Pets von MangaEngel ================================================================================ Prolog: Unbegrenzte Wissenschaft -------------------------------- Prolog: Unbegrenzte Wissenschaft „5...4...3..................“ „Guten Abend und herzlich Willkommen bei »Wunder des Wissens«! Unser heutiger Gast ist Professor Doktor Samuel Sandstein. Er wird uns heute von einer unglaublichen wissenschaftlichen Revolution namens »Pet« erzählen. Professor Sandstein, erst einmal herzlich Willkommen, es ist mir eine Ehre, sie hier begrüßen zu dürfen.“ „Die Ehre ist ganz meinerseits, Herr Anderson.“ „Nun, Professor. Sie haben angekündigt, eine bahnbrechende Entdeckung gemacht zu haben. Welche soll das sein, die diesen mysteriösen Namen trägt? Was für eine Entdeckung heißt »Haustier«?“ „Tja, dass haben mich schon sehr viele gefragt.“ „Dann lüften sie doch bitte das Geheimnis.“ „Mutierte Sklaven. Ums grob auszudrücken.“ „Mutierte Sklaven? Nun, dass klingt zumindest sehr reißerisch, aber auch irgendwie...illegal?“ „Nun, auch das habe ich schon oft gehört. Doch lassen sie mich erklären. Wir haben eine absolut unglaubliche Entdeckung, eine Erfindung, gemacht. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, die DNA von zwei grundverschiedenen Lebewesen zu kreuzen. Wir haben Möglichkeiten gefunden, Erbkrankheiten für immer aus der Welt zu schaffen, wir können aussterbende und ausgestorbene Tierarten retten und... wir können Pets erschaffen.“ „Das klingt ja faszinierend. Aber bevor ich frage, WIE sie das geschafft haben, würde ich dennoch vorher gerne wissen, was ihre so genannten Pets sind.“ „Hahaha, dass dachte ich mir beinah. Nun, dann will ich mal das Geheimnis lüften. Es sind Tiermenschen.“ „Tiermenschen? Sie meinen mit Schwänzen und Flügeln und allem drum und dran?“ „Ja, so könnte man es ausdrücken. Es sind Wesen mit dem vollständigem Körper eines Menschen, allerdings sind am Körper Merkmale des Tieres, dessen Gene zu denen des Menschen hinzugefügt wurden. Wir haben eine Vielzahl von verschiedenen Pets: Katzen, Hunde, Raben, Delfine, Bären. Alle Säugetiere haben immer die Ohren und den Schwanz ihres Genverwandten als Merkmal. Alle Vogelarten besitzen Flügel als weiteres Armpaar am Rücken und einen gefiederten Schwanz. Der Delfin ist das zurzeit einzige Pet, dass wir zurzeit als Fisch bezeichnen. Sein Merkmal ist die Rückenflosse. Weitere Fische sind zumindest momentan nicht in Planung, da sie einmal nicht die typischen Eigenschaften eines Pets hätten und zudem Kiemen hätten, die sie zwingen würde, in Wasser zu leben.“ „Sie sagten »typische Eigenschaften eines Pets«, was meinen sie damit?“ „Ich habe gehofft, dass sie das fragen. Doch dazu muss ich erst den Zweck, den wir für Pets planen, näher erklären. Der Name kommt, wie sie bereits übersetzt hatten, von dem Wort »Haustier«. Nun, dieses Wort verkörpert Pets zum einen vollkommen und zum Anderen ist es der Grund, der uns die revolutionäre Idee gebracht hat.“ „Sie machen mich neugierig, Professor Sandstein und ich denke, unseren Zuschauern geht es nicht anders. Erklären sie mehr.“ „Gerne. Nun, man sagt ja meistens »Das Tier ist der beste Freund des Menschen«. Wir hatten darüber nachgedacht und konnten das bestätigen. Menschen suchen meist Zuflucht bei einem Tier, da Tiere dem Besitzer das Gefühl geben, ihm zuzuhören, ihn zu verstehen, sich mit ihm zu freuen und ihn zu trösten. Diese Position können Tiere übernehmen und es ist für sie auch nicht anstrengend, da es ihre Natur ist, sich dem Rudelführer, in diesem Fall dem Besitzer, zu unterwefen, um an Futter zu gelangen. Menschen lieben diese Illusion von Liebe. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Sagen sie, Herr Anderson, haben sie oder enge Freunde und Verwandte ein Haustier?“ „Nun ja, man könnte sagen, ich habe ein Haustier, meine aktuelle Partnerin besitzt einen Hund.“ „Was für einen Hund?“ „Einen... Labrador, glaube ich.“ „Ah...Ein Labrador Retriever. Schöne Tiere, schwarzes glänzendes Fell, anhänglich, treu, kinderlieb und kräftig... Sagen sie, wirft ihre Frau ihnen öfter vor, dass sie diese Eigenschaften nicht besitzen?“ „Naja, sie ist nicht meine Frau, aber... Ja, ja, das tut sie.“ „Und das ist der Knackpunkt. Viele Menschen, die lange ein Tier besitzen, entdecken typische Charaktereigenschaften, die sie sich wünschen. Und meist zum Leidwesen des Partners. Katzenliebhaber wollen meist einen Partner mit hohem Kuschelbedürfnis, akzeptieren dafür ein eigenwilliges Verhalten und ein höheres Temperament. Vögel sind sehr freiheitsbedürftig, wenn sie jedoch zahm sind, dann kann man sicher sein, dass sie immer zurückkommen. Sie spielen gerne, ihr Futter ist recht billig und sie sind auch sonst recht preiswert. Delfine sind Menschenfreunde, verspielt und lieben Wasser, dafür allerdings ein wenig schwierig zu halten. Und Hunde werden meist als treu, kräftig und zahm charakterisiert, dafür sind sie ein wenig wild und es mangelt etwas am Hygieneverständnis. All diese Tiereigenschaften sind Dinge, die sich Menschen meist von ihrem Partner wünschen. Allerdings sind Menschen nunmal nicht einordbar, sie laufen auch nicht mit einem Schild herum, wo ihre Eigenschaften drauf stehen. Und da kommen die Pets ins Spiel. Sie sind erkennbar.“ „An den Ohren und dem Schwanz?“ „Genau. Wenn sie sich eine Frau wünschen, die sie tun lässt, was sie wollen und sie ihr dasselbe ebenfalls erlauben würden, so könnten sie sich ein Vogelpet nehmen und dieses würde sich entsprechend verhalten.“ „Aber...?“ „Aber was?“ „Da muss es doch einen Haken geben.“ „Nun ja, man könnte den Preis nennen, aber ansonsten... Nein, sie ernähren sich von dem Futter, das auch ein normales Tier bekommt, vertragen aber auch Menschennahrung. Alle haben das Hygieneverständnis eines normalen Menschen, können daher eine normale Toilette verwenden, wenn man ihnen das beibringt. Sie können sprechen und sie verstehen einen. Das einzig tierische ist ihr Aussehen und ihre Instinkte, die ihre Grundeigenschaften prägen.“ „Daher mutierte Sklaven?“ „Ja. Sie sind zum einen ein Partnerersatz, man kann sie als Geliebten verwenden. Wenn man dagegen lieber eine Putzkraft möchte, so kann man sich eine Katze kaufen, diese reagieren auf Schmutz, wenn mans so nennen will, allergisch. Man kann Pets ähnlich wie einen Sklaven nutzen, sich eines als Freund holen oder als Partnerersatz. Die Möglichkeiten sind im Grunde unbegrenzt.“ „Und das ganze...ist legal?“ „Ja. Nun ja, nicht in allen Ländern, aber in manchen werden wir demnächst die ersten Versuche starten, wie sich die Pets einleben.“ „Das klingt ja hochinteressant. Nun, sie haben uns bereits erklärt, was Pets sind und das mit dem selben Verfahren angeblich auch bedrohte Tierarten und vererbare Krankheiten beeinflusstwerden können. Würden sie uns, möglichst für alle verständlich, das wie erklären?“ „Selbstverständlich. Nun, ich denke, jeder weiß, dass alles, vom Aussehen, zum Verhalten bis zu jeder einzelnen Tätigkeit im Körper eines Lebewesens durch die DNA geregelt wird. Der Code der DNA ist die Anleitung für ein Lebewesen. Teile sind grundlegende Sachen wie Aussehen, Verhalten, Instinkte. Andere wiederrum sind stoffregelnd, sie sind das Kochrezept von jedem Hormon, jedem Ablauf in jedem Organismus, von der einzelnen Zelle bis zum Elefanten. Und wir haben ein Verfahren entwickelt, wie wir zwei DNA-Stränge miteinander kombinieren können. Bereits vor Jahren hatte man die Möglichkeit, DNA zu entschlüsseln, sie in kleine Stücke zu zerteilen, ja zu wissen, welches Stückchen für was zuständig ist. Allerdings kam dann das ethische Verbot auf, dass alles, was definiert, wieso ein Lebewesen ein Delfin oder ein Maulwurf ist, niemals wieder gelesen werden darf. Nur der nutzlose, aber dennoch einzigartige Teil darf gesehen werden. Tja, wir haben, wenn auch zu dem Zeitpunkt noch verbotenerweise, gegen dieses Gesetz verstoßen.“ „Sie haben sich angesehen, was die Zusammensetzung einer Maus ist?“ „Sie sagen es... Eine Maus. Mäuse und Ratten waren unsere ersten Versuchsobjekte. Sie sind so nah miteinander verwandt, haben aber dennoch ganz unterschiedliche Verhaltensweisen, auch ihr Äußeres unterscheidet sich. Wir haben jahrelang versucht, einen Weg zu finden, DNA zu manipulieren und zwar steuerbar. Jeder Mensch kann Mutationen hervorrufen, da reicht es schon, sich röntgen zu lassen. Doch wir wollten nicht irgendwas verändern. Wir wollten neue Wesen schaffen.“ „Hui, na wenn das mal nicht klingt wie eine gute Vorlage für einen Science-Fiction-Roman, dann weiß ich auch nicht.“ „Fiktion? Oh nein, es ist uns gelungen. Wir haben zunächst nach und nach entschlüsselt, wo in dem Genom die Dinge sind, die wir wollen. Diese haben wir dann in einem aufwendigem Verfahren vom Rest gelöst und dann, mithilfe unserer neuen Technologie, die getrennte DNA mit einer anderen erfolgreich vermischen können.“ „Und wie das?“ „Nun, wie ich bereits gesagt hatte, weiß man schon lange, dass Mutationen möglich sind. Wir haben uns zunutze gemacht, dass manche Erbkrankheiten da nützliche Informationen haben. Und eine von ihnen hatte den Schlüssel, auf den wir kommen mussten. Mondscheinkinder haben einen Fehler im Gen, der dafür sorgt, dass Mutationen aufgrund von UV-Strahlen nicht mehr repariert werden. Und das mussten wir erreichen. Eine Mutation, die nicht repariert werden kann, aber dennoch absolut konsequent eingesetzt wird.“ „Wie meinen sie das, eingesetzt?“ „Nun ja, sie haben schwarzes Haar. Falls irgendein Blutsverwandter von ihnen blondes Haar hat, so wird auch der Code für blondes Haar in ihrem Erbgut sein. Und falls es der Zufall will, würde ein Nachkomme von ihnen dann dieses Gen dominant haben und deshalb blond sein. Das ist, vermute ich, fast schon wieder ein wenig zu hoch, aber das ist der Hauptaspekt. Man kann es sich wie einen Computer vorstellen. Ich habe Dateien auf diesem Computer. Auch Dateien, die ich niemals brauche, vielleicht werden sie aber später mal genutzt. Das, was ich und mein Forschungsteam gemacht haben, ist, diese Dateien alle zu löschen und an ihrer Stelle neue Dateien abzuspeichern.“ „Alle zu löschen? Das geht?“ „Ja, lange wurde gezweifelt, doch wir haben eine chemische Flüssigkeit erstellen können, die den Mutationsverlauf immer zugunsten der DNA mit dem kürzesten Strang verlaufen lässt. Und da wir Bruchstücke einer DNA in eine vollständige DNA einbauen, wird immer das eingebaute Vorrang haben und alles andere verdrängen. Man zwingt die DNA, sich umzuprogrammieren.“ „Unglaublich.“ „In der Tat. Nun, anfangs brauchten wir natürlich lange, um genau zu sein Jahre, bevor diese Mixtur entdeckt und perfektioniert wurde. Doch dann hatten wir eine weitere erstaunliche Entdeckung.“ „Sie stecken voller Überraschungen, Professor.“ „Hahaha, wenn sie das so sehen wollen. Jedenfalls können wir, je nach Konzentration jener Flüssigkeit auch markierte DNA als vorrangig einstufen und so die gesamte DNA austauschen. So könnte ich aus einer normalen Hauskatze in dem Verfahren den Dodu wiederbeleben. Und das in unendlichen Mengen, schließlich kann man DNA unendlich vervielfachen.“ „Wahnsinn!“ „Ja. Natürlich hat sich die Frage bezüglich der Erbkrankheiten damit auch erledigt, da wir einfach die DNA eines gesunden Menschen nehmen und den defekten Teil des Kranken mit dem gesunden Teil des normalen Menschen auswechseln.“ „Sagen sie, wie lange dauert diese Mutation.“ „Nun, das hatten wir uns am Anfang auch gefragt und durchaus mit Tagen oder Wochen, ja sogar mit Monaten gerechnet. Unser erstes erfolgreiches Versuchsexemplar, eine Maus, hatten wir daher extra in ein künstliches Koma versetzt, falls die Mutation Schmerzen verursachen sollte. Ich und mein gesamtes Team glaubten unseren Augen nicht, als bereits nach drei Stunden die ersten Veränderungen sichtbar wurden und die gesamte Mutation innerhalb von zwei Stunden beendet war.“ „Wie, so schnell?“ „Ja, erstaunlich, nicht? Aber eigentlich nicht überraschend, die DNA wird pro Sekunde über tausendmal allein in einer Zelle abgelesen. Was uns verwundert hatte, war, dass die Zellen sich offenbar in erstaunlich schneller Zeit verändern konnten. Nun, die Maus litt, ganz wie wir vermutet hatten, tatsächlich unter Schmerzen. Ihr Puls stieg an und Zuckungen waren zu sehen, doch das sind auch typische Reaktionen bei einem OP-Patienten unter Vollnarkose.“ „Nun, ich bin neugierig. Inwiefern hatte sich die Maus denn verändert?“ „Tja, sie war viel größer geworden, ebenso ihre Zähne, ausserdem zeigte sie Immunität gegenüber Rattengift.“ „Ähm, würde das nicht gegen eine Mutation sprechen?“ „Oh nein, selbst Katzen und Vögel reagieren auf das Gift, allerdings gibt es Ratten im Rhein-Ruhr-Gebiet von Deutschland, in Polen und Belgien, die gegen diese Gifte immun sind. Wir hatten extra solche Ratten als DNA-Spender gewählt, um die Maus auch darauf zu testen.“ „Das ist wirklich... Ich bin sprachlos.“ „Das ist doch schlecht, wenn an Moderator ist, oder?“ „Hahaha, allerdings.“ „Oh, dass tut mir leid. Nun, jedenfalls haben wir diese Technologie verbessert und ausgereift, so dass wir nun steuern können, was übernommen wird. Noch sind Pets eine Seltenheit, aber wir erhoffen uns, auf die Art und Weise nicht nur Prostitution, sondern auch Welthunger und Armut zu verringern.“ „Wie das?“ „Nun, ich hatte ja bereits gesagt, dass unsere Arbeit in vielen Ländern unter harter Kritik steht. Das liegt daran, dass wir Menschen aus der dritten Welt kaufen.“ „...Na gut, dass schockiert mich nun aber auch.“ „Das mag sein, aber wir misshandeln sie nicht und werden auch versuchen, sämtliche Ethikgesetze zu achten. Die Kinder, die wir kaufen, sind alle bewusstlos bei der Mutation, sie spüren nichts. Zudem verwenden wir eine lange verbotene Therapie, um sie auch sonst auf ihr Dasein als Pet vorbereiten.“ „Eine verbotene Therapie?“ „Sagt ihnen Tiefschlaftherapie etwas?“ „Dunkel, aber ich weiß nichts genaues.“ „Nun, dass war früher eine Therapie gewesen, mit der man psychische Leiden behandeln wollte. Man versetzte die Patienten in ein künstliches Koma und verabreichte ihnen regelmäßig Elektroschocks, um so das Gedächtnis zu schädigen und so traumatische Erinnerungen zu löschen. Allerdings war die Therapie ein großer Skandal. Die Rückfallrate war katastrophal, ebenso die Todesrate, vielen Menschen wurden Dinge gelöscht, die nicht gefordert waren und vor allem kamen viele Missbrauchs- und Vergewaltigungsfälle an den Patienten ans Licht. Daher wurde die Therapie verboten, alle Verantwortlichen wurden gerichtet, manche behandelten sich jedoch selbst mit ihrer Therapie und starben daran.“ „Und diese Therapie haben sie verwendet?“ „Ansatzweise ja. Die Patienten werden in ein Koma versetzt und wir greifen das Gedächtnis mit Elekrtoschocks an. Allerdings wird alles mitthilfe der Neurologie und ihren Möglichkeiten kontrolliert, zudem wird mit höchster Wachsamkeit überwacht, dass kein Missbrauch möglich wird.“ „Und das durften sie?“ „Nun, ich gebe zu, wir reisten dafür extra in ein Land, dessen Gesetze solche Experimente nicht verbaten, aber wir haben von Anfang an erst nur Theorien gehabt und die von vielen Universitäten, Professoren und Ärzten durchgehen lassen. Auch beim ersten Versuch hatten wir die Unterstützung vieler renomierten Ärzte, die alles überwachten. Und es war vom ersten Versuch an ein voller Erfolg.“ „Sie konnten das Gedächtnis der Personen löschen?“ „Vollständig. Natürlich stand auch das unter Kritik, aber ich denke, es ist für jeden Menschen besser, wenn er sich nicht daran erinnert, von seiner Familie verkauft zu sein und dazu noch überhaupt je ein Mensch gewesen zu sein. Das sie es erfahren, wird nicht zu vermeiden sein, doch die Erinnerung wird nicht kommen und so wird es ihnen kein Leid bescheren.“ „Hm... Nun gut.“ „Sie haben Zweifel? Glauben sie mir, dass haben viele. Doch wenn die Pets so populär werden wie ich es glaube, dann wird dies das kleinste Problem sein. Zwangsprostitution sowie auch Prostitution allgemein werden verschwinden, da man sich, wenn man es mal blöd ausdrückt, persönliche Lustsklaven kaufen kann, die immer zur Verfügung stehen. Armut und Welthunger werden verschwinden, da die Armen zu Pets umgewandelt werden. Wir haben bereits mit vielen Tierschützerorganisationen gesprochen und auch mit Spendensammlern gegen Armut und alle sahen unsere Argumentation ein.“ „Die da wäre?“ „Nun, sollte zum Beispiel ein kleines Mädchen um die 5 Jahre willkürlich verkauft werden, so würde sie vermutlich als Zwangsarbeiter ohne Lohn und mit schlechter Versorgung leben müssen. Oder sie würde als Kinderprostituierte früh schwanger werden, wenn sie bis dahin nicht an einer Krankheit wie Aids gestorben ist. Wir dagegen haben eine Perspektive. Alle Tierschützer unterstützen uns darin, Haltungsregeln einzuführen, die festlegen, wie man ein Pet zu behandeln hat. Es werden regelmäßig Kontrollen durchgeführt, wo die Gesundheit des Pets kontrolliert wird. Auch wird das Pet von Anfang an schon in unseren Laboren dahin erzogen, einem Beamten der bald entstehenden „Pet GmbH“ sofort zu sagen, wenn es misshandelt wird, egal, was der Besitzer androht. Das Töten eines Pets steht der Tötung eines Menschen gleich. Und man hat es ausreichend zu versorgen, sonst wird es abgenommen und einem neuen Besitzer übergeben. So wollen wir garantieren, dass zum einen das Recht eines Tieres für eine liebevolle Haltung gegeben ist als auch die Würde eines Menschen, sei es ein Straßenkind oder ein Millionär, nicht angekratzt wird und dieser Mensch immer das Recht auf Trinkwasser und Lebensmittel hat. So wollen wir alle Schlechtverdienenden und Sklaven zu Lebewesen machen, die zwar in der Gesellschaft zwar nicht mehr als Mensch gelten, allerdings die Rechte eines Menschen haben und unter besseren Konditionen leben als zuvor.“ „Aber sie sagten, dass der Preis hoch wäre, solch ein Pet zu kaufen.“ „Das kommt auf die Rasse an. Momentan, wo wir nur wenige Pets haben, werden sie natürlich teuer sein, doch eine normale Hauskatze, ein Schäferhund oder ein Papagei werden sicher schnell erschwinglich sein. Teuer werden dagegen Seltenheiten. So planen wir, bald weiße Tiger einzuführen, ebenso exotische Tiere. Diese werden teurer werden, aber alle »normalen Haustiere« werden auf ein erschwingliches Niveau kommen.“ „Na, da haben sie sich aber was vorgenommen...“ „Hahaha, denken sie?“ „Welthunger, Prostitution, Armut, ausgestorbene Tierarten, Erbkrankheiten... Wenn sie demnächst noch eine Möglichkeit für den Weltfrieden finden, dann wird’s wohl grüne Schweine regnen.“ „Seien sie vorsichtig, nicht, dass sie mich auf dumme Gedanken bringen.“ „Gott bewahre, hahaha. Nun, vielen Dank für dieses höchst interessante Gespräch, Professor Sandstein. Ich werde gespannt verfolgen, wie es ihnen und ihren »Pets« ergehen wird. Das war Steve Anderson mit „Wunder des Wissens“. Nächste Woche ist Carl Stone zu Gast und stellt uns den ersten schwebenden Motor vor. Fliegende Autos wie bei den Jetsons, bald schon Wirklichkeit? Seien sie dabei, bis zum nächsten Mal!“ Kapitel 1: Der Menschenrechtler ------------------------------- Der Menschenrechtler „Du hast was!?“ Unüberhörbar schrie Steve über den Campus und bekam damit die voll Aufmerksamkeit aller Studenten, die da gerade in der Nähe waren. „Shh, muss doch nicht jeder wissen!“ ermahnte ihn Luis eindeutig peinlich berührt, ehe er allerdings wieder so angeberisch grinste wie vorher. „Naja, mir ist klar, dass es ein Schock für euch ist, aber so ist nunmal die Welt.“ Steve, Frank und Markus sahen ihn mit einem Blick aus Erfurcht und Neid an, mir dagegen ging es so ziemlich am Allerwertesten vorbei. „Aber...Wie konntest du...Ich mein...“ brachte Frank raus und das er wegen sowas stotterte, kam mir doch recht lächerlich vor. „Naja, mein Onkel hat mir zur Volljähigkeit ein wenig Extrataschengeld gegeben und da ich schon ne Weile dafür sparte... Tja, so kam alles zusammen.“ „Wahnsinn...“ sagten die drei Idioten im Chor und Luis genoß diese Aufmerksamkeit eindeutig. Ich dagegen dürfte ausgesehen haben, als wenn ich saure Milch getrunken hätte. Das fiel auch Luis auf, der sich mir zuwendete, meinen Blick allerdings falsch interpretierte. „Ach herrje, so sauer? Komm, du kriegst bestimmt auch irgendwann ein Pet ab. Vielleicht erfinden sie ja irgendwann den Goldfisch für Langweiler.“ Er lachte daraufhin laut los und kurz darauf auch die anderen Drei. Und ich wurde das Gefühl nicht los, mindestens doppelt zu alt zu sein wie diese Hirnis. „Naja, ich wette, in fünf Jahren haben sie etwas noch selteneres wie zum Beispiel einen weißen Tiger, was machst du denn dann? Dann ist dein Schneewolf nämlich nur noch die Hälfte wert.“ sagte ich gelassen und sofort verstummten alle, sahen mich an, als hätte ich gerade alle Todsünden beim Namen genannt. „Du bist doch nur neidisch!“ meinte Markus, der offensichtlich Angst hatte, seine hübschen Illusionen zu verlieren oder sowas. „Neidisch? Ich? Auf käufliche Prostituierte in der Dose, die hypersüße Ohren haben? Sorry, aber da kann ich auch ne Gummipuppe kaufen, die ist billiger und leichter zu halten. Ich werde sicher nicht unterstützen, dass Menschen durch schmerzhafte Vorgänge in etwas minderwertiges verwandelt werden, wo sogar ein normales Tier drüber steht. Ich habe lieber Abwechslung, indem ich mir eine richtige Freundin suche, die mich mal überrascht und so nie langweilig werden kann. Aber ein Pet? Ich? Pff...“ Alle Vier starrten mich jetzt noch sprachloser an, allerdings schienen sie eher zu überlegen, was sie kontern sollten. Doch ich war mir sicher, dass sie im Grunde zustimmten. Ich hatte bisher alle überzeugen können, dass Pets etwas abscheuliches waren. Viele hatten ihre Pets deshalb zurückgegeben, ich hatte sogar schon an Demonstrationen teilgenommen. Dennoch waren die Petbefürworter entgegen aller Vermutungen vor acht Jahren zu einer überwältigenden Mehrheit geworden. Und das absurdeste war, dass sie von Tier- wie auch Menschenschützern unterstützt wurden. Aber ich würde alles daran setzen, dagegen anzukämpfen. Ich habe in vielen alten Büchern meines Großvaters gelesen, dass jahrzehntelang Menschenexperimente absolut verboten waren, heute war es allerdings wohl das Normalste überhaupt geworden. „Bitte WAS?!“ Ich konnte es nicht fassen. Mehr als einmal hatte ich meine Verwandten eindringlichst darauf hingewiesen, dass ich absolut gegen Pets bin und was für eine Schnapsidee hatte mein Onkel, was er mir zur Volljährigkeit schenken könnte?! „Sie können ihn innerhalb von 14 Tagen gegen ein neues Pet umtauschen lassen, wenn er nicht ihren Wünschen entspricht. Sollten diese 14 Tage abgelaufen sein, können sie ihn auch an der nächstgelegenen 'Pet GmbH'-Stelle abgeben, dort wird allerdings weder der Preis erstattet, noch erhalten sie ein Neues.“ brabbelte mir der Lieferant vor, während er eines dieser Petdinger an einer Leine neben sich hielt. „Ich will das Ding aber nicht, nehmen sie es jetzt mit!“ schrie ich ausser mir, der Lieferant sah auch kurz verwirrt aus, ehe er wieder sein Geschäftslächeln aufsetzte. „Tut mir leid, dass ist nicht möglich. Ich muss noch weitere Aufträge ausführen. Bei Missfallen bringen sie ihn bitte zu unserem Shop, die Adresse ist beigelegt.“ Ich starrte ihn kurz entgeistert an, ehe mir auffiel, dass das Pet eine kleine Tasche umhatte, wo wohl jene Formulare drin waren. „Nun, ich wünsche viel Vergnügen und denken sie nochmal drüber nach, ob sie ihn nicht doch behalten möchten.“ sagte der Lieferant noch gut gelaunt und ehe ich antworten konnte, war er auch schon durch die Tür raus. Vollkommen überrumpelt sah ich ihm hinterher, ehe ich das Pet neben mir ansah. Es war anscheinend eine Katze, wenn man nach den Ohren und dem Schwanz ging, der Gesichtsausdruck des Pets war neutral, wenn ich das erraten müsste. Ich seufzte, ich bezweifelte, dass ich selbst bei sofortigem Losfahren noch irgendein Geschäft offen erwischen würde. Somit müsste dieses Wesen wohl zumindest eine Nacht hierbleiben. „Bin ich ein Geschenk oder haben sie eine andere Tierart bestellt?“ fragte der Kater seelenruhig und ich sagte nur deprimiert „Ersteres“. Als die Ohren des Katers kurz zuckten, zuckte ich kurz zusammen, ich hatte für einen Moment vergessen, dass es keine Attrappen waren. Doch ich müsste ihn zumindest für diese Nacht behalten. Was hatte sich mein Onkel bloß dabei gedacht, erwartete er, dass ich es mir anders überlege, wenn er mir ein Pet aufdrängt? Trottel... „Wo kann ich für heute schlafen? Ich denke wegen ihrer Reaktion von gerade, dass sie mich vermutlich nicht behalten werden und ich hoffe doch, dass ich nicht einfach auf die Straße gesetzt werde.“ hatte das Pet wieder vollkommen ruhig gesagt, als wenn er das Ganze schon mehrmals miterlebt hätte. Ich zuckte kurz die Schultern, meine Wohnung war recht klein und ich hatte auch nicht sowas wie ein Gästebett. „Kannst auf dem Sofa schlafen.“ meinte ich dann nur, wartete kurz, ob das Wesen widersprach, ehe ich dann in die Küche ging und mir erstmal einen starken Kaffee machte. Solche Schocks waren wirklich nicht witzig, zumal ich momentan wegen den Klausuren sowieso schon völlig ausgelastet war. „Wenn du frische Bohnen nimmst, schmeckt der Kaffee besser als wenn du dieses Instantzeug nimmst.“ hörte ich plötzlich neben mir und sprang fast vor Schreck. Der Kater stand knapp hinter mir und hatte mir anscheinend über die Schulter geschaut. Das ich mich erschreckt hatte, schien ihn nicht zu stören, er sah mich mit unverändertem Gesichtsausdruck an, als warte er darauf, dass ich was dazu sagte. „Kaffebohnen sind aber teuer und ich habe als Student im Moment noch nicht sehr viel Geld.“ meinte ich nur und fragte mich, wieso ich überhaupt mit ihm redete. „Darf ich was fragen?“ hörte ich ihn hinter mir, während ich meine Tasse in die Mikrowelle stellte. „Ja, von mir aus.“ meinte ich bloß, stellte noch schnell die Zeit ein, ehe ich mich mit verschränkten Armen umdrehte und gegen die Theke lehnte. „Bist du einer von denen, der Pets als minderwertig, als Tier oder als Mensch ansieht?“ Ich konnte nicht anders, als überrascht zu schauen. Wieder kam mir in den Sinn, dass er offenbar öfters den Besitzer gewechselt hatte und ich bekam spontan ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn auch weggab. Als ich mich dabei jedoch ertappte, schlug ich mir einmal gegen den Kopf, um den Gedanken wieder loszuwerden. Der Kater legte bei meinem seltsamen Verhalten den Kopf schief und das erinnerte mich an die Fotos, die meine Mutter mir mal lachend gezeigt hatte. Sie hatte als kleines Kind mal eine normale Katze gehabt und auf jedem Foto hatte diese den Kopf so angewinkelt und sah mit großen Augen aus dem Foto heraus. Irgendwie verband ich dieses Bild mit jenem Kater, schlug mir aber direkt wieder gegen die Schläfe. Ich wollte und würde ihn nicht als Tier ansehen, er war ein misshandelter Mensch, den man in dieses Leben hineinzwang und ihn dann auch noch als Lustknabe oder sonst was arbeiten ließ. „Hast du Migräne oder sowas?“ fragte mich der Kater, mehr als offensichtlich irritiert durch mein Verhalten, ich schüttelte nur den Kopf. Ich musste ihn fern halten, dass er in mir solche Gedanken weckte, war gefährlich, denn ich verabscheute jene Möchtegernforscher, die ihre Genexperimente an Menschen ausprobierten. Und wenn ich aus irgendeinem Grund dieses Pet akzeptieren würde, dann würde ich alle akzeptieren. Plötzlich bemerkte ich einen unangenehmen Geruch, ich drehte mich rum und sah verwirrt, dass mein Kaffee pechschwarz aus der Tasse rausblubberte. „Was zum...?!“ bekam ich nur heraus, ehe ich die Tür öffnete und mit einem nassen Lappen die Tasse rettete. „Du hattest die Mikrowelle au 700V, da darfst du eine Tasse mit Flüssigkeiten doch nicht vier Minuten reinstellen, wenn, dann zwei Minuten.“ sagte der Kater seelenruhig, nahm sich eines der Spültücher und begann, die Mikrowelle zu säubern, während ich dasselbe mit der Tasse tat, allerdings putterrot vor Scham, dass er das bemerkt hatte. „Um wieviel Uhr öffnet morgen das Geschäft, zu dem ich dich bringen soll?“ versuchte ich abzulenken und der Kater sagte einfach nur acht Uhr, immer noch ohne eine Regung im Gesicht. »Wenn man immer weggegeben wird, gewöhnt man sich anscheinend daran...« ging es mir durch den Kopf, ich wollte mir wieder gegen die Schläfe hauen, doch da stieß ich aus Versehen die Tasse um und heißer Kaffee lief mir über die Hand. Ich schrie sofort vor Schmerz und Schreck auf, doch ehe ich handeln konnte, hatte der Kater meine Hand plötzlich unter dem kalten Strahl des Wasserhahns. Verdutzt sah ich zu dem Pet hoch, welches mich mit erstaunlicher Kraft gegen die Spüle drückte und meine Hand fest unter dem Wasserstrahl fixierte. „Tut es sehr weh?“ fragte er sachlich und ich senkte sofort den Blick. „Nein, es geht...“ Ich fühlte mich mies und alles war die Schuld dieses Dinges. Er verwirrte mich, vermutlich hatte mein Onkel das von Anfang an geplant, doch es war unfair. „Deine Hand ist noch immer rot. Halt die Hand noch etwas länger unter dem Wasser, ich mach das sauber.“ sagte er und ich stand einfach nur verwirrt da. Er wusste, dass ich ihn weggeben würde. Ihm war sicher auch klar, dass dieses Verhalten von ihm nichts an meiner Meinung ändern würde, aber dennoch war er fast schon fürsorglich. Erst jetzt fiel mir auf, dass er scheinbar in meinem Alter war, er war vermutlich ein Stückchen größer als ich, aber sein Gesicht war noch zu jung, um 20 Jahre alt zu sein. Allerdings wäre es auch möglich, dass diese Mutationen das Altern verlangsamen oder sowas, daher konnte ich mir nicht zu sicher sein. „Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“, meinte der Kater nach einer Weile, während er mit einer Nagelbürste versuchte, die bereits erhärteten Kaffeereste zu entfernen. Ich brauchte kurz etwas, ehe mir einfiel, welche Frage er gemeint hatte. „Ich...Ich halte Pets für Menschen.“ sagte ich leise und der Kater sah mich kurz an, ehe er wieder zur Microwelle sah mit einem „Aha.“. Irgendwie war mir die Atmosphäre sehr unangenehm. „Naja, es ist einfach abscheulich, Menschen sowas anzutun, sie so drastisch zu verändern, nur, damit irgendwelche Leute mit mehr Geld sich legale Haushaltshilfen oder Prostituierte kaufen können!“ fuhr ich fort, immer noch war die Miene des Pets unbeweget, doch seine Ohren zuckten manchmal. Ich sah es spontan als Zeichen dafür, dass er mir dennoch durchaus zuhörte. „Nicht nur Menschenhandel, auch Menschenexperimente und legalisierte Misshandlung. Ich verabscheue es, dass dies alles von der Regierung, überhaupt von so vielen geduldet wird. Es ist vor allem eine Schande, dass auch Tier- und Menschenschützer das Ganze unterstützen!“ sprach ich weiter, merkte aber, wie ich mich reinsteigerte, lauter wurde und mich aufregte. „Wäre es denn besser, die Armen verhungern zu lassen?“ Ich erstarrte sofort. Der Kater sah weiterhin in die Mikrowelle, schien den Satz nur willkürlich gesagt zu haben, doch eben jener Satz war wie ein Schlag in die Magengegend. „Nein, aber das könnte man doch auch anders lösen!“ „Und wie?“ fragte er, sein Blick immer noch in die dunkle Metalldose gerichtet. Ich überlegte zwanghaft nach einer guten Antwort, dass es dieses Pet nichtmal störte, ein Mutant zu sein, regte mich auf, ich wollte auch ihm beweisen, dass Pets falsch waren, auch, wenn er selbst eines ist. „Na, man kann doch Spenden sammeln!“ „So viel Geld kann man nicht sammeln.“ gab er ruhig zurück und ich sah ihn wieder kurz fassungslos an. „Dann gibt man ihnen halt Arbeit!“ „Noch mehr Schwarzarbeiter, Zwangsarbeiter und Menschen, die für 2 Penny Arbeit für fünf machen.“ Ich sah ihn ungläubig an, er sagte alles mit der wohl gelassensten Miene, doch jedes Wort war wie ein Schlag mit purer Realität, die ich bisher nicht wirklich miteinbezogen hatte. „Aber als Pet bekommen sie auch kein Geld!“ „Dafür ein Dach über den Kopf, Nahrung, medizinische Versorgung und Trinkwasser.“ Ich starrte ihn an, als würde der Kater vollkommenen Blödsinn reden, obwohl mir klar war, dass er sich nichts aus den Fingern saugte. „Kein Pet ist in den ganzen acht Jahren, die es Pets gibt, verhungert, verdurstet, an einer heilbaren Krankheit verstorben oder wegen dem Wetter umgekommen. Selbst Pets, die schlechte Herrchen hatten, konnten vor dem Tod gerettet werden, da man sie früh genug fand und zu einem neuen Besitzer brachte. Wenn du ältere Zeitungen oder Bücher gelesen hast, dann dürftest du wissen, dass es mit den armen Menschen vorher eher das Gegenteil war, da starben pro Sekunde drei Menschen wegen fehlendem Trinkwasser, acht Menschen, darunter zwei Kinder, an vermeidbaren Krankheiten wie Aids, zehn Menschen verhungerten einfach und allein in Europa starben pro Land und Nacht im Winter mindestens acht Obdachlose daran, dass sie auf einer Bank erfroren sind. Ein Pet darf nicht getötet werden, sie stehen unter sämtlichen Gesetzen, die für Menschen gelten und sind dazu noch viel besser versorgt als zuvor als Mensch.“ Langsam begann es mich wahnsinnig zu machen, wie sich seine Mimik überhaupt nicht regte, während er mich zuargumentierte. Doch ich konnte nichts erwiedern, zu der Zeit, als es anscheinend so extrem gewesen war, war ich vielleicht gerade mal 5 Jahre alt gewesen. Offenbar hatte ich nur die Zeit mitbekommen, indem die Spenden auch was brachten, weil weniger Arme da waren. Wo man ihnen problemlos Arbeit geben konnte, weil sie durch die Spenden eine bessere Versorgung und Bildung hatten und so auch einem Leben als Pets entkamen. Doch mein Starrsinn verhinderte, dass ich klein beigab. „Trotzdem, muss man dennoch zu so drastischen Maßnahmen wie einer Mutation gehen?! Muss man den Menschen des einzigem berauben lassen, was ihm ganz persönlich gehört, seiner Erinnerung?!“ Der Kater wendete sich von der Mikrowelle ab und sah zu mir, musterte mich als hätte ich ihn beleidigt, allerdings immer noch mit unbewegter Miene. „Was denkst du, wer ich vorher war? Glaubst du, mir hat ein Leben gefallen, in dem man so erbärmlich lebte, dass Kinder verkauft werden mussten wie Waren? Gehst du davon aus, dass es die Schmerzen, die man wegen dem Koma nichtmal mitbekommt, vergleichbar sind mit Jahren des Leides? Ist es so schrecklich, dass man Kinder lieber verhungern lässt, anstatt sie nach der Mutation und der Löschung des Gedächtnisses erst mit viel Nahrung und Präparaten aufzupäppeln? Ich bin schon ein Pet, seit ich drei Jahre alt war. Und allein ein Jahr war ich nur in einem großem, weichen Käfig, wo sie mich erst kräftigen mussten, ehe überhaupt die Ausbildung begann. Das ich oft den Besitzer gewechselt hatte, hatte nebensächliche Gründe, auch, dass nicht alle gut zu mir waren. Aber ich denke, wenn ich allein wegen meiner Vergangenheit als Mensch ein Jahr in einem Käfig sitzen musste, weil ich unterernährt war, dann bin ich dankbar, ein Pet geworden zu sein.“ Während der Kater sprach, bemerkte ich zum ersten Mal eine Veränderung in seinem Gesicht. Seine Augenbrauen hatten sich etwas zusammengezogen und seine Augen glänzten etwas wässerig. Es schien, als wenn er sich zurückhalten musste, nicht zu weinen wegen einer Sache, an die er sich nicht mehr erinnerte. »Sie erfahren, was ihnen wohl zugestoßen ist, doch sie erinnern sich dabei an nichts« hatte es in einer Kampagne für Pets gehießen und ich überlegte, ob dieses Wesen wohl auch so ausdruckslos und standhaft geblieben wäre, wenn er wüsste, was in seinem ganzen Leben vorgefallen war. Meine Meinung über Pets geriet stark ins Schwanken, ich fand es nach wie vor unmenschlich, doch zeitgleich konnte ich nicht leugnen, dass alle Argumente des Katers standfest und ausdrucksstark waren. „Was?“ fragte er leise und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. Sein angestrengter Ausdruck war innerhalb weniger Sekunden wieder dem verwirrtem Blick gewichen. „Wieso weinst du plötzlich?“ fragte er vorsichtig und erst jetzt wurde mir klar, dass mir Tränen über die Wange liefen. Ich kam nicht dagegen an, mir Erwachsene vorzustellen, die Pets wurden und damit weitaus länger und vielleicht sogar mehr Leid in ihrem Leben durchgemacht hatten, als der Kater, der vor ihm stand. Doch das wagte ich nicht zu sagen. „Ich...ich weiß es nicht...“ sagte ich und merkte, dass ich einen Kloß im Hals hatte, der mich recht gequetscht klingen ließ. Der Kater sah mich eine Weile an, ehe er vorsichtig begann, mit seiner Hand die Tränen von meiner Wange wegzustreichen. „Wieso weinst du, wenn du nicht weißt warum?“ fragte er, offenbar noch irritierter, doch ich schüttelte nur leicht den Kopf. Ich versuchte, mich zu beruhigen, was auch recht schnell ging. Doch der Tag war wirklich zuviel für mich gewesen. Ich war mental erledigt, ging einfach an ihm vorbei und legte mich auf die Couch. Das ich einen Kaffee hatte haben wollen, hatte ich einfach verdrängt, ich musste mich erstmal sammeln. Meine Meinung für und gegen Pets war stark ins Schwanken geraten, zum einen dachte ich nach wie vor, dass es etwas schreckliches war, vor allem, da Menschen wie Luis Pets bekommen konnten, nur, um diese wegzugeben, wenn sie ihnen zu langweilig geworden sind. Allerdings gab es sicher auch viele, die sich gut um Pets kümmern und bei denen sich die Umwandlung wirklich voll gelohnt hatte. „Schläfst du jetzt hier?“ hörte ich plötzlich eine Stimme genau neben mir. Ich öffnete die Augen und sah neben mich, der Kater hockte neben der Couch und sah mich mit großen braunen Augen an. Mir war erst jetzt klar geworden, dass er wirklich schöne, dunkelbraune Augen hatte, auch seine Haare und die ganzen Katzenanhängsel hatten diese Farbe. Ich seufzte kurz, ehe ich ein „Ich weiß nicht.“ rausbrachte und mich wieder wegdrehte, um die Decke anzustarren. „Wirst du mich morgen wirklich weggeben?“ hörte ich es wieder und es kam mir vor, als wenn es ein wenig wehmütig geklungen hätte. Doch ich drehte mich nicht zu ihm hin, sondern sah mir erst nur die Deckenlampe an. Sie war nur eine milchig weiße Schale, die über eine Glühbirne geschraubt war, aber dennoch sah ich sie recht lange an. „Ich weiß nicht.“ sagte ich wieder nach einer Weile und nun seufzte der Kater. Ich merkte, wie er seinen Kopf neben mich auf das Sofa legte und ich überlegte, ob das nicht unbequem wäre. Plötzlich hörte ich ein seltsames Geräusch, dass ich nur aus früher Kindheit kannte. „Du duftest gut...“ sagte das Pet neben mir und schnurrte weiter leise vor sich hin. Ich starrte die Decke weiter an, doch das Geräusch hielt mich gefangen und weckte Erinnerungen. Erinnerungen von einem Tier, dass den Kopf schief legte, wenn es etwas nicht verstand, dass schnurrte, wenn ihm was gefiel und einen dennoch manchmal aus unerklärlichem Grund ewig lange anstarren konnte. Und ich merkte ein Lächeln auf den Lippen. „Naja, morgen habe ich eh keine Zeit, irgendwo hin zu fahren, muss lernen. Vielleicht bring ich dich ein anderes Mal zurück, übermorgen oder so.“ murmelte ich vor mich hin. Der Kater hebte den Kopf und sah mich vermutlich eine Weile an, ehe ich plötzlich merkte, wie er seinen Kopf in das Stück zwischen meinem Kopf und meiner Schulter drückte und so schnurrend liegen blieb. „Kauf normale Kaffebohnen. Ich versprech dir, sie schmecken wirklich besser.“ sagte der Kater leise schnurrend, ich lachte kurz über diesen zusammenhanglosen Satz und überlegte, wie ich ihn wohl am Besten nach seinem Namen fragen sollte. Kapitel 2: Blindes Vertrauen ---------------------------- Blindes Vertrauen Ich glaubte meinen Ohren nicht, hielt es zuerst für einen dummen Scherz. 18 Jahre lang stand mir Merlin, mein Blindenhund und bester Freund zur Seite, mein Augenstern, wie ich ihn manchmal humorvoll nannte. Doch das Alter hat ihn mir weggenommen, er starb vorgestern und was steht vor meiner Tür? Ein junges Mädchen, das total selbstüberzeugt behauptet, mein neuer Blindenhund zu sein. Sie nannte sich selbst ein Pet, was immer das sein soll, sie meinte, sie wäre zwar kein Schäferhund, sondern ein Rottweiler, aber sie habe das Blindenhundtraining mit guten Noten bestanden. Ich denke, ich hatte den Blick, den ein Mensch hätte, wenn man ihm im August Sank Martins-Lieder vorsingen würde. Das Mädchen klang noch recht jung, sie war vielleicht um die 16, 17 Jahre alt und schien anscheinend vollkommen überzeugt, optimistisch und selbstsicher, dass ich sie ernst nehmen würde. Mir war klar, dass die Jugend von heute Behinderte meist nicht mehr ernst nahm, aber zu denken, dass ich ein Idiot bin, der zwischen einem Menschen und einem Hund nicht unterscheiden kann, dass ist wirklich die Höhe. „Nun, wenn sie mir sagen, was ihr vorheriger Hund für sie getan hat, dann werde ich versuchen, mich anzupassen.“ sagte das Kind mit einer Fröhlichkeit, dass ich ernsthaft nachdachte, wofür sie sich hielt. „Du musst gar nichts machen. Weil ich auf einen neuen Hund warte und nicht auf ein Kind, auf das ich aufpassen muss anstatt umgekehrt.“ Sie schwieg kurz, ehe sie auflachte. „Oh je, denken sie, ich bin noch zu jung? Das hatte mein Trainer schon befürchtet, er meinte aber, dass ich gut genug wäre, um dennoch zu überzeugen.“ sagte sie und klang ein wenig, als wenn sie das ganze auch noch ernst meinte. Wieder war eine Weile Stille, ehe sie ein wenig verunsichert sagte: „Glauben sie mir nicht?“ Anscheinend war ihr auch mal aufgefallen, wie ich sie ansah (obwohl ich sie nicht mal sehen konnte). „Hör mal, Kleine. Ich weiß nicht, ob du das lustig findest. Ich möchte einfach nur einen neuen Hund. Ich finde, es ist ein sehr bösartiger Witz, einen Blinden, der seinen Hund verloren hat, so an der Nase herumzuführen.“ Sie gab ein seltsames Geräusch von sich, ehe sie sich räusperte. „Haben...sie ein Radio? Oder jemanden, der ihnen Zeitung vorliest? Irgendwas, mit dem sie erfahren, was in der Welt passiert?“ Ich lachte kurz hämisch und fragte mich, worauf sie wohl hinauswollte. „Hör mal, Kleine. Ich lebe nun schon seit über 30 Jahren allein und selbstständig, ich bin beinah 50 und die Welt interessiert sich noch weniger für mich wie ich mich für sie. Es kommt doch jeden Tag nur dasselbe, immer sind irgendwo Anschläge, Hungersnöte, Möchtegernstars und weiß der Geier, was. Ich brauche nichts, nur diese Wohnung, Essen, Schlaf und einen neuen Hund. Also könnten sie bitte mit diesem Blödsinn aufhören und mir einen geben?!“ Langsam regte mich dieses Mädchen auf, ich wusste nichtmal genau, warum, vielleicht war ich auch nur wegen dem Verlust um Merlin im Moment sehr reizbar. „Aber es gibt keine Blindenhunde mehr. Zumindest nicht solche, wie sie sie kennen.“ sagte das Mädel und klang nun wirklich überfordert, was mich ein wenig irritierte. „Was soll das heißen, es gibt keine mehr. Wo sollen die denn hin sein? Ist ne Seuche ausgebrochen?“ fragte ich, ich meinte es sarkastisch, konnte mir aber auch vorstellen, dass da was dran war. „Nein, keine Seuche. Tiere leben in Zoos, Reservaten und der freien Wildnis. Man darf sich keine echten Tiere mehr halten.“ Ich lachte kurz, langsam bewunderte ich ihre Fantasie. „Ach... Hauskatzen in der freien Wildnis? Na, dass ist ja mal ganz was neues.“ meinte ich nur und sie seufzte. Anscheinend lag es ihr wirklich am Herzen, mich nach Strich und Faden an der Nase herumzuführen. „Nein, Haustiere leben in Zoos und werden dort gefüttert. Aber das ist nun schon seit über 14 Jahren so, haben sie davon denn wirklich noch nichts mitbekommen?“ fragte das Mädchen unsicher und langsam klickte bei mir etwas, ob sie nicht vielleicht doch die Wahrheit sagte. „Na gut, gehen wir mal davon aus, du hast Recht und alle Tiere dieser Erde sind wirklich irgendwo in irgendwelchen Dschungeln oder so. Was soll ich dann bitte ohne Blindenhund machen?“ Es war kurz Stille, ehe sie laut zu lachen begann. Offenbar hatte sie bekommen, was sie wollte, ich hatte ihr den ganzen Quatsch abgekauft. „Aber ich bin doch ihr neuer Blindenhund, dass habe ich ihnen doch schon gesagt!“ meinte sie fröhlich und ich wusste nicht, ob dass jetzt zum Witz gehörte oder nicht. „Ähm...Aber... Dafür müsstest du...ein Hund sein. Oder etwa nicht?“ meinte ich nur und wieder lachte sie laut. Ich verstand nichts, versuchte mich aber zusammenzunehmen. „Also?“ fragte ich, sie lachte immer noch und hatte offenbar Probleme, sich wieder zu beruhigen. Plötzlich merkte ich, wie sie meinen Arm nahm und ich spürte plötzlich wirklich Fell. Es waren Ohren, Hunde- oder Katzenohren. Und zu meiner noch größeren Verwunderung verschwanden die Ohren in einem Haufen weichem Menschenhaar. „Eine Attrappe?“ fragte ich verwirrt und wieder kicherte das Mädchen. „Ich sagte doch, ich bin ihr neuer Blindenhund. Ich bin ein Pet, man könnte sagen, ein Mensch-Tier-Mischling.“ Ich stutzte kurz. „Wie, ein Mensch-Tier-Mischling? Wie soll das denn gehen?“ Ihr Ohr wackelte, was mich kurz zusammenzucken ließ. Ich überlegte kurz, ob es vielleicht elektrisch war, doch es fühlte sich weich an und nicht so, als wenn da Metalldrähte oder Stangen drin wären. „Wissenschaft kann heutzutage fast alles, ist ein genetischer Vorgang, schwer zu erklären. Glauben sie mir bitte einfach, dass ich ihr neuer Blindenhund bin. Ich werde versuchen, meine Arbeit gut zu machen, ihnen nicht zur Last zu fallen und mich ganz einzufügen. Wenn sie es nicht mögen, wenn ich spreche, kann ich auch von jetzt an schweigen oder auf allen vieren gehen. Wenn sie dann mit mir besser auskommen, soll es mir Recht sein.“ Ich hörte stumm zu, sie sagte alles vollkommen selbstsicher, gut gelaunt und klang fast wie eine professionelle Verkäuferin, die ein Produkt anpries. Ich überdachte das Ganze, anscheinend meinte sie es ernst, insofern würde ich zumindest versuchen, mit dem Kind auszukommen. Ich erklärte ihr kurz, was Merlin immer getan hatte, wie er sich verhalten hatte und wo ich absolut keine Einmischung haben wollte. Sie akzeptierte alles und wiederholte auch einwandfrei alles, was ich ihr gesagt hatte. Sie bot sogar an, Dinge zu tun, für die ich normalerweise eine bezahlte Hilfe hatte, sie wollte zum Beispiel für mich einkaufen oder putzen. Es kam mir ein wenig sehr seltsam vor, dass das Mädchen ohne Bezahlung und alles das Ganze machen wollte. Doch selbst, als ich ihr Taschengeld anbot, lachte sie nur und meinte, es würde ihr reichen, wenn ich mein Leben problemlos leben konnte. Selbst, als ich ablehnte, dass sie gänzlich ohne eine Gegenleistung alles tat, meinte sie nur, dass es ihr reichen würde, wenn ich sie einmal am Tag kurz an den Ohren kraule oder ähnliches. Und es war wirklich seltsam, dass von jemandem zu hören, der bis auf die Ohren in meinem Kopf als Mensch verankert war. Doch es ging erstaunlicherweise alles sehr gut. Sie hatte sich schnell eingelebt und übernahm Merlins Rolle wirklich vollständig. Vor allem, wenn ich irgendwohin musste, war sie sehr selbstständig, konnte nach dem Weg fragen oder sah ihn vorher offenbar in einer Straßenkarte nach. Solche Dinge konnte Merlin natürlich nicht tun, allerdings war ich auch nie zwingend darauf angewiesen gewesen, es war jetzt nur ein wenig Luxus. Sie vermied auch absolut alles, was ich nicht wollte, dass sie tat. So ließ sie mich immer im Badezimmer allein und wartete vor der Türe auf mich. Auch überließ sie mir in der Küche alles und kaufte meistens ein, wenn ich kochte oder badete. Manchmal, glaube ich, ging sie in solchen Momenten auch spazieren, ich weiß nicht genau. Als ich sie mal nach ihrem Namen gefragt hatte, meinte sie nur, dass ich ihr einen geben solle. In der Schule hatte sie eine fünfstellige Zahlenkombination als Name gehabt, was für mich extrem nach Kaserne oder Fließbandfabrik klang. Sei es aus Sentimentalität oder einfach eine spontane Idee, jedenfalls nannte ich sie Meerle, was vom Klang her Merlin nicht unähnlich war. Meerle akzeptierte ihren Namen sofort und hörte auch vom ersten Moment auf diesen. Am Ungewöhnlichsten fand ich nach einiger Zeit aber nicht ihr Äußeres oder die Tatsache, dass sie irgendwie ein Mensch war, sondern dass sie ein Gerüst trug, wie es auch wirklich Blindenhunde taten. Nur war die Stange beweglich, sie hatte gemeint, dass man so Größenunterschiede zwischen dem Herren und dem Hund ausgleichen wolle. Auch daran gewöhnte ich mich schnell, aber es war doch ein seltsames Gefühl, einen Menschen mehr oder weniger an die Leine zu nehmen und so durch die Stadt zu laufen. Zumal ich nichtmal sehen konnte, ob Andere auch solche Tierwesen hatten und diese ebenfalls an einer Art Leine waren. Fragen würde ich sicher niemanden, aber ich kam mir meist vor, als wenn ich der einzige Idiot wäre, der sowas mitmachte. Doch ich gewöhnte mich auch schnell daran. Ich war es gewöhnt, dass man mir dumme Kommentare entgegenbrachte oder mir Streiche spielte, mich interessierten die Meinungen Anderer schon lange nicht mehr. Vielleicht gefiel mir darum auch Meerle so gut. Sie tat, was man ihr sagte, nicht mehr und nicht weniger. Sie leistete mir Gesellschaft, schien aber immer zu spüren, wann ich kein Interesse an Gesprächen oder Ähnlichem hatte. Sie merkte es sogar, wenn mir nicht gut war, ich müde oder krank war. Da zeigte sie sich immer sehr fürsorglich, machte mir Kaffee, Tee oder sprach mich darauf an, ob ich mich hinlegen wollte. Ebenso freute sie sich aber, wenn es mir gut ging, sie steckte dann auch nur noch mehr mit ihrer Fröhlichkeit an und es war lustig, wenn man hörte, wie ihr Schwanz wedelte. Sie konnte mir bis heute nicht sagen, wieso sie einen langen buschigen Schwanz hatte, wenn sie doch ein Rottweiler war, sie vermutete immer, dass ihr Genspender schon ein Mischling gewesen war oder man sich in ihrer Rasse geirrt hatte. Aber es war immer ein gutes Zeichen, wenn man hörte, wie das buschige Fell beim Wedeln ein typisches leises Rauschgeräusch machte. Allein das ließ mich manchmal lächeln und steigerte meine Laune. Nach etwa einem Monat hatte ich mich sogar so sehr an sie gewöhnt, dass ich ihren Vorschlag, sie zu kraulen, angenommen hatte. Am Anfang kam ich mir bescheuert vor, einem fast erwachsenem Mädchen den Kopf zu kraulen, doch sie winselte immer und schien es zu mögen. Und irgendwann schien es mir das normalste der Welt, dass sie sich mit dem Kopf auf meinen Schoss legte und sich betütern ließ. Auch ging ich neuerdings ab und zu mit ihr in den Park und spielte mit ihr Apportieren, was sie mit großer Begeisterung machte. Merlin hatte nie irgendwie angedeutet, dass er spielen wollte, aber vielleicht hatte ich es auch nie darauf angelegt, zu sehen, ob es ihm vielleicht Spass machen würde. Ich bekam ab und zu ein schlechtes Gewissen. Meerle war Merlin verdammt ähnlich, Merlin war zwar ruhiger gewesen, nicht immer so gut gelaunt, denke ich, aber ansonsten waren sie sich wirklich ähnlich. Nur, dass ich Meerle besser zu behandeln schien, nur weil sie meine Fragen wirklich verstand und auch deutlich sagen konnte, ob sie an etwas Interesse hatte. Doch ich versuchte, nicht schlecht über Merlin zu denken. Er hatte mich 18 Jahre lang begleitet und beschützt, es wäre undankbar. Manchmal dachte ich sogar, wenn Merlin wirklich so schlau wie Meerle war - und daran glaubte ich fest – dann wäre er auf sie als Nachfolger sicher stolz gewesen. Aber ansonsten versuchte ich, nicht viel an Merlin zu denken. Denn es war auch unfair gegenüber Meerle, die sich wirklich engagiert für mich einsetzte und ihre Arbeit gut machte. Auch, wenn sie einem direkten Vergleich mit Merlin nicht standhalten würde, einfach schon deshalb, weil ich sie nichtmal annähernd so lange hatte wie ich Merlin hatte. Darum versuchte ich einfach, auszublenden, wie lange ich Meerle schon hatte und das sie manchmal ein paar Fehler machte. Dafür genoß ich ihren doch etwas anderen Charakter, dass sie manchmal Wünsche äußerte, was Merlin nie auch nur angedeutet hatte. So ging sie gerne spazieren, weshalb ich mir nachträglich gedacht hatte, dass sie dies wohl auch immer tat, wenn ich für mich alleine sein wollte. Am Liebsten ging sie an die nahegelegene Küste, sie freute sich immer, wenn viele Möwen übers Wasser flogen. Irgendwann wurde es zur Tradition, dass wir jeden Sonntag um 10 Uhr zur Küste gingen und uns dort auf eine Bank setzten. Meerle bereitete nach einiger Zeit sogar immer Brötchen und eine Thermoskanne mit Tee vor, die wir dann mitnahmen. Wir frühstückten dann immer an der frischen Luft und ließen uns das auch nur bei schlechtem Wetter nehmen. „Nanu, Herr Blindschleiche hat ja ein Pet. Sagen sie bloß, ihnen ist aufgefallen, dass sie total altmodisch gelebt haben?“ Ich drehte mich um, ich kannte die Stimme. Sie gehörte dem Kioskbesitzer gegenüber, der allerdings für mehrere Wochen in Urlaub gewesen war. Ich hatte ihn noch nie gemocht, er war die männliche Version einer Klatschtante, noch dazu war er selten so diskret, über einen zu lästern, wenn man nicht anwesend war. Frau Clemens, die alleinerziehende Mutter eine Etage tiefer hatte mir auch mal gesagt, dass er auch äußerlich ein sehr schmieriger Typ wäre, der einen Kleingangster in einem Noirfilm spielen könnte. Überrascht sah ich zu Meerle, als diese leise zu knurren begann. Ich war mir unsicher, ob sie es wegen dem Kommentar tat oder ob sie meine Antisympathie an sich bemerkt hatte. Ich Shhte ihr zu und sie schwieg wieder. Soba, der Kioskbesitzer, lachte laut auf, als er das offenbar bemerkt hatte. „Was für ein unverschämtes Pet, knurrt doch tatsächlich einen Menschen an. Dabei ist es nichtmal soviel wert wie eine Wasserratte. Was für einen Blödsinn, diese Viecher auch noch unter Schutz zu stellen. Aber vielleicht ist das ja notwendig, damit diese Dinger nicht von armen Krüppeln geklaut werden.“ Ich spürte, wie ich eine Faust ballte vor Wut, doch ich schwieg. Selbst wenn ich es drauf anlegen würde, ich würde auf jeden Fall unterlegen sein. Meerle begann wieder zu knurren, wenn auch leiser als vorher. Soba lachte nochmal laut auf, ehe ich plötzlich ein Klatschen und ein Winseln hörte. Wenig später polterte es und diesmal knurrte Meerle wirklich laut. Ich war verwirrt, ich hatte den Überblick verloren, was los war. „Lassen sie Meerle in Ruhe!“ rief ich und wieder lachte Soba laut auf. „Ach herrje, haben sie Angst, sonst den Weg nicht zu finden?“ fragte er in ironischem, übertrieben mitleidigem Ton und wieder hörte ich, wie Meerle auffiepte. Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen, was Soba gerade wohl mit Meerle tat, doch ich konnte nichtmal wirklich heraushören wo er und Meerle waren. „Hören sie auf oder ich rufe die Polizei!“ drohte ich, doch statt zu lachen oder zu antworten, schien er mehrmals auf Meerle einzutreten oder sowas. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um die Uhrzeit war niemand hier und wenn ich versuchen würde, auf Soba loszugehen, würde ich den Kürzeren ziehen, wenn ich nicht vorher aus Versehen über den Zaun fiel, der den Fußweg von den Klippen trennte und verhinderte, dass man versehentlich baden ging. „Meerle!“ rief ich verzweifelt, sie winselte kurz, ehe sie ein Würggeräusch von sich gab. Ich bekam es mit der Angst zu tun, ich traute ihm zu, Meerle zu Tode zu prügeln. Da fiel mir etwas ein, was ich eigentlich nie vor hatte, zu benutzen. Meerle hatte mir einen Pager anvertraut. Er war eigentlich dafür gedacht, dass dann die Polizei gerufen wurde, um durchgedrehte Pets einzufangen. Aber ich denke, es würde wohl kaum Ärger geben, wenn ich ihn jetzt benutzen würde. Ich hatte ihn immer in der Jackentasche, ich drückte den Knopf, es piepte kurz, ehe ich nur noch abwarten konnte und den abscheulichen Geräuschen lauschen musste, die Meerle von sich gab, wenn Soba sie trat, schlug oder was immer. Doch in auffällig kurzer Zeit hörte ich plötzlich Polizeisirenen. Soba schien es erst nicht zu merken und als es soweit war, war es zu spät. Die Polizei befahl uns Dreien, uns nicht zu bewegen und bemerkten wohl auch schnell, weshalb sie gerufen worden waren. Sie führten den laut schreienden Soba ab und alarmierten auch sofort einen Krankenwagen für Meerle. Allerdings versicherte man mir, dass sie bei Bewusstsein und wohl auch nicht in Lebensgefahr war. „Kommen sie.“ sagte die Schwester, die mich bis zum Raum gebracht hatte, in dem Meerle lag. Ich hatte nicht mit dem Krankenwagen fahren dürfen, da ich erst zum Polizeipräsidium sollte, um da kurz zu erklären, was passiert war. Lachend hatte mir der zuständige Beamte gesagt, dass sie noch nie wegen sowas mit dem Pager gerufen wurden, dass es aber durchaus auch eine Funktion war und er es der Pet GmbH vorschlagen würde. Doch das war mir ziemlich egal, ich trat an der Schwester vorbei ins Zimmer und lächelte leicht traurig, als ich ein schwaches, aber fröhliches „Herr.“ hörte. Ich tastete mich zu ihrem Bett, die Schwester hatte mir gesagt, dass sie zwar Prellungen und Blutergüsse hatte, aber das einzig schwerwiegende war eine Gehirnerschütterung, weshalb ich leise und geduldig sein sollte. Aber das wäre ich auch so gewesen. „Wie geht es dir?“ fragte ich leise und sie kicherte etwas. „Naja, mir tut alles weh, aber ansonsten gut. Die Schwester macht mir immer das Fenster auf, draußen hört man nämlich fast immer Vögel.“ Ich lachte kurz, selbst nach sowas war sie immer noch mit so wenig zufrieden. Ich seufzte kurz auf, ehe ich das fragte, was mir die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war. „Wieso hast du dich nicht gewehrt? Du hast doch bestimmt auch Zähne und Krallen, vielleicht nicht ganz wie ein Hund, aber du hättest ihm doch was entgegensetzen können.“ Sie schwieg kurz, ehe sie meine Hand nahm, sie an ihre Wange führte und ihren Kopf etwas dagegen rieb. „Aber dann hätte er vielleicht auch dich angegriffen. Oder dich wegen Körperverletzung angezeigt. Ich muss dich doch beschützen, dass habe ich versprochen.“ Ich sah sie nur ungläubig an, ehe ich merkte, wie ich wieder lächelte. Sie war Merlin wirklich so ähnlich. Er hatte nie wirklich an sich gedacht, selbst, wenn er sich verletzte, versuchte er, mich sicher heim zu bringen, ließ sich nichts anmerken. Vielleicht starb er auch deshalb, weil er eben so selbstlos gewesen war und mehr Narben hatte als ein anderer Hund. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, ich wusste nicht, ob er durch die Erinnerung an Merlin entstand oder ob es wegen dem treuen Verhalten von Meerle war. Plötzlich winselte sie, offenbar merkte sie wieder, dass ich traurig war, was mich wieder lächeln ließ. Ich führte meine Hand an ihrem Kopf entlang zu den Ohren und kraulte sie da. „Tut das weh?“ fragte ich sicherheitshalber, sie sagte nur ganz leise nein und ließ es sich gefallen. Sie musste drei Tage im Krankenhaus bleiben und sollte auch für wenigstens eine Woche ihre Aufgabe als Blindenhund aufgeben. In der Zeit half mir immer Frau Clemens mit den Einkäufen. Manchmal wurde ich das Gefühl nicht los, dass Meerle deshalb sehr eifersüchtig auf sie war, denn sie war immer sehr unfreundlich, wenn diese zu Besuch kam und wenn sie ging, wollte Meerle auch immer Schmusen, fast, als wolle sie sich beweisen lassen, dass ich dennoch sie mehr mochte. Es war beinahe niedlich und auch Frau Clemens dachte das. „Sie haben wirklich einen süßen Hund“ sagte sie immer, wenn sie sich verabschiedete, nachdem Meerle meist geradezu unverschämt ihr die Einkaufstüten wegriss. Und ich konnte dann immer nur lachen und sagen: „Vielleicht ist sie ein wenig eigensinnig, aber da kann man nichts dran machen. Sie ist und bleibt mein kleiner Augenstern.“ Kapitel 3: Haustierpflichten ---------------------------- Haustierpflichten Ich zog meine Schuhe an, zupfte noch schnell meine Schuluniform zurecht, ehe ich auch schon lautes Gepolter hörte. „Mensch, warum weckst du uns denn nie, wenn du in die Schule gehst?!“ hörte ich eine weibliche Stimme hinter mir, ehe mich schlanke Arme umarmten und ich ein schmollendes Gesicht neben dem meinem sah. „Vielleicht, weil ihr eh immer wach seid, bevor ich überhaupt die Haustür berühre?“ meinte ich schmunzelnd und korrigierte noch schnell meine Krawatte. „Hast du alles?“ hörte ich dann eine männliche Stimme von rechts hinten und ich nickte nur, zufrieden über mein Äußeres lächelnd. „Shuka, lass ihn los, sonst zerknitterst du noch seine Uniform.“ ermahnte Sei dann die kleine Klette, welche auch abließ, sich dafür vor die Tür positionierte, sich auf Zehenspitzen stellte und den Mund offensichtlich auf einen Kuss vorbereitete. Ich musste lachen, da sie das wirklich jeden Tag tat. Ich trat vor sie und gab ihr wie jeden Morgen den Abschiedskuss, drehte mich auch kurz zu Sei und wiederholte das Ganze. Ich verbschiedete mich bei beiden, ehe ich das Haus verließ. Ich kam nicht drum rum, immer gut gelaunt das Haus zu verlassen und auch gut gelaunt wieder heim zu gehen. Nicht mit zwei so süßen Geschwistern, die mich immer auf Trab hielten. ~*~ Taro verließ das Haus wie jeden Morgen ohne eine besondere Reaktion auf uns. Mittlerweile war es schon seltsam, immerhin war er schon 17 und auch ich und Shuka waren bereits durch das für Menschen übliche pubertäre Alter. Eigentlich müsste jeden Moment das einsetzen, für das wir gedacht waren. Es war klar, dass Shuka und ich als Welpen nicht für sexuelle Befriedigung geeignet waren, zumal ich nur ein Jahr älter als Taro bin und Shuko zwei Monate jünger als er. Auch im Kleinkindalter war es noch verständlich, doch mit 14 hatte ich sogar extra bei der >Pet GmbH< nachgefragt, ab wann ein Herrchen meist sein Pet für die Befriedigung nutzt und diese meinten, dass es im Bereich des 16, 17 Lebensjahres einsetzte. Shuka wie auch ich suchten jeden Tag aufs neue nach Hinweisen, die uns signalisierten, dass er das freundschaftliche Verhältnis zu uns abbrechen und es in das eines Liebespaares...trios... was auch immer verwandeln wollte. Allerdings hatten wir bis heute nichts entdeckt, wir hatten auch mehrmals versucht, ihn zu reizen, falls er sich aus falscher Scham nicht traute. Doch weder auf optische, noch akustische, noch sensuelle Reize sprang er an, er zeigte sich nur meist recht irritiert. Dabei weiß er sehr genau, dass wir Pets sind, die speziell für die sexuellen Bedürfnisse gedacht sind. Es ist einfach unsere Natur, dass wir vom Sexualtrieb sehr stark ausgeprägt sind, das wurde extra bei unserer Mutation beachtet. Zumal wir ein Bestellauftrag waren. Taros Vater ist der Besitzer eines milliardenschweren Unternehmens und hatte uns beide Taro im Alter von 3 Jahren geschenkt. Er hatte extra ein Mädchen und einen Jungen genommen, da er selbst männliche Partner bevorzugt und Taro so die Wahl zu lassen, wen von uns er lieber nutzen will oder falls er auch uns beide gleich stark begehrt. Doch seit 14 Jahren behandelte er uns zwar sehr gut, doch nie ließ er uns irgendein Anzeichen von Begierde sehen. Peinlicherweise wussten wir nichtmal, ob er masturbierte, was es uns erleichtern würde, wenn wir dabei reinplatzen und seine vorhandene Erregung dann ausnutzen könnten. Nun, jedenfalls hatte er nun das Haus verlassen und würde erst in sechs Stunden zurückkommen. Shuka und ich gingen in der Zeit immer in unser gemeinsames Zimmer und versuchten, uns auf unsere hoffentlich bald kommende Aufgabe vorzubereiten. Wir hatten eine mittlerweile wohl beeindruckende Sammlung an erotischen Zeitschriften, Pornomagazinen, Büchern über Stellungen und das Kamasutra, sowie ein paar Gesundheitslexikons, welche uns über mögliche Krankheiten aufklären sollten. Auch hatten wir immer Kondome da, die wir versuchten, möglichst schnell auf die unterschiedlichsten Gegenstände zu setzen. Und auch Sexspielzeug untersuchten wir auf ihre Funktion, um auf alle möglichen Neigungen unseres Herrn vorbereitet zu sein. So verging die Zeit meist recht schnell und schon hörte ich den Schlüssel im Schloss knacken. Shuka, welche anscheinend von dem gleichmäßigem Surren eines Vibrators abgelenkt war, bemerkte es erst, als ich aufstand und zur Türe ging. Sofort sprang sie auf und folgte mir und noch ehe die Tür offen war, erreichten wir bereits die Türe, um unseren Herrn zu begrüßen. ~*~ Ich öffnete die Türe und obwohl ich heute einen eigentlich recht miesen Tag hatte, musste ich lächeln. Beide standen immer vor der Türe und erwarteten mich, fast, als wenn sie den ganzen Tag nur im Flur ständen und auf meine Rückkehr warteten. „Willkommen zuhause, Meister!“ sagten beide, Shuka wie immer sehr fröhlich und voller Energie, Sei dagegen ruhig und mit einem friedlichem Lächeln. Anfangs, als ich älter wurde, verwirrte mich diese Tatsache, da ich gelesen hatte, dass jede Rasse ihren eigenen Charakter hatte, man müsste also davon ausgehen, dass zwei Pets derselben Rasse auch den selben oder zumindest einen ähnlichen Charakter hätten. Seltsamerweise hatte ich da wohl zwei Sonderexemplare von Wölfen in meiner Obhut, der Eine besonnen und sanft, der Andere aufgeweckt und zutraulich. Vielleicht lag es aber auch daran, wie wir zu dritt groß geworden sind. Shuka und ich waren immer die Kleinen, wir sind fast gleich alt und wurden auch stets ziemlich verhätschelt, ich zwar mehr, aber dennoch. Sei dagegen war der, der Verantwortung hatte. Er sollte auf mich aufpassen und auch auf seine kleine, wenn auch nicht leibliche, Schwester. Mein Vater meinte, sie wären aus denselben Wolfsgenen entstanden und so indirekt verwandt. Jedenfalls musste Sei früh gewissenhaft werden, überlegt handeln und hatte sich daher wohl schon sehr früh eine ruhige Art angewöhnt. Shuka dagegen genoß nach wie vor das Verhalten eines jungen Welpen, obwohl sie aus dem Alter schon lange raus war. Aber mir war es so lieber, ich liebte jeden auf seine Art und auch, wenn mein Vater oft genug über die Beiden wie Dinge sprach, für mich waren sie meine Geschwister. Geschwister im Herzen. Ich sah auch nicht ein, meine Einstellung zu ändern, denn ich war mit den Beiden groß geworden und sie mit mir, eben wie wirkliche Geschwister. Das wir nicht verwandt waren, war mir schnuppe, aber vielleicht fühlen auch alle Einzelkinder so, die plötzlich einen großen Bruder und eine kleine Schwester bekommen. „Na, hattet ihr viel Langeweile?“ fragte ich und konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, da sie seit bestimmt sechs Jahren nie gemeint haben, Langeweile zu haben, wenn sie allein zuhause waren. „Nein, hatten wir nicht.“ meinte Shuka und grinste zurück, auch, wenn ich mir nicht sicher war, ob sie wusste, weshalb ich gegrinst hatte. Es folgte kurzes Schweigen, ehe Sei auf mich zukam und mir meine Taschen abnahm. „Du hattest heute Sport? Willst du ein Bad nehmen? Ist doch bestimmt unangenehm, den ganzen Tag verschwitzt umzulaufen.“ sagte er gelassen und ich stimmte ihm nur zu. Wie auf Knopfdruck rannte Shuka ins Badezimmer, während ich Sei folgte, um meine Uniform abzulegen, damit sie nicht knittrig wurde. „Habt ihr heute schon gebadet?“ fragte ich spontan und Sei verneinte die Frage. Er packte meine Tasche anscheinend schon für morgen, während ich meine Uniform sorgfältig auf einen Bügel hängte. Draußen im Flur hörte man währenddessen schon Wasserrauschen. „Wie wärs, sollen wir dann zusammen baden?“ meinte ich und nach kurzer Stille stimmte mir Sei zu. Offenbar hatte er überlegen müssen, ob ich nur ihn oder auch Shuka meinte oder sowas. Er meinte dann nur noch, dass er Shuka Bescheid gäbe, damit sie sich vorbereiten könnten. Ich nickte nur und zog mich ganz aus. Ich nahm ein Handtuch aus meinem Schrank, wickelte es mir um die Hüfte und ging so ins völlig vernebelte Bad. ~*~ Ich hatte erst meinen Ohren nicht getraut, als Taro fragte, ob wir zu dritt baden sollten. Vielleicht hatte er es wirklich so gemeint, aber vielleicht... Ich alamierte sofort Shuka und wir besprachen das Ganze schnell in unserem Zimmer, ehe wir uns beeilten, schnell ins Badezimmer zu kommen. Vielleicht war heute wirklich der Tag, an dem er mit uns intim werden wollte. Wir würden sehen. Als wir das Bad betraten, spürten wir bereits die schwüle Hitze und konnten Taro durch den Nebel in der Badewanne orten. Er lächelte uns entgegen, als wir hereinkamen und wir sahen uns kurz unsicher an. Denn selbst wenn er es heute versuchen würde, so hatten wir noch immer keine Ahnung, mit wem von uns er gerne sexuellen Kontakt haben wollte. „Ich versuch es zuerst, ok?“ flüsterte mir Shuka leise zu und nachdem ich nickte, lief sie kichernd wie immer auf die Wanne zu, fragte erst kurz, ob sie mit in die Wanne dürfte, ehe sie sich reinsetzte. Sie saßen sich gegenüber und begannen bald, zu planschen. Ich beobachtete alles von außen, setzte mich auf den Waschhocker und wusch mich gründlich, während ich abwartete. Shuka ließ sich viel Zeit mit dem Toben, damit sie beide vermutlich ziemlich entspannt wären, wenn sie ihren ersten Anlauf versuchte. „Soll ich dir den Rücken waschen?“ fragte sie plötzlich und ich ahnte, wenn er ja sagen würde, dann würde sie versuchen, Reaktionen aus ihm herauszubekommen. Sollte er keine zeigen, wäre ich an der Reihe. Notfalls auch wir beide zusammen. Taro stimmte lachend zu und Shuka setzte sich hinter ihn, sah kurz zu mir, ehe sie erstmal wirklich nur seinen Rücken wusch. Taro schien es angenehm zu finden, da er lächelnd die Augen schloss, was schonmal ein gutes Zeichen war. Und dann ließ sie den Schwamm an seinen Seiten entlangleiten, er hob reflexartig die Arme, schien aber immer noch nichts zu ahnen. Erst, als sie sich an seinen Rücken drückte und so umarmend seine Brust und seinen Bauch einseifte, merkte man, dass er unruhig wurde. Soweit ich das sah, war es ihm aber entweder unangenehm oder aber es war wirklich Scham. Doch er sagte nichts und solange er Shuka nicht abwies, würde er auch keine Abneigung gegen sie zeigen. Sie wusch eine Weile weiter und seltsamerweise schien er sich wieder zu entspannen. Es irritierte mich und auch Shuka ein wenig, doch sie ließ sich davon nicht sehr beirren. Ihre Hand ließ den Schwamm immer häufiger und länger den Bauch waschen, ehe sie offenbar wirklich tiefer gerutscht war. Taro schrak auf und drehte sich schlagartig rum. Sein Gesicht sah verschreckt aus, dennoch lächelte er. „Ich glaube, ich bin sauber genug.“ meinte er nur und damit war Shuka zumindest allein wohl nicht die, die er ausgewählt hatte. Sie zeigte sich nicht enttäuscht, wieso sollte sie auch, wenn er sie nicht nutzen würde, dann würde sie entweder zu einem anderen Herren gebracht werden oder Taro ließ vielleicht sogar den starken Sexualtrieb durch die Pet GmbH entfernen. Doch nun war ich dran. ~*~ Ich hatte mich eigentlich gefreut, mit den Beiden zu baden. Das hatten wir bereits lange nicht mehr getan und das, obwohl ich es sehr gern gemacht hatte. Es macht einfach mehr Spass, mit anderen faul im warmen Wasser zu faulenzen. Ausserdem kam man so auch an problematische Stellen ohne sich verrenken zu müssen. Insofern hatte ich auch nichts dagegen, als Shuka mir den Rücken hatte waschen wollen. Als sie auch meine Vorderseite wusch, fand ich das zwar schon komisch, aber ich ließ sie. Als sie allerdings in meinen Intimbereich rutschte, wars mir doch zuviel. Ich weiß nicht mehr, ob wir uns als kleine Kinder wirklich überall gewaschen hatten, allerdings war das wohl die einzige Einschränkung, wo ich es nicht 1 zu 1 übernommen haben wollte. Shuka schien nicht beleidigt zu sein, vielleicht hatte sie auch nicht mitbekommen, warum ich plötzlich weggerutscht war, jedenfalls ließ es sie anscheinend kalt, da sie begann, mit dem Wasser zu spielen, indem sie die Wellen beobachtete, die sie erzeugte. „Was war denn gerade?“ hörte ich dann Sei fragen. Es war klar, dass er vermutlich nicht mitbekommen hatte, was abgelaufen war, hatte er sich doch selbst gewaschen. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf und meinte „Nichts.“ Er legte kurz den Kopf schief, ehe er auch lächelte und sich weiterwusch. Als er fertig war, spülte er sich ab und fragte mich, ob er mich auch abspülen solle. Ich stimmte seinem Angebot zu, stieg aus der Wanne und ließ mich abbrausen. Sei, älter und reifer als Shuka, würde vermutlich auch nicht aus Versehen Stellen anfassen, von denen er sich denken konnte, dass sie mich stören würden. Das Brausen lief daher auch reibungslos ab und als er mir ein großes Handtuch über den Kopf warf, musste ich wieder lachen. Fast, als wäre ich immer noch ein kleiner Junge, begann er mit dem Handtuch meine Haare abzutrocknen. Da diese nicht sehr lang sind, ging das auch schnell. „Arme hoch.“ meinte er und ich ahnte schon, dass er wohl wirklich einmal ne Ganztrocknung machen würde. Doch in solchen Momenten fühlte ich mich wie Shuka, wie ein verspielter Welpe, der auch mal seltsam anmutende Dinge tat. Nur in einem hatte ich mich geirrt. Entweder, er vergaß es oder er bemerkte es nicht, jedenfalls fuhr er mehrmals fast willkürlich auch an Stellen, die ich doch lieber allein gemacht hätte. Aber es war immer nur ein winziger Augenblick und scheinbar unbeabsichtigt, daher ließ ich ihn. Denn es schien ihm zumindest zu gefallen, sein Schwanz wedelte etwas, was witzig aussah, da dieser vollkommen nass war. Allerdings wurden mir plötzlich die Beine weggerissen. Ich hatte keine Ahnung, warum, doch ich rechnete mit einem schmerzhaftem Aufschlag auf den Fliesen. Doch das trat nicht ein, Sei fing mich rechtzeitig auf, allerdings fühlte ich mich plötzlich ähnlich unwohl wie bei Shuka vorhin. Seis Blick war zwar sanftmütig wie immer, doch er bleckte etwas die Zähne, was er sonst nie tat. Und als sich dieser auch noch über mich beugte, hatte ich fast das dumpfe Gefühl, gleich wie in einem Vampirfilm gebissen zu werden. Vielleicht kam auch daher meine seltsame Reaktion, die Arme über Gesicht und Hals zu heben. Eine Weile passierte nichts, ich konnte auch nicht Seis Reaktion sehen, da ich die Augen geschlossen hatte. Irgendwann öffnete ich sie wieder, zu meiner Verwunderung saß nun auch Shuka über mir. Beide saßen an meiner Seite - Shuka links, Sei rechts - und beugten sich offenbar irritiert über mich. Anfangs ließ ich meine Armhaltung, ehe ich diese langsam vom Gesicht wegnahm. Beide warfen sich ab und zu Blicke zu, ehe sie wieder zu mir sahen. Das Verhalten kam mir komisch vor, doch ich wollte ihnen zumindest eine Chance der Erklärung geben. „Wieso...Warum macht ihr das?“ ~*~ Ich hatte schon Ablehnung mit einberechnet, aber dass er sich ganz durch diese Geste abschottete und das auch noch recht lange, war selbst mir ein Rätsel. Selbst Shuka kam aus der Wanne und sah sich das seltsame Bild an. Ein Blick zu ihr und ich wusste, dass uns dasselbe durch den Kopf ging. Er war noch nicht so weit und wir hatten ihn nun aufs Heftigste verschreckt. Mir gefiel der Gedanke überhaupt nicht und auch Shuka sah bedrückt aus. Doch da öffnete Taro wieder die Augen. Es war wirklich Angst in ihnen, was mir beinahe einen Stich versetzte, da ich mich in meiner Rolle verletzt fühlte, hatte ich ihn schließlich immer vor Unheil beschützt und wollte diese Aufgabe auch zukünftig fortsetzen. Wie es Shuka diesbezüglich ging, wusste ich nicht, aber ich konnte mir schon denken, dass auch sie es nicht mochte. Vor allem...als er diese Frage stellte. Wir wussten ganz genau, dass sein Vater ihm gesagt hatte, wofür wir gedacht waren. Er hatte es ihm gesagt, als er uns als Geschenk bekam, er hatte es mit 13 gesagt bekomme und mit 15. Wir waren nie anwesend, doch wir hatten gelauscht. Meist hatten sie selbst für uns zu leise gesprochen, hatte Taros Vater schließlich immer extra Musik eingeschaltet, doch wir hatten klar verstanden, dass unsere Aufgabe immer als dieselbe beschrieben wurde. „Naja, wir... wir sind doch...“ fing Shuka an, aber sie hatte anscheinend Hemmungen, sich gegen den verängstigten Blick rechtfertigen zu müssen. Sie sah kurz zu mir und ich verstand, dass ich übernehmen sollte. Doch auch mir fiel es nicht leichter. „Wir wurden doch deshalb gekauft, um dich sexuell zu befriedigen.“ sagte ich und dass Taros Blick nur noch schockierter wurde, erschrak, aber verwirrte mich auch. „Wieso...?“ fing er an und sein Blick begann unruhig umherzuwandern, als suche er etwas. „Nun, dein Vater hat uns doch deshalb gekauft. Das hat er dir doch auch mehrmals gesagt.“ sprach ich weiter und ich sah nur, wie sich Taros Augenbrauen zusammenzogen. Shuka wich etwas zurück, vermutlich machte es ihr etwas Angst, dass er leicht böse schaute. Taro bemerkte das nicht, er murmelte irgendwas unverständliches vor sich hin, ehe er wieder zu uns aufsah. „Aber ich habe ihm doch gesagt, er soll euch nichts davon sagen. Ich habe ihm doch gesagt, dass ich das nicht will!“ sagte er und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Shuka begann in dem Moment zu weinen, sie winselte leise, vermutlich machte sie sich Vorwürfe für das, was sie vorhin getan hatte. Das irritierte Taro kurz offensichtlich, da er sie sprachlos ansah. Aber auch ich hatte mich unbewusst für eine bereuende Reaktion entschieden, ließ die Ohren hängen und begann sogar selbst etwas zu winseln. Taro musterte uns kurz, ehe er anscheinend merkte, warum wir so bedrückt waren. Er setzte sich aufrecht hin und nahm uns beide in den Arm, flüsterte uns zu, dass alles in Ordnung wäre und doch nichts schlimmes passiert wäre. Ich für meinen Teil drückte mich bloß an ihn, auch, wenn ich immer der sein wollte, der Schutz und Trost spendete, für heute, für diesen Moment würde ich Taro einmal lassen. ~*~ Es war schon seltsam gewesen, dass Vater meinte, nie den Pets davon erzählt zu haben, dass er sie als meine Sexfreunde geplant hatte. Doch es war nicht weiter wichtig. Nachdem ich ihm mehrmals sagte, dass ich nur Liebe für sie spürte, nur Liebe, wie man ein Familienmitglied, ein Geschwisterkind liebt, da sah er ein, mir zu erlauben, sie ändern zu lassen. Ich hasste es, doch es ging wohl nicht anders. Ich brachte die Beiden zur Pet GmbH und nach sechs Stunden konnte ich sie wieder in meine Arme nehmen. Die nette Frau, die hinterm Tresen stand, versicherte mir, dass die Beiden jegliches Sexbedürfnis verloren hätten. Falls ich meine Meinung ändern sollte, müsse ich nur zurückkommen, sie würden es gerne wieder ändern. Ich sah Sei und Shuko lange an, ehe ich die Bedienung anlächelte und sagte „Keine Sorge, nun bin ich rundum glücklich.“ Sie sah mich kurz verwirrt an, ehe sie aber lächelte, meinte, dass ich mich gut um sie kümmern solle und mich dann verabschiedete. Ich ging mit ihnen wieder in meine Wohnung, welche unter der meines Vaters lag und dort setzten wir uns einfach auf die Couch. Die Beiden waren von der Narkose noch ein wenig verschlafen und lehnten sich auch sofort gegen mich und dösten etwas. Ich sah ihnen zu, wie sie ruhig schliefen, nur ab und zu kurz die Augen öffneten oder sich bewegten, ehe sie wieder schliefen. Der Gedanke, dass sie nicht mehr den Wunsch nach Sex hatten, beruhigte mich ungemein und ich fühlte mich wohler und glücklicher denn je. Vielleicht hatten die Tresenfrau und mein Vater Recht, vielleicht würde ich auch irgendwann einen der Zwei oder sogar beide begehren, mehr in ihnen als Geschwister sehen, eine andere Liebe für sie spüren, doch... Im Moment brauchte ich nicht mehr und nicht weniger als dieser friedliche Moment voller Vertrautheit. Denn dieses unerschütterliche Vertrauen, das ich zu ihnen hatte, die ganzen Erinnerungen mit ihnen, das Kennen von jedem noch so kleinem Geheimnis der Beiden... Intimer als jetzt konnten die Beiden wahrlich nicht mit mir werden. Denn mehr würde ich keinem Anderen ausser ihnen preisgeben. Nur sie würden meine Schwächen und Stärken, meine Macken und meine Vergangenheit kennen. Nur meine beiden wunderbaren Geschwister. Kapitel 4: Meine Mama --------------------- Meine Mama „Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freue mich, dass sie heute Abend alle hier anwesend sind und sehe darin ein Zeichen, die Haltungsregeln von Pets, ihre Rechte und Pflichten noch weiter zu perfektionieren, um ein gutes Zusammenleben zwischen Mensch und Pet zu garantieren. Denn, auch wenn viele es gerne vergessen, so waren Pets früher Menschen und sie stehen aus ethischer Sicht daher auf einer Stufe mit uns. Viele denken irrtümlich, nur, weil Pets käuflich sind, sich als Putzsklaven oder sexuelle Befriedigung eignen, dass sie weniger wert sind als die damals handelsüblichen Haustiere. Da muss ich allerdings vehement an das Interview von Professor Doktor Samuel Sandstein, dem Schöpfer des ersten Pets, erinnern. Schon er wies darauf hin, dass es wichtig ist, zu verstehen, dass er in diesem Vorgang, Pets zu erschaffen, nur die größten Weltprobleme aus der Welt schaffen wollte. Welthunger, Armut, Kriege. All das ist selten geworden, teilweise sogar vollkommen verschwunden, da Pets ursprünglich akut betroffene Menschen dieser Dinge waren. Sie wurden Pets, weil Forscher sie so vor dem Hungertod retten wollten. Es mag sein, dass auch ein finanzieller Aspekt eine Rolle spielt, doch diese Nebenwirkung lässt sich nicht leugnen. Das man Pets für vielfältige Zwecke nutzen kann, ist eigentlich nur dazu da, um Menschen mit besserer finanzieller Lage einen Antrieb zu geben, diese zu versorgen. Denn jene gut verdienenden Menschen, wo jeder von uns dazugehört, würden vielleicht selbstlos viel in eine Organisation spenden, die dann versucht, damit Milliarden von Menschen ein humanes Leben zu ermöglichen. Doch keiner hier würde ohne Gegenleistung einen solcher Menschen aufnehmen und selbst versorgen. Selbst ein Patenkind, dass man finanzierte, lebte letztendlich unter armen Zuständen und konnte mit dem Geld gerademal zur Schule gehen. Doch dadurch, dass Pet GmbH jedem von ihnen einen wünschenswerten Charakter verlieh, sie durch Tieranhängsel verniedlichte und sie darauf trainiert, uns Dinge anzubieten, dadurch erreichten sie, dass jeder von uns ein Pet gerne aufnimmt und das bisschen Futter und Pflege übernimmt. Und doch liegt da der Haken, denn genau darin sehen viele eine Bestätigung, mehr wert zu sein. Es mag stimmen, dass Pets von uns abhängig sind und auch vieles bis alles für uns tun. Doch niemand hätte gewagt, laut zu sagen »Ich bin mehr wert als du«, wenn es sich da noch um normale, wenn auch sehr arme Menschen gehandelt hätte. Und daran müssen wir uns erinnern. Was diese Pets vor 14 Jahren gewesen sind, dass sie anders waren als wir, aber dennoch dasselbe. Ich könnte nun ewig weiter lamentieren, viele haben sich selbst vielleicht schon erkannt in dem, was ich erzähle, aber ich habe diese Versammlung einberufen, um auch von eigenen Erfahrungen zu sprechen. Ebenso werden weitere bekannte Personen von Erlebnissen berichten, mit denen wir versuchen, zu zeigen, dass noch viel zu viel schief läuft. Meine persönliche Geschichte begann, als ich 10 gewesen war. Pets waren zwar noch eine vollkommene Neuheit, doch mein Vater, dessen Hotelkette ich geerbt habe, hatte genügend Geld, um sich eines der ersten Pets zu besorgen. Er ließ meine Mutter sitzen, da diese selbstverständlich hocheifersüchtig wurde, behielt mich aber, damit ich später sein Imperium übernehmen könnte. Er hatte sich eine Katze geholt, zu dem Zeitpunkt waren solche ja auch die einzig verfügbare Rasse. Ich erinner mich noch sehr gut an sie, sie war bereits älter, um die 20 und hatte eine Narbe im Gesicht. Allerdings hatte sie sehr langes schwarzes Haar und eine dunklere Haut, was meinem Vater wohl gefallen hatte. Ich denke, sie stammte aus Indien, wo ja anfangs fast alle Pets von herstammten. Sie hatte, wie mein Vater mal gemeint hatte, aus ihrem vorherigem Leben gute Koch- und Putzerfahrung, würde daher unser Hausmädchen werden. Zu dem Zeitpunkt wurde einem ja noch anvertraut, woher das Pet stammte und was seine Vergangenheit war. Ich stand ihr da neutral gegenüber, ich war schon immer in der Obhut von Kindermädchen gewesen, weder meine Mutter noch mein Vater hatten je besonderes Interesse an mir gezeigt, insofern war ich es gewöhnt gewesen, für mich sein. Doch Sheila, wie mein Vater sie taufte, war da doch anders. Ich verstand es damals nicht, doch ich denke, sie hatte selbst früher Kinder besessen, jedenfalls war sie sehr auf mich fixiert. Immer, wenn sie ihre Pflichten als Köchin und Putzfrau getan hatte, kam sie zu mir, spielte mit mir oder beschäftigte mich. Sie konnte nicht sprechen, vielleicht war da die Gedächtnislöschung noch fehlerhaft oder sie hatte einfach die Umstellung von Indisch auf Englisch nicht geschafft. Doch ich hatte ihr das nie vorgehalten und lernte auch schnell, sie ohne Sprache zu verstehen. Sie war ein sehr sanftmütiges, ruhiges Pet gewesen, mit ausgezeichneten Manieren und einem Perfektionssinn, den mein Vater bei ihren Arbeiten oft gelobt hatte. Sie war immer sehr genau gewesen, sie begann immer zu putzen, wenn sie Schmutz entdeckte und suchte auch grundsätzlich das ganze Haus ab, als sei das vollkommen selbstverständlich. Ebenfalls hielt sie sich nie zwingend an die Esszeiten. Sie hielt zwar pingelig die Zeit für Frühstück, Mittagessen und Abendessen ein, doch dazwischen brachte sie mir oder meinem Vater immer etwas, wenn sie merkte, dass wir Hunger hatten. Sie war wirklich eine große Hilfe, zumal mein Vater auch keine Babysitterin für mich mehr brauchte, da sich Sheila auch um mich kümmerte. Und schneller, als ich gucken konnte, begann ich, sie Mama zu nennen. Anfangs hörte sie nicht darauf, was mich als kleines Kind sehr verwirrt hatte, aber sie gewöhnte sich doch ziemlich schnell daran, von mir so gerufen zu werden. Sie freute sich vor allem mehr, wenn ich sie so rief, auch das kam, denke ich, von der noch nicht perfektionierten Gedächtnislöschung. Jedenfalls nahm sie ihre Aufgaben sehr ernst und wenn mich Freunde besuchten, sagten sie oft genug, dass wir wie eine Familie aussahen. Ich wurde älter ohne das sich großartig etwas veränderte. Erst, als ich 15 wurde, begann mein Vater strenger zu werden. Er wollte mir eintrichtern, wie man sein Unternehmen zu führen hatte und war auch vollkommen dominant und absolut, was seine Meinung anging. Ich konnte nur daneben stehen und zuhören und hatte nichtmal das Recht, eine Frage zu stellen. Immer, wenn dieser Unterricht endete, schloss ich mich in meinem Zimmer ein und ich erlaubte dann nur Sheila, reinzukommen. Sie blieb dann immer bei mir für etwa eine Stunde, um mich zu trösten. Sie gab mir die Menge an Liebe und Geborgenheit, die ich in solchen Momenten immer brauchte und ich bin ihr noch heute dankbar dafür, denn sonst wäre ich wohl so kaltherzig wie mein Vater geworden und das ist noch heute etwas, gegen das ich mit ganzem Herzen ankämpfe. Jedenfalls begann ich dann mit Beginn der Pubertät mehr für sie zu empfinden als für eine Mutter. Ich denke, man könnte es durchaus als Ödipuskomplex bezeichnen. Ich begann, mich in sie zu verlieben, musste aber zeitgleich entdecken, dass mein Vater ihr auch die Aufgabe einer Lustsklavin gegeben hatte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Pets auch dafür genutzt werden konnten, doch es machte mich sehr wütend. Ich wurde sehr eifersüchtig auf meinen Vater wegen dieser Sache. Ich begann zu trotzen, verweigerte, an seinem Unterricht teilzunehmen und drohte, bei der Übernahme seine Hotels zu boykottieren und bankrott laufen zu lassen. Es endete meist in lautstarken Streit, wo sich jeder von uns danach wutentbrannt in sein Zimmer zurückzog. Sheila ging immer abwechselnd von Einem zum Anderen, um uns zu beruhigen, doch dieses Verhalten machte mich natürlich nur noch eifersüchtiger und rasender. Ich hatte ihr oft gesagt, was ich für sie empfand, dass sie nicht zu meinem Vater gehen sollte, doch sie verstand nicht, was ich ihr sagte. Sie schüttelte nur immer den Kopf und streichelte mir dann beruhigend über den Kopf. Oft genug warf ich ihr wütend vor, dass sie mich nicht verstehen wollte oder meinen Vater bevorzugte und dies vor mir verheimlichen wollte. Ich versuchte auch oft genug, sie ebenfalls zum sexuellen Verkehr mit mir zu bekommen, doch sie hatte immer geradezu panisch reagiert. Doch vielleicht hatte sie geahnt, was für eine Katastrophe auf uns zukam. Irgendwann bekam mein Vater heraus, dass Sheila der Grund für meinen Trotz war. Und er handelte schnell. Er schickte sie zurück zur Pet GmbH und ließ sich ein neues Pet geben. Ich war die ersten Wochen einfach nur unfähig zu verstehen, dass er das so einfach hatte tun können. Aus Protest hatte ich mich in meinen Raum eingesperrt und dem neuen Pet das Leben zur Hölle gemacht. Irgendwann ging ich zur Pet GmbH, doch dort erfuhr ich, dass man Sheila bereits neu verkauft hatte. Es hatte mich fünf Jahre gekostet, ehe ich sie wiedergefunden hatte. Doch mein Vater, zu dem Zeitpunkt bereits dem Darmkrebs erlegen, hatte mir da bewiesen, wie grausam er mit mir und auch mit ihr umgegangen war. Er hatte bei der Abgabe beauftragt, ihr Gedächtnis erneut löschen zu lassen. Ich erinner mich bis heute an nichts schmerzhafteres als zu merken, dass sie mich einfach vergessen hatte, wenn auch unter Zwang. Zu dem Zeitpunkt begann ich, alle Pets zu verfluchen. Ich war auch bei den Protesten 2012 dabei, ehe ich allerdings schließlich einsah, dass es nicht die Schuld der Pets, der Forscher oder der Pet GmbH war, sondern die meines Vaters. Mittlerweile kann man bei Pets steuern, was sie verspüren können und ich denke, wenn ich ein eigenes Pet gehabt hätte, wäre auch vieles anders gelaufen. Dennoch gibt es nach wie vor diese an sich grausamen Regelungen, die für Mensch und Pet unfair sind. Denn hätte mein Vater nicht die Gedächtnislöschung veranlasst, hätte ich vielleicht Sheila neugekauft. Doch der Besitzer hat zu große Macht über das Pet, er kann willkürlich und aus Launen heraus dieses weggeben, seine Erinnerungen löschen und es sogar mit gerechtfertigten, aber lächerlichen Gründen bestrafen. Die Pet GmbH hat sich vorgenommen, Pets zu ermöglichen, ein menschenwürdiges Leben unter gegebenen Umständen zu leben. Dennoch kommt es mir mehr vor, als wenn man Androiden handhaben würde, die Gefühle einprogrammiert bekommen haben und keine Träne darüber verlieren, wenn man ihnen sagt, man wird ihr Gedächtnis löschen. Doch Pets haben nicht so viele tierische Gene, um menschliche Gefühle zu verlieren, zu vergessen. Keiner von uns will Erinnerungen an schöne Dinge verlieren und viele von uns würden auch ihre schlechten Erinnerungen nicht hergeben wollen. Doch Pets behandelt man wie einen Computer. Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass man ihnen bei der Umwandlung das Gedächtnis löscht. Denn in ihrem vorherigem Leben hatten Pets wohl nur wenig schönes, um sich dran zu erinnern. Ausserdem würden ihnen vielleicht ihre Aufgaben nicht gefallen und das würde es wieder schwierig machen, sie an den Mann und die Frau zu bringen. Aber trotz allem sollte man sich dafür einsetzen, dass Löschen des Gedächtnisses vom Pet und den Umständen abhängig zu machen. Wenn der Besitzer eines Pets verstirbt und das Pet den Wunsch äußert, sich an diesen - dem Schmerz des Verlustes wegen – nicht mehr erinnern zu wollen, so kann man jenen Wunsch gestatten. Ebenso kann die Pet GmbH ruhig die Initiative ergreifen, wenn ein Pet stark misshandelt oder von jemandem vergewaltigt wurde. Doch dem Besitzer sollte man nie diese Freiheit erlauben und selbst wenn, nur nach eingehender Überprüfung seiner Motive. Ich habe bereits von einem Fall gehört, in dem ein Besitzer sein Pet misshandelte, diese Erinnerung aber immer regelmäßig löschen ließen und so den Augen der Kontrolleure entkam. Der Fall flog erst nach drei Jahren der Misshandlung auf und selbst das nur, weil ein Nachbar mehrmals das Pet schreien gehört hatte. Solche und andere Taten sind vermeidbar! In der Schule sollte man den Kindern und Jugendlichen bereits ein tieferes Verständnis für Pets beibringen und auch die Rechte der Pethalter sollten schrumpfen. Erst, wenn man wirklich von einem friedlichem Zusammenleben sprechen kann, dass Pets wie auch Menschen und deren Interessen einschließt, erst dann hat man das geschafft, was Professor Sandstein vor 14 Jahren angefangen hat. Wir als Gemeinschaft, wir als Petbesitzer stehen in der Verantwortung, dafür zu garantieren. Wir müssen allen die Augen öffnen, unseren Kindern, unseren Nachbarn und auch unseren Pets. Das sie hier sind, heißt, dass sie bereit sind für solch eine friedliche, harmonische Welt. Ich hoffe, dieser Wunsch in ihnen danach ist stark genug, um gegen die Masse an Egoisten anzukommen. Wie manche vielleicht schon gehört haben, habe ich das Amt als Präsident der Pet GmbH angenommen. Nicht nur wegen diesem Wunsch, sondern auch wegen meiner Liebe zu den Pets, die so selbstlos sind. Und ich erhoffe mir von ihnen, liebe Kollegen und Pethalter, Unterstützung. Für eine bessere Welt. Kapitel 5: Das Wolfskind ------------------------ Seit ganzen 12 Jahren arbeite ich nun schon in der Pet GmbH. Also schon seit der Gründung. Und gerade deshalb weiß ich, wie sehr sich Menschen verändern können. Man versucht, mit gutem Willen, ähnlich wie bei einer Adoption, ein gutes Herrchen für die Pets zu finden und muss oft genug schon bei der ersten Kontrolle unendlich viele Verwarnungen austeilen. Oft genug haben wir schon darüber nachgedacht, den freien Willen, der einem Pet mit den Genen förmlich entzogen wird, wieder einzuführen, doch dann müssten wir befürchten, dass die Pethalter ihre Pets nicht mehr haben wollen. Doch entgegen aller Hoffnung und Vermutung, entgegen allen Statistiken und Wetten steigt die Zahl der Misshandlungen, Vergewaltigungen und das fahrlässige Verhalten. Wie oft bekommen wir von den Pets erzählt, dass sie unbegründet geschlagen werden. Wie oft werden sie als Freundpet gekauft und ohne vorherige Ummanipulierung zum Sex gezwungen. Wie oft vergessen Pethalter, ihr Pet zu füttern oder bei Krankheit zu einem Arzt zu bringen. Man sollte annehmen, dass es nachfolgende Pethalter abschreckt, wie hoch die Zahl der bestraften Pethalter ist. Zumal für Vergewaltigungen und starke Misshandlungen Gefängnis droht und das fünf Halter im Monat aktuell erfahren. Doch stattdessen steigt die Zahl. Zum Glück hat der neue Pet GmbH-Präsident, Herr Maggio, die Löschungsregel eingeführt und es so uns Kontrolleuren leichter und den Haltern schwerer gemacht. Das wohl Auffallendste an den Misshandlungs- und Vergewaltigungsserien ist wohl, dass diese mit wachsendem Gehalt und Status zunehmen. Unter den Spitzenreitern sind vor allem Menschen, die sich wohl auch durch ihren Beruf sicher fühlen. Anwälte, Richter und Politiker sind die zahlenmäßig Rekordhalter was Gewalt an einem Pet angeht. Dagegen sind Angestellte mit vergleichsweise kleinem Einkommen meist der Traum eines jeden Kontrolleurs. Sie fragen bei den Petvermittlern alles nach und entschuldigen sich sogar aufrichtig, wenn sie erfahren, etwas falsch gemacht zu haben. Nicht so ein Politiker. Gerade diese drohen einem dann noch, versuchen, einen zu bestechen und ziehen sich immer tiefer in den Strafensumpf, anstatt einfach zuzugeben, einen Fehler gemacht zu haben. Sie sind auch meist die, die schon bei der ersten oder zweiten Kontrolle so viele Verwarnungen bekommen, dass das Pet wieder mitgenommen werden muss. Und das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass unter diesen Menschen vor allem die seltenen Pets leiden. Der neueste und aktuell auch skandalöseste Fall war wohl der des amerikanischen Präsidenten Mannion. Mein Fall. Ich ahnte schon, dass ich gleich die deftigsten Sachen zu hören bekommen würde, als ich allein schon das Wohnzimmer betrat. Das Pet, ein sibirischer Schneewolf, saß mit leicht traurigem Blick auf dem großen Sofa. Hinter ihm der werte Herr Präsident und die Beiden waren umzingelt von bestimmt zwölf Bodyguards. Und ich bekam den Sessel auf der anderen Seite vom Tisch. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gedacht, ich sollte verhört werden und nicht das Pet. Doch wenn jemand so selbstsicher hinter seinem Pet steht, eine Position, mit der man gut den Nacken bei falschen Antworten schlagen kann, und dann noch umzingelt ist von menschlichen Schränken... Ich wusste schon vor der ersten Frage, dass ich mindestens 5 Verwarnungen loswerden würde und vielleicht sogar mit Pet dieses Haus verlassen muss. Das wurde mir nur umso klarer bei dem Schauspiel, dass sich mir bot, als ich mich hinsetzte. Der Präsident strahlte, als wenn er jetzt ein Museum unter Beifall eröffnen würde, die Bodyguards sahen sich allerdings regelmäßig grimmig an und das Pet sah vollkommen verschüchtert immer wieder zur Seite und hatte den Kopf gesenkt. Und ich betete nur, dass der Einzige, der dem Pet was angetan hatte, der Präsident sein würde. Denn eine Ohrfeige war schmerzhaft, aber diese von einem dieser Bulldoggen zu bekommen würde wohl schon zu einem Schädeltraume führen. Ich ließ mir Zeit, darin, meine Jacke auszuziehen, sie über den Stuhl zu hängen und meine Tasche auszupacken. Ich hatte schon recht schnell den Job angenommen, mir die härteren Nüsse vorzunehmen und wusste mittlerweile, dass man am Meisten die Situation einschätzen konnte, wenn noch kein Gespräch anfing. Menschen, die selten Fehler machen und sich um ihr Pet sorgen, werden in solchen Momenten meist sehr nervös, weil sie fürchten, Fehler begangen zu haben. Aber skrupellose Menschen zeigen sich meist, als wenn sie wüssten, dass das Pet sie in höchsten Tönen loben würden. Und der Präsident schien ein ganzes Konzert zu erwarten bei dem breiten Lächeln. Das Pet schien auch mehr als bereit, für ihn zu singen, denn es hatte mehr als offensichtlich Angst. Sein ganzer Körper war angespannt, die Hände verkrampft zu Fäusten geballt und es kaute nervös auf seiner Lippe. Die Ohren waren leicht ängstlich angewinkelt und der Schwanz zuckte die ganze Zeit, als wenn es jeden Moment weglaufen wollte. Gerade bei sowas zahlte es sich aus, dass ich vor der Zeit der Pets Tierpsychologe und Tierarzt für Zoos gewesen war. Ich wusste, auf was ich bei Tieren achten musste, ich erkannte auch meist in kürzester Zeit, ob ein Tier oder in diesem Falle ein Pet verletzt oder krank war. Dieses Pet hatte offensichtlich etwas am Bein, denn ein Fuß war seltsam angewinkelt, als wenn es diesen nicht belasten könnte. Und ich glaubte, eine leichte Schwellung am Auge zu erkennen, aber das würde ich nachher genauer überprüfen. „Nun... Da bin ich.“ sagte ich nur, ich ließ immer meinen Gegenspieler - und als solches sah ich Pethalter immer an – sich vorstellen, denn manchmal erzählten sie dann etwas, dass mir erste Hinweise geben könnte. Der Präsident räusperte sich, als wenn er sogar eine Menge erzählen wollte und richtete sich auch auf. „Guten Tag, Herr...?“ „“Krämer.“ „Krämer. Oh, sind sie Europäer?“ Ich antwortete nicht und der Präsident begriff wohl auch, dass ich nicht vor hatte, das Ganze in ein freundschaftliches Geplänkel laufen zu lassen. Er räusperte sich wieder, doch jetzt sah ich kurz Unsicherheit. Ein Markenzeichen für solche Pethalter, die merken, dass man nicht vor ihnen buckelt. „Nun, das hier ist Jewel, mein sibirischer Schneewolf. Ich habe ihn so genannt, weil seine Augen so herrlich funkeln.“ Ich warf kurz einen Blick auf das Pet, dessen Ohren sofort noch ein Stück weiter runtergingen. Ich wusste, dass Leute, die viel in der Öffentlichkeit sind, sich die be...gnadensten Namen für Pets, Kinder und früher auch Tiere ausdachten und diese mit Erklärungen begründeten, die wohl nur dem Halter verborgen blieben. Doch bei dieser Erklärung war es offensichtlich nur Publicity, er versuchte, einen auf 'Ich kenne die Qualitäten meines Pets, achte und verehre es in Ewigkeit, Amen' zu machen. Und gerade diese Menschen hatten meistens ihren Gürtel im Dreck und schütteten sich im Laufe des Gesprächs eben diesen Dreck bis zum Kragen hoch. Doch, für ihn offensichtlich, schwieg ich nur und musterte ihn und sein Pet ein wenig. Wieder senkten sich kurz seine Mundwinkel, ehe er sich fasste und mit blendendem Lächeln weitersprach. „Nun, ich habe mich ausreichend über diese Kontrollen informiert. Ich will schließlich ein guter Pethalter sein“ Wohl eher nur gut vorbereitet, das Meiste zu umgehen. “und habe mir daher die Freiheit genommen, ihnen die Zeit zu ersparen, ein ärztliches Gutachten zu erstellen. Ich habe einen Petarzt damit beauftra-“ „Welchen?“ Er stutzte, vielleicht war er auch geschockt, dass jemand ihn im schönsten Redefluss unterbrach. Er brauchte etwas, um meine Frage zu realisieren, ehe er lächelnd sagte „Herr Doktor Lowry hat ein Attest für Jewel verfasst, hier.“ Ich nahm den Zettel, den er mir entgegen hielt. Es war tatsächlich das Attest von einem Petarzt, auch der Name und alles stimmte und Jewel wurde dort als kerngesund und unverletzt diagnostiziert. Ich scannte das Attest kurz in meinen PC ein, der auch den Arzt bestätigte. Eines war klar, wenn ich auch nur eine Erkältung oder einen Kratzer an Jewels Körper finden würde, dann wäre der nette Herr Lowry seinen Job los und sollte daher hoffentlich zumindest genug Bestechungsgeld verlangt haben. „Jewel, komm her und zieh dich bitte aus.“ sagte ich ruhig, dass Pet stand auch sofort auf, doch Mannion drückte es mit unglaublicher Aggressivität wieder aufs Sofa. „Wieso, ich habe ihnen soeben das Attest gegeben?!“ meinte er aufgebracht. Ich merkte schon, dass Jewel unter seinem Satinhemd und der Markenjeans vermutlich nicht so hübsch aussah wie er eigentlich sein sollte. „Und wenn ihr Doktor Lowry mir persönlich sein Attest vorgelesen hätte, ich als Kontrolleur muss das Pet persönlich untersuchen und wenn sie das unterbinden wollen, so werde ich ohne weitere Gespärche das Pet mitnehmen. Und wenn wir dann irgendwas entdecken, wird die Polizei einen Besuch bei ihnen machen.“ Mannion wurde schneeweiß im Gesicht und ließ das Pet aufstehen, als ich dieses nochmal bat, zu kommen. Es zog sich brav aus und stellte sich gerade hin. Wieder fiel mir auf, dass es das rechte Bein nicht belastete, doch ich sah keine Schwellung, keine blauen Flecken und auch keine Blutergüsse an diesem. Daher war die Verletzung entweder schon älter oder es war etwas mit den Knochen oder Sehnen nicht in Ordnung. Doch ich begann erst mit den Standartuntersuchungen. Ich überprüfte Augen, Nase, Ohren und Zunge. Die Zunge zeigte einen hellen Belag, was entweder auf eine ungesunde Ernährung oder fehlende Zahnhygiene hinwies. Auch die Zähne waren leicht gelb verfärbt, doch zum Glück waren weder Karies noch Zahnfleischentzündungen der Fall. Dann überprüfte ich Puls, Blutdruck und Lungenkapazität. An sich alles in Ordnung, doch Puls und Blutdruck waren höher als normal. Ich vermutete Schmerzen als Ursache dafür. Anschließend notierte ich Größe und Gewicht. Dann untersuchte ich den Körper. Die Haare waren glanzlos, fettig und zerbrechlich, offenbar wurde irgendein billiges Shampoo angewendet, was extra vorher als Ermahnung verboten wird, da gerade Pets eine erhöhte Hygiene mit Markenartikeln erfordern. Und, wie erwartet, war der Körper übersät mit Wunden. Doch waren es alles nur kleinere blaue Flecken, ein paar wieder verschwindende Blutergüsse und hin und wieder ein Kratzer. Der Schwanz war vollkommen in Ordnung, was mich zumindest etwas beruhigte, da diese sehr empfindlich sind. Dann bat ich das Pet, sich kurz auf meinen Sessel zu setzen und überprüfte die Beine. Und, wie erwartet, wimmerte es auf. Es schwieg aber auch sofort, ich vermute mal, der Präsident oder einer der Bodyguards hatte hinter meinem Rücken eine drohende Geste gemacht. Ich untersuchte das Bein genauer und tippte auf eine Bänderdehnung. Sowas war schmerzhaft und hinterließ lebenslang Fußprobleme wie erhöhtes Umknicken, abnehmende Geschwindigkeit beim Laufen sowie Gefahr eines Bänderrisses. Ich gab dem Pet seine Kleidung wieder, doch hielt es an der Schulter fest, als es wieder zum Sofa gehen wollte. Ich setzte es sanft auf meinen Sessel und nach kurzer Verwirrtheit blieb es da sitzen. Mir fiel auch sofort auf, dass es kurz entspannter wirkte, ehe es sich verkrampfte, als es in das Gesicht seines Herren sah. „Was soll das, wieso setzen sie Jewel dorthin?“ fragte Mannion erbost, doch ich ließ mich von seiner Aufgebrachtheit nicht anstecken. „Routine, das Pet muss immer in der Nähe des Kontrolleurs sein. Ich dachte, sie hatten sich informiert?“ sagte ich nur ruhig und der Präsident schluckte kurz auffällig. „Nun, dann werde ich mit der Befragung anfangen. Sie können sich in der Zeit setzen oder den Raum verlassen. Ich kann ja einen ihrer Bodyguards nach ihnen rufen lassen, wenn ich fertig bin.“ Es war fast schon ein befriedigendes Gefühl, immer wieder zu sehen, wie sich die mächtigen Herren und Damen zusehends ihrer Macht beraubt einschüchtern lassen. Es gibt Fälle, da gehen sie wirklich irritiert weg und machen sich einen Kaffee oder laufen nervös im Garten umher, andere stehen vollkommen erstarrt an Ort und Stelle bis zum Ende. Mannion dagegen war anscheinend schon einiges gewöhnt, er besann sich wieder und setzte sich tatsächlich, doch sein Blick war eindeutig düsterer geworden, er drohte mir unbewusst. Doch ich ließ mich nie einschüchtern, ich hatte den Eid vor Herrn Sandstein höchstpersönlich ausgesprochen, alles in das Wohlergehen der Pets zu investieren. Ich war schon öfters von einem Bodyguard verprügelt worden oder musste mich mit aufgebrachten Neureichen auseinandersetzen, ich war abgehärtet gegen Drohungen. Ich ging zu dem Esstisch, der etwas abseits des Raumes war und nahm mir von da einen Stuhl. Mit diesem setzte ich mich so, dass ich das Pet wie auch Mannion sehen konnte. Ich nahm mir meinen Laptop und öffnete das Formular, in das ich immer alles eintrug, was ich in einem Gespräch erfahren musste. „Also gut... Dein Name ist Jewel. Richtig?“ Das Pet nickte und ich tippte den Namen ein. Ich markierte das Kästchen unter männlich und gab die Rasse ein. „Wie alt bist du?“ „Er ist siebzehn Jahre alt!“ rief Mannion lächelnd dazwischen. Ich sah ihn kurz grimmig an und meinte nur „Das Gespräch findet nur und zwar wirklich nur mit dem Pet statt. Wenn sie sich nicht da raushalten können, müssen sie den Raum verlassen. Sollten sie das verweigern und weiterstören, so wird das Gespräch in der Pet GmbH stattfinden. Und zwar sofort.“ Er sah mich kurz fast schon entsetzt an, ehe er sich auf die Lippen biss. Ich wusste jetzt schon, dass er sich früher oder später wieder einmischen würde, doch ich war mächtiger als er, auch, wenn er das nicht glauben würde. „Also, stimmt es, bist du 17?“ fragte ich das Pet und wieder nickte es. Ich fragte es noch belanglose Dinge wie die Menge an Schlaf und die Essenszeiten, ehe es dann zur Sache ging. „Wofür verwendet dich dein Herr?“ fragte ich. Jewel sah kurz etwas überrascht zu mir und sofort sah es zu Mannion. Dessen Blick war neutral, aber seine Hand ballte sich immer wieder etwas, was ich als Drohung interpretierte. Ich ahnte schon, dass ich hier wohl zum 'Programm' greifen musste. Ich holte ein taschenrechnerartiges Gerät heraus. Ich zeigte dem Pet den Bildschirm, welches offensichtlich verwirrt diesen ansah. Ich drückte auf den Knopf und in dem Moment erschien auf dem Bildschirm ein Dreieck, dass erst rot, dann grün und dann violett blinkte, dann wiederholte ich die Frage. „Ich werde immer auf Pressebälle und sowas mitgenommen.“ sagte Jewel sofort. Das Gerät war an sich einfach ein Reiz, den die Pets noch bei der Umwandlung immer wieder eingeprägt bekommen. Immer, wenn sie ein Dreieck sehen, dass auf schwarzem Grund in diesen Farben leuchtet, werden in ihrem Gedächtnis für wenige Sekunden alle Dinge der letzten drei Tage gelöscht. Pethalter drohen ihren Pets meist erst kurz vor den Kontrollen, weshalb es dieses Gerät herrlich einfach macht, das Pet für kurze Zeit alle Drohungen vergessen zu lassen und frei von Angst zu sprechen. Leider kamen diese Geräte lange Zeit nicht gegen den Missbrauch der Gedächtnislöschung durch Halter an, doch da dies seit einem Jahr verboten wurde, sind die „Mind Easer“ wieder voll im Einsatz funktionabel. „Was ist das für ein Ding?!“ fragte Mannion und ich konnte raushören, dass ihn mein Spielzeug und vor allem die schnelle Antwort seines zuvor verängstigten Pets verwirrte. „Das ist ein Spielzeug, damit beruhigen wir Pets. Vergleichbar mit Spielzeug, dass man Kindern gibt, damit sie nicht weinen.“ log ich. Mannion sah mich nur noch verwirrter an, doch um ihn ging es nur sekundär. „Was ist bei diesen Veranstaltungen deine Aufgabe?“ fragte ich das Pet weiter und dieses senkte leicht die Ohren. „Nichts.“ sagte es traurig. „Ich mache....nichts. Ich stehe nur neben ihm und mache nichts.“ Ich nickte kurz, ehe ich alles möglichst wortwörtlich eintippte. „ Spricht er bei solchen Gelegenheiten über dich?“ Das Pet nickte leicht. „Was genau sagt er?“ fragte ich weiter und das Pet sah kurz zu ihm. „Naja... Leute meinen immer, dass ich ein schönes Pet bin und er lobt mich dann immer.“ Fast wie auf Knopfdruck lächelte Mannion siegessicher, doch er hatte bei weitem nicht gewonnen. „Was lobt er an dir?“ Es sah mich kurz an und ich hatte deutlich das Gefühl, als würden mich seine Augen um Hilfe bitten. „Das ich schön bin. Das ich gehorche auf das, was er sagt. Das ich mich gut benehme.“ Ich nickte kurz und tippte alles ein. Es war einfach schon fast zu einfach, die Motive rauszulesen, welche die Ursache für die Misshandlungen an diesem Pet waren. Ich bat es, noch kurz ein wenig mehr zu erklären, auf was für öffentlichen Feiern es überall dabei sein musste, ehe es zum eigentlichem Leckerbissen eines jeden Gesprächs kam. „Behandelt dich dein Besitzer gut?“ Pet wie auch Besitzer schauten überrascht und zeigten schon allein durch ihren darauffolgenden Gesichtsausdruck, was die Antwort darauf war. „Was soll denn diese Frage?“ fauchte mich Mannion an, doch ich ignorierte ihn. Es war klar, dass Jewel diese Frage einschüchterte, da war es egal, dass ich die Erinnerung an die Drohungen zeitweise blockiert hatte. „Es reicht, wenn du nickst.“ sagte ich nur, doch das Pet rührte sich nicht. Es bestätigte meine Frage also nicht. „Behandelt... er dich schlecht?“ fragte ich nach, als wenn ich erst jetzt drauf gekommen wäre und sah dass das Pet ganz leicht nickte. Mannion sah das nicht, regte sich aber noch mehr auf. Ich erinnerte ihn kurz daran, dass ich im Extremfall mit dem Pet zur Geschäftsstelle gehen und ihm ein Bußgeld aufdrücken würde, was ihn wieder zumindest für kurze Zeit zum Schweigen brachte. „Schlägt er dich?“ fragte ich leise weiter und wieder nickte es leicht. Es war fast, als würde es nur etwas tiefer einatmen, doch ich kannte dieses Verhalten bereits. Mannion war eindeutig gereizt, doch er sah zum Glück nicht, dass Jewel mir alle Fragen bestätigte und ging stattdessen offenbar davon aus, dass ich immer nur hinschrieb ' Antwortet nicht'. Mit diesem Prinzip ging ich den ganzen Fragenkatalog durch und - wie erwartet - kam einiges zusammen. Unter Anderem auch unbegründetes Schlagen, einsperren, Zwang, Bloßstellung und fehlende Pflege. Doch, zu meinem Ersetzen, war auch Vergewaltigung im Spiel. Allerdings hatte nicht Mannion selbst es vergewaltigt. Er hatte es seinen Bodyguards gestattet. Kurz hatte ich nicht übel Lust, das Gespräch abzubrechen und sofort die Polizei zu rufen, doch das wäre zu auffällig gewesen. Ich hakte nur schnell noch Vergewaltigung an, tippte unter Ergänzungen die vorgefallenen Dinge ein und schickte den Bericht mit der Anmerkung 'Noch in Bearbeitung' an die Pet GmbH. Das war ein standardisiertes Verfahren, um sicherzugehen, dass selbst, wenn der Kontrolleur und/oder das Pet verschwinden oder sterben, zumindest ein Teil der Vorfälle klar ist und man den Pethalter deswegen und wegen Mord an dem Pet sowie dem Kontrolleur verurteilen konnte. Denn letztendlich war das immer das große Risiko, dass man als Kontrolleur hatte, wenn man sich mit hohen Tieren anlegte. Nachdem ich die Bestätigung bekam, dass das Formular angekommen war, setzte ich die Befragung fort. Es kamen noch verpasste Arzttermine heraus und seltsamerweise war Jewel auch nicht in den letzten drei Wochen bei einem Arzt gewesen, obwohl laut Attest die letzte Untersuchung vor sechs Tagen gewesen war. „Nun gut, dass war es dann fürs erste.“ sagte ich, schickte nachträglich noch das vollständige Formular mit dem falschen Attest und meinem eigenen Gutachten an die Pet GmbH und schloss dann meinen Laptop. Mannion setzte sich aufrecht hin und sah mich erwartend an. Ich ahnte, wenn ich jetzt das Ergebnis äußerte, musste ich mit allem rechnen, von harmlosem Geschrei über Gefangennahme bis hin zu Prügeln und Tötung. Aus dem Grund stellte ich mich erstmal vor das Pet, um sicherzugehen, dass es so teilweise geschützt war. Die Polizei dürfte längst auf den Weg zum weißen Haus sein und diese hatte das Recht, hier reinzplatzen. Schließlich hatte die Pet GmbH einen Staatsanwalt in ihren Reihen, um so sicherzugehen , dass immer eine Genehmigung für Hausuntersuchungen und Gefangennahmen da waren. Jetzt hieß es nur noch, dass ich Zeit gewinnen musste. „Nun, ich muss schon sagen, dass es nicht so gut aussieht für sie, Herr Mannion.“ sagte ich ruhig. „Ach ja? Sie meinen, weil ich immer dazwischen geredet habe.“ Ich lächelte kurz, ich fand es immer wieder erstaunlich, wie schnell diese Leute einem die Worte im Mund verdrehen konnten. „Auch deshalb.“ sagte ich nur und Mannions Gesicht wurde ernst. „Auch? Wieso denn noch?“ Sein Blick huschte kurz zu meinem Bauch, hinter dem ungefähr der Kopf des Pets war. „Nun, wegen vielen anderen Delikten.“ sagte ich bloß und lächelte immer noch. „Die da wären?“ hakte Mannion weiter nach, doch ich schüttelte nur den Kopf und sagte, dass er es schon selber wüsste. Mannion tippte kurz nachdenkend die Fingerspitzen aneinander, ehe er kurz nach rechts zu einem der Bodyguards sah. Dieser nickte und sah zu den Anderen. Ich merkte sofort, was los war, doch ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. „Ihnen ist doch klar, dass es etwas auffällig wäre, wenn ich nach einem Kontrollgang verletzt oder gar tot bin. Oder?“ fragte ich nur, Mannion sah mich immer noch etwas nachdenklich an. „Wie viel wollen sie?“ fragte er. Ich lächelte nur weiterhin und griff in meine Tasche, holte einen Zettel raus, auf dem ich kurz eine Zahl mit dreizehn Ziffern schrieb. Das schob ich ihm verdeckt über die Tischplatte zu. Er hob sie auf, sah sie erstaunt an, ehe er mich auslachte. „Sind sie verrückt, solch eine Summe!“ meinte er nur, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Keine Sorge, die müssen sie nicht zahlen.“ sagte ich gelassen und der Präsident sah mich kurz verwirrt an. „Sie werden aber nicht schweigen, wenn ich sie nicht bezahle.“ meinte er vorsichtig und jetzt schmunzelte ich kurz. „Wer sagt, dass ich dieses Geld haben will?“ Mannion und auch dessen Bodyguards sahen kurz vollkommen perplex aus und als man auf einmal lautes Geschrei hörte, waren diese endgültig geschockt. Nur wenige Sekunden später rannte ein Einsatzkommando die Türe ein, entwaffnete alle Bodyguards und verhaftete den Präsidenten. Dieser schrie aufgebracht etwas von Hausfriedensbruch, doch ich stellte mich nur vor ihn hin und sagte: „Das Geld habe ich für sie umgerechnet. Soviel kostet ihre Strafe sie nämlich allein für die Hälfte ihrer Taten, doch seien sie unbesorgt, sie müssen nicht zahlen, nur absitzen.“ Er schrie noch eine Weile zappelnd weiter und rief, dass ich es bereuen würde und er seinen Anwalt sprechen wolle. Natürlich kam der Fall ins Fernsehen und in sämtliche Zeitungen, auch, wenn die Pet GmbH absolut nicht preisgab, für was er alles verurteilt wurde. Doch das verplapperte seine entsetzte Frau, als diese aus dem Gerichtssaal herauskam. Viele Petschützer und auch Mitarbeiter der Pet GmbH haben schon oft gefordert, seltene Pets nicht mehr zu erschaffen, da diese unter dem Verhalten solcher Besitzer am Meisten leiden müssen. Bisher wurde nie etwas getan, doch mit unserem neuen Präsidenten sehe zumindest ich Hoffnung, bald nicht mehr irgendwelche Angeber überführen zu müssen. Jewel ist mittlerweile an eine Mittelklassefamilie vermittelt worden. Der Mann hatte bei einer Verlosung eine größere Summe gewonnen und hatte sich dafür eingesetzt, ihn zu bekommen. Wir hatten die Familie eingehend überprüft und ihr schließlich den eingeschüchterten Wolf überlassen. Ich habe von dem Kollegen, der Jewel nun kontrolliert, gehört, dass er ein sehr verspieltes und fröhliches Pet wäre und sich wunderbar eingelebt hätte. Und in solchen Momenten bin ich stolz, ein Kontrolleur zu sein. Kapitel 6: Wahre Liebe ---------------------- „»Liebes Tagebuch, mir ist klar, dass du alles, was ich dir nun anvertrauen werde, den Wächtern und vielleicht sogar dem Fernsehen verraten wirst, doch vielleicht ist es sogar besser so. Ich hatte noch nicht die Möglichkeit gehabt, dir zu schreiben, was passiert war. Ich habe dir viel zu lange nicht mehr geschrieben, aber es gab einen Grund dafür: Naila. Sie war ein Drachenpet und obwohl sie ein Mischling aus Krokodil und Fledermaus ist, gehörte sie zu den seltenen Pets. Und ich hatte die Ehre, sie aufzuziehen. Sie und ihre Geschwister. Wer hätte gedacht, dass dies mein Verhängnis werde... Ich arbeite, was ich dir ja schonmal geschrieben habe, in der Petaufzuchtstation. Also der Ort, wo die Pets geboren und auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Ich arbeite schon lange in der Abteilung für seltene Pets, gerade da muss man sich nämlich sehr intensiv mit den Pets auseinandersetzen. Ich hatte den Job geliebt, auch, wenn es schmerzte, zu erfahren, was vielen der Kleinen zustieß. Doch ich machte weiter, hoffte, auf gerechtere und strengere Haltungsregeln. Sollte es diese irgendwann geben, so werde ich sie wohl nicht mehr erfahren. Denn als die erste Drachengeneration geboren wurde, schien sich mein Leben vollkommen verändert zu haben. Ich weiß bis heute nicht, warum, doch eines der 26 Drachenkinder hatte mich von Anfang an verzaubert. Und das, obwohl sich Petkinder bei der Geburt kaum unterscheiden ausser vielleicht in Haar- und Augenfarbe. Und doch spürte ich bei einem der handgroßen Winzlinge eine unendlich große Zuneigung. Ich sorgte dafür, dass ich sie persönlich betreuen durfte, zusammen mit drei anderen Geschwistern. Ich versuchte, bei all meiner Faszination und Zuneigung, niemals unfair den Anderen gegenüber zu sein, doch manchmal ertappte ich mich, wie ich Naila etwas länger auf den Arm nahm, etwas länger mit ihr spielte. Es war seltsam, doch ich fühlte mich wirklich als ihr Vater. Ich liebte das kleine Wesen, dass ich in beide Hände nehmen konnte, so abgöttisch, dass es wohl besorgniserregend war. Doch ich schwieg mich aus. Zwei Jahre lang zog ich die Kleinen auf und es erfüllte mich mit Stolz, was für schöne Kinder sie wurden. Doch vor allem Naila wuchs zu einer kleinen Schönheit heran. Sie hatte leuchtende grüne Augen und ihr Haar war feuerrot gewesen. Sie war wahrlich ein Drachenkind. Als man den Kindern die Flügel stutzte, damit sie später ihren Herren nicht wegfliegen, musste ich mich zusammenreißen, um nicht zu weinen. Zumal die Kleinen Angst hatten und es mich vor allem bei Naila schmerzte. Doch ein Tag des wirklichen Leides sollte erst noch kommen. Der Tag rückte näher, an dem die Petkinder alt genug für den Verkauf waren. Einige waren schon verbucht, die Anderen würden wohl auch schnell einen Besitzer finden. Und allein der Gedanke, dass ich Naila weggeben musste, erfüllte mich mit Trauer und auch Hass. Zum ersten Mal verabscheute ich die Pet GmbH, dass sie die Pets verkaufte. Jetzt weiß ich, dass zumindest dies ein wirklich egoistischer Gedanke war. Doch etwas anderes bereue ich nicht. Ich habe mich mit ein paar Freunden unterhalten, die ich nicht nennen werde. Ich will sie in keine Schwierigkeiten bringen, wobei sie wohl schon sowieso unter Gewissensbissen leiden. Jedenfalls habe ich jene Freunde angefleht und schließlich halfen sie mir. Sie veränderten den Eintrag und senkten die Anzahl der Drachenkinder im Hauptcomputer um ein Kind. Sie fälschten mir eine Besitzurkunde und trugen das Geld, dass ich ihnen da gab, so ein, dass es wirklich erst ab dem Verkaufstag angezeigt werden würde. Und dabei habe ich weit weniger bezahlt, als Naila wert war, doch soviel Geld besaß ich nicht. Aber sie war mein. Ich zog sie bis zum letzten Tag noch mit ihren Geschwistern auf, ehe ich verschwand. Ich zog mich mit ihr zurück und schickte meine Kündigung ein ohne meine Adresse anzugeben. Ich zog ans Meer in ein kleines Ferienhaus und verbrachte dort bestimmt ein ganzes Jahr nur mit Naila. Sie war ein lebhaftes Kind, sie spielte gerne und lernte schnell. Sie war frech, aber brav und unglaublich verschmust. Und ich liebte sie, als wäre sie meine leibhaftige Tochter. Mir ist klar, dass man mir vorwirft, ich habe mich an ihr vergangen, dass die Strafe deshalb auch so hoch ist, weil sie noch ein Kind war, doch ich habe sie niemals mit jenem Gedanken berührt. Sie wurde sehr schnell selbstständig, so das sie keine Hilfe beim Waschen oder Entledigen brauchte. Anziehen konnte sie sich sogar schon alleine, als sie noch mit ihren Geschwistern in der Station war. Ich hätte es mir niemals verziehen, hätte ich auch nur daran gedacht, sie irgendwann zu beschmutzen. Sie war mein kleiner Engel, rein und herzensgut. Ich liebte sie wirklich von ganzem Herzen. Umso geschockter war ich, als sie eines Morgens aufgeregt zu mir kam. Sie sah Polizeiautos kommen. Ich ahnte, dass ich aufgeflogen war. Es war verboten, sich nicht von einem Kontrolleur beaufsichtigen zu lassen. Noch dazu hatte ich Naila illegal erstanden. Ich überlegte, was ich tun sollte. Sie würden sie wegbringen, dass wollte ich nicht, zumal sie als seltenes Pet mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Sklaven eines berühmten oder reichen Menschen werden würde, der ihr viel Schlimmes antun würde. Ich überlegte, sie wegrennen zu lassen, damit sie sich in den Klippen verstecken könnte, doch man würde sie irgendwann finden und wenn nicht.... Sie würde hier vielleicht verhungern über kurz oder lang. Ich hatte spätestens da gemerkt, wie mir Tränen über das Gesicht liefen. Und ich erinnere mich noch, wie Naila sich in dem Moment an mich drückte und mir sagte, ich solle nicht weinen. Sie war so unschuldig, begriff vermutlich nichtmal, warum ich weinte. Sie drückte sich feste gegen mich und streichelte meinen Rücken, so, wie ich es immer bei ihr getan hatte. Das Geräusch der lauter werdenden Sirenen machte mir Angst, es war, als würde ein Sturm immer näher kommen, der unweigerlich alles zerstören würde, was man liebte. Und dann trat die Polizei auch schon die Türe ein. Naila weinte vor Angst, als diese bewaffnet eintraten und mich anschrieen, dass Kind loszulassen. Ich tat es auch und stützte mich auf meinen Scheibtisch. Naila weinte und schrie, als die Polizisten sie nahmen und ihr irgendwas von Sicherheit erzählten. Ich musste mich zusammenreißen, nicht wahnsinnig zu werden von Nailas Hilferufen. Ich wusste, dass ich für diesen Fall einen Revolver im Schreibtisch hatte, doch mein Wille, Menschen, die nur ihren Dienst taten, zu töten, war nicht mehr da gewesen. Ich starrte nur in die offene Schublade und versuchte, Nailas Rufe zu überhören. Bis sie etwas in mir auslöste. Sie schrie „Papa, hilf mir!“. Es mag irrsinnig klingen, doch in dem Moment klickte es in mir. Ich sah zu Naila, welche immer wieder dieses Wort mit P rief und ich konnte nicht anders, als ihr zu helfen. Ich nahm den Revolver und ehe die Polizisten reagieren konnten, schoss ich. Naila war auf der Stelle tot. Ich hatte sie direkt in den Kopf getroffen. Kurz darauf schossen sämtliche Polizisten auf mich, es wundert mich immer noch, dass ich nicht starb in dem Haus am Meer. Doch anscheinend haben sie nur versucht, mich unter allen Umständen unschädlich zu machen, indem sie mir in Arme, Beine und Schulter schossen. Vor Gericht wurde ich wegen Kindermord verurteilt und wegen Dingen, bei denen ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Es mag für Leser verrückt klingen, aber zu hören, dass man sein - ob nun körperlich oder seelisch - eigenes Kind misshandelt und vergewaltigt haben soll, ist einfach nur unerträglich. Und natürlich glaubte man mir, einem Kindermörder, nicht. Man will angeblich Druckstellen an Nailas Körper gefunden haben, doch wenn es sie gab, dann waren diese wohl eher von den Polizisten, die versucht hatten, sie festzuhalten. Es können auch andere Wunden gewesen sein, sie war so ein verspieltes Kind gewesen und daher natürlich auch ab und zu mal hingefallen. Wie man auf die Vergewaltigung kam, weiß ich nicht, vielleicht wollte man einfach dafür sorgen, mir die härtest mögliche Strafe zu geben. Dabei hatte ich schon längst die härteste Strafe erhalten: Ich hatte mein eigenes Kind ermordet. Man versuchte mir vor Gericht noch ein schlechtes Gewissen zu machen, dass ich all diese Verbrechen – egal, ob ich alle nun getan hatte oder nicht – mit dem Hintergrund getan hatte, einst ein Petzüchter gewesen zu sein, dessen Arbeit es gewesen war, Pets eine schöne Zukunft zu ermöglichen. Vor Gericht habe ich durchgehend geschwiegen. Ich hatte nur die Tötung gestanden und sonst nichts. Mir war klar, dass mir ja doch keiner glauben würde, ich hätte es wohl früher auch nicht getan. Vielleicht werden viele in diesem Eintrag ein Geständnis sehen, vielleicht werden viele behaupten, ich wolle mich schön reden. Doch was sollte mir das nützen, wo ich auf 258 Jahre Gefängnis verurteilt wurde? Eine Bewährung? So dass ich nur noch 150 Jahre Haft haben muss? Naja, wer weiß, wenn ich 201 Jahre alt werde, vielleicht könnte ich mit dem Gedanken tatsächlich hier eine Geschichte erfinden, die mich schönredet. Aber an meiner Vergangenheit gibt es nichts schön zu reden. Ein Kind zu töten und dann noch das, was man selbst aufgezogen hat, sowas ist eine der größten Sünden. Ich bete nun schon seit gestern, seit der Verkündung des Urteils, dass Gott, welcher Gott aus welcher Religion auch immer, Naila gnädig aufnehme. Denn sie hat nichts verbrochen. Ein ermordetes Kind hat keine Sünde und verdient es, in die schönsten Hallen aufgenommen zu werden. Ich bete nun schon in sämtlichen Sprachen sämtliche Gebete, die ich irgendwann gehört habe und erhoffe mir für mich selbst keine Gnade. Mir ist klar, dass kein Gott dieser Welt meine Tat akzeptieren wird. Und kein Gott nimmt Selbstmörder auf. Doch so schnulzig es klingen mag, eine Welt ohne Naila ist leer. Es war mir davor nie aufgefallen, doch die ganze Welt ist nur leer und grau, voller Hass, Intrige und falscher Hoffnung. Ich weiß nicht, ob dieser Ort das Fegefeuer oder sogar die Hölle ist, doch ich will an diesem Ort nicht sein. Denn nur Nailas rotes Haar war mir ein wärmendes Feuer, nur Nailas grüne Augen zeigten mir Leben. Ohne dieses Leben bin ich sowieso schon tot. Vielleicht komme ich an einen Ort, der noch grausamer ist als dieser hier. Vielleicht werde ich auch in einem Nichts enden. Vielleicht komme ich an einen Ort, der schwarz ist, während Naila durch weiße Wolken schwebt. Doch ich hoffe und bete. Selbst, wenn es dumm und egoistisch ist, sich das zu wünschen und die Chance winzig klein wäre, dass man mir vergibt, so bete ich. Auf das mich einer der Götter wieder irgendwann hierhin lässt. Und mir so die Möglichkeit gibt, mich hier oder vielleicht sogar irgendwann an jenem herrlichen Ort mit Naila zu treffen. Selbst, wenn es nur für einen kurzen Moment ist, so will ich ihr doch zumindest zwei Dinge sagen: „Ich liebe dich“ und „Verzeihe mir“. Und vielleicht erlaubt mir einer jener Götter, noch einmal jenes liebevolle Wort aus ihrem Munde zu hören. Doch dies ist wohl schon wieder zuviel. Denn es würde Vergebung bedeuten und ich weiß nicht, ob ich die von der Person verlangen kann, der ich das Schlimmste angetan habe, obwohl ich sie nur liebte. Doch Liebe selbst ist wohl die Sünde, die man hier nicht verzeiht. Und vielleicht, nur vielleicht, zeigt Gott mir Erbarmen, dass ich es wagte, diese Sünde zu begehen.« Hiermit endet das Tagebuch von Aiba Kartulla, einem unserer besten Petzüchter. Wie wohl jeder bereits erfahren hat, hatte er sich vor zwei Tagen in seiner Zelle erhängt, nachdem er dies geschrieben hatte. Viele Anwesende heute kannten ihn gut. Sie waren seine Arbeitskollegen in der »South African Paradise of Pet Corporation«, sie waren Verwandte von ihm oder Freunde. Und alle haben es schon vor, beim und nach dem Gerichtsurteil gesagt: „Er war ein guter Mann, wie konnte sowas nur passieren?“. Er war ein guter Mann. Doch auch, wenn das Gericht, laut diesem Buch, unbestätigte Urteile aussprach, so hat er leider die Haupttat begannen. Er hat ein Pet getötet, dazu noch eines, dass gerademal drei Jahre alt war, was einem Menschenalter von sieben Jahren entspräche. Er ist ein Mörder und daran konnte leider keiner etwas ändern. Doch ihr, seine Liebsten, seine Freunde und auch ich und die gesamte Pet GmbH wollen zuminest eines ändern: das Ausmaß seiner Sünde. Er selbst zeigt sich in diesem Tagebuch auch schon bei allen vorherigen Einträgen als einen Menschen, der zwar ohne feste Religion, aber dennoch gottesfürchtig lebt. Er versuchte stets, alle Sünden zu umgehen und war wohl das, was man als einen barmherzigen und wundervollen Menschen bezeichnen kann. Ich kenne ihn nicht persönlich, doch ich habe von seiner Arbeit viel Gutes gehört und auch dieses Tagebuch zeigt ihn mir als einen Menschen, der gütig und liebevoll ist. Er, sowie ein junges Pet, mussten sterben, weil sie nicht ins Regelsystem gepasst haben. Denn die Regeln sehen seltene Pets in der Obhut von Leuten vor, die viel Geld haben. Doch er selbst schreibt schon, dass gerade diese Regelung selten gut ausgeht. Ich habe lange gezögert, dagegen vorzugehen. Es wäre zwar im Sinne der Pets, doch dummerweise sind auch wir, die Pet GmbH, auf Geld angewiesen. Und um all jene qualifizierten Leute zu bezahlen, seien es fähige Kontrolleure oder Züchter mit Herz, wie Kartulla einer war, müssen wir auch genug einnehmen. Und da sind seltene Pets nunmal bisher immer eine sehr einfache Sache gewesen. Doch ich werde dem ein Ende machen. Die Rasse Drache wird die Letzte der Serie »Seltene Pets« sein. Es wird von nun an vielleicht weiterhin Pets geben, die in dieses Muster passen, doch sie werden zu ähnlichen Preisdimensionen gehören wie alle Anderen. Ebenso werde ich Aiba Kartulla als Vater dieser Veränderung angeben. Auch, wenn er im Strafregister als Mörder, Vergewaltiger und brutaler Mensch eingetragen ist, für die Pet GmbH, alle Mitarbeiter und Pets wird er ein Mann sein, der uns die Augen geöffnet hat und für eine noch fairere und bessere Welt sorgen wollte. Er hatte Ideale und Gefühl, er sprach in seinem Tagebuch so oft auf die Probleme der Pet GmbH an und er sowie ein Wesen, dass ihm viel bedeutet hatte, mussten daran sterben. Ich, Estavan Maggio, Präsident der Pet GmbH, werde seine Worte berücksichtigen und versuchen, mir ein Beispiel an seiner selbstlosen Arbeit zu nehmen. Ebenso werde ich in seinem Gedenken eine Statue von ihm auf den Platz vor der »South African Paradise of Pet Corporation« setzen lassen. Und ich werde für ihn beten, dass sein letzter Wunsch sich erfüllt und irgendein Gott sich gnädig zeigen möge und sein Verbrechen nicht stärker wiegen lässt als all das Gute, was er getan hatte. Ich bin mir im Moment zwar nicht sicher, ob ein christlicher Gott ihm am Meisten zusagt, doch ich denke, er wird dieses Grab auf einem christlichen Friedhof akzeptieren. Zumal wir, die Pet GmbH ihm zu Ehren durchsetzen konnten, ihn mit seinem geliebten Pet und Kind beerdigen zu lassen. Hiermit will ich auch nochmal allen Menschen danken, die für ihn gespendet haben, damit der Preis für seine Naila voll bezahlt werden konnte und sie so zumindest im Tod wirklich sein Pet ist. Doch nun genug der Worte: Möget ihr in Frieden ruhen.“ Kapitel 7: Das Rudel -------------------- Das hier...ist nicht meine Geschichte... Das hier...ist die, meiner Kinder. Auch, wenn sie nicht meine leiblichen Kinder sind. Ich arbeite nun schon seit 6 Jahren in der Petaufzuchtstation. Wie viele Mitarbeiter der Pet GmbH habe ich früher mit Tieren gearbeitet, war vor meiner Anstellung auch noch im Zuchtverfahren von ausgestorbenen Tierarten fester Angestellter, doch wurde ich hierher umstationiert. Und nun...bereue ich es. Anfangs liebte ich meine Arbeit. Ich sah es als eine große Chance. Als Tierpfleger, seien es normale, aussterbende oder ausgestorbene Tiere, zieht man Lebewesen groß, die man nur begrenzt verstehen kann und die einen auch ebenso kaum verstehen. Man gewöhnt sich aneinander, man erkennt das Verhalten, doch man weiß nie, was der Andere denkt. Doch bei dieser neuen Anstellung sah ich meine Chance. Denn Pets können sprechen. Ich kann sie fragen, ob und wo sie Schmerzen haben, wie es ihnen geht, ob ihnen das Essen schmeckt und sie können sich bedanken. Es war für mich einfach mehr Befriedigung in dieser Arbeit. Doch...das ich hier auch mehr Leid erfahren würde... Hätte ich es gewusst, ich hätte abgelehnt. Natürlich ist es schmerzlich, wenn man die kleinen Kinder oder Welpen – je nachdem, wie man sie lieber bezeichnen will – weggeben muss. Und es macht einen auch traurig, wenn man erfährt, dass sie misshandelt wurden. Zumal gerade die seltenen Pets viel Pflege brauchen, da sie nur selten sind, weil sie genetische Fehler wie Albinismus haben, was ihr Immunsystem schwächt. Sie sind öfter krank, brauchen mehr Pflege und sie haben weniger Selbstbewusstsein, brauchen also auch mehr Fürsorge. Und zu wissen, dass all das meistens einfach vom Petbesitzer nicht gegeben wird, weil diese reichen Leute sie wie Halsketten benutzen anstatt wie Menschen oder wenigstens Tiere... Es ist schrecklich, mit diesem Wissen, diesen Gedanken ein Pet abzugeben. Und doch...sollte ich erfahren, was eigentlich das wirklich schreckliche ist. Es war vor 2 Jahren, da wurde die nächste Generation an Fledermäusen geboren. Sie sind Wesen, die meistens an Schriftsteller, Programmierer und allgemein Leute mit unregelmäßigen Arbeitszeiten verkauft werden. Denn, wie ihre genetischen Verwandten, die wirklichen Fledermäuse, sind sie fast nur nachtaktiv. Sie können auch tagsüber wach sein, da sorgen die menschlichen Gene für, doch ihre Augen sind extrem schwach durch die Fledermausgene und sie laufen bei zu häufigem Tageslicht immer Gefahr, zu erblinden. Die Petshopvermittler geben immer an, dass man sie allerhöchstens eine Woche pro Monat tagsüber wachhalten sollte. Ideal wäre allerdings, sie maximal zwei Tage im Monat wach zu halten, am Allerbesten gar nicht. Auch laute Geräusche sollten vermieden werden, ebenso wie grelles Licht. Auch daher werden sie bevorzugt an Leute in ruhigen Berufen verkauft. Diskoverwalter haben absolutes Halteverbot sämtlicher Pets, da fast alle die empfindlichen Ohren ihrer Tiervorfahren haben. Nun, jedenfalls waren viele der Fledermäuse schon vor ihrer Geburt 'verbucht' bzw 'reserviert'. Allerdings müssen alle Pets mindestens zwei Jahre alt sein, ehe sie verkauft werden. Zum Einen benötigen sie solange Muttermilch und zum Anderen sind sie dann zumindest etwas selbstständig. Allerdings ist vor allem in dieser Zeit absolutes Sexverbot, selbst, wenn sie dafür bestellt wurden. Dazu kommt auch einmal die Woche für über 10 Jahre ein Kontrolleur vorbei. In diesem Zeitraum wird noch strenger geahndet als bei den erwachsenen oder seltenen Pets, denn egal ob Pet oder Mensch, Kind ist Kind. Und da Verbrechen an Pets wie Verbrechen an Menschen gehandelt werden, ist natürlich auch das Vergehen an einem jungen Pet eine Straftat des allerhöchsten Ausmaßes. Oft genug haben wir Petpfleger schon versucht, dass Abgabelter noch zu erhöhen auf 4 Jahre, doch viele Pethalter wollen junge Pets als Spielkameraden für ihre Kinder kaufen und diese sollen dann schon früh im gleichen Alter den Kindern geschenkt werden. Und da ist leider die Mehrheit gegen uns. Allerdings können wir da zumindest auf die Kontrolleure bauen und beten, dass Pethalter diese häufigen Besuche auch abschrecken. Jedenfalls waren diese Fledermäuse erst die zweite Generation, die als Pets geboren wurden. Pets und Menschen ergeben Menschen, da die menschlichen Gene sehr dominant sind, doch zwei Pets derselben Rasse ergeben Petkinder. Und solche waren die kleinen Fledermäuse. Die Kleinen sind erstaunlicherweise im jungen Alter eher ihren tierischen Verwandten ähnlicher als den Menschen. Sie sind meist blind und taub und passen auf die Hand. Es war eine riesige Attraktion, als das erste Petkind geboren wurde. Sie wachsen auch in den ersten zwei Jahren sehr schnell. Sie sind im geistigen Alter dann schon fast sechs Jahre alt. Daher wurde das Vermittlungsalter auch auf dieses Alter eingestellt. In den zwei Jahren sind sie zwar auch nur so groß wie ein zweijähriges Kind und haben auch nur ebenso stark ausgeprägte Sprachfertigkeiten. Doch ihre tierischen Instinkte sind voll ausgebildet und sie können meist viel besser und schneller laufen, ausserdem verstehen sie mehr und schneller. Gerade das macht es uns Petzüchtern zu einer herrlichen, abwechslungsreichen Arbeit. Denn jede Petrasse durchläuft im Kindesalter andere Phasen. Katzen haben mit etwa drei Monaten ein großes Interesse am Jagen. Sie rennen mit beeindruckenden Geschwindigkeiten und springen schon sehr weit. Alle fliegenden Rassen dagegen müssen ab dem sechsten Monat in Volieren gehalten werden, da sie da fliegen lernen. Wir stutzen ihnen später leider die Flügel, da meist die Gefahr ist, dass sie Pethaltern wegfliegen. Sie kommen zwar immer wieder zurück, doch es macht die Pethalter wütend und meistens werden sie Pets dafür bestraft. Und das wollen wir damit verhindern. Daher sind wir die Einzigen und Letzten, die diese herrlichen Wesen fliegen sehen. Mittlerweile wurde die Haltung von Petkindern sogar soweit perfektioniert, dass fast alle Pets ins Türmen wohnen. Diese 'Zwinger' sind unten breiter als oben und haben einen Weg, der kreisförmig zur Spitze führt. Der Turm ist oben dann mit einem Gitter verschlossen. Ausser den Wasserpets und den puren Bodenpets wie zum Beispiel die trägen Bären und die grabenden Mäuse werden alle Pets in diesen Türmen gehalten. Pets wie die Katzen, Hunde und Geparden springen gerne und klettern den Turm auf ihre eigene Art hoch. Fliegende Pets dagegen mögen es, viel Platz zum Fliegen zu haben und sich immer an den Wegen ausruhen zu können. Die Fledermäuse und Affen lieben vor allem das Gitter an der Spitze, wo sie sich dran hängen können. Je nach Rasse setzten wir das Nest immer nach ganz oben an die Spitze oder nach unten in die Mitte des Turms. Das Nest ist immer eine große Kuhle, gefüllt mit Decken, ein wenig Heu und Gras sowie Futternäpfen, die in etwas Entfernung um das Nest herumstehen. Anfangs, wo die Welpen - wie wir die Petkinder gerne nennen – noch blind und taub sind, verlassen sie das Nest kaum, doch mit dem Altern ist es manchmal eine rechte Arbeit, die Kleinen wiederzufinden und das, obwohl der Turm an sich nicht groß ist. Doch sie erfinden manchmal recht schlaue Verstecke, suchen sich dunkle Nischen und spielen ohne unser Wissen Verstecken mit uns. Und da immer zwei Gruppen á 5 Tiere in einem Turm aufwachsen, ist es anfangs auch nicht recht einfach, zu unterscheiden, ob man nun ein Pet von der eigenen oder der anderen Gruppe gefunden hat. Da arbeiten wir Züchter immer eng miteinander, bis wir die kleinen Wesen auseinanderhalten können. Nun ja, zuviel der Vorrede, es geht mir um eine recht tragische Geschichte. Die, meines Rudels. Ich nenne die Welpen, die ich zugeteilt bekomme, immer 'mein Rudel'. Ich habe bemerkt, dass die Kleinen so ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entwickeln und sich auch mehr auf mich fixieren. An sich hatte ich da auch noch kein Problem mit gehabt, es war zwar immer eine kleine Umstellung, wenn sie die Rasse änderte, aber an sich verlief meine Arbeit immer gleich ab. Doch mein letztes Rudel, die Fledermäuse, waren anders. Ich weiß nicht, ob es an meiner Angewohnheit lag, sie Rudel zu nennen, doch sie fühlten sich sehr stark zusammengehörig. Zu stark. Sie weinten immer, wenn das Training anfing, wo sie einzeln ihr Verhalten als Hauspet proben sollten. Sie hassten es, getrennt zu werden. Sie mochten es auch nicht, wenn jemand anders ausser mir irgendwelche Unternehmungen mit ihnen machte. Es war dem berühmten Kartulla-Fall gar nicht unähnlich, nur war nicht ich als Züchter den Pets verfallen... Sie waren die, die zu fixiert waren. Ich merkte es schon sehr früh und versuchte, da gegenzuwirken. Ich sprach die anderen Fledermauszüchter an und sie schlugen vor, dass öfters ein paar Gruppenübungen gemacht würden. So ließen wir die Kleinen manchmal alle in einer großen Voiliere fliegen, damit sie miteinander spielen konnten. Doch meine Gruppe saß zusammengekauert in einer Ecke und beschäftigte mit sich selbst. Auch, als ich sie auforderte, mit den Anderen was zu machen, verweigerten sie sich und wollten stattdessen mit mir spielen. Auch längere Gespräche und sogar Therapien für Tiere wie auch für Menschen schlugen nicht an. Die Kleinen wirkten immer wie eine typische Waisenkinderfamilie, die nur sich selbst hat und auch sonst niemandem vertraut. Und ich ahnte schreckliches, denn der Tag der Trennung würde kommen für die Fünf. Ich sagte ihnen das auch häufig, damit sie verstanden, dass ihr Verhalten sinnlos war, doch dann begannen sie immer zu weinen und zu schreien. In meinen ganzen 6 Jahren war mir sowas noch nie passiert. Als ich eine Nachricht an den Präsidenten schickte, zeigte auch der sich ratlos. Wir mussten die Kleinen einzeln weggeben, es wurden nie mehr als zwei Pets gehalten, es durften auch nicht mehr gehalten werden, es sei denn, man hatte wie wir eine lange Ausbildung dazu gehabt und entsprechende Räume. Doch selbst wenn einer von uns dazu bereit wäre, sie so aufzunehmen, keiner hatte genug Erspartes um fünf Pets und die ganzen Anlagen sowie Futter zu bezahlen. Zudem wäre die Versorgung ein 24h-Job, wir müssten kündigen und dann würde die Versorgung erst Recht abbrechen. Doch die Kleinen waren mehr als widerwillig, verkauft zu werden und je störrischer ein Pet ist, desto größer die Gefahr, dass aus begründeten normalen Bestrafungen eine angewöhnte Misshandlung wird. Zudem will kein Petbesitzer solche Pets haben. Mehr als schnell hatte sich mein Rudel zu einer kleinen Berühmtheit innerhalb der Pet GmbH herumgesprochen. Sämtliche Mitarbeiter - ob junge Neulinge oder ältere Profis – waren ratlos. Der Präsident und sogar Professor Sandstein persönlich hatten keine Ahnung, wie ich die Kleinen handhaben sollte, damit dieses starke Gruppenverhalten stoppte. Sie Rudel zu nennen, hatte ich schon längst abgebrochen, doch es wirkte kaum. Sie kamen nicht mehr sofort, wenn ich sie rief, da sie sich an das Wort gewöhnt hatten, doch das war auch schon alles. Und dann hörte ich einmal, wie zwei Praktikanten etwas sagten, dass einfach unverzeihlich war. „Mein Opa meint, als es noch Tiere gab, wurden solche sturen Tiere einfach eingeschläfert.“ Ich hatte dem Jungen für diesen Satz eine gescheuert, dass gab mir zwar eine Strafe, aber ich verachtete allein den Gedanken. Die Welpen waren kerngesund, lebhaft und nur, weil man sie nur schwer verkaufen könnte, dachten einige ernsthaft an eine geplante Tötung. Ich betete, dass sich das Verhalten der Fünf wieder einrenkte, dass sie begriffen, dass ihr stures Verhalten nichts brachte und das es für sie besser wäre, wenn sie sich freiwillig trennen. Aber sie blieben stur. Die ersten Welpen aus den anderen Gruppen wurden bereits abgeholt und meine Gruppe trieb alle Mitarbeiter – mich inklusive – in den Wahnsinn, dass sie immer begannen, laut zu schreien, wenn sie sahen, dass ein Käufer kam. Es verschreckte auch die Kunden ungemein und wir mussten diese bei Laune damit halten, dass meine Gruppe krank war und daher Schmerzen hatte. Es war einfach eine unglaubliche Strapaze, die Kleinen auszuhalten. Sie wurden immer schlimmer, sie begannen sogar, zu beißen und zu kratzen, wenn man auch nur irgendwie die Absicht zu haben schien, sie zu trennen. Sogar die Kinderpsychologen, die wir befragten, sahen keine kurzfristige Abhilfe ausser einer gewaltsamen Trennung. Doch das verschlimmerte alles nur noch. Sie waren sehr aggressiv zu den anderen Welpen, zu denen wir sie brachten und schrien ununterbrochen. Sogar tagsüber waren sie häufig wach und kreischten. Sie waren in dem Zustand unmöglich zu verkaufen, doch die nächste Welpengeneration war bereits auf dem Weg und wir konnten uns nicht mehr für lange um die fünf Kinder kümmern. Es war schon fast eine tragische Komödie. Wenn man uns gesehen hätte, wie wir mit Armschutz immer in die Türme gingen und mit total zerrissenem Hemd und durchwühlten Haaren wieder rauskamen, hätte man wohl eher gedacht, wir hätten uns mit einem leibhaftigem Löwen amüsiert. Es war ein Kampf gegen die Zeit, die nächsten Welpen, Mäuse, könnten jederzeit geboren werden und sie würden viel Arbeit sein, da sie in einem speziellen Gehege mit vielen Möglichkeiten zum Graben wohnen würden und uns Pfleger eine Menge an Durchhaltevermögen abringen werden. Ich weiß nicht, ob der Präsident es aus Mitleid mit uns tat oder ob er keinen anderen Ausweg sah, jedenfalls kam eines Tages bei uns in der Station ein Eilbrief von ihm an. Die Kleinen sollten in einen der Zoos kommen. Es war eine Neuheit, dass Pets gemeinsam mit den Tieren im Zoo leben. Doch in die Wildnis konnten wir sie nicht aussetzen, ihre menschlichen Gene ließen nicht zu, dass sie sicher jagen könnten. Zudem war die Gefahr da, dass sie irgendwann zu schwer für ihre Flügel werden. Doch sie hatten es bereits erfolgreich geschafft, der Flügelstutzung zu entkommen und waren immer noch flugfähig. Wir wussten zunächst nicht, was wir davon halten sollten, doch es war die einzige Möglichkeit, die Fünf in einer Gruppe zu behalten. Es war möglich, dass sie sich darüber beschweren würden, dass sie keine Menschen an den Fenstern sehen wollen, doch das waren sie dann selbst Schuld. Wir sagten ihnen vor ihrer Verfrachtung, dass sie die Wahl zwischen einem Leben in der Öffentlichkeit und einem Leben ohne die Anderen hatten. Sie wollten den Zoo. Mittlerweile ist das Ganze drei Jahre her. Zwei der Fünf haben ein Leben als Hauspets nachträglich doch gewählt, aber die drei Anderen sind offenbar ganz zufrieden mit ihrem Leben. Anfangs fanden die Zoobesucher es seltsam, dass neuerdings auch Pets hinter den Gittern dort lebten, aber die Tatsache, dass diese immer noch fliegen können, hatte vieles wettgemacht und die Welpen sind zu sowas wie einer kleinen Attraktion geworden. Ich sehe das Ganze dennoch mit Sorge. Viele Pets könnten sich ein schlechtes Beispiel an meinem ehemaligem Rudel nehmen und auch streiken und sich verweigern. Das heißt, dass wir sie umso mehr für das Leben als Hauspet begeistern müssen. Doch wenigstens sind fürs Erste alle glücklich. Fürs Erste... Kapitel 8: Schrecken, Tod und ein geklautes Butterbrot ------------------------------------------------------ Lieber Pethalter, zunächst möchte ich ihnen danken, dass sie dieses Rundschreiben nicht weggeworfen haben, sondern zunächst erst einmal dies hier lesen und sich so schonmal als verantwortungsbewusster Pethalter zeigen. Denn leider kommt es mehr als häufig vor, dass ein Brief mit dem Aufdruck „Pet GmbH“ einfach weggeworfen wird, egal, ob darin ein Gewinnspiel für Petzubehör, ein Rundschreiben wie dieses oder eine Verwarnung ist. Doch wenn sie sich das hier durchlesen, so hoffe ich, dass sie diesen Zettel auch nicht wegwerfen, wenn sie ihn zuende gelesen haben. Vielleicht betrifft sie nicht, was hier stehen wird, doch vielleicht wissen sie auch, was ich meine, sei es als neutrale Person, als Opfer oder als Täter – wovon ich letzteres nicht hoffe. Mir geht es um den Zustand, der momentan auf diesem Planeten herrscht. Vielleicht werden sie denken, dass doch alles bestens ist. Durch unsere heutigen Möglichkeiten, die DNA von jedem Lebewesen beliebig zu nutzen, hat unsere Welt noch schöner und leichter gemacht als zuvor. Aussterbende oder ausgestorbene Rassen gibt es nicht mehr, die Slums, aus der unsere heutigen Pets stammen, wurden zerstört und sind nun riesige Pflanzenreservate. Die ehemalig mehr und mehr schrumpfenden Urwälder wachsen und gedeihen und in ihnen alle Tierarten dieser Erde. Die Technik in Form von Robotern und Computern nehmen uns fast alle Arbeit ab (schließlich ist dieser Brief nicht von mir handgeschrieben, nicht wahr?) und selbst die Personen mit dem niedrigstem Gehalt können sich im Gegensatz zu früher problemlos einen Neuwagen leisten, was das Wort „Kredit“ schon fast lächerlich aussehen lässt. Die Welt sieht rosig aus. Oder? Das denken sie vielleicht, wenn sie morgens aus dem Fenster in die glänzende Sonne sehen. Doch ich sehe die Morgensonne schon nicht mehr. Denn ich mache unwahrscheinlich viele Überstunden – freiwillig – allein, um die ganzen Anzeigen zu sortieren. Denn jeden Tag kommen allein aus einem Land dieser Erde um die zehn Anzeigen zu mir, weil jemand sein Pet schlecht behandelt hat. Ich rede hier nicht davon, dass er vergessen hat, es zu füttern oder ihm einen Klaps gegeben hat, weil es sich eine Wurst geschnappt hatte. Ich rede von den wirklichen Straftaten, die niemand verdient: Prügel, Vergewaltigungen, Mord, Drohung, Entführung und vieles mehr. Die Liste ist lang und ich denke, sie können sich selbst ausrechnen, wie viele Anzeigen ich ungefähr bekomme bei allein 193 vollständig anerkannten Staaten (von den Anderen ganz zu Schweigen). Ich tue das nicht selbst, weil ich kein Geld für eine Sekretärin habe oder extreme Langeweile, sondern weil ich aktuell bleiben will. Und es schockiert mich zutiefst, dass selbst beim Anziehen der Strafen und der Überwachung die Anzeigen nicht abnehmen. Und das ist im Grunde einfach nur noch eine traurige Geschichte. Wenn sie zu denen zählen, die ich zu Beginn als Täter bezeichnet habe, so werden sie spätestens jetzt wohl lachen, da sie Pets für minderwertig halten. Und das macht mich nur noch trauriger wie auch viele Andere – und mit Andere meine ich nicht die Pets, auch, wenn sie die Hauptopfer sind. Die Pet GmbH und mit ihr alle Pets sind zum Menschenschutz entstanden: man wollte Menschen vor dem sinnlosem Sterben retten. Jeder von ihnen hat es sicher mal gelesen, gehört oder kennt es sogar noch aus der Zeit, wo das Ganze sogar täglich im Fernsehen lief: hungernde Menschen, kranke Menschen, Menschen, die an Dingen sterben, die auf leichteste Art zu verhindern wären. Schon seit Jahren ist auf der Erde ein Übervorrat an Nahrungsmitteln da, doch Menschen hungerten. Die Medizin schaffte Wunder bei Krebs und schwersten Verletzungen, doch Menschen starben an harmlosen Erkältungen. Für diese Menschen wurden die Pets geschaffen, für diese Menschen, damit sie ein Leben führen können, dass auch nur halb so gut ist wie zuvor, wo Nahrung, Medizin, ein Haus und ein wenig Liebe nichts war, wofür man erst tagelang betteln musste. Doch irgendwelche Menschen da draußen denken offenbar, dass sie nur deshalb existieren, damit man sie benutzen kann wie eine Maschine, sie glauben. sie sind gefühllos wie eine Pflanze und halten sie für so begrenzte Denker wie ein Tier. Doch Pets sind menschlich! Sie stammen vom Menschen direkt ab und ausser ein paar Veränderungen sind sie es immer noch! Wir haben bereits versucht, den freien Willen der Pets stärker zu machen, damit sich die Pets auch widersetzen, wenn man ihnen Unrecht tun. Das Ergebnis war, dass ein Pet im Affekt seinen Halter sowie dessen Familie ermordet hat, weil diese auf es eingetreten haben, bis es die Kontrolle über sich verlor und dem Mann, der Frau, sowie den zwei Kinder im Alter von 14 und 17 einen tödlichen Biss in den Nacken gab. Zudem beschwerten sich viele Pethalter, dass ihre Pets zu störrisch und egoistisch wären, unter Anderem Pethalter, die bereits ein Pet hatten und dieses auch ohne eine einzige Verwarnung aufgezogen hatten. Dadurch stieg die Zahl der Pets, die ausgesetzt wurden, was eine Häufung an Diebstählen durch Pets zur Folge hatten und oft verhungerten oder erfroren diese auch einfach irgendwann. Wir hatten die Kontrollen angezogen und das Ergebnis war, dass die Taten extremer wurden und zudem immer mehr verheimlicht. Wir verleiteten die Täter anscheinend dazu, sich Tricks auszudenken, an uns vorbeizukommen. Die Entscheidung, Pets nicht auszurotten, sondern zu züchten, war mir sehr schwer gefallen. Denn ich hätte problemlos für das Auslöschen jener Art von Wesen sorgen können. Schließlich kommen immer Menschen aus einer Verbindung zwischen Pet und Mensch. Dennoch hat sich die Pet GmbH dazu entschieden, die Pets zu züchten und so auf Dauer zu erhalten. Es entstehen immer noch Pets auf den eigentlichen Weg, doch viele Pethalter erfreuen sich jetzt schon an Petwelpen, Jungtieren, Babys, wie auch immer man sie betiteln könnte. Wir sind im Grunde gefangen in einer Sackgasse. Solange wir weiter Pets erschaffen und verkaufen, werden die Straftaten vermutlich niemals enden, doch sollten wir stoppen, würden wir am Ende mit einem Schwarzmarkt, mit unnötig teuer verkauften Pets und dem Widerspruch zu unserem Schwur, nie ein Lebewesen aussterben zu lassen, einen harten Kampf haben. Insofern können sie sich vermutlich denken, dass es immer wieder zu Maßnahmen kommen wird, die sie als vielleicht vollkommen unschuldiger Pethalter unfairerweise trifft. Doch bitte beachten sie, dass wir einfach versuchen, eine wirklich faire Welt erschaffen wollen. Und wenn sie das auch möchten, so erhoffe ich mir Verständnis ihrerseits. Ein erster Schritt wäre da auch, dass sie Nutzen von den Heimen und den örtlichen Zoos machen. Wie sie sicher erfahren haben, sind Pets neuerdings auch in Zoos zu finden. Dort kommen Pets hin, die sich als zu störrisch für die Haltung erwiesen haben. Und die Heime sollen verhindern, dass Pets auf der Straße verhungern, erfrieren oder einen tödlichen Unfall erleiden. Ich forder sie hiermit nicht auf, ihr Pet abzugeben, aber sollten sie es nicht mehr wollen und niemanden selbstständig finden, der es abnimmt oder kauft, dass sie es dann bitte an einen dieser beiden Orte zurückgeben. Wir können ihnen leider kein Geld erstatten, aber wir hoffen, dass sie dennoch von diesen Plätzen Gebrauch machen, sollte es mal dazu kommen. Zumal sie dort geschützt sind, auch, wenn es die Berichte in Fernsehen und Zeitung anders erzählen. Mir ist klar, dass viele Menschenschützer vor den Zoos neuerdings demonstrieren, dass es auch Stehlversuche gegeben hat sowie eine Vielzahl an Vandalismus an jenen Käfigen. Doch lassen sie sich davon bitte nicht verunsichern, sich dennoch an den Zoo zu wenden. Falls es jedoch nicht das Verhalten des Pets, sondern etwas anderes ist, dass sie vom Weiterhalten des Pets abhält, so wenden sie sich bitte an ein Petheim, damit diese es weitervermitteln können. Damit würden sie schon einen großen Beitrag zu einem harmonischem Leben beitragen. Zudem können wir so auch Pets im Umlauf halten ohne auf Nachzucht angewiesen zu sein. Denn vor allem das beunruhigt sehr viele Menschen. Zum Beispiel fürchten sich Bauern vor der zunehmenden Anzahl an Pets und der wachsenden Menge an Tierarten, die für die Haltung verboten wurden. Allein, dass Hundepets trotz vielen Fähigkeiten nicht an die Talente eines echten Hirtenhundes herankommt, doch die Angst, irgendwann keine Kuh, sondern nur ein Pet mit ähnlichen Fähigkeiten zu haben, welches allerdings niemals die Menge an Milch oder gar Fleisch hergeben kann wie eine Kuh. Ich glaube, sie verstehen, was ich zu sagen versuche: Wir, die Pet GmbH, sind enormen Druck ausgesetzt. Man will, dass wir für eine bessere Behandlung der Pets sorgen, dass es Pets nicht mehr oder in großer Vielzahl gibt, dass wir härtere oder mindere Strafen sowie Kontrollen einsetzten, kurz: Wir sollen das Unmögliche schaffen. Wir geben unser Bestes, Vorraussetzungen zu schaffen, damit die Pets ein Leben leben können, wie es ein Mensch verdient, voller Würde, Liebe und mit allen Mindestanforderungen, die man zu einem Leben braucht, dass sich die armen Menschen früher als Luxus vorstellten und was viele von ihnen heute schon nichtmal mehr wahrnehmen vor lauter Banalität. Ich hoffe, sie begreifen, dass es ihnen immer besser gehen wird als ihrem Pet, selbst, wenn sie es zum Menschen erheben wollen. Und ich hoffe, dass sie auch begreifen, dass sie dennoch kein Tier sind, dass man tritt und schlägt und zumindest ein wenig Respekt verdient und wenn es der Respekt vor dem Leben selbst ist. Ich hoffe nicht, dass mit diesem Rundschreiben auf einmal alle Anzeigen ausbleiben und die Kontrolleure auch mal irgendwen für 6 Jahre nicht mehr kontrollieren müssen, weil es kaum noch Straffälle gibt. Aber ich hoffe, so zumindest die unendlich vielen Briefe zu stoppen, in denen Wünsche stehen, die vielleicht der Weihnachtsmann, aber sicher nicht ich erfüllen kann. Die vielen Briefe, in denen immer steht „Können sie nicht dies machen?“, „Können sie so ein Pet erschaffen?“ und „Könnten sie nicht mit jenem aufhören?“, sind nicht nur unnötig und bezwecken nichts, sie rauben vor allem viel Zeit. Wenn sie wirklich einen Vorschlag haben, von dem sie überzeugt sind, dass es ein Guter ist und der nicht auf irgendeiner egoistischen Grundlage gewachsen ist, so kann ich nur sagen: „Bewerbt euch bei der Pet GmbH!“. Wenn ihr etwas verändern wollt und das im Sinne für das Wohl der Pets, so kommt. Man muss bisher weder einen besonders guten Abschluss noch Vorwissen haben. Uns ist wichtig, dass Menschen mit Herz und Ideen kommen, die auch mit Interesse an der Arbeit sind. Sei es, dass sie als Kontrolleur, Züchter oder Trainer direkt mit Pets in Kontakt sind oder das sie lieber in der Verwaltung arbeiten möchten, wir haben unsere Türen für Interessierte immer offen. Das schließt auch Menschen ein, die weder beruflich noch privat irgendwas mit Pets zu tun haben wollen, sondern einfach neugierig sind. Wir bieten Führungen durch die einzelnen Stationen an, wir haben spezielle Angebote für Kinder, wo unter Anderem ein Kindergeburtstag in der Welpenstation möglich ist, wir haben ein Aufbautraining für angehende Pethalter und für Fortgeschrittene. Natürlich können sie bei allen Aktionen jederzeit an das Personal Fragen stellen und sich so vielleicht auch Fragen beantworten lassen, die hier aufgekommen sind oder nicht angesprochen wurden. Ich hoffe wirklich, dass sie mit den Briefen aufhören. Wenn sie sich noch an den Anfang dieses Briefes erinnern, bekomme ich täglich bereits genug Post, sie können jedoch jederzeit in eine unserer Filialen kommen und dort persönlich nachfragen, wie unsere Pläne für die nächste Zukunft sind und was wir von ihren Ideen halten. Nehmen sie dieses Angebot bitte an. Mit freundlichen Grüßen Ihr Estavan Maggio Präsident der Pet GmbH Epilog: Engel ------------- „Guten Abend und herzlich Willkommen bei »Wunder des Wissens«! Unser heutiger Gast ist das Pet 'Engel'. Es ist, wenn man Gerüchten glauben darf, ein neues seltenes Pet, dass die Pet GmbH auf den Markt bringt und das, obwohl diese eigentlich keine mehr einführen wollte! Nun ist das erste Exemplar hier auf eigenen Wunsch in dieser Sendung. Wir sind gespannt. Also, Engel, was willst du uns sagen?“ „Das ich das einzige Pet der Rasse Engel bin und sein werde.“ „Wie meinen?“ „Ich bin kein frei käufliches und reproduzierbares Pet. Ich bin das Einzige meiner Art und werde es bleiben.“ „Äh...Ähm...Ach ja?“ „Ja.“ „Naja... Darf man fragen...wieso?“ „Natürlich. Ich bin in sämtlicher Ansicht ein einzigartiges Pet und soll es auch bleiben, damit meine Bedeutung erhalten bleibt.“ „Bedeutung?“ „Ja. Denn ich bin das, was Engel auch in der Religion sind. Botschafter Gottes. Nur ist mein Gott kein Mensch, kein übermächtiges Wesen und auch sonst nicht fassbar. Mein Gott ist Gesetz und Ethik. Und ich erinner an die Botschaft, die vor 25 Jahren der Schöpfer aller Pets verkündet hatte.“ „Sie meinen Professor Sandstein?“ „Genau.“ „Nun...Das klingt jetzt sehr beeindruckend, aber...wo ist denn das so wahnsinnig besondere an dir. Also ausser deinem Namen und das du der Einzige deiner Rasse bist.“ „Ich bin das, was auch jeder Engel in der Religion ist. Ich bin geflügelt, doch, wie ihr seht, habe ich sechs Schwingen anstatt nur zwei Schwingen wie die Taubenpets. Ich beherrsche auch nach wie vor das Fliegen, was alle anderen Pets verlernen müssen. Ich bin immer noch ein vollkommener Mensch, denn weder mein Gedächtnis, noch mein Wille wurde manipuliert. Und ich bin unsterblich.“ „...........................Was?“ „Ich bin geflügelt, habe aber nicht wie eine Taube nur zwei sondern sech-“ „Jaja, dass habe ich mitbekommen, aber... Wie war das? Sie sind....vollkommen unmanipuliert? Also...Sie erinnern sich an alles? Absolut alles?“ „Ja. Ich bin bereits 37 Jahre alt gewesen, doch man hat meinen Körper mithilfe der neuesten Medizin verjüngt. Ich habe noch die Armut in vollem Ausmaße gekannt. Und ich habe mit vielen Pets gesprochen, die schwerste Schmerzen erfahren haben. Ich habe für die Pet GmbH gearbeitet und es war bereits mit 13 mein Schicksal, irgendwann das weltweit einzige Engelpet zu werden. Und es war meine eigene Entscheidung. Denn immer, wenn die Menschen drohen, zu vergessen. Immer, wenn die Menschen vergessen, warum es Pets gibt, was sie sind und was sie waren. Immer dann werde ich kommen und sie erinnern. Die Forscher der Pet GmbH haben eigens dafür ein Gerät geschaffen, um Erinnerungen auf Leinwand zu bannen. Sie nennen es 'Memory Reader'. Immer, wenn sich die Misshandlungen häufen, immer, wenn Pets wegen solchen Menschen sterben müssen oder leiden. Immer dann wird mein Gedächtnis in alle Fernseher gesendet. Und jeder muss es sehen, jeder muss sehen, wie ich und alle Eltern der Pets gelebt haben. Was Professor Sandstein veranlasst hatte, uns zu erschaffen. Jedes Leid, jede Leiche, jedes hungrige Kind, jede abscheuliche Seuche. Alles, was in meinem Kopf existiert, wird so in den Köpfen aller existieren.“ „Das...Das klingt erschreckend...“ „Das würde ein Petmisshandler denken, der sich vor Reue fürchtet.“ „Wie bitte?!“ WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. „Da sind wir wieder. Es stimmte offenbar etwas...mit den Kameras nicht. Hahaha...“ „......“ „Nun gut, du hattest auch gesagt, dass du unsterblich wärst. Wie meintest du das?“ „So wie ich es sagte.“ „Und wie soll das möglich sein? „Es ist ein genetischer Eingriff erfolgt. Man hat das heute in der Medizin angewendete Verjüngungsverfahren bis ins Extreme perfektioniert und nun bin werde ich niemals altern, bin auf ewig jung. Dadurch will man sichergehen, dass ich meine Botschaft auch wirklich für alle Zeit verbreite. Ich unterstehe keinem Herren und bin vom Gesetz befreit. Wer es wagen sollte, mich zu ermorden, der muss für zwei Jahre Tag und Nacht meine Erinnerungen sehen, dann wird alles ausser diesem gelöscht, alle genetischen Abläufe werden unter vollem Bewusstsein ablaufen und dann wird er meinen Platz zur Strafe einnehmen und mit dem leben müssen, was ich gesehen habe und dem Wissen, ein Verbrecher zu sein. Und sollte man den Attentäter nicht finden, so wird willkürlich eine Person ausgelost, die mein Schicksal zu erleiden hat, auf dass der Attentäter bereue, dass er nicht nur einen Mord an mir, sondern auch den Mord an einem unschuldigem individuellem Wesen begannen hat. Ich, das Einzelexemplar der Rasse Engel, werde ewig leben. Und wenn ich, als erster Engel, dass nicht bis zum Ende sein werde, so werden es meine Nachfolger, wie viele es auch dazu benötigen wird.“ „Wie unmenschlich ist das denn bitte?! Man würde willkürlich einen Menschen dazu zwingen, nur weil jemand dich tötet?!“ „Also gehören sie tatsächlich zu den Leuten, die Pets als minderwertig beachten?“ „Wie bitte?!“ „Mord an einem Pet ist Mord an einem Menschen. Jeder zweite Mensch hat schon die Behandlung des Blutungs- oder Verjüngungsgens genießen dürfen. Jeder zweite Mensch ist mittlerweile genverändert und doch sind für viele Menschen Pets nichts wert, obwohl jedes von ihnen bis auf ein paar Unterschiede im Genom und im Äußeren mit dem Menschen absolut identisch sind. Es wird kein Mensch ermordet, wenn er zum nächsten Engel wird. Es wird nur sein eigenes Leben ausgelöscht und gegen das Meine eingetauscht. Die Mörder sind die Attentäter, die wieder und wieder einen Engel, einen Menschen mit Flügeln, töten. Das sind die Verbrecher. Solange ich nicht getötet werde, solange wird auch kein anderer Mensch drunter leiden. Ich bin das lebende Zeichen, dass man Pets respektvoll behandeln soll. Jeder, der mich tötet, würde ein Pet und damit auch einen Menschen ebenso töten. Er ist so oder so ein Verbrecher. Nicht die Forscher, die im Extremfall einen unschuldigen zum nächsten Engel erwählen oder ich sind die Sündenböcke. Denn lässt man mich leben, so muss niemand erfahren, dass er alles verlieren wird, was er in seinem Leben hatte. Sollte es passieren, sollte es einen treffen – verurteilt meinen Mörder, dass er euch dazu verurteilt hat und nicht mich, dass ich gestorben bin.“ „Würden da Plakate oder Werbungsmaßnahmen nicht reichen? Wieso so drastisch?“ „Es lief vor langer Zeit so oft in Filmen, es war so oft Thema in Büchern und es war schon so häufig in der Weltgeschichte geschehen: Kriege. Doch haben die Menschen gelernt, dass Frieden großes Leid wie viele Tote, Verletzte, Hungernde und Kranke erspart? Nein, im Gegenteil, viele sahen in solchen Filmen sogar Ansporn. Hatte man das Jagen von aussterbenden Tierarten gestoppt, weil die Organisation Greenpeace die letzten 5000 Wale mit ihrem Leben beschützten wollte? Nein, man fuhr sie mit großen Jagtschiffen in ihren Gummibooten um. Hat ein Fahrschüler gelernt, dass Alkohol ihn beeinträchtigt, indem man es ihm wieder und wieder sagte? Indem man es ihn in und auswendig lernen ließ? Nein, sie ließen sich nach bestandenem Führerschein dennoch vollaufen und trugen zu 40% aller Autounfälle bei. Doch sie lernen dazu, wenn sie es am eigenen Leibe erfahren. Wenn sie einen Unfall haben, wenn einer durch ihre Taten starb, dann lernten sie dazu. Ich und meine Erinnerungen sind grausam und viele, die gut zu ihren Pets sind, müssen unter den Bildern leiden. Doch alle, die sie ohne Gewissensbisse misshandeln und vergewaltigen, sie alle sollen ertrinken an dem, was ihre Pets hatten durchmachen müssen.“ „Aber alle Pets werden gezüchtet, keines hat so eine Vergangenheit!“ „Und das rechtfertigt, dass man sie schlecht behandelt? Das rechtfertigt, dass man sie als minderwertig ansieht? Das rechtfertigt, dass man verdrängt, was eigentlich ihre Vergangenheit, der Grund für ihre Existenz ist?“ „............“ „Deshalb wurde ich geschaffen, ich, der letzte Mensch, der die Umwandlung durchmachen musste. Ich musste sie, ebenso wie meine Nachfolger es werden, bei vollem Bewusstsein erfahren. Ich weiß jeden Aspekt, den Pets damals durchmachen mussten und den sie heute durchleben. Ich war in die Arbeit der Kontrolleure integriert, man hatte mich mit dem Memory Reader den Erinnerungen von sämtlichen misshandelten und vergewaltigten Pets ausgesetzt, neuerdings kann man sogar Erinnerungen der Toten mit dem Memory Reader zeigen und so musste ich auch Morde mitansehen. Ich habe alles ununterbrochen sechs Jahre lang gesehen, wann immer es möglich war. Ich habe gesehen, wie ihnen schwarz vor Augen wurde, wie die Sicht vor lauter Tränen verschwamm oder wie alles durch das Blut rot wurde. Ich habe gesehen, wie sich ihre geliebten Herren in gräuliche Monster verwandeln und gehört, wie sie schreien und beben und alles ein einziger Lärm ist, der ihnen durch den Kopf wirbelt. Und auch das wird gezeigt werden, wenn die Zahlen an Verbrechen steigen. Damit jeder weiß, was seinem Pet geschehen wird, wenn er es schlägt. Und damit sich einige vielleicht daran erinnern, wie es war, als sie selbst mal von jemandem verletzt oder gar vergewaltigt wurden. Ich bin der Spiegel der Gesellschaft. Ein Engel, wenn alles gut ist, doch sollte die Welt schlecht werden, so werde ich der Teufel werden und das Fegefeuer in den Kopf eines Jeden jagen und ihm für kurze Zeit die Hölle zeigen. Denn nur so und nicht anders lernen die Menschen. Sie lernen schnell mit Belohnungen, doch sie lernen dauerhaft mit Strafen.“ „Das ist krank.“ „Das ist Psychologie, Realität und das Schicksal eines jeden Menschen. Mögen die Menschen, die gut sind, die bösen Menschen ausbremsen und sie selbst bestrafen. Denn wenn alle darauf hinarbeiten, dass kein Unheil geschieht, so werde ich nichts tun. Doch wehe, die Menschen vergessen meine Botschaft, meinen Sinn. Dann werde ich - wie einst die Walküren – aus den Wolken stürmen und wie eine Banshee Angst und Verderben bringen.“ „Das ist doch totaler Wahnsinn.“ „Das war von Anfang an Professor Sandsteins Plan. Wenn innerhalb von 20 Jahren irgendein Unrecht an Pets geschieht, so soll ich erschaffen werden. Allein letztes Jahr wurden weltweit 2074 Vergewaltigungen und 16.386 Misshandlungen der schwersten Art gezählt. Ich komme im Grunde noch viel zu spät. Und sollten die Menschen nicht lernen, sollten sie mich wieder und wieder töten, so wird sich bald alles umdrehen. Dann werden die Menschen die sein, die in der Unterzahl sind. Dann werden die Pets die Menschen beherrschen können. Und wenn ihr Menschen darauf hinarbeitet...Das ist Wahnsinn.“ „....Brecht die Show ab...“ „Aber...“ „Ich sagte, brecht diese gottverdammte Sho-“ WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. WIR HABEN EINE TECHNISCHE STÖRUNG UND VERSUCHEN, DIESE SCHNELLSTMÖGLICH ZU BEHEBEN. BITTE HABEN SIE VERSTÄNDNIS. EINE SONDERMELDUNG EINE SONDERMELDUNG „Eine erschütternde und fast schon selbstironische Nachricht erreicht gerade unseren Sender. Sandra Pelow ist live vor Ort. Sandra, was ist los?“ „Es ist kaum zu glauben! Kurz nach Abbruch der Sendung 'Wunder des Wissens' hat der Moderator Steve Anderson in einem Handgemenge das neue Pet Engel getötet. Er hat es gegen eine Kamera geschleudert und es verstarb noch vor Eintreffen eines Notarztes an einer Kopfverletzung. Anderson, der schon das erste Interview mit Professor Sandstein führte, wird gerade von der Polizei abgeführt und wenn man dem Interview Glauben schenken darf, dann wird er vermutlich das nächste Engelpet werden!“ „Das ist ja wirklich unglaublich! Wir haben - geschockt von dieser Nachricht - Professor Sandstein gebeten, ein Interview mit uns zu führen. Er spricht nun live am Telefon. Herr Professor Sandstein, können sie mich hören?“ „Laut und deutlich.“ „Professor, was sagen sie zu den soeben stattgefundenen Vorfällen?“ „Ich habe sie befürchtet, doch ich hätte nicht gedacht, dass das Leben des ersten Engels nur so kurz andauerte. Bleibt zu hoffen, dass Engel Anderson länger seinen Auftrag erfüllen wird.“ „Aber Professor, denken sie nicht, dass es zu hart ist, zu solchen Maßnahmen zu greifen?“ „Leider sehe ich wirklich keinen anderen Weg. Hier hat die Weltbevölkerung noch Glück und die Möglichkeit, jetzt zu lernen, dass alles Gesagte kein Scherz war. Ich hatte eher befürchtet, dass der erste Engel innerhalb dieser Woche sterben würde und zwar durch einen Unbekannten. Dann hätte die Menschheit gespürt, was für eine Strafe ich ihnen auferlege für den fahrlässigen Umgang mit den Pets. So sind sie noch entkommen und sehen nur passiv zu. Doch ich fürchte, der Tag wird schneller kommen, als jedem lieb ist, dass das Los entscheiden muss, wer der Engel sein wird. Und dann, wenn alle Angst haben, dann, wenn Familie und Freunde weinen um den nächsten Engel, den sie einst kannten, dann werden sie spüren, was das Wort 'Leid' einst für jedes Pet bedeutet hatte, als es noch ein Mensch war. Die Engelrasse ist eine Krankheit. Man kann sie nicht auslöschen und sie erscheint immer dann, wenn man sie sich nicht wünscht und meist leider der, der sie nicht verdient. Genau wie es Aids, Malaria und die Pest einst getan hatten. Denn Pets sind nichts anderes. Sie sind Pets. Sie sind die Pest. Und damit muss jeder Mensch nun leben und auf sie achten und sie pflegen. Auf das die Krankheit niemals ausbricht. Auf das keiner ihre Folgen in seinem Fernseher sehen muss. Auf das keiner jemals realisieren muss, dass er infiziert wurde und an ihr sein Leben verliert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)