Unfortunately von Ryusei (A - B - M - N = L. Prepared to surpass, forced to fail.) ================================================================================ Kapitel 1: Smile ---------------- Vorwort: Serie: Death Note Charaktere: L & Mello Reihe: Unfortunately - Kapitel 1: Smile Widmung: Shivers, dem kleinen flauschigen Chibi, die mich überhaupt erst auf den Geschmack mit Capoeira gebracht hat Persönliches: Die Fanfic ruhte lange auf meinem PC, da sie mit dem 'S' meiner Alphabethliste kollidierte. Außerdem war sie mir zu kurz. Deshalb jetzt eine kleine Waisenhaussammlung. Es gibt zu wenig Wammy's House auf Animexx. Smile „Noch ein Stück höher. Nein, noch höher.“ – „Au!“ Mello verlor den Halt endgültig und fiel nach hinten. Ryuzaki stellte beide Beine wieder auf den Boden und hockte sich zu dem kleinen Blonden herunter, der sich mit mürrischem Ausdruck auf den Zügen die schmale Stelle zwischen Hüfte und Oberschenkel rieb. „Wie machst du das? Das tut doch voll weh!“ – „Übung“, lächelte der Ältere und strich Mello eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ist wohl nichts für mich“, erwiderte Mello und schloss die Arme um Ryuzakis Hals. Mello hatte immer gerne zu gesehen, wenn Ryuzaki den Platz vor seinem Laptop verließ und in die meist verlassene Sporthalle ging. In solchen Momenten war der Blonde dem derzeitigen „L“, der selbst in seinen wenigen Aufenthalten im Waisenhaus weiterarbeitete, gefolgt, ihm eiligst den langen Fluren nachgeeilt und hinter ihm in die Sporthalle gehuscht. Ryuzaki verharrte reglos in dem menschenleeren Raum. Erst nach und nach setzte er seinen Körper in Bewegung, hob die Füße von dem staubigen Boden, trat in die Luft. Seine Hüfte verdrehte sich fast unnatürlich, wenn sich auch der zweite Fuß vom Boden löste und Ryuzaki sein ganzes Gewicht auf seine schlanken Hände legte, ehe er nur Sekunden später wieder auf den Beinen aufkam und sich aufrichtete. „Capoeira“, hatte Ryuzaki es einst genannt, als Mello ihn fragte, was er denn da eigentlich tat. Und je mehr er ihm zusah, desto mehr wollte er es selbst können. Es sah so einfach aus. Was einfach aussah musste nicht einfach sein. Das merkte Mello spätestens dann, als er sich das rechte Bein zerrte. Wenigstens konnte Near das auch nicht. Das war der einzige Gedanke, der seine Niederlage ein wenig angenehmer machte. Near war absolut unsportlich. Er stolperte über seine eigenen Hosenbeine, weil er vergaß den Fuß zu heben, er hing wie ein nasser, weißer Sack an den Kletterseilen, er blieb mitten im Hürdenlauf einfach stehen, weil er über etwas nachdachte, was Mello weder verstand noch interessiert hätte. Da war es unmöglich, dass Near so etwas Schwieriges wie Capoeira beherrschte. „Wollen wir es noch mal versuchen?“, riss Mello die sanfte Stimme Ryuzakis aus den Gedanken und der Blonde sah auf. „Was?“ – „Ob wir es noch mal versuchen wollen.“ Mello sah zu Ryuzaki auf. Wenn es jemanden gab, der an ihn glaubte und ihn unterstützte, dann war es Ryuzaki. Ryuzaki, der ihm immer wieder die Hand hinhielt, wenn er gefallen war. Ryuzaki, dem er es erst verdankte, dass er sich nun mit Near um diesen Titel prügelte. Ryuzaki, der selbst dann lächelte, wenn alle anderen nur noch schimpften. Ryuzaki, der ihm mehr bedeutete, als er sich je eingestehen wollte. „Natürlich.“ Mello drückte sich vom Boden hoch und ahmte Ryuzakis Ruhehaltung nach. Dann tat er es wieder, löste erneut die Zehen vom Boden und trat in einem schwungvollen Bogen nach vorne. Sein Knie streifte seine Schulter. Mello kam genauso hoch. Stolz starrte er auf den schönen Bogen, den sein Fuß beschrieb, ehe er sich das eigene Knie gegen die Nase schlug und mit einem leisen Aufschrei nach hinten stolperte. Ryuzaki fing ihn auf, schloss die Arme um den kleinen, schwarz gekleideten Körper und drückte Mellos Gesicht in einer einzigen, fließenden Bewegung an seine Schulter. Mello entwich ein trockenes Schluchzen, dann schlang er die Arme seinerseits um den knochigen Leib vor sich. „Danke“, nuschelte er gegen den weißen Pullover und Ryuzaki schüttelte den Kopf. „Da gibt es nichts zu danken, Mello.“ Doch, gab es. Er hätte ihm für so viel danken können. Allein dafür, dass er ihn jetzt tröstete, anstatt ihn zu schelten. Allein dafür, dass er Ryuzaki war. Sein Ryuzaki. „Du bleibst immer bei mir, nicht…?“, flüsterte Mello leise und löste das Gesicht von Ryuzakis Schulter. „Klar“, antwortete ihm der Schwarzhaarige und wieder schlich sich dieses seltene Lächeln auf seine Lippen. Dieses Lächeln, das er nur Mello zeigte. Eine einzige, fließende Bewegung. Das Leder knirschte, als Mello sich auf seinen Händen abstützte, die Beine einer Windmühle gleich drehte und mit einem lauten Geräusch mit den schweren Springerstiefeln wieder aufkam. Kal Snyder warf dem Blonden einen ungläubigen, verwirrten Blick zu, unterbrach seine eifrige Arbeit an der Laptoptastatur. Rodd Los mühte sich nicht einmal aufzusehen. Er kannte diese seltenen Anfälle seines Chefs. Irgendjemand hatte ihm das mal beigebracht, soviel hatte er von Mello erfahren. Mello strich sich die Haare aus dem Gesicht. Noch immer zog die Bewegung in seinen Beinen, aber er fiel nicht mehr. Schon lange nicht mehr. „Boss?“ Mello griff sich seine Schokolade, ehe er auch nur einen Blick an Snyder verschwendete. „Was war das eben?“ – „Nennt sich Capoeira, du unwissender Bastard.“ Die Schokolade brach krachend entzwei, als Mello seine Zähne in der braunen Kakaomasse vergrub. „Capoeira?“ – „Ist ne brasilianische Kampfsportart.“ Musste Snyder so viele Fragen stellen? Es ging ihn nichts an. Weder, woher er diesen Tritt konnte, noch was mit seinem Lehrer passiert war. Das ging niemanden hier etwas an. Denn je mehr er sich an Ryuzaki zu erinnern versuchte, desto mehr hörte er nur noch die Worte Rogers, die er versucht hatte in sich zu verdrängen. Doch da war noch eine andere, tiefe Erinnerung. „Noch höher!“, ermahnte ihn eine monotone, sanfte Stimme. Ein vager Geruch nach Seife und Zucker. Und ein Lächeln. Ein Lächeln auf einem bleichen, fast vergessenen Gesicht. „Wollen wir es noch einmal versuchen?“ „Ryuzaki“, hauchte Mello gegen seine Schokolade und drehte den Männern hinter ihm den Rücken zu. „Du bleibst immer bei mir, nicht…?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)