Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 30: Erschöpfung ----------------------- Mittlerweile ist die Tour schon fast wieder vorbei und wir werden auch nur noch fünf Konzerte geben müssen. Uruha habe ich den ersten Teil der Tour schrecklich vermisst, da er die ganze Zeit über bei seinen Eltern war, um sich einmal richtig zu erholen. Er sieht auf jeden Fall wieder gesund aus und hat im Gegensatz zu mir ordentlich an Gewicht zugelegt. Kai ist ziemlich sauer, da ich wegen der Tour nicht wirklich zunehme und ich allgemein ziemlich müde und schlapp bin die letzte Zeit. Es ist ziemlich komisch, da Uruha zwar mittlerweile mit uns zusammen tourt, jedoch ist er meistens nur bei der Zugabe dabei oder dann, wenn er die Akustikgitarre spielen darf. Der Manager ist ziemlich glücklich darüber, dass er überhaupt wieder in der Lage dazu ist und allgemein auch wieder ziemlich normal. Aber eigentlich benimmt er sich gar nicht normal. Er ist unglaublich ruhig und zieht sich ziemlich zurück. Aber solange er keine Probleme macht, ist der Manager natürlich glücklich. Ich bin es ja nur, der jede Nacht von Uruha aus dem Schlaf gerissen wird und ihn dann beruhigen muss. Ich bin es ja nur, der ihn jeden Tag davon überzeugen muss, dass er immer noch geliebt wird. Manchmal frage ich mich, ob ich das ganze noch lange aushalte. Schon die ganze Zeit versuche ich mich auf das Interview zu konzentrieren, jedoch bekomme ich jedes Mal nach einer Zeit ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Ich bin schon den ganzen Tag ein wenig neben der Spur und am liebsten wäre ich gerade in meinem Bett. Da mir das Atmen wieder schwerer fällt und ich langsam aber sicher das Gefühl bekomme zu ersticken, signalisiere ich Kai kurz, dass ich auf die Toilette gehe. Fast schon fluchtartig verlasse ich den Raum und atme erleichtert auf, als ich das Toilettenschild nicht weit von mir erblicke. Direkt gehe ich in diesen Raum um mir kaltes Wasser über das Gesicht laufen zu lassen. Warum muss mein Körper ausgerechnet heute schlapp machen? Ich erschrecke mich fast zu Tode, als auf einmal Kai hinter mir steht und den Wasserhahn zudreht. „Ist alles okay? Ich habe dir Tee gekauft“, meint Kai und tupft mir vorsichtig mit einem Papiertuch das Gesicht trocken. „Danke, Kai. Mir geht es wieder besser und ich denke, ich kann jetzt auch wieder mit rein. Danke, dass du mir nachgegangen bist“, erwidere ich lächelnd. Lächelnd nehme ich Kai die Dose ab und öffne diese, um einen großen Schluck daraus zu nehmen. Hoffentlich werde ich nicht krank. Ich glaube, ich bekomme Fieber. Der Manager wird mich bei lebendigem Leibe grillen, wenn wegen mir die Tour abgebrochen werden muss. Zusammen mit Kai gehe ich zurück zu den anderen und entschuldige mich vielmals, dass wir wegen mir eine Pause einlegen mussten. Später im Auto schlafe ich dank Reitas Hilfe auch direkt ein und ich bin mehr als froh darüber, dass mich die anderen erst kurz vor dem nächsten Interview wecken. Schlaftrunken stapfe ich hinter den anderen in das Gebäude, wo wir auch direkt von einer jungen Dame in ein Zimmer geführt werden. Wenigstens ist dieses das letzte Interview für heute Morgen und ich kann danach endlich erst einmal ein wenig länger schlafen. Auch nachdem Interview geht es mir nicht viel besser. Auf dem Weg zurück ins Hotel habe ich die ganze Zeit geschlafen und ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt in unser Hotelzimmer gekommen bin. Kai sitzt nachdenklich neben mir und überprüft hin und wieder, ob die Wadenwickel noch kühl genug sind. Er hat mich auch eben gezwungen ein Reisbällchen zu essen und viel Tee zu trinken. Er meint, ich sähe ziemlich krank aus. Dabei geht es mir wieder viel besser und auch sonst fühle ich mich fit genug für die nächsten Interviews. Jedoch will Kai, dass ich im Bett liegen bleibe. „Wenn du heute Abend wieder Fieber hast, dann gehst du bitte mit wem ins Krankenhaus. Ich hoffe einfach einmal, dass du die Tour trotzdem durchhältst. Ich frage mich eh, was zum Teufel du mit deinem Immunsystem gemacht hast“, schimpft Kai. Grummelnd drehe ich mich von Kai weg und schließe die Augen. Es ist doch wohl kaum meine Schuld, dass ich schon wieder krank werde! Nach gefühlten Stunden treffen wir uns endlich mit den anderen im Foyer des Hotels. Direkt bekomme ich vom Manager ekelhaften Gemüsesaft in die Hand gedrückt und von Ruki einen Mundschutz. Seufzend ziehe ich diese dann an und frage mich warum Uruha eine Sonnenbrille trägt. Heute ist es doch gar nicht so hell? Als ich diese versuche von seiner Nase zu schieben, hält er sie panisch fest. Was zum Teufel versteckt er vor mir? Direkt meint Reita: „Lass ihn Aoi-chan, bitte.“ Wütend grummele ich gucke Reita verärgert an. Sofort zieht er mich ein ganzes Stück von Uruha weg und guckt mich ganz ernst an. Was zum Teufel ist passiert, als er zusammen mit Uruha alleine im Hotelzimmer war? „Sorry Aoi-chan, nur es ist wirklich besser so für Uruha. Wir können froh sein, dass er überhaupt mit zum Interview kommt und nicht einfach zu seinen Eltern zurückfährt. Du kannst dem Manager danken, ohne ihn hätte ich Uruha nie beruhigt bekommen. Ich weiß immer noch nicht, warum er eine Panikattacke hatte, geschweige denn warum er zu seinen Eltern will. Der Manager hat zwar eben noch einmal sehr lange mit ihm geredet, aber so wirklich erholt hat sich Uruha immer noch nicht. Er reagiert zwar und ich denke er durchsteht die Interview besser, als du eben, aber wir sollten ihn nicht noch zusätzlich unter Druck setzen. Lass ihn erst einmal etwas alleine mit seinen Gefühlen. Ich denke nicht, dass er momentan menschliche Nähe will, oder überhaupt darüber reden möchte“, erklärt mir Reita. Seufzend antworte ich: „Aber es kann doch nicht ewig so weiter gehen, oder? Es ist doch jetzt über 3 Monate her das Ganze und ich finde es reicht langsam. Ich weiß ja nicht wie es euch dabei geht, aber ich habe das Gefühl, dass er uns kaputt macht. Langsam kann ich nicht mehr. Ich liebe ihn immer noch, aber ich möchte so nicht weiter machen.“ Direkt schlägt mir Reita mit der flachen Hand ins Gesicht, geschockt halte ich mir die schmerzende Wange. Es brennt höllisch, weshalb ich mich auch von Reita wegdrehen muss, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen kann. Warum hat er mich geschlagen? Sofort kommt der Manager auf uns zugelaufen und zerrt Reita wieder zu Uruha. Traurig gehe ich zurück zu Kai und nehme ihn in den Arm. Warum geht zur Zeit alles schief? Ist es wirklich richtig sich an eine zerbrochene Beziehung zu klammern? Ist es wirklich richtig Hoffnung zu verspüren? „Was ist los Aoi-chan?“, fragt Kai besorgt nach. Kopfschüttelnd beiße ich mir auf die Unterlippe und schlucke die Tränen herunter. Ich möchte nicht wegen Reita weinen. Ich erschrecke mich ziemlich, als der Manager mir plötzlich eine Hand auf die Schulter legt und mich aufmunternd anlächelt. „Ist alles okay?“, fragt er nach. Kopfschüttelnd drücke ich Kai noch fester an mich. Warum ist Uruha so zu mir? Vertraut er mir etwa nicht? Kai meint nur: „Kann er vielleicht heute Abend kurz ins Krankenhaus zum Arzt? Ihm geht es zwar wieder ganz gut, aber ich mache mir ein wenig Sorgen.“ „Ja, vielleicht ist es besser so. Am Besten ihr lasst Uruha etwas in Ruhe, bevor ihr die Situation noch schlimmer macht. Er wird jetzt die restliche Zeit das Zimmer mit mir teilen und ich denke, dass es auch besser so für Aoi ist. Bevor eure Beziehung noch daran zu Grunde geht, solltet ihr vielleicht etwas Abstand voneinander nehmen“, rät mir der Manager. Nickend löse ich mich langsam von Kai und trinke ganz langsam den Gemüsesaft. Vielleicht sollte ich weiterkämpfen. Ich will Uruha nicht verlieren. ~ Am späten Abend liege ich auf einer ziemlich unbequemen Liege im Krankenhaus und wimmere leise vor mir her. Beruhigend streicht Kai immer wieder über meinen Rücken und krault zwischendurch meinen Nacken. Während wir auf die Blutergebnisse warten, hänge ich am Tropf und versuche die ekelhafte Nadel in meiner Vene zu ignorieren, leider ohne Erfolg. Der Manager redet mit dem Arzt gerade über die nächsten Konzerte. Seufzend setze ich mich langsam auf und schnappe mir Kais Hand, drücke diese ganz leicht. „Geht es wieder? Du bist immer noch ziemlich blass“, erkundigt er sich. „Denke schon. Ich möchte gerade einfach nur in mein Bett oder eher zurück nach Tokio. Ich hab Angst davor, dass alles kaputt geht. Mir ist das alles einfach viel zu viel zur Zeit und ich möchte euch auch keine zusätzliche Last sein. Es reicht schon, dass es Uruha immer noch nicht so gut geht und wir momentan auf Tour sind“, erkläre ich Kai. „Ich empfinde es nicht als Last, wenn du mit mir über deine Probleme redest. Dafür sind wir doch da, oder? Du sollst nicht immer alles in dich hineinfressen, davon wird die Situation auch nicht besser“, meint Kai. Seufzend drückt er mir das Glas Cola in die Hand und streicht mir ganz vorsichtig über den Rücken. Eher widerwillig leere ich das Glas in einem Zug, gebe es ihm zurück und lege mich wieder hin. Wie lange braucht der Manager noch? Kai lacht nur leise und legt seine Kapuzenjacke über mich. Ich falle vor Schreck fast von der Liege, als der Manager die Tür auf reißt und sich zu uns stellt. Er guckt mich auffordernd an, weshalb ich vorsichtig mich erst hinsetze und dann aufstehe. „Ich hab die Tabletten und der Arzt meint, dass du so schnell wie möglich an Gewicht zulegen sollst, ansonsten müsstest du wohl oder übel für eine etwas längere Zeit im Krankenhaus bleiben. Eigentlich will er dich direkt hier behalten, aber ich hab ihn vom Gegenteil überzeugen können. Meine Güte, was machst du auch nur für Sachen! Los, wir gehen jetzt zurück zum Hotel und dann isst du etwas. Der Arzt hat dir extra Appetitanreger verschrieben und wenn wir wieder in Tokio sind, dann sollst du noch Mal zum Arzt für einen Bluttest“, meint der Manager. Seufzend gehe ich zusammen mit dem Manager und Kai stillschweigend zurück zum Hotel. Hoffentlich nehme ich nicht noch mehr ab. Ehe ich mich versah war auch es schon am nächsten Tag Zeit für das Konzert. Wegen der Medizin habe ich fast den ganzen Tag verschlafen und ich bin auch nur zu den Mahlzeiten wach gewesen. Selbst den Soundcheck habe ich komplett verschlafen. In einer halben Stunde müssen wir raus auf die Bühne und Uruha wuselt ganz schön aufgeregt um mich herum, während die Stylisten mich in Windeseile stylt. Ich fühle mich wie vom LKW überrollt und am liebsten würde ich auch nicht auftreten, aber ich habe es Uruha versprochen. Immerhin wird er dieses Mal das ganze Konzert dabei sein, was dem Manager scheinbar gar nicht so gefällt. Seufzend trinke ich den Rest des Multivitaminsafts, den ich von Ruki geschenkt bekommen habe. Ich frage mich, warum die anderen mir die letzte Zeit so viel schenken. Lächelnd beobachte ich Ruki, der hinter Uruha hinterher geht und seinen Gedanken nachhängt. Ich frage mich immer noch, warum er sich ausgerechnet eine schlagfertige Freundin aussuchen musste. Als die Stylisten oder eher die Freundin von Ruki endlich fertig ist gehe ich zu Uruha, drücke ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Und jetzt setz dich endlich hin, du machst Ruki noch ganz verrückt“, meine ich lächelnd. Er nickt nur und setzt sich auf das Sofa. Ich setze mich neben ihn und lege einen Arm um ihn, ziehe ihn so näher an mich. Der Manager ist wenigstens nicht da und Reita ist mit Kai verschwunden, das heißt ich habe gerade Narrenfreiheit. „Wenn wir wieder in Tokio sind, dann holen wir alles auf, ja? Ich meine wirklich alles, von Dates bis zu Bettgeschichten mit und ohne Bett. Wir sind schon ein komisches Pärchen, aber da ist ja auch egal, oder? Ah, ich kann es kaum erwarten“, schwärme ich. Uruha schaut mich skeptisch an, ehe er mir einen Kuss auf die Lippen haucht. „Und jetzt gehst du bitte auf das andere Sofa, bevor Kai dich köpft. Du sollst uns doch nicht anstecken und du Held hast deinen Mundschutz nicht an“, rät mir Uruha grinsend. Ich nicke nur, bevor ich ihm einen kurzen Kuss aufs Ohr gebe und mich auf dem anderen Sofa niederlasse. Wenigstens drosseln die Tabletten etwas meine Lust und ich muss mir keine Gedanken um irgendwelche Peinlichkeiten machen. Der Manager hat mir extra eine Packung Traubenzucker auf den Verstärker gestellt und er meinte, ich solle Ruki ein Zeichen geben, wenn ich einmal kurz von der Bühne muss. Er hat mir auch nahe gelegt, die Pausen rechtzeitig einzulegen, bevor mein Körper sein Recht einfordert. Das ist irgendwie alles ganz schön deprimierend. Aber wenigstens sind wir morgen schon zurück in Tokio und haben den ganzen Tag frei. Das heißt rein theoretisch kann ich Uruha schon morgen verwöhnen, oder eher verführen. Solange mein heißgeliebter Körper mitspielt. Reita kann sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten, als er zu uns in den Raum kommt. Direkt meint er zu mir: „Willst du Uruha etwa mit deinen Blicken ausziehen? Und ich habe gedacht, dass die Medizin dir wenigstens all die unanständigen Gedanken verwehrt mein kleiner Aoi-chan.“ „Pass nur auf Reita, ansonsten treibe ich es einfach mit dir und zwar jetzt gleich, ob du willst oder nicht. Und jetzt raus hier, wir finden den Weg zur Bühne gleich auch ohne dich!“, schimpfe ich. Uruha kann sich vor Lachen kaum noch auf dem Sofa halten und Ruki kann sein grinsen auch nicht mehr verbergen. Es freut mich, dass er wenigstens noch dazu in der Lage ist. Ruki war heute den ganzen Tag schlecht drauf und hat jeden angemault, der ihn genervt hat. Aber so ist er nun einmal, an all das haben wir uns schon vor Ewigkeiten gewöhnt. Reita antwortet patzig: „Behalte deine Bakterien ja bei dir, ich hab keine Lust krank zu werden! Und ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass wir zum Aufgang der Bühne kommen sollen. Kai wartet schon auf uns.“ Ruki verlässt schweigend mit seinem Glimmstängel den Raum und würdigt uns keines Blickes mehr. „Warum ist er denn so nervös?“, fragt Reita uns skeptisch. Uruha schüttelt nur den Kopf und legt einen Arm um Reitas Hüfte und geht so mit ihm zusammen weg. Schmollend folge ich ihnen. Warum macht er so etwas nicht mit mir? Das ist doch unfair! Warum kann das Konzert nicht schon vorbei sein? Ich habe gerade absolut keine Lust auf das alles, geschweige denn auf Bewegung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)