Cherchez la Femme! von abgemeldet (nichts ist so wie es scheint und alles hat einen Grund) ================================================================================ Kapitel 8: Der Blutersatztrank ------------------------------ Halli-hallo! Heute gibt's keine großen Worte vorab. Ich wünsch nur viel Vergnügen mit einem Kapitel, das wieder etwas Licht auf die Identität von Callisot wirft. Oder auch nicht. Viel Spaß :) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 8: Der Blutersatztrank Zwei Wochen verstrichen ohne weitere Zwischenfälle und Sichtungen der Schatten. Nur der Husten war geblieben. Manchmal war er stärker, manchmal schwächer, aber auf jeden Fall auffällig. Alle fragten Callisto, was mit ihr los war, doch sie vermied das Thema immer. Was sollte sie denn auch dazu sagen? Sie wusste ja nicht, woher der Husten kam. Schlimm genug war, dass Milli und Pansy sie einmal fast in den Krankenflügel verfrachtet hätten, als sie nach einer halben Stunde immer noch hustete. Doch irgendwie gelang es der Schwarzhaarigen mit Mühe und Not sich aus ihren Fängen zu befreien. Sie wollte nicht in den Krankenflügel. Zu viel Angst hatte sie davor, was Madam Pomfrey rausfinden könnte, wenn sie nach der Ursache des Hustens forschen würde. Lieber hustete Callisto, als zu erfahren, was sie wirklich war. Außerdem könnte man im Krankenflügel ja zufällig feststellen, dass sie Harry war. Und davor hatte sie die größte Angst. Ihr Geheimnis sollte niemand erfahren. Jedenfalls nicht jetzt. ---------- Die Klingel schallte durch die Flure, und die Schüler atmeten erleichtert auf. Es war wohl die langweiligste Doppelstunde Zauberkunst, welche die Slytherins je hatten. Beide Stunden hatten sie damit verbracht zu lernen den Zauberstab zu schwingen, doch den dazugehörigen Spruch hatte Flitwick ihnen nicht gesagt. Die meisten Slytherins konnten die Bewegung vom ersten Mal an. Zu diesen gehörte auch Callisto. Als ihr langweilig wurde – wie sollte es auch nicht sein – packte sie ihr Zaubertränkebuch aus und begann zu lesen. Das Fach war für sie wichtiger, als Zauberkunst. Der Kobold war fast ausgerastet, als er es gesehen hatte. So etwas war in seinem Unterricht noch nie vorgekommen. Nach der Stunde beorderte er die Schwarzhaarige zu sich und redete fast eine viertel Stunde auf sie ein, dass dieses Verhalten ganz und gar einer Siebtklässlerin unwürdig war. Immerhin war sie keine 12 mehr, dass sie so etwas aus Trotz machen konnte. Er hatte von ihr mehr Verantwortungsgefühl erwartet. Schweigend hörte Callie sich die Strafpredigt an und nickte bei jedem zweiten Wort, ohne allerdings auf die genaue Wortwahl des Professors zu achten. Danach entschuldigte sie sich ungefähr fünfzig Mal dafür, obwohl es ihr natürlich überhaupt nicht Leid tat. War doch nicht ihre Schuld, dass der Unterricht so langweilig und ereignislos war. Der Kobold ließ sie letztendlich gehen, denn die nächste Stunde hatte bereits angefangen und neugierige Schüler standen vor der Tür. Und schon wieder war es ein Fach mit Snape, zu welchem Kerker Callisto sich nun beeilen musste. Dieser würde ihr den Kopf abreißen, weil sie wieder zu spät kam. Erst Zaubertränke, jetzt DADA. Und außerdem würde sie ihm erklären müssen, wieso Flitwick sie aufgehalten hatte. Und auch wieso sie wertvolle 10 Punkte verloren hatte. Na gut, Snape würde ihr die Punkte wahrscheinlich wieder geben, denn es war Zaubertränke, was sie gelernt hatte. Aber trotzdem… das würde wieder Stress geben. Und eigentlich hatte Callisto keine rechte Lust darauf. Schnell rannte Callisto durch die Flure. Der Weg in die Kerker erwies sich länger, als sie dachte. Ihr Herz pumpte schnell. Sie spürte ihren Herzschlag an den Rippen und an ihrem Hals. Wie verrückt hämmerte es dagegen. Ihre Lunge fing an zu brennen, wegen den Luftmassen, welche sie einzuatmen versuchte. Verräterisch kratzte ihr Hals, doch sie achtete nicht darauf. Viel zu sehr beeilte sie sich so schnell wie möglich in den Unterricht zu kommen. Ihr kleines ‚Problem’ – ihre Lunge – übersah sie nur zu gerne. An der letzten Ecke zum richtigen Flur hielt Callisto an und atmete tief durch, um ihr Herz zu beruhigen. Das erwies sich als fataler Fehler. Ihre Lunge schien zu explodieren, ihre Kehle schnürte sich zu und sie fing an zu husten. Erst nur ein bisschen, wurde der Husten immer stärker. Es raubte ihr jegliche Kraft aus dem Körper und schon bald gaben Callistos Beine nach und ihre Knie machten Bekanntschaft mit dem kalten Steinboden. Sie stützte sich auf den Händen ab. Schon längst rannten Tränen über ihre blassen Wangen. Die Augen waren zu und die Schwarzhaarige bemerkte gar nicht, wie auch ihre Arme einknickten. Bevor sie zur Seite kippte und ganz auf dem Boden landete, wurde sie schon wegen Luftmangel ohnmächtig. Die willkommene Dunkelheit hüllte sie ein. ---------- Missgelaunt schaute Snape immer zu auf den leeren Platz neben Draco. Wann würde das Mädchen endlich auftauchen? Die halbe Unterrichtsstunde war bereits vorbei. Auch der Blonde schaute alle zwei Minuten zur Tür, in der Hoffnung, dass diese aufgehen möge und Callisto abgehetzt den Raum stürmen würde. Er kam überhaupt nicht seiner Arbeit hinterher, weil er sich Sorgen machte. Wo war Callisto schon wieder? Er wusste, dass Flitwick sie da behalten hatte, um ihr eine Strafpredigt zu halten, weil sie in seinem Unterricht gelesen hatte. Alle waren sie vorgegangen, weil die Schwarzhaarige sie weg geschickt hatte. Sie hatte lediglich darum gebeten, sie bei Snape zu entschuldigen, falls sie ein paar Minuten zu spät kommen sollte. Doch nun war schon über eine halbe Stunde vergangen, seit die Stunde angefangen hatte. Wo war Callisto? Hatte sie sich wieder verlaufen? Nein, das konnte nicht sein. Inzwischen kannte sie sich sehr gut auf der Burg aus. Sie hatte sogar einige Geheimgänge entdeckt, von welchen Draco keine Ahnung hatte. (A/N: Schatz, wenn du wüsstest ^^) Oder vielleicht hatte sie einen Hustenanfall bekommen? Diese waren manchmal sehr schlimm, doch sie weigerte sich vehement, sich untersuchen zu lassen. Einmal hatte Draco einen von solchen Hustenanfällen mitbekommen. Die Schwarzhaarige wäre davon fast umgekippt. Es war echt seltsam. Und Angst einflößend. Was stimme nicht mit der Schwarzhaarigen? „Mr Malfoy?“ Eine Stimme riss Draco aus seinen Gedanken und er hob den Kopf. Snape stand über ihm und musterte sein Patenkind. Fragend schaute Draco den Professor an. „Ja, Professor Snape?“ Was hatte dieser denn? War er schon so abgelenkt, dass er seine Feder zerbissen hatte? „Bitte gehen sie Miss Rydel suchen.“ Ernst nickte Draco. ~Ich mache mir Sorgen~, hörte er die Worte von Severus in seinem Kopf und nickte wieder. Das war also des Pudels Kern. (A/N: Ein Hoch auf Frau Schumann. Wir haben „Faust“ geliebt.) ~Ich mir auch. ~ Schnell stand der Blonde auf und verließ den Raum. Snape sah ihm noch eine Weile besorgt hinterher. Lucius und ihm war es aufgefallen, dass Draco wie ausgewechselt war, seitdem Callisto auf der Schule war. Er war ruhig, beschwor fast keinen Streit mit den Gryffindors herauf – was wahrscheinlich auch darauf zurück zu führen war, dass Harry Potter nicht mehr da war -, war nicht mehr so vorlaut. Scheinbar hatte sich der Kleine in die Neue verguckt. Und dabei waren sie sich zu 99 % sicher gewesen, dass der Blonde schwul war. Lucius hatte diese Feststellung damals nur recht schwer verkraften können, doch sich damit abgefunden gehabt. Er hatte nur gesagt: „Solange ich keinen Potter als Schwiegersohn akzeptieren muss, ist mir alles andere egal.“ Doch so, wie es jetzt aussah, war der Junge doch bi. Na das konnte noch heiter werden. Wenn Pansy davon Wind kriegen würde… ---------- Draco schritt aus dem Raum und atmete tief durch. Wohin sollte er gehen – rechts oder links? Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf die Umgebung. Nichts. Kein Atmen, kein Laufen. Totenstille. Ausgestorbene Gänge. Er seufzte und ging nach rechts. Das war die Richtung, aus welcher man normalerweise kam, wenn man vom Zauberkunstraum zum Verteidigungsraum wollte. In dieser Richtung sollte er Callisto finden können. Kaum bog er um die erste Ecke am Ende des Flurs, schon wäre er beinahe über etwas gestolpert. Er fluchte leise. Wer ließ hier was auf dem Flur liegen? Er zückte seinen Zauberstab und hielt diesen in Bodennähe. „Lumos.“ Die Spitze flackerte auf und erlosch so gleich, als Draco den Stab fallen ließ. Er hatte nämlich sofort erkannt, was auf dem Boden lag. Es war kein „was“, sondern ein „wer“. Es war Callisto. Und sie sah blasser aus, als der Tod. „Verdammt, Callie!“ Draco setzte sich neben die Schwarzhaarige und rüttelte verzweifelt an ihrer Schulter. Die Schwarzhaarige reagierte nicht. Sie gab absolut kein Lebenszeichen von sich. Angst stieg in Draco auf. Schnell erhob er sich wieder, nahm den leblosen Körper hoch und machte sich auf den schnellsten Weg zum Krankenflügel. ---------- Madam Pomfrey lief ihm entgegen, als sie hörte wie die Türen aufgerissen wurden. Gerade konnte sie noch erkennen, wen der Blonde auf einem freien Bett ablegte, als er sie schon panisch anschaute. „Helfen Sie ihr.“ Seine Stimme war nur ein Flüstern und von Tränen belegt. Diese glitzerten verdächtig in den sturmblauen Augen. Die Medi-Hexe nickte nur, denn noch nie hatte sie einen Malfoy in dieser Verfassung erlebt. Sie waren doch sonst so verhalten und zeigten nur ein Minimum an Gefühlen. „Was ist mit ihr passiert?“ Sie schwang ihren Zauberstab über das Mädchen, doch bekam keine Ergebnisse. Draco hatte sich auf das Nachbarbett gesetzt und sah ihr verdächtig ruhig zu. Eigentlich wollte er schreien und toben, doch irgendwie… er wusste selbst nicht so recht, was mit ihm war. Er hatte Angst um das Mädchen, was regungslos da lag und fast so weiß war, wie das Lacken auf dem Bett. „Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie so gefunden. Wahrscheinlich hatte sie einen ihrer Hustenanfälle gehabt.“ Er zuckte mit den Schultern. Das war die einzige Information, welcher er Madam Pomfrey geben konnte. Mehr wusste er einfach nicht. Die Medi-Hexe hielt bei den Worten in ihrer Bewegung inne. „Hustenanfälle?“ Draco hob den Kopf und sah sie an. Er nickte. „Ja, sie hat oft welche, doch weigert sich immer zu Ihnen zu gehen. Wir haben so oft versucht, sie davon zu überzeugen, doch sie wollte nie etwas davon hören. Sie meinte immer, das wäre nicht so schlimm, wie es sich anhören würde. Dabei wäre sie schon einmal fast umgekippt.“ Er schluckte. „Ich wusste, dass es irgendwann so endet. Ich hab’s gewusst.“ Er schüttelte den Kopf, als würde er versuchen blöde Gedanken zu vertreiben. Solange er nicht hinsah, bemerkte er auch nicht, wie Madam Pomfrey Callisto etwas Blut abgenommen hatte. Dieses ließ sie in ein Reagenzglas mit roter Flüssigkeit tropfen. Der Inhalt verfärbte sich sofort schwarz. Vor Schreck ließ die Medi-Hexe das Reagenzglas fast fallen. Das Ergebnis war eindeutig. Und das war das Schlimme daran. Es musste sofort etwas getan werden. „Ich wusste es!“ Sie rauschte kurz in einen Nebenraum und kam sogleich mit einem Zettel wieder. „Hier! Bring das sofort zu Professor Snape.“ Sie drückte dem verwirrten Draco den Zettel in die Hand und schob ihn aus der Tür. Zögernd nickte er und lief sofort los, als die Tür vor seiner Nase zuging. Zu gerne hätte er etwas mehr Informationen gehabt, doch zu fragen blieb ihm keine Zeit. ---------- Ohne anzuklopfen stürmte Draco den Raum, wo sein Jahrgang gerade heftig am Mitschreiben war. Snape stand vorne am Pult und erzählte etwas über die verschiedenen Vampirarten und ihre Fähigkeiten. Als Draco atemlos vor ihm stehen blieb, sah er den Blonden fragend und auch ein wenig wütend an. „Mr Malfoy, was soll das werden?“ Doch Draco schüttelte nur den Kopf. Er machte ein Zeichen zu warten, damit er zu Luft kommen konnte. „Callisto... ist... im... Krankenflügel“, presste er beim Luftholen aus sich heraus und reichte Snape den Zettel von Madam Pomfrey. Misstrauisch faltete der Schwarzhaarige das Blatt auseinander und hatte Mühe seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck beizubehalten, als er die Nachricht las. Das dürfte doch nicht wahr sein! „Verdammt. Wieso hat sie nichts gesagt?“ Sofort lief er zu einem der Schränke im hinteren Teil des Raumes und suchte die Phiolen nach einer bestimmten durch. Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck fischte er letztendlich ein kleines Gefäß aus dunklem Glas aus der Masse. ~Was ist das~, schoss es Draco durch den Kopf, doch sofort schüttelte Snape den Kopf. Kein Wort durfte in diesem Raum fallen. Das war zu gefährlich. „Du kommst mit. Die anderen lesen sich die Seiten 20 bis 30 im Buch durch. Wenn ich bis zum Ende der Stunde nicht zurück bin, dann habt ihr als Hausaufgabe eine Abhandlung über das Gelesene zu schreiben. Mindestens eine Pergamentrolle.“ Und schon rauschte er aus dem Raum. Dabei überhörte er zu gerne das laute Murren seiner Schüler. Draco folgte seinem Professor, hatte allerdings Mühe ihm hinterher zu kommen. „Onkel Sev, was ist das?“ Draco rannte dem Älteren hinterher, welcher gleich eine Abkürzung durch einen Geheimgang genommen hatte. „Das ist ein Blutersatztrank. Hat Callisto irgendwie mal erwähnt, dass sie vielleicht zu einer seltenen Dämonenart gehört?“ Der Angesprochene drehte sich nicht um, doch wusste irgendwoher, dass der Blonde den Kopf schüttelte. „Mir erzählt sie sowieso nichts. Wieso fragst du?“ Sie verließen den Geheimgang und Draco entdeckte sich vor den Türen zum Krankenflügel. „Weil deine neue Freundin zu den Blutdämonen gehört, Draco.“ Snape stieß die Türen auf. Madam Pomfrey wartete bereit auf sie. Perplex blieb der Teenager stehen und fing sich dann wieder. Er lief Severus hinterher. Die Türen gingen hinter ihm zu. Blutdämonen? Hatte er richtig verstanden? „Merlin sei Dank, Severus, dass du noch einen hattest. Das Mädchen braucht es ganz dringend. Ich vermute, sie hat seit mehr als einen Monat keinen mehr gehabt.“ Snape reichte die Phiole an die Hexe und Draco sah zu, wie diese eine Muggelspritze damit füllte. Dann wurde das dunkelrote Mittel Callisto in den Oberarm gespritzt. Die Schwarzhaarige bemerkte dies nicht. „Onkel Sev, erklär mir das.“ Draco setzte sich zu Callisto ans Bett und schaute auf sie hinunter. Irrte er sich, oder verschwand diese Totenblässe von ihren Wangen? Snape seufzte. Er schaute sich um. Madam Pomfrey war inzwischen im Nebenraum verschwunden. Von dort konnte man in ihre Privaträume gelangen. Dort hielt sie sich auf, wenn keine dringenden Fälle auf der Station waren. Und so gesehen war Callistos Fall abgeschlossen. Dem Mädchen würde es schon bald besser gehen. Außerdem war Severus mit Draco auch da. „Unsere neue Schülerin gehört zu der Rasse der Blutdämonen. So gesehen – die Königsklasse der Dämonen. Die meisten von diesen leben in der Unterwelt. Es gibt nur wenige in der Zauberwelt. Tom ist z. B. einer von ihnen.“ Der Professor sah Draco an und wartete bis der Blonde nickte. Soweit konnte der Blonde noch folgen. „Diejenigen, welche in unserer Welt leben, müssen mindestens einmal in der Woche einen so genannten Blutersatztrank nehmen. (Entgegen dem Namen hat es kein Blut als Zutat.) In unserer Luft fehlen den Blutdämonen einige Substanzen, welche in ihre Blutbahn durch das Atmen aufgenommen werden. Das Fehlen dieser Komponenten schnürt ihnen nach einer Weile den Atem ab. Der Trank beinhaltet diese Stoffe. Ohne den Trank würden sie sterben.“ Die Augen des Blonden weiteten sich vor Schreck. Sterben? Callie hätte sterben können? Verdammt. Was war mit dem Mädchen los? Wusste sie es etwa nicht? „Und so wie es aussieht hat Callisto diesen Trank nicht genommen?“ Draco schaute wieder auf die Schwarzhaarige hinunter. Ihre Wangen hatten inzwischen einen leichten Bronze-Ton angenommen. Die Leichblässe war gewichen. Ihr ging es schon besser. „Ja, uns zwar über einen längeren Zeitraum. Es ist überhaupt ein Wunder, dass sie so lange überlebt hat.“ Snape stellte sich zu dem Bett, an welchem Draco saß. Er lächelte leicht, als er seine Patientin sah. „Bleib du bei ihr, Draco. Ich gehe kurz deinen Vater besuchen. Wenn sie aufwacht, sag uns Bescheid. Wir müssen mit ihr reden, denn sie hat keinem gesagt, dass sie ein Blutdämon ist. Das hätte schwerere Folgen als dies hier haben können. Sie hätte sonst was mit ihren Kräften anstellen können.“ Mit diesen Worten verließ Snape den Krankenflügel. Draco sah ihm eine Weile hinterher. ---------- Lucius hatte Besuch. Einen hohen Besuch, welchen er nicht erwartet hatte. Vlad Draculea, sein Cousin und der derzeitige Prinzregent über das Vampirreich, war in seinem Büro ohne jegliche Vorwarnung aufgetaucht. Jetzt saß der blonde junge Mann in einem Sessel und redete mit seinem Verwandten über „Gott und die Welt“, wie Muggel sagen würden. Gerade waren sie auf das Thema der Nachfolge im Vampirreich gekommen. Das Gesicht von Vlad hatte sich sofort verfinstert. Zu schlimm war die derzeitige Situation im Vampirreich. „Lucius, siehe aus dem Fenster. Eden brennt nicht – es ist verbrannt. (A/N: Danke an Mathieu McConnaghey in ‚Die Herrschaft des Feuers’. Ich liebe diesen Film) Wir sind am Ende ohne den rechtmäßigen Nachfolger. Vor knapp zwei Monaten wäre der Junge 17 geworden. Er hätte seine Nachfolge angetreten und wir hätten keine Probleme. Aber wir bekommen große Probleme. Die Obersten, wie du und ich, merken das noch nicht, doch die Unteren können nicht mehr ohne Menschenblut überleben. Mein Blutmal hat keine Wirkung mehr. Es ist vorbei. Wir sind dem Untergang geweiht.“ Lucius sah den silberblonden Mann ernst an. „Wir bräuchten wirklich den einen Erben. Ich merke das schon, Vlad. Ich kann den Durst spüren. Ich merke auch, wie es außer Kontrolle gerät. In letzten Tagen habe ich immer öfter Anzeigen über wütende Vampire gelesen. Und jetzt, wo du hier bist, weiß ich, dass es kein Scherz ist. Ich wollte es nicht glauben.“ Vlad nickte und seufzte. Er stützte seine Stirn in seine Hand. Er war der Herrscher und konnte seinem Volk nicht helfen. Er war verzweifelt. „Wir sind verzweifelt, Lucius. Nicht umsonst haben wir den Fluch des Blutmals auf uns genommen. Wir wussten damals schon, dass es unsere einzige Chance ist zu überleben. Und jetzt wird man uns wieder jagen, wie Vieh. Und wir werden uns verstecken müssen.“ Malfoy nickte. Er wusste sehr wohl, was auf sie zukam. Plötzlich klopfte es an der Tür. Die Männer drehten sich aus den Gedanken gerissen um und sahen Severus der Raum betreten. Auch dieser sah überrascht aus, als er den Besuch bemerkte. Diesen hatte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. „Vlad? Was treibt dich zu uns?“ Severus begrüßte den Vampirprinzen. Er wusste, dass Lucius ein Vampir der oberen Ebene und mit Vlad verwandt war. „Auch schön dich zu sehen, Severus. Was bringt dich zu uns? Hast du keinen Unterricht?“ Vlad reichte dem Schwarzhaarigen die Hand, welche er mit Vergnügen drückte. „Deswegen bin ich ja hier. Es ist Unterricht und es geht um eine Schülerin.“ Severus wandte sich an Lucius, welcher ihm einen Stuhl anbot. „Um wen denn, Sev?“ Malfoy sah interessiert aus. Was war diesmal los? „Callisto Rydel.“ Überrascht hob der Direktor eine Augenraue. „Sie ist eine Blutdämonin.“ Schon fast zufrieden sah Severus zu, wie die Gesichtszüge des Blonden entgleisten. Mit dieser Reaktion hatte er gerechnet. „Oh-oh. Was bringt dich auf den Gedanken?“ „Ich habe ihr gerade einen Blutersatztrank verabreicht, nachdem sie zusammengebrochen und bei Poppy auf der Krankenstation gelandet ist. Draco ist gerade bei ihr. Poppy hatte einen Test gemacht der mehr als eindeutig war.“ Severus setzte sich hin. „Blutdämonin sagst du?“ Lucius stutzte. Severus nickte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Sein Freund würde die Gedanken auch von sich weiterspinnen können. „Denkst du auch an die letzten Sätze des Sprechenden Hutes?“ Lucius nickte auf die Frage. Genau daran hatte er gedacht. „Und wie. Das sind viel zu viele Zufälle.“ „Zufälle. Dass ich nicht lache. Hast du es schon Vlad erzählt?“ Malfoy schüttelte den Kopf. Schnell berichtete er seinem Cousin, was bei der Einweihung passiert war. „Wenn sie die Erbin ist, dann kann unser Erbe auch nicht weit sein“, meinte der Vampirprinz nachdem Lucius verstummt war. Mit diesem Satz hatte er auch die Gedanken der anderen Anwesenden erraten. Doch konnte das wirklich wahr sein? „Aber wie? Wie kann das sein? Das Kind war tot, Vlad.“ Severus blickte in die Ferne. Er redete an allen vorbei. Er erinnerte sich an den Herbstabend vor knapp 16 Jahren. ---------- Draco saß am Bett von Callisto. Stunden waren vergangen, seit Snape ihm den Auftrag gegeben hatte auf die Schwarzhaarige aufzupassen. Nach dem Unterricht waren auch Milli, Pansy und Blaise im Krankenflügel gewesen um nach ihm und Callisto zu sehen. Doch Madam Pomfrey hatte sie ziemlich bald wieder raus geschmissen. So verbrachte Draco seine Zeit damit das Mädchen vor ihm zu beobachten. Ihre weichen Gesichtszüge nach zu malen, ihre lange seidige Haare zu berühren, die sanfte Haut ihrer Arme und Hände zu streicheln. Das Mädchen faszinierte ihn seit ihrer allerersten Begegnung. Und diese Faszination ließ nicht nach. Sie wurde immer stärker. Verträumt sah Draco ins Gesicht des Mädchens. Er strich ihr wenige Haarsträhnen aus der Stirn. Er sah ihre Augen sich unter den Liedern bewegen. Ja, ihre Augen waren wirklich schön. Ein wenig erinnerte ihn das glimmende Grün an eine andere Person… Am meisten aber gefielen ihm aber ihre Lippen. Sie waren voll und blutrot von Natur. Er liebte es zu beobachten, wenn Callisto laut lachte, wenn ihre Lippen sich zu einem leichten Lächeln verzogen, wenn sie ab und zu schmollte oder sauer war. Ihre Lippen waren einfach faszinierend. Er würde sie am liebten ständig berühren und... küssen. Draco schaute auf, als er dachte ein Geräusch zu hören, doch es war nichts. Er beugte sich wieder über Callisto und strich mit den Fingern über ihre Wange. Seine Finger blieben am Gesicht hängen und er fasste ehrfürchtig die Lippen des Mädchens an. Wie in Trance fuhr er über diese, zog die Konturen nach. Die Kusspolster unter seinen Fingern waren sehr weich und verlangten förmlich nach einer Berührung der etwas anderen Art. Draco zuckte kurz zusammen. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Sollte er es wagen? Er schaute sich wieder um. Es war keiner, außer ihm, im Raum. Was hielt ihn davon ab? Er leckte kurz über seine Lippen und beugte sich weiter hinunter. Wenige cm über dem Gesicht hielt er an. Was ist, wenn sie genau in diesem Moment die Augen aufmachen würde? Was würde sie dann sagen? Draco schluckte. War es denn wichtig? Nicht für ihn. Seit wann ließ er sich von einer Abfuhr von etwas abhalten? Er war ein Malfoy und bekam immer das was er wollte. Und er WOLLTE diesen Lippen einen Kuss stehlen. Er überbrückte die letzte Distanz und legte seine Lippen auf die des Mädchens. Die Berührung war einem Stromschlag gleich, welcher durch seinen Körper fuhr. Er liebkoste die weichen Lippen unter seinen und konnte gar nicht genug von der Süße, welche von Callisto ausging, bekommen. Leicht bewegte er seine Lippen gegen ihre und leckte mit der Zunge drüber. Das Gefühl war einfach atemberaubend schön. Nach etlichen Minuten ließ er erst von ihr ab. Seufzend setzte er sich wieder hin. Der Kuss war noch schöner, als in seinen Träumen. Es war einfach nur unbeschreiblich gewesen. Er nahm ihre Hand und hauchte auf diese einen Kuss. Das Mädchen raubte ihm den letzten klaren Gedanken. ---------- Als Callisto gegen Mittag des nächsten Tages aufwachte, war sie überrascht, wie viele Menschen sich um sie befanden. Neben Draco, Blaise, Milli und Pansy standen auch Professor Snape, Direktor Malfoy und Madam Pomfrey im Raum. In dem Moment, als Callisto sich um schaute, legte Pansy ihre Arme um Draco und hauchte dem Blonden einen Kuss auf die Wange. Dieser Anblick versetzte der Schwarzhaarigen einen mentalen Schlag in den Magen. Sie stöhnte auf und schloss die Augen wieder. Sie fühlte die Tränen aufsteigen. Wieso hatte dieses Bild bloß so eine Wirkung auf sie? Der Ton blieb nicht unbemerkt. Sofort stand Madam Pomfrey an ihrem Bett. „Miss Rydel?“ Callisto machte widerwillig die Augen auf, nachdem sie die Tränen hinunter geschluckt hatte. Sie hoffte, dass die Hexe nichts davon bemerkte. „Wo bin ich?“ Das Mädchen sah, wie Draco Pansy beiseite stieß und zu ihrem Bett lief. Irgendwie freute Callie das Bild. Schadenfreude breitet sich in ihr aus. „Sie sind auf der Krankenstation. Mr Malfoy hatte Sie gestern auf dem Schulflur ohnmächtig gefunden. Trinken sie das.“ Die Medi-Hexe reichte der Schwarzhaarigen eine Phiole mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Diese musterte das Gebräu misstrauisch, doch bemerkte den wartenden Blick der Medi-Hexe. Sie schluckte alles hinunter. Der Trank hinterließ einen bekannten, wenn nicht sogar vertrauten Geschmack im Mund der Kleinen. „Was war das?“ Sie reichte die leere Phiole zurück. „Das, Miss Rydel, war ein Blutersatztrank. Den müssen alle, in der normalen Welt lebenden, Blutdämonen zu sich nehmen, um zu überleben“, meldete sich Lucius zu Wort und sah das Mädchen eingehend an. Diese verzog das Gesicht. „Und so was gebt ihr mir? Ich bin doch kein Blutdämon!“ Die Reaktion war unerwartet. Lucius und Severus tauschten Blicke aus. Kurz nickten sie sich zu. „Kinder, raus hier!“ Snape merkte, das hier etwas nicht stimmte. Er nickte den Schülern in Richtung Ausgang und diese sahen ihn überrascht an. „Aber...“, wollte Blaise was erwidern, doch wurde von Lucius unterbrochen. „Kein aber, raus hier.“ Die Vier ließen die Köpfe hängen. Langsam setzten sie sich in Bewegung. „Dad, kann nicht wenigstens ich hier bleiben? Ich hab doch sowieso alles miterlebt. Onkel Sev hat mir schon alles erklärt.“ Lucius sah erst seinen Sohn und dann Severus fragend an. „Ich fand, er hatte das Recht dazu. Da er das Mädchen gefunden hatte“, zuckte Snape mit den Schultern. „Ist o’k. Aber die anderen müssen raus.“ Blaise, Pansy und Milli verließen den Krankenflügel, nachdem sie sahen, dass Diskutieren sinnlos war. Zu gerne wären sie dabei gewesen. „Miss Rydel“, Lucius wandte sich an das Mädchen, als die Tür hinter den dreien zuging. „Wieso haben Sie uns nicht darüber informiert, dass Sie zu der Rasse der Blutdämonen gehören? Wir hätten Ihnen gerne den Blutersatztrank zur Verfügung gestellt. Das hätte schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben können. Dass Sie ohnmächtig geworden sind, war noch am besten. Sie hätten auch jemanden von Ihren Mitschülern anfallen können. Bei jedem Blutdämon äußert sich der Mangel am Blutersatztrank anders.“ Callisto hörte sich die Strafpredigt ruhig an. Na ja, nach Außen war sie ruhig, doch im Inneren machte sich eine Panik breit. Die Flut an neuen Informationen überrollte sie, einer Lawine gleich. „Was reden Sie überhaupt? Ich bin doch kein Blutdämon! Das ist vollkommener Schwachsinn. Ich habe nichts gesagt, weil es nichts zu sagen gab.“ Nervös zupfte die Schwarzhaarige an der Bettdecke über ihr. Ihre Gedanken spielten gerade Russisch-Roulett und kamen nicht zum Ruhepunkt, während ihr Blick von Lucius und Severus und weiter zu Draco huschte. „Miss Rydel, ich mache keine Scherze. Wir haben einen Schnelltest gemacht und mussten Ihnen gestern einen Trank intravenös verabreichen. Sonst hätten Sie nicht überlebt.“ Panisch schaute Callisto den Direktor an. Sollte er Recht haben? Tränen stiegen in ihren Augen auf. Sie kniff diese zusammen und schüttelte den Kopf. Das KONNTE nicht wahr sein. „Ich bin aber keine Blutdämonin“, flüsterte sie verzweifelt. „Das kann gar nicht sein. Ich... ich bin doch eine normale Hexe.“ Sie starrte nun auf ihre Hände. Sie fühlte die Tränen ihre Wangen hinunterlaufen und hob dann wieder den Kopf. „Ich bin eine normale Hexe.“ Ihre Stimme gab nach und sie wimmerte. „Willst du damit sagen, dass du nicht wusstest, dass du zu dieser seltenen Dämonenart gehörst?“ Draco setzte sich zu dem Mädchen ans Bett. Dieses schüttelte den Kopf. Dann vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „Miss Rydel, es ist ganz wichtig, dass wir erfahren, wer Ihre Eltern waren. Auch wenn Sie es verheimlichen wollen - wir versprechen Ihnen gerne es keinem zu erzählen, doch sagen Sie es uns.“ Snape wandte sich nun an seine Schülerin, welche inzwischen am ganzen Körper zitterte. „Dann würden wir in Erfahrung bringen, welche Kräfte sie haben und sie müssten uns nichts mehr sagen.“ „Meine Eltern sind tot. Ich habe keinen mehr. Bis vor sechs Wochen war noch alles in Ordnung. Was ist mit mir passiert? Wer bin ich?“ Callisto schlang ihre Arme um ihre Schultern und schaute die Anwesenden angstgelähmt an. „Ich... ich bin... ein Dämon. Ich bin gefährlich.“ Draco sah seinen Vater verwirrt an. Dieser sah aus, als würde er überlegen. „Miss Rydel, sind Ihre Eltern wirklich tot? Wenn Sie sich vor irgendwem verstecken wollen, dann sind Sie hier sicher. Doch sagen Sie uns die Wahrheit.“ Lucius schritt auf das Mädchen zu und blieb am Bettende stehen. „Sie sind tot“, sagte die Schwarzhaarige mit leiser, brechender Stimme. Und plötzlich änderte sich diese. „Ich habe meinen Vater und meine Ziehmutter sterben sehen.“ Die Stimme war nun fest und bestimmend. Ihre Augen waren leer und ausdruckslos. Sie blickte an allen Anwesenden vorbei. Bei Lucius und Severus klingelte ganz laut eine Glocke im Kopf, doch sie achteten in dem Moment nicht auf diese. „Miss Rydel, wenn Sie möchten, können wir jemanden finden, der Ihnen hilft mit der neuen Situation fertig zu werden. Zufällig kenne ich einen Blutdämon persönlich.“ Lucius wandte sich wieder an die Schwarzhaarige, und diese blickte ihn an. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Jemanden finden… dann könnte man herausfinden, dass sie Harry war. „NEIN!“ Ihre Stimme wurde ganz laut. „Nein, ich möchte niemanden sehen! Ich kann nicht! Ich will nicht! Lassen sie mich damit in Frieden!“ Sie drückte sich panisch an das Bettgestell hinter ihr. Verzweiflung und Angst standen ihr im Gesicht geschrieben. Sie fürchtete sich vor der Neuigkeit, welche ihr eröffnet wurde. Sie fürchtete sich vor sich selbst. Sie fürchtete sich vor den Informationen, welche sie preisgegeben hatte. Sie kannte diese vorher nicht. Auf einmal rollte sich Callisto auf dem Bett zusammen und schluchzte wieder. Draco versuchte zwar, sie in den Arm zu nehmen, doch dieser Versuch scheiterte. Die Schwarzhaarige wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Blonden. Letztendlich verließ er mit seinem Vater und Severus die Krankenstation, denn das Mädchen war nicht mehr ansprechbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)