Mondscheinkinder von MangaEngel ================================================================================ Kapitel 17: Engelsbesuch ------------------------ Meine Seherfahrung war überwältigend gewesen. Ich weiß nicht, wie ich mir „scharf“ und „farbig“ sehen vorstellen sollte, doch ich hatte sie sehen können, beide. Mary und Kai, beide mit ihren Narben, Beide mit ihren Problemzonen, Beide mit ihrem angsterfüllten wie auch glücklichen Gesichtern. Es war etwas, dass ich nicht aussprechen kann und der Gedanke, dass ich bei einer Weiterentwicklung des Chips sogar noch mehr, noch besser und vor allem farbig sehen könne, baute mich sehr auf. Doch bis dahin würde ich wohl noch warten müssen, was mich aber nicht störte. Ich hatte zwei Jahre gewartet, was allein schon dieses Erlebnis wert war, da würde ich auch freiwillig noch fünf Jahre warten, um so sehen zu können wie alle Anderen. Doch ich war nicht der Einzige mit einem Gefühl der Überwältigung. Bei dem Besuch von Marys Familie hatte er, wenn ich das richtig verstanden hatte, ein Buch voller Fotos bekommen, vor allem eines mit vielen Sonnenbildern: Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, Tiere und Gebäude bei strahlendem Sonnenschein und Sonnenlicht gebrochen im Wasser. Ich hatte erst gedacht, er hätte etwas bekommen, dass ihn verstörte, dass ihm nicht gefiel, als ich hörte, wie er zu schluchzen begann. Doch es waren Freudentränen gewesen, die er vergossen hatte. Ich erfuhr nachträglich von Mary, dass Kai sich vor allem neben den Sonnenbildern Tierbilder angesehen hatte. Tierbilder mit exotischen Wesen wie Elefanten, Wildkatzen und Fischen. Mich wunderte, dass nicht Neville auf die Idee gekommen war, die mir in dem Moment durch den Kopf schoss, doch er war sich vermutlich nicht sicher gewesen, was Kai mochte. Jedenfalls spielten wir danach ein paar Spiele, vor allem Tabu fand bei uns große Begeisterung. Vor allem war toll, dass ich und Kai auch problemlos mitmachen konnten, auch, wenn wir zusammenarbeiten mussten, da ich die Wörter nicht lesen konnte. Sie blieben bis zum Abend und versprachen, was mich etwas wunderte, dass wir drei, auch Kai, sie ja bald besuchen könnten. Auch Kai schien verwirrt zu sein, denn er atmete ungleichmäßig, was ich als Verwirrung deutete. Doch bevor ich meine Idee vergass, sprach ich allein mit Mary, während Kai duschen war. Ihr gefiel mein Plan, doch wohl auch, weil sie allgemein auch ein Fan der Nacht war. Ob sie es auch ohne mich und Kai wäre, war mir dabei unklar. Es würde jedenfalls nicht schwer in der Umsetzung sein. Kai war, als eines der selten Kinder mit „Xeroderma pigmentosum“, bei der T-Rex sehr beliebt, sie tat alles, was ihm gefallen könnte. Das sie dabei nur an Publicity und Wohlstand dachte, war mir vollkommen klar, doch solange sie diese Einstellung hatte, konnten ich und Mary uns ebenfalls mehr erlauben, insofern störte es mich nicht. Blieb nur zu hoffen, dass Kai meine Idee gefiel. Ich würde sie ihm nicht erzählen, ich würde es so oder so erfahren, ob er sie mochte. Nachdem Kai fertig war und wir noch etwas weiterredeten, verabschiedete ich mich und verließ die Beiden. Allerdings ging ich nicht in mein Zimmer, sondern in das Büro der Direktorin. Wie erwartet, sagte sie sofort ja, ihr gefiel der Gedanke und sie spielte sich auf, als hätte sie den Einfall gehabt. Sie wollte uns sogar einen Wagen mit Fahrer zur Verfügung stellen, doch das winkte ich ab, Neville würde uns sicher fahren, immerhin würden Stan und Kyle sicher auch gerne dorthin, die Zwei waren zwar schon acht Jahre alt,aber immer noch neugierig wie junge Kätzchen. Nach kurzem Überlegen erlaubte die Direktorin diese Forderung, verlangte nur, dass sie es bezahlen würde und nachdem ich in meinem Zimmer ankam, rief ich sofort Neville an, welcher freudig zusagte. Ich selbst würde zwar am Wenigsten davon haben, doch ich freute mich alleine schon darüber, diese Idee gehabt zu haben. Und ich nahm mir jetzt schon vor, dass ich Kai dort auch am Tag hinbringen wollte, sollte ich meinen vollendeten Chip und er sein endgültiges Heilmittel haben. Und ich war fest überzeugt, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, egal, wie alt wir dann wären. Es war mittlerweile abgekühlt, dennoch tagsüber angenehm warm und abends dafür erholend frisch, was auch Kai eindeutig gut tat. Mir war es vorher nicht aufgefallen, doch er hatte fast immer sehr schwer und schnell geatmet, nun dagegen klang es wesentlich ruhiger und ungezwungener. Mary und ich erzählten ihm die ganze Zeit über nichts von unserem Plan, doch etwa zwei Tage vorher schien er zumindest zu ahnen, dass etwas in Planung war. Vermutlich versuchten wir zu sehr, unschuldig zu wirken. Allerdings fragte er nie, entweder traute er sich nicht oder er dachte, er bilde sich alles nur ein. Ich tippe auf letzteres, denn als schließlich gegen Abend Neville vorbeikam und uns ins Auto verfrachtete, schien Kai ziemlich überrumpelt und verwirrt zu sein. Er saß während der Fahrt nur schweigend da und schien zu überlegen, was Mary und ich wohl ausgeheckt haben könnten. Als wir unseren Zielort erreicht hatten, schien er jedenfalls durchaus zu wissen, wo wir waren, denn ich merkte, wie sein Atem schneller wurde und er lehnte sich etwas vor mich, vermutlich um durch das Fenster zu schauen. Neville fuhr noch eine Weile, anscheinend war der Parkplatz doch etwas voll, allerdings fiel mir bei dem Weg zum Eingang auf, dass unser Standort gar nicht so weit weg vom Eingang war und ich überlegte eine Weile über diese Widersprüchlichkeit, während Neville sechs Karten kaufte und wir durch das, vermutlich recht große Tor gingen, wo Kartenentwerter irgendwas an den Tickets rumrissen und uns „Viel Spass im Zoo bei der 'Night of the Wild' „ wünschten. Hosted by Animexx e.V. 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