Volk des Phönix von debo-chan (Zauberei und Liebe) ================================================================================ Kapitel 8: Die Entführung ------------------------- 8.Kapitel Die Entführung ...noch vier Tage... Deborah wachte zitternd auf. Sie hatte schlecht geschlafen, denn in ihren Albträumen tauchten immer wieder ihre Eltern und ihre Schwester auf. Alle drei starben immer wieder und Deborah fürchtete nun wirklich um das Leben ihrer älteren Schwester. Sie blinzelte verwundert, als ihr auffiel, dass sie sich nicht in ihrem Gemach befand. „Du bist aufgewacht! Ich dachte schon du wärst in einen hundertjährigen Schlaf gefallen.“ Deborah zuckte bei der spöttischen Bemerkung zusammen. Zwei eisblaue Augen funkelten ihr im dunklen Zimmer entgegen. „Wieso bin ich hier?“, fragte sie und unterdrückte eine bissige Antwort. „Du bist gestern zusammengebrochen und hast plötzlich unter schock gestanden. Warum steht ein Mensch wie du, der geistig doch recht stark zu sein scheint, plötzlich unter Schock?“ Sie spürte seinen bohrenden Blick, wie er sie musterte und zu einer Antwort drängen wollte. „Das geht dich nichts an,“ zischte sie. Er lächelte gelassen. „Ich könnte dir die Worte auch durch einen Zauber entlocken...“- „Probier es doch!“, fauchte sie und erhob sich. Sie wollte keine Sekunde länger zusammen mit ihm in einem finsteren Raum verbringen. Sie suchte die Tür, aber es war so dunkel ,dass Deborah sie nicht sah und sie sich an der Wand entlang tasten musste. „Die Tür ist hier,“ hörte sie Vypios Stimme plötzlich hinter sich, auf der anderen Seite des Zimmers. Sie tastete sich an der Wand entlang, an einem Schreibtisch und Regalen als sie plötzlich unsanft gegen etwas warmes stieß. Erschrocken schrie sie auf, was Vypio zum Lachen brachte. „Du solltest aufpassen wohin du läufst,“ sagte Vypio, der so dicht vor ihr stand, dass sie seinen kühlen Atem auf ihrer Haut spürte. „Zum Glück ist es hier so dunkel,“ dachte sie, da sich ihre Wangen rot gefärbt hatten, nachdem sie in Vypio hineingelaufen war. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und sie konnte seine Umrisse vor sich ausmachen. Ihr war plötzlich schwindelig, ihr Körper schien wie elektrisiert und sie starrte in die eisblauen Augen, die ihre ebenfalls fixierten. Die Kühle im Raum schien entschwunden zu sein und alles schien unter Spannung zu stehen. Und dann tat sie etwas, das sie selber überraschte. Sie beugte sich vor, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn. Sie spürte wie er überrascht zusammenzuckte, doch dann genoss sie das Gefühl seiner Lippen, die auf ihren zu brennen schienen. Er begann den Kuss zu erwidern, doch plötzlich stieß er sie hart von sich, sodass sie fiel. „Verflucht! Was sollte das?“, schimpfte er. Seine Stimme klang wütend und dennoch vollkommen kühl. „Ein Menschenweib wie dich, würde ich niemals wollen!“ Seine Stimme zerschnitt die Luft und drang wie ein Dolch in Deborahs Herz ein. Sie wusste ja selber nicht, weshalb sie ihn geküsst hatte. „Ich will dich auch ganz bestimmt nicht! Du bist ein Verräter und ein Schandfleck für dein Volk! Wie kannst du nur wollen, dass die Phönixe sterben? Du selbst bist doch einer!“ Sie schrie ihn an, doch er schien vollkommen ungerührt zu sein. Lediglich ein Zucken um seine Mundwinkel herum ließ erahnen, dass er sehr wohl verstanden hatte was sie gesagt hatte. „Mach die Tür auf! Ich will hier raus und weg von dir! Du Monster!“ Ihre Stimme zitterte vor Wut und ihr Körper bebte. Plötzlich blitzten seine weißen Zähne in der Dunkelheit auf. Er lächelte. „Und wenn ich dich nicht gehen lasse? Du hast meine Frage schließlich noch nicht beantwortet, außerdem fürchte ich, dass ich dich doch töten muss...“ Deborahs Nackenhaare stellten sich auf. Sein Blick war so verändert, noch finsterer noch bedrohlicher...Sie schluckte schwer und antwortete... Laura hatte keine Ahnung, was für eine Tageszeit angebrochen war. Sie hatte ach keine Beschäftigung, weshalb sie außer schlafen und trinken nichts tat. Ihr Margen knurrte fürchterlich, aber sie traute sich einfach nicht von dem Essen das man ihr gab zu nehmen. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, weg von dem trostlosen Kerker zu Phönix. Würde man sie suchen? Wenn ja, würde man sie dann auch finden? Sie musste sich eingestehen, dass die Chancen einer Befreiung leider nur sehr gering waren. Resigniert ließ sie sich in das Heu fallen, dass Ken ihr hinunter gebracht hatte. Sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass sie gerettet wurde. Nein, sie selber musste die Initiative ergreifen und einen Plan entwickeln. Dann würde sie fliehen... „Welche Frage?“ Deborah hatte es als klug empfunden so zu tun als hätte sie keine Ahnung was er meinte. Sein Lächeln entgleiste für einen Moment, doch dann fasste er sich wieder. Deborah wusste, dass er wissen wollte, warum sie ihn geküsst hatte und weshalb sie plötzlich, von einen auf den anderen Moment unter Schock gestanden hatte. Aber wie sollte sie ihm antworten, wenn sie doch selber keine Ahnung hatte? Gut, eine Erklärung für den Schock hatte sie. Den Tod ihrer Eltern. Aber weshalb sie ihn geküsst hatte? Sie hatte keine Ahnung. Sie blickte wieder selbstsicher zu ihm herauf und erhob sich dann. „Du würdest mir niemals etwas antun,“ sagte sie dann. Vypio zog eine Augenbraue hoch. „Woher diese Sicherheit?“ „Du hast mich schon mal gerettet. Na ja, im Grunde schon zweimal, aber das ist unwichtig. Es zählt lediglich, dass ich dir allem Anschein nach ans Herz gewachsen bin.“ Sie lächelte ihn herablassend an. Sie wollte zur Tür gehen doch Vypio packte sie an der Schulter, riss sie herum und presste sie gegen die Wand, sodass sie kaum Luft bekam. Sein Gesicht war direkt vor ihrem und erneut überkam sie das Verlangen ihn zu küssen. „Du solltest mich nicht unterschätzen,“ zischte er nahm ein Messer und hielt es ihr an die Kehle. Deborah hielt den Atem an. Sie unterschätzte ihn keinesfalls, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er ihr nichts antun würde. Vypios Miene war unergründlich als er sie musterte und ihr in die Augen sah. „In deinen Augen sieht man nie Angst. Wut und Freude funkeln immer auffällig in deinen Augen. Aber man kann nie erkennen ob du dich fürchtest,“ sagte er monoton. Seine Stimme ließ sie erschaudern. Dann entgegnete sie bissig: „Ich fürchte mich nie! Deshalb hast du noch nie Angst oder Furcht in meinen Augen gesehen!“ Am liebsten hätte Deborah laut gelacht. Sie hatte schon oft Angst gehabt, aber das ging einen Schwarzmagier wie ihn nichts an. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest,“ sie lächelte ihn zuckersüß an und verließ sein Gemach. Marie war mit einem guten Gefühl erwacht, nun als sie sich jedoch mit den traurigen Umständen konfrontiert sah, sank ihre Stimmung. Laura war entführt worden und Damian hatte allem Anschein nach eine Freundin. Sie hatte also wirklich keinen Grund zu feiern. Hinzu kam, dass sie schon jetzt das Gefühl hatte, als würde sie von der schweren Rüstung erdrückt werden, außerdem war es bereits am Morgen sehr warm und sie begann zu schwitzen. Erleichtert stellte sie fest, dass es den anderen des Suchtrupps nicht anders ging. Sie ließ ihren Blick über den Trupp streifen, außer etwa einem Dutzend Soldaten, waren auch Phönix, Celine, Deborah, Zen und Kim dabei. Da einige Späher beim „Regen“ vor einigen Tagen gestorben waren, musste der Botenjunge als einer der Flinkesten herhalten. „Okay,“ dachte Marie. „Los geht es!“ In der Nähe des Waldes lebten keine Menschen mehr. Zu groß war für sie die Bedrohung der Dämonen, vor denen sie sich nicht schützen konnten. Der Trupp ritt durch vollkommen unbewohnte Dörfer, die furchterregend und gruselig aussahen. Zuerst waren sie wie üblich durch den Wald, indem ebenfalls gejagt wurde geritten, dann entdeckten sie den kleinen Bach, den Celine in ihrer Vision gesehen hatte. Marie zügelte das Schritttempo ihres Pferdes und blickte Celine fragend an. „Wo geht es jetzt weiter?“ Celine wirkte plötzlich ziemlich verletzlich und gebrechlich. Sie schwieg einen Moment, schluckte schwer und sagte dann: „Ich weiß es leider nicht.“ Marie sah sie entsetzt an. „Wie, du weißt es nicht?“ „Ich weiß es nun mal nicht. Ich hatte keine weitere Vision mehr.“ Marie stöhnte genervt auf. „Verflucht!“, mehr wusste sie dazu nicht zu sagen. „Ich fürchte wir müssen uns aufteilen, wenn wie sie wirklich bald finden wollen, sagte jemand hinter ihr. Sie wandte sich um und sah in ein paar braune Augen. Marie musterte Zen misstrauisch. Sie war sich nicht sicher auf wessen Seite der Werwolf stand. „Was hätten wir davon, wenn wir uns tatsächlich aufteilen würden?“ „Nun ja, die Wahrscheinlichkeit das Mädchen wieder zu finden, würde dadurch vergrößert werden.“ Marie nickte, doch ihr Blick blieb finster. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist, eure Hoheit. Im Wald wimmelt es nur so von Dämonen. Wenn wir uns aufteilen bedeutet das, dass ebenfalls die Gefahr größer wird. Für euch und jeden einzelnen von uns,“ meldete sich ein Soldat mit dunkelblonden Haaren zu Wort. Er war, genau wie die anderen Soldaten, noch recht jung. Sein Name war Anntuhn, wenn sie sich recht erinnerte. Marie nickte geistesabwesend. Sie hatte nicht die geringste Ahnung was sie tun sollten. Sie seufzte und begann sich mit den Fingern die Schläfen zu massieren. Die Pferde scharrten plötzlich nervös mit den Hufen. „Ruhig, ganz ruhig!“ ,versuchte sie das Tier zu beruhigen, aber der wunderschöne Rappe riss entsetzt die Augen auf. Die anderen Pferde reagierten nicht anders. Nervös wieherten sie und begannen unruhig auf der stelle zu treten. Ein kalter Wind streifte durch die Baumkronen und heulte laut auf wie ein geschundener Hund. Die Nervosität der Tiere schien über ihre Reiter überzugreifen. Die Soldaten zogen ihre Schwerter aus den Scheiden und ihre Pfeile aus ihren Köchern. Nervös bildete sich ein Kreis um Marie, der immer kleiner und dichter wurde. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht. Marie wurde mulmig im Bauch, als eine drückende Stille plötzlich über dem ganzen Wald lag, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Niemand wagte etwas zu sagen, noch nicht einmal die Pferde schnaubten oder wieherten nervös. Ein Schwarm aufgeschreckter schwarzer Vögel ließ die Gruppe nervös ausatmen und Marie fragte sich, ob sie vergessen hatte zu Atmen, als sich ihre Lungen mit Luft füllten. Niemand wagte die erneute Stille zu durchbrechen, bis man ein lautes Knacken im Unterholz hörte. „Dämonen!“, schrie Celine plötzlich laut. „Es sind zu viele, wir sollten fliehen so lange es noch...“, sie wollte weiter sprechen doch da schoss ein brennender Pfeil an ihrem Kopf vorbei und versengte ein paar ihrer schwarzer Haare. Der Geruch von Verbranntem stieg Marie in die Nase. Die Dämonen hatten ein Feuer gelegt, dass begann sich auszubreiten und wie eine rote Wand den Weg zu versperren. Dann hörte sie schreie. Der Kampf hatte begonnen. Entsetzt sah sie wie einer der Soldaten direkt vor ihr geköpft wurde. Der Dämon, der wie ein aufgerichteter Wolf mit Schlangenkopf aussah, leckte über die blutige Klinge seines Schwertes. Dann hob er ruckartig den Kopf und starrte sie durch seine reptilienartigen Augen unverwandt an. Plötzlich kam er auf sie zu gelaufen... „Verdammt Ken! So sollte das ganze nicht laufen!“ Laura erkannte sofort, dass es Kendras Stimme war, die ihren Verlobten zurecht wies. Dann hörte sie ein Zischen einer auflodernden Flamme und kurz darauf erschien Ken mit einer hell leuchtenden Fackel. „Ich hoffe dir geht es soweit gut?“, fragte Ken sie. Laura nickte still. Er würde sie jetzt rauslassen und sie in das Bad lassen, so wie er es schon einmal getan hatte. Aber zuvor würde er ihr die Augen verbinden, damit sie nicht fliehen konnte. Er fasste sie an den Schultern und führte sie die Treppe hoch. Ab da ging sie gerade aus weiter und dann wurde sie in einen Raum rechts des Flures gestoßen. Die Tür wurde von außen verschlossen und Laura zog sich das Tuch von den Augen herunter. Das Bad war groß und hell erleuchtet. Die Wanne war bereits mit Wasser gefüllt und weißer, glitzernder Schaum trieb auf der Oberfläche. Laura zog sich aus und ließ sich erschöpft in die Wanne gleiten. Vielleicht war dies das letzte Mal das sie baden würde... Marie erstarrte. Ein kleiner Pfeil hatte sich in ihre Schulter gebohrt, aber sie spürte keinen Schmerz. Wie angewurzelt verharrte sie und blickte in die dämonischen Augen. Das Reptil kam näher und stand direkt vor ihr. Maries Pferd bäumte sich auf und ließ sie stürzen. Marie war unfähig sich zu rühren. Sobald sie am Boden lag musterte sie erneut die Augen des Reptildämons. Sie fühlte sich seltsam leer und betäubt. Ihr Denken und Fühlen schien eingeschränkt, als ob sich etwas in ihren Körper eingenistet hatte...Gift...schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte keine Schmerzen obwohl sie spürte wie ihr Blut von der Stirn über das Gesicht lief und auch ihre Lippen bluteten, da sie darauf gebissen hatte, als sie gestürzt war. Der Dämon stand direkt vor ihr und holte mit der blutigen Klinge aus. Marie starrte jetzt auf die Klinge. „Irgendwie schade, dass es jetzt so vorbei gehen muss...,“ dachte sie und hätte fast im selben Moment gelacht. Irgendwie? Sie musste ernsthaft auf den Kopf gefallen sein, denn obwohl die Klinge jetzt auf sie hinab sauste, spürte sie keine Angst. Auch nicht, als die Klinge durch ihre Brust stieß und sie aufspießte. Marie fühlte sich benommen. Der Mund des Dämons kräuselte sich zu einer Art Lächeln. Dann hörte sie panische Stimmen und eine Männerstimme die etwas in einer fremden Sprache schrie. Alles wurde in ein grelles Licht gehüllt, dann wurde es dunkel. Sehr, sehr dunkel... Celine rannte bestürzt zur Königin. Dann erklang die Stimme ihres Bruder und alles begann grell zu leuchten. Sie kannte den Zauber, jedoch war er noch nie von ihm gesprochen worden. „Saphmond!“ Immer wieder schrie er dieses Wort, bis alle Dämonen in einem grell rotem Licht dahin geschieden waren. Celine zögerte keinen Moment. Sie rannte zurück zu ihrem Bruder, der sie aus kalten Augen anblickte. „Bruder?,“ ihre Stimme bebte als sie ihn ansprach. Er lächelte plötzlich und sie wollte schon erleichtert ausatmen, als plötzlich umfiel. „Neeeein!“, sie schrie und lief zu ihm hin, kniete sich vor ihn, packte ihn an den Schultern und begann ihn zu schütteln. Er hatte den mächtigsten Tötungszauber dreimal angewandt. Jedes mal waren mindestens fünf Dämonen gestorben, doch Vypio hatte ihr gesagt, dass sie niemals diesen Zauber anwenden dürfte, da er stark an den eigenen Kräften nagte und einen selbst töten konnte. Vypio rührte sich nicht. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. „Ist er tot?“ Einerseits spürte sie kurz etwas wie Freude, als sie seine Stimme hörte, doch sie wusste nicht, was sie wegen ihres Bruders tun sollte. Sie wandte sich um und stürzte in Kims Arme. Sie waren so warm, so unglaublich schützend. Sie fühlte sich geborgen und doch weinte sie hemmungslos. War dies das Ende ihrer Familie. Sie hatte Visionen gehabt über den Tod ihrer Schwester, aber auch noch ihr Bruder? Dann hörte sie weitere aufgeregte Stimmen aus einer anderen Richtung. „Natürlich die Königin!“ ,dachte sie. Ob sie wohl tot war? Ihr Bruder hätte sie sicherlich heilen können. „Celine?,“ eine verheulte Stimme drang an ihr Ohr. Sie spürte wie sich die Wärme der behütenden Arme verschwand. Sie blickte auf in Deborah gerötete Augen. Doch der Blick der anderen war auf den leblosen Körper ihres Bruders gerichtet. „Ist er...?“ Celine sah sie eine Zeit lang an ehe sie antwortete. „Ich weiß es nicht.“ Deborah wandte ihren Blick vom leblosen Körper ab. „Das ist nicht der Grund weshalb ich hergekommen bin. Celine, du kannst doch Zaubern, oder?“ Celine sah sie verwundert an. „Ich bin eine Mymphe! Meine magischen Fähigkeiten sind sehr eingeschränkt.“ „Würden sie reichen um jemanden zu heilen?“ Celine war klar, das es um die Königin ging. „Ich kann es zumindest probieren.“ Deborah wirkte plötzlich erleichtert, packte Celine am Handgelenk und zog die mit zur Königin. Auf den ersten Blick wirkte die Wunde nicht besonders schlimm. Das Schwert, das immer noch ihren Körper durchbohrte, hielt das Blut zurück und verschloss die Wunde. Celine begann zu zittern. Wenn sie die Königin heilen wollte, musste das Schwert aus ihrem Körper gezogen werden. Wenn das Schwert aus dem Körper gezogen werden würde, würde die Königin, wenn Celine nicht schnell genug heilen konnte verbluten. Sie räusperte sich um den Kloß aus ihren Hals zu kriegen. „Das Schwert muss gezogen werden.“ Ihre Stimme klang überraschend gelassen, sodass zwei Soldaten sofort gehorchten. „Wenn ich „Los“ sage, zieht ihr!“ Die beiden Männer nickten. Celine schickte Stoßgebete zum Himmel hinauf, dann legte sie ihre Hände links und rechts neben die Wunde. Sie atmete noch einmal tief ein und aus, bevor sie rief. „Los!“ Laura erschrak als Kendra plötzlich vor der Wanne stand. Wie war sie herein gekommen? „Ich kann ein wenig zaubern!“, sagte sie, als hätte sie Lauras Frage gehört. Dann packte sie Laura plötzlich am hals und drückte sie unter Wasser. Laura wollte Luft holen, doch schon schlug das Wasser über ihrem Gesicht zusammen. Panik kroch in ihr hoch. Kendras Blick schien verzweifelt und trotzdem drückte sie Laura weiterhin unters Wasser. Laura strampelte mit ihren Armen und Beinen und versuchte die Hände, die unheimlich kräftig für die eines jungen Mädchens waren von ihrem Hals los zu bekommen. Lauras Brust schien jeden Moment zu explodieren. Wenn sie nicht jeden Moment Luft bekam, würde sie sterben. Laura kratzte verzweifelt über Kendras Hände doch sie reagierte nicht darauf. Laura sah alles nur noch verschwommen. Ihre Kräfte verließen sie und es wurde ihr langsam schwarz vor Augen. Sie dachte gerade, sie wäre verloren , als Kendras Hände ihren Hals freigaben und sie wieder auftauchte und wild nach Luft schnappte. Lauras Hals brannte und Tränen brannten in ihren Augen. „Ich kann es nicht! Ich kann es einfach nicht.“ Kendra wimmerte leise, während sie zusammengekauert auf dem Boden saß und ihr Körper bebte. Laura sagte nichts. Sie konnte lediglich in eisblauen mit Tränen gefüllten Augen blicken. Diese Tränen jagten Laura einen Schauer über den Rücken. „Man wird ihn töten, verstehst du Laura? Man wird ihn töten! Ich kann doch nicht zulassen, dass er getötet wird.“ Kendra begann zu schluchzen. Laura erhob sich und griff nach dem Bademantel, der vor ihr auf einem Hocker lag. Sie zog ihn über und ging zu Kendra hinüber. „Ich will dich doch gar nich töten! Aber wenn ich es nicht tue, dann werden sie ihn töten!“ Laura stoppte direkt vor Kendra und legte ihre Hand auf ihre Schulter. „Ich verzeihe dir, das du mich töten wolltest.“ Mehr sagte sie nicht. Celine starrte erschrocken auf den Leblosen Leib der Königin. Hatte es nicht funktioniert? Sie wollte schreien, schimpfen und fluchen. Warum hatte es nicht geklappt? Sie hörte wie neben ihr jemand auf die Knie fiel und begann zu heulen. Sie wandte ihren Kopf zur Seite und erkannte in der weinenden Gestallt Deborah. Celine erhob sich. Sie wollte nur noch weg von den anderen. Es war ihre Schuld, dass die Königin tot war. Celines Blick verschwamm, als sie sich vor der leblosen Gestallt ihres Bruders niederließ- Er schien tatsächlich nicht mehr zu leben. Celine streichelte ihm sanft über die Wange, als sie plötzlich von nervösen Rufen und freudigen Stimmen zurück in die Realität befördert wurde. Marie schlug ihre Augen auf. Wo war sie? Plötzlich erkannte sie das verweinte Gesicht ihrer Freundin Deborah vor sich. „Marie?“ Deborahs Stimme bebte leicht als sie ihren Namen wisperte. Marie fühlte sich schwach und nickte nur. „Celine, Celine! Du hast es geschafft! Du hast es geschafft!“ Deborahs freudige Rufe hallten durch den ganzen Wald. Nervöse und neugierige Stimmen erklangen. Deborah entfernte sich, während einer der Soldaten, der ihr irgendwie bekannt vorkam eine Flasche Wasser an die Lippen drückte. „Trink!“ Als Marie die Stimme des Soldaten hörte, verschluckte sie sich und hustete. Als sie aufblickte und dem Soldaten in die Augen blicken wollte, war dieser verschwunden. Die Stimme hatte wie Damians geklungen. Deborah konnte es nicht fassen. Marie lebte! Sie war so glücklich und fühlte sich so unglaublich erleichtert. Sie wollte zu Celine, sich bedanken und sie an sich drücken. Doch als sie neben Celine stand, wurde ihr plötzlich schlecht. Sie fühlte sich betäubt, leer. Ihr Blick fiel von der schluchzenden Celine auf das blasse Gesicht von Vypio. Er lag noch genauso da, wie einige Minuten zuvor, doch in ihrer Panik um ihre Freundin, hatte sie vollkommen verdrängt, dass er tot war. Ein plötzliches Gefühl von Trauer und Hass ergriff sie. Warum musste er sterben? Er wollte doch eigentlich genau das erreichen. Warum also hatte er sich im letzten Moment doch für die andere Seite entschieden? Warum war er doch im letzten Moment gestorben? Sie sackte neben Celine zusammen auf die Knie. Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie blinzelte sie weg. „Du liebst ihn, oder?“ Deborah zuckte zusammen, als Celine sie dies fragte. Sie dachte kurz nach, bevor sie antwortete. „Nein! Ich liebe ihn nicht. Wir haben uns irgendwie gegenseitig verabscheut. Aber niemand sollte sterben...nicht so.“ Deborah schluckte den Kloß der sich in ihrem Hals gebildet hatte hinunter. Ihr war seltsam schwindelig und sie fühlte sich schwach. „Ich wollte mich nur bei dir bedanken, dafür, dass du Marie gerettet hast.“ Celine reagierte nicht auf Deborahs Worte sie musterte nur den Leichnam ihres Bruders. Deborah stand auf. Sie wollte dieses Bild nicht mehr vor Augen haben. Dieses Bild, wie er am Boden lag, mit geschlossenen Augen. Deborah schüttelte sich, so als ob das Bild dadurch verschwinden würde und ging zurück zu ihre Freundin. „Wenn wir weiter wollen, Majestät, dann sollten wir keine Zeit mit den Toten, Gott sei ihnen gnädig, vergeuden, sondern weiter ziehen. Wir wissen nicht wie viel zeit die junge Frau Laura hat!“ Marie nickte. „Wir werden zurück kommen, dann werden sie eine ehrenvolle Beerdigungszeremonie bekommen. Eine, die Helden wie ihnen würdig ist.“ Kendra starrte Laura mit Tränen verschleiertem Blick an. Nach langem Schweigen durchbrach Kendra die Stille, die sich über sie gelegt hatte. „Du bist ein so guter Mensch! Ich könnte mir nicht verzeihen!“ Kendra begann wieder zu weinen und Laura fiel hilflos vor ihr nieder. Wie konnte sie helfen? „Es ist nicht fair, das er sterbe muss. Er muss Dajing dienen weil er das Leben seines Bruders retten wollte. Seine Eltern wurden von Dajings Dämonen getötet. Und jetzt wird er auch sterben. Es ist besiegelt, das spüre ich.“ Sie schnaubte verächtlich. „Es ist nicht fair.“ Laura konnte nicht anders. Sie umarmte das zitternde Mädchen und drückte es fest an sich. „Es wird alles gut! Das verspreche ich.“ Marie blickte besorgt zu Deborah. Sie war seit dem Vorfall am Nachmittag unheimlich still und in Gedanken versunken. Aber das war nicht alles. Auch der Gedanke an den Soldaten mit Damians Stimme ließ sie nicht zur ruhe kommen. Wer war der mysteriöse Soldat gewesen? Er war spurlos verschwunden gewesen und unter den Toten war er auch nicht gewesen. Sie hatten im Kampf gegen die Dämonen die hälfte der Männer verloren. Darunter auch Vypio. Marie konnte es noch immer nicht glauben, dass er tot sein sollte. Er hatte sie schließlich durch Zaubertricks aufgeheitert, wenn es ihr wieder mal wegen der bevorstehenden Wiedergeburtszeremonie schlecht gegangen war. Sie schüttelte den Kopf. „Der Verlust ist groß. Hoheit. Ich hoffe das Mädchen ist es wert!“ Marie blickte zur Seite. Neben ihr ritt Anntuhn. „Das ist sie!“, sagte sie aus ganzer Überzeugung. „Wir werden jetzt unser Lager aufschlagen, es dämmert bereits!“, rief sie den Überbliebenen zu. Dann zügelte sie ihr Pferd und stieg ab. Die Sterne funkelten über ihr am Himmelszelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)