How To Kill An FBI Agent von SeiKaze (A Birthdaypresent) ================================================================================ Day 01 ------ Abwesend starrte Raito aus dem Fenster des Klassenzimmers. Kurz nachdem er den Namen seines Verfolgers herausgefunden hatte, war dieser verschwunden. Anscheinend hatte er sich wirklich unauffällig genug verhalten, so dass selbst ein FBI Agent nichts Ungewöhnliches an ihm gefunden hatte. Gut so. Jetzt musste er nur noch Penbar und die anderen Agents aus dem Weg räumen. Dafür hieß es erst einmal recherchieren, was nicht ganz so einfach werden würde wie es vielleicht klingen mochte. Nur weil Penbar ihm nicht mehr folgte und Ryuk keinen anderen Verfolger festgestellt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er nicht mehr beobachtet wurde. Aber gut. Es half ihm trotzdem, dass er nicht mehr verfolgt wurde. Und es würde auch nicht lange dauern bis er die Informationen hätte, die er über Ray Penbar haben wollte. Einen Plan, um ihn und die anderen Agents los zu werden, hatte er ja schon. Nur der geeignete Ort fehlte ihm noch. Auf seinem Heimweg machte er sich genau darum Gedanken. Dass er Penbar ausnutzen würde um die anderen Agents zu töten, stand schon fest, ebenso wie die Tatsache, dass Penbar gemeinsam mit seinen Kollegen sterben würde. Jedoch musste er aufpassen. Auf offener Straße würde es zu sehr auffallen, sollte der Agent stehen bleiben, um etwaige Befehle seinerseits auszuführen. Auch musste er in Betracht ziehen, dass die Plätze die er sich aussuchte mit Kameras bespickt waren… Ohne auch nur weiter darüber nachzudenken lief Raito die Treppen zur U-Bahn hinunter, bezahlte sein Ticket und stieg in den Zug ein, der ihn nach Hause bringen würde. Wo sollte er Penbar sterben lassen? fragte er in Gedanken sein Spiegelbild, das ihn ernst vom Fenster her ansah. Irgendwo, wo es keine oder nur wenige Kameras gab. Irgendwo, wo Penbar in Bewegung war, aber trotzdem die Ruhe hatte die Namen seiner Kollegen aufzuschreiben. Irgendwo- Raito stockte und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er ließ seinen Blick durch den Zug schweifen. Manche Leute redeten, doch die Meisten beschäftigten sich mit sich selbst. Keiner hier interessierte sich für Jemand fremden. Es war einfach perfekt. Nun gab es nur noch einige Details zu klären. Zuerst einmal musste er Penbars Hintergrund recherchieren: Seine Familie, seine Freunde und – ganz wichtig – wo in Tokio er momentan wohnte, ob er alleine hier war oder, wenn nicht, wie viele Personen ihn begleiteten. Die letzten zwei Punkte waren nicht ganz so wichtig und auch die ersten beiden würde er entbehren können. Doch Penbars momentaner Wohnort war etwas Anderes. Schließlich musste er die Haltestelle festlegen, an der Penbar einsteigen würde, um ihn abzufangen. Andererseits… Auch der Wohnort war keine unbedingt nötige Größe. Sie würde alles nur etwas vereinfachen. Immer noch grinste er, als die Türen der U-Bahn schließlich aufgingen und er den Zug verließ. Er hatte noch ganze fünf Tage. Mehr als genug Zeit herauszubekommen, was er wissen wollte. Die Haustüre gab ein leises Klacken von sich, als er den Schlüssel herumdrehte und sie öffnete. „Ich bin zu Hause!“ „Willkommen zurück, Raito! Das Essen ist bald fertig.“ Raito hatte gar nicht mehr auf die Worte seiner Mutter gewartet, sondern war direkt nach oben in sein Zimmer verschwunden. Sein Sicherheitssystem hatte er kontrolliert. Es war immer noch intakt. Weder das Stück Papier noch die Bleistiftmine hatten gefehlt und letztere war auch nicht kaputt gewesen. Also war niemand in seinem Zimmer gewesen – auch nicht seine Mutter. Zufrieden stellte er seine Schultasche beiseite und setzte sich an den Schreibtisch. Wie immer war das Death Note in seiner Schublade versteckt und wie fast jeden Tag nahm er es aus seinem Versteck heraus und schlug es auf. Hinter sich hörte er Ryuk, der es sich scheinbar wieder auf seinem Bett bequem gemacht hatte und Äpfel aß, doch das störte ihn schon lange nicht mehr bei seiner ‚Arbeit’. Und diesmal wären es sogar eher Tests, als wirkliche Arbeit. Natürlich würde er neue Verbrecher in sein Death Note schreiben, aber diesmal galt es vor allem, gewisse Dinge herauszufinden. Das würde er zuerst erledigen und dann seine Recherchen hinsichtlich Penbar selbst fortsetzen; und wenn er Glück hatte, wären die Ergebnisse seiner Tests schon heute Abend im Computer seines Vaters. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Eigentlich brauchte er dazu nicht einmal Glück. So gut wie die Polizei informiert war, wäre es sicher, dass die Ergebnisse heute Abend schon im PC seines Vaters stehen würden. Er blickte auf die leere Seite des Death Notes, das unschuldig vor ihm auf dem Schreibtisch lag und fing an zu schreiben. Zuerst ließ er eine Zeile aus, dann kamen die Todesursache, ein Datum und weitere Konditionen. Kein Name. Noch nicht. Das wiederholte er einige Male, ehe er den Fernseher und seinen Computer einschaltete. Jetzt fehlten nur die Verbrecher, deren Namen er über die Tode setzen würde und auch diese hatte er bald gefunden. Nachdem er ihre Namen eingetragen hatte, klappte er das Death Note zu und versteckte es wieder in seiner Schublade. Jetzt hieß es erstmal warten. Aber er hatte ja genug zu tun, während er wartete. Nämlich sich über sein Opfer zu informieren… Einige Stunden später schaltete Raito seinen PC plötzlich aus und erhob sich. „Was hast du vor, Raito?“ Raito sah schmunzelnd zu Ryuk, der sich auf dem Bett aufgerichtet hatte. „So neugierig, Ryuk?“ Raito lächelte. „Ich gehe noch etwas einkaufen.“ Verdutzt sah der Shinigami Raito hinterher, ehe er sich beeilte ihm zu folgen. Dass Raito so spät noch mal das Haus verließ, konnte nur heißen, dass er etwas vorhatte. Auch Raitos Mutter war verwirrt, als ihr Sohn seine Schuhe anzog und scheinbar noch einmal fort wollte. „Raito? Wo willst du hin? Dein Vater kommt bald nach Hause.“ „Sorry, Mum, ich habe heute Mittag vergessen etwas für die Schule zu besorgen. Ich bin bald wieder zurück.“ „Aber Raito!“ Doch Raito ließ sich nicht zurückhalten, sondern zog sich nur seine Jacke über, ehe er, gefolgt von Ryuk, das Haus verließ. „Ne, Raito?“ Sie waren einige Zeit lang still die Strasse entlang gelaufen, bis Ryuk es vor Neugier nicht mehr ausgehalten hatte. „Was ist denn, Ryuk?“, fragte Raito in aller Ruhe und schmunzelte leicht, da er ahnte, was Ryuk fragen würde. „Wohin gehen wir eigentlich?“ „Zum Einkaufen, das habe ich doch schon gesagt.“ „Und was willst du einkaufen?“ Raito lachte leise, bog um eine Straßenecke und steuerte auf einen U-Bahn-Eingang zu. „Das wirst du gleich sehen, keine Sorge.“ Sie fuhren einige Stationen mit der U-Bahn in Richtung Shibuya, ehe Raito ausstieg und einen der vielen Convinis betrat, die es in Tokio gab. Er hatte diese Station und diesen Laden zufällig gewählt, damit man keine Rückschlüsse auf ihn ziehen konnte. Das war eben der Vorteil der Convini-Märkte: Jeder Convini führte alles. So fand er auch, was er gesucht hatte: Ein Funkgeräteset mit Kopfhörern, die so klein waren, dass man sie nur allzu leicht übersehen würde. Zwar waren die Funkgeräte nicht mehr als Spielzeuge, aber für ihn waren sie genau richtig. Zusammen mit einem Schulheft, einigen Stiften und einem Apfel bezahlte Raito die Funkgeräte und verließ den Laden. Er hatte was er wollte. Es war immer wieder erstaunlich, was Convinis alles in ihrem Sortiment hatten. Schmunzelnd drehte er den Apfel in seinen Händen während er die Tasche mit den Anderen Sachen schulterte und sich wieder auf den Rückweg machte. In einer leeren Straße warf er ihn schließlich hoch, so dass Ryuk ihn fangen konnte. Haustierfütterung. „Ne, Raito? Was hast du mit den Funkgeräten vor?“ Raito grinste etwas und warf einen Blick über die Schulter. „Willst du dir wirklich den Spaß verderben, Ryuk? Wenn ich es dir jetzt sage, fehlt später doch die Spannung.“ „Hmmm…“ Ryuk schien wirklich über diese Worte nachzudenken und das brachte Raito nur noch mehr zum Grinsen. Er wartete nur auf eine bestätigende Antwort. Er wusste, dass Ryuk neugierig war. Aber der Shinigami war auch verspielt und schnell gelangweilt. Er würde sich nicht selbst die Spannung vorwegnehmen, sondern eher später alles genau beobachten um seine Neugier zu befriedigen. „Sie sind für Sonntag, wie du dir vielleicht denken kannst.“, fügte er schließlich noch hinzu, damit Ryuk sah, dass er es früher oder später sowieso herausfinden würde. Und wie er es erwartet hatte, blieb Ryuk still. Diese Stille nutzte Raito, um sich in der U-Bahn den Fahrplan zu Gemüte zu führen. Zwar hatte er sich den Plan schon auf dem PC angesehen, doch es schadete ja nichts, noch mal zu überprüfen, ob seine Überlegungen richtig waren. Es stand zumindest schon fest, welche Linie er nehmen würde. Die Yamanote-Linie in Richtung Shibuya. Die gleiche Linie, mit der er gerade fuhr. Diese Linie war einfach die unauffälligste, hatte er für sich selbst entschieden. Nach Shibuya fuhren tagtäglich abertausende von Leuten um einzukaufen, sich mit Anderen zu treffen oder ähnliches. Außerdem war die Yamanote-Linie eine der längsten Linien im U-Bahn-Verkehr und das bedeutete, dass es nicht auffallen würde, wenn jemand länger als eine halbe Stunde im Zug verbrachte. Raito war zufrieden mit sich. Er hatte immer noch fünf Tage und ein Großteil seines Plans stand schon auf festen, durch Details ummauerten Beinen. Das Ganze konnte nur gelingen. ~~~~~~~ Als Raito die Augen öffnete, sah er durch ein Fenster auf die Straße. Er saß in einem Bus, das wurde ihm mit einem Mal bewusst und es verwirrte ihn. Hatte er nicht gerade eben noch in seinem Bett gelegen und ge- Halt. Langsam ließ er seinen Blick durch den Bus schweifen, der einfach nur still auf der Stelle stand. Er war leer. Also träumte er wirklich. Er wartete einen weiteren Augenblick, ob nicht irgendetwas passieren würde, ehe er sich erheben wollte. Doch eine Hand auf seinem Arm hielt ihn zurück. „Du solltest nicht aufstehen!“, zischte eine leise, Raito wohlbekannte Stimme in sein Ohr. Penbar. „Ach und warum nicht?“ Er sah nach hinten, blickte direkt in die ernsten Augen des FBI Agents. „Hast du diesem Kerl nicht zugehört? Er wird jeden erschießen, der sich rührt! Sei froh dass er uns nicht bemerkt hat, Junge!“ Junge. Gedanklich schnaubte Raito, ließ sich davon aber nichts anmerken, sondern sah nach vorne. Außer ihm und Penbar war niemand in diesem Bus... Aber auch Penbar war bis vor wenigen Sekunden nicht da gewesen. „Und was schlagen sie dann vor, Sir?“, fragte er ruhig, aber mit leicht sarkastischem Unterton, ohne sich von Penbar aus der Ruhe bringen zu lassen. Er träumte nur; und Träume konnten einem nichts anhaben. „Ich habe eine Waffe... Wenn er nahe genug heran gekommen ist, werde ich ihn überwältigen.“ Es war fast genau so wie es wirklich geschehen war. Sollte er mitspielen? Er sah in Penbars Gesicht, der ihn abwartend und immer noch ernst ansah. Eigentlich war es interessant. Sein Gegenüber wartete auf eine Antwort, die er im wahren Leben dringend gebraucht hätte. Hier konnte Raito sich alle Zeit der Welt lassen um entsprechend zu reagieren. „… und was wenn sie einer seiner Komplizen sind?“, entgegnete er ruhig und verengte die Augen etwas. „Was beweißt mir, dass ich ihnen vertrauen kann?“ Penbar sah ihn etwas überrascht an und Raito wartete schon auf die gleiche Reaktion, die er zuvor von Penbar bekommen hatte. Doch er bekam sie nicht. Stattdessen erschien plötzlich ein Lächeln auf den Zügen des FBI Agents. „Warum brauchst du einen Beweis? Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst, Raito...“ Perplex sah Raito Penbar an. Was sollte das denn nun wieder heißen?! Doch Raito fing sich recht schnell wieder. Das ganze war nur ein absurder Traum; und abgesehen davon hatte Penbar in gewisser Weise ja recht: Raito wusste, dass er ihm in diesem Fall vertrauen konnte. Umgekehrt war das ja eher weniger der Fall. Wieder glitt sein Blick durch den leeren Bus, ehe er Penbar ansah und nickte. „Gut, ich vertraue ihnen.“ Anders würde er wahrscheinlich nicht weiter kommen. Raito sollte Recht behalten. Denn kaum dass er Penbar sein Vertrauen ausgesprochen hatte, erschien eben jener Verbrecher den er geschickt hatte, Osoreda Kiichirou, mit einer Waffe in der Hand vorne im Gang. „Hey! Was flüstert ihr da hinten?! Ich sagte keiner soll sich rühren!!“ Mit erhobener Waffe kam Kiichirou auf sie beide zu, zielte erst auf Penbar, dann auf Raito. „Worüber habt ihr geredet?? Glaubt ihr, ihr könnt es mit mir- Argh!!“ Penbar hatte die Gelegenheit genutzt und war aufgesprungen, hatte sich auf den Verbrecher gestürzt, um ihm die Waffe zu entringen. Aber es klappte nicht so, wie es hätte klappen sollen. Die beiden Männer rangen miteinander und plötzlich fielen Schüsse. Penbar taumelte getroffen zurück, ehe er kraftlos zu Boden sank. So einfach konnte Ray Penbar also sterben... Keinen Augenblick später war Raito bei ihm. Es war nicht er gewesen, der seinem Körper befohlen hatte den Agent aufzufangen und doch hielt er ihn nun in seinen Armen, spürte wie das Blut von seinen Klamotten aufgesaugt wurde. Man konnte richtig sehen, wo Penbar von den Kugeln getroffen worden war, denn mitten auf der Brust prangte eine Wunde – direkt auf seinem Herzen. Verwirrt beobachtete Raito wie langsam immer mehr das Leben aus Penbars Körper entwich, wie der Agent immer schwächer wurde und doch am Ende noch einmal eine blutige Hand hob, die er auf Raitos Wange legte. „Raito...“ ~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)