Ruki wieder da und wirft noch eine weitere, dickere Decke über uns. Dankend klopfe ich ihm auf die Schulter und widme mich wieder Uruha. Er ist richtig bleich im Gesicht, nur seine Wangen sind feuerrot. „Aoi? Kannst du mir gerade helfen ihm bequeme Sachen anzuziehen? Wir sind gleich da“, warum guckt Reita so traurig? Ich nicke nur, bringe Uruha in eine sitzende Position. Das Zittern wird immer schlimmer und seine Atmung ist auch alles andere ruhig. Ich mache mir immer mehr Sorgen, was ist wenn das Fieber noch weiter steigt? Zusammen mit Reita ziehe ich dem Sorgenkind einen Schlafanzug und eine dicke Jacke an. Er bekommt noch ein paar Dicke Socken und seine Laufschuhe an die Füße. Es ist eigentlich recht einfach, da Uruha schön unseren Anweisungen folgt. Er ist immer noch total bleich im Gesicht. Der Schweiß glänzt komisch im Sonnenlicht. Er ist gerade wie ein treu ergebener Diener. Er macht alles was man ihm sagt. Das habe ich noch nie erlebt, dass Uruha so willenlos ist. „Wir halten gleich an und dann fahre ich zusammen mit dem Manager und Kouyou ins Krankenhaus. Wir stoßen später wieder zu euch“, vorsichtig hebt Reita meinen Liebling hoch, trägt ihm aus dem Bus als wir zum stehen kommen. Hoffentlich bringt er ihn wieder zurück. Ich möchte nicht, dass Uruha die Nächte in einem fremden Krankenhaus verbringt. Nachher passiert ihm dort noch etwas. Immerhin werden viele Leute erst richtig krank, wenn sie in ein Krankenhaus kommen. Unaufhörlich laufen Tränen über meine Wangen. Ich habe Angst, Angst alles zu verlieren. Vielleicht ist es die Grippe, die tödlich verläuft? Was soll ich denn ohne Uruha machen? „Aoi? Was hast du? Rede mit mir, bitte“, besorgt umarmt mich Kai. Bitterlich schluchzend kralle ich mich an ihn, ziehe ihn so neben mich auf die Bank. „Beruhige dich bitte, Aoi. Ruki? Bringe mir seine neuen Tabletten“, geschockt starre ich ihn an. Woher weiß er von meinen Medikamenten? Ich hatte nur Reita und dem Manager dieses anvertraut. Nur die beiden wissen, dass ich von den Ärzten der Klinik so etwas verschrieben bekommen habe. Es sind Beruhigungsmittel, hoch dosiert. Sie bewirken, dass ich mich innerhalb wenig Minuten beruhige. Doch sobald die Wirkung nachlässt, bekomme ich sehr starke Kopfschmerzen... Reita meint, so bald ich sie hole, wäre ich wie weggetreten, kaum ansprechbar. Er hat sie mir bisher dreimal gegeben. Drei Tage hintereinander. Die vergangenen drei Tage... Panisch schiebe ich ihn von mir weg, ziehe meine Beine an. Ich will sie nicht holen, mir geht es gut... Vorsichtig zieht mich Ruki in eine Umarmung, streicht mir immer wieder durch die Haare. „Beruhige dich, ansonsten muss dir Kai wirklich eine der Tabletten geben“, nein, Ruki... Alles nur nicht das. Federleicht fühlen sich die Beruhigungen unseres Sängers an. Zitternd wische ich mir die Tränen von den Wangen, nur langsam versiegt der Fluss. „Komm, geh etwas schlafen. Du bist sicherlich müde“, aufmunternd lächelt mich Ruki an. Erschöpft schließe ich die Augen, schlinge die Arme um den kleinen. „Ich will nicht...“, leise hustend halte ich mir die Hand vor dem Mund. Mein Hals ist ganz trocken von dem vielen weinen. „Du wirst doch nicht krank werden“, seufzend legt Kai meine Medikamententasche weg und fühlt meine Stirn, „Fieber hast du wenigstens keines.“ Wimmernd schließe ich die Augen, wieder fangen Tränen an über meine ohnehin schon geröteten Wangen zu laufen. Ich kann nicht mehr... Dabei habe ich mir geschworen, vor den anderen wenigstens stark zu wirken. „Hey, was ist los? Kai, versuch bitte Reita zu erreichen...“, zaghaft streicht mir der Kleine über die Schulterblätter. Ein wenig schmiege ich mich an ihn, versuche mich mit Hilfe seines Herzschlages zu beruhigen. „Mir ist schlecht, Ru-Chan“, meine Stimme klingt total heiser. Kopfschüttelnd hält mir Kai ein Glas Wasser hin. Ich weiß, dass sich eine der Tabletten dort drinnen im Wasser aufgelöst befindet. Zu oft hat Reita dieses mit mir gemacht... Aber es ist ja nur eine der harmloseren, wie es scheint. „Reita meint, dass er gleich wiederkommt“, beruhigend streicht mir Kai über meine Wangenknochen. Leicht widerwillig trinke ich das ganze auf ein mal aus und bereue dieses direkt wieder. Es schmeckt immer wieder total bitter. Wieder schlinge ich meine Arme um Ruki und schmiege mich dieses Mal noch näher an ihn. „Ey! Das kannst du gefälligst bei Reita oder Uruha machen, aber nicht bei mir“, schimpft Ruki erbost. Direkt werde ich von Kai weggezogen. Böse funkelnd wirft er mir eine Decke über. „Schlaf jetzt etwas“, auch in seiner Stimme ist die Wut deutlich raus zuhören. Was habe ich falsch gemacht? Damals durfte ich euch noch so viel umarmen wie ich wollte, und jetzt? Verunsichert stehe ich auf, gehe in das kleine Badezimmer des Busses. Ich will die Tabletten nicht holen, ich will ihnen nicht kampflos ausgeliefert sein. Gerade als ich mir den Zahnbürstenstil tief in den Rachen schiebe, reißt Kai die Badezimmertüre auf, stürzt auf mich zu. Ich spüre wie mein Magen anfängt zu krampfen, ich spanne alle meine Muskeln an. Fühle Erleichterung, als ich die Reste der Medizin erbreche. Als ich sicher bin, dass nichts mehr kommt, betätige ich die Spülung und gehe meinen Mund auswaschen. „Yuu...? Komm rede mit mir“, zögernd kommt er langsam auf mich zu. „Kai... Lass mich einfach in Ruhe“, wütend schiebe ich ihn zur Seite und verschwinde in meiner Schlafkoje. Sie haben nicht das Recht, meine schwachen Momente auszunutzen. Ich höre wie Kai irgendwas zu Ruki sagt und wie kurz darauf etwas poltert. Verängstigt ziehe ich die Beine an, verstecke mich unter der Bettdecke. Schaue auf die Leiter, die zu meinem Versteck führt. Was ist wenn Kai auf mich losgeht? Selbst wenn ich die Tabletten nicht hole, bin ich ihm schutzlos ausgeliefert. „Aoi? Geht es? Warte ich komme hoch zu dir“, besorgt schaut mich Ruki an, als er zu mir in die Schlafkabine klettert. „Bin ich wirklich so ein schlechter Mensch?“, murmle ich erschöpft. „Nein, alles nur das nicht. Aber schau mal, wir wollen dir nur helfen. Und es würde deinem Körper gut tun, wenn du sie holen würdest“, zögerlich nimmt er die Bettdecke von mir. Man hört wie sich die Bustür öffnet und sich wenig später wie schließt. Ängstlich schaue ich Ruki an. „Kai soll sich erst einmal abreagieren gehen, keine Angst. Komm steh auf, dann gehen wir auch etwas raus. Du brauchst etwas frische Luft, dann geht es dir auch besser“, aufmunternd lächelt er mich an. „Ich sehe bestimmt total schrecklich aus“, so kann ich doch nicht raus gehen! „Ach was. Ok dann geh erst einmal duschen und dann schauen wir mal weiter. Vielleicht ist Reita schneller wieder hier, wie er gesagt hatte“, seufzend klettert Ruki wieder von meinem Bett, „und jetzt ab mit dir in die Dusche!“ Kopfschüttelnd rappele ich mich auf, folge ihm anschließend. ~ Ob es Kai ist, der gerade wieder gekommen ist? Ein wenig krauche ich mehr unter die Bettdecke, die mir Ruki eben übergeworfen hatte. Er hatte mich im Endeffekt dazu überredet gehabt, dass ich die Tabletten schlucke. Schon seit einer gewissen Zeit wirken sie. Seit eben liege ich auf der Sitzbank, immer wieder streicht mir Ruki durch die Haare. „Ist er eingeschlafen?“, also ist es doch Kai, als hätte ich es nicht geahnt. „Nein, aber lass ihn trotzdem in Ruhe. Ich hoffe Reita kommt wirklich gleich, denn auf dem Weg zurück sind sie ja schon“, Ruki hört auf einmal auf mir durch die Haare zu streichen. „Geht es Uruha denn besser? Ich hätte eher gedacht, dass sie ihn da behalten“, er klingt ziemlich verwundert, also Kai. „Kou-chan wollte nicht da bleiben. Sie haben ihm Medikamente gegeben, damit das Fieber wieder etwas runter geht. Wenn wir aber in Tokio sind und es ist wieder so hoch, soll er ins Krankenhaus. Aber wir hoffen einmal, dass es nicht so weit kommen wird“, Ruki klingt so zuversichtlich... Jemand bindet mir Haare zusammen, streicht mir leicht über die Wange. Als ich die Augen öffne, schaue ich direkt in die von Kai. „Ich mache dir jetzt Tee und eine Wärmflasche. Du bist seit eben richtig bleich um die Nase“, zaghaft stupst er meine Nase. Ich nicke nur, schlinge die Decke etwas mehr um mich. Mein Kopf fühlt sich wie in Watte gepackt an, ihre Worte dringen kaum zu mir durch. Mir ist ein wenig übel, wahrscheinlich wegen der Tabletten. Ich hasse es, wenn so etwas Nebenwirkungen hat. Allgemein hasse ich die Tabletten. Es fühlt sich meist so an, als hätte man gar keine Kontrolle mehr über sich selbst. Außerdem werde ich total anhänglich da durch, was ja auch nicht gerade ein Vorteil ist.. ~ Erst eine Stunde später kommt Reita mit einem schlafenden Uruha wieder, den er direkt in sein Bett verfrachtet. Wenige Minuten später fahren wir auch wieder weiter, zurück nach Tokio. Ich kann es kaum erwarten, dass wir endlich ankommen. Erschöpft schließe ich die Augen. „Yuu-chan bist du wach?“, fragt mich Reita flüsternd. Angedeutet nicke ich, öffne langsam wieder die Augen. „Willst du reden, oder geht es wieder?“, besorgt guckt er mich an. „Es geht schon, denke ich“, seufzend schließe ich wieder die Augen, frage mich wie lange Ruki noch meinen Rücken kraulen will. Ein wimmern verlässt meine Lippen, als sich ein heftiges Stechen in meiner Magengegend bemerkbar macht. Augenblicklich spanne ich alle meine Muskeln an. Es fühlt sich so an, als würde irgendetwas gegen meinen Magen drücken. „Yuu-chan? Was ist los?“, panisch rüttelt Ruki an meiner Schulter. „Nichts“, schmerzhaft beiße ich auf meine Unterlippe. „Komm schon Yuu-chan“, jemand dreht mich auf den Rücken, ein wenig lassen die Schmerzen nach. Ich spüre wie das Blut langsam meine Lippe herunter fließt. Es fühlt sich ekelhaft an. Ihre Stimmen kann ich kaum noch hören, geschweige denn irgendwem zu ordnen. Ein monotones Pfeifen macht sich in meinem Kopf breit, ich kann nicht mehr... ~ Mit pochenden Kopfschmerzen wache ich auf, lasse dennoch die Augen weites gehend geschlossen. Wo bin ich hier? Die anderen höre ich, ganz leise. Mir ist schlecht und ich fühle mich wie vom Lastwagen überrollt. Was ist passiert? Vorsichtig öffne ich die Augen. Ich bin in der Wohnung von Reita, wie es scheint. Das ist der Futon, in dem ich immer bei ihm schlafe... Warum liege ich denn in seinem Wohnzimmer? Wir waren doch auf Tour, oder? Stöhnend rappele ich mich auf, gehe schwankend meine Blase erleichtern. Es fühlt sich wie die Nebenwirkungen der Beruhigungsmittel an. Nachdem ich meine Hände gewaschen habe, gehe ich immer noch bedrohlich schwankend in die Küche, ihre Stimmen werden immer lauter. Vor mir dreht sich alles, immer wieder wird mir kurzzeitig schwarz vor Augen. Es hört sich so laut an, als ich gegen die Wand falle. Mir ist so verdammt schlecht... Reita kommt besorgt auf mich zu gelaufen, hebt mich direkt hoch. Was hat er gerade gesagt? Ein wenig schmiege ich mich an ihn, schließe die schmerzenden Augen. Einzelne Tränen laufen meine Wangen hinab, warum nur tut mir alles weh? Er legt mich wieder auf den Futon, deckt mich richtig zu und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Verängstigt kralle ich mich in die Bettdecke. Er geht wieder, lässt mich alleine zurück. Erst nach gefühlten Stunden beruhigt sich mein Herzschlag, es hört auf Tonnen von Adrenalin durch meine Adern zu pumpen. Meine Sicht wird klarer, das denken wird immer leichterer. Vielleicht waren es auch Drogen, doch woher sollte ich diese gehabt haben? Dieses Mal etwas sicherer auf den Beinen, stehe ich auf und gehe in die Küche. Ich fühle mich immer noch ein wenig benommen, aber es geht schon. „Yuu-chan! Du sollst doch im Bett bleiben“, meckert direkt Kai. „Dir auch einen schönen guten Morgen“, lächelnd lasse ich mich auf einem der Stühle nieder. „Geht es dir wieder besser, Yuu-chan? Du bist immer noch ein wenig blass“, besorgt legt mir unser Leader eine Hand auf die Stirn. „Geht schon. Wo ist denn unser Kouyou?“, fragend lege ich den Kopf schief. „Im Schlafzimmer und nein, du darfst nicht zu ihm. Die beiden anderen sind arbeiten“, zaghaft streicht mir Kai die Haare aus dem Gesicht. „Wie lange sind wir wieder zurück?“, frage ich. Mein Zeitgefühl ist völlig hinüber. „Erst einen Tag ungefähr. Willst du vielleicht etwas essen?“, aufmunternd lächelt er mich an. Verneinend schüttele ich den Kopf, umarme ihn. „Kai-chan, mir ist immer noch schlecht“, jammere ich. Lachend tätschelt er meinen Kopf, zieht mich auf die Beine. „Und jetzt gehen wir Filme schauen, damit du abgelenkt wirst“, schmunzelnd führt er mich zurück ins Wohnzimmer. Ein ganz helles Glöckchen ist in der Wohnung zu hören. Verwundert gucke ich Kai an. „Warte ich muss nach Kou-chan gucken gehen. Such am Besten schon einmal einen Film aus, ich bin direkt wieder da“, lächelnd tätschelt er meinen Kopf. Betrübt gehe ich ins Wohnzimmer, lege mich wieder unter den Futon. Ich bin immer noch müde, fühle mich wie gerädert. Ob sie mir zwischendurch noch irgendetwas gegeben haben? Nach gefühlten Stunden kommt Kai wieder, nimmt wortlos die Bettdecke von mir. Er platziert eine Wärmflasche an meinen Bauch und deckt mich wieder richtig zu. Es fühlt sich richtig schön an. „Schlaf etwas, in Ordnung?“, warum guckst du so traurig, Kai? Erschöpft schließe ich die Augen. ~ Verschlafen blinzele ich, schaue in die Augen unseres Sängers. „Geht es dir besser, Yuu-chan?“, besorgt streicht er mir durch die Haare. Mein Kopf fühlt sich mittlerweile alles andere als benebelt an und Kopfschmerzen habe ich auch keine mehr. „Kannst du aufstehen? Du musst doch Hunger haben. Komm, dann gehen wir in die Küche“, ein wenig zerrt er an meinem Arm. Schweigend setze ich mich auf, reibe mir den Schlafsand aus den Augen. Herzhaft gähne ich erst einmal. „Geht es? Warte, ich hol wen“, und schon lässt er mich alleine. Seufzend schlinge ich die Bettdecke um mich. Warum ist mir so kalt? Lächelnd schaue ich Reita an, als er sich vor mich hin kniet. „Yuu-chan, wie geht es dir?“, zaghaft krault er meinen Nacken. Wo ist eigentlich Uruha hin? Und Kai? „Willst du mir nicht antworten?“, schmollend schiebt er seine Unterlippe vor. Kopfschüttelnd lege ich mich wieder hin, da dieses nicht so anstrengend ist, wie sitzen. „Du bist ja noch immer ziemlich erschöpft. Pass auf, ich mache dir jetzt etwas zu Essen. Und dann schauen wir mal, was wir machen“, lächelnd streicht er mir durch die Haare. Die beiden gehen wieder, lassen mich ganz alleine zurück. -x-x-x-x-x-x-x-x- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld sry für die wartezeit ;_; Kapitel 16: Zeit für Veränderungen ---------------------------------- Schluchzend kralle ich meine Fingernägel in den Stoff des Jogginganzuges. Eben habe ich mich schnell abgeschminkt und umgezogen, danach bin ich direkt zu den Toiletten gestürmt. Ich halt es einfach nicht mehr aus. Wir sind zwar schon lange kein Paar mehr, aber es tut immer noch so verdammt weh. Warum musst du auch immer so viel Fanservice mit Ruki auf der Bühne machen, wieso? Willst du mich leiden sehen? Willst du wirklich dabei zu sehen wie ich langsam daran zerbreche? „Yuu-chan, was ist los?“, besorgt klopft Ruki immer wieder an die Toilettentüre, „Mach schon auf.“ Immer noch schniefend schließe ich die Toilettentüre wieder auf, gehe langsam auf ihn zu. Ich kann mich schließlich nicht ewig vor den anderen verstecken. Dafür bedeutet mir die Band einfach zu viel. Schließlich sind sie über die Jahre so etwas wie eine zweite Familie für mich geworden. „Was ist denn los? Aki-chan kommt direkt. Ach Aoi... Du kannst einem echt Sorgen bereiten“, seufzend nimmt er mich in den Arm. Tue ich dieses wirklich? Dabei habe ich immer gedacht, ich wäre allen anderen egal. Langsam höre ich auf zu weinen, schlinge aber trotz allem die Arme um Ruki, drücke in fest an mich. Es tut so gut seine Wärme zu spüren. Die Türe geht auf und ein besorgter Reita kommt auf uns zu. „Danke Rei, aber es geht wieder. Kann vielleicht einer mitkommen? Ich möchte nicht alleine zum Bus gehen“, leicht zitternd wische ich mir über die tränennassen Wangen. Als mich Reita auf einmal hoch hebt, lasse ich Ruki erschrocken los. Was hat er bloß vor mit mir? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt um Panik zu bekommen? Als er mich zurück richtig Umkleide trägt beginne ich mich zu wehren, doch er lässt mich einfach nicht zurück auf den Boden. Ich möchte nicht Uruha begegnen. Vielleicht später, aber nicht in diesem Zustand! Im Probenraum selbst stellt er mich einfach vor dem überraschten Uruha ab. Genau das was ich eigentlich nicht wollte. Dieses mustert mich erschrocken von oben bis unten. Und ich gucke ziemlich genervt zurück. „Bring ihn bitte zum Bus mit Kai. Und wehe Kouyou, du bringst ihn zum Weinen!“, mahnend schaut Akira Uruha an. Etwas verunsichert gehe ich zu Kai, gucke ihn flehend an. „Kannst du mich tragen, Kai-chan?“, bitte ich ihn. Ich fühle mich ein wenig neben der Spur und ich weiß nicht ob ich den Weg zurück schaffen würde. Also ohne irgendwo gegen zu laufen oder mich der Nase nach komplett hin zulegen. Er nickt nur und immer noch leicht zittrig steige ich auf seinen Rücken und klammere mich ein wenig an ihn. Gähnend schließe ich die Augen und die beiden machen sich stumm mit mir zusammen auf den Weg zum Tourbus. Sie stellen mir keine Fragen, weshalb ich ihnen auch dankbar bin. Denn ich möchte meine Trauer und Verzweiflung nicht rechtfertigen müssen. Da sich die Gründe für einen mit normalen Menschenverstand total sinnlos anhören. Und da ich nicht normal bin laut den Ärzten halte ich lieber meinen Mund. Am liebsten würden sie mich in die geschlossene Abteilung einer Klinik stecken, aber da gegen hatte das Management Einspruch erhoben. Nur ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich noch bei den anderen bleiben darf. Und das wird sich so lange nicht ändern, bis es nicht mehr geht. So lange ich halbwegs normal arbeite und mich nicht ernsthaft in Gefahr bringe, ist alles kein Problem laut ihnen. Da meine Freunde auf mich aufpassen, habe ich selbst dabei auch keine Bedenken. „Yuu-chan, bist du noch wach?“, fragt mich Uruha, als er die Bustür öffnet. Angedeutet nicke ich und freue mich schon richtig auf ein gemütliches und warmes Bett. Akira hat mir extra noch eine Decke mit geholt und andere Dinge aus meiner Wohnung. Erst im Inneren lässt mich Kai wieder runter. „Danke, ich geh dann auch direkt schlafen“, demonstrativ gähne ich noch einmal. „Mach das. Schlaf erst einmal ordentlich, dann sieht die Welt auch wieder besser aus“, lächelnd knufft Kai mich in die Seite. ~ Verwirrt versuche ich mich auf die andere Seite zu drehen, doch zwei starke Arme verhindern dieses. Der Schlafanzug und alles lässt einfach nur auf Uruha deuten. Wer sollte auch sonst einen lilanen Schlafanzug tragen? Aber warum legt er sich zu mir ins Bett? Besonders wenn er unsere Beziehung für offiziell beendet erklärt hatte. Ich höre das Gelächter der anderen im Hintergrund, also kann ich noch gar nicht so lange geschlafen haben. Uruha lass mich gefälligst los! Und ausgerechnet jetzt macht sich mein Blase bemerkbar. Vielleicht sollte ich ihn einfach einmal ansprechen? „Uru-chan, lass mich bitte los“, flüstere ich ganz leise. Und tatsächlich, er löst seinen Klammergriff. Schnell gehe ich meine Blase erleichtern. Vielleicht ist doch noch etwas zu retten. Schließlich scheint Uruha immer noch an mir zu hängen. Ansonsten würde er mir ja nicht ins Bett folgen. Nachdem ich meine Hände gewaschen habe, gehe ich zurück zu den Schlafkojen. Den Rest der Band ignoriere ich einfach einmal gekonnt. Das einzige was jetzt für mich zählt ist der Mann, der in meinem Bett, unter meinen Decken liegt! Lächelnd stupse ich Uruha an, der sich auch direkt grinsend umdreht. Seit er wieder völlig genesen ist, ist er wie ausgewechselt. Okay wer hätte auch gedacht, dass er bis gestern im Krankenhaus bleiben musste? Immerhin lag er dann 4 oder 5 Tage da drinnen. Man merkt auch gar nicht mehr, dass er Grippe hatte. Bis vorgestern war er noch ziemlich angeschlagen und neben der Spur, aber gestern ging es ja wieder. Und heute ist er wieder total aufgedreht. Auf einmal presst er seine Lippen ganz fest auf meine. Was ist denn jetzt kaputt?! Ein wenig schiebe ich ihn von mir und eher widerwillig lässt er mich dann auch in Ruhe. „Nicht vor den anderen, Kou-chan“, murmele ich nur verlegen. „Du bist gemein“, schmollend knufft er mich in die Seite Seufzend klettere ich über ihn hinweg und lege mich wieder hin. „Willst du nicht mit zu den anderen? Du siehst nicht fit aus, Süßer“, zaghaft streicht er mir durch die Haare. „Habe heute Abend halt noch nichts gegessen“, seufzend schließe ich die Augen, „Wenn es dir eine Freude bereiten würde, gehe ich natürlich gerne mit zu den anderen.“ Träge erhebe ich mich und gehe zusammen Hand in Hand mit Uruha zu den anderen. Geschockt schauen uns die anderen drei an, als ihnen genau dieses auffällt. Mich wundert es ja auch, dass ohne Worte alles wieder gut geworden ist. Aber die Liebe braucht ja keine Worte um irgendetwas rechtfertigen zu müssen. Die Liebe ist ganz anders wie die Menschen. Denn Menschen müssen immer wieder ihre Taten rechtfertigen. Auch wenn es offensichtlich keine Gründe dafür zu geben mag. „Haben wir irgendetwas nicht mitbekommen?“, fragt Reita ungläubig nach. „Denke nicht“, summend gebe ich Uruha einen Kuss auf die Wange. Grinsend hebt mich Uruha hoch und setzt mich neben Reita auf die Sitzbank. „Nachher falle ich noch über dich her“, begründet er seine Aktion. Verwirrt lehne ich mich an Reita, der mir direkt die Schüssel Chips vor die Nase hält. Eher widerwillig nehme ich ein paar und fange an diese zu essen. Ich weiß selbst, dass ich Untergewicht habe. Selbst der Manager dreht mir ständig Essen an. Die anderen unterhalten sich mal wieder über irgendetwas belangloses, gähnend halte ich mir die Hand vor den Mund. Ob sie nicht auch langsam einmal müde werden? „Aoi, du hast ja morgen dann das Interview und alles. Fühlst du dich fit genug?“, besorgt mustert mich Kai. „Ja, denke schon. Ich gehe dann auch gleich wieder ins Bett, damit ich ausgeschlafen bin“, ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Es ist echt liebenswürdig, wie sie mich immer noch umsorgen. Dabei hat der Psychologe letzte Woche das okay für die Tour gegeben. Reita war extra mitgekommen, damit ich ja auch ehrlich bei dem Gespräch bleibe. Denn der Manager wollte die Tour schon absagen, da es mir seelisch alles andere als blendend geht. Und da der Psychologe keine Einwände hatte, dürfen wir weiterhin die Konzerthallen in Japan rocken. Der Manager hatte das aber anscheinend nur aus reiner Sorge gesagt, denn abgesagt hätte er sicherlich nicht. Wie hätte er das auch vor unserem Label rechtfertigen sollen? Immerhin kann die Band ohne mich auftreten. Aber trotz allem soll ich noch regelmäßig bei dem Psychologen vorbei schauen. Ob ich jemals wieder wie früher werden kann? Schniefend klammere ich mich an Reita, der mir auch direkt über den Rücken streicht. Mir tut das alles so Leid. Wieso musste es so weit nur kommen? „Was hast du, Yuu-chan?“, besorgt legt mir Ruki eine Hand auf die Stirn. Kopfschüttelnd schmiege ich mich an Reita und schließe die Augen, versuche mich innerlich zu beruhigen. Langsam aber sicher muss ich mich mit der Situation anfreunden, ansonsten komme ich nie im Leben weiter. Seufzend hebt mich Uruha irgendwann hoch und trägt mich zu meinen Schlafplatz. Lächelnd legt er mich unter die Bettdecke und gesellt sich dann zu mir. Zaghaft drückt er einen Kuss auf meine Wange und nimmt mich in den Arm. „Und jetzt schlafe schön, du willst ja schließlich wieder zu Kräften kommen“, meint er nur schmunzelnd. ~ Ein wenig kuschel ich mich in die Decke, die mir eben der Manager über gelegt hat. Wir fahren schließlich noch eine weitere Stunde Auto. Er meint, ich bin seit eben total bleich im Gesicht. Mir ist auch total mulmig und mein Magen fühlt sich alles andere als gut an. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob ich die Augen offen oder geschlossen halten soll. Denn beides treibt die Übelkeit noch mehr an. Nur am Rande bekomme ich mit, wie der Manager mir immer wieder einen besorgten Blick zu wirft. „In ungefähr zwei Minuten kommt ein Rastplatz. Halt noch ein wenig durch, in Ordnung?“, bittet er mich leise. Seufzend lege ich mir eine Hand vor den Mund und krümme mich leicht. Dabei wird mir eigentlich so gut wie nie beim Autofahren schlecht oder so etwas in der Art. Und irgendwie verstehe ich jetzt, warum Reita diese komischen Tabletten schluckt. Die Augen kneife ich so gut es geht zusammen. Auf einmal spüre ich wie der Manager meinen Anschnallgurt löst und mich auf die andere Seite dreht. Sind wir etwa schon da? „Kannst du aufstehen?“, zaghaft packt er mich an den Oberarmen. Nickend lasse ich mir von unserem Manager aus dem Auto helfen, klammere mich richtig an ihn. Es fühlt sich wie total viele Kilometer an, die wir zusammen hin und hergehen. Immer wieder erzählt er mir von irgendwelchen belanglosen Dingen, versucht mich so von meinem Leiden abzulenken. Irgendwann hilft er mir wieder zurück in den Van und drückt mir direkt eine leere Plastiktüte in die Hand. Auf den Boden stellt er mir eine Flasche Wasser, lächelt mich dann aufmunternd an. Mir ist immer noch speiübel und ich weiß nicht, wie ich die restliche Fahrt überstehen soll. „Ich komme direkt wieder, in Ordnung? Leg dich am Besten etwas hin und entspanne dich“, lächelnd legt er mir wieder die Decke über die Beine. Und da geht er dahin, unser lieber Manager. Zitternd lege ich mich auf die Rücksitzbank und schlinge die Decke um mich. Wenigstens hat er die Türe wieder zugemacht, als er gegangen ist. Als mein Handy klingelt zucke ich erst einmal zusammen. Seufzend fische ich es irgendwie aus meiner Hosentasche und nehme den Anruf stumm entgegen. „Yuu-chan, hier ist Kai. Ist bei euch alles in Ordnung? Ihr wolltet doch schon längst da sein“, höre ich unseren besorgten Schlagzeuger am Ende der Leitung. Das einzige was ich über die Lippen bringe ist ein abgehacktes Gomen. Es fällt mir schwer die richtige Taste zum auflegen zu finden. Meine Stimme hat sich richtig weinerlich angehört. Was er jetzt von mir denkt? Die Übelkeit wird immer schlimmer und ich frage mich, ob ich überhaupt heute noch einmal zu den anderen komme. Mittlerweile laufen mir Tränen über das Gesicht, da ich noch nicht einmal mehr den Nerv habe, um mit irgendjemanden über meine momentan Probleme zu reden. Die Schuldgefühle scheinen mich von Innen heraus auffressen zu wollen. Mein Handy will gar nicht mehr aufhören zu klingeln, also mache ich den anderen unnötig Sorgen. Ich hasse mich...Ich hasse mich dafür, dass ich zu schwach zum Leben bin. Als sich die Wagentür öffnet, ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Jemand nimmt mir das Handy aus der Hand und nimmt anscheinend auch den Anruf entgegen. Dem Gespräch kann ich überhaupt nicht folgen. Vorsichtig gucke ich unter der Decke hervor und nehme mir dann die Wasserflasche. Ich seufze zufrieden, als ich endlich das kalte Wasser trinke. Ein wenig hilft es gegen die Übelkeit, aber auch nur ein wenig. „Hier, ich habe ein paar Reiskracker für dich mitgebracht. Versuch wenigstens ein paar Bissen zu essen“, besorgt versucht der Manager mir die Tränen von den Wangen zu wischen. Zitternd nehme ich einen Reiskracker von ihm entgegen und esse diesen dann auf. Ich hoffe nur, dass mein Magen diesen auch bei sich behalten will. Die ganze Zeit sitze ich da, mit der Decke um meine Beine und knabbere diese Kracker. Der Manager ruft ständig irgendwelche Leute an und erkundigt sich aber nebenbei alle paar Minuten, ob es mir denn schon besser geht. Und nach einer weiteren halben Stunde ist es auch so weit. Ich sitze wieder auf dem Beifahrersitz und lausche dem Radio. Die Übelkeit hat sich auf ein Minimum reduziert und mittlerweile habe ich auch noch einmal mit Kai telefoniert. Es war direkt in Sorge, es hätte ja sonst noch etwas passieren können. ~ Später sitze ich in Kais Armen am Küchentisch und träume etwas vor mich hin. Ich hätte nie vermutet, dass er mich einfach so noch einmal auf die Art und Weise in den Arm nimmt. Er hat gemeint ich sähe bemitleidenswert momentan aus. Deshalb macht er es. Ein wenig zieht er mich näher an sich, als Ruki den Bus betritt. Der kleine sieht richtig müde aus. Ich frage mich wo er heute überall war? Uruha und Reita sind ja immer noch weg. Stumm verschwindet er im Schlafbereich unseres Busses. „Am Besten du legst dich auch etwas hin. Du bist immer noch ziemlich blass und morgen wird wieder ein anstrengender Tag“, seufzend lässt er mich los und sieht mich auffordernd an. Schlurfend verschwinde ich schließlich in meiner Schlafkoje, in der Hoffnung einen erholsamen Schlaf zu bekommen. Seufzend kuschele ich mich unter die Bettdecke und schließe die Augen. ~ Mit entsetzen muss ich mit ansehen, wie Uruha die Bühne verlässt. Ein letztes Mal standen wir zusammen auf der Bühne. Ich will schreien, er soll zurück kommen. Doch kein Ton will meine Lippen verlassen. ~ Keuchend kralle ich mich in die Bettdecke, gucke in das besorgte Gesicht von Ruki. „Trink etwas, Aoi“, und schon taucht etwas in meinem Gesichtsfeld auf. Etwas widerwillig trinke ich das Glas in einem Zug aus. Es schmeckt bitter und nicht gerade danach, was man gerne trinkt. „Ist Uruha da?“, frage ich vorsichtig nach. Er nickt nur und streicht mir durch die Haare. „Soll er herkommen?“, fragend schaust du mich an. Dankend lehne ich ab und drehe mich wieder auf die Seite. Obwohl wir zwei wieder zusammen sind, fühlt es sich so anders an. Ich kann nicht mehr einfach zu dir kommen, dafür steht viel zu viel zwischen uns. Seufzend lässt du mich wieder alleine. Ich bin nur noch ein Klotz am Bein, oder? Eigentlich wollt ihr mich gar nicht mehr. Wenig später spüre ich wie sich die Matratze hinter mir senkt. „Yuu-chan was ist denn los? Willst du darüber reden?“, fragt Kai hoffnungsvoll nach. Kopfschüttelnd schlinge ich die Bettdecke mehr um mich und schließe die Augen. Versuche so die Tränen zu unterdrücken. Ich will stark sein, denn ich möchte keinem mehr zur Last fallen. „Kommst du dann wenigstens etwas essen? Oder ist dir immer noch schlecht?“, seufzend beginnt er mir über den Rücken zu streichen. „Ich hab keinen Hunger“, murmele ich. „Steh wenigstens auf und setze dich zu uns“, auffordernd zerrt er an meinem Arm. „ICH – WILL – NICHT“, schreie ich wütend. Verärgert schlinge ich die Bettdecke etwas fester um mich. Schnaubend geht Kai wieder, ich hoffe er kommt nicht zurück. Ich spüre wie Tränen meine Wange hinab fließen. Warum bin ich nur so gemein zu den anderen die letzte Zeit? Dabei möchte ich dieses doch im Grunde gar nicht. Aber es fällt mir schwer wie früher zu sein. Ich kann nicht mehr unbeschwert lachen, es will einfach nicht funktionieren. Es wird schon wieder etwas durch die Gegend geworfen und ich höre Kai laut stark mit den anderen diskutieren. Verängstigt halt ich mir die Ohren zu. Vielleicht sollte ich mich einfach zu den anderen setzen. Schließlich will ich ihnen keine Sorge bereiten. Leise schniefend wische ich mir das Gesicht an der Bettdecke ab und gehe zu den anderen. Durch das laute Motorengeräusch bekommen sie gar nicht mit, wie ich mich neben sie setze. Es ist ja auch so gut wie dunkel hier im Tourbus. Wieder schniefe ich leise und lehne mich etwas an Reita. Mir ist schon wieder speiübel, obwohl normalerweise schlafen helfen sollte. Vielleicht ist es auch nur der Stress. „Aoi, was ist los? Du bist ja kreidebleich“, besorgt legt mir Reita eine Hand auf den Oberschenkel. „Kommst du gerade mit auf Toilette?“, flehend schaue ich ihn an. Er nickt nur und folgt mir auf die Toilette. Seufzend lasse ich mich auf dem Klodeckel nieder. „Die Medizin von eben müsste gleich helfen. Atme einfach ganz ruhig und gleichmäßig, dann geht das schon“, seufzend streicht er mir langsam über den Rücken. „Rei-chan, ich glaube ich schaffe das nicht“, erschöpft schließe ich die Augen. „Du schaffst das schon. Es sind nur noch 7 Konzerte, diese stehst du locker durch. Wir schaffen es, gemeinsam“, lächelnd bindet er mir die Haare zusammen. Sie sind schon wieder ziemlich lang geworden. Zitternd halte ich mir den Bauch und schließe die Augen. Vielleicht wird alles wieder gut. Irgendwann spüre ich ein kaltes Tuch in meinem Nacken. Was mache ich, wenn meine Gesundheit absolut nicht mehr mit spielt? Die Klotür wird aufgeschoben und jemand kommt zu uns. Nach dem Gang zu urteilen Ruki. „Was ist los? Ist irgendetwas passiert?“, Ruki hört sich richtig besorgt an. „Aoi geht es wieder schlechter. Frag bitte Kai um Rat, er kann da eher Tipps geben wegen ihm. Warte ich bringe gleich Aoi mit“, seufzend packt er mich unter den Achseln. Direkt klammere ich mich an ihn, als er mich auf meine eigenen Füße gezogen hat. Mir ist schwindlig und richtig elend zu Mute. Ich realisiere nur langsam, dass ich gerade von Uruha hoch gehoben werde. Direkt trägt er mich zurück in meine Schlafkoje und deckt mich zu. „Mach bitte deinen Mund auf, ich hab dir etwas Traubenzucker mitgebracht“, flüstert Uruha. Gerade als ich ihn ein Stück geöffnet habe, schiebt er mir das Traubenzuckerstück in den Mund. Seufzend beginne ich es langsam zu zerkauen. „Gleich müsste es wieder gehen. Du hast einfach zu wenig heute gegessen, kleiner. Kein Wunder, dass dein Körper schlapp macht“, seufzend streicht er die Bettdecke glatt. Langsam scheint der Traubenzucker zu wirken, oder ich bilde es mir nur ein. „Kai bringt dir gleich etwas richtiges zu essen. Später kannst du dich ja noch einmal zu uns setzen“, warum lächelt mich Uruha so wissend an? Erschöpft schließe ich die Augen. Ich versuche die Übelkeit einfach zu ignorieren, irgendwie oder irgendwann wird sie einfach verschwinden. Er scheint wieder gegangen zu sein, mit den anderen zusammen. Keuchend fasse ich mir an die Stirn und wische den kalten Schweiß weg. „Hey... Ganz ruhig“, flüstert Ruki in mein Ohr, „Wir halten gleich an, dann kannst du dir ein wenig die Beine vertreten.“ Seufzend streichelt er immer wieder meine Wangen entlang. Wann ist er wieder gekommen? „Es geht schon wieder, trotzdem danke. Kommst du gerade mit zu den anderen? Nur zur Sicherheit“, entschuldigend lächele ich ihn an. Er nickt nur, weshalb ich seufzend aufstehe und mich langsam zu den anderen an den Tisch begebe. Meine Knie fühlen sich an wie Pudding, aber durch das kurze Stück gehen ist die Übelkeit so gut wie verschwunden. Vielleicht hat mich Uruha auch nur geschwängert, wie alle letztens scherzhaft gemeint hatten. Ein wenig schmiege ich mich an Reita, obwohl es Uruha anscheinend gar nicht gefällt. Aber Reita ist nun einmal schön warm und sitzt gerade neben mir. „Yuu-chan, geht es dir immer noch nicht besser? Warte hier ist Gemüsebrühe für dich“, seufzend schiebt mir Kai eine kleine Schale mit Brühe zu. Schwach lächelnd bedanke ich mich und trinke die Schale leer. Reita legt einen Arm um mich und streicht mir immer wieder leicht über den Bauch. In ein paar Stunden geben wir ein Konzert, wie soll ich das bitte überstehen? „Gleich kannst du ja noch etwas richtiges essen, wenn dir nicht mehr ganz so schlecht ist. Und dann schläfst du erst einmal ein wenig. Wir wecken dich dann später“, bietet mir Kai an. Obwohl ich ihm die letzte Zeit die Nerven raube, scheine ich für ihn wichtig zu sein. Auch fünf Minuten später ist mir noch zu übel zum Essen. Ich will nur noch eins und zwar schlafen! „Entschuldigt mich bitte. Gute Nacht“, leicht wankend erhebe ich mich. Direkt fasst mich Kai an der Hüfte, stützt mich. „Warte, ich komm mit. Dich kann man ja schlecht alleine lassen“, meint Kai lachend. Vor mir her am brummeln geh ich Richtung Schlafkabinen. Kai hält mich immer noch an der Hüfte fest. Vielleicht hat er auch einfach nur ein schlechtes Gewissen, wer weiß? Auch als ich schon liege ist Kai immer noch an meiner Seite. Sanft krault er mir den Nacken und er beobachtet mich anscheinend. Langsam werden meine Augenlider immer schwerer und ich schlafe ein. ~ „Aoi, was ist los?“, fragt Kai besorgt. Schlaftrunken öffne ich die Augen und kuschel mich wieder unter die Bettdecke. Wie lange habe ich geschlafen? Auf alle Fälle nicht lange genug. „Wir haben mittlerweile drei Uhr, gleich ist Soundcheck. Fühlst du dich fit genug?“, redet Kai munter weiter. „Bekomme ich wenigstens Kaffee?“, frage ich immer noch ein wenig benommen. Gut fühle ich mich immer noch nicht, aber für das Konzert reicht es. Spätestens wenn das ganze Adrenalin durch meinen Körper fließt geht es mir wieder besser. „Es steht schon alles bereit. Du musst lediglich zu uns an den Tisch kommen“, aufmunternd lächelt er mich an. Seufzend nicke ich und stehe vorsichtig auf. Auf dem Weg zu den anderen stützt mich Kai ein wenig. Müde lasse ich mich neben Ruki fallen und trinke die nächst beste Tasse Kaffee einfach leer. Gleich dusche ich noch eine Runde kalt, damit ich mich wenigstens etwas ausgeruhter fühle. ~ Zitternd mache ich auf den Weg zurück in unseren Raum. Ich bin als erster von der Bühne und habe alle vom Team von mir weg gescheucht. Ich möchte nicht schon wieder als schwach gelten, deshalb werfe ich auch schwungvoll hinter mir die Tür zu, als ich den Raum betreten habe. Erschöpft lege ich mich auf die Couch und schließe die Augen. Das Konzert war mehr als anstrengend und ich hatte Mühe mich auch die letzten Songs noch auf den Beinen zu halten. Aber irgendwie habe ich es geschafft. Langsam aber sicher kann ich dem stärker werdenden Schlafbedürfnis nicht mehr trotzen.... ~ Sanft streicht mir jemand über die Wange, stupst mich leicht gegen die Nase. Zögerlich öffne ich die Augen und gucke in das besorgte Gesicht von Reita. „Geht's wieder, Yuu-chan?“, fragt er vorsichtig nach. Nickend setze ich mich langsam hin. „Was ist passiert?“, neugierig mustere ich Reita. „Du bist direkt nachdem Konzert eingeschlafen und das war vor 3 Stunden“, klärt er mich auf. Seufzend dreht er sich um und holt etwas zum abschminken wie es scheint. Ohne etwas zu sagen schminkt er mich ab und hilft mir in normale Kleidung. Ich frage mich wo die anderen sind, da ich bisher noch keinen von ihnen gesehen habe. Brummelnde schließe ich die Arme um Reita und schließe die Augen. Ich habe absolut keine Lust mehr, ich will einfach nur noch schlafen. Die Tür wird geöffnet und jemand kommt mit schnellen Schritten auf uns zu. „Ah, er lebt ja auch noch“, scherzt unser Manager, „Wenn ihr wollt könnt ihr jetzt mit uns zum Hotel fahren. Yuu-chan sollte schleunigst ins Bett, damit er Morgen wieder fit ist.“ Nickend lasse ich mir von Reita auf die Beine helfen und folge den beiden schweigend zum Auto. Sie reden momentan freudig über das Konzert und wie toll alles war. Warum kann ich ihre Freude nicht einfach teilen? Damit mir nicht schon wieder schlecht wird, lässt mich der Manager vorne sitzen. Er setzt sich mit welchen vom Staff und Reita nach hinten, wo sie immer noch glücklich von dem gelungenen Auftritt schwärmen. „Aki-chan, können wir nicht einfach mit zu den anderen? Ich will auch einmal Spaß haben auf der Tour“, mosere ich. Die ignorieren mich schon die ganze Zeit, ich will auch einmal mitreden. Mir ist langweilig und ich will keinen Trübsal mehr blasen! Es ist Zeit für Veränderungen! xoxoxoxoxoxxox Disclaimer: nichts mir, nichts Geld schon wieder ein kapitel D; naja es soll nicht zur Routine werden... Da ja wieder 'ne Prüfung bevorsteht *seufz* ich hoffe es gefällt jmd ^^" Kapitel 17: Alptraum -------------------- Im Rückspiegel kann ich Akiras Reaktion wunderbar beobachten. Erst reißt er geschockt die Augen auf, dann guckt er mich böse an und dann schüttelt er seufzend den Kopf. „Geht es dir denn wirklich wieder gut?“, fragt er seufzend nach. Zufrieden grinse ich ihn an. Mir geht es gut, denke ich. Ein wenig Alkohol kann ja nicht schaden, oder? „Hätte ich sonst gefragt?“, frage ich ihn. „Wenn wir im Hotel sind kannst du dich ja umziehen und dann können wir ja zu den anderen gehen. Du bist ja schließlich erwachsen und weißt was du tust, oder?“, fragt Reita unsicher nach. Grinsend nicke ich und gucke wieder aus dem Fenster. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mit zu den anderen darf. Immerhin bin ich laut den anderen schwer krank und garantiert nicht fit genug für die komplette Tour durch Japan. Aber solange die Ärzte mich auf freiem Fuß lassen, werde ich mein bisheriges Leben nicht aufgeben. Wozu auch? Immerhin schade ich nur mir damit, sonst niemanden. Im Hotel selbst ziehe ich mir erst einmal etwas schickeres an und gehe dann mit Reita zu Kai aufs Zimmer. Lächelnd reibe ich mir über die Augen. Hoffentlich freuen sie sich. Uruha quietscht freudig und die anderen beiden schauen mich lächelnd an. Freudig strahlend renne ich auf Uruha zu und schließe ihn in meine Arme. „Aoi-chan, da bist du ja wieder!“, meint Uruha lächelnd zu mir. Seufzend schmiege ich mich an ihn „Ich will schließlich mit unseren Erfolg feiern“, erwidere ich grinsend. Grinsend leere ich Uruhas Getränk. Es schmeckt nach sehr starken Alkohol, genau das was ich wollte. Ich will Spaß haben, feiern, einfach nur abschalten. Zu lange habe ich dieses nicht mehr gemacht. Wenn man sich zu lange in der Vergangenheit aufhält, verlernt man zu lächeln. Wenn man sich zu lange mit den Problemen des Lebens beschäftigt, verliert man den Blick für das wirklich wichtige im Leben. Es gibt viele positive Dinge im Leben, doch für diese muss man kämpfen. Die negativen kommen ganz von alleine, ob man will oder nicht. Aber wenn man nur diese beachtet, verschließt man die Tür für die positiven. Lächelnd reicht mir Uruha eine Flasche Bier. Er schlingt seine Arme von hinten um mich. Es ist schön ihn um mich herum zu haben. Irgendwann wird alles wieder gut werden, dann kann ich mein Leben wieder genießen. Irgendwann werde ich wieder von ganzem Herzen lachen können. Schließlich heilt die Zeit solche Wunden, die ich habe. Uruha liebt mich, auch wenn er es selten sagt. Er hat nicht so wirklich Erfahrung in Sachen Beziehung, deshalb verzeihe ich ihm seine Fehler. Immerhin kümmert er sich um mich, egal was ich mache. Und dieses brauche ich auch. Ohne die anderen kann ich nicht leben. ~ Als ich am nächsten Morgen mit starken Kopfschmerzen erwache, bereue ich direkt die Aktion von gestern Abend. Warum musste ich mich auch ausgerechnet von Reita abfüllen lassen? Obwohl das ja übertrieben ist. Immerhin war es sehr wenig Alkohol. Aber anscheinend trotz allem zu viel für mich. Immerhin bin ich irgendwann in Uruhas Armen eingeschlafen, während die anderen alle noch am feiern waren. „Morgen Yuu-chan“, werde ich direkt von Kai begrüßt. Uruha ist anscheinend schon wieder verschwunden. Schade, ich hätte gerne noch etwas seine Anwesenheit genossen. „Am Besten du gehst erst einmal duschen. Reita hat dir eben etwas ins Bad gelegt. Er ist gerade mit Uruha etwas zum Frühstück holen. Gegen Mittag fahren wir dann weiter“, erklärt er mir. Manchmal frage ich mich, ob er gerne so viel redet. Aber es ist nett von ihm, dass er mich immer wieder an so etwas erinnert. Da ich mir die letzte Zeit schwer solche Termine merken kann. Seufzend gehe ich in das Badezimmer und schließe die Türe hinter mir ab. Ich will schließlich nicht bespannt werden. Und Kai soll auf keinen Fall mitbekommen, wie dünn ich wirklich geworden bin. Reicht ja schon, wenn Uruha und Reita das wissen. Summend entledige ich mich von den überflüssigen Kleidungsstücken und stelle mich in die Duschkabine. Ich beeile mich damit, da ich seit langem Mal wieder richtig Hunger verspüre. Zudem erinnert mich dieses Badezimmer mit seiner Enge und allem zu sehr an das Krankenhaus, wo ich einige Zeit untergebracht war. Und da habe ich das Duschen regelrecht gehasst. Abschließen durfte ich damals leider nicht. Es hätte ja irgendetwas passieren können. Nachdem ich mich grob mit dem Handtuch abgetrocknet habe, ziehe ich mir schon einmal die Boxershorts an. Danach stelle ich mich vor den Spiegel und beginne meine Haare mit dem Föhn zu trocknen. Ich sollte vielleicht mehr essen, dann sieht mein Gesicht auch nicht mehr ganz so schlimm aus. Aber am meisten erschreckt mich die Blässe und die dunklen Ringe unter den Augen. Warum hat Kai eben nichts dazu gesagt? Immerhin sah ich gestern Abend nachdem Konzert noch nicht so aus. Oder etwa doch? Als ich den Arm ein bisschen strecke zieht auf einmal ein stechender Schmerz durch meinen Kopf und mir wird schwarz vor Augen. Stöhnend gleite ich langsam zu Boden, halte mir den Kopf. Mir wird ein wenig flau und es fühlt sich wie ein starkes Beben an. Ängstliche kralle ich mich an meinem Oberschenkel fest. Hinterlasse dadurch tiefe Kratzspuren. Es pocht schrecklich in meinem Kopf, es fühlt sich wie tausend Nadelstiche an. Es fühlt sich wie Stunden an, bis ich endlich wieder richtig sehen kann und alles. Zitternd erhebe ich mich und schalte den Föhn aus, lege diesen ins Waschbecken. Ich halte mich ein wenig an diesem fest, da sich meine Beine wie Pudding anfühlen. Schon nach kurzer Zeit fängt meine Kopf wieder an so stark weh zu tun und die Umgebung verschwimmt vor meinen Augen. Panisch kneife ich die Augen zusammen. Ich habe Angst, was ist nur los mit mir? Ich möchte schreien, doch kein Laut will meine Lippen verlassen. Der Schmerz wird unerträglich, wimmernd gehe ich langsam zu Boden. [BLACKOUT] Nur langsam kann ich meine Augen öffnen, erkenne nur ganz verschwommen die Badezimmereinrichtung von dem Hotel. Erst nach gefühlten Stunden klärt sich meine Sicht, mühevoll richte ich mich auf. Ein wenig schwach auf den Beinen stehe ich auf und wanke langsam zur Tür. Warum fühle ich mich nur so komisch? Es fällt mir sehr schwer die Tür aufzuschließen und diese dann auch zu öffnen. Unbeholfen stolpere ich aus dem Badezimmer und blicke direkt in die Gesichter meiner besorgten Bandkollegen. „Mir geht’s nicht gut“, murmele ich schwach. Direkt kommt Uruha auf mich zu, legt stützend seine Arme an meine Hüfte. „Willst du dich hinlegen?“, fragt er mich. Zitternd nicke ich, kralle mich an seinen Rücken. Wieder drohen meine Beine einfach so nachzugeben, ich habe Angst. Seufzend dirigiert er mich ganz langsam zum Bett, streicht mir immer wieder beruhigend über den Rücken. Ganz vorsichtig hilft er mir beim hinlegen. Besorgt guckt er auf mich herab. Mir ist ganz flau, was ist bloß passiert in der Zwischenzeit? Wie lange war ich bewusstlos? „Yuu-chan, was hast du?“, fragt Kai in Sorge. Zittrig strecke ich die Hand nach Uruha aus, mir ist so schrecklich kalt. Das Zittern will gar nicht aufhören und nur am Rande bemerke ich den eiskalten Schweiß auf meiner Haut. „Am Besten jemand holt den Manager“, meint Uruha auf einmal, bevor er sich hinter mich hinlegt. Vorsichtig zieht er mich in eine Umarmung, als Reita eine Decke über uns wirft. Seufzend schließe ich die Augen. Die Kopfschmerzen nehme ich kaum wahr. Ganz langsam wird mir wärmer und mein Empfinden normalisiert sich wieder. Vorsichtig, ganz langsam öffne ich meine Augen halb. Erst jetzt bemerke ich den besorgten Manager. „Am Besten es trägt ihn einer runter. Ich will nicht, dass er wieder zusammenbricht“, schlägt er lediglich vor. Vorsichtig rüttelt Reita an meiner Schulter, murrend öffne ich die Augen komplett. „Wir ziehen dir jetzt etwas an und dann geht es runter. Ist das in Ordnung?“, fragt er ganz leise. Uruha hilft mir beim Aufsetzen und Jogginganzug anziehen. Seufzend zieht mir der Manager einen Mundschutz und eine Sonnenbrille an. Die Strickmütze darf natürlich nicht fehlen. Wollen die ernsthaft einen Staff-Member aus mir machen? Die Verkleidung ist viel zu auffällig in meinen Augen. Zittrig steige ich auf Uruhas Rücken, klammere mich an seinen Hals. Ich habe Angst, was ist wenn es mir einfach nicht besser gehen will? Ich möchte diese Tour unbedingt zu Ende bringen, egal wie. Auch wenn ich dafür meine Gesundheit opfern muss. Ich sterbe lieber auf der Bühne mit meiner Gitarre in der Hand, als irgendwie anders. Auf den Weg zum Aufzug und in diesem hat der Manager eine Hand auf meinem Rücken, streicht immer wieder leicht darüber. „Ist es noch sehr weit?“, frage ich leise nach. „Es dauert keine zwei Minuten mehr, schaffst du das?“, fragt der Manager besorgt. Seufzend schließe ich die Augen, versuche das komische Gefühl einfach zu ignorieren. Mir läuft es immer wieder heiß und kalt den Rücken runter, schon wieder bildet sich kalter Schweiß auf meiner Stirn. Ist es noch eine Nachwirkung der Tabletten? Die Entzugserscheinungen treten noch über eine Woche danach auf... Das Geräusch von dem Aufzug, von den Drehtüren, von dem Trubel um mich herum höre ich wie durch Watte. Ich will nie mehr diese Tabletten holen müssen, sie mach mich einfach wahnsinnig. Mit meinen Freunden werde ich die Depressionen bekämpfen können, dafür brauche ich keine pinken Tabletten. Erst im Bus selbst öffne ich die Augen, gerade dann als mich Uruha seufzend auf den Sitzen nieder lässt. Kraftlos lasse ich ihn los, lasse mich nach hinten fallen. Vorsichtig zieht er mir die Brille und die Maske aus. „Kannst du dich vielleicht gerade noch einmal hinsetzen? Dann kann ich dir auch etwas geben“, meint er fürsorglich. Grummelnd setze ich mich wieder hin, ignoriere die schwarzen Flecken, die an meinem Sichtfeld nagen. Der Manager hält mir direkt ein Stückchen Brot mit irgendetwas bräunlichen hin. Angewidert nehme ich es zu mir, es ist abartig bitter und schmeckt nach Alkohol, sehr starken sogar. Wie war das noch mit dem Spruch „keinen Alkohol für Aoi“ die nächste Zeit? Okay, gestern haben sich die anderen ja auch nicht daran gehalten Vielleicht ist es auch einfach nur eine Medizin für den Kreislauf, schließlich ist die oft sehr bitter. Aber wie meinte einmal jemand zu mir? Wenn die Medizin nicht bitter ist, kann sie auch gar nicht wirken. „Ich geh dann einmal die anderen holen, damit ihr endlich einmal losfahren könnt“, meint der Manager nur noch und lässt uns zwei alleine. „Ich geh dann auch mal schlafen, in Ordnung? Am Besten machst du das auch“, schlägt Uruha mir vor. Kopfschüttelnd lasse ich mich einfach wieder nach hinten fallen, starre die Busdecke an. Ich möchte nicht schlafen gehen. Leise glucksend geht Uruha, lässt mich einfach liegen. Erst als Kai nach einer gefühlten Ewigkeit kommt, setze ich mich wieder richtig hin. Mein Blutdruck scheint auch wieder normal zu sein, da es mir wieder ein wenig besser geht. „Und lebst du wieder?“, fragt Kai gut gelaunt nach. „Sieht so aus, oder? Magst du mir vielleicht etwas zu Essen warm machen und etwas Tee? Dann kann ich auch endlich wieder schlafen gehen“, bitte ich gähnend. Er nickt nur, lächelt mich aber gutmütig an. Kurz darauf stoßen die restlichen von uns auch dazu, wobei Ruki schweigend in seinem Bett verschwindet. Er ist die letzte Zeit ziemlich still und er zieht sich immer wieder in sein eigenes Reich zurück. Seine Freundin bekommt dieses leider auch zu spüren. Hungrig stürze ich mich auf mein Essen, als Kai es mir direkt vor die Nase stellt. Der Bus setzt sich gerade in diesem Moment in Bewegung, was für ein Wunder. Heute Abend kommen wir erst an, das heißt es stehen uns noch viele lange Stunden bevor. „Es freut mich, dass du von selbst auf mich zugekommen bist. Hat es irgendeinen Grund, warum du soviel abgenommen hast?“, fragt er mich. Kopfschüttelnd esse ich weiter, die Reisbällchen schmecken wie immer sehr gut. Kai ist einfach ein toller Koch, da kann man glatt neidisch werden. Reita kann von ihm noch sehr, sehr viel lernen. Selbst normaler Reis schmeckt bei ihm zeitweise abscheulich. Nachdem letzten Reiskorn stehe ich auf, lasse den Tee unberührt stehen. Summend begebe ich mich in mein Bett, schließe den Vorhang leise. Hoffentlich bringt der Schlaf die erwünschte Wirkung. Ich möchte gerne etwas wacher sein danach und mich einfach besser fühlen. Kaum habe ich die Augen geschlossen, falle ich in einen unruhigen Schlaf. ~ Erschrocken reiße ich die Augen auf, will mich an Uruha klammern. Wir zwei stehen ganz alleine, auf dem Dach der Psc. Du stehst am Rand, schaust mir tief in die Augen. Ich kann nichts sagen, keine Worte wollen meine Lippen verlassen. Dein Lächeln ist bitter, es ist endgültig habe ich Recht? Du willst nicht mehr, du kannst nicht mehr. Du hast der Band den Rücken gekehrt, so wie du es bei mir getan hast. Wenn du jetzt springst, was bleibt uns oder eher mir dann? Nichts mehr, außer die Anschuldigungen und die bittere Wahrheit. Wie eine Kirsche, es hat einen süßen, jedoch bitteren Nachgeschmack. Ich schaue gegen den Himmel, wenn es dein Wunsch sein soll, dann gehe. Ich will dich nicht aufhalten. Es steht nicht in meiner Macht, dich aufzuhalten. Selbst wenn ich dir alles gebe, es wird nie genug sein. Zu sehr habe ich dich in der Vergangenheit verletzt, oder? Deshalb ist es nur gerecht, wenn ich für meine Taten gerade stehen muss. Und du lässt dich fallen, mit einem Lächeln auf deinen Lippen. Ich will schreien, Abschied nehmen. Doch kein Wort will meine Lippen verlassen. Keuchend kralle ich mich an die Bettdecke, sehe panisch in Rukis Augen. „Bist du wach, Aoi?“, flüstert er leise. Mein Herz rast so sehr, dass es schon weh tut. „Komm steh auf, du siehst ehrlich gesagt absolut nicht gut aus“, besorgt schiebt er eine Hand unter meinen Rücken. Mit sanften Druck bringt er mich in eine sitzende Position. Zittrig stehe ich auf, kralle mich direkt an Ruki fest. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding ans, wie sehr wabbeliger Pudding wohl gemerkt. Ein Wunder, dass ich überhaupt stehen kann. Ganz vorsichtig bringt Ruki mich zu Kai, der mich auch direkt auf seinen Schoß zieht. „Hast du wieder schlecht geträumt, Yuu-chan?“, traurig lächelt er mich an. Immer noch ein wenig neben der Spur nicke ich. Ich weiß, dass Uruha nie so weit gehen würde. Aber trotzdem verfolgen mich diese Träume, egal was ich mache. Am häufigsten habe ich sie, wenn ich ganz alleine im Bett liege. Sobald einer in meiner unmittelbaren Nähe ist verschwinden sie. Deshalb freue ich mich immer, wenn ich mit jemanden ein Bett teilen kann. xoxoxoxoxoxxox Disclaimer: nichts mir, nichts Geld im Juni 2009 habe ich angefangen dieses Kapitel zu schreiben, Schande über mein Haupt! Das nächste Kapitel ist auch schon fast fertig... Komischerweise habe ich dieses Mal an zwei Kapiteln gleichzeitig gearbeitet -_-" Ich hoffe es gefällt euch =] Wenn euch etwas missfällt, dann könnt ihr das gerne schreiben. Ich entschuldige mich noch einmal wegen der Wartezeit. Das nächste kommt auch bald. Kapitel 18: Hoffnungslos ------------------------ Und da haben wir es einmal wieder bestätigt bekommen. Kaum ist die Tour erfolgreich beendet, werde ich krank. Eigentlich bin ich ja gar nicht krank, aber der Psychologe hat mich für ein paar Tage oder eher zwei Wochen von der Arbeit befreit. Er meint ich solle diese geheimnisvollen Tabletten ausprobieren und deshalb soll ich auch nicht zur Arbeit. Und aus genau diesem Grund hat mich Reita ins Bett gesteckt und lässt mich auch eigentlich nicht mehr aufstehen. Ich weiß nicht was Reita und Uruha mit dem Psychologen besprochen haben. Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Aber trotzdem, wieso muss ich die ganze Zeit liegen? Deshalb bin ich total müde und mir tut alles weh, sobald ich nur den Weg zur Toilette bewältigen muss! Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite als es an der Tür klingelt. Wenigstens war der Psychologe heute schon da und hat die Dosis verringert. Er meint es wird schon klappen, was auch immer klappen soll. Es klopft ganz leise an der Tür, fast hätte ich es überhört. „Kann Akiya reinkommen, oder willst du lieber deine Ruhe?“, fragt Reita ganz neutral. Was zum Teufel macht Akiya hier? Hat es sich schon wieder herum gesprochen, dass der Irre von The GazettE krank ist? „Ja!“, krächze ich. Meine Stimme hat sich immer noch nicht vom letzten Konzert erholt. Oder es ist einfach nur eine Erkältung im Anflug. Dieses ist ja auch kein Wunder. Wie soll man Immunsystem auch richtig arbeiten, wenn ich noch nicht einmal raus gehe? Geschweige denn mich überhaupt bewege? Also bewegen tue ich mich schon, aber viel zu wenig finde ich. Und essen tue ich auch nur Tütensuppen. Die Tütensuppen schmecken nicht gerade sehr gut. Wie auch? Reita ist alles andere als talentiert in Sachen kochen. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe. Die Tür öffnet sich und Akiya kommt herein, lächelt mich entschuldigend an. „Hey, Yuu-Chan. Wie geht’s dir? Wieder etwas besser?“, erkundigt er sich. „Es könnte besser sein“, und jetzt nur nicht husten. „Ich habe dein Geschenk ins Wohnzimmer gestellt. Bitte komm schnell wieder auf die Beine“, bittend schaut er mich an. Ich schenke ihm ein kleines Lächeln. Langsam richte ich mich auf, schwinge die Beine über die Bettkante. Und jetzt nur nichts überstürzen, bevor mein Kreislauf sich wieder verabschiedet. Genau das hatte ich nämlich erst heute Morgen. Es ist echt unangenehm wenn man sich erst einmal wieder ein paar Minuten hinlegen muss, obwohl man auf die Toilette wollte. Erst jetzt bemerke ich, dass Akiya sich neben mich gestellt hat. „Es geht schon, trotzdem danke“, meine ich nur. Etwas wackelig auf den Beinen gehe ich mit ihm zusammen ins Wohnzimmer. Direkt wirft mir Reita warnende Blicke zu. Seufzend lasse ich mich neben Reita nieder und lehne mich leicht an ihn. Ein wenig schwindlig ist mir schon, aber es geht schon. Ich bin ja schließlich ein Mann und keine Memme. Außerdem wird Reita sauer, wenn ich jetzt schlapp mache. Ich will ihm ja nur zeigen, dass ich eigentlich keine Bettruhe brauche. „Und jetzt spielen wir eine Runde, wenn du schon einmal da bist“, meint Reita lachend. Normalerweise hätte er mich jetzt erst einmal zurecht gewiesen. Aber komischerweise macht er genau dieses nicht. Wahrscheinlich wegen Akiya. Schließlich soll niemand die Spannungen innerhalb der Band mitbekommen Zudem soll anscheinend auch niemand wissen wie schlecht es mir wirklich geht. Und da ich dank der Tabletten auf fremde Hilfe angewiesen bin, soll ich eigentlich auch nicht vor die Tür geschweige denn Besuch empfangen. Aber anscheinend machen sie bei Akiya eine Ausnahme. Wahrscheinlich nur, weil er ja damals meinen einen Zusammenbruch mitbekommen hat. Und er hält auf alle Fälle seinen Mund. ~ Nach der 12. Runde Autorennen habe ich aufgeben, da ich meine Augen eh kaum noch offen halten kann. Seufzend schmiege ich mich an Reita und schlinge die Decke noch etwas mehr um mich. Akiya guckt mir schweigend dabei zu. Klar ist es unfair gegenüber Uruha, aber was soll ich machen? Er ist schließlich nicht hier. „Was ist los, kleiner?“, seufzend streicht mir Reita über den Rücken. „Mir ist nicht gut“, gebe ich kleinlaut zu. „Akiya, kannst du gerade Traubenzucker und alles aus der Küche holen? Ich bringe ihn dann ins Schlafzimmer“, bittet Reita. Ganz vorsichtig und langsam stehe ich auf, klammere mich direkt an Reita. „Sag bitte Bescheid, wenn es absolut nicht mehr geht“, beunruhigt packt er mich an der Hüfte und stützt mich auf dem Weg zum Bett. Als wir endlich angekommen sind, lege ich mich direkt hin. Ich hasse es, wenn mein Körper nicht mitspielen will! Aber wenigstens ist es nur eine abgespeckte Version dieses Mal. Mir ist lediglich flau im Magen und die Welt wankt ein wenig. Er packt meine Knöchel und hält meine Beine hoch und beißt sich auf die Unterlippe. Seufzend mache ich den Mund auf, als Akiya auf mich zu kommt. Er lächelt verstehend und lässt ein Traubenzuckerstück in meinen Mund fallen. Leicht angeekelt verziehe ich das Gesicht. Ich hoffe einfach einmal es wirkt genauso schnell wie sonst auch immer. Erst nach ungefähr fünf Minuten legt sich das ungute Gefühl. Leicht bewege ich meine Beine. Reita lässt sie daraufhin direkt wieder langsam zurück aufs Bett sinken und mustert mich besorgt. „Geht's wieder etwas, Yuu-chan?“, er klingt richtig nachdenklich. Irgendetwas scheint vorgefallen zu sein, da er schon den ganzen Tag ziemlich schlechte Laune hat. Ich nicke lediglich und setze mich langsam auf. Er ist zwar nicht verärgert oder so, aber er denkt verdammt viel nach. Er ist einfach zu still für seine Verhältnisse und er hat mich zur Abwechslung heute einmal in Ruhe gelassen. Obwohl ich oft genug seine Nähe gesucht habe. Selbst meine Suppe musste ich alleine essen. Er ist zwar nett und total fürsorglich, aber er distanziert sich auf seine Weise. Ich mache mir Sorgen um ihn. Es ist auch nicht erst seit heute so. Er hat die letzte Zeit immer öfters solche Tage, wo er sich so versteckt. Ich hoffe er steigert sich nicht in irgendetwas rein. Als es an der Tür klingelt, quietsche ich erst einmal ganz leise. Wer zum Teufel ist das? Heute sollte doch sonst keiner kommen. Selbst die anderen Bandmitglieder lassen uns links liegen. „Akiya, bitte geh du an die Tür“, und dank dieser bitte von Reita ist Akiya jetzt weg. „Rei, was ist los?“, meine Stimme klang definitiv schon einmal besser. „Später, in Ordnung? Ich glaube Ruki ist gekommen. Kai wird die nächsten Tage bei dir bleiben, in Ordnung? Mach ihm bitte nicht zu viel Arbeit. Bis dann“, und schon verschwindet Reita hastig durch die Tür. Soll ich zu Kai ehrlich sein und ihm sagen, dass es mir nicht wirklich gut geht? Ich wollte mich ändern, aber ohne die Hilfe von den Tabletten. Ich wollte nicht mehr abhängig sein. Warum darf ich trotz allem mein Leben nicht selbst bestimmen? Als ich höre wie die Stimmen verebben, als die Wohnungstür zugeht, steh ich auf. Ich möchte nicht schwach sein. Auch wenn mein Schritt alles andere als sicher ist, gehe ich zu Kai ins Wohnzimmer. Ich möchte ihm nicht zur Last fallen. Mir geht es gut, mir hat es einfach gut zu gehen. „Hey, Yuu-chan. Wie geht es dir?“, freudestrahlend guckst du mich an. „Wieder etwas besser und dir?“, lächelnd erwidere ich deinen Blick. „Mir geht es gut“, antwortest du mir. Leise seufzend lasse ich mich auf der Couch neben Kai nieder. Ich fühle mich nach wie vor ausgelaugt und schwindlig ist mir auch wieder ein bisschen. „Der Psychologe möchte gerne noch einmal heute Abend vorbei kommen. Je nachdem was er sagt, darfst du ab Morgen wieder raus gehen. Es wird schon alles wieder gut werden“, aufmunternd lächelst du. Wird wirklich alles wieder gut? Oder bin ich gerade auf der Zielgeraden? Traurig senke ich den Blick, falte die Hände im Schoß. Ich möchte nicht aufgeben, noch nicht. Ich möchte noch etwas Zeit mit euch verbringen, mehr verlange ich auch nicht. Ich möchte noch einmal alles auf der Bühne geben, noch einmal im Leben die Halle rocken. Dann kann ich gehen, auch für immer. Ich möchte nur noch einmal wissen wie es ist gebraucht zu werden. „Willst du vielleicht noch etwas machen? Oder willst du lieber alleine sein?“, fragst du vorsichtig nach. Kopfschüttelnd wende ich den Blick ab, beiße mir auf die Unterlippe. Stumm rollen mir die Tränen über die Wangen. Wird wirklich der letzte Vorhang für mich demnächst fallen? Ich bin doch noch viel zu jung dafür. Ich habe nicht alles mitbekommen, was der Psychologe heute Morgen gesagt hatte. Aber er hatte gemeint, dass ich demnächst auf alle Fälle stationär behandelt werden müsse. Außer sie wollen mich vom Boden abkratzen. Was meint er damit? Bin ich wirklich so akut selbstmordgefährdet? Stelle ich wirklich eine so große Gefahr für mich selbst dar? Dabei ritze ich mich gar nicht mehr. Schweigend nimmt mich Kai in den Arm, streicht mir immer wieder beruhigend über die Arme. Warum kann ich nicht einfach die Augen schließen und vergessen? Was muss noch geschehen, damit ich wieder glücklich werden kann? Sag mir es mir bitte, ist der letzte Zug schon längst abgefahren? „Ich habe Angst“, zitternd vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. „Du weißt doch Yuu-chan, wir sind immer für dich da“, flüstert er. Kopfschüttelnd reiße ich mich von dir los. Ich kann und will nicht mehr. Irgendwann werde ich an mir selbst zerbrechen. Ist genau das mein Schicksal? Dabei sah es doch so gut aus. „Kai-kun... Bitte“, schluchzend gucke ich ihn an, „Gib mir die Tabletten... Ich halte es nicht mehr aus.“ Verzweifelt kratze ich mich am Unterarm. Was soll ich noch machen, damit ich aus diesem Alptraum namens Leben endlich aufwache? Seufzend verlässt Kai den Raum, dreht mir den Rücken zu. Mir ist schwindlig, mein Bauch fängt an weh zu tun. Warum nur bin ich mit dieser Pechsträhne bestraft? Kai kommt wieder, hält mir das Glas mit einer bunt gefärbten Flüssigkeit an die Lippen. Mit seiner Hilfe trinke ich das Glas in wenigen Zügen aus. Als er das Glas hingestellt und sich neben mir hingesetzt hat, schlinge ich vorsichtig die Arme um ihn. „Die Tabletten müssen direkt helfen“, versichert er mir. „Es tut mir Leid...“, zögernd schmiege ich mich an dich. ~ Mein Blick ist ganz verklärt, als ich das nächste Mal aufwache. Sind das nicht der Manager, Kai und der Psychologe? Was ist passiert? Stöhnend packe ich mir an den Kopf, verkrampfe mich augenblicklich. Mein Kopf fühlt sich so an, als wolle er gleich explodieren. Wie viele Stunden habe ich geschlafen? Kai hatte mir die Tabletten gegeben und dann hatte er mich so lange im Arm gehalten, bis ich eingeschlafen war. Das sind meine letzten Erinnerungen. Kai kommt langsam auf mich zu, hockt sich vor mich. „Hey, wie fühlst du dich?“, fragst du flüsternd. „Kai-chan... Es ist alles so verschwommen“, irritiert strecke ich die Hand nach dir aus. Warum sehe ich dich nicht wie sonst immer? „Das sind nur die Wechselwirkungen, keine Angst“, beruhigend streicht er mir durch die Haare. Die Augen schließe ich wieder, damit die Schmerzen nicht schlimmer werden. „Aber Burnout ist es nicht, oder?“, fragt der Manager beunruhigt. „Alles nur nicht das. Kann er nicht doch in eine Tagesklinik gehen? Dann kann er wenigstens Abends arbeiten. Es ist mir vor allem wichtig, dass Yuu-kun jeden Tag erfahrene Spezialistin um sich hat“, warum will mich der Psychologe dahin schicken? „Ich werde direkt Morgen noch einmal mit dem Management reden. Es ist vielleicht besser so für ihn. Hauptsache sie bekommen ihn einigermaßen wieder hin“, man hört wie der Manager laut seufzt. „Kai-chan mir ist kalt“, wärmesuchend rolle ich mich ein. Ich spüre wie Kai sich hinter mich legt und mich an sich zieht. Ein wenig schmiege ich mich an ihn. Es tut gut von jemanden die Wärme zu spüren. Auch wenn es nicht Uruha ist. [BLACKOUT] Als ich wieder aufwache ist alles um mich herum weiß. Mein Hals schmerzt und kratzt unangenehm, aber ansonsten ist alles normal. Meine Gedanken sind so ungewohnt klar, ganz anders wie die letzte Zeit. „Wie geht es dir, Aoi-chan?“, fragt Kai ganz leise. „Gut, aber mein Hals schmerzt ein wenig“, gebe ich ehrlich zu. Warum ich hier bin ist mir klar. Wahrscheinlich wurde mir der Magen ausgepumpt. Ich hätte Kai nicht anflehen dürfen, wegen den Tabletten. Es hätte mich genauso gut umbringen können, da beides ja sehr starke Beruhigungsmittel waren. „Du darfst morgen schon wieder raus. Ich bin froh, dass es dir wieder halbwegs gut geht“, traurig lächelt er. Vorsichtig löse ich das Zopfband aus meinen Haaren und lege es auf den Nachttisch. Langsam richte ich mich auf und umarme Kai. Mir ist ein wenig schlecht, wahrscheinlich wegen der Medizin. Die haben mir gewiss etwas gegeben. Nur zögerlich erwidert er die Umarmung, vergräbt seinen Kopf an meiner Schulter. Ob er sich Vorwürfe macht? Ich frage mich, ob ich immer noch in eine Klinik soll. Wenn ich ein paar Tage ohne Tabletten überstehe, dann wird hoffentlich alles wieder gut. Ich möchte meine Freunde nicht im Stich lassen, Schließlich haben wir noch sehr viel vor, oder etwa nicht? „Gehen wir dann Morgen zu dir, Kai-Chan?“, frage ich neugierig. Ich freue mich schon darauf. Bei ihm gibt es immer leckeres Essen. Und er bedient mich sehr gerne, glaube ich. Er antwortet eine ganze Zeit lang nicht. Erst nach gefühlten Stunden schaut er mich mit verheulten Augen an. „Natürlich machen wir das“, verspricht er mir grinsend. - Lacht uns die Sonne wegen einem Neustart entgegen, oder belächelt sie lediglich das heran nahende Ende? - xoxoxoxoxoxxox Disclaimer: nichts mir, nichts Geld Juli angefangen und vor kurzem beendet... Wie die Zeit vergeht~ Das nächste Kapitel muss immer noch abgetippt und vervollständigt werden ^^" Das nächste Kapitel soll auf alle Fälle etwas Licht ins Dunkle bringen~ Kapitel 19: Paralysiert ----------------------- Verwirrt gucke ich zur Tür, als ich anstatt Kai unseren lieben Akiya da stehen sehe. Er hatte zwar gesagt, dass er jenach dem wegen den Terminen morgens nicht kommen kann, aber er hatte den anderen Gitarristen mit keinem Wort erwähnt. „Guten Morgen, Aoi-chan! Guck mal was ich habe, deine Lieblingsnudelsuppe. Der Arzt meinte, dass du das schon essen darfst“, begrüßt er mich freudestrahlend. Es ist ziemlich ungewohnt, ihn wieder so zu erleben. Seit seine Band mehr zu tun hat, ist er eigentlich nicht mehr so aufgedreht. Schließlich haben wir dafür ja Hiroto, der gerne jeden mit seiner Laune ansteckt und durch das Gebäude der PSC jagt. Wenigstens halten Tora und Nao den Wirbelwind auf Trab, ansonsten würde ich Schwarz für Alice Nine sehen. Grinsend stellt er eine Tüte auf den Tisch und umarmt mich dann stürmisch. „Du musst unbedingt mehr essen, ansonsten bist du irgendwann gar nicht mehr da“, neckend kneift er mir kurz die rechte Wange. Ein wenig schmunzele ich. Das Verhältnis zwischen mir und ihm wird sich wahrscheinlich niemals ändern. Wir sind nach wie vor ziemlich vertraut zueinander, obwohl so viel in dem letzten Jahr passiert ist. Ich bin froh darüber, dass er mich nicht verachtet.Obwohl ich ein psychisches Wrack bin, stehe noch sehr viele Leute hinter mir. Ich kann eigentlich glücklich sein, aber trotz allem bleibt noch diese ungeheure Angst. „Nicht sehr gesprächig heute, hm? Komm ich bring dich an den Tisch und dann essen wir erst einmal“, meint Akiya plötzlich. Angedeutet nicke ich, während er mir in eine sitzende Position verhilft. Leise seufzend klammere ich mich an ihn, als wir ganz langsam Richtung Tisch gehen und er mir beim hinsetzen hilft. Es ist mir peinlich, ich möchte nicht abhängig sein. Jedoch würde alles andere mein Kreislauf nicht mitmachen. Erst heute morgen bin ich nach dem Gang zur Toilette ohnmächtig geworden und dem Doktor mitten in die Arme gefallen. Ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Schweigend machen wir uns über unser Essen her. Die Nudeln schmecken wie immer fantastisch und ich bin mehr als froh darüber, dass ich nicht das eklige Krankenhausessen essen muss. „Da du ja jetzt noch eine ganze Woche hier drinnen bist, werden wir uns hoffentlich noch öfters sehen. Dich kann man einfach keine Minute alleine lassen“, droht mir Akiya scherzhaft. „Erinnere mich bitte nicht da dran. Ich will eigentlich nur noch heim und zu den anderen“, antworte ich traurig. „Das darfst du auch bald. Naja, machen wir einfach das Beste aus dieser Zeit“, versucht er mich aufzuheitern. Ich erwidere sein Lächeln und esse die letzten Nudeln. Vielleicht sollte ich wirklich hier die Zeit nutzen und mir darüber klar werden, was ich in meinem Leben erreichen will und wie ich zu den anderen Leuten um mich herum stehe. Auch wenn ich wieder mit Uruha zusammen bin, es fühlt sich nicht wie die richtige Liebe zur Zeit an. Das Herzklopfen bleibt einfach aus und manchmal frage ich mich, ob wir uns nicht gegenseitig anlügen. Wäre es nicht besser, wenn jeder von uns einen besseren Partner findet? „Ich geh dann einmal einen Rollstuhl für dich organisieren. Es ist total schönes Wetter, also können wir ruhig raus“, und schon wieder strahlt er richtig. Ob irgendetwas schönes passiert ist? Oder freut er sich darüber, dass er Zeit mit mir verbringen kann? „Mach das“, stimme ich lächelnd zu. „Aber heute Abend müssen wir wieder hier sein, schließlich bringt uns Kai was zu Essen“, meint er noch, bevor er aufspringt und fluchtartig das Zimmer verlässt. Gegen Abend sind wir tatsächlich wieder auf dem Zimmer, nachdem wir noch in der Cafeteria Torte gegessen haben. Langsam glaube ich wirklich, dass alle aus mir einen Fettklops machen wollen. Leicht lächelnd lege ich mich wieder ordentlich hin, ziehe die Decke ein Stück höher. Obwohl es draußen ziemlich warm war, ist mir dank der Klimaanlage hier drinnen ziemlich kalt. Warum müssen die die auch immer so kalt einstellen? Und dann auch noch zentral gesteuert, der größte Unsinn den es gibt! Kai hatte gemeint, dass heute Abend sehr spät alle kommen werden. Damit wir über die jetzige Situation sprechen können. Ich frage mich echt, ob ich dann überhaupt noch wach sein werde. Schließlich gehe ich die letzte Zeit immer sehr früh ins Bett. Und mein Körper hat sich leider mittlerweile an diesen normalen Rhythmus gewöhnt. Ein wenig lächelnd schaue ich Akiya beim Spielen auf der Playstation Portable zu. Irgendwie sind uns die Ideen ausgegangen, da wir jetzt schon einige Zeit schweigen. Aber was soll es, mich stört es eigentlich nicht. Und Akiya sieht ziemlich entspannt aus, während er dieses komische Autorennen spielt. Vielleicht sollte ich mir auch einmal so ein Spielgerät anschaffen? Es sieht immerhin sehr lustig aus. Leise summend lehne ich mich wieder zurück und gucke aus dem Fenster. Langsam aber sicher könnte Kai auch einmal kommen, ich habe Hunger! Und ich will nicht ewig auf mein wohlverdientes Essen warten. Irgendetwas hatte der Arzt heute morgen noch dazu gesagt. Er meinte, dass ich Appetitanreger zur Zeit bekomme. Und ansonsten nur etwas gegen die Übelkeit und halt noch eine Woche Krankenhausaufenthalt dazu. Da die anderen wahrscheinlich nicht so wirklich mit mir klar kommen würden, wenn ich eine Panikattacke oder ähnliches bekäme. Er würde sich gerne ein Bild davon machen, ob der Psychologe mich richtig behandelt oder nicht. Laut dem Arzt benehme ich mich einfach zu normal, für einen mit so einer Diagnose: Schwere Verlustängste und Depressionen und ein starker Drang zur Selbstzerstörung. Und davon wäre dem Arzt im Grunde noch gar nichts aufgefallen, außer meine Anhänglichkeit mitten in der Nacht. Immerhin habe ich mich nicht nur einmal bisher an die Krankenschwester geklammert, als mitten in der Nacht ein komischer Schatten im Badezimmer zu sehen war. Aber ansonsten wäre ich relativ normal, für jemanden der mit solch starken Tabletten behandelt und wo die Behandlung abrupt beendet wurde. Akiya schaut mich auf einmal schmunzelnd an, ehe seine Spielekonsole in seine Jackentasche steckt. Was er wohl gerade denkt? „Ich glaube ich muss dich morgen noch einmal nerven kommen. Ansonsten langweilst du dich noch“, neckend stupst er meine Nase. „Von mir aus gerne. Aber nur wenn ich wieder leckere Dinge zu essen bekomme“, frech grinsend schaue ich ihn an. „Für dich doch immer wieder gerne“, antwortet er mir. Abwartend schauen wir beide zur Tür, als jemand klopft und kurz darauf eintritt. „Sorry, hat etwas länger gedauert. Aber was soll ma auch anderes erwarten, wenn man Uruha mitnimmt“, begrüßt uns Kai lächelnd. Und kurz darauf werde ich schon stürmisch von meinem Freund umarmt. Er scheint mich ja sehr vermisst zu haben, wenn er mich fast erwürgt zur Begrüßung, oder? „Und hattet ihr zwei wenigstens einen schönen und erholsamen Tag?“, fragt Kai uns. „Natürlich hatten wir das. Wir waren draußen und haben ganz viele leckere Sachen gegessen. Und ganz viel Spaß miteinander gehabt“, antwortet Akiya strahlend. Nachsichtig lächelnd packt Kai für jeden von uns eine O-bento-box aus. Lächelnd stellt er den Betttisch so hin, dass ich bequem daran essen kann. „Danke, Kai. Für alles“, flüstere ich leise, während ich wahrscheinlich rot wie eine Tomate werde. „Kein Problem, dafür sind wir ja befreundet“, erwidert er nur. Während Kai mit Uruha und Akiya am Tisch sitzt, bleibe ich im Bett. Schließlich soll ich ja nur für die Toilette aufstehen, da ich ansonsten wahrscheinlich nach kurzer Zeit wieder umkippen würde. Und das will ich eigentlich nicht. Nach einem kurzen „Itadakimasu“ fangen wir auch an mit dem Essen. Wie immer schmeckt der Reis mit dem ganzen Gemüse und dem gegrillten Hähnchenfleisch klasse. Kai ist wirklich ein genialer Koch, ob er mir irgendwann einmal seine Tricks verraten wird? Ich möchte auch einmal so toll kochen können, auch wenn das wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit sein wird. Während die Schale immer leerer wird, bekomme ich starke Bauchschmerzen. Vielleicht hätte ich mich mit dem Essen noch etwas zurück halten sollen? Da mir ja gestern erst der Magen ausgepumpt wurde wegen einer Überdosis an Beruhigungsmitteln. Eher schleppend bekomme ich die letzten Bisse runter, während die anderen alle schon fertig mit dem Essen sind und miteinander herum albern. Dabei hatte ich doch am wenigsten zu Essen von allen! Folglich hätte ich als erstes fertig sein müssen. Als Akiyas Handy klingelt, hat er es auf einmal ganz eilig hier weg zu kommen. Wahrscheinlich geht er jetzt wieder mit irgendwem einen trinken. Zu gerne würde ich mit gehen und einfach nur Spaß haben. Nachdem er gegangen ist, hilft mir Kai ins Badezimmer wo ich mich schon einmal für die Nacht fertig mache. Ich frage mich woher die plötzliche Müdigkeit gerade kommt? Aber wen wundert es, es war ja schließlich ein erlebnisreicher Tag. Seufzend beeile ich mich, da es mir einfach zu kalt ist hier im Badezimmer. Zudem habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass mich irgendeiner beobachtet. Ich meine nicht Uruha oder Kai, irgendeiner ist hier in der Nähe und guckt mir bei allem zu. Leicht verunsichert lasse ich mir von Kai zurück zu meinem Bett helfen. Ich hoffe einfach einmal, dass es kein Stalker oder fanatischer Fan ist. Eigentlich bin ich ja noch viel zu jung zum Sterben, oder etwa nicht? Liebevoll deckt mich Uruha zu und gibt mir einen kleinen Kuss mitten auf die Lippen. Irgendwie habe ich seine sanften Küsse vermisst. Es ist ganz anders wie bei Reita, der mich gerne forsch geküsst hatte. Man merkt einfach, dass es Uruha an Erfahrung fehlt. „Schlaf ruhig noch ein wenig. Die beiden anderen kommen eh erst in einer oder zwei Stunden“, schlägt er mir vor. Müde nicke ich und schließe die Augen. Vielleicht finde ich ja in dieser Zeit etwas Schlaf, wer weiß? Leise summend streicht mir Uruha durch die Haare, während ich immer mehr und mehr Richtung Traumland wandere. Jedoch reißt mich ein lautes Atmen in der Nähe von meinem Ohr gqanz schnell wieder aus meinem Schlaf. Ich spüre wie sich an meinem gesamten Körper eine Gänsehaut bildet und wie mir kalte Schauer über den Rücken jagen. Zitternd kralle ich mich in die Bettdecke, unfähig mich zu bewegen. Irgendetwas ist da, irgendjemand sitzt an meinem Bett. Und es ist nicht Uruha oder Kai, die sitzen ganz woanders. Einer sitzt an meinem Bett und das ganz nah, ich spüre seinen warmen und feuchten Atem an meiner Wange. Ich habe Angst, was ist wenn es doch ein Stalker ist? Die beiden anderen hören leise Musik, sie haben ihn bestimmt nicht bemerkt. Ich will schreien, doch ich fühle mich wie gelähmt. Keuchend spanne ich alle Muskeln an, ich will hier weg, ich muss hier weg. Ich will nicht sterben. Mein Arm fühlt sich wie Blei an, als ich ihn langsam an die Seite von meinem Bett bewege. Es scheint unüberwindbar, aber ich muss es schaffen. Ich will hier nicht sterben, nicht hier. Immer wieder versuche ich es zu erreichen, doch ich greife immer wieder ins Leere. Ich habe Angst, ich traue mich nicht meinen Kopf zu drehen. Hoffentlich sieht er nicht die Bewegungen, die ich unter der Bettdecke mache. Zittrig drücke ich den Knopf, damit eine der Ärzte kommt. Durch den Signalton alarmiert springen die anderen beiden auf, schauen mich geschockt an. Erschöpft schließe ich die Augen, versuche meinen rasselnden Atem zu beruhigen. Was zum Teufel war das gerade eben? Ich spüre wie mir jemand sanft die Wangenknochen entlang streicht und immer wieder fragt, ob es geht. Erst als die Tür geöffnet wird und sich jemand hastig nähert, verschwinden die Hände. „Der Doktor kommt direkt, geht es noch?“, werde ich besorgt von einer Frau gefragt. Angedeutet nicke ich, während ich mich langsam versuche zu entspannen. Vorsichtig öffne ich die Augen und gucke direkt in die besorgten Gesichter von Kai und Uruha, die beide an meiner Seite stehen. „Ist das normal? Er hat die letzte Zeit immer wieder sehr heftige Alpträume. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er kurz vor dem Ersticken ist und ich bekomme ihn dann auch kaum noch wach“, fragt Uruha ängstlich nach. „Wir warten jetzt einmal ab, was der Doktor sagt. Wollen sie vielleicht irgendetwas trinken?“, wendet sie sich an mich. Kopfschüttelnd schlinge ich die Bettdecke etwas mehr um mich und rolle mich ein. Mir ist schrecklich kalt geworden, was anscheinend auch Uruha bemerkt. Direkt fängt er an mir über den Rücken und die Arme zu reiben, in der Hoffnung mich dadurch zu wärmen. „Ganz ruhig, es ist niemand da der die weh tun kann“, flüstert er in mein Ohr. Ob er sich da so sicher sein kann? Was ist wenn wirklich jemand unter meinem Bett ist? „Schau einmal Aoi, ich wette mit dir es traut sich keiner an Kai vorbei. Der würde jeden locker zu Brei schlagen, wenn man ihn darum bittet. Und du weißt genauso gut wie ich, dass er uns bis aufs Blut verteidigen würde“, versucht er mich weiterhin abzulenken. Nickend schließe ich die Augen, lasse einfach die Gefühle auf mich zu kommen. Nur am Rande bemerke ich den Arzt der meine Körpertemperatur, meinen Puls, meine Atmung kontrolliert. Letztendlich spritzt er mir etwas und meint ich solle versuchen noch etwas zu schlafen, wir würden morgen bei der Visite darüber reden. Und schon geht er wieder mit der Schwester, lässt mich mit den anderen beiden alleine. „Wir bleiben dann bis Morgen, damit du keine Angst zu haben brauchst. Schlaf ruhig etwas, wir arbeiten dann in der Zwischenzeit an den Songs“, sagt Kai zu mir. Nickend kuschele ich mich tiefer in die Decke und lasse mich von den Tabletten in einen Traumlosen Schlaf führen. Erst gegen Mittag erwache ich wieder, in den Armen von Uruha. Akiya guckt mich grinsend an, während er mir einen 'Guten Morgen' wünscht. Liebevoll streicht mir mein Freund durch die Haare, legt mir vorsichtig eine Hand in den Rücken und bringt mich ganz behutsam in eine sitzende Position. „Du hast geschlafen wie ein Stein, obwohl es während der Visite dank Kai ziemlich laut war“, erzählt mir Uruha, „Du wirst jetzt hier im Krankenhaus ein paar Tipps bekommen und nachdem Aufenthalt hier wirst du von einem anderen Psychologen betreut. Sie meinen, du sollst auf alle Fälle deine Alpträume dokumentieren und so eine Art Tagebuch führen, um deine Gedanken besser ordnen zu können. Sie meinen aber, dass wir das ganze sicherlich wieder in den Griff bekommen.“ Frustriert seufze ich und gucke die Bettdecke an. „Zieh nicht so ein Gesicht Aoi-chan, komm lass uns Spaß haben“, fordert mich Akiya auf. ------ Disclaimer: nichts mir, nichts Geld Hm... Meistens folgt auf einen Lückenfüller etwas spannendes... Aber wer weiß, wer weiß. Es gibt ein paar Andeutungen, aber nur ein paar... Kapitel 20: Ungeklärte Fragen ----------------------------- Selbst zwei Wochen nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus bin ich immer noch ein wenig neben der Spur und arbeiten fällt mir auch sehr schwer. Oft kann ich mich gar nicht bei den Proben konzentrieren, weshalb wir viel öfters Pausen einlegen müssen wie sonst. Wahrscheinlich sind die anderen auch schon ganz schön genervt von mir. Erst gestern hat Reita mir mit einen Packen Notenblätter auf den Kopf gehauen, weil ich mich zum zweiten Mal an der gleichen Stelle verspielt habe. Obwohl Uruha versucht hat mich in Schutz zu nehmen ist Reita wutentbrannt abgehauen. Heute ist erst gar nicht zur Probe erschienen, er meinte es hätte keinen Sinn mehr mit mir zu proben. Ich würde es wahrscheinlich nie auf die Reihe bekommen wieder auf der Bühne zu stehen und fehlerfrei zu spielen. Bestimmt würde ich wegen der ganzen Aufregung sogar meinen Künstlernamen und alles vergessen. Nachdem ich dieses Gespräch mitbekommen habe, habe ich bestimmt erst einmal eine Stunde nur geweint. Kai hatte große Schwierigkeiten mich irgendwie wieder zu beruhigen, da ich mich einfach nicht mehr unter Kontrolle hatte. Uruha war währenddessen mit Ruki zu Reita gefahren um mit diesem ein ernstes Wörtchen zu reden. Aber selbst nach einem sehr langen Gespräch mit diesem wollte er nicht zur Probe kommen. Erst morgen oder übermorgen oder gar nicht mehr, habe er gemeint. Am liebsten würde ich mich in einem Loch verkriechen und nie wieder aus eben jenen raus kommen. Was mache ich, wenn Reita Recht hat? Ich möchte meinen Traum nicht aufgeben müssen. Der Arzt hat gemeint, dass es mindestens noch zwei Wochen dauert, bis ich überhaupt wieder annähernd normal bin. Ich solle einfach nicht so ungeduldig sein und mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Aber genau diese habe ich leider nicht. Das Management will mich schon sehr bald wieder auf die Bühne schicken und mit sehr bald meinen sie in zwei Wochen. Seufzend rolle ich mich auf die anderen Seite im Bett. Momentan liege ich dort ganz alleine drinnen, da Uruha an seinem Laptop sitzt und mit Reita und Kai wieder einmal irgendwas per Email diskutiert. Da ich mich jetzt auf die andere Seite gedreht habe, kann ich ihn nicht mehr dabei beobachten. Aber so wie es eben aussah, besprechen sie gerade nicht sehr erfreuliche Dinge. Vielleicht schreiben sie auch über mich? Ich hoffe ja nicht, ich möchte ihnen nicht noch mehr Arbeit wie ohnehin schon bereiten. Leise grummelnd schließe ich die Augen und umarme Uruhas Kissen dabei. Ich höre wie Uruha leise kichert, was mich zum Schmunzeln bringt. Ich bin froh, dass ich zu ihm in die Wohnung ziehen konnte vorüber gehend. Wir sind uns immer noch nicht einig ob wir jetzt in meine oder in seine Wohnung ziehen sollen. Deshalb wissen die anderen auch nie so wirklich, wo wir gerade wirklich sind. Lediglich Kai weiß es komischerweise immer. Bestimmt auch nur deshalb, damit er uns immer wieder mit seinem Essen glücklich machen kann. Ich bin froh, dass er alle paar Tagen zu uns kommt und uns etwas kocht. Er lenkt mich immer wieder erfolgreich von all den Sorgen ab und er versucht mich so gut es eben geht zu unterstützen. Uruha hat vor ein paar Tagen heraus gefunden, dass ich wieder angefangen habe mich zu schneiden, also absichtlich zu verletzen. Er lässt es kommentarlos zu, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster zurück falle. Solange ich nicht ernsthaft zur Gefahr für mich selbst werde, wird er mich auch nicht zu einer Therapie zwingen, hatte er zu mir gesagt gehabt. Selbst der Arzt im Krankenhaus hatte gemeint, dass ich momentan einfach nicht für eine Therapie bereit bin. Ich müsste erst wieder Vertrauen zu mir selbst haben, um mich irgendwie auf andere einlassen zu können. Ich würde mich gewiss selbst belügen, wenn ich meine ganze Gefühlswelt irgendwem offenbar müsste, meinte er außerdem. Langsam merke ich, wie meine Gedankengänge immer langsamer werden und ich letztendlich in eine Traumwelt abdrifte. Erst Stunden später, als es schon ganz dunkel ist, werde ich wieder wach. Das einzige was mir auffällt ist das Licht von dem Laptop und wie auf diesem immer wieder etwas aufblinkt. Von Uruha ist weit und breit nichts zu sehen. Da ich mittlerweile zu wach bin um weiter zu schlafen, beschließe ich aufzustehen und nach meinem Freund gucken zu gehen. Beim Aufstehen ziehe ich mir wieder die Hauspantoffeln an, da es ohne einfach zu kalt hier in seiner Wohnung ist. Fröstelnd ziehe ich eine von Uruhas Strickjacken an. Sie ist so schön warm und riecht nach Uruhas Parfüm. Ich mag es seine Sachen zu tragen, dann fühle ich mich nicht ganz so einsam. Ich gehe einmal durch die komplette Wohnung, aber Uruhas bleibt unauffindbar. Wo er wohl hin ist? Wir haben weit nach Mitternacht, also hat er eigentlich keinen Grund noch vor die Türe zu gehen. Leise seufzend gehe ich zu seinem Laptop und öffne das Postfach von ihm. Eigentlich ist es nicht fair, wenn ich seine Emails lese, aber ich will wissen seit wann Uruha weg ist und wohin er gegangen ist. Ich mache mir Sorgen um ihn, nachher ist ihm etwas passiert? Sein Handy liegt direkt neben mir, das heißt ich kann ihn noch nicht einmal erreichen. Er hat zuletzt vor fast einer Stunde eine Email verschickt und er ist anscheinend nur gerade in den Supermarkt um die Ecke um Zigaretten kaufen zu gehen. Vor ungefähr 10 Minuten kam die letzte Nachricht von Kai, in der er sich erkundigt wo Uruha denn ab geblieben sei. Sonst würde er ja auch nie länger als 10 Minuten für solche Aktionen brauchen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffne ich das Fenster für eine neue Nachricht. Mit zittrigen Händen schreibe ich: „Kannst du vielleicht vorbei kommen? Aoi.“ Nur mühsam bekomme ich den Kloß in meinen Hals herunter geschluckt. Was ist, wenn Uruha irgendetwas zugestoßen ist? Man hört ja so vieles über diese fanatischen Fans, die ihre Idole bedrohen. Um mich nicht unnötig irgendwo hinein zu steigern gehe ich in die Küche und mache mir einen starken Tee. Laut Uruha beruhigt das die Nerven und genau das brauche ich momentan mehr als alles andere. Als ich die Stereoanlage im Wohnzimmer anmache, kann ich meinen Ohren zu erst nicht trauen. Das Lied hatte ich kurz vorm Krankenhausaufenthalt verfasst und die anderen haben scheinbar daran weiter gearbeitet. Man hört Rukis melodische Stimme einen sehr tiefgründigen und traurigen Text singen. Ich hatte nie daran gedacht es irgendwie einmal den Jungs zu zeigen. Aber Uruha hat scheinbar meine aufgenommen Lieder durch gehört und ist zufälligerweise genau auf dieses gestoßen. Leise summend mache ich es mir auf der Couch gemütlich und trinke langsam den Tee. Ich frage mich ob Kai kommt oder eher nicht. Es ist mitten in der Nacht und ich hätte an seiner Stelle auch keine Lust vorbei zu kommen. Erst gefühlte Stunden später höre ich einen Schlüssel im Schloss und ich freue mich, dass es eventuell Uruha sein könnte. Seufzend schalte ich die Stereoanlage aus. Als ich dann Kais Stimme höre, bin ich alles andere als erfreut. Leise wimmernd verstecke ich das Gesicht in meinen Händen und lasse den Tränen freien Lauf. Warum kommt Uruha nicht wieder? Hat er etwa genug von mir? Ich möchte ihn nicht verlieren, ich liebe ihn doch. Ich spüre wie mich jemand in den Arm nimmt und direkt lehne ich mich an ihn. „Reita sucht gerade nach Uruha. Ich bring dich jetzt ins Verlagsgebäude, damit Akiya nach dir gucken kann. Dann kann ich Reita bei der Suche helfen“, klärt er mich auf. Nickend lasse ich mir von ihm aufhelfen. Leise schniefend wische ich mir mit dem Jackenärmel übers Gesicht. „Es wird schon wieder alles gut werden“, lächelnd nimmt er mich an der Hand und führt mich zur Tür. Dort ziehen wir uns beide unsere Schuhe an und begeben uns schweigend zu unserer Arbeitsstelle. Er bringt mich zielstrebig zu Kagrras Probenraum, wo mich Akiya auch direkt in die Arme schließt. Kai lässt uns auch direkt alleine, nachdem er uns noch eine 'Gute Nacht' gewünscht hat. ~ Ich weiß nicht wie lange ich zusammen mit Akiya Gitarre gespielt habe, oder wie lange wir letztendlich miteinander geredet haben, aber es muss bis in die frühen Morgenstunden gewesen sein. Mittlerweile sitze ich in einer Ecke, habe die Knie ganz nah an meinen Körper gezogen und die Arme darum geschlungen. Akiya ist gerade eben raus und uns Frühstück besorgen. Er hat mich auf meinen Wunsch hin hier drinnen eingeschlossen. Ich möchte nicht, dass irgendeiner in meiner Nähe ist. Es fällt mir schon schwer genug Akiya neben mir zur Zeit zu erdulden. Es ist so schwierig, meine Welt zerbricht mehr und mehr und mit eben jener auch meine ganzen Träumen und Ziele. Ausdruckslos starre ich auf die Tür, in der Hoffnung Akiya würde gerade in diesem Moment durch diese kommen. Und just in diesem Moment dreht sich ein Schlüssel im Schloss und Izumi kommt durch die Tür. „Huh, Aoi was machst du denn hier?“, fragt er verwundert und kommt vorsichtig näher zu mir. „Ich warte auf Akiya“, antworte ich monoton und verberge mein Gesicht hinter meinen Armen. Kurz darauf höre ich, wie er sich scheinbar sich auf seinem Schlagzeug warm spielt. Kurze Zeit später kommt scheinbar auch Akiya wieder, weshalb ich den Kopf wieder hebe. Ich habe ihn direkt an seinem Gang erkannt. Gerade stellt er zwei dampfende Becher auf den Tisch und eine Tüte. „Kommst du, Aoi? Ich hab dir Tee mitgebracht“, meint er lächelnd. Träge stehe ich auf und gehe zu ihm hin, setze mich lustlos auf die Couch. „Gleich ist eine Konferenz mit allen Bands, hat Ruki gemeint. Er fragt, ob du vielleicht mit Aoi hier bleiben könntest, damit er nicht ganz so allein ist“, meint Izumi auf einmal. Zustimmend nickt Akiya, drückt mir direkt den Tee in die Hand. „Ich weiß, dass du wahrscheinlich gar nichts essen magst. Aber trink bitte wenigstens etwas“, bittet er mich. Nickend leere ich nach und nach den Becher, während sich der Probenraum der Band Kagrra nach und nach füllt und sie mit den Proben beginnen. Nachdem ich den Tee zu Ende getrunken habe, stelle ich den Pappbecher zurück auf den Tisch und lege mich hin. Um nicht unnötig viel nachzudenken schließe ich die Augen und lasse mich von der Müdigkeit in eine Traumwelt entführen. Erst viel später werde ich von der besorgten Stimme Kais geweckt. „Hey, wach auf Aoi. Du kannst doch nicht ewig schlafen“, flüstert er. „Kai-chan, ich möchte zu Uruha“, antworte ich schlaftrunken. Schmunzelnd öffne ich die Augen, wer mir wohl die schöne und warme Decke über gelegt hat? „Das geht nicht, er ist zwar momentan in deiner Wohnung, aber es geht ihm alles andere als gut“, erzählt er mir traurig, „Er möchte dich damit nicht verletzen, aber er möchte nicht, dass du ihn so siehst.“ „Was ist denn überhaupt passiert?“, frage ich besorgt nach. „Er ist verletzt, aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Reita kümmert sich schon um ihn und Uruha möchte erst einmal etwas Abstand zu uns. Er meint, dass wir spätestens in einer Woche wieder mit ihm bei den Proben rechnen können und bis dahin bleibst du dann auch erst einmal bei Akiya“, erklärst er mir. „Warum denn nicht bei einem von euch? Akiya hat bestimmt genug mit seiner Band zu tun, dann kann er nicht auch noch Babysitter für mich spielen“, erwidere ich schmollend. „Er bekommt das schon irgendwie hin. Ich denke einmal, dass es besser so ist für uns alle. Du hast uns schon im Krankenhaus gezeigt gehabt, wie sehr wir dir mit allem momentan auf die Nerven gehen“, merkst du genervt an. „Entschuldigung, ich wollte euch nicht verletzen“, antworte ich geknickt. „Ach wo, wir wissen ja woran es lag. Reita beruhigt sich auch bald wieder und dann sind wir alle wieder glücklich. Komm, ich fahre euch zwei jetzt nach Hause“, meint Kai und lächelnd streckt er mir eine Hand entgegen. Lächelnd nehme ich diese und ziehe mich an dieser hoch. Aufmunternd klopf mir unser Schlagzeuger auf die Schulter und schnappt sich die Decke, während wir gemeinsam runter auf den Parkplatz zu seinem Auto gehen. „Ich bin mir sicher, dass dich Uruha früher oder später sowieso vermisst. Heute Morgen hat er direkt gefragt, ob es dir gut geht und wo du bist. Was im Klartext bedeutet, dass er spätestens nach vier Tagen zu dir will“, spekuliert Kai. Nickend schlendere ich neben ihm her, ich hasse es mitten in der Nacht durch dieses Gebäude gehen zu müssen. Das einzige was man hört ist das Surren der Überwachungskameras, ansonsten ist es hier totenstill. Die meisten Mitarbeiter sind schon längst daheim und so wirklich jemand der probt ist auch nicht hier. Die ganzen neuen Indie-Bands sind alle auf Tour und Miyavi glaube ich auch. Lediglich Kagrra, Kra und wir sind noch da. Wobei wir ja anscheinend mal wieder Pause haben, wobei das ja nicht offiziell ist wie es scheint. Die werden es garantiert nicht der Presse verraten haben, was genau mit Uruha passiert ist. Es würde mich schon schwer wundern, immerhin haben sie meine Krankenhausaufenthalte auch so oft es eben ging verschwiegen. Und mir fällt jetzt erst auf, dass ich im Grunde gar nichts über die neuen Bands hier weiß. Was für ein Blitzmerker ich die letzet Zeit mal wieder bin. Ich habe sie noch nie getroffen, geschweige denn irgendwelche Poster von ihnen gesehen. Der eine Gitarrist soll total der Fan von mir sein und Kai hat ihn anscheinend bisher immer davon abgehalten mir zu Nahe zu kommen. Ob er genauso ein Freak ist wie Miyavi? Und der Sänger dieser Band soll Ruki toll finden und total pervers sein. Ein Glück, dass ich ihn noch nicht gesehen habe! Wer weiß wie der so drauf ist?! --------------------------------------- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld hm °_°" Bisher habe ich noch nicht verraten, was genau passiert ist |D Aber es folgt noch, dieses Mal lasse ich nicht so viele Fragen ungeklärt~ Kapitel 21: Antworten auf meine Fragen -------------------------------------- Seufzend gucke ich aus dem Fenster. Heute ist einmal wieder ein sehr verregneter Tag, es ist genau wie an dem Tag wo Reita mit mir Schluss gemacht hatte. Ich weiß noch ganz genau, wie ich vor dem großen Fenster in meiner Wohnung im Wohnzimmer saß und raus geguckt habe. Er kam völlig unerwartet und hat mich von hinten umarmt. Wir waren uns schon den ganzen Tag so gut es eben ging in dieser Wohnung aus dem Weg gegangen. Natürlich habe ich mich im ersten Moment über diese Geste gefreut, jedoch entgleisten meine Gesichtszüge vollständig als er meinte, dass wir reden müssten. Schon da war mir klar was er meinte und warum er mit mir reden wollte. Unsere Beziehung bestand eigentlich nur noch deshalb, weil er ein Betthäschen haben wollte, aber anscheinend war ich dafür irgendwann nicht mehr gut genug. Wir hatten jeden Tag Streit und die Gründe dafür wurden von Tag zu Tag banaler. Von dem Gespräch selbst weiß ich nichts mehr. Der Psychologe meinte, mein Gehirn versuche das ganze zu verdrängen. Es wäre eine Art Schutzmechanismus, laut ihm. Es würde das ganze nur tun, damit ich nicht selbst an mir zerbreche. Ich erinnere mich aber noch genau daran, wie ich in den Armen eines lächelnden Uruhas wach geworden bin. Er hatte sich dann noch ein paar Tage um mich gekümmert, bis ich dieses wieder selbst konnte. Ansonsten hätte ich in dieser Zeit nichts gegessen oder getrunken, was bei meinem eh schon zu niedrigem Gewicht nicht so gut gewesen wäre. Nachdem ich es also wieder alleine in meiner Wohnung war, das erste Mal nach sehr vielen Monaten, verlor ich mich selbst in dem Strudel der Verzweiflung. Bis dato wusste ich gar nicht, dass ich so sehr an Reita hing. Ohne ihn schien mein Leben auf einmal so leer und sinnlos. Erst da wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Ich hielt es nur zwei Tage aus ohne auf irgendwelche dummen Gedanken zu kommen. Ich fing an zu recht ungewöhnlichen Zeiten Alkohol zu trinken und das oft bis zur Besinnungslosigkeit. Nur wenn Proben oder Interviews waren, war ich halbwegs nüchtern. Wobei ich das erstere wie oft geschwänzt habe. Meine Ausreden waren simpel, oft waren es irgendwelche Magenbeschwerden oder starke Kopfschmerzen. Und das hatte ich ja beides, da ich oft einen Kater hatte und den nur durch erneutes Alkohol trinken bekämpft habe. Während der Zeit entdeckte ich zudem das Schneiden für mich. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber ich weiß noch genau wie gut es tat. Ich realisierte damals nicht, dass es alles andere als gut war und ich es am Besten niemals mehr tun sollte. Aber ich tat es, immer und immer wieder. Wenn ich daran denke, dass ich zwar keinen Alkohol mehr trinke, aber mich immer noch ab und an selbst verletze, wird mir schlecht. Manchmal habe ich Angst davor mich vor Uruha umzuziehen, jedoch scheint ihn das ganze ja ziemlich kalt zu lassen. Es ist ja auch nicht so, dass ich es übertreibe. Meistens ist es nur ein kleiner, gut zu verdeckender Schnitt. Und jetzt Schluss mit diesen bösen Gedanken. Müde dackele ich zum Sofa und verkrümele mich unter die Decke. Zur Zeit bin ich ja bei Akiya, der mich heute alleine gelassen hat. Zuerst hat mir Keiyuu von der Band Kra ein paar Stunden Gesellschaft geleistet. Der ist aber mittlerweile wieder bei einer Bandprobe. Eine Stunde bevor er gegangen war ist Ruki gekommen, der auch jetzt bei mir bleiben wird bis Akiya zurück kommen wird. Eben haben wir etwas gegessen, was uns der Lieferservice gebracht hatte. Ruki hatte nicht wirklich Lust selber zu kochen, deshalb gab es nur nicht so leckere Sachen. Laut seufzend schließe ich die Augen und versuche mich zu entspannen und einfach an nichts zu denken. Die letzte Zeit schlafe ich sehr viel, der Arzt meint es wären die Entzugserscheinungen von den Tabletten. Dabei tue ich eigentlich nur so viel schlafen, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme. Ich möchte nicht noch mehr Wunden davon tragen müssen, ich möchte endlich wieder frei sein. Ich merke wie ich ganz langsam immer weiter abdrifte. Als ich laute Stimmen vernehme schlage ich die Augen angsterfüllt auf. Was ist denn jetzt los? Es ist schon spät, auf alle Fälle ist es draußen dunkel. Warum ist es dann so laut in der Wohnung? Gähnend stehe ich auf und gehe ganz vorsichtig durch das stockdunkle Wohnzimmer zur Tür. Es muss sie einer zugemacht haben, da sie sonst eigentlich immer offen steht.Kopfschüttelnd öffne ich die Tür und folge dem Lärm Richtung Küche. Was wohl gerade los ist? Anscheinend ist Uruha auch hier, da ich seine Stimme ganz leise hören kann. Akiya und Ruki scheinen sich ja gerade mächtig in den Haaren zu liegen. Hoffentlich streiten sie sich nicht wegen mir. Ganz vorsichtig öffne ich die Küchentür und luge hinein. Ohne den Sreithähnen auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken, gehe ich zielstrebig zu Uruha und lasse mich auf seinem Schoß nieder. Zufrieden seufze ich und umarme ihn erst einmal. Sein Gesicht sieht ein wenig demoliert aus und er hat bestimmte seine Gründe so weite Dinge zu tragen, aber das hindert mich ja nicht an meinen Taten. „Ich hab dich vermisst Uru-chan“, flüstere ich in sein Ohr und hauche einen kleinen Kuss auf dieses. Er fängt an zu zittern und ich spüre wie sich seine Muskeln anspannen und ich bemerke, wie er den Kopf wegdreht. Warum er das wohl gerade tut? Es tut mir irgendwie weh, mag er mich denn nicht mehr? „Du brauchst keine Angst zu haben“, versuche ich ihn zu beruhigen. Kurz darauf spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich mit sanften Druck von Uruha wegzieht. Eher widerwillig leiste ich diesem folge und stehe auf, lasse mich wortlos von Ruki aus dem Raum geleiten. Er führt mich direkt in Akiyas Schlafzimmer, wo ich mich erst einmal auf dem Bett niederlasse. „Aoi, du weißt das du mit allem zu uns kommen kannst. Du kannst uns ruhig mitten in der Nacht anrufen, es ist egal was du uns sagen willst. Auch wenn es nur zum Beispiel wegen Uruha ist, weil er dir nichts von deinem Essen abgeben will. Hauptsache du redest mit uns, denn dein Schweigen tut mehr weh wie du glaubst. Wir möchten dir helfen, dafür sind Freunde da“, meint Ruki plötzlich. Verwundert gucke ich ihn, ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem. Wie kommt er so plötzlich darauf, hat ihm Akiya irgendetwas verraten? Wahrscheinlich hätte ich gestern Nacht nicht mit Kissen bewaffnet in sein Schlafzimmer kommen sollen. Dabei hatte ich nur wieder einmal einen Alptraum, wo Uruha sich versucht vom Dach des PSC-Gebäudes zu stürzen und es letztendlich auch noch tut. Ich wollte Akiya nicht damit belasten, schließlich hat er genug Dinge um die Ohren. Wahrscheinlich hat er jetzt Ruki gefragt, ob ich überhaupt noch mit jemanden meine Probleme bespreche. Er möchte mich scheinbar nicht schon wieder in irgendeinem Krankenhaus besuchen kommen, geschweige denn Krankenpfleger für mich spielen. Ich kann ihn ja verstehen, aber Ruki rechnet jetzt gewiss wieder mit dem Schlimmsten. Oder die anderen fühlen sich einfach nur vernachlässigt. Ich habe mich die letzten Tage überhaupt nicht bei ihnen gemeldet und es tut mir im Grunde ja auch Leid. Vielleicht war aber das nicht Melden auch das Beste, dann müssen sie nicht ständig an den Irren in der Band denken. Zögerlich nicke ich und schließe Ruki in die Arme. „Danke, für alles. Ich bewundere euch, da ich mich momentan selbst kaum aushalte. Aber ich kann ja nicht selbst vor mir wegrennen“, seufzend verstärke ich die Umarmung. „Dafür sind Freunde doch da, Aoi“, liebevoll erwidert er die Umarmung. Wir stehen noch einige Minuten da, ich genieße voll und ganz diese Umarmung. Ich habe es richtig vermisst die letzten paar Tage jemanden aus der Band zu umarmen. Akiya ist nicht gerade derjenige, der sich oft umarmen lässt. Er ist zwar recht fröhlich und alles, aber in Sachen Körperkontakt teilweise sehr zurückhaltend. Lächelnd löse ich die Umarmung und schaue Ruki dabei zu, wie er meine Reisetasche aus der Ecke holt. „Nimmt Uruha mich wieder mit nach Hause?“, frage ich erstaunt. „Ja, er hat dich scheinbar schrecklich vermisst. Er wollte direkt zu dir ins Wohnzimmer stürmen, aber Akiya hatte ihn direkt umklammert, damit du weiter schlafen kannst“, klärt er mich verschmitzt lächelnd auf. „Das ist aber lieb, danke“, meine ich nur daraufhin. Auf einmal kommt Akiya rein und schaut uns ernst an. „Uruha geht’s nicht gut, er ist gerade zusammen klappt. Ich glaube es ist besser, wenn Aoi die Nacht noch mit ihm hier bleibt. Ich lasse ihn ungern so nach Hause gehen“, schlägt Akiya vor. Ruki stimmt nickend zu und geht ohne ein Wort zu sagen aus dem Zimmer. „Aoi, kümmerst du dich bitte um deinen Freund? Es war ein langer Tag und nimm es mir bitte nicht übel, ich möchte gerne einfach nur noch ins Bett“, erschöpft lässt sich Akiya einfach auf das Bett fallen. „Kein Problem, wir gehen dann auch gleich ins Bett. Schlaf schön, ja?“, aufmunternd lächele ich, während ich aus dem Raum gehe und die Tür hinter mir schließe. Langsam schlendere ich ins Wohnzimmer, wo ich Ruki vor dem Sofa kniend sehe, auf welchem Uruha am Liegen ist und ziemlich heftig zittert. „Ruki, was ist los?“, frage ich besorgt nach. „Mach dir keine Sorgen, geht einfach jetzt schlafen, okay? Kai holt euch dann heute um 8Uhr ab, Akiya weiß schon Bescheid. Stellt euch einfach vor den Wohnblock und wartet auf ihn. Ich geh dann auch langsam einmal, da mein Bett ruft. Wir klären dann alles weitere morgen bei der Probe“, klärt er uns auf. Nickend schaue ich ihm beim Aufstehen zu. Ich winke, während er aus dem Zimmer Richtung Türe geht und uns mit einem letzten Nicken alleine lässt. „Uru-chan, darf ich dann bei dir auf der Couch mit schlafen? Ich hab dich lieb“, flehend schaue ich ihn an. Er nickt angedeutet und rutscht etwas nach vorne. Grinsend klettere ich über ihn und lege mich dann hinter ihn hin. Glücklich nehme ich meinen Geliebten in die Arme, wie ich das vermisst habe! Er zittert zwar immer noch ein bisschen, aber er spannt sich nicht mehr ganz so schlimm an wie eben. Hoffentlich ist es ihm nur wegen dem Vorfall unangenehm und nicht wegen etwas anderem. Ich möchte ihn nicht verlieren oder die körperliche Nähe zu ihm aufgeben müssen. „Aoi-chan, mir tut das alles sehr Leid, ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen. Du hast schon genug Probleme, deshalb wollte ich dich nicht mit meinen belasten. Ich wollte dir nicht weh tun“, meint Uruha und er klingt so, als würde er weinen. Auch seine Atmung ist alles andere als ruhig und ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt irgendwie anders körperlich berühren darf, oder ob es nicht zu viel wäre dann. „Das musst dir nicht Leid tun. Ich habe volles Verständnis dafür, auch wenn mir keine Gründe nennen magst. Lass dir ruhig Zeit, auch wenn Geduld noch nie meine Stärke war“, versuche ich ihn mit Worten zu beruhigen. „Ich weiß nicht, wo ich überhaupt anfangen soll mit den erklären. Es ist so viel worüber ich mir klar geworden bin die letzten Tage, wo Kai und Reita fast immer bei mir waren“, schluchzend greift er mit seinen Händen an meine Arme. Er rollt sich in die Embryonalstellung und hätte ich ihn gerade nicht noch näher an mich heran gezogen, dann wäre er gewiss jetzt runter gefallen. Das Sofa ist zwar schon ein sehr breites, aber für zwei auf dem Rücken liegende und erwachsene Männer reicht es auch nun wieder nicht aus. Ich rutsche mit ihm zusammen zurück, wobei ich mich ziemlich an die Sofalehne presse. „Fang am Besten ganz am Anfang an, das ist wohl oder Übel die beste Methode“, schlage ich in einem ruhigen Tonfall vor. Er krallt sich ziemlich fest, also an meine Arme. Es scheint ihm wirklich alles andere als gut zu gehen, weshalb ich ihm gerade sehr ungern auf die Pelle rücken will. Auch wenn es so für mich sehr unbequem ist. „Als du und Akira zusammen gekommen seid, da brach meine Welt zusammen. Er wusste von meiner Liebe zu dir und trotzt allem nahm er dich mir weg. Wir hatten Streit, aber keiner von euch hatte irgendetwas bemerkt. Ich distanzierte mich von euch beiden, aber ihr hattet eh nur noch Augen für euch selbst“, er atmet zittrig ein und aus. Leise seufzend schließe ich die Augen, er hat mich nie darauf angesprochen. Er hat das alles in sich hinein zu fressen, ohne einmal mit mir darüber zu reden. Dabei war er mir nie egal, aber Reita wollte halt oft meine volle Aufmerksamkeit haben. „Ich verstehe, erzähl ruhig weiter“, animiere ich ihn, damit er mir auch noch den Rest erzählt. --------------------------------- Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld Wie man am Schluss vielleicht merkt geht das Kapitel noch weiter. Ich wollte euch nicht noch länger warten lassen ^^" Hoffentlich beruhigt sich mein Leben wieder ein wenig, dann geht es auch wieder schneller mit dem Hochladen Kapitel 22: Bist du okay? ------------------------- „Ich habe mich so gehasst in der Zeit, für meine kindische Eifersucht und die Unfähigkeit zu meinen Gefühlen zu stehen. Als Reita mich damals anrief wegen dir und meinte, es sei Schluss und dir ginge es nicht gut deshalb, da war ich im ersten Moment glücklich. Aber als ich dich dann sah, da hasste ich Akira nur noch mehr und mich selbst erst recht. Ich habe damals gedacht, dass du uns einfach wegstirbst und wir es noch nicht einmal merken werden! Reita hat mich immer davon ab gehalten, dich komplett zu mir zu holen. Aber irgendwann war es mir egal, ich wusste es, jetzt oder nie. Auch wenn es mir unendlich weh getan hat, da du ja nichts von meinen Gefühlen wusstest“, schluchzend krallst du dich noch mehr an mir fest. Leise zischend spanne ich die Armmuskeln an, damit du mir nicht noch mehr weh tust. Aber ich verzeihe dir, tu was du nicht lassen kannst. Immerhin habe ich dir damals genug Schmerzen zugefügt, für die ich irgendwie gerade stehen muss. Die Geschichte so aus deinem Mund zu hören, lässt mich die Dinge etwas anders sehen. Ich habe gedacht, dass er mich erst dann angefangen hatten zu lieben. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass er mich schon lange davor angefangen hatte zu lieben. „Und dann hattest du ja den schrecklichen Unfall, ab da ging es nur noch steil bergab. Ich hatte so Angst, dass du mich wirklich nicht liebst oder mich sogar hasst. Ich wollte nicht mehr und ich konnte auch nicht mehr. Aber trotz allem habe ich alles daran gesetzt, dass du mich lieben lernst. Es war unglaublich selbstsüchtig, hoffentlich kannst du mir verzeihen. Aber ich wusste mir damals einfach nicht anders zu helfen, bitte verzeih mir einfach“, fleht er verzweifelt. „Uruha schau mal, die Vergangenheit liegt weiter hinter uns. Was für mich nur noch zählt ist die Gegenwart und die Zukunft. Mit Worten kann man die Taten der Vergangenheit nicht rückgängig machen. Man kann nur versuchen mit den Folgen der Vergangenheit zu leben und damit irgendwie klar zu kommen. Du brauchst dich nicht für all das entschuldigen, wir haben beide Fehler gemacht, da wir einfach nur Menschen sind. Wir werden von unseren Gefühlen geleitet und das ist auch meistens ganz gut so. Das einzige was momentan zählt ist, dass du schnell wieder auf die Beine kommst“, versichere ich ihm den Tränen nahe. Es tut weh ihn so leiden zu sehen oder auch zu hören. Aber ich muss stark sein, nicht für mich, sondern für ihn. „Danke Aoi, das bedeutet mir alles sehr, sehr viel. Als das vor ein paar Tagen passiert ist, da hatte ich schon alles aufgegeben. Ich wusste, dass du daheim auf mich wartest. Aber ich wusste auch, dass ich es irgendwo verdient habe so zu leiden. Reita hat sich so gut die letzten Tage um mich kümmert, obwohl ich ihm so einen Ärger bereitet habe. Er ist sogar die ganze Zeit im Krankenhaus bei mir geblieben, obwohl ich wie ein Mädchen bei den meisten Untersuchungen geschrien habe. Und er hatte mich zu sich genommen, als ich gegen den Willen der Ärzte heim gegangen bin. Ich wollte dich nicht sehen, weil ich mich so unglaublich schmutzig fühle. Aber egal wie oft ich mich wasche, der Dreck bleibt“, er schluchzt immer hysterischer und seine Atmung ist immer unkontrollierter. Ein wenig panisch reibe ich über seinen Oberkörper, er soll sich endlich beruhigen! Ich weiß nicht was ich tun soll, immerhin war er es immer, der mich beruhigt hatte und nicht anders herum. Er legt sich etwas normaler hin und dreht sich in der Umarmung. Es tut weh sein verheultes Gesicht zu sehen und auch jetzt laufen unzählige Tränen über sein sonst so schönes Gesicht. Seufzend schlingt er die Arme um mich und zieht mich zu sich. „Reita hatte gemeint, wenn ich dich nicht mehr will, dann will er dich für sich haben. Deshalb bin ich auch hier her, ich wollte dich nicht kampflos aufgeben. Aber wahrscheinlich hat Ruki recht mit dem, was er eben meinte. Wenn ich dich nur besitzen will, dann sollte ich dir nicht mehr zu Nahe kommen“, erzählt mir Uruha etwas gefasster. Kopfschüttelnd antworte ich: „Uruha, so lange du mich liebst werde ich bei dir bleiben. Ich weiß das du es tust, lass dir von Ruki nichts sagen. Er ist eh die letzte Zeit ein wenig komisch drauf“, versuche ihn zu beruhigen. Und tatsächlich, er entspannt sich ganz langsam und seine Atmung wird auch wieder ruhiger. Ich weiß gar nicht wie lange ich so mit ihm da liege. Zwischendurch streiche ich ihm über den Rücken und irgendwann schließt er dann auch die Augen. Eins ist mir klar, egal was auch kommen mag, ich werde Uruha um keinen Preis der Welt hergeben wollen. Allmählich werde ich auch ganz schläfrig und schließe die Augen. Es war ein langer und ereignisreicher Tag. Jeder Mensch braucht Ruhe und ich glaube es ist das Beste, wenn wir diese auch noch etwas vor der Probe bekommen. Immerhin fängt diese sehr bald an. ~ Verschlafe rüttele ich vorsichtig an Uruhas Schulter, wir haben nur noch zehn Minuten Zeit. Da er die Nacht so oft geworden war, hatte ich ihn länger schlafen lassen. Er ist ziemlich blass und die Augenringe sind dunkelviolett, fast schon schwarz. Da er aber beim Proben nicht fehlen will, muss er jetzt raus aus den Federn. Ich mache mir große Sorgen, ich kann ihm kaum wieder erkennen. Er war immer der starke Part unter uns, ich habe ihn noch nie so verzweifelt und fertig gesehen. Klar, er hatte auch schon große Selbstzweifel gehabt, aber nie war es so schlimm wie jetzt. Das Frühstück gibt es auf der Fahrt Arbeit denke ich, oder halt erst dort. Murrend schlägt er die Augen auf und umarmt mich zitternd. Ihm scheint es wirklich alles andere als gut zu gehen zur Zeit, was mir irgendwie Leid tut. Er soll vom Management aus mit mir zusammen eine Therapie machen. Sie merken ja auch, dass Uruha mit dem Überfall alles andere als zu recht kommt. Er hat heute Nacht wie oft wimmernd neben mir gelegen und es klang so, als hätte er wie oft sein Schluchzen mit dem Kissen erstickt. Vorsichtig löst er sich von mir und geht ins Badezimmer. Kai wird sich hoffentlich melden, wenn er schon am Treffpunkt ist. Seufzend falte ich die Decke zusammen und lege sie zusammen mit den Kissen auf den Sessel. Hoffentlich hat wenigstens Akiya die Nacht gut geschlafen. Träge nehme ich meine Reisetasche und Uruhas Trainingsjacke und bringe beides zur Wohnungstür, genau in dem Moment klingelt mein Handy leise. Schnell hole ich es raus und gucke warum es mich wagt zu nerven. Es blinkt das Symbol für eine neue Nachricht, deshalb gucke ich Augen rollend nach, wer mich nun stört. Kai steht wohl schon seit rund zehn Minuten vor dem Haus und erwartet uns sehnsüchtig. Leise kichernd stecke ich das Handy wieder in meine Hosentasche und ziehe mir gemütlich meine Jacke und meine Schuhe an. Endlich kommt auch Uruhas wieder, das heißt es gibt bald Frühstück. Die letzten paar Tage habe ich durch Akiya drei Kilo zugenommen , hoffentlich freut sich Kai darüber. Meine Konzentration ist sogar aus dem Urlaub zurück gekehrt, was für ein Glück! Uruha versucht gerade verzweifelt seine Turnschuhe zuzubinden, was ihm irgendwie absolut nicht gelingen will. Seufzend hocke ich mich vor ihm hin und binde ihm die Schuhe zu. Die anderen meinen immer wieder, dass wir uns sehr selten wie frisch verliebte verhalten und dass bei uns schon lange der Alltag eingekehrt ist. „Geht's Uru-chan? Du kannst dich ruhig bei mir einhaken“, schlage ich ihm besorgt vor. Er nickt und steht wieder auf, um sich direkt an mich zu klammern. Seine Beine schlottern und er fühlt sich so an, als hätte er Fieber. Leise öffne ich die Tür und verlasse zusammen mit meinem Freund und meiner Tasche die Wohnung und mache mich mit ihm auf den Weg nach draußen. Akiya wohnt ziemlich weit oben, aber wegen dir verzichte ich liebend gerne auf den Aufzug. Dein Kreislauf würde wahrscheinlich nicht mitspielen und ich fahre ja selbst nicht so gerne mit diesem blechernen Ding. Meine Stimmung hebt sich, da ich Kai sein Auto nur 100Meter entfernt parken sehe. Leise summend stütze ich Uruha beim Gehen und klopfe zaghaft an die Fensterscheibe vom Auto. Direkt dreht sich Kai schockiert um, aber sein typisches Grinsen zeigt sich direkt, als er uns erkennt. „Setzt du dich bitte vorne hin?“, fordere ich dich auf. Stumm folgst du meiner Bitte und setzt dich nach auf den Beifahrersitz. Mir gefällt dein Schweigen absolut nicht, du kommst mir schon fast wie eine leblose Puppe vor. Leise seufzend öffne ich die hintere Tür und schmeiße meine Tasche auf die Bank, setze mich dann hin und schließe die Tür. „Guten Morgen Kai“, begrüße ich ihn grinsend. Er scheint es irgendwie eilig zu haben, da er direkt losfährt. „Guten Morgen, was hast du denn mit Uru-chan gemacht?“, fragt er in Sorge. „Ihm geht es nicht gut, ich glaube es hat irgendetwas mit dem Magen. Er ist schon heute morgen sehr wortkarg gewesen“, erkläre ich ihm. Das ist das einzige was mir aufgefallen ist, er war wie oft mit irgendeiner Hand an seinem Bauch am herum drücken und heute Nacht war er ungewöhnlich oft auf Toilette. Meine Fragen nachdem Warum wollte er absolut nicht beantworten. „Er kann sich ja gleich wieder hinlegen. Ruki bringt uns allen Frühstück mit und danach üben wir etwas okay? Die Setlist für die Tour ist genehmigt wurden. Reita kommt vielleicht heute Abend nach und er würde sich freuen, wenn du nicht allzu große Probleme mit den Liedern hast“, erläutert er mir. „Ab wann darf Uruha denn wieder mit proben?“, frage ich besorgt nach. In zwei Wochen ist das nächste Konzert und ich habe die neuen Lieder noch nie mit ihm zusammen gespielt. „Er soll sich noch eine Woche schonen, damit die Prellung an seiner Hand vernünftig heilen kann“, antwortet Kai. Uruha schaut gerade verträumt aus dem Autofenster, ob er gerade an mich oder auch uns denkt? Er ist immer noch sehr blass und er verzieht immer wieder das Gesicht, scheinbar hat er Schmerzen? Ich hoffe einfach für ihn, dass sie nicht zu stark sind. Während wir proben schläft er auf dem Sofa bei uns im Raum und wälzt sich oft unruhig hin und her. Warum quält er sich so? Hat er wirklich so große Angst vor dem alleine sein? Vielleicht soll er deshalb mit mir zusammen eine Therapie machen, damit wir beide lernen wieder Vertrauen in andere zu fassen? Eben war Ruki ziemlich enttäuscht, da Uruha absolut nicht essen wollte. Die letzten Tage musste Reita ihn auch dazu gezwungen haben und er soll nicht immer sehr liebenswürdig dabei vorgegangen sein. Ich fühle mit ihm, da ich damals ja auch wie oft gezwungen wurde zu essen. Zwar war Uruha sehr vorsichtig und er hat auch selten auf seine Meinung gepocht, aber sein Blick hat mir schon gereicht. Mir kam man oft ziemlich leicht ein schlechtes Gewissen machen, selbst wenn ich im Grunde nichts falsch gemacht habe, bekomme ich oft eins. Mittlerweile bin ich bei dem vierten Lied angekommen. Meine drei fallen mir erstaunlich leicht, was Kai ziemlich überrascht hatte. Aber was erwartet er auch? Ich habe sie komponiert und wegen der traurigen Melodie habe ich die Lieder nicht nur einmal die letzte Zeit gespielt gehabt. Uruha setzt sich gerade etwas unbeholfen hin und reibt sich zittrig über die Augen. Direkt springt Ruki auf und eilt zu ihm. Da ich Kopfhörer trage, kann ich seine Worte nicht verstehen. Als er Richtung Richtung Tür deutet und mit Uruha den Raum verlässt, nehme ich besorgt die Kopfhörer ab. „Er geht nur kurz mit Uruha raus, mache dir keine Gedanken um ihn. Denkt du, du schaffst noch Uru-chans Song heute?“, will Kai nachdenklich von mir wissen. „Lass uns bitte erst einmal die älteren Songs durchspielen, ansonsten ist es zu viel auf einen Schlag“, jammere ich. Er nickt nur nachsichtig und schlägt den ersten Beat an. Das ist typisch für ihn, er sagt uns selten was er gerade spielen will, weshalb auch Ruki oft die Ansage oder eher die Wahl übernimmt. Kopfschüttelnd setze ich ein. Es hört sich ganz komisch an, wenn nur das Schlagzeug und eine Gitarre zu hören ist. In dieser Formation spielen wir einige Lieder durch. Ich bin richtig froh, dass wir eine so große Band sind. Zu zweit üben ist viel zu langweilig und eintönig! Als auf einmal mein Handy klingelt, springe ich wie von der Tarantel gestochen auf und sprinte zu ihm. Ruki und Uruha sind schon verdammt lange weg, dafür dass sie nur kurz raus wollten. „Ru-chan?“, flöte ich ungeduldig in den Hörer. „Kannst du gerade mit Kai zu den Toiletten bei uns auf dem Gang kommen? Dein werter Freund will nicht auf mich hören“, faucht Ruki mich an und legt sofort auf. Ich tue es ihm gleich und drehe mich zu Kai um, während ich das Mobiltelefon in meine Hosentasche stopfe. „Kannst du gerade mitkommen? Uruha macht Ruki Probleme“, bitte ich ihn. Er nickt nur und folgt mir neugierig. Auf dem besagten Gang finde ich Ruki, der immer wieder besorgte Blickung Richtung Toilettentür wirft. „Er lässt mich nicht rein, da er nicht will, dass ich ihn so sehe. Das einzige was ich seit einer viertel Stunde von ihm höre sind Würgegeräusche und ab und an einmal die Toilettenspülung“, mosert Ruki ein geschnappt. Zaghaft klopfe ich an die Tür und meine liebevoll, aber bestimmend: „Uruha, bitte mache die Tür auf. Du hast mich auch schon oft so erlebt und gewiss noch viel schlimmer. Deshalb lass mich bitte rein, ansonsten muss ich die Tür aufbrechen.“ Und siehe da, er entriegelt hörig die Tür. Das ist halt der Vorteil an unserer Beziehung, auf mich hört er eher, als auf die anderen. Und umgekehrt ist es genauso. Ich lasse mir eher von Uruha was sagen, als von Kai oder sonst wem. Leise seufzend zwänge ich mich durch die Tür und geselle ich mich zu ihm in den Toilettenraum. Es ist nicht viel Platz hier, da er mit seinen langen Beinen auch noch Raum vor dem Waschbecken für sich beansprucht. Die Tür lehne ich nur an, damit er sie nicht direkt wieder zuschließen kann. Vorsichtig streichele ich seinen Rücken, während er erschöpft seinen Kopf auf die Klobrille sinken lässt. „Soll Kai dich ins Krankenhaus fahren? Dann können die dir etwas dagegen geben“, frage ich beunruhigt nach. Es ist ganz normal, dass sein Magen scheinbar verrückt spielt. Das hatte auch Akiya gemeint, dass die nächste Zeit kein Zuckerschlecken mit ihm wird. Selbst die Ärzte hatten das den Managern mitgeteilt. Ich mag es nicht, wenn er so schweigsam ist. Er nickt angedeutet als Antwort und schließt die Augen. Vorsichtig platze ich meine Hände unter seinen Achseln und ziehe ihn hoch. Er fühlt sich wie ein sehr heißer Sacke Zement an. Seufzend schließe ich den Klodeckel und helfe ihm beim drauf setzen. Alleine kann ich ihn nicht hier raus holen, dafür bin ich einfach zu schwach. Kaum habe ich den kleinen, stickigen Raum verlassen, schon stürmt auch schon Kai an mir vorbei. Kurz darauf kommt er mit Uruha Huckepack wieder raus. Es tut mir weh, dass ich ihm nicht helfen kann in solchen Momenten. „Ich bringe ihn ins Krankenhaus und dann nach Hause. Ihr zwei macht jetzt schön Mittagspause und kümmert euch danach um das bevor stehende Konzert“, befiehlt Kai uns und verschwindet mit meinem Freund Richtung Ausgang. „Kommst du Aoi? Byou-chan muss mir noch ein Essen ausgeben“, erklärt er mir diabolisch grinsend. Byou ist der Sänger von Screw und ein riesiger Fan von Ruki. Der Gitarrist von denen soll mich sehr gerne haben, warum auch immer. Jetzt wo Kai nicht da ist, haben sie natürlich freie Bahn. Ruki geht es gerade sowieso nur ums kostenlose Mittagsessen, das Verbot ist ihm wahrscheinlich gerade zufälligerweise entfallen. Mir macht es nichts aus. Irgendwie freue ich mich ja auch die Truppe kennen zu lernen, ich kann mich ja nicht ewig vor ihnen verstecken. Ein wenig Angst habe ich ja schon, was ist wenn sie mich nach dem Treffen hassen? Aber was soll schon schief gehen, Ruki ist ja bei mir. Welch eine Ironie ich heute wieder an den Tag lege...! ...... hier das nächste Kapitel =:3 Ich hoffe ich langweile euch nicht...? Im nächsten Kapitel lernt Aoi endlich Screw kennen, oder auch nicht. Zum Thema Fehler: Ihr könnt mir die gerne alle schreiben, ich übersehe selbst oft welche beim Korrektur lesen ;_; Danke für die Klicks/Favos/Kommis m(_ _)m Kapitel 23: Sorgen ------------------ Unsicher betrete ich direkt hinter Ruki den Raum und frage mich, seit wann ich so schüchtern und ängstlich bin. Früher war ich immer das Gegenteil, aber die letzte Zeit lerne ich Seiten an mir kennen, die ich noch nie vorher bemerkt habe. „Was ist denn bei euch passiert? Ist ein Takeru etwa hier durch gewirbelt oder doch eher ein Taifun?“, fragt Ruki ungläubig. Ob Takeru das bunte Wesen der anderen neuen Band ist? Sein Grinsen scheint mir sehr suspekt und ich bin froh, wenn ich ihm nicht unnötig oft über den Weg laufen muss. Die ganze Band sieht wie in einen Farbtopf gefallen aus, da ist mir Screw gleich viel sympathischer. Die haben wenigstens Geschmack und kleiden sich schön düster! Neugierig stelle ich mich neben Ruki und erblicke das ganze Chaos. Was auch immer hier passiert ist, normal ist das garantiert nicht. Unser Manager meint ja schon immer, dass wir die chaotischste Band vom ganzen Label sind, aber was sind dann die bitte schön? Wir produzieren nur halb so viel Unordnung, wenn wir gerade an neuen Songs arbeiten oder halt an den Outfits. „Oh, tut mir Leid. Wir arbeiten gerade an neuen Songs, deshalb sieht es hier so schlimm aus. Takeru ist dieses eine Mal unschuldig, fürchte ich“, antwortet uns ein rothaariges etwas. Er sitzt mit dem Rücken zu uns und vor ihm liegt jemand mit blonden Haaren. Wo die anderen drei wohl sind? Vielleicht hat das Müllmonster sie ja gefressen, wer weiß. Leise Kichernd folge ich Ruki zu dem Sofa. Er meint nur: „Hast du Lust uns was zu essen zu besorgen? Byou-chan schuldet mir ja noch eins.“ Manchmal benimmt er sich wie ein kleines verwöhntes Kind. Irgendwie schäme ich mich dafür, immerhin sollten wir die jüngeren einladen und nicht anders herum. Die Band von denen ist bestimmt noch ganz am Anfang und ich wette, die haben eh kaum Geld. „Reicht der Imbiss um die Ecke? Ich habe kaum Geld dabei und Byo-chan schläft gerade“, antwortet der Fremde. „Auf alle Fälle, ich will euch ja nicht bettelarm machen. Ich schreibe dir gerade auf, was du holen sollst, ja? Wann kommen die anderen Chaoten zurück?“, fragt Ruki gut gelaunt. „In zwei Stunden ungefähr. Sie sind Sachen für das nächste Konzert kaufen“, erzählt er uns freudig. Er scheint sehr freundlich zu sein und fröhlich. Unser Sänger scheint Screw ziemlich mögen, so wie er sich gegenüber ihnen verhält. Vielleicht will er sich auch ein schleimen, bei ihm weiß man ja nie, was in seinem Kopf gerade vor sich geht. Obwohl ich ihn schon so lange kenne, kann ich ihn kaum einschätzen. Er ist die letzte Zeit ziemlich erwachsen geworden, was wahrscheinlich an den schwierigen Umständen liegt. Ich bin froh, dass die anderen meine Probleme nicht tot schweigen und mich immer wieder mit diesen konfrontieren. Ansonsten würde ich wahrscheinlich vor diesen davon laufen und sie würden niemals verschwinden oder eher gelöst werden. Leise summend gehe ich rüber zu dem kleinen Tisch und schaffe mir etwas Platz, um mich an diesen setzen zu können. Gerade steht der Gitarrist auf und als er mich sieht, guckt er mich wie ein Auto an. Sehe ich etwa heute so schrecklich aus? Dabei sehe ich heute einmal halbwegs gesund aus und meine Kleidung ist zwar recht einfach, aber dafür sehr bequem. Das macht mich irgendwie ganz verlegen, wenn mich ein Arbeitskollege so anstarrt. Da er im gleichen Label tätig ist, ist er auch ein Kollege von mir. Und meine Kollegen behandle ich genauso wie die Leute in meiner Band. Also muss ich gegenüber dem Unbekannten ganz lieb und nett sein. „Guten Tag Aoi-san“, meint er hastig und verbeugt sich umständlich. Leise kichernd mustere ich ihn, er sieht wunderschön aus mit seinen Piercings. Davon kann ich nur träumen, ich sehe momentan alles andere als schön aus. „Hey, du musst gegenüber mir nicht so förmlich sein. Lass uns Freunde sein, ja?“, meine ich lächelnd. Er nickt und sein Gesicht läuft wie eine Tomate rot an. Unruhig schart er mit seinen Füßen auf dem Boden herum und nestelt mit seinen Händen an seinem T-Shirt herum. Er bringt mich schon wieder zum Kichern mit seinem schüchternen Verhalten. Es ist toll, wenn die jüngeren Bands einen so anhimmeln. Sie kreischen wenigstens nicht so unnötig wie die Fangirlys! Das scheint das berühmte Fass wohl zum überlaufen gebracht zu haben, er stürmt gerade an mir vorbei die Tür raus. Ich bin ein schlechtes Vorbild wie es scheint, immer muss ich andere Leute ärgern, dabei bin ich selbst nicht ganz so selbstbewusst. „Aoi-chan, du sollst nicht immer alle Leute vergraulen!“, zischt Ruki verärgert. Gerade deckt er den Blonden zu, der immer noch seelenruhig auf dem Boden schläft. Scheinbar ist er sehr müde, da ihn unser ganzes Theater nicht weiter zu stören scheint. Wütend stampft Ruki zu mir herüber und legt die ganzen Zettel vom Tisch und den Stühlen auf das Sofa. Er versucht sich gerade zu beruhigen, da bei macht es mir nichts aus, wenn er mich anschreit. Immerhin muss ich vor ihm keine Angst haben, ich bin ja schließlich stärker wie er! Er grummelt leise vor sich hin, als er sich neben mich setzt. „Bitte sei lieb zu Kazuki-chan und Byou-chan, ja? Sie sind wirklich nett und ich möchte nicht, dass Kai mir nachher den Kopf abreist. Und das wird er definitiv, wenn er hiervon erfährt und wie schlecht es dir dir bei mir ergangen ist“, jammert Ruki. Er übertreibt finde ich ein wenig. Warum sollte ich mich bei Kai beschweren? Ich bin doch keine Petze! Grinsend verändere ich meine Sitzposition in einen Schneidersitz um, da es so viel bequemer ist. Hoffentlich braucht Kazuki nicht zu lange für das Essen, ansonsten fängt mein Magen noch an sich selbst zu verdauen. Ich frage mich, ob Uruha wirklich okay ist. Sein momentaner Zustand lässt sich bestimmt auf den Zwischenfall zurückführen, aber das hilft ihm ja auch nicht weiter. Scheinbar will er keinem aus der Band erzählen, was genau vorgefallen ist. Deshalb kann sich auch niemand von uns ein Bild davon machen, was uns in Zukunft noch alles erwarten wird in Bezug auf ihn. Das Management hatte ihm gedroht, damit sie wenigstens die Strafanzeige durch lesen können, bevor sie irgendwie von der Presse auf dem falschen Fuß erwischt werden. Mittlerweile haben einige Klatschblätter den Vorfall mitbekommen, weshalb unsere Manager alles andere als Ruhe gerade haben. Ich hoffe Reita wird wenigstens mit Fragen verschont. Ihn trifft es wahrscheinlich nach Uruha sowieso am Schlimmsten, da er ihn ja gefunden hatte und den Angreifer fest gehalten hatte. Ich möchte ehrlich nicht wissen, in was für ein Verfassung Uruha zu dem Zeitpunkt war. Die Schwellungen und alles waren schon wieder zurück gegangen letzte Nacht und auch sonst hatte er sich schon wieder ein wenig beruhigt gehabt, aber das hat ja nichts zu bedeuten. Mitunter spielt er uns nur etwas vor, wegen mir. Dabei geht es mir wieder verhältnismäßig gut, ansonsten hätte mich Ruki nie mit zu irgendwelchen neuen Bands mitgenommen. „Mach dir nicht so viele Sorgen, Uruha wird schon wieder. Zusammen werden wir garantiert auch hier das Problem lösen können“, versucht mich Ruki aufzumuntern. Lächelnd patsche ich meine Hand auf seinen Kopf und bringe einmal ordentlich seine Haare durcheinander. Sie sind so weich wie immer, was mich zum Schmunzeln bringt. Es gibt Dinge, die ändern sich scheinbar nie. Als er wieder mit dem Grummeln anfängt höre ich auf und lasse meine Hand wieder unter dem Tisch verschwinden. Ich bin froh solche guten Freunde zu haben. Gerade kommt Kazuki mit einer Tüte rein, endlich ist mein Essen da! Lächelnd stellt er die Tüte auf den Tisch und begibt sich zu Byou, den er mit einem Kuss auf die Stirn weckt. Verschlafen blinzelt dieser, eher er aufsteht und sich streckt. Man hört wie seine Knochen knacken und sich für die harte Schlafunterlage bedanken. „Guten Morgen Byou-chan“, begrüßt Ruki ihn verschmitzt grinsend. Erst scheint dieser ein wenig geschockt, aber dann grinst er und stürmt auf Ruki zu, um diesen herzlich zu umarmen. Anscheinend liebt hier jeden Ruki?! „Ui, du hast ja Aoi mitgebracht und etwas zu Essen ist auch da! Ich liebe meine Arbeit von Tag zu Tag immer mehr“, säuselt der Blonde und setzt sich gegenüber Ruki hin. Kazuki setzt sich direkt daneben, also mir gegenüber. Behutsam verteilt er das Essen und gibt jedem von uns Essstäbchen. Irgendwie ist meine Portion nur ein Viertel der anderen. Ich frage mich, was Ruki Kazuki genau aufgeschrieben hatte. Naja Hauptsache es schmeckt und ich werde satt. Leise summend breche ich die Essstäbchen auseinander und mit der üblichen Floskel vor dem Essen beginnen wir zu damit das ganze zu verinnerlichen oder eher essen. Die anderen machen dem berühmten Smalltalk alle Ehre, während ich ganz langsam esse. Es ist kein stark gewürztes Essen und definitiv ein Kinderteller. Wenigstens ist der Reis lecker und die Entenfleischstücke schmecken auch ganz gut. Ich frage mich, warum Ruki mir einen Kinderteller bestellt hat. Er hat wahrscheinlich bedenken, da ich die letzte Zeit so gut wie gar nichts stark gewürztes esse. Akiya hatte extra Sachen gekocht, die ich definitiv vertrage, damit ich wenigstens etwas zunehme. Und beim auswärts Essen gehen ist das natürlich immer ein Glücksspiel. Wer weiß schon, ob ich das Ganze vertrage oder nicht? Hoffentlich kommt Kai bald wieder, damit er mir sagen kann, wie es jetzt mit Uruha weiter gehen wird. Vielleicht muss er ja doch im Krankenhaus bleiben, da er ja direkt nachdem Zwischenfall sich geweigert hatte stationär behandelt zu werden. Ich kann es verstehen, immerhin wollte ich damals auch nicht dort bleiben. Jedoch bin ich im Nachhinein froh darüber im Krankenhaus gewesen zu sein. Die Zeit dort hat mich gelehrt, dass es nichts umsonst gibt und dass ich vermutlich die besten Freunde und den besten Liebhaber auf der gesamten weiten Welt habe. Völlig unerwartet knufft mich Ruki plötzlich in die Seite, weshalb ich leise quieke, genau wie ein Mädchen. Das führt geradewegs dazu, dass die anderen drei in schallendes Gelächter ausbrechen und meine Gesichtsfarbe einen ziemlich ungesunden Rotton annimmt. Das ist peinlich, warum macht Ruki so etwas mit mir? Seufzend lege ich die Essstäbchen in die Schale und lehne mich zurück. Ich bin satt und ich fühle mich so, als hätte ich viel zu viel auf einmal gegessen. Besorgt mustert mich Ruki von der Seite und streicht mir ganz kurz über den Oberschenkel. „Alles okay?“, fragt er und runzelt dabei die Stirn. Ich nicke und versuche zu lächeln, was mir augenscheinlich missglückt. Rukis Sorgenfalte vertieft sich nur. „So Jungs, ich will euch nicht weiter von der Arbeit abhalten. Enttäuscht uns nicht, ja?“, bittet Ruki und steht auf. Ich folge seinem Beispiel und mache mich auf den Weg zur Tür. Schon wieder blamiere ich ihn vor anderen, kein Wunder, dass er mich nicht mag. Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass er noch irgendeine Art von Zuneigung oder so für mich empfindet. Die anderen beiden winken uns noch zu und wünschen uns viel Erfolg und alles. Warum bekomme ich gerade jetzt solche Gewissensbisse? Warum kann nicht einmal im Leben alles gut verlaufen? Leise seufzend ramme ich mir die Fingernägel in die Handfläche, als ich meine Hände zu Fäusten balle. Das Leben meint es echt nicht gut mit mir zur Zeit. Und mein gesamtes Umfeld darf dank meiner Pechsträhne leiden. Der Rückweg zu unserem Reich, unserem Proberaum erscheint mir ziemlich kurz und ich bin froh, als Ruki hinter uns beiden die Tür schließt. Hier bin ich sicher, hier kann mich keiner verletzen. Gähnend setze ich mich an den Tisch und ziehe die Unterlagen für das nächste Konzert hervor. Da ich einige Zeit nicht mehr bei den Meetings war, liegen bei meinem Stapel ein paar Vorschläge für das Outfit an dem Tag dabei. Lustlos schaue ich sie mir einzeln alle durch und bestätige nach kurzem überlegen das beste mit einer simplen Unterschrift von mir. Mein Magen ziept ein wenig und ich habe immer noch das Völlegefühl, aber ich möchte den anderen nicht noch mehr Arbeit bereiten. Langsam muss ich wieder zurück finden, damit ich dieses Leben noch einmal von vorne beginnen kann. „Aoi-chan, du musst dich nicht wegen uns quälen. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Soll ich dich heimfahren?“, bietet er mich flehend an. „Das vergeht schon wieder. Lass uns wenigstens etwas von dem Papierkram abarbeiten und dann kannst du mich ja immer noch fahren“, erwidere ich gekünstelt lächelnd. Er nickt und zusammen stürzen wir uns ins Chaos. Erst gefühlte Stunden später ist langsam ein Ende in Sicht und gerade als wir beide erleichtert aufatmen betritt Kai den Proberaum. Alles in allem sieht er ziemlich erschöpft und mitgenommen aus. Anscheinend ist mein Liebhaber komplizierter und anstrengender als gedacht, wenn er einmal krank ist. Ich erinnere mich noch zu gut an die Grippe, die er sich während der einen Tour eingefangen hatte. „Ihr wart ja ganz fleißig, wie es scheint. Wir machen morgen da dran weiter und ich fahre euch zwei Hübschen erst einmal zu Uruha nach Hause. Reita möchte gerne mit uns allen reden und er will das nicht hier tun. Deine Verlobte meinte eben, dass er ziemlich durch den Wind sei und heute heulend zusammen gebrochen sei vor allen. Deshalb macht euch nicht zu viele Hoffnungen“, bittet er uns. ----------------------- Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld hm... Hier ist das Kapitel~ Ich hoffe gegen Schluss sind nicht zu viele Fehler vorhanden ;^; die Schmerzmittel knocken mich zur Zeit komplett aus *seufz* Und trotz allem pocht es im Zeh(wurde dran operiert ;^;) und die Entzündung meines rechten Zeigefingers nervt D: Hm... Und ansonsten hoffe ich einfach einmal, dass euch der Storyverlauf nach wie vor gefällt. Das Kapitel selbst habe ich mehrmals umgeschrieben(5mal?) xD Kapitel 24: Niederlage ---------------------- Momentan sitzt Uruha mit Rukis Freundin zusammen in der Küche und ich denke einmal, dass die beiden das Abendessen gerade vorbereiten. Uruha hat sich mittlerweile dank der Tabletten beruhigt und es geht ihm auch um einiges besser. Zur Begrüßung eben hatte er mir einen Kuss auf die Wange gedrückt, was mich sehr verwundert hat. Ich hatte eher vermutet, dass er im Bett liegen würde und sich ausruhen würde, aber dem ist ja scheinbar nicht so. Ruki geht momentan seiner Sucht nach, also er steht auf dem Balkon und raucht. Reita ist gerade in meinem Badezimmer zusammen mit Kai. Und ich sitze hier ganz alleine im Wohnzimmer und warte auf ihre Rückkehr. Reitet wäscht gerade das Gesicht, denke ich. Als wir ankamen, da hatte er ganz verweinte und verquollene Augen. So fertig habe ich ihn noch nie gesehen. Es verunsichert mich, eine so starke Persönlichkeit so schwach zu erleben. Dabei sollte es mir nichts ausmachen. Man kann nun einmal nicht immer stark sein, jeder ist einmal im Leben schwach. Wir haben eben eine ganze Stunde lang geredet und vor allem hat Uruha mit Reita geredet. Kai und ich haben nicht wirklich die Bindung wie Uruha zu Reita. Sie sind beste Freunde und das sind wir denke ich nicht. Selbst Ruki hat die meiste Zeit einfach nur neben uns gesessen und zugehört. Man hat ihm richtig angemerkt, dass ihn das Ganze ziemlich beschäftigt. Der Auslöser des Zusammenbruchs Reita ist ganz simpel. Es ist sein bester Freund Uruha, meine große Liebe. Wegen dem Überfall hatte sich unser Bassist massig Sorgen und Vorwürfe gemacht. Dann kam noch der Stress mit den ganzen zusätzlichen Proben wegen mir dazu und dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat: eine Mail von Uruha. Ruki hatte es anscheinend gar nicht gemerkt, dass dieser eine Mail auf dem Klo an unseren Bassisten geschickt hat. Mir liegt der Inhalt von dieser schwer im Magen. Die Frage ist, wie viel davon wahr ist und was er einfach nur aus Verzweiflung geschrieben hatte. Der Arzt im Krankenhaus meinte es ginge Uruha nur wegen der nervlichen Belastung so schlecht, deshalb hing er auch über der Kloschlüssel. Trotzdem beunruhigt es mich. Das Ganze muss ihn sehr belasten, aber was bringt ein Ausstieg von ihm aus der Band? Nichts, denn vor seinem Gewissen und den Erinnerungen kann er nicht fliehen. Und eine Flucht ist immer die einfachste Lösung, die einem zur Verfügung steht. Er soll sich seinen Ängsten stellen, damit unsere gemeinsame Zukunft bestehen kann. Seufzend stehe ich auf und trotte ganz langsam in die Küche. Anscheinend will Ruki mir keine Gesellschaft leisten und ich will gar nicht wissen, was die anderen beiden gerade wirklich in meinem Badezimmer treiben. Da Uruha momentan mit dem Rücken zu mir steht und irgendetwas anscheinend klein schneidet, gehe ich auf ihn zu und umarme von hinten. Er erschreckt sich im ersten Moment und verspannt sich augenblicklich, aber schon nach kurzer Zeit entspannt er sich wieder. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass nur ich es sein kann. Wohlig seufzend schmiege ich mich an ihn und gehe mit meinen Händen unter sein Oberteil. Ich habe ihn die letzte Zeit sehr vermisst bei Akiya. Dieser ist zwar mein bester Freund, aber er kann nun einmal nicht meinen Schatz ersetzen. „Hey, hier wird gekocht! Wenn du nicht hilfst, da ist die Tür“, meint Rukis Verlobte auf einmal und zeigt auf die Tür. Sie hat es eindeutig faustdick hinter den Ohren und ich frage mich, wer bei denen in der Beziehung jetzt die Hosen an hat. Es ist ja schrecklich! Ich werde in meiner eigenen Wohnung herum kommandiert, das ist absolut nicht nett! Mit einem Schmollmund lasse ich Uruha los und schlurfe aus dem Raum. Ich frage mich, warum Uruha gerade nichts gesagt hat. Es macht mir Angst, sein Verhalten zur Zeit. Ich frage mich, ob ich Angst vor der Zukunft haben sollte. Ob sich alles wieder dem Guten zuwenden wird? Bald ist das Konzert und je näher es kommt, desto aufgeregter werde ich. Dabei ist das doch schon alles Routine. Grinsend lasse ich mich auf der Coach nieder, es wird schon schief gehen! Wer sich den Feinden nicht stellt, kann auch nicht gewinnen. Und ich will mich zusammen mit Uruha unseren Ängsten stellen. Zusammen bekommen wir dieses Schiff schon irgendwie geschaukelt, irgendwie klappt das schon. ~ Unruhig gehe ich im Raum hin und her. Heute ist der große Tag und endlich geben wir wieder ein Konzert. Obwohl es noch fast drei Stunden bis dahin sind, stecken wir alle schon in unseren Kostümen. Alle sind nervös und die Anspannung kann man schon fast spüren. Eben hat uns der Manager aus unserem eigentlichen Aufenthaltsraum vertrieben, da Uruha dem Druck einfach nicht stand hält. Ich mache mir unglaubliche Sorgen um ihn. Der Manager hat schon gemeint, dass wir den Hauptteil des Konzertes ohne ihn spielen werden und er eventuell zur Zugabe dazukommt. Ruki ist momentan bei mir und versucht mich irgendwie davon aufzuhalten, selbst irgendetwas dummes zu machen. Eben hatte Uruha ganz laut geschrien und unter Tränen gemeint, dass er Gazette verlässt und er am liebsten sterben wolle. Er wäre ein Verlierer und er möchte nicht, dass wir so eine jämmerliche Existenz noch länger ertragen müssen. Es ist wie in meinen Alpträumen, die mich die letzte Zeit immer wieder heim gesucht haben. Es ist genauso, egal wie man es dreht und wendet. Reita ist gerade zurück ins Hotel gefahren um meine Medikamente zu holen. Unter ihnen sind sehr starke Beruhigungsmittel und die soll Uruha nehmen. Dabei frage ich mich, wie sie das anstellen wollen. Jeder der ihm zu Nahe kommt, wird getreten, geschlagen oder auch gebissen. Selbst mich hat er eben gebissen! Ich weiß ja selbst, dass er es nicht mit Absicht macht und ich mir nichts aus seinen Taten machen sollte. Aber es verletzt mich, tief im Inneren tut es weh. Damals hat mir Uruha geholfen wieder zur Vernunft zu kommen und ich darf es jetzt nicht. Ich darf nicht der Ritter in der weißen Rüstung sein und ich darf ihm nicht helfen. Er wehrt sich mit voller Kraft gegen uns und das Management hatte nicht nur einmal mit ihm die letzten Tage über seinen derzeitigen Zustand geredet. Und dann kamen ja auch noch die ganzen Gespräche alleine mit Kai dazu. Unser Sonnenschein hatte nur gemeint, dass wir uns keine Sorgen machen brauchen und das Management nur besorgt ist. Ich glaube es ging um eine Pause für die Band, damit endlich einmal Gras über die Sache wachsen kann. Aber andererseits wäre dieses auch nicht gut für unseren Erfolg, denke ich. Seufzend lasse ich mich auf dem Tisch nieder und beginne die Wand anzustarren. Wann hat Uruha aufgehört nach Hilfe zu schreien? Hat er uns je um Hilfe gebeten? „Geht es dir nicht gut, Aoi?“, fragt Ruki plötzlich. Wahrscheinlich habe ich ihn verunsichert, da ich ja die ganze Zeit nicht still stehen konnte und jetzt auf einmal sitze ich auf dem Tisch und starre fast schon apathisch die Wand an. „Doch, doch, es ist alles okay. Ich mache mir nur Sorgen um Uruha. Wäre es nicht das Beste, wenn wir ihn gehen lassen? Wir tun ihm doch nur weh, wenn wir ihn weiter an uns binden, oder?“, frage ich mit traurig nach. „AOI! Denk doch einmal nach! Er sagt das jetzt nur, weil er sich nicht mit dem Geschehenen auseinander setzen will. Der Psychologe vom Krankenhaus meinte, dass wir alle zusammen eine Gruppentherapie machen sollen und deshalb wurde auch so viel mit dem Management diskutiert! Morgen fahren wir in die Nähe einer Klinik und dann bleiben wir da erst einmal drei Wochen. Der Presse sagen wir, dass wir an einer Single arbeiten werden“, antwortet Ruki genervt. Ich schüttele nur den Kopf und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Wenn Uruha keine Therapie will, dann bringt diese auch nichts. Er muss erst einmal selbst damit klar kommen und allem voran muss er das ganze erst einmal akzeptieren. Er will einfach nichts von dem Überfall wissen und immer wenn ich ihn an bestimmten Stellen berühre flippt er total aus. Ich wollte ihn gestern lediglich von hinten umarmen und dann hat er mich einfach mitten ins Gesicht geschlagen mit der Faust. Obwohl er sich heulend auf den Knien entschuldigt hat, kann ich ihm beim besten Willen nicht verzeihen. Wenn er nicht bald auf den Boden der Tatsachen zurück kommt zerbricht nicht nur Gazette, sondern mit der Band auch unsere Beziehung. Will er wirklich unseren Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lassen? Laut seufzend schwinge ich mich vom Tisch und verlasse den Raum. Direkt klebt Ruki an meinen Fersen und versucht mich zurück zuziehen. Ich weiß genau, warum wir Uruha nicht zu Nahe kommen sollen. Der Manager hat Angst, dass uns sein Lampenfieber ansteckt. Aber wenn ich nicht weiß, wie es Uruha geht, dann kann ich auch nicht auftreten! Mittlerweile sind es nur noch zwei Stunden bis zum Auftritt, also ist es nicht mehr solange. Als ich den Raum betrete bietet sich mir ein Bild des Grauens. Uruha liegt in einem unserer Tourshirts auf der Couch und weint bitterlich vor sich hin. Obwohl das T-Shirt viel zu groß für ihn ist, kann man sehen, wie sehr ihm die letzte Zeit zugesetzt hat. Er hat unglaublich viel abgenommen und ich glaube wir beide wiegen fast schon gleich viel. Ich habe Angst, dass Uruha sich versucht umzurbingen die nächste Zeit. Ich möchte ihn nicht verlieren, unter keinen Umständen. Er war mein Fels in der Brandung damals, er war das rettende Floß im Meer meiner Tränen, er kann uns zwei nicht ertrinken lassen. Reita dreht sich gerade zu mir um und zieht mich wieder aus dem Raum. „Bleib lieber draußen, ansonsten machst du alles nur noch schlimmer. Die Medizin müsste gleich helfen und ich denke einmal, dass wir dann auch wieder eine Chance haben normal mit ihm zu reden. Komm wir gehen jetzt einen Kaffee trinken, dann sieht die Welt schon wieder viel besser aus“, meint Reita aufmunternd. Lächelnd folge ich ihm zusammen mit Ruki zum Kaffeeautomaten. Er hat Recht, wir sollten Uruha eine kurze Pause von uns gönnen. Vielleicht hilft ihm das ja weiter. ~ Und der Manager hat Recht behalten. Uruha hat das ganze Konzert hinter der Bühne verbracht und ist damit dem Manager richtig auf die Nerven gegangen. Wir haben das Konzert gut überstanden und es hat auch richtig Spaß gemacht. Klar hat Uruha gefehlt, aber damit mussten wir uns halt arrangieren. Wir sind Profis, weshalb uns das auch relativ leicht viel. Erst während der Zugabe hat uns unser Sorgenkind Gesellschaft geleistet. Uruha sollte mitkommen, da er sich wieder halbwegs gefangen hatte und die Nebenwirkungen der Tablette nur noch halb so wild waren. Eben ist er scheinbar zweimal umgekippt und allgemein hatte er sich alles andere als wohl gefühlt. Als wir eben während der Pause in den Aufenthaltsraum gegangen sind, ist Uruha direkt auf mich zu und hat mich umarmt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auf Grund seines Verhaltens ihn für eine Frau halten. Auf der Bühne hat man Uruha gar nicht mehr angemerkt, dass er so fertig ist und allgemein schlecht gelaunt ist. Er hat mit seinem Strahlen fast schon Kai Konkurrenz gemacht und er hat den üblichen Fanservice zusammen mit Ruki den Fans geboten. Es sieht schon verdammt heiß aus, was die beiden da machen. Ich bin zwar ein wenig eifersüchtig, aber es ist ja nur ein Spiel für die beiden. Gerade hat sich Uruha bei mir eingehakt, ich brauche ihm nur ins Gesicht zu sehen um den Grund dafür zu erkennen. Er ist kreidebleich im Gesicht und schwitzt fast schon Wasserfälle. Da er freiwillig mitgekommen ist, habe ich auch kein Mitleid für ihn. Selbst der Manager hatte gemeint, dass er am Besten heute komplett hinter der Bühne bleiben soll. Aber nein, mein Sturkopf muss natürlich auch Spaß haben, deshalb muss er jetzt auch mit den Konsequenzen leben. „Aoi-chan, hinsetzen“, murmelt er erschöpft. Direkt leiste ich folge und helfe ihm dabei, sich auf dem Boden nieder zu lassen. Kaum sitzen wir, kommt jemand vom Staff und erkundigt sich besorgt nach unserem Befinden. „Uruha geht es nicht gut“, antworte ich an seiner Stelle. Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, wird er auf die Beine gezogen und Richtung Toiletten gebracht. Ich frage mich wie viel er gerade von seiner direkten Umgebung mitbekommt. Weiß er, dass er sich bei mir eingehakt hat? Seufzend stehe ich auf und gehe in den Aufenthaltsraum, wo ich mich von den durch geschwitzten Klamotten befreie und in meine normale, bequemere Kleidung schlüpfe. Schnell packe ich sowohl meine, als auch Uruhas Sache in meine Tasche. Ich frage mich, wo er so lange bleibt? Reita hatte eben Uruhas Kleidung weg gebracht und er will mir partout nicht sagen, was denn nun los ist. Ich weiß nur, dass wir in ein paar Minuten zum Hotel fahren werden. Ich habe ein ganz seltsames Gefühl in der Magengegend. Was ist, wenn es Uruha noch nicht besser geht? Muss er dann ins Krankenhaus? Leise brummend nehme ich meine Tasche und gehe schweigend an den anderen vorbei zum Van und setze mich auf die Rücksitzbank. Die anderen haben mich ganz verwundert angeguckt, aber ich habe ihre Blicke ignoriert. Gerade möchte ich einfach nur alleine sein um in Ruhe meine Gefühle sortieren zu können. Ich liebe Uruha, er ist mein ein und alles. Unsere Beziehung jedoch liegt in Scherben vor uns, es gibt nichts mehr zu retten. Egal wie oft wir den Scherbenhaufen wieder zusammen kleben und egal wie sehr wie uns anstrengen, kurze Zeit später ist alles wieder kaputt. Wäre es nicht das Beste für uns beide, wenn wir diese Bindung auflösen? Wir können ja Freunde bleiben, aber wenn wir so weitermachen zerbricht einer von uns beiden endgültig. Es ist wie eine Zugfahrt, ohne Wiederkehr. Der Zug ist zu schnell, keiner von uns beiden kann abspringen und überleben. Er rast mitten ins Verderben hinein und wir können nur hilflos dabei zusehen. Als ich nach draußen gucke, sehe ich wie Reita Uruha auf dem Rücken trägt und langsam herkommt. Von Kai und Ruki ist weit und breit keine Spur, ob wir nur zu dritt zurück fahren werden? Oder kommen die beiden noch? Ich öffne von drinnen die Tür und Reita atmet erleichtert auf. Mein Freund hat die Augen halb geschlossen und er sieht alles andere als gesund aus. Die Augenringe unter seinen Augen sind fast schon schwarz und seine Haare sind ein wenig zerzaust. Und mit der wandelnden Leiche muss ich heute Nacht ein Bett teilen, das wird ein Spaß! Gerade klettert Uruha von Reitas Rücken und kommt zu mir auf die Rückbank, wo er sich direkt an mich kuschelt. Leise kichernd schnelle ich uns beide an und beginne vorsichtig über seinen Rücken zu streicheln. Reita guckt uns lächelnd an und setzt sich vor uns in die Reihe. Der Großteil vom Staff fährt die Nacht wieder nach Hause, ein Glück für sie. Gerade huscht auch Ruki ins Auto, der uns ganz verschmitzt anlächelt. „Ihr Turteltäubchen“, meint er nur und setzt sich neben Reita. Es dauert nicht lange und wir fahren endlich los. Hoffentlich dauert die Fahrt nicht so lange wie heute Morgen! Uruha wird langsam immer entspannter und auch seine Atemzüge verlangsamen sich. Es ist schon irgendwie niedlich, wie er hier halb auf mir liegt. Da er nur einen Beckengurt hat, geht das ganze auch ganz gut. Die anderen beiden schweigen vor sich hin und der vom Staff will scheinbar auch nicht mit uns reden. Ich frage mich, ob die meisten von ihnen überhaupt wissen, wo wir die nächsten zwei Wochen sein werden. Ich denke eher nicht, da unser Manager ungern zu viele Leute einweiht. Erleichtert seufze ich, als wir endlich vor dem Hotel halten. Vorsichtig rüttele ich an Uruhas Schulter, der sich darauf direkt aufsetzt und sich über die Augen reibt. Damit er nicht schon wieder zusammen klappt, trägt Reita ihn geduldig bis zu unserem Bett. Ich frage mich eh, wieso wie als einzige ein Doppelbett haben! Es scheint mir fast so, als wollen die anderen uns nur als Paar sehen.Was passiert, wenn ich diese Illusion platzen lasse? Die Tasche stelle ich neben unsere Koffer und scheuche Reita raus, nachdem ich ihm eine 'Gute Nacht' gewünscht habe. Ich möchte ins Bett und endlich meinen wohlverdienten Schlaf bekommen! Zufrieden mit mir selbst tapse ich zum Bett, wo sich Uruha schon breit gemacht hat. Er hat achtlos seine Klamotten beim Ausziehen im Raum verteilt und ich hoffe einfach einmal, dass er noch Unterwäsche trägt. Nachher falle ich wirklich noch über ihn her und ich glaube nicht, dass er genau das gerade will. Lächelnd ziehe ich meine Kleidung aus und lege diese neben das Bett. Leise summend hebe ich die Bettdecke an und lege mich neben meinen Schatz. Er scheint ja echt müde zu sein, wenn er noch nicht einmal mehr die Augen öffnen kann. Kichernd knipse ich das Licht aus und ziehe Uruha etwas zu mir rüber. Er grummelt, aber er versucht sich nicht aus der Umklammerung zu befreien. Das ist schon einmal etwas gutes. ~~~ Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld *nyah* Ich hasse Schmerzmittel ;^; Aber die jetzigen knocken mich nicht mehr aus *yeah* Deshalb gibts auch ein Kapitel =3 Das ist ziemlich lang geworden, warum auch immer. Es sollte nicht so lang werden, aber es wuchs immer weiter. Das nächste ist schon halb durchdacht. Die Idee kam mir, als ich zwischen sehr vielen betrunken Leuten getanzt habe auf Glasscherben. Karneval halt :D Ich hab jetzt noch 5 Minuten Zeit. ich muss meine Tasche packen. Mich endlich umziehen. Also dann bye :3 Kritik/Fehler sind gerne zu bemängeln. Solange man mich nicht versucht mit der Kritik zu erschlagen, nehme ich sie mir auch zu Herzen :D Kapitel 25: Glühwürmchen voller Hoffnung ---------------------------------------- Verträumt bewundere ich den Sternenhimmel. Die sanften Töne, die ich meiner Gitarre entlocke machen mich schläfrig. Schon lange habe ich nicht mehr so etwas romantisches zusammen mit Uruha erlebt. Gerade sitze ich neben ihm auf der Wiese im Klinikgelände und spiele ihm etwas vor. Er hatte mich eben darum gebeten, als wir zusammen in seinem Bett lagen. Da wir niemanden stören wollten sind wir halt einfach rausgegangen. Ich hatte der Krankenschwester gerade noch Bescheid gesagt, damit sich niemand Sorgen um ihn machen muss. Sie hatte gemeint, dass wir unbedingt in einer Stunde wieder da sein müssen, da bald Nachtruhe ist. Sein Kopf ruht auf meiner Schulter und er hat seine Augen geschlossen. Seit wir hier hier sind, haben wir schon so viel miteinander geredet und sehr viel an unserer Beziehung gearbeitet. Auch an der Band selbst haben wir viel gearbeitet. Nicht nur wegen mir, sondern auch für Uruha. Die Ärzte meinen, dass wir beide aufgrund unseres zerrütteten Selbstbewusstseins einen starken Rückhalt brauchen, damit wir in dieser Branche nicht an uns selbst zerbrechen. Die anderen unterstützen uns beide so gut es geht und jeden Tag geht es vor allem Uruha ein Stücken besser. Mittlerweile lächelt er sogar wieder ein wenig und er wirkt auch nicht mehr ganz so apathisch. Morgen ist der letzte Tag für uns hier, ob Uruha wieder mit uns heim darf wissen wir noch nicht. Aber momentan sieht es sehr schlecht aus, wahrscheinlich muss er noch mindestens eine Woche hier bleiben. Die Tabletten müssen noch richtig eingestellt werden, damit er nicht bei mir daheim Amok läuft oder sich ganz spontan dazu entschließt einen Freiflug aus meinem Fenster zu machen. Er kann ziemlich unberechenbar sein. Scheinbar hat ihn der Vorfall doch stärker getroffen, als wir alle vermutet haben. Das Management war sehr betroffen und unser Manager ruft uns auch täglich an. Sie haben uns vorgeschlagen den ganzen restlichen Monat noch frei zu nehmen, aber wir wollen nicht. Sobald wir wieder in Tokio sind, wollen wir die Songs aufnehmen. Ich habe zusammen mit Uruha die letzten beiden Wochen insgesamt drei Lieder geschrieben. Und diese wollen wir auch umsetzen. Schließlich haben wir unsere Fans angelogen und wir wollen die Lüge wenigstens wahr werden lassen. Wir wollen die Single koste es was es wolle raus bringen. Auch wenn ich dann zur Not Uruha seine Parts einspielen muss. Ich weiß gar nicht, was passiert wäre, wenn Reita nicht eingegriffen hätte. Am liebsten würde ich den Vorfall für immer aus meinem Gedächtnis streichen. Uruha hatte sich versucht vor unseren Augen umzubringen. Er wollte von dem Dach der Klinik springen. Wir hatten kurz vorher Streit, da uns doch die lange Fahrt hierher und der ganze Schlafmangel die Nacht zuvor einiges an Kraft gekostet hatte, unsere Nerven lagen einfach blank. Ich weiß gar nicht mehr so wirklich, warum wir uns gestritten hatten. Ich weiß nur noch, dass wir zuvor alle gemeinsam auf dem Dach gesessen und unser Mittagessen zu uns genommen hatten. Du hattest angefangen zu weinen, bitterlich zu weinen. Ich wollte dich gerade in den Arm nehmen, was scheinbar bei dir negative Erinnerungen hervor gerufen hatte. Der Arzt meinte, du hättest einfach Panik gehabt. Du ranntest immer weiter Richtung Zaun, wir waren wie gelähmt. Ich sprang als erster auf und rannte dir hinter her, doch als du versuchtest über den Zaun zu klettern, blieb ich wie paralysiert stehen. Es war wie in meinem Traum, genauso wie in all den Alpträumen, die mich die letzten Wochen pausenlos verfolgt haben. Sollten diese etwa ein Zeichen gewesen sein? Du warst schon fast über den Zaun geklettert, als Reita an mir vorbei stürmte und sich an dich klammerte. Er zerrte an deinen Händen und du schriest, du weintest und du schlugst zu. Und da hören auch schon meine Erinnerungen auf. Irgendwann ist da nur noch diese schwarze, dicke Wolke. Ruki meinte, ich wäre umgekippt. Er hätte mich gerade noch so mit Kai auffangen können. Erst viel später wurde ich wach, in einem Zimmer, ganz alleine. Nur die Infusion an meinem Arm verriet mir, dass das alles kein Traum war. Der Arzt behielt mich noch die Nacht zur Bobachtung da. Ich bekam etliche Mittel, damit wenigstens mein Blutdruck wieder halbwegs normal wurde. Er war laut den Ärzten viel zu niedrig. Die Stunden nachdem Zwischenfall waren schrecklich. Ich wusste nur, dass du nun stationär aufgenommen wurden warst. Es wäre zu gefährlich, dich bei uns im Hotel zu lassen. Die anderen drei hatten sie nach einem stundenlang Gespräch zurück ins Hotel geschickt. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie es dir nun wirklich geht. Ich hatte so eine schreckliche Angst um dich. Die Schuldgefühle haben mich fast von innen heraus zerfressen. Warum mussten wir auch im Streit auseinander gehen? Haben sich die anderen auch so gefühlt, als ich die Treppe damals runter gefallen bin? Hatten sie damals auch so eine Angst um mich? Erst am nächsten Tag haben mir die anderen die Wahrheit gesagt. Aber auch erst, als ich den ganzen Tag nicht zu dir durfte und ich wieder zurück im Hotel war. Die Ärzte ließen mich an dem Tag gehen. Ich sollte nur nicht alleine sein und mich so viel wie möglich ausruhen. Das war die einzige Bedingung, die sie hatten. Nach dem Zwischenfall hatten sie dir starke Beruhigungsmittel gegeben und du warst direkt in die Geschlossene gekommen. Zur Sicherheit hatten sie dich vorerst in eine Gummizelle gesteckt, auch wenn du dank der Tabletten so gut wie bewegungsunfähig warst. Niemand von uns durfte zu dir, ganze drei Tage lang. Irgendwann durftest du wieder auf ein normales Zimmer und sie haben ganz langsam die Dosis reduziert. Es hat eine ganze Woche gedauert, bis du wieder mit uns geredet hattest. Die ganze Zeit hattest du uns einfach ignoriert, sowohl uns, als auch die Ärzte. Du willst uns nicht sagen, was in deinem Kopf in den Momentan vorgegangen ist. Es ist fast schon ein Wunder, dass du mit mir zusammen an der Hand das Gebäude verlässt und dabei nicht panisch wirst. Selbst die Ärzte verwundert das. Sie meinen es ist die Liebe, die uns beide verbindet. Wir zwei haben laut ihnen eine sehr starke Bindung zueinander und es wäre sehr wichtig, dieses zu erhalten und zu unterstützen. Mittlerweile darf ich dich auch wieder in den Arm nehmen und dich trösten. Die Ärzte wissen nicht warum du bei dem Vorfall, also dem Streit traumatisiert wurdest. Wahrscheinlich hat es mit dem Unfall von mir zu tun, aber sie wissen es nicht. Es fällt ihnen schwer, einen Zugang zu dir zu finden. Egal was sie fragen, entweder du antwortest gar nicht, oder nur bruchstückhaft. Uruha, warum kannst du uns nicht sagen, was dich von innen heraus zerfrisst? Obwohl es momentan so schwierig ist, haben wir immer noch zusammen Therapie. Morgens hast du sie getrennt von uns, aber nachmittags arbeiten wir alle zusammen an dem Problem. Die Therapeuten sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden teils. Ich schlafe die Nächte momentan durch und die anderen wissen jetzt, wie sie mit mir umzugehen haben. Auch mit meinen Durchhängern zwischendurch kommen sie ganz gut zurecht und zusammen schaffen sie es immer wieder, mich ganz schnell aus meinem Schneckenhaus zu zerren. Seufzend lasse ich die letzten Töne verklingen, als ich Ruki auf uns zu eilen sehe. Scheinbar ist die Zeit zu um. Lächelnd packe ich meine Gitarre weg. Uruha ist mittlerweile auch schon aufgestanden und schaut mich müde an. Er ist recht wacklig auf den Beinen und dank der Tabletten die meiste Zeit total müde. Für alles braucht er noch viel länger wie sonst und er braucht ja sonst schon immer länger als wir. Aber es stört mich nicht, schließlich haben wir momentan alle Zeit der Welt. Immer noch lächelnd folge ich seinem Beispiel und schultere die Gitarrentasche. „Na ihr zwei Turteltauben! Uruha, kommst du mit? Es geht jetzt ins Bettchen“, meint Ruki mit einem herzallerliebsten Lächeln. Fies grinsend gehe ich schnellen Schrittes auf ihn zu und wuschel ihm durch die Haare. Wir sind keine Turteltauben, verdammt! Murrend versucht er mich mit seinen kleinen, schwachen Händen weg zuschieben , aber gegen mich hat er einfach keine Chance. Manchmal frage ich mich echt, was seine Verlobte so toll an ihm findet. Also freiwillig würde ich mich nicht in so einen Zwerg verlieben. „Man Aoi! Warum musst du eigentlich immer so fies sein?“, knurrend boxt mir Ruki in die Magengrube. Leise kichernd lasse ich von ihm ab und gehe zurück zu Uruha, der uns scheinbar die ganze Zeit geistesabwesend gemustert hat. Es macht mir Angst, ihn so sehen zu müssen. Ob er sich immer noch umbringen will? Leise seufzend lege ich einen Arm stützend um seine Hüfte und ganz langsam gehen wir zurück, zurück zu seiner Station. Ruki folgt uns schweigend. Wieder einmal merke ich, was die Tabletten aus Uruha machen. Es ist fast so, als würden sie alles Leben in ihm im Keim ersticken. War das bei mir damals auch so? Hattet ihr euch damals die gleichen Gedanken um mich gemacht? Ich bringe ihn noch bis zum Schwesternzimmer, wo ich ihm einen Kuss auf den Mund drücke. Seine Lippen sind wunderschön und weich, aber egal wie viel Liebe ich in den Kuss hinein stecke, seitdem Zwischenfall erwidert er keinen mehr. Lächelnd lasse ich von ihm ab. Ich darf ihm nicht sauer sein, er hat gewiss sein Gründe. Auch wenn mein Herz durch sein Handeln in Fetzen zerrissen wird, ich muss stark bleiben. Wenn ich es nicht für mich selbst sein kann, dann sollte ich es wenigstens für Uruha sein. „Wir sehen uns dann Morgen, ja? Ich freue mich schon“, freudestrahlend umarme ich ihn noch kurz und gehe dann zu Ruki. „Gute Nacht und schlafe gut, ja?“, meint Ruki zum Abschied. Wir winken Uruha noch zu und gehen dann Richtung Auto. Uruha hatte uns die ganze Zeit nur angestarrt. Angestarrt mit seinen glanzlosen, fast schon toten Augen. Was machen wir bloß, wenn es ihm nicht besser gehen will? Egal was ich die letzten Tage versucht habe, die Fortschritte von ihm sind ernüchternd klein. Ich frage mich, wann wir es erste Mal wieder Konzerte mit ihm zusammen geben können. Vorerst können wir ja auch ohne ihn spielen, aber ich möchte nicht, dass es zur Gewohnheit wird. Im Auto selbst setze ich mich nach hinten zu Reita und Ruki, da ich nicht vorne sitzen will. Auch wenn Kai das gar nicht gerne sieht, ich möchte nicht so alleine sitzen. Leise seufzend lehne ich mich an Reita, der direkt einen Arm um meinen Körper legt. „Was hast du Aoi, hm?“, will er direkt besorgt wissen. Ich schüttele nur den Kopf und gucke aus dem Fenster, sehe die Landschaft an mir vorbei ziehen und wie sie sich in einem unendlichen Farbenstrudel verliert. Es ist fast wie mein Leben, beides habe ich nicht unter Kontrolle. Langsam macht sich ein dumpfes Pochen in meinem Kopf breit, träge schließe ich die Augen. Ich möchte nicht verlieren. Das Leben ist ein Spiel. Die Liebe ist ein Spiel. Und ich möchte nicht in diesem Spiel verlieren. Ich möchte leben, ich möchte lieben und ich möchte mich dabei nicht selbst verlieren. Willenlos gebe ich der Tränenflut nach, habe ich nicht schon vor langer Zeit verloren? Gibt es überhaupt noch einen Fels in der Brandung, den rettenden Ast vor mir in der reißenden Strömung der Verzweiflung? Oder ist er schon morsch und wie der Fels zerbrochen? Zaghaft streicht mir jemand über die Wangenknochen, tupft vorsichtig die Tränen von meinen Wangen. Ich bin zu schwach, ich möchte nicht in ihre Augen sehen müssen. „Lass alles raus. Dafür sind Freunde doch da“, höre ich Kai sagen. Schniefend kralle ich meine Hand in Reitas Shirt und lasse den Tränen ihren freien Lauf. Vielleicht hat er Recht, vielleicht sind Freunde wirklich dafür da. „Ist irgendetwas vorgefallen eben, Ruki?“, fragt Reita nach. „Ich denke nicht. Die beiden saßen wie ein frisch verliebtes Paar nebeneinander und Aoi hatte etwas Gitarre gespielt. Nachher auf der Station hatten wir Uruha halt wie besprochen zum Schwesternzimmer gebracht und da wirkte er ziemlich apathisch. Obwohl Aoi in geküsst hatte, hatte Uruha absolut gar keine Reaktion gezeigt. Wahrscheinlich geht es deshalb Aoi nicht gut, aber ich weiß es nicht genau“, erklärt Ruki den anderen. Zustimmend nicke ich und öffne ein Stück die Augen. Das Pochen wird immer stärker, meine Tränen versiegen langsam. Ruki tupft mir ganz zaghaft mit einem Taschentuch die Tränen weg und streicht langsam mit einer Hand über meine rechte Schulter. „Hast du wieder solche Schmerzen?“, fragt er ganz plötzlich und unerwartet. Woher weiß er es? Sieht man es mir so an? „Es pocht ein wenig. Vielleicht sollte ich gleich einfach Schmerzmittel nehmen und mich etwas hinlegen. Dank der Nachfrage“, antworte ich ihm und lächle dabei ein wenig. Zögerlich öffne ich die Augen ganz und setze mich wieder ganz normal hin. Wir müssten bald da sein, schätze ich. Ruki kramt gerade in seiner Tasche, was auch immer er gerade sucht. „Aoi, hat Uruha eigentlich schon einmal mit dir darüber gesprochen?“, spricht mich Kai an. „Geht es um die Situation zwischen uns beiden?“, frage ich verwirrt nach. Worüber soll er denn mit mir gesprochen haben? „Im gewissen Sinne schon. Der Manager hat dafür gesorgt, dass Uruha jetzt komplett bei dir wohnt. Wenn du es nicht willst, dann suchen wir für ihn eine neue Wohnung. Aber in die alte kann er nicht mehr zurück, da es einfach zu unsicher ist. Uruha hatte dem Ganzen zugestimmt gehabt und er hatte auch gemeint, dass du nichts dagegen haben würdest. Ich will mich nur erkundigen, ob du wirklich voll und ganz dahinter stehst oder Bedenken hast. Schließlich seid ihr beide ja nicht ganz auf der Höhe momentan“, erläutert er seine Frage. Ungläubig runzele ich die Stirn. Warum hatte Uruha nie mit mir darüber gesprochen? Hatte er etwa Angst davor? „Ich habe nichts dagegen, solange ihr mir hilft, wenn ich euch brauche“, fordere ich mit fester Stimme. „Na klar werden wir das tun. Warum sollten wir das auch nicht tun, hm?“, erwidert Reita leise lachend. Lächelnd schaue ich ihn, ich weiß was ich an meinen Freunden habe. „Wir fahren dann morgen zurück und dann können wir ja schon einmal etwas deine Wohnung auf Fordermann bringen. Wir wollen ja nicht, dass Uruha schreiend vor dem Chaos davon rennt“, scherzt Ruki. Lachend knuffe ich ihm in die Seite. Als wäre Uruha etwas anderes von uns gewohnt, was für ein Witz! Es ist immer wieder erschreckend, wie leicht man solche Dinge vergisst. Egal wie schwarz die Gegenwart momentan sein mag, irgendwo gibt es auch Licht für uns. Selbst wenn es nur in Form von Glühwürmchen momentan möglich ist, es gibt immer noch Hoffnung für uns. Ich will nicht aufgeben, denn eine Aufgabe führt einen niemals zum Ziel. Ich muss kämpfen. Selbst wenn wir Schmetterlinge ohne Flügel sind: Wir werden es schaffen. Selbst wenn es ein naiver Gedanke ist: Ich halte daran fest. Ich möchte noch ein wenig ich selbst sein, mich diesem Spiel hingeben können. Das wichtigste in meinem Leben ist Uruha und ich möchte das Wichtigste im Leben nicht einfach kampflos aufgeben. Wenn Hoffnung Berge versetzen kann, dann möchte ich mit meiner Hoffnung den Mount Everest damit verschieben können. Uruha halte noch etwas durch, dein Prinz mit weißer Rüstung auf weißem Pferd ist unterwegs! Habe noch ein wenig Geduld. Bald können wir zwei wieder zusammen das Firmament erleuchten. Bald werden wir noch stärker strahlen können als je zuvor. ~~~ Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld und wieder ein Kapitel ♥ *yeah* *cheer* Die Klassenkameraden von mir tun mir eindeutig nicht gut @_@! Denke ich. Ich weiß es nicht. Ich hoffe einfach einmal euch gefällt das Kapitel. Das nächste ist auch schon durchdacht und ich hoffe es kommt bald ;^; Irgendwie finde ich es etwas einsam momentan... Ich frage mich immer, warum ch die stillen Leser erwische ;_; Dabei bin ich doch gar nicht so beängstigend T_T Sry für evtl Tippfehler ;x; Wenn euch noch welche auffallen, dann könnt ihr die mir ja nennen .___. Ich beiße euch auch nicht den Kopf ab! ´.` Kapitel 26: Heimkehr -------------------- Ich bin froh, dass Uruha bald wieder bei mir ist. Endlich kommt mir dann die Wohnung nicht mehr so riesig und verlassen vor. Endlich kommt mir dann alles nicht mehr so hoffnungslos vor. Er war insgesamt noch 9 Tage in der Klinik und in der Zeit hatten wir auch keinen Kontakt zu ihm. Vom Arzt habe ich erfahren, dass sich Uruha nach unserer Abreise wieder zurück in sein Schneckenhaus verkrochen hatte und sie Bedenken hatten, dass er einen erneuten Selbstmordversuch begeht. Aber dieser blieb aus und nach einigen vielen Gesprächen hatten sie ihn dann so weit, dass er jetzt ambulant behandelt werden kann. Das heißt er kann zu mir gekommen, in unsere Wohnung. Ich habe in der Zwischenzeit zusammen mit den anderen Uruhas Sachen überall eingeräumt und fast alle Möbel von ihm, die wir nicht brauchen, befinden sich im Keller. Es war eine Menge Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Nebenbei haben wir noch 3 Songs aufgenommen, wo nur noch Uruhas Parts fehlen. Reita ist ihn gerade abholen fahren. Kai ist momentan bei mir und lenkt mich ein wenig ab. Er wollte mich nicht mitfahren lassen. Seine Gründe finde ich durchaus nachvollziehbar, aber ich bin nach wie vor ziemlich sauer auf ihn. Kai meinte nur, dass mir wahrscheinlich wieder so schlecht wie auf der Rückfahrt von der Klinik werden würde. Und Reita hätte bestimmt kein Interesse daran, so viele Rastparkplätze wie möglich anfahren zu müssen. Und sein Auto würde er wohl auch nicht putzen wollen, laut Kai. Leise grummelnd beobachte ich Kai bei seiner Arbeit. Er bereitet gerade das Essen für heute Abend vor. Wir wollen Uruha mit einer kleinen Feier Willkommen heißen, damit er sich auch geliebt fühlt. Immerhin mussten wir wegen ihm drei Wochen in eine psychiatrische Einrichtung und eine nicht gerade einfache Therapie durchstehen. Ich merke wie sich ein pochender Schmerz in meinem Kopf versucht breit zu machen und genervt zische ich. Warum muss er ausgerechnet heute wieder weh tun?! „Alles okay mit dir, Aoi? Ich hoffe ja nicht, dass du mir gleich ein Messer in den Rücken rammst“, scherzt Kai und dreht sich sanft lächelnd zu mir um. „Ach wo, mir reicht auch eine Nagelpfeile. Ich leg mich etwas hin, ja? Bevor das Monster in meinem Kopf noch auf dumme Gedanken kommt“, meine ich und schenke ihm ein breites Grinsen. In einem Rutsch leere ich das Wasserglas und stelle es auf die Arbeitsplatte. „Mach das. Die Schmerzen sind bestimmt verschwunden, wenn du wieder aufwachst“, verspricht mir Kai und widmet sich wieder seiner Arbeit. Lächelnd verlasse ich den Raum und gehe in mein Schlafzimmer, wo ich direkt unter der Decke verschwinde. Wenigstens trage ich heute wieder nur einen Jogginganzug, wie so oft die letzten paar Wochen. Wir haben uns angewöhnt den Namen nicht mehr auszusprechen. Deshalb nennen wir es einfach nur noch „Monster“. Ich bin wie oft früher nach Hause gegangen die letzten 9Tage, obwohl noch so viel Arbeit zu tun war. Und das nur, weil mein Kopf wie verrückt gepocht hatte und ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Hätte Kai mich nicht jedes Mal heim gebracht und dort ins Bett gesteckt, dann hätte ich den Weg nach Hause wahrscheinlich nicht gefunden. Letzte Woche hatte er mich jedoch einmal statt nach Hause direkt ins Krankenhaus gebracht. Und das nur, weil ich im Proberaum schreiend zusammen gebrochen bin und das ausgerechnet vor den Augen des Managers. Die im Krankenhaus hatten mich dann einen Tag zur Beobachtung dabehalten und mir ein Medikament gegeben. Seitdem ich es täglich hole, habe ich auch keine Schmerzen mehr. Nur heute ein wenig, aber ansonsten gar keine mehr. Ich hoffe es geht mir wirklich gleich besser. Ich möchte Uruha schließlich so in Empfang nehmen, wie er es verdient hat. Seufzend schließe ich die Augen und geben mich der farbenfroh Welt hin, die kaum zu vergleichen ist mit der tristen Realität. Abrupt öffne ich meine Augen, als Ruki meint mich wie verrückt an der Schulter rütteln zu müssen. Grummelnd schiebe ich ihn von mir weg und verkrauche mich wieder richtig unter der Bettdecke. Warum muss er immer dann stören, wenn es gerade so schön war? Die letzten paar Tage habe ich immer ganz versaute Träume, wo die Hauptdarsteller Uruha und ich sind. Es ist schon irgendwie peinlich, wenn ich ständig das Objekt meiner Begierde in meinen Träumen in Besitz nehme und es in der Realität ihn noch nicht einmal annähernd in der Hinsicht anfassen kann. Das Schlimme daran ist, ich könnte ihn ja haben und mit ihm tun und lassen was ich will, aber will Uruha genau das? Will er mit mir soweit gehen, dass es kein Zurück gibt? Will er wirklich die Liebe auf die Art und Weise erfahren? Oder sitzt das Trauma der Vergewaltigung einfach zu tief? Wird er dann wieder traumatisiert, wenn wir so weit sind? Ich denke nicht, dass meine Hand auf Dauer für mich reicht, aber ich will nicht, dass unsere Beziehung wegen solch banalen Dingen zerbricht. Aber ich merke, dass es heute nicht ganz so mühsam mit dem Aufstehen sein wird. Ein Glück, dass Ruki mich doch früh genug geweckt hat. Alles andere wäre auch viel zu peinlich, schließlich bin ich ja kein pubertierender Teeanger mehr! „Uruha kommt in einer halben Stunde, also zack aus dem Bett mit dir!“, fordert er mich eindringlich dazu auf, „du hast schließlich die letzten beiden Wochen genug Zeit im Bett verbracht!“ Und mit dieser Bemerkung zieht er mir die Bettdecke weg. Und plötzlich ist es eiskalt. Grummelnd gucke ich ihn böse an und rappele mich langsam auf. Ich fühle mich so schrecklich zerknautscht. Die Nase hoch gegen die Decke am strecken stapfe ich an ihm vorbei Richtung Badezimmer. Dort wasche ich erst einmal meine Zähne und klatsche mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Wenigstens sind die Schmerzen nicht mehr da. Sorgsam richte ich mir die Haare und begutachte noch einmal ausgiebig mein Gesicht. Ich muss unbedingt zum Friseur, mit den Haaren will ich nicht nächste Woche Promotion-Auftritte geben müssen. Vielleicht hat ja Uruha eine Idee für eine schöne Frisur? Leise summend trete ich aus dem Badezimmer hinaus und gehe in die Küche. Was es wohl leckeres zu Essen gibt? Lächelnd begutachte ich die beiden, wie sie mühevoll das Abendessen zu bereiten. Es ist wirklich goldig, dass sie sich so ins Zeug für Uruha legen. „Aoi-chan, magst du nicht erst einmal das Bett machen gehen, bevor du hier wieder sinnlos herum sitzt?“, säuselt Kai mit einem gefährlichen Unterton. Noch bevor er das letzte Wort fertig gesprochen hat, stürme ich wie von der Tarantel gestochen aus der Küche. Kai kann einem ganz schön Feuer unter dem Hinter machen, auch wenn er nicht so aussieht. Ich habe es letzte Woche wieder einmal am eigenen Leibe erfahren müssen. Und das nur, weil ich zwei Minuten länger Pause gemacht hatte, als wir abgesprochen hatten! Schnell mache ich das Bett wieder ordentlich. Wie Uruha wohl auf mich reagieren wird? Ist er vielleicht immer noch diese leblose Puppe? Ich bin schon ganz nervös! Ich wusste gar nicht, dass man so abhängig werden kann von einer Person. Kaum bin ich mit meiner Arbeit fertig, da höre ich schon wie jemand in die Wohnung kommt. Freudestrahlend stürme ich dahin und falle meinem Schatz auch schon um den Hals. Er sieht zwar wie nach einer verlorenen Schlacht aus, aber er ist immer noch wunderschön! Leise summend schmiege ich mich an ihn und streichle langsam über seinen Rücken. Er hat wieder etwas abgenommen, ich glaube das ist kein gutes Zeichen. Vielleicht geht es ihm ja trotzdem etwas besser? Vorsichtig drücke ich ihn von mir und will ihn schon auf den Mund küssen, als er mir einfach seine Hand mitten auf den Mund klatscht. Man das tat weh, Uruha! Grummelnd gehe ich ein paar Schritte zurück und funkele ihn böse an. „Sorry, nur du willst garantiert nicht den Geschmack im Mund haben, den ich gerade habe“, meint Uruha nur entschuldigend und zieht sich die Schuhe aus. Selbst hier in dem dämmrigen Licht sehe ich seine Augenringe. Aber das Lächeln in seinem Gesicht macht das alles wieder gut. Scheinbar freut er sich darüber, wieder hier sein zu dürfen. „Okay, vielleicht ist es wirklich besser so“, stimme ich ihm grinsend zu. „Ich geh mich kurz etwas frisch machen und Zähne putzen. Dann können wir uns von mir aus so oft küssen, bis wir beide völlig außer Atem sind“, erwidert Uruha verführerisch und wippt anzüglich mit den Augenbrauen. Verdattert gucke ich ihn an, was zum Teufel haben die aus meinem Uruha gemacht?! Lächelnd geht er an mir vorbei und verschwindet im Badezimmer. Leise brummelnd gehe ich zurück in die Küche. Macht er sich jetzt etwa über meine Reaktion lustig? So habe ich Uruha schon verdammt lange nicht mehr erlebt. Aber wenn ich genau überlege, hat er sich so früher öfters verhalten. Vielleicht ist ja bald alles wieder wie beim Alten und wir können unser Leben wieder in vollen Zügen genießen? Ganz komisch blickt mich Ruki an, als ich ganz alleine zurück in die Küche komme. „Uruha ist gerade im Badezimmer. Ich glaube Reita musste unbedingt ausprobieren, wie schnell sein Auto wirklich fahren kann. Aber ansonsten geht es Uruha ganz gut, er scherzt schon wieder ziemlich“, meine ich nur und verlasse die Küche wieder, um ins Schlafzimmer zu gehen. Dort hole ich für Uruha erst einmal bequeme Klamotten. Das heißt einen tollen Kapuzenpullover von einem der letzten Lives von uns und eine schöne und sehr bequeme Hose. Auf jeden Fall sieht sie so aus, deshalb nehme ich sie auch einfach einmal mit. Leise pfeifend gehe ich wieder zum Badezimmer, wo ich voller Vorfreude die Tür öffne und sie am liebsten direkt wieder zuschlagen würde. Warum steht Uruha nur noch in Unterwäsche dort? Das ist zu viel INPUT auf einmal. Was 4 Wochen mit einem anrichten können...? Unsicher betrete ich schließlich den Raum und halte mit glühend heißem Kopf Uruha die Kleidung hin. Es ist ja nicht so, als hätte ich ihn nicht schon mindestens tausend Mal so gesehen. „Aoi-chan, das musst dir doch nicht peinlich sein. Oder hattest du etwas mehr Bauchspeck bei mir erwartet?“, neckt er mich. Kopfschüttelnd beobachte ich beim Anziehen und wie er sich noch einmal vor dem Spiegel die Haare zurecht macht. Es erinnert mich an die Zeit vor dem Vorfall. Es scheint mir fast so, als würde Uruha das ganze mit aller Gewalt verdrängen wollen. Vielleicht macht er auch nur deshalb eine gute Miene zum bösen Spiel, weil er nicht mehr in der Klinik bleiben wollte? Ich kann ihn ja verstehen, aber das ganze macht die Sache ja auch nicht ungeschehen. Spätestens wenn in zwei Monaten wenn der Prozess beginnt, muss er sich wieder mit allem auseinander setzen. Wenigstens haben wir die nächste Zeit nur ganz normale Promotion-Auftritte und Aufnahmen und alles, da kann man sich wenigstens etwas entspannen. Vielleicht hilft ihm das ja, um wieder Kraft schöpfen zu können. Der Prozess wird garantiert kein Zuckerschlecken für ihn. Schließlich muss er dann noch einmal den genauen Tathergang schildern und das ist garantiert nicht so einfach für ihn. Als er endlich fertig ist gehen wir zusammen ins Wohnzimmer. Ich frage mich, warum er sich immer so schick macht? Für mich muss er es nicht machen. Ich liebe ihn auch, wenn er noch Betthaare hat oder ganz zerkrümpelte Klamotten. Uruha ist für mich Uruha, egal wie er aussieht. Als er sich auf der Couch niederlässt, zieht er mich einfach mit sich, sodass ich auf seinem Schoß lande. Verliebt schmiege ich mich an ihn und verstecke mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich habe ihn schrecklich vermisst. Erst jetzt fällt mir auf, dass Uruha unheimlich gut nach Himbeere gerade duftet. Zaghaft streicht er über meinen Rücken und legt sein Kinn auf meinem Kopf ab. Er ist so schön warm. Langsam werde ich auch wieder ganz schläfrig. „Nicht einschlafen, ihr zwei! Gleich wollen wir doch essen!“, ruft Ruki empört, als er das Wohnzimmer betritt. „Gib uns noch 10 Minuten, dann kommen wir auch in die Küche. Reita dürfte bis dahin dann wieder wieder bei uns sein“, bittet Uruha Ruki. Kopfschüttelnd verlässt Ruki wieder den Raum. Leise seufzend hebe ich den Kopf, um einen flüchtigen Kuss auf Uruhas Lippen zu hauchen. Sie sind immer noch genauso weich, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ob jetzt alles wieder gut wird? Oder ist das jetzt nur die bekannte Ruhe vor dem Sturm? Gibt es überhaupt noch Hoffnung für uns beide? ~~~ Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld Wenn ihr irgendwelche Fehler bemerkt, dann könnt ihr die mir gerne schreiben! ;_;° Dank den "tollen" Tabletten vom Arzt bin ich vollkommen motivationslos ~_~ und das schon einen ganzen Monat lang. Mittlerweile kann ich wenigstens wieder ordentlich schreiben, ohne mich 100%ig darauf konzentrieren zu müssen ~_~ Kapitel 27: Kartenhaus ---------------------- Ich frage mich, wohin uns diese Liebe führen soll. Die letzten paar Tage kommt mir vieles so aufgesetzt und gezwungen vor. Das Lächeln von Uruha ist nicht mehr wärmend wie anfangs, es wirkt fast schon gequält. Wenn wir nicht gerade in der Firma sind, geht er mir so gut es eben geht aus dem Weg. Seine Augen scheinen wehmütig und ich frage mich, warum er so traurig ist? Ich gebe mir alle Mühe und versuche Vertrauen in ihn zu haben, aber diese eklige, aufdringliche Stimme in meinem Kopf versucht mich ständig vom Gegenteil zu überzeugen. Schließlich ist Uruha ein anständiger und gutherziger Mann, warum solle er dann ausgerechnet mich lieben? Er hat mir nach der Trennung von Reita wieder auf die Beine geholfen, aber dieses hatte er auch nur aus purem Eigennutz gemacht, oder nicht? Warum sich Reita wirklich von mir getrennt hat weiß ich immer noch nicht. Vielleicht hatte er mich ja auch nie lieben wollen und ich sollte nur ein williges Betthäschen spielen? Dieses war ich ja auch im Endeffekt, ich komme mir deshalb benutzt und weg geworfen vor. Ich fühle mich richtig dreckig. Vielleicht macht Uruha jetzt genau dasselbe mit mir? Vielleicht wirft er mich jetzt auch weg, immerhin habe ich dieses mehr als alles andere verdient. Diese Einstellung ist mehr als verständlich für mich, auch wenn ich dieses natürlich nicht gut finde. Vielleicht ist es auch ganz anders? Vielleicht hat sich seine Liebe zu mir auch gar nicht verändert? Vielleicht weiß er nicht wie er sich mit gegenüber nach all den Vorfällen die letzte Zeit verhalten soll? Ich möchte nicht mehr über eine mögliche Trennung nachdenken. Allein der Gedanke an so etwas zerfetzt mir mein Herz. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und ich hoffe einfach einmal, dass unsere Beziehung dem tosenden Meer standhalten kann. Seufzend steige ich aus der U-Bahn, als sie an der Station Shibuya hält. Hoffentlich sind Akiya und die anderen schon da, dann brauche ich nicht mehr soviel nachdenken. Auch wenn ich einmal stark bezweifle, dass mich das ganze heute in Ruhe lassen wird. Dafür geht mir der Streit mit Reita doch eindeutig zu Nahe. Er war genauso wie Uruha der Meinung, dass ich es nicht schaffen kann, ich wäre einfach zu schwach. Sie hatten mich bis eben versucht in der Wohnung festzuhalten, ehe ich es geschafft hatte sie loszuwerden. Sie wollten mir partout keinen Glauben schenken. Ich weiß, dass sie sich nur Sorgen machen. Jedoch bin ich laut den Ärzten gesund, trotz Kopfschmerzen. Und sie meinen auch, dass ich wieder mehr in mein altes Privatleben zurück soll. Schließlich war ich da glücklich, was ich ja in letzter Zeit nicht war.   Scheinbar reflektiert Uruha seine eigene Schwäche auf mich. Oder bilde ich mir das nur ein? Oder bin ich wirklich noch so schwach? Wenigstens ist Reita heute bei Uruha, da brauche ich mir keine zu großen Sorgen zu machen. Ich habe unglaubliche Angst davor, dass er sich umbringen könnte. Er ist nach wie vor psychisch labil und unzurechnungsfähig. Er ist vielleicht nicht mehr suizidgefährdet, aber dafür hochgradig aggressiv teilweise. Und seine Schläge haben es teilweise ganz schön in sich. Diese Sache heute war Kais Idee. Akiya hat mich schon sehr lange nicht mehr danach gefragt, ob wir irgendetwas gemeinsam unternehmen wollen. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was die anderen mit mir heute vorhaben. Seit ich mit Reita zusammen gewesen bin, war ich nicht mehr shoppen oder Abends auf Partys. Mir ist einfach nicht danach und gestört hat es mich bisher auch nicht. Eigentlich ist Uruha eher der Partygänger von uns und er trinkt auch liebend gerne Alkohol, aber seit längerem hält er sich bei beidem wegen mir zurück.Dabei muss er das gar nicht tun. Schließlich könnte ich ja auch wieder auf Partys gehen und ohne Alkohol Spaß haben, oder? Als ich meine Freunde auf dem Brunnenrand sitzen sehe, muss ich grinsen. Das alles erinnert mich unweigerlich an früher. Damals haben wir uns auch immer hier getroffen. Ein wenig wehmütig werde ich, da ich Hitsugi nicht unter ihnen ausmachen kann, dabei müsste er ja mit seinen bunten Haaren auffallen. Vielleicht bin ich ihm ja schon längst Leid. Ich habe mit ihm gar keinen Kontakt mehr gehabt. Dabei hatte er mich extra das vorletzte Mal im Krankenhaus besucht, obwohl er soviel zu tun hatte. Warum muss ich immer die Gefühle meiner Freunde mit den Füßen treten? Trotz allem schließe ich Akiya kurz in die Arme und mache das gleiche kurz darauf bei Tora. Dieser erwidert die Umarmung auch viel herzhafter als Akiya. Es ist genauso wie bei Reita, genauso grob und ungelenk. Als ich zur nächsten Person im Bunde gehe, halte ich kurz inne. Wer ist das? Kazuki, oder? Was macht er hier? Haben sich die anderen schon Ersatz für mich besorgt? Habe ich sie wirklich so sehr vernachlässigt? Oder hat das ganze einen ganz anderen Grund? Ehe ich reagieren kann, huscht Kazuki an mir vorbei Richtung Akiya. Ich könnte schwören, dass seine Augen gefährlich nass geglitzert haben gerade. Vielleicht hätte ich nicht so stümperhaft reagieren sollen. Schließlich habe ich ja schon einmal längere Zeit mit ihm in einem Raum gesessen und gegessen. Und wenn die anderen ihn mögen, dann sollte ich es auch tun. Seufzend guckt mich Tora an und gibt mir einen ganz leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Also geändert hast du dich ja immer noch nicht“, schimpft er gespielt. Schmollend meine ich nur: „Ihr hättet mich ja auch darauf vorbereiten können, dass er anstatt Hitsugi hier auftaucht!“ Beleidigt plustere ich die Wangen auf und verschränke die Arme vor meiner Brust. Ich kann doch nicht einfach Menschen umarmen, die ich so gut wie gar nicht kenne! Seufzend drehe ich mich zu Akiya, der gerade Kazuki ganz liebevoll auf den Kopf patscht und ihm irgendetwas zuflüstert. Hab ich ihn wirklich so sehr verletzt? „Er ist kein Ersatz für Hitsugi oder dich. Er ist ein ganz netter, also gebe ihm wenigstens eine Chance“, bittet mich Tora. Nickend gehe ich auf Kazuki zu und piekse ihn in die Seite. Hatte ich ihm nicht damals vorgeschlagen, dass wir Freunde sein können? Ich glaube schon. Kazuki verkrampft sich und dreht sich ganz erschrocken um, stolpert zurück. Ich habe echt ein Händchen dafür, immer trete ich in alle möglichen Fettnäpfchen. Was zum Teufel habe ich jetzt wieder falsch gemacht? „Entschuldigung, das wollte ich nicht. Lass es uns versuchen, ja? Also Freunde zu sein“, freundlich lächelnd biete ich ihm meine Hand an. Er lächelt zögerlich zurück und schüttelt meine Hand kurz, während er sich flüchtig verbeugt. Warum ist er nur so schrecklich nervös in meiner Nähe? Selbst nachdem wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben, ist er immer noch ziemlich zurückhaltend mir gegenüber. Und egal wie sehr ich es versuche zu verdrängen, die Angst um Uruha schnürt mir die Kehle zu. Es ist fast so, als würde ständig einer auf meinen Magen drücken. Dieses Gefühl verfolgt mich schon einige Tage. Was ist, wenn Uruha mich gerade braucht? Die anderen versuchen mich so gut es geht abzulenken, aber so wirklich bringt es nichts. Ich versuche zu lachen, aber aufgesetzte Fröhlichkeit ist noch nie meine Stärke gewesen. Ich bin nicht so wie Uruha. Ich kann nicht auf Knopfdruck lachen. Momentan sitzen wir in Akiyas Wohnung auf dem aufgezogenen Sofa. Gerade liefern sich Kazuki und Akiya eine heiße Schlacht in Sachen Autorennen und ich hoffe einfach einmal, dass mein bester Freund gewinnt. Das Flackern des Fernsehers tut meinen eh schon müden Augen gar nicht gut. Seufzend schließe ich die Augen und lasse meinen Kopf langsam und vorsichtig auf Toras Schulter sinken, dafür ist seine Größe einfach ideal. Kurz darauf spüre ich, wie er einen Arm um mich legt und mich recht unsanft festhält, damit ich nicht umkippe, was mich noch einmal mehr an Reita erinnert. Die beiden sind sich einfach viel zu ähnlich in ihrer Verhaltensweise teils. Ich bin das lange auf den Beinen bleiben einfach nicht mehr gewohnt, was mich doch sehr verwundert. Kann man das wirklich alles in so kurzer Zeit verlernen? Flüsternd meine ich zu Tora: „Ich geh mal kurz etwas in die Küche.“ Bedacht langsam stehe ich auf und schleiche mich fast schon aus dem Raum, die besorgten Blicke der anderen drei ignoriere ich gekonnt. Anstatt in die Küche zu gehen, gehe ich direkt in Akiyas Schlafzimmer. Vielleicht hilft es etwas, wenn ich mich ein paar Minuten hinlege? Ich spüre wie die Übelkeit wiederkommt, die mich die letzte Zeit häufiger beglückt. Und ich frage mich so? Leise seufzend öffne ich die Schlafzimmertür und schließe sie ganz leise. Sie müssen ja nicht direkt mitbekommen, dass ich eine kurze Pause brauche. Akiya ist wirklich ein guter Freund, fällt mir gerade wieder einmal so auf. Er hat mir extra schon ein Kissen bereit gelegt und eine Wasserflasche hingestellt, damit ich mir um nichts mehr Gedanken machen muss. Ich frage mich immer, wieso er ausgerechnet an mir so hängt. Egal was für Fehler ich baue, er verzeiht mir, immer und immer wieder. Schmunzelnd lege ich mich unter die Bettdecke und kuschel mich ins Kopfkissen. Was Uruha wohl gerade macht? Ob er Spaß hat? Erschöpft schließe ich die Augen und ehe ich mich dagegen wehren kann, schlafe ich auch schon ein. Panisch schrecke ich aus dem Schlaf hoch, als mich jemand plötzlich an der Schulter berührt. Ich fühle mich so, als wäre ich gerade eben erst eingeschlafen. Irritiert drehe ich mich zur Seite und blicke mitten in das Gesicht von Kazuki, den ich scheinbar gerade ganz schön erschrocken habe. „Dein Handy hat geklingelt“, meint er nur und hält mir eben jenes mitten vor das Gesicht. Verwundert gucke ich ihn an und nehme es ihm ab, schaue nach den verpassten Anrufen. Ich habe ein ganz schön ungutes Gefühl. Als ich Uruhas Namen auf dem Display sehe, bleibt mir fast das Herz stehen. Gleichzeitig laufen mir kalte und heiße Schauer den Rücken hinunter. Was hast das alles zu bedeuten? Unglaublich verängstigt und besorgt wähle ich die Rückruftaste, warum kann es für uns kein Happyend geben? Nur am Rande bemerke ich, wie Kazuki vorsichtig eine Hand auf meine Schulter legt. Warum geht Uruha nicht ran? Was ist nur passiert? Nachher hat er sich wirklich umgebracht? Was dann? Ohne es verhindern zu können laufen mir schon die ersten Tränen über die Wangen. Gibt es überhaupt noch ein 'was dann'? Oder ist nicht schon alles für uns gelaufen? Vor Schreck lasse ich das Handy fast fallen, als endlich jemand dran geht. Und es ist Uruha. Ich erkenne es, an der Art und Weise wie er leise in den Hörer wispert. Ich weiß nicht was er da wispert, aber es ist kein gutes Zeichen, absolut gar kein gutes Zeichen. „Uruha, ist alles in Ordnung? Soll ich vorbeikommen?“, meine ich mit ziemlich fester Stimme. Und genau diese feste Stimme steht im starken Kontrast zu meinem zitternden Körper. Man hört immer noch dieses Wispern, irgendetwas macht er da gerade im Hintergrund, nur was? Schneidet er sich? Hat er meine Rasierklinge gefunden? Dabei habe ich diese doch gut versteckt gehabt, oder nicht? Meine Atmung wird immer hektischer, was zum Teufel soll ich machen? Und plötzlich ist da seine Stimme, so zerbrochen wie schon lange nicht mehr: „Ich kann nicht mehr, Aoi. Ich kann das alles nicht mehr.“ Und plötzlich ist die Leitung unterbrochen, scheinbar hat er aufgelegt. Mein Herz klopft wie wild in meinem Brustkorb, mein Atem rast. Hektisch drücke ich die Taste zum Rückruf, aber er geht nicht mehr dran. Er bringt sich gerade um, oder? Das Spiel ist verloren, oder? Egal was ich jetzt mache, es ist Schachmatt. Aber ich kann nicht einfach aufgeben. Ich muss kämpfen, bis zum Schluss. Mit rasendem Herzen springe ich aus dem Bett, lasse das Mobiltelefon dabei fallen. Ich muss zu ihm, egal wie. Ehe Kazuki reagieren kann, renne ich aus dem Raum, aus der Wohnung. Ich darf keine Zeit verlieren, denn es zählt jede Sekunde in diesem Spiel. Mir ist es egal, wer gerade wegen dem Zuknallen der Tür wach geworden ist. Für mich gibt es nur noch eins was mich kümmert: So schnell wie möglich zu Uruha kommen. Unsanft pralle ich mit jemandem zusammen und lande mit ihm zusammen auf dem Fußboden. Oder eher auf ihm, mitten in seinen Armen. Und ehe ich mich versehe ist meine Reise auch zu Ende wie es scheint. Leise Entschuldigungen am murmeln stehe ich auf, verbeuge mich immer wieder ganz hastig. Ehe ich mich in einer herzhaften Umarmung wieder finde. „Aoi-chan! Ich wusste doch, dass du es bist. Was ist denn los? Du bist ja ganz aufgelöst?“, will Hitsugi ganz in Sorge wissen, als er mich wieder loslässt. Fahrig wische ich mir mit den Händen über das Gesicht, ich kann nicht mehr. Das Feuer ist in mir erloschen. Wenn er gehen will, dann lass ich ihn auch gehen, oder nicht? Oder ist das ein ganz großer Fehler...? Ich atme ein paar Mal tief durch und versuche mich zu sammeln. „Uruha geht’s nicht gut. Ich glaube er will sich umbringen“, versuche ich ihm zu erklären. Ihm steht der Schock ins Gesicht geschrieben und direkt packt er mich am Handgelenk, zieht mich zurück Richtung Wohnung. Dort erwartet uns auch direkt ein besorgter Akiya, der die Wohnungstür für uns beide aufhält. „Du bist ja kalkweiß im Gesicht!“, meint er nur zu mir, als mich Hitsugi an ihm vorbei ins Wohnzimmer zieht. Im Wohnzimmer selbst drückt er mich dann direkt neben Kazuki auf den Boden. Dieser ist ziemlich blass und zittert, ob es ihm wegen mir so geht? Hitsugi flüstert gerade Akiya was ins Ohr, ehe auch beide kurz darauf in die Küche gehen. Zitternd umarme ich Kazuki, vergrabe mein Gesicht in seinem Tshirt. Was kann ich noch tun? Soll ich Uruha wirklich kampflos aufgeben? Möchte ich ihn wirklich verlieren? Verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich möchte das Spiel noch weiterspielen, oder? Warum tut die Realität nur so weh? Ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich darf nicht aufgeben. Ich muss kämpfen. ------- und ein Kapitel ♥ Und das ist auch erst einmal das letzte für die nächste Zeit, da die FF erst einmal pausiert. Ich bedanke mich erst einmal herzlich für die ganzen Favos :3 Der Grund für die Pause ist nicht der Mangel an Ideen, sondern der Mangel an Interesse der Leser. Ich schreibe die FF, weil ich schreiben liebe ♥ Aber veröffentlichen tue ich sie, damit andere vielleicht gefallen an ihnen finden. Kapitel 28: Spiel ----------------- Leise wimmernd kralle ich mich an Hitsugi, der momentan im Bett neben mir liegt. Es ist fast 4 Uhr morgens und lange liegen wir noch nicht im Bett. Akiya hat es uns mehr oder weniger freiwillig überlassen, da er lieber noch etwas mit den anderen Autorennen spielt. Ich weiß nicht wie lange ich noch geweint hatte, oder wie lange mich Kazuki im Arm gehalten hatte, aber es muss verdammt lange gewesen sein. Mein Körper schmerzt höllisch und ich bin auch vollkommen fertig, aber trotz allem kann ich nicht schlafen. Sobald ich versuche mich zu entspannen, kommt mir immer ein blutüberströmter Uruha in den Sinn und wie er mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne liegt. Eben hatten die anderen mich dazu gezwungen etwas zu trinken, damit ich nicht umkippe. Durch die ganze Aufregung ist mir noch schlechter als vorher und am Liebsten hätte ich gerade eine ordentliche Dosis Schlaftabletten. Aber genau diese Wundermittel habe ich leider nicht bei mir. Nach Hause soll ich nicht, also zu Uruha und mir nach Hause meine ich. Scheinbar ist doch irgendetwas passiert, genaues weiß ich jedoch nicht. Kai hatte nur kurz mit Akiya geredet am Telefon, nachdem wir wie oft angerufen hatten. Uruha geht es den Umständen entsprechend gut und ich solle mir keine Sorgen laut Kai machen. Vorwürfe brauche ich mir anscheinend auch keine zu machen. Aber dieses ist leichter gesagt als getan. Warum war ich so verdammt egoistisch und bin trotz seinem Wunsch zu Akiya gegangen? Warum musste ich ihm das Messer ohne zu zögern in den Rücken rammen? Hitsugi hält mich die ganze Zeit stumm im Arm. Er hat es mittlerweile aufgegeben, mir in irgendeiner Weise Mut zuzusprechen. Wozu auch? Mit Worten können wir die momentane Situation sowieso nicht verbessern. „Wir müssen uns unbedingt wieder öfters sehen, Aoi-chan. Ich vermisse die ganzen sinnlosen Gespräche bei Starbucks mit dir. Und dann musst du unbedingt Kazuki besser kennen lernen! Er ist zwar sehr schüchtern dir gegenüber, aber eigentlich ist er total aufgeschlossen und man muss ihn einfach lieb haben“, schwärmt Hitsugi plötzlich. Verwundert hebe ich den Kopf und gucke ihn von unten herauf an. Hitsugi trägt irgendwie heute extrem wenige Piercings. Dabei hasst er es doch, ohne sie herum zulaufen? Er sieht ziemlich müde aus, ob seine Band viel zu tun hat die letzte Zeit? „Aber ich möchte niemandem zur Last fallen“, wende ich ein. Deshalb habe ich auch niemandem gesagt, wie schlecht es mir wirklich geht und wie viele Selbstzweifel mich von Tag zu Tag innerlich zerfressen. Manchmal fühle ich mich wie ein Schatten meiner Selbst. Bin ich das hier wirklich? Bin ich dieses Häufchen Elend wirklich? „Ich glaube kaum, dass du ihm eine Last sein kannst. Er freut sich eher da drüber, dass er dir nahe sein kann“, erklärt mir Hitsugi mit einem verträumten Lächeln. „Aber bin ich das nicht wirklich...? Eine Last für euch alle? Ich bin doch so in meinen Depressionen gefangen, dass ich schon selbst nicht mehr mit mir klar komme“, merke ich an. Seufzend kuschele ich mich etwas an ihn und schließe die Augen. Wenn ich schlafe, dann vergeht auch bestimmt die Übelkeit. „Du bist vielleicht zurückhaltender und etwas in dich gekehrter geworden, aber du bist und bleibst Aoi. Denkst du wir lassen dich mit dem ganzen alleine? Solange wir noch einen Platz in deinem Herzen haben, bist du immer Willkommen bei uns. Wozu sind ansonsten Freunde da? Und jetzt schlafe bitte etwas“, erläutert er mir und krault etwas meinen Nacken. Seit wann ist er so schrecklich romantisch? So kenne ich ihn ja gar nicht. Also liebevoll und nett war er ja schon immer, aber so etwas romantisches und sentimentales habe ich ihm auch nun wieder nicht zu getraut. Ich nicke nur und versuche mich der Traumwelt hinzugeben. Vielleicht hätte ich schon viel früher mit meinen Freunden reden sollen. Vielleicht hätte ich mich nicht nach der Trennung so verkriechen sollen. Warum habe ich mir die Sache nur unnötig kompliziert gemacht? ~ Träge öffne ich die Augen und murre leise. Hitsugi liegt scheinbar nicht mehr neben mir und mir ist schrecklich kalt. Die anderen sind scheinbar auch schon alle wach, denn in der Wohnung ist es ziemlich laut. Gähnend strecke ich mich erst einmal und erschrecke mich, als ich meine Knochen laut knacken höre. Ich werde alt, eindeutig. Seufzend stehe ich auf und hole mir aus Akiyas Schrank eine schwarze Kapuzenjacke. Er wird mir das ganze garantiert nicht übel nehmen, da er sich ja auch sonst gerne einmal an meinen Sachen bedient. Sie ist mir zwar ein wenig zu weit, aber sie wärmt mich wenigstens. Mein Blutdruck scheint echt im Keller zu sein, so eiskalt und schlecht wie es mir ist. Kein Wunder, so viel wie ich letzte Nacht geheult habe und so wenig wie ich die letzte Zeit gegessen habe. Aber mir geht es wieder etwas besser. Ich fühle mich nicht mehr ganz so hoffnungslos wie letzte Nacht und ich habe das Gefühl, dass ich langsam alles wieder unter Kontrolle habe. Ich darf mich nicht immer so leicht aus der Bahn werfen lassen. Ich muss endlich stark sein, für Uruha und für mich. Ansonsten ist die Band dem sicheren Tode geweiht. Leise seufzend verlasse ich das Schlafzimmer und gehe in die Küche, wo sie alle zusammen sitzen und am herum scherzen sind. „Ui,morgen Aoi! Und, auch endlich einmal wach?“, neckt mich Tora. Knurrend schlage ich ihn mit der Faust gegen die Schulter und gehe zu Akiya, der am Tisch sitzt. Seine Küche ist so klein, dass mal gerade zwei Leute am Tisch sitzen können. Und mit Akiya und Kazuki sind beide Sitzplätze voll belegt. Als ich mich auf Akiyas Schoß niederlasse, schaut er mich perplex an. Ich lege nur meinen Kopf schief und grinse. Irgendwie schäme ich mich, da ich mich die letzte Nacht so kindisch und weibisch verhalten habe. „Hast du Hunger? Wir hatten Pizza bestellt gehabt und davon ist etwas übrig geblieben“, meint Akiya. Ich nicke nur und umarme ihm einmal kurz, ehe ich aufstehe und ihn vorbeilasse. Direkt steht er auf und macht mir die Pizza in der Mikrowelle warm. Die anderen blende ich gekonnt aus, sie machen nämlich schon wieder Witze über mich. Kazukis lachendes Gesicht ist wunderschön, wie kann eine einzige Person nur so wunderschön sein? Leise seufzend gucke ich wieder Akiya an. Ich bin wirklich froh ihn als besten Freund zu haben. Lächelnd nimmt Akiya die Pizza aus der Mikrowelle und reicht sie mir, samt Teller. Ich lächle zurück und nehme sie dankend an. Voller Genuss esse ich das Ganze. Schon viel zu lange habe ich das ganze nicht mehr essen dürfen und das nur, weil entweder Kai oder Uruha drauf achten wie viel und was ich vor allem esse. Es ist scheinbar schon recht spät, denn sowohl Kazuki, als auch Tora stehen schon mit Jacke da. Wahrscheinlich haben sie nachher noch Probe. Ich muss nachher auch noch in die PSC um mich mit Kai zu treffen. Wir wollen gemeinsam mit dem Manager darüber reden, wie es mit mir weiter gehen soll. Vor allem Kai hat extreme Angst um mich, da ich ja immer noch psychisch ziemlich angeschlagen bin und körperlich bin ich ja auch noch ziemlich angeschlagen. Schneller als mir lieb ist bin ich fertig mit der Pizza. Mein Blutdruck ist wahrscheinlich noch ein wenig tiefer wie vorhin, dafür aber hat die Übelkeit nachgelassen. Sanft lächelnd beobachte ich die anderen. Ich weiß warum ich meine Freunde habe. Sie akzeptieren mich, obwohl ich noch ein kleines Häufchen Elend bin. Und sie akzeptieren mich, obwohl ich einen Mann liebe und keine Frau. Und ich hoffe einfach einmal, dass es Uruha gerade im Momentan relativ gut geht. Ich will nicht, dass es leidet. Ich realisiere erst gar nicht, dass sich Kazuki und Tora verabschieden und jeden einmal umarmen. Erst als mich Tora fest umarmt bemerke ich es. „Pass auf dich auf, ja? Wenn irgendetwas ist, dann kannst du mich jeder Zeit anrufen, egal wann. Ich werde dir immer zur Hilfe eilen, ja? Du bist und bleibst mein kleiner Aoi“, meint er liebenswürdig zu mir und drückt mich noch einmal, ehe er mich komplett loslässt. Lächelnd reagiere ich: „Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Kommst du demnächst einmal und kochst für mich? Kai macht das auch.“ „Frag doch einfach Reita, der ist genauso talentiert wie ich“, antwortet Tora feixend und gibt mir einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Stimmt und ihn kann ich dann auch direkt zum Nachtisch vernaschen“, kontere ich frech und gucke ihn herausfordernd an. Direkt schaut er mich schockiert an. „Du bist pervers!“, ruft Hitsugi mir schief lächelnd zu. Kurz strecke ich Hitsugi die Zunge raus und gucke Tora hinterher, der zu Akiya geht um sich zu bedanken. Auch nach zehn Minuten ist Kazuki noch nicht bei mir gewesen und er traut sich auch nicht in meine Nähe. Inzwischen ist Akiya die beiden schon zur Tür am bringen und ich sitze hier und frage mich wieso. Wieso will Kazuki nicht zu mir kommen? Weil er gesehen hat, dass ich ein nutzloser Schwächling bin? Seufzend stehe ich auf und gehe schnellen Schrittes den anderen hinterher. Ich kann ihn doch nicht so gehen lassen! „UI! Hast du mich etwa vergessen?“, will ich verärgert wissen. Grummelnd stelle ich mich ganz provokativ neben Akiya. Tora und Kazuki sind sich gerade die Schuhe am anziehen und gucken mich ganz perplex an. Nachdem die beiden mich eine gefühlte Ewigkeit verdutzt angucken, hocke ich mich zu Kazuki auf den Boden und frage mich, warum er die Augen noch weiter aufreißt sich sichtlich verkrampft. Mache ich ihm etwa Angst? Seufzend ziehe ich ihn in eine Umarmung schmiege mich nah an ihn. Sein Herz klopft wie wild. Er ist auf jeden Fall eine Person, die man gerne umarmt. Ich weiß auch nicht wieso, aber dieses ist mir schon gestern aufgefallen. Erst nach einer ganzen Weile legt er seine Arme vorsichtig um mich und entspannt sich, ganz langsam. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ruki würde mich umbringen, wenn ich einem von euch nur annähernd weh tun würde“, scherze ich und löse die Umarmung langsam wieder. Die beiden wollen bestimmt bald los. Kazuki lässt mich los und bindet sich hastig die Schuhe zu. Noch schneller steht er auf und nimmt seine Tasche. „Du hast es echt drauf Aoi. Wirklich, ich gratuliere dir. Bist du dir sicher, dass du Kazuki nicht auch vernaschen willst?!“, frotzelt Tora angriffslustig. „Ey! Sei nicht so gemein zu mir! Ich wollte nur nett sein“, rechtfertige ich meine Taten. Aber ich glaube, ich kann es mir sparen. Ich muss wohl oder übel damit leben, dass er mich die nächsten Monat mit der Aussage aufziehen wird. Theatralisch am seufzen stehe ich auf, winke den beiden und gehe zurück zu Hitsugi in die Küche. Direkt schließe ich ihn in meine Arme und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Langsam wird mir schlecht, wenn ich an nachher denke. Was ist, wenn ich laut dem Management auch erst einmal pausieren soll? Genauso wie Uruha? Ws denn dann? Uruha darf allerhöchstens bei den Aufnahmen mitwirken und Mailinterviews durchführen. Das Management möchte nicht, dass er irgendwie fotografiert wird, da man deutlich sieht, dass Uruha immer noch nicht gesund ist und sie ihn auch nicht überlasten wollen. In wenigen Wochen haben wir schon wieder Aufnahmen und mir graut es schon davor. Es ist zwar nur eine Single mit drei Liedern, aber es wird verdammt anstrengend werden. „Ist alles okay bei dir? Komm, wir setzen uns lieber etwas hin“, meint Hitsugi plötzlich. Und erst jetzt fällt mir auf, dass ich am ganzen Körper am zittern bin. Hab ich mehr Angst vor all dem, wie ich vermutet habe? Erschöpft schließe ich die Augen, als mich Hitsugi langsam ins Wohnzimmer führt. „Mach dich nicht so verrückt, hm? Nachher siehst du auch Uruha wieder, ganz bestimmt. Und der Manager möchte dir auch nichts böses, versprochen“, redet Hitsugi beruhigend auf mich ein. Zaghaft drückt er mich runter auf die Couch und zieht mich dort in eine herzhafte Umarmung. ~ Auch später in dem Gebäude der PSC ist mein Herzflattern nach wie vor da und meine Hände sind fast wie ein Wasserfall. Immer wieder streicht mir Kai beruhigend über den Rücken, während ich alle Mühe habe die Panikattacke abzuwimmeln. „Der Manager wird dich nicht umbringen oder foltern, keine Sorge. Du weißt doch, dass wir Ruki dafür haben“, scherzt Kai. Gequält lächele ich und verschränke die Arme vor der Brust. Wo zum Teufel ist der Manager überhaupt? Er ist ziemlich spät dran. Seufzend starre ich die Tür an und frage mich, wann ich endlich heim darf. Ich möchte Uruha einfach nur noch in meine Arme schließen und mit ihm auf dem Sofa liegen und die Zeit vergessen. „Nachher müssen wir unbedingt noch etwas den Proberaum auf Vordermann bringen. Die nächsten Tage kommt Uruha jeden Tag mit zu den Proben, da sein Psychologe Urlaub hat. Und momentan herrscht hier einfach nur das absolute Chaos“, stellt Kai nüchtern fest. Das stimmt, Ruki scheint hier gestern gearbeitet zu haben. Überall liegen Zettel, beschriebene und unbeschriebene. Und sehr viele zerknüllte Papiere. „Kai? Denkst du es dauert noch sehr lange, bis der Manager kommt? Ich dreh noch durch, wenn es so weiter geht“, gebe ich ehrlich zu und reibe mir selbst ein wenig über die Arme. Warum bin ich nur so nervös? Es ist nur ein Gespräch, mehr nicht. Hitsugi meinte auch, dass ich um einiges fitter bin, als im Krankenhaus. Er meinte, dass ich auf jeden Fall Konzerte geben kann, solange ich es mir selbst zu traue. „Ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Spiel doch etwas Gitarre, hm? Oder sollen wir uns etwas zusammen aufs Sofa setzen? Ich kann dir auch einen Tee holen gehen, wenn du magst“, bietet mir Kai an. Seufzend stehe ich vorsichtig auf und stütze mich am Tisch ab, meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Ich möchte nicht mehr warten, ich möchte jetzt sofort heim! Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und gehe so ganz langsam zum Sofa. Kai begutachtet das ganze sehr kritisch und ich bin froh, dass er nicht direkt aufspringt und mir hilft. Ich bin schließlich kein alter Mann! ~ Auch später vor meinem Wohnhaus habe ich mich noch nicht beruhigt. Meine Augen sind feuerrot und brennen von dem vielen Weinen und mir ist unendlich schlecht. Nachdem Gespräch habe ich bestimmt eine Stunde nur geweint. Nicht aus Angst oder weil ich traurig war. Ich war einfach nur erleichtert. Kai hatte mir anfangs ständig über den Rücken gestrichen und mich immer wieder umarmt und gedrückt, aber ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Der Manager hatte in der Zwischenzeit angefangen den Raum aufzuräumen und hat immer wieder angemerkt, dass Ruki sich scheinbar nie ändern wird. Und das wird er auch nie. Seufzend wische ich mir mit den Händen einmal kurz über das Gesicht und öffne die Tür, um ins Haus zu gehen. Kai ist dicht neben mir und legt beim Treppe hinauf gehen auch wieder eine Hand auf meinen Rücken. Ich weiß was mich erwarten wird. Uruha darf jetzt so starke Dosen nehmen, dass er keine Gefahr für sich selbst oder auch für mich darstellt. Im Klartext heißt das, dass er kaum etwas von seiner Umgebung wahrnimmt. Er ist wieder so, wie beim letzten Mal, als er im Krankenhaus war. Selbst der Manager war heute Morgen hier, um Reita etwas zu helfen. Der Manager hatte gemeint, dass sich bei mir nichts ändern wird. Ich werde weiterhin auftreten und alles geben können, nur Uruha nicht. Es wird vermutlich noch ein paar Monate dauern, bis er wenigstens wieder bei Interviews dabei sein kann. Seufzend öffne ich dann auch noch die Wohnungstüre mit meinem Schlüssel und gehe nach Kai hinein. Die Türe hört sich unheimlich laut an, als ich sie wieder schließe. Oder es liegt einfach nur an der gespenstischen Stille in meiner Wohnung. Lediglich ein blauer Dunst begrüßt uns und der Gestank nach Zigaretten. Direkt streift sich Kai die Schuhe ab und rennt ins Wohnzimmer, um ein paar Fenster zu öffnen. Seufzend ziehe ich mir die Schuhe aus und gehe ihm langsam hinterher. Vorsichtig tippe ich ihm auf die Schulter und meine: „Ich geh direkt zu Uruha ins Schlafzimmer, ja? Danke, Kai. Für alles.“ Lächelnd schaut er mich an und antwortet: „Ach wo, du bist doch derjenige, der von uns allen am Meisten für Uruha tut. Und jetzt los, ab ins Bett mit dir!“ Leise seufzend umarme ich ihn dann noch einmal und gehe ins Schlafzimmer, wo ich mir direkt einen Jogginganzug anziehe. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich Akiyas Jacke immer noch habe. Am Besten ich gebe ich sie ihm Morgen wieder. Uruha wacht erst auf, als ich mich neben ihn lege und ihn in eine Umarmung ziehe. Er ist schön warm und guckt mich ganz verschlafen an. „Du bist ja wieder da“, murmelt er. Er hört sich ziemlich heiser an, ob er krank wird? „Ja und ich hab dich ziemlich vermisst. Jage mir bitte nie wieder so einen Schrecken ein!“, bitte ich Uruha eindringlich. Er nickt nur und kuschelt sich an mich, schließt die Augen. Lächelnd schließe ich auch die Augen und entspanne mich. Ich finde es toll mit anderem in einem Bett zu schlafen. Es ist ein tolles Gefühl diese Wärme spüren zu dürfen, die von anderen Menschen ausgeht. Auch wenn unsere Beziehung sich auf Messers Schneide befindet und meine ganze Welt zu Grunde gehen kann, mit einem Schritt, ich bin froh Uruha als Freund zu haben. Ohne diese ganzen Rückschläge, negative Erfahrungen, wäre mein Leben viel zu gradlinig. Es wäre langweilig und ich frage mich, ob so ein Leben überhaupt lebenswert ist. Wenn das Leben ein Spiel wäre, dann würde es niemand spielen, wenn es so gradlinig wäre. Aber das Leben ist keine Linie. Das Leben ist ein auf und ab. Auf jeden Fall ist mein Leben so. Und ich bin mittlerweile sehr froh darüber, leben zu dürfen. Meine Freunde haben mir gezeigt, dass selbst mein Leben lebenswert ist. Ich kann mich gar nicht genug dafür bedanken. ------------------- endlich bin ich wieder zurück m(_ _)m Das war ein grauenvolles Jahr. Ich nehme immer noch diese bösen Tabletten, nur mittlerweile ist die Dosis niedriger... Ich hatte für nichts Motivation ~_~ Und habe sie immer noch nicht -___- Jetzt soll ich für 6 Wochen zur Reha, weil die letzten 3 Ärzte mich noch kranker als vorher gemacht haben -_- Deshalb weiß ich auch nicht, wann ich wieder zum posten kommen werde. Kapitel 29: Dankbarkeit ----------------------- Ich hätte mir das Ganze nie im Leben so anstrengend vorgestellt, ansonsten hätte ich dem Ganzen nie zugestimmt. Es ist äußerst anstrengend, wenn Ich Uruha den ganzen Tag um mich herum habe. Auf der Arbeit kümmert sich meistens Akira oder Kai um ihn, falls irgendetwas ist, aber daheim muss ich alles übernehmen und das schlaucht. Die Dosis der Tabletten von Uruha ist sehr hoch und eigentlich wäre er schon längst wieder in einer Psychiatrie, jedoch hatte Kai den Arzt vom Gegenteil überzeugt. Zur Zeit ist Uruha wieder eine willenlose Puppe und zu den meisten Dingen muss ich ihn nahezu zwingen. Ich dusche mich jeden Tag mit ihm zusammen, seife ihn ein und trockne ihn auch noch ab. Er ist für vieles einfach viel zu antriebslos. Erst jetzt wird mir bewusst, wie anstrengend ich selbst damals gewesen sein muss. Wenigstens ist kein Alkohol im Spiel, nicht so wie bei mir damals. Seufzend gucke ich Kai und Ruki an. Beide arbeiten an den letzten Details für die Tour, die bald ansteht. Hoffentlich bin ich deshalb nicht zu lange von Uruha getrennt. Der Manager meint jedoch, dass Uruha nur mit darf, wenn der Psychologe es zulässt. Grummelnd stupse ich Kai an und meine: „Ich geh Mal kurz etwas runter auf den Balkon.“ „Mach das. Melde dich, wenn irgendetwas ist“, antwortet er lächelnd. Ich nicke nur und stehe auf, verlasse den Raum. Wegen den neuen Indiebands proben wir jetzt ein Stockwerk höher. Wir und Kagrra mussten unseren Proberaum denen überlassen und laut Kai war es eine Menge Arbeit unseren auszuräumen. Leise summend begebe ich mich einen Stockwerk tiefer. Alice Nine hat heute wieder ein Konzert, auf jeden Fall hatte Tora mir gestern davon noch erzählt. Ich frage mich, wann endlich diese Müdigkeit verschwinden wird. Kai will mich schon die ganze Zeit zu Akiya abschieben, jedoch hat dieser momentan genug um die Ohren und kann mich deshalb auch nicht für ein paar Tage zu sich nehmen. Kurz bevor ich die Balkontür öffnen kann, wird diese auch schon schwungvoll von Yasuno aufgerissen und kurz darauf finde ich mich in seinen Armen wieder. „Wie geht es denn meinem kleinen Aoi-chan?“, will er gut gelaunt wissen. Manchmal macht er mir schon Angst mit seiner Art. Da ich ihn anschweige, lässt er mich wieder los. „Komm, wir setzen uns etwas in den Aufenthaltsraum, bevor du mich noch vor den Augen der Zwergen lynchst“, meint er neckend. Noch ehe ich über eine Antwort nachdenken kann, zieht er mich in den nahegelegenen Aufenthaltsraum. Hier liegt schon wieder jede Menge Krempel herum und ich frage mich, wer dafür verantwortlich ist. Mit sanftem Druck zwingt mich Yasuno dazu mich hinzusetzen. Ich frage mich, was er wohl von mir will? So viel habe ich gar nicht mit ihm zu tun, eigentlich gar nichts mehr. Neugierig schaue ich ihm dabei zu, wie er Münzen aus seinem ohnehin schon überfüllten Geldbeutel fischt. „Denkst du, du bekommst einen Kaffee getrunken?“, frage er plötzlich. Perplex verneine ich die Frage. Mir ist immer noch unwohl wegen dem Kaffee von heute Morgen. Ich sollte den Kaffee wohl nicht mehr zu stark trinken... Aber es ist äußerst anstrengend bei Uruha am Essenstisch ruhig zu bleiben. Aber wenn er es bei mir geschafft hat, dann schaffe ich es bei ihm erst recht! Uruha hat jetzt schon seit mehreren Tagen nichts festes mehr gegessen und ich frage mich, ob es noch länger so gehen wird. Der Arzt meinte, dass es okay ist, er würde sich von alleine wieder fangen. Aber ist es wirklich so einfach? Mittlerweile zwinge ich ihn dazu Misosuppe, also die Brühe davon zu trinlen. Es klappt auch, obwohl er mich danach eine ganze Zeit lang wehleidig anguckt. Auf einmal wird mir eine warme Dose ans Gesicht gedrückt und ich kann nicht anders, als wohlig zu seufzen. Ich liebe diese warmen Dosen einfach! Ich frage mich immer noch, ob es richtig ist mit Uruha zusammen zu sein. Seufzend nehme ich Yasuno die Dose ab, öffne diese und lasse den Cappuccino noch etwas abkühlen. „Wenn du Hilfe brauchst, melde dich einfach. Wir stehen alle hinter dir und respektieren deine Entscheidung Uruha bei dir zu behalten. Wenn ihr Mal ein bisschen braucht, dann könnt ihr ihn gerne zu uns bringen. Yuura spielt bestimmt gerne mit ihm Fußball. Aber ansonsten ist alles okay bei dir, oder? Du siehst ziemlich fertig aus“, merkt Yasuno an. Erst jetzt setzt er sich und legt eine seiner Pranken auf meinen Oberschenkel. Seufzend antworte ich: „Uruha ist zur Zeit sehr anstrengend und unsere Beziehung ist momentan auf dem absoluten Nullpunkt, aber ansonsten ist alles okay. Mit der Band läuft es auch erstaunlich gut, auch ohne Uruha. Kai meint auch, dass sich das alles noch bessern wird.“ Vorsichtig nehme ich einen Schluck aus der Dose. Ich bin froh darüber Yasuno als Sempai zu haben, auch wenn Keiyuu des öfteren sehr anstrengend sein kann. Eher zögerlich antwortet er: „Das ist doch gut, oder? Und ich denke einmal, wenn du langsam an die Sache heran gehst, dann klappt es bestimmt auch wieder im Bett. Ich wette Uruha will es auch. Jetzt wo du wieder etwas zugenommen hast, siehst du auch wieder etwas besser aus. Ich glaube einfach daran, dass alles wieder gut werden wird. Komm ich bringe dich hoch, bevor du hier nur unnötig Trübsal bläst, oder Chiyu kommt und dich entführt. Oder ich hole dir Keiyuu her und der nervt dich!“ Ich wusste gar nicht mehr, dass Yasuno so viel redet, wie hält man es nur den ganzen Tag mit ihm aus?! Widerstandslos gebe ich mich geschlagen und trabe hinter ihm her, zurück in unseren Proberaum. „Du bist mir viel zu still, dafür dass ich dir etwas geschenkt habe. Wo ist nur der liebe, gesprächige und verrückte Aoi hin?“, fragt Yasuno mich enttäuscht. „'Tschuldige, aber ich glaube ich werde einfach nur krank“, gebe ich seufzend zu und nehme noch einen Schluck aus der Dose. „Das muss dir doch nicht Leid tun! Ich hoffe einfach nur, dass du dich nicht übernimmst. Es ist so still, wenn ihr die Flure nicht unsicher macht“, versucht mich Yasuno aufzumuntern. Vor der Tür zu unserem Proberaum umarme ich ihn zum Abschied, ehe er auch schon wieder runter rennt. Wahrscheinlich hat er die Pause unnötig in die Länge gezogen und scheinbar sieht Maiccho das ganze genauso ungern wie Kai. Seufzend öffne ich die Tür und husche hinein. Ich staune nicht schlecht, als ich Uruha auf der Gitarre am spielen sehe, scheinbar hat er es doch ziemlich vermisst. Er spielt gedankenverloren „Filth in the beauty“ und registriert gar nicht, dass ich wieder anwesend bin. Zufrieden lächelnd setze ich mich wieder neben Kai und leere ganz langsam die Dose. „Du siehst wieder etwas fitter aus, Aoi-chan. Geht es dir auch wieder etwas besser?“, fragt mich Ruki ganz plötzlich. „Ja, danke der Nachfrage. Kai, kannst du vielleicht nachher für Uruha etwas kochen? Er will schon wieder nichts mehr essen, absolut gar nichts mehr“, erzähle ich Kai traurig. „Ich gehe nachher schnell in den Supermarkt und koch für Reita mit. Ruki will eh gleich heim und wir haben schon lange nicht mehr hier in der Küche gekocht. Und der Spargeltarzan sollte zur Abwechslung Mal wieder Gemüse essen“, meckert Kai. Und da kommen seine Mutterinstinkte wieder hervor. Und schon wieder meckert er an Reita herum. Viel später sitzen wir zur dritt in der Küche. Uruha hatte sich schon nach wenigen Bissen verkrümelt und Reita hält mich davon ab, nach meinem Freund zu sehen. Kai isst genüsslich sein Essen und hilft mir noch nicht einmal, aber wahrscheinlich haben sie recht und Uruha kommt früher oder später von alleine wieder. Seufzend esse ich noch den letzten Rest, ehe ich mich Reita um den Hals hänge. „Machst du dir denn keine Sorgen, Aki-chan?“, hauche ich in sein Ohr und bemerke mit Genuss, wie er erschaudert. „Doch, aber Uruha ist kein kleines Kind mehr und sowieso zu benebelt, um irgendetwas Dummes zu machen“, antwortet Reita grummelnd. Seufzend lasse ich ihn los und verschränke die Arme vor meiner Brust, irgendwie hat er ja schon recht und Uruha war ja auch heute relativ ruhig und hat zwischendurch gelacht. Vielleicht sollte ich Vertrauen in ihn haben, egal wie schwer es mir fällt. Besorgt schaue ich zur Tür, als schlurfende Schritte zu hören sind. Kai scheint irgendwie ziemlich müde zu sein, er dreht sich noch nicht einmal zur Tür um oder schenkt einem von uns beiden Beachtung. Aber wahrscheinlich bin ich nicht viel besser als er, da ich auch ziemlich überarbeitet aussehe. Es wird Zeit, dass Uruha wieder gesund wird, immerhin ist nach der Tour das Firmenjubiläum und Miyavi will absolut nicht auf unseren bzw. seinen kleinen Uruha verzichten. Direkt renne ich zu Uruha, als ich sein kreidebleiches Gesicht im Türrahmen erblicke. Er sieht richtig erbärmlich aus, auch wenn er mich anlächelt. Zielsicher schlurft er zum Tisch und lässt sich nieder, um ganz langsam den Reisbrei zu essen. Seufzend setze ich mich neben ihn und reibe ihm über den Rücken. „Magst du heute Nacht bei uns bleiben, Kai?“, frage ich unseren Sonnenschein. Er nickt nur und isst schweigend weiter. Heute schaffe ich es einfach nicht mich auch noch um Uruha zu kümmern. Reita kann ich da nicht noch tiefer mit rein ziehen, da es ihm endlich wieder relativ gut geht und er nicht mehr ganz so an sich selbst zweifelt. Es zwar unfair gegenüber Kai, aber ich muss auch auf meine Gesundheit achten, da wir ja bald auf Tour gehen und auch sonst ziemlich viel Arbeit haben. Uruha legt plötzlich die Stäbchen bei Seite und lehnt sich gegen mich, schließt die Augen. „Sollen wir kurz in den Aufenthaltsraum, damit du dich etwas hinlegen kannst? Wir fahren auch gleich heim, ja? Trink etwas Tee, dann geht das schon“, versuche ich ihn zu ermuntern. Vorsichtig hilft Reita Uruha beim aus der Tasse trinken und ich bewundere seine Geduld. Also ich bin meistens viel zu ungeduldig mit Uruha, weshalb er teilweise schon gar nicht mehr nach Hilfe fragt. Dabei weiß ich selbst, dass er das meiste nicht mit Absicht macht und er auch keine Kontrolle über das Zittern hat. Der einzige Lichtblick ist, wenn es Uruha wieder durchgehend besser geht psychisch, dann wird auch die Dosis der Tabletten reduziert und dann wird es ihm auch körperlich wieder um einiges besser gehen. Seufzend beginnen Reita und Kai mit dem Abwasch, während ich mich so gut es geht um meinen Freund kümmere. Uruha scheint ziemlich müde zu sein und ihn scheint auch irgendetwas zu bedrücken. Auf alle Fälle ist es ziemlich komisch, dass er geistesabwesend mit der Kordel von seiner Trainingsjacke spielt. „Aoi-chan“, meint er flüsternd, „würdest du mir wieder Liebe beibringen? Ich will nicht, dass unsere Beziehung wegen so etwas zerbricht.“ Scheinbar hat er die letzte Zeit bemerkt, dass ich es mir ab und an auf der Toilette besorge. Aber was erwartet er bitte schön? Oder er hat eins der unzähligen Telefonate mit Kazuki, Akiya oder Hitsugi mitbekommen, die immer damit geendet haben, dass ich geweint habe. Ohne die drei hätte ich es wahrscheinlich gar nicht bis zum heutigen Tage geschafft, immerhin ist mir die Last, die ich tragen muss, schon seit viel zu langer Zeit viel zu schwer. „Wenn du willst, dann können wir die Woche noch anfangen. Aber nur, wenn du mich auch in die Schranken weist, ich will dir nicht unnötig weh tun“, verspreche ich ihm und werde rot im Gesicht. Mir ist das ganze ziemlich peinlich und ich hoffe, dass sich Uruha zu nichts gedrängt gefühlt. Ich glaube wir sind beide gleichermaßen mit der Situation momentan überfordert. Uruha weiß immer noch nicht, was die Panikattacken auslöst oder wie er sich selbst in solchen Momenten helfen kann. Zwar hilft ihm die jetzige Therapie und er schafft es auch dank den Tabletten einigermaßen gut zu schlafen, aber den Gerichtsprozess kann er so nicht überstehen. Wir haben mit dem Anwalt schon alles mögliche durchgekaut und sind auch gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass Uruha nicht vor Gericht aussagen kann. Der Manager wird sich von nun an um alles kümmern und als eine Art Vormund für Uruha dienen. „Danke, also für alles. Ich hoffe, dass ich dir die letzten Tage nicht zu große Unannehmlichkeiten bereitet habe“, entschuldigt Uruha sich. Seufzend wuschele ich ihm durch die Haare und genieße seine Nähe. „Es war zwar anstrengend, aber dafür kannst du ja nichts. Werde einfach wieder gesund, damit ich Reita wieder den Platz streitig machen kann“, witzele ich. Und direkt landet ein feuchtes Geschirrtuch in meinem Gesicht. „Sag mal deinem Freund, dass ich seinen fetten Arsch nicht die ganze Zeit im Blickfeld haben muss“, mosert Reita. Laut seufzend lege ich das Geschirrtuch mitten auf den Tisch und meinen Kopf lege ich ebenso nieder. Ich habe keine Lust auf sinnlose Diskussionen mit Reita und die mit ihm sind meistens alles andere als nützlich. Uruha streicht mir liebevoll über den Rücken und guckt mich ganz verträumt an. Ihm scheint es wirklich wieder viel besser zu gehen, auf jeden Fall sieht er wieder etwas gesünder aus. „Fettsack, du nimmst das jetzt nicht persönlich oder?“, erkundigt sich Reita. „Natürlich nehme ich das persönlich, du gefühllose, mutierte Schildkröte“, gifte ich zurück und springe vom Stuhl. Direkt hält mich Uruha am Handgelenk fest, weshalb Reita im schallenden Gelächter ausbricht. „Ach Aoi-chan, so gefällst du mir“, stichelt Reita weiter. Seufzend setze ich mich wieder hin und lege besitzergreifend einen Arm um Uruha's Hüfte. Er ist viel zu dürr und auch irgendwie eiskalt. Ob er friert? Wenn ich ihn mir so anschaue und wenn ich rückblickend auf die letzten Tage und Wochen blicke, frage ich mich, ob die harten Zeiten um sind oder uns noch bevor stehen. Können wir wirklich diesen Scherbenhaufen wieder flicken? Sind wirklich stark genug um diese Beziehung zu retten? Oder müssen wir uns den Fluten hingehen und zusehen, wie unser Leben jämmerlich an unseren eigenen Tränen ertrinkt? ----------------- das Kapitel ist jetzt schon einen Monat auf meinem Block... Ich hasse es abzutippen, aber in der Klinik waren keine Laptops erlaubt Q^Q Insgesamt war es umsonst, bis auf eine Behandlung. Die hatten erst in der 3 Woche damit angefangen und in der 4. Woche habe ich mich selbst entlassen(falsche Klinik). Langsam kann ich das Wort Fehldiagnose nicht mehr hören D: Auf jeden Fall geht es mir momentan prächtig(was nicht sein dürfte, laut Diagnose?! -.-). Ich versuche mich mit dem Schreiben zu beeilen ♥ Kapitel 30: Erschöpfung ----------------------- Mittlerweile ist die Tour schon fast wieder vorbei und wir werden auch nur noch fünf Konzerte geben müssen. Uruha habe ich den ersten Teil der Tour schrecklich vermisst, da er die ganze Zeit über bei seinen Eltern war, um sich einmal richtig zu erholen. Er sieht auf jeden Fall wieder gesund aus und hat im Gegensatz zu mir ordentlich an Gewicht zugelegt. Kai ist ziemlich sauer, da ich wegen der Tour nicht wirklich zunehme und ich allgemein ziemlich müde und schlapp bin die letzte Zeit. Es ist ziemlich komisch, da Uruha zwar mittlerweile mit uns zusammen tourt, jedoch ist er meistens nur bei der Zugabe dabei oder dann, wenn er die Akustikgitarre spielen darf. Der Manager ist ziemlich glücklich darüber, dass er überhaupt wieder in der Lage dazu ist und allgemein auch wieder ziemlich normal. Aber eigentlich benimmt er sich gar nicht normal. Er ist unglaublich ruhig und zieht sich ziemlich zurück. Aber solange er keine Probleme macht, ist der Manager natürlich glücklich. Ich bin es ja nur, der jede Nacht von Uruha aus dem Schlaf gerissen wird und ihn dann beruhigen muss. Ich bin es ja nur, der ihn jeden Tag davon überzeugen muss, dass er immer noch geliebt wird. Manchmal frage ich mich, ob ich das ganze noch lange aushalte. Schon die ganze Zeit versuche ich mich auf das Interview zu konzentrieren, jedoch bekomme ich jedes Mal nach einer Zeit ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Ich bin schon den ganzen Tag ein wenig neben der Spur und am liebsten wäre ich gerade in meinem Bett. Da mir das Atmen wieder schwerer fällt und ich langsam aber sicher das Gefühl bekomme zu ersticken, signalisiere ich Kai kurz, dass ich auf die Toilette gehe. Fast schon fluchtartig verlasse ich den Raum und atme erleichtert auf, als ich das Toilettenschild nicht weit von mir erblicke. Direkt gehe ich in diesen Raum um mir kaltes Wasser über das Gesicht laufen zu lassen. Warum muss mein Körper ausgerechnet heute schlapp machen? Ich erschrecke mich fast zu Tode, als auf einmal Kai hinter mir steht und den Wasserhahn zudreht. „Ist alles okay? Ich habe dir Tee gekauft“, meint Kai und tupft mir vorsichtig mit einem Papiertuch das Gesicht trocken. „Danke, Kai. Mir geht es wieder besser und ich denke, ich kann jetzt auch wieder mit rein. Danke, dass du mir nachgegangen bist“, erwidere ich lächelnd. Lächelnd nehme ich Kai die Dose ab und öffne diese, um einen großen Schluck daraus zu nehmen. Hoffentlich werde ich nicht krank. Ich glaube, ich bekomme Fieber. Der Manager wird mich bei lebendigem Leibe grillen, wenn wegen mir die Tour abgebrochen werden muss. Zusammen mit Kai gehe ich zurück zu den anderen und entschuldige mich vielmals, dass wir wegen mir eine Pause einlegen mussten. Später im Auto schlafe ich dank Reitas Hilfe auch direkt ein und ich bin mehr als froh darüber, dass mich die anderen erst kurz vor dem nächsten Interview wecken. Schlaftrunken stapfe ich hinter den anderen in das Gebäude, wo wir auch direkt von einer jungen Dame in ein Zimmer geführt werden. Wenigstens ist dieses das letzte Interview für heute Morgen und ich kann danach endlich erst einmal ein wenig länger schlafen. Auch nachdem Interview geht es mir nicht viel besser. Auf dem Weg zurück ins Hotel habe ich die ganze Zeit geschlafen und ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt in unser Hotelzimmer gekommen bin. Kai sitzt nachdenklich neben mir und überprüft hin und wieder, ob die Wadenwickel noch kühl genug sind. Er hat mich auch eben gezwungen ein Reisbällchen zu essen und viel Tee zu trinken. Er meint, ich sähe ziemlich krank aus. Dabei geht es mir wieder viel besser und auch sonst fühle ich mich fit genug für die nächsten Interviews. Jedoch will Kai, dass ich im Bett liegen bleibe. „Wenn du heute Abend wieder Fieber hast, dann gehst du bitte mit wem ins Krankenhaus. Ich hoffe einfach einmal, dass du die Tour trotzdem durchhältst. Ich frage mich eh, was zum Teufel du mit deinem Immunsystem gemacht hast“, schimpft Kai. Grummelnd drehe ich mich von Kai weg und schließe die Augen. Es ist doch wohl kaum meine Schuld, dass ich schon wieder krank werde! Nach gefühlten Stunden treffen wir uns endlich mit den anderen im Foyer des Hotels. Direkt bekomme ich vom Manager ekelhaften Gemüsesaft in die Hand gedrückt und von Ruki einen Mundschutz. Seufzend ziehe ich diese dann an und frage mich warum Uruha eine Sonnenbrille trägt. Heute ist es doch gar nicht so hell? Als ich diese versuche von seiner Nase zu schieben, hält er sie panisch fest. Was zum Teufel versteckt er vor mir? Direkt meint Reita: „Lass ihn Aoi-chan, bitte.“ Wütend grummele ich gucke Reita verärgert an. Sofort zieht er mich ein ganzes Stück von Uruha weg und guckt mich ganz ernst an. Was zum Teufel ist passiert, als er zusammen mit Uruha alleine im Hotelzimmer war? „Sorry Aoi-chan, nur es ist wirklich besser so für Uruha. Wir können froh sein, dass er überhaupt mit zum Interview kommt und nicht einfach zu seinen Eltern zurückfährt. Du kannst dem Manager danken, ohne ihn hätte ich Uruha nie beruhigt bekommen. Ich weiß immer noch nicht, warum er eine Panikattacke hatte, geschweige denn warum er zu seinen Eltern will. Der Manager hat zwar eben noch einmal sehr lange mit ihm geredet, aber so wirklich erholt hat sich Uruha immer noch nicht. Er reagiert zwar und ich denke er durchsteht die Interview besser, als du eben, aber wir sollten ihn nicht noch zusätzlich unter Druck setzen. Lass ihn erst einmal etwas alleine mit seinen Gefühlen. Ich denke nicht, dass er momentan menschliche Nähe will, oder überhaupt darüber reden möchte“, erklärt mir Reita. Seufzend antworte ich: „Aber es kann doch nicht ewig so weiter gehen, oder? Es ist doch jetzt über 3 Monate her das Ganze und ich finde es reicht langsam. Ich weiß ja nicht wie es euch dabei geht, aber ich habe das Gefühl, dass er uns kaputt macht. Langsam kann ich nicht mehr. Ich liebe ihn immer noch, aber ich möchte so nicht weiter machen.“ Direkt schlägt mir Reita mit der flachen Hand ins Gesicht, geschockt halte ich mir die schmerzende Wange. Es brennt höllisch, weshalb ich mich auch von Reita wegdrehen muss, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen kann. Warum hat er mich geschlagen? Sofort kommt der Manager auf uns zugelaufen und zerrt Reita wieder zu Uruha. Traurig gehe ich zurück zu Kai und nehme ihn in den Arm. Warum geht zur Zeit alles schief? Ist es wirklich richtig sich an eine zerbrochene Beziehung zu klammern? Ist es wirklich richtig Hoffnung zu verspüren? „Was ist los Aoi-chan?“, fragt Kai besorgt nach. Kopfschüttelnd beiße ich mir auf die Unterlippe und schlucke die Tränen herunter. Ich möchte nicht wegen Reita weinen. Ich erschrecke mich ziemlich, als der Manager mir plötzlich eine Hand auf die Schulter legt und mich aufmunternd anlächelt. „Ist alles okay?“, fragt er nach. Kopfschüttelnd drücke ich Kai noch fester an mich. Warum ist Uruha so zu mir? Vertraut er mir etwa nicht? Kai meint nur: „Kann er vielleicht heute Abend kurz ins Krankenhaus zum Arzt? Ihm geht es zwar wieder ganz gut, aber ich mache mir ein wenig Sorgen.“ „Ja, vielleicht ist es besser so. Am Besten ihr lasst Uruha etwas in Ruhe, bevor ihr die Situation noch schlimmer macht. Er wird jetzt die restliche Zeit das Zimmer mit mir teilen und ich denke, dass es auch besser so für Aoi ist. Bevor eure Beziehung noch daran zu Grunde geht, solltet ihr vielleicht etwas Abstand voneinander nehmen“, rät mir der Manager. Nickend löse ich mich langsam von Kai und trinke ganz langsam den Gemüsesaft. Vielleicht sollte ich weiterkämpfen. Ich will Uruha nicht verlieren. ~ Am späten Abend liege ich auf einer ziemlich unbequemen Liege im Krankenhaus und wimmere leise vor mir her. Beruhigend streicht Kai immer wieder über meinen Rücken und krault zwischendurch meinen Nacken. Während wir auf die Blutergebnisse warten, hänge ich am Tropf und versuche die ekelhafte Nadel in meiner Vene zu ignorieren, leider ohne Erfolg. Der Manager redet mit dem Arzt gerade über die nächsten Konzerte. Seufzend setze ich mich langsam auf und schnappe mir Kais Hand, drücke diese ganz leicht. „Geht es wieder? Du bist immer noch ziemlich blass“, erkundigt er sich. „Denke schon. Ich möchte gerade einfach nur in mein Bett oder eher zurück nach Tokio. Ich hab Angst davor, dass alles kaputt geht. Mir ist das alles einfach viel zu viel zur Zeit und ich möchte euch auch keine zusätzliche Last sein. Es reicht schon, dass es Uruha immer noch nicht so gut geht und wir momentan auf Tour sind“, erkläre ich Kai. „Ich empfinde es nicht als Last, wenn du mit mir über deine Probleme redest. Dafür sind wir doch da, oder? Du sollst nicht immer alles in dich hineinfressen, davon wird die Situation auch nicht besser“, meint Kai. Seufzend drückt er mir das Glas Cola in die Hand und streicht mir ganz vorsichtig über den Rücken. Eher widerwillig leere ich das Glas in einem Zug, gebe es ihm zurück und lege mich wieder hin. Wie lange braucht der Manager noch? Kai lacht nur leise und legt seine Kapuzenjacke über mich. Ich falle vor Schreck fast von der Liege, als der Manager die Tür auf reißt und sich zu uns stellt. Er guckt mich auffordernd an, weshalb ich vorsichtig mich erst hinsetze und dann aufstehe. „Ich hab die Tabletten und der Arzt meint, dass du so schnell wie möglich an Gewicht zulegen sollst, ansonsten müsstest du wohl oder übel für eine etwas längere Zeit im Krankenhaus bleiben. Eigentlich will er dich direkt hier behalten, aber ich hab ihn vom Gegenteil überzeugen können. Meine Güte, was machst du auch nur für Sachen! Los, wir gehen jetzt zurück zum Hotel und dann isst du etwas. Der Arzt hat dir extra Appetitanreger verschrieben und wenn wir wieder in Tokio sind, dann sollst du noch Mal zum Arzt für einen Bluttest“, meint der Manager. Seufzend gehe ich zusammen mit dem Manager und Kai stillschweigend zurück zum Hotel. Hoffentlich nehme ich nicht noch mehr ab. Ehe ich mich versah war auch es schon am nächsten Tag Zeit für das Konzert. Wegen der Medizin habe ich fast den ganzen Tag verschlafen und ich bin auch nur zu den Mahlzeiten wach gewesen. Selbst den Soundcheck habe ich komplett verschlafen. In einer halben Stunde müssen wir raus auf die Bühne und Uruha wuselt ganz schön aufgeregt um mich herum, während die Stylisten mich in Windeseile stylt. Ich fühle mich wie vom LKW überrollt und am liebsten würde ich auch nicht auftreten, aber ich habe es Uruha versprochen. Immerhin wird er dieses Mal das ganze Konzert dabei sein, was dem Manager scheinbar gar nicht so gefällt. Seufzend trinke ich den Rest des Multivitaminsafts, den ich von Ruki geschenkt bekommen habe. Ich frage mich, warum die anderen mir die letzte Zeit so viel schenken. Lächelnd beobachte ich Ruki, der hinter Uruha hinterher geht und seinen Gedanken nachhängt. Ich frage mich immer noch, warum er sich ausgerechnet eine schlagfertige Freundin aussuchen musste. Als die Stylisten oder eher die Freundin von Ruki endlich fertig ist gehe ich zu Uruha, drücke ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Und jetzt setz dich endlich hin, du machst Ruki noch ganz verrückt“, meine ich lächelnd. Er nickt nur und setzt sich auf das Sofa. Ich setze mich neben ihn und lege einen Arm um ihn, ziehe ihn so näher an mich. Der Manager ist wenigstens nicht da und Reita ist mit Kai verschwunden, das heißt ich habe gerade Narrenfreiheit. „Wenn wir wieder in Tokio sind, dann holen wir alles auf, ja? Ich meine wirklich alles, von Dates bis zu Bettgeschichten mit und ohne Bett. Wir sind schon ein komisches Pärchen, aber da ist ja auch egal, oder? Ah, ich kann es kaum erwarten“, schwärme ich. Uruha schaut mich skeptisch an, ehe er mir einen Kuss auf die Lippen haucht. „Und jetzt gehst du bitte auf das andere Sofa, bevor Kai dich köpft. Du sollst uns doch nicht anstecken und du Held hast deinen Mundschutz nicht an“, rät mir Uruha grinsend. Ich nicke nur, bevor ich ihm einen kurzen Kuss aufs Ohr gebe und mich auf dem anderen Sofa niederlasse. Wenigstens drosseln die Tabletten etwas meine Lust und ich muss mir keine Gedanken um irgendwelche Peinlichkeiten machen. Der Manager hat mir extra eine Packung Traubenzucker auf den Verstärker gestellt und er meinte, ich solle Ruki ein Zeichen geben, wenn ich einmal kurz von der Bühne muss. Er hat mir auch nahe gelegt, die Pausen rechtzeitig einzulegen, bevor mein Körper sein Recht einfordert. Das ist irgendwie alles ganz schön deprimierend. Aber wenigstens sind wir morgen schon zurück in Tokio und haben den ganzen Tag frei. Das heißt rein theoretisch kann ich Uruha schon morgen verwöhnen, oder eher verführen. Solange mein heißgeliebter Körper mitspielt. Reita kann sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten, als er zu uns in den Raum kommt. Direkt meint er zu mir: „Willst du Uruha etwa mit deinen Blicken ausziehen? Und ich habe gedacht, dass die Medizin dir wenigstens all die unanständigen Gedanken verwehrt mein kleiner Aoi-chan.“ „Pass nur auf Reita, ansonsten treibe ich es einfach mit dir und zwar jetzt gleich, ob du willst oder nicht. Und jetzt raus hier, wir finden den Weg zur Bühne gleich auch ohne dich!“, schimpfe ich. Uruha kann sich vor Lachen kaum noch auf dem Sofa halten und Ruki kann sein grinsen auch nicht mehr verbergen. Es freut mich, dass er wenigstens noch dazu in der Lage ist. Ruki war heute den ganzen Tag schlecht drauf und hat jeden angemault, der ihn genervt hat. Aber so ist er nun einmal, an all das haben wir uns schon vor Ewigkeiten gewöhnt. Reita antwortet patzig: „Behalte deine Bakterien ja bei dir, ich hab keine Lust krank zu werden! Und ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass wir zum Aufgang der Bühne kommen sollen. Kai wartet schon auf uns.“ Ruki verlässt schweigend mit seinem Glimmstängel den Raum und würdigt uns keines Blickes mehr. „Warum ist er denn so nervös?“, fragt Reita uns skeptisch. Uruha schüttelt nur den Kopf und legt einen Arm um Reitas Hüfte und geht so mit ihm zusammen weg. Schmollend folge ich ihnen. Warum macht er so etwas nicht mit mir? Das ist doch unfair! Warum kann das Konzert nicht schon vorbei sein? Ich habe gerade absolut keine Lust auf das alles, geschweige denn auf Bewegung. Kapitel 31: Schlaf ------------------ Als ich einen Blick auf die Uhr werfe, rutscht mir mein Herz in die Hose. Jetzt haben wir schon einmal einen freien Tag und ich schlafe bis 14Uhr! Aber eine gute Sache hat es, ich liege in Uruhas Armen und er drückt mich ganz schön fest an sich. Und ich fühle mich nicht ganz so erschlagen wie gestern. Ich finde es toll, dass Uruha mich auch endlich wieder umarmt und die Nähe sucht. Wohlig seufzend lege ich meine Hände auf Uruhas Arme und lasse die Uhrzeit einfach außer Acht. Wir haben ja noch ein paar Stunden, die man sinnvoll nutzen kann. „Magst du nicht aufstehen? Ich hab uns etwas zu Essen gekauft und du musst noch die Tabletten nehmen. Und danach können wir ja baden gehen“, schlägt Uruha vor. Träge nicke ich. Es hat keinen Sinn zu widersprechen, da ich ja auch irgendwann einmal essen muss und die Medikamente muss ich ja leider auch holen. In der Küche beeile ich mich mit dem Essen und den Tabletten, damit Uruha nicht zu lange alleine ist auf dem Balkon, was auch immer er dort macht. Aber scheinbar hat er heute Morgen schon die Koffer ausgeräumt und alles, denn diese sind nirgends zu sehen. Offensichtlich hat ihm das Konzert doch ganz gut getan. Uruha ist gestern wie oft zu mir auf die Seite gekommen und hat immer wieder Fanservice mit mir und Ruki gemacht. Im Gegensatz zu mir hatte er alles gegeben. Ohne Reita wäre ich wahrscheinlich geliefert gewesen, da mich Ruki weites gehend ignoriert hatte und auch mein nach vorne kommen hat ihn noch mehr angeheizt. Aber es ist ja alles ohne größere Vorkommnisse vorüber gegangen und Uruha scheint auch wieder glücklich zu sein. Als ich gerade raus auf den Balkon will, schiebt mich Uruha mit seinem vollen Wäschekorb wieder zurück ins Wohnzimmer und lächelt mich entschuldigend an. „Magst du vielleicht schon einmal Wasser in die Badewanne laufen lassen? Dann kann ich dem Manager schon einmal schreiben, dass es dir besser geht und wir schon für Morgen gepackt haben, ja?“, er drängt sich an mir samt Wäschekorb vorbei und geht scheinbar ins Schlafzimmer. Murrend gehe ich ins Badezimmer, wo ich schon einmal warmes Wasser die Wanne einlasse. Ob es ein gutes Zeichen ist, dass Uruha wieder so normal ist? Er ist wieder so schrecklich normal, ganz so als wäre er nie etwas passiert. Aber sind Leute die einen Selbstmord planen nicht auch so? So schrecklich entschlossen und teilweise fröhlich, weil sie wissen, dass die Schmerzen bald vorbei sind? Seufzend setze ich mich auf den geschlossenen Klodeckel und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, ich darf so nicht denken. Uruha will mich nicht verlassen. Kopfschüttelnd ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus und lege meine Schmutzwäsche in die Kleidertonne. Aus dem Badezimmerschrank nehme ich schon einmal große, flauschige Handtücher. Nach wenigen Minuten kommt auch Uruha mit einem großen Stapel Kleidung zu mir, den er auf die Waschmaschine legt. Vorsichtig haucht er mir einen Kuss auf die Lippen und lächelt mich an. Lächelnd zieht sich Uruha komplett aus und schließt die Tür. Er nimmt das Duschzubehör und zieht einfach ohne zu Zögern meine Boxershorts runter. Grummelnd kicke ich diese weg und setze mich schon einmal auf den Duschhocker, lasse mich von Uruha duschen. Ihm macht es nichts aus mich einzuseifen, egal wo. Er hat keine Scheu davor mich da unten anzupacken und warum zum Teufel reizt er Aoi-chan so? Er macht es mit Absicht oder? Er will wissen, wie weit er gehen kann bis ich mir das nehme, was ich will, oder? Leise keuchend packe ich ihn an den Handgelenken und schüttele den Kopf. Wenigstens hat sich da unten noch nicht zu viel getan. Ich bin zwar jetzt deutlich erregt, aber ich möchte es jetzt nicht mit Uruha tun. Unser erstes Mal soll schön sein und nicht im Badezimmer stattfinden. Und selbst ähnliche Dinge möchte ich gerade nicht mit ihm vollführen. Er grinst nur schelmisch und braust mich eiskalt ab, was auch direkt mein Problemchen beseitigt. „Und jetzt ab mit dir in die Wanne, bevor du noch kränker wirst“, meint er tadelnd. Kopfschüttelnd steige ich in die Wanne und stelle das Wasser ab. Hoffentlich schwappt das Wasser nicht zu sehr über, wenn Uruha auch noch hier drinnen liegt. Uruha duscht sich sehr schnell ab, wahrscheinlich hatte er schon heute Morgen geduscht. Oder gestern Abend? Lächelnd rutsche ich etwas nach vorne, damit er sich hinter mich setzen kann. Direkt als er sitzt zieht er mich nach hinten, so dass ich auf seiner Brust liege. Sein Herz schlägt wie verrückt und ich wette er ist gerade genauso aufgeregt wie ich. Er streicht ein wenig über meinen Bauch und ich genieße es einfach. Wohlig seufzend schließe ich die Augen. Hoffentlich bin ich morgen um einiges fitter. Ich habe diese vertraute Zweisamkeit richtig vermisst während der Tour. Außer abends im Bett haben wir eigentlich nicht viel gekuschelt und da wir so oft mit den anderen unterwegs waren oder viele Personen um uns herum waren, konnten wir uns auch nicht viel küssen. Aber es freut mich, dass Uruha es scheinbar auch vermisst hat. Vielleicht hat unsere Beziehung doch noch eine Chance verdient. Ich kann die nächsten freien Tage gar nicht mehr abwarten, so sehr freue ich mich auf Uruha. Es wird Zeit, dass wir endlich eine normale Beziehung führen und dazu gehört so viel, was wir momentan nicht tun. Scheinbar bin ich dank Uruhas Behandlung eingeschlafen, denn es nächste Mal als ich aufwache sitze ich ganz alleine in der Badewanne. Meine Hände sind ganz verschrumpelt und das Wasser ist nur noch lauwarm. Wo zum Teufel ist mein Freund hin? Grummelnd steige ich aus der Badewanne und beginne mich abzutrocknen. Schnell ziehe ich mir meine Boxershorts an und verlasse das Badezimmer, um mich auf die Suche nach meinem heißgeliebten Sorgenkind zu machen. Dieses finde ich auch direkt im Wohnzimmer, wo es vorm Fernseher sitzt und irgendeine Show anguckt. „Ui, du bist ja wieder wach. Warte, ich wollte dich eigentlich noch eincremen“, meint Uruha und steht augenblicklich auf, um mich wieder zurück ins Badezimmer zu dirigieren. Dort breitet er ein frisches Handtuch aus, auf dem ich mich dann niederlasse. Lächelnd schnappt er sich die Bodylotion und beginnt mich einzucremen. Am Rücken massiert er mich sogar ein bisschen. Was geht nur heute in ihm vor? Oder ist endlich das Eis gebrochen? „Ich hab uns schon etwas zu essen für heute Abend besorgt. Am besten du legst dich gleich etwas zu mir auf die Couch, wenn es dir nachher nicht merklich besser geht, dann müssen wir leider ins Krankenhaus fahren“, meint er traurig lächelnd zu mir. Es ist irgendetwas passiert, oder? Es scheint nicht so, als würde er gerade das ganze freiwillig machen. Gerade cremt er meine Brust ein und ich frage mich, was er dabei empfindet. Was fühlt er, wenn er mich so berührt? Hat er genau das gleiche Herzklopfen, wie ich? Möchte er intimer mit mir werden? Liebt er mich überhaupt? Kopfschüttelnd erwidere ich: „Du bist ein gnadenlos schlechter Schauspieler Uruha. Was ist passiert?“ Seufzend cremt er mich weiter ein und drückt mir dann meine Kleidung in die Hand, eher er aufsteht und mir den Rücken zudreht. „Der Manager war heute Morgen hier und hat mir eine Standpauke verpasst wegen gestern dem Konzert. Er hat Recht mit dem was er gesagt hatte. Ich werde mir jetzt mehr Mühe geben, sowohl mit der Band, als auch mit dir. Magst du vielleicht mitkommen? Dann zeig ich dir das, was der Manager mir vorbei gebracht hat. Oder eher uns“, korrigiert sich Uruha. Er beantwortet die Frage wahrscheinlich mit Absicht so, damit er keine konkrete Antwort geben muss. Vertraut er mir etwa nicht? Er verlässt den Raum und so schnell es geht ziehe ich mir den Jogginganzug und ein paar Socken an, ehe ich ihm ins Wohnzimmer folge, wo auf dem Wohnzimmertisch jede Menge Zettel und Zeitschriften liegen. Warum sind mir die eben nicht aufgefallen? Wir setzen uns auf die Couch und ich kuschle mich ein wenig an ihn, was ihn zum Lächeln bringt. „Nachdem Tourfinale sollen wir bis kurz vorm Firmenjubiläum Tokio verlassen, wegen dem Gerichtsprozess. Das hat das Management so beschlossen und deshalb wurde für uns zwei ein Bungalow in Shizuoka gemietet. Die anderen werden Tokio auch verlassen, aber das Management möchte, dass wir zwei getrennt von den anderen bleiben. Sie haben uns schon einmal die Unterlagen dazu hier gelassen und sie hoffen, dass wir so der Presse entkommen können. Und vor allem du sollst dich dort ein wenig erholen und versuchen wieder gesund zu werden. Wenn du nicht mit mir zusammen irgendwohin willst, dann habe ich natürlich absolutes Verständnis dafür. Aber da wären wir halt ungestört und vielleicht hilft uns die Abgeschiedenheit wieder zueinander zu finden“, redet Uruha fast ohne Punkt und Komma auf mich ein. Seufzend schüttele ich den Kopf und meine: „Uruha, ich brauche kein Betthäschen. Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich liebe, da dran kann auch eine Vergewaltigung nichts ändern. Natürlich komme ich gerne mit dir nach Shizuoka und ich verspreche dir, dass es wunderschön wird.“ Lächelnd küsse ich ihn auf die Stirn und fahre mit beiden Händen unter sein Oberteil, ehe ich mich auf seinem Schoß niederlasse. Ich bin so froh ihn zu haben. Er drückt mich richtig an sich und ich genieße einfach diese Nähe und Vertrautheit. Ich will ehrlich nicht wissen, was der Manager alles Uruha vorgeworfen hatte. Es geht mich schließlich ja auch nichts an und Uruha will scheinbar ohnehin nicht darüber reden. Lächelnd streiche ich Uruha über den Rücken, weshalb er eine ordentliche Gänsehaut bekommt. Seine Haut ist so unglaublich weich. Lächelnd meint er: „Wenn du mich gerade kurz aufstehen lässt, dann mach ich dir ganz schnell eine Wärmflasche und hol dir etwas zu essen. Ich muss dich doch bis Morgen halbwegs wieder fit bekommen." Lächelnd gehe ich von ihm herunter und folge ihm in die Küche, wo er einen Becher mit Früchten und Sahne aus dem Kühlschrank nimmt und den Wasserkocher anmacht. Seufzend gehe ich zu ihm und umarme ihn, kuschle mich ein wenig an ihn. Am liebsten würde ich jetzt ins Bett gehen und noch etwas schlafen, aber wer weiß wann ich dann als nächstes aufwache? Uruha streicht ganz zaghaft über meinen Rücken und küsst mich auf meinen Kopf. Leise kichernd fragt er: „Was bist du denn zur Zeit so anhänglich? Oder geht es dir doch so schlecht?" Kopfschüttelnd lasse ich ihn los und küsse ihn auf den Mund, ehe ich ohne eine Antwort zu geben ins Wohnzimmer gehe und mich auf der Couch niederlasse. Was will er hören? Wenn ich ihm sage wie müde ich bin, dann schleppt er mich ins Krankenhaus. Und ich möchte das Konzert morgen auf alle Fälle geben, egal in welcher Verfassung ich sein werde. Als Uruha mir endlich nachkommt, sieht er ein klein wenig verärgert aus und ich frage mich, ob ich ihm wirklich die Wahrheit sagen soll. Er mag es nicht, wenn ich ihm nicht alles sage, aber er macht ja das gleiche mit mir, also darf er eigentlich gar nicht auf mich sauer sein. Lächelnd legt Uruha die Wärmflasche auf meinen Bauch und eine der dicken Wolldecken über mich, ehe er sich samt dem Früchtebecher neben mich setzt. Die Wärme macht mich nur noch schläfriger und ich frage mich, ob das alles seine Absicht ist. Als er eine Erdbeere mit Sahne vor meinen Mund hält, esse ich dieses. Es schmeckt schon sehr lecker, aber was zum Teufel ist seine Absicht? Steht er etwa neuerdings auf solche Spielchen? Oder will er mir einfach nur eine Freude machen? Nachdem er mich mit dem halben Becher gefüttert hat, habe ich von dem ganzen süßen Kram genug. Frustriert seufzend drehe ich mich von ihm weg und lege mich auf die Couch, sodass ich mit meinem Kopf auf seinen Beinen liege. Er schaut mich lediglich aufmerksam an und isst den Rest der Früchte alleine. Ich würde ihn jetzt gerne küssen, jedoch müsste ich mich dafür bewegen und dafür bin ich viel zu müde. Als ich es nächste Mal aufwache sitzt Kai auf dem Sessel und von Uruha ist nichts zu sehen. Was zum Teufel macht unser Schlagzeuger hier? Wie lange habe ich geschlafen? Laut grummelnd setze ich mich hin und frage mich, ob Uruha wirklich okay ist. Kai schaut mich ziemlich erschrocken an und fragt nur: „Bist du dir sicher, dass du nicht doch ins Krankenhaus willst?" Ich nicke nur, ehe ich aufstehe und ihn umarme. „Ich komm schon klar, denke ich. Mir geht es auch wieder viel besser, als heute Nachmittag dank Uruha und den Rest der Tour werde ich sicherlich auch noch durchstehen können. Weißt du, wo Uruha hin ist? Er hatte gar nicht erwähnt, dass er noch weg muss oder du kommen wirst“, meine ich. Ich lasse mich wieder auf der Couch nieder und gucke ihn aufmerksam an. Etwas perplex antwortet Kai: „Er hatte einen Termin bei seinem Therapeuten und Reita ist mit ihm hingegangen. Eigentlich bin ich nur hier, da Uruha mich darum gebeten hatte. Ist bei euch beiden alles okay?“ „Bei uns ist alles Bestens. Ich mache mir lediglich etwas Sorgen um ihn, da ja auch der Prozess ansteht und er wirkt halt ein wenig durcheinander.“ Wobei ich mich eher frage, ob er sich nicht die Worte vom Manager zu sehr zu Herzen nimmt? Uruha kann manchmal ziemlich sensibel sein. Seufzend meint Kai: „Er kommt schon damit klar, denke ich. Der Manager hatte es ihm extra noch einmal erklärt, was jetzt alles passieren wird. Uruha hat sich zwar verständlicherweise angegriffen gefühlt, aber er merkt ja selbst, dass er sich ändern muss. Wenn ihr zwei in Shizuoka nicht zurechtkommt, dann braucht ihr uns nur um Hilfe zu bitten. Ihr zwei müsst da jetzt nicht alleine durch, jedoch verstellt sich Uruha in unserer Anwesenheit zu sehr und es ist schwer sein wahres Gesicht hinter der Maske zu finden. Er macht es hoffentlich nur aus Selbstschutz, aber bei dir ist er immer noch am offensten.“ Wahrscheinlich hat er sogar mit der Aussage Recht. Hoffentlich schaffe ich es Uruha durch den kommenden Sturm zu bringen. Ich glaube nicht daran, dass es einfach wird, aber ich möchte Uruha nicht aufgeben. Zusammen werden wir es schon schaffen. Kapitel 32: Tiefpunkt --------------------- Ich fühle mich immer noch so, als wäre ich gar nicht ich selbst. Erst gestern bin ich aus dem Krankenhaus entlassen wurden und ich muss nach wie vor das Bett hüten. Es ist noch nicht einmal so, als könnte ich überhaupt irgendwo hin gehen und selbst der Weg zum Klo ist für mich zu beschwerlich. Ich würde gerne sitzen, aber dafür fehlt mir einfach die Kraft. Ich glaube, ich war schon lange nicht mehr so krank wie momentan. Seit wir aus Tokio abgereist sind, geht es mir schon so mies und ich weiß auch absolut gar nicht mehr, was wirklich passiert ist. Scheinbar hatte uns Screw besucht bei unserem Tourfinale, aber selbst daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Dabei hatte Kazuki ganz lange nachdem Konzert mit mir geredet gehabt und scheinbar schien ich zu diesem Zeitpunkt auch nahe zu gesund gewesen zu sein. Der Manager hatte mich am Tag danach zusammen mit Uruha nach Shizuoka gefahren und direkt am selben Abend wurde ich per Krankenwagen ins nächst gelegene Krankenhaus gebracht. Ich war vollkommen dehydriert und da ich schon seit Tagen nichts mehr gegessen und seitdem Konzert auch nichts mehr getrunken hatte, war mein Bewusstsein auch dem entsprechend. Momentan darf ich mich nur von Reisbrei und anderen Sachen in der Richtung ernähren, damit ich nicht zurück ins Krankenhaus muss. Alles andere behalte ich sowieso nicht in mir und ich bin froh, dass ich wenigstens noch irgendetwas zu mir nehmen kann. Die letzten Tage während der Tour hatte ich kaum bis gar nichts gegessen, damit ich nicht die ganze Zeit über der Kloschüssel hätte hängen müssen. Es ist schon ganz schön erniedrigend, wenn man vollkommen abhängig ist von einer anderen Person. Uruha kommt gerade herein und legt eine Wärmflasche unter die Bettdecke auf meinen Bauch. Ganz vorsichtig streichelt er meine Wangenknochen entlang, die die letzte Zeit noch sichtbarer sind als ohnehin schon. Ich habe abgenommen, obwohl ich es nicht wollte. Allein in den letzten Tagen waren es 5kg und ich bin jetzt so lange krankgeschrieben, bis ich wieder ein ganzes Stück zugenommen habe. Auf jeden Fall meint der Manager das und wäre der Gerichtsprozess nicht, wäre er auch jetzt bei uns und würde Uruha helfen mich fett zu füttern. „Wir gehen jetzt etwas raus auf die Terrasse, ja? Wir ziehen dir jetzt etwas warmes an und dann gehst du etwas raus an die frische Luft. Ich möchte gerne das Bett neu beziehen und das Zimmer einmal ordentlich durchlüften und du warst seit zu vielen Tagen nicht mehr draußen. Danach wirst du etwas essen und dann kannst du dich etwas auf die Couch legen, okay?“, bestimmt Uruha für mich. Selbst wenn ich jetzt Widerspruch einlegen würde, hätte es keinen Sinn. Leise murrend lasse ich mir von ihm in eine sitzende Position verhelfen und mir von ihm etwas warmes anziehen. Es ist mitten im Winter und es liegt Schnee und der Idiot will, dass ich das Haus verlasse. Grummelnd lasse ich mich von ihm raus tragen, wo er mich auf einer Terrassenliege ablegt und mich mit mehreren dicken Decken zudeckt. „Es dauert auch nicht lange, ja? In der Zwischenzeit kannst du ja einmal mit Kai telefonieren, bevor er noch selbst hier aufkreuzt. Und danach solltest du einmal deine Mails beantworten, bevor dein Posteingang noch überquillt“, befiehlt er mir quasi. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihm das ganze auch noch Spaß macht. Macht es Spaß seinen Freund von vorne bis hinten zu betüdeln? Also mir macht so etwas absolut gar keinen Spaß. Und es ist verdammt erniedrigend, wenn man so behandelt wird wie ich gerade. Ehe ich herum nörgeln kann, ist er auch schon wieder drinnen verschwunden. Grummelnd wähle ich Kais Nummer und schalte auf Lautsprecher, ehe ich das Handy auf der Decke platziere und mir die Umgebung einmal genauer anschaue. Also schön ist es hier, keine Frage. Aber warum mussten sie uns in so ein Provinznetz abschieben? Wir mussten über eine halbe Stunde vom Krankenhaus hier hin zurückfahren! „Aoi-chan, ist alles okay bei euch?“, werde ich direkt von Kai gefragt. Trauen die etwa Uruha nicht? Warum haben sie mich dann in der Obhut von ihm gelassen? „Wie würdest du dich fühlen, wenn du vollkommen abhängig von Uruha sein würdest? Aber ansonsten ist alles in Ordnung, er kümmert sich ständig um mich und ich esse auch ganz brav das, was er mir gibt“, antworte ich. Obwohl ich es nicht will, bin ich wieder einmal ziemlich schlecht gelaunt. Es dauert eine Weile ehe Kai fragt: „Kann Uruha uns belauschen? Meine Frage war durchaus ernst gemeint und ich hoffe, du weißt warum ich dich das überhaupt so frage.“ Würde Uruha ihn etwa eiskalt anlügen? Ist wirklich alles okay zwischen uns beiden? Oder ist mir etwas in den letzten Tagen entgangen? Uruha ist viel entspannter, seit wir beiden unter uns sind. Er wirkt wieder wie vor dem Zwischenfall, so richtig anmutig und stark. Aber ist er das wirklich? Oder ist das nur wieder einer seiner unzähligen Masken? Bin ich etwa im Endeffekt doch nur eine Last für ihn, die er nicht mehr tragen kann? Seufzend antworte ich: „Ich weiß es nicht, Kai. Aber ich glaube schon, dass es Uruha etwas besser geht, seit wir hier sind. Wir haben zwar zwischendurch kleinere Diskussionen, da ich doch viel zu viel Hilfe benötige und damit Uruha etwas überfordere, jedoch wirkt er auf mich ziemlich entspannt. Im normalen Alltag versteckt er sich gerne hinter seinem Lächeln, aber hier kann er ganz er selbst sein. Ich zwinge ihn nicht dazu sich zu verstellen oder mir Antworten zu geben. Ich hoffe einfach einmal, dass ich ihm momentan genug Halt geben kann und er nicht auf dumme Gedanken kommt.“ „Aber du lässt es uns wissen, wenn irgendetwas nicht stimmt, oder? Du kannst mich immer anrufen, Aoi-chan.“ Mir wird plötzlich ganz komisch und ich habe das Gefühl Achterbahn zu fahren. Warum ist mir auf einmal so schwindlig und schlecht? Dabei habe ich gedacht, dass ich endlich wieder auf einem aufsteigenden Ast bin? Oder bekommt mir das herum getragen werden einfach nicht? „Aoi-chan? Ist alles okay? Aoi-chan!“ Seine Stimme höre ich nur wie durch Watte, verängstigt fasse ich mir an den Kopf. Ich möchte doch einfach nur gesund werden! Als ich mich auf die Seite drehe, fällt eine der Decken herunter und irgendetwas fällt laut polternd um. Ich habe Angst. Wann hört der Alptraum endlich auf? Die Umgebung verschwimmt in einem Farbstrudel, keuchend kneife ich die Augen zu und kämpfe gegen die Ohnmacht an. Ich möchte nicht ins Krankenhaus zurück. Warum werde ich überhaupt ständig krank? Ist es der Stress? Unerwartet zieht mich einer in eine sitzende Position und streicht immer wieder über meinen Rücken. Langsam kann ich auch wieder etwas erkennen, auch wenn mir immer noch ziemlich schwindlig ist. „Ich helfe dir jetzt beim Aufstehen, ja? Und dann gehst du zurück ins Wohnzimmer und dann schauen wir einmal weiter“, schlägt Uruha vor. Als er mir beim Aufstehen hilft, fällt mir auf wie fertig Uruha aussieht. War er eben auch schon blass? Er sieht so aus, als hätte er geweint. Es fällt mir schwer einen Fuß vor den anderen zusetzen und mich nicht vollkommen auf Uruha ab zu stützen. Er verzieht immer wieder schmerzhaft das Gesicht und es tut mir gerade wahnsinnig Leid, ihm solche Umstände zu bereiten. Ich bin richtig erleichtert, als ich endlich auf dem Sofa sitzen kann. Komischerweise geht es mir wieder etwas besser, scheinbar hilft die Bewegung meinem Kreislauf. Das ganze liegen tut mir einfach nicht gut. Besorgt gucke ich Uruha an, der gerade die Balkontür schließt und mein Handy auf den Wohnzimmertisch legt. Er sieht wirklich alles andere als fit aus und ich frage mich, wieso mir das eben nicht aufgefallen war? Scheinbar hat er irgendetwas am Rücken, denn er greift sich immer wieder dahin und ich hoffe, er hat sich nicht wegen mir weh getan? Immerhin bin ich ja ziemlich schwer und eigentlich trägt er mich noch nicht einmal zur Toilette, deshalb war das eben auch ziemlich überraschend. „Ich hol gerade dein Essen, ja? Mach dir keine Sorgen um mich, ja?“, bittet mich Uruha. Ich nicke nur als Antwort. Er geht mir gerade mein Mittagessen holen. Ob er wirklich okay ist? Ich wollte ihn nicht erschrecken. Seufzend schnappe ich mir mein Handy und schreibe an Mail an Kai. Ich hoffe einfach nur, dass ich bis zu den Proben wieder einigermaßen fit bin. Scheinbar haben mir Akiya und Hitsugi immer wieder geschrieben gehabt, die letzten Tage.Und selbst von Kazuki sind einige Mails dabei. Ich schreibe allen drei eine kurze und knappe Antwort. Scheinbar hat Uruha ihnen geschrieben, dass es mir absolut gar nicht gut geht momentan. Dabei ist er es doch, der diese Aufmerksamkeit sehr gut vertragen könnte. Immerhin habe ich im Gegensatz zu ihm etwas Selbstbewusstsein. Heute Morgen konnte ich kaum sitzen und jetzt fällt es mir ungewöhnlich leicht. Scheinbar hilft die Medizin doch und das Essen. Hoffentlich kann ich morgen schon komplett ohne Hilfe gehen, schließlich soll sich Uruha auch etwas erholen. Uruha hält mir lächelnd den Teller vor dir Nase, ehe er sich neben mich hinsetzt und den Löffel in die Hand drückt. Seufzend schaufele ich langsam die Häfte in mich hinein und lehne mich nachdem ich fertig bin an ihn. Am liebsten würde ich jetzt wieder ins Bett, aber ich möchte Uruha keine Umstände bereiten. Lächelnd stellt er den Teller auf den Tisch und streicht langsam über meine Wangenknochen. „Ich geh dir kurz etwas holen, ja? Jetzt wo du einmal wirklich wach bist, muss ich das einfach einmal ausnutzen. Und wehe du schläfst mir jetzt ein oder kippst von der Coach! Schreib einfach noch ein paar E-mails, dann kommst du wenigstens nicht auf dumme Gedanken“, meint Uruha und lässt mich hier ganz alleine zurück. Frustriert seufze ich und schnappe mir mein Handy, um mir die Emails durchzulesen. Kazuki hat schon geantwortet und er scheint sich wirklich wahnsinnige Sorgen um mich zu machen. Er fragt sogar, ob er mir irgendwie behilflich sein könnte und ob er vorbeikommen könnte. Schnell schreibe ich ihm zurück, dass ich in bester Gesellschaft und momentan leider auch nicht in Tokio bin. Schnell füge ich dem ganzen noch ein paar lustige Emoticons hinzu und ein großes Dank. Kazuki ist schon ganz schön niedlich. Gerade als ich die Email abgesendet habe, kommt auch Uruha wieder und setzt sich mit einem großen Grinsen neben mich. Perplex schaue ich ihn an, er wird sich jetzt nicht an mir vergreifen, oder etwa doch? Kichernd kneift er mir in die Wange und versucht mich zu necken: „Jetzt guck doch nicht so. Da will man dir einmal eine Freude machen und du guckst so, als würde ich dir sonst etwas antun wollen! Falls es dir entfallen ist, wir sind jetzt schon über ein Jahr zusammen und trotzdem kommt es mir so vor, als wären nicht wirklich ein Paar.“ Also bin ich nicht der einzige, der so denkt. Lächelnd holt Uruha etwas hinter seinem Rücken hervor und hält mir ein Geschenk hin: „Hier, für dich. Und in ein paar Tagen machen wir dort weiter, wo wir in Tokio gestoppt hatten.“ Also war es doch etwas, was er von vorne herein so geplant hatte? Das ist jetzt nicht sein ernst oder? Ich spüre wie meine Wangen plötzlich ganz heiß werden und beschämt wende ich den Blick ab. Und ich habe immer gedacht, dass er seit der Vergewaltigung gar kein Interesse mehr an so etwas hat. Aber scheinbar habe ich mich gewaltig getäuscht, so wie es aussieht. Lächelnd dreht er mit einer Hand wieder mein Gesicht zu sich und gibt mir einen langen, intensiven Kuss auf die Lippen. Ich bin so perplex, dass ich das ganze viel zu spät erst realisiere. „So ein hilfloser, leicht zu irritierender Aoi ist doch einfach Gold wert, auch wenn ich meinen lieben, herum nörgelnden und schlagfertigen Aoi ganz schön vermisse“, neckt mich Uruha. Entweder überspielt er seine wahren Gefühle, oder es geht ihm wirklich gut. Schnaubend schnappe ich mir das Geschenk und packe es aus. Ich staune nicht schlecht, als ich einen schwarzen Schal und eine passende Wollmütze dazu in der Hand halte, selbst an die Handschuhe hat er gedacht. Aber warum schenkt er mir etwas? Ich mache ihm doch nur Arbeit die letzte Zeit. „Jetzt guck doch nicht so, Aoi-chan. Ich schenke dir das ganz ohne Hintergedanken, da du einfach ein wundervoller Freund bist und ich einfach nur darüber glücklich bin, dass du es nach all dem immer noch mit mir aushältst. Andere hätten mich schon längst verlassen, vor allem nach der Vergewaltigung. Und ich habe dich immer noch nicht an mich heran gelassen, andere hätten sich einfach das geholt, was sie wollen. Und dann hattest du dich auch noch während der Tour so um mich gekümmert gehabt, obwohl es dir selbst nicht gut ging. Ja ich weiß, dass auch ich mich um dich wie oft gekümmert habe, als du im Krankenhaus warst und alles. Aber welcher Freund geht schon freiwillig mit seinem in eine Psychiatrie? Das ist mir alles erst so richtig bewusst geworden, als der Manager mir das so gesagt hatte. Das mag zwar jetzt absolut kitschig klingen, aber ich bin richtig froh darüber dich als Freund zu haben und für mich wäre es das größte Geschenk, wenn du einfach weiterhin mein Liebhaber sein würdest“, gesteht mir Uruha mit einem hochroten Kopf. Warum zum Henker muss ich jetzt weinen? Ich habe ja mit allem gerechnet gehabt, aber nicht mit so einer niedlichen Liebeserklärung. Vielleicht lag ihm das ja die letzten tage auf dem Herzen? Immerhin macht er sich oft unnötig Gedanken und schätzt Situationen vollkommen falsch ein. Lächelnd drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange und streiche leicht darüber. Ich liebe meinen Uruha einfach. Egal wie anstrengend diese Beziehung auch ist, sie ist es alle Male wert. „Ich liebe dich auch, vom ganzen Herzen“, antworte ich ihm. Lächelnd zieht er mich in eine Umarmung und drückt mich richtig gehend an sich. Am liebsten würde ich jetzt einfach die Augen schließen und schlafen. Aber wenn ich mich weiter so hängen lasse, dann werde ich wahrscheinlich nie gesund und ich kann ja nicht ewig im Selbstmitleid baden. Seufzend drücke ich mich etwas von ihm weg und schaue ihm tief in die Augen: „Wollen wir uns eine DVD angucken? Ansonsten schlafe ich doch noch ein.“ Verschmitzt grinst mich Uruha an, als er zu dem Stapel DVD's auf dem Tisch schlendert und eine davon einlegt. Und ich weiß jetzt schon, dass mir noch ein paar interessante Tage bevorstehen, wenn es so weiter geht. Hoffentlich schaffe ich es rechtzeitig gesund zu werden. ---------- und ein neues Kapitel m(_ _)m Hoffentlich kann ich jetzt wieder öfters schreiben (;_;) Es nervt mich langsam nur noch krank zu sein und meine Kreativität nicht ausleben zu können (=_=)" Ich habe hunderte Ideen, ber nichts klappt, da meine Finger nicht das tippen, was ich will D: Und was will ich mit Englisch in einem komplett deutschen Text? >_> Kapitel 33: Liegen bleiben -------------------------- Heute geht es endlich zurück nach Hause. Die Tage hier in Shizuoka waren nicht schlecht und Uruha und ich sind endlich einen Schritt weiter in Sachen Beziehung gekommen, jedoch vermisse ich die Band und meine Freunde wie verrückt. Das Problem ist nur, dass Uruha absolut nicht nach Hause fahren will und seit vorgestern ungefähr dreht er deshalb auch völlig am Rad. Ich hatte ihn gestern gezwungen gehabt mit mir ein wenig über die Felder zu gehen und letztendlich hatte ich ihm auch etwas auf meiner Akustikgitarre vorgespielt, damit er sich endlich einmal beruhigt. Die Tage davor hatten wir es sogar geschafft gehabt einige Lieder zu komponieren, deshalb verstehe ich auch nicht warum er auf einmal wieder so viel Angst hat und so extrem unruhig ist. Er nimmt zwar jetzt deshalb die Beruhigungstabletten in doppelter Dosis, aber trotzdem überkommt ihm manchmal diese Panik. So weit ich das verstanden habe ist der Täter schon längst hinter Gittern, also wovor hat er Angst? Etwa vor einem erneuten Überfall oder der Presse? Er möchte auch nicht, dass ich während solchen Momenten bei ihm bin. Klar zwinge ich ihm meine Gesellschaft die meiste Zeit auf, aber was soll ich anderes machen? Er ist schließlich mein Freund! Und ich habe schreckliche Angst davor, dass Uruha sich in genau solchen Momentan das Leben nehmen könnte. Er ist psychisch wieder so instabil, dass ich Angst davor habe ihn einige Sekunden alleine lassen zu müssen. Warum hatte er einen Rückfall...? Gleich dürfte Reita zusammen mit dem Manager kommen und er hat dann auch die ehrenvolle Aufgabe Uruha zu wecken, sodass wir zu dritt ein klärendes Gespräch führen können. Wobei ich wahrscheinlich eh nur mitgehen werde, für den Fall der Fälle und ich glaube nicht, dass mich Uruha bei dem Gespräch selbst dabei haben möchte. Dafür schämt sich Uruha zu viel und ihm fällt es bei Reita viel leichter über all das zu reden als mit mir. Ihm ist es peinlich, dass er so schwach ist und das alles nicht einfach so wegstecken kann. Der Manager will sich dann in der Zwischenzeit um all die Formalitäten wegen dem Haus kümmern und unser spärliches Gepäck in den Van laden. Der Manager hat mir versprochen Essen mitzubringen, da Uruha seit gestern weder kochen, noch essen möchte. Und ich habe absolut keine Ahnung wie man das Essen für mich zubereitet. Und ich hatte auch nicht den Nerv dazu mich da hinzustellen und das ganze mal auszuprobieren. Aber kochen war ja eh noch nie mein Fall, vielleicht liegt es auch einfach daran. Gerade klingelt es an der Tür, weshalb ich direkt aufstehe um meinem Besuch die Türe zu öffnen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht öffne ich die Tür und heiße die beiden Willkommen. Der Manager drückt mir direkt einen Mikrowellenteller in die Hand mit der Bemerkung: „Bedanke dich bei Kai. Während Reita sich um Uruha kümmert, möchte ich gerne etwas mit dir reden, ja?“ Ich nicke nur und verschwinde in der Küche, wo ich das Essen in der Mikrowelle aufwärme. Ich muss auch nicht lange auf den Manager warten. Er setzt sich an den Küchentisch und schnappt sich einfach meine Kaffeetasse und trinkt daraus! Dabei wäre das mein erster Kaffee seit viel zu vielen Wochen gewesen! Aber vielleicht ist es auch besser so, immerhin darf ich den ja eigentlich gar nicht trinken momentan. Er mustert mich und fragt: „Wie geht es dir denn überhaupt? Fit siehst du ja immer noch nicht aus. Ich frage jetzt nicht als profitgieriger Manager nach, okay? Mir geht es wirklich darum, dass du nur auftrittst und weiterhin mit uns probst, wenn du dazu körperlich und seelisch in der Lage bist. Es nützt ja nichts, wenn du in zwei Wochen wieder im Krankenhaus liegst.“ Seufzend nehme ich das Essen aus der Mikrowelle, hole mir einen Löffel aus der Schublade und setze mich damit bewaffnet an den Tisch. Langsam fange ich an zu essen und ich hoffe einfach einmal, dass mein Magen heute einfach das Essen akzeptiert und endlich einmal aufhört herumzuzicken. Nachdenklich antworte ich: „Können wir vielleicht noch Morgen abwarten? Hitsugi geht mit mir morgen früh zur Magenspiegelung und dann werden die Ärzte mir hoffentlich helfen können ganz gesund zu werden. Und glaub mir, ich würde um einiges gesünder aussehen, hätte ich heute Nacht nicht über der Kloschüssel gehangen und vielleicht einmal geschlafen. Wenn wir zurück in Tokio sind, dann kann Uruha wenigstens endlich wieder zum Psychologen und ich muss mich nicht mehr ganz alleine um ihn kümmern, aber darüber hatten wir ja schon am Telefon geredet. Ich denke es wird mir ganz gut tun endlich wieder arbeiten zu gehen. Das ganze herum sitzen nervt einfach nur noch und Uruha hat dadurch auch viel zu viel Zeit nachzudenken.“ Er lächelt mich nur an und tätschelt ganz kurz meinen Kopf. Kopfschüttelnd esse ich weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen endlich Uruha und Reita zu uns in die Küche. Uruha setzt sich direkt neben mich, um sich an mich zu lehnen. Reita mustert meinen immer noch fast vollen Teller kritisch und setzt sich neben den Manager. Uruha ist ziemlich in sich gekehrt und es scheint nicht so, als würde er sich über Reitas Anwesenheit freuen. Die Luft ist mittlerweile so dick, dass man sie fast schon schneiden könnte. Seufzend schiebe ich das Essen von mir weg und schließe die Augen. Ich mache mir unglaubliche Sorgen um unsere Band. Sind wir wirklich dazu in der Lage auch diese Krise zu meistern? „Aoi-chan, sollen wir dann jetzt etwas rausgehen? Oder möchtest du dich lieber etwas hinlegen?“, fragt mich Reita ganz unvermittelt. Ich schüttele nur den Kopf und erwidere: „Lass es uns hinter uns bringen.“ Und mit diesen Worten öffne ich die Augen, stehe auf und gehe mir schon einmal Jacke und Schuhe anziehen. Ich fühle mich total ausgelaugt, obwohl ich nur wenige Bissen zu mir genommen habe. Es fühlt sich so an, als hätte ich einen Bleiklumpen verschluckt. Oder habe ich einfach nur zu viel Angst vor dem, was eventuell gleich passieren könnte? Ob ich wirklich wieder fit genug für das Bandleben bin? Es dauert auch nicht lange bis ich zusammen mit Reita und Uruha das Haus Richtung See verlasse. Es ist ein recht milder Wintertag und der Schnee glitzert total schön. Reita und Uruha gehen ein ganzes Stück hinter mir und ich kann sie nur ganz leise tuscheln hören. Hoffentlich fühlt sich Uruha nachdem Gespräch wenigstens etwas besser. Immerhin muss auch er bei dem Konzert auftreten, das heißt langsam oder sicher müssen wir endlich einmal dafür mit den Proben anfangen! Als mein Magen plötzlich anfängt zu rumoren und mir kurzzeitig schwarz vor Augen wird, hocke ich mich einfach an den Wegesrand. Warum ist mein Körper immer noch so schwach? Hatte ich ihn wirklich vor einem Jahr mit dem Alkohol so sehr zerstört? Immer noch tanzen schwarze Punkte vor meinen Augen herum. Seufzend nehme ich mir etwas von dem Schnee und drücke ihn auf mein linkes Handgelenk, damit mein Kreislauf wieder in Schwung kommt. Wehe mein Körper meint jetzt komplett schlapp zu machen! Die beiden anderen halten nach wie vor Abstand von mir und wahrscheinlich denken sie, dass ich mir einfach nur etwas am Wegesrand am angucken bin. Hoffentlich lassen sie mich einfach nur in Ruhe. Frustriert spucke ich den Speichel auf die Straße und schließe die Augen. Warum will es mir einfach nicht besser gehen? Warum muss ich schon wieder diese Talfahrt durchleben? Bin ich wirklich nicht mehr dazu in der Lage einfach zu leben? Erschrocken zucke ich zusammen, als mir jemand eine Hand auf die Schulter legt. Reita bittet mich: „Kannst du aufstehen, bitte?“ Ich kneife die Augen zusammen, als er mich unter den Achseln packt und in die Höhe zieht. Es fällt mir unglaublich schwer stehen zu bleiben und dass obwohl er mich nach wie vor festhält. Warum bin ich nur so eine große Last für alle? Ich öffne die Augen und schüttele Reitas Hände ab. Erst jetzt bemerke ich, dass Uruha direkt vor mir steht und mich besorgt mustert. Besorgt fragt er: „Geht es dir wieder besser? Wir gehen auch direkt zurück, ja? Und dann können wir hoffentlich sofort losfahren.“ Da ich ihn einfach nur ganz müde mustere, nimmt mich Uruha ganz zögerlich in den Arm und drückt mich ganz schön an sich. Seufzend schmiege ich mich an ihn und versuche mich zu entspannen. Kann ich wirklich weiter kämpfen? Bin ich wirklich dazu in der Lage? „Was ist mit dir los, Aoi-chan? Soll dich einer von uns zurück tragen oder geht es wieder?“, fragt mich Uruha. Ich schüttele nur den Kopf und versuche meine Ängste und Sorgen zu verdrängen. Ich darf mich nicht so einfach unterkriegen lassen! Ich werde es schaffen! „Uru-chan, mir ist so schrecklich schwindlig“, murmele ich ganz leise. Reita fordert mich drängend dazu auf: „Komm, kletter jetzt auf meinen Rücken, dann kann ich dich zurück zum Auto tragen. Versuch einfach auf dem Weg zurück etwas zu schlafen, ja?“ Ich nicke nur zögerlich und löse mich widerwillig von Uruha, um auf Reitas Rücken zu klettern. Ich kann es kaum noch erwarten mit dem gesund werden. Wie lange bin ich jetzt schon krank? Über ein Jahr, oder? Schweigend gehen wir los und irgendwie schaffe ich es auch einzuschlafen. ~ Erst gegen Abend wache ich es nächste Mal richtig auf. Zuvor war ich nur einmal kurz wach, damit Reita mich hoch in unser Appartement tragen konnte. Ich bin immer noch total fertig und mittlerweile habe ich sogar ein wenig Hunger, worüber Reita hoch erfreut ist. Gerade bereitet er deshalb zusammen mit Uruha das Abendessen vor. Uruha ist zwar ziemlich nervös wie es scheint, aber bisher hat er noch keine Panikattacke oder dergleichen gehabt. Und auch sonst schafft es Reita Uruha erfolgreich abzulenken. Alles in allem scheint er auf jeden Fall wieder viel ruhiger zu sein und ich hoffe einfach einmal, dass er die Nacht von keinen Alpträumen heimgesucht wird. Seufzend nehme ich mir mein Handy und beantworte gelangweilt meine Mails. Es ist schon erstaunlich, dass ich mich so schnell mit Kazuki angefreundet habe. Auch viele andere meiner Freunde sind erstaunt darüber, dass ich endlich wieder versuche den Kontakt aufrecht zu halten. Hoffentlich geht es mit meiner Gesundheit auch bald wieder bergauf. Vorsichtig stellt Uruha einen Teller Reisbrei mit Karotten direkt vor meine Nase und nimmt mir lächelnd das Handy aus der Hand. „Versuch wenigstens etwas zu essen, ja? Und trink bitte etwas mehr“, fordert er mich lieb gemeint auf. Seufzend nehme ich den Löffel und schaufle die undefinierbare Pampe in mich hinein. Ohne den Tee würde ich den Mist garantiert nicht so hinunter würgen können. Mittlerweile bin ich nur noch genervt von dieser ganzen Schonkost und vor allem von diesem Zeug hier. Warum kann ich nicht einfach wieder puren Reis essen? Warum muss ich wie ein Baby ausgerechnet Brei essen? Eigentlich dürfte ich auch anderes Essen, jedoch will Uruha das nicht. Er meint schon die ganze Zeit, dass ich nur den Brei so wirklich vertrage und nichts anderes, ist das wirklich so? Schon nach knapp der Hälfte habe ich genug, weshalb ich den Teller von mir wegschiebe und langsam ins Wohnzimmer trotte. Ob die Ärzte mir wirklich helfen können? Oder belastet mich die Sache mit Uruha und vor allem mit mir selbst wirklich zu sehr? Am nächsten Tag sind sich die Ärzte nicht einig darüber, ob ich die Nacht jetzt hier im Krankenhaus bleiben soll oder nicht. Vor einigen Stunden hatten sie mich vorsichtshalber auf ein normales Zimmer gebracht, warum wollen sie mir nicht verraten. Hitsugi sitzt schon die ganze Zeit neben mir und streicht mir über den Rücken. Allgemein ist er sehr fürsorglich und ich bin heilfroh darüber, dass er mich nicht alleine lässt. Ich habe eben sogar etwas auf anraten der Ärzte geschlafen. Sie sind allgemein sehr besorgt, da ich ja schon wieder so schlapp und ausgelaugt bin, obwohl es mir vorgestern wieder ziemlich gut ging. „Ich muss auf Klo, 'tsugi-chan“, murmele ich ganz leise vor mir her. Die Ärzte lassen mich nie im Leben nach Hause, wenn es mir nicht bald besser geht. Seufzend schwinge ich die Beine über die Bettkante und gucke Hitsugi auffordernd an. Dieser steht eher widerwillig auf, um mich auf dem Weg zur Toilette zu stützen. Er lässt mich vor der Tür los und guckt mich mahnend an. Ich wende meinen Blick direkt von ihm ab und stapfe wütend in den kleinen Raum und schließe die Tür viel zu laut. Wahrscheinlich ist er einfach nur müde und will heim. Schnell erleichtere ich meine Blase und spüle mir den Mund aus. Ich hoffe einfach einmal, dass die Therapiestunde von Uruha heute gut verlaufen ist und er heute Nachmittag mit den anderen zusammen proben konnte. Wir können die Proben nicht endlos vor uns herschieben, schließlich ist viel zu bald das nächste Konzert. Und es reicht ja schon, dass ich heute ausfalle, oder? Als ich wieder zurück ins Zimmer gehe fällt mir direkt auf, dass Hitsugi gar nicht mehr da ist. Wo er wohl schon wieder hin ist? Verärgert gehe ich zum Bett und setze mich darauf. Hitsugi kommt erst nach einer gefühlten Ewigkeit wieder und drückt mir direkt ein kleines Glas mit einer Tablette in die Hand. Er erklärt mir: „Die nimmst du jetzt mit etwas Wasser und dann kannst du in einer halben Stunde etwas essen. Uruha wartet schon ganz sehnsüchtig auf dich und ich denke einmal, dass du in 2 bis 3 Stunden endlich heim kannst.“ Noch so lange muss ich also hier bleiben? Wahrscheinlich wollen die einfach nur gucken, ob ich wenigstens das Essen bei mir behalte und ob die neuen Tabletten wirken. Die können mich ja schlecht heim schicken, wenn mein Körper immer noch so herum zickt, oder? Seufzend nehme ich die Tablette mit etwas Tee zu mir und lege meine Beine wieder unter die Bettdecke. Hoffentlich darf ich wirklich wieder heim, ich möchte einfach nur noch Uruha in den Arm nehmen und schlafen. Hitsugi setzt sich neben mich aufs Bett und streicht mir immer wieder über den Rücken. „Magst du wenigstens die Tasse Tee komplett austrinken? Der Arzt hatte mir versprochen dir etwas anständiges zu Essen bringen zu lassen, da du dich ja mittlerweile bei Brei so extremst anstellst“, ärgert er mich. Ein wenig verärgert schnappe ich mir die Tasse und trinke den Rest auch noch. Es nützt ja alles nichts und vielleicht hilft die Medizin dann auch besser? Auch später als mich Hitsugi endlich nach Hause gefahren hatte will es mir einfach nicht gut gehen. Gerade liege ich auf der Couch unter einigen Decken, während die anderen drei irgendwelche Spiele spielen. Immer wieder werden mir besorgte Blicke zugeworfen. Warum passiert das gerade jetzt? Uruha brauch mich mehr denn je und ich lasse ihn ihm Stich. Ich lasse die ganze Band im Stich. Und ich kann nichts dagegen tun. Ich enttäusche sie alle zur Zeit. Plötzlich überkommt mich eine Woge der Übelkeit, weshalb ich mich ruckartig aufsetze und die Füße auf den Boden stelle. Wann hört das endlich einmal auf? Schniefend kralle ich die Hände in die Decke und versuche krampfhaft die Tränen zurück zu halten. Ich bin kein Schwächling, ich werde bald wieder gesund. Ich darf nicht aufgeben. Hitsugi steht direkt auf und schickt die anderen beiden in die Küche, während er mir ganz bestimmend auf die Beine hilft. „Magst du darüber reden? Reita macht dir gerade das Essen warm. Ich weiß, dass du gerade jetzt nichts essen willst, aber gleich magst du bestimmt etwas haben“, versichert er mir. Der Arzt hatte so etwas gemeint, dass ich eventuell nicht in der Lage sein werde die normale Übelkeit von der Übelkeit wegen Hunger auseinander zu halten und ich deshalb vorsorglich alle paar Stunden etwas essen soll. Und zwar viele kleine Mahlzeiten. „Lass uns etwas durch die Wohnung spazieren, okay? Wenn dir schwarz vor Augen wird sagst du bitte Bescheid. Bedrückt dich etwas? Du hast eben so Gedanken verloren gewirkt und Uruha meinte nur, dass du dir wahrscheinlich schon wieder zu viele Gedanken machst“, meint Hitsugi. Seufzend hacke ich mich bei ihm ein und ganz langsam gehen wir den Flur mehrfach auf und ab. „Ich möchte den anderen nicht zur Last fallen und ich möchte auch für Uruha da sein“, antworte ich ganz knapp. Reden ist mir viel zu anstrengend und am liebsten würde ich auch gerade zurück auf die Couch. Besorgt guckt mich Hitsugi an und kontert: „Warum machst du dir so viele Gedanken darüber? So wirst du erst recht nicht gesund, wenn du dir selbst noch mehr Stress machst. Versuch einfach etwas entspannter zu sein und hör auf dir so viele Gedanken über Dinge zu machen, die du zur Zeit schlecht ändern kannst. Warte einfach die nächsten Termine bei deinen Psychologen ab, der wird dir bestimmt diese Sorgen nehmen können. Und jetzt versuchst du es erst einmal mit dem Essen, bevor du mir hier vom Fleisch fällst.“ Bestimmend zieht mich Hitsugi mit sich in die Küche, wo er mich direkt auf einen Stuhl drückt. Träge nehme ich den Löffel in die Hand und beginne mit dem Essen. Es gibt Reis mit ein wenig Gemüse und ich frage mich, ob ich demnächst auch wieder Sauce bekomme? Ganz zaghaft krault mir Uruha den Nacken, während er neben mir sitzt. Das macht mich noch schläfriger und ich hoffe einfach einmal, dass ich die kleine Portion Essen ziemlich bald leer habe. Reita unterhält sich mit Hitsugi ganz leise und ich frage mich, ob sie über mich gerade reden? Ob ich wirklich auftreten kann? Kann ich wirklich weiter in der Band spielen? Oder bin ich dafür zu krank? Ich möchte noch nicht aufwachen. Ich möchte weiter träumen dürfen. ----- Sorry für die lange Wartezeit ^^; Momentan geht es bei mir drunter und drüber und dann steck ich auch noch mitten im Abiturstress. Aber endlich geht es wieder bei vielen Dingen bergauf und ich hoffe einfach einmal, dass ich von nun an wieder öfters zum schreiben komme Kapitel 34: Aufstehen --------------------- Es macht mich total fertig, dass ich nicht für Uruha da sein kann. Kai hatte angeboten heute Nacht auf Uruha aufzupassen, damit ich einmal eine Nacht durchschlafen kann. Er hatte vor einer Stunde nur gemeint, dass ich absolut nicht gesund aussehe und so fühle ich mich auch. Mein Magen zwickt schon wieder und Kai hat mir vorsichtshalber einen Eimer neben die Couch gestellt. Ich hab vor einer halben Stunde die Schlaftabletten genommen und hoffe einfach einmal, dass sie schnell wirken werden. Wenigstens hat mir Kai versprochen mich zu wecken, falls er Uruha nicht beruhigt bekommen sollte. Die letzten paar Tage war Uruha ziemlich panisch die meiste Zeit und obwohl der Arzt die Dosis erhöht hat, kann sich Uruha einfach nicht beruhigen. Auch nachts wacht Uruha immer wieder schweißgebadet auf und es fällt mir manchmal wirklich schwer mich nicht von dieser Angst anstecken zu lassen. Es ist momentan wirklich nicht einfach. Laut meinem Arzt bin ich zwar auf den Weg der Besserung, aber dank dem ganzen Stress zieht sich das gesund werden unnötig in die Länge. Sie haben mir das Okay für die Konzerte gegeben und ich hoffe einfach einmal, dass ich auch danach wieder mehr machen darf und kann. Das ständige krank sein ist auf Dauer einfach viel zu anstrengend für mich. Nur am Rande registriere ich, dass die Magenschmerzen kaum noch wahr zu nehmen sind und die Wärmflasche langsam kalt wird. Ich bin so unfassbar müde. ~ Das nächste was ich bewusst wahr nehme sind die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und die leise Musik im Hintergrund. Ich fühle mich so, als hätte ich Tage lang geschlafen. Und ich bin immer noch müde und fühle mich komplett ausgebrannt. Langsam schlage ich die Decke zurück, reibe mir über die Augen und stehe auf. Ich muss die Tabletten holen, ansonsten werde ich nie gesund. Gähnend schlurfe ich in die Küche und nehme meine Tabletten aus der Pillenbox und schlucke sie herunter. Kann ich nicht einfach weiter schlafen? Ich erschrecke mich fast zu Tode, als mich Ruki plötzlich anspricht: „Ist alles okay mit dir?“ Ich schüttele nur den Kopf und setze mich an den Tisch und lege meinen Kopf auf der Tischplatte ab. Warum nur bekomme ich ausgerechnet jetzt Kopfschmerzen? Ich sehe im Augenwinkel, wie Ruki aufsteht um sich neben mich zu hocken. Behutsam legt er eine Hand auf meine Schulter und fragt: „Magst du darüber reden? Oder soll ich dich lieber in Ruhe lassen?“ Ich schüttele nur den Kopf und schließe die Augen. Ich bin ein Versager auf ganzer Linie. Warum nur kann es mir nicht besser gehen? Warum nur fällt es mir so schwer mit der Situation momentan umzugehen? Ich bin ja nicht derjenige, der vergewaltigt wurden ist. Ich muss ja nicht mit den Wunden von dieser Vergewaltigung leben. Also warum nur fällt es mir so schwer für Uruha da zu sein? Nur am Rande merke ich, dass Ruki mir immer wieder über den Rücken streicht. Ob er genervt ist von mir? Ich habe doch kein Recht dazu traurig zu sein, oder? Seufzend öffne ich die Augen und stehe auf, gehe zur Arbeitsplatte und nehme noch eine Tablette zusätzlich ein. Ich hasse die Bedarfsmedikation einfach nur, da ich davon immer so müde werde. Aber ohne sie würde ich wahrscheinlich die heutige Probe nicht durchstehen können und ich will die anderen nicht schon wieder im Stich lassen. „Aoi? Du kannst ruhig den Tee trinken, den ich gemacht habe. Der ist nicht vergiftet“, bietet mir Ruki an. Etwas widerwillig trinke ich die Tasse Tee aus und gehe ins Wohnzimmer, um mich auf die Coach zu setzen. Warum nur sind die Bauchschmerzen jetzt schlimmer geworden? Es dauert einige Zeit bis Ruki mir nach kommt und sich mit einigem Abstand neben mich hinsetzt. Ich rutsche etwas zu ihm und lehne mich an ihn. Warum nur habe ich die Tablette genommen? „Ru-chan, haben wir noch Zeit? Stört es dich, wenn ich noch etwas schlafe?“, frage ich nuschelnd nach. Meine Zunge ist schwer wie Blei und mir fällt es auch immer schwerer die Augen offen zu halten. Es war wohl keine gute Idee die Schlaftabletten gestern und heute auch noch die Bedarfsmedikation zu nehmen. Ich bekomme kaum mit, dass mich Ruki anständig auf die Couch legt und meine Beine hochlegt. Ich fühle mich so, als wäre ich hinter einem Schleier. Alles fühlt sich soweit weg an. ~ Als ich es nächste Mal die Augen öffne sehe ich direkt in Rukis Augen. „Komm aufstehen Schlafmütze. Ich hab dir frische Kleidung auf den Tisch gelegt und noch eine Tasse Tee dazu gestellt. Ich glaub ewig können wir zwei uns nicht vor der Arbeit drücken“, meint Ruki schmunzelnd. Verschlafen reibe ich mir die Augen und setze mich auf. Schlaftrunken frage ich nach: „War ich lange weg? Es tut mir Leid, falls ich dir Angst gemacht habe. Aber ich glaub mir geht es jetzt auch wieder etwas besser.“ Er schüttelt nur den Kopf und antwortet: „Das waren nur zwei Stunden. Du hast mir keine Angst gemacht, dafür kenne ich dich schon zu lange. Es freut mich, dass es dir besser geht. Magst du jetzt etwas essen? Es reicht auch, wenn du nur den Shake trinkst.“ Ich nicke nur und meine: „Shake klingt gut. Es tut mir trotzdem Leid.“ Als Ruki den Raum verlässt ziehe ich meinen Schlafanzug aus und ziehe die Kleidung an, die er mir raus gelegt hat. Manchmal fühle ich mich schon schlecht, da ich die letzte Zeit nur noch im Trainingsanzug zur Probe gehe. Und oft einfach nur auf der Couch liege und schlafe. Wie lange kann die Band sich noch halten? Wann wird sie an Uruha und mir zu Grunde gehen? Ich weiß nicht wie lange ich das ganze noch ertragen kann. Als Ruki zurück in den Raum kommt guckt er mich total geschockt an. Erst jetzt realisiere ich die unzähligen Tränen, die über mein Gesicht laufen. Wann habe ich aufgehört über meine Probleme zu reden? Oder war ich schon immer so? Eher zögerlich stellt er den Shake auf dem Tisch ab und setzt sich neben mich, nimmt mich in den Arm. „Magst du mir jetzt sagen, was los ist?“, fragt er nach. Ich schüttele nur wieder den Kopf und wische mir das Gesicht an meinem Schlafanzug ab. Ich habe so gute Freunde gar nicht verdient, oder? Verzweifelt versuche ich meinen Atem zu beruhigen in dem ich immer wieder ganz tief ein- und ausatme. Ich habe Angst davor die anderen zu verlieren. Und durch diese Angst mach ich alles kaputt. Mit zitternder Stimme antworte ich: „Es ist nichts. Ich bin okay.“ Er schüttelt nur den Kopf und drückt mich näher an sich. „Es ist okay nicht okay zu sein, Aoi. Es ist auch okay Angst zu haben, Aoi. Ich habe auch Angst vor der Zukunft und ich habe auch Angst davor, dass Uruha an dem ganzen zu Grunde geht. Wir alle haben Angst davor. Wir gehen alle anders damit um und das ist auch gut so. Wenn dir die Tabletten helfen, dann nehme sie ruhig. Wenn dir der Schlaf hilft damit umzugehen, dann kannst du auch ruhig so lang schlafen wie du möchtest. Nur gebe uns nicht auf, nur weil du Angst vor der Zukunft hast. Es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis es irgendwann einmal wieder besser wird. Aber dieser Zeitpunkt wird kommen und an diese Hoffnung musst du dich klammern“, fordert mich Ruki auf. Ich schüttele nur den Kopf und lege meine Arm um ihn. Ob er Recht hat? Wird es wirklich wieder besser werden? Oder wird es noch schlimmer? Es fühlt sich wie Stunden an, wie wir so da sitzen und Ruki mir immer wieder beruhigende Worte ins Ohr flüstert. Als ich ihn loslasse fühle ich mich es erste Mal seit langem wieder gut. Und voller Hoffnung. Uruha kann einfach nicht an dem ganzen zu Grunde gehen! Vorsichtig klopft mir Ruki auf den Rücken und lässt mich los, nimmt den Shake vom Tisch und drückt ihn mir in die Hand. „Und jetzt machen wir uns für die Bandprobe fertig, ja? Wenn es dir hilft, dann teilen wir uns einfach die Arbeit mit Uruha auf, okay? Du musst dich nicht jeden Tag mit ihm herum quälen, wenn es dir eh schon nicht gut geht. Dafür sind wir doch schließlich befreundet“, weist Ruki mich abermals darauf hin. Es fällt jedoch unglaublich schwer diese Hilfe anzunehmen. Es ist mein Freund, also sollte ich mich doch auch um ihn kümmern! Etwas widerwillig trinke ich den Shake und den Tee langsam auf. Nur um es prompt zu bereuen. Meine Bauch schwellt langsam an und er tut auch unglaublich weh. Aber trotz allem stehe ich auf und gehe zur Tür um mir meine Schuhe anzuziehen und eine Jacke. Ruki macht es mir gleich und nimmt die Schlüssel von der Garderobe. Vorsichtshalber schnappe ich mir eine der kleinen Tüten und stecke sie in die Jackentasche. Wahrscheinlich wird mal wieder nichts passieren, aber ich will Ruki einfach keine Arbeit machen. Er hat es ja nur gut gemeint mit dem Shake und ich weiß selbst, dass mich das hungern nur noch kränker macht. Zusammen verlassen wir das Haus und gehen zu seinem Auto. Die Fahrt zum Proberaum verläuft ganz ruhig und wir geraten wenigstens in keinen Stau. Ruki ist erstaunlich ruhig und es scheint als habe ich ihm eben doch einen ganz schönen Schock eingejagt. Hat er etwa wirklich gedacht, dass ich nicht mehr aufwachen werde? Der Arzt meinte nur, dass ich mir bei der Medikamentenkombination keine Sorgen machen brauche und solange ich nur einmal am Tag was zusätzlich nehme, dann findet er es vollkommen in Ordnung. Im Proberaum selbst begrüßt mich nur Kai, da die anderen beiden scheinbar gar nicht da sind. Nachdem mich Kai kurz gemustert hat, kommt er direkt auf mich zu und schließt mich in den Arm. „Du siehst wieder etwas gesünder aus, Aoi. Geht es dir auch wieder besser? Komm setz dich erst einmal etwas hin, die anderen beiden kommen auch gleich wieder“, bittet er mich. Ich nicke nur als Antworte und setze mich auf die Couch. Man sieht wie dick mein Bauch gerade ist und es fühlt sich nach wie vor nicht gerade gut an. Aber es ist auszuhalten und das ist die Hauptsache. Ich bin total froh, als wir endlich mit der Probe beginnen und ich dafür sogar mit der Gitarre auf der Couch sitzen bleiben darf. Kai hat mir extra eine Wärmflasche gemacht, die auch gerade an meinem Rücken lehnt. Es ist wirklich toll, dass sie mich nicht zur Bettruhe zwingen. Ich will einfach nur noch dieses Jubiläumskonzert hinter mir haben und dazu gehört leider auch das Proben dafür! Während der Probe und den Pausen hält Uruha ziemlich Abstand von mir und ich frage mich warum? Ist er etwa sauer wegen letzter Nacht? Oder ist heute irgendetwas vorgefallen und er will mir nicht sagen was? Hatte er letzte Nacht wieder eine Panikattacke? Ganz unerwartet zieht Kai an meinem Ärmel und bittet mich mitzukommen. Er will scheinbar etwas aus dem Lagerraum im Keller holen gehen. Widerwillig stehe ich auf und werfe noch einen letzten besorgten Blick auf Uruha. Was zum Henker ist bloß mit ihm heute? Erst nachdem wir endlich im Keller sind rückt Kai mit der Sprache raus. Leise meint er: „Mach dir keine Sorgen wegen Uruha, er ist einfach nur schlecht drauf. Er geht uns allen ein wenig aus dem Weg, da du ihn mit allem eigentlich nahezu direkt auf die Palme bringen kannst heute. Es liegt nicht an dir, sondern wahrscheinlich an seinen Medikamenten. Aber mit dir ist wirklich alles okay? Oder hast du zusätzlich heute morgen noch etwas genommen? Du kommst mir ziemlich schlapp vor.“ „Ich hab heute Morgen noch etwas genommen, aber es hat nicht so wirklich etwas gebracht. Ruki hat dann etwas mit mir gesprochen und jetzt geht es wieder. Noch einmal Danke dafür, dass du dich gestern Abend so toll um mich gekümmert hattest“, bedanke ich mich lächelnd. Er lächelt nur zurück und holt etwas für sein Schlagzeug aus dem Lagerraum. „Heute machen wir auch nicht so lange, damit ihr zwei heute früh ins Bett könnt. Morgen ist der Manager bei der Probe dabei und dafür solltet ihr beide ausgeruht sein. Wenn ihr so wie heute spielt, dann ist es gut so. Nur mir ist es halt wirklich wichtig, dass ihr beide morgen halbwegs fit aussieht“, erklärt mir Kai. Uruha sieht doch heute ganz gut aus? Er sieht auf jeden Fall nicht mehr so panisch aus wie die letzten Tage. Und das ist doch schon genug, oder? Werden wir es wirklich schaffen bis zum Konzert durchzuhalten? Können wir wirklich da weiter machen, wo wir vor dem ganzen Theater aufgehört hatten? Oder ist der Zug schon längst abgefahren und zwar ohne uns? ---------------- Disclaimer: Keiner der Charaktere gehören mir und ich behaupte auch nicht, dass irgendetwas aus dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich verdiene hiermit kein Geld Kapitel 35: Durchhalten ----------------------- Heute ist endlich der große Tag und wenn ich den hinter mich gebracht habe, dann brauche ich mir vorerst keine Gedanken mehr um Konzerte zu machen. Gestern Abend war ich zuletzt in der Notaufnahme und der Arzt hat noch einmal die Dosis der Medikamente erhöht und eigentlich wollte er mich heute auch nicht auftreten lassen. Kai hat mich dazu verdonnert die Zeit bis zum Auftritt im Aufenthaltsraum zu verbringen, während er sich um Uruha kümmert. Ab Morgen soll Uruha auch wieder in eine Klinik, damit es ihm hoffentlich sehr bald wieder besser geht. Es ist sein Wunsch dorthin zu gehen und ich bin einfach nur froh darum, dass wir ihn dieses Mal nicht dazu zwingen müssen. Es ist halt wirklich schwer sich die ganze Zeit um ihn zu kümmern und vor allem nachts ihm während Panikattacken beizustehen. Seufzend nehme ich die Schlafmaske von meinem Gesicht und stehe ganz langsam vom Sofa auf. Vorsichtshalber binde ich mir Haare zusammen, da man ja nie weiß wer gerade auf dem Gang unterwegs ist. Ich hoffe einfach einmal, dass ich heute das Konzert durchstehe. Ich hab mich seit gestern auch nicht mehr übergeben müssen und auch sonst sind die Magenschmerzen nicht mehr ganz so schlimm. Vielleicht habe ich ja Glück und es geht endlich wieder bergauf? Schnell verlasse ich den Raum und beeile mich zu den Toiletten zu kommen. Ich habe gerade absolut keine Lust mit anderen Menschen reden zu müssen und gerade will ich eigentlich nur zurück in mein Bett. Mir ist ziemlich schwindlig und die Tabletten machen mich zudem ziemlich müde und träge. Gerade als ich meine Hände nachdem Toilettengang am waschen bin geht die Tür auf und Akiya betritt den Raum. Im Spiegel sehe ich wie geschockt er vom Anblick meines blassen Gesichts und der tiefschwarzen Augenringe ist. Sah ich etwa die letzten paar Male so viel besser aus? „Wartest du bitte auf mich Aoi? Ich geh gerade auf die Toilette“, meint er nur eher in einer der Kabinen verschwindet. Sorgfältig trockne ich meine Hände ab und gehe zur gegenüberliegenden Wand um mich anzulehnen. Obwohl der Weg zu den Toiletten nicht lang war bin ich ziemlich fertig und irgendwie traue ich mir gerade überhaupt nicht zu den Weg zurück zu schaffen. Wann habe ich zuletzt etwas gegessen? Wahrscheinlich heute Morgen nachdem wir zur Konzerthalle gefahren sind. Oder war das vor der Fahrt? Ziemlich schnell ist Akiya wieder da und hält mir ein nasses Tuch vors Gesicht. „Leg dir das bitte in den Nacken, ja? Ich helfe dir auf dem Weg zurück und dann ruf ich Kai, okay? Lass dich nicht hängen, in ein paar Stunden hast du es endlich hinter dir“, erinnert er mich daran. Etwas widerwillig nehme ich das Tuch und lege es mir in den Nacken. Warum nur ist das Tuch so ekelhaft kalt? Schweigend gehen wir zusammen zurück zu meinem Aufenthaltsraum. Direkt lege ich mich auf die Couch und schließe die Augen, da mir doch ein wenig zu übel geworden ist. „Kai komm gleich, ja? Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun, Aoi-chan? Möchtest du etwas trinken?“, fragt Akiya mich. Vorsichtig streicht er mir durch die Haare und massiert mir etwas den Nacken. Es fühlt sich so gut an ihn um mich zu haben und zu wissen, dass meine Freunde hinter mir stehen. Bei meinen Bandmitgliedern weiß ich nie, ob sie mich nur wegen der Band unterstützen oder weil sie mir wirklich helfen wollen. Nachdem ich mir ziemlich sicher bin mich nicht übergeben zu müssen öffne ich die Augen wieder und gucke Akiya an. Es tut mir schon ein wenig Leid, dass er sich so Sorgen um mich macht. Lächelnd schnappe ich mir seine andere Hand und halte sie einfach nur fest. Hoffentlich kommt Kai bald, da ich um ehrlich zu sein gar keine Ahnung habe was ich in Bezug auf Nahrungsmittel jetzt beachten muss. Ich weiß nur, dass ich erst einmal nur die Shakes zu mir nehmen darf, aber muss ich davor immer Medikamente schlucken? Oder danach? Es dauert auch nicht lange ehe endlich Kai aufkreuzt und sich bei Akiya entschuldigt. Lächelnd drückt er mir eine Flasche in die Hand und fühlt ganz kurz meine Stirn. „Trink das bitte, ja? Wenn du danach noch einen willst, dann kannst du dir gerne einen aus dem Kühlschrank nehmen. Wenn es dir gleich etwas besser geht, dann kommst du mit zu den anderen, okay? Es sind auch nur noch wenige Stunden, dann hast du es endlich geschafft“, versichert mir Kai. Ich lächle ihn an, setze mich hin und trinke ganz langsam die Flasche aus. Warum hat er nicht einfach Akiya am Telefon mitgeteilt, wo alles steht? Akiya schafft es ja auch sonst sich ordentlich um mich zu kümmern, also brauch Kai doch nicht extra nur für mich herzukommen? Verunsichert frage ich Kai: „Vertraust du Akiya nicht, Kai-chan? Oder mir?“ Hoffentlich habe ich ihn jetzt nicht verärgert mit dieser Frage. Perplex schaut mich Kai an und erwidert: „Das hat doch nichts mit Vertrauen zu tun, Aoi-chan. Ich möchte nur ein Auge darauf haben was du zu dir nimmst, damit du auch wirklich gleich den Auftritt überstehst. Ich denke einmal ihr zwei würdet es auch ohne mich schaffen, aber ich mache mir einfach ziemlich Sorgen um dich. Auch der Arzt ist ziemlich besorgt und ich will dir einfach einen Krankenhausaufenthalt ersparen.“ Zögerlich nehme ich Kai in den Arm und drücke ihn ganz fest an mich. Ich habe Angst davor, dass ich wegen der Krankheit meine Freunde verliere und die Band. Ich will weiterkämpfen dürfen. „Danke, Kai-chan. Ich werde mein bestes geben, ja?“, versichere ich ihm. Er nickt nur und erwidert die Umarmung. Mir fällt gerade auf, dass mein Magen seit Monaten endlich einmal Nahrung akzeptiert ohne Theater zu machen. Vielleicht hat der Arzt endlich die Medizin gefunden, die mich wieder gesund machen wird? ~ Nach der Zugabe trägt mich Kai freiwillig auf dem Rücken zu unserem Raum, wo er mich auf der Couch absetzt. Ich bin so fix und fertig und ich will einfach nur noch in mein Bett. Der Hakama hält einfach viel zu warm und das Konzert hat mir einfach den Rest gegeben. Leise lachend hilft mir der Manager aus dem Hakama und legt danach in Handtuch um meine Schulter und meint: „Und jetzt trockne dich erst einmal ab, ja? Ich bin wirklich stolz auf dich Aoi. Von mir aus kannst du ruhig etwas schlafen, das wird noch ein ganzes Weilchen mit der Heimfahrt dauern.“ Träge trockne ich mich ab und lege mich der Länge nach auf die Couch. Eher widerwillig nehme ich von Reita die Flasche Wasser in die Hand und trinke diese ganz langsam aus. Hoffentlich dauert es noch ganz lange bis zum nächsten Konzert. Seufzend schließe ich die Augen und schaffe es tatsächlich einzuschlafen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, ehe mich der Manager weckt und mir in eine aufrechte Position verhilft. „Geht es dir wieder etwas besser, Aoi-chan? Oder möchtest du ins Krankenhaus gefahren werden?“, erkundigt sich der Manager. Ich schüttele nur den Kopf und bereue es umgehend. Warum ist mir nur so schwindlig? Warum nur muss mein Körper so schwach sein? Kai hilft mir leise lachend in eine Kapuzenjacke und Jogginghose, ehe ich auf seinen Rücken klettere. Hoffentlich muss ich morgen nicht schon wieder im Krankenhaus bleiben. Es freut mich richtig, dass Uruha die ganze Zeit auf dem Weg zum Auto lächelt. Ich habe ihn schon viel zu lange nicht mehr so glücklich und unbeschwert erlebt wie heute. Dafür hat es sich wirklich gelohnt durchzuhalten. Im Auto selbst ist Uruha immer noch äußerst guter Laune und unterhält sich aufgeregt mit dem Manager über die Arbeit. Seit der Vergewaltigung wollte Uruha nichts mehr von der Band wissen und jetzt? Jetzt kann er es kaum erwarten wieder auf Tour zu gehen und voll durchzustarten. Was zum Henker haben die anderen Bands heute mit meinem Uruha gemacht? Der Manager versucht noch nicht einmal Uruha darauf hinzuweisen, dass wir momentan ein wenig kürzer treten müssen wegen mir. Und natürlich auch wegen Uruha, aber das ist wohl momentan zweitrangig. Ich denke einmal die anderen werden ganz normal weiter arbeiten, während ich auf der faulen Haut liegen darf. Ich soll zwar bei den Proben anwesend sein, aber ich darf keine Gitarre spielen. Ich erschrecke mich ein wenig, als Kai seine Hand auf meine legt und diese zaghaft drückt. Leise fragt er mich: „Ist alles okay? Sollen wir kurz anhalten?“ „Nein, mir ist immer noch ein wenig schwindlig. Ich will einfach nur noch heim und in mein Bett und schlafen“, antworte ich ihm wahrheitsgemäß. Er lächelt nur verständnisvoll und klingt sich in das Gespräch von Uruha und dem Manager ein. Es dauert heute fast schon eine Ewigkeit ehe wir endlich daheim ankommen. Ich bin so froh darüber, dass Kai mich ohne nach dem Grund zu fragen trägt. Er mustert mich immer Mal wieder besorgt und man merkt, dass er sich ziemliche Sorgen um mich macht. Hat er etwa Angst davor, dass ich ihm irgendwas verheimliche? Kai hatte ziemlich lange mit dem Arzt ohne mich gesprochen und er will mir auch nicht verraten warum er das getan hatte. In der Wohnung selbst verziehe mich auch direkt ins Schlafzimmer, wo ich mich ins Bett lege und prompt einschlafe. Leise lachend weckt mich Kai am Morgen und hilft mir in die Küche. Warum nur darf Uruha weiterschlafen und ich nicht? Und warum nur ist Kai so gut drauf am frühen Morgen? „Erst einmal nimmst du die Tabletten und dann kannst du in einer halben Stunde einen Shake haben. Geht es dir wieder etwas besser? Ich hab dich nur so früher geweckt, damit du in Ruhe in den Tag starten kannst. Ich glaub wenn Uruha gleich aufsteht ist es mit dieser Ruhe vorbei“, erklärt mir Kai. Ich nicke nur und schlucke die ganzen Tabletten mit dem Tee herunter. Mit einem Lächeln im Gesicht antworte ich: „Ich bin nur etwas müde und geschlaucht, aber ansonsten geht es mir gut. Bleibst du eigentlich hier, nachdem wir Uruha zur Klinik gebracht haben?“ „Gegenfrage: Möchtest du überhaupt, dass ich weiterhin hierbleibe? Mir macht es nichts aus noch einige Zeit bei dir zu bleiben“, gibt er ehrlich zu. Verwundert gucke ich ihn und frage mich, ob er es tatsächlich ernst meint. Gehe ich ihm nicht auf die Nerven? Verschmitzt entgegne ich: „Wenn du weiterhin mein Diener sein willst, dann kannst du gerne hier bleiben. Aber nein, mal im Ernst: Ich versuch mich nicht so hängen zu lassen und es ist auch okay, wenn ich mal ein paar Stunden alleine sein muss. Mir geht es ja wieder ein ganzes Stück besser und das bleibt hoffentlich fürs Erste auch so.“ Mit einem Grinsen im Gesicht wuschelt mir Kai durch die Haare und stellt mir ein großes Glas mit Flüssigkeit vor die Nase. Wir erschrecken uns beide ziemlich, als auf einmal ein total verschlafener Uruha in die Küche kommt und sich schweigend neben mich setzt. Ist alles okay mit ihm? Warum sind frische Tränenspuren in seinem Gesicht? Vorsichtig nehme ich ihn in den Arm und streiche sanft über seine Arme. Was geht nur in ihm vor? Mit ganz heiserer Stimme meint Uruha: „Hasst du mich Aoi-chan? Obwohl es dir nicht gut geht, lass ich dich einfach alleine und das tut mir Leid.“ Die Aussage schockiert mich doch gerade ziemlich. Warum macht er sich selbst solche Vorwürfe? „Das braucht dir doch nicht Leid tun, Uru-chan. Du hast dich so gut um mich gekümmert gehabt in Shizuoka und jetzt wird es einfach einmal Zeit, dass du an dich denkst. Ich renne dir schon nicht weg und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Kai und der Rest der Band perfekt um mich kümmern werden. Ich hoffe einfach einmal, dass dir der Klinikaufenthalt gut tun wird und wenn du wieder kommst werde ich sicherlich wieder gesund sein, ja? Mach dir keine Gedanken um mich, hm? Du hast mehr für mich getan in den letzten Monaten, als sonst irgendeine Person in meinem Leben. Warum sollte ich dir also wegen so etwas Vorwürfe machen wollen?“, antworte ich ihm. Uruha nickt und vergräbt sein Gesicht in meiner Kapuzenjacke. Ob ich Recht haben werde? Werde ich wirklich bald wieder gesund sein? Und ist der Klinikaufenthalt wirklich das richtige für Uruha? Können die ihm die Angst endgültig nehmen? Oder wird es wie beim ersten Klinikaufenthalt sein? Er versucht sich halbherzig umzubringen und die stopfen ihn nur mit Medikamenten voll, damit er wenigstens halbwegs stabil ist? Wenn ich an die letzten Woche denke ist Uruha eigentlich ganz okay tagsüber und die Panikattacken kommen meist erst nachts. Deshalb hoffe ich einfach einmal, dass die ihm wirklich weiterhelfen können. ----- Disclaimer: Ich verdiene mit der Geschichte kein Geld. Jegliche Gemeinsamkeiten mit realen Personen ist reiner Zufall. Kapitel 36: Fortschritt ----------------------- Jetzt sind schon ganze drei Wochen vergangen und Uruha darf uns immer noch nicht kontaktieren. Geht es ihm wirklich immer noch so schlecht? Oder haben sie Angst davor, dass einer von uns einen Rückfall auslösen könnte? Laut Kai soll ich mir keine Sorgen machen, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. War es wirklich das Richtige Uruha dort hinzubringen? Oder wäre es besser gewesen ihn in eine andere Klinik zu bringen? Heute Morgen war ich zusammen mit Kai im Krankenhaus, da ich momentan 2 Mal die Woche Infusionen bekomme. Ich bin schon den ganzen Tag total neben der Spur, würde am liebsten pausenlos weinen und mir ist das alles zur Zeit einfach viel zu viel. Und die Infusion hat es nicht besser gemacht, da sie mehrfach zustechen mussten um überhaupt einen Zugang legen zu können. Zu allem übel ist gleich auch noch irgendein Meeting, an dem alle Bandleader teilnehmen sollen. Aus dem Grund liege ich auch gerade im Proberaum auf der Couch und nicht in meinem Bett. Akiya will mir in der Zwischenzeit Gesellschaft leisten, da Kai mir absolut nicht vertraut. Warum sollte ich mir was antun wollen? Wenn ich das wirklich vor hätte, dann wäre es schon längst passiert. Ehe Kai zusammen mit Izumi den Raum verlässt zieht er noch einmal die Decke richtig hoch und streicht kurz über meinen Kopf. Es dauert auch nicht lange ehe sich Akiya vor mich auf den Boden hockt und seine Hand auf meine Schulter legt. Nahezu direkt fang ich wieder an zu weinen, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Unsicher beiße ich mir auf die Lippe und meine: „Warum geht es Uruha noch immer so schlecht? Warum hat er immer noch Kontaktverbot?“ Mir ist irgendwie total komisch, als wäre mein Kopf in Watte gepackt. War etwa in dem Shake eben Medizin? Nehme ich wirklich all die Tabletten mittags, oder hatte Kai mir eine zu viel gegeben? „Uruha geht es bestimmt den Umständen entsprechend gut. Und wenn er bereit dazu ist, dann wird er dich sicherlich als Erstes kontaktieren. Gibt ihm bitte die Zeit die er braucht und bald ist er wieder da, also sei bitte nicht ungeduldig“, versucht mich Akiya aufzumuntern. Schniefend wische ich mir einmal quer durchs Gesicht und kauere mich zusammen. Ich will doch einfach nur, dass alles wieder besser wird. Warum nur musste ausgerechnet Uruha das alles passieren? Er hatte ja schon vorher an sich selbst gezweifelt, aber jetzt hat er scheinbar allen Glauben an sich selbst verloren. Ich hoffe so sehr, dass er in der Klinik endlich einmal richtige Hilfe bekommt. Akiya seufzt nur und streichelt mir langsam über die Schulter. Gerade hasse ich mich mehr als alles andere in der Welt, da ich schon wieder schwach bin und den Menschen um mich herum nur unnötige Arbeit mache. Warum nur nimmt ich das alles so sehr mit? Und warum nur kann ich nicht aufhören zu weinen? Meine Augenlider werden immer schwerer und ohne es wirklich zu wollen falle ich in einen traumlosen Schlaf. ~ Das nächste was ich bewusst wahrnehme ist Kais Stimme und die endlose Müdigkeit. Kann ich nicht einfach weiterschlafen? Grummelnd setze ich mich hin und reibe mir über die Augen. Geht es jetzt endlich nach Hause? Kai sitzt gerade am Tisch und ist mit jemanden am telefonieren. Er ist wieder vollkommen in seinem Element und bekommt wahrscheinlich so wie immer nichts mit. Vielleicht sollte ich ihn gleich einfach einmal nach dem Grund fragen, warum er mich so eiskalt hintergangen hat. Wahrscheinlich meint er es noch nicht einmal böse, jedoch müsste ich doch selbst am Besten wissen wann die Bedarfsmedikation sinnvoll ist und wann nicht. Laut der Uhr ist es kurz vor Mitternacht und ich frage mich, wieso er mich nicht geweckt hat? Oder hatte es versucht und ich war zu tief am schlafen? Ich war schon nach der Infusion ziemlich müde, also würde es mich noch nicht einmal wundern. Seufzend schnappe ich mir die Kapuzenjacke, ziehe diese über und gehe zu den Toiletten. Dort erleichtere ich erst einmal meine Blase und wasche mir die Hände und das Gesicht. Irgendwie geht es mir tatsächlich ein ganzes Stück besser, seit ich die Infusionen bekomme und wieder zwei ganz normale Mahlzeiten am Tag. Auch schlabbert die Kleidung nicht mehr so an meinem Körper und das ist tatsächlich mal ein sehr großer Fortschritt. Der Arzt meinte heute, dass ich ab morgen auch wieder ganz normal arbeiten darf. Uruha wäre wahrscheinlich ziemlich stolz auf mich, wenn er davon wüsste. Ich bin auch froh darüber, dass Kai mit mir diesen Weg bisher gegangen ist. Er sorgt auch dafür, dass ich regelmäßig die Tabletten nehme und nicht einfach aufgebe. Manchmal fliegen bei uns beiden ganz schön die Fetzen, jedoch brauche ich das wahrscheinlich auch. Mir fällt es trotz Therapie ziemlich schwer mit der Depression umzugehen und dadurch ist es für mich auch nicht gerade einfach mit allem was momentan passiert zurecht zukommen. Seufzend gehe ich zurück in den Proberaum und setze mich neben Kai auf den Stuhl, um meinen Kopf auf seine Schulter zu lehnen. Er unterbricht seine Arbeit direkt und legt leise lachend einen Arm um mich. Vor ihm liegen jede Menge Notizen, also hat er wahrscheinlich eben mit irgendwem vom Label telefoniert. Ob wir bald wieder eine Single aufnehmen? „Von mir aus können wir jetzt heimfahren, Aoi. Es tut mir Leid, dass du wegen mir den halben Tag verschlafen hast. Ich denk mal du weißt warum ich es getan habe und ja ich hätte dich vorher um Erlaubnis fragen sollen. Es ist nur manchmal wirklich sehr schwer zu beurteilen, ob du noch in der Lage dazu bist es selbst zu entscheiden oder nicht“, gibt Kai ehrlich zu. „Es ist okay so, da ich wahrscheinlich genauso gehandelt hätte bei Uruha. Es enttäuscht mich jedoch schon ein wenig, dass du nicht gefragt hattest. Ich würde schon gerne heimfahren, da wir ja morgen proben wollen“, erinnere ich ihn daran. „Dann fahren wir jetzt heim, ja?“, meint Kai nur als Antwort. Lächelnd schnappt er sich seine Tasche und zusammen gehen wir runter zu seinem Auto. Von der Fahrt selbst bekomme ich eigentlich gar nichts mit, da ich immer wieder einschlafe und mich generell kaum wach halten kann. Bei mir daheim nehme ich erst einmal die restlichen Tabletten für heute und lasse mir von Kai in den Schlafanzug helfen. Es dauert auch nicht lange bis ich endlich im Bett selbst liege und schlafe. Als Kai mich am nächsten Morgen weckt, fühle ich mich wie vom LKW überrollt und die bleierne Müdigkeit ist immer noch da. Ist es wirklich schon Zeit für die Probe? Im Badezimmer beim duschen und Zähne putzen habe ich das Gefühl, als wäre ich über Nacht um Jahrzehnte gealtert. Auch später beim Frühstück bin ich total zittrig und nicht nur einmal werfe ich etwas um. Was zum Henker ist das bitte für eine Bedarfsmedikation? Ohne viele Worte machen wir uns fertig für die Arbeit. Ob ich überhaupt noch weiß, wie man gewisse Songs spielt? Ich habe Angst davor, dass Reita wieder ausrastet und mir für alles die Schuld gibt. „Aoi-chan, versuch mal an etwas positives zu denken. Ich glaube du tust dir mit deiner Grübelei gerade wirklich keinen Gefallen und eigentlich wollte ich dich heute nicht Medikamenten zu pumpen müssen. Du hast eigentlich überhaupt keinen Grund um nervös zu sein, da doch die letzte Zeit ziemlich oft mit uns zusammen ein paar Songs gespielt hast. Und du warst ja auch eigentlich bei jeder Probe dabei, deshalb versuch es bitte etwas lockerer zu sehen“, schlägt Kai vor. Ich bejahe nur seine Aussage und schließe die Augen. Mehr als schief gehen kann es ja nicht und bisher ist Reita ja immer reumütig nach einer gewissen Zeit wiedergekommen. Vor was habe ich also Angst? Auch später im Proberaum fällt es mir sehr schwer diese Angst einfach zu ignorieren. Reita ist mal wieder zu spät dran und meistens hat er dann auch schlechte Laune, wenn er dann mal auftaucht. Ruki sitzt nur schweigend in einer Ecke und trinkt seinen Kaffee, während er in seinem Notizbuch herumkritzelt. Es ist eigentlich das erste Mal seit Tagen, dass ich ihn sehe. Momentan hat er ziemlich viele Interviewtermine und auch Reita macht sich rar. Ob wir wieder öfters proben werden, wenn Uruha wieder da ist? Mein Magen zwickt gerade ziemlich, was mich doch etwas verunsichert. Meine Gitarre ist auch schon längst gestimmt und ich weiß einfach nicht, wie ich mich sonst noch ablenken könnte. Es dauert einige Zeit bis Reita endlich zu uns stößt und ich bin unheimlich erleichtert, als er mich zuerst umarmt und sich dann auch noch für sein zu spät kommen entschuldigt. Ob Kai ihn darum gebeten hat? Es vergeht eine weitere halbe Stunde ehe wir tatsächlich anfangen können. Kai besteht darauf, dass ich auf dem Sofa sitzen bleibe und mich nicht überanstrenge. Anfangs klappt es noch ganz gut, doch schon nach den ersten Songs ist die Konzentration vollkommen weg und es fällt mir unglaublich schwer mich an die einzelnen Songs zu erinnern. Und es kommt mir nur gerade Recht, dass Kai eine Pause vorschlägt. Seufzend stehe ich auf und hänge meine Gitarre in den Gitarrenständer und ziehe mir danach meine Kapuzenjacke an. Ich brauch etwas frische Luft, ansonsten schlafe ich nachher noch im stehen ein. Es dauert nicht lange bis Ruki mir mit einer Schachtel Zigaretten hinterher kommt. Ob er etwas von den vielen Fehler mitbekommen hat? Warum spricht mich keiner darauf an? Auf dem Balkon beobachtet mich Ruki ziemlich kritisch während dem Rauchen und es ist mir doch ziemlich unangenehm. „Dir geht es heute nicht so gut, oder Aoi?“, stellt Ruki plötzlich fest. Verwundert gucke ich ihn an und werde auf einmal ganz nervös. Wird er sauer, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle? Laut Arzt soll ich doch wieder in der Lage sein ganz normal zu arbeiten und ich sehe doch auch wieder halbwegs gesund aus. „Gestern ging es mir nicht so gut und da hatte Kai mir zusätzlich Medikamente gegeben, damit ich zur Ruhe komme. Leider merk ich das immer noch und deshalb kann ich mich auch nur schwer konzentrieren. Aber ansonsten geht es mir ganz gut“, antworte ich ihm ehrlich. Er lächelt nur und streicht mir kurz über den Arm. Nachdem er seine Zigarette fertig geraucht hat meint Ruki: „Ich geh gleich mit Reita einkaufen, da wir ja heute wieder zusammen kochen wollten. Danach kannst du dich vielleicht besser konzentrieren, hm? Bis zum nächsten Konzert dauert es ja noch ewig und bis dahin bist du auch wieder in der Lage dich für mehrere Stunden am Stück zu konzentrieren. Sei bitte nicht immer so hart zu dir selbst Aoi, du bist ja immer noch ziemlich krank und ich bin eigentlich einfach nur froh darüber, dass du überhaupt wieder die Gitarre in die Hand nimmst und etwas mit uns spielen kannst.“ Warum ist Ruki nur so verständnisvoll gegenüber mir momentan? Ich nehme ihn einmal kurz in den Arm und drücke ihn dabei ziemlich stark an mich. Was würde ich nur ohne die Band machen? Und auch mein Freundeskreis hat mich noch nicht im Stich gelassen, also warum mach ich mir das Leben nur selbst so schwer? „Danke, Ru-chan. Das ständige warten ist einfach nur so extrem frustrierend und die Ungewissheit macht das ganze einfach unerträglich. Ich bin einfach nur froh darüber, wenn wir wenigstens mit Uruha schriftlich Kontakt aufnehmen dürfen irgendwann. Ich vermisse ihn einfach nur unheimlich und hätte ihn gerne wieder an meiner Seite“, erwidere ich traurig. Zusammen gehen wir Richtung Proberaum und ich merke, dass auch Ruki ziemlich traurig ist. Er vermisst Uruha auch ziemlich und die letzten Monate haben auch ihm zugesetzt. Hoffentlich bleib ich jetzt eine ganze Zeit gesund, alle andere würde nur der Band schaden. Wir wollen jetzt eine Single aufnehmen und wieder einmal soll ich sowohl Uruhas, als auch meinen eigenen Part spielen. Wann die Presse wohl davon Wind bekommt, dass Uruha stationär behandelt wird? Mir fällt es mittlerweile schwer in den ganzen Interviews zu lügen, auch wenn ich zum Glück nur Interviews per Mail zur Zeit durchführe. Es ist halt sehr schwer meinen Gesundheitszustand zu verheimlichen und man sieht mir doch ziemlich an, dass ich nach wie vor noch nicht vollständig genesen bin. Ehe wir im Proberaum selbst ankommen läuft uns Reita über den Weg und umarmt mich ganz unerwartet. Hat er etwa gedacht, dass ich nicht mehr wiederkomme? Oder ist etwas mit Uruha? Vorsichtig lege ich meine Arme um ihn und lehne meinen Kopf gegen seinen. „Ich geh jetzt mit Ruki einkaufen und du legst dich etwas hin, okay? Kai ist auch noch da, falls etwas sein sollte. Das mit Uruha wird schon wieder und bald wirst du garantiert wieder ganz normal mit uns proben können. Nimm dir einfach jetzt die Zeit, ich will dich nicht schon wieder gesund pflegen müssen“, weist mich Reita an. Leise lachend löst er die Umarmung und schiebt mich in den Proberaum, eher er hinter mir die Tür wieder schließt. Etwas widerwillig gehe ich zur Couch und lege mich unter die Decke. Leider alarmiert das sofort Kai und er hockt sich auch direkt neben mich und zieht die Decke bis zu meinem Kinn. „Es ist alles okay, Kai-chan. Ich will nur etwas die Beine vorm Mittagessen hochlegen. Nach dem Mittagessen versuch ich etwas zu schlafen, okay? Und dann helfe ich heute Nachmittag mit den neuen Songs. Hast du schon etwas neues von Uruha gehört?“, erkundige ich mich. „Sein Therapeut hat gerade eben angerufen und deshalb war Reita auch ziemlich durch den Wind. Scheinbar will der Therapeut die Woche noch mit Uruha eine Mail an uns verfassen, solange sich Uruha bei den Therapien Mühe gibt. An sich macht er auch Fortschritte und er hat auch keine Alpträume mehr. Es geht jetzt nur noch darum ihn soweit zu stabilisieren, dass er hierhin in eine Tagesklinik verlegt werden kann. Der Therapeut kann uns jedoch nichts versprechen, da sich Uruha den Kontakt erarbeiten muss. Auch zur Musiktherapie darf er nur noch, wenn er keine Probleme bereitet. Dein lieber Uruha ist wohl wirklich kein leichter Patient“, erklärt mir Kai mit einem Lächeln. „Das ist doch schön, oder? Ich finde es einfach nur total belastend momentan, dass wir keinen Kontakt haben. Aber das ändert sich ja bald“, antworte ich. Er nickt nur und streicht mir durch die Haare. Seufzend schließe ich die Augen und es dauert auch nicht lange bis ich einschlafe. ------ Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir und ich verdiene auch kein Geld mit der Story Kapitel 37: Ungewissheit ------------------------ Jetzt liege ich schon wieder den ganzen Tag auf der Couch anstatt bei der Probe dabei zu sein. Eigentlich ging es mir die letzten Wochen total gut und ich konnte auch wieder ganz normal arbeiten. Wir haben sogar inzwischen die neue Single aufgenommen und ich habe auch an Interviews und Photoshootings ganz normal teilgenommen. Jedoch seit Uruhas Entlassungsdatum immer näher rückte fingen auch die Magenschmerzen an. Es wurde scheinbar mit dem Psychologen von der Tagesklinik vereinbart, dass Uruha erst einmal bei Reita wohnt und wenn das nicht klappt, dann wird er wieder umgehend stationär in der Klinik hier in Tokio aufgenommen. Scheinbar ist sein Zustand alles andere als stabil und das macht mir ganz schön Sorgen. Besonders frage ich mich auch, was zum Teufel nicht klappen soll? Ist er immer noch suizidgefährdet? Verletzt er sich noch selbst? Und vor allem warum wurde er entlassen, wenn er eventuell noch gar nicht dazu bereit ist? Er war ja jetzt wirklich lange in Behandlung und ich hab ihn auch verdammt lange nicht mehr gesehen, aber ich möchte nicht für seinen Tod verantwortlich sein. Was passiert, wenn er nicht mehr mit dem Leben draußen zurecht kommt? Oder mit uns? Auf jeden Fall ist Uruha jetzt seit fast einer Woche bei Reita und heute treffe ich ihn zum ersten Mal wieder. Kai kommt auch mit zu Reita und mal schauen wie es wird. Eigentlich wollte Kai mich dazu überreden es abzusagen, aber dieses bringe ich einfach nicht übers Herz. Ich möchte Uruha nicht enttäuschen. Heute Nacht hatte ich die ganze Zeit die Toilette umarmt und erst gegen Morgen haben die Medikamente dagegen endlich gewirkt. Kai war total erschrocken, als er mich total fertig auf der Couch vorfand und er war deswegen auch in heller Aufregung. Aus dem Grund durfte ich auch nicht mit zur Probe fahren, obwohl es mir nach dem Frühstück wieder besser ging. Manchmal übertreibt er es schon ein wenig, aber ich glaube dieses Mal hat er Recht. Und ich will ja nicht auch noch den Rest der Woche ausfallen, also leg ich heute einfach die Beine hoch und trinke ganz viel Tee. Seufzend scrolle ich gerade durch die Fotos, die mir Reita gestern geschickt hatte. Uruha sieht so anders aus und das nicht nur wegen den schwarzen Haaren und der Tatsache, dass er immer noch ziemlich untergewichtig ist. Ich hoffe ja immer noch, dass das Treffen heute Abend gut verläuft und unsere Beziehung all dem standhält. Selbst Reita ist sich sicher, dass Uruha mich immer noch über alles liebt und wir das jetzt alles ganz langsam angehen sollten. Ich bin so unruhig wegen dem Treffen, da ich nicht weiß was mich erwarten wird. Ich hab Angst davor, dass mein Uruha nicht mehr existiert. Was passiert, wenn ich Uruha nicht mehr lieben kann? Was wird dann aus uns? Falls es noch ein uns gibt. ~ Auch als ich Uruha am Küchentisch bei Reita gegenüber sitze bin ich total nervös. Obwohl ich heute Nachmittag extra was zusätzlich genommen hatte zwickt mein Magen und ich kann beim Besten Willen nicht still sitzen. Uruha macht das ganze nicht besser, da er immer wieder unseren Blicken ausweicht und wenn überhaupt gibt er ganz knappe Antworten. Man merkt ihm einfach an, dass er sich total unwohl und überfordert fühlt. Wird das jetzt für immer so sein? Dabei sind wir doch alle befreundet, also warum fühlt er sich dann so unwohl hier? Oder ist es einfach, weil wir uns so lange nicht gesehen haben und er sich wie auf dem Präsentierteller fühlt? Was geht nur in ihm vor? Nachdem Abendessen gehen wir ins Wohnzimmer und Uruha setzt sich direkt neben Reita auf die Couch und verzieht sich komplett unter die Bettdecke. Gestern meinte Reita, dass Uruha das seit seiner Ankunft macht und der Psychologe meinte nur, dass wir ihn in solchen Momentae am Besten vollkommen ignorieren sollten. Ansonsten soll Uruha aber vollkommen wie vor der Vergewaltigung sein. Zwar um einiges ruhiger, aber alles andere wie das mit der Decke und der Nervosität soll sich wohl noch geben. Scheinbar ist das Uruhas Methode um mit der Überforderung fertig zu werden und nicht die Fassung dabei zu verlieren. Es ist also doch um einiges besser geworden, da er sonst teilweise sehr hysterisch wurde in solchen Situationen. Und es dauert tatsächlich mehr als eine halbe Stunde bis Uruha endlich wieder hervorkommt und sich an Reita lehnt. Er sieht total verheult aus und zittert wie Espenlaub. Seufzend stehe ich von der anderen Couch auf und nehme Uruha in den Arm. Erst verspannt er sich, bevor er mich ganz schön an sich drückt. „Ich hab dich vermisst, Aoi-chan. Ich hatte so Angst vor der Entlassung“, sagt er und fängt wieder bitterlich an zu weinen. Warum hatte er Angst davor? Hatte er etwa gedacht, dass wir ihn nicht mehr haben wollen? Das wäre typisch für ihn, aber warum denkt er so? „Du brauchst doch keine Angst zu haben, Uru-chan. Deshalb gehst du ja noch in die Tagesklinik, damit du lernst mit der Angst umzugehen. Und ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Wir sind alle für dich da und wir freuen uns einfach nur, dass du wieder daheim bist“, versichere ich ihm. Ich hoffe es so sehr, dass alles wieder gut wird. Ich traue mir nämlich nicht zu auf Dauer mich um Uruha zu kümmern. Seufzend reibe ich Uruha immer wieder über den Rücken und wiege ihn sanft hin und her. Es fällt mir schwer ruhig zu bleiben, aber alles andere würde Uruha wahrscheinlich noch verzweifelter machen. Es dauert eine ganze Zeit bis sich Uruha wieder beruhigt hat und ich ihn dazu bekomme im Badezimmer sein Gesicht zu waschen. Mittlerweile ist es auch schon ziemlich spät, weshalb Uruha sich auch gerade schon für die Nacht umzieht und seine Tabletten für die Nacht nimmt. Etwas widerwillig begleite ich ihn dann noch in Reitas Schlafzimmer, wo er sich ins Bett legt. Die ganze Zeit schweigen wir uns an und ich kann dieses Schweigen einfach nicht deuten. Ist ihm das ganze peinlich? Aber er schickt mich ja nicht weg, also ist alles in Ordnung? Und er hatte ja auch absolut keine Probleme sich vor meinen Augen umziehen, also ist es eigentlich wie immer. Und es ist ja jetzt nicht so, als würden wir sonst extrem viel miteinander reden. Liebevoll kraule ich seinen Nacken und es dauert nicht lange bis er eingeschlafen ist. Es ist schön zu sehen, dass er wenigstens die Tabletten freiwillig nimmt und sich nicht vollkommen gegen die Therapie wehrt. Ich warte noch einige Zeit und verlasse dann das Zimmer um mich zu Reita auf die Couch zu setzen. „Nimmt Uruha eigentlich viele Medikamente momentan ein, Rei-chan?“, frage ich ihn. „Momentan ja, da er ziemlich wegen der Entlassung zu kämpfen hat. Der Arzt hat mir jedoch gesagt, dass es bald weniger wird und Uruha sich einfach nur einleben muss. Es tut mir Leid wie der Abend verlaufen ist. Wahrscheinlich wird das im Laufe der Zeit besser und immerhin hat er dir ja erlaubt dich in den Arm zu nehmen. Am ersten Abend daheim hatte er mich geschlagen, als ich ihn trösten wollte und das obwohl er mich mit einer Umarmung begrüßt hatte. Gib ihm einfach die Zeit, ja?“, bittet mich Reita. „Hoffentlich gibt sich das wirklich wieder mit der Zeit.Hat der Arzt heute Nachmittag noch irgendetwas gesagt? Uruha ist ja immer noch ziemlich dürr und er hat ja eben noch nicht halb so viel wie ich gegessen und meine Portion war ja schon nicht sehr groß“, erkundige ich mich. Etwas widerwillig antwortet Reita: „Das macht auch dem Arzt ziemlich große Sorgen, da Uruha auch schon in der Klinik immer weiter abgenommen hat. Er blockt wohl direkt ab, wenn es um das Thema geht. Du brauchst dir aber keine Gedanken zu machen, die Ärzte der Tagesklinik sind da ziemlich hinter her und scheinbar haben die auch einen ganz guten Draht zu Uruha.“ Ich nicke nur als Antwort und setze mich neben ihn. Lächelnd schaut mich Reita an und fragt mich: „Und bei dir so? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt heute Morgen, Aoi-chan.“ „Das war hoffentlich es letzte Mal für eine ganz lange Zeit. Ich hatte mich auch ziemlich erschrocken, aber jetzt geht es wieder. Und wenn die Schmerzen nicht verschwinden, dann gehe ich auch zum Arzt, versprochen“, versichere ich ihm „Mach das, okay? Glaub du hast momentan genug um die Ohren und dann brauchst du dich nicht schon wieder zusätzlich mit dem Mist herum zuschlagen“, erwidert er. Es dauert noch eine ganze Weile bis ich mit Kai wieder heim fahre, wo ich mir direkt den Schlafanzug anziehe und meine Medikamente nehme. Hoffentlich sind die Bauchschmerzen gleich besser, da ich morgen nicht schon wieder fehlen möchte. Etwas widerwillig mache ich mir einen Tee und setze mich an den Küchentisch damit. Es dauert nicht lange ehe Kai sich neben mich setzt und mich besorgt anguckt. In Bezug auf Uruha habe ich ein richtig ungutes Gefühl und ich bin mir ziemlich sicher, dass er uns etwas wichtiges verschweigt. Aber was möchte er niemanden sagen? Warum zum Teufel hungert er? Man hat ihm heute richtig angesehen, dass ihm jeder Bissen schwer fiel. Seufzend fragt mich Kai: „Uruha lässt dir keine Ruhe, hm? Das einzige was du momentan tun kannst ist für ihn dazu sein. Wir müssen jetzt einfach den Psychologen der Tagesklinik trauen.“ „Aber er verschweigt uns doch sehr offensichtlich etwas, oder? Und ich hab einfach Angst, dass das ganze halt nicht psychisch ist bei ihm. Es ist Uruha und du weißt genau, dass er ja keine Probleme bereiten will. Und jetzt seien wir mal ehrlich: Bei einer Essstörung hätte er sich heute anders verhalten. Irgendetwas ist ihm peinlich und ich möchte einfach genauso da sein können, wie er es damals für mich war. Ich habe euch das auch so lange verschwiegen und zwar so lange, bis es eigentlich schon viel zu spät war. Und ich will nicht, dass genau das gleiche mit Uruha passiert“, gebe ich ehrlich zu. Der Arzt hatte ja selbst gesagt, dass ich mich ziemlich kaputt gemacht habe mit dem Alkohol. Und da dürfte ich mich eigentlich nicht über die Magenprobleme beschweren, da es ja meine eigene Schuld ist. Reita hatte im Endeffekt nichts mehr damit zu tun, schließlich war es meine eigene Entscheidung liegen zu bleiben anstatt aufzustehen. „Ich schreib Reita nachher, okay? Und er guckt dann bestimmt, was er in die Wege leiten kann. Wir haben gestern auch darüber gesprochen, als du mit Uruha im Schlafzimmer warst. Wir hatten eigentlich gehofft, dass er es wenigstens dir gegenüber zugibt“, antwortet Kai und tätschelt meine Hand. Ganz langsam trinke ich den Kräutertee und frage mich wieder einmal, warum Uruha uns allen so misstraut. Wir haben ihm doch nicht weh getan, oder? Oder ist es, weil wir ihn zum ersten Klinikaufenthalt gezwungen hatten? Aber was hätten wir auch tun sollen? „Wenn Reita nicht viel in die Wege leiten kann, dann rede ich morgen noch einmal mit Uru-chan, ja? Ich glaube schon, dass er mit mir darüber reden wollte. Aber er ist halt unglaublich schüchtern und vielleicht hätte ich auch einfach nachfragen sollen. Aber es ist halt Uruha und ich wollte es beim ersten Treffen nicht direkt vermasseln“, erwidere ich. „Es ist schon okay so, Aoi-chan. Uruha ist halt alles andere als kommunikationsbedürftig. Wir kennen uns ja schon wirklich lange und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt nichts über ihn weiß. Und ich mein er kennt ja Reita seit seiner Kindheit und er ist ja auch der einzige, dem Uruha bestimmte Sachen anvertraut. Da frag ich mich schon warum er ausgerechnet jetzt schweigt“, meint Kai ganz besorgt. „Lass uns einfach ins Bett gehen, ja? Ansonsten habe ich nur noch mehr das Bedürfnis zu Reita zu fahren und die Wahrheit aus Uruha zu prügeln“, schlage ich vor. Nachdem ich die Tasse leer getrunken habe gehen wir zusammen ins Schlafzimmer, wo sich Kai erst einmal bis auf die Boxershort auszieht. Ich lege mich schon einmal ins Bett und schließe die Augen. Irgendwie ist es für uns das normalste der Welt ein Bett zuteilen. Man hat nun einmal nicht immer das Glück zum Beispiel bei den Touren getrennte Betten oder bestenfalls Einzelzimmer zu bekommen und da muss man sich halt dem arrangieren, was man vorfindet. Wir wünsche uns gegenseitig noch eine gute Nacht, ehe Kai das Licht ausmacht. Ich frage mich wie es wird, wenn Kai wieder in seine Wohnung zieht und dafür Uruha wieder hier hinkommt. Auch wenn ich es kaum abwarten kann macht mich allein der Gedanken sehr nervös. --------- Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen :) Sorry für jegliche Fehler! Falls ihr welche findet, dann könnt ihr mir diese gerne mitteilen. Kapitel 38: Lüge ---------------- Es dauert fast eine ganze Woche bis wir endlich erfahren was wirklich mit Uruha los ist. Und leider erfahren wir das ganze nicht von ihm, sondern von den Ärzten. Heute hatte Reita während einer Besprechung einen Anruf aus der Tagesklinik bekommen und war deshalb auf den Flur gegangen. Als er wieder reinkam war er kreidebleich. Er meinte nur, dass Uruha gerade per Rettungswagen in die Klinik gebracht wird und die Ärzte gerne ihn vor Ort haben würden. Deshalb hatte der Manager dann Reita und mich dorthin gefahren. Und aus dem Grund sitzen wir gerade an Uruhas Bett und warten darauf, dass er wieder aufwacht. Bisher haben sie schon ein CT und eine Magenspiegelung gemacht und bisher wissen wir nur, dass Uruhas Entzündungswerte unheimlich hoch sind. Er ist wohl auf dem Weg zur nächsten Therapiestunde direkt nachdem Mittagessen umgekippt und war wohl kurz darauf noch einmal für längere Zeit bewusstlos gewesen. Und da er plötzlich auch sehr hohes Fieber bekam wurde ein Rettungswagen gerufen. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, ob ich jetzt sauer auf ihn sein soll oder nicht. Er tut mir ja schon wahnsinnig leid und ich glaube nicht, dass er mit den Konsequenzen gerechnet hat. Wenn Uruha nämlich etwas nicht gerne ist, dann ist es krank und auf andere angewiesen sein. Von Uruha hört man nur ein Grummeln, ehe er sich auf die Seite dreht und die Bettdecke von sich schiebt. Reita geht gerade auf die andere Seite des Bettes und beugt sich zu Uruha runter und spricht ihn an: „Uru-chan, bist du wach? Ich bin es Reita. Sollen wir einen Arzt rufen?“ Uruha schüttelt nur ein ganz klein bisschen den Kopf und öffnet die Augen. Mit heiserer Stimme fragt er: „Was ist nachdem ich in der Notaufnahme war passiert?“ Beunruhigt schaut mich Reita kurz an ehe er antwortet: „Bei dir wurde ein CT und eine Magenspiegelung gemacht und momentan warten wir auf die Ergebnisse. Geht es dir wieder etwas besser?“ Uruha schüttelt nur den Kopf ehe er die Augen wieder schließt. „Brauchst du mehr Schmerzmittel?“, bohrt Reita nach. „Lass mich in Ruhe“, antwortet Uruha einfach nur. Ist zwischen den beiden wirklich alles in Ordnung? Reita setzt sich ganz frustriert neben mich und funkelt Uruha ganz schön böse an. Ob ich es einmal versuchen soll? Ich möchte die Situation aber nicht verschlimmern und es ist ja offensichtlich, dass Uruha gerade einfach nicht reden will. Plötzlich zeigt Reita immer wieder auf mich und Uruha, weshalb ich ziemlich deutlich die Augen rollen lasse. Nach einer halben Stunde ungefähr fasse ich mir trotzdem ein Herz und gehe ums Bett herum um Uruhas Schultern zu massieren. Ohne seine Augen zu öffnen fragt Uruha nur: „Aoi-chan, seid ihr sauer auf mich?“ Ich frage mich gerade, ob ich ihm überhaupt die Wahrheit sagen darf? Natürlich sind wir alle sauer, da er ja einfach mal den Mund hätte aufmachen können! Dann würde er jetzt nicht im Krankenhaus liegen und sich so elend fühlen! Reita schüttelt nur den Kopf und macht ein Kreuz mit seinen Arm. Also soll ich etwa lügen? „Warum sollten wir sauer auf dich sein? Ist wirklich alles okay mit dir gerade, oder warum magst du die Augen nicht öffnen?“, erkundige ich mich. „Mir ist schlecht“, antwortet Uruha nur und guckt mich ganz wehleidig an. Seufzend streiche ich ihm ein paar Mal durch die Haare und setze mich auf die Bettkante. Er wurde schon bei der Einlieferung voll mit Medikamenten gepumpt, damit sie überhaupt die Untersuchungen durchführen konnten. „Versuch einmal etwas Tee zu trinken, okay?“, fordert Reita ihn ziemlich eindringlich auf. Von Uruha ist nur ein Grummeln zu hören, ehe er sich ein wenig aufrichtet und ich ihm mit der Tasse behilflich sein kann. Direkt danach legt er sich wieder hin und schließt die Augen. Ganz unsicher frage ich nach: „Magst du uns wenigstens erzählen, warum du hier bist?“ Er öffnet nur kurz die Augen um mich anzuschauen. Er ist so unglaublich blass und ich mache mir einfach unglaublich Sorgen um ihn. Warum tut er sich selbst das alles an? Ihm muss es doch schon heute morgen ziemlich schlecht gegangen sein, also warum hat er nicht einfach Reita Bescheid gesagt? Ganz unerwartet antwortet Uruha: „Mir war nach dem Mittagessen schwindlig und ich wollte gerade dem Pfleger Bescheid sagen, aber da war es schon zu spät. Und dann kann ich mich nur noch ganz vage an alles erinnern. Ich erinnere mich auf alle Fälle an die Sanitäter und die Notaufnahme. Ich wollte euch keine Sorgen bereiten, es tut mir Leid, ja? Ich hatte gedacht die Bauchschmerzen kämen wegen der ganzen Aufregung, aber dem war wohl nicht so.“ Scheinbar tut es ihm wirklich Leid, da er gerade immer wieder Tränen weg blinzelt. Ich will gar nicht wissen wie schlimm die letzten Stunden für Uruha gewesen sein müssen. Reita steht gerade auf und setzt sich auf die Bettdecke und nimmt Uruhas Hand in seine. Ob er sich schuldig fühlt? Immerhin war Uruha in seiner Obhut und nicht in meiner. Reita meint nur: „Mach dir keine Vorwürfe, ja? Die Ärzte gehen momentan von einem einfachen Infekt aus und wenn sie wissen welcher Erreger es ist, dann bekommst du auch Antibiotikum. Du bist echt ein Held, Uru-chan. Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, hm?“ Uruha nickt nur und legt seine Hand auf die Stirn. „Wir lassen dich jetzt weiter schlafen, ja? Sag einfach dem Arzt Bescheid, falls es dir wieder schlechter geht. Ich bring dir beim nächsten Besuch auch dein Handy mit“, fügt Reita hinzu und gibt Uruha eine Kopfnuss. Nachdem ich Uruha einen Kuss auf die Wange gegeben habe bitte ich ihn: „Bitte sei ehrlich zu den Ärzten.“ Zusammen mit Reita verlasse ich das Zimmer und gehe mit ihm zum Schwesternzimmer. Reita entschuldigt sich nur kurz und geht ganz alleine ins Schwesternzimmer. Es dauert gefühlt Ewigkeiten ehe er wieder rauskommt und wir schweigend zum Taxistand gehen. Wenigstens dauert es nicht lange bis wir wieder im Proberaum sind, wo Reita direkt von Kai mit Fragen überhäuft wirft. Um ehrlich zu sein will ich es auch gar nicht wissen was Uruha hat. Aus dem Grund entschuldige ich mich und gehe zu den Getränkeautomaten, wo ich mir einen Tee kaufe. Mir brummt der Schädel und am liebsten würde ich gerade den Becher gegen die Wand werfen. Warum macht Uruha so etwas? Warum kann er uns nicht mehr vertrauen? Wütend gehe ich in den Aufenthaltsraum und setze mich aufs Sofa. Und warum konnte er das alles so gut vor uns verstecken? Und auch vor den Ärzten? Was versteckt er noch vor uns allen? Verletzt er sich selbst und keiner merkt es? Ich lassen den Tränen und der Wut und meinen Gefühlen einfach freien Lauf. Zittrig stelle ich den Becher auf den Tisch und lasse mich wieder auf das Sofa fallen und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Ich habe so unglaubliche Angst davor, dass Uruha irgendetwas zustoßen könnte. Was würde ich nur ohne ihn machen? Und was passiert, wenn ich im Alltag nicht mehr mit Uruha zurecht komme? Er braucht so viel Unterstützung und ich weiß einfach nicht, ob ich ihm überhaupt behilflich sein kann. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an ehe Kai durch die Tür kommt und mich einfach nur in eine Umarmung zieht. Als ich mich endlich wieder beruhigt habe reicht mir Kai kommentarlos ein Taschentuch, mit dem ich mir das Gesicht abwische und welches ich dann zusammen knülle und in den Papierkorb werfe. Der Tee ist mittlerweile kalt, aber trotzdem trinke ich ihn langsam auf und werfe dann auch den Becher weg. „Magst du reden oder sollen wir einfach wieder zurück gehen und so tun, als hätte das hier nie statt gefunden?“, fragt mich Kai. „Denkst du Uruha verbirgt noch viel mehr vor uns?“, erwidere ich. „Beziehst du dich jetzt auf dem was nach dem Klinikaufenthalt vorgefallen ist?“, will Kai wissen. Ich weiß ja selbst, dass es Uruhas gutes Recht ist Geheimnisse vor uns zu haben. Ich bin ja selbst nicht immer ganz ehrlich zu ihm, aber trotz allem hat er mir unglaublich weh getan mit der Aktion. Und ich habe auch einfach Angst davor, dass unsere ganze Geheimnistuerei unsere Beziehung zu Grunde richten wird. „Weißt du seit wann Uruha diese Bauchschmerzen hatte? Hat dir Reita erzählt wie Uruha ihn im Krankenhaus behandelt hatte? Als wäre irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen, aber ich weiß einfach nicht was! Und warum hatte uns Uruha beim Abendessen nicht erzählt, dass es ihm nicht gut geht? Es ist ja jetzt nicht so, als wäre ich einige Zeit ganz alleine mit ihm gewesen“, antworte ich. Und schon wieder fängt mein Blut an zu kochen und ich könnte ausrasten und Sachen durch die Gegend werfen, aber ich bleibe einfach sitzen und balle meine Hände zu Fäusten Vielleicht hat Uruha auch einfach das Gefühl, dass man mit mir nicht über solche Dinge reden kann? Immerhin habe ich ja schon so lange mit Magenbeschwerden zu kämpfen und ich geh ja auch nicht jedes Mal dafür ins Krankenhaus. „Es ist Uruha, Aoi-chan. Reita meinte nur, dass sie am Abend zuvor einen heftigen Streit hatten und ich denke mal deshalb war er auch nicht erfreut, als Reita die ganzen Fragen gestellt hatte. Und soweit ich weiß hatte Uruha dir ja erzählt warum er uns nicht Bescheid gesagt hatte. Zerbreche dir bitte nicht den Kopf wegen so etwas. Magst du mir sonst noch etwas erzählen? Zum Beispiel warum du eben einfach abgehauen bist?“, fragt mich Kai. Seufzend boxe ich leicht gegen Kais Schulter und stehe auf um etwas im Raum herum zu gehen. Ich habe so Lust darauf eine Runde laufen zu gehen oder solange auf einen Boxsack einzuschlagen bis meine Knöchel bluten. Ich bin so sauer auf Uruha und mich selbst und ich habe keine Ahnung wie ich mit diesem Gefühl umgehen soll. „Ich will einfach nicht wissen warum Uruha im Krankenhaus ist und deshalb bin ich hierhin gegangen. Können wir vielleicht etwas im Gebäude herum gehen?“, bitte ich Kai. „Ich gebe gerade den anderen Bescheid, okay?“, erwidert er nur und zückt sein Smartphone. Auch später bei Kai zu Hause bin ich immer noch ziemlich schlecht drauf, weshalb ich ganz alleine in seinem Arbeitszimmer sitze und Playstation spiele. Er sitzt gerade in der Küche und versucht etwas für mich zu kochen in der Hoffnung, dass mich wenigstens das Essen aufheitert. Eben hatte Uruha angerufen und sich noch einmal entschuldigt und mich gefragt, ob alles zwischen uns beiden in Ordnung ist. Und ich habe ihn angelogen und ihm gesagt, dass alles okay ist und ich auch nicht wütend auf ihn bin. Und ich fühle mich noch nicht einmal schlecht deswegen. Ist es wirklich okay ihn anzulügen? Klar er ist psychisch gesehen alles andere als in der Lage die Wahrheit zu ertragen, aber was ist mit mir? Was machen die ganzen Lügen mit mir? Kopfschüttelnd nehme ich einen der Reiscracker und esse diesen. Ich sollte die Sache erst einmal ruhen lassen. Uruha ist bis Montag noch im Krankenhaus und dann darf er auch direkt wieder nach der Entlassung in die Tagesklinik. Reita meinte eben nur per Mail, dass sie noch einmal über gestern Abend geredet haben und alles wieder okay ist. Ich erschrecke mich ziemlich als Kai mich zum Essen ruft. Etwas widerwillig drücke ich beim Autorennen auf Pause und gehe in die Küche und staune nicht schlecht als ich das Essen sehe. Kai hat sich wirklich Mühe gegeben und Yakitori mit Reis zubereitet. Und zur Vorspeise gibt es Miso-Suppe mit Tofu. Und das soll jetzt meine Stimmung heben? Ich bedanke mich bei Kai und setze mich an den Tisch und beginne die Suppe zu essen. „Ich hoffe das Gespräch mit Uruha hat dich nicht zu sehr aufgewühlt?“, erkundigt sich Kai, während er am essen ist. „Ich frage mich halt nur, ob es richtig ist ihn anzulügen. Und warum fühlt er sich so unwohl, wenn wir zusammen sitzen?“, frage ich nach. „Fürs erste bleibt uns halt nichts anderes übrig. Uruha hat wahnsinnige Angst davor, dass wir nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Auf jeden Fall meinte das Reita zu mir. Und ich denke Mal deshalb fühlt sich Uruha auch so unwohl in unserer Gegenwart. Uruha hat halt einen großen Selbsthass wegen der Vergewaltigung. Und momentan müssen wir aufpassen, dass dieser nicht noch größer wird. Da dir viel an der Beziehung liegt, musst du halt lügen. Mir gefällt das auch nicht um ehrlich zu sein, aber Uruha wird das ganze eines Tages verstehen“, erklärt mit Kai. Mir fällt es ziemlich schwer den Tofu zu essen und überhaupt weiterhin ruhig am Tisch sitzen zu bleiben. Wann wird die Situation endlich einmal besser? Wie lange kann ich dem tosenden Meer noch standhalten? Es ist so unglaublich schwer einem Menschen Halt zu geben, wenn man selbst so eine Person braucht. ------- Das nächste Kapitel :) Wer Fehler findet kann mir diese gerne mitteilen. Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen. Kapitel 39: Alter Bekannter --------------------------- Mein Kopf pocht total unangenehm und ich fühle mich auch total benebelt und schlecht als ich die Augen öffne. Eben war ich doch noch auf dem Klo? Wie bin ich zurück in den Proberaum gekommen? Und wer hat mich auf die Couch gelegt? Und warum liegen mehrere Decken auf mir? Und warum ist nur noch Ruki hier? Mit belegter Stimme frage ich unseren Sänger: „Was ist passiert?“ „Akiya hatte dich bewusstlos im Flur gefunden. Ist dir immer noch schlecht?“, erkundigt er sich besorgt. Ich nicke nur und setze mich hin. Seufzend nimmt Ruki eine Tablette aus meiner Umhängetasche und drückt mir diese zusammen mit einer Flasche Wasser in die Hand. Warum trage ich bitte nur eine Kapuzenjacke von Akiya? Wo ist mein T-Shirt hin? Nachdem ich die Tablette eingenommen habe schließe ich die Augen wieder und lehne mich zurück. Es dauert gefühlt ewig bis ich mich ein ganzes Stück besser fühle und mich per Email bei Akiya bedanken kann. Hoffentlich dauert es dieses Mal nicht so lange bis sich mein Magen wieder beruhigt hat. Warum wirft mich das mit Uruha so aus der Bahn? Es läuft doch alles wieder alles besser und momentan sieht es ja nicht danach aus als würde er es nicht schaffen. Aber trotzdem mache ich mir unglaubliche Sorgen um ihn und auch um die Band. Unerwartet fragt mich Ruki: „Magst du darüber reden?“ Ich schüttele nur den Kopf und lege mich wieder hin. Und so liege ich gefühlt Stunden da bis mir Ruki einen kalten Waschlappen auf die Stirn legt. „Trinkst du wieder Aoi?“, fragt mich Ruki ganz unerwartet. Wie kommt er bitte darauf? Ich habe schon ewig nichts mehr getrunken und nur weil Kai momentan so viel zu tun hat fange ich garantiert nicht an zu trinken. Ich habe noch nicht einmal mehr Lust darauf etwas trinken zu gehen. „Wieso?“, erkundige ich mich und gucke ihn missmutig an. „Du bist die letzten Tagen total abwesend und es schien halt so, als hättest du die ganze Zeit einen Kater“, verteidigt sich Ruki. Als die Bauchkrämpfe wieder einsetzen rolle ich mich wimmernd zusammen. Und so ignorieren wir uns wieder gegenseitig eine ganze Weile. Von allen Bandmitgliedern weiß Ruki am wenigstens über alles was die letzten Wochen passiert ist. Und er scheint darüber auch ziemlich froh zu sein. Etwas widerwillig nehme ich noch eine Tablette und hoffe einfach einmal, dass der Spuk schnell vorbei ist. Warum sind die Schmerzen überhaupt so schlimm? Ich habe die Tage nichts ungewöhnliches gegessen und obwohl Kai nicht da war habe ich zu geregelten Zeiten gegessen. „Ruki? Es tut mir Leid, dass ihr euch Sorgen um mich macht. Das sind einfach nur die Tabletten und nichts anderes. Ich trinke nicht und die Ärzte haben ein ziemlich genaues Auge darauf was ich überhaupt an Tabletten einnehme. Wenn ich dir hier auf den Keks gehe, dann kann ich auch heimfahren. Und ich bin jetzt auch nicht sauer darauf, wenn du mich heimschickst“, gebe ich zu. Momentan ist es so stressig mit den ganzen Presseterminen. Mittlerweile nimmt Uruha wieder an einigen teil und das bedeutet auch viel mehr Arbeit für uns alle. Es ist halt ein ganz ungewohntes Gefühl mal nicht von Pressetermin zu Pressetermin zu hetzen und zwischendrin für eine entspannte Stimmung zu sorgen. Wann er wohl wieder ganz normal arbeiten gehen kann? Aus dem Grund ist die Stimmung auch total angespannt. Und seit Uruha aus dem Krankenhaus entlassen wurde ist eh der Wurm drinnen. „Du gehst mir nicht auf die Nerven, Aoi. Und ich lass dich jetzt auch nicht alleine, das kannst du vergessen. Du warst eben ziemlich lange bewusstlos und ich will einfach nicht, dass dir daheim etwas passiert. Schlaf noch etwas, ja?“, schlägt er vor. Ob er das ernst meint? Ist er einfach nur schlecht drauf, weil es mit dem Texte schreiben nicht so klappt wie er will? Oder wollte er heute Nacht etwas mit seiner Verlobten machen und ich halte ihn davon ab? „Danke, dass du für mich da bist“, erwidere ich und versuche es noch einmal mit dem Schlafen. ~ Am nächsten Tag haben wir so viele Interviewtermine, dass ich mich total zudröhnen muss mit Medikamenten um überhaupt daran teilnehmen zu können. Ich will den anderen einfach keine Last sein und es reicht mir schon, dass wir gestern die Probe abbrechen mussten wegen mir. Obwohl ich alle meine Notfallmedikamente nehme wollen die nicht so recht anschlagen. Und das frustriert mich ungemein. Es ist jetzt nicht das erste Mal, aber da ich so lange Ruhe vor dem Kram hatte ist es halt ungewohnt. Gerade sitze ich auf Uruhas Schoß im Proberaum und versuche mein bestes die Nerven zu behalten. Er streicht mir immer wieder beruhigend über den Rücken, während ich leise vor mich hin schluchze. Die Nacht über waren die Bauchkrämpfe wieder ziemlich stark und nur wegen den Terminen kann ich das ganze nicht einfach daheim aussitzen. Es ist so erniedrigend immer wieder hier aufs Klo zu rennen und vor allem von meinen Kollegen dabei auch noch gesehen zu werden. Ich möchte einfach nicht als schwach gelten. Ich weiß noch nicht einmal, ob mich heute jemand schon in dem Zustand gesehen hat? Aber es reicht ja schon, dass mich meine Band so sieht, oder? Seufzend setzt sich Reita neben mich und legt eine Hand auf meine Schulter um mir mitzuteilen: „Wir fahren gleich nach dem Interview zu mir. Die Tablette müsste gleich wenigstens etwas wirken.“ Ich nicke nur und kralle meine Hände in Uruhas Oberteil. Wie habe ich nur die ganzen Wochen ohne ihn durchgestanden? Es fühlt sich so unendlich lange an ehe wir zum Konferenzraum gehen und danach endlich zu Reita fahren. Die Tablette wollte auch nicht so recht wirken und es fiel mir schon ziemlich schwer ruhig sitzen zu bleiben und wenigstens den Anschein zu erwecken, dass ich zuhöre. Reita musste mich Huckepack nehmen, da ich nach dem Interview total kaputt war und kaum geradeaus gehen konnte. Auch bei ihm daheim will es mir einfach nicht besser gehen. Immer wieder versuche ich meine eigenen Schreie im Kissen zu ersticken. Es tat schon lange nicht mehr so unendlich weh. Hoffentlich ist das Morgen alles wieder weg, da einige wichtige Termine anstehen. Und schon wieder lässt mich ein Krampf zusammen zucken und schon wieder ramme ich mir meine Fingernägel in den Oberschenkel. Uruha rubbelt mir mit einem Handtuch den Körper trocken und streicht mir einige Male durch die Haare. Ich habe so Angst, dass das alles ihn triggern könnte. Was mach ich dann? Erinnert ihn das nicht alles zu sehr an Shizuoka? Oder an die Zeit, in der ich so viel Alkohol trank? Zitternd schiebe ich Uruha von mir weg. Ich will ihm nicht weh tun. Er hat schon genug Sorgen und sollte sich nicht noch um seinen kranken Freund kümmern müssen. Warum kann ich nicht einfach einmal für längere Zeit gesund bleiben? Die Tabletten haben doch so lange gewirkt, warum können sie dann nicht noch ein wenig länger wirken? Ich rolle mich zusammen und werde schon wieder von einem Krampf durchgeschüttelt. Es sind gleißende Schmerzen, ganz so als würde jemand ein Messer immer wieder in meinen Bauch rammen. Und alles wird ganz plötzlich schwarz. Ich bekomme kaum mit wie jemand an meiner Schulter ruckelt, den Kopf festhält, mir Wasser ins Gesicht spritzt und fremde Menschen die Wohnung betreten. Es fühlt sich alles so schrecklich weit weg an. Die Fahrt ins Krankenhaus im Rettungswagen und die unzähligen Untersuchungen in der Notaufnahme fühlen sich so unwirklich an. Was passiert mit mir? Was ich als nächstes bewusst wahrnehme ist der beißende Geruch vom Desinfektionsmittel und die vielen Kabel an mir. „Aoi? Hey, es ist alles okay“, versichert mir Uruha. Erschöpft öffne ich die Augen und erschrecke mich schon ziemlich, als ich die ganzen Gerätschaften neben mir erblicke. Warum bin ich auf der Intensivstation? Geht es mir wirklich so schlecht? Vorsichtig streicht er mir über die Wangenknochen und zieht etwas die Decke hoch. Ich fühle mich so als hätte jemand mein ganzes Gehirn mit Wattebällchen gefüllt. „Es tut mir Leid“, sage ich mit ganz heiserer Stimme. „Dir muss nichts Leid tun, Aoi. Wir hätten dich schon gestern hierhin bringen sollen“, erwidert Uruha und streicht mir vorsichtig die Haare hinter die Ohren. „Jetzt müsst ihr aber wegen mir eine Pause einlegen“, antworte ich. „Mach dir keine Gedanken darum, okay?“, bittet mich Uruha. Ich nicke nur und schlafe wieder ein. Es dauert einige Tage ehe ich wieder auf die normale Station darf und in der Zeit hat mich auch keiner besucht. Es fühlt sich alles so unwirklich an. Und ich weiß nicht, ob es nach diesem Krankenhausaufenthalt überhaupt noch eine Band gibt. Es muss ja schon einen schwerwiegenden Grund haben warum mich keiner besuchen kommt, oder? Durch die Dusche eben bin ich schon wieder total geschlaucht und obwohl ich die letzten Tage so viel geschlafen habe könnte ich jetzt wieder schlafen gehen. Anstatt mich weiter im Bett herumzuwälzen stehe ich auf und setze mich an den Tisch um die Interviews abzuarbeiten. Ich hoffe so sehr, dass unsere Band nicht an all den Problemen momentan zerbricht. Haben wir nicht demnächst noch eine Tour? Darf ich überhaupt mit auf Tour gehen? Der Arzt gibt mir keine klaren Antworten und will sich nicht festlegen. Er meint ich solle noch diese Woche abwarten, da meine Blutwerte nach wie vor ziemlich schlecht sind. Es wäre halt die erste Tour seit langem zusammen mit Uruha und ich hatte mich eigentlich schon darauf gefreut. Zur Zeit lebt Uruha ja immer noch bei Reita, weshalb ich ihn auch nicht so oft sehen kann. Es wäre schön sich halt wieder öfters zu sehen. Als jemand an die Tür klopft und herein kommt drehe ich mich demonstrativ weg. Leise lachend meint Kai: „Ich verschwinde nicht einfach, nur weil du das willst.“ „Was machst du hier?“, erwidere ich ziemlich genervt. „Mich versichern, dass mein Gitarrist nicht das Krankenhaus zerlegt“, sagt er scherzhaft, „Ich hatte einfach das Gefühl, dass du eine Auszeit von uns brauchst. Geht es dir wieder etwas besser? Ich hab dich gestern bei den Terminen wirklich vermisst.“ Kai ist ziemlich gut drauf und das obwohl er ja wegen mir viel mehr Arbeit hat. Ob er die Zeit ohne mich genießt? Immerhin bin ich ja kein einfacher Zeitgenosse. Ich bin ganz schön enttäuscht als ich mich umdrehe und keinen Uruha sehen kann. Ob es ihm nicht gut geht zur Zeit? Oder hat er wegen der Tagesklinik einfach keine Zeit? Lächelnd streicht mir Kai ein paar Mal durch die Haare und setzt sich auf den anderen Stuhl. „Die anderen sind beschäftigt, aber sie vermissen dich auch. Komm einfach ganz schnell wieder auf die Beine, ja?“, bittet mich Kai. Seufzend halte ich ihm ein paar Zettel hin, die er auch direkt annimmt und verschränke die Arme vor der Brust. Irgendetwas ist hier faul, oder? Selbst meine anderen Freunde haben mich in Ruhe gelassen und das ist wirklich sehr ungewöhnlich. „Hab ich irgendetwas falsches gesagt die letzten Tage? Um ehrlich zu sein hatte ich echt Angst davor, dass du jetzt auftauchst und mich aus der Band schmeißt“, gebe ich ehrlich zu. Kai guckt mich auf einmal ganz besorgt an und tätschelt meinen Arm ehe er meint: „Wie kommst du denn auf so etwas? Das ist völliger Schwachsinn. Ich wollte einfach nur, dass du dich etwas ausruhen kannst. Und das klappt einfach nicht, wenn Uruha um dich herum wuselt. Deine Freunde hatte ich auch gebeten etwas Abstand zu nehmen, da dir das alles ja ziemlich unangenehm ist. Ich wollte dir mit der Aktion nicht weh tun, Aoi.“ „Dann habe ich das wohl falsch verstanden. Wie geht es Uruha? Ich hoffe er macht sich nicht zu große Sorgen um mich“, erkundige ich mich. Nachdenklich erwidert Kai: „Ihn nimmt das schon ziemlich mit, da du ja schon ziemlich schlecht dran warst als der Krankenwagen gerufen wurde. Aber ansonsten tut ihm die Arbeit wirklich gut und er wird auch noch diesen Monat von der Tagesklinik entlassen. Du kannst ihn ja mal nachher anrufen? Er wird sich garantiert darüber freuen.“ Nachdenklich packt er seine Mappe aus und legt mir einige neue Blätter auf den Tisch. Scheinbar sind das schon die fertigen Interviews von den letzten Wochen. „Werde ich machen“, antworte ich. Glücklich umarme ich Kai, der diese direkt erwidert und mich ganz schön an sich drückt. Ich bin so froh darüber, dass ich immer noch in dieser Band sein darf. Ohne sie hätte ich schon längst aufgeben. Und ohne sie wäre ich schon längst nicht mehr mit Uruha zusammen. Kapitel 40: Überraschung ------------------------ Es fühlt sich komisch an wieder daheim in meiner Wohnung zu sein. Die meiste Zeit des Tages verschlafe ich, obwohl ich mir so viel vorgenommen habe. Eigentlich muss ich für die Tour proben, aber ich bin immer noch krank geschrieben und all meine Gitarren sind im Proberaum und Kai hat vorsorglich meinen Schlüssel von diesem an sich genommen. Grummelnd drehe ich mich auf die andere Seite und starre aus dem Fenster. Ich habe noch nicht einmal Lust darauf aufzustehen und wenigstens irgendetwas sinnvolles wie Hausarbeit zu tun oder Fernseher zu gucken. Als ein Schlüssel im Schloss geht erschrecke ich mich unheimlich. Kai kann es auf alle Fälle nicht sein, da dieser bis heute Abend spät arbeiten muss. Aber wer soll es sonst sein? Hat er jemanden meinen Schlüssel gegeben? Missmutig ziehe ich die Decke bis an mein Kinn und stelle mich schlafend. So wirklich habe ich keine Lust auf Konversation, also ist das auch die perfekte Lösung. Derjenige ist ganz schön laut in der Küche und benutzt auch den Wasserkocher, weshalb es kein Dieb sein kann. Welcher Dieb macht sich schon erst einmal einen Kaffee? Es dauert nicht lange bis jemand ganz leise das Schlafzimmer betritt und sich vor mich stellt. Und mir einfach mehrfach durch die Haare streicht. Direkt steigt mir das Aftershave von meinem Freund in die Nase. Leise glucksend meint Uruha: „Muss ich dich erst wach küssen, oder stehst du freiwillig auf?“ Positiv überrascht schlage ich die Augen auf und gucke ihn ganz verwundert an. Was macht er bitte schön alleine bei mir? Lächelnd hockt sich Uruha auf den Boden und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Unsicher streiche ich diesem über die Wangen und senke den Blick. Ich habe ein ganz schön ungutes Gefühl bei der Sache. Er wird ja nicht ohne Hintergedanken gekommen sein, oder? Garantiert hat ihn einer hergeschickt. Ich möchte einfach nicht, dass Uruha nur aus reinem Pflichtgefühl hier ist. Einzelne Tränen schleichen sich aus meinen Augen, weshalb ich direkt mein Gesicht in meinen Händen vergrabe. Ob er mich überhaupt noch liebt? Ich erschrecke mich ziemlich, als Uruha auf einmal über mich ins Bett klettert und mich in eine Umarmung zieht und mir immer wieder über den Bauch streichelt. Ich habe ihn so schrecklich vermisst gehabt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass es diesen Uruha seit der Vergewaltigung nicht mehr gibt. Aber scheinbar habe ich mich getäuscht. Schluchzend drehe ich mich auf die andere Seite und drücke mein Gesicht in Uruhas Halsbeuge. Es tut so gut ihn bei mir zu haben. „Magst du mir erzählen, was dich so bedrückt?“, fragt er. Ich schüttele nur den Kopf und kralle meine Hände in sein Oberteil. „Uru-chan, warum bist du hier?“, erwidere ich ganz undeutlich. Leise glucksend streicht er mir ein paar Mal durch die Haare ehe er mir einen langen Kuss darauf drückt. Und ganz langsam schaffe ich es auch mich zu beruhigen und einfach nur den Moment zu genießen. „Du bist mein Freund, Aoi. Warum sollte ich nicht hier sein? Sowohl Reita als auch Kai sind bis heute Abend beschäftigt und ich wollte einfach einmal die Gelegenheit nutzen und etwas Zeit mit dir alleine verbringen. Und es tut einfach einmal gut keinen Beobachter bei so etwas zu haben“, gibt Uruha zu. Also wissen die beiden wahrscheinlich nicht, dass er gerade hier ist. Wovor wollen sie uns beschützen? Bevor Uruha in der Psychiatrie war, waren wir ziemlich lange ganz alleine in Shizuoka und es ging alles gut. Also warum ist jetzt immer einer dabei, wenn wir uns treffen? Ich hab Angst davor, dass wir nachher Ärger bekommen könnten. Mit einem Lächeln im Gesicht hilft mir Uruha aus dem Bett und in die Küche, wo er mir erst einmal eine Tasse Tee vor die Nase stellt. Es dauert auch nicht lange ehe er für uns beide etwas kocht. Er scheint auf alle Fälle heute gut drauf zu sein und es scheint mir auch nicht so, als würde er nur so tun als ob. Er sieht so unglaublich entspannt und glücklich aus, dass es mich doch etwas irritiert. Ist er wirklich glücklich darüber wieder daheim bei mir zu sein? Bei Reita wirkte er nicht so glücklich, obwohl die beiden beste Freunde sind. Manchmal werde ich aus Uruha einfach nicht schlau. Und ich habe ja jetzt bis aufs herum heulen noch nicht so viel gemacht seit er da ist, also was macht ihn glücklich? Seufzend nehme ich gefühlt viel zu viele Tabletten mit etwas Tee zu mir und lege den Kopf auf dem Tisch ab. Die Müdigkeit nervt einfach nur noch, aber sie ist um Welten besser als die Übelkeit. Wahrscheinlich kann ich im Laufe der nächsten Woche die Tabletten auch wieder reduzieren und dann dürfte ich auch nicht mehr ganz so ausgelaugt sein. Lächelnd drückt mir Uruha einen Kuss auf die Stirn und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Schweigend verbringen wir das Mittagessen. Es ist einfach so schön jemanden hier zu haben, der auch mein Schweigen aushalten kann. Nach dem essen gehe ich ins Wohnzimmer und lege mich auf die Couch. Ich fühle mich wie vom LKW überrollt. Mit einem Lächeln im Gesicht folgt mir Uruha kurze Zeit später und stellt den Fernseher an und setzt sich auf den Boden vor dem Sofa. „Versuch noch etwas zu schlafen, Aoi-chan“, schlägt Uruha vor und streicht mir ganz kurz über die Wange. „Bist du nachher immer noch da?“, erwidere ich und gucke ihn traurig an. Ich habe Angst davor, dass ich ihm nicht genug bin. Wer will schon so einen kaputten Typen wie mich haben? „Natürlich bin ich nachher noch da! Und mach nicht so ein trauriges Gesicht, bitte“, fordert er und drückt einen Kuss auf meinen Mund. Seufzend schließe ich die Augen Während mir Uruha liebevoll den Nacken krault schlafe ich langsam ein. Ganz verwirrt gucke ich Kai an, als mir dieser an der Schulter rüttelt. Schlaftrunken erkundige ich mich erst nach Uruha und dann nachdem Grund warum er mich geweckt hat. Murrend reibe ich mir über die Augen und setze mich hin. Mittlerweile ist es schon Abend und so wirklich ausgeruht fühle ich mich nicht. „Uruha ist in der Küche und wartet darauf, dass wir endlich mit dem Abendessen anfangen. Magst du mit mir darüber reden, was dich bedrückt?“, bietet er mir an. Wahrscheinlich hat Uruha Kai erzählt, dass ich geweint habe. Ich schäme mich unglaublich dafür, schließlich hatte ich absolut keinen nachvollziehbaren Grund dafür und ich weiß nicht, ob einer der beiden meine momentanen Gefühle verstehen würde. Und ich habe nicht wirklich Lust darauf mir wieder anzuhören, dass ich mir einfach weniger Gedanken machen soll. „Ich glaube, ich spinne mir momentan nur etwas zusammen. Ist es okay, dass Uruha hier ist?“, gebe ich ehrlich zu. „Es ist eure Wohnung und wenn Uruha es für richtig hält hier zu sein, dann ist es doch absolut kein Problem. Freust du dich nicht darüber, dass er wieder hier ist?“, fragt er mich unsicher. Ich zucke nur mit den Schultern und stehe auf um ihm in die Küche zu folgen. So wirklich weiß ich noch nicht, ob ich mich über seine Anwesenheit freuen kann. Mit einem Lächeln setze ich mich neben Uruha und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Was erwartet er von mir? Oder reicht ihm einfach die Tatsache, dass ich in seiner Nähe bin? Zögerlich fragt mich Uruha: „Kommst du morgen auch zur Probe? Oder bist du noch zu krank dafür?“ Fragend schaue ich Kai an und lege den Kopf schief. Er wollte mich die Woche nicht dabei haben und er hat auch nicht gesagt, wie lange ich noch Zwangspause habe. „Er kommt morgen mit. Es wird Zeit, dass unser Opa mal wieder eine ordentliche Beschäftigung hat und wenn es gar nicht geht, dann sehen wir es dann ja. Oder siehst du das anders, Aoi?“, fragt er mit einem gefährlichen Unterton. Darf ich überhaupt was anderes sagen? Bald ist die Tour und ich muss endlich einmal üben, wenn ich nicht total versagen will. „Ich komm morgen auf alle Fälle mit! Nachher vergesst ihr noch, dass ich dazu gehöre und das will ich nicht riskieren“, meine ich scherzhaft, obwohl mich das Thema mehr beschäftigt als es sollte. Mit einem Kloß im Hals nehme ich die Tabletten und esse weiter. Ich darf jetzt nur nicht anfangen zu weinen, dann ist alles gut. Lachend erwidert Kai: „Den nörgelnden Opa vergessen? Das klappt einfach nicht, Aoi-chan. Und zieh nicht so ein Gesicht, du gehörst einfach zur Band dazu und so schnell wirst du uns nicht los.“ Vorsichtig knufft er mich in den Oberarm und schaut mich aufmunternd an. Vielleicht sollte ich mir wirklich weniger Gedanken um das wäre wenn machen. Es läuft ja alles wieder halbwegs gut und da sollte ich mir nicht selbst im Weg stehen. Da Uruha unbedingt noch etwas mit Kai Fernseher schauen möchte, liege ich gerade neben meinem Freund notgedrungen auf der Couch und lasse mich von irgendeiner richtig albernen Show berieseln. Uruha streicht mir immer wieder geistesabwesend über den Bauch und es ist einfach nur ein unheimlich schönes Gefühl, was er mit dieser Geste auslöst. Ohne es wirklich groß verhindern zu wollen schlafe ich deshalb ein. Erst erschrecke ich mich ziemlich, als ich mich plötzlich auf Kais Armen wiederfinde, aber als er mich Richtung Schlafzimmer trägt entspanne ich mich wieder. Uruha geht vor uns und immer wieder wirft er mir besorgte Blicke zu. Warum lässt er mich nicht selbst laufen? Oder habe ich seine Versuche mich aufzuwecken verschlafen? Mit einem Lächeln legt mich Kai ganz sanft auf dem Bett ab und wünscht uns beiden eine gute Nacht, ehe er uns alleine lässt. Schlaftrunken lege ich mich etwas bequemer hin und decke mich zu. Es dauert auch nicht lange bis Uruha das Licht ausmacht, sich neben mich hinlegt und in eine Umarmung zieht. Ich habe so Angst davor, dass er wieder zu Reita gehen könnte. Ich könnte das nicht ertragen. Ungewollt spanne ich mich ziemlich an und ich kann es auch nicht verhindern, dass wieder die Tränen fließen. Ich möchte Uruha einfach nicht gehen lassen. „Aoi-chan? Warum weinst du denn jetzt? Ist dir schlecht?“, fragt mich Uruha direkt besorgt. Vorsichtig legt er eine Hand auf meine Stirn und murmelt mir beruhigende Worte zu. Was mich nur noch aufgewühlter macht, da ich ihm gerne diese Sorge nehmen würde. Aber ich kann einfach nicht aufhören zu weinen und mittlerweile brennen meine Augen ganz schön. Uruha knipst gerade die Nachttischlampe auf meiner Seite an, weshalb ich schützend meine Hände vors Gesicht nehme. „Soll ich Kai holen? Aoi?“, bietet er an. Ich schüttele den Kopf und kauere mich zusammen. Mein Kopf fängt an wie wild zu pochen. Zaghaft streicht er mir immer wieder über die Haare. Mit Tränen erstickter Stimme meine ich: „Ich will das du hier bleibst bis zur Tour.“ Seufzend drückt er einen Kuss auf meine Hand und erwidert: „Wenn du das möchtest, dann bleib ich gerne hier. Weinst du deshalb gerade? Oder steckt da mehr dahinter?“ Ich schüttele nur den Kopf und schniefe leise vor mich hin. Ganz vorsichtig zieht mir Uruha die Hände vom Gesicht und drückt mir ein Taschentuch in die Hand. Fahrig wische ich mir damit übers Gesicht und schnäuze meine Nase, ehe ich es zusammenknülle und in den Papierkorb werfe. Nur langsam hören die Tränen auf zufließen. Lächelnd drückt mir Uruha einen Kuss auf den Mund und fragt noch einmal: „War das der einzige Grund?“ „Ich hab dich vermisst, Uru-chan“, antworte ich und ziehe ihn auf mich drauf. Verwirrt gucke mich Uruha an und rollt einmal gut sichtbar die Augen, ehe er das Licht ausmacht. „Ich frag jetzt lieber nicht weiter nach. Schlaf jetzt einfach, ja? Und ich hau dir nicht ab, dafür hab ich dich einfach zu gern“, meint Uruha scherzhaft und zieht die Decke über uns. So liegen wir eine ganze Zeit lang schweigend da ehe sich Uruha von mich rollt und sich neben mich hinlegt. „Wie kann ich dir die Angst bloß nehmen?“, flüstert Uruha leise und kuschelt sich ein wenig an mich. Ich zucke nur mit der Schulter als Antwort. Ich weiß ja noch nicht einmal was genau diese Angst auslöst. Im Grunde weiß ich nämlich ganz genau wie viel ich Uruha bedeute und ich glaube auch nicht wirklich daran, dass er die Beziehung einfach beenden würde. Aber seit dem Reita mit mir Schluss gemacht hatte ist etwas in mir zerbrochen und egal wie oft ich es flicke wird es einfach nicht mehr ganz. Ich kann einem anderen Menschen nicht mehr so blind vertrauen. Und die Beziehungspause mit Uruha war ja auch nicht gerade von kurzer Dauer, weshalb es mir schon ziemlich schwerfällt an das Gute zu glauben. ------ Und ein neues Kapitel! :D Kapitel 41: Streit ------------------ Irgendwie verläuft die Tour alles andere als gut und ich mach mir unglaubliche Sorgen um die noch folgenden Konzerte. Kurz bevor es losging hatte Uruha ordentlich Krach mit den anderen und keiner will mir verraten warum niemand den Streit beenden will. An dem Tag als es passierte war ich im Krankenhaus für eine Infusion und als ich dann verspätet zur Probe kam, war eine richtig angespannte Stimmung. Ich hatte mich an dem Tag total fehl am Platz gefühlt und mich kaum getraut mit irgendwem zu reden. Das war auch der Tag an dem Kai es erste Mal seit langem nicht mit zu uns nach Hause kam und Uruha hatte deshalb auch die ganze Nacht durch geheult. Ich hatte immer wieder versucht mit ihm über den Tag zu reden, aber Uruha zieht es lieber vor Probleme totzuschweigen. Anstatt einem klärenden Gespräch am nächsten Tag herrschte nur Funkstille und obwohl sich alle Beteiligten äußerst professionell verhalten wirkt sich die Stimmung nach wie vor auf unsere Konzerte aus. Ich versuch mich da komplett herauszuhalten, da ich weder weiß worum es geht noch will ich zwischen die Fronten geraten. Das einzige was ich mache ist für Uruha da sein und sobald die Stimmung hochkocht zerre ich meistens mit einem entschuldigenden Blick Uruha aus dem Raum. So kenne ich ihn definitiv nicht und ich habe schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich abends ganz alleine mit ihm im Hotelzimmer bin. Die meiste Zeit ist er einfach nur still und schweigt vor sich hin, aber manchmal reagiert er ziemlich aggressiv und das verunsichert mich dann schon ziemlich. Heute flogen wieder ziemlich die Fetzen, weshalb ich ganz alleine mit ihm mit dem Taxi zurück zum Hotel gefahren bin. Das Konzert verlief wenigstens besser als die anderen bisher und eigentlich gab es auch keinen Grund zu streiten? Ich habe ganz große Angst davor, dass Uruha handgreiflich werden könnte. Und es belastet mich schon sehr, dass ich nicht ganz normal mit den anderen reden kann ohne ein schlechtes Gewissen gegenüber Uruha zu bekommen. Uruha hatte auf alle Fälle eben ein sehr langes Bad genommen und jetzt schläft er tief und fest dank der Medikamente. Obwohl er eigentlich ziemlich viel schläft hat er wahnsinnige Augenringe und da frag ich mich schon, warum das so ist? Er hatte zwar das eindeutige okay für die Tour von allen Ärzten bekommen, aber trotzdem setzt ihm der Touralltag so unglaublich zu. Selbst nachmittags schläft er ziemlich lange und so wirklich essen und trinken will er auch nicht. Man kann ihm quasi dabei zusehen wie er von Tag zu Tag mehr abbaut und ich weiß nicht wie lange ich das noch tolerieren kann. Es tut mir einfach unglaublich weh ihn so zu erleben. Hoffentlich muss er die Tour nicht unterbrechen, weil das könnte unglaublich Ärger mit dem Veranstalter geben. Immerhin hatte er ihnen versichert, dass er die Tour durchsteht und nicht wegen irgendwelchen psychischen Problemen ausfallen wird. Ein leises Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Seufzend nehme ich den Hotelzimmerschlüssel und öffne die Tür um das Zimmer zu verlassen. Kai hatte mir eben eine Nachricht geschrieben, da er gerne einmal mit uns allen reden möchte. Nachdem ich die Tür leise geschlossen habe folge ich ihm schweigend ein paar Zimmer weiter, wo ich mich neben Ruki aufs Bett setze. Die Stimmung ist richtig angespannt und ich fühle mich auch absolut nicht wohl hier in diesem Zimmer. Plötzlich platzt es aus Reita heraus: „Uruha hält dem Druck einfach nicht stand. Der packt die Tour nicht und ich weiß nicht, ob wir ihn wirklich weiterhin mitschleifen sollen.“ Hat er wirklich so große Probleme mit dem Druck? Er ist erst seit kurz vor der Tour so und ich kann mich nicht daran erinnern, dass seine Medikamente noch einmal geändert wurden. Macht ihn etwa die Angst vor dem Versagen so? Vielleicht ist etwas in der Klinik vorgefallen? Oder bei Reita selbst? Uruha wollte ja unbedingt ganz plötzlich wieder bei uns daheim wohnen und dass hatte mich schon ziemlich erstaunt. Hatte ihm also jemand ins Gewissen geredet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Reita daran Schuld ist. Er hat uns die ganzen letzten Wochen massiv unterstützt und Uruha würde er wahrscheinlich so etwas gemeines nicht an tun. Kleinlaut gebe ich zu: „Er ist ja nicht nur gegenüber euch so aggressiv, sondern auch gegenüber mir. Zwischendurch brauch ich nicht viel machen um ihn zum explodieren zu bringen.“ Bisher weiß nur der Manager davon, da ich wie oft mit Uruha zusammen dem Rest der Band erfolgreich aus dem Weg gegangen bin die letzten Tage. Ich wollte einfach verhindern, dass der Streit noch mehr eskaliert und das alleine sein hat auf jeden Fall Uruha geholfen. Er kann es momentan nicht haben, wenn Leute um ihn herum wuseln und genau damit hatte er eigentlich bisher nie Probleme gehabt. Woher kommt also der plötzliche Sinneswandel? Eine Weile schweigen wir uns an und so wirklich verwundert es mich nicht. Es fühlt sich einfach nicht richtig an hinter Uruhas Rücken über ihn zu reden. Und eigentlich weiß ja auch keiner warum mein Freund so handelt. Unsicher füge ich hinzu: „Er leidet unglaublich unter dem Streit, auch wenn er sich nichts anmerken lässt. Er hat schon ein paar Tage kaum was gegessen und da ist ein Konzert eigentlich das letzte was er tun sollte. Er hat auch die ganze Autofahrt hierhin geweint, weil er nicht ganz verstanden hat warum ihr alle mit dem Bus gefahren seid und wir mit dem Auto vorlieb nehmen müssen.“ Der Manager hatte uns im Auto mitgenommen, damit Uruha nicht so viel Zeit mit dem Rest der Band verbringen muss und in einem Tourbus ist es einfach nicht möglich einmal nur für sich zu sein. Die Fahrt hierhin war eine riesige Katastrophe und es war wirklich schwer Uruha in dem Zustand zu ertragen. Ich habe ja schon eine Menge Mitleid mit ihm, aber andererseits ist er es auch selbst schuld. Er kann ja auch einfach einmal mit den anderen reden und ich glaube kaum, dass der Streit wirklich so gravierend war. Auf einmal meint Kai: „Der Manager meinte heute zu mir, dass er es nicht länger verantworten kann oder will. Das heißt entweder klären wir das bis zum Konzert morgen oder die Tour ist entweder für uns alle oder nur für Uruha zu Ende. Und ich glaub für Uruha bricht erst recht die Welt zusammen, wenn wir die Tour abbrechen müssen.“ Können wir es wirklich verantworten ohne Uruha zu touren? Wo bleibt er dann in der Zeit? Ich will ihn nicht alleine lassen müssen. Wie aus der Pistole geschossen erwidert Ruki: „Ich hab wirklich Angst vor dem Moment, in dem Uruha seine Wut nicht mehr gegen uns sondern komplett gegen sich selbst richtet. Und ich glaube er ist bald an dem Punkt angelangt.“ Daran habe ich schon die ganze Zeit nicht denken wollen. Wird er dann zurück in ein Loch fallen? Er war ja jetzt wirklich lange stationär in Behandlung und ich glaub einen Rückfall verkraftet er nicht. Vorsichtig merke ich an: „Mir ist der Grund für den Streit vollkommen egal. Und ich weiß auch, dass Uruhas Verhalten alles andere als angemessen ist. Bitte versucht aber trotz allem das einfach morgen irgendwie zu klären. Ich halt mich da raus. Ich hab schon versucht auf Uruha einzureden, aber bei ihm stößt man zur Zeit nur auf taube Ohren.“ Ich will mich nicht zwischen die Fronten begeben müssen. „Dann komm ich morgen früh um 9 Uhr zu euch aufs Zimmer“, schlägt Kai vor. Scheinbar sind die anderen damit einverstanden, weshalb ich mich leise von ihnen verabschiede und wieder zurück zu meinem Sorgenkind gehe. Man hat gerade richtig gemerkt, dass sie nicht wirklich in meiner Anwesenheit über Uruha reden wollten und ich kann es ja auch ein bisschen verstehen. Jedoch geht es hier um meinen Freund und ich will einfach nur, dass der Streit endlich beendet wird! Wir haben auch mehr oder weniger die ganze Zeit aneinander vorbeigeredet. Es ist einfach schwer eine Lösung für ein Problem zu finden, welches man nicht kennt. Ich bin richtig erleichtert, dass Uruha immer noch schläft und nichts von meiner Abwesenheit bemerkt hat. Mit schlechten Gewissen lege ich mich zu ihm ins Bett und stelle mir einen Vibrationsalarm für später. Hoffentlich bekommt Kai das hin. Mein Bauch findet den ganzen zusätzlichen Stress alles andere als lustig und ich will einfach nicht krank werden. Vor allem will ich nicht, dass sich Uruha dann auch noch wegen mir Vorwürfe macht. Das alles ist so verzwickt und ich frage mich, wieso wir überhaupt in so einer Situation gelandet sind? Uruha ist normalerweise der letzte, der einen Streit unnötig lange bestehen lässt. Über den Gedanken schlafe ich ein. Nachdem mich der Alarm geweckt hatte, war ich auch direkt aufgestanden um mich fertig für den Tag zu machen. Meine Laune befindet sich am absoluten Tiefpunkt als ich Kai ins Zimmer lasse und ihm mitteile, dass ich nach dem Frühstück erst wieder komme. Ich brauch gerade einfach ein bisschen Zeit für mich. Immer wenn ich schlecht schlafe ist meine Stimmung katastrophal und teilweise sage ich dann Dinge, die ich gar nicht so meine. Und heute will ich einfach keinen Streit. Der Tag wird schon lang genug und nach dem Konzert fahren wir direkt weiter in die nächste Stadt. Während dem Frühstück versuche ich einfach abzuschalten. Selbst wenn ich mir jetzt Gedanken mache wird es die Situation nicht verändern. Uruha und Kai sind erwachsen, also werden die beiden den Streit hoffentlich wie Erwachsene beenden. Trotzdem kann ich es nicht verhindern, dass ich mit einem mulmigen Gefühl zurück ins Zimmer gehe. Es fühlt sich nicht richtig an das Zimmer aufzuschließen und zu betreten. Und die Gänsehaut verstärkt dieses Gefühl unheimlich. Scharf ziehe ich die Luft ein, da nicht nur Kai am Bett steht. Auch Reita ist da und dieser hält dem auf dem Bett liegenden Uruha die Beine in die Luft. Was ist passiert? Besorgt nähere ich mich schnell den dreien und hocke mich neben das Bett um Uruha durch die Haare zu streicheln und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken. Unsicher frage ich nach: „Was habt ihr gemacht?“ Warum habe ich meinem Freund nicht beigestanden? Ist Uruha jetzt enttäuscht von mir? Zögerlich antwortet Kai: „Er hat sich während dem Gespräch ziemlich aufgeregt und er ist dann im Bad zusammen geklappt. Ich hab ihn mit Reita ins Bett getragen und gerade warten wir darauf, dass es ihm etwas besser geht. Wir haben uns soweit ausgesprochen und er hat versprochen, dass er ab jetzt sofort zu uns kommt falls es zu viel wird oder er Gesprächsbedarf hat.“ Ich glaube nicht daran, dass das alles war. Uruha verzieht ganz schön das Gesicht und versteckt es dann hinter seinen Händen. Zögerlich stehe ich auf und mache einen Waschlappen nass und lege diesen auf Uruhas Stirn. Während ich unsere Taschen packe werfe ich den anderen beiden misstrauische Blicke zu. Was haben die nur mit meinem Freund gemacht? Es fällt mir wirklich schwer Uruha kurz alleine zu lassen und unsere Sachen ins Auto vom Manager zu packen. Auch als ich wieder im Zimmer bin ist die Stimmung ziemlich bedrückt. Und diese komische Stimmung hält auch noch in der Konzerthalle an. Uruha geht es immer noch nicht wirklich besser und mich treibt er mit seiner Nervosität bald in den Wahnsinn. Gerade gehe ich mit Kai etwas die Gänge Backstage entlang, damit ich meinem Freund nicht an die Gurgel springe oder ihm einmal ordentlich die Meinung sage. Er verhält sich immer noch recht ungewöhnlich und er will einfach nicht sagen, was ihn nun so sehr beschäftigt. Wenn er sich mit Kai ausgesprochen hat, dann ist doch alles wieder in Ordnung? Unerwartet fragt mich unser Schlagzeuger: „Bis auf das aggressive Verhalten und das viele weinen ist aber alles wie vorher bei Uruha, oder? So wirklich Sinn haben seine Worte heute nicht gemacht und es kommt mir einfach so vor als wäre das Thema noch nicht abgehakt. Ich mach mir einfach unglaubliche Sorgen um ihn und ich will ihn jetzt nicht mit diesem Problem alleine lassen.“ Ist wirklich alles wie vorher? So wirklich weiß ich es nicht, da seit der Vergewaltigung nichts mehr wie gewohnt ist. Dafür hat es Uruha einfach zu sehr verändert und jeden Tag entdecke ich neue Seite an ihm und ich weiß auch nicht, ob ihm selbst das überhaupt auffällt. „Er ist ziemlich launisch, aber ansonsten ist mir nichts aufgefallen. Vielleicht hat er irgendeine Kritik falsch aufgefasst? Oder er hat einfach daran zu knabbern, dass er solange bei Reita ausharren musste? Ich weiß nicht was ihm so missfällt und er will auch nicht darüber reden. Die meiste Zeit versuch ich ihn einfach abzulenken und wenn er sich darauf einlässt, dann gebe ich mich damit zufrieden. Und so wie er eben drauf war denke ich schon, dass er das Thema jetzt abgehakt hat. Er schämt sich wahrscheinlich zu sehr für sein Verhalten und ich denke einmal wir sollten ihn jetzt auch etwas in Ruhe lassen. Vielleicht redet er mit Reita darüber, wenn die Zeit gekommen ist?“, antworte ich. Ich hoffe einfach einmal, dass die beiden gerade miteinander reden. Ich bekomme es ja auch hin mit den anderen zu reden, also wieso schafft es Uruha nicht? „Hoffentlich macht er das wirklich. Vielleicht schaffen wir es heute Abend mal richtig in Ruhe miteinander zu reden? Er redet ja eigentlich ganz gerne, wenn wir nachts im Tourbus über alles mögliche reden. Und ich glaube es würde ihm ganz gut tun, wenn wir einen Abend noch einmal so ausklingen lassen“, mutmaßt Kai. Das glaube ich auch. Mir gefallen diese Abende auch immer am Besten, vor allem wenn das Konzert vorher erfolgreich verlaufen war. An solchen Abenden merke ich jedes Mal wieso ich überhaupt in genau dieser Band spiele. Und ich glaube Uruha braucht einfach momentan die Bestätigung, dass sich im Grunde nichts verändert hat in unserer Band und wir nach wie vor genau ihn als Gitarristen wollen. Ich versteh zwar nicht ganz warum er die anderen plötzlich auf Abstand hält, aber ich kann und will ihm keine bösen Absichten unterstellen. Er hat nun einmal momentan eine sehr große Angst und was wären wir nur für Freunde, wenn wir ihn mit genau dieser alleine lassen würden? --------------------- Vielen Dank fürs lesen :) Das Kapitel ist noch von Januar und das nächste ist auf jeden Fall schon einmal ganz grob verfasst. Kapitel 42: Vorwärts gehen -------------------------- Plötzlich bin ich wieder putzmunter als ich die unruhigen Bewegungen neben mir wahrnehme. Uruha murmelt immer wieder etwas ganz leise vor sich her und augenblicklich rutsche ich ein ganzes Stück von ihm weg. Er hat immer noch ein unglaubliches Problem mit körperlicher Nähe und diese wird vor allem direkt nach Flashbacks und Alpträumen für ihn unerträglich. Mein Atem geht ziemlich schnell und ich habe Schwierigkeiten mich nicht von seiner Panik anstecken zu lassen. Wenn ich meiner eigenen Angst jetzt nachgebe, dann kann ich ihm keinen Halt geben. Und das letzte was ich will ist ihm die ganze Sache noch schwieriger als ohnehin schon zu machen. Mich zerreißt es innerlich ihn immer wieder während solchen Situationen nicht in den Arm nehmen zu können. Am liebsten würde ich ihn gerade einfach nur festhalten und ihm versichern, dass er niemand hier ihm etwas böses will. Aber ich weiß zu gut, dass Worte ihm die Erinnerungen nicht erträglicher machen können. Vorsichtig rüttele ich ihn an der Schulter und da er einfach nicht wach wird kneife ich ihn in die Wange. Kurz verzieht er vor Schmerz das Gesicht ehe er mich schnell atmend und mit großen Augen anstarrt. Ich werde mich wohl nie an diese Situationen gewöhnen können, dabei werde ich momentan fast täglich mit genau diesen konfrontiert. „Lass uns aufstehen, okay?“, fordere ich ihn auf. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass er sich im liegen einfach nicht mehr beruhigen kann. Es ist schwer Uruha zu helfen, da er einfach keine Hilfe annimmt und momentan gerne für sich alleine ist. Aber das ist nun einmal nicht möglich, schließlich sind wir auf Tour und hocken so zwangsläufig ziemlich oft aufeinander. Dabei versuchen wir ihm so oft Ruhepausen zu ermöglichen wie es eben geht, auch wenn wir dadurch mehr Arbeit haben als ohnehin schon. Wir können uns es einfach nicht leisten, dass Uruha ausfällt. In unserem Business gibt es keine Gnade und das bekommen wir ausgerechnet jetzt gezeigt. Es ist ohnehin ein Wunder, dass wir Uruha den Klinikaufenthalt und alles andere nach der Vergewaltigung ermöglichen konnten. Psychische Erkrankungen haben einfach keinen Platz in unserer Gesellschaft und das hat uns auch die Reaktion einiger Fans gezeigt. Leise seufzend schnappe ich mir die dünne Fleecedecke und gehe in den hinteren Teil des Busses zu der Sitzecke. Uruha folgt mir schweigend und man sieht es mehr als deutlich an seiner tattrigen Art, dass die Panik ihn immer noch im Griff hat. Nachdem er sich ans Fenster gesetzt hat, lege ich ihm die Fleecedecke über und streiche ihm ganz kurz durch die Haare. Widerwillig setze ich mich mit etwas Abstand zu ihm und lege die Füße auf den gegenüberliegenden Sitz. Wenn er reden möchte, dann wird er schon den Mund aufmachen. Und ich weiß genau, dass er dieses nicht machen wird. Noch immer schämt er sich für seine Schwäche und vor allem schämt er sich dafür, dass ausgerechnet ihm das passiert ist. Und so sitzen wir bis zum Sonnenaufgang schweigend nebeneinander. Immer wieder schlafe ich für einige Zeit ein und am liebsten würde ich Uruha einfach hier sitzen lassen und zurück ins Bett gehen. Jedoch ist die Angst zu groß, dass er sich was antun könnte und deshalb bleibe ich notgedrungen bei ihm sitzen. Ob sich diese Angst irgendwann legen wird? Ich erschrecke mich ziemlich, als auf einmal Reita sich zu mir herunterbeugt und fragt wie lange wir hier schon sitzen. „Schon ein paar Stunden glaube ich. Er starrt die ganze Zeit einfach nur aus dem Fenster“, antworte ich ihm wahrheitsgemäß. Kopfschüttelnd nimmt Reita meine Füße vom Sitz und schlaftrunken schaue ich ihm dabei zu wie er Uruha am Oberarm nimmt und mit ihm im unteren Teil des Busses verschwindet. Was hat er nur vor mit ihm? Meine Augenlider sind viel zu schwer und ich denke Mal, dass er sich schon gut um ihn kümmert. Es dauert auch nicht lange ehe sich Reita ganz alleine neben mich setzt und meint: „Ich hab ihm was stärkeres gegeben. Leg dich am Besten auch noch einmal hin, heute wird ein langer Tag.“ Unsicher frage ich: „Hätte ich ihm eben schon was geben sollen?“ „Ich weiß es nicht, Aoi. Wir reden nachher einmal mit allen darüber, okay? Uruha braucht glaub ich gerade etwas was wir ihm nicht geben können und ich glaube es ist wirklich das Beste, wenn er wieder zurück in die Tagesklinik nach der Tour geht.“ „Daran hab ich auch schon gedacht. Nimm es mir nicht übel, aber ich will gerade einfach nur zurück ins Bett“, antworte ich und muss ein Gähnen unterdrücken. Die Tabletten machen mich schon ganz schön müde und das merke ich vor allen an den Tagen, an denen mich Uruha wachhält. Schweigend gehen wir zurück in unsere Schlafkojen und es fällt mir ganz schön schwer mich wieder neben Uruha hinzulegen. Möchte er das überhaupt? Er liegt mit dem Rücken zu mir und dreht sich noch nicht einmal um. Nachdenklich streiche ich ihm ein paar Mal über die Schulter und drücke einen Kuss auf seine Haare. Wenigstens zuckt er nicht zusammen. „Schlaf gut“, meine ich noch ganz leise ehe ich wieder einschlafe. Ein feuchter Kuss mitten auf den Mund holt mich aus dem Reich der Träume. Warum schmeckt dieser Kaffee? Fragend ziehe ich die Stirn kraus und öffne die Augen. Uruha streicht mir immer wieder liebevoll die Haare hinter die Augen und gibt mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Wie lange bist du schon auf den Beinen?“, frage ich ihn. Es geschieht relativ selten, dass er morgens schon so aktiv ist. „Schon eine ganze Weile. Magst du nicht frühstücken?“, antwortet er. Seufzend reibe ich mir über die Augen und schlage die Bettdecke zurück. Muss ich jetzt ernsthaft schon aufstehen? Es ist so still im Bus ohne die Motorengeräusche und selbst die anderen hört man nicht. Ob sie schon in der Halle sind? Plötzlich platzt es Uruha heraus: „Ich hab eben mit den anderen geredet und wir haben abgemacht, dass ich direkt nach der Tour wieder in die Tagesklinik gehe und ich hab das auch schon mit meinem Therapeuten abgesprochen. Es wäre schön, wenn ich trotzdem bei dir in der Zeit wohnen könnte.“ Irritiert schaue ich ihn an, es ist doch unsere Wohnung und seit wann sieht er das anders? Oder ist es für ihn nicht unsere Wohnung, weil wir uns nie zusammen eine gemeinsame gesucht haben? Gebe ich ihm das Gefühl, dass er nicht Willkommen ist? „Es ist auch deine Wohnung, Uru-chan. Und mich freut es, dass das mit der Tagesklinik klappt. Möchtest du da wirklich wieder hin oder machst du das nur, weil Reita das will?“, erkundige ich mich argwöhnisch. Leider bringt die Therapie nur etwas, wenn er es aus freien Stücken macht und ich kenne Reita einfach zu gut. Und er weiß einfach was er sagen muss, damit Uruha ihm solche Wünsche erfüllt. „Ich möchte das auch. Mich belastet es ja auch, dass ich nicht richtig zur Ruhe kommen kann und ich will mit dir wieder eine ganz normale Beziehung führen können. Auch wenn es jetzt nicht so scheint, aber mir fehlt halt doch all das intime ziemlich und ich will das alles nicht aufgeben. Und ich will das vor allem mit dir wieder angehen, wenn wir daheim sind“, erklärt er mir. Denkt er etwa ich würde ihn wegen so einer Kleinigkeit sitzen lassen? „Lass dir Zeit, Uru-chan. Und ich will dich wirklich zu nichts in die Richtung drängen. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, dann klappt das schon alles. Mir reicht das wie es jetzt ist gerade und ich möchte nicht, dass du dich selbst so sehr unter Druck setzt. Ich wart auf dich egal wie lange, Schatz“, verspreche ich ihm und drücke ihm einen langen Kuss mitten auf den Mund. Lächelnd schließt er mich in seine Arme und zieht mich an sich heran. Und ich genieße einfach nur die Nähe. Leise lachend füge ich hinzu: „Die Tabletten von mir ersticken eh jedes Gefühl der Lust im Keim. Wann müssen wir zu den anderen?“ „In einer Stunde kommt uns Kai holen und bis dahin solltest du umgezogen sein und was gegessen haben. Ich hab ihm versprochen nicht mit dir im Tourbus herum zumachen und anständig zu bleiben“, gibt er zu. Empört antworte ich: „Wir sind doch keine Teenager mehr! Manchmal haben die anderen echt eine ganz komische Vorstellung von unserer Beziehung. Lass uns aufstehen, ja?“ Es dauert auch nicht lange ehe wir zwei uns aus der Koje gezwängt haben und ich mir einen Jogginganzug angezogen habe. Eher lustlos esse ich ein bisschen Reis mit Gemüse und lasse dabei Uruha nicht aus den Augen. An sich scheint es ihm tatsächlich gut zu gehen, aber er ist ziemlich unruhig. „Ist alles in Ordnung mit dir, Uru-chan?“, erkundige ich mich besorgt. „Denke schon, ja. Ich bin nur etwas überdreht wegen der Tabletten. Danke dafür, dass ihr zwei euch heute Nacht um mich gekümmert habt“, meint er und starrt mich ziemlich nachdenklich an. Es fällt mir schon ziemlich schwer diese Frage zu stellen: „Schaffst du den Rest der Tour noch? Wenn es nicht geht, dann ist das völlig in Ordnung. Ich möchte nur nicht, dass du dich durch quälst. Und du musst dich nicht jedes Mal bedanken. Ich will nicht nur dein Sonnenscheinfreund sein, sondern dir egal was ist zur Seite stehen.“ Unsicher kaut er auf seiner Unterlippe herum und nimmt meine Hand und spielt etwas mit meinen Fingern. Es ist schon süß, wenn er sich so verhält. Aber es macht mich zeitgleich auch traurig, dass er all das was wir für ihn machen nicht als Selbstverständlichkeit ansehen kann. Und vor allem finde ich es schlimm, dass er nur wegen einer Person so durch die Hölle gehen muss und es einfach nichts gibt, was ihm diese Erinnerung nehmen könnte. Es heißt zwar immer nach einer Traumatherapie ist es leichter mit dem Trauma selbst umzugehen, aber ist dem wirklich so? Ich hoffe ja immer noch, dass irgendwann genug Zeit vergangen ist und er wenigstens wieder das Bandleben richtig genießen kann. Warum musste ihm ausgerechnet der Ruhm zum Verhängnis werden? Wieso gibt es Menschen, die denken eine Vergewaltigung sei nicht so schlimm? Kein Mensch möchte auf diese Weise verletzt werden. Und ich will mir gar nicht vorstellen wie sich so etwas anfühlt. Lächelnd streiche ich mit meiner anderen Hand über seinen Unterarm. „Es ist mein Job, Aoi. Ich kann nicht ewig davon rennen und es klappt doch mit den Interviews und Konzerten, oder? Und mit dem Rest komme ich schon zurecht. Bei der nächsten Tour wird es hoffentlich einfacher, auf jeden Fall meinte das mein Therapeut“, antwortet er leise. Seufzend stehe ich auf und setze mich neben ihn und ziehe ihn in eine Umarmung. Irgendwann wird es schon wieder besser werden. Man merkt einfach zu deutlich, dass er nach wie vor nicht an eine Besserung glaubt. Es macht mich unheimlich glücklich, als sich Uruha gegen mich lehnt und seine Augen schließt. „Du machst deine Sache gut, Uru-chan. Der Rest wird schon wieder“, versichere ich ihm und küsse seine Haare. Zaghaft streiche ich ihm über den Rücken und genieße einfach den Augenblick. Er ist immer noch ziemlich dünn und ich spüre seine Rippen sehr deutlich. Ob es ihm auch schon aufgefallen ist, oder ignoriert er das Problem? Als Kai in den Bus kommt und sich uns gegenüber hinsetzt, signalisiere ich ihm leise zu sein. Uruha liegt immer noch ganz entspannt in meinen Armen und ich will ihn einfach nicht aus dem Tagtraum reißen. Ich warte noch ein paar Minuten ehe ich Uruha etwas von mir drücke und ihm einmal über die Ohrmuschel lecke. Grinsend nehme ich das Schaudern von ihm wahr. Verwirrt blickt er mich an und als er Kai bemerkt, wird er plötzlich ganz rot und versteckt das Gesicht hinter seinen Händen. Es ist wirklich süß, dass er so unglaublich schüchtern ist und ihm alles was mehr als eine Umarmung oder ein kurzer Kuss ist direkt peinlich ist solange andere dabei sind. Amüsiert meint Kai: „Ich störe euch echt nur ungern, aber ich soll euch für den Soundcheck holen.“ Auf dem Weg in die Halle fällt mir direkt auf, dass Uruha total unsicher auf seinen eigenen Beinen ist. Die Beruhigungstabletten haben es definitiv in sich und ich hoffe einmal, dass sich wenigstens die Unruhe bis heute Abend legt. Immer wieder stolpert er. Flüsternd frage ich Kai: „War heute Morgen alles okay nach dem Gespräch? Oder hat er noch was zusätzlich genommen?“ Leiser antwortet er: „Er hat nur das genommen, was er auch sollte. Reita war ziemlich lange mit ihm spazieren, da Uruha so aufgelöst war und sich nicht wirklich beruhigen wollte. Ich weiß nicht, warum er geweint hat. Danach schien es ihm auf jeden Fall besser zu gehen, ansonsten hätten wir ihn nie alleine bei dir gelassen. Ich denke einmal bei euch ist alles gut verlaufen? Er wollte ja alleine mit dir darüber reden und er wollte auch nicht, dass du bei dem Gespräch heute Morgen dabei bist.“ „Er hat mir schon gesagt, dass er wieder in die Tagesklinik gehen wird. Ich denke Mal es wird ihm dann auch wieder besser gehen? Und ich hoffe für ihn, dass sich die Unruhe im Laufe des Tages legen wird“, erwidere ich. Schweigend betreten wir die Halle und es dauert auch nicht lange ehe der Soundcheck endlich beginnen kann. Es ist schon erstaunlich wie gut Uruha funktioniert, obwohl die Nächte alles andere als gut verlaufen. Ich bewundere ihn richtig für sein Durchhaltevermögen. Ich hätte schon längst aufgegeben. Hoffentlich schafft er den Rest der Tour noch. ------- Vielen Dank fürs lesen :) Und so langsam nähern wir uns dem Epilog :) Es ist irgendwie ein komisches Gefühl, da mich die FF wirklich durch viele Höhen und Tiefen begleitet hat und das über 10 1/2 Jahre. Noch bin ich mir nicht zu 100% sicher wann das Ende genau kommt. Kapitel 43: Erschöpfung ----------------------- Obwohl die Tour noch nicht zu Ende ist geht Uruha seit einer Woche wieder in die Tagesklinik. Leider ging es im während der letzten Konzerte alles andere als gut und er musste ganz schön starke Medikamente nehmen um diese durchzustehen. Aus dem Grund hatten wir auch viele schnelle Songs aus der Setlist genommen und Ruki musste öfters als sonst zwischen den Songs reden um Uruha eine Pause zu schaffen. Die Medikamente machen ihn einfach total fertig und oft schläft er deshalb direkt nach Konzerten ein und es ist immer ein Akt für sich ihn ins Hotelzimmer oder in den Bus zu bekommen. Wir hatten lange überlegt, ob wir Uruha nicht einfach zurück nach Tokio in die Psychiatrie schicken sollten. Er hat uns zwar nicht wie am Anfang der Tour attackiert, aber er ist extrem auf Abstand gegangen und hatte sich eingeigelt. Ich musste ihn wie oft dran erinnern, dass auch eine Welt außerhalb seiner Gedanken existiert. Von der Motivation auf die Therapie und die Tour irgendwie durchzustehen war auch nichts mehr vorhanden. Ich weiß noch nicht einmal wie das passieren konnte? Es hat sich die letzten Wochen so angefühlt als wären wir mit einer Marionette auf die Tour, die willenlos unseren Befehlen folgt. Und deshalb hatte ich auch wieder große Angst davor, dass sich Uruha etwas antun könnte. Und da bin ich noch nicht einmal von einem Suizid ausgegangen, sondern er hätte sich genauso gut absichtlich selbst verletzten können. Und da weiß ich ja auch nicht, ob er wirklich rechtzeitig stoppen würde? Wenn die Wunden am Arm zu tief sind, kann er ja keine Gitarre spielen und wie erklärt man so etwas? Wenigstens ist beides nicht passiert, aber trotzdem haben wir das jetzt mit der Tagesklinik vorgezogen. Das ist zwar Zeit technisch eine absolute Katastrophe, aber was will man denn machen? Momentan pendeln wir ständig zwischen den Orten und Tokio hin und her. Teilweise bin ich der einzige, der mit einem vom Staff und Uruha zusammen alleine heimfährt, nur um wieder zum Konzertort im Anschluss fahren zu müssen. Natürlich ist das zusätzlicher Stress für Uruha und das setzt im auch ganz schön zu, aber er braucht die Therapie dringend. Die Tabletten bewirken zwar, dass er nachts durchschläft und allgemein ruhiger ist aber das macht ihn tagsüber auch nicht zugänglicher. Zudem bewirkt es auch, dass er nicht mehr ständig im Fluchtmodus ist. Das heißt er steht nicht mehr pausenlos unter Strom. Und das stellt unsere Beziehung mehr als alles andere bisher auf eine Probe. Es fällt mir schwer Uruha zu pflegen und sicherzustellen, dass er dreimal am Tag isst und genug trinkt. Und nebenbei muss ich ihn gefühlt zu allem motivieren, auch wenn ich selbst gerade gegen meine Depression kämpfe. Es ist schwer jemand anderen auf die Beine zu helfen, wenn man selbst gerade am Boden liegt. Wenn wir bei den anderen sind teilen wir uns die Arbeit, aber in Tokio selbst muss ich mich alleine darum kümmern. Eben hatte ich Uruha mit einem Kuss verabschiedet, ehe er mit einem Mitarbeiter von uns zur Tagesklinik gefahren ist. Heute kann ich endlich einmal die Wäsche waschen und mich etwas um die Post kümmern, die die letzten Wochen angefallen ist. Hoffentlich geht es Uruha später halbwegs gut. Ich will ihn nicht schon wieder zum essen zwingen. Ihm ist es einfach vollkommen gleichgültig, ob ich während einem Streit laut werde oder die Türen knalle. Und diese Gleichgültigkeit lässt mich erst Recht aus der Haut fahren. Ich bin halt ziemlich impulsiv und das merke ich immer wieder in solchen Momenten. Aber was passiert, wenn er sich von der Wut anstecken lässt? Und dann einmal ordentlich die Fetzen zwischen uns fliegen? Oder machen die Tabletten ihn wirklich so vollkommen gleichgültig? Ich wollte schon Reita bitten zurück nach Tokio zu fahren, damit ich einmal eine Auszeit nehmen kann. Aber das geht nun einmal nicht, da ich ja mit Uruha zusammen bin und es meine Aufgabe ist ihm beizustehen. Und der Rest der Band hat ja keinen Urlaub, wenn wir nicht da sind. Die ganzen Pressetermine wollen eingehalten werden und auch sonst steht halt jede Menge Arbeit an. Aus dem Grund ist es eigentlich auch keine schlaue Idee, dass Uruha jetzt schon in der Tagesklinik ist. Aber für Uruha macht es halt Sinn und deshalb nehme ich die zusätzliche Arbeit gerne auf mich. Und es macht auch Sinn, dass die Tabletten ihn so schrecklich gleichgültig machen. Alles ist besser als der panische Blick in seinen Augen und die permanente Angst oder die Suizidalität. Und auch wenn es momentan wirklich für alle hart ist geht es ja um das Endergebnis. Und sobald die Tour um ist kann Uruha auch wieder stationär gehen und nach dem Aufenthalt sollte es ihm auch wieder besser gehen. Vielleicht war es wirklich zu früh mit der Tour, aber wann ist schon der richtige Zeitpunkt dafür? Selbst die Ärzte wollten sich nicht festlegen und er ist ja nicht der erste Patient von ihnen, der im Rampenlicht steht. Seufzend mache ich den Haushalt und werfe immer wieder einen Blick auf mein Smartphone. Eigentlich mag ich Pressetermine überhaupt nicht, aber alles wäre mir gerade lieber als diese Warterei. Lieblos stopfe ich neue Kleidung in unsere Koffer und sortiere die Briefe. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an ehe ich zusammen mit Uruha im Van auf dem Weg nach Nagoya bin. Der vom Staff fährt, weshalb ich mit Uruha hinten sitze und mich voll und ganz auf ihn konzentrieren kann. Er hat wohl in der Klinik ein Bedarfsmedikament bekommen und deshalb zittert er wie Espenlaub und ist total grobmotorisch. Selbst beim Trinken aus der Wasserflasche muss ich ihm helfen und die meiste Zeit lehnt er einfach der Fensterscheibe und döst. Er hat seit heute Morgen kein Wort mehr zu mir gesagt und ich frage mich woran das liegt? Selbst als wir endlich ankommen lässt er sich wortlos von anderen in den Arm nehmen. Sie kommen noch alle mit auf unser Hotelzimmer, wo sich Uruha direkt ins Bett legt und es dauert auch nicht lange ehe er schläft. Stirnrunzelnd fragt Reita: „Hat er was zusätzlich bekommen, oder ist er sauer auf uns?“ „Die haben ihm was gegeben. Ich glaub er braucht einfach nur etwas Schlaf und dann geht das schon. Auf jeden Fall hat er das okay für das Konzert morgen bekommen und mal schauen, wie es ihm dann geht“, antworte ich. Seufzend setze ich mich neben Uruha auf das Bett und streiche vorsichtig über seinen Kopf. Auch wenn es mir schwer fällt sollte ich ihm trotzdem zeigen, dass ich vollkommen hinter ihm stehe. Er muss halt wieder lernen zu vertrauen und vor allem muss er lernen mit dem Druck klar zu kommen. Er ist nun einmal kein Büroangestellter, sondern ein Prominenter muss sich der Öffentlichkeit stellen. Die anderen setzen sich zu mir aufs Bett und diskutieren leise etwas wegen dem Konzert. Und ich glaube kaum, dass er wirklich ernsthaft diesen Adrenalinstoß vor jedem Auftritt aufgeben will. Aus dem Grund versuchen wir ihn auch so gut es eben geht von einem Austritt aus der Band abzuhalten. So eine Entscheidung will gut überlegt sein und ich glaube kaum, dass er sie momentan ruhigen Gewissens treffen kann. Um ehrlich zu sein wundert es mich eh wie wenig von all dem bisher an die Öffentlichkeit gekommen ist. Bisher ist ja nur die Vergewaltigung bekannt, weil es wegen der zum Gerichtsprozess kam. Ferner wurde auch bekannt gegeben, dass er deshalb in Therapie ist um mit all dem klar zu kommen. Es war halt schwer zu verschweigen, da er ja wirklich lange in der Klinik war und es einfach besser war bei der Wahrheit zu bleiben. Das mit der Tagesklinik wollen die Manager nicht bekannt geben und auch den nächsten stationären Aufenthalt nicht. Zudem sind wir dazu verpflichtet keine Fragen zu dem ganzen Thema zu beantworten zu unseren eigenen Sicherheit. Ich habe einfach Angst davor, dass Uruhas psychischer Zustand zur Debatte stehen könnte. So einer Diskussion würde er garantiert nicht standhalten. Und ich bin eh der festen Überzeugung, dass er mit der richtigen Therapie das alles meistern wird. Psychische Erkrankungen sind halt in Japan mit einem sehr großen Stigma behaftet, weshalb das alles so unnötig kompliziert ist. Ich erschrecke mich ziemlich als Kai fragt: „Ist bei dir alles okay, Aoi? Du wirkst so besorgt.“ „Ich hab einfach Angst davor, dass wir Uruha zu viel zumuten. Seit er in der Tagesklinik ist geht es ihm auf alle Fälle besser, aber er ist halt so schrecklich gleichgültig und es fällt mir wirklich schwer zu beurteilen, wie es ihm wirklich geht. Der Psychologe meinte sie hätten das alles im Griff und wir sollen ihnen vertrauen. Und ich hab halt einfach die Bedenken, dass irgendwer herausfinden könnte warum wir so oft bei Interviews fehlen oder so oft in Tokio sind“, teile ich ihnen leise mit. Stirnrunzelnd erwidert Ruki: „Das ist doch Quatsch, Aoi. Wir haben der Presse mitgeteilt ihr würdet in Tokio schon Sachen für die neue Single und alles aufnehmen. Und ich glaube wir können denen in der Tagesklinik wirklich vertrauen. Uruha wirkt auf mich viel ruhiger und ausgeglichener und er erschien mir beim letzten Konzert auch ziemlich glücklich.“ Leise fügt Reita hinzu: „Wahrscheinlich müssen wir uns erst daran gewöhnen, dass Uruha halt jetzt so ist. Die Nebenwirkungen der Tabletten werden wahrscheinlich bald nachlassen und dann ist er auch nicht mehr ganz so apathisch. Mir kam er die letzten Tage auch ziemlich glücklich vor. Brauchst du eine Pause, Aoi? Dann bleib ich heute Nacht bei ihm. Kopfschüttelnd erwidere ich: „Du kannst morgen bei ihm bleiben. Es wäre nicht fair ihm gegenüber, wenn ich ihn ohne eine Erklärung heute Nacht bei dir lassen würde. Und ich denke Mal er schläft eh bis morgen durch, deshalb ist es okay so.“ Besorgt hakt Kai nach: „Aber du lässt es uns wissen, wenn wir dich irgendwie unterstützen können? Ist das eigentlich bei dir mit der Übelkeit besser geworden?“ Ich schüttle nur den Kopf und kralle die Hände in die Bettdecke. Mir ist die letzte Zeit immer wieder schlecht und vor ein paar Tagen hatte ich direkt nach dem Aufstehen Galle erbrochen. Daraufhin war ich auch beim Arzt und der schob es wie zu erwarten auf den Stress. Aus dem Grund ist Kai auch ziemlich besorgt und am liebsten hätte er mich gar nicht zurück nach Tokio fahren lassen. Er hat halt wahnsinnige Angst davor, dass ich wieder so Probleme mit dem Essen an sich bekommen könnte. Deshalb achtet er auch vermehrt darauf was ich am Tag esse und zwingt mich immer wieder dazu Pausen einzulegen. Es sind ja zum Glück nur noch sehr wenige Konzerte und dann verschwindet wahrscheinlich auch die Übelkeit wieder. Wir sind halt alle ein wenig mehr gestresst als sonst und das geht an keinem spurlos vorbei. Aufmunternd tätschelt Kai meine Hand und schenkt mir ein Lächeln, ehe er meint: „Das wird schon, Aoi. Lass uns erst mal die letzten Konzerte hinter uns bringen und dann gucken wir, dass Uruha so schnell wie möglich stationär zur Therapie kann. Und bitte mach dir nicht selbst so viel Stress. Wir können Uruha momentan nur zur Seite stehen und auf ihn aufpassen.“ Und was ist wenn das zu wenig ist? Was ist wenn Uruha einfach mehr benötigt? Kopfschüttelnd fahre ich mit meiner Hand durch die Haare und erwidere: „Und was ist wenn Uruha nach der Therapie immer noch so drauf ist? Er sollte doch schon nach der ersten Therapie viel weiter sein.“ Frustriert erwidert Reita: „Das kann man doch nicht vorher sagen, Aoi. Wir sollten ihm die nötige Zeit geben und auch wenn es vor allem für dich momentan schwer ist, sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben. Uruha vertraut uns nun einmal und das sollten wir auch tun und ihn nicht unnötig unter Druck setzen.“ Beschwichtigend fügt Ruki hinzu: „Es ist doch im Grunde egal wie lange er braucht, oder? Und ich glaube fest daran, dass er nach der Therapie um einiges belastbarer sein würde. Natürlich wird er nie mehr wie vorher, aber auch ein kleiner Schritt ist einer in die richtige Richtung. Wir sollten hn jetzt nicht aufgeben.“ „Und was ist wenn ich genau das will? Aufgeben?“, erwidere ich und beiße mir auf die Unterlippe. Schnaubend meint Kai: „Das willst du nicht, Aoi. Und jetzt nimmst du schön deine Tabletten und schläfst was, okay? Ich bleib so lange hier. Lass uns morgen noch einmal darüber reden, wenn du dich was von der Fahrt hierher erholt hast.“ Er holt mir die Tabletten und eine Flasche Tee und reicht sie mir beide, ehe er die anderen beiden aus dem Zimmer schickt. Zögerlich platziert er eine Hand auf meinen Rücken und meint: „Ich glaub es nächste Mal fahre ich für dich nach Tokio und kümmere mich um Uruha. Es macht dir keiner Vorwürfe, nur weil du das nicht packst. Ist dir gerade übel?“ Ich schüttele nur den Kopf und nehme die Tabletten ein. „Das schaffen wir schon, Aoi“, versichert mir Kai und nimmt mich in den Arm. Und was ist wenn dem nicht so ist? Ich habe wieder so eine große Angst davor zu versagen und alles zu vermasseln. Und vor allem habe ich Angst davor Uruha zu verlieren. ----- Und langsam neigt sich die Geschichte dem Ende entgegen Kapitel 44: Lampenfieber ------------------------ Jetzt ist Uruha schon ganze drei Monate in der Klinik. Die Arbeiten an der Single sind längst abgeschlossen und bis auf ein paar Promotermine hier und da habe ich im Grunde nichts zu tun. Die ersten paar Wochen ohne ihn hatte ich die komplette Wohnung gesäubert und ich hatte meinen Kram ausgemistet. Das war bitter nötig, denn die letzten Monate ist einiges liegen geblieben. Und selbst als Uruha hier einzog hatten wir ja nur das nötigte von in ihm ein meiner Wohnung verstaut. Und jetzt konnte ich auch endlich einiges von seinen Sachen aus dem Keller holen und in die Schränke räumen. Vielleicht hilft ihm das auch dabei meine Wohnung als unsere zu betrachten. Es ist zudem einfach nur anstrengend wieder alleine zu sein, wenn man für sehr lange Zeit immer jemanden an seiner Seite hatte. Und auf der Tour war ich bis auf wenige Ausnahmen nie alleine. Wenn ich jetzt mal einen schlechten Tag habe, dann muss ich mich selbst motivieren. Und ich will auch die Zeit sinnvoll nutzen um Kraft für die kommenden Wochen zu tanken. Natürlich habe ich meinen Freund an den Wochenenden besucht, aber viel auf dem Klinikgelände kann ich auch nicht mit ihm machen. Hauptsächlich liegt das an der Presse, denn die darf ja nichts von dem Aufenthalt und unserer Beziehung mitbekommen. Deshalb war ich auch so froh darüber, dass er nach über 2 Monaten endlich eine Nacht pro Woche heimkommen konnte. Hier in der Wohnung haben wir freie Bahn und müssen keine Rücksicht auf andere nehmen. Das erste Mal hatte ihn komplett überfordert und ich hatte dann auch an dem Tag zusammen mit Reita überlegt, ob wir Uruha nicht besser umgehend zurück in die Klinik bringen. Denn dort hätte er wenigstens was stärkeres gegen die Panikattacken bekommen. Aber letztendlich hatten wir uns dagegen entschieden, denn nach der Entlassung ist das ja auch nicht mehr möglich. Und genau dieser große Tag steht in einem halben Monat an. Aus dem Grund haben wir jetzt auch eine handvoll Therapiesitzungen zusammen, was wirklich anstrengend ist. Und ich war deshalb auch schon bei einigen Organisationen, die mir erklärt haben wie ich die Situation besser handhaben kann. Es muss sich halt grundlegend etwas an unserem Verhalten gegenüber Uruha ändern, ansonsten landet er schon wieder in der Psychiatrie. Und genau das will keiner von uns. Zu manchen Terminen hatte mich auch Reita begleitet, da er ja auch ziemlich viel Zeit mit Uruha verbringt und mir eine größere Stütze sein will. Um mit dem Umstand fertig zu werden habe ich auch wieder regelmäßig Therapiestunden bei meinem Therapeuten. Er betont immer wie wichtig es ist, dass ich mich nicht herunter ziehen lasse. Und ich soll meine Freunde um Hilfe bitten, damit nicht mehr so eine große Last auf meinen Schultern ist. Auch nach der Entlassung wird Uruha noch sehr lange in Therapie sein und wir werden wahrscheinlich dann in naher Zukunft eine Paartherapie machen. Wir wollen an unserer Beziehung festhalten und ich denke wir brauchen dabei jede Hilfe, die wir bekommen können. Und in der Klinik habe ich schon gemerkt wie gut die Gespräche zu dritt sind und das es Uruha dann auch um einiges leichter fällt über alles zu reden. Es ist äußerst wichtig, dass wir einmal über alles was passiert ist reden damit es uns nicht noch einmal den Boden unter den Füßen wegreißt. Und genau das ist ja zuletzt passiert. Mein Therapeut hat mir auch dabei geholfen wieder Mut zu fassen und eben nicht mit meinem Freund Schluss zu machen. Direkt nach der Tour wäre ich am liebsten auch aus der Band raus, weil ich einfach nicht mehr konnte. Die Versagensängste waren einfach zu groß und ich habe nach wie vor Angst vor Uruhas Entlassung. Was ist wenn wir ihm wirklich nicht helfen können? Einmal hatte ich nachts vollkommen aufgelöst Kai angerufen, welcher auch prompt kam um mich wieder zu beruhigen. Er hatte dann auch gefühlt Stunden mit mir über das Thema Band gesprochen und was wir als Gruppe machen können um Uruha besser zu unterstützen. Er geht auch einmal pro Woche mit mir einkaufen, da mich das alleine komplett überfordert. Danach kochen wir oft zusammen und machen uns einen schönen Tag. Mein Therapeut meinte, dass das wahrscheinlich bald wieder besser wird und ich einfach noch Geduld brauche. Meine Tabletten wurden nach der Tour noch einmal angepasst wegen der Unruhe und der Übelkeit und seit dem klappt es wenigstens wieder mit dem Essen. Dank ihnen bin ich tagsüber viel ruhiger und die Aufnahmen für die Single sind auch dementsprechend gut verlaufen. Es ist schön wieder konzentriert arbeiten zu können und das nutze ich momentan richtig aus in dem ich mich an neue Songs setze. Mein Therapeut gibt mir zudem immer wieder Aufgaben mit und die helfen mir dabei meine Gedanken zu ordnen. Und dank denen fällt es mir auch etwas leichter mit all den Sorgen umzugehen. Wir gehen halt jetzt nach und nach jedes Szenario durch und somit habe ich wenigstens schon einmal einen Plan, was ich in welchem Fall tun soll. Auch Uruhas ambulanter Therapeut war dafür und mal schauen, ob das hilft oder eben nicht. Gerade gehe ich die Interviewzettel durch, damit ich am Wochenende nur noch ein paar mit Uruha zusammen ausfüllen muss. So haben wir wenigstens etwas sinnvolles zu tun und können die Stille überbrücken. Wobei am Samstag auch der Rest der Band kommt und mal schauen, was wir dann machen. Erst einmal wollen wir nur einen gemütlichen Abend miteinander verbringen und dann müssen wir gucken wie es Uruha geht. Es stehen nämlich direkt nach seinem Aufenthalt Interviewtermine an, die der Manager nicht absagen möchte und zu denen soll auch Uruha mit. Aber das geht natürlich nur, wenn er sich bereit dafür fühlt, denn ein völlig zugedröhnter Uruha ist keine Option. Wir wollen halt nichts überstürzen und wenn er nicht möchte, dann ist das laut Manager auch vollkommen in Ordnung. Wobei ja Fragen bezüglich des Gerichtsprozesses und alles was damit zusammen hängt ohnehin tabu sind, aber trotzdem hat Uruha Angst vor solchen Terminen. Denn die Sensationsgier der Reporter kennt keiner Grenzen und es wäre nicht das erste Mal, dass uns solche Fragen gestellt werden. Es gibt auch die Theorie, dass das alles nur ein PR-Gag ist. Oder dass Uruha es sogar wollte, dabei können auch Männer vergewaltigt werden. Diese Theorien machen mich einfach nur wütend, denn beinahe hätte ich wegen alldem meinen Freund verloren. Und wahrscheinlich würden die Polizeiberichte noch nicht einmal das Maul von diesen Geiern stopfen. Wie kann man bitteschön nur so skrupellos sein? Eigentlich müsste ich jetzt glücklich sein, denn es läuft eigentlich ganz gut. Auch wenn ich mich um ehrlich zu sein frage, ob es jemals wieder richtig gut werden wird. Uruha ist nach wie vor ziemlich unsicher und ich muss ihm oft mit Worten bestätigen, dass sich zwischen uns beiden nichts geändert hat. Laut seinem Psychologen in der Klinik soll ich mir keine Gedanken machen, denn Uruha würde ziemlich offen und auch viel über mich sprechen. Gegenüber anderen sagt er zwar immer, dass ich eine Frau bin aber das ist vollkommen okay so. Es muss ja nicht jeder wissen, dass er schwul ist und wahrscheinlich ist es auch besser so. Nachher kommt das doch noch auf diesem Wege raus und das käme mit den ganzen Schlagzeilen rund um die „Vergewaltigung“ und dem Gerichtsprozess nicht gut. Und leider gibt es einfach auch zu viele homophobe Menschen und wer weiß wie seine Mitpatienten drauf sind oder die Pfleger? Deshalb weiß es auch nur sein Psychologe und das ist eigentlich schon einer zu viel. Manchmal wünsche ich mir, dass ich offen zu Uruha stehen könnte. Wobei es wenigstens in unserem Freundeskreis kein Thema ist und das ist schon einmal viel wert. Uruha sieht das anders, denn er hält unsere Beziehung gerne geheim. Er hat zudem nach wie vor Angst davor, dass uns was passieren könnte. Das mit der Angst ist leider ein ständiges auf und ab, wobei das durch die jetzige Therapie um Welten besser geworden ist. Mittlerweile geht er auch in den Abendstunden mit mir durch den Park und das ohne wegen jedem kleinen Geräusch zusammen zuzucken. Und auch sonst ist er wieder um einiges ruhiger und gelassener, was aber hauptsächlich auch an den richtigen Medikamenten und der Therapie liegt. Und ich bin einfach nur froh darüber, dass die endlich die richtige Kombination gefunden haben und er nicht mehr suizidal ist. Denn das war mit einer der schlimmsten Dinge die letzten Monate! Es hat mir aber auch gezeigt wie es wohl für Uruha gewesen sein muss, als ich diese Phase hatte. Und da war ich zeitweise doch sehr stark alkoholisiert, was mich ja zusätzlich noch unberechenbarer machte. Zudem ich bin einfach nur froh über die positiven Änderungen, denn somit wird sich auch viel in unserer Beziehung ändern. Und das heißt auch sie wird um einiges normaler werden, wie auch immer man normal definieren möchte. Als die Türklingel geht erschrecke ich mich ziemlich. Wer will denn bitte um die Uhrzeit etwas von mir? Der Rest der Band kündigt sich immer vorher an, da ich sie ausdrücklich darum gebeten hatte. Grummelnd gucke ich an mir herunter und bin froh darüber halbwegs vorzeigbar auszusehen. Heute wollte ich nichts großartig mehr tun und deshalb lauf ich mit einer alten Jogginghose und einem alten T-Shirt herum. Widerwillig gehe ich zur Tür, gucke durch den Spion und lasse Akiya und Kai rein. Warum hat er mich nicht vorgewarnt? Oder wusste er, dass ich dann von vorneherein abgesagt hätte? Kai hat eine große Plastiktüte in der Hand und grinst mich freudestrahlend an. Nacheinander nehmen mich beide in den Arm und Kai marschiert ohne groß etwas zu sagen in die Küche. Soweit ich das gesehen hatte waren da Transportschalen für Essen in der Plastiktüte? „Und wie geht es dir, Aoi-chan?“, erkundigt sich Akiya. „Bin ziemlich nervös, da am Wochenende Uruha heimkommt und wir ihn wegen der Auftritte fragen wollen. Ich hab Angst davor, dass er noch nicht bereit sein könnte. Und dir?“, erwidere ich. Zusammen gehen wir in die Küche und setzen uns auf die Stühle. „Mir geht’s gut. Wie kommst du darauf, dass er noch nicht bereit sein könnte? Letztes Wochenende war er doch super drauf und laut deinen Erzählungen geht es doch bergauf bei ihm“, erwidert er. Kopfschüttelnd entgegne ich: „Das hatten wir nach dem letzten Psychiatrieaufenthalt auch gedacht und ich möchte den Fehler nicht wiederholen. Es ist einfach so schwer die Situation richtig einzuschätzen und ich habe richtig Angst davor, dass wir ihn zu der falschen Entscheidung drängen. Nachher geht er nur mit zu den Interviews um uns einen Gefallen zu tun und nicht weil er bereit dazu ist wieder arbeiten zu gehen. Die ganze Bandsache hat ja erst zu dem Schlamassel geführt.“ Akiya schaut mich nachdenklich an und legt eine Hand auf mein Knie. Mit fester Stimme versichert er mir: „Aber die Band liebt er doch nach wie vor und ihr spielt doch wenn er hier ist zusammen auf der Gitarre und im Studio war er ja auch schon. Ich glaube du machst dir da gerade unnötig Gedanken. Und so wie ich ihn letzte Woche erlebt habe ist er durchaus wieder in der Lage 'nein' zu sagen und deshalb solltest du ihm auch was die Interviews betrifft vertrauen. Vorerst habt ihr ja was die Band betrifft ohnehin frei und dann könnt ihr euch ja langsam an den Rest herantasten.“ Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe und frage mich, ob Akiya ihn richtig einschätzt. Die letzten Wochen ist mein Freund tatsächlich wieder sehr selbstständig geworden was Entscheidungen betrifft und wenn ihm etwas nicht gepasst hat, dann hat er es in der Regel auch gesagt. Und das habe ich vor allem an den Wochenenden hier in der Wohnung gemerkt, wenn er darauf bestanden mit mir zusammen zu essen. Ich neige leider immer noch dazu mal Mahlzeiten auszulassen und er muss ja auch darauf achten wie viel er am Tag zu sich nimmt. Lächelnd meint Kai: „Wir müssen ja nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, wenn er hier ist. Wir wollten ja erst einmal nur den Abend zusammen als Band verbringen und dann sehen wir ja, ob ihm das alles zu viel ist. Es sind ja auch nur keine Interviews mit Zeitschriften und irgendwelchen Radiomoderatoren, da sagt jeder von euch beiden Satz wenn überhaupt.“ Trotzdem ist es der erste öffentliche Auftritt von Uruha seit über 3 Monaten und das darf man ja nicht unterschätzen. Aber ich glaube der Rest der Band sieht das nicht so kritisch, weil sie im Gegensatz zu mir ja nicht die ganzen Stunden in der Klinik verbringen. Und vor allem bei den Therapiesitzungen erfahre ich Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen möchte. Aber als Lebensgefährte von Uruha ist es schon von Vorteil auch konkret zu wissen was ihn belastet und einiges betrifft halt die Band. Aber solange Uruha die anderen nicht einweihen will, werde ich was das betrifft schweigen. Er hat nun einmal Angst davor alles zu verlieren, nur weil er eben so Schwierigkeiten hat mit der Vergewaltigung zu leben. Und vor allem mit der Gefahr, dass es noch einmal passieren könnte und der Täter mal wieder ein durchgeknallter Fan ist. Und da ist noch so vieles mehr was ich den anderen nicht sagen darf bzw. kann. Vielleicht würden sie dann alles nicht mehr so locker sehen? Wobei sie ja auch wissen, dass Uruha nicht geheilt aus der Klinik entlassen wird und noch ein langer Weg vor uns liegt. Aber trotzdem habe ich an manchen Tagen das Gefühl, als würden sie die Tatsache verdrängen. --------------- Und liest das hier noch jemand? :) Mittlerweile umfasst die FF ganze 300 Seiten :o Und in ein paar Monaten ist sie schon 12 Jahre alt. Epilog: Epilog -------------- Jetzt sind einige Monate seit Uruhas letzten Psychiatrieaufenthalt ins Land gezogen und ich bin nach wie vor geteilter Meinung was seine Fortschritte betrifft. Ich weiß noch nicht einmal ob ich mir von Anfang an mehr erhofft hatte und deshalb diesbezüglich so misstrauisch bin oder ob ich einfach andere Erwartungen an all das hatte. Aber wie meinten die Psychologen beim Paargespräch vor der Entlassung? Sie können lediglich die Grundsteine legen und was wir daraus machen bleibt vollkommen uns überlassen. So eine Traumafolgestörung ist nun einmal kein Schnupfen, der sich so leicht behandeln lässt und da können schon einmal Monate bis Jahre ins Land ziehen bis zur deutlichen Besserung. Während der gesamten Zeitspanne habe ich immer wieder gemerkt wie wichtig es ist Rückhalt zu haben und dass so ein Trauma nie ganz ausheilt. Letztendlich war es ja nicht nur eine Vergewaltigung, sondern die Person hatte Uruha wohl über Monate hin weg gestalkt. Immer wieder heimlich von ihm und auch von mir Fotos gemacht. Er hat unheimlich in Uruhas Privatsphäre eingegriffen, denn scheinbar hatte die Person auch immer wieder von ihm Post abgefangen. Das alles kam wohl auch erst raus, als der Anwalt von Uruha weitere Ermittlungen veranlasste und gegen das erste Urteil anging. Ihm erschien das nämlich alles viel zu geplant und nicht wie etwas spontanes und zudem wusste der Täter viel zu viel über Uruhas Gewohnheiten. Sein Verteidiger hatte wohl gedacht, dass er leichtes Spiel hatte immerhin war Uruha ja nicht bei den Verhandlungen dabei. Genau diese Informationen hätte ich ihm gerne erspart, aber das war leider nicht möglich. Die Presse hatte sich wie Geier drauf gestürzt und wir können wirklich froh darüber sein, dass Uruha gefestigt genug war um mit all dem klar zu kommen. An manchen Tagen hatten wir zwar berechtigte Zweifel und es war wirklich schwer ihm eine Stütze zu sein, jedoch habe ich es mit Hilfe der anderen geschafft. Wir mussten uns halt immer wieder vor Augen führen, dass Uruha viel mehr an all dem zu knabbern hat als wir. Er muss die Dissoziationen aushalten und die Flashbacks. Er muss sich Tag für Tag mit diesen widerwärtigen Erinnerungen auseinandersetzen. Auch mein Schmerz hat eine Berechtigung, aber ich darf mir nicht auch noch seinen zu eigen machen. Und genau das lernen wir in der Paartherapie. Auch die geht jetzt schon einige Monate und nicht nur einmal habe ich wutentbrannt dabei meinen Notizblock quer durch den Raum geschleudert. Es ist halt nicht einfach über manche Sachen zu reden. Vor allem wenn man in einem Land aufgewachsen ist, in dem niemand gerne über Gefühle redet. Und solche Sachen die uns passiert sind einfach totgeschwiegen werden, denn das Gesicht muss ja gewahrt werden. Zudem wenn wir beide was nicht können, dann ist es dieser ganze Gefühlsquatsch. Obwohl wir beide seit mehr als zwei Jahren in einer Beziehung sind fällt es uns unglaublich schwer über manche Themen zu reden. Vor allem Uruha ziert sich, aber das war ja schon vor der Vergewaltigung so. Er ist nun einmal ziemlich schüchtern und gerät schnell in Verlegenheit. Wir lernen auch darüber mit den Schuldgefühlen und der Wut umzugehen, denn die zu kanalisieren fällt uns beiden unglaublich schwer. Dabei trifft keinen von uns die Schuld und die Wut sollte sich auch gegen keinen von uns richten. Wir sind nicht schuldig und dass Uruha hier mit dem Therapeuten besser zurecht kommt als mit dem anderen konnte ja auch keiner ahnen. Und wenn wir auf wen wütend sein sollten, dann auf den Täter immerhin ist er an der Misere Schuld. Laut Therapeuten und unserem Umfeld merkt man aber wie gut uns die Therapie tut und die allgemeinen Fortschritte davon. Mir fällt es mittlerweile viel leichter auch die kleinen, subtilen Hinweise von Uruha zu deuten und merke schon viel früher, wenn er bei etwas Hilfe braucht oder anderes. Die erste Zeit nach dem Aufenthalt war die Hölle und er kam erst so gut wie gar nicht mit dem nicht mehr so durchstrukturierten Alltag zurecht. Und da war ich schon recht froh, dass wir mit seinem Psychologen einen einigermaßen guten Tagesplan mit halbwegs sinnvollen Aufgaben finden konnten für die Übergangszeit. Da ist mir auch noch einmal aufgefallen wie chaotisch unser Alltag eigentlich ist. An sich ist es mehr oder weniger typisch Musiker, wobei keiner von uns beiden abends um die Häuser zieht. Auch der Rest der Band ist was das betrifft mittlerweile so, denn der Schock sitzt nach wie vor sehr tief und das obwohl mittlerweile über ein Jahr vergangen ist seit dem Vorfall. Aber trotz der doch regelmäßigen Termine und Proben haben wir absolute keine Struktur in unserem Leben. Bisher war das auch nicht nötig und mich hatte das in den Tag hinein leben und sich treiben lassen nicht gestört. Zudem ist bei uns daheim ja keiner, der geschult darin ist Uruha zu helfen. Es macht ja schon einen Unterschied ob ich ihm gut zu rede, während den Panikattacken oder ob es eine ausgebildete Krankenschwester macht. Ich weiß zwar auch ungefähr was ich sagen muss oder wie ich ihm helfen kann, aber trotzdem würde ich genau das gerne besser können. Ich hasse es einfach, wenn es ihm schlecht geht. Anfangs hatte er sich auch wie oft dafür geschämt und hatte sich wie oft im Badezimmer verkrochen, bis mir mal wortwörtlich die Hutschnur geplatzt ist. Ich bestehe jetzt nicht darauf ihm die Hand halten zu müssen, aber er sollte nicht das Gefühl haben so etwas verstecken zu müssen. Keiner aus der Band dreht ihm einen Strick daraus und darüber bin ich unheimlich glücklich. Uruha braucht diesen Rückhalt von uns um in diesem Showgeschäft überleben zu können so lange noch kein Gras über die Sache gewachsen ist. Und der Anwalt ist guter Dinge, dass genau das in naher Zukunft passieren wird. Mein Freund kommt zwar jetzt einigermaßen im Alltag zu recht und die erste kleine Tour haben wir auch schon erfolgreich hinter uns gebracht. Und ich brauche auch kein schlechtes Gefühl dabei zu haben, wenn er mal alleine mit Freunden weg ist oder tagsüber alleine zum Supermarkt geht. Lediglich in den Abendstunden ist er ungern alleine und sucht immer wieder die Nähe von einem, was sich aber laut Psychologe auch mit der Zeit geben wird. Jedoch habe ich zeitweise immer noch ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Es ist halt Uruha, meine große Liebe. Ich habe ihn einmal fast verloren und ich könnte es nicht ertragen, wenn er wirklich an all dem zerbrechen würde. Er hatte mir damals aus der Alkoholsucht geholfen. Er hatte mir wieder auf die Beine geholfen und gezeigt, dass nicht alle Menschen schlecht sind. Er hatte dafür gesorgt, dass ich weiterhin in der Band bleibe. Er hatte auch dafür gesorgt, dass ich wieder mit Reita rede. Ich verdanke ihm einfach so unendlich viel. Auch wenn unsere Beziehung nach wie vor nur aus unschuldigen Küssen, Umarmungen und allem besteht, möchte ich sie einfach nicht mehr missen. So lange alles andere noch mit zu vielen negativen Emotionen für ihn belastet ist, möchte ich ihn auch nicht dazu drängen. Auch der Psychologe rät uns davon ab, da Uruha laut ihm noch nicht so weit ist. Und wenn ich was durch Uruha gelernt habe ist, dass eine Beziehung nicht nur hauptsächlich aus Martratzensport besteht. Viel wichtiger ist alles drum herum und davon haben wir mehr als genug. Laut den anderen benehmen wir uns auch wieder wie ein altes Ehepaar, was schon seit Ewigkeiten zusammen ist. Wir sind halt wieder wie ein sehr gut eingespieltes Team und ich bin so froh darüber, dass das so ist. Und wir schaffen es auch wieder uns gegenseitig zu vertrauen und das ist die Hauptsache. Mittlerweile gehen wir zwei auch immer wieder in unseren Proberaum um einfach nur Gitarre zu spielen oder etwas zusammen zu komponieren. Meine Wohnung eignet sich dafür nur bedingt und dort gehen wir wenigstens keinem auf die Nerven. Es macht mich immer unheimlich glücklich ihm beim Spielen zuzusehen, vor allem wenn er im sitzen seine Akustikgitarre spielt und seine Haare ihm dabei immer wieder ins Gesicht fallen. Er wirkt dann immer so unheimlich entspannt und zufrieden. Und genau das zeigt mir wie wichtig es war ihm durch die schwere Zeit zu helfen. Er hat ja auch das gleiche für mich getan und selbst wenn es nicht so wäre, würde ich ihm zur Seite stehen. Es liegt zwar noch ein langer Weg vor uns, aber das stört mich nicht weiter. So lange ich diesen Weg mit ihm zusammen gehen kann habe ich keine Angst. Denn Uruha ist nach wie vor derjenige, der mein Fels in der Brandung ist. Und er ist derjenige, mit dem ich bis an mein Lebensende zusammen sein will. Früher habe ich immer gedacht, dass Liebe zwangsläufig nur etwas mit Schmetterlingen im Bauch zu tun hat. Aber durch Uruha habe ich gemerkt, dass das nicht sein muss. Liebe gibt es nun einmal in vielen verschiedenen Formen. Und nur weil unsere nicht wie in einem klassischen Jdorama verläuft, ist sie nicht falsch. Wir lieben uns halt auf unsere Art und das ist auch gut so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)