Das Erbe von blacksun2 ================================================================================ Kapitel 4: Elbische Heilkünste ------------------------------ Die Elben hielten die Reisenden nicht auf. Zum einen glaubten sie nicht, dass jemand so dumm wäre mitten im Elbenreich einen Elb anzugreifen, zum anderen war in unmittelbarer Nähe ein Lager, das die erste große Stadt der Ewiglebenden schützte. Bis dahin konnten sie die Menschen getrost ziehen lassen. So gelangten sie problemlos bis zum ersten Lager. Die Wachen, die ihre Gefährten, welche sich in diesen Lager von der Schlacht, die an den Landesgrenzen tobte, erholten, bewachten, blickten misstrauisch den Fremden entgegen. Sie wechselten kurz ein paar Worte, dann versperrten sie den Weg für die Näher kommenden. „Nennt Zweck und Ziel eurer Reise!“, forderte einer der Ewiglebenden die Jugendlichen auf. „Ich möchte nach Sacred, zur Heilerin Salome.“, antwortete der 19jährige. Der Blick Kajethans fiel auf die Wunde des Jungen: „Ist die Medizin in euren Land nicht gut genug?“, fragte er spottend, „Nun denn ihr habt Glück. Sie befindet sich in diesem Lager um die Verletzten zu heilen. Ihr dürft passieren, doch solltet ihr Aufsehen erregen, werdet ihr mit den Konsequenzen rechnen müssen.“ Jan nickte dankbar, als die beiden Männer den Reitern großzügig Platz machten. Über die Ebene erstreckten sich tausende von Notunterkünften, zeltähnlichen, mit Materialien der Natur erbauten, Schlafplätzen. Die Pferde, die sich ohne Kontrolle über den Platz verteilten schnaubten freundschaftlich ihren Artgenossen zu. Ein junger Elb betrachtete ängstlich hinter dem schützenden Rücken eines Kampfrosses die Besucher. Aus einer der wenigen Hütten, die bewiesen, dass dieser Ort ursprünglich ein normales Dorf war, trat eine junge besonders hübsche Elbin. Nach außen hin selbstbewusst, doch innerlich unruhig schritt sie den Reitern entgegen. „Ich werde euch zur Heilerin führen.“, bot sie den Jugendlichen an. Sie blieb ruhig auf der Stelle stehen und sah Jan und Daniela erwartungsvoll an, unwissend ob sie die richtigen Worte gewählt hatte. Zugegeben tat sie sich schwer in der menschlichen Sprache. Schließlich stieg Daniela von ihrem Pferd und warf Jan einen vielsagenden Blick zu, der es ihr zugleich nachtat. Ein erleichtertes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der Elbin. Daniela erwiderte es mehr aus Höflichkeit, doch Jan starrte desinteressiert zur Hütte. Jil öffnete einladend die hölzerne Tür. Als die Gäste eingetreten waren schloss sie sie wieder, um den Blick Neugieriger auszusperren. Der Raum war erfüllt von seltsamen Düften. Jil nickte ihrer Meisterin begrüßend zu, verharrte aber still an ihrer Stelle. Salome blickte die Menschen ernst an. „Nun. Was kann ich für euch tun?“, begann sie das Gespräch, bemüht ihre Feindseligkeit gegenüber den Menschen zu unterdrücken. Jan warf einen eindeutigen Blick zu der Schülerin, der ihr deutlich zeigte, dass sie nicht unbedingt auch eingeweiht werden sollte. Jil wollte protestieren, doch die Heilerin gebot ihr mit einer einfachen Handgeste zu schweigen und antwortete an ihrer statt: „Sie ist meine Schülerin und soll soviel wie möglich lernen. Sollte euch ihre Anwesenheit stören, müsst ihr euch wohl nach einer anderen Heilerin umsehen.“ Der Krieger verzog genervt die Augenbrauen. Nur ungern offenbarte er dennoch sein Mal, an dem sich eine tiefe Wunde entlangzog, vor der Elbin. „Die Wunde sieht schmerzhaft aus, doch deswegen musstet ihr doch nicht extra zu den Elben kommen.“, stellte die Ewiglebende kritisch fest. „Die Wunde ist nicht das Problem. Ich wollte das ihr das Zeichen entfernt, sofern ihr derartige Magie beherrscht.“, informierte der Jugendliche sie. Salome zog scharf die Luft ein: „Mein Gott du siehst nicht lebensmüde aus, verhältst dich aber so. Dein Vater ist nun ja mehr als nur unbeliebt bei meinen Volk und du streifst hier einfach so durch die Wälder.“ Jan verkniff sich ein genervtes Stöhnen: „Das sollte euch nicht interessieren.“ „Es ist schon möglich es zu entfernen, mit der Erlaubnis des menschlichen Königs.“, mischte sich Jil plötzlich aus dem Hintergrund ein. Sie trat etwa in die gleiche Höhe wie Daniela. „Würdet ihr uns bitte doch alleinlassen?“, unterbrach Salome ihre Schülerin. Im Nachhinein verstand sie, weshalb ihr Besucher möglichst wenig Zeugen haben wollte. Würde sie dem Wunsch nachkommen, wäre das eine offene Provokation des Königs, eine Situation, die den Krieg unter Umständen verschärfen könnte. Salome konnte nur hoffen, dass Jil diesbezüglich gegenüber anderen Elben ihren Mund halten konnte. Sie würde später mit ihr darüber reden. Zwar konnte die Heilerin auch einfach den Jungen wieder wegschicken, aber nachdem er die Gefahr auf sich genommen hatte, hier her zu kommen, erschien ihr das doch zu herzlos. So schlimm würde man sie, wenn überhaupt, nicht bestrafen, schließlich war sie für ihr Volk unentbehrlich. Daniela verließ noch vor Jil schweigend den Raum, doch ihr vorwurfsvoller Blick war ihm nicht entgangen. Er hatte das Mädchen nicht ganz unabsichtlich nicht in seinen Plan eingeweiht. Sein Vorhaben war schließlich ein Bruch mit dem Gesetz Balvariens. Womöglich hätte sie versucht ihn aufzuhalten, wenn sie das gewusst hätte. So war die Reaktion seiner Begleiterin irgendwie verständlich. Unterdessen hatte sich die junge Elbin noch nicht gerührt. Letztendlich jedoch zwang sie der strenge Blick der Heilerin zu Gehorsam. „Würde ich euch wirklich helfen, würde es ziemlich schmerzhaft werden, vor allen da sich die Wunde über das Zeichen ausbreitet.“ „Das ist mir egal. Hauptsache ich bin es los.“ Mitleidig schaute sie ihn an: „Verachtest du so sehr deine Herkunft?“ Als er nicht reagierte sondern ihr nur einen für sie unverständlichen Blick zuwarf, fügte die Elbin hinzu: „Setz dich auf das Bett. Ich werde sofort anfangen.“ Jan erholte sich auf dem bequemen Bett Salomes. Das Licht der untergehenden Abendsonne drang durch die Fenster. Daniela streifte noch immer durch die Wälder. Sie war sauer, dass er ihr nichts erzählte hatte. Der Krieger erhob sich seufzend. Weshalb regte es sie auf, was er tat. Es war doch seine Sache. Gedankenversunken saß er, die Tür anstarrend, auf der Bettkante. Sein Arm schmerzte schrecklich. Dennoch entfernte er den Verband vorsichtig, da jegliche Berührung einen stechenden Schmerz hinterließ. In dem Moment betrat Jil die kleine Hütte. Sie starrte mit unverhohlener Neugier auf den Arm: „Salome hat ganze Arbeit geleistet.“, bemerkte sie lächelnd. Der Jugendliche reagierte nicht auf die Bemerkung. Stattdessen erhob er sich, griff nach seiner Waffe und schritt zur Tür. Ihr Lächeln verschwand. "Schade, du willst schon gehen. Beehr uns bald wieder.“, verabschiedete sie sich leise. So gern hätte sie mehr über die menschlische Rasse und vor allen über ihn erfahren. Der Krieger hielt kurz inne. Der traurige Klang ihrer Stimme wunderte ihn, anderseits war es ihr Problem. Zudem störte es den 19jährigen, dass sie mit ihm redete, als würden sie sich schon länger als gerade mal einen Tag kennen. Salome wartete an seinem Pferd auf ihm. Dank ihrer hellseherischen Fähigkeiten konnte sie den Jungen noch mal sprechen, bevor er das Dorf ohne Abschiedsworte verließ. Skeptisch betrachtete sie den Jugendlichen. „Du hättest den Verband noch nicht abnehmen sollen. Ich hatte ihn extra mit einer schmerzlindernden Salbe eingerieben.“ Der Nachfolger Darius ergriff die Zügel und schwang sich geschickt auf das Reittier. Die Heilerin fasste ebenfalls nach dem Zaumzeug. „Verzeih mir, wenn ich mich einmische, aber ich halte es nicht für ratsam jetzt schon aufzubrechen.“ Mit einen Lächeln fügte sie hinzu, „Ruh dich lieber noch ein zwei Tage aus. Jetzt loszureiten würde zu sehr an deinen Kräften zehren “ Jan fühlte nachdenklich, noch immer auf dem Tier sitzend über die Stelle, wo zuvor das Mal gewesen war. „Ich bin dir zwar dankbar für deine Hilfe, aber alles Weitere ist meine Angelegenheit. Sei froh, wenn ich euere Reich so schnell wie möglich verlasse. Ich möchte mein Vater keinen Grund geben in das Elbenreich einzufallen.“ Salome durchlief ein Schauer bei den Gedanken wie der Menschenkönig sich einen Weg durch ihre Welt bahnte, ein Weg der voller sinnloser Gewalt sein würde. Stumm überließ sie den Jugendlichen die Zügel. Als er losritt sah sie von hinten, wie sich seine Hände von Schmerz getrieben um die Zügel krampften. Jan schloss gequält die Augen. Sein Pferd vertilgte in einiger Entfernung das frische Gras und erholte sich von dem Ritt. Mit Widerwillen erkannt er, dass die Elbin nicht im Unrecht gewesen war. Erschöpft lehnte er sich an einen Baum. Felix spähte durch das dichte Gebüsch. Einer der kleinen Truppe hatte bereits ohne, dass der Fremde es gemerkt hätte, das Pferd zu einen anderen Ort gebracht. Wie erwartet, war das Tier folgsam gewesen, da es die Männer des Königs kannte. „Der ist ja noch ein halbes Kind.“, stellte einer der älteren Mitglieder der Spell Force Einheit fest, „Für so was muss der König uns nicht schicken.“ Felix starrte weiterhin auf den Jungen. Sein Kamerad hatte durchaus Recht. Er schien sogar jünger als er selber zu sein. Ihr Anführer trat aus der kleinen Gruppe hervor: „Bringen wir``s hinter uns. Ich will diese Nacht nicht unter Männern verbringen“ Amüsiert zwinkerte Kaiba Felix zu, der sich mit gemischten Gefühlen abwandte. Kaiba hatte schon mehrmals gezeigt, dass er den jungen Soldaten bevorzugte, was ihn zwar ehrte, doch anderseits war er mit den Ansichten ihres Führers nicht einverstanden. Möglichst lautlos schlichen sich die sechs Krieger an ihr Opfer heran, eine sinnlose Aktion wie Felix später erkannte. Warum auch immer schien der Junge geistig abwesend zu sein. Kaiba zog nahezu lautlos sein Schwert. Jan saß, die Beine angezogen, mit den Ellenbogen auf die Knie gestützt, die Hände ineinander gefaltet und den Kopf auf die zusammengefalteten Hände gestützt gegen die alte Eiche gelehnt. Der Befehlshaber legte die Stahlklinge an die Kehle des Teenagers und drückte seinen Kopf leicht nach oben, so dass Jan gezwungen war dem Mann in die Augen zu schauen. „Verschwindet.“, versetzte der Bedrohte. Felix staunte über das Selbstbewusstsein des 19jährigen, der ohne Furcht seinen Anführer gegenübertrat, trotz dass er eindeutig keineswegs in einer vorteilhaften Lage war. Zudem wunderte ihn, dass Jan bereits vor dem Kampf einen derart erschöpften Eindruck machte. Dennoch packte der Prinz die Hand seines Angreifers, welcher seinen Gegner überheblich musterte, und verdrehte den Arm Kaibas mit einer kraftvollen Bewegung, während er sich blitzschnell erhob, so, dass dieser mit den Rücken zu ihm stand. Zwischenzeitlich hatte er das Schwert seines Gegenübers an sich gerissen „ Ich habe gesagt ihr sollt verschwinden.“; flüsterte der Jugendliche dem Überwältigten ins Ohr. Fassungsloses Schweigen erfüllte den Platz. Das Kaiba überrumpelt wurde, noch dazu von einen Jüngeren, war ein noch nie eingetretenes Phänomen. Ein weiteres Mitglied der Eliteeinheit griff nach seiner Waffe, um auf den Jungen loszustürzen. Freimütig schaute Jan dem Angreifer in die Augen, der in der Bewegung erstarrte: „Trau dich.“, reizte der 19jähriger den Älteren, doch der brach kopfschüttelnd seinen Angriff ab um seinen Kommandanten nicht zu gefährden. Auch seine Gefährten blickten nur ratlos in der Gegend herum. Plötzlich sank der Schwertarm des Jugendlichen, welcher noch geprägt war von der Behandlung der Elbin, langsam kaum merkbar nach unten. Doch Kaiba, der 15 Jahre erfahrener war als sein Gegenüber, und dem die Schwäche seines Gegners nicht völlig entgangen war, reagierte blitzschnell, indem er einen kleinen Dolch hervorzog, den er wuchtvoll in die Magengegend des Jugendlichen rammte. Im letzten Augenblick konnte Jan ausweichen, jedoch zu spät um zu verhindern, dass die Spitze sich tief in seine linke Seite bohrte. Befriedigt entfernte Kaiba die Klinge beabsichtigt langsam aus der Haut. Der Angegriffene taumelte wenige Schritte rückwärts. Den Augenblick nutzte Felix um ihn gegen den Baum zu zwängen. „Ich würde vorschlagen, du kommst mit uns.“, mahnte der 20jährige, während seine andere Hand nach dem Schwert des Jugendlichen griff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)