Something called Love von Saria-chan (Albel x Fayt) ================================================================================ Kapitel 8: Konflikte -------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ OMG, wie lange habe ich da drauf gewartet? Endlich wieder den Update-Button bei dieser FF drücken zu können? X3 Und nein, eure Augen täüschen euch nicht, ich meld mich schreibtechnisch bei dieser FF wirklich wieder zurück. *g* Verzeiht, dass ich euch über ein halbes Jahr auf auf ein neues Kapitel hab warten lassen. ;__; (Und dann ist noch nicht mal hemmungsloses Yaoi frin, Schande über mich! XD) Ich will nich alle Schuld auf's Cosplay schieben, was mir einiges an Zeit geraubt hat.. mir gings ne lange Zeit nervlich nich wirklich gut, was ein KreaTief extremen ausmaßes nach sich zog. Seit nem Monat allerdings geht's mir wieder relativ gut und ich hab meine Freizeit hauptsächlich mit dem schreiben des folgenden Schätzchens zugebracht. Wobei, ich sollte dieses Monster aufhören zu verniedlichen... zumal es ursprünglich noch länger geplant war. Es war sowieso ursprünglich so vieles anders geplant in diesem Kapitel.. ich hab noch nie so viele meiner Vorschriebe verworfen, glaub ich. XD Auch einiges, was ich gern drin gesehen hätte. Aber alles in allem bin ich doch sehr zufrieden damit, in welche Richtung sich das ganze entwickelt hat (vor allem, weil DIE Szene dafür jetzt drin ist X3 *squeal*..und Fayt langsam wieder iC wandert XD)..auch wenn ich nach den ersten 3000 wörtern etwas ins hängen geriet, weil ich plötzlich so viele Möglichkeiten hatte. XD Aber unter dem Aspekt, das ich das nächste Kapitel als finales plane, war die hier für meine Planung am besten. Und bezüglich des Kapi-Endes...ich weiß, ich bin ein Sadist...und hab nen unheimlichen Spaß dabei. XD Und ja, das nächste Kapitel soll das letzte werden. Wer jetzt aufschreit und fragt, wie ich es innerhalb eines Kapis schaffen will, Albel in Mr. Nice Guy zu verwandeln.. vergesst es, das will ich nich und hat ich nie vor. XD Alles andere am endgültigem Ende der FF, greift jetzt zu weit, warum. ^^ Im letzten Kapi werd ich nochmal alle Register ziehen... wahrscheinlich auch mit Yaoi~... (haltet nach roter adult-schrift ausschau XD). Aber nun viel spaß beim lesen, hab eh genug gelabtert. Und nochmal danke für eure vielen, lieben Kommentare, die haben mich echt angespornt. X33 Und achtet um Weihnachten übrigens mal auf meine FF-Section. ^-~ (Und jah~, ich hab Albel studiert bis zum..nya..XD) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fayt verließ den Teleporterraum und rieb sich mit zusammengekniffenen Lidern die schmerzenden Oberarme. Wenn es jedoch nur seine Arme gewesen wären, durch die beständig winzige Flammenkaskaden zu laufen schienen, hätte er sich glücklich geschätzt. So aber schien sich mehr oder weniger sein gesamter Körper in einen Zusammenschluss stechender Muskeln verwandelt zu haben und der Jugendliche hatte einen guten Eindruck davon bekommen, was es hieß, sich mit einem verärgerten Klausianer anzulegen. Und wünschte sich gleichzeitig, er wäre um diese Erfahrung verschont geblieben. Andererseits hatte Fayt – rückblickend auf seine Flucht – dem Faustkämpfer den Kampf unmöglich absagen können und bereitwillig zugestimmt. Obwohl es nicht viel kombinatorischen Geschicks bedurft hatte, um den Ausgang dieser soeben beendeten Trainingsstunde auf Elicoor II vorhersehen zu können, der eigentlich bereits mit Cliffs Aufforderung besiegelt gewesen war. Mit seinem blonden Haar, den eisigen, tiefblauen Augen und dem ebenso kühlem Lächeln hatte der Klausianer nicht nur wie ein grausamer Racheengel ausgesehen – er war diesem Eindruck in keinerlei Weise nachgestanden. Sicher, nach der vernichtenden Niederlage des Erdlings hatte ihm sein Freund eine Versöhnung angeboten und der Neunzehnjährige war froh, dass Cliff ihm seinen zugegeben hinterhältigen Schlafzauber nicht mehr nachsah, aber dennoch... Fayt biss die Zähne aufeinander, nachdem sein Bein gegen einen scheinbar zu kraftvollen Schritt protestierte – musste der Klausianer immer gleich so übertreiben? Der Weg des Wissenschaftlersohns führte ihn in Richtung von Albels Zimmer. Der Jugendliche hatte den Elicoorianer nicht mehr gesehen, seitdem sie vor wenigen Stunden auf die Diplo zurückgekehrt waren. Seine Gefährten hatten die Kunde über die Rückkehr des Schwertkämpfers eher stillschweigend hingenommen. Die Überschwänglichkeit, welche Fayts eigene Rückkehr begleitet und ihm glücklicherweise weitere, unangenehme Fragen erspart hatte, war in Albels Fall ausgeblieben. Zum Teil beruhte dies wohl auf Gegenseitigkeit. Seine Kameraden kümmerten sich nicht um die Angelegenheiten des Kriegers und sahen seine Anwesenheit als notwendiges Übel an und der Teenanger war sich mehr als sicher, dass der junge Mann die gleichen Gefühle für seine Freunde hegte. Diese Erkenntnis half jedoch wenig dabei, den unterschwelligen Schmerz zu lindern, den Fayt ob dieser Situation empfand. Ihm war bewusst, dass es niemals zu einem wirklich harmonischen Verhältnis zwischen der Gruppe und Albel kommen würde. Dazu waren ihre Weltanschauungen einfach zu verschieden. Er wünschte sich lediglich etwas mehr gegenseitiges Verständnis. Das Geheimnis, welches die Beziehung zwischen ihm und dem Anführer der Schwarzen Brigade umgab, machte die Sache dabei nicht unbedingt einfacher. Es kam einer Sünde gleich, von der niemand wissen durfte. Im Moment fühlte er sich – und er konnte nicht verhindern, dass seine Erinnerung ein bestimmtes Buch seiner Schulliteratur zurück in seinen Geist rief – wie Shakespeares Romeo, der sich verbotenerweise zu seiner Julia schlich. Nur, dass der Schwertkämpfer auf eine seltsame Art und Weise Julia und die Familie Capulet gleichzeitig in sich vereinte. Der Erdling stutzte bei dem zugegeben seltsamen Bild, dass dies vor seinem inneren Auge beschwor, kam aber nicht umhin zuzugeben, wie sehr es doch die Realität beschrieb. Und er wusste noch genau, wie das Stück aus alter Zeit geendet hatte. Unweigerlich würde jemand zu Schaden kommen, wenn sie weiter jenen Pfad der englischen Tragödie beschritten. Etwas, dass Fayt um jeden Preis verhindern musste. Wenngleich er nicht wusste, wie. Albel war.... Erstaunt blickte er auf, als sich eine vertraute Tür in sein Blickfeld schob und er realisierte, dass er bereits am Eingang zu Albels Raum angelangt war. Der Jugendliche öffnete sie nicht sofort. Er hatte Angst vor dem, was ihn hinter dieser Tür erwarten könnte. Fürchtete, die kleinen und harterkämpften Erfolge der letzten Tage wieder verloren zu sehen. Wieder jenem Mann zu begegnen, der einst auf nichts anderes als Stärke vertraut hatte. Gewohnheit konnte ein heimtückisches Monster sein. Aber schlussendlich würde er um die wahre Beständigkeit von Albels Gefühlen nur erfahren, wenn er sich selbst davon überzeugte und somit trat Fayt ein. Der Vierundzwanzigjährige saß auf der Kante seines Bettes. Das Gewicht der Rüstung, welches normalerweise auf dem linken Arm des Elicoorianers lastete, sorgte nun dafür, dass die Metallplatten ein gutes Stück in der weichen Matratze versanken, auf der sie ruhten. Eine fleckige Bandage lag zusammengeknüllt daneben. Ohne es verhindern zu können wanderten Fayts Augen zu jener Stelle, welche sonst immer von dem silbernen Panzer verdeckt wurde; auf den verkohlten Stumpf und das Verbindungsstück der Prothese. Narben und abgestorbene Haut bildeten ein groteskes, schwarzes Meer mit Wellen aus dunklem Rot und ließen das helle Alabaster von Albels Haut krankhaft weiß wirken. Die Verletzung erschien selbst nach so vielen Jahren noch erschreckend frisch – wie wohl auch die Vergangenheit, die dadurch beständig in den Gedanken des jungen Mannes weilen musste. An mehreren Stellen drang breiter Silberdraht in das tote Gewebe des verstümmelten Oberarms ein und ein kaum wahrnehmbares Leuchten umgab das hochwertige Metall. Es war ein Indiz dafür, dass es als Kanal für die symbologische Energie fungierte, welche die Kralle erfüllte und es dem Schwertkämpfer erlaubte, sie wie eine vollwertige Hand zu benutzen. Der Krieger spuckte das eine Ende des straffgespannten Verbandes wieder aus, den er zwischen den Zähnen gehalten hatte, um ihn besser um den Stumpf zurren zu können. Das finstere Funkeln, welches dem hereinkommenden Erdling daraufhin zuwarf, war vernichtend. Fayt, dem plötzlich bewusst wurde, wie ungeniert er auf Albels zernarbte Wunde gestarrt hatte, wandte sich rasch ab und kehrte dem Anführer der Schwarzen Brigade den Rücken zu. „Entschuldige. Ich komme besser später noch mal wieder“, stammelte er und hatte bereits einen Schritt in Richtung Gang getan, als ihn die Stimme des Elicoorianers stoppen ließ. „Halt, Made. Wenn du schon mal hier bist, mach dich auch nützlich.“ Unsicher schaute der Erdling zurück. Albels Blick war immer noch eisig wie der erste Frost des Winters und ein wütendes Leuchten lag in dem intensiven Rot, während seine Lippen zu einem schmalen, verärgerten Strich zusammengeschrumpft waren. Hatte er sich diese Worte etwa gerade nur eingebildet? Es sprach alles dafür. Eine Bitte an den Teenager hier zu bleiben hätte von der Seite des Kriegers unter diesen Umständen ohnehin wenig Sinn gemacht. Der Neunzehnjährige wusste um den Kampf, den sein Gegenüber tagtäglich mit der Vergangenheit focht und wie wohlversiegelt er jene hielt. Es wäre närrisch gewesen zu glauben, dass der Schwertkämpfer jetzt schon bereit gewesen wäre, sie mit ihm zu teilen. Allerdings unterstrich die Erklärung des Vierundzwanzigjährigen, dass die vorangegangenen Worte tatsächlich seinen Mund verlassen haben mussten. „Es ist schließlich deine Schuld, dass ich sie jetzt wechseln muss.“ Die Augenbrauen des Jugendlichen wanderten in Richtung seines blauen Schopfes. Seine Schuld? Das war mit Abstand eine der fadenscheinigsten Ausreden, welche er in der letzten Zeit gehört hatte. Machte der Anführer der Schwarzen Brigade jetzt etwa ihn dafür verantwortlich, dass bei ihrem nächtlichen Bad vor der Fakultät Meerwasser und Sand in die Verbände gedrungen war? Wer von ihnen beiden war denn so kurzentschlossen und von der Kälte unberührt in die Fluten gewatet? Dennoch war Fayt unsicher, wie er mit dieser Aufforderung umgehen sollte. Wie harsch der Befehl auch ausgesprochen sein mochte, hinter all der Härte verbarg sich ein unbegreiflich großes Vertrauen in den Wissenschaftlersohn. Das war weitaus mehr denn die vorangegangen, zaghaften Annährungsversuche des Vierundzwanzigjährigen. Mit einem Mal befand Fayt sich in einem Teil von Albels Welt, von dem er geglaubt hatte, ihn nie betreten zu können. Oder zumindest nicht so rasch. Nun aber hatte der Anführer der Schwarzen Brigade ihm unvermittelt Einlass gewährt und aus Angst, einen falschen Schritt zu tun und wieder zurückgestoßen zu werden, zögerte er. Das rubingleiche Rot verschwand hinter sich verengenden Lidern. „Muss ich erst mit meinem Schwert nachhelfen, damit du dich in Bewegung setzt?“ Der Teenager schüttelte hastig den Kopf und trat tiefer ins Zimmer, näher zu Albel. „Was...?“ setzte Fayt an, worauf ihm der Krieger wortlos eine saubere Bandage in die Hand drückte. „Eigentlich bräuchte ich deine Hilfe gar nicht“, fügte der Elicoorianer in einem unmissverständlichen Ton hinzu, fast so als hätte er Angst, der Wissenschaftlersohn könne diese Aufforderung als ein Zeichen von Schwäche sehen. „Ich weiß...“, erwiderte der Neunzehnjährige mit einem Nicken und ließ sich auf der Bettkante neben Albel nieder. „Gut“, grummelte der Schwertkämpfer, während er seinen linken Arm ausstreckte. Fayt bemerkte das kurze Innehalten ebenso wie es der Anführer der Schwarzen Brigade vermied, den Stumpf direkt anzusehen und seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt im Zimmer richtete. Es war offensichtlich, wie sehr Albel unter seiner Nemesis litt und welche Qualen ein Verbandswechsel für ihn immer wieder aufs Neue bedeuten musste. Wie schwierig es ein Vergessen machte. Selbst wenn der Krieger diesen Umstand immer wieder durch sein Gebaren verneinte. Stets war Albel bemüht, die Illusion des starken Kämpfers gegenüber seiner Umwelt aufrecht zu erhalten. Nur selten verrutschte diese nahezu perfekte Maske, und wenn, dann nur für wenige Augenblicke. Nun jedoch trug er jene Schwäche, die er selbst so verabscheute, offen zur Schau. Dies war vielleicht der größte – unausgesprochene – Liebesweiß, welchen der Anführer der Schwarzen Brigade ihm jemals hatte erbringen können Fayt konnte nicht verhindern, dass sein Herz ob dieser Erkenntnis begann, schneller zu schlagen und seine Wangen in sanftes Rot tauchte. Die Worte des Elicoorianers mochten auf dem Raumschiff wieder rauer geworden sein. Aber seine Empfindungen schienen unverändert. Tatsächlich hatte der Neunzehnjährige zum ersten Mal seit seinem Geständnis an jenem Tag das Gefühl, dass Albel diese Beziehung ebenfalls ernst war. Während Fayt den Verband anlegte, achtete er peinlich genau darauf, seine Finger nicht das Narbengewebe jenseits des weißen Linnens berühren zu lassen. Womöglich hätte der Schwertkämpfer sogar einen Kontakt zugelassen, doch Fayt ließ lieber etwas zu viel Vorsicht walten als zu wenig. Zu zerbrechlich war dieser Moment um ihn durch eine unbedachte Handlung zu zerstören. Deutlich spürte der Teenager, wie sich feine Unregelmäßigkeiten gegen den Stoff abzeichneten und starrte gedankenverloren auf die tote Haut, die ein erkaltetes Abbild jener Flammen zu sein schien, die sie einst verbrannt hatten. Es war dieser Makel, welcher sich wie eine Krankheit über die Seele des Schwertkämpfers gelegt hatte und sie dieser äußeren Form angepasst zu haben schien – ihn zu dem gemacht hatte, der er jetzt war. Und trotzdem, Fayt konnte nicht... „Wie ist es wenn sich der ‚Märchenprinz’ vor den eigenen Augen in ein hässliches Monster verwandelt?“, Albels Stimme ließ ihn aufschrecken und den Teenager von dem Verband auf in das Gesicht des Schwertkämpfers schauen. Da war es wieder. Dieses spöttische Lächeln, hinter dem sich aller Selbsthass und alle Selbstverachtung des Anführers der Schwarzen Brigade vereinte. Gleich einem Dolch bohrte es sich in Fayts Herz. Der Neunzehnjährige konnte es nicht ertragen, wie sich der Mann, den er liebte, damit immer wieder selbst bestrafte und verletzte. Wie es die Unbeschwertheit aus Albels Zügen raubte und ihm ein wirkliches Glücklichsein verbot. Für einen kurzen Moment verspürte Fayt ernsthaft den Drang, es einfach mit einem kräftigen Schlag von den Lippen des Elicoorianers zu wischen. Langsam aber allmählich hatte er diese Einstellung satt. Wenn Albel schon solche Zugeständnisse machte, wie die Anwesenheit des Erdlings in solch einem intimen Moment zu dulden.. warum in aller Welt konnte er sich nicht endlich selbst akzeptieren?! Aber dann besann Fayt sich. Obwohl die Wahrheit in Albel einzuprügeln im Fall des Elicoorianers vielleicht sogar effektiv gewesen wäre, so war es nicht der Weg, den er beschreiten wollte. „Du bist kein hässliches Monster. Es gibt nicht an dir, was ich abstoßend finden würde“, erklärte der Teenager ernst und mit ehrlicher Überzeugung. „Du scheinst nicht nur ein Narr zu sein, sondern auch blind“, erwiderte der Schwertkämpfer geradezu überheblich. „Ich sehe deine Narben ganz genau, Albel.“ Mit diesen Worten ließ Fayt seine Finger vom Verband und sanft über die verbrannte Haut gleiten. Er sah stummes Entsetzen die tiefroten Seen von Albels Augen aufwühlen und spürte, wie Anspannung durch den Körper des Elicoorianers brandete, als die Handfläche des Jugendlichen den Stumpf vollends umschloss. Fayts Brust schmerzte unter dem raschen und unsteten Rhythmus, mit dem sein Herz sein Blut zum tanzen brachte. Unsicherheit und Furcht machten es unmöglich, seinen regelmäßigen Takt wiederzufinden. Es war wahrlich ein Spiel mit dem Feuer, das als zitterndes Licht in den Rubinen des Vierundzwanzigjährigen flackerte. Jeden Moment konnte es zu einem Meer lodernder, alles vernichtender Flammen werden. Dennoch unterbrach der Wissenschaftlersohn sein Tun nicht. Ebenso wenig verließ sein Blick, der entgegen all seiner Angst feste Entschlossenheit zeigte, Albels Züge. Fayt wollte dem Anführer der Schwarzen Brigade beweisen, wie ernst er diese Worte tatsächlich meinte. In einer liebevollen Geste strich der Neunzehnjährige über das Narbengewebe. Die tote Haut fühlte sich kühl und glatt unter seiner Berührung an und das sanfte Prickeln der symbologischen Energie, welche unter der Oberfläche pulsierte, in seinen Fingerspitzen sandte ein wohliges Schaudern durch seine Venen. Nein, auch wenn der junge Mann diesen Teil seiner Selbst bis aufs Blut verabscheute, konnte Fayt ihn unmöglich hassen Langsam beugte der Teenager sich vorwärts. In jeder dieser endlos langen Sekunden rechnete er damit, dass Albels Faust ihn von seinem Vorhaben abringen würde. Er war im Begriff, ein Sakrileg in der Welt des Kriegers zu begehen. Doch die Vergeltung dafür blieb aus. Die Anspannung, welche das Blut des Erdlings in einen donnernden Strom verwandelte, schien auch den Anführer der Schwarzen Brigade erfasst zu haben und ihn zu lähmen. Die Brust des Schwertkämpfers hob und senkte sich stoßartig unter den flachen Atemzügen , während sein Gesicht grenzenlose Fassungslosigkeit zeigte. Dann löschte die Dunkelheit seiner sich schließenden Lider Fayts Umwelt aus, als der Jugendliche seine Lippen auf die Verbrennungen senkte und einen Kuss auf die unebene Oberfläche presste. Winzige Kristalle aus Meeressalz hafteten der geschmolzenen Haut immer noch an und kitzelten seine Zunge. Das bittere Aroma, welches der Staub des Schlachtfeldes scheinbar unwiderruflich auf die Lippen des Kriegers gelegt hatte, fehlte dieser wohlgeschützten Stelle von Albels Körper hingegen vollkommen. Der beinah schon süße Geschmack wirkte zudem widersprüchlich zum Bild des rauen Schwertkämpfers – gänzlich unpassend in Anbetracht Albels harscher Art – und spiegelte doch geradezu perfekt die verborgene Seite jener Person wieder, an die er sein Herz verloren hatte. Plötzlich zuckte die Schulter des Elicoorianers zurück. Heftig genug, um die Verbindung zu unterbrechen, zu schwach jedoch, um sich dem Griff des Neunzehnjährigen entwinden zu könnten. Fayt spürte, wie Albel versuchte, das Zittern zu unterdrücken, welches eine Reaktion auf den warmen Atem des Wissenschaftlersohns war, der über den Oberarm des Schwertkämpfers fächerte. Ein verächtliches Schnauben aus der Richtung des jungen Mannes folgte, als der Teenager seinen Mund erneut auf die Narben legte. „Du widerst mich an.“ Die smaragdgrünen Augen öffneten sich und fixierten die Züge des Vierundzwanzigjährigen. Wenngleich auch die eisige Kälte und Abscheu in Albels Gesicht unzweifelhaft echt waren, so hatten diese Gefühle im rubingleichen Rot des Anführers der Schwarzen Brigade einen aussichtlosen Kampf geführt. Die blutfarbenen Seelenspiegel zeigten eine vollkommen andere Empfindung denn Geringschätzung, ihr Blick war frei vom jeglicher Überheblichkeit. War der eines in die Enge getriebenen Tieres. Fayt platzierte einen finalen Kuss auf dem verkohlten Stumpf, bevor er den Kopf ein Stück anhob. „Wovor hast du eigentlich Angst, Albel?“ Sekundenbruchteile nachdem er die Frage ausgesprochen hatte, befreite der Schwertkämpfer seinen linken Arm mit einem heftigen Ruck aus der Hand des Jugendlichen. Ein atemloses Keuchen entkam den Lippen des Erdlings, als sich das kühle Metall der Kralle erbarmungslos um seine Kehle legte und die Luftzufuhr zu seinen Lungen fast völlig unterbrach. Aber Fayt wich nicht zurück. Nicht dieses Mal. „Wovor?“ wiederholte er röchelnd, während seine Smaragde die unausgesprochene Forderung nach einer Antwort an den Elicoorianer stellten. Dann zog Albel seinen Griff fester. Fayt hustete und schloss gequält die Lider. Die spitzen Klauen in seinem Nacken schnitten in seine Haut und ließen stechenden Schmerz ins Unerträgliche wachsen. Heiße Feuer brannten in seinen Lungen und leckten nach seinem flatternden Herzen, welches wohl unter dieser flammenden Hitze jeden Moment verglühen musste. In einer ausweichenden Bewegung presste der Teenager seinen Hals gegen die Handfläche der mechanischen Prothese und kämpfte mit seinem Gleichgewicht, als sein Bewusstsein mehr und mehr der Ohnmacht entgegen zu gleiten begann. Trotz der Finsternis, die ihn ob seiner zusammengekniffenen Augen schon umgab, hatte Fayt das Gefühl, alles um ihn herum würde sich drehen. Er wimmerte gepeinigt und endlich ließ der Druck nach. „Davor..“ knurrte Albel und zog seine Kralle zurück. Der Wissenschaftlersohn sackte in sich zusammen und schnappte reflexartig nach Luft, wobei eine seiner Hände seine schmerzende Kehle stützte. Sein Herz trommelte wild gegen den Käfig seiner Rippen und seine Brust bebete unter heftigen Atemzügen. Nur langsam gewann er die Kontrolle über seinen zitternden Körper zurück. Die harte Gegenwehr des jungen Mannes hatte jedoch nicht jene einschüchternde Wirkung besessen, die sich der Krieger vielleicht gewünscht hätte. Dem Teenager war bewusst gewesen, auf welche schmale Gratwanderung er sich mit seiner Tat begeben hatte und dieses berechenbare Verhalten des Anführers der Schwarzen Brigade seine Entschlossenheit nicht brechen können. Erwartungsvoll richtete er seinen Blick auf Albel, welcher ihm die Worte in einem wütendem Grollen entgegenschmetterte. „Davor, dass ich zu einem verweichlichten Schwächling verkomme!“ Leichtes Erstaunen überzog das Gesicht des Jugendlichen. Zwar war es eine Antwort, wie sie für den Elicoorianer nicht typischer hätte sein können und Fayt somit nicht verwundern sollen. In Anbetracht des verschlossenen Wesens des Vierundzwanzigjährigen war er allerdings der Überzeugung gewesen der junge Mann würde ihm diese Erklärung schuldig bleiben; selbst nach all den Schritten, die er bereits auf Fayt zugetan hatte. Aber Freude über dieses weitere, kleine Stück Entgegenkommens konnte dennoch nur in geringem Maße empfinden. Es war nicht, als ob er es nicht geahnt – vielmehr sogar gewusst – hätte, doch gerade weil ihm der Schwertkämpfer seit kurzem mit solcher Offenheit und Vertrauen begegnete, trafen ihn diese Worte umso härter; wirkten wie ein Rückschritt. Denn sie bestätigten entgegen aller Hoffnungen, dass Albel immer noch jene Gefühle bekämpfte, die er offensichtlich für den Erdling hegte. Ohne das er es verhindern konnte, mischte sich die Enttäuschung in den verständnisvollen Blick, welchen er Albel entgegenbrachte, und in seine Stimme, als Fayt sich wieder aufrichtete und sprach. „Wäre das wirklich so schlimm?“ Die behandschuhte Faust auf dem Schoss des Kriegers ballte sich zusammen. „Wie soll ich dich dann...!“ Unvermittelt riss der tiefe Bariton des Elicoorianers ab und das Blutrot weitete sich erschreckt. Was immer er hatte sagen wollen, es musste eine Wahrheit sein, die für niemandes Ohren bestimmt war. Noch nicht einmal die Fayts. Vielleicht sogar noch nicht einmal für jene Albels, da sie besiegeln würde, was er selbst so oft leugnete. Der Anführer der Schwarzen Brigade wich dem fragenden Smaragdgrün aus, indem er seinen Kopf zur Seite wandte. „Vergiss es, Idiot“ Albel konnte selbst nicht glauben, welches Geständnis ihm um haaresbreite über die Lippen gekommen wäre; wie schnell er seine Fassung gegenüber dem Wissenschaftlersohn verlor. Egal wie sehr er sich dem auch zu entziehen versuchte, immer wieder drang Fayts Licht in seine selbstgeschaffene Dunkelheit vor und warf seinen Schein auf Empfindungen und Gedanken, die er mit aller Macht in jener Finsternis versiegelt hatte, nachdem er ihnen vor neun Jahren abgeschworen hatte. Es erschreckte ihn gleichermaßen wie es ihn verärgerte, dass sie nach all der Zeit immer noch solche Kraft besaßen und ihn auf dem Pfad, den er einst eingeschlagen hatte, nun ins Wanken brachten. Der Anführer der Schwarzen Brigade wollte den Neunzehnjährigen dafür hassen und verabscheuen, doch einmal mehr verweigerte ihm sein Herz ein Gefühl, welches über bloße Wut hinausging. Er schnaubte säuerlich. Verfluchte stillschweigend diesen Umstand und richtete seine Frustration gegen sich – wenn er es bei diesem Idioten schon nicht konnte. In wie weit hatte diese Schwäche namens Liebe tatsächlich schon Besitz von ihm ergriffen? Albel spürte, wie der Erdling das Verbinden des zernarbten Stumpfes wortlos wieder aufnahm, zuerst zaghaft, dann mit wachsendem Selbstvertrauen und energischer, als der Elicoorianer ihn gewähren ließ. Wenigstens etwas, wofür dieser Narr gut war, dachte Albel und hielt den Blick dabei weiterhin von der Arbeit des Jugendlichen abgewandt. Kürzlich war ihm aufgefallen, dass es ihm zunehmend schwerer fiel, die alten Brandmale anzusehen. Von einem bloßen Mahnmal waren sie zu einer greifbaren Drohung von dem geworden, was erneut geschehen konnte, sollte er erneut scheitern. Dass Fayt jetzt die Bandage über jene verhasste Stelle legte, linderte dieses Gefühl und die Erinnerungen zumindest etwas. Und auch wenn er es nicht gerne zugab: So aufreibend die Anwesenheit des Neunzehnjährigen manchmal war, sie hatte auch ihre guten Seiten. Allerdings stand der Krieger kurz davor, dieses kleine Zugeständnis wieder zu revidieren, nachdem der Wissenschaftlersohn das letzte Stück des weißen Linnens fest verzurrt hatte und eine lästige Eigenschaft des Erdlings zutage trat. Die Anspannung, mit der Fayt jene Gedanken zurückzuhalten versuchte, die sein Mund bereits formen wollte, war im gesamten Raum spürbar. Unmöglich zu ignorieren und unerträglich erdrückend. „Raus mit der Sprache“ zischte Albel, der dieses krampfhafte Schweigen seines Gegenübers nicht länger aushielt. Der Neunzehnjährige blies die Luft in einem langgezogenen, schwerfälligem Sto0 aus den Lungen, bevor er sprach. „Sie haben dir damals die Schuld gegeben, nicht wahr? Gesagt, dass es deine Schwäche war, durch die dein Vater zu Tode gekommen ist?“ Albel erstarrte. Woher konnte Fayt das wissen? Das Erste, das nach diesem furchtbaren Vorfall in seine erwachenden Sinne gedrungen war, waren gemurmelte Schuldzuweisungen hinter halbgeschlossenen Türen gewesen. Mit beständiger Regelmäßigkeit hatten sie sich wiederholt; als wütende, offene Affront oder zusammen mit Mitleidsbekundungen hinter seinem Rücken. Albel hatte nicht widersprochen. Denn er selbst hatte die Wahrheit als solche anerkannt. Hätte er auch nur etwas mehr Stärke bewiesen, wäre sein Vater sicherlich als alter Mann gestorben. Vielleicht auch als strahlender Held auf dem Schlachtfeld. Aber nicht einen solch sinnlosen Tod während des Versuchs, seinen Sohn zu retten. Es war Duke Vox gewesen, der ihm die endgültige Bestätigung für diese Überzeugung gegeben hatte. Die Erinnerung war sogar heute noch lebendig, die Stimme des älteren Mannes unverändert klar. ‚Was für eine Schande. Ich hatte gedacht, du würdest es zu mehr bringen als dein armseliger Vater. Aber offensichtlich fällt der faule Apfel doch nicht weit vom Stamm.’ Der unfreiwillige Kuss mit dem kalten Pflaster der Straßen Ariglyphs war dem Angriff des jungen Schwertkämpfers gefolgt und hatte ihm die eigene Schwäche einmal mehr vor Augen geführt. Von jenem Tag an war er dem Pfad des Stärkeren gefolgt... doch warum wusste der Erdling davon? Wer... „Es hat mir niemand erzählt“, antwortete der Wissenschaftlersohn als erahnte er die Gedanken des Elicoorianers. Die Rubine des Kriegers wanderten in Fayts Richtung und stoppten an seiner Kralle, auf welche die Finger des Jugendlichen ruhten. Er hatte die Berührung nicht gespürt – wie auch auf diesem empfindungslosen Stück Metall? – doch sah nun, wie sich die schlanke Hand durch Unsicherheit verkrampfte. „Ich ...ich habe in letzter Zeit nur selbst oft das Gefühl, für so viel Schreckliches verantwortlich sein, was in diesem Universum geschieht.. einfach nur schon deswegen, weil ich existiere. Der Tod meines Vaters, der Angriff auf die Aquaelie und auf die Erde... alles, weil sich zuerst meine Familie und nun wir uns gegen Luther auflehnen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht schuldig fühlen würde.“ Erst als schwarze Schatten sein Blickfeld trübten, stieß der Anführer der Schwarzen Brigade den Atem aus, den er in seinem Unglauben unbewusst angehalten hatte. Wie konnte es sein, dass jemand, der so grundverschieden von ihm war, von Gefühlen verfolgt wurde, die seinen eigenen so ähnlich waren? Nachdem der Vater des Erdlings gestorben war, hatte sich zwar eine neue Bestimmtheit in Fayts Auftreten gefunden, das stimmte. Doch ungeachtet dessen hatte der Teenager bisher nicht so gewirkt, als würde er diese Empfindungen mit dem Schwertkämpfer teilen. Die folgende Erkenntnis traf ihn härter als es irgendeine Waffe je vermocht hätte und betäubt starrte er den Neunzehnjährigen an. Sollte das etwa der Grund sein, warum der Jugendliche ihn so erschreckend gut verstand? Ein schwaches Lächeln trat auf Fayts Lippen und vertrieb den Schmerz, der sich darauf manifestiert hatte. „Aber ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die mir ungefragt vergeben, egal ob meine Schuldgefühle nun berechtigt sind oder nicht. Und selbst wenn du dir niemals für damals vergeben kannst und es auch kein anderer tut... ich tue es. Ich vergebe dir.“ Nur wenige Sekunden, nachdem die Worte des Jugendlichen verklungen waren spürte Albel, wie sich ihre Wirkung gleich einem reinigenden Feuer in seinem Inneren unaufhaltsam fortsetzte. Eis und Kälte unter sich begrub und sie in Wärme verwandelte. Unsichtbare Fesseln zu Asche zerfallen ließ, die er bis zu jenem Moment noch nicht einmal wahrgenommen hatte. Ein feuchter Schleier legte sich über seine Augen, die unvermittelt angefangen hatten zu brennen, und ließ seine Umgebung verschwimmen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lider um sich ihm zu entledigen, wobei sich jedoch einige der salzigen Tropfen lösten und nun immer mehr von ihnen nachperlten. Er schüttelte energisch den Kopf und mit einem weiteren Reiben versuchte er ihren Fluss zu stoppen, doch vergeblich. „Verdammt“, fluchte er mit tränenerstickter Stimme. Er wollte das nicht. Er wollte nicht so schwach sein. Wollte nicht, dass ihn jemand so schwach sah, wo er noch nicht einmal selbst den Grund seiner Trauer kannte. Aber war es wirklich Trauer? ... und wenn nicht... warum weinte er dann? Und warum konnte er diese verfluchten Tränen nicht zurückhalten? Albel fühlte die warme Hand des Jugendlichen sich sanft über seine rechte Gesichtshälfte legen und versuchte sich abwenden, doch mit einem sanften Druck zog der Teenager den Kopf des Eliccorianer näher an sich und hauchte einen sanften Kuss auf seine feuchte Wange, gefolgt von einem weiteren auf seine Lippen. Dann zog Fayt sein Gesicht etwas zurück und sein Blick suchte jenen des Vierundzwanzigjährigen. Die schimmernden Seelenspiegel aus Smaragd zeigten kein Urteil, verlangten keine Rechenschaft. Sie forderten rein gar nichts und stellten auch keine Erwartungen an den jungen Mann vor ihnen. Waren einfach nur da und verstanden. Und plötzlich verstand auch Albel. Lange Zeit hatte er auf das Wort Vergebung nur hinabgesehen. Es war etwas für Schwächlinge gewesen. Jene, die nicht den Mut besaßen, den entscheidenden Schlag auszuführen oder nicht stark genug waren, um die Wahrheit zu ertragen. Für die gleichen Maden, die auf dem Schlachtfeld um Gnade winselten. Der Krieger selbst hatte niemals nach Vergebung gefragt und ebenso hatte sie ihm niemand gegeben Er hatte sie nie für nötig befunden. Zumindest war dies seine bisherige Überzeugung gewesen. Aber als sich nun Fayts Lippen ein weiteres Mal auf seine senkten, erfuhr er zum ersten Mal, welch ein erlösendes Gefühl dieses selbstlose Verzeihen sein konnte. Es hatte für den Neunzehnjährigen immer noch etwas Surreales an sich, die ungleichen Hände Albels zur selben Zeit auf seinem Körper zu spüren. Die Kühle der auf seiner Schulter zur Ruhe gekommen Kralle und die lebendige Wärme der Finger, welche liebkosend über seine Hüften strichen und in ihrer Gegensätzlichkeit zusammen eine ganz eigene Art von Perfektion kreierten. Die Empfindung des Glücks war jedoch zu rein und echt, um ihren Ursprung in irgendeinem Traum gefunden zu haben und er ließ sich widerstandslos von diesem herrlichen Gefühl umspülen; es seine Venen durchfluten und seinen Geist in diesem grenzenlosen Ozean der Freude versinken. Es waren auch nicht mehr besitzergreifenden Bewegungen eines Jägers, die Albels Hand wandern ließen. Wenngleich weit davon entfernt, zurückhaltende Scheue zu zeigen, wohnte ihnen eine neue Zärtlichkeit inne, die den Wunsch verriet, den Körper den Teenagers zu befriedigen und erforschen anstatt ihn nur zu besitzen. Eine Welle des Entzückens durchlief Fayts Körper ob dieser Wahrnehmung und verwandelte sich in ein Schaudern wissender Vorfreude, als die Handfläche des Schwertkämpfers über seine Schenkel rieb und für einen kurzen Moment den hochempfindlichen Raum dazwischen streifte. Albels heißer Atem benetzte die Lippen des Wissenschaftlersohns mit warmer Feuchtigkeit, während sich ihre Münder sich langsam trennten. Fayt platzierte einen hungrigen Kuss auf der nackten Haut der Schulter des Kriegers und ließ seine Finger über die trainierte Bauchmuskulatur des Elicoorianers gleiten; fühlte Verlangen als gieriges Feuer darunter pulsieren. Zeitgleich strichen die Hände des Vierundzwanzigjährigen über die Arme des Erdlings und rissen zahllose, unsichtbare Wunden auf, aus denen Begehren blutete. Ein leises Stöhnen löste sich aus der Kehle des Neunzehnjährigen und er steigerte die Intensität seiner Berührungen, doch als der Anführer der Schwarzen Brigade es ihm nachtat und unwissentlich seine Kralle gegen einen der Blutergüsse presste, die Fayt während der Trainingsstunde mit Cliff davongetragen hatte, gelang es dem Teenager nicht, ein Wimmern und Zusammenzucken zu unterdrücken. Albel hielt inne und zwei fragende Rubine begegneten dem Jugendlichen. Dieser schüttelte nur den Kopf und lächelte beruhigend. Er wollte nicht, dass dieses wunderbare Gefühl verebbte und dieser kostbare Moment endete. Sanft umschloss er die verschiedenartigen Hände des Kriegers mit, die sich ein Stück von Fayts Körper entfernt hatten, mit seinen eigenen und führte sie zu seiner Taille. Der Elicoorianer verstand die Aufforderung ohne Worte. Leidenschaft hatte seine Tränen längst getrocknet und ein verlangendes Leuchten lag in den blutfarbenen Pupillen, als sich die Arme des Schwertkämpfers um den Rücken des Erdlings schlangen und ihn auf seinen Schoß zogen. Myriaden von Sternen leuchteten vor dem Dunkel der rasch geschlossenen Augen des Teenagers, während er den Herzschlag des Vierundzwanzigjährigen gegen seinen spürte und die Strähnen Albels Haar gleich kühlender Seide über seine erhitzen Wangen tanzten und winzige Eiskristalle darauf zu hinterlass schien, aus der das Feuer der Lust in salzige Perlen erschuf. Die angenehme Wärme des Atems seines Gegenübers ließ die falschen Kristalle auf den Wangen des Teenagers in feinen Dampf zerstieben, bevor Albel einen weiteren Kuss von seinen Lippen stahl. Glücklich verschränkte Fayt die Arme im Nacken des Elicoorianers und genoss den Augenblick ungetrübten Glücks. Das gesamtes Bewusstsein des Wissenschaftlersohns war ausnahmslos darauf ausgerichtet, sich in Albels Berührungen zu verlieren... sodass das leise und alarmierende Surren der Tür in seinem Rücken erst gar nicht in seine Wahrnehmung eindrang. „Fayt? Maria meinte, du wärst...“ Die vertraute Mädchenstimme ließ Fayts Bewegungen gefrieren und seinen Kopf – verbunden mit einer gewaltsamen Trennung von den Lippen des Schwertkämpfers – in Richtung des Eingangs schnellen. Deutlich sah er, wie das Leuchten in dem blassen Grün von Sophias Augen erlosch und die sich nunmehr stumpfen Seelenspiegel mit Tränen füllten. In einer fassungslosen Geste wanderte die Hand des Mädchens zu ihren Lippen. Sie schluckte und schüttelte den Kopf, während sie zurückstolperte und sich umdrehte. Ein scharfer Stich jagte durch Fayts Brustkorb. Er entzog sich Albels Umarmung und schob den Anführer der schwarzen Brigade von sich. Ein fragender und zudem verletzter Ausdruck lag in den Zügen des Vierundzwanzigjährigen, doch dem Teenager fehlte nun die Zeit für lange Erklärungen. Er presste dem Anführer der Schwarzen Brigade einen hastigen Kuss auf den Mund „Es tut mir Leid, Albel...“ Das und ein entschuldigender Blick musste genügen. Dann war er auf den Beinen und hastete der aufgelösten Siebzehnjährigen. „Sophia! Warte!“ Sein Ruf verhallte ohne Reaktion. Der zierliche Mädchenkörper entfernte sich immer weiter von ihm und war kurz davor, hinter der nächsten Gangecke zu verschwinden. Panik durchflutete den Wissenschaftlersohn. Das durfte nicht passieren. Er konnte Sophia nicht so ziehen lassen. Fayt setzte zu einem Spurt an. Obwohl es für einen trainierten Sportler und Kämpfer wie ihn kein wirkliches Problem darstellte, die unkonditionierte Siebzehnjährige einzuholen, kam es ihm trotz seines erhöhten Tempos eher vor, als würde er mit unerträglicher Langsamkeit durch zähes, brackiges Moorwasser waten. Zwischen den einzelnen Sekunden, in welchen er die Distanz zwischen ihnen beiden beständig verringerte, schien eine endlose Spanne an Jahren zu vergehen. Endlich hatte er sie erreicht und ein schneller Griff um ihr Handgelenk stoppte Sophias Lauf ruckartig. Das lange, braune Haar hatte sich wie ein undurchdringlicher Schleier vor ihr Gesicht geschoben und verdeckte es gänzlich. Die salzigen Tropfen, welche ohne Zahl den Boden zu ihren Füßen benetzten, versuchte es jedoch vergeblich zu verbergen. „Sophia, ich...“ setzte Fayt an und wollte sich erklären, doch die zitternde Stimme seiner Freundin unterbrach ihn mit von ihr ungekannter Heftigkeit. „Sei still! Ich will kein Wort davon hören!“ „Aber..!“ Sophia wirbelte herum. Tränen zeichneten ihre feuchten Spuren über ihre enttäuschten Züge und ihr gebrochener Blick spiegelte die Scherben ihres Herzens mit geradezu schmerzhafter Klarheit wieder. „Ich hasse dich, Fayt!“ schrie sie mit aller Kraft, die ihre Lungen hergaben. Die gefühllosen Finger des Jugendlichen rutschten von ihrem Handgelenk. Die Siebzehnjährige verlor keine Zeit und nutzte den Moment, um ihre Flucht fortzusetzen während Fayt spürte wie das, was er einmal heile Welt genannt hatte, über ihm zusammenbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)