Confess! - It will change your life von aerial (ON HIATUS!) ================================================================================ Kapitel 15: Theory of a first kiss ---------------------------------- Shisui Uchiha saß auf einer Kettenschaukel und ließ sie mit sachten, kleinen Bewegungen vor und zurück schwingen. Dabei hatte er stets beide Füße fest auf dem sandigen Boden. Es hatte rein gar nichts zu tun mit dem Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit, das er als Kind beim Schaukeln gespürt hatte, fast so als könne man fliegen… Neben ihm, auf dem zweiten Sitz der Doppelschaukel, hatte sich sein Cousin Itachi niedergelassen, wie es schien um die untergehende Sonne zu beobachten. Die Hauptfamilie wohnte in einer vornehmen Gegend, zu der unter anderem ein eigener kleiner Park und dieser Spielplatz gehörten. Ihre Besitztümer waren allesamt prestigeträchtig. Der europäische Oberklassewagen, das Herrenhaus, selbst die teure Markenkleidung die Itachi trug… Als ältester Sohn des Familienoberhauptes durfte sein Itoko neben dem materiellen Luxus außerdem von einem hohen sozialen Status und zukünftigem politischen Einfluss profitieren. Weil Shisui seine Sommerferien wie immer im Hause seines Onkels verbrachte, wusste er jedoch auch um die Tücken dieses angestaubten Konzepts und beneidete Itachi deshalb nicht wirklich um seine Stellung. Traditionen waren in seinen Augen längst nicht mehr etwas, dass es sich bedingungslos zu wahren lohnte. Jahr für Jahr ohnmächtig mit ansehen zu müssen wie der Jüngere im goldenen Käfig aufwuchs - er hasste es. Shisui zündete sich eine Zigarette an. Aus Reflex verzog er kurz das Gesicht als der bittere Geschmack in seinen Rachen vordrang. In der Zwischenzeit sollte er sich wirklich daran gewöhnt haben, dass rauchen nun einmal beschissen schmeckte. Er musste schmunzeln. Als er zum ersten Mal gezogen und den Rauch richtig eingeatmet hatte, war ihm schwindlig und so schlecht geworden, dass er sich beinahe auf die eigenen Schuhe gekotzt hätte. Jetzt mochte er das leichte Schwindelgefühl, ausgelöst durch Nikotin, welches seinen Körper gerade durchflutete. Es war jedenfalls Entschädigung genug. Er blickte hinunter auf den Boden, wo er mit einem Turnschuh gemächlich ovale oder halb eckige Kreise in den Sand zeichnete, nahm dabei hin und wieder einen Zug und genoss einfach Itachis stille Gesellschaft. Vielleicht war Shisui ein wenig zu romantisch veranlagt, aber das Gemüt seines Cousins würde er wohl als überwiegend melancholisch beschreiben, auch wenn er mittlerweile natürlich mitbekommen hatte, dass Itachi für sein Alter schon ziemlich abgeklärt war. Ohne Zweifel hatte man ihn dazu erzogen stets eine tadellose Selbstbeherrschung über seinen Körper und Geist zu wahren. Selbst auf einer Kinderschaukel schaffte er es noch würdevoll, fast anmutig auszusehen. An Itachi schien wirklich alles perfekt. Zugegeben, manchmal fühlte er sich in dessen Gegenwart ein bisschen wie an einem dieser frostigen, klaren Wintermorgen, wenn es über Nacht geschneit hatte und die Landschaft unter einer ebenmäßigen, weißen Schneedecke lag. Man bekam einfach zu leicht das Bedürfnis, die Perfektion, diese unberührte Oberfläche zu besudeln, zu verderben und seine Fußabdrücke darin zu hinterlassen. „Shisui-san. Würdest du damit aufhören“, unterbrach sein Cousin Shisuis Träumereien mit einer Bestimmtheit, die es offensichtlich machte, dass dies nicht zwingend eine Frage war. Shisui hielt kurz auf der Schaukel inne, rollte dann aber mit den Augen und wandte sich Itachi zu. „Womit denn?“, fragte er mit vorgetäuschter Unwissenheit. Wie üblich benahm sich sein Cousin viel zu erwachsen und konservativ für sein Alter. Letztes Wochenende erst, hatte ihn Sasuke - Itachis jüngerer Bruder - das erste Mal mit einer Zigarette in der Hand überrascht. Der Blick des Jungen war fast bewundernd gewesen. In Sasukes Augen war das Rauchen offenbar eine reif wirkende, coole Angewohnheit. Brüder konnten eben grundverschieden (erzogen) sein. Glücklicherweise wusste Shisui genau, wie er aus seinem stoischen Cousin eine Reaktion herauskitzeln konnte. Er nahm einen weiteren Zug und blies einige blaue Dunstringe in die noch immer schwüle Abendluft, bevor er endlich die überflüssige und dennoch wohlüberlegte Frage stellte: „Warum, Itachi? Hast du Angst um meine Gesundheit?“ Der genervte Blick den ihm sein Cousin daraufhin zuwarf, sollte vermutlich die Tatsache verdecken, dass ihn diese Worte doch ein klein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. Itachi konnte seine Gefühle zwar ausgesprochen gut kontrollieren, aber Shisui kannte ihn doch besser und wie er es nur zu gerne glauben wollte, so wie kein anderer. „Der Rauch zieht in unsere Kleider. Wenn Vater das riechen sollte, wirst du bestraft.“ „Also, du machst dir doch Sorgen um mich“, zwinkerte er ihm zu. Itachi senkte leicht sein Kinn und schloss nur für einen kurzen Moment die Augen. Shisui war natürlich aufgefallen, dass der Jüngere das manchmal tat, wenn er überlegte, die richtigen Worte finden wollte oder das was er sagen würde noch einmal genau prüfen wollte. Jemand der nachdachte, kalkulierte, abwog bevor er sprach… oder einfach nur von seinen Flirtversuchen genervt war. „Ich habe nicht vor den Kopf für dich hinzuhalten.“ „Jetzt verletzt du aber meine Gefühle, Itachi-kun“, lachte er. Letzten Sommer hatte die Taktik seinen Cousin mit zweideutigen Anspielungen aus der Fassung zu bringen noch unerwartet gut funktioniert. Shisui musste lächeln, als er an den leicht rötlichen Schimmer auf Itachis Wangen denken musste, der so gar nicht zu ihm zu passen schien und ihm gleichzeitig unglaublich gut stand. Mit einem einfachen unschuldigen Lippenkuss hatte er die Maskerade seines Itoko aufgedeckt, dessen steifes, fast kaltes Auftreten als aufgesetzt entlarvt, ihn schlicht aus der Fassung gebracht. Damals. An jenem Sommertag vor einem Jahr hatte er Itachis ersten Kuss gestohlen, den dieser unvorstellbar schüchtern und zärtlich erwidert hatte. Der Jüngere hatte sich tatsächlich niemals zuvor dazu herabgelassen eines der zahlreichen Schulmädchen zu küssen, die ihm oft sehr hartnäckig nachstellten. Jedenfalls bis er sie auf grausamste Weise abblitzen ließ. Natürlich hatte Shisui selbst bereits mehrere Mädchen geküsst und war auch viel weiter gegangen. Mit Sehnsucht in den Augen sah zur anderen Schaukel hinüber. Verglichen mit Itachi, der kühl und pur wie der Winter war, verblassten all die Schönheiten, die er jemals verführt hatte, kläglich. Nur er besaß diese sanfte Melancholie in den Augen und nur einen Wimperschlag später, das zornige Feuer darin. Entschlossen warf Shisui die Kippe auf den Bonden und trat sie aus. Dabei bemerkte er, dass in seinen linken Schuh ein wenig Sand gekommen war. Er stand auf um sich direkt vor die Schaukel zu stellen auf der sein jüngerer Cousin saß und griff in die Ketten links und rechts neben dessen Kopf. Itachis sonst eher monoton klingende Stimme, nahm einen mahnenden Beiklang an: „Was tust du, Shisui san.“ Dabei sah ihm sein Itoko in die Augen und scheinbar doch an ihm vorbei, als ob er gleichzeitig nichts und alles sehen würde. Äußerlich wenig beeindruckt wirkend beugte sich Shisui hinunter um dessen warme, weiche Unterlippe zwischen seine eigenen zu saugen und sie erst wieder zu entlassen als sie so rot wie eine saftige, reife Himbeere war. „Shisui-san…“, hauchte Itachi, dessen Atem ein klein wenig unregelmäßig kam, bevor er seinen Blick abwandte um wieder gefasster fortzufahren: „Du schmeckst nach Zigaretten.“ Itachi verstand es doch immer eine besserwisserische Antwort zu geben. Selbst wenn sich dessen Brust noch immer einen Hauch zu schnell hob und senkte und die kaum merklich erröteten Wangen Shisui ein ganz anderes Signal zukommen ließen. In Gedanken versunken streichelte er das tiefschwarze Haar seines Cousins, welches noch von der Sommersonne aufgeheizt war. Itachi war schon wieder kurz davor eine Warnung auszusprechen. „Itachi, ich will dir etwas schenken“, sagte Shisui sanft, bevor sein Cousin wieder einmal die Stimmung ruinieren konnte und löste dann mit geübten Fingern den Verschluss der Silberkette um seinen Hals. „Wirst du sie tragen?“ Itachi äugte das glänzende Schmuckstück argwöhnisch: „Im Leben ist nichts umsonst. Ist es nicht so, Shisui.“ Das war eine Sichtweise, die definitiv zu seinem Cousin passte, schließlich hatte man sie ihm lange genug eingeimpft. „Hältst du es nicht für möglich, dass es für manche Menschen diese eine, besondere Person gibt, der man etwas schenken will, ganz ohne Eigennutz. Wie zum Beispiel ein Lächeln…“ „Sollte ich es in diesem Falle nicht ironisch finden, dass gerade du es mit billigen Geschenken versuchst.“ Shisui seufzte. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass sich sein Cousin nichts aus solchen profanen Symbolen machen würde, aber er musste es ja nicht gleich so deutlich äußern. Zu seiner Verwunderung streckte der Jüngere dennoch seine blasse Hand nach der unschuldig im Abendlicht glitzernden Kette aus: „Was willst du.“ Dich. „Nur einen Kuss?“ „Plötzlich hältst du es doch für nötig mich zu fragen.“ „Du hast Recht, Itachi, wie immer. Nur habe ich irgendwie das Gefühl, für diesen Kuss ist deine Einwilligung wirklich nötig…“ ___________________________________________________________ Itachi war wunderschön. Selbst als sich seine Hände in den Ketten der Schaukel festkrallten, gerade mit vor Lust entstellten Gesichtszügen und erst recht, als er seinen Kopf mit vor Anstrengung feucht geschwitztem Haaransatz an Stirn und Schläfen auf Shisuis Schulter sinken ließ. Eine einzige Nacht noch, dann waren die Ferien vorbei und sie würden sich für mehrere Monate nicht sehen können, da sein Onkel Itachi niemals erlaubt hätte ihn besuchen zu kommen. Und das Letzte was er jetzt wollte, war darüber nachzudenken, was dem Jüngeren widerfahren würde, wenn Fugaku mitbekam, was sie heimlich miteinander trieben. Dabei hätte Shisui eigentlich kein besseres Gewissen haben können. Itachi und er, das fühlte sich so verdammt richtig an. Während er den Jüngeren hielt spürte er, wie sich dessen Herzschlag langsam beruhigte, sein Atem wieder gleichmäßig wurde. Shisui küsste eine leicht salzig schmeckende Schläfe und irgendwann flüsterte er Itachi mutig ins Ohr: „Lass uns davonlaufen.“ Das Echo sich schnell entfernender Schuhsohlen bemerkten die Beiden nicht einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)