Shirayukiouji von ShirayukiOuji (Riff x Cain / Cain x Riff) ================================================================================ Mein schönes Kind. Fest halte ich deinen zitternden, zerbrechlich wie Glas wirkenden Körper in den Armen. Ich höre deine, wie die eines Mädchens zarte Stimme unter Schluchzern klirren und zerspringen. Ich spüre das Beben deines Brustkorbes, als dein Rücken sich gegen mein Herz presst und deine Hand, gleich der eines fast im Hochwasser Ertrinkenden, an meines Hemdes Ärmel Halt sucht. Deine Hände sind von so verhängnisvoller Ebenmäßigkeit wie dein Gesicht, dessen androgyne Züge Weib und Mann erstarren zu lassen befähigt sind, allein indem du sie der Welt nur zeigst. Ich spüre die Wallungen deiner Gefühle, welche dich nicht mehr loslassen, dich quälend verfolgen und zerreißen wollen, die dich schleichend exekutieren, hinrichten, allein durch unsere Berührung. Du umklammerst meine Hand, die ich tröstend dir auf eine deiner schmalen Schultern legte, nur wenig entfernt von dem schlanken Hals, unter dessen weißer Haut sich die Sehnen angespannt und, wie dein gesamter unberührter Körper, zu zittern begonnen haben, während dein blaues Blut immerfort durch die Venen und Arterien daran vorüberfloss. Damals konnte ich mich zurückhalten, auch wenn es eine Folter gewesen war. Seelisch...und körperlich. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und vom ersten Augenblicke an gefangen, hingerissen, hin zu dir ergriffen gewesen. Es kam einem Bann, einer Hypnose gleich, gegen die ich mich nicht zu wehren wollen vermochte, als ich zum ersten Mal in diese Augen, gezeichnet von so viel Schmerz und Enttäuschung, gesehen hatte. Ein Blick in deine Augen ließ mich den Halt verlieren; aus der Wirklichkeit in ein tiefes Koma fallen, das mich bis an mein Lebensende gefangen hielte. Ich fühlte mich betäubt; meine Sinne schienen mir fremd und doch habe ich noch immer das Gefühl, einzig komatös - durch dich - lebendig zu sein. Du hast mich und ich dich errettet. Mit der Zeit, die ich in deiner Gegenwart verlebte, begriff ich, dass es neben dem bloßen, klinisch belegbaren Existieren noch etwas anderes gab. Etwas, das wichtiger als das war. Etwas, das du angesichts der Grausamkeiten, die es dir immer wieder entgegenschleuderte, jedoch kaum mehr ertragen konntest und deshalb selbst begannst, nur noch zu existieren, wie ich es getan hatte, bis ich dich traf. Jetzt weiß ich, dass ich lebe. Ich spüre, dass du lebst. Damals, als wir uns zum ersten Mal begegneten, tatest du es. Du konntest den starken Empfindungen der Einsamkeit und stummen Verzweiflung, die dich zu überschwemmen drohten, keinen Einhalt mehr gebieten und flohst in meine Arme. Du hast geweint. Zum letzten Mal bis heute. Wenn sich auch mit den Jahren Gesichter, die reifer, kühler und älter wirkten, über dein einst zwölfjähriges gelegt hatten, so blieb mir deine noble Unschuld von damals doch nie verborgen. Egal, welches Unglück sich auch immer in deiner Nähe zutragen möge, diese Reinheit kann dir niemand nehmen. Kein Vater, der dich Nacht für Nacht misshandelte, bis dein Blut die Laken befleckte; keine Mutter, die deinen Vater zum Onkel und sich selbst im gleichen Atemzug zu deiner Tante machte; kein Mädchen, das sich in deinen Titel verliebte; niemand. Niemand, außer dir selbst. Ich halte dich in meinen Armen wie damals. Du hältst dein Antlitz nicht bedeckt; hast den Kopf gehoben und sicher betonen die Tränen, welche die Wangen deines edelblassen Gesichtes, das stets fast gänzlich ohne Farbe zu sein scheint, hinablaufen, dessen Schönheit nur noch mehr. Zwar bleibt mir dieser Anblick verwehrt, nicht aber jenes Schaudern, das Gefühl, welches mich durchströmt, als deine heißen Tränen vom Kinn auf meine Hand hinuntertropfen. In langen, ruhigen Zügen atme ich den Geruch deines weichen, halblangen Haares ein. Schon vor Jahren trug er dazu bei, Sehnsucht Sucht weichen zu lassen. Ich öffne die Augen und sehe, was ich kurz zuvor bereits fühlend wahrgenommen hatte. Du öffnest die Knöpfe deines Hemdes. Wir sind allein. Das Anwesen ist verlassen, deine Schwester mit der Dienerschaft ausgeflogen, die Türen verriegelt und nur noch der junge Graf mit seinem Butler zugegen. Bedächtig streife ich den weißen Stoff von deinen weißen Schultern und mir ist, als sprächest du die Worte noch einmal aus. Jene Worte, die mich endgültig in Ketten legten und auf ewig an dich banden. Du hattest gesagt, dass nur ich, als einziger Mensch auf dieser Welt, die Erlaubnis hatte, dich dort zu berühren, wo man deinen schönen Körper am meisten verletzt hatte. Ein plötzlicher Stich, der flammenden Schmerz in mein Bewusstsein geleitet, lässt mich ein Auge zukneifen. Deine Lippen liegen auf meinem Handgelenk, dessen Narbe du soeben zur Hälfte aufgerissen hast und ich spüre deine Zunge sich in die Wunde bohren, fast genießerisch langsam hindurchfahren. Du hältst mein Handgelenk in einer deiner zarten Hände und erst als ich ein gequältes Stöhnen von mir gebe, ziehst du es wieder von deinem Mund. "Riff." Deine Stimme hat noch immer den jungfräulichen und femininen Klang von früher, doch zugleich ist sie kühl geworden, wie das klare Wasser eines Bergsees. "...Sir ?" Bedächtig streichen die Finger meiner noch freien Hand über den mir zugewandten, entblößten Rücken, während mein Blick unverwandt auf den schwarzen Strähnen vor mir ruht. Ruckartig, fast rüde, wird meine Hand losgelassen und der geflüsterte Satz, den ich fast tausendfach verinnerlicht hatte, schneidet sich in meine Besinnung. "Du bist mein, Riff. Niemandem sonst sollst du je gehören!" Meine Hand liegt wieder auf deiner Schulter, ein unscheinbares Lächeln auf meinen Lippen. Langsam läuft mein Blut über deine Brust hinab, während meine Finger über die nassen Wangen, deinen Hals streichen und wieder fühle ich das deinige unter der blassen Haut in den Venen pulsieren. Ich lege die Hand an deine Kehle, spüre dich schlucken, drücke zu. Das strahlend rote Blut läuft, deinen Hals entlang, wieder über deinen Oberkörper, während ich, intensiver als je zuvor, fühle, wie nur noch sehr eingeschränkt Atemluft in deine Lungen dringen kann. Mit Daumen und Zeigefinger unterbreche ich die Luftzufuhr schließlich vollständig. Dein Puls rast bebend unter meinen Fingern, während du langsam in die Knie gehst. Dein junger Körper ist von einem Zittern ergriffen, dein Kehlkopf hebt sich ein letztes Mal unter sichtlich großer Anstrengung, als dein nackter, narbenübersäter Rücken meine Brust berührt und du, diesmal vergeblich, zu schlucken versuchst. Ich knie hinter dir auf dem kalten, marmornen Fußboden, den Arm um dich gelegt, eine Hand an deiner Kehle. Du bewegst dich kaum, legst lediglich gequält und schwitzend den Kopf in den Nacken. Er ruht nun auf meiner Schulter, sodass mir ein Blick auf deine zugekniffenen Augen und die fast krampfhaft zusammengebissenen Zähne, welche deinem hübschen Gesicht, so gebleckt, einen leidend-sinnlichen Ausdruck verleihen, gewährt wird. Das Beben in deiner Brust flacht ab, der Krampf löst sich und langsam beruhigt sich dein Körper völlig, als sänkest du in einen tiefen Schlaf. Noch immer hält meine Hand deinen Hals umgriffen, bis alle Farbe aus deinem Gesicht gewichen ist, mit Ausnahme meines Blutes, das deine Lippen und Zähne ziert. Ich sehe in dein Gesicht, das du mir erst zuwandtest, als du die Augen bereits geschlossen hattest. Deine Anmut ist kaum fassbar. Mein Herr, mein wunderschönes Kind, du, die Ästhetik selbst, gleichst einem schlafenden Dornröschen. Ich habe es bei meinem Leben geschworen, dich auf ewig zu beschützen. In Ergriffenheit, von all der Sinnlichkeit berauscht, beinahe meiner Sinne beraubt, sehe ich die Bilder der letzten Sekunden noch einmal vor meinem geistigen Auge: Wie dein Brustkorb bebte, die dunkelrote Flüssigkeit glühend über deine Lippen und den erhitzten Oberkörper rann; ich konnte das Adrenalin, das durch deine Adern jagte, förmlich schmecken, als dein ganzer Körper erzitterte; die langen Wimpern der geschlossenen, zugekniffenen Augen und deine Lippen, die zwei Reihen gerader, spitzer Zähne entblößten, geziert von rotem Blut. Meinem Blut. Noch immer kann ich die feinen Schweißperlen auf der heißen, nackten Haut deines Oberkörpers sehen; noch immer halte ich dich umschlungen. Deine Züge, das schöne Prinzessinnengesicht, sind vollkommen entspannt. Du liegst in meinen Armen und langsam trocknen die Tränenspuren in deine blassen Wangen ein. Nur bei mir warst du dazu imstande, deine Maske abzulegen; dazu fähig, solch starke Gefühle nach außen dringen, hervorbrechen zu lassen. Nur wenn ich hinter dir stand und kein Anderer sonst auf der Welt, konntest du dich rückwärts fallen lassen. „Master Cain...“ Ich drehe behutsam dein Antlitz mir zu und küsse deine leicht geöffneten Lippen. Wir wissen es beide nur allzu gut. Mein Körper, mein Herz, selbst meine Seele, all das verschrieb ich... „Nur mir.“ Als sich die goldgrünen Augen mit einem eleganten Liderschlag öffnen, kann ich nicht anders, als das leicht arrogante Lächeln auf den feingezeichneten und noch immer in roter Blüte stehenden Lippen meines Herren, deiner, zu erwidern. „Wie ihr wünscht, mein Prinz.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)