Guardian angel von Jei (Schuldig x Ken [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Frustriert und mit hängendem Kopf schlich Schuldig wieder zurück in den Poolbereich. Er warf sich auf einen Barhocker und orderte einen doppelten Wodka. Dieser Tag, den er sich mit seinem Liebsten so wunderschön vorgestellt hatte, war zu einer Katastrophe geworden... Er griff nach dem Telefon, das auf dem Tresen stand und wählte die Handynummer seines Freundes. Mühsam unterdrückte er das Zittern, das sich durch seinen Körper fraß, je länger es klingelte, ohne dass abgehoben wurde. Endlich gab er mit einem resignierten Seufzen auf. Hinter sich hörte er Yohjis dunkles Lachen, spürte dessen Hand auf seiner Schulter. „Was ist los...?“, raunte der Playboy des Hauses Weiß dem Telepathen ins Ohr. Leicht strichen seine Lippen das Ohr des anderen und seine Hände glitten über den starken Rücken. „Warum so verklemmt…?“ Es war glasklar was Yohji wollte, wen er wollte. Dass Ken grade frustriert und total am Ende im Weiß-Hauptquartier ins Bett sank und das Gesicht im Kissen vergrub, würde ihn auch nicht kümmern, wenn er es wüsste. "Nimm deine elenden Griffel von mir, Kudou! Glaubst du wirklich, ich würde mir die Finger an dir dreckig machen? Wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest, liebe ich Ken. Aber davon verstehst du wohl nichts." Ungehalten schüttelte Schuldig die Hand des Weiß von sich ab, stand dann auf und lief zu den Umkleidekabinen. Doch Yohji schien nicht locker lassen zu wollen. Er grinste nur leicht und folgte dem anderen. Geschwind schlüpfte er mit ihm in die Umkleide. „Liebe… Er scheint _dich_ aber nicht zu lieben oder? Er ist nicht hier….“ Die letzten Worte hauchte er dem anderen heiß gegen die Lippen. „Komm schon… Er wird es… nicht erfahren…“ "Vergiss es, Weiß! Ich würde dich nicht mal anfassen, wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst! Und er hat es schon erfahren. Wie blöd bist du eigentlich? Denkst du, ich gehe _allein_ zu so einem Event?" Wütend stieß Schuldig den Anderen von sich, nahm seine Klamotten und zog sich hastig an. Yohji stieß gegen die Wand und ein leises Lachen kam von ihm. „Schlappschwanz…“, lachte er und öffnete die Kabinentür. „Hätte ich nicht gedacht…“ Damit schlenderte er aus der Kabine und sah sich nach einem anderen Objekt um mit dem er seinen Spaß haben würde. Irgendwas würde er schon finden… Wütend starrte der Telepath dem Anderen hinterher. War ja klar gewesen, dass der keine Ahnung hatte, wovon Schuldig gesprochen hatte. Aber der älteste Weiß war nicht wichtig. Viel wichtiger war, dass er Ken erreichen musste. Unbedingt. Dieses dämliche Missverständnis musste unbedingt aus der Welt geschafft werden. Schnell tippte der Orangehead eine Sms für seinen Liebsten, versuchte, ihm zu erklären, was geschehen war. Fieberhaft wartete er auf eine Antwort. Vergebens. Währenddessen schlich er durch die Strassen, fand sich plötzlich in einer Bar wieder. Und noch ehe er wusste, was er tat, hatte er die ersten Gläser seines Lieblingsgetränks auf ex gekippt. ~*~ Es war noch früh – kein Wunder, wenn man eine Flucht vor seinem eigenen Geburtstag startete, dann musste es früh sein. Den Kragen der Jacke hochgeschlagen, versuchte Ken sich vor dem kalten Wind zu schützen. Warum musste er auch ausgerechnet im Winter Geburtstag haben? Nun stand er in Mitten des Parks vor dem zugefrorenen See und stellte fest, dass es auch noch anfing zu schneien. Wunderbar…. Ganz klasse!! Jeder andere hätte sich jetzt wahrscheinlich gefreut. Erstens bedeutete das, dass man ‚klasse’ Wetter an seinem Geburtstag hatte und noch dazu weiße Weihnachten. Aber nicht Ken. Ihm wurde nur mal wieder schmerzlich bewusst, wie einsam er grade war. Die Schultern hochgezogen und die Hände tief in den Jackentaschen setzte er einen ersten tastenden Fuß aufs Eis. Es schien zu halten. Der zweite Fuß folgte und er trat weiter hinaus auf den See. Ganz langsam und vorsichtig. "Bist du wahnsinnig? Schau, dass du da runter kommst, aber ein bisschen plötzlich!" Schuldig war auf einem Stadtbummel gewesen, hatte dann aber die vielen Leute nicht mehr ertragen können und sich daher in den Park geflüchtet. Im ersten Moment hatte er gedacht, dass seine Augen ihm einen Streich spielen würden, als er Ken in der Ferne erkannte. Er wollte den Park schon wieder verlassen, doch als er sah, was der Jüngere vorhatte, rannte er zu dem kleinen See, so schnell er konnte. Ken zuckte stark zusammen als er die Stimme des anderen hörte. Inzwischen stand er schon gut zwei Meter vom Ufer weg. So vorsichtig wie er eben noch gewesen war, so hastig wirbelte er nun herum und rutschte beinahe aus. Da sah er ihn. Schuldig rannte auf ihn zu, die Augen blitzten ihm voller Sorge und schon fast panisch entgegen. Ken ging einen kleinen Schritt rückwärts. In den letzten Monaten war nicht ein Tag vergangen an dem er nicht an den Schwarz gedacht hatte. Und jetzt war er wieder da… Ken hatte die Missionen gemieden, hatte Stress mit seinen Kollegen in Kauf nehmen müssen und sich seit dem sogar von Omi verfremdet. Und der Grund für all das Unglück trat nun wieder bildlich in sein Leben. Ausgerechnet heute. Wie Donnerhall klang das Brechen des Eises in Schuldigs Ohren. "Verdammt, Ken, beweg dich!", schrie er panisch. Seine eigene Sicherheit war ihm egal, als er den glitschigen, instabilen Untergrund betrat und die Hand nach seinem Liebsten ausstreckte. "Komm her und lass dir helfen, bevor du noch einbrichst!", befahl er bestimmt. Zitternd realisierte auch Ken das Knacken und schluckte hart. Bewegen? Nein. Wenn er sich bewegte, dann würde er erstrecht einbrechen. „Verschwinde! Runter vom Eis!“, fauchte Ken. Als Schuldig auch einen Fuß auf das Eis setzte, knackte er ein weiteres Mal. „Lass mich in Ruhe…“ Knackend zog sich ein Riss durch das Eis und auf die beiden zu. Doch Ken rührte sich nicht. Mehr als nur genervt schnaufte der Telepath auf. "Klar geh ich vom Eis runter - zusammen mit dir! Keine Sekunde eher!" Statt zurück auf das sichere Ufer tapste er nach vorn, auf Ken zu. "Beweg endlich deinen Arsch und komm her!", fauchte er wütend. Konnte das denn die Möglichkeit sein? Der Riss im Eis wurde sichtlich breiter und Ken rührte sich nicht vom Fleck! "Du bist sturer als ein Maulesel!" „Und du schlimmer als Aya!“, kam es tonlos von Ken. Er sah in die Augen des anderen und schluckte hart als es wieder laut knackte. „Ich hasse dich!“ Und mit diesen Worten ergriff er die Hand des Telepathen. Er war mehr als dankbar, dass Schuldigs sanfte Finger von schicken weißen Handschuhen umhüllt waren. Denn seine Haut zu spüren war das letzte was er jetzt wollte. Das würde nur noch mehr wehtun. Mit zwei großen Schritten gelangten sie wieder ans Ufer. Keine Sekunde zu früh, dann bei Kens letztem Schritt brach ihm das Eis unter dem Fuß weg und eisiges Wasser durchnässte seinen Stiefel und den unteren Teil seiner Hose. Mit Schwung zog der Schwarz seinen Geliebten vom Eis. Mit etwas zuviel Schwung, wie er im Nachhinein feststellen durfte, als er den Halt verlor und rückwärts in den Schnee fiel. Da er dabei Ken nicht losließ, stürzte auch der und landete genau auf ihm. Schnell schlang Schuldig seine Arme um den Kleineren und grinste ihn anzüglich an. "So hab ich dich immer noch am liebsten, Schatz!", zwinkerte er ihm frech zu. Ein Beben ging durch Kens Körper als er sich auf dem anderen wieder fand. Er wog sich in trügerischer Sicherheit, fühlte sich verboten wohl. Doch sein Verstand riss ihn brutal in die Realität zurück als er die Worte Schuldigs hörte. Er holte aus… und schlug zu. Hart traf seine flache Hand die Wange des anderen und schon kämpfte er sich wieder hoch. „Fass mich nicht an! Und ich bin NICHT dein ‚Schatz’!“, keifte er und entfernte sich einige Schritte von dem anderen. „Das hast du dir gründlich versaut!“ Ob es an der Kälte seines rechten Fußes lag oder an der Tatsache, dass er Schuldig gegenüberstand, wusste Ken nicht, doch er zitterte am ganzen Leib. "Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass das ein Missverständnis war? Du kannst doch nicht ernsthaft immer noch glauben, dass ich das gewollt habe!" Schuldig war sauer, aber so was von! "Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Ich brauche niemand anderen außer dir! Ken, bitte." Langsam kam der Telepath auf das zitternde Bündel zu, hielt den Atem an, als er seine Arme ein weiteres Mal um den Anderen legte und ihn an sich zog. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst! Ken sah den anderen weiter an und schluckte hart. Doch er wich nicht zurück, auch wenn er keine Anstalten machte die Umarmung zu erwidern. „Und… Wieso sagt Yohji dann… dass er einen ‚Riesenspaß’ mit dir hatte?“, fragte er leise und wandte das Gesicht ab. Er starrte in den Schnee neben sich und verschränkte die Arme so gut es ging vor der Brust um deutlich zu machen, dass er sich nicht wirklich wohl fühlte. Schuldig lachte leise. "Frag deinen Yohji mal, ob er wirklich darauf steht, geschlagen und zurückgewiesen zu werden... Wenn ja, kann ich mir schon vorstellen, dass er einen Riesenspaß mit mir hatte." Dann wurde er wieder ernst. "Ken, ich habe Yohji nicht angefasst. Im Gegenteil. Ich habe ihm wörtlich gesagt, dass ich dich liebe und mich auf ihn nicht mal einlassen würde, wenn er der letzte Mensch wäre." Sanft strich er über die kalte, gerötete Wange seines Liebsten. "Verdammt, wieso glaubst du mir nicht? Ich habe in der ganzen Zeit nicht mal jemand anderen angesehen, geschweige denn angefasst. Ich gehöre zu dir, und das kann niemand ändern." Ken lauschte dem anderen und schüttelte dann minimal den Kopf. „Kein Wunder, dass mir das ganze Team misstraut…“, murmelte er nur und trat noch einen Schritt zurück. „Ich kann dir das nicht glauben, Schuldig… Ich würde nur auf die Nase fallen. Und so… habe ich immerhin die Chance mit Aya und Omi wieder alles hingebogen zu bekommen...wie es mal war…“ Ken spürte wie Tränen in ihm aufstiegen. Und er spürte, dass in ihm nicht das vorging was er sagte. Einmal mehr versank er in den so vertrauten grünen Augen die vor Ehrlichkeit Funken sprühten und schluckte hart. Alles reden hatte keinen Sinn, erkannte der Telepath. Ken konnte oder wollte ihn nicht verstehen. Da half nur noch eines... Liebevoll lächelnd hob Schuldig mit einem Finger Kens Kinn an, raunte ein zärtliches "Alles Gute zum Geburtstag!" und verschloss dann die Lippen des Anderen mit den seinen. Ken riss die Augen auf und starrte den anderen an. Schon als er die Finger an seinem Kinn spürte, wusste er, was der andere vorhatte. Doch er unternahm nichts dagegen. Wie zu einer Salzsäule erstarrt stand er da und als er die Worte hörte, die Lippen spürte und den heißen Atem der ihm entgegenkam, war alles vorbei. Der Japaner schiss auf seinen Verstand und schmolz in Schuldigs Armen praktisch dahin. Seine Lider senkten sich und seine eingefrorenen Finger krallten sich in dessen Mantel. //Mistkerl… Du verdammter Mistkerl…// Er hoffte Schuldig mit diesen Worten zu erreichen, doch gleichzeitig erwiderte er den Kuss sehnsüchtig. Oh wie hatte ihm das doch gefehlt. Natürlich erreichten Kens Gedanken den Schwarztelepathen. Mit einem deutlichen Grinsen in seinen Gedanken antwortete er /Ich liebe dich auch!/, versenkte in diesem Moment seine Zunge im Mund des Kleineren und verstrickte ihn in ein kleines, anregendes Duell, bei dem er ihn noch fester in den Arm nahm und hart gegen sich presste. Minimal lächelte Ken in den Kuss. Er schlang die Arme um Schuldigs Nacken und drückte sich an ihn. Seine durchnässte Kleidung war vergessen und nur noch Schuldig war wichtig. Nie wieder sollte Schuldig ihn loslassen, nie wieder ihn alleine lassen. Die Zeit ohne Schuldig war schlimm genug gewesen, das wollte er nie wieder spüren, auch wenn sie ihm gezeigt hatte, dass es jetzt eindeutig der Telepath war, der Vorrang hatte. Sein Team war egal. Weiß war egal. Die hatten ihn inzwischen sowieso als Verräter abgestempelt. Flink umspielte seine Zunge die des anderen und in diesem Kuss war deutlich zu spüren wie sehr sie einander vermisst hatten. //Lass mich nie wieder los…// Schuldig unterbrach den süßen Kuss, sah seinem Liebsten tief in die Augen. "Nie wieder, ich versprech's!", raunte er heiser. "Komm mit!", forderte er dann den Braunhaarigen auf, legte seinen Arm um dessen Schulter und führte ihn so aus dem Park. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und wollte vor lauter Glück fast zerspringen. Er hatte tatsächlich Ken wieder! Und dieser zitterte noch immer am ganzen leib. Das Bild von Yohji und seinem Geliebten wollte nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden und vielleicht sollte er darüber einfach mal mit dem Weiß-Playboy sprechen. Doch nicht jetzt. „Wohin…?“, fragte er stattdessen und klang dabei fast schon etwas unsicher. "Dahin, wo ich dich schon damals mitnehmen wollte... In unsere Wohnung", erklärte er mit einem niedlichen Lächeln. So schnell wollte er den jungen Weiß jetzt nicht wieder hergeben. Noch dazu hatte er ja ein Geschenk für ihn, auch wenn er nicht gewusst hatte, wie er es ihm hätte geben sollen... Aber dieses Problem hatte sich ja jetzt erübrigt. Ken hob die Brauen. „Ehm… Wohnung? Ich… wir haben eine Wohnung??“ erstaunt und verwirrt zugleich sah er Schuldig an, ließ sich aber von ihm führen. Was um alles in der Welt sollte denn das jetzt werden? Seit wann um alles in der Welt hatten sie beide eine Wohnung? Doch schließlich machte Ken sich daran sich den Weg zu merken. Noch immer unsicher und verwirrt schmiegte er sich leicht an den älteren und versuchte sein zittern zu unterdrücken. "Ich wollte sie dir schon an unserem Geburtstag zeigen...", gab der Ältere zurück. Während sie das kurze Stück bis zu dem Hochhaus, in dem er tatsächlich eine kleine Wohnung für sie gemietet hatte, gingen, streichelten seine Finger automatisch über Kens dicke Jacke. Leicht musste der Japaner lächeln und senkte den Blick dann aber auf den Schnee schaute. „Wow…“, murmelte er und lehnte sich noch ein stück näher an den anderen bevor er wieder aufsah und schließlich das Haus musterte, vor dem Der Telepath mit ihm stehen blieb. „Seit wann… hast du sie schon?“ "Seit kurz vor meinem Geburtstag. Ich wollte einen Ort für uns, an dem wir ungestört sind", erklärte der Orangehead leise. "Schau sie dir an. Bitte." Was er tun würde, wenn Ken nun doch einfach gehen würde, weil ihm das zu plötzlich kam, wusste der Telepath nicht. Er konnte nur hoffen, dass seine Träume, die er damals gehabt hatte, jetzt in Erfüllung gehen würden. Ken biss sich leicht auf die Unterlippe und nickte dann leicht. „Ja… natürlich werde ich sie mir ansehen…“, murmelte er und trat mit Schuldig in das große Gebäude ein. Auch her sah er sich wieder um. Die Reihe der Briefkästen wies zum Schluss sogar einen Kasten mit ihren beiden Namen auf. Schmunzelnd strich er im Vorbeigehen darüber und stampfte sich dann erst mal den Schnee von den Stiefeln. Ein wenig nervös fummelte der Deutsche den Schlüssel aus seiner Tasche, ging dann mit Ken, den er immer noch im Arm hielt, auf den Aufzug zu und ließ sich mit seinem Liebsten in den neunten Stock bringen. Zittrig schloss er die Tür auf und ließ den Anderen eintreten. Ungeduldig wartete er, bis sich Ken ein wenig umgesehen und sich einen ersten Eindruck verschafft hatte. Langsam trat Ken in die Wohnung ein und seine braunen Augen glitten über die üppige Zimmereinrichtung. Nicht sonderlich groß, aber perfekt für zwei. Es war gemütlich und schön und Ken gefiel sogar die Einrichtung. Nur kam es ihm fast ein bisschen zu ordentlich vor, als wenn Schuldig nicht einmal hier gewesen war. Eine Träne rann über seine Wange, doch hastig wischte er sie weg und blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Die vollkommen verglaste Wand nach außen hin, bot einen wunderschönen Blick über die Dächer und als er den Kachelofen entdeckte musste er schmunzeln. Er sah sich und Schuldig schon jetzt gemütliche Abende hier zusammen verbringen. Langsam wandte er sich wieder zu dem Deutschen um und zog die Jacke aus. Mit einem Lächeln kam er wieder zu dem anderen. „Sie ist… echt wunderschön…“ Ken hatte mit seiner Vermutung recht - Schuldig hatte keinen Grund gesehen, sich ohne Ken in der Wohnung aufzuhalten. Aber das änderte sich ja gerade... "Ich bin froh, dass sie dir gefällt", meinte er leise. Seine Augen leuchteten vor Freude, als er sah, dass Ken seine Jacke auszog und auf ihn zukam. Es kam ihm vor wie in einem Traum, als er Ken so nah vor sich hatte, dass er ihn einfach wieder küssen musste. "Bleib hier. Bleib bei mir!", bat er leise. Leicht biss sich Ken wieder auf die Unterlippe und senkte den Blick dann. „Ich weiß nicht ob… ich das kann… heute Nacht hier bleiben, meine ich…“, kam es leise von ihm. „Die anderen werden sich wundern wo ich stecke und ich muss noch Gestecke fertig machen…“ Verzweifelt stellte er fest, dass das alles nur ausreden waren um nicht hier bleiben zu müssen. Mit einem nach Verzeihung heischenden Blick sah er auf. „Schu ich…“ Der Telepath seufzte schwer auf. Er hatte schon verstanden. Langsam ließ er den Kleineren wieder los. "Schon okay", gab er kaum hörbar zurück. Klar konnte Ken die letzte Zeit nicht einfach wegwischen und vergessen. Aus einer Schublade eines kleinen Kästchens nahm er einen zweiten Schlüssel. "Der gehört dir ... wenn du ihn willst." Auf der offenen Hand hielt er dem Brünetten den kleinen Gegenstand hin. Schuldgefühle machten sich in Ken breit. Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass er diese eigentlich nicht zu haben brauchte. Immerhin hatte Schuldig den Mist verbockt, oder besser gesagt Yohji. Egal wer – er nicht. Dann senkte er den Blick auf die Hand des anderen und mit einem Lächeln nahm er den Schlüssel dann sanft an. „Danke…“ Lächelnd sah er wieder auf und küsste den Deutschen kurz zärtlich. „Wirst du morgen… hier sein?“ Weihnachten – Zuhause wollte er es nicht feiern. Aya würde sich in seinem Zimmer einschließen und lesen oder sonst was alleine tun, Omi war sicher bei seiner neuen Flamme und Yohji – na mit dem wollte er ohnehin nicht feiern. Aber Schuldig… Sie würden sich sicher einen schönen Weihnachtstag machen können… Ganz langsam nickte der Deutsche. "Ja, ich werde morgen hier sein..." 'Und auf dich warten', fügte er in Gedanken an. Wie jeden Tag in letzter zeit. Jede einzelne Stunde davon hatte er auf ein Wort von Ken gewartet, hatte sich mit jeder Minute mehr in seine Verzweiflung gestürzt. Eine ganze Weile stand Ken einfach nur schweigend da und sah den anderen an. Er trieb in Gedanken davon, versank in den grünen Augen die er so sehr liebte. Langsam kam er wieder einen Schritt näher, ließ den Schlüssel in die Hosentasche gleiten und legte die Arme um die Taille seines Geliebten. „Ich liebe dich, Schu… Ich hab es die ganze Zeit getan…“, hauchte er und lehnte die Stirn an die Brust des größeren und schloss die Augen. Auch Schuldig schloss die Augen, um das aufkommende Brennen in seinen Augen zu unterdrücken, und schluckte hart. "Ich liebe dich auch", brachte er endlich heraus. Dann griff er noch einmal in seine Tasche. Warum er Kens Geschenk heute bei sich trug, wusste er nicht. Aber er war froh, dass er es tat. Lächelnd hielt er dem Kleineren eine kleine Schatulle unter die Nase. Er öffnete die Augen wieder und sah auf die kleine Schachtel. Sein Herz schien stehen bleiben zu wollen. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Wen da das drinnen war, wonach es aussah, dann würden ihm gleich die Beine wegklappen. Mit leicht zitternden Fingern nahm er die Schatulle entgegen und hob das Gesicht. Unsicher sah er Schuldig an. Sein Blick glitt leicht ins fragende über. „Was…“ "Dein Geburtstagsgeschenk", erklärte der Größere geduldig, als müsste er seinen Liebling daran erinnern, was heute für ein Tag war. "Und wenn du's nicht aufmachst, wirst du nie erfahren, was drin ist, ich werd's dir nämlich nicht verraten." Hart schluckte Ken und sah wieder hinunter auf das Kästchen. Sein Denken raste. Doch er wusste, dass er es aufmachen musste, auch wenn ihm jetzt schon schwindelig bei dem Gedanken wurde. //Mach dich nicht selbst verrückt, Hidaka!//, mahnte er sich dann und langsam öffnete er das Schächtelchen. Sein Herz schlug ihm in der Kehle und seine Beine schienen tatsächlich nachlassen zu wollen. Der Telepath suchte Kens Blick, als der die kleine Schachtel endlich geöffnet hatte und ihm die beiden Ringe entgegenfunkelten. Die Aufregung von vorhin flutete wieder durch seinen Körper, er hoffte, dass er seinen Liebsten damit jetzt nicht heillos überforderte. Kurz überlegte er, was er sich dabei gedacht hatte... Er hatte sich von seinen Gefühlen leiten lassen, die für Ken immer noch ungebrochen waren. Das war das Ende. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen in dem Kens letztes Stündchen geschlagen hatte. Er würde sterben. Hier und jetzt. Sein Herz schlug nicht mehr. Seine Lungen pumpten kein Sauerstoff mehr. Ihm wurde schwindelig. Alles schien sich zu drehen. Nur die Ringe nicht. Fest starrte er auf das glitzernde Gold und hatte tatsächlich aufgehört zu atmen. Nur eine Statur war er wie er dastand und auf die Ringe starrte. Schuldig sah mit Entsetzen die atemlose Starre des Jüngeren. "Ähm... Ken? Wenn sie dir nicht gefallen... tausch ich sie auch um...", begann er schwach. Innerlich betete er, dass sein Liebster die Ringe nicht zurückweisen würde. Vielleicht war es nach ihrem Streit doch noch viel zu früh für so eine saudämliche Aktion. Am liebsten hätte sich der Schwarz geohrfeigt, schon spürte er sein Herz in tausend Scherben springen. Hastig schnappte Ken nach Luft und sackte erst mal nach hinten in den Sessel. Doch seine Augen klebten noch an den Ringen. Was um alles in der Welt sollte das bedeuten? Das wonach es aussah. Sein Herz schmerzte schon, so schnell schlug es noch immer. Was sollte er denn jetzt machen? Das ging eindeutig alles viel zu schnell. Sein Denken war so heftig, dass er nicht mal spürte, wie Tränen über seine Wangen rannen und er wieder stark zu zittern anfing. Die Ringe waren wunderschön, das stand außer Frage. Aber er sollte einen von ihnen tragen? ER? Und Schuldig den anderen?? Mit einem tieftraurigen Blick ging der Deutsche vor seinem Liebling in die Hocke. "Ken, hör zu", begann er mit brüchiger Stimme. "Du brauchst ihn nicht tragen. Nimm ihn einfach nur mit, ja? Vielleicht willst du ihn irgendwann mal... Dann ist es immer noch früh genug. Nur.. bitte... nimm ihn an." Unsicher sah er nun auf und in die Augen des anderen. Er wusste nicht was er tun oder sagen sollte. Also nickte er nur und nahm dann die Hand des anderen. Langsam und mit zittrigen Fingern streifte er ihm das Schmuckstück an den Ringfinger der linken Hand. Sanft küsste er dann den Ring an der Hand seines Geliebten. Eine Gänsehaut überkam ihn und zitternd ließ er dann die Hand des anderen los. „Ich will… ihn tragen…“ Jetzt war es Schuldig, der die Luft anhielt. "Bist du dir sicher?", wollte er tonlos wissen. Auch seine Finger waren nicht ruhig, als er den zweiten Ring aus dem Kästchen nahm und ihn Ken liebevoll überstreifte. Dann sah er ihm fest in die Augen. "Ich liebe dich", wiederholte er kaum hörbar. Er nickte nur leicht und rang sich zu einem Lächeln durch. Doch wirklich sprechen konnte er noch immer nicht. Die Nagst, dass nur irgendein zusammenhangloses Zeug dabei hervorkam war viel zu groß. Zur Antworte küsste er Schuldig nur noch einmal. Seien salzigen Lippen fanden die des anderen und er zog ihn sanft näher. Glücklich nahm der Telepath seinen Freund in die Arme und erwiderte nur zu gern den zärtlichen Kuss. Seine Finger glitten durch das weiche braune Haar, streichelten über die zarte Haut der Wangen. "Du wolltest doch gehen...", erinnerte er seinen Liebsten nach einer Weile leise. Langsam löste sich Ken wieder und nickte leicht. „Ja…. Ich geh ja schon…“, lächelte er und küsste Schuldig noch mal auf die Stirn. Jetzt bekam er das Lächeln nicht mehr von den Lippen. Er zog sich die Jacke wieder an und immer wieder glitt er mit dem Daumen über den Ring. Es war wahr. Der Ring war da. Und er? Verlobt…? Wieder machte sich bittere Enttäuschung in Schuldig breit. Er hatte so sehr gehofft, dass Ken jetzt doch bei ihm bleiben würde... Aber er würde den Jüngeren nicht davon abhalten, zu gehen. "Wann kommst du morgen?", wollte er wissen, nachdem er sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Leicht biss sich Ken auf die Unterlippe als er merkte, dass Schuldig wieder enttäuscht war. „Hey…“ Sanft zog er ihn auf die Beine und sah ihm in die Augen. Dann lächelte er leicht und blickte noch mal auf den Ring. „Spätestens zum Frühstück… Ich bring dann Brötchen mit…“ Seine Hand glitt durch das Haar des anderen und ihm war anzusehen, dass er allmählich wieder sicherer wurde und das Zittern nachließ. Schuldig nickte leicht. "Ich werde dann am Besten gleich hier bleiben und auf dich warten", entgegnete er. Er wollte seinem Schatz jetzt kein schlechtes Gewissen verpassen und erst recht nicht mit einer dummen Überreaktion den morgigen Tag gefährden. "Ich freu mich schon!", lächelte er Ken an, auch wenn das Lächeln ein wenig gezwungen wirkte. Aber bis morgen war es ja nicht mehr lange. Und dann hatte er seinen Liebsten wieder bei sich. Für eine lange Zeit... Ein leises Seufzen kam von dem Japaner. Er legte eine Hand an die Brust des anderen und trat näher an ihn heran. „Bringst du mich noch ein Stück?“, fragte er unsicher. Er wollte nicht, dass Schuldig dachte, Ken wolle ihn so schnell wie möglich wieder loswerden. Denn auch wenn das alles jetzt etwas schnell ging, so wollte Ken die vermisste Nähe des Telepathen durchaus spüren. Und morgen würde er das, nachdem er alles erst mal in seinem Kopf sortiert hatte. "Klar!", nickte Schuldig schnell und streifte auch schon wieder seinen Mantel über. So hatte er wenigstens die Möglichkeit, noch für eine kurze Weile bei seinem Liebsten zu sein und dessen Gegenwart auszukosten. Draußen hatte es wieder zu schneien begonnen, den Gehweg und die Strasse bedeckte ein weißer Schleier und vermittelte dem Telepathen ein Gefühl von Wunderland. Ein Lächeln breitete sich auf Kens Zügen aus und er setzte einen Kuss auf die Brust des größeren. Gleich darauf schnappte er sich seien Jacke und zog diese wieder an. Er vergewisserte sich noch, dass sein neuer Haustürschlüssel da war wo er hingehörte und schob ihn noch ein wenig tiefer in die Tasche. „Dann los…“ Sanft nahm er die Hand des anderen und zog ihn wieder mit sich. Dabei streichelte er mit dem Finger ein wenig über den Ring seines Geliebten und musste wieder lächeln. Nur leicht, aber glücklich. Langsam schlenderte Schuldig mit Ken an der Hand über die verschneiten Strassen. Zum Glück eilte es nicht wirklich, dass der Braunhaarige ins Koneko kam, denn schneller zu gehen wäre wegen dem rutschigen Untergrund unmöglich gewesen. Trotzdem waren sie viel zu schnell an der Ecke angelangt, an der sie sich verabschieden mussten. Entgegen jeglicher Vorsicht zog der Telepath seinen Schatz noch einmal an sich und küsste ihn liebevoll. "Bis morgen!", raunte er ihm dann leise ins Ohr. Leichte Traurigkeit streifte sein Herz, als er anschließend zusah, wie Ken über die Strasse lief. Von Ken war nur noch ein leichter Kuss und ein lächelndes Nicken gekommen, als er sich dann auch schon abwandte und davonging. Noch nicht ganz auf der anderen Seite angekommen drehte er sich noch einmal winkend um. Sein Verhängnis. Seien Schuhsolen versagten ihren job und Ken landete auf dem hintern. „Hmpf.. Alles okay…“, beruhigte er seinen Schatz dann auch gleich und richtete sich wieder auf. Kens glückliches lächeln war das Letzte was Schuldig noch sehen konnte, bevor das Quietschen von Bremsen und das laute Zetern eine Hupe sie beide zusammenfahren ließ. Schmerz… Ken segelte mit ungeheurer Kraft über die Motorhaube eines weißen Kleinwagens und als er wieder auf der Straße aufschlug, verfärbte sich der Schnee um ihn her dunkelrot. Der Japaner rührte sich nicht mehr… "KEN!" Schuldigs Schrei hallte laut durch die Dämmerung. Schneller als es gut war rannte er auf die am Boden liegende Gestalt zu. Sein erster Impuls war, ihn einfach in seine Arme zu reißen. Doch er wusste genug von Verletzungen, um sich in letzter Sekunde selbst davon abzuhalten. Atemlos und mit Tränen in den Augen starrte er auf seinen Freund, der reglos da lag. Entfernt hörte er das Aufheulen eines Martinshorns, brachte es aber nicht mit Ken in Verbindung. Sein Denken setzte einfach aus.... ~*~tbc~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)