Stumme Schreie von Irrwisch (Ein Fluch enthüllt etwas anderes...Ein Geheimnis, tief im Herzen versiegelt, doch dann bricht es hervor, bestimmt das Leben... Was geschieht nun, nachdem das Geheimnis ans Tageslicht getreten ist? Siegt am Ende doch der Tod?) ================================================================================ Kapitel 2: Der Fluch -------------------- Es war zum verzweifeln! Gab es denn in diesem ganzen Wald weder Leben noch etwas Essbares? Ich sah hoch in den Himmel. Die Anderen waren ganz sicher schon wach! Und warteten auf ihr Frühstück, das ich ihnen hatte bringen wollen. Ich wollte mich umdrehen, aber irgendwie drehte ich mich nur einmal im Kreis. Ich kratzte mich am Kopf und versuchte das gleiche noch einmal. Wieder Fehlanzeige. Musste Hanyou das verstehen? Hoffentlich nicht, denn ich tat es nicht. Da an Rückweg nicht zu denken war, ging ich weiter. Mein Instinkt flüsterte mir immer wieder zu: Tu es nicht! Kehr um! Kehr um! Wenn du weitergehst, wird etwas Schreckliches passieren! Danach wirst du nie wieder der gleiche sein! Das schockte mich schon. Immerhin… nie mehr der, der ich jetzt war? Aber… was oder wer sollte mich dazu bringen, mein Ich aufzugeben? Mein Dämonenblut, ja. Aber etwas, das nicht in mir war? Schwer vorstellbar. Aber unmöglich war nichts. Nach ein paar weiteren Minuten weigerten sich meine Beine immer häufiger, sich weiterzubewegen. Aber eine andere Wahl als geradeaus zu gehen hatte ich nicht! Auch meine Füße meldeten wieder starken Schmerz. Als ich den Kopf nach hinten wandte, sah ich meine blutigen Fußspuren. Na klasse. Warum konnte ich nicht umdrehen, damit Kagome meine Füße verbinden konnte? Trotz der blutigen Umstände bewegte ich mich vorwärts. Auch wenn meine Beine sich so anfühlten, als hätte man den schwersten Berg Japans drauf geschmissen. Ich grummelte. Das war ja ein super Tag! Wenn der schon so klasse anfing… Ich ging weiter. Wenn mir eben schon kalt war, war mir jetzt noch viel kälter. Es war weder Winter noch würde so schnell welcher kommen! Es ging auf Sommer zu! Entweder hatten sich die Jahreszeiten gehörig vertan oder es gab eine andere Lösung. Ich betete, dass ich mir das alles nur einbildete, nur träumte, genau, gleich würde ich aufwachen, alles war nur ein Traum! Zweimal an einem Tag Beten. Na, das war für einen Ungläubigen ziemlich viel. Und zugleich wusste ich, dass das kein Traum sein konnte. Das hier war… einfach zu real. Der Schmerz meiner Füße war zu echt. Das war kein Traum. Es war auch kein realer Traum. Hier war etwas geschehen und ich war längst Teil davon. Ich konnte nicht mehr fort. Was jetzt immer auch geschah, es betraf mich genauso wie den Wald. Der Wald, der nicht tot war und dennoch schwieg. Ich bewegte mich vorwärts. Ich blickte mich nicht mehr nach Essbarem um. Ich konnte sowieso nicht mehr zurück. Ich hatte meine Hand zur Faust geballt, weil sie sonst zitterte, als würde die Erde beben. Gut, sie zitterte auch so, aber wenigstens war das jetzt nicht so deutlich. Je weiter ich ging, desto kälter wurde es. Es gefiel mir nicht. Da war etwas im Gange, was nicht sein sollte. Und wie es schien, nährte ich mich dem Ausgangspunkt der Kälte. Meine Gedanken schweiften ab. Was machten meine Freunde wohl? Ob sie sich um mich sorgten? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber hoffentlich kamen sie nicht auf die Idee, hinter mir herzukommen! Wenn doch, das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Wenn es mir als Hanyou schon so schlecht erging, wie sollte es dann bloßen Sterblichen ergehen? Mich fröstelte es bei dem Gedanken, und das war nicht wegen der Kälte. Langsam, aber sicher kam ich mir vor, als hätte man mich in Eis eingeschlossen und dann in Schnee gesteckt. Meine Bewegungen schienen steif, fast eingefroren. Und so fühlte sich mein Inneres auch an. Was gäbe ich jetzt nicht für ein wärmendes Feuer! Nach ein paar weiteren Metern lag Schnee vor mir auf der Erde. Schnee! Weißer, kalter Schnee! Jetzt hielt ich mich für komplett bekloppt. Ich sah Schnee, im Sommer! Das war jenseits der Logik. Okay, ich musste gerade von Logik reden, aber trotzdem! Das war einfach unmöglich! Oder hatte ich den Sommer verschlafen und der Winter nahte? Aber da passten die Baumkronen nicht. Die Blätter waren vollzählig wunderbar grün. Ich begann, an meinem Verstand zu zweifeln. Wer schlug mir kräftig auf die Birne, sodass ich Fantasie und Realität unterscheiden konnte? Ganz ruhig, ein- und ausatmen. Alles würde gut. Oder? Schließlich war ich am Ausgangspunkt der Kälte. Die Baumstämme waren zu Eis erstarrt und die Blätter wirkten wie aus Kristallglas gemacht. Der See war vollkommen zugefroren. Und davor, direkt vor dem See, da stand jemand. Es war ein Mann mit schwarzem Kimono und braunen Haaren, die er hinten zusammengebunden hatte. „Ich habe schon auf dich gewartet, Inu Yasha“, sagte er. Ich trat einen Schritt zurück. Woher kannte der Typ mich? „Sicher fragst du dich, woher ich weiß, wer du bist.“ Ich nickte. Konnte der etwa Gedanken lesen? Hoffentlich nicht. Der letzte Gedankenleser hatte Tessaiga zerbissen und mein Dämonenblut erwachen lassen. „Du bist nicht unbekannt bei den Dämonen. Du bist der, an den man denkt, wenn man das Wort „Hanyou“ hört.“ Ich gab ein kleines „Keh!“ von mir. Was interessierte mich das Geschwafel dieses Bastardes? „Aber ich kenne dich wegen etwas anderem, Inu Yasha. Du bist etwas ganz Besonders. Ich will, dass du das jetzt auch erkennst. Aber das geht nur, wenn ich dich verfluche.“ Dann verstand ich seine Worte nicht mehr, sie waren zu leise und nicht mehr meine Sprache. Aber als er schwieg, da öffnete er die Augen. Ich erstarrte. „Ich nehme deine Stimme mit mir, Inu Yasha. Während du versuchst, sie zurückzubekommen, wirst du auf das stoßen, was dich so besonders macht.“ Danach wurde alles um mich herum schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)