Freunde, Feinde & Geschwister von Idris (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Shake those hips, boy! [Joey, Tea] --------------------------------------------- Personen: Joey, Tea Anmerkung: Wunschfic für Nana. Warnungen: silly, com „Joey … verdammt, du HAST Hüften. Ich weiß es. Also, benutz sie endlich!” „Wie … wa-?“ Schockiert klappte Joey den Mund auf. Und wieder zu, als ihm klar wurde, dass es keine gute Idee war, mit Tea zu argumentieren, wenn sie etwas ernst nahm. „Das muss viel geschmeidiger werden. Das ist doch kein Zweikampf“, fuhr sie fort und griff sich seufzend an die Stirn. „Du musst mich nicht zu Boden ringen, um zu gewinnen. Es gibt hier nicht mal einen Gewinner!“ Er nickte skeptisch. Vielleicht war genau das sein Problem. Wer machte schon etwas, wo man nicht gewinnen konnte? Was hatten Mädchen für einen seltsamen Spaß an Dingen, wo man nicht der Beste sein konnte? „Kein Gewinner“, wiederholte er brav. Trotzdem zuckte er entsetzt zurück, als Tea ihre Hände erneut an seine Hüften legte. „Wackel damit“, befahl sie streng. „Du hast sie ja nicht alle!“ ächzte er und spürte wie er rot anlief. „Ich … wackel nicht!“ „Du musst aber wackeln. Du bist ganz verspannt.“ „Aber dann nimm erst … los, nimm die Hände weg!“ Hastig wedelte er ihre Hände beiseite und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Oh man, seine Hüften waren eine sehr private, persönliche … Intimzone! Da konnte sie doch nicht einfach dran herumgrabbeln. Inzwischen zweifelte er stark daran, dass es einer seiner brillanteren Momente gewesen war, als er Tea gebeten hatte, ihm Tanzen beizubringen. Er war einfach nicht gewohnt, irgendwen liebevoll im Arm zu halten und nebenbei noch wild mit allen Körperteilen zu kreisen und zu wackeln. Wie stellte sie sich das vor? Wenn Leute ihm sonst so nahe kamen, wollten sie normalerweise nur eins, nämlich ihn eine blutige Nase hauen. Da wurde man eben skeptisch mit der Zeit. Er holte tief Luft und ließ erst mal den Kopf kreisen, bis er das befriedigende Knacksein seines Nackens hörte. Dann schlenkerte er zur Sicherheit mit den Armen und den Beinen … und sämtlichen anderen Körperteilen, die ihm einfielen. Tea grinste breit. „Denk daran, dass du nicht mit mir boxen willst, mein Junge.“ Joey warf ihr einen schiefen Blick zu, bevor er den Kopf senkte und konzentriert auf seinen Schritt starrte. Nichts passierte. Seine Stirn furchte sich vor lauter Anstrengung, während er versuchte sein Becken dazu zu bringen, zu kreiseln wie das von Elvis. Los, beweg dich! befahl er mental, in der vagen Hoffnung, das würde reichen. Seine Hüften zuckten nicht einmal. Sie hielten das ganze offensichtlich für eine saublöde Idee. „Joey, was genau wird das?“ „Ich wackel, man!“ „Tust du nicht.“ „Tu ich doch. Ich wackel eben … innerlich.“ „Hm …“ Tea klang nachdenklich. „Das ist ein Problem.“ „Ich hab dir gleich gesagt, ich kann das nicht!“ Joey klang defensiv und verschränkte abwehrend die Arme. Er wollte nicht vor ihr dastehen wie ein Idiot. Er hasste es, wenn er dastand wie ein Idiot und das passierte ihm weiß Gott, oft genug. Aber sie war seine beste Freundin und sie war generell ziemlich in Ordnung, und es war weniger peinlich nur vor ihr blöde dazustehen, als am Samstag vor der gesamten Schule, wenn der blöde Tanzball anfing. Zumindest ein bisschen weniger peinlich … Überrascht sah er auf, als plötzlich leise, rhythmische Musik ertönte. Tea drehte an ihrem CD-Spieler herum. „Wir brauchen Musik“, erklärte sie zufrieden. „Ohne Musik kein Rhythmus.“ Das klang logisch. Musik war gut. Nur seine Becken wollte immer noch nicht anfangen zu kreiseln. Sie stellte sich verdächtig dicht vor ihn und er blickte skeptisch auf sie hinab. Sie konnte so unglaublich bossig sein, dass er manchmal ganz vergaß, wie viel kleiner sie war. Aber ihr dunkler Scheitel reichte ihm tatsächlich nur bis zum Kinn. Zumindest ohne die hohen Absätze. Sie griff nach seiner Hand und platzierte sie geschickt auf ihre Taille. Joey japste nach Luft. „Guck nicht so erschrocken, ich beiße nicht.“ „Uh …“ Das mit dem Beißen war sein geringstes Problem. Aber sie war ein Mädchen …und sie war doch Yugis Mädchen und er hatte grade seine Hände auf ihrer Taille und irgendwie … oh man. Oh man. Das war moralisch alles sehr zweifelhaft. „Tea, hör mal …“ „Stell dir einfach vor, du willst jetzt nichts gewinnen“, sagte sie geduldig. „Du willst mich nicht zu Boden schmeißen. Wir sind keine Gegner und der Stärkere kriegt keinen Preis, ja? Du kriegst nur Minuspunkte, wenn du mir auf die Füße trittst.“ „Klar. Kann ich mir merken.“ Er nickte. Sie lauschte einen Moment lang auf die Musik, dann begann sie behutsam ein wenig im Rhythmus mitzuschwingen. Ihre Hüften streiften seine und er musste sich praktisch mit ihr bewegen, und sei es nur um ihr auszuweichen. „Ja, ganz genau … ein bisschen weniger panisch vielleicht, aber Tendenz in die richtige Richtung.“ „Ich … bin nicht … panisch.“ Joey hatte die Zungenspitze zwischen die Lippen geklemmt und versuchte eifrig alles im Auge zu behalten. Arme, Beine, Hüften, Tea … heilige Scheiße. „Waah, hey! Nicht so schnell!“ „Joey, wir stehen praktisch noch.“ Aber sie klang, als würde sie lachen und von daher war es okay. Er wusste nicht so ganz wohin mit Armen, Beinen und definitiv nicht kreiselnden Hüften, aber er bewegte sich zumindest. Mit ihr. „Nur so als Tipp …“, bemerkte sie und machte eine elegante Drehung, die ihn beinah aus dem Gleichgewicht brachte. „ … die meisten Frauen schätzen es, wenn man ihnen dabei ins Gesicht sieht.“ „Ruhe!“ murmelte er. „Kann … nicht reden … jetzt!“ Tea lachte. Vor, vor, zurück, zurück, Seite, nein falsche Seite … linkes Bein, rechtes Bein … 1,2,3 … 1,2,3 … Er hörte auf zu zählen, als er spürte, dass seine Beine auch von alleine irgendetwas machten. Zumindest machten sie das, was Tea wollte und wenigstens sie schien zu wissen, was sie tat. „Joey, lass das. Meine Hand wird schon blau.“ „Oh, sorry …“ Er lachte verlegen und lockerte seinen angespannten Griff. Ihre Finger glitten durch seine und sie nickte zufrieden. „Schon besser. Stell dir einfach vor … wir stehen nur zufällig zur selben Zeit an derselben Stelle und hören dieselbe Musik.“ Dies Mal schaffte er es, den Blick sekundenlang von seinen Füßen auf ihr Gesicht zu heben. Ihre blauen Augen funkelten neckisch. „Und damit wir uns nicht im Weg sind und uns nicht permanent die Ellbogen in die Rippen rammen, organisieren wir unsere Arme und Beine ein bisschen. Das ist Tanzen.“ „Ist das dein Ernst? DAS ist alles?“ Sie verarschte ihn doch, oder? Sie kicherte und ihr warmer Atem streifte seinen Kehlkopf. Die moralische Fragwürdigkeit des Ganzen kam mit voller Wucht zurück und erwischte ihn in der Magengrube. „Fürs erste reicht das … glaub mir“, versicherte sie. „Okay.“ Er nickte skeptisch und ließ zu, dass sie ihn elegant um ihre Yuccapalme herummanövrierte. „Ähm Tea … auf dem Schulball lässt du mich aber führen, oder?“ ^Fin^ Kapitel 2: Größe ist nicht alles - außer man hat kein Kamel [Yugi, Rebecca] --------------------------------------------------------------------------- Personen: Yugi Mutou, Rebecca Hawkins Anmerkung: Ebenfalls eine Wunschfic - im Austausch für ein Bild von Minami_Takahashi ;) Genre: Comedy Rebecca legte den Kopf schief. Ein paar blonde Haarsträhnen, die ihrem strengen Pferdeschwanz entkommen waren, fielen ihr ins Gesicht und sie wischte sie mit einer energischen Handbewegung beiseite. Ihre Stirn war in strenge Falten gelegt und sie ließ ihren scharfen Blick unablässig an Yugi auf und abwandern, der bereits begann sich etwas unbehaglich zu fühlen. „Was ist los?“ fragte sie schließlich. Sie hatte ihren Staatsanwaltstonfall angeschlagen, der einem durch Mark und Bein ging und tappte ungeduldig mit einem Fuß auf und ab. „Nichts, ehrlich.“ Yugi lächelte verlegen und fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf. „Mir geht es gut.“ „Aber du bist zu spät. Genau Zwei komma vier sieben Minuten. Und du siehst aus ein Trauerkloß!“ „Tut mir leid“, entschuldigte er sich sofort und verbreiterte brav sein Lächeln. „Yuu~ugi!“ Ihre Tonlage schoss gefährlich in die Höhe und die ersten Passanten begannen bereits, sich nach ihr umzudrehen. Yugi zuckt zusammen und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Trotz der 20 Jahre, die er im nächsten Winter werden würde und dem mittleren Grad an Berühmtheit, den er inzwischen erlangt hatte, hatte er nie aufgehört sich mehr als unbehaglich zu fühlen, sobald er irgendwo im Mittelpunkt stand. „Ehrlich.“ Hastig nickte er mit dem Kopf, so dass sein punkige Frisur auf und abflog. Kaibas Imageberater hatte ihm neulich erklärt, dass er damit ‚retro’ aussah und versichert, dass ihm ein Pagenkopf wesentlich besser stehen würde … aber wie vertrauenswürdig waren schon Menschen, die zuließen, dass Mokuba Kaiba seit Jahren in Ringelshirts und Schwimmwesten herumlief? „Lass uns einfach einkaufen gehen“, bat er schließlich. Rebecca zog eine Schnute und senkte die blonden, schmalen Augenbrauen nach unten. Trotzdem nickte sie und griff nach seiner Hand. „Na gut“, erwiderte sie, „aber du kannst mir ruhig sagen, wenn irgendwas ist. „Ich weiß. Danke.“ „Warte …! Hast du etwa Streit mit Tea?“ Und wenn sie auch das kleinste bisschen hoffnungsvoll dabei klang, waren ihre Augen jedoch aufrichtig besorgt und Yugi wusste ihre Teilnahme durchaus zu schätzen. „N-nein.“ Er schüttelte hastig den Kopf und ließ sich hinter ihr herziehen. „N-nein?“ wiederholte sie, mit einer spöttischen Imitation seines Stotterns. „Yugi, ich bitte dich – hast du vergessen, dass ich ein Genie bin? Um mich zu täuschen, musst du früher aufstehen!“ Ihre hohen Absätze klapperten laut auf dem Pflaster und ihr türkise Handtasche schlug ihm beim Laufen unablässig gegen die Seite. Trotzdem spürte Yugi, wie sein Lächeln plötzlich breiter wurde und diesmal war es echt. „Entschuldige. Ich hab es nicht vergessen.“ Sie wandte ihren Kopf während dem Laufen und warf ihm über den Rand ihrer eckigen Brille einen scharfen Blick zu, wie um festzustellen, ob er sich über sie lustig machte. Ihr Gesicht wurde unmerklich weicher, als sie sein Lachen sah. „Na, dein Glück!“ Sie drückte seine Hand. „Und jetzt beichte. Was hat die böse Tea getan, um dich unglücklich zu machen?“ „Gar nichts! Ehrlich nicht!“ beteuerte er hastig, während er einem Kinderwagen und zwei alten Damen auswich, die Rebecca rücksichtslos umrundete. Sie legte ein ganz schönes Tempo vor und er fragte sich, wie sie so gut in Form sein konnte, wo sie doch den ganzen Tag in irgendwelchen Laboren oder an Computern verbrachte. „Aber …?“ hakte sie prompt nach. Auch wenn sie inzwischen ein halbwegs ziviles Verhältnis zu Tea Gardner führte – beste Freundinnen würden sie vermutlich nie werden. Was Yugi mehr als nur bedauerte, immerhin zählte Rebecca doch eindeutig zu seinen besten Freunden. Weswegen sie auch gnädig bereit gewesen war, ihm bei etwas dermaßen unangenehmem zu helfen, wie eine Krawatte für heute Abend zu kaufen. Heute Abend … er seufzte. „Es ist nicht wegen Tea …“, hörte er sich schließlich beinah gegen seinen Willen sagen. „Nur … indirekt.“ Rebecca machte eine Vollbremsung. Einen Moment lang dachte Yugi, er hätte etwas Falsches gesagt – das Thema „Tea“ war immer noch mit Vorsicht anzuschneiden - aber scheinbar waren sie genau da, wo sie hinwollten. Oder besser da, wo Rebecca hinwollte. ‚Gentlemens Wear’ stand dort in verchromten Lettern und er spürte wie seine Augen groß wurden, wie die eines verwundeten Rehs. Du lieber Gott. „Ich hatte jetzt eigentlich an die Sportabteilung von Kaufland gedacht“, murmelte er eingeschüchtert. „Yuugi! In einer Sportabteilung gibt es keine Krawatten!“ Rebecca schüttelte entsetzt den Kopf. „Weißt du, ich trage ja hin und wieder auch welche, wenn ich einen Vortrag halte – Hast du meinen letzten über den Zusammenhang subatomarer Teilchen mit Antimaterie eigentlich gehört? Ich war richtig gut! – und ich sage dir, die Dinger taugen nur was, wenn sie mindestens aus Schurwolle sind! Seide ist natürlich besser. Gekämmtes Kamelhaare kommt auch gut …“ Yugi nickte tapfer und ließ sich durch die Drehtür nach drinnen schleifen. Er wollte kein gekämmtes Kamel um den Hals haben. „… aber wie war das jetzt mit indirekt gemeint?“ fuhr Rebecca fort, der es mit der Geschwindigkeit eines Jongleurs gelungen war, die verschiedenen Vorzüge von Krawattenstoffen zu verlassen und zurück zum ursprünglichen Problem zu kommen. „Ist es nicht entzückend hier drin?“ Yugi blinzelte. „Oh … ja.“ Spiegel. Schwarze Tapeten. War das Samt? Und überall Männer in Anzügen, die ihn und seine Jeans-Turnschuh-Kombination mit herablassenden Blicken beäugten. Entzückend war gar kein Ausdruck. „Hier habe ich übrigens die Satin-Boxershorts her, die du letztes Jahr zu Weihnachten gekriegt hast“, stellte Rebecca fest. „Also, guck auf kein einziges Preisschild, wenn du in die Nähe der Satin-Unterwäsche kommst, ja?“ Yugi hatte nicht vor, in die Nähe von irgendetwas zu kommen, dass aus Satin war und versprach genauso peinlich auszusehen wie die magentafarbene Unterhose, die er letztes Jahr vor den Augen seines Großvaters ausgepackt hatte. Das dröhnende Gelächter hatte er heute noch in den Ohren. „Zurück zu deinem Tea-Problem…“ Sie schnippte dominant mit den Fingern und ein eifriger Angestellter eilte auf sie zu. Sein Namensschild enttarnte ihn als „Pierre-Michel“, auch wenn Yugi hätte wetten können, dass er eigentlich Sakamoto oder Toyama hieß. „Ich habe kein Tea-Problem“, nuschelte er leise, aber nachdrücklich. Er wollte nicht, dass irgendjemand einen negativen Eindruck von Tea bekam. Auch nicht wenn es Angestellter namens „Pierre-Michel“ war, der ihn jetzt ausgiebig von oben bis unten musterte. „Dann eben dein namenloses Problem, weswegen du so einen Flunsch ziehst.“ Sie kniff ihn liebevoll in die Wange. „Wir möchten eine Krawatte kaufen“, sagte sie strahlend und an Pierre-Michel gewand. „Zeigen sie uns ein paar ihrer edelsten Modelle – und kommen sie nicht mit dem billigen Schund aus Polyester!“ „Polyäster - so ätwas fü´ren wir niescht“, war die vernichtende Erwiderung. „Sehr schön. Wir wollen Seide. Oder Kamelhaar. Gekämmt – nicht gewebt!“ „Isch denkää, ein dunkler Farbä wär angemessän“, stellte Pierre-Michel fest und hob eine Augenbraue. „Oui oui“, erwiderte Rebecca eifrig. „Dunkelrot. Magenta! Das bringt seine schönen Augen zur Geltung!“ „Ah, les yeux … die Augän …“ Pierre-Michel warf Yugi einen ungnädigen Blick zu. Yugi wollte im Boden versinken. Und sterben. Oh ja – sterben war gut. Nur, dass er vermutlich noch mit einer magentafarbenen Krawatte im Sarg gelandet wäre. Pierre-Michel eilte von dannen, um eine Kollektion von Kamelen handgewebter oder wie auch immer gearteter Krawatten zu holen, während Yugis Augen hastig zum Ausgang schielten. Was hatte er sich nur angetan? Wenn er nur schnell genug rannte, dann … „Hach, Yugi!“ Vollkommen unerwartet fiel Rebecca ihm um den Hals und lähmte auf diese Weise äußerst effektiv sämtliche Fluchtreflexe. Er stolperte zurück und schnappte überrascht nach Luft. Die scharfe Kante ihrer Handtasche bohrte sich schmerzhaft in seine Rippen. „Äh … Becky?“ fragte er besorgt. Ein plötzlicher Anfall? Krämpfe? Periode? Wehen? Sie schniefte ein wenig und vergrub den Kopf an seiner Schulter. „Dass du das hier mit mir machst … das bedeutet mir so viel! Ehrlich. Ich meine, deine erste richtige Krawatte … und du kaufst sie mit mir! Das ist so eine wichtige Entscheidung. Oh, wir werden dir die schönste Krawatte in der ganzen Stadt auftreiben, ich verspreche es dir!“ Er klopfte ihr auf den Rücken und spürte, wie sein Gesicht begann in dunkelstem magentarot zu leuchten. „Äh Becky … äh danke …“, nuschelte er verlegen. „Und egal welches Problem du auch hast – ich höre dir zu und behalte es bestimmt für mich!“ Sie löste sich von ihm und sah ihn mit feucht glänzenden Augen an. „Das weiß ich wirklich … ehrlich sehr zu schätzen …“ Er nutzte den Moment, um seine malträtierten Rippen vorsichtig auf eventuelle Schäden zu überprüfen. „Und es hat ganz sicher nichts mit Tea zu tun? Ich meine, ich frag ja nur.“ „Nein … na ja …“ Yugi seufzte und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. „Es ist nur … wegen heute Abend …“ Er kam sich blöde vor. Wirklich blöde. Deswegen hatte er das Thema schon bei Tea nicht angesprochen, als sie ihn heute Morgen gefragt hatte, was los war. Scheinbar hatten Frauen einen siebten Sinn für so was. Es war so albern. Er war eigentlich schon viel zu alt und zu reif und zu erwachsenen, um über so was nachzudenken. Aber es beschäftigte ihn eben … „Ja?“ Sie nickte aufmerksam. „Es sind die Reporter …“ Peinlich berührt senkte er den Kopf. „Die sind immer um mich herum … um uns … wenn wir auf so einer Veranstaltung sind.“ Wieso hatte er sich nur von Kaiba überreden lassen bei der feierlichen Eröffnung des neuen Kaibalands dabei zu sein? Und dazu noch das blöde Band durchzuschneiden? Vor allen Leuten. Nur wegen der Gratis Werbung. Wieso? „EsistweilichsovielkleinerbinalsTea“, stieß er in einem Atemzug hervor. „Wie war das?“ Rebecca legte den Kopf schief. „Kannst du den letzten Teil noch mal wiederholen?“ „Es ist, weil … ich so viel kleiner bin als Tea“, murmelte er und atmete tief durch. So, jetzt war es draußen. Aber es lag ihm im Magen, seit er diese Einladung – Aufforderung –von Kaiba erhalten hatte. Er wusste nicht einmal, wieso er es ausgerechnet vor Rebecca eingestand, wenn er es noch nicht mal bei Joey geschafft hatte, zuzugeben, wie sehr ihn das manchmal beschäftigte. Vielleicht lag es daran, dass Rebecca selbst so klein war. Sogar mit den hohen Hacken war sie nur einen halben Kopf größer als er. Leute wie Joey oder Kaiba hatten einfach keine Ahnung davon, wie es war, wenn man im Bus immer noch den Schülerpreis berechnet bekam. „Normalerweise macht es mir nichts aus. Aber die Reporter …sie fotografieren uns immer. Sie sagen immer was dazu.“ Jetzt sprudelten die Worte förmlich aus ihm heraus. „Sie finden es süß oder witzig … aber ich nicht. Und ich habe Angst, dass … na ja, dass es Tea irgendwie … unangenehm ist … Weil sie doch auch ihre Karriere hat und ich will ihr da nichts vermasseln oder dass irgendjemand über sie lacht oder…“ „Oh Yugi …“ Erneut hatte er beide Hände voll Rebecca und taumelte von der Wucht dieses Anschlags einige Schritte zurück. Haarscharf an den Boxershorts aus gekämmtem Kamelhaar vorbei. „Du bist so ein wundervoller Freund, weißt du das?“ Große, blaue und äußerst gefühlvolle Augen wurden auf ihn gerichtet. „Hach, ich hätte dich sowieso nicht verdient, so wundervoll bist du.“ „Becky …“ Er hustete verlegen. „Sag das doch nicht …“ „Nein, jetzt hör mir mal zu, Yugi!“ Sie schüttelte ihn heftig. Ihre Handtasche landete erneut in seine Rippen, so dass er schmerzhaft die Zähne zusammenbiss und tapfer nickte. „Reporter sind Schmeißfliegen! Lästige, bösartige Geschöpfe! Sie haben es tatsächlich geschafft mir letzten Herbst eine Affäre mit Kaiba anzudichten, nur weil wir uns mal ein Hotelzimmer auf dieser Tagung in Malaysia geteilt haben. Dabei hat Kaiba die ganze Nacht auf der Couch geschlafen. Und ich bin erst vierzehn! Kannst du das glauben? Aber so was interessiert diese Aasgeier ja nicht! Hast du damals eigentlich verstanden, wieso Joey deswegen so sauer war? Auch egal!“ Sie holte tief Luft. „Wo war ich stehen geblieben …?“ Yugi versuchte nicht zu breit zu lächeln, aber es fiel ihm schwer. Rebecca schaffte es wirklich jedes Mal wieder … „Ach ja! Ignorier sie einfach, diese miesen Kreaturen! Außerdem werde ich heute Abend auch da sein – ich trage übrigens ein atemberaubendes Kleid in Bordeaux – also, wird ohnehin jeder mich ansehen. Und Yugi … vergiss nicht …“ Ernsthaft sah sie ihn an. „…es kommt nicht auf die Größe an. Ich liebe dich trotzdem!“ „Wir führään selbstverschtändliesch auch Unterwäschää in XXS, wenn der ´ärr so etwas sucht“, ertönte es hinter ihr. Stille breitete sich im Geschäft aus. Sämtliche Blicke der Anzugträger waren plötzlich auf Yugi gerichtet. Pierre Michel war aus dem Nichts aufgetaucht und warf einen mitleidigen Blick auf Yugis mittlere Region. Yugi unterdrückte den überwältigenden Impuls schamhaft seine Hände davor zu pressen. „Manschä davon sind gepolstärt“, fügte Pierre-Michel hilfreich hinzu. „Wenn sie wünschän zeige ich ihnän unsere Kolleksion …“ „D-danke, nein …“ hauchte Yugi. Er wollte sterben. Sterben und mit dem Kamel beerdigt werden, welches so aufopferungsvoll die Wollen für die Polsterung in diesen Shorts geliefert hatte. Oder sich an der magentafarbenen Krawatte aufhängen, die Rebecca grade begeistert hervorgezogen hatte … ^Fin^ Kapitel 3: Achterbahnen, die man niemals fahren wird ... [Joey, Joey Jr., Seto] ------------------------------------------------------------------------------- Charaktere: Joey & sein Sohn (Joey Jr.), Erwähnung von Seto Kaiba und Mai Valentine Genre: Drama, dark Inspiriert von: http://animexx.onlinewelten.com/fanfic/output/?doc_modus=html&ff=105079&kapitel=245303&relink=%2Ffanfic%2F%3Fdoc_modus%3Dstartseite%26ff%3D105079 Die Ausgangssituation gehört somit Redhead - aber ich fand den Gedanken an Joey Junior so toll, dass ich das hier unbedingt schreiben wollte. "Papa ...?" Kleine, bloße Kinderfüße tapsen lautlos über den Teppichboden. Sie wandern an dem großen Ehebett der Eltern vorbei und hinterlassen Grashalme und dreckige Fußabdrücke. Seine Augen sind violett, wie die seiner wunderschönen Mutter, aber seine Haare sind ein blonder chaotischer Mopp, der in alle Richtungen absteht und er sieht damit aus, wie ein Ebenbild seines Vaters, dessen Namen er trägt. Joey Jr. Ein leises Geräusch erreicht seine Ohren und er bleibt stehen. Unsicher und ein wenig erschrocken. Seine Mutter hat ihm verboten jetzt nach oben zu gehen und vielleicht hätte er auf sie hören sollen. Sekundenlang spielt er mit dem Gedanken sich in sein Zimmer zu verziehen und seine Schwestern zu ärgern … aber irgendetwas hält ihn zurück. Es ist dämmrig in dem Schlafzimmer seiner Eltern, weil nur wenig Licht durch die heruntergelassene Jalousie dringt. Grade genug, um alles schemenhaft sehen zu können. „Papa …?“ Seine Stimme klingt leise und verunsichert und sie erzielt beinah umgehend eine Reaktion. Zwischen Bett und Fenster taucht ein blonder Schopf auf, identisch zu dem eigenen und wirft ihm einen Blick zu. „Hey, Junior.“ Sein Vater lächelt, so wie er das fast immer tut, aber irgendetwas an diesem Lächeln ist nicht in Ordnung. Seine Augen leuchten nicht und er hat einen angespannten Zug im Gesicht, wie Mama, wenn sie so schlimme Kopfschmerzen hat. Zögernd tapsen die kleinen Füße um das Bett herum. Sein Vater sitzt auf dem Boden, mit dem Rücken an das Bett gelehnt und er hat etwas in den Händen, mit dem er unaufhörlich herumspielt. Irgendetwas ist passiert. Joey weiß es, auch wenn er noch so klein ist, dass seine Schwestern ihn immer damit aufziehen, dass er noch nicht in die Schule geht. Er kann noch nicht lesen und nicht schreiben. Aber er kann spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. „Bist du krank …?“ Behutsam kommt er näher. Menschen verhalten sich anders, wenn sie krank sind. Vielleicht ist es das, was nicht stimmt. Wenn Joey krank ist, dann darf er auf der Couch liegen und fernsehen, und seine Mutter bringt ihm Orangensaft und streichelt ihm über den Kopf. Vielleicht wird das seinem Vater auch helfen. Die Antwort ist ein Kopfschütteln und ein leises Geräusch. Es klingt wie ein unterdrücktes Lachen … nur anders. Und kein bisschen fröhlich. „Nein, ich bin nicht krank. Ehrlich nicht …“ Aber seine Stimme ist rau, so wie Joeys, wenn er Halsschmerzen hat und seine Stirn ist in angespannte Falten gelegt, als hätte er Kopfschmerzen. „Bist du traurig …?“ fragt Joey unsicher. Der Gedanke beunruhigt ihn. Eltern dürfen nicht traurig und nicht krank sein. Das geht einfach nicht. Immerhin ist es ihr Job, dafür zu sorgen, dass es ihren Kindern gut geht und dass die nicht traurig sind. Es macht ihn kribbelig und unruhig, wenn es seinen Eltern nicht gut geht. Als ob die ganze Welt dann plötzlich ein unsicherer, gefährlicher Ort wird, an dem er nicht mehr beschützt wird. Es dauert einen Moment, bis er eine Antwort erhält. „Ich weiß nicht.“ Sein Vater fährt mit einer Hand durch seine Haare und sieht aus, als denkt er ernsthaft über diese Frage nach. „Ja. Vielleicht. Ein bisschen …“ Deswegen liebt er seinen Vater. Er sagt nie die Dinge zu ihm, die alle anderen Erwachsenen immer sagen. ‚Dafür bist du noch zu klein.’ ‚Das verstehst du nicht.’ Er gibt immer Antworten und versucht alles zu erklären. Joey kommt noch ein wenig näher und endlich sieht er was es ist, was sein Vater in der Hand hat. Es ist ein Stapel Karten. Braune, abgenutzte Spielkarten, die er immer wieder mischt, ohne auch nur hinzusehen und die unaufhörlich durch seine Finger gleiten. „Papa … wer war der Mann da eben? In dem Auto?“ Er ist nur ein Kind, aber Joey spürt instinktiv, dass da irgendein Zusammenhang besteht. Das große, fremde Auto und dieser Mann, und die Tatsache, dass sein Vater jetzt hier in einem dunklen Zimmer sitzt und einen Stapel alter Karten mischt. Die Finger stoppen mitten in der Bewegung, und sekundenlang erwartet Joey, dass die Karten jetzt alle auseinanderflattern und auf den Boden fallen. Aber sein Vater schließt ungewohnt behutsam die Hand darum und legt sie neben sich auf den Nachttisch. „Komm her“, befiehlt er sanft und streckt eine Hand aus. Ohne zu zögern kommt Joey näher und spürt wie sein Vater den Arm um ihn legt und ihn behutsam zu sich zieht. Beruhigt kuschelt er sich an ihn. Das ist wieder der Vater, den er kennt. Der ihn hoch in die Luft wirft und ihn immer wieder auffängt, und der ihn auf seinen Schultern reiten lässt, und ihn nachhause trägt, wenn er so müde ist, dass er nicht mehr laufen mag. Sein blonder Schopf landet auf einer starken Schulter und er schlingt seine schmalen Kinderarme um den dazugehörigen Nacken. „Erinnerst du dich, als wir letzten Sommer in dem Freizeitpark waren …? Als dir auf dem Riesenrad schlecht geworden ist?“ wird er leise gefragt und er nickt bestätigend. „Das war Kaibaland. Und dieser Mann eben … das war Seto Kaiba.“ Da ist irgendetwas in der Stimme seines Vaters, dass er nicht zuordnen kann. Aber er kann sein Gesicht nicht sehen und weiß nicht, was es ist. Also, nickt er brav und versucht das Gehörte zu verarbeiten. „Ihm gehört der ganze Park?“ „Ja. Ihm gehört das alles.“ „Meinst du, er fährt immer kostenlos mit allen Achterbahnen?“ „Ich weiß nicht. Ich denke eher nicht …“ Auch ohne ihn zu sehen, weiß er, dass sein Vater grade lächelt. „Ich glaube nicht, dass er jemals mit einer einzigen seiner Bahnen gefahren ist. Vermutlich weiß er nicht mal, was er damit verpasst.“ „Oh …“ Joey runzelt die Stirn. Er ist verwirrt und er weiß immer noch nicht, was ein Mann, dem das ganze Kaibaland gehört, hier gemacht hat. „Ist er dein Freund?“ Er stellt es sich mächtig cool vor, einen Freund zu haben, der so viele tolle Dinge besitzt, wie sie in Kaibaland stehen. „Wir haben uns mal gekannt … das ist schon lange her.“ Die Stimme seines Vaters ist rau und leise und er räuspert sich ein paar Mal. „Aber Freunde … Nein, Freunde sind wir nicht gewesen …“ „Wieso war er hier?“ „Er … weil …“ Er spürt, wie eine Hand sanft über seinen Rücken und seine Haare fährt, und er spürt, wie sein Vater tief Luft holt, bevor er es ausspricht. „Er ist sehr krank, weißt du?“ Joey löst sich ein wenig aus der Umarmung und hebt den Kopf. Seine Augen fragend und verunsichert. „Wie krank?“ „Sehr krank …“ Sein Vater hält inne, und es dauert einen Moment, bevor er weiter sprechen kann. Seine Augen sind ungewohnt ernst und ohne dass Funkeln, dass sonst darin ist. „So krank, dass er sterben wird …“ Joey weiß, dass sterben bedeutet, dass Leute nicht mehr wiederkommen. Eine Freundin seiner Mutter ist letztes Jahr bei einem Autounfall gestorben. Er erinnert sich, dass sie geweint hat, weil sie ihre Freundin nie wieder sehen wird. Und endlich fängt es an, ein bisschen Sinn zu machen, was hier grade passiert. „Bist du deswegen traurig?“ „Ich denke schon, ja …“ Er sieht dabei zu, wie sein Vater sich heftig über das Gesicht fährt. „Aber wieso … wieso bist du traurig, wenn er gar nicht dein Freund gewesen ist?“ Er will nicht, dass sein Vater weint. Und vor allem nicht wegen jemandem, der nicht einmal ein Freund gewesen ist, und der niemals auf diesen tollen Achterbahnen gefahren ist, die alle ihm alleine gehören. Wegen so jemandem darf er nicht weinen. Eine Hand fährt über seinen Schopf und wuschelt ihm einmal quer durch die Haare. Vertrauensvoll lehnt Joey sich dagegen. Minutenlang ist alles still und Joey lässt sich einfach festhalten. Er schmiegt sich ganz dicht an seinen Vater und will so gerne etwas tun, irgendetwas damit er bloß nicht mehr traurig ist, aber ihm fällt nichts ein, außer einfach da zu sein und sich festhalten zu lassen. „Weißt du, manchmal sind Menschen auch traurig, wenn jemand stirbt, denn sie nicht gemocht haben …“, hört er seinen Vater schließlich sagen. „Weil man sich so viele Dinge gesagt hat, die man nicht so gemeint hat. Weil man nie wieder eine Gelegenheit bekommt, etwas anders zu machen. Weil man weiß, dass jemand nur ein arrogantes Großmaul war und ein sturer, egoistischer, reicher Geldsack … und dass man sich einfach so sehr daran gewöhnt hat, ihn zu verabscheuen … dass einem etwas fehlen wird, wenn er plötzlich nicht mehr da ist. Und weil man weiß, dass er seine verdammten Achterbahnen niemals fahren wird … dabei hätte er so unglaublich viele Möglichkeiten gehabt, das zu tun …“ Joey schlingt seine Arme um den Nacken seines Vaters und hält ihn fest, so gut er das kann. „Mama sagt, du sollst nicht fluchen“, sagt er leise. Er spürt, wie die Umarmung um ihn fester wird und sein Vater nickt und unter Tränen lächelt. „Entschuldige, Kleiner …“ Und Joey weiß, dass er es eines Tages verstehen wird. Noch nicht jetzt, aber irgendwann. Wie man um jemanden traurig sein kann, den man nicht gemocht hat … Und wie man etwas vermissen kann, dass man nie erlebt hat. Etwas wie die Freundschaft eines Mannes, der ein Leben lang so gegensätzlich von einem selbst war, wie er nur hätte sein können … und den man trotz allem irgendwie verstanden hat. „Hey Junior …“ wird plötzlich leise gesagt und sein Vater streckt eine Hand aus, um nach dem Stapel Karten auf dem Nachttisch zu greifen. Nachdenklich lässt er sie durch seine Finger gleiten. „Soll ich dir zeigen, was man damit alles anstellen kann? Wenn du Lust hast, bringe ich dir bei, wie es geht … dann können wir vielleicht irgendwann zusammen spielen.“ ~ „Hey, spielst du etwa auch Duell Monsters? Ist ja irre! Da können wir vielleicht irgendwann zusammen spielen …“ (Joey Wheeler, Eps. 1 zu Seto Kaiba) ~ Kapitel 4: Wolken [Joey, Tea] ----------------------------- Charaktere: Joey Wheeler, Anzu Mazaki Genre: gen, (möglicherweise hints auf het oder slash) Entstanden: Juni 2006 Was Joey am meisten an ihr mag, ist das man mit Tea ganz still sein kann. Wenn er mit Tristan hier wäre, würden sie vermutlich hier herumtoben, sich gegenseitig ärgern und miteinander rangeln. Und wenn es Yugi wäre, der grade neben ihm läge, dann hätten sie schon längst ihre Decks herausgekramt und die ersten Duelle bestritten. Das oder die Welt vor ein paar Psychopathen gerettet. Er wird rot, wenn er sich vorstellt, dass es Mai ist, die hier mit ihm ist und denkt diesen Gedanken lieber nicht zu Ende. Und er weiß, dass er die ganze Zeit reden und irgendetwas tun würde, wenn es Serenity wäre. Für seine Schwester will er immer ein Held sein. Aber es ist Tea, die neben ihm im Gras liegt. Bei Tea ist er entspannt. Er kann einfach daliegen, die Sonne auf seinem Gesicht spüren und Wolken betrachten, die nie ganz aussehen wie Schafe. „Eine Pizza“, sagt er und deutet nach links. „Vermutlich Peperoni.“ „Ein Radio“, erwidert Tea und schirmt ihre Augen mit einer Hand ab, um die Wolkenformation über ihrem Kopf besser sehen zu können. „Welches Lied?“ fragt er zurück und sie boxt ihm in die Rippen. Er grinst und schließt die Augen. Vor Tea muss er nichts beweisen und nicht den coolen Macker raushängen lassen. Dafür kennt sie ihn zu gut und hat ihn schon in zu vielen Momenten erlebt, die mehr als uncool waren. Sie weiß, dass er einen rosa Stoffhasen in seinem Bett hat (Geschenk von Serenity. Ehrlich!) und dass er Boxershorts besitzt auf den ‚World greatest Hunk!’ steht. Da ist nicht mehr viel, was ihm vor ihr peinlich wäre. „Das könnte eine Sonnenblume sein …“, rätselt Tea und er öffnet die Augen wieder, um ihrem ausgestreckten Zeigefinger zu folgen. „Die lange dünne da?“ „Ja.“ „Quatsch, das ist Kaiba“, stellt Joey fest. „Guck dir nur den arroganten Blick an!“ „Arroganter Blick?“ Sie klingt skeptisch. „Das nennt man Paranoia, Joey …“ „Doch, doch! Siehst du nicht, wie er das Gesicht verzieht und auf mich hinabblickt, mit seinem „Sitz oder stirb, Köter“-Ausdruck im Gesicht?!“ Sie wirft ein ausgerupftes Gänseblümchen nach ihm und verdreht die Augen. „Verschon mich bloß mit deiner Besessenheit.“ „Hey! ER ist doch derjenige, der immer …“ Ohne hinzusehen nimmt Tea den Arm vom Himmel und hält ihm kurzerhand damit den Mund zu. „Nicht jetzt“, befiehlt sie schläfrig. „Nicht hier. Ich mag dich lieber mit einem Blutdruck unter 200.“ Joey grummelt, aber nickt folgsam. Kaiba hat kein Recht ihm diesen perfekten Moment zu versauen. Teas Hand auf seinem Mund ist warm und riecht nach Gras und Sonnencreme. Sie hat schmale Finger und kurze, sorgfältig gefeilte Fingernägel, mit denen sie richtig fies zukneifen kann. Das weiß er von den seltenen Momenten, in denen er oder Tris wagemutig versucht haben, ihr den Rock hochzuziehen. Als sie ihre Hand wieder von seinem Mund nimmt, hält sie kurz inne und entfernt beiläufig ein paar Grashalme aus seinen viel zu langen Ponysträhnen. Eine Weile sind sie ganz still und starren in perfektem Einvernehmen hoch zu dem blauen Sommerhimmel. Joey hat die Arme im Nacken verschränkt und Tea eine Hand über ihre Augen gelegt. Sie liegen so dicht nebeneinander, dass er ihre ausgebreiteten Haare spüren kann, die über die bloße Haut seines Arms streifen. Normalerweise machen Mädchen ihn mit ihrer Anwesenheit nervös und unsicher und bringen ihn dazu, dass er noch mehr dummes Zeug redet als sonst. Joey kann nicht gut mit Mädchen. Aber er kann mit Tea. Es macht ihn traurig zu wissen, dass sie nicht mehr lange so nebeneinander liegen werden. Die Schule ist bald zu Ende, die meisten Prüfungen sind schon geschrieben und in weniger als zwei Monaten wird Tea endgültig nach New York verschwinden. Er hat ihr so gewünscht, dass es klappt und sämtliche Daumen für sie gedrückt, dass diese Tanzschule sie annimmt … aber jetzt wo es soweit ist, ist er nicht wirklich glücklich darüber. New York ist soweit weg. Und irgendwas stimmt einfach nicht in seinem Leben, wenn Tea nicht daneben steht, ihn streng ansieht und ihm moralische Vorträge hält. „Hey.“ Als hätte sie seine Gedanken gelesen, stupst sie ihn plötzlich an. Fragend wendet er ihr den Kopf zu. „Woran denkst du?“ fragt sie. Tea darf Dinge bei ihm, die andere nicht dürfen – wie sich ungefragt die Pilze von seiner Pizza klauen, weil sie weiß, dass er sowieso keine mag. Dafür kriegt er ihre Mathehausaufgaben. Deswegen darf sie ihn auch ungestraft mit so unangenehmen Frauenfragen terrorisieren. Was denkst du … also bitte. „Hm … nichts“, erwidert er, nach sorgfältiger Überlegung. „Jo~ey …!“ Niemand kann Joey so sagen, wie Tea das kann. Ihre Stimme wird in der zweiten Hälfte um mindestens drei Oktaven höher und sie dehnt seinen Namen, so dass es klingt wie Jo~EEY! „Nur Männer behaupten immerzu, dass sie an Nichts denken“, beklagt sie sich mit einem vorwurfsvollen Zungenschnalzen. „Woher weißt du, dass es nicht stimmt?“ „Mach keine Witze. Ich kann es bei dir rattern hören, wenn du so angestrengt nachdenkst, wie grade eben.“ Sie pflückt ein weiteres Gänseblümchen und spielt damit herum, ihr Blick unverwandt auf ihn gerichtet. Da wären eine Menge Dinge, die er ihr sagen könnte … eine Menge Dinge, die er an ihr vermissen wird. Aber Joey ist nicht gut mit Worten und noch schlechter darin, ernsthaft über seine Gefühle zu sprechen. Also fährt er sich verlegen durch die Haare und schenkt ihr eins seiner verpeilten, verlegenen Lächeln, die sie dazu bringen mit den Augen zu rollen. Sie versucht streng auszusehen, aber er sieht, wie sie mittendrin ihre Augen verzieht und die Nase kraus zieht, als sie erneut von der Sonne geblendet wird. Aus einer Stimmung heraus, greift er nach der Sonnebrille, die im Kragen seines T-Shirts hängt. Wortlos klappt er sie auseinander und setzt sie ihr auf. Ihr strenger Gesichtsausdruck weicht und sie sieht ihn ein wenig perplex an. „Danke.“ Er zuckt mit den Schultern. „Kannst sie behalten.“ Es soll in New York ja auch sehr heiß sein. Sie sind nicht immer nett zueinander. Oft genug zickt sie herum, er ist ein Chaot, sie ist anstrengend, er ist vorlaut, sie kann kratzen und er kann beißen. Er gibt es nicht zu, sondern bezeichnet sie lieber als Zicke, aber er mag das an ihr. Sie kann austeilen und einstecken und ist nicht nachtragend, wenn er mal wieder was versemmelt hat. Aber so richtig nett zueinander sind sie nur ganz selten und nur versteckt, um zehn Ecken herum und nur wenn keiner hinsieht. Außer Yugi vielleicht. Deswegen kann Joey auch jetzt nicht nett sein. Nicht wirklich nett zumindest, sondern nur ein ganz, ganz kleines bisschen nett. „Siehst du die da?“, sagt er und zeigt auf eine kreiselförmige Wolke. Tea nickt und Joey fährt fort. „Das bist du, schätze ich. Du drehst da grade eine Piourette in New York.“ „Pirouette“, korrigiert sie aus Gewohnheit. „Mein ich ja.“ „Hab ich ein wenigstens ein schickes Kostüm an, in dem meine Hüften nicht so breit aussehen?“ fragt sie interessiert und legt den Kopf schief. „Hey, das ist nur ein Kostüm, ja? Erwarte keine Wunder …!“ grinst er. Yep, ihre Fingernägel sind immer noch verdammt scharf gefeilt. „Mistkerl“, sagt sie. „Hey!“ sagt er. „Also, du siehst natürlich einfach fabelhaft aus“, fährt Joey fort und reibt sich vorwurfsvoll über den misshandelten Arm. „Oh wow, seh ich da etwa den Broadway …?“ Sie liegen nebeneinander im Gras und spinnen Luftschlösser zusammen, die nur sie sehen können. Joey sieht Wolken und Teas Kornblumenaugen, und er denkt ausnahmsweise nicht ans Duellieren und nicht an Kaiba und nicht an Psychopathen, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Er ist ganz friedlich und fühlt sich entspannt – ein Stadium, von dem sämtliche seiner Lehrer schon längst aufgegeben haben, es jemals erreichen zu wollen. Und er vermisst sie … Denn wer wird noch so mit ihm im Gras liegen, wenn sie erst einmal weg ist? „Und was ist das?“ fragt sie und deutet auf ein unförmiges, zusammengekrümmtes Wolkegebilde über seinem Kopf. „Das bin ich“, erwidert Joey impulsiv und ohne nachzudenken. „Joey, allein und verlassen in Domino.“ Diesmal kneift Tea ihn nicht in den Arm und wirft keine Blumen nach ihm. Einen Moment lang ist sie ganz still. Er sieht sie nicht an und seine Finger sind eifrig damit beschäftigt Grashalme auszurupfen. „Weißt du, was das ist?“ fragt sie schließlich und deutet auf einen kleinen unscheinbaren Wolkenfetzen, direkt neben dem zusammen gekrümmten Joey. Er schüttelte den Kopf. „Was?“ Tea stützt sich auf den Ellenbogen und dreht sich zu ihm. „Ein Billigflug nach New York. Nur 68 $. Ne Sonderaktion. Gibt’s im Reisebüro neben Burgerworld.“ Joey wendet den Kopf und erwidert ihren Blick. Er lächelt. „Cool …“ Sie lehnt sich zurück und dann schweigen sie wieder gemeinsam. Ihre Haare streifen seinen Arm, und sie liegt nicht zu dicht und nicht zu weit weg, aber berührt ihn immer fast. Das ist noch was, was er an Tea mag. Dass sie nicht viele Worte braucht, um ihn zu verstehen. ^Fin^ Kapitel 5: Schneeblind [Seto, Mokuba, Roland] --------------------------------------------- Charaktere: Seto Kaiba, Mokuba Kaiba, Roland (--> er hat sich reingeschlichen, ich schwörs! OO Er sollte gar nicht so eine große Rolle spielen ^^*) Challenge: Schneeblind Anmerkung: Das war einer meiner Beiträge zum Weihnachtskalender von vor zwei Jahren ... oder waren es drei? Also auf jeden Fall Weihnachten. Sorry, es ist ganz unpassend jetzt im Mai. ^^* Penetrantes Klopfen durchdrang den Nebel seiner Konzentration, und dann konnte er hören, wie die Tür zu seinem Büro langsam geöffnet wurde. „Sir?“ „Hm?“ erwiderte er abweisend, immer noch in diese Gleichung vertieft, und hob gleichzeitig eine Hand, um den Eindringling wegzuwedeln. „Moment …“ „Sir?“ wurde beharrlich wiederholt. „Es ist wichtig.“ Seto seufzte und ließ den Stift sinken. Sein Kopf schmerzte und seine Augen fühlten sich heiß und trocken an, weil er so oft darüber gerieben hatte. Unwillig nahm er seine Lesebrille ab und sah zum ersten Mal seit Stunden von dem Gewirr aus Zetteln und Notizen auf. Überrascht musste er feststellen, dass es inzwischen stockdunkel in seinem Büro geworden war, und das einzige Licht, welches noch brannte, kam von seiner Schreibtischlampe. „Was gibt es?“ Roland räusperte sich und trat näher zu seinem Schreibtisch. Es dauerte einen Moment, bis Setos Augen sich an die Dunkelheit außerhalb seines Schreibtisches gewohnt hatten und er das ernste Gesicht seines Privatsekretärs schemenhaft erkennen konnte. „Ich sollte Sie daran erinnern, heute um halb acht Uhr Schluss zu machen.“ „Tatsächlich?“ Seto runzelte die Stirn. Sein Kopf fühlte sich an, wie ein großer Ball aus Watte, und es dauerte einen Moment, bis er sich dunkel daran erinnerte, diesen Wunsch tatsächlich geäußert zu haben. „Ah ja … ja.“ Er nickte. „Ist es schon halb acht?“ „Es ist nach zehn, Sir.“ Rolands Stimme klang neutral und sachlich, und doch hätte Seto wetten können, dass sie einen leicht tadelnden Unterton enthielt. Eine vage Erinnerung stieg plötzlich in ihm hoch, welche in beständigen, nervtötenden Klopfen an seiner Tür bestand und seinem eigenen, heftig geknurrten ‚Jetzt nicht!’ oder ‚Raus!’. Kurz schoss Seto die Frage durch den Kopf, ob er wohl sehr unfreundlich gewesen war. „Master Mokuba wartet draußen auf Sie“, sagte Roland leise. „Wie bitte?“ „Seit vier Stunden.“ Spätestens jetzt war der tadelnde Unterton ganz deutlich geworden. Sekundenlang weiteten sich die blauen, kühlen Augen, als irgendetwas im Unterbewusstsein begann zu klingeln. Mokuba. Verdammt, da war doch etwas gewesen … etwas Wichtiges … etwas wegen Mokuba … Geburtstag? Schulfest? Nein, nein … „Roland, welcher Tag …?“ „Heiligabend, Sir“, folgte die prompte Antwort. Ein rascher Blick auf den Kalender bestätigte diese Auskunft. Gleichzeitig stieg eine vage Ahnung in Seto auf, heute morgen noch … oder war es gestern? … ein ganz bestimmtes, hoch und heiliges Versprechen gegeben zu haben … an eine ganz bestimmte Person … „Oh, verdammt …!“ Der Drehsessel gab ein hässlich schabendes Geräusch von sich, als er unzeremoniell zurückgestoßen wurde. Hastig wurde der Laptop zugeklappt und die wichtigsten Papiere zusammengerafft. „Wieso haben Sie mich nicht früher … ach, schon gut, vergessen sie es.“ Roland wartete auf der anderen Seite des Schreibtisches, hielt seinen Mantel bereit und half Seto wortlos hinein. Mit der anderen Hand knipste er die Schreibtischlampe hinter seinem Boss aus. „Haben Sie veranlasst, dass die Geschenke bereitstehen, wenn wir zu Hause sind?“ Seto warf ihm einen scharfen Blick zu, als sie gemeinsam den hell erleuchteten Flur betraten. Die ungewohnte Helligkeit empfand er sekundenlang als beinah schmerzhaft grell und er musste dem Drang widerstehen heftig zu blinzeln. „Natürlich, Sir.“ Roland griff in die Jackettasche seines tadellosen Anzuges. „Die neuen Spielsysteme und Konsolen sind da, der neue PC, das Keyboard, die Kamera, die Campingausrüstung, die neuen Skier, ein Bild von dem Haus an der Coté d´Azur und Videoaufnahmen von der Yacht“, rasselte er hinunter. „Und das … elektronische Schachspiel, Sir.“ „Danke.“ Er konnte nicht genau sagen, weshalb, aber aus irgendeinem Grund hatte Seto das dumpfe Gefühl, dass Roland diese Geschenke missbilligte. Nicht, dass er es jemals direkt geäußert hätte … Vielleicht war es auch nur das eigene seltsame Gefühl in der Magengrube, welches schon seit Tagen an ihm nagte und das ihm ununterbrochen sagte, dass es irgendwie … nicht genug war. Er wurde das Gefühl nicht los, dass immer noch etwas fehlte … dieses Gefühl, das ihn im letzten Moment noch nervös dazu veranlasst hatte, doch noch die Yacht und das elektronische Schachspiel dazuzukaufen. Es beruhigte etwas in ihm, diese Ansammlung an teuren Geschenken zu sehen, die er Mokuba geben wollte … aber diese Beruhigung hielt nie allzu lange an. Er wurde die dumpfe Ahnung nicht los, dass es einfach noch nicht genug war. Hastig wurden diese unerfreulichen Gedanken beiseite gefegt, während Seto den langen Korridor hinunter eilte, Roland dicht an seinen Fersen. Er konnte dessen missbilligende Blicke förmlich in seinem Nacken spüren, aber er zog es vor, ausnahmsweise nichts dazu zu sagen. Schon von weitem erkannte er den dunklen, buschigen Haarschopf und die kleine, zierliche Gestalt, welche zusammengerollt auf dem riesigen Besuchersofa lag. Er war mit seiner Jacke bedeckt und auf dem Tisch vor ihm stand eine halbleere Flasche Cola und ein Teller, bedeckt mit Schokoriegelpapierchen. Als er näher kam, sah er, dass die Augen geschlossen waren - das und der leise Rhythmus seiner Atemgeräusche verriet, dass Mokuba friedlich vor sich hinschlummerte. Der Anblick hatte etwas so ungeheuer Vertrautes an sich, dass Seto zu seiner eigenen Überraschung einen winzigen Kloß in seinem Hals verspürte. Unwillig schluckte er und räusperte sich. „Mokuba?“ fragte er leise und beugte sich vor. Eine Hand wurde auf die schmale Schulter gelegt. Die langen schwarzen Wimpern warfen Schatten auf die runden Kinderwangen, und als sie müde flatterten, konnte Seto große, dunkle Augen sehen, die langsam geöffnet wurden. „Seto …?“ nuschelte Mokuba verschlafen. Es dauerte einige Sekunden, bis diese Erkenntnis durchgesickert war. „Oh!“ Hastig setzte er sich auf und rieb sich über die Augen. „Ich bin wach, ich bin wach! Bist du fertig?“ Im Gegensatz zu Roland klang es nicht vorwurfsvoll, sondern lediglich freudig erregt, ganz so, als hätte er nicht die letzten vier Stunden auf einem schwarzledernen Besuchersofa verbracht. „Ja, ich bin fertig.“ Seto nickte und zögerte einen Moment lang. Die Entschuldigung lag auf seinen Lippen. „Warte, ich bin gleich soweit!“ Hastig stolperte Mokuba von der Couch und griff nach seiner dicken, flauschigen Jacke. Er zog sie über den bunten Pullover, zerrte an dem Reisverschluss und kämpfte mit den Ärmeln. Der Pullover war braun und grün geringelt und hatte ein Rentier mit einer roten Nase vorne draufgestickt. Eine rare Scheußlichkeit, die vermutlich nur sein Bruder anziehen konnte, ohne darin wegen schlechtem Geschmack verhaftet zu werden. Ohne die Jacke richtig geschlossen zu haben, blickte er erwartungsvoll hoch zu seinem großen Bruder. „Wir können los.“ Und der Augenblick verging. Seto nickte. Er beugte sich vor und machte Mokubas Jacke ordentlich zu, was ihm ein verlegenes Grinsen einbrachte. Als sie nach draußen an die frische Luft traten, hatte Seto erneut das Gefühl, von der ungewohnten Helligkeit geblendet zu werden. Hastig kniff er die Augen zusammen, nur um sie gleich darauf überrascht wieder zu öffnen. Wann zum Teufel hatte es geschneit? Heute Morgen hatte sich doch noch kein einziges Flöckchen blicken lassen und jetzt war alles unter einer dicken, silberweißen Decke verschwunden. „Es hat heute Nachmittag angefangen“, erklärte Mokuba mit einem breiten Lächeln. „Es wollte gar nicht mehr aufhören. Ich hatte schon Angst, dass du hier eingeschneit wirst. Deswegen bin ich schon früher gekommen. Ich dachte, wenn wir hier gemeinsam festsitzen, können wir immer noch zusammen feiern.“ Nur Mokuba konnte so absolut angetan von diesem Gedanken klingen. Stumm nickte Seto. Nun gut, zumindest war die Skiausrüstung dann wohl doch keine komplette Geldverschwendung gewesen … eine sinnvolle Investition bei diesem Wetter. Genau, das war sie. Mokuba mochte Schnee. Mokuba würde sich freuen. Gutes Geschenk. Aber es fühlte sich trotzdem falsch an … „Ist der Wagen bereit, Roland?“ „Ja, Sir. Wir können sofort los.“ Eine kleine, behandschuhte Hand mogelte sich unauffällig in seine und Seto warf einen fragenden Blick nach unten. Große, bettelnde Hundeaugen sahen zu ihm auf. „Wollen wir nicht zu Fuß gehen?“ fragte Mokuba. „Es ist doch nicht weit.“ „Ist es dafür nicht ein bisschen zu kalt?“ „Bitte, Seto! Wir haben fast NIE Schnee!“ Nach kurzem Zögern nickte er schließlich. „Na gut. Roland, nehmen Sie den Wagen und fahren Sie schon mal vor. Sorgen Sie dafür, dass alles vorbereitet ist.“ Der Druck um seine Hand wurde verstärkt und auch ohne hinzusehen, wusste Seto, dass Mokubas Augen grade mindestens so sehr glänzten wie die Hundertwatt-Weihnachtsbeleuchtung in seinem Vorgarten. Er erwiderte den Druck, und ein warmes, ungewohntes Gefühl stieg ihn auf. „Wie Sie wünschen, Sir.“ Rolands Stimme klang immer noch kritisch. Seto wusste wirklich nicht, wie er das immer hinbekam, so formvollendet höflich zu sein und ihn trotzdem jedes Mal genau spüren zu lassen, wenn er eine seiner Entscheidungen missbilligte. Und Roland missbilligte andauernd etwas. ‚Sie arbeiten noch, Sir?’ ‚Ich habe Ihr Abendessen entsorgen lassen, Sir. Es begann bereits Schimmel anzusetzen.’ ‚Ich hielt es für nötig Ihr Bett neu zu beziehen, Sir. Wenn man zu lange nicht darin schläft, werden die Laken ganz klamm.’ Leider war seine Arbeit stets tadellos und gab daher keinen Anlass zur Kritik. Trotzdem wurde Seto das permanente, unterschwellige Gefühl nicht los, dass Roland persönlich sich keinesfalls nur als loyalen Angestellten, sondern vielmehr als strenges Kindermädchen ansah. „Sei nicht böse auf Roland, weil er dich ein paar Mal gestört hat“, sagte Mokuba und winkte der schwarzen Limousine hinterher, die in einer Wolke silbrigen Schneestaubs am Ende der Straße verschwand. „Ich habe ihm gesagt, dass es okay ist und dass ich es nicht schlimm finde zu warten.“ „Hn.“ „Wir haben heute zusammen den Weihnachtsbaum aufgestellt“, erzählte Mokuba weiter. „Und er hat mich hochgehoben, damit ich den Stern an die Spitze stecken kann. Du musst es dir gleich ansehen – es sieht ganz toll aus!“ Seto lächelte und das schien Mokuba zu genügen, denn er erzählte freudig weiter. Dann und wann löste er sich von Setos Hand um ein paar Schritte abseits der Straße in eine besonders große und unberührte Schneewehe zu springen. „Siehst du das? Bis zu den Hüften!“ „Was denkst du? Wie weit kann ich den Schneeball werfen?“ „Wollen wir sehen, wer weiter werfen kann?“ „Denkst du, wir sind morgen ganz eingeschneit?“ Fragen, die nur Mokuba so stellen konnte, dass alles mit dem gleichen Tonfall von Begeisterung und Enthusiasmus hervorgestoßen wurde. Fragen, auf die Seto nichts weiter tun musste, als zu nicken und sie zur Kenntnis zu nehmen. Sie liefen direkt über die einsame, verlassene Straße, denn kein Auto war weit und breit zu sehen. Alles war dunkel und überall waren scheußlich kitschige Weihnachtslichter angebracht, deren Schein sich mit dem Glitzern des unberührten Schnees mischte. Mokuba flitzte mit leuchtenden Augen und geröteten Wangen um ihn herum, die viel zu langen Haare unter einer giftgrünen Mütze versteckt, die Roland ihm letztes Jahr höchstpersönlich gehäkelt hatte. Einzelne Schneeflocken segelten um sie herum zu Boden, kalt und silberweiß wie Kristall. Mitten in der Straße blieb Mokuba plötzlich stehen, direkt vor einem riesigen und blendend bunt geschmückten Haus. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und als Seto seinem Blick folgte, sah er, dass die Vorhänge zurückgezogen waren und man direkt in ein Wohnzimmer sehen konnte. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, waren dabei ihre Spielsachen auszuprobieren und ihre Eltern saßen auf der Couch und sahen ihn zu. Seto registrierte, wie der Vater lachte, als der kleine Junge zu ihm kam und ihm mit begeisterten Augen ein Spielzeugauto entgegenhielt. Es war eine Szene, wie aus dem Fernsehen, und sogar hier draußen konnte er noch die Wärme in diesem Wohnzimmer spüren, die leise Musik hören, die bestimmt im Hintergrund lief, und den schwachen Geruch nach Weihnachtsessen wahrnehmen, der noch überall in der Luft hing. Er spürte Mokubas Hand, die nach seiner griff und senkte den Blick zu ihm hinab. Große, dunkle Augen blickten zurück. Und in diesem Moment wusste Seto, dass das was zu Hause auf Mokuba wartete, keine Familie war. Nur eine Campingausrüstung, eine Yacht, ein elektronisches Schachspiel, ein Keyboard, eine Kamera … Seto sagte kein Wort, aber plötzlich hatte der Haufen an Geschenken, die zu Hause auf Mokuba warteten, einen bitteren Nachgeschmack bekommen. Es war nicht genug. Es war … einfach nicht genug. Und als sie weiterliefen, fühlte sich der glitzernde Schnee um ihn herum seltsam still und kalt an. „Mokuba …“ „Ja?“ Er spürte, wie Mokuba ihn fragend ansah und atmete langsam ein und aus. Die kalte Luft prickelte unangenehm in seinem Hals. Abrupt blieb er stehen und ging vor ihm in die Knie, so dass sie auf Augenhöhe waren. Sein langer Mantel flatterte um ihn und breitete sich auf dem silberweißen Schnee aus wie Flügel. „Mokuba … ich …“ Er streckte die Hand aus und seine kalten Finger schlossen sich um Mokubas Jacke, als er versuchte ihm in die Augen zu sehen. Die Entschuldigung von vorhin lag erneut auf seinen Lippen, wartete nur darauf, ausgesprochen zu werden … und Rolands dezent vorwurfsvolle Blicke brannten noch frisch in seinem Nacken. „Was ist?“ Mokuba klang fragend, beinah besorgt. Sein Atem kam in kleinen, weißen Wölkchen, genau wie Setos eigener. Glitzerfunken klebten in seinem Haar und seiner Mütze, ein paar Schneeflocken schmolzen sacht auf seinen Wangen und in den langen, schwarzen Wimpern. Seto hatte das Gefühl, geblendet zu werden von dem ganzen Schnee. Überall weißer Glitter, und plötzlich war seine Sicht verschwommen und er musste heftig blinzeln. Lauter Schnee … und er war so blind. Langsam hob er eine Hand und fuhr mit den Fingerspitzen behutsam über Mokubas Wange, wischte ein paar halbgeschmolzene Flocken weg. „Nichts“, sagte er leise und schüttelte den Kopf. „Es war nichts.“ Er konnte es nicht sagen. „Seto …“ „Ist dir kalt?“ unterbrach er ihn. Mokuba schüttelte eifrig den Kopf, obwohl seine Wangen unter Setos Fingern eisig waren und seine Zähne bereits angefangen hatten, verdächtig klappernde Geräusche von sich zu geben. Vielleicht ließ Roland sich bei Gelegenheit dazu herab, zu der giftgrünen Mütze noch einen farblich passenden Pullover für ihn häkeln … „Morgen …“, sagte Seto und zog ihn zu sich. „Morgen werden wir eingeschneit.“ Er schlang die Arme um ihn und spürte das kaum merkliche Zittern seines kleinen Bruders, sogar durch die dicke Jacke hindurch. „Was?“ Mokubas Stimme klang überrascht und ein wenig gedämpft. Beinah perplex erwiderte er die unerwartete Umarmung. „Wir sind eingeschneit und ich werde den ganzen Tag nicht zur Arbeit können.“, stellte Seto fest. „Woher weißt du das?“ „… weil das mein Geschenk für dich ist“, flüsterte Seto. Er schloss die Augen gegen das blendende Weiß. Schwarze, wuschige Haare streiften sein Gesicht und er fuhr mit der Hand behutsam über Mokubas Mütze. „Ehrlich?!“ Mokubas Stimme quietschte und er hob den Kopf. Seine dunklen Funkelaugen leuchteten und ein Strahlen breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus. Seto nickte. Ich bin Seto Kaiba, dachte er grimmig. Und wenn ich sage, wir werden morgen eingeschneit, dann ist das eben so. Das elektronische Schachspiel und die Yacht konnte er vielleicht wieder zurückgeben. Wer brauchte die schon. Und vielleicht … vielleicht hatte Roland dieses Jahr mal wieder eine Gehaltserhöhung verdient. Nur … wegen Weihnachten und so. ^Fin^ Kapitel 6: Verhandlungen in mehr oder weniger bekleidetem Zustand [Seto, Tea, Joey] ----------------------------------------------------------------------------------- Charaktere: Anzu Mazaki, Seto Kaiba Pairing: Seto/Joey Für Alex „Kaiba!“ „… was? Mazaki? Was zum Teufel machst du …?! Was fällt dir ein, einfach so in mein Schlafzimmer zu platzen?!“ „Ich habe es satt!“ „…bitte?“ „Ich kündige! Auf der Stelle! Unwiderruflich!“ „Das ist jetzt wirklich nicht der …“ „Und wie das der richtige Augenblick ist! Erzähl mir nicht, was der richtige Augenblick ist, wenn du meine zwanzig Beschwerden über den Betriebsrat …“ „Wir haben einen Betriebsrat?“ „… bis jetzt völlig ignoriert hast! Genauso wie die Gesprächstermine, die ich dir selber in deinen Kalender eingetragen habe! Das geht so nicht!“ „Okay. Das reicht. Und könntest du es unterlassen mit den Armen zu fuchteln wie ein aufgeregtes Huhn, da steht eine sehr teure Vase aus der Ming-Dyna-… da stand eine sehr teure Vase. Mazaki, ich warne dich, leg das weg! Finger weg von meiner Drachenstatue! Stell die sofort wieder hin!“ „Hörst du mir jetzt endlich zu? Ich will volle Aufmerksamkeit!“ „Ich … ja. Ich höre zu. Aber stell den Drachen wieder zurück! Der war sehr teuer.“ „Erzähl mir nicht, wie teuer der war! Ich weiß genau, wie teuer er war. Ich habe die Kaufverträge durch die halbe Welt gefaxt und dir einen Experten aufgetrieben, der versichert hat, dass es nicht nur eine billige Kopie, made in China ist. Und ich habe sie zu deinem letzten Geburtstag poliert! Drei Stunden lang. Und ich weiß, dass du unter deinem Nachttisch einen Knopf für den Sicherheitsdienst hast. Also versuch gar nicht erst, da so unauffällig hinzulangen.“ „Schon gut, schon gut! Kein Sicherheitsdienst. Können wir jetzt darauf zurückkommen, wieso du nachts um … halb zwei? … in mein privates Schlafzimmerzimmer platzt und mit Vasen um dich schmeißt?“ „Ich kündige.“ „Das sagtest du bereits.“ „Willst du nicht wissen, wieso?“ „Nicht unbe-… aber ja, natürlich. Und stell den Drachen wieder zurück! Kann ich mich schnell anziehen? Das klingt nicht nach einem Gespräch, dass ich in unbekleidetem Zustand führen möchte.“ „Nein! Ich habe es satt!“ „Du wiederholst di- … ja, ich höre doch zu. Stell das weg!“ „Als du mich damals eingestellt hast, habe ich meine aussichtsreiche Karriere als Tänzerin aufgegeben … WAS? Möchtest du etwas dazu anmerken, Kaiba? Nein? Gut. Du hast mir irgendwas von Karriere vorgefaselt. Und Management. Marketing. Pressesprecherin. Großartige Aussichten! Und was mache ich stattdessen? WAS?!“ „… hoffentlich nicht meine Drachenstatuen kaputt?“ „Ich koche Kaffee!“ „Das ist eine sehr wichtige und außerordentlich …“ „Ich bin nicht deine Tippse, Kaiba! Ich bin auch nicht dein Kindermädchen! Und schon gar nicht bin ich dein Zuhälter!“ „Ich darf doch sehr bitten. Ich habe keine Ahnung, wovon du …“ „Deswegen stelle ich dich jetzt vor die Wahl. Entweder kündige ich auf der Stelle und verklage deine Firma, bis dir die Ohren schlackern - oder ich verlange eine Neudefinierung meines Beschäftigungsfeldes. Plus eine Gehaltserhöhung.“ „Eine Neudefinierung deines Beschäftigungsfeldes? Wieso bekomme ich dabei so ein ungutes Gefühl?“ „Erstens werde ich dir ab heute keinen Kaffee mehr kochen! Du weißt ganz genau, wo der Vollautomat steht und nur weil da zwanzig blinkende Knöpfchen dran sind, heißt das nicht, dass du ihn nicht selbst bedienen kannst! Das ist ein absolut lächerliche Ausrede für jemanden, der Computerspiele produziert!“ „Ich hasse blinkende Knöpfchen. Blinkende Knöpfchen machen mich aggressiv und sorgen dafür, dass ich Spiele programmiere, die Kinder dazu bringen, Amok zu laufen und ihre Lehrer zu erschießen. Das wirst du doch wohl kaum … Mazaki! Leg sofort den Drachen zurück! Ich warne dich!“ „Kein Kaffee mehr, sonst laufe ich Amok. Das ist nicht verhandelbar!“ „Okay. Schön. Ich denke, wir können einen der Praktikanten dafür abstellen. Ist das alles? Ich kann mich damit jetzt wirklich nicht …“ „Hah! Ich fange grade erst an.“ „Oh Gott. Ich ahnte es …“ „Zweitens – ich habe deinen Bruder sehr lieb, das weißt du. Aber ich telefoniere nie wieder vierundsiebzig Mal mit der lybischen Botschaft, nur weil er die falschen Staatsbeamten bestochen hat, um seinen Vergnügungswasserspielpark zu bauen. In der Wüste!“ „Ich bin sicher, Mokuba hatte einen triftigen Grund …“ „Den willst du gar nicht wissen! Und wenn eine Amara hier anruft und uns mit der lybischen Mafia droht, dann schick sie zu mir und ich faxe ihr nochmal unsere Gesetze bezüglich bindender Eheversprechen zu. Aber zurück zum Thema. Wo war ich stehen geblieben?“ „Amara?“ „Das willst du auch nicht wissen. Und das nächste Mal will ich gefälligst einen Dolmetscher gestellt bekommen und nicht ein Memo von dir mit Adressen für ‚Abendkurse in Arabisch‘! Ich glaube, es geht noch!“ „Die Kaiba Corporation ist sehr interessiert an der ständigen Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Das kann wohl kaum ein Grund für diese …“ „Drittens! Ich bin es leid, deine Begleiterin auf offiziellen Anlässen zu spielen, nur weil du Frauen nicht leiden kannst.“ „Ich … was?! Wie bitte? Ich weiß nicht, wie du auf diese lächerliche, verleumderische Unterstellung …“ „Das ist völlig in Ordnung, Kaiba. Du musst dich deswegen nicht aufregen. Das weiß doch jeder. Aber deine Empfänge sind wirklich unglaublich langweilig und dein kaltes Buffet ist … also, entschuldige, aber für jemanden, der so viel Geld hat wie du, sind die drei alte Brötchen und ein paar trockene Käsewürfel echt erbärmlich. Ich habe dir schon tausend Mal Adressen von einem sehr guten Partyservice auf den Schreibtisch gelegt, aber gute Vorschläge werden in dieser Firma ja grundsätzlich ignoriert.“ „Wenn es gutes Essen gäbe, müsste ich mich ja noch länger mit diesen Dummschwätzern abgeben. Ich denke nicht.“ „Wer muss denn stundenlang langweiligen Small Talk machen, während du dich wieder abgeseilt hast um irgendjemandem dein neues Testprogramm vorzuführen? Ich! Du lässt mich jedes Mal alleine in einer Ecke stehen. Das ist total unhöflich! Die Kleider muss ich auch immer selber kaufen, hast du eine Ahnung wie teuer die sind? Und wie oft mir da an den Hintern gegrabscht wird? Dafür kriege ich absolut nicht genug Gehalt, um mir das lächelnd gefallen zu lassen!“ „Ich … hah! Also, das muss ich mir nicht anhören. Es gibt Dutzende von Frauen, die würden dafür bezahlen, mit mir gesehen zu werden.“ „Sicher, Kaiba. Sicher.“ „Aber gut, von mir aus. Ich denke, wir werden das auch irgendwie anderweitig regeln können. Den Rest werden wir morgen in meinem Büro …“ „Versteh mich nicht falsch, ich bin ja bereit mich da weiter mit dir blicken zu lassen. Aber nur unter gewissen Bedingungen.“ „Bedingungen.“ „Jawohl! Ein Kleid pro Monat auf Spesen und ich darf die Empfänge nächstens selber organisieren. Mit Party Service und richtigem Essen und einer richtigen Band. Und bevor du ablehnst, solltest du dir ins Gedächtnis rufen, dass ich genau weiß, wie du dich letztes Jahr um die Unternehmenssteuer herumgemogelt hast und wie du an den Zuschlag für den Bau der neuen Spielhalle gekommen bist.“ „Das ist … reine Erpressung! Das ist absolut unverfroren! Das ist … Also gut, ich gebe zu, ich bin ein bisschen beeindruckt. Möglicherweise habe ich dein Potential im Bereich von schwierigen Verhandlungen etwas unterschätzt.“ „Danke. Viertens bin ich nicht länger Willens Fähnchen und Banner mit deinem Firmenlogo zu schwingen, wenn du dich mit Yugi duellierst. Das ist einfach nur lächerlich und gehört auch nicht in meinen Aufgabenbereich. Ich habe aber ein paar Mädels aus meiner alten Tanzgruppe kontaktiert und die wären bereit da was auf die Beine zu stellen, wenn du das möchtest. Mit Pompons und farbigen Bändern. Es ist ein sehr geschmackvolles Programm aus griechischer Folklore, indianischen Motivationstänzen und rhythmischer Sportgymnastik. Wird dir bestimmt gefallen.“ „Indianischen … danke. Ich glaube, ich verzichte.“ „Wie du willst. Ich habe die Nummer hier, falls du es dir nochmal anders überlegst.“ „War es das jetzt? Sind wir fertig? Kein Kaffee mehr kochen, mehr kalte Schnittchen auf Veranstaltungen, Kleider auf Spesen und ein Dolmetscher, wenn du mit ausländischen Botschaften verhandelst? Wegen mir. Kannst du haben. Aber würdest du jetzt bitte …“ „Fast fertig. Zu fünftens liegt bereits ein langer Brief auf deinem Schreibtisch.“ „Ein Brief?“ „Dann hast du länger Zeit dich damit auseinander zu setzen und deine Wut in produktive Bahnen zu lenken. Das habe ich doch in dem Seminar über ‚Kommunikationsstrategien für Führungspersönlichkeiten gelernt. Solltest du echt mal hingehen, das ist wirklich sehr interessant.“ „Mazaki, ich warne dich. Wenn du nicht bald zu einem Ende kommst …!“ „Sechstens will ich keine nächtlichen Anrufe mehr, nur weil dir irgendwelche Unterlagen fehlen oder weil du deine Lieblingskaffeetasse nicht findest. Das ist reine Schikane! Du solltest nach achtzehn Uhr sowieso keinen Kaffee mehr trinken. Außerdem bist du im Besitz von einhundertvierundsiebzig Kaffeetassen - ja, ich habe sie gezählt! – und eine von den einhundertdreiundsiebzig anderen Tassen wird es doch wohl auch tun.“ „Ich … gut.“ „Und überhaupt … oh okay. Du bist da erstaunlich einsichtig. Du willst mich wirklich dringend loswerden, was?“ „Du hast ja keine Ahnung.“ „Siebtens – und das ist der wichtigste Grund - habe ich es satt billige Ausreden für dich am Telefon zu erfinden, nur weil du keine Lust hast mit Joey zu reden. Joey ist mein Freund. Das bringt mich in ernsthafte moralische Gewissenskonflikte und ich bin sicher, es verstößt gegen irgendwelche Arbeitsschutzgesetze, wenn man seinen besten Freund belügen muss! Ich hasse es, am Telefon zu erzählen, dass du in einer „wichtigen Besprechung“ bist, wenn ich genau weiß, dass du in deinem Büro sitzt und mit deinem Drachen spielst!“ „…“ „Du weißt genau was ich meine!“ „Mein Drache ist hier wohl kaum von Belang!“ „Es geht um Joey.“ „Jo-… Whee- … der kleine, kläffende Wadenbeißer ist hier ebenso wenig von Belang. Was hat der überhaupt … mit irgendwas zu tun?“ „Oh bitte, Kaiba. Das wird langsam albern. Ich will mir am Telefon keine Ausreden mehr ausdenken, wenn du von ihm genervt bist und ich erinnere dich auch nicht mehr an seinen Geburtstag. Daran könntest du ruhig mal selber denken! Ist das zu viel verlangt? Ich weigere mich auch entschieden, ständig zu vermitteln, nur weil er sauer ist und dich mal wieder nicht ranlässt. Das ist doch nicht mein Problem! Also kurz gesagt, ich werde mich da künftig raushalten und will da auch nicht mehr eingespannt werden.“ „… Mazaki!“ „Dein Zahnarzt wäre sicher nicht begeistert, wenn er hört wie oft du mit den Zähnen knirscht. Das ist nicht gesund für Kiefermuskulatur. Nein, schon okay, ich bin fertig. Hach, tat das gut. Das war richtig befreiend, kannst du dir das vorstellen? Ich fühle mich gleich viel besser.“ „Wie schön für dich.“ „Ich bin sicher, wenn du all diese Bedingungen annimmst, werden wir weiterhin ein sehr fruchtbares, produktives Arbeitsverhältnis in gegenseitigem Respekt und Einvernehmen führen können.“ „Ich bin sicher, wenn du nicht auf der Stelle aus meinem Schlafzimmer verschwindest, wird etwas folgenschweres passieren, was der Betriebsrat sicher nicht gut heißen wird, was mir aber egal sein wird, weil ich ihn vorher exekutiert habe.“ „Ich bin schon weg. Kein Grund gleich so aggressiv zu werden. Wir sehen uns morgen. Ich werde schon mal die Personalabteilung wegen meinen neuen Gehaltsvorstellungen kontaktieren. Ach und Kaiba …?“ „Was denn noch?“ „Du kannst Joey ruhig sagen, er kann wieder unter dem Bett hervorkommen. Ich bin sicher, er liegt da nicht gut auf deinem Teppich. Mach‘s gut!“ ^Ende^ Nachwort: Aus mir selbst nicht ganz ersichtlichen Gründen kann ich mir Tea in der Zukunft immer sehr gut im Management von Kaibas Firma vorstellen. Als so ne Mischung aus Sekretärin, Kindermädchen, Händchenhalterin in Krisensituationen und Eventmanagerin. Ich bin sicher, das wäre toll. ;P Kapitel 7: Porno [Joey, Tea, Tristan] ------------------------------------- Challenge: "Porno" Rating: PG (Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist ... bei der Challenge.) Vorwort: Ich bin aufgewacht und hatte random ganz viel Liebe für Tea. Das musste einfach sein. Tea konnte manchmal ziemlich anstrengend sein. Zum Beispiel dann, wenn sie permanent darauf bestand, dass Joey versuchen sollte nett zu Kaiba zu sein. Nett! Zu Kaiba! Sie wusste ja nicht, was sie da redete. Oder wenn sie ihm versicherte, dass es pädagogisch wertvoller sei, wenn er seine Hausaufgaben selber machte und ihn nicht bei sich abschreiben ließ. Nicht zu vergessen immer dann, wenn sie ihn zwang, mit ihr einkaufen zu gehen und er am Ende gefühlte siebenundachtzig Tüten und Schachteln zu ihr nach Hause schleppen musste. Also, Tea hatte viele anstrengende Seiten an sich. Vielleicht sogar mehr als Tristan und Yugi zusammen. Joey wusste selbst nicht genau woran das lag. Möglicherweise weil sie eine Frau war und ein sehr strenges Gewissen hatte oder möglicherweise auch einfach nur weil sie Tea war. Zugegebenermaßen hatte sie auch viele tolle Seiten an sich. Aber niemals, und da war sich Joey sicher, hatte er sie so unglaublich fabelhaft gefunden wie in diesem Augenblick, als sie mitten in der Klasse aufstand und verkündete: „Das ist meine.“ Um die Tragweite dieser Aussage zu verstehen, muss man allerdings eine dreiviertel Stunde zurückspulen, an den Beginn der vierten Stunde. „Was ist das denn? Ach du sch-…“, japste Joey und machte große Augen. „Sei doch noch lauter!“ zischte Tarou und senkte verschwörerisch den Blick. „Das muss ja nun nicht jeder mitkriegen. Also? Wer von euch will ihn aufbewahren?“ Joey und Tristan tauschten einen zweifelnden Blick über seinen Kopf hinweg. Tristan hob fragend die Augenbrauen und Joey zuckte unbehaglich mit den Schultern. Er war nicht scharf drauf, so was den Rest des Tages mit sich herumzuschleppen. Außerdem filzten die Lehrer sowieso regelmäßig seine Taschen, weil sie ihn verdächtigten, dass er heimlich schummelte. (Dabei war er wirklich einfach nur besser in den Klausuren geworden, seit Tea ihn zwang, seine Hausaufgaben selbst zu machen. Huh.) „Wieso bringst du den mit in die Schule?“ fragte Tristan vorsichtig, dem der Gedanke offenbar auch nicht sonderlich behagte. Tarou schnaubte. „Denkst du, ich lass den zu Hause, wenn meine Mutter ständig mein Zimmer durchsucht? Bin ich blöd?“ „Deine Mutter durchwühlt dein Zimmer?“ fragte Joey, um Zeit zu gewinnen. Er lehnte an der Fensterbank und spielte mit einem Stift. „Nach was sucht sie?“ „Was weiß ich.“ Tarou zuckte mit den Schultern. „Zigaretten, nehme ich an. Oder Kondome. Also los, wer nimmt ihn?“ „Uhm …“ Tristan schob die Hände unsicher in die Hosentaschen und tauschte erneut einen Blick mit Joey. „Ihr wollt doch heute Abend mit gucken, ihr Flachpfeifen? Oder nicht?“ „Klar.“ Joey fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und senkte erneut den Blick. Ihm war heiß und kalt bei dem Gedanken mit einer DVD in der Tasche erwischt zu werden, die ‚Wilde Lümmel und ihre kessen Gespielinnen Teil VII‘ hieß und ein ebenso eindeutiges Cover besaß. „Etwa Schiss?“ Tarou grinste frech. Joey knurrte ungehalten. Der Idiot besaß auch nur so eine große Klappe weil Yugi heute nicht da war, der ihn schon (ungelogen) sieben Mal beim Karten spielen platt gemacht hatte. „Nein.“ „Was dann? Traut ihr euch nicht? Nicht Mann genug für ein paar echte Weiber?“ Tarou machte ausladende, vielsagende Bewegungen vor seinem Oberkörper. Tristan hatte die Augenbrauen gerunzelt und sah insgesamt genauso unerfreut aus wie Joey. Nichts gegen Pornos, dachte Joey unbehaglich. Aber Pornos guckt man doch lieber alleine. Im abgedunkelten Zimmer. Um danach … na ja. Aber nicht in einer Horde von neun Kerlen, die alle grölten und sich bemühten sich gegenseitig mit den lautesten sexistischsten Sprüchen zu übertrumpfen – und sich nicht anmerken zu lassen wie die Hose immer enger wurde. Und dann auch noch einer, auf dem groß und breit „Ab 18“ draufstand und nicht zu wissen wie Tarou überhaupt drangekommen war … „Jetzt los!“ forderte Tarou. „Wer nimmt es?“ „Steck das Ding weg, Hanamura-sensei kommt grade!“ zischte Tristan und schubste die DVD zurück in Tarous Hand. „Macht schon!“ „Bitte setzt euch hin“, verkündete die Stimme von Frau Hanamura. „Und schlagt eure Bücher auf Seite 372 …“ „Gib schon her“, zischte Joey und riss den Porno an sich. Hastig stopfte er ihn in seinen Schulrucksack, vergrub ihn tief unter zerfledderten Heften und vergammelten Pausenbroten. Ohne eine Reaktion abzuwarten, fuhr er herum, stapfte zu seinem Platz neben Tea und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Den Rucksack schob er so tief es ging unter seinen Tisch. „Was war das denn?“ flüsterte Tea. „Wieso redet ihr mit diesem Idioten?“ „Nichts“, grummelte er, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Joey!“ zischte sie streng. Er spürte wie sein Gesicht begann zu glühen unter ihren forschenden Blicken. „Das geht dich nichts an.“ Sie gab ein leises empörtes Geräusch von sich und vergrub ihren Kopf in ihrem Biologiebuch. Joey seufzte. Es tat ihm leid, wenn er sie gekränkt hatte, aber es gab eben Dinge, die Tea nicht verstand. Weil sie eine Frau war und strenge moralische Prinzipien hatte. Und weil sie eben Tea war. Und so. Die Stunde verlief ohne Zwischenfälle. Abgesehen davon, dass Tea keine Zettelchen mit ihm hin und herschrieb, wie sie es sonst tat, und ihren Kopf schweigend in ihr Heft vergraben hatte. Tristan warf Joey fragende Blicke zu, aber Joey zuckte nur hilflos mit den Schultern. Die Katastrophe passierte ganz am Ende. Hanamura-sensei rief ihn nach vorne an die Tafel (danke auch, er hatte sich nicht mal gemeldet), Joey zappelte nervös und hektisch als er aufstand und trat aus Versehen gegen seinen Rucksack. Der flog auf die Seite und ein kleiner Schwall Gegenstände kullerte aus ihm heraus und verteilte sich auf dem Boden. „Sorry!“ japste Joey und stürzte auf die Knie um es aufzusammeln. Von irgendwo her wurde gekichert. „Wheeler“, sagte Hanamura-sensei streng und trat zu seinem Tisch. „Ist es nötig hier so ein Chaos zu …?“ Sie stockte abrupt und schnappte nach Luft. „Was ist das?!“ fragte sie scharf. Joey riss den Kopf hoch. Oh Gott. Oh Gott. Oh nein. Oh heilige Scheiße. Nein, nein, nein! Er machte einen Hechtsatz nach vorne, aber seine Lehrerin war schneller als er. Mit spitzen, manikürten Fingern hob sie ‚Wilde Lümmel und ihre kessen Gespielinnen Teil VII‘ hoch. Ihre Augen waren beinah komisch geweitet und ihr Mund geöffnet vor Entsetzen. „Was …“ „Gnarghl …!“ blubberte Joey verzweifelt, dessen Sprachzentrum sich offenbar grade von selbst ausgeschaltet hatte. Er wedelte verzweifelte mit den Armen. „Joseph Jay Wheeler …“, begann sie eisig. „Ich … ich … das ist nicht …“, stammelte Joey und spürte wie das gesamte Blut seines Körpers in seinen Kopf schoss. Ihm wurde ein wenig schwindelig. Aus den Augenwinkeln sah er Tristans panisch aufgerissene Augen und wie Tarous Finger sich nachdrücklich um den Rand seines Tisches klammerten. In der Klasse herrschte atemlose Stille. Die Stille vor der Hinrichtung. „Steh sofort auf“, befahl Hanamura-sensei in einem Tonfall, den er noch nie bei ihr gehört hatte. „Wir werden jetzt sofort zum Direktor gehen. Ich kann nicht glauben …“ Ein einsamer Stuhl schabte in der Stille, als jemand hinter ihm ruckartig aufstand. Joey war wie versteinert und wagte nicht, sich umzudrehen. „Sensei“, sagte eine ruhige Stimme hinter ihm. „Das ist ein Irrtum.“ „Ein Irrtum?“ Ihre Augenbrauen flogen nach oben und ihr Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. „Soll ich etwa glauben, dass es sich in Wirklichkeit um einen Disneyfilm handelt?“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. „Ich denke, das lässt sich relativ schnell feststellen …“ „Natürlich nicht, Sensei“, erwiderte Tea unbeirrt höflich. „Der Irrtum ist, dass sie annehmen es sei Joeys DVD. Es ist meine.“ Kollektives Japsen ging durch den Raum. Joey fuhr herum und starrte seine beste Freundin sprachlos an. Was zum Teufel …? Was machte sie denn da? Hatte sie den Verstand verloren? Das würde ihr doch nie einer … Hanamura-sensei sah ein wenig aus der Fassung gebracht aus. „Ich bitte dich, Gardner“, sagte sie steif. „Wieso sollte ich annehmen …?“ „Es ist Recherche“, sagte Tea schnell. „Recherche? Für was?“ „Für einen Vortrag. Ich bin die Vorsitzende der FSM.“ „FSM?“ „‘Feministinnen gegen Sexismus in den Medien‘“, erwiderte Tea in völliger Selbstverständlichkeit. Sie lächelte sanft. „Ich musste mich für meinen Vortrag informieren. Dabei blieb es leider nicht aus, auch einen Blick in etwas … expliziteres Material zu werfen, um das volle Ausmaß zu erfassen. Wir planen eine nachdrückliche Kampagne gegen diese Art des Sexismus, um die Abstumpfung der Gesellschaft in Hinblick auf das …“ „Danke, es reicht.“ Hanamura-sensei räusperte sich mehrfach. Ihre Augen waren schmal und sie warf misstrauische Blicke zwischen Tea und Joey, der immer noch auf dem Boden kniete, hin und her. „Joey hat sich nur angeboten mir zu helfen“, ergänzte Tea. „Er ist ein Ehrenmitglied.“ „Bei den ‚Feministinnen gegen Sexismus in den Medien‘?“ fragte Hanamura-sensei sarkastisch. Tea lächelt sanft und schlug sittsam die Augen nieder. „Ja, Sensei." * „Du hast mir den Arsch gerettet …!“, wiederholte Joey zum siebten Mal in genauso vielen Minuten. Er fühlte sich immer noch ein wenig atemlos und unwirklich. Tea – TEA – hatte grade in aller Öffentlichkeit gestanden, einen Porno mit sich herumzuschleppen. „Du hast … wieso hast du …?“, stammelte er ungläubig. „Ich weiß, Joey.“ Sie seufzte. „Ich weiß.“ Tea lehnte im Flur an der Fensterbank und hatte eine Hand über ihre Augen gelegt, während sie nachdrücklich den Kopf schüttelte. „Wieso guckt ihr euch so einen Müll an?“, murmelte sie bekümmert. „Ich glaube das einfach nicht.“ „Tut mir leid …?“ nuschelte er verlegen und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. „Ich dachte, du hängst nicht mehr mit Idioten wie diesem Tarou herum.“ Sie ließ die Hand sinken und funkelte ihn an. „Der ist nichts als Abschaum! Das hast du nicht nötig! Der macht dir nur Ärger.“ Betreten senkte Joey den Kopf und starrte auf die Spitzen seiner Turnschuhe. Er schob seine Hände in die Hosentaschen und spürte wie er defensiv die Schultern anhob. Es war schwer zu erklären wieso es manchmal immer noch so an ihm nagte, wenn Leute ihn für uncool und doof hielten. Das war ja auch der Grund wieso Kaiba mit seinen permanenten Beleidigungen ihm jedes Mal wieder so unter die Haut ging. Vielleicht hatte Joey ein Egoproblem. Oder andere Probleme. Nicht vielleicht. Wahrscheinlich sogar. Aber sogar er wusste, was seine wahren Freunde waren. „Danke“, sagte er aufrichtig und hob den Kopf. „Das war richtig cool von dir. Das hättest du nicht tun müssen …“ Ihr strenger Blick wurde weicher. Sie hob die Hand und schnippte ihm nachdrücklich gegen die Stirn. „Depp“, sagte sie liebevoll. „Natürlich musste ich.“ Er grinste verlegen zurück und rieb sich über die Stirn. „Und jetzt komm“, befahl sie. „Lass uns Tristan einsammeln und dann besuchen wir Yugi.“ Yugi! Oh … Gott, Yugi. „Bitte sag ihm das nicht mit dem Porno!“, bettelte Joey panisch, während er ihr hinterherlief. Yugi gehörte zu den Menschen, die er absolut nicht enttäuschen wollte, auch wenn es so was albernes war. Tea rollte mit den Augen, verlangsamte ihre Schritte und hakte sich bei ihm. „Ich schweige wie ein Grab.“ Joey seufzte erleichtert. „Freu dich nur nicht zu früh.“ Sie streckte ihm die Zunge heraus. „Dafür erwarte ich in den nächsten Wochen, dass du deine gesamte Freizeit damit verbringst, dich in die FSM-Aktivitäten reinzuknien!“ „F… S… M?“ Joey starrte sie an und stolperte beim Laufen beinah über seine eigenen Füße. „Moment mal! Ich dachte, dass hast du nur erfunden …? Tea!“ „Ich weiß nicht, was du hast. Wir brauchen viel mehr männliche Feministen.“ „A-aber … Tea …!“ Und Ende ... Kapitel 8: Finstere Nacht der Verdammnis [Seto, Kid!Joey]] ---------------------------------------------------------- Vorwort: Also, Maddle und ich haben vor Urzeiten mal ein RPG gespielt, wo Joey ein nerviger Grundschüler und Seto sein sehr, sehr genervter Babysitter war. Es gab keinen Gozaburo und Seto war einfach der zickige Teenager-Sohn reicher Eltern. Mehr Erklärung gibts nicht. Wir hatten viel Spaß. xD Charaktere: Seto Kaiba, Joey Wheeler Warnungen: crack, AU(!), gen „Jetzt hör mir gut zu, Knirps.“ Blaue Augen bohrten sich unerbittlich in goldbraune. Dann richtete sich Seto zu seiner vollen Größe von 1, 86 m auf und blickte finster auf den kleinen Knirps vor sich hinab. „Hier sind die Regeln.“ „Welche Regeln?“ fragte Joey und musste den Kopf praktisch in den Nacken legen, um zu ihm hochzusehen. Er trug eine rote Baseballkappe, hatte kurze Hosen an und ein Pflaster auf dem linken Knie. Er reichte Seto bis zur Hüfte und es sah alles höchst kriminell und unerfreulich aus. „Die Regeln, die wir brauchen, damit du diesen Nachmittag überlebst und ich dich nicht vorher umbringe.“ Seto war kein begeisterter Babysitter. Genauer gesagt war er überhaupt kein Babysitter. Was konnte er dafür, dass die Eltern dieses vorlauten Balgs Geschäftspartner von seinen Eltern waren? Er hasste Kinder. Er hasste vorlaute Kinder. Er hasste Joey Wheeler. „Das … ist ein Park.“ Seto deutete um sich herum. Joey folgte seiner Hand und nickte begeistert. „Coool!“ Irritiert von so viel Enthusiasmus blinzelte Seto ihn an. „Wie auch immer. Dieser Park ist für die nächsten Stunden dein Aktionsradius.“ „Was ist ein Aktionsradius?“ Joey hatte eine gigantische Zahnlücke. Und er lispelte, wenn er sprach, so dass es klang wie ‚Akftionsradiuf’. „Das bedeutet, dass wir in diesem Park bleiben. Ich korrigiere – das bedeutet, dass DU In diesem Park bleibst. Solltest du Anstalten machen ihn zu verlassen, nehme ich dich an die Leine.“ „Wie Lassie?“ „Wie Lassie.“ Joey nickte folgsam. „Cool.“ Irgendwie schien er die Drohung hinter Setos Worten nicht ganz ernst zu nehmen. Oder er mochte Lassie. Oder er war einfach nur geistig zurück geblieben. Oder alles zusammen. „Regel Nr. 2: Du gehst nicht zu nah an den Teich“, fuhr Seto fort. „Was heißt nah?“ wollte Joey wissen. „Nicht näher als zwei Meter“, entschied Seto kurzerhand. „Und auf keinen Fall fällst du ins Wasser.“ Das hätte ihm grade noch gefehlt. Joey legte den Kopf schief. „Was ist, wenn meine Kleider Feuer fangen, und ich brauche dringend Wasser zum löschen oder ich muss sterben – darf ich dann in die Nähe des Teiches?“ Seto starrte ihn an. „Regel Nr. 3: Du hältst dich fern von brennbaren Materialien!“ „Aber was ist, wenn ich von alleine anfangen zu brennen?“ Joey fuchtelte mit den Armen und hatte die goldbraunen Augen dramatisch weit aufgerissen. Seto räusperte sich. „Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist äußerst gering, glaub mir.“ „In ‚Finstere Nacht der Verdammnis’ haben die Menschen auch einfach so angefangen zu brennen.“ „Was ist ‚Finstere Nacht der Verdammnis’? Nein, sag nichts.“ Er rieb sich die Schläfe und spürte, wie er Kopfschmerzen bekam. „Deine Eltern erlauben dir so was zu gucken?“ Joey nickte großäugig. Das war so gelogen. Verzogenes Balg. „Schön“, sagte Seto. Was gingen ihn die Erziehungsmethoden anderer Leute an. „Wenn du anfangen solltest von selbst in Flammen aufzugehen, darfst du dich dem Teich nähern. Aber nur dann!“ Grundgütiger. Der kleine Bratz war nicht nur kriminell und mochte Lassie – er war offensichtlich auch noch morbide und geistesgestört. „Cool.“ Der blonde Schopf wippte auf und ab und die Kappe verrutschte ein wenig, als Joey artig nickte. „Regel Nr. 4“, zählte Seto an den Fingern auf. „Du schreist nicht, du heulst nicht, du quengelst nicht und gibst auch sonst keine unerfreulichen Geräusche von dir, verstanden?“ „Was ist, wenn mich ein tollwütiger Hund anfällt und mir das halbe Bein abbeißt? Darf ich dann schreien?“ Was zum Teufel war mit den Kindern heutzutage nicht in Ordnung?! Seto konnte sich nicht daran erinnern, dass er mit sieben Jahren auch schon so blutrünstige Vorstellungen gehabt hatte. „Regel Nr. 5: Du spielst nicht mit Tieren!“ „Raupen?“ „Auch nicht.“ „Schnecken?“ „Nein! Die sind widerlich. Keine Tiere, keine Insekten, keine anderen Kinder, verstanden? Nichts was beißt, kratzt, schleimt oder sabbert. Am liebsten nichts, was atmet. Und nein …!“ Er warf Joey, der bereits den Mund geöffnet hatte, einen finsteren Blick zu. „Auch keine toten Tiere.“ Langsam durchschaute er den kleinen Bastard und seine hinterhältigen Winkelzüge. „Regel Nr. 6 - du belagerst mich nicht alle fünf Minuten, ob ich dir ein Eis kaufe. Siebtens – du redest nicht mit fremden Menschen. Bei näherer Überlegung … du redest am besten gar nicht, es sei denn, ich frage dich etwas.“ Sein Blick wanderte forschend an dem kleinen Jungen auf und ab. Er hatte sicher noch irgendetwas vergessen … „Kann ich Frisbee spielen?“ „Achtens – du wirfst deine Frisbee nicht weiter als einen Radius von zehn Metern. Das gilt auch für deinen Ball. Neuntens – du kletterst nicht auf Bäume.“ Zufrieden stellte er fest, wie Joey den Mund auf und zuklappte. „Zehntens – du kriechst nicht durch irgendwelche Büsche. Elftens – du gehst nicht in den Sandkasten. Da pinkeln immer die Hunde rein. Zwölftens – du nimmst anderen Kindern keine Spielsachen weg. Und dreizehn - …“ „Seto …“ „Dreizehn – das ist Mister Kaiba für dich.“ Er senkte kritisch die Augenbrauen. „Bist du eigentlich gegen Tetanus geimpft?“ „Was ist Tetanus?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)