Mondscheinkinder von MangaEngel ================================================================================ Epilog: Tigerkinder ------------------- „Seid gefälligst still, ihr dummen, dreisten Blagen!“ schrie Mary vollkommen aufgebracht und sofort flohen die kleinen Kinder, sei es, weil ihr Brüllen oder ihr Gesicht die Racker verschreckt hatte. „Na, jetzt beruhig dich doch. Am Ende werden wir rausgeworfen, weil die Eltern sich beschweren.“ sagte Masa ruhig und legte eine Hand beruhigend auf Marys Kopf, die beleidigt die Arme verschränkte. „Aber die haben doch angefangen, am Ende werfen sie noch mit Steinen oder sowas!“ meinte sie und schmollte, als Masa über ihr trotziges Verhalten lachen musste. „Sie haben es doch nicht böse gemeint, in ihrem Alter hätte ich bestimmt auch nichts anderes gerufen.“ sagte er und sofort schwieg Mary. Obwohl ich erwartet hätte, dass sie erwidern würde, dass er in dem Altern nichtmal hatte sehen können. Doch sie schwieg und kam stattdessen zu mir, um mir endlich zu helfen. „Ach, lasst mich ruhig liegen, ich kuller gern in der Gegend rum und sehe mir die Pflastersteine an“ meinte ich absichtlich ironisch, Mary entschuldigte sich betreten, aber Masa musste lachen. Gemeinsam zogen die Beiden mich wieder auf die Beine und ich wischte mir den Dreck ab. „Vielleicht sollten wir dir ja ein Schild umhängen, wo 'Anfassen, schubsen und schieben verboten' draufsteht“, meinte Masa mehr als amüsiert und ich schlug ihm einmal träge gegen den Oberarm. Marys Blick zufolge schien sie darüber nachzudenken, mir wirklich was umzuhängen, aber als sie meinen Blick bemerkte, gab sie den Gedankengang recht schnell wieder auf. „Ich will zu den Tigern! Oder bin ich der Einzige, der sich da an ein gewisses Versprechen erinnert?“ meinte ich dann ein wenig quengelnd und erntete dafür von Masa ein „Oh, will das Baby kleine Kätzchen sehn?“ Es war schon witzig, zu sehen, wie wir uns vom Benehmen her verändert hatten, so war zum Beispiel Masas immer ernste und gefasste Art nur noch in selten da und er benahm sich meist eher frech und neckisch. Mary dagegen war etwas ernster und nachdenklicher geworden, doch an Temperament fehlt es ihr nach wie vor nicht. Und ich? Keine Ahnung, ich würde die Beiden sicher nicht fragen, denn dann würden sie mich wieder ärgern, ohne auf meine Frage einzugehen. Doch das war nicht sonderlich schlimm. „Ha, wie wir es uns gedacht hatten, die Kleinen sind jetzt selbst Eltern geworden!“ rief Mary begeistert, doch Masa verjagte das wieder, indem er trocken, aber grinsend meinte „Tiger wachsen schnell, ich denke eher, dass das schon die Enkel sind.“ Beide begannen sich zu zanken, ich dagegen besah mir einfach die schönen Tiere. Bei Tag waren sie wirklich schöner als in der Nacht, ihr Fell glänzte wie Kupfer in der Mittagssonne. „Na, sentimental?“ fragte mich Masa und lächelte mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Seine Mandelaugen beobachteten mich noch eine Weile, ob ich nicht doch – von Erinnerungen überwältigt – zu weinen begann, doch ich war nicht traurig oder ähnliches. „Mary, nicht kratzen.“ kam es plötzlich hinter mir, Neville und Jane hatten uns mittlerweile eingeholt und direkt Mary ertappt, wie sie sich mal wieder an der Narbe kratzte. „Mein Gott, das ist doch längst verheilt.“ antwortete sie leicht genervt, doch Neville plusterte sich sofort auf. „Fast verheilt? Sechs Operationen hat es gedauert, damit dein Gesicht so hübsch aussieht wie heute! Der Arzt hat gesagt, es wird um die sechs Monate dauern, bis die Naht voll verheilt ist und wir haben gerade mal vier Monate hinter uns, es ist mir verdammt egal, ob du nichts mehr merkt, aber ich habe das bezahlt und wenn du es ruinierst, dann zahlst du, klar?!“ Mir, Jane und Masa war klar, dass er das nicht ernst meinte, aber er hatte schon Recht und da war auch ein wenig Lügen erlaubt. Mary sah ihn beleidigt an, doch sie ließ die Finger von ihrem Gesicht. Es war zwar nicht so, wie das von jedem anderem Menschen, aber ausser der zerknittert aussehenden Haut war es vollkommen normal. Man konnte sagen, was man will, aber die Ärzte hatten wirklich meisterhaft den Tumor und auch die große Narbe am Mund wegbekommen und das durch unvorsichtiges Verhalten zu ruinieren, war es wirklich nicht wert. „Seehunde!“ meinte Mary plötzlich laut, es war mehr als offensichtlich, dass sie sauer war und deshalb jetzt weiterziehen wollte. Masa und ich wechselten kurz einen amüsierten Blick, ehe er kurz meinte: „Komm, Herr Astronaut, folgen wir ihr unauffällig.“ und ich konnte ihn nur angrinsen und hinterhertrotten. Diesen Tag würde mir sicher kein Streit verderben können, ich brauchte Erholung von den vergangenen und kommenden Versuchen, Xerodima pigmentosum zu heilen und was war da besser, als an einem wunderschönen, sonnigem Tag mit Freunden in den Zoo zu gehen? Auch...wenn man dazu einen Spezialanzug der Nasa braucht... Doch das, ja, das war es mir wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)