Drachen von abranka (DMxCW) ================================================================================ Kapitel 3: III. Kapitel ----------------------- Draco hatte sich schneller eingelebt, als er gedacht hätte. Dem ersten Tag mit Charlie und den Rumänischen Langhörnern folgten Besuche bei den anderen Drachenarten, die in diesem Reservat untergebracht waren. Sie waren die ganzen Tage unterwegs und der Blonde lernte recht schnell, dass es grundsätzlich eine ziemlich gute Sache war, wenn er tat, was Charlie ihm sagte. Nicht nur, dass sie deutlich besser miteinander auskamen, wenn er keine Aufmüpfungsversuche unternahm, sondern dieser Gehorsam rettete ihm auch gut ein halbes Dutzend Mal den Hals. So langsam stieg Charlie Weasley in seiner Achtung. Es war für diesen definitiv nicht einfach nur ein Job, den er hier machte, um Geld zu verdienen, sondern er war mit wahrer Leidenschaft dabei. Er liebte die Drachen. Jeden einzelnen. Und es machte ihm dabei auch nichts aus, wenn er die Haare versengt bekam oder einen üblen Prankenhieb wegstecken musste. Gar nichts davon machte ihm etwas aus. Und das nötigte Draco wirklichen Respekt ab. Ihm selbst... Ihm machte es auch nichts aus, aber er wusste nicht, ob er diese unbedingte Liebe zu den Fabelwesen aufbringen konnte. Er schätzte Drachen, mochte sie und bewunderte sie. Und er lernte sie jeden Tag, den er hier war, besser kennen und mehr schätzen, aber wirklich lieben? Er fand sie großartig, ja... Aber das war es auch. Oder? „Hey, Draco... Kennst du Sparky eigentlich schon?“ Der Blonde hatte unter einem Baum gesessen und einen Brief an seine Eltern begonnen. Vermutlich wollten diese doch langsam wissen, was er hier eigentlich trieb und ein Lebenszeichen würde ihnen garantiert gut tun. Ileana lenkte ihn nun davon ab. „Nein, noch nicht. Ich war ja mit Charlie dauernd unterwegs...“ Er ließ die Feder sinken. „Dann komm mit. Dem hast du ja schließlich zu verdanken, dass wir dich erst suchen mussten...“ Sie lachte. Ileana lachte gerne und viel, wie Draco aufgefallen war. Und sie lachte offenbar besonders gerne in seiner Nähe, wo sie sich erstaunlich oft aufhielt. Sie war 20, wie er mittlerweile herausgefunden hatte, und stammte aus Turda, war also gebürtige Rumänin. Er mochte sie. Sie war ihm sympathisch, sie war herrlich umgänglich und stets freundlich. Ihre Nähe war angenehm. Draco folgte ihr zu der Felswand, die das Plateau nach einer Seite hin abgrenzte. Hierher war er bisher noch nicht gekommen. Aber er hatte bislang auch nicht viel Zeit gefunden, die Umgebung näher zu erkunden, zu sehr hatte Charlie ihn in Anspruch genommen. Heute saß der Rothaarige an seinen Berichten und schrieb ihre Beobachtungen zusammen. Das britische Ministerium hatte einen Statusbericht angefordert. „Hier...“ Ileana griff nach Dracos Hand und zog ihn hinter sich her zu einem großen Tor mitten im Fels. Der Blonde zog eine Augenbraue hoch. Es war an sich absolut nicht notwendig, seine Hand zu halten. Aber offenbar... verspürte sie die Neigung dazu. Nicht gut. Sie war zwar hübsch, aber... Draco hatte keinerlei Interesse an ihr. Es war nicht so, dass ihn Frauen nicht generell nicht interessierten, aber im letzten Schuljahr hatte er die Feststellung gemacht, dass das männliche Geschlecht genauso anziehend sein konnte, im Moment sogar für ihn eher noch anziehender... Ileana öffnete das Tor und zog ihn mit hindurch. In der Höhle war es dunkel und roch ein wenig verbrannt. „Sparky...“, lockte die junge Frau halblaut. Ein leises Schnauben ertönte von der anderen Seite und kurz darauf kratzten Krallen über den blanken Fels. Große, bunt schillernde Augen leuchteten durch das Halbdunkel und näherten sich. Sie besaßen keine Pupillen, wie Draco automatisch feststellte. Ein Antipodisches Opalauge. Ein halbwüchsiges Männchen, wie der Ex-Slytherin, noch immer in einem regelrechten Automatenmodus, bemerkte. Eine recht friedliche Drachenart und dieser hier schien besonders friedlich zu sein. Er reckte seinen Hals ein wenig und stupste Ileana mit der Nase an. Alles an dem Drachen schillerte, als wenn er mit Perlmutt überzogen war. Wirklich ein schönes Geschöpf... „Hey, Sparky...“ Ileana strich ihm über die Nase. „Schau mal, das ist Draco...“ Sie drückte Sparkys Kopf behutsam zur Seite und dessen pupillenlosen Augen richteten sich nun auf den blonden Mann. Prüfend sog der Drache die Luft ein und schnupperte über Dracos Gesicht. Er konnte nicht verhindern, dass ihm ein wenig unbehaglich war. So nah war er den wilden Drachen dort draußen noch nicht gekommen... Abrupt wandte Sparky den Kopf ab, stupste Ileana noch einmal an und tapste dann wieder davon. Verblüfft sah ihm die junge Frau nach. „Nanu... Sonst ist er doch viel neugieriger. Aber vielleicht...“ Jetzt grinste sie schelmisch. „Vielleicht möchte er uns ja allein lassen...“ Nicht gut... Draco unterdrückte einen Seufzer. „Draco, ich...“ Sie trat auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Verdammt. Dumme Rechthaberei. Er wäre froh gewesen, wenn er sich geirrt hätte. Sanft, aber bestimmt schob er Ileana von sich. „Es ehrt mich, dass du mich so interessant findest, Ileana, aber...“ Sie lief knallrot an. „Oh, ich... Entschuldige... Ich bin so dumm...“ „Nein, bist du nicht.“ Wenn ihn jetzt jemand aus seinem ehemaligen Haus hören würde, würde er wahrscheinlich nicht glauben, dass das wirklich Draco Malfoy war, der gerade sprach. Aber diese eher sanftere Seite von sich zeigte er auch selten. Äußerst selten... „Es ist nicht deine Schuld, okay? Du bist wirklich schön und klug, aber...“ „Du stehst auf Männer?“, erkundigte sie sich. „Das war bei Charlie genauso... Ich bin so blöd, dass ich immer wieder auf die einzigen Schwulen weit und breit reinfalle...“ Sie schlug die Hand vors Gesicht. „Na ja... Auch. Aber im Moment... eher Männer, ja.“ Wie kam sie eigentlich dazu, so offen über seine potenzielle sexuelle Orientierung zu sprechen? Das war etwas, worüber er lieber kein Wort verlor. Sein Vater war darauf nicht übermäßig gut zu sprechen. Die Zaubererwelt selbst mochte zwar reichlich tolerant sein, aber in den eher traditionellen Reinblüterfamilien sah es dahingehend doch etwas anders aus... „Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn das unter uns bleiben würde.“ „Okay.“ Ileana lächelte schwach. „Na, hat Ileana heute mit dir gesprochen?“ Charlie war von der Seite an Draco herangetreten, der wieder unter dem Baum saß und an dem Brief weiterschrieb. „Hm...“, gab der Blonde zurück und ließ sich nicht unterbrechen. Der Rothaarige ging neben ihm in die Hocke. „Seid ihr jetzt ein Paar?“, fragte er unverwandt und betrachtete den Jüngeren. Die Sonne fiel zwischen dem Blätterdach hindurch und malte helle Kreise auf den schwarzen Pullover, das hellblonde Haar und die – trotz der ständigen Höhensonne – helle Haut. Kein Wunder, dass sich Ileana in ihn verliebt hatte... Er war wirklich schön anzusehen. „Nein.“ Draco blickte auf und seine grauen Augen trafen sich mit Charlies braunen. „Warum nicht?“ Charlie setzte sich verblüfft auf seinen Hosenboden. „Sie hat sich in dich verguckt, du hängst auch dauernd mit ihr rum... Warum also nicht?“ „Weil sie mich nicht auf diese Weise interessiert.“ Draco seufzte leise und schrieb weiter. „Nein? Wer dann?“ Erneut blickte der Blonde auf. „Nun, an Frauen herrscht hier ja sonst keine Auswahl, die man ernst nehmen könnte, oder?“ „Oha... Du verblüffst mich. Der einzige Malfoy-Sohn steht auf Männer?“ Charlie grinste. „Das habe ich nicht gesagt sondern du“, stellte der Ex-Slytherin richtig. „Also keine Männer?“ Charlie zog einen Flunsch. „Das habe ich wiederum auch nicht gesagt.“ Draco grinste süffisant. „Solltest du jetzt nicht an deinen Berichten sitzen?“, wechselte er abrupt das Thema. War ja noch schöner, dass er jetzt mit einem Weasley über sein potenzielles Liebesleben und die interessanten Personen hier im Lager sprach. In seinen Augen gab es da eh nur zwei: den Franzosen Jean-Pierre – mittlerweile konnte er sich sogar dessen Namen merken – und – deprimierenderweise – Charlie Weasley. Der Rotschopf erhob sich und schenkte dem Blonden noch einen letzten undeutbaren Blick, ehe er sich auf den Weg machte. Dummerweise hatte Draco Recht... Es war ein Montag, als Draco seinen ersten Notfalleinsatz miterlebte. Ein Ungarischer Hornschwanz hatte das Reservat verlassen und steuerte auf eine Burg zu, die eine äußerst beliebte Muggeltouristenattraktion war. Graf Dracula sollte da einst gelebt haben. Zumindest behaupteten das diejenigen, denen dieses Gemäuer gehörte. „Schnapp dir deinen Besen, Draco!“, brüllte Charlie, während er an dem Blonden vorbei stürmte. Draco schoss los und tat wie ihm geheißen. Wenig später war er in der Luft und bemühte sich, zu Charlie aufzuschließen. Der Rothaarige führte die Drachenforscher an. Die anderen holte Draco recht problemlos ein und zog an ihnen vorbei – sie flogen zwar recht passabel, aber er hatte schon deutlich Besseres gesehen –, doch zu Charlie aufzuschließen war nahezu unmöglich. „Wie Potter...“, knurrte Draco unwillkürlich. Genauso überlegen flog der Rothaarige dort vorne. Einfach nicht einzuholen. Aber er konnte wenigstens dran bleiben... Sie hängten die anderen immer mehr ab. Schließlich ließ Charlie den Besen ruhig auf der Stelle schweben und blickte zurück. Er hatte den Hornschwanz erspäht, der auf einer der Felsnadeln in der Nähe der Burg hockte und diese aus seinen gelben Augen fixierte. „Die anderen brauchen zu lange“, entschied der rothaarige Drachenforscher, als Draco neben ihm eintrudelte. „Wir müssen ihn zu zweit von dort wegbekommen. Du wirkst einen Tarnzauber über den Drachen. Lass ihn von mir aus wie eine Wolke aussehen oder sonst was – ich locke ihn von dort weg.“ „Aber...“ Ehe Draco protestieren konnte, startete Charlie schon wieder durch. Verdammt. Der Blonde zog seinen Besen Richtung Burg und kramte seinen Zauberstab hervor. Blieb nur zu hoffen, dass der Zauber wirkte. Die Muggel starrten nämlich schon vollkommen fasziniert auf den Drachen, der sich langsam in die Luft erhob und auf die Burg zuhielt... „Draconis abstrudo nimbus!“ Hoffentlich funktionierte das auch... Zumindest wirkten die Muggel jetzt nicht mehr so fasziniert sondern vielmehr verwirrt. Außerdem änderte der Hornschwanz jetzt seine Flugrichtung. Er hatte Charlie offenbar ausgemacht... Und nicht nur das – der Drache war schnell. Verdammt, das hatte man ja bei Potters Aktion beim Trimagischen Turnier schon gesehen. Drachen – besonders der Hornschwanz – waren beschissen schnell. Und Charlie stellte sich ihm alleine... Draco dachte nicht weiter drüber nach, als er seinen Besen beschleunigen ließ. Der Hornschwanz schloss zu Charlie auf. Dieser wich zwar jedem Feuerstoß aus, den ihm der Drache schenkte, kam aber immer wieder ins Taumeln. Es gab hier wenig Möglichkeiten, den Drachen wirklich gut in Schleifen oder ähnliches zu verwickeln... Hauptsächlich das flache Tal und schmale Pässe... Nichts, wo man viel Spielraum hatte... Und da kam selbst der beste Flieger in Bedrängnis. Der nächste Feuerstoß war deutlich näher an Charlies Besen. Draco beschleunigte noch mehr. Er bekam kaum noch Luft und seine Augen tränten aufgrund des scharfen Winds. Doch er gab nicht auf. Er würde nicht aufgeben. Er war nah... Jetzt flog er schon direkt hinter dem Hornschwanz... Die nächsten Flammen erwischten Charlies Besen und brachten ihn ins Trudeln. Verdammt! Draco hatte den Zauberstab noch immer in der Hand und handelte ohne nachzudenken. „Restingo!“ Das Feuer an dem Reisig des Besens erlosch, änderte jedoch nichts daran, dass dieser nicht mehr flugtüchtig war. Womit Draco gerade zwei Probleme hatte: Erstens den Drachen direkt vor seiner Nase und zweitens den abstürzenden Charlie, der noch immer versuchte, den Besen in der Luft zu halten. Er brauchte ganz dringend eine Idee! „Illusio draconis!“ Hoffentlich, hoffentlich wirkte das und der Hornschwanz sprang auf diese Fata Morgana an... Abrupt schlug der Hornschwanz mit seinen Flügeln und hielt auf die Felswand zu, auf die Draco den Spruch gewirkt hatte. Das würde hoffentlich reichen und ihm genug Zeit verschaffen. Natürlich durfte der dumme Drache nicht verletzt werden – aber im Moment gab es wirklich Wichtigeres und das Vieh würde schon nicht so blöd sein und gegen eine Felswand krachen. Hoffte er zumindest. Er erreichte Charlie und griff diesen am Arm. Der Rothaarige blickte zur Seite und sah, dass Draco den Kopf schüttelte. „Dein Besen ist nicht zu retten!“ In der Luft auf einen anderen Besen umzusteigen war nicht unbedingt das einfachste. Insbesondere, wenn es bei dieser Geschwindigkeit war – und wenn danach zwei Erwachsene auf einem Besen Platz finden sollten. Doch sie schafften es. Draco setzte sich gezwungenermaßen aufrecht hin und Charlie schlang ihm die Arme um die Taille. Kurz durchzuckte den Blonden der Gedanke, dass das ein wirklich angenehmes Gefühl war, dann siegte jedoch das Bewusstsein über die gegenwärtige Realität. Er blickte zu dem Hornschwanz hinüber, der beschlossen hatte, die Felswand zu rösten. Gut, das hieß zumindest, dass er nicht dagegen geknallt war und wie ein Vogel, der eine unliebsame Bekanntschaft mit einer Fensterscheibe gemacht hatte, mit einem gebrochenen Genick am Boden lag. Auch die anderen Drachenforscher erschienen nun auf der Bildfläche. „Wir kümmern uns um ihn! Ihr fliegt zurück!“ Draco nickte schwach und lenkte den Besen Richtung Basislager zurück. Der Rückflug würde mit Sicherheit recht lange dauern. Sein Besen konnte mit diesem zusätzlichen bei weitem nicht die üblichen Geschwindigkeiten fliegen. Aber wirklich traurig war er nicht darum. „Danke...“, murmelte Charlie hinter Draco und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Viel Platz war hier oben eh nicht... „Schon okay.“ Draco lächelte leicht, löste für einen Augenblick eine Hand von dem Stiel und legte sie auf Charlies. „Wie hast du ihn wegbekommen? Ich dachte, der röstet mich gleich und das war’s...“ „Ein Illusionszauber... Ich habe nur gehofft, dass er sich nicht zu Tode fliegt... Aber eigentlich... War mir das recht egal.“ War es auch. Charlie war ihm wichtiger gewesen... Wenn er allein daran dachte, dass diesem etwas hätte passieren können, raste sein Herz. Das war... Oh, verdammt. Das hatte er nicht wirklich geschafft, oder? Das fehlte ja noch... Nein, er hatte sich garantiert nicht in Charlie Weasley verliebt! „Ich war ja schließlich gerade damit beschäftigt, dir den Hals zu retten.“ Er grinste, obwohl Charlie das natürlich nicht sehen konnte. „Wofür ich dir auch dankbar bin. Meine Mutter wird es noch mehr sein... Wahrscheinlich wirst du noch Ehrenfamilienmitglied“, witzelte der Rothaarige. „Das bin ich in gewisser Weise eh schon. Über irgendwelche Tausend Ecken bin ich mit deiner Mutter verwandt“, gab Draco trocken zurück. Ruhte seine Hand wirklich noch immer auf Charlies? Ja. Oh, verdammt. Er zog sie zurück und schloss sie wieder um den Besenstiel. „Dann bist du also ein entfernter Cousin? Ts... Das einfach so zu verschweigen...“ Charlies Atem kitzelte in seinem Nacken. Das war gemein, wirklich gemein... denn es war einfach so angenehm. „Gib mir nicht solche Vorlagen, wenn ich nicht etwas Gemeines antworten soll.“ Draco knirschte mit den Zähnen. „Slytherinangehörigkeit und Malfoynaturell verlangen danach.“ Charlie lachte leise. „Was denn? Versuchst du etwa nett zu sein?“ „Vielleicht...“ „Wusstest du, dass du richtig niedlich sein kannst?“ Das war zuviel. Draco hatte das Gefühl, als wenn er gerade einer Tomate ernsthaft Konkurrenz machen und diese in einem Wer-besitzt-das-schönste-Rot-Wettbewerb problemlos schlagen konnte. „Was denn? Habe ich dir jetzt die Sprache verschlagen?“ Verblüffung lag in Charlies Stimme. „Nein, ich beiße mir nur gerade auf die Zunge“, gab Draco trocken zurück. Zumindest hatte er seine Sprache wiedergefunden. Falsch hatte Charlie keinesfalls gelegen... Jetzt schwieg der Rothaarige und irgendwie war Draco froh darum, aber zugleich auch nicht... Blöde Widersprüchlichkeit. Sie schwiegen noch immer, als sie am Basislager ankamen. Draco landete weich und bedauerte es ein wenig, dass Charlie ihn nun loslassen musste. Seine Nähe war angenehm... Egal, ob verliebt oder nicht – er konnte zumindest eins sagen: Er mochte Charlie Weasley. Nur würde er das garantiert niemals über die Lippen bringen. Dämlicher Stolz. Stumm sah er den Rothaarigen an. „Alles okay?“, rang er sich schließlich ab. „Ja.“ Charlie nickte nur und winkte ab. Seine Augen ruhten auf dem Blonden, der irgendwie den Eindruck eines bedröppelten Hundes machte. „Du bist nur reichlich widersprüchlich, weißt du das? Bei dir weiß ich nicht, was echt ist. Mal bist du nett und ernsthaft bei allem und verschaffst einem den Eindruck, dass das der wahre Draco Malfoy ist und dann... Dann gibst du nur bissige Kommentare von dir und lässt niemanden an dich heran. Was davon ist wirklich?“ Draco schwieg und sah zu Boden. „Auf mich machst du den Eindruck, als wenn nichts an dir echt ist. Gar nichts.“ Charlie wandte sich abrupt ab und ging davon. Der Zurückgebliebene seufzte leise und legte den Kopf in den Nacken. Er wirkte unecht? Ironischerweise konnte er Charlie noch nicht einmal widersprechen. War es ein Wunder, wenn er so wirkte, wenn diese antrainierten Masken und Schutzmechanismen automatisch die Kontrolle übernahmen, sobald er sich in die Enge gedrängt fühlte? „Scheiße...“, murmelte er leise. Da Charlie in einem der Häuser verschwunden war, zog es Draco vor, dort jetzt lieber nicht hinzugehen. Stattdessen besuchte er Sparky. Bisher hatte er das Opalauge noch nie allein aufgesucht, Ileana jedoch häufiger Gesellschaft geleistet, wenn sie sich um den schillernden Drachen kümmerte. „Hey du...“ Sparky kam sofort angetrabt, als Draco in seine Höhle hineinkam. Suchend schnupperte er über das Hemd des blonden Mannes. „Findest du auch, dass ich unecht bin?“, fragte er leise und strich über die feinen, glitzernden Schuppen. „Denkst du auch, dass ich nicht... echt bin?“ Sparky schnaubte nur leise und vergrub den Kopf in Dracos Pullover. Die Fingerspitzen des Ex-Slytherins glitten über die harten Schuppen, fuhren ihre Konturen nach. Unecht. Man hatte ihm den Vorwurf gemacht, arrogant zu sein. Überheblich, verzogen, snobistisch, kalt, unfair, gemein, hinterhältig. Aber unecht? Das war nie dabei gewesen... Und bisher hatte er sich auch noch nie Gedanken darüber gemacht. Aber eins spürte er: Es tat weh. Es tat weh, so gesehen zu werden... Seufzend ließ er sich an der Felswand zu Boden sinken und blickte zu dem Drachen empor. Ileana hatte immer gesagt, dass man Sparky niemals unterlegen erscheinen durfte. Er war unterlegen. Voll und ganz. Sparky, Charlie und allen anderen dort draußen... Das Opalauge hockte sich neben ihn und leckte ihm mit der Zunge über die Wange. Mit einem schwachen Lächeln strich er Sparky über die Nase. „Magst du mich wenigstens?“ Der Drache gab keine Antwort – wie auch? – und fuhr fort, mit seiner Zunge Dracos Gesichts zu bearbeiten. Erst jetzt ging ihm auf, dass er tatsächlich weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)