Bloody black rose von -salira-eki- (Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!) ================================================================================ Kapitel 28: Kampf und Preis Teil 2 ---------------------------------- Mit einer fliesenden Bewegung brachte Hotaru einen kleinen Kasten an der Tür an und entfernte sich davon. Kaum war die Schülerin um die Ecke verschwunden, umgab ein grelles Licht sie. Mikan lief an ihr vorbei und drückte ihrer Freundin etwas in die Hand. Diese schob den Gegenstand unter ihren linken Handschuh, während sie Mikan mit Abstand folgte. Tief geduckt sprang sie in den Raum. Die Überreste der Tür hingen zum Teil schief im Rahmen. Der Rest lag als geschmolzene Schlacke auf dem umliegenden Boden und glühte noch schwach. Im Bruchteil einer Sekunde erfasst Hotaru die Lage. Mikan hatte Mamoru in der Mangel mit ihrem Selbstschutz-Alice. Dieser sprang lachend auf und schrie: „Das war dein letzter Fehler Mikan Sakura.“ Eine Wand war komplett bedeckt mit Bildschirmen und einem Kontrollboard. Überall waren die Kämpfe zu beobachten, nur an einer Stelle waren die Gefechte eingestellt worden. Der einzige Stuhl im Raum drehte sich schnell um die eigene Achse, nachdem der Mann aufgesprungen war. Direkt gegenüber lag ein mit Seilen bedecktes Mädchen. Hitomi hatte die Augen aufgerissen und deutet mit dem Kopf zur Seite. Dort befand sich eine weitere Tür, welche aber geschlossen war. Hotaru eilte geduckte an der Wand entlang zu dem Mädchen und ergriff ihre Schulter. Mit einem Griff fielen die Fesseln von ihr ab, durchtrennt von einer scharfen Klinge, die die Haut nicht verletzte. Mit einem kräftigen Ruck wurde Hitomi auf ihre tauben Füße gezogen und sie stolperte auf die ältere Schülerin zu. Diese umfasste sie mit einem Arm und drückte ihre linke Hand fest zusammen. Sie tauschte noch einen schnellen Blick mit ihrer besten Freundin, dann war sie weg. Mit verkrampften Nacken blickte Kaname stur nach vorn, er konnte den Blick nicht von den Kisten abwenden. Erst als sein Name neben ihm beinahe geschrien wurde, konnte er den Blick davon wegreißen. Mit wenigen Schritte war er bei seiner Schwester und zog sie in den Arm: „Hitomi, alles in Ordnung?!“ Neben den beide verharrte Hotaru, welche ihre Maske nun abnahm, um sie mit einer fließenden Bewegung durch eine andere zu ersetzen. Ihr Tarnkleindung verschwamm und machte Platz für einen komplett schwarzen Kombianzug. Augenblicklich sahen alle Jungagenten auf. Hotaru hob eine Hand und zählte mit den Fingern von drei herunter. Als alle ihre Finger sich zu einer Faust ballten, packten die Jugendlichen je einen ihrer Gegner und rissen sie zu Boden. Dann verschwand alles um den Krater herum in Dunkelheit. Kaname fühlte sich seltsam, während er sich aufsetzte. Als würde etwas von ihm Besitz nehmen und zugleich von ihm genommen werden. Dicht an seinem Arm spürte er das Erschaudern seiner Schwester. Diese hielt den Atem an und umschloss mit ihrer Hand fest seine Finger. Die Frau, die von den Zwillingen mit zu Boden gerissen worden war, sprang auf ihre Füße und entfernte sich stolpernd ein paar Schritte. Ihr Kopf war unablässig nach hinten geneigt. Langsam zerfiel die Dunkelheit um sie herum, sie schien beinahe zu zerbröckeln. Zwischen den Rissen erstrahlte Licht in allen Farben des Regenbogens. Dieses hinterließ ein sanftes Pulsieren in den Körpern aller Anwesenden. Die letzten Fetzten Dunkelheit rieselte zu Boden und gab den Blick auf ein atemberaubendes Schauspiel frei. Die bunten Steine waren zersprungen und gleichfarbiges Licht lief aus ihnen heraus. Doch es tropfte nicht hinab in den Staub sondern hinauf in den tiefblauen Nachthimmel. Dort verteilte es sich in winzige Tröpfchen und verschwand wie verlöschende Sterne in den Weiten der Atmosphäre. Lediglich eine lächelnde Hotaru blickte zu Boden. Sie hatte keinen Blick für das Spektakel über ihnen. Die Schülerin hielt immer noch den Zünder in der zitternden Hand. Eine Waffe, die sie eigentlich nie einsetzen wollte, hatte soeben alles in dem versteckten Raum in seine Moleküle zerlegt und für immer unbrauchbar gemacht. Aber das war nicht mehr wichtig. Endlich wussten sie, wohin all die vermissten Personen gebracht worden waren und warum keiner wiederkam. Es zerriss der heranwachsenden Frau fast das Herz, als ihr bewusst geworden war, dass dieses Unrecht direkt unter ihren Füßen vonstattengegangen war. Direkt unter einer Grundschule waren tausenden Menschen das Alice samt Lebenskraft gestohlen worden. Direkt unter lachenden Kindern, welche blauäugig in die Welt schauten und nichts bemerkten. Direkt unter ihren eigenen Füßen! Mit aller Konzentration drängte Mikan ihren ehemaligen Rektor nach hinten. Doch Mamoru stemmte sich dagegen und gewann langsam an Platz. Was die Schülerin aber am meisten beunruhigte, war das überhebliche Grinsen des Mannes vor ihr. Obwohl er gesehen hatte wie die gestohlenen Alicesteine zerstört worden waren, war er sich des Sieges sicher. Mit rasenden Gedanken überlegt die Brünette was ihr entgangen war. Was machte ihren Gegner so sicher, dass er gewinnen würde. Mikan wollte etwas sagen, als die Gegenwehr mit einem Mal verschwand. Beinahe stolperte sie direkt in die Arme ihres Gegenübers. Nach drei Schritte hatte sie ihr Gleichgewicht wiedererlangt und wich zur Seite aus, um die Distanz zu wahren. Was ihre Augen dann aber erblickten, ließ ihren Mund ganz trocken werden, während sich langsam ihr Mageninhalt die Speiseröhre hochkämpfte. Direkt vor ihr war Mamoru wortwörtlich in sich zusammengefallen. Wie eine skelettlose Masse lag er regungslos da, während sein formloser Körper langsam aus der nutzlosen Kleidung floss. Das Gesicht war samt Kopf eingefallen und ein leises Stöhnen entwich dem schräg gezogenen Mund in dem Zähnen in alle Richtungen wegstanden. In diesem Moment standen Mikan die Nackenhaare zu Berge. Aber es war nicht wegen dem was sich vor ihr abspielte, sondern was soeben hinter ihr vonstattenging. Noch während die letzten Lichter verblassten, begann Hotaru mit harten Worten Befehle zu erteilen. Sämtliche Jungagenten fassten sich schnell wieder. Die gesamte Akademie war bereit evakuiert worden. Lediglich die Personen an der zerstörten Grundschule und in den unterirdischen Tunneln waren noch auf dem Gelände. Die Gegner waren alle im Überraschungsmoment gefesselt worden. Nach und nach wurden diese nun auf einer Stelle zusammen auf einer markierten Stelle geführt. Zwischen diesem Platz und dem Krater stand Hotaru und koordinierte alles mithilfe eines Megafons. Die Dunkelhaarige blickte zu den Zwillingen neben sich und meinte: „Auf eure geplanten Posten und beschützt die anderen.“ Die Jüngeren nahmen einen Teleporter von der Erfinderin entgegen und entfernten sich ein paar Schritte, um diesen gefahrlos zu aktivieren. Überall um sie herum wurden Fragen laut. Hotaru wies noch ein paar Agenten ihre Aufgaben zu, bevor sie gemeinsam mit zwei älteren Personen vor die geknebelte Menge trat. Nach kurzem Warten wurde es still unter den Anwesenden und die Schülerin begann mitsprechen. Die Brünette hatte nicht einmal die Zeit die Augen zur Seite zu drehen, als ein betäubender Schmerz durch ihre rechte Schulter fuhr. Sie spürte wie ihr in dem Moment, als das Metall in ihren Körper eindrang, die Kontrolle über ihre Alice entglitt. Ihr ersticktes Keuchen erklang in dem Raum. Während sich Mikan mit dem Schwung des Angriffes um die eigene Achse drehte, ließ sie sich zugleich einen Schritt nach hinten fallen. Nun blickte die Schülerin direkt in die Augen eines jungen Mannes, welcher unmittelbar hinter ihr gestanden hatte. In seiner rechten Hand lag etwas das an eine Nagelpistole erinnerte. Die linke hingegen hatte sich fest um Mikan Handgelenkt gelegt und unterbrach deren Flucht. „Na weißt du wer ich bin, Mikan Sakura?“ Die Augen der Angesprochenen wurden ein Stück größer, als sie die Stimme vernahm. Mit matter Stimme fragte sie entgeistert: „Rektor Kuonji?! Aber Sie...“ „Ich bin tot!?“ Der Mann gab ein amüsiertes Seufzen von sich. „Es war so leicht euch das Glauben zu machen.“ Keiner der beiden rührte sich von der Stelle, sondern sahen sich in die Augen. In dünnen Rinnsalen lief Blut aus Mikans Wunde und tropfte leise zu Boden. Die junge Agentin riss ihren Blick los und sah hinab auf die Überreste von Mamoru. Kuonji wandte seine Augen in dieselbe Richtung und meinte lediglich: „Ja, er war eine praktische Marionette. Dachte tatsächlich bis zum Schluss, er selbst würde die Entscheidungen treffen und nun ist er nur noch der Fleischhaufen in den ich ihn bereits vor Jahren verwandelt hatte.“ Die Brünette musste den Ekel hinunterschlucken, bevor sie reden konnte ohn sich übergeben zu müssen. „Soll das etwas heißen, er lebt noch!?“ Panik gepaart mit Fassungslosigkeit kroch in die Gedanken von Mikan. Kuonji nickte schlicht und meinte lachend: „Aber nicht mehr lange. Die Muskeln der Lungen können nicht ewig gegen die Schwerkraft ankämpfen, aber in der Regel gibt das Hirn zuerst nach.“ Alle Farbe entwich Mikan aus dem Gesicht: „In der Regel...“ Ihr Gegenüber lächelte süffisant: „Ja in der Regel dauert es fünf bis 10 Minuten bis der Körper ohne stützendes Skelett aufgibt.“ Der Schwarzhaarige zog etwas am Arm der Schülerin und fragte mit einem interessierten Ton: „Was sagt du eigentlich zu unserem neuen Spielzeug? Es dient dazu die Widerspenstigen etwas kooperativer zu machen. Die Kontrollapperate werden einfach direkt in dem Körper implantiert. Sehr praktisch! Zumindest für uns...“ Mikan riss sich von dem menschlichen Klumpen los und blickte auf ihre Schulter, aus der ein kurzer Stummel ragte. Kuonji ließ die Waffe achtlos fallen und legt beinahe sanft seine freie Hand auf die Eintrittswunde. Dabei informierte er die Verletzte beinahe beiläufig: „Was aber wirklich unerwartet hierbei war, ist die erleichterte Entnahme von Alicen!“ Erschrocken sah Mikan den Mann vor sich an. Die Jüngere wollte sich losreißen, doch sie erntete nur Gelächter. Abrupt wurde sie losgelassen. Doch ebenso schnell legte sich eine Hand um ihren Hals. Mit einem gierigen Blick in den Augen drückte Kuonji fest zu: „Keine Sorge, es wird schnell gehen.“ Mikan röchelte, doch keine Luft entrann ihrer Luftröhre, welche zusammengepresst wurde. Ihre bloßen Finger umklammerten den Arm des Mannes. Sie spürte wie ihre Kraft, ihre Macht langsam aus ihr gesogen wurden. Sie spürte wie ihre Gaben schwanden, ihre Alice wurden ihr genommen, eines nach dem anderen. Die Schülerin krallte ihre Nägel tief in das Fleisch ihres Gegners, doch dieser lachte nur. Plötzlich gab Mikan jede Gegenwehr auf und lächelte. Kuonjis Lachen hörte abrupt auf und er presste seine Hand noch fest um den Hals, doch er konnte seine Finger nicht enger darum schlingen. Tatsächlich zwang etwas seine Finger auseinander. Der Griff der jungen Frau hingegen wurde so eisern wie ihr Lächeln eisig. Mikan holte tief Luft und sagte ganz gelassen: „Hab ich dich.“ Der ehemalige Rektor der Grundschule fühlte sich für einen Augenblick schwerelos. Ein Blick nach unten erfasste die tiefe Dunkelheit eines endlosen Abgrunds, der sich zu seinen Füßen geräuschlos geöffnet. Gleich darauf spürte er eine unwiderstehliche Kraft auf seinen Körper wirken. Es blieb Kuonji keine Zeit zu reagieren. Mitsamt der Schülerin stürzte er in die Schwärze. Übelkeit stieg in beide herauf. Einer Ohnmacht gleich verloren sie die Kontrolle über ihre Körper, unfähig sich zu bewegen oder sonst irgendetwas zu tun. Immer noch umschloss die Hand des Mannes den Hals der Jüngeren und zerrte sie mit sich. Mikan hatte ihre Augen geschlossen, hörte lediglich das Rauschen der vorbeiziehenden Luft. Bewegungslos fielen sie hinab und konnten nichts tun. Der Sturz schien endlos und raubte beiden das Zeitgefühl. Umso brutaler war das Aufschlagen auf einer metallenen Oberfläche. Mit einem letzten Kraftakt befreite sich Mikan mit einem Ätzen und rollte zur Seite. Zwei starke Hände umfassten sanft ihren Oberkörper. An eine warme Brust gepresst wurde die Brünette an Gitterstäben vorbeigezogen. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später versuchte eine Hand nach ihr zu greifen. Doch die Tür war bereits ins Schloss geworfen und abgeschlossen worden. Kuonji warf sich gegen die Gitter und lachte: „Denkt ihr ernsthaft, das hier hält mich auf?! Ich werde euch zerstören. Nichts kann mich aufhalten.“ Speichel bedeckte seine Mundwinkel. Zusammen mit seinen weit aufgerissenen Augen verlieh dies dem ehemaligen Rektor der Grundschule ein durch und durch wahnsinniges Aussehen. Überheblich stemmte er sich gegen die Metallstäben. Hotaru hatte die Akademie komplett evakuieren lassen vor den letzten Abschnitt des Planes. Nur noch Tsubasa Andō und Misaki Harada standen neben ihr um alles zu kontrollieren. Es würde nicht mehr lange dauern und eine neue Ära würde begingen. Misaki blickte sich um und fragte leise: „Stimmt es, dass alle Alice Akademien von einem Mann gegründet wurden?“ Hotaru folgte ihrem Blick und nickte: „Ja es war der Vater von Yuka; Hiroshi Azumi. Er hat all dies aufgebaut, um Alicenutzer zu schützen und eine Aussicht auf ein friedliches Leben zu geben. Aber die Gier nach Macht und Einfluss hat diese gute Absicht verzerrt und in etwas Grausames verwandelt... aber das hat nun ein Ende.“ Tsubasa kratzte sich am Hinterkopf und meine schlicht: „Es wird auch langsam Zeit. Lasst uns loslegen.“ Mit diesen Worten gingen sie gemütlich schlendernd auf das kleine Dorf namens Central Town in der Akademie los, welches ihnen viele schöne Stunden in ihrer Schulzeit beschert hatte. Kuonji lachte als er die Gitterstäbe umfasst und mental nach einem seiner gestohlenen Alice griff. Dann blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Vor ihm hatte sich Natsume mit Mikan im Arm aufgerichtet und half ihr aufrecht stehen zu bleiben. Luca hingegen nahm soeben die Hände vom Schloss und meinte ernst: „Alles ist stabil. Wir sollten los.“ Der Gefangene lachte und fragte fassungslos: „Glaubt ihr wirklich ihr könntet mich hiermit aufhalten?! MICH! In wenigen Minuten bin ich draußen und ihr seid tot.“ Die letzten Worte brüllte er und presste sich gegen die Gitter. Luca trat neben Natsume und erklärte: „Alles in diesem Käfig unterdrückt ihre Alice, selbst die Luft. Es gibt kein Entkommen, egal wie viele Alice Sie auch gestohlen und absorbiert haben. Egal wie viele Menschen Sie deswegen getötet haben. Es wird Ihnen nicht mehr helfen. Diesen Raum werden Sie nicht mehr verlassen.“ Der Ältere schnaubte: „Immer noch so höflich. Aber täusch euch nicht, ich werde hier herauskommen und ich werde mein Ziel erreichen. Die verschleppten Alice-Nutzer haben ihre Existenz für das größere Wohl hergegeben und bald werden das alle verstehen. Ich bin dazu geschaffen zu herrschen. Ich bin ein Gott. Alle Alice sind in mir vereint und nichts wird mich aufhalten. Auch das hier nicht.“ Mit diesen Worten schlug er gegen einen der Metallstäbe, die ihn gefangen hielten. Natsume zog lediglich eine Augenbraue hoch. Mikan aber antwortete untypisch leise: „Nicht der Käfig wird das Ende für Sie sein, Kuonji-San. Sondern das was sonst noch hier im Raum ist.“ Mit diesen Worten war der Mann allein und niemand nahm sein schallendes Lachen war. Das Metall, welches seine Finger umschlossen, glühten hellrot auf und wurden immer heller, bis sich ein gleißendes weißes Licht um seine Hände ergoss. Flüssiges Metall tropfte zu Boden. Natsume hielt Mikan mit einem Arm an der Hüfte fest, wobei er das Blut spürte, welches über ihre Haut rann. Die freie Hand hatte bis eben auf Luca Schulter verharrt, um ihn mit zu teleportieren. Frische Luft drang in seine Lungen, als sie mitten auf dem verlassenen Marktplatz auftauchten. Vor ihnen warteten drei schwarz gekleideten Personen, welche nun ihre Masken abnahmen. Alle sahen mehr als mitgenommen aus. Der Kampf hatte bei jedem der sechs Anwesenden seine Spuren hinterlassen. Tsubasa hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und musterte die Neuankömmlinge von Kopf bis Fuß: „Lief wohl nicht so wie geplant.“ Ein Lachen ließ alle zusammenzucken. Mikan konnte sich nicht zurückhalten und presste die linke Hand auf den Mund, um ihr Lachen zu stoppen. Natsume sah sie von der Seite an und meinte humorlos: „Als wäre je etwas nach Plan gelaufen.“ Nun kicherten alle leise. Nach und nach verstummten sie und blickten sich um. Luca hatte plötzlich ein Häschen auf dem Arm und meinte nostalgisch: „Ist schon fast schade drum.“ Jeder nickte zustimmend und Mikan musste wieder lachen. Hotaru verdrehte die Augen genervt und motzte: „Ach Scheiss drauf Leute, sprengen wir diesen Misthaufen endlich in die Luft!“ Mit diesen Worten holte sie eine Fernbediendung mit einem großen, roten Knopf hervor und hielt ihn in die Mitte von ihrem kleinen Freundeskreis. Tsubasa grinste als er den Knopf sah, während seine Freundin lachte: „Na es ging wohl nicht weniger stereotypisch.“ Grinsend meinte Hotaru: „Nein ging es nicht!“ Dann legten alle einen Finger auf den grell roten Kreis und drückten. Kuonji hatte die erste Metallstange entfernt, doch sein Erwachsenenkörper passte nicht hindurch. Hätte er doch bloß nicht so früh gehandelt und den Fluch von sich genommen. Mit einem Kinderkörper wäre er schon dabei diese lästigen Quälgeister zu eliminieren. Nun würde er noch mehr Zeit verschwenden müssen. Zumindest hatte er Mikan Sakura alle benötigten Alice gestohlen. Nur ihr Selbstschutz-Alice und Diebstahl-Alice waren zu tief verankert gewesen. Doch das war egal. Er war so nah an seinem Ziel und nichts konnte ihn noch aufhalten. Was den ehemaligen Grundschulrektor der Tokio Alice Akademie nicht bekannt war, war der Inhalt der Kisten, welche strategisch um ihn herum verteilt waren. In der ganzen Akademie befanden sich die unscheinbaren Holzrechtecke und warteten auf ihren Einsatz. Das leise Summen zeugte von der leisen Aktivität darin. Als nun auf dem leeren Marktplatz von Central Town sechs Schüler ihren Finger auf den roten Knopf legten, stoppte das Geräusch. Dann, in dem Bruchteil einer Sekunde der benötigt wurde, um den Auslöser zu drücken, ertönte ein tiefes Rumoren aus den Kisten und übertünchte alle Geräusche. Das erste Mal hielt Kuonji inne in dem was er tat und blickte zu den Kisten um ihn herum. Seine helle Haut wurde noch blasser und er schrie entsetzt auf. Doch es war zu spät! Ein paar Tage später Erschöpft ließ Mikan sich zu Boden sinken. Die paar Schritte zum Badezimmer und zurück zu ihrem Bett hatte sie alle Kraft gekostet. Mit einem Ätzen wollte sie sich hochhieven, doch ihr rechter Arm hatte sich immer noch nicht genug erholt, um dieser Belastung standzuhalten. Es war leider auch fraglich ob dies je passieren würde. Der Kontrollstab hatte ihre Sehnen- und Muskelfasern stark beschädigt, richtiggehend zerfetzt und das Entfernen war auch nicht ohne Folgen geblieben. Obwohl Natsume die Heilung übernommen hatte, war das Endergebnis nicht sehr rosig. Wenn sie Glück hatte, würde eine lange Reha ihre Beweglichkeit zu 90 Prozent wiederherstellen. Doch es würde nie wieder wie zuvor sein. Auch ihr X-Alice war verloren. Die Heranwachsende musste lächeln. Aus irgendeinem Grund war es ihr nicht mehr wichtig welches Alice sie hatte. Sie war einfach froh, dass alles vorbei war. Das ganze Areal der Alice Akademie war mit einer gewaltigen Maschine verschwunden. Hotarus Megahirn hatte sich selbst übertroffen! Nie hätte Mikan gedacht, dass ihre beste Freundin einfach eine Zeitmaschine aus dem Hut zaubern würde. Sie hatten ihren Feind einfach ein paar Millionen Jahre in die Vergangenheit geschickt. Zugleich war der Mann, welcher all diese schlimmen Taten begangen hatte, mit verschwunden. Ein kleiner simpler Trick würde verhindern, dass er je wieder in diese Zeit zurückkehren würde. Es hatte tatsächlich eine Bombe gegeben, aber eine kleine, sehr unauffällige. Dieser war an der Innendecke des Käfigs befestigt und zeitgleich mit der Zeitmaschine aktiviert worden. In der Bombe waren winzige Schrabnelle von Aliceblocker gewesen, welche bei der Detonation in alle Richtungen gestreut worden waren. Einen Teil war somit auch in dem Gefangenen gelandet und verschmolz mit dessen Hautgeweben. Es war eine grausame Strafe für noch grausamere Gräueltaten. Einerseits hatte sie Mitleid mit ihm, mutterseelenallein auf einer menschenleeren Erde, ohne Hoffnung je wieder kommen zu können. Andererseits war er ein abscheuliches Exemplar der menschlichen Rasse und verdiente es! Es war besser für alle. Vor alle für Kuonji! Denn nicht jeder hätte ihm sein Leben gelassen, sondern harte Vergeltung genommen. Diese Maßnahme aber konnte Mikan akzeptieren. Schmerz durchzog ihre Brust, als sie an all die Opfer dachte. Als das Gesicht ihrer Mutter vor ihrem inneren Auge auftauchte. Eine einzelne Träne bahnte sich einen Weg über ihr Gesicht und hinterließ eine verräterische Spur darauf. Ein Luftzug ließ ein paar Stränen ihrer losen Haare in ihr Gesicht fallen. Verwirrt sah sie auf das geschlossene Fenster. Doch der warme Arm, der sich um ihre Schulter liegt und sie an einen noch wärmeren Oberkörper drückte, ließ die Anspannung in ihr schlagartig verschwinden. „Na Pünktchen, wie geht es dir?“ Mikan sah auf den weißen Krankenhauspyjama mit blauen Punkten und lachte leise. Beide stützten sich gegenseitig und genossen die Stille. Etwas was es in den letzten Tagen nicht oft gegeben hatte. Ein ganzer Teil Tokios war einfach verschwunden und erregt große Aufmerksamkeit. Die Medien hatten sich darauf gestürzt wie die Geier und etliche sehr abenteuerliche Gerüchte machten sich breit. Doch an die Wahrheit kam keines auch nur annähernd heran. Während Mikan an ihrer Genesung arbeitete, waren es Tsubasa und Misaki, welche sich der Öffentlichkeit annahmen. Überraschenderweise waren beide außerordentlich talentiert was den Wirren der Politik und der Medien betraf und lenkten schnell alles auf die `richtige Fährte`. Amüsiert hatte Mikan mit verfolgt, wie ihre Mitschüler glaubhaft von dem alten Tempel und dem wertvollen Wald drumherum erzählten, welcher in den letzten Jahren immer wieder seiner Kostbarkeiten beraubt worden war. Die uralten hochgewachsenen Edelhölzer hätten auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen gebracht, gar nicht zu reden von den alten aus reinem Gold gearbeiteten Reliquien des Tempels. Die beiden Schüler hätten ehrenamtlich geholfen, alle in Stand zu halten und waren geschockt als sie an jenem Morgen das Gelände betraten. Der Tempel war niedergerissen und alle wertvollen Bäume gefällt. Mit Tränen in den Augen berichtet Misaki, dass man nur noch ein paar Bretter des Tempels gefunden hatte. Diese waren kurz auf einem eingeblendeten Bild zu sehen, bevor die Schmierenkomödie weiterging. Bald verlor die Öffentlichkeit ihr Interesse und widmete sich dem neusten Klatsch. Nach einem Monat wurde die Akademie neu aufgebaut und ein neuer, wenn auch etwas skurriler Wand aufgeforstet. Als Mikan das Krankenhaus verlassen durfte, hatte sich ein seltsamer Alltag gebildet. Die Gesetzte der X-Differenz-Alice-Akademie waren fest integriert worden und die Schüler kehrten regelmäßig nach Hause zurück. Es fehlte ein paar bekannte Gesichter, welche die Schule nicht weiter besuchen würden. Für andere waren Gräber ausgehoben worden. Die Ereignisse nagte noch an vielen. Doch nach und nach geriet alles in Vergessenheit. Die Anti-Alice Organisation Z trieb hin und wieder ihr Unwesen, dennoch war ein gewisser Frieden eingekehrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)