Live together, die alone von Tengel (Saying Sorry) ================================================================================ Kapitel 20: Jack-Special Teil 3 ------------------------------- Lange Zeit saßen wir neben einander. Die junge Blumen-Fee und ich hatten uns auf die kleine Bank nieder gelassen. Ich half ihr sich zu setzten, da sie ganz aufgelöst von der Vergangenheit war. Sie konnte ihren letzten Satz nicht beenden, doch ich spürte, dass die Geschichte kein guten Zwischenstopp genommen hat, ebenso wie ich ein Teil in dieser Geschichte bin, die nun fortgesetzt wurde. Immer noch verwirrt und erschlagen von der Neuigkeit, dass ich ein Prinz einer verlorenen magischen Welt sein sollte starrte ich auf Ancilla´s zusammen gefalteten Hände. Das Zittern verschwand allmählich von diesen und auch ihre Atmung beruhigte sich. Meine Augen wanderten zu ihrem Gesicht, auf dem die letzten Tränen trockneten, die aus ihren geschlossenen Augen hervortraten. Ancilla öffnete dieses nun und blickte gerade aus, sie atmete kräftig ein bevor sie weiter sprach: „Der Krieg zerstörte alles. Nachdem beide Seiten erschöpft waren und viele ihr Leben gelassen hatte, verschloss die Menschenwelt das Tor zu unserer schönen Heimat. Hexen, Zauberer, Fabelwesen. Alles das ihr aus Geschichten und Sagen kennt, fand hier ihren Ursprung. Und diejenigen die es nicht mehr in unsere Welt geschafft hatte, blieben in der Euren.“ ich unterbrach die Schöne: „Was ist mit denen geschehen, die in der Menschenwelt blieben?“ Ancilla bewegt sich nicht, starrte weiter hinaus in die Ferne und antwortete: „Sie leben in Euren Geschichten weiter. Jedenfalls diejenigen die starben. Sie gaben auf und ließen den Menschen die Oberhand. Zu jener Zeit gab es Priester und Gläubige die noch wussten wie wir Kreaturen und Monster, wie sie uns nannten, zu besiegen waren. Andere wurden durch dunkle Mächte geleitet und belehrt. Doch vereinzelnd gibt es noch magische Geschöpfe in Eurer Welt. Und da wo Licht ist, wird man auch Schatten vor finden.“ Nun verstand ich einige Dinge die ich sah und bei denen ich mich ungewohnt fühlte. Magische Dinge die man nicht mehr sehen kann und doch fühlt. Vor allem wenn man aus Mystasia kommt. Ein Fünkchen Magie scheint doch noch in mir zu sein, dachte ich mir während ich die Hände hob und diese ansah Ich fragte mich was er wohl als Mondmagier alles anstellen konnte. Doch was nütze diese Macht wenn er hier festsaß? Das Tor war doch verschlossen, sagte sie. Mein Kindermädchen bemerkte meine Traurigkeit und versuchte mich auf zu muntern: „Als Prinz von Mystasia seit ihr nicht gebunden. Ihr habt die Macht das Tor für Euch zu öffnen. Dafür müsst ihr nur die Kraft in Euch wecken.“ Sie hoffte, so mit ihm geholfen zu haben. Zwar mochte sie nicht daran denken, dass er wieder sie verlassen würde, aber sie spürte, dass das Schicksal seine eigene Wege geht und Jack in seinem Herzen jemanden vermisst. Ancilla stand auf, stemmte die Hände in die Hüfte, beugte sich leicht zu mir herunter und zwinkerte mir zu: „Lasst uns nun Eure Magie wieder finden, Master Fildelitas.“ Ich sah hinauf zu ihr und erblickte das lächelnde und schöne Gesicht, dass mich schon bei meiner Ankunft begrüßte. Ancilla war gut darin, etwas für einen Moment zu verdrängen und positiv zu denken. Aber ob das ihnen weiter hilft? Lieber wäre mir jetzt eine Flasche Rum sowie meine Zigaretten. Seufzend wusste ich, dass ich in so einer reinen Welt so etwas niederes nicht finden würde. Ich stand auf, streckte mich kurz und sah nochmals zu dem Syphron. Was ich wohl sehen würde, wenn ich seine magische Kraft zurück gewinnt? Ob es mehr Antworten zu bieten hat wie Ancilla? Tausende Fragen schwirrten mir durch den Kopf und keine wurde einfach so beantwortet. Typisch, dass es wieder einen Haken gibt, bevor er eine klare Ansage bekam. Ancilla zog mich Richtung des Anwesens. Während ich mich von ihr ziehen ließ, schwafelte sie etwas über die Bücherei des Schloßes, in dem sich der dunkle Schattenmagier eingenistet hatte, nachdem er Jacks Eltern ermordet und Jack in die Menschenwelt verbannt hatte. Ich hörte nur mit einem Ohr zu, denn meine Gedanken schweiften wieder ab zu seinem Rum und Schleimi. Ich fragte mich wie es dem kleinen grünen Rotzschleim ging. Ob Zarana ihm genügend zum fressen gab und ob er mich vermisste. Ich war schließlich so was wie sein Ziehpapa. Über diese Fragen hinaus, hoffte ich dass in meiner Welt die Zeit stehen blieb und ich mich nicht beeilen musste. Denn Hetzerei mochte ich gar nicht. Zarana hetzte ihn immer, wenn es um Forschungsergebnisse, Berichte oder den normalsten Alltäglichkeiten Dingen ging. Er konnte sich nicht gemütlich waschen, in Ruhe essen geschweige denn am Klo die Zeitung lesen. Verbittert dachte ich an die zahlreichen Streitereien mit Zarana. Sie waren einfach zu verschieden. Sie war erfolgreich, hübsch, charmant, eine Dame.Immer bemüht beliebt zu sein und anderen ihren Erfolg unter die Nase zu reiben. Und er? Er war grob, interessierte sich wenig für andere, legte wenig Wert auf penible Sauberkeit, gesundem Leben und ständigen Fortschritt. Er war der Genießer, der sich von nichts aus der Ruhe bringen ließ. Wobei Zarana des öfteren ein Zacken aus der Krone fiel. Und doch mochte er diese junge Frau sehr. Er hing an sie, wie ein Apfel der nie reifen mochte an einem starken festen Baum, der Wind und Kälte trotzt. Sie war schließlich die einzige seiner Freunde, die ihn nicht verstoßen hatte. Sie kannten sich seit sie beide Wissenschaft studierten. Er war der Außenseiter so wie sie. Doch sie nahm man wahr und ihn nicht, bis auf die Forscherin. Sie sah ihn und gab sich mit ihm ab und auch so wurde sie von den anderen gehänselt. Oh ja, ich hatte eine Rumkugel an ihr gefressen. Sie war eine Rumkugel mit einem tiefen bitteren Schokokern und noch süßeren Schokoumandlung. Ancilla zog mich in das kleine Kämmerchen im Dachgeschoss des Anwesens. Es besaß viele Fenster und einen großen Spiegel. Dieser Spiegel, so klärte man mich auf, ist ein Portal zwischen dem Anwesen und dem Regierungsgebäude der Familie, dem Schloß. Da ihn seit Jahren niemand benutzte, sah ich mein Spiegelbild hinter einer weißen Staubschicht hervor blicken. Meine Begleiterin hob die ihre rechte Hand und ließ diese über den Spiegel gleiten, ohne ihn wirklich zu berühren. Daraufhin wandelte sich der Staub zu Efeu-Blättern. Diese fielen herab und bedeckten den Boden. Der Spiegel fing hellblau an zu Leuchten als Ancilla auf ihn zu trat. Ich tat es Ihr nach. Sie lächelte mir noch einmal zu bevor sie durch das Portal stieg. Ich zögerte. Meine Beine trauten dem Spiel nicht und wollten sich nicht bewegen. Diese Welt in der ich mich befand schien mir immer noch fremd, auch wenn ich bis ich 9 war hier gelebt haben soll. Magie. Irrsinniges Zeug. Das alles wirkte wie in einem Traum. Also fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und schritt ebenso durch das Portal. Wenn es ein Traum war, was ich hoffte, würde ihm nichts passieren. Schließlich war Freddy Kruger auch nur Fiktion. Während ich spürte wie jede einzelne Faser meines Körpers auf die andere Seite gezogen wurde, schloss ich die Augen. Nachdem das flaue Gefühl im Magen dieser "Teleportation" verschwunden war, öffnete ich diese wieder und erkannte, dass ich in Mitten eines großen Raumes, geschmückt mit roten Samtwimpeln und -vorhängen die alle mit dem Hellblauen Sichelmond bestickt waren. Dies war das Familienwappen der Königsfamilie. ich wunderte mich, warum das Emblem nicht schon längst vernichtet war. Vielleicht war auch nur noch dieser Raum verschont geblieben und der Rest vom Schloß sah nicht mehr majestätisch und friedlich aus. Ich folgte meiner Begleiterin die mich zur Tür winkte: "Die Bibliothek befindet sich im zweiten Untergeschoss. Am Ende des letztes Flures." Ich konnte sie weder fragen wo wir genau waren oder ob es einen Plan gab, da sie mich sofort weiterzog sobald die Luft rein war. Als ich den Flur betrat sah ich schon, dass das restliche Schloß so wie dieses aussah. Die Vorhänge und Verzierungen waren verbrannt oder ausgeschlagen. Löcher zierten die Wand an denen einst herrliche Verzierungen und Wappen waren. Schwarzes Pech aus alten Zeichen war an den Wänden angebracht worden. Das Pech war noch zähflüssig. Ancilla schritt schnell voran und ließ nicht zu dass wir ins Trödeln kamen. Ich war froh, dass sie den Weg wusste ohne lange darüber nach zu denken. Natürlich überließ ich ihr die schwarzen Seelen die unseren Weg kreuzten. Ancilla ließ alle mit Blumen und grünen Stielen umranken. So dass diese außer Gefecht waren. Ich musste also nur wie ein braves Hündchen ihr hinter her rennen. Erschöpft kamen wir an dem Flur an, an dessen Ende die Bibliothek wartete. Er schien Dutzende Kilometer lang zu sein. Dies war jedoch ein normaler Täuschungszauber. Nach wenigen Minuten betraten wir das Zimmer der Weisheit. Es beherbergte viele Bücher und alte Schriften. Von denen die meisten vergilbt waren. Ancilla führte mich in die hinterste Ecke. Sie blieb abprubt stehen sobald sie diese erblickte. Auch mir stockte der Atem. Vor uns lag eine niedergebrannte schwarze Ecke aus Asche. Das Regal und seine Schätze waren komplett hinunter gebrannt. Die Wände schwarz gefärbt von dem Rauch. Ich bemerkte wie meinem Kindermädchen die Tränen kamen und sie zum stottern begann: "D-Das....Er..Er hat sie alle...Was sollen w-wir n-n-nur tun?" Unser Problem bestand darin, dass wir uns die benötigten Informationen nicht beschaffen konnten. Oder doch? "Hey. Vielleicht weiß ja irgendjemand der älteren Generationen etwas über die Aktivierung meiner Kräfte.", versuchte ich ihr Mut zu machen. Ihre Tränen versiegten und und wurden durch ein entrüsteten Blick ersetzt. Sie sah mich ungläubig an und ging einen Schritt auf mich zu während sie ihre Stimme erhob: "Glaubst du es läuft wie in diesen Geschichten. In denen wir eine Gute Fee suchen müssen, die die Macht hat dir die Kräfte wieder zu geben? So ist es aber nicht. Du musst schon selbst etwas dafür tun. Ein kleiner Weg wird nicht genügen." Ich weichte ein Stück von ihr zurück. Wie und was sollte ich denn tun um die Magie in mir zu wecken? Bis vor kurzem wusste ich nicht mal, dass ich ein magischer Prinz bin. Die Dokumente die uns weiterhelfen sollten, waren verbrannt und wir standen nun mit leeren Händen da. Ihr vorwurfsvoller Blick ärgerte mich. Wie konnte Sie erwarten, dass ich freudig einer Welt helfe, die ich seit Jahren nicht kannte und die höchst wahrscheinlich eine reine Illusion meines von Schmerzmitteln betäubten Körper war. Ebenso gut, könnte ich einfach nichts tun. "Ancilla... Wir gehen jetzt durch das Portal zurück zum Anwesen und du zeigst mir die grünste Wiese.", befahl ich ihr kurz um. Ich hatte keine Lust zu suchen oder irgendetwas zu tun. Das merkte sie anscheinend und schüttelte nur den Kopf: "Das ist nicht Euer Ernst. Wir müssen..." "Sterben müssen wir irgendwann. Genauso wie das wir rein futtern wieder raus muss. Aber mehr MÜSSEN wir nicht.", entgegnete ich ihr. "Also. Avanti. Jede Stress-Sekunde vermindert meine Lebenszeit." Ich lies ihr keinen Ausweg. Ich war der Prinz und sie musste gehorchen. Nach einigen Augenblicken und unverständlichem Grummeln ihrerseits kamen wir auch an der gewünschten Wiese an. Sie strahlte in einem hellen frischen Grün. Mann roch die Frische förmlich. Ich atmete kräftig ein, schloss die Augen dabei und genoss den Augenblick der Ruhe. Gemütlich schlenderte ich an eine passende Stelle um mein Nickerchen zu halten. Meine Begleiterin blieb nur am Wiesenrand stehen und senkte schweigend den Blick. Mich kümmerte dies nicht weiter. Das Schicksal würde schon alles so richten wie es kommen soll. Meine Wenigkeit verspürte aber den Drang sich auszuruhen. So setzte ich mich erst in das leuchtende Gras und blickte in den Himmel bevor ich mich zurück legte. Am Nacken und an den Händen spürte ich, dass das Gras weich ist. Die einzelnen Halme wurden entweder platt gedrückt oder schmiegten sich nun um meine Kontur. In mir ruhend seufzte ich zufrieden aus und schloss die Augen. Ich legte meinte Hände in meinen Nacken und ließ diese als mein Kissen dienen. Ein sanfter Wind umspielte mein brünettes Haar. Selbst die Grashalme tanzten rhythmisch dazu. So kann es sich leben lassen. Natürlich fehlte mir noch meine Flasche Rum, eine Zigarette und Schleimi, der sich auf meinen Bauch gemütlich machte und mit mir döste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)