Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 36: Fortschritt ----------------------- Jetzt sind schon ganze drei Wochen vergangen und Uruha darf uns immer noch nicht kontaktieren. Geht es ihm wirklich immer noch so schlecht? Oder haben sie Angst davor, dass einer von uns einen Rückfall auslösen könnte? Laut Kai soll ich mir keine Sorgen machen, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. War es wirklich das Richtige Uruha dort hinzubringen? Oder wäre es besser gewesen ihn in eine andere Klinik zu bringen? Heute Morgen war ich zusammen mit Kai im Krankenhaus, da ich momentan 2 Mal die Woche Infusionen bekomme. Ich bin schon den ganzen Tag total neben der Spur, würde am liebsten pausenlos weinen und mir ist das alles zur Zeit einfach viel zu viel. Und die Infusion hat es nicht besser gemacht, da sie mehrfach zustechen mussten um überhaupt einen Zugang legen zu können. Zu allem übel ist gleich auch noch irgendein Meeting, an dem alle Bandleader teilnehmen sollen. Aus dem Grund liege ich auch gerade im Proberaum auf der Couch und nicht in meinem Bett. Akiya will mir in der Zwischenzeit Gesellschaft leisten, da Kai mir absolut nicht vertraut. Warum sollte ich mir was antun wollen? Wenn ich das wirklich vor hätte, dann wäre es schon längst passiert. Ehe Kai zusammen mit Izumi den Raum verlässt zieht er noch einmal die Decke richtig hoch und streicht kurz über meinen Kopf. Es dauert auch nicht lange ehe sich Akiya vor mich auf den Boden hockt und seine Hand auf meine Schulter legt. Nahezu direkt fang ich wieder an zu weinen, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Unsicher beiße ich mir auf die Lippe und meine: „Warum geht es Uruha noch immer so schlecht? Warum hat er immer noch Kontaktverbot?“ Mir ist irgendwie total komisch, als wäre mein Kopf in Watte gepackt. War etwa in dem Shake eben Medizin? Nehme ich wirklich all die Tabletten mittags, oder hatte Kai mir eine zu viel gegeben? „Uruha geht es bestimmt den Umständen entsprechend gut. Und wenn er bereit dazu ist, dann wird er dich sicherlich als Erstes kontaktieren. Gibt ihm bitte die Zeit die er braucht und bald ist er wieder da, also sei bitte nicht ungeduldig“, versucht mich Akiya aufzumuntern. Schniefend wische ich mir einmal quer durchs Gesicht und kauere mich zusammen. Ich will doch einfach nur, dass alles wieder besser wird. Warum nur musste ausgerechnet Uruha das alles passieren? Er hatte ja schon vorher an sich selbst gezweifelt, aber jetzt hat er scheinbar allen Glauben an sich selbst verloren. Ich hoffe so sehr, dass er in der Klinik endlich einmal richtige Hilfe bekommt. Akiya seufzt nur und streichelt mir langsam über die Schulter. Gerade hasse ich mich mehr als alles andere in der Welt, da ich schon wieder schwach bin und den Menschen um mich herum nur unnötige Arbeit mache. Warum nur nimmt ich das alles so sehr mit? Und warum nur kann ich nicht aufhören zu weinen? Meine Augenlider werden immer schwerer und ohne es wirklich zu wollen falle ich in einen traumlosen Schlaf. ~ Das nächste was ich bewusst wahrnehme ist Kais Stimme und die endlose Müdigkeit. Kann ich nicht einfach weiterschlafen? Grummelnd setze ich mich hin und reibe mir über die Augen. Geht es jetzt endlich nach Hause? Kai sitzt gerade am Tisch und ist mit jemanden am telefonieren. Er ist wieder vollkommen in seinem Element und bekommt wahrscheinlich so wie immer nichts mit. Vielleicht sollte ich ihn gleich einfach einmal nach dem Grund fragen, warum er mich so eiskalt hintergangen hat. Wahrscheinlich meint er es noch nicht einmal böse, jedoch müsste ich doch selbst am Besten wissen wann die Bedarfsmedikation sinnvoll ist und wann nicht. Laut der Uhr ist es kurz vor Mitternacht und ich frage mich, wieso er mich nicht geweckt hat? Oder hatte es versucht und ich war zu tief am schlafen? Ich war schon nach der Infusion ziemlich müde, also würde es mich noch nicht einmal wundern. Seufzend schnappe ich mir die Kapuzenjacke, ziehe diese über und gehe zu den Toiletten. Dort erleichtere ich erst einmal meine Blase und wasche mir die Hände und das Gesicht. Irgendwie geht es mir tatsächlich ein ganzes Stück besser, seit ich die Infusionen bekomme und wieder zwei ganz normale Mahlzeiten am Tag. Auch schlabbert die Kleidung nicht mehr so an meinem Körper und das ist tatsächlich mal ein sehr großer Fortschritt. Der Arzt meinte heute, dass ich ab morgen auch wieder ganz normal arbeiten darf. Uruha wäre wahrscheinlich ziemlich stolz auf mich, wenn er davon wüsste. Ich bin auch froh darüber, dass Kai mit mir diesen Weg bisher gegangen ist. Er sorgt auch dafür, dass ich regelmäßig die Tabletten nehme und nicht einfach aufgebe. Manchmal fliegen bei uns beiden ganz schön die Fetzen, jedoch brauche ich das wahrscheinlich auch. Mir fällt es trotz Therapie ziemlich schwer mit der Depression umzugehen und dadurch ist es für mich auch nicht gerade einfach mit allem was momentan passiert zurecht zukommen. Seufzend gehe ich zurück in den Proberaum und setze mich neben Kai auf den Stuhl, um meinen Kopf auf seine Schulter zu lehnen. Er unterbricht seine Arbeit direkt und legt leise lachend einen Arm um mich. Vor ihm liegen jede Menge Notizen, also hat er wahrscheinlich eben mit irgendwem vom Label telefoniert. Ob wir bald wieder eine Single aufnehmen? „Von mir aus können wir jetzt heimfahren, Aoi. Es tut mir Leid, dass du wegen mir den halben Tag verschlafen hast. Ich denk mal du weißt warum ich es getan habe und ja ich hätte dich vorher um Erlaubnis fragen sollen. Es ist nur manchmal wirklich sehr schwer zu beurteilen, ob du noch in der Lage dazu bist es selbst zu entscheiden oder nicht“, gibt Kai ehrlich zu. „Es ist okay so, da ich wahrscheinlich genauso gehandelt hätte bei Uruha. Es enttäuscht mich jedoch schon ein wenig, dass du nicht gefragt hattest. Ich würde schon gerne heimfahren, da wir ja morgen proben wollen“, erinnere ich ihn daran. „Dann fahren wir jetzt heim, ja?“, meint Kai nur als Antwort. Lächelnd schnappt er sich seine Tasche und zusammen gehen wir runter zu seinem Auto. Von der Fahrt selbst bekomme ich eigentlich gar nichts mit, da ich immer wieder einschlafe und mich generell kaum wach halten kann. Bei mir daheim nehme ich erst einmal die restlichen Tabletten für heute und lasse mir von Kai in den Schlafanzug helfen. Es dauert auch nicht lange bis ich endlich im Bett selbst liege und schlafe. Als Kai mich am nächsten Morgen weckt, fühle ich mich wie vom LKW überrollt und die bleierne Müdigkeit ist immer noch da. Ist es wirklich schon Zeit für die Probe? Im Badezimmer beim duschen und Zähne putzen habe ich das Gefühl, als wäre ich über Nacht um Jahrzehnte gealtert. Auch später beim Frühstück bin ich total zittrig und nicht nur einmal werfe ich etwas um. Was zum Henker ist das bitte für eine Bedarfsmedikation? Ohne viele Worte machen wir uns fertig für die Arbeit. Ob ich überhaupt noch weiß, wie man gewisse Songs spielt? Ich habe Angst davor, dass Reita wieder ausrastet und mir für alles die Schuld gibt. „Aoi-chan, versuch mal an etwas positives zu denken. Ich glaube du tust dir mit deiner Grübelei gerade wirklich keinen Gefallen und eigentlich wollte ich dich heute nicht Medikamenten zu pumpen müssen. Du hast eigentlich überhaupt keinen Grund um nervös zu sein, da doch die letzte Zeit ziemlich oft mit uns zusammen ein paar Songs gespielt hast. Und du warst ja auch eigentlich bei jeder Probe dabei, deshalb versuch es bitte etwas lockerer zu sehen“, schlägt Kai vor. Ich bejahe nur seine Aussage und schließe die Augen. Mehr als schief gehen kann es ja nicht und bisher ist Reita ja immer reumütig nach einer gewissen Zeit wiedergekommen. Vor was habe ich also Angst? Auch später im Proberaum fällt es mir sehr schwer diese Angst einfach zu ignorieren. Reita ist mal wieder zu spät dran und meistens hat er dann auch schlechte Laune, wenn er dann mal auftaucht. Ruki sitzt nur schweigend in einer Ecke und trinkt seinen Kaffee, während er in seinem Notizbuch herumkritzelt. Es ist eigentlich das erste Mal seit Tagen, dass ich ihn sehe. Momentan hat er ziemlich viele Interviewtermine und auch Reita macht sich rar. Ob wir wieder öfters proben werden, wenn Uruha wieder da ist? Mein Magen zwickt gerade ziemlich, was mich doch etwas verunsichert. Meine Gitarre ist auch schon längst gestimmt und ich weiß einfach nicht, wie ich mich sonst noch ablenken könnte. Es dauert einige Zeit bis Reita endlich zu uns stößt und ich bin unheimlich erleichtert, als er mich zuerst umarmt und sich dann auch noch für sein zu spät kommen entschuldigt. Ob Kai ihn darum gebeten hat? Es vergeht eine weitere halbe Stunde ehe wir tatsächlich anfangen können. Kai besteht darauf, dass ich auf dem Sofa sitzen bleibe und mich nicht überanstrenge. Anfangs klappt es noch ganz gut, doch schon nach den ersten Songs ist die Konzentration vollkommen weg und es fällt mir unglaublich schwer mich an die einzelnen Songs zu erinnern. Und es kommt mir nur gerade Recht, dass Kai eine Pause vorschlägt. Seufzend stehe ich auf und hänge meine Gitarre in den Gitarrenständer und ziehe mir danach meine Kapuzenjacke an. Ich brauch etwas frische Luft, ansonsten schlafe ich nachher noch im stehen ein. Es dauert nicht lange bis Ruki mir mit einer Schachtel Zigaretten hinterher kommt. Ob er etwas von den vielen Fehler mitbekommen hat? Warum spricht mich keiner darauf an? Auf dem Balkon beobachtet mich Ruki ziemlich kritisch während dem Rauchen und es ist mir doch ziemlich unangenehm. „Dir geht es heute nicht so gut, oder Aoi?“, stellt Ruki plötzlich fest. Verwundert gucke ich ihn an und werde auf einmal ganz nervös. Wird er sauer, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle? Laut Arzt soll ich doch wieder in der Lage sein ganz normal zu arbeiten und ich sehe doch auch wieder halbwegs gesund aus. „Gestern ging es mir nicht so gut und da hatte Kai mir zusätzlich Medikamente gegeben, damit ich zur Ruhe komme. Leider merk ich das immer noch und deshalb kann ich mich auch nur schwer konzentrieren. Aber ansonsten geht es mir ganz gut“, antworte ich ihm ehrlich. Er lächelt nur und streicht mir kurz über den Arm. Nachdem er seine Zigarette fertig geraucht hat meint Ruki: „Ich geh gleich mit Reita einkaufen, da wir ja heute wieder zusammen kochen wollten. Danach kannst du dich vielleicht besser konzentrieren, hm? Bis zum nächsten Konzert dauert es ja noch ewig und bis dahin bist du auch wieder in der Lage dich für mehrere Stunden am Stück zu konzentrieren. Sei bitte nicht immer so hart zu dir selbst Aoi, du bist ja immer noch ziemlich krank und ich bin eigentlich einfach nur froh darüber, dass du überhaupt wieder die Gitarre in die Hand nimmst und etwas mit uns spielen kannst.“ Warum ist Ruki nur so verständnisvoll gegenüber mir momentan? Ich nehme ihn einmal kurz in den Arm und drücke ihn dabei ziemlich stark an mich. Was würde ich nur ohne die Band machen? Und auch mein Freundeskreis hat mich noch nicht im Stich gelassen, also warum mach ich mir das Leben nur selbst so schwer? „Danke, Ru-chan. Das ständige warten ist einfach nur so extrem frustrierend und die Ungewissheit macht das ganze einfach unerträglich. Ich bin einfach nur froh darüber, wenn wir wenigstens mit Uruha schriftlich Kontakt aufnehmen dürfen irgendwann. Ich vermisse ihn einfach nur unheimlich und hätte ihn gerne wieder an meiner Seite“, erwidere ich traurig. Zusammen gehen wir Richtung Proberaum und ich merke, dass auch Ruki ziemlich traurig ist. Er vermisst Uruha auch ziemlich und die letzten Monate haben auch ihm zugesetzt. Hoffentlich bleib ich jetzt eine ganze Zeit gesund, alle andere würde nur der Band schaden. Wir wollen jetzt eine Single aufnehmen und wieder einmal soll ich sowohl Uruhas, als auch meinen eigenen Part spielen. Wann die Presse wohl davon Wind bekommt, dass Uruha stationär behandelt wird? Mir fällt es mittlerweile schwer in den ganzen Interviews zu lügen, auch wenn ich zum Glück nur Interviews per Mail zur Zeit durchführe. Es ist halt sehr schwer meinen Gesundheitszustand zu verheimlichen und man sieht mir doch ziemlich an, dass ich nach wie vor noch nicht vollständig genesen bin. Ehe wir im Proberaum selbst ankommen läuft uns Reita über den Weg und umarmt mich ganz unerwartet. Hat er etwa gedacht, dass ich nicht mehr wiederkomme? Oder ist etwas mit Uruha? Vorsichtig lege ich meine Arme um ihn und lehne meinen Kopf gegen seinen. „Ich geh jetzt mit Ruki einkaufen und du legst dich etwas hin, okay? Kai ist auch noch da, falls etwas sein sollte. Das mit Uruha wird schon wieder und bald wirst du garantiert wieder ganz normal mit uns proben können. Nimm dir einfach jetzt die Zeit, ich will dich nicht schon wieder gesund pflegen müssen“, weist mich Reita an. Leise lachend löst er die Umarmung und schiebt mich in den Proberaum, eher er hinter mir die Tür wieder schließt. Etwas widerwillig gehe ich zur Couch und lege mich unter die Decke. Leider alarmiert das sofort Kai und er hockt sich auch direkt neben mich und zieht die Decke bis zu meinem Kinn. „Es ist alles okay, Kai-chan. Ich will nur etwas die Beine vorm Mittagessen hochlegen. Nach dem Mittagessen versuch ich etwas zu schlafen, okay? Und dann helfe ich heute Nachmittag mit den neuen Songs. Hast du schon etwas neues von Uruha gehört?“, erkundige ich mich. „Sein Therapeut hat gerade eben angerufen und deshalb war Reita auch ziemlich durch den Wind. Scheinbar will der Therapeut die Woche noch mit Uruha eine Mail an uns verfassen, solange sich Uruha bei den Therapien Mühe gibt. An sich macht er auch Fortschritte und er hat auch keine Alpträume mehr. Es geht jetzt nur noch darum ihn soweit zu stabilisieren, dass er hierhin in eine Tagesklinik verlegt werden kann. Der Therapeut kann uns jedoch nichts versprechen, da sich Uruha den Kontakt erarbeiten muss. Auch zur Musiktherapie darf er nur noch, wenn er keine Probleme bereitet. Dein lieber Uruha ist wohl wirklich kein leichter Patient“, erklärt mir Kai mit einem Lächeln. „Das ist doch schön, oder? Ich finde es einfach nur total belastend momentan, dass wir keinen Kontakt haben. Aber das ändert sich ja bald“, antworte ich. Er nickt nur und streicht mir durch die Haare. Seufzend schließe ich die Augen und es dauert auch nicht lange bis ich einschlafe. ------ Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir und ich verdiene auch kein Geld mit der Story Hosted by Animexx e.V. 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