Eine Prinzessin hat's nicht immer leicht... von SoScandalous ================================================================================ Kapitel 5: Familie Thomson -------------------------- Liana schlug ihre Augen auf. Sie wachte auf in ihrem Bett. Alles war dunkel, die Fenster geschlossen und Vorhänge blockierten das Sonnenlicht. Es musste noch sehr früh sein, vielleicht 7 Uhr Morgens. Ihre Augen schmerzten. Nachdem sie gestern einen Wutanfall bekam und mindestens eine Stunde lang „NEIN, NEIN“ schrie und dann auch noch in Tränen ausbrach wie ein Springbrunnen, wurde sie von ihren Eltern sofort in ihr Zimmer geschickt, und es war ihr untersagt, runterzukommen. Die Wut stieg wieder in ihr hoch, sie krallte ihre Finger an ihre Decke fest und fluchte innerlich. Ihre dummen Eltern! Da bekamen sie ein paar Beschwerden von dummen nutzlosen bediensteten und schon verschwören sie sich gegen sie! Langsam stand sie auf und schlüpfte in ihre goldenen, mit Perlenbestickten Pantoffeln. Traurig starrte sie auf sie hinab. Jeden Morgen hatten sie ihre Füße vor der Kälte des weißen Marmorboden beschütz, der – besonders morgens – doch recht kühl war. Doch schon bald würde sie diese gar nicht mehr tragen können. Im Übrigen, dachte sie finster, werden diese Idioten bei denen sie leben würde wahrscheinlich gar keinen Marmorboden haben, wenn sie denn überhaupt einen Boden hätten. Wahrscheinlich aus zerstampften Heu. Das diese Armut schuld der hohen Steuerlast waren, schien ihr entfallen zu sein. Nachdem sie sich gewaschen und getrocknet hatte, wurde sie langsam ein wenig ungeduldig. Sollte nicht bald Derik reinkommen, und sie wecken? Aber wahrscheinlich wollten ihre Eltern sie wohl vollkommen in ruhe lassen. Euch werd’ ich’s zeigen… dachte sie verbittert. Aus Trotz zog sie das imposanteste und teuerste Kleid an, das sie hatte. Zum Frühstück zog sie meistens eigentlich normale Tageskleider an, aber sie wollte ihre Eltern heute provozieren. Sie zog sich dutzende von teuren Ketten über. Nach einer Weile wurde ihr das allerdings zu schwer und sie reduzierte auf die Hälfte. Ihr neues, sündhaftteures Saphirdiadem fand einen schönen Platz auf dem Haupt der blonden Prinzessin. Außerdem zog sie - um ihre sehr Ästhetischdenkende Mutter eins auszuwischen – zu den vielen blinkenden Farben die sie trug die grellsten und hässlichsten Stiefel an. Ihr war klar, das es vollkommen kindisch war wie sie sich verhielt, und das es ihre Eltern sowieso kalt lassen würde, aber ihr war einfach danach etwas dummes und vor allem peinliches zu tun. Und so sei es. Mit ihrem vollkommen auffallenden, aber nicht unbedingt positiv auffallenden Kleid machte sie sich runter zum Frühstücken. Erhobenen Hauptes ging sie an den Bediensteten vorbei die anfingen zu tuscheln und zu kichern. Sie trat in denn Essensraum ein. Ihre Eltern saßen bereits am Tisch und verstummten, als Liana eintrat. Wie zu erwarten ruhten die Augen der Königin kurz auf ihren Stiefeln und auf den vielen Ketten aber sie sagte nichts. Auch ihr Vater warf kurz einen Blick zu alledem, begrüßte sie kurz und sagte sonst nichts weiter. Das war nicht ganz die Reaktion die sie erhofft hatte, aber es lies sich ja nun mal nicht ändern. Schweigend fingen sie an zu essen, bis ihrer Mutter dann doch der Kragen platze: „Hör zu, Liana, Ich weiß ganz genau du hast dieses alberne Outfit nur angezogen um uns zu provozieren, aber das zeigt nur, wie kindisch du eigentlich bist und diese Bauern Erfahrung dringend nötig hast! Verstanden?“ Liana schaute bestürzt drein. Innerlich kochte sie vor Wut, aber ihr war klar, das sie mit Wutausbrüchen und Trotzverhalten ihre Eltern nur noch mehr weiß machte, das sie diese „Bauern Erfahrung“ nötig hatte. Aber wenn sie sich wie eine erwachsene Frau verhalten würde… vielleicht müsste sie dann nicht mehr als eine Woche bei dieser Familie bleiben? Nachdem sie sich ruhig genug fühlte um anständig reden zu können, begann sie auf anständig zu tun. „Ähm“, fragte sie zaghaft, „wann gehe ich zu der Familie, lerne ich sie vorher kennen?“, sie versuchte höfliches Interesse zu zeigen. „Nachdem Frühstück kommen sie, du hast eine Minute um sie vorher kennen zu lernen und dann gehst du zu ihnen!“ Wieder spürte Liana die Wut in ihr aufkochen, aber sie verlor nicht die Beherrschung. Ihre Hände zitterten vor Wut, also versteckte sie sie unter der Tischplatte. Das war doch mehr als nur unverschämt, sie sollte zu Leuten ziehen für die sie noch nicht einmal zeit hatte, sich ein Bild von ihnen zu machen, wer weiß was für Leute das sind? Perverse? Das konnte ihr ja keiner garantieren! Aber ihre Eltern schien das nicht zu interessieren. „Nun, das ist sie, unsere Tochter, Prinzessin des Landes, Liana. Ich vermute ihr seht sie zum ersten mal?“, fragte die Königin freundlich die ein wenig verschüchtere kleine Bauernfamilie. Der Vater der Familie nickte kurz. „Und wir sind die Familie Thomson“ „Stell dich vor!“, wisperte Lianas Mutter ihr gebieterisch zu. Innerlich rollte Liana mit den Augen. Vorstellen? Das hatte sie doch selbst gerade getan. Nun, aber da sie jetzt nicht direkt einen schlechten Eindruck machen wollte, fügte sie sich. „wie meine Mutter schon sagte, ich bin Liana, ihr kennt mich ja vom Hörensagen. Es freut mich, euch alle kennen zu lernen und ich hoffe, wir kommen gut miteinander klar“, heuchelte sie. Zum ersten Mal musterte sie die vierköpfige Familie richtig. Der Vater war groß und stämmig, an seinen Händen und Armen waren viele Schwielen und Kratzer, höchstwahrscheinlich von seiner anspruchsvollen Arbeit. Die Mutter war eher klein und rundlich, hatte ein freundliches Gesicht und langes, gelocktes schwarzes Haar. An ihrem Arm war ein kleines Mädchen, nicht älter als 8. Sie hatte die Haare ihrer Mutter. Die drei zusammen betrachtet gaben eigentlich ein ganz harmonisches Bild ab, die anspruchsvolle Liana könnte sich vielleicht an sie gewöhnen, aber dann fiel Lianas Blick auf den Sohn der Familie. Verächtlich begutachtete sie ihn von oben bis unten. Er hatte von allen die schrecklichsten Klamotten an, seine Haare waren rot und strubbelig, als wären sie nie im Leben gekämmt wurden. Er hatte Sommersprossen und freche graue Augen. Eine schlaksige Figur gab dem ganzen noch den letzen hässlichen Rest. Und obwohl er wohl ungefähr in Lianas Alter war, sah er unreif und dümmlich aus. Also ein Junge der von vorne bis hinten nicht Lianas Geschmack traf, die auf reife, kluge junge Männer stand. So wie Lukas. Na, das kann ja heiter werden…, dachte Liana, und wünschte sie wäre irgendwo… Nur nicht hier. „Also Liana, du wirst absolut nichts mitnehmen, die Thomsons werden dich mit allem versorgen was du brauchst.“, sagte ihr Vater und schubste sie sanft in Richtung der Familie. „Du wirst alles tun, was sie von dir verlangen, alles! Die Thomsons werden uns regelmäßig Bericht erstatten, also wag es gar nicht ihnen zu drohen – Verstanden?“ fügte ihr Vater mit Nachdruck hinzu. Liana nickte flüchtig und blickte mit bangem Gesicht die Familie von Bauerntrotteln an. Frau Thomson machte einen schritt auf sie zu. Mit warmer, freundlicher Stimme sprach sie zu Liana: „Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen, natürlich, wir haben viele Pflichten einzuhalten, aber wir sind eine nette Familie und werden dich wie unsere eigene Tochter behandeln.“ Etwas an der Stimme dieser Frau besänftige Liana irgendwie. Sie hatte so was „nette Tante Emma“ haftes an sich, was Liana dazu bewegte, diese Frau sofort sympathisch zu finden. So schaffte Frau Thomson es sogar, Liana zu einem ehrlich gemeinten Lächeln herabzulassen, was sie nie zuvor einem Bauern geschenkt hatte. Nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte, begleitete sie die Familie nach draußen. Sie hatten eine ärmliche Kutsche mit einem Pferd was aussah, als wäre es schon längst gestorben. Bringen wir es hinter uns. Dachte Liana. Sie setzten sich in die Kutsche. Die Jüngste der Familie neben Liana. „Ich heiße Gabriella, und du?“, fragte die kleine lächelnd. „Liana, hab ich eben schon gesagt.“, nuschelte sie zur Antwort. „achso.“ Eine Weile war es ruhig dann – „trägst du schöne Prinzessinnen Kleider? So richtig mit Krone und allem?“, fragte Gabriella. Liana seufzte. Das war aber eine Nervensäge… „hm ja…“ antwortete Liana. Gabriella blickte sie sehnsüchtig an. „Das ist ja toll…“ Gemächlich bewegte die Kutsche sich. Plötzlich fühlte Liana sich total müde. Aus den Augenwinkeln beobachtete Liana den Jungen, er hatte bis jetzt kein einziges Wort geredet und stur nach oben geguckt. Offenbar war er so wenig begeistert davon, das sie hier war, wie sie es schlimm fand, bei ihnen zu wohnen. Innerlich grinste sie. Ob seine Eltern ihn auch so gerüffelt haben damit er wenigstens nicht unhöflich zu ihr ist? Könnte gut sein, den egal ob Könige oder Bauern, Eltern sind Eltern. Während sie so ihren Gedanken weiter nachhing, erreichte die Kutsche bald ihr Ziel. Sie hielten an. „So, Liana.“, sagte Herr Thomson, als alle ausstiegen. „Hier in dieser Farm leben wir.“ Es war eine gut gehaltene, kleine Farm mit Kühen und anderen Tieren die grasten. Liana ergriff wieder der Unmut. Dann kann es jetzt wohl beginnen, mein abartiges Leben…, dachte sie verbittert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)