Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 27: Kartenhaus ---------------------- Ich frage mich, wohin uns diese Liebe führen soll. Die letzten paar Tage kommt mir vieles so aufgesetzt und gezwungen vor. Das Lächeln von Uruha ist nicht mehr wärmend wie anfangs, es wirkt fast schon gequält. Wenn wir nicht gerade in der Firma sind, geht er mir so gut es eben geht aus dem Weg. Seine Augen scheinen wehmütig und ich frage mich, warum er so traurig ist? Ich gebe mir alle Mühe und versuche Vertrauen in ihn zu haben, aber diese eklige, aufdringliche Stimme in meinem Kopf versucht mich ständig vom Gegenteil zu überzeugen. Schließlich ist Uruha ein anständiger und gutherziger Mann, warum solle er dann ausgerechnet mich lieben? Er hat mir nach der Trennung von Reita wieder auf die Beine geholfen, aber dieses hatte er auch nur aus purem Eigennutz gemacht, oder nicht? Warum sich Reita wirklich von mir getrennt hat weiß ich immer noch nicht. Vielleicht hatte er mich ja auch nie lieben wollen und ich sollte nur ein williges Betthäschen spielen? Dieses war ich ja auch im Endeffekt, ich komme mir deshalb benutzt und weg geworfen vor. Ich fühle mich richtig dreckig. Vielleicht macht Uruha jetzt genau dasselbe mit mir? Vielleicht wirft er mich jetzt auch weg, immerhin habe ich dieses mehr als alles andere verdient. Diese Einstellung ist mehr als verständlich für mich, auch wenn ich dieses natürlich nicht gut finde. Vielleicht ist es auch ganz anders? Vielleicht hat sich seine Liebe zu mir auch gar nicht verändert? Vielleicht weiß er nicht wie er sich mit gegenüber nach all den Vorfällen die letzte Zeit verhalten soll? Ich möchte nicht mehr über eine mögliche Trennung nachdenken. Allein der Gedanke an so etwas zerfetzt mir mein Herz. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und ich hoffe einfach einmal, dass unsere Beziehung dem tosenden Meer standhalten kann. Seufzend steige ich aus der U-Bahn, als sie an der Station Shibuya hält. Hoffentlich sind Akiya und die anderen schon da, dann brauche ich nicht mehr soviel nachdenken. Auch wenn ich einmal stark bezweifle, dass mich das ganze heute in Ruhe lassen wird. Dafür geht mir der Streit mit Reita doch eindeutig zu Nahe. Er war genauso wie Uruha der Meinung, dass ich es nicht schaffen kann, ich wäre einfach zu schwach. Sie hatten mich bis eben versucht in der Wohnung festzuhalten, ehe ich es geschafft hatte sie loszuwerden. Sie wollten mir partout keinen Glauben schenken. Ich weiß, dass sie sich nur Sorgen machen. Jedoch bin ich laut den Ärzten gesund, trotz Kopfschmerzen. Und sie meinen auch, dass ich wieder mehr in mein altes Privatleben zurück soll. Schließlich war ich da glücklich, was ich ja in letzter Zeit nicht war.   Scheinbar reflektiert Uruha seine eigene Schwäche auf mich. Oder bilde ich mir das nur ein? Oder bin ich wirklich noch so schwach? Wenigstens ist Reita heute bei Uruha, da brauche ich mir keine zu großen Sorgen zu machen. Ich habe unglaubliche Angst davor, dass er sich umbringen könnte. Er ist nach wie vor psychisch labil und unzurechnungsfähig. Er ist vielleicht nicht mehr suizidgefährdet, aber dafür hochgradig aggressiv teilweise. Und seine Schläge haben es teilweise ganz schön in sich. Diese Sache heute war Kais Idee. Akiya hat mich schon sehr lange nicht mehr danach gefragt, ob wir irgendetwas gemeinsam unternehmen wollen. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was die anderen mit mir heute vorhaben. Seit ich mit Reita zusammen gewesen bin, war ich nicht mehr shoppen oder Abends auf Partys. Mir ist einfach nicht danach und gestört hat es mich bisher auch nicht. Eigentlich ist Uruha eher der Partygänger von uns und er trinkt auch liebend gerne Alkohol, aber seit längerem hält er sich bei beidem wegen mir zurück.Dabei muss er das gar nicht tun. Schließlich könnte ich ja auch wieder auf Partys gehen und ohne Alkohol Spaß haben, oder? Als ich meine Freunde auf dem Brunnenrand sitzen sehe, muss ich grinsen. Das alles erinnert mich unweigerlich an früher. Damals haben wir uns auch immer hier getroffen. Ein wenig wehmütig werde ich, da ich Hitsugi nicht unter ihnen ausmachen kann, dabei müsste er ja mit seinen bunten Haaren auffallen. Vielleicht bin ich ihm ja schon längst Leid. Ich habe mit ihm gar keinen Kontakt mehr gehabt. Dabei hatte er mich extra das vorletzte Mal im Krankenhaus besucht, obwohl er soviel zu tun hatte. Warum muss ich immer die Gefühle meiner Freunde mit den Füßen treten? Trotz allem schließe ich Akiya kurz in die Arme und mache das gleiche kurz darauf bei Tora. Dieser erwidert die Umarmung auch viel herzhafter als Akiya. Es ist genauso wie bei Reita, genauso grob und ungelenk. Als ich zur nächsten Person im Bunde gehe, halte ich kurz inne. Wer ist das? Kazuki, oder? Was macht er hier? Haben sich die anderen schon Ersatz für mich besorgt? Habe ich sie wirklich so sehr vernachlässigt? Oder hat das ganze einen ganz anderen Grund? Ehe ich reagieren kann, huscht Kazuki an mir vorbei Richtung Akiya. Ich könnte schwören, dass seine Augen gefährlich nass geglitzert haben gerade. Vielleicht hätte ich nicht so stümperhaft reagieren sollen. Schließlich habe ich ja schon einmal längere Zeit mit ihm in einem Raum gesessen und gegessen. Und wenn die anderen ihn mögen, dann sollte ich es auch tun. Seufzend guckt mich Tora an und gibt mir einen ganz leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Also geändert hast du dich ja immer noch nicht“, schimpft er gespielt. Schmollend meine ich nur: „Ihr hättet mich ja auch darauf vorbereiten können, dass er anstatt Hitsugi hier auftaucht!“ Beleidigt plustere ich die Wangen auf und verschränke die Arme vor meiner Brust. Ich kann doch nicht einfach Menschen umarmen, die ich so gut wie gar nicht kenne! Seufzend drehe ich mich zu Akiya, der gerade Kazuki ganz liebevoll auf den Kopf patscht und ihm irgendetwas zuflüstert. Hab ich ihn wirklich so sehr verletzt? „Er ist kein Ersatz für Hitsugi oder dich. Er ist ein ganz netter, also gebe ihm wenigstens eine Chance“, bittet mich Tora. Nickend gehe ich auf Kazuki zu und piekse ihn in die Seite. Hatte ich ihm nicht damals vorgeschlagen, dass wir Freunde sein können? Ich glaube schon. Kazuki verkrampft sich und dreht sich ganz erschrocken um, stolpert zurück. Ich habe echt ein Händchen dafür, immer trete ich in alle möglichen Fettnäpfchen. Was zum Teufel habe ich jetzt wieder falsch gemacht? „Entschuldigung, das wollte ich nicht. Lass es uns versuchen, ja? Also Freunde zu sein“, freundlich lächelnd biete ich ihm meine Hand an. Er lächelt zögerlich zurück und schüttelt meine Hand kurz, während er sich flüchtig verbeugt. Warum ist er nur so schrecklich nervös in meiner Nähe? Selbst nachdem wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben, ist er immer noch ziemlich zurückhaltend mir gegenüber. Und egal wie sehr ich es versuche zu verdrängen, die Angst um Uruha schnürt mir die Kehle zu. Es ist fast so, als würde ständig einer auf meinen Magen drücken. Dieses Gefühl verfolgt mich schon einige Tage. Was ist, wenn Uruha mich gerade braucht? Die anderen versuchen mich so gut es geht abzulenken, aber so wirklich bringt es nichts. Ich versuche zu lachen, aber aufgesetzte Fröhlichkeit ist noch nie meine Stärke gewesen. Ich bin nicht so wie Uruha. Ich kann nicht auf Knopfdruck lachen. Momentan sitzen wir in Akiyas Wohnung auf dem aufgezogenen Sofa. Gerade liefern sich Kazuki und Akiya eine heiße Schlacht in Sachen Autorennen und ich hoffe einfach einmal, dass mein bester Freund gewinnt. Das Flackern des Fernsehers tut meinen eh schon müden Augen gar nicht gut. Seufzend schließe ich die Augen und lasse meinen Kopf langsam und vorsichtig auf Toras Schulter sinken, dafür ist seine Größe einfach ideal. Kurz darauf spüre ich, wie er einen Arm um mich legt und mich recht unsanft festhält, damit ich nicht umkippe, was mich noch einmal mehr an Reita erinnert. Die beiden sind sich einfach viel zu ähnlich in ihrer Verhaltensweise teils. Ich bin das lange auf den Beinen bleiben einfach nicht mehr gewohnt, was mich doch sehr verwundert. Kann man das wirklich alles in so kurzer Zeit verlernen? Flüsternd meine ich zu Tora: „Ich geh mal kurz etwas in die Küche.“ Bedacht langsam stehe ich auf und schleiche mich fast schon aus dem Raum, die besorgten Blicke der anderen drei ignoriere ich gekonnt. Anstatt in die Küche zu gehen, gehe ich direkt in Akiyas Schlafzimmer. Vielleicht hilft es etwas, wenn ich mich ein paar Minuten hinlege? Ich spüre wie die Übelkeit wiederkommt, die mich die letzte Zeit häufiger beglückt. Und ich frage mich so? Leise seufzend öffne ich die Schlafzimmertür und schließe sie ganz leise. Sie müssen ja nicht direkt mitbekommen, dass ich eine kurze Pause brauche. Akiya ist wirklich ein guter Freund, fällt mir gerade wieder einmal so auf. Er hat mir extra schon ein Kissen bereit gelegt und eine Wasserflasche hingestellt, damit ich mir um nichts mehr Gedanken machen muss. Ich frage mich immer, wieso er ausgerechnet an mir so hängt. Egal was für Fehler ich baue, er verzeiht mir, immer und immer wieder. Schmunzelnd lege ich mich unter die Bettdecke und kuschel mich ins Kopfkissen. Was Uruha wohl gerade macht? Ob er Spaß hat? Erschöpft schließe ich die Augen und ehe ich mich dagegen wehren kann, schlafe ich auch schon ein. Panisch schrecke ich aus dem Schlaf hoch, als mich jemand plötzlich an der Schulter berührt. Ich fühle mich so, als wäre ich gerade eben erst eingeschlafen. Irritiert drehe ich mich zur Seite und blicke mitten in das Gesicht von Kazuki, den ich scheinbar gerade ganz schön erschrocken habe. „Dein Handy hat geklingelt“, meint er nur und hält mir eben jenes mitten vor das Gesicht. Verwundert gucke ich ihn an und nehme es ihm ab, schaue nach den verpassten Anrufen. Ich habe ein ganz schön ungutes Gefühl. Als ich Uruhas Namen auf dem Display sehe, bleibt mir fast das Herz stehen. Gleichzeitig laufen mir kalte und heiße Schauer den Rücken hinunter. Was hast das alles zu bedeuten? Unglaublich verängstigt und besorgt wähle ich die Rückruftaste, warum kann es für uns kein Happyend geben? Nur am Rande bemerke ich, wie Kazuki vorsichtig eine Hand auf meine Schulter legt. Warum geht Uruha nicht ran? Was ist nur passiert? Nachher hat er sich wirklich umgebracht? Was dann? Ohne es verhindern zu können laufen mir schon die ersten Tränen über die Wangen. Gibt es überhaupt noch ein 'was dann'? Oder ist nicht schon alles für uns gelaufen? Vor Schreck lasse ich das Handy fast fallen, als endlich jemand dran geht. Und es ist Uruha. Ich erkenne es, an der Art und Weise wie er leise in den Hörer wispert. Ich weiß nicht was er da wispert, aber es ist kein gutes Zeichen, absolut gar kein gutes Zeichen. „Uruha, ist alles in Ordnung? Soll ich vorbeikommen?“, meine ich mit ziemlich fester Stimme. Und genau diese feste Stimme steht im starken Kontrast zu meinem zitternden Körper. Man hört immer noch dieses Wispern, irgendetwas macht er da gerade im Hintergrund, nur was? Schneidet er sich? Hat er meine Rasierklinge gefunden? Dabei habe ich diese doch gut versteckt gehabt, oder nicht? Meine Atmung wird immer hektischer, was zum Teufel soll ich machen? Und plötzlich ist da seine Stimme, so zerbrochen wie schon lange nicht mehr: „Ich kann nicht mehr, Aoi. Ich kann das alles nicht mehr.“ Und plötzlich ist die Leitung unterbrochen, scheinbar hat er aufgelegt. Mein Herz klopft wie wild in meinem Brustkorb, mein Atem rast. Hektisch drücke ich die Taste zum Rückruf, aber er geht nicht mehr dran. Er bringt sich gerade um, oder? Das Spiel ist verloren, oder? Egal was ich jetzt mache, es ist Schachmatt. Aber ich kann nicht einfach aufgeben. Ich muss kämpfen, bis zum Schluss. Mit rasendem Herzen springe ich aus dem Bett, lasse das Mobiltelefon dabei fallen. Ich muss zu ihm, egal wie. Ehe Kazuki reagieren kann, renne ich aus dem Raum, aus der Wohnung. Ich darf keine Zeit verlieren, denn es zählt jede Sekunde in diesem Spiel. Mir ist es egal, wer gerade wegen dem Zuknallen der Tür wach geworden ist. Für mich gibt es nur noch eins was mich kümmert: So schnell wie möglich zu Uruha kommen. Unsanft pralle ich mit jemandem zusammen und lande mit ihm zusammen auf dem Fußboden. Oder eher auf ihm, mitten in seinen Armen. Und ehe ich mich versehe ist meine Reise auch zu Ende wie es scheint. Leise Entschuldigungen am murmeln stehe ich auf, verbeuge mich immer wieder ganz hastig. Ehe ich mich in einer herzhaften Umarmung wieder finde. „Aoi-chan! Ich wusste doch, dass du es bist. Was ist denn los? Du bist ja ganz aufgelöst?“, will Hitsugi ganz in Sorge wissen, als er mich wieder loslässt. Fahrig wische ich mir mit den Händen über das Gesicht, ich kann nicht mehr. Das Feuer ist in mir erloschen. Wenn er gehen will, dann lass ich ihn auch gehen, oder nicht? Oder ist das ein ganz großer Fehler...? Ich atme ein paar Mal tief durch und versuche mich zu sammeln. „Uruha geht’s nicht gut. Ich glaube er will sich umbringen“, versuche ich ihm zu erklären. Ihm steht der Schock ins Gesicht geschrieben und direkt packt er mich am Handgelenk, zieht mich zurück Richtung Wohnung. Dort erwartet uns auch direkt ein besorgter Akiya, der die Wohnungstür für uns beide aufhält. „Du bist ja kalkweiß im Gesicht!“, meint er nur zu mir, als mich Hitsugi an ihm vorbei ins Wohnzimmer zieht. Im Wohnzimmer selbst drückt er mich dann direkt neben Kazuki auf den Boden. Dieser ist ziemlich blass und zittert, ob es ihm wegen mir so geht? Hitsugi flüstert gerade Akiya was ins Ohr, ehe auch beide kurz darauf in die Küche gehen. Zitternd umarme ich Kazuki, vergrabe mein Gesicht in seinem Tshirt. Was kann ich noch tun? Soll ich Uruha wirklich kampflos aufgeben? Möchte ich ihn wirklich verlieren? Verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich möchte das Spiel noch weiterspielen, oder? Warum tut die Realität nur so weh? Ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich darf nicht aufgeben. Ich muss kämpfen. ------- und ein Kapitel ♥ Und das ist auch erst einmal das letzte für die nächste Zeit, da die FF erst einmal pausiert. Ich bedanke mich erst einmal herzlich für die ganzen Favos :3 Der Grund für die Pause ist nicht der Mangel an Ideen, sondern der Mangel an Interesse der Leser. Ich schreibe die FF, weil ich schreiben liebe ♥ Aber veröffentlichen tue ich sie, damit andere vielleicht gefallen an ihnen finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)