Yami ni magirete von abgemeldet (Im Schutze der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 1: Vertrauen -------------------- Wenn die ersten Rosen blühen 1. Kapitel: Vertrauen Langsam quälte sich Saga aus seinem Bett. Er konnte so viel murren wie er wollte, sein Wecker war unerbittlich. Er streckte sich noch einmal genüsslich bevor er aus seinem warmen Nest kroch und ins Bad schlich. Das Erste, was ihm an diesem Morgen auffiel war sein Spiegelbild, welches ihn verschlafen anblickte. „Na toll“, murmelte er entnervt, als er die dunklen Augenringe betrachtete, die sich in sein Gesicht gelegt hatten. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal richtig ausgeschlafen? Er konnte sich daran nicht erinnern. Der Brünette spritzte sich noch etwas Wasser ins Gesicht und putzte sich rasch die Zähne. Er hatte nicht sonderlich Lust zu duschen, also schlurfte er, nachdem er genug Zahnpflege praktiziert hatte, zurück in sein Zimmer. Motzend quälte er sich in seine Schuluniform, schnappte sich seine Tasche und ging die Treppe hinunter in die Küche. Den Zettel, den seine Mutter für ihn geschrieben hatte, übersah er gekonnt. Soll die Schlampe doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Schnell griff er nach einem Apfel, seinen Haustürschlüssel und verließ die Wohnung. Es war Anfang Frühling. Die Luft wurde wärmer und es blühten schon die ersten Blumen. Doch all dies bemerkte Saga gar nicht. Er nahm alles nur durch einen dichten Schleier war. Ihm war es egal ob die Vögel sangen oder ob der Rosenbusch schon die ersten Knospen trug. Er hatte durchaus andere Probleme zu bewältigen und träumend in der Weltgeschichte herumzulaufen würde ihm auch nicht dabei helfen. Nein, solch unwichtigen Sachen interessierten ihn nicht und seine kostbaren Minuten würde er nicht damit verschwenden, um daran zu denken. „Hey Saga!“ Der Angesprochene hob seine Hand zur Begrüßung. Shou, ein ziemlich quirliger, junger Mann und so ziemlich der einzige richtige Freund von Saga, reichte ihm seine Hand. Er saß auf dem Boden vor dem Schultor und war mal wieder sehr darin vertieft gewesen sich im Spiegel zu betrachten. Ja, so war Shou nun mal. Ihm war sein Aussehen sehr wichtig und das musste er natürlich auch in jeder freien Minute kontrollieren. Doch sobald Saga in seine Sichtweite gerückt war, packte er seinen kleinen Spiegel weg und wandte sich seinem besten Freund zu. Da konnte man sagen was man wollte, auf Shou war immer Verlass. Etwas weiter entfernt lehnten Nao und Hiroto an der Schulmauer und begrüßten ihn ebenfalls. „Was geht?“, fragte Nao, trat einen Schritt auf seinen Kumpel zu und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Nao war zwar nicht der Größte, jedoch hatte er eine sehr starke Ausstrahlung, die die Menschen jedes Mal aufs Neue überraschte. Er war ruhig und ernst, was ihm etwas sehr Beruhigendes verlieh. „Nichts, außer, dass meine Mutter nur am Trinken ist und das das Arschloch, was sich mein Vater nennt schon seit Wochen nicht mehr zu Hause aufgetaucht ist“, antwortete der Braunhaarige sarkastisch und ließ seine Tasche zu Boden fallen. Genervt pflanzte er sich neben Shou, der ihn besorgt betrachtete. Seit Sagas Eltern nicht mehr zusammenlebten, ging es bei seinem Kumpel nur noch bergab. Erst hatte sein Vater ihn und seine Mutter verlassen. Dadurch begann seine Mutter zu Trinken und zu allem Überfluss machte auch noch seine Freundin aus heiterem Himmel Schluss. Seitdem hatte er eine starke Verwandlung durchgemacht. Der sonst so fröhliche und laute Junge, wurde mit einem Mal ruhiger, bis er schließlich ganz verstummte und die Probleme in sich hineinfraß. Früher lachte er bei den kleinen Neckereien mit doch jetzt rastete er bei jeder Kleinigkeit aus. Selbst seinen besten Freunden fiel es von Mal zu Mal schwerer damit umzugehen. Während Nao ihn ernst aus seinen dunklen Augen anblickte, wuschelte ihm Hiroto durch das aufgehellte Haar. Hiroto war der Jüngste der kleinen Gruppe und auch sogleich der Lebendigste von ihnen. Er hatte immer etwas zu erzählen und ging den Anderen mit seinen vielen Geschichten, manchmal ziemlich auf die Nerven. Jedoch wusste er immer etwas, wie er seine besten Freunde aufheitern konnte, wenn es ihnen mal schlecht ging. „Komm Saga. Lass uns hineingehen“, sagte der Jüngere und zog den Größeren ächzend hoch. Entnervt blickte der Brünette in die fröhlich glänzenden Augen seiner Kumpels und seufzte auf. Egal was er jetzt sagen würde, es hätte keinerlei Wirkung. Hiroto hätte ihn so oder so mit sich gezerrt. Rasch konnte er noch nach seiner Tasche greifen als schon der Kleinere schnell die Hand der Älteren schnappte und ihn hinter sich her zog. Sofort begann er auch einer seiner Geschichten zu erzählen und grade als Saga ihn wütend unterbrechen wollte, tippte ihm Shou auf die Schulter und setzte ein verschmitztes Lächeln auf. „Keine Chance. Der hört nicht auf zu labern auch wenn du auf ihn einprügelst“, sagte der blonde Schönling grinsend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ja ja, Shou hatte allen Grund eitel zu sein. Nicht nur das er auch so verdammt gut aussah, nein. Alle Mädchen der Schule standen auf den groß gewachsenen, schlanken Jungen der mit seinem frechen Lächeln ihnen den Atem raubte. Nao folgte ihnen schweigend und starrte Löcher in die Luft. Auch wenn der Älteste nach außen hin nicht so wirkte, er war dennoch sehr beliebt bei seinen Klassenkameraden. Nao war sehr hilfsbereit und verteidigte die Schwächeren. Jeder hatte Respekt vor ihm, denn jeder wusste, wer es sich mit Nao verscherzt, der hat die gesamte Schule gegen sich. Auch bei den Lehrern war Nao sehr beliebt, im Gegensatz zu Shou. Ihm war alles Andere wichtiger, als die Schule. Nur zu oft betonte er, dass er in der Schule nichts fürs Leben lerne, also müsse er wo anders etwas für seine Bildung tun. Und diese Bildung beschaffte er sich, indem er jedes Wochenende ein anderes Mädchen mit zu sich nach Hause nahm. Seufzend ließ sich Saga auf seinen Platz nieder, während Hiroto immer noch auf ihn einlaberte. Er wusste, dass der kleine Blondschopf es nur gut meinte, doch nun war endgültig Schluss. „Halt bitte endlich den Mund Hiroto!“, sagte der Brünette energisch, verschränkte seine Hände auf dem Tisch und bettete seinen Kopf darauf. Ja, er war sehr müde und den fehlenden Schlaf würde er sich jetzt in einen dieser ätzenden Schulstunden holen. „O…okay“, antwortete der Kleinere leise, setzte sich auf seinen Platz und schaute ab und zu traurig zu Saga. Es kam nicht oft vor, dass einer seiner Freunde ihn so anfuhr, wenn er mal wieder zu viel redete, doch wenn es soweit war, dann verkroch er sich lieber ganz schnell und starrte niedergeschlagen Löcher in die Luft. „Wird schon“, sagte Nao ruhig und wuschelte dem Jüngeren durch die Haare. Er schenkte seinen Freund noch ein ermutigendes Lächeln und begab sich auch sogleich auf seinen Platz. Ein neuer Schultag konnte beginnen. Rasch sprang Saga auf, nachdem die Schulglocke ertönte, packte seine Sachen zusammen und stürmte als Erster aus der Klasse. Er wollte bloß schnell raus aus dem stickigen Zimmer. Raus aus dem Käfig, wo er nicht der sein konnte, wer er wirklich war. Erst draußen vor dem Schultor, hielt er inne und rang nach Luft. Sachte massierte er mit seinen Fingern seine schmerzenden Schläfen. „Son Scheiß!“, fluchte er leise vor sich hin, als der Schmerz nicht nachzulassen schien. Nur wenige Sekunden später tauchten seine Freunde neben ihm auf und blickten ihn besorgt an. „Was ist los Saga? Schon wieder Kopfschmerzen?“, fragte Shou und blickte ihn ernst an. „Ja. Diesmal ist es sogar noch schlimmer“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor. Besser konnte der Tag gar nicht mehr werden. Er sah beschissen aus und diese quälenden Kopfschmerzen würden auch nicht so schnell nachlassen. „Ich hab hier ne Tablette. Hilft gegen jegliche Schmerzen. Willst du?“, fragte Nao ruhig und hielt dem Jüngeren eine kleine Packung hin, die er grade aus seiner Tasche gekramt hatte. Dankend nahm der Braunhaarige sie an. Er konnte sich sehr glücklich schätzen, dass er solch gute Freunde hatte. Mit zitternden Händen friemelte er eine der kleinen Tabletten aus der Packung, schob sie sich in den Mund und nahm einen großen Schluck Wasser aus Shou’s Flasche, die er ihm hingehalten hatte, damit er das Medikament überhaupt runter bekam. „Danke“, sagte Saga und zwang sich zu einem Lächeln auch wenn es ihm durch die hämmernden Schmerzen in seinem Kopf schwer fiel. Dies bemerkten auch seine Freunde und Nao legte sogleich seine Stirn in Falten. „Sollen wir dich nach Hause bringen Saga? Du bist sehr blass“, stellte der Ältere fest und fuhr seinem Freund über die Stirn. „N… nein, geht schon. Ich schaff das“, antwortete ihm der Brünette und blickte seinen Kumpel lächelnd an. Er wollte seine Freunde nicht mehr unnötig belasten, den kurzen Weg würde er schon selbst schaffen. „Meinst du?“, harkte Shou noch einmal nach und wuschelte seinem Freund durch die Haare. „Jaaa. Wenn ich es euch doch sage. Mir geht’s schon besser“, versuchte der Braunhaarige seinen hübschen Freund zu beruhigen. Um diese Wirkung zu verstärken schenkte er ihm noch ein breites Lächeln. Anscheinend glaubte er ihm dies, denn er warf sich seine Tasche über die Schulter und setzte ein Lächeln auf. „Wenn du meinst. Naja, ich geh dann mal. Sehen wir uns morgen Saga?“, fragte der Blondschopf grinsend und knuffte seinem Kumpel in die Seite. „Ja, können wir machen. Ist ja schließlich Wochenende“, antwortete ihm sein Freund. Saga versetzte Shou noch einmal einen Schlag in die Seite. „Ich ruf dich noch mal an“, rief ihm der Schönling noch zu, nachdem sich der Brünette von seinen Freunden verabschiedet hatte und den Nachhauseweg einschlug. „Geht klar!“, rief Saga und bog auch schon bei der nächsten Kreuzung ab. Die Kopfschmerzen verschwanden langsam, doch dafür verstärkte sich das Schwindelgefühl und er verfluchte den heutigen Tag. Warum lief gerade bei ihm alles schief? Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte innerlich auf. Seine Mutter war um diese Uhrzeit immer zu Hause und vernebelte sich die Sinne mit Alk. Darauf konnte er jetzt getrost verzichten. Lieber zog er bis in die Nacht durch die Straßen, anstatt sich ihr Geheul anhören zu müssen. Es war ja schließlich ihre Schuld, dass ihr Vater sie verlassen hatte. Wäre sie nicht so krankhaft eifersüchtig gewesen, wäre ihr Ehemann auch nicht verschwunden. Langsam schleppte sich Saga durch die Straßen. Sein Magen knurrte, ihm war schwindelig und er wusste nicht wohin er gehen sollte. Blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich unter seine Brücke zu setzen und den Tag an sich vorbeiziehen zu lassen. Gemächlich machte er sich auf den Weg. Zu seinen Freunden wollte er nicht. Die machten sich dann nur unnötig Sorgen. Auf seinem Weg, zu seinem Platz kaufte er sich noch schnell etwas zu essen. Die Schmerzen waren schon längst vergessen. Langsam ließ er sich auf dem dreckigen Kissenpolster nieder, dass dort schon immer unter der Brücke lag, seit dem Tag, an dem er diesen Ort für sich entdeckt hatte. Seine Tasche und sein Mittagessen packte er neben sich. Saga schloss die Augen, lehnte sich gegen die kalte Backsteinwand und atmete tief ein. Jetzt musste er wohl oder übel darauf warten, bis seine Mutter gegen elf Uhr abends verschwindet um sich in irgendeiner Kneipe betrinken zu gehen. Sein Appetit war plötzlich verflogen, stattdessen nahm er lieber einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. Die kühle Flüssigkeit rann seine Kehle hinunter und er fühlte, dass ein Gefühl der Frische ihn durchfuhr. Soll doch seine Mutter das ganze Geld versaufen, er konnte auch gut alleine leben. Der Braunhaarige stellte sein Getränk neben sich ab und kugelte sich auf dem dreckigen Polster zusammen. Sofort wurden ihm die Augenlider schwer und er fiel in einen unruhigen Schlaf. Saga schreckte plötzlich hoch. Es war bereits schon stockdunkel und ihm war unsäglich kalt. Zitternd sah er sich um. Er lag immer noch unter seiner Brücke, seine Habseligkeiten waren noch bei ihm und es goss wie aus Kübeln. „Na toll“, murmelte er entnervt, griff nach seinen Sachen und erhob sich ächzend. Rasch warf er einen Blick auf seine Uhr. Das Zifferblatt, welches durch das spärliche Licht einer Straßenlampe erleuchtet wurde, sagte ihm, dass es bereits nach 12 Uhr war. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Schnell machte er sich auf den Weg nach Hause. Ihn schüttelte es als das kalte Wasser auf ihn niederprasselte. Ja, besser ging es nicht. Mit dem Blick zu Boden gerichtet, schlich er durch die kleinen Gassen. Zwischendurch kamen ihm ein paar zwielichtige Gestalten entgegen, doch sie schenkten ihm nicht mehr als einen abwertenden Blick. Er bog rechts in eine dunkle Straße ein, als ihm plötzlich etwas am Boden auffiel. Dort, unmittelbar in seiner Nähe, bewegte sich etwas und das war ganz bestimmt keine Ratte, wie er nach der Größe beurteilen konnte. Es war wesentlich größer und es bewegte sich geradewegs auf ihn zu! Nachdem er sich aus seiner Schreckensstarre lösen konnte, wich er schnell ein paar Schritte zurück. Was war das verdammt!? Saga war bereits bis auf die Haut durchnässt, doch er merkte schon gar nicht mehr, wie das eisige Wasser an seinem Gesicht runter lief. Er wollte nur noch eins wissen: Was war das dort am Boden? Er konnte bereits ein Keuchen wahrnehmen, so nah war ihm schon das „Etwas“. Ängstlich stolperte der Brünette zurück und fiel dabei rücklings auf einen Haufen von Kartons. Jetzt saß er nun endgültig in der Falle. Das Keuchen kam immer näher und Saga wimmerte ängstlich. Als ihn dann plötzlich etwas am Bein packte schrie er laut auf und versuchte das „Etwas“ von sich zu schlagen. „VERSCHWINDE!!!“, brüllte er angsterfüllt doch anstatt das es verschwand zog es sich an ihm hoch und sackte plötzlich auf ihm zusammen. Das Herz des Brünetten raste und er schrie immer noch, doch plötzlich erkannte er, dass das „Etwas“ ein Mensch war. Abrupt hörte er auf mit dem Gekreische. Er konnte grade noch so in der Dunkelheit erkennen, dass die Klamotten des Fremden blutgetränkt waren. „Ach du sch…!“, stieß Saga hervor. Der Typ schien schwer verletzt! »Was ist denn mit dem passiert!? « „H…hilf mir…“, keuchte plötzlich der Fremde auf und blickte dem überraschten Jungen direkt in die dunklen Augen. Schwach klammerte sich der Andere an die Jacke des Braunhaarigen. Eine Gänsehaut breitete sich auf der Haut von Saga aus, als er in die glanzlosen Augen des Verletzten blickte. Ohne groß darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, packte er den Fremden und zog ihn ächzend hoch. Er war größer als er und auch schwerer. Keuchend harkte er sich bei dem Anderen unter, dann legte den Arm des Größeren um seine Schultern und schleppte ihn keuchend zu sich nach Hause. Vorsichtig legte Saga den vor Schmerzen stöhnenden Fremden auf sein Bett. Erschöpft zog er sich seine blutbefleckten Klamotten aus und zog sich schnell seinen Trainingsanzug an. Er fühlte sich völlig ausgelaugt, nachdem er noch den Anderen 10 Minuten bis zu sich nach Hause schleppen musste. Warum hatte er das überhaupt getan? Er kannte den Jungen doch gar nicht. Doch egal was ihn dazu veranlasst hatte, er musste ihm jetzt auch helfen, wenn er ihn schon zu sich nach Hause gebracht hat. Stumm ging er auf sein Bett zu und setzte sich an die Kante. Schweigend betrachtete er den Jungen. Er war vielleicht etwas älter als er. Seine schwarzen Haare klebten an seinem Gesicht und seine Klamotten waren zerschlissen und blutig. Er schien sehr mager zu sein und sein Gesicht war rot und verschwitzt; anscheinend hatte er hohes Fieber. „Ich werde dir helfen“, flüsterte Saga, stand auf und begab sich rasch in die Küche. Dort füllte er eine Schüssel mit heißem Wasser und nahm sich noch einen Waschlappen mit. Danach ging er schnell ins Bad und durchwühlte alle Schubladen. Er fluchte leise, als er ihm die gesamte Schminke seiner Mutter entgegen kam, doch nur wenige Sekunden später schnappte er sich den Verbandskasten, der ganz hinten im Schrank versteckt lag und hastete zurück in sein Zimmer. Der Fremde lag immer noch auf dem Rücken, stöhnte leise und warf seinen Kopf hin und her. Langsam setzte sich der Brünette zu ihm aufs Bett und begann vorsichtig ihm die Klamotten auszuziehen. Ab und zu keuchte der Junge heiser auf, doch nicht ein Schmerzensschrei verließ seine Lippen. Schweigend wusch Saga ihm das angetrocknete Blut vom Körper und reinigte vorsichtig die Wunden. „Hast Glück gehabt. So tief sind die Wunden nicht“, sagte er und legte den Lappen beiseite. Als er dann nach dem Handgelenk des Fremden griff, zuckte dieser stark zusammen und zog es rasch weg. Etwas überrascht blickte ihn der Braunhaarige an. „Ich will dir nichts tun. Ich will dir helfen“, sagte er ruhig als ihn der Andere immer noch ängstlich anschaute. Irgendetwas in seinen Augen sagte Saga, dass dieser Junge sehr viele schlechte Sachen erlebt haben musste. Mit rasselndem Atem starrte ihn der Schwarzhaarige an. Nur zögernd hielt er ihm seinen Arm hin und schloss die Augen. Ganz sachte nahm der Brünette die Hand des Fremden. Vorsichtig verband Saga ihm den Arm und verarztete die kleineren Wunden mit Pflastern. Danach stand er auf, ging zu seinem Schrank und nahm sich eine Hose und ein T-Shirt raus. „Willst du das selbst anziehen oder soll ich dir helfen?“, fragte er den Fremden, nachdem er die Sachen auf das Bett geschmissen hatte. Schweigend betrachtete ihn der Junge aus seinen dunklen Augen heraus. Anscheinend wollte er nicht reden oder er konnte es nicht. Saga seufzte entnervt. „Reden willste auch nicht. Na gut. Deine Sache“, sagte er dann letztendlich, schnappte sich das Shirt und zog es dem Schwarzhaarigen über. Dieser steckte vorsichtig die Arme durch die Ärmel und starrte den Brünetten immer noch mit seinen ernsten Augen an. „Was guckst du denn so?“, fragte ihn Saga, als ihm die Blicke langsam nervten. Hatte er irgendwas im Gesicht oder warum glubschte ihn der Junge so an? Überrascht zuckte der Fremde zusammen und schaute schnell in eine andere Richtung. Er schluckte hörbar und ließ sich, ohne zu murren, weiter von Saga anziehen. „Willst du was essen?“, fragte ihn der Braunhaarige, nachdem er es geschafft hatte, dem Anderen die Hose überzustreifen. Ein Kopfschütteln folgte auf diese Frage und ein erneutes Seufzen auf der Seite Sagas. Konnte der Junge nicht endlich mit ihm reden? Einen Mund hatte er ja anscheinend. Etwas vor sich hinmurmelnd durchwühlte er den Verbandskasten und fand schließlich die Tabletten, die er gesucht hatte. Misstrauisch beäugte ihn der Andere als er nun aus dem Zimmer hastete und ein Glas mit Wasser holte. „Hier“, sagte Saga und hielt dem Schwarzhaarigen die Tabletten und das Glas unter die Nase. „Das musst du schlucken, dann geht dein Fieber weg.“ Tiefe Falten waren auf der Stirn des Größeren zu erkennen, während er immer noch misstrauisch auf die Tabletten schaute und letztendlich nur seinen Kopf schüttelte. „Sag ma! Bist du komplett bescheuert? Nimm die Tabletten! Das sind keine Drogen! Ich will dir nichts Böses und wenn ich es wollte, dann hätt ich dich auf der Straße sterben lassen und hätte dir noch mal zum Abschluss in die Fresse getreten du Idiot!“, motzte der Brünette aufgebracht wodurch der Fremde vor Schreck zusammenzuckte. Nur zögernd nahm er das Glas entgegen, doch anscheinend hatte er nicht einmal mehr genügend Kraft es zu halten, denn seine Hand zitterte so stark, dass Saga es ihm dann lieber schnell wieder aus der Hand nahm. „Kannst anscheinend nicht mal das“, murmelte er genervt und schaute den Jungen kopfschüttelnd an. Was war nur mit ihm passiert, dass er nicht einmal mehr ein Glas halten kann? Beschämt senkte der Andere den Kopf. Er zitterte am ganzen Leib und sein rasselnder Atem wurde schlimmer. Plötzlich hob Saga seinen Kopf an und zwang ihn in sein Gesicht zu sehen. „Mund auf“, befahl der Brünette und der Fremde tat wie geheißen. Artig öffnete er ihn und Saga schob ihm die Tablette in den Mund. Danach setzte er das Glas an den Lippen des Schwarzhaarigen an und flößte ihm etwas Wasser ein, damit er die Pille runterspülen konnte. Langsam stellte der Kleinere das Glas ab und schaute den kränklichen Jungen noch einmal an. Er wusste nicht warum, aber irgendwas war an ihm, was ihn schwer faszinierte. „Naja, am Besten ist es, wenn du jetzt schläfst. Falls was ist, dann ruf nach mir. Ich schlaf direkt neben dir auf dem Boden“, sagte er, richtete sich auf, nahm die Decke von seinem Bett und legte sie über den Schwarzhaarigen. „Mein Name ist übrigens Saga“, fügte er noch beiläufig hinzu und fuhr sich durch das bereits trockene Haar. Danach drehte er sich um, öffnete seinen Schrank, kramte einen Futon, eine Decke und ein Kissen hervor und breitete all das auf dem Boden aus. Er knipste noch schnell seine Nachttischlampe an, bevor er das große Licht ausschaltete und um zu seinem Schlaflager zurückzukehren. Laut gähnend legte er sich hin, warf die Decke über sich und streckte sich noch mal um die kleine Lampe auszuschalten. „Gut Nacht Fremder“, sagte Saga brummend und kuschelte sich in sein Kissen. „I… ich heiße Tora“, kam es plötzlich von dem Schwarzhaarigen schüchtern und so derart leise, sodass es sogar für den Braunhaarigen schwer war es zu verstehen. „Na nu? Kannst ja doch reden“, sagte er und lachte leise. Ein warmes Gefühl in seiner Magengegend breitete sich plötzlich aus und seine schlechte Laune war verflogen. Warum wusste er nicht. Er war einfach nur froh, dass ihm der Andere endlich seinen Namen genannt hatte. „Nun ja, dann gute Nacht Tora.“ Kapitel 2: Versprechen ---------------------- 2. Kapitel: Versprechen Als Saga am frühen Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde, murrte er laut auf und hielt sich schnell die Hände vor das Gesicht. Das war noch ein guter Grund, den kommenden Frühling zu hassen; es wurde immer so früh hell. Langsam setzte er sich auf und streckte sich genüsslich. So schlecht hatte er diese Nacht gar nicht geschlafen. Vielleicht sollte er jetzt immer auf dem Boden pennen. Wäre wohl besser für seinen Rücken. Langsam warf er einen Blick zur Seite. Dort oben auf seinem Bett schlummerte immer noch der Fremde. Nein, das war falsch! Fremd war er nicht mehr. Wie war gleich noch mal sein Name? …. „Tora“, flüsterte der Brünette zu sich selbst, nur um zu hören wie es klang. Vorsichtig stand er auf, wobei er fast wieder zu Boden gestürzt wäre, so wacklig war er noch auf dem Beinen. Rasch konnte er sich noch an seinem Nachttisch abstützen. Die Anstrengungen von der gestrigen Nacht hatten schon ihre Spuren hinterlassen. Erleichtert seufzte er auf und so vorsichtig wie möglich setzte er sich auf die Bettkante. Mit ernsten Blicken musterte er den Schlafenden. Sonnenstrahlen fielen auf sein markantes Gesicht, die Augen waren geschlossen, sein Brustkorb hob und senkte sich langsam und gleichmäßig und sein dichtes schwarzes Haar hing ihm in den Augen. Leicht zögernd strich ihm Saga diese aus dem Gesicht und fuhr ihm zärtlich über die gerötete Wange. Überrascht über sein eigenes Verhalten, zog er rasch seine Hand weg und schüttelte wild den Kopf. Was tat er denn da?! „Ich steh nicht auf Männer“, sagte er leise zu sich selbst und dachte, zu seiner eigenen Bestätigung, an irgendeine hübsche Frau, die er mal im Fernsehen gesehen hatte. »So ist’s schon besser«, dachte er sich zufrieden und wollte so vorsichtig wie möglich sich vom Bett erheben doch wie es das Schicksal so wollte, konnten und wollten seine Beine ihn immer noch nicht halten und gaben seinem eh schon mageren Körper nach. Ehe er sich versah, landete er der Länge nach auf dem Boden und schlug, wie immer er das auch hingekriegt hat, seinen Kopf gegen die Nachttischkante. Ein schmerzerfülltes Jaulen ging durch den Raum und kurz darauf fluchte der Brünette laut los. Doch dieses unterband er sofort, als er ein Murren auf der einen Seite hörte. Schlagartig wurde er still und beobachtete, wie die Bettdecke zurückgeschlagen wurde und ein Schwarzhaariger sich ruckartig aufsetzte und sich verwirrt im Zimmer umsah. Er war total verschwitzt, wie es Saga erst jetzt auffiel und seine Haare standen in alle vier Himmelsrichtungen ab. Ihre Blicke trafen sich und… Saga wusste nicht was er sagen sollte. War es nun Angst, Neugier, Wut oder Trauer? Er konnte es nicht aus den Augen des Anderen herauslesen. Auf jeden Fall war wieder dieses Etwas da, was ihn dazu veranlasste diesen anderen Jungen anzustarren… und zu starren und… „Verdammt!“, stieß er hervor und sprang wie von der Tarantel gestochen auf die Beine. Naja, er hatte aber dabei vergessen, dass seine Beine immer noch wie Gummischlangen waren und so knickte er, mehr oder weniger elegant, um und landete diesmal auf dem Bett. »Na toll«, war sein erster Gedankengang und auf diesen hätten noch etliche folgen können, die nur so vor Sarkasmus strotzten, hätte ihn nicht ein Paar ernst drein schauender Augen ins Visier genommen. Es war ein musternder, wenn nicht sogar interessierter Blick… der dem Brünette ganz und gar nicht gefiel! So als ob er ihn durchleuchten würde. Diese schwarzen Augen schienen so, als ob sie ihn durchbohren wollten. Hastig und etwas holprig, setzte sich Saga auf und rutschte gleich ein gutes Stück von dem Anderen weg. Mein Gott, wie peinlich ihm das doch war! Noch peinlicher als die Aktion von Shou, wo er ihn mal, als er stockbesoffen war, nackt an eine Straßenlaterne gebunden hatte. Ja selbst das konnte diese Situation, die ihm grade widerfahren war, nicht toppen. Immer noch mit Selbstvorwürfen beschäftigt, nahm Saga plötzlich eine leise aber klare Stimme wahr. Sie war sehr tief und sie gehörte, zu wem auch sonst, zu Tora. „Wo bin ich hier?“ war die schlichte und plausible Frage des Schwarzhaarigen nachdem er seinen Blick immer noch auf den Brünette gerichtet hielt. Dieser hob den Kopf und schaute den anderen an. Warum war ihm das nicht schon gestern Abend aufgefallen? Warum hatte er die Stimme des Anderen nicht mehr in Erinnerung? Doch er riss sich zusammen und fegte diese Gedanken aus seinem Kopf. »Unwichtiger Kram!«, sagte er zu sich und machte sich lieber schnell dran dem Schwarzhaarigen seine Frage zu beantworten, denn eine Antwort war schon längst überflüssig. „Bei mir zu Hause“, war seine einfache Antwort darauf und schaute immer noch in das ernste Gesicht des Jungen, den er vergangene Nacht von der Straße aufgesammelt hatte. „Aha.“ Stille umhüllte nun die Beiden. Eine ziemlich peinlich Stille, die unangenehm an Sagas Armen hoch kroch. „Ähm…“, begann Tora plötzlich, wobei der Rotschimmer auf seinen Wangen dunkler wurde. „Ja?“, fragte der Braunhaarige und schaute den Anderen erwartungsvoll an. „Wie heißt du noch mal?“, fragte der Schwarzhaarige und schaute dabei Saga mit demselben erwartungsvollen Blick an. Saga droppte. Das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein?! Vergisst einfach seinen Namen! Etwas genervt seufzte er auf. »Ganz ruhig Saga. Es wird alles gut. Er hatte schließlich hohes Fieber und war ganz schön weggetreten. Ist doch kein Drama, wenn er sich nicht an deinen Namen erinnern kann«, dachte sich Saga und fuhr mit seiner Hand durch seine verwuschelten Haare. „Ich heiße Saga“, sagte er letztendlich und konnte sich zu einem Lächeln durchringen, was ihm, zu seiner eigenen Überraschung gar nicht so schwer fiel. Der Schwarzhaarige antwortete nicht sondern nickte nur zur Bestätigung. „Wohl immer noch nicht gesprächig, was?“, wagte der Brünette auszusprechen und seufzte erneut. Vorsichtig stand er auf, damit er auch ja nicht wieder auf die Fresse flog und machte sich langsam auf den Weg zu seiner Zimmertür. „Ich mach jetzt Frühstück. Wenn du Hunger hast, dann komm mit. Wenn nicht dann dein Pech.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, trottete die Treppe runter in die Küche und öffnete, während er sich am Hinterkopf kratzte, die Kühlschranktür. Er war einen gelangweilten Blick auf die Küchenuhr, die ihm verkündete, dass es bereits nach 12 Uhr mittags war. „Also doch kein Frühstück.“ Lustlos kramte er das Essen vom gestrigen Abend hervor: Reis mit irgendwelchem gebratenen Fleisch und Gemüse. All das teilte er auf zwei Teller auf und steckte es nacheinander in die Mikrowelle. Während das Essen aufgewärmt wurde, goss er Saft in zwei Gläser und deckte den Tisch. Gerade als er alles auf den Tisch packte und anfangen wollte zu essen, tauchte plötzlich Tora im Türrahmen auf, leicht ächzend und sich an der Wand abstützend. „Warte! Ich helfe dir!“ Sofort stand Saga auf und half dem Anderen sich auf den Platz neben sich zu setzen. „Immer noch schlapp hmm?“, fragte er ihn und seine Stirn trug leichte Sorgenfalten. Er wusste nicht, wie so viele Sachen, warum er sich plötzlich für den Schwarzhaarigen verantwortlich fühlte, aber wenn er ihn nun schon mal vor dem sicheren Tod gerettet hatte, dann musste er ihn auch jetzt gesund pflegen. Etwas Plausibleres fiel ihm nicht dazu ein. „Trink lieber was“, sagte der Brünette und hielt dem Größeren das Glas mit kaltem Saft unter die Nase. Wenn auch etwas zögernd, nahm Tora das Getränk entgegen und trank es in wenigen Zügen leer. Danach stellte er das Glas vorsichtig ab und schaute Saga mit einem undefinierbaren Blick an. „Was? Was willste? Willst du mehr trinken oder was?“, fragte der Kleinere mit einem leicht genervtem Ton, weil dieses Geschweige ihm langsam gegen den Strich ging. Reden konnte er ja, das hatte der Junge ihm schon bewiesen, aber warum tat er es dann nicht jetzt?! Ach egal. Tora schien zu merken, was in dem Anderen vorging und begann nun leise zu sprechen. „Tut mir Leid, dass ich dir so viele Umstände bereite“, flüsterte er und senkte seinen Kopf. Saga horchte auf. Hatte er grad wirklich mit ihm gesprochen? „Ach quatsch. Ist schon gut. Meine Mutter ist eh nie da und ich bin nicht gern allein. Also dachte ich mir, dass ich dich einfach mitnehme wenn du mich schon fast in den Tod treibst“, sagte er grinsend, während er sich aber innerlich zusammenschlug, für die Scheiße, die grad aus seinem Mund gekommen war. „In den Tod getrieben?!“, fragte der Andere geschockt und wurde plötzlich ganz blass. Saga musste bei diesem Anblick laut loslachen. Kami- sama! Nahm dieser Junge sich echt alles so zu Herzen? „Das war doch nur ein Spaß! Musst doch nicht gleich so erschrecken. Du hast mich gestern nämlich ziemlich erschreckt, als du plötzlich aus der Dunkelheit angekrochen kamst und an meinen Beinen hoch geklettert bist. Weißte?“, sagte der Brünette, während er noch leise gluckste. Langsam kehrte die Farbe zurück in Toras Gesicht, jedoch bemerkte Saga, dass seine Hände stark zitterten. „Ist dir kalt?“ Stille…. Ein Blick Toras in Sagas Gesicht. „Nein.“ „Warum zittern dann deine Hände so?“ „W…weiß nicht“, sagte der Schwarzhaarige und senkte beschämt den Kopf. Saga seufzte erneut. „Hier. Dann solltest du was essen“, sagte er und schob dem Anderen den Teller hin. Schweigend nahm Tora den Löffel, der daneben lag, schaufelte vorsichtig etwas Reis und Gemüse auf den Löffel und aß, nach einigem Zögern, einen kleinen Bissen. Saga hatte sich währenddessen auf sein eigenes Essen gestürzt. Seit dem gestrigen Nachmittag hatte er nichts mehr gegessen und jetzt hatte er einen Bärenhunger. Schweigend aßen sie ihre Teller leer und während Saga die Teller wegräumen wollte, nahm er wieder diese tiefe Stimme wahr. „K…kann ich… noch mehr haben?“ Überrascht schaute der Brünette zu Tora, der ihn nun verlegen anschaute. »Irgendwie niedlich…. Was laber ich da!!! Ich bin nicht schwul!« „Ähm… Klar kannst du mehr haben.“ Rasch nahm er Toras Teller, packte noch etwas Reis und Gemüse drauf. Ihm war nicht entgangen, dass der Andere das Fleisch nicht angerührt hatte und so hatte er dieses vorher rausgepult und weggeworfen. „Noch was zu Trinken?“, fragte er, während er das Essen erneut in die Mikrowelle schob. „Ja, bitte“, kam es von dem Schwarzhaarigen leise. Saga stellte ihm das gefüllte Glas und das Essen auf den Tisch und setzte sich neben ihn. Er hatte sehr viele Fragen an den fremden Jungen und diese müsste er ihm beantworten. Während Tora aß, begann der Brünette zu sprechen. „Warum warst du da eigentlich in der Gasse? Bist du von zu Hause abgehauen oder was?“ Der Andere unterbrach das Essen. Krampfhaft starrte er auf seinen Teller, den Löffel krallte er förmlich in seiner Hand fest. Sein Gesicht wurde ganz blass und seine dunklen Augen weiteten sich vor Angst. »Was ist denn nun los?«, dachte sich Saga, doch plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf das leise Gemurmel neben sich gelenkt. „I…ich konnte nicht mehr. Sie… sie haben… mir nicht…gut getan…Mama… diese Männer bringen mich um… Hilf mir…“, stammelte Tora vor sich hin, während er am ganzen Körper zitterte. Plötzlich zerbarst der Teller auf dem Boden, der Schwarzhaarige sackte vom Stuhl und fing plötzlich an zu heulen. Ein ängstliches Schreien drang aus ihm und er schlang, wie ein verstörtes Kind, die Arme um seine Beine. „Bitte… Mama… schick mich nicht zurück… Bitte… sie töten mich…“, schluchzte er immer und immer wieder die Worte. Er schien immer apathischer. Ganz erschrocken sprang Saga von seinem Stuhl auf und kniete sich vor dem anderen Jungen hin. Er packte ihn verzweifelt an den Armen schüttelte ihn. „Beruhig dich Tora! Niemand schickt dich weg! Du bleibst hier! Ich pass auf dich auf!“, rief Saga mit ängstlicher Stimme. Was war nur in ihn gefahren? Der Brünette hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Anderen. Warum musste er auch so neugierig sein? „Es tut mir Leid! Hörst du Tora! Niemand tut dir mehr weh. Niemand! Ich pass auf dich auf!“ Saga spulte diese Worte immer und immer wieder runter, wie eine Cd, die an einer Stelle einen Sprung hatte. Doch anscheinend taten sie ihre Wirkung, denn der Schwarzhaarige hörte auf zu weinen. Es war nur noch ein leises Schluchzen im Raum zu vernehmen und so langsam beruhigte sich Tora. „Ich pass auf dich auf. Ich bleib bei dir“, flüsterte der Brünette erneut, nachdem er von dem Größeren abgelassen hatte. Mit großen Augen blickte ihn Tora an. Angst und Trauer sprachen aus ihnen, was Saga einen Stich ins Herz versetzte. Er kannte diesen Jungen gar nicht und doch fühlte er eine so starke Verbundenheit zu ihm, dass es weh tat, ihm in die Augen zu sehen. So sehr konnte er die Gefühle des Anderen nachempfinden. Vorsichtig fuhr er durch das dichte schwarze Haar, fuhr mit seiner Hand weiter über die Wange des Anderen und streichelte diese beruhigend. „Du bist jetzt bei mir. Es wird alles gut.“ Ohne zu zögern nahm er Tora in seine Arme. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken. Er zog ihn dicht an sich und fuhr ihm immer und immer wieder durch das Haar. Er murmelte immer und immer dieselben Worte, in der Hoffnung, dass sich der Junge in seinen Armen beruhigen würde. In der Hoffnung, dass er ihm die Angst nehmen könnte, jedoch wusste er selbst, dass dies kaum möglich war. Man hatte Tora etwas Grausames angetan, an einem Ort, an dem er nicht wieder zurück wollte. Er wusste nicht warum, aber ein schwer zu bändigender Hass baute sich in ihm auf. Ein Hass gegenüber den Leuten, die diesem Jungen so viel Leid angetan haben. Zitternd schlang der Größere seine dünnen Arme um die Taille des Anderen und klammerte sich an ihm fest. Sein Gesicht vergrub er in Sagas Schulter, während der Herzschlag des Kleineren ihn mehr und mehr beruhigte. „V... versprichst du’s mir?“, flüsterte Tora in Sagas Shirt, während er seinen Klammergriff langsam löste. „Versprichst du mir all das? Dass du auf mich aufpasst und das du dafür sorgst, dass mir niemand weh tut?“ „Ja“, wisperte der Brünette und drückte Tora etwas von sich, damit er ihm direkt in die Augen sehen konnte. „Ich verspreche es dir. Ich verspreche dir außerdem, dass ich nie wieder irgendwelche Fragen stellen werde, bezüglich deines Lebens. Wenn du mir erzählen willst, was los ist, dann kannst du das jederzeit tun. Falls ich doch fragen sollte, dann schneid ich mir die Zunge raus“, fügte er noch lächelnd hinzu. Er wusste nicht warum er all das tat; warum er ausgerechnet einem Fremden versprach, dass er ihn beschützen würde. Das er ihm nie weh tun würde. Er verstand es nicht. Sonst war er noch nie so gewesen. Noch nicht einmal zu seinen Freunden, hatte er solche Sachen gesagt. Naja, normalerweise sagt man sich das auch nicht unter Jungs. Wär auch ziemlich peinlich, wenn so was schon passiert wäre. »Die würden dann ja alle denken, dass man schwul ist«, kam es Saga in den Sinn, jedoch verwarf er diesen Gedanken rasch, denn wenn es heißt, dass man schwul ist, wenn man jemanden verspricht auf ihn aufzupassen und ihn nicht zu verletzen, dann wäre er es ja selbst. Nein, Saga ist der unschwulste Mensch auf Erden. Jedenfalls glaubte er das. „Zunge raus schneiden?“ Tora verzog bei diesen Worten das Gesicht und schüttelte sein dunkles Haupt. „Nein. Das musst du nun wirklich nicht.“ „Auch gut. Dann nicht.“ Ein merkwürdiges Gefühl stieg in Saga auf, dass er bis jetzt noch nicht kannte. So ein Verhalten, wie er es gegenüber Tora hatte, hatte er noch nie an sich gesehen. Es war ein Kribbeln in der Magengegend, was ihm Übelkeit bereitete. Und hatte er nicht erst vorhin laut loslachen müssen, nachdem Tora ihn geschockt angeblickt hatte? Das erste Lachen seit wie vielen Wochen? Er wusste es nicht und es war auch egal, denn was jetzt im Moment zählte war…. Tora zuckte erschrocken zusammen und schaute rüber zur Küchentür. Saga blinzelte, richtete sich dann aber auf. „Keine Angst. Ist nur die Klingel. Bleib du ruhig hier, ich geh schon aufmachen.“ Der Schwarzhaarige nickte knapp und richtete sich ebenfalls auf, nur um wenige Sekunden später auf einem Stuhl platz zu nehmen. Langsam schlurfte der Brünette zur Tür. Das einmalige Geläute hatte sich inzwischen zu einem Sturmklingeln entwickelt, welches nur auf eine Person hinweisen konnte. „Moin Shou“, begrüßte Saga seinen Kumpel, nachdem er die Tür aufgemacht hatte und sich gegen den Türrahmen gelehnt hatte. Dieser hörte sofort auf, die Türklingel zu massakrieren und schaute seinen Freund grinsend an. „Heeeey Saga mein Engel!“, grüßte der Blonde ihn lautstark, klopfte ihm auf die Schulter und betrat, ohne zu fragen, die Wohnung. Saga stöhnte auf. Anscheinend hatte der Blonde mal wieder einen sehr guten Tag. „Was gibt’s?“, war darauf die etwas genervte Frage des Brünetten, der die Tür mit einem Seufzen schloss und seinem Freund mit hochgezogener Augenbraue anschaute. „Naja“, begann der Andere, während er seine Schuhe auszog (ja ja! So viel Höflichkeit und Anstand besaß Shou noch. ☺). „Ich dachte mir, wenn du mich schon nicht zurückrufst, nachdem ich deinen Anrufbeantworter zugelabert habe, dann komm ich doch einfach mal vorbei!“ Ein breites Grinsen war deutlich auf Shous Gesicht abgezeichnet, während Saga ihn nur verständnislos anschaute. Manchmal konnten seine Freunde auch echt nervig sein. Naja, seine eigene Schuld. Er hatte sie sich schließlich angelacht also musste er sie jetzt auch ertragen. „Und was hast du so gemacht? Warum hast du überhaupt nicht zurückgerufen? Ich fühlte mich ganz schön vernachlässigt“, kam es von dem Blonden, der einen beleidigten Blick aufsetzte und die Arme vor der Brust verschränkte. Ja, so machte es Shou jedes Mal. Und jedes Mal fing er sich einen Schlag von Saga ein. „Eeeey, dass hab ich nicht verdient Saga-schatz“, maulte der Gescholtene rum und rieb sich den Hinterkopf. „Ich bin doch nur wegen dir gekommen, weil ich dachte, dass du bestimmt Langeweile hast.“ „Ach laber nicht so nen Mist“, kam es von dem Brünetten, der nun ebenfalls ein Grinsen auf den Lippen hatte. Auch wenn sein Freund, jedes Mal diese Tour abzog. Sie brachte ihn doch immer wieder zum Lachen. „Sagaa~aa?“, kam es plötzlich erneut von dem Anderen und der Angesprochene hatte schon inständig gehofft, dass dieser den Mund hält. Aber naja, so was kann er nicht von Hiroto, geschweige denn von Shou erwarten. „Was willst du?“, fragte Saga seufzend, obwohl er schon ahnte was sein Kumpel wollte. Er kannte Shou schon so gut, dass er bereits am Tonfall erkannte, was sein Freund wollte. „Hast du noch was zu Mampfen da? Ich hab nicht gefrühstückt. Musste mich, gleich nachdem ich aufgestanden bin, fertig machen, damit ich auch ja schnell bei dir sein konnte“, antwortete der Blonde grinsend und fuhr mit seinem Finger über Sagas Brust. Sofort fing er sich wieder eine von dem Brünetten ein. Lachend hielt er sich die Hände schützend über den Kopf, um gewappnet zu sein, von einem erneuten unerwarteten Angriff seines besten Kumpels. Man musste dazu sagen: Sagas Schläge waren nicht von schlechten Eltern. Doch bevor Saga überhaupt antworten konnte war Shou schon mit einem „Ich geh ma selbst gucken“ auf den Weg in die Küche. „W…warte Shou! Nicht da…!“, kam es plötzlich von Saga. Doch zu spät! Shou blickte überrascht… naja… nicht überrascht, sondern eher geschockt in die Küche. Wie versteinert stand er im Türrahmen und blickte auf den verwirrten Tora, der ihn ebenfalls überrascht anstarrte. Es schien fast wie eine halbe Ewigkeit, als der Blonde endlich seinen Kopf zu Saga wandte, der nun, nach Worten ringend, neben ihm stand. Er bekam aber kein einzelnes raus. Kein einziger Satz verließ seine Lippen, eher ein unverständliches Gestammel. Er konnte grad noch einen Blick in die Küche, auf Tora werfen, der immer noch regungslos auf seinem Platz saß. So wanderte Shous Blick immer zwischen Saga und dem Schwarzhaarigen hin und her, bis es schließlich aus ihm heraussprudelte. „Wer ist das, Saga?!!“ Kapitel 3: Altes und neues Ich ------------------------------ 3.Kapitel: Altes und neues Ich Saga?! Nun sag schon wer das ist!“ Shou wirkte schon fast hysterisch, als er immer wieder seinen Blick auf Saga und dann wieder auf Tora richtete. Der Brünette schluckte. Er musste seinem besten Freund die Geschichte wohl oder übel erzählen. Saga fuhr sich noch einmal durch das dichte Haar, als er ansetzte. „Das ist Tora. Tora, das hysterische Etwas hier vor dir ist Shou, mein bester Freund“, erklärte er und kratzte sich am Hinterkopf. Zum ersten Mal schwieg Shou, seitdem er bei seinem Freund angekommen war. Er suchte anscheinend nach den richtigen Worten, welche er wohl rasch gefunden hatte, denn kaum 30 Sekunden später plapperte er breit grinsend drauf los. „Dein neuer Liebhaber nä? Wolltest mir das wohl nicht sagen. Ich bin echt enttäuscht. Ich dachte, dass du Vertrauen zu mir hast, aber nein! Mein bester Freund, den ich über alles liebe, führt hinter meinem Rücken eine Beziehung mit einem Mann und obendrein noch mit einem ziemlich gut aussehenden“, sagte der Blonde und tat so als ob er beleidigt wäre. Wieder verschränkte er die Arme vor der Brust und er schob schmollend die Unterlippe vor. „Idiot!! Laber nicht so nen Scheiß! Tora ist nicht mein neuer Freund!“, sagte Saga aufgebracht und verpasste seinem kreischenden Freund einen Tritt in den Hintern. „Was ist er dann?! Dein Kuscheltiger? Grrrr“, fragte Shou lachend und rannte sofort schreiend weg, denn Saga stürmte, wütend brüllend, hinter ihm her. „KOMM HER DU BAKA! DAS WIRST DU BÜßEN!“, schrie er und stürzte sich auf seinen halb lachenden, halb kreischenden Kumpel. „Es tut mir Leid Saga! Hörst du? Es tut mir Leid! War nur ein Scherz“, sagte der Blonde lachend und hielt sich die Hände schützend vors Gesicht, als Saga über ihm stand und kurz davor war, auf ihn einzuschlagen. Plötzlich wandten Beide ihre Köpfe. Ein Lachen. Es war zwar nur ein leises Lachen aber man konnte es ganz klar hören. Sagas Blick fiel auf Tora, der in der Tür stand und leise vor sich hinlachte. Als dieser merkte, dass die Anderen ihn bemerkt hatten, versuchte er es zu unterdrücken. „T...tut mir Leid… nur ihr… Beiden… ihr seid so… lustig. So herzlich miteinander. Ich hab so was noch nie erleben dürfen“, sagte der Schwarzhaarige traurig und senkte seinen Blick. Sofort ließ Saga von seinem Freund ab und ging auf Tora zu. Er stellte sich ganz dicht vor ihn und starrte ihn durchdringend an. Langsam schaute der Größere auf, direkt in das Gesicht des Anderen. „Ähm…was...?“, begann der Schwarzhaarige, doch der Kleinere legte ihm seinen Finger auf die Lippen. „Du sagtest, dass du so was noch nie erlebt hattest?“, fragte Saga und runzelte die Stirn. Tora nickte zaghaft und strich sich dabei eine Strähne aus dem Gesicht, die ihm immer wieder vor die Augen fiel. „Na dann wird’s höchste Zeit. Jetzt hast du ja mich und mit mir und Shou wirst du viel Spaß haben. Dafür werde ich sorgen. Nicht war Shou?“ Dieser nickte rasch und rappelte sich auf. Schnell richtete er noch seine Frisur und strich sich die Klamotten glatt. „Ja klar. Wir bringen so viel Freude in dein Leben, das wirst du nicht glauben. Mit uns ist es immer lustig. Es passiert immer was und wenn dann noch Nao und Hiroto dabei sind, dann ist der Tag perfekt“, sagte der große blonde Junge und setzte sein Zahnpastalächeln auf. Selbst Tora konnte diesem nicht widerstehen und musste unweigerlich lächeln. Ja, er hatte so was wirklich noch nie erlebt. Er fühlte sich total geborgen, obwohl er umringt war von all den Fremden. Fremde, die ihn sofort ins Herz schlossen. Fremde, die ihn nicht nach seiner Herkunft und nach seinem Kontostand fragten. Sie nahmen ihn so an, wie er war und das war völlig neu für ihn. Diese Freundlichkeit und Offenherzigkeit erfüllte ihn mit einer solchen Freude, dass er endlich seit vielen Jahren wieder einmal aufrichtig lachen konnte und er hatte endlich jemanden in seinem Leben, der ihn auch wirklich haben wollte. Dieser Jemand war Saga. „Erst einmal sollte er was Ordentliches anziehen“, kam es von Shou, als sie in Sagas Zimmer gegangen waren. Dort hatten sich der Brünette und Tora aufs Bett gesetzt, während der blonde Schönling vor dem Schrank seines Freundes stand und sich überlegte in welches Outfit er den großen Schwarzhaarigen stecken wollte. „Shou, ist das wirklich nötig mit den Klamotten? Gib ihm doch einfach ein Shirt und ne Hose raus. Reicht doch“, kam es von Saga, der sich nun seufzend auf das Bett gelegt hatte und die Decke anstarrte. „Nein. Es reicht nicht. Du verstehst das nicht Saga. Kein Wunder, hast dich ja auch ziemlich gehen lassen, seit dieses Miststück mit dir Schluss gemacht hat“, antwortete der blonde Junge und schaute seinen Freund schon fast vorwurfsvoll an, während er einen Stapel an nicht grad unauffälligen Sachen im Arm hatte. „Laber nicht“, murrte Saga und schloss die Augen. „Jedes Mal leierst du dieselben Worte runter. Lass dir mal was Besseres einfallen“, kam es trocken von Shou. Danach wandte er sich zu Tora, der bis jetzt immer noch still auf dem Bett saß und die gesamte Szene mit gemischten Gefühlen beobachtet hatte. „Hier Tora! Das probierst du jetzt mal an“, sagte der Junge vor ihm freudestrahlend und hielt dem Schwarzhaarigen eine schwarze, etwas engere Hose, mit vielen Nieten, Lederflicken und Reißverschlüssen hin, so wie auch ein ärmelloses Oberteil, ebenfalls schwarz, dazu Armstulpen aus dunklem, festen Stoff, mit einigen Lederfetzen dran, eine schwarze Jacke, auch übersäht mit Nieten, Leder, einem Pelzkragen und einen dünnen, grau-schwarzen Wollschal. Misstrauisch betrachtete Tora die Klamotten, ehe er wieder in das breit strahlende Gesicht von Shou blickte. Sollte er das wirklich anziehen? Währenddessen hatte Saga sich aufgesetzt und betrachtete recht interessiert das Outfit von dem Schwarzhaarigen, was ihm sein Kumpel rausgesucht hatte. „Wo hast du das denn gefunden Shou? Wusste ja noch nicht mal, dass ich so was besitze“, sagte der Brünette erstaunt und schaute noch einmal genau hin um sich wirklich zu vergewissern, dass diese Sachen ihm nicht gehörten. Oder doch? „Ach, die lagen in der hintersten Ecke, dort wo die meisten geilen Klamotten abgeblieben sind, nachdem du sie dir von mir mal ausgeliehen hast und nie wieder zurückgegeben hast“, sagte Shou lächelnd, während er seinem knurrenden Kumpel durch die Haare wuschelte. „Nun geh dich endlich umziehen Tora“, sagte der Blonde, nachdem er bemerkt hatte, dass der Genannte immer noch da stand und auf die Klamotten starrte. „Ich will erst einmal duschen“, kam es von ihm, wobei er seine eigenen Worte kaum hörte. Passierte dies hier grade wirklich? Er wusste es nicht und ihm war es auch irgendwie egal, denn wenn es ein Traum sein sollte, dann würde er diesen jetzt bis zu dem Moment auskosten, an dem er wieder erwachen würde und merken würde, dass er immer noch in seinem dunklen Zimmer läge und sich nichts verändert hätte. „Gut, tu das“, sagte Saga, stand auf, kramte noch schnell ne neue Boxershorts (nein, die hat er noch nicht getragen. Ganz neu. ) raus und gab sie an Tora weiter, der auch sogleich aus dem Zimmer ging und ins Badezimmer schlich, welches er bereits entdeckt hatte, als er zu Saga in die Küche gegangen war. „ACH DU SCHEIßE!“, brüllte Shou auf und begann laut zu quietschen, als Tora fertig geduscht und angezogen in das Zimmer kam. Die Klamotten passten ihm wie angegossen und er sah unglaublich gut darin aus. Selbst Saga staunte nicht schlecht, als der Schwarzhaarige das Zimmer betreten hatte und nun direkt vor den Beiden stand. Er sah wirklich verdammt gut aus. »Der sieht so gut aus. In den könnte man sich glatt verlie…«, doch weiter dachte Saga nicht. Schnell verdrängte er den Gedanken und wandte sich wieder Shou zu, der immer noch mit offenem Mund vor Tora stand und sein Werk betrachtete. Man sah ihm an, dass er sehr stolz darauf war. Irgendwie hatte der Blonde ein Talent dafür, Leute in die richtigen Sachen zu stecken. Tora guckte jedoch misstrauischer den je. Fragend wandte er sich an den aufgedrehten Jungen. „Sieht… es denn… so schlimm aus?“, fragte er und schluckte. Als er sich im Bad betrachtet hatte, fand er es zwar gewöhnungsbedürftig aber doch ganz cool. „Schlimm?! SCHLIMM?!!“, brüllte Shou aufgebracht und sprang den mehr als erschrockenen Tora an. „Es sieht so übertrieben geil aus! Ich hab mich mal wieder übertroffen!“ Überglücklich schlang er seine Arme um Tora und drückte ihn fest an sich. Bei dem Anblick des blonden Jungen, der in seinen Armen lag, musste der Schwarzhaarige unwillkürlich lächeln. Erneut breitete sich diese wunderbare Wärme in ihm aus, als er das freudestrahlende Gesicht von Shou sah. Er freute sich wegen ihm. Er hatte ihn glücklich gemacht, auch wenn er nicht ganz verstand, wie. „Nun sag doch auch mal was Saga! Sieht er nicht gut aus?“ Zwei fragende Augenpaare trafen der Brünetten und sofort wünschte er sich ans Ende der Welt oder sonst wohin. Warum er? Egal, er musste jetzt wohl oder übel eine Antwort nennen. „Sieht gut aus. Passt zu dir“, sagte er und versuchte dabei so locker wie möglich zu klingen, wobei er noch ein Lächeln aufsetzte, um seine Glaubwürdigkeit zu unterstreichen. Er hatte natürlich maßlos untertrieben. Es sah nicht nur gut aus. Es war der Hammer und es passte nicht nur zu ihm, es war wie für ihn gemacht! Doch das konnte er nicht sagen, denn das wäre viel zu auffällig gewesen, wenn er schmachtend, auf den Knien, vor dem Schwarzhaarigen gekrochen wäre und eine lange Speichelspur hinter sich her gezogen hätte. Und erneut schenkte ihm Tora sein schönstes Lächeln, wodurch er wieder weiche Knie bekam. Moment mal! Weiche Knie?! Nein, nein und nochmals nein! »Ich. Steh. Nicht. Auf. Ihn. « „Jetzt müssen wir nur noch deine Haare stylen und wir müssen was aus den mickrigen Überresten Sagas machen“, sagte Shou lächelnd und zupfte noch etwas an dem Oberteil des Schwarzhaarigen rum. Noch bevor Tora was sagen konnte, wurde er von dem Blonden ins Badezimmer gezerrt und auf den Klodeckel gesetzt. Saga schlich murrend hinterher. Shou war in Hochform und das würde er jetzt beweisen. Er kramte wirklich alles an Schminke hervor, was er finden konnte. Dann schnappte er sich Sagas Glätteeisen, welches schon ziemlich am Verstauben war und begann damit die Haare des Schwarzhaarigen zu bändigen. Als er damit fertig war, verteilte er noch etwas Haarwachs zwischen seinen Fingern und zupfte noch etwas an Toras Frisur rum, bis er schließlich zufrieden aufbrummte und zustimmend nickte. Danach nahm er sich die Schminke zur Hand, was schon wieder den misstrauischen Blick auf Toras Gesicht zauberte. „Meinst du wirklich, dass das nötig ist?“, fragte er und betrachtete den dunklen Lidschatten feindselig. „Ja, meine ich“, sagte der Blonde bestimmt und begann nun sein Kunstwerk zu perfektionieren. „Ich mach ja auch nicht viel rauf. Brauchste gar nicht bei deinem guten Aussehen“, versuchte ihn Shou zu beruhigen, als Tora immer noch misstrauisch guckte. Währenddessen hatte sich Saga auf den Wannenrand gesetzt und beobachtete die Szene mit einiger Verwunderung. Tora sah von Minute zu Minute besser aus. Geht das überhaupt? Ja, es geht! Saga hatte grade die Bestätigung vor den Augen. „Feeeeertig!“, frohlockte Shou und nahm etwas Abstand, um das Gesamtwerk zu betrachten. Erneut nickte er zufrieden und wandte sich dann grinsend an den Brünetten. Dieser blickte ihn nur an und ahnte schon, was sein bester Freund vorhatte. „Nein Shou!“, motzte Saga sogleich los und versuchte schon zur Tür zu schleichen, doch der Blonde packte ihn noch am Arm und zog ihn zu sich in die Arme. „Mein armer, armer Saga-Schatz. Du siehst sooooo schlimm aus. Echt scheiße. Da muss man was machen. Ich werde dich retten aus deinem Modetief“, sagte Shou und knuddelte seinen meckernden Freund durch. Tora saß immer noch verwundert auf dem Toilettendeckel und beobachtete die Beiden. „Ne Shou! Lass mal“, sagte der Brünette und drückte seinen Kumpel von sich. „Nix da Saga! Ich mach das jetzt! Du musst auch mal endlich rauskommen! Dich schick machen! Dir jemanden zum Ficken suchen! Was weiß ich! Du kannst dich nicht ewig verkriechen!“, belehrte ihn der Blonde eines Besseren und zog den murrenden Saga zurück in sein Zimmer, der nur noch ein „Ich bin nicht so wie du“, knurren konnte. Dort stellte er sich erneut vor den Schrank und hatte in Windeseile ein paar Klamotten herausgezogen. „Das ziehst du jetzt an Saga! Das war doch mal dein Lieblingsoutfit“, sagte Shou und hielt seinem Freund die Sachen hin. Tora stand unterdessen im Türrahmen und schaute den Brünetten an. »Wenn er das schon überstehen musste, dann lass ich es auch über mich ergehen«, dachte sich Saga als er den Schwarzhaarigen sah. Ohne ein Murren schälte er sich aus seinen Klamotten und zog die ihm bereit gelegten Sachen an. Nun stand er da, in seinem ehemaligen Lieblingsoutfit. Dies bestand aus einem schwarzen Oberteil, welches mit Blumen bestickt war, Lederapplikationen hatte und leicht Bauchfrei war. Dazu eine enge, schwarze Hose, die ebenfalls am Saum Blumenstickereien und Lederschnallen hatte. Über seinem Oberteil hatte er eine schwarze, kurzärmlige Jacke, mit einem bestickten Kragen und an den Armen hatte er wunderschöne Spitzenstulpen. Um seine Hüften, hatte er ein leicht schimmerndes Tuch gebunden und an den Füßen trug er schwarze Stiefel, mit vielen Schnallen. Shou war grade dabei ihm noch einen Gürtel mit Ketten, Nietenarmbänder und eine Kette umzulegen. Danach stand er mit Tränen in den Augen vor seinem Freund und lächelte überglücklich. „Genau wie früher“, schwärmte der Blonde und fiel seinem brünetten Kumpel um den Hals. »Ja, wie früher. «, dachte sich auch Saga und guckte traurig auf den Boden. Wär es nur wirklich so wie früher. Früher hatten sich seine Eltern noch geliebt und früher war er noch mit seiner bildschönen Freundin zusammen. Die Zeiten haben sich geändert, auch für Saga und nicht nur die Zeiten haben sich verändert, sondern auch Saga selbst. Früher war er immer mit seinen Freunden unterwegs, hatte viel gelacht und Mist gebaut. Doch jetzt verkroch er sich in seinem abgedunkelten Zimmer, verschloss sich vor seinen Freunden und der Welt. Nicht einmal Shou, seinen besten Freund, ließ er an sich ran. Seine Redlust wandte sich im Laufe der Zeit um in ein konstantes Schweigen. Sein Lachen versiegte, jedoch seine Tränen nicht. „Komm schooon“, kam es plötzlich von Shou und zerrte seinen Freund ins Badezimmer um ihn dort zu schminken und zu frisieren, wie er es auch schon vorher mit Tora gemacht hatte. Dort angekommen drückte er ihn erst einmal auf den Klodeckel, schnappte sich das angeschlossene Glätteeisen und begann Sagas Haare zu bearbeiten. „Solltest mal wieder nachfärben Sa-chan“, stellte Shou fest und legte das Eisen weg, als er mit den Haaren fertig war. Danach stylte er diese noch mit etwas Wachs, bevor sich breitbeinig auf Sagas Schoß niederließ und damit begann, ihn zu schminken. „Außerdem solltest du mal wieder deinen Piercing rein machen. Den hast du lange nicht mehr getragen.“ Ein Seufzen seitens Sagas, als er diesen Kommentar von seinem Freund gehört hatte. Was wollte er eigentlich noch von ihm? Zwar konnte er vom Aussehen her, genauso aussehen wie früher, doch sein Charakter würde so bleiben. Genauso verkorkst und mies. „Fertig“, kam es von Shou und schaute seinen Freund lächelnd an. „Ich mach dir nur mal schnell den Ring rein ja?“ Noch ehe Saga was antworten konnte, kramte sein bester Freund in seiner Schmuckschatulle rum und schnappte sich einen kleinen Ring. Danach kniete er vor dem Brünetten nieder, griff nach dessen Unterlippe und versuchte so vorsichtig wie möglich den Ring durch zu stecken, was ihm auch ziemlich gut gelang. Schnell schraubte er diesen noch fest und trat dann wieder zurück. „Nu los! Guck dich an! Guck dich an!“, drängte der Blonde und hüpfte nun auf und ab vor Aufregung. Seufzend stand Saga auf, seelisch schon längst drauf vorbereitet, dass er jegliche Farben im Gesicht kleben hatte, die Shou aufstöbern konnte. Er trat auf den Spiegel zu und…. Er stockte. War das wirklich er? „Sh…Shou…“, wisperte der Brünette, doch sein Freund klopfte ihm nur auf die Schulter und lächelte liebevoll. „ Schon gut. Hab ich gern gemacht. Solange es mir wieder den alten Saga zurückbringt, habe ich das nur liebend gern gemacht“, sagte er und umarmte den Kleineren von hinten. Dieser stand immer noch vor dem Spiegel und betrachtete sich. Ihm klebten nicht, wie er geahnt hatte, tausend Farben im Gesicht, sondern Shou hatte ihn genauso geschminkt, wie er es früher auch immer getan hatte. Als er sich so im Spiegel sah, stiegen all die schönen Erinnerungen von damals in ihm hoch und er musste unwillkürlich lächeln. Wie sehr er dieses Gefühl vermisst hatte. Er hatte so lange Angst davor gehabt. Angst vor seinem alten Leben, doch dies stellte sich nun als völlig unbegründet und schwachsinnig da. Warum hatte er sich bloß so lange verkrochen? Warum hatte er sich so lange versteckt? Er verstand es nicht, wie so viele Dinge in seinem Leben. Langsam drehte er sich um und schloss seinen besten Freund in die Arme. „Danke“, flüsterte er noch einmal und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Shou quittierte dies bloß mit seinem strahlensten Lächeln, welches er nicht jedem schenkte. Doch plötzlich trafen sich Sagas und Toras Blicke. Den Brünetten durchzuckte es wie ein Blitz, als er in die fast schwarzen Augen blickte. Sie wirkten so warm und freundlich. So ganz anders als vergangene Nacht. Vergangene Nacht? Hatte er Tora wirklich erst gestern gefunden? Es kam ihm schon wie eine Ewigkeit vor. Langsam löste er sich von Shou, ging auf den Schwarzhaarigen zu und blieb lächelnd vor ihm stehen. „Danke“, sagte er ganz schlicht und umarmte den völlig überraschten Tora. „A…aber wofür denn? Ich habe doch gar nichts gemacht“, sagte er verwirrt und schaute nun den Kleineren an, der in seinen Armen lag und ihn lächelnd anschaute. „Doch. Wärst du nicht gekommen, hätte ich nie diesen Schritt zurück in mein altes Leben gewagt. Danke Tora.“ Saga drückte sich fest an den Anderen und lauschte seinem Herzschlag. Er war ein wenig zu schnell aber das störte ihn nicht im Geringsten. Er fühlte sich einfach nur wohl, angeschmiegt an den Körper des Schwarzhaarigen, seine Arme um ihn geschlungen, zu spüren. Ja, es war zwar nur ein kleiner Schritt in sein altes Leben aber es war immerhin schon ein Anfang. Seinen Charakter könnte er so schnell nicht ändern, aber das würde sich mit der Zeit geben. Außerdem hatte er ja seine Freunde, die ihm helfen würden und…»Tora…« Er blickte wieder auf. Der Schwarzhaarige lächelte ihn liebevoll an und hatte ein gewisses Glänzen in den Augen. Was war nur los mit ihm? Stärker den je empfand Saga, dieses Kribbeln im Bauch und obwohl er diesen Jungen erst seit wenigen Stunden erst kannte, fühlte er diese starke Verbundenheit. Er wusste nicht warum. Er tat ihm einfach gut und leugnen konnte und wollte er es nicht. Shou stand währenddessen da und grinste nur breit. „Ha, von wegen da läuft nix. So wie ihr Beiden grad ausseht, seid ihr ganz schön ineinander verschossen“, sagte er und grinste dabei frech. Saga schaute seinen Freund nur lächelnd an. „Und wenns so wäre?“, antwortete er schnippisch und lächelte schelmisch. „Ui ui ui! Saga, Saga! Du böser Junge! So was hab ich vermisst“, lachte der Blonde auf und zeigte dabei seine weißen Zähne. Ja, genauso war Saga immer gewesen. Doch dieser Saga war verschwunden, nachdem ihn so viele liebende Person verlassen hatten. Warum schaffte es dann ein wildfremder wie Tora, was Shou so lange nicht schaffen konnte? Warum konnte dieser schwarzhaarige Junge, der ziemlich schweigsam war, Saga ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihm Freude ins Leben bringen und Shou nicht? Es stimmte den Blonden ein wenig traurig, dass er das nie erreicht hatte doch er war auch ziemlich froh darüber, dass sein bester Freund endlich wieder den richtigen Weg eingeschlagen hatte. „Nun ja, wir sollten los. Es gibt schließlich was zu feiern!“, trällerte der blonde Junge und hüpfte nun auf die beiden Anderen zu. „Zu feiern? Was denn?“, fragten Tora und Saga gleichzeitig und schauten den grinsenden Shou an. Dieser nickte nur. „ Jajaaa. Einmal feiern wir Sagas altes Ich und einmal feiern wir Toras neues Ich. Wir wollen auf ein neues gemeinsames Leben anstoßen. Ein Leben mit dem alten Saga und mit dem neuen Tora!“, verkündete Shou feierlich und umarmte die anderen Beiden Jungen. „Gute Idee!“, sagte Saga und fing an zu grinsen. Ja, sie würden sein altes und Toras neues Ich feiern. Niemanden würde sich dann mehr für seine Vergangenheit und die des Schwarzhaarigen interessieren. Geschehenes lassen sie Ruhen. Die Zukunft gehört ihnen. Ein neuer Abschnitt in ihrem Leben würde starten. Ein gemeinsamer Abschnitt. Neu und alt vereint. Kapitel 4: Nicht willkommen? ---------------------------- 4. Kapitel: Nicht willkommen? „Hmm. Du bist also Tora, nicht wahr?“ Mit ernsten Blicken musterte Nao den großen schwarzhaarigen Jungen vor sich. Er wusste nicht, was er nun von ihm halten sollte. Plötzlich war er aufgetaucht. So plötzlich, dass es noch nicht ganz realisierbar für ihn war, dass ein Neuer zu ihrer Außenseiterclique gehörte. Er wirkte auf ihn unnahbar und so was mochte Nao nicht. Ganz und gar nicht. Diese Unnahbarkeit war die Vorstufe zur Arroganz und damit konnte er ja so gar nichts anfangen. Shou hatte ihn und Hiroto angerufen und meinte nur, dass sie heute feiern gehen wollten und er fragte ihn ob er nicht mit wolle. „Nun komm schon Nao“, war der genaue Wortlaut des Blonden. „Es kommt auch ein Freund von Saga mit. Er heißt Tora. Wirklich nett.“ »Ja. Wirklich nett«, kam es dem ernsten Jungen in den Sinn. Denn so nett sah er gar nicht aus. Er hatte ein sehr hübsches Gesicht, doch das hatte noch lange nichts zu sagen. Irgendetwas verbarg dieser Junge und er würde noch herausfinden, was es war. „Ja, ich bin Tora“, kam es von diesem etwas zögernd. Er wunderte sich noch anfangs darüber, was dieser ernste Ausdruck in Naos Gesicht zu bedeuten hatte. Anscheinend mochte er ihn nicht. Doch das war ihm schnell egal, was dieser Fremde über ihn dachte. Es gab viele Leute, die ihn nicht mochten, da ist dieser eine wirklich unwichtig. Doch ihm wurde auch klar, dass er sich vor dem Kleineren in Acht nehmen müsste. »Der wird bestimmt nachbohren. So leicht komm ich nicht davon«, schoss es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf, doch er hatte nicht mehr wirklich die Möglichkeit, darüber nachzudenken, denn Shou hatte den Arm um ihn gelegt und kreischte ihm nun markerschütternd ins Ohr. „AUFWACHEN TORAAAAAA!!!! SCHLAF NICHT EEEEEIIIINN!!!“, brüllte der Kleinere und grinste breit. Tora war währenddessen stark zusammengezuckt und schnell von Shous Seite gewichen. Sein Gesicht war leicht schmerzverzerrt, während er seine beiden Ohren mit den Händen bedeckt hielt, denn ein unangenehmes Piepen hatte sich eingeschlichen, nach der überraschenden Schreiattacke des attraktiven Blonden. „War das wirklich nötig Shou?“, murrte unterdessen Saga wieder auf. Es war bereits nach acht Uhr und sie standen immer noch unschlüssig vor der Lieblingsbar des Genannten. Jedenfalls war es mal seine Lieblingsbar gewesen, denn seit sich der Brünette von seiner Freundin getrennt hatte, war er nicht mehr da gewesen. Langsam ging er zu dem Schwarzhaarigen hin und legte einen Arm um ihn. Anscheinend hatte Shou wirklich seine gesamte Stimmkraft genutzt um diese an Toras Ohr zu entladen. Amer Teufel! Überrascht blickte ihn der Größere an. Er schaute direkt in das Gesicht des Kleineren und er merkte wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg und wie ihm ganz heiß wurde. „Geht’s wieder?“, fragte der Brünette und schaute besorgt in die dunklen Augen des Anderen. Dieser nickte nur knapp, wobei niemanden der Rotschleier im seinem Gesicht entgangen war. Sofort wurde das Grinsen in Shous Gesicht etwas breiter und er hüpfte auch gleich rüber zu Nao, dessen Gesicht sich noch etwas mehr verfinsterte. „Naaa~ooooo!“, quengelte der große Blonde gleich los und schlang seine Arme um den Kleineren. „Saga ignoriert mich total. Er liebt mich nicht mehr. Er hat nur noch Augen für Tora“, schluchzte er und tat so, als ob es ihn schwer getroffen hätte, dass der Brünette ihn so kühl behandelte. Nao seufzte nur auf und sagte nichts. Er kannte Shous Spielereien nur zu gut und er war schon oft genug drauf eingegangen. Heute hatte er ganz bestimmt keine Lust, die Spielpuppe des Größeren zu sein. Nein, nicht heute. „Bin ich etwa so hässlich Naoooo?“, motzte der Blonde weiter und zog eine Schnute, als sein Freund ihm nicht antwortete. Erneut ein Seufzen seitens des Kleineren und diesmal noch ein kleiner Schubs hintendrein. Noch einen letzten traurigen Blick zu dem Kleineren werfend und ein beleidigtes „Pöh“ ausstoßend, hüpfte der Blonde nun zu Hiroto rüber, der allem Anschein nach, sehr mit seinem Handy beschäftigt war. „Hiii~rotooooooooo“, frohlockte der Größere, und spielte mit den Haarspitzen des Kleineren. Doch bevor er noch etwas hinzufügen konnte, unterbrach ihn dieser. „Nerv mich jetzt nicht Shou. Ich bin grad dabei, meinen Highscore zu knacken!“, sagte Hiroto genervt und drehte sich von dem Blonden weg. Selbst Shou wusste, dass er den Kleineren nicht stören sollte, wenn er grad an seinem Telefon spielt und doch verfinsterte sich dessen Blick sofort und schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Interessiert es hier denn niemanden, dass es mir schlecht geht?“, maulte er rum und schaute in die Runde. „Nein“, kam es einstimmig von Saga und Nao. Beide waren sichtlich von Shous Gequengel genervt. Er neigte sehr dazu, zu übertreiben und er tat es jetzt gerade in dem Moment. Sogleich verstummte der hübsche Blondschopf, nachdem seine Freunde gesprochen hatten und blickte sie verdutzt an. Ja, man musste so eiskalt zu dem großen Jungen sein, damit er endlich verstand, was Sache war und wann endlich Schluss ist. Als Saga merkte, dass sein Machtwort gewirkt hatte, ergriff er erneut das Wort. „Gut, gut Leute! Dann lasst uns mal reingehen und ordentlich feiern!“, sagte er und klatschte in die Hände. Nao schaute ihn an und nickte. „Wird auch mal Zeit. Weiß auch gar nicht warum wir hier die ganze Zeit rumstehen“, sagte er und schüttelte seinen Kopf. „JEAAAH!! PARTY!“, brüllte Shou los, packte den völlig verdutzten Hiroto am Arm und zog ihn mit sich in die Kneipe. Saga und Nao konnten nur den Kopf schütteln, während Tora nur da stand und schwieg. Was sollte man auch schon großartig zu dieser Truppe sagen??? Plötzlich spürte der Schwarzhaarige, wie jemand seine Hand nahm. Überrascht blickte er den Brünetten an, der nun milde lächelte. „Komm Tora. Lass uns rein gehen“, sagte er und noch bevor der Andere antworten konnte, zog er ihn mit sich in die Lokalität. Drinnen war es recht düster und stickig, es war sehr laut und gut befüllt. Der größte Teil der Gäste war ungefähr in ihrem Alter und Tora stellte schnell für sich fest, dass hier die Leute sehr viel und sehr gerne trinken, da schon viele, trotz des frühen Abends, lallend an der Bar standen. Rasch hatten sie einen Platz bei Hiroto und Shou gefunden, die ja schon vorgegangen waren. Saga setzte sich und klopfte auf den Platz neben sich, während er den Schwarzhaarigen lächelnd und erwartungsvoll anschaute. Dieser stand immer noch etwas unschlüssig vor dem Tisch, bis Saga schließlich aufseufzte und ihn neben sich auf den freien Platz zog. In der Zwischenzeit war auch Nao gekommen und setzte sich nun neben Shou, direkt gegenüber von Tora. Er blickte ihn immer noch recht misstrauisch an, jedoch wandte er seinen Blick rasch zu dem Kellner, als dieser vor ihrem Tisch stand. „Was kann ich euch bringen Jungs?“, fragte er breit lächelnd und schaute fragend in die Runde. Auch er hatte, wie die restlichen Gäste des Lokals, ein recht ausgefallenes Outfit an, welches aus einem knappen Lederrock bestand, einem bauchfreien Oberteil und jeweils an Armen und Beinen, Stulpen. Er hatte so einige Ketten an den Armen und an seinem Hals und auch ein ziemlich breites Nietenhalsband. Er hatte ein sehr hübsches Gesicht mit stark weiblichen Zügen, schöne mandelförmige Augen und blondierte Haare, die ihm über die Schultern hingen. So langsam verstand auch Tora, warum sie sich so angezogen hatten. Sie wären hier in ihren normalen Klamotten total aufgefallen und hätten aus der Menge geragt und das war bestimmt nicht die Absicht der Anderen gewesen. „Also ich bestell einfach mal für uns alle“, sagte Shou und grinste den jungen Kellner frech an. „So? Und was wollt ihr nun?“, fragte dieser erneut und zwinkerte nun dem blonden Schönling zu. Saga seufzte wieder auf. War ja klar, dass Shou wieder eine seiner berühmt berüchtigten Flirtattacken starten musste. „Wir nehmen fünf Bier Sato-chan, “, sagte der Blonde und setzte sein Zahnpastalächeln auf. Ja, er fuhr wirklich harte Geschütze auf, denn nicht bei jedem setzte er dieses Lächeln auf. „Und außerdem noch deine Handynummer“, fügte er noch augenzwinkernd hinzu, während er sich noch ein Stück nach vorne beugte, um Satochi, den Kellner, besser anschauen zu können. Dieser schüttelte nur lachend den Kopf. „Erstens, mein Süßer, sollst du mich nicht immer Sato-chan nennen und zweitens kriegst du Weiberheld nicht meine Nummer. Eher fress ich nen Besen, als das ich dir meine Nummer gebe“, gab er als Antwort, auf Shous Anmachspruch und stemmte die Hände in die Hüften. „Ach, Sato-chan. Nun hab dich mal nicht so. Gib mir doch einfach deine Nummer und dann ist gut. Dann vergess ich auch die Geschichte mit dem Besen fressen“, sagte Shou grinsend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Will ja nicht, dass dir schlecht wird, mein Hübscher.“ Der blonde Kellner seufzte auf. „Hör auf damit Shou. Ich werde sie dir nicht geben, aber dem süßen Schwarzschopf würd ich sie jederzeit zustecken“, sagte er zwinkernd und lächelte den verdutzten Tora an. „M... mir???“, fragte dieser vollkommen überrascht, was ihm einen Lacher von Satochi einbrachte. „Ja, dir. Hab dich hier ja noch nie gesehen. Sag jetzt bitte nicht, dass du der Neue von unserem Shou bist“, sagte der Blonde und gluckste. Tora währenddessen wusste gar nicht was er antworten sollte, also übernahm Saga für ihn das Sprechen. „Nein, Tora ist ein kluger Kopf. Der würde nie was mit diesem Deppen anfangen, außerdem ist er ein Freund von mir“, sagte er, legte seinen Arm um Tora und blickte den Kellner herausfordernd an. Satochi begriff anscheinend sofort, worauf der Brünette anspielte, denn er blickte, mit einem schelmischen Glänzen in den Augen, den Jüngeren an. „Schon klar, schon klar. Ich lass die Finger von ihm Saga. Auch wenn er wirklich süß ist und mir das echt schwer fällt“, sagte der Kellner und zwinkerte erneut. Danach drehte er sich um, um den fünf Jungs ihr Bier zu holen. Tora unterdessen, war verwirrter den je. Dies fiel auch Saga auf und er drückte den Größeren etwas an sich. „Was ist los Tora? Siehst aus, als ob dich ein Auto überfahren hätte“, sagte er lächelnd und wuschelte durch das dunkle Haar des Anderen. „S…so kann man es auch sagen“, stieß dieser hervor und lief knallrot an. Ihm war bestimmt schon vieles passiert und auch unzählbar schlimmes, worüber der Schwarzhaarige am Liebsten für immer schweigen wollte, aber so etwas, was er jetzt gerade erlebt hatte, war ihm noch nie widerfahren. Ein komisches Gefühl, von einem Mann angeflirtet zu werden, doch so fremd fühlte es sich gar nicht an. Es fühlte sich auch nicht schlecht oder falsch an. Es war einfach nur eine ungewohnte Situation. Als er in Sagas Gesicht blickte und das breite Lächeln dort drin entdeckte verflog auch schnell das merkwürdige Kribbeln, welches sich in seinem Körper ausgebreitet hatte und sofort erfüllte ihn eine angenehme Wärme. „Hey hey Tora! War doch alles nur Spaß. Musst ja nicht gleich rot werden“, sagte der Brünette und wuschelte lachend durch das schwarze Haar des Anderen. „Ach komm Saga“, mischte sich auch nun Hiroto ein. Dieser hatte endlich sein Handy beiseite gelegt und wandte sich auch endlich dem Rest der Bande zu. „Der hat so was bestimmt noch nie erlebt also darf er ruhig rot werden.“ Nao nickte dem Kleineren zu. „Du hast vollkommen Recht Hiroto. Ich erinnere mich noch ganz genau an Sagas erstes Mal“, sagte der ruhige Junge und begann nun breit zu grinsen und sofort begannen auch alle, mit Ausnahme von Saga und Tora, zu lachen. Das Gesicht des Brünetten nahm ganz plötzlich einen gesunden Rotton an und sprang auch sogleich aufgebracht auf. „Halt die Klappe Nao!! Ich warne dich! Wehe du erzählst was!!“, rief er ziemlich wütend, was ihm noch mehr Lacher einbrachte. Sogar Tora begann nun leise lachen. „Mensch Nao-chan!! Saga’s erstes Mal!! Wie hört sich das denn an??!!“, gröhlte Shou und klopfte sich, laut lachend, auf die Schenkel. Selbst Nao begann nun laut zu lachen über seinen vermeintlichen „Versprecher“, was Saga nur noch wütender machte. Doch als er merkte, dass sein Gebrülle rein gar nichts bewirkte, setzte er sich wieder hin, verschränkte die Arme vor der Brust und begann zu schmollen. Sofort unterbrach Tora seinen Lachflash und wandte sich dem beleidigten Brünetten zu. „T…tut mir Leid Saga. Sei bitte nicht sauer“, begann der Schwarzhaarige mit seiner Entschuldigung und berührte den Anderen nur zögerlich an der Schulter. Dieser schaute ihn aus den Augenwinkeln an und unterdrückte nur schwer ein Grinsen. Niedlich. Tora tat es anscheinend wirklich leid. „Auf dich bin ich gar nicht sauer Tora, sondern auf die anderen Deppen“, begann er und wandte sich dann doch, letztendlich lächelnd, dem Größeren zu. Dieser seufzte auf. Sofort umspielte ein seichtes Lächeln seine Lippen und mit glänzenden Augen schaute er den Brünetten an. „Dann ist gut“, sagte er leise und fuhr sich mit der Hand verlegen durch die Haare. „Ich wüsste nicht, was ich tun sollte wenn du sauer auf mich wärst und mich dann rausschmeißen würdest. Wohin sollte ich denn gehen?? Ich habe doch gar keinen.“ Traurig wandte er seinen Blick und fügte noch flüsternd hinzu: „ Ich habe doch nur dich Saga.“ Sofort schwand das Lächeln aus Sagas Gesicht und ehe er es selbst realisiert hatte, hatte er den Anderen in seine Arme gezogen und fest an sich gedrückt. „Red doch nicht so nen Stuss Tora. Auch wenn ich auf dich sauer wär, was ich aber bezweifel, so hätte ich dich doch nicht rausgeworfen. Ich habe dir versprochen auf dich aufzupassen und dabei bleibt es auch“, sagte der Kleinere und streichelte dem Schwarzhaarigen über den Kopf. Schnell schlang er seine Arme um den Anderen und drückte sich noch fester an ihn. Sein Gesicht vergrub er in Sagas Schulter und atmete tief ein. Ihm fiel es jetzt noch schwerer seine Tränen zu unterdrücken. Er war so glücklich in dem jetzigen Moment, er wusste gar nicht wie er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen sollte. Er konnte es weder in Worte fassen, noch durch seine Tränen zeigen. So blieb er stumm und seine Tränen blieben an Ort und Stelle. Die anderen Drei hatten das Szenario mit mehr oder wenig verschiedenen Gefühlen schweigend beobachtet. Shou hatte es, vor lauter Rührung und „Kawaiiheit“, die Tränen in die Augen getrieben. Hiroto saß nur da, die Kindlade heruntergeklappt und mit großen Augen die Beiden betrachtend. Besonders Saga hatte ihn geschockt, da er diesen immer als das Männliche in Person sah und jetzt so was. Seine kleine Welt krachte ziemlich brutal in sich zusammen, denn nun hatte er den Beweis vor sich: Saga war doch nicht so männlich und hetero wie er sich immer gegeben hatte. Nao unterdessen, hatte die Beiden ziemlich finster beobachtet. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass die Beiden, trotz der kurzen Zeit, sich so gut verstanden und auch so ein enges Verhältnis miteinander teilten. Außerdem ging es dem Brünetten einfach nicht in den Kopf, warum ein Fremder, so einen Schwall an Gefühlen in Saga auslösen konnte. Warum schaffte ein Fremder ein Ding der Unmöglichkeit? Warum schaffte es dieser Typ innerhalb von wenigen Stunden den alten Saga fast zurückzuholen? Irgendetwas war mit diesem fremden Jungen und das würde Nao noch herausfinden. Da war er sich ziemlich sicher. „BAAAAHHHHHHHH!!!!!!“, brüllte Shou auf und schüttelte wild den Kopf. Total erschrocken wandten sich Saga und Tora, die sich bis jetzt noch in den Armen lagen, die Köpfe zu dem brüllenden Blondschopf. „Was istn jetzt kaputt?!“, fragte Saga, ließ den Größeren rasch los. Ein leicht rötlicher Schimmer hatte sich auf seine Wangen gelegt, während ein Kribbeln seinen Körper durchzuckte. Auch Tora hatte sich schnell weggedreht und schaute schnell in eine andere Richtung. „WAS LOS IST??!!“, fuhr der Blonde in der gleichen Lautstärke fort. Seine riesigen Augen glänzten nun noch mehr als zuvor, sein Lächeln war noch breiter. Er wirkte auf den Brünetten wie ein riesiges Monchichi und das flößte ihm schon ein wenig Angst ein. „J… ja, ich will wissen was los ist“, fuhr er zögernd fort und legte seine Stirn in Falten. Shou war wieder im Inbegriff durchzudrehen und das war mehr als eine Besorgnis erregende Situation. „Ihr Beiden“, fuhr Shou mit Glubschaugen und feierlicher Stimme fort. „Ihr seid „Kawaiiheit“ in Person.“ Stille. Alle schauten Shou mitleidig an. Nun begann er wieder, sich Wörter auszudenken. Kein gutes Zeichen. „Nun komm mal wieder runter Shou“, begann Saga mit seinem Versuch, den Blonden zu beruhigen, doch er wusste schon, dass das nicht großartig Wirkung zeigen würde. Nun hatte sein Freund angefangen und nun würde er auch nicht so schnell aufhören. „Nein, nein Saga. Ich hör nicht auf. Die ganze Welt soll erfahren, wie niedlich ihr seid und wie perfekt ihr doch zusammen passt“, fuhr der große Blonde fort und war auch schon aufgesprungen um seiner Rede mit mehr Gestik Ausdruck zu verleihen. „Wie bitte?!“, kam es gleichzeitig von Nao und Saga und geschockt schauten sie ihren Freund an. Auch Hiroto und Tora blickten mehr als verwirrt zu Shou, der mit geschwollener Brust da stand und sich und seinen genialen Plan lobte. „Ihr habt richtig gehört meine Freunde. In meinen Augen seid ihr das perfekte Paar und das soll nun wirklich niemanden vorenthalten werden. Ich schwöre hier bei meinem Haar, dass ich dafür sorgen werde, dass es die ganze Welt erfährt!“ Erneute Stille. Sagas Gesicht war erstarrt vor Schock. Naos Augenbraue zuckte leicht und man sah ganz deutlich das Dropzeichen über seinem Kopf. Hiroto konnte wieder einmal den Mund nicht zubekommen. Diesmal geschockt von Shous Blödheit und Tora…naja… was machte eigentlich der? Er war knallrot angelaufen und seine Lippen waren nur noch ein schmaler Strich. Shou merkte anscheinend immer noch nichts und beugte sich auch nun zu Saga rüber und klopfte ihm auf die Schulter. „Meinen Segen habt ihr Saga-Schatz.“ Nun kehrte auch die Farbe in Sagas Gesicht zurück und er schaute seinen blonden Freund wütend an. Dann donnerte er los. „DU HAST SIE JA WOHL NICHT MEHR ALLE!!! SEGEN??!! DU DREHST MAL WIEDER TOTAL AB!!!! ZWISCHEN MIR UND TORA WIRD NIE WAS LAUFEN!!!, brüllte er aufgebracht. Er war erneut aufgesprungen. Sein Haar stand nun in alle Richtungen ab und sein Gesicht war vor Wut verzogen. Alle Augen waren auf Saga gerichtet. Alles um sie herum war still geworden und selbst Satochi, der nun bei ihnen angekommen war, schwieg. Shou stand da, sich nicht rührend und schluckte, dann, nach etlichen Sekunden, ließ es sich steif auf seinen Platz zurücksinken. Es war lange Zeit her, dass Saga ihn in so einem Ton angebrüllt hatte. Zuletzt war es, als sich seine Eltern getrennt hatten. Er spürte wie seine Brust zu schmerzen begann und ein Hämmern konnte deutlich in seinem Kopf wahrnehmen. Er wollte nicht, dass Saga so ausrastet. Er hatte doch nur Spaß gemacht. Dem Blonden wurde plötzlich ganz schwindelig und heiße Tränen liefen ihm plötzlich über die Wangen. Saga stand immer noch da, leicht keuchend und mit vor Wut gerötetem Gesicht. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. Schnell wandte er seinen Blick zur Seite und erkannte, dass sie zu Tora gehörte. „Es reicht jetzt Saga. Wirklich“, sagte er ruhig und blickte ernst zu dem Kleineren hoch. So langsam beruhigte sich auch die Atmung des Brünetten und langsam drehte er seinen Blick wieder zu Shou, der immer noch stumm vor sich hinweinte. Er musste schlucken. Was hatte er bloß wieder angestellt? Beschämt senkte er seinen Blick. „Tora?“, begann er leise, während er seinen Blick weiterhin auf den Boden richtete. „Ja?“ „Lass mich bitte durch.“ Ohne auch nur einen weiteren Ton sagend, stand der Schwarzhaarige auf und ließ den Anderen durch. Schnell ging dieser vorbei. Nao war auch bereits von seinem Platz gewichen um Saga durch zu lassen. Dieser ließ sich auch sogleich auf den Sitz nieder und zog seinen besten Freund zu sich heran. Fest drückte er ihn an sich und unterdrückte krampfhaft seine Tränen. Doch auch er schluchzte schon wenige Sekunden später auf, als Shou seine Arme um ihn gelegt hatte und nur ein leises „Angenommen“ flüsterte. So wie Tora die Beiden beobachtet hatte, so schnürte es ihm nun die Brust zu. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf und plötzlich fühlte er sich hier wie ein Eindringling. Ein Parasit, so wie er es schon zu Hause immer war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er einfach so in eine Gruppe geplatzt war, die so ein enges Verhältnis zueinander hatte. Wie dumm er doch gewesen war. Wie dumm er doch war, zu glauben, dass er nun Freunde gefunden hatte. Nein, er würde keinen Platz in dieser einschweißten Gemeinschaft finden. Warum sich auch erneut Hoffnungen machen? Nein. Anscheinend war er wirklich dazu bestimmt, alleine zu bleiben. Wieso auch nicht? Es war ja schließlich nichts Neues für ihn. Ganz benommen stand er auf und schwankte zum Ausgang. Er wird so schnell verschwinden wie er auch gekommen war und Tora war sich auch ziemlich sicher, dass ihn niemand vermissen würde. »Wieso auch? Niemand kennt dich. Besser alleine sein, dann riskierst du auch nicht, verletzt zu werden«, sagte er in Gedanken zu sich selbst, während er die Tür aufstieß und den stickigen Club verließ. Der Einzige, der ihm ernst hinterher schaute, war Nao. »Besser so, dass du gehst«, sagte der Brünette in Gedanken zu Tora, ehe er sich wieder seinen Freunden zuwandte und ihnen sein freundliches Lächeln schenkte. Kapitel 5: Nähe --------------- 5. Kapitel: Nähe „Ihr seid so ne Heulsusen. Das ist ja gar nicht zu ertragen“, sagte Hiroto lachend, als sich Shou und Saga immer noch in den Armen lagen. Empört blickte der Blondschopf ihn an und zog eine Schnute. „Das hab ich jetzt einfach mal überhört! Wir versöhnen uns gerade wieder, nach unserem schlimmen Ehekrach und du hast nichts Besseres zu sagen, als dass wir Heulsusen sind?“, fragte Shou gespielt beleidigt, doch als sein kleiner Freund nun noch stärker lachte, konnte er sich auch nicht mehr halten. Selbst Saga, der noch bis eben geschluchzt hat, musste unwillkürlich loslachen. Nao hatte sich unterdessen wieder hingesetzt. Auf Toras ehemaligen Platz. Er betrachtete seine drei Freunde mit einem breiten Grinsen und musste bei deren Anblick einfach nur den Kopf schütteln. Wie schnell doch die Stimmung umschlagen konnte. „Ähm, entschuldigt Jungs“, begann Satochi und verbeugte sich noch einmal entschuldigend. Der Arme stand immer noch da und hielt das schwere Tablett mit den fünf Gläsern Bier und wartete darauf, dass die Anderen ihn irgendwie bemerkten, was anscheinend nicht der Fall war, also musste er wohl auf sich selbst aufmerksam machen. „Oh, moment!“, kam es plötzlich von Saga, als er merkte, was der Kellner von ihm wollte. Schnell brach er seinen Lachflash ab und nahm dem Blonden zwei Gläser ab. Das Erste reichte er an Shou weiter. „Hier Tora“, sagte er lächelnd und stellte das Glas auf den Platz ihm gegenüber ab. Doch anstatt den Schwarzhaarigen, saß da nur ein verdutzt drein blickender Nao. „Tora? Ich bin nicht Tora“, sagte er und begann zu lachen. Auch Hiroto, der sein Lachen wegen Luftmangels unterbrochen hatte, begann wieder damit. Shou, der gerade an seinem Bier genippt hatte, musste ein Lachen unterdrücken, was zur Folge hatte, dass das Getränk, was sich noch in seinem Mund befand, plötzlich aus seiner Nase schoss. Dies brachte ihm nur noch mehr Lacher seitens des kleinen Brünetten ein. Saga war nicht wirklich nach Lachen zumute. Er machte sich eher Sorgen, wo der Schwarzhaarige abgeblieben war. „Ja, das ist mir schon klar, dass das nicht Tora ist“, entgegnete er genervt und rollte mit den Augen. „Aber wo ist Tora überhaupt?!“ „Keine Ahnung“, sagte Nao schulterzuckend. In diesem Punkt fiel es dem Brünetten nicht schwer, seinen Freund direkt ins Gesicht zu lügen. »Besser für ihn, wenn er nichts mit diesem komischen Kauz zu tun hat.« Natürlich wusste Nao, dass der Schwarzhaarige abgehauen war, aus welchem Grund auch immer. Es interessierte ihn auch nicht sonderlich, wohin dieser verschwunden war. Hauptsache er war endlich weg und alles konnte seinen gewohnten Lauf nehmen. „Wenn ich etwas einwerfen dürfte“, begann Satochi plötzlich, doch er zuckte ängstlich zusammen, als ihn Sagas wütende Blicke trafen. „Was?!“, fragte dieser brummend, während das beklemmende Gefühl in ihm immer stärker wurde. „Ich…“, begann der Kellner zögernd, doch als sich der Blick des Brünetten noch mehr verfinsterte, redete er lieber rasch weiter. „Ich hab ihn gesehen, wie er aus der Bar gegangen ist. Sah ziemlich neben der Spur aus, der Arme.“ „Weggegangen?“ Sagas Augen weiteten sich und seine Zornesröte wich plötzlich einem weiß. Er war gegangen? Wohin denn überhaupt?!! Rasch sprang der Brünette auf, packte den schon völlig verängstigten Kellner beim Kragen und schüttelten ihn. „Hast du gesehen, wohin er gegangen ist?!“ „N…nein… bitte… bitte lass mich los“, stammelte der Blonde ängstlich, während er versucht hatte, sich aus dem Griff Sagas zu lösen. „Verdammte Scheiße!“, brüllte der Brünette, ließ ganz plötzlich von dem Anderen ab und stürmte, wie von der Tarantel gestochen, aus der Kneipe. „SAGA!!!!“, rief ihm noch Hiroto hinterher, während er grad dabei war über den Tisch zu krabbeln, um seinen Freund aufzuhalten, doch Nao packte ihn am Kragen und zerrte ihn zurück. „Beruhig dich Hiroto. Er wird ihn schon finden. So weit wird er wohl nicht gekommen sein“, versuchte der Ältere ihn zu beschwichtigen, während der Kleinere immer noch zeternd und sich windend zu dem Anderen gelangen wollte, was Nao viel Mühe bereitete, denn es war schwer Hiroto zu beruhigen, wenn er sich erstmal Sorgen um einen Freund machte. Doch ganz plötzlich hörte dieser auch auf und schaute Nao mit großen fragenden Augen an. „Was ist los Hiroto?“, fragte der Brünette verwirrt und ließ den Anderen ganz langsam los. Nicht, dass das nur eine Ablenkungstaktik war und er dann über den Tisch hechten wollte. Da passte er lieber auf und schnappte ihn sich noch rechtzeitig. „Woher kennen sich eigentlich Tora und Saga? Ich kann mich nicht daran erinnern, den Typen schon mal gesehen zu haben“, sagte Hiroto während er immer noch Nao fragend anglubschte. „Genau“, warf Satochi ein. Dieser hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und nahm neben Shou platz, der anscheinend sehr damit beschäftigt war, die Tischplatte anzustarren. „Woher kennen sie sich?“ Nao währenddessen wandte seinen Kopf und schaute nun Shou fragend an, der immer noch so da saß, den Kopf gesenkt hielt und so ziemlich still war. Er wirkte sehr nachdenklich, was schon sehr ungewöhnlich für den Blondschopf war, denn er tat wirklich alles, nur nicht nachdenken. Es nehme zu viel Zeit in Anspruch pflegte er immer zu sagen und genauso liefen seine Aktionen auch immer ab. Chaotisch und nicht durchdacht. „Shou? Weißt du, woher sich die Beiden kennen?“, fragte Nao und blickte den Blonden fragend an als dieser leicht träge seinen Kopf hob um seinen Freund anschauen zu können. „Nein. Ich hab selbst ganz vergessen zu fragen“, entgegnete er nur und wandte sich seinem Bier zu. Der Brünette musste seufzen. So etwas hatte er schon geahnt. Saga rannte einem Typen hinterher, den nun wirklich keiner kannte. Wer weiß, wie der in Wirklichkeit drauf war? Er kam ihm gleich von Anfang an ziemlich komisch vor und er würde nicht eher ruhen, bis er nicht herausgefunden hatte, was Tora für ein Typ war. Shou schien zu merken was Nao dachte, denn er stellte sein Glas wieder ab und wandte sich zu ihm. „Glaub mir Nao“, begann er ernst. „Tora würde Saga nie was antun. Der ist nicht so drauf. Meiner Meinung nach, hat er ziemlich viel Scheiße erlebt und vertraut keinem Menschen mehr. Bis auf Saga, obwohl sie sich wirklich noch nicht so lange kennen.“ Nao’s Blick wurde noch etwas finsterer. „Woher willst du wissen, dass er ihm nichts antut Shou? Ich mach mir doch nur…“, begann der Brünette doch der Blonde unterbrach ihn auch sogleich. „Ja, ich weiß. Du machst dir nur Sorgen um Saga. Ich verstehe dich auch, aber vertrau mir doch einfach mal. Tora tut Saga gut. Wirklich. Und Saga ihm auch“, sagte er beschwichtigend, fügte aber auch gleich traurig lächelnd hinzu: „Wie als ob sie für einander gemacht wären.“ Er nahm noch einen weiteren Schluck aus seinem Glas, während die anderen Drei ihn verwirrt und sogleich gespannt anschauten. „Die Beiden schienen schon seit dem ersten Moment, als ich sie zusammen gesehen hab, so vertraut. Wie füreinander bestimmt. Und weißt du was Nao?“ Nao blickte noch verwirrter den je. Nein. Was denn?“, fragte er und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, während Shou sein frechstes Grinsen aufsetzte. „Ich gönne es ihnen. Von ganzem Herzen.“ „TORA!! TORAAAAA!!!! WO BIST DUUUU?!!! VERDAMMT, JETZT KOMM ENDLICH ZURÜCK!!“ Nach Luft ringend blieb Saga letztendlich stehen. Er war die letzten Minuten durch die Gegend gerannt, hatte immer und immer wieder den Namen des Schwarzhaarigen gerufen, doch er bekam keine Antwort. Stattdessen warfen ihm die Passanten merkwürdige Blicke zu. Nun hatte er auch noch Seitenstechen bekommen und in seinem Kopf drehte sich alles. Weswegen war er überhaupt verschwunden?? Was sollte der ganze Scheiß? „Verdammter Idiot“, keuchte der Brünette, während er sein Gesicht verzog. Seine Schmerzen ignorierend rannte er wieder los. Durch verschiedene Straßen, kleine Hintergassen, schaute in Läden rein, fragte rum. Doch niemand konnte ihm etwas über einen großen schwarzhaarigen Jungen sagen. Letztendlich ließ er sich erschöpft auf eine Bank im Park sinken. Ihm tat alles an seinem Körper weh, während Wut und Sorge einen Kampf in ihm austrugen. Schwer atmend wischte er sich den Schweiß von der Stirn und schloss die Augen. Alles drehte sich und er wünschte sich jetzt nichts sehnlicher, als dass er Tora finden könnte und endlich nach Hause gehen konnte. Doch so leicht, war die Sache denn nun doch nicht. Er wusste nicht wie spät es war, doch es war schon dunkel und so langsam wurde ihm auch in seiner dünnen Bekleidung kalt. Er merkte, dass die Anstrengung der letzten Nacht immer noch in seinen Knochen steckte. Was wohl mit Tora ist? Er hatte in der vergangen Nacht noch Fieber und er sah heute auch noch nicht sehr fit aus, kam es Saga in den Sinn. „Hoffentlich ist er nicht irgendwo zusammengeklappt“, murmelte er leise, während er seine Arme um seinen zitternden Körper schlang. Nur wenige Sekunden später, zwang er sich aufzustehen. Langsam ging er durch den Park. Nur vereinzelt kamen ihm einige Pärchen entgegen, auch mal ein Obdachloser, doch kein einziges Zeichen von Tora. Die riesigen Eichen, die am Wegesrand standen, wirkten bedrohlich und so langsam schlich sich die Angst in Sagas Knochen. Was wenn ihm etwas geschehen ist? Er wollte sich das gar nicht weiter ausmalen. Er verschnellerte seine Schritte noch etwas, als er plötzlich etwas unter einer der Eichen vernahm. Als er genauer hinschaute, konnte er eine Silouette erkennen. Ein Mensch! Sein Herz begann zu rasen und schnell rannte Saga hin um zu sehen, wer es war und tatsächlich! „Tora!“, rief Saga besorgt und kniete sich vor den Schwarzhaarigen, der seine Beine an seinen Körper gezogen hatte und die Arme drum geschlungen hielt. Sein Gesicht konnte er anfangs noch nicht sehen, doch als Tora bemerkte, wer da bei ihm war hob er vorsichtig den Kopf. „Saga?“, fragte er leise. Er klang ziemlich heiser und sein Gesicht war ganz rot. Doch der Brünette antwortete ihm nicht sondern fuhr mit seiner Hand über die Stirn. „Du Idiot! Du hast sehr hohes Fieber!“, stellte er erschrocken fest. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verschwenden, zog er den Schwarzhaarigen ächzend hoch und stützte ihn, da dieser sich nicht auf seinen eigenen Beinen halten konnte. Langsam machte er sich mit Tora auf den nach Hause, während er zwischendurch immer noch ein paar Pausen machen musste, da er selbst ziemlich erschöpft war. „Was machst du auch für Sachen“, keuchte er und schaute Tora an. Dieser konnte kaum noch die Augen offen halten, während er schwer zu husten begann. „Naja“, setzte Saga wieder an. „Egal jetzt. Hauptsache wir sind schnell zu Hause und dann ab ins Bett mit dir.“ Während des ganzen Weges hatten die Beiden kein Wort mehr miteinander gesprochen, nicht weil sie es nicht wollten, sondern weil sie vor Erschöpfung nicht konnten. Als sie dann endlich vor Sagas Haustür standen, begann Tora leise zu reden. „H…hast du mich…die ganze Zeit gesucht?“, fragte er heiser, während er sich hustend an die Hauswand lehnte. Saga war gerade dabei die Tür aufzuschließen als er inne hielt und den Anderen ernst anguckte. „Natürlich habe ich dich gesucht“, begann er nach etlichen Sekunden. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht, verdammt. Was wäre wenn dir etwas passiert wäre? Ich hätte es mir nie verziehen du Idiot.“ „Warum?“ „Hä? Was warum?“ Verwirrt blickte Saga in die schon fast schwarzen Augen Toras. „Warum… machst du dir solche Sorgen um… mich? Du kennst mich doch… gar nicht“, sagte der Schwarzhaarige keuchend und blickte mit halbgeschlossenen Augen den Kleineren an. Dieser merkte wie sich sein Herzschlag plötzlich verschnellerte und ihm ganz heiß wurde. „I…ich weiß n…nicht“, stammelte er und fuhr sich durch das ohnehin schon zerzauste Haar. Ja warum eigentlich? Warum machte er sich solche Sorgen um diesen Fremden, der hier vor ihm stand und ihn aus tiefen schwarzen Augen anschaute? „I…ich hab dir versprochen, auf dich aufzupassen und dich zu beschützen. Deswegen. Ich halte meine Versprechen“, fügte er hinzu und wandte schnell seinen Kopf, als er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Doch plötzlich zuckte er zusammen, als er spürte wie eine Hand sanft seine Wange streichelte. Sein Kopf schnellte erneut zur Seite und mit großen Augen blickte er in Toras lächelndes Gesicht. Seine Augen hatte er immer noch halb geschlossen, doch man konnte das Funkeln in ihnen erkennen. „Kawaii“, flüsterte er leise und strich dem Brünetten zärtlich die Haare aus dem Gesicht, was diesem eine Gänsehaut bescherte. „W..wa…?“, begann er, doch Saga konnte seinen Satz nicht beenden denn plötzlich hatten sich sanfte Lippen zärtlich auf die seinen gelegt. Langsam zog Tora den Kleineren in seine Arme, während er ihm immer und immer wieder liebevolle Küsse auf die Lippen hauchte. So wie der erste Schreck auch kam, so verschwand er auch wieder und Saga schloss langsam seine Augen und erwiderte die sanften Liebkosungen des Anderen. Jede Berührung Toras kribbelte auf seiner Haut. Jeder weitere Kuss von ihm sorgte dafür, dass sein Herz aussetzte. Es schienen Ewigkeiten vorbeigezogen zu sein. Ewigkeiten in denen sie einfach da standen und sich küssten. Die Nähe des Anderen genossen. Langsam löste Tora den Kuss und blickte lächelnd auf Saga hinunter, der immer noch seine Augen geschlossen hielt. Nur sehr zögernd hob dieser seine Lider. Blickte in das Antlitz des Schwarzhaarigen. War das hier gerade wirklich geschehen? Hatten sie sich wirklich geküsst? Saga musste wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben, denn Tora begann heiser zu lachen, als er ihn betrachtet hatte. „W…was denn?“, fragte Saga nun noch verwirrter und lief knallrot an. „Kawaii“, war das Einzige was der Schwarzhaarige lächelnd sagte. Saga jedoch lief noch mehr an, löste sich rasch von dem Größeren und schloss hastig die Haustür auf. Etwas tollpatschig stolperte er in den Flur, während Tora, der sich an der Wand festhalten musste, ihm folgte. Vorsichtig schloss er die Tür, während er immer schwerer keuchte. Nachdem der Brünette sich die Schuhe ausgezogen hatte, bemerkte auch er, dass es dem Anderen immer schlechter ging. „Tora!“, fragte er erschrocken und hielt den Anderen rasch fest, da dieser drohte umzufallen. „G…geht …schon“, stieß dieser hervor, während ihm das Atmen wohl immer schwerer fiel. Saga verzerrte sein Gesicht, als der Andere ihm seine Finger in die Schulter krallte. „Von wegen es geht schon“, sagte der Brünette angesäuert und umfasste die Taille des Größeren, um ihn besser halten zu können. Danach machte er sich mit ihm auf den Weg in sein Zimmer. Dort angekommen legte er den Anderen vorsichtig in sein Bett. Vorsichtig strich er dem Größeren die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Danach machte er sich daran, Tora die Klamotten auszuziehen. Als dies erledigt war und dieser nur noch in Boxershorts vor ihm lag, stand er auf und kramte ein Shirt aus seinem Schrank, welches er dem Anderen auch gleich überzog. Danach holte er erneut die Tabletten vom gestrigen Abend hervor, holte eine aus der Packung und reichte sie an Tora weiter. „Hier“, sagte Saga und hielt dem Schwarzhaarigen noch ein Glas Wasser hin. „Die Prozedur kennst du schon.“ Mit zitternden Händen nahm Tora das Glas und die Pille entgegen. Danach steckte er sich diese in den Mund und spülte sie mit Wasser hinunter. Schnell nahm ihm der Brünette das Glas ab und stellte es auf seinen Nachttisch. „Tora?“ „Ja?“ „Versprichst du mir was?“ Fragend blickte der Schwarzhaarige zu dem Anderen, der ihm den Rücken zugedreht hatte, sich jedoch umdrehte und ihn anschaute. „Was denn?“ „Mach nie wieder so nen Mist. Wenn du noch einmal abhaust, dann werde ich dich nicht mehr suchen. Dann lass ich dich draußen krepieren. Verstanden?“ Erneut hatte sich ein rötlicher Schleier auf die Wangen des Kleineren gelegt und erneut musste Tora lächeln. „Ich…verspreche es dir“, flüsterte der Größere heiser. „Aber nur, wenn du mir versprichst, diese Nacht bei mir zu bleiben.“ Saga wurde noch röter. „W…wieso? Was meinst du? Ich bin doch bei dir“, stammelte er und wich dem Blick des Anderen aus. Plötzlich spürte er, wie ihn Tora am Arm packte und zu sich aufs Bett zog, direkt in seine Arme. „Tu nicht so, als ob du das nicht weißt Saga“, begann er lächelnd und fuhr dem mehr als erschrockenen Brünetten durch die Haare. Langsam wanderte seine Hände zu dem Oberteil des Kleineren, welches er nun vorsichtig aufknöpfte und somit die glatte Brust freilegte. „Wa…was machst du da verdammt?“, keuchte Saga auf und versuchte Toras Hände weg zu halten, doch er schaffte es nicht. „Ich mache nichts“, antwortete der Schwarzhaarige leise, während er langsam das Oberteil abstreifte und es zu Boden warf. Danach griff er langsam hinter sich und schnappte sich ein T-Shirt, welches schon die ganze Zeit da lag und zog es dem bleichen Saga an. „Ich zieh dich nur um.“ Rasch sprang Saga auf seine Beine, bevor sich Tora noch an seiner Hose zu schaffen machen konnte. „M…meine Hose mach ich lieber selbst“, murmelte er hastig und schon hatte er diese in die Ecke gekickt. Als er sich umdrehte, war der Schwarzhaarige bereits unter die Bettdecke gekrabbelt und hatte die Augen geschlossen. Sein Atem hatte sich ein wenig beruhigt und sein Körper zitterte nun nicht mehr. Etwas zögernd setzte sich Saga auf die Bettkante, bis er sich schließlich ein Herz fasste und zu dem Schwarzhaarigen unter die Bettdecke kroch. Vorsichtig schmiegte er sich an den dünnen Körper und schloss leise seufzend die Augen. Es war heute viel geschehen und obwohl sich Tora und Saga gerade mal nur einen Tag kannten, waren sie sich schon viel näher als einige Leute in vielen Jahren und so schlecht fühlte es sich nicht an, dachte sich Saga noch ehe er einschlief und ganz unbewusst seinen Arm um den schlafenden Tora legte. Kapitel 6: Das erste Mal ------------------------ 6.Kapitel: Das erste Mal „Saga! SAGAA!!!“ Murrend schlug sich der Brünette die Decke über den Kopf. Warum gerade jetzt? Warum ausgerechnet soviel Geschrei an diesem Sonntagmorgen? „Will noch niii~cht“, murmelte er verschlafen und kuschelte sich noch etwas dichter an den anderen Körper. Er schien gar nicht zu realisieren was er da tat, denn im nächsten Moment legte er den Arm um die schlanke Taille des Anderen und zog ihn näher an sich heran, da ihn eine plötzliche Gänsehaut überkam. Sofort spürte er die Wärme, die auf seinen Körper überging und wie das Kribbeln in seinen Gliedmaßen nachließ. Zufrieden brummend versteckte er seinen Kopf zwischen den Schultern des Größeren. Nein, er würde jetzt noch nicht aufstehen. Nicht jetzt. „SAAAGAAA!!!!“ Erneutes Gebrüll. Dann. Getrampel auf den Stufen. Die Tür wird aufgerissen und… „Sag…!“ Stille setzt ein. Nur das Prasseln des Regens war noch zu vernehmen. Verwundert über den plötzlichen Wandel des Lautstärkepegels schlug Saga seine Decke zurück und setzte sich murrend auf. Er wollte doch einfach nur schlafen. Seine Ruhe haben. Müde rieb er sich die Augen und zwinkerte. Sein Zimmer lag im Halbdunkeln und ab und zu hörte man ein tiefes Grollen von draußen hereindringen, was allem Anschein nach ein Gewitter prophezeite. Verwirrt schaute er sich im Raum um bis sein Blick an der Tür hängen blieb. „Was machst du denn hier?!“, fragte er patzig und deckte sich rasch wieder zu, da ihm die Kälte an seinen Beinen hoch kroch. Reflexartig fuhr er sich durch das wirre Haar, während er immer noch gebannt zur Person in der Tür schaute. „Was ich hier mache?! Junger Mann ich bin deine Mutter!“ Ach ne! Das ist mir schon klar. Aber was willst du hier?!“ Genervt seufzte der Brünette auf. Auch das noch! Musste sie ausgerechnet jetzt kommen? Doch er konnte seinen inneren Beschwerdemonolog nicht fortsetzen, denn das Deckenknäuel neben ihm begann sich zu bewegen. Ein Murren ertönte, gefolgt von einer Decke, die zurückgeworfen wurde. Langsam tauchte Toras schwarze Schopf auf und mehr als verpennt blickte er zu Saga. „Was ist denn los?“, fragte er leise und zwinkerte leicht, während er sich leicht schüttelte. „Auch noch ein Junge!“, keuchte Sagas Mutter erschrocken auf und schlug sich geschockt die Hände vors Gesicht. Ihre schwarzen, langen Haare hingen ihr wirr über das Gesicht, ihr Bademantel war nur leicht zugeknotet, sodass ihre schwarze Satinunterwäsche hervorblitzte. Der rote Nagellack blätterte von ihren Nägeln, während ihre dünnen Handgelenke beladen waren mit silbernen und goldenen Armreifen. Schnell wandte Tora seinen Kopf zur Tür und weitete seine Augen vor Schreck. Genau im selben Moment wurde er weiß wie die Wand und als er dann plötzlich realisierte, in welcher Situation er steckte, trieb es ihm die Schamesröte ins Gesicht. Begleitet wurde diese Wandlung seiner Gefühle von einem anfänglichen Keuchen, gefolgt von einem Schlucken und abgeschlossen von einem „ah“. „Warum? Warum immer ich?“, schluchzte die Mutter des Brünetten, während sie pausenlos im Zimmer auf- und ablief. Es war wohl nicht gerade leicht zu verdauen, wenn man den eigenen Sohn mit einem anderen Mann im Bett vorfand. Wie sollte man reagieren? Was sollte man tun? Ihn bekehren? Nein, das geht nicht. Ihn anschreien? In Sagas Fall wäre es sinnlos. Verzweifeln? Ja, das wäre ein guter Plan. Saga schien nun auch nach etlichen Sekunden begriffen zu haben, warum seine Mutter so abdrehte und ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen, als ihm plötzlich eine Idee in den Sinn kam. „Nun hab dich mal nicht so“, sagte der Brünette und legte seinen Arm um den Schwarzhaarigen, der immer noch wie versteinert und rot wie eine Tomate im Gesicht, da saß und zu der für ihn fremden Frau starrte. Der Brünette war nun fest entschlossen diesen Plan durchzuziehen und anscheinend verfehlte er seine Wirkung damit nicht, denn seine Mutter schaute ihn mit schockgeweiteten Augen an. Man konnte ihr ansehen, wie alles in ihr einfror, wie sehr diese Worte sie trafen. Ihr Sohn? Schwul?! Nein! Das konnte nicht sein! Saga konnte man deutlich im Gesicht ablesen, wie sehr er es genoss, seine Mutter zu quälen und so schnell würde er damit nicht aufhören. Er würde es noch auf die Spitze treiben. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er lachend, als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah. Nein, er musste EINDEUTLICH weiter gehen. Diesen Anblick würde er sich auf keinen Fall entgehen lassen! Langsam neigte er sich zu Tora, wobei er den Blickkontakt zu seiner Mutter nicht abbrach. Ganz langsam strich er mit seinen Lippen über das Ohr des Schwarzhaarigen, was diesem ein erschrecktes Keuchen entlockte, ehe er sanft hinein biss. Erneut japste der Schwarzhaarige auf und nun glühte er förmlich in einem, nicht mehr ganz gesundem, Rot. Doch Saga schien all dies nicht zu bemerken. Er wollte einzig und allein sehen, wie seine Mutter ausrastete oder noch besser, vor Schock gefror, wenn sie sähe, dass ihr geliebter Sohn schwul war. Zielstrebig wanderte die Hand des Brünetten unter das Shirt des Größeren und begann die weiche Haut da drunter zu liebkosen und kleine Kreise mit dem Finger zu ziehen. Während er mit seinen Lippen über den Hals des Größeren wanderte, wusste dieser im ersten Moment gar nicht, wie ihm geschah. Was sollte das plötzlich?! Er wusste es nicht, er merkte nur, wie heiß ihm wurde und dass ein Schwindel erregendes Gefühl sich in ihm ausbreitete und dies lag bestimmt nicht am Fieber! Was tat Saga bloß mit ihm, dass er so was fühlte und warum dies alles? Währenddessen hatte es Sagas Mutter nicht mehr länger im Zimmer ausgehalten. Mit lautem Getöse und einem markerschütterndem Schrei ist sie aus dem Raum gestürmt und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Erst jetzt ließ der Brünette von dem Schwarzhaarigen ab und begann zu lachen, sodass ihm Tränen die Wangen runter liefen. Doch Tora war gar nicht zum Lachen zumute. Erst jetzt realisierte er den fiesen Plan von Saga und so langsam spürte er, wie die Wut in ihm aufstieg. Das Schwindelgefühl wurde nun immer stärker und ein Pochen breitete sich in seinem Kopf aus. Für so nen Kinderkram! Für so nen Scheiß hatte er ihn also benutzt! Er wollte sich am Liebsten selbst schlagen, für seine Gedanken, die ihm noch vor wenigen Momenten aufgekommen sind. Die Hoffnungen! Es hatte sich anscheinend erledigt! Saga tat all dies nur, um sich an dem Leid anderer zu erfreuen und ihm war es auch anscheinend egal, was er für ein Gefühlschaos anrichtete. Seufzend und auf eine Art und Weise ziemlich enttäuscht von Saga, legte sich der Größere wieder hin und drehte dem Anderen den Rücken zu. Er mochte sich zwar jetzt wie eine eingeschnappte Ehefrau verhalten, die gerade wieder von ihrem Ehemann verarscht wurde, doch es war ihm total egal. So was ließ er nicht mit sich machen! So was wollte er eigentlich nie wieder mit sich machen lassen und doch ist es passiert. Leicht murrend schloss er die Augen und versuchte noch einmal zu schlafen. Ja, er war erschöpft, doch die Wut die ihm im Magen lag, ließ ihn einfach nicht ruhen. Saga schien sich langsam von seinem Lachflash zu erholen. Naja, er wurde letztendlich dazu gezwungen, denn so langsam fehlte ihm nun mehr die Luft und somit musste er sein Lachen unterbrechen um endlich wieder einmal durchatmen zu können. Glucksend wischte er sich die Tränen von den Wangen und wandte sich Tora zu. „Hast du ihr Gesicht gesehen? Ein Bild für die Götter!“, begann er und hatte anscheinend schwer damit zu kämpfen, nicht wieder in schallendes Gelächter auszubrechen. Tora wiederum brummte nur und antwortete nicht auf den Satz des Kleineren. Auch Saga schien endlich zu bemerken, dass der Schwarzhaarige nicht sonderlich gute Laune hatte. Vorsichtig piekste er ihm in den Arm und begann an seinem Ärmel zu zupfen. „Was ist denn los?“ „Nichts ist los.“ „Ja klar! Das seh ich ja!“ Saga seufzte entnervt auf, ehe er den Anderen am Arm packte und auf dem Rücken drehte, um ihn ins Gesicht schauen zu können. „Was ist los Tora?!“ Er wollte noch etwas sagen doch Toras Blick traf den Brünetten wie ein Blitz, der seinen Körper durchzuckte. In seinen Augen lag Wut. Tiefste Wut, die ihm galt. Er wollte etwas sagen, irgendwas, doch seine Stimme blieb weg. Wie zugeschnürt war seine Kehle und sein Herz pochte so stark, dass er Angst bekam, dass man es hören konnte. Ehe sich der Kleinere versah, wurde er auf den Rücken gepinnt und Tora beugte sich über ihn. Er schaute ihn immer noch mit demselben Ausdruck in den Augen an, doch diesmal bemerkte Saga noch etwas Anderes, was ihm noch mehr Angst machte und ihn schlucken ließ. Er war verletzt. Er hatte ihn verletzt. Durch sein Verhalten. Seine Tätigkeit. Er hatte es einfach nicht gemerkt. Einfach weitergemacht. Nicht darauf geachtet, nicht nachgedacht, was Tora dabei fühlen konnte. Wieso war er nur so blind gewesen? War er wirklich so ein Arsch, der Gefühle von Anderen ignorierte, nur um eine gewisse Selbstbefriedigung zu erlangen? Anscheinend schon. „Was glaubst du, wie ich mich fühle?“, wisperte der Schwarzhaarige und musste nun wirklich Tränen unterdrücken. Tränen der Wut und Tränen, die seine Verletztheit zum Ausdruck brachten. Doch er wollte jetzt nicht schwach sein. „Was glaubst du, wie scheiße ich mich jetzt fühle? Es mag für dich nichts dabei sein, aber ich fühl mich ausgenutzt. So richtig. Ich.. ich weiß gar nicht…“, sprach der Größere weiter doch er konnte nicht mehr, weiteres sagen. Ihm fehlten die Worte. Er wollte noch mehr sagen. Er wollte dem Brünetten Sachen an den Kopf werfen, die ihn so sehr wehgetan hatten. Die ihn so sehr verwirrten, doch er konnte nicht, so ließ er rasch von dem Kleineren ab, der regungslos liegen blieb. Dieser Blick von Tora hatte Saga komplett gefrieren lassen. Na toll! Er hatte es mal wieder geschafft, alles schlecht zu machen! Er hat es doch tatsächlich geschafft, Tora zu verletzen, obwohl er doch derjenige war, der ihm versprochen hatte, ihn vor so etwas zu beschützen. Für ihn war wirklich nichts Schlimmes dran gewesen. Er hatte sich nur einen kleinen Spaß erlauben wollen, doch anscheinend nahm das den Größeren ziemlich mit, denn sonst würde dieser nicht so verletzt darauf reagieren. „T…Tora, ich…“, begann der Brünette und richtete sich auf, doch er wusste, dass er niemals die richtigen Worte finden würde, für das was er in Wirklichkeit ausdrücken wollte. Der Schwarzhaarige hatte sich in der Zwischenzeit auf die Bettkante gesetzt und drehte ihm den Rücken zu. Saga konnte genau sehen, wie sich seine Wirbelsäule unter dem T-Shirt abbildete, die dunklen Haare standen kreuz und quer, während er seine Hände auf dem Bett abstütze. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, doch er wusste, dass der Andere immer noch den gleichen Ausdruck hatte, wie vor wenigen Sekunden. Es mochten etliche Minuten vorbeigezogen zu sein und die Beiden schwiegen sich immer noch an. Saga wusste einfach nicht was er sagen wollte und Tora wollte einfach nichts sagen. Es gab auch einfach nichts zu sagen, dachte sich der Brünette und atmete tief ein. »Jetzt können nur noch Taten sprechen.« Langsam krabbelte der Kleinere auf den Schwarzhaarigen zu bis er dicht hinter ihm war. Er setzte sich so hinter den Größeren, sodass seine Beine gespreizt zu den Seiten über die Bettkante hingen, Tora dazwischen saß und er somit ganz dicht an den Anderen heranrutschen konnte. Vorsichtig schlang Saga seine Arme um den dünnen Körper und drückte ihn fest an sich. Seinen Kopf lehnte er an den Rücken der Größeren und schloss die Augen. Er konnte deutlich Toras Herzschlag hören, der ziemlich schnell ging und er spürte jedes einzelne Zucken in seinem Körper, welches durch Sagas Berührungen verursacht wurde. Langsam passte er seine Atmung auf Toras an, während er seine Umarmung noch etwas verstärkte. Er hoffte, dass der Andere spürte, wie sehr es ihm Leid tat. Er sollte spüren, dass er begriffen hatte, was er falsch gemacht hatte, denn all dies hatte er in diese Umarmung gelegt. Plötzlich merkte Saga wie Tora mit sanfter Gewalt sich aus der Umarmung befreite und sich zu ihm drehte. Der Brünette bekam schon gar nicht mehr mit wie er auf den Rücken gedrückt wurde und sich der Schwarzhaarige auf ihn legte. Er spürte nur noch die weichen Lippen, die er schon am vorherigen Abend spüren durfte und nun stieg in ihm das Gefühl auf, was tief in seinem Unterbewusstsein seit dem gestrigen Abend geruht hatte. Dieses Verlangen nach mehr. Das Verlangen, noch mehr von diesen weichen Lippen zu spüren. Saga legte seine Arme um Tora und zog ihn noch näher an sich. Mit zitternden Händen fuhr er ihm durch das dichte Haar während er leise in den Kuss hineinseufzte, als der Größere diesen intensivierte. Er wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Hatte er überhaupt noch einen? Es schien alles wie leer gefegt, nur wegen diesem einen unschuldigen Kuss. Nur wegen diesen samtenen Lippen die ihn sanft küssten und ihm somit den Atem und jegliches Denkvermögen raubten. Sein Körper schien zu schweben, wie in Seilen zu hängen und er keuchte leicht, als er spürte wie die warmen Hände des Schwarzhaarigen unter sein Oberteil wanderten und somit die Haut des Brünetten freilegte. Erst jetzt, nach ewig währenden Sekunden, lösten sie den Kuss und schauten sich zum ersten Mal, seit den letzten paar Minuten an und es schien erneut so, als ob sich wieder alles zwischen ihnen geändert hatte. Was hatte diese kurze Zeit nur aus ihnen gemacht? Wie konnte es sein, dass sich diese zwei Menschen, die sich auf so komische Art und Weise kennen lernten und sich erst nur einen Tag kannten, so nahe stehen konnten? Sich so zueinander hingezogen fühlen konnten? Wie kann man denken, dass man sich ewig kennt und das schon von Anfang an? Sie wussten es beide nicht. Keiner von ihnen hätte wohl jemals eine Antwort auf diese Frage gefunden und sie wollten es auch nicht. Es reichte ihnen in diesem Moment die Tatsache, dass es nun letztendlich so war und dass sie sich hatten. Das sie diese tiefe Verbundenheit spürten und den Halt, den diese Beiden, die doch so verloren waren, endlich gefunden haben und woran sie sich klammern konnten. Da war es egal, was derjenige für eine Vergangenheit hatte. Es zählte nur diese eine kleine Sache, die ihnen so viel Mut gab, weiter zu machen. Ein Lächeln breitete sich auf Toras Gesicht auf und seine Augen bekamen ein leichtes Glimmern, als er merkte, was sie da taten. Ja, er hatte Saga erneut geküsst. Zum zweiten Mal! Und es war genau wie am Abend davor. Sein Herz raste, ihm wurde schwindelig und der einzige Gedanke galt nur dieser einen Person, die ihn zufällig von der Straße aufgelesen hatte und ihn mit zu sich nahm. Er überlegte. Noch nie hatte er so was für eine Person empfunden und ihm stellte sich eine Frage: War es immer so? Wurde einem immer so schlecht? Drehte sich einem wirklich alles? Es schien alles so surreal und unecht; ja es glich einem Traum aus dem der Schwarzhaarige nicht mehr erwachen wollte. Er wollte nicht daran denken, dass er jeden Moment aufwachen könnte und wieder in seinem weißen Eisengitterbett lag. Alleine in diesem dunklen und kalten Raum. Er wollte nicht dorthin zurückkehren! Konnte man ihm nicht noch einen Moment länger träumen lassen? Doch nun merkte auch Tora, dass dies kein Traum sein konnte. Er spürte nur einen leichten Druck, der auf seinen Nacken ausgeübt wurde und erneut die weichen Lippen Sagas auf seinen. Nein! Es konnte kein verdammter Traum sein! Es war real! Die Berührungen, der Kuss, der Geruch des Anderen. So echt konnte kein Traum sein. Nie im Leben. Eine Gänsehaut kroch ihm über den Rücken und als er plötzlich Sagas warme Zunge in seinem Mund spürte, wie sie seine zum Spielen animierte, ließ es ihn alles vergessen. Er wollte nur noch eins: Saga… Vorsichtig ertastete er die weiche Haut unter dem grauen Shirt. Fuhr mit dem Finger langsam über Sagas Brust während er mit der anderen Hand versuchte, dem Anderen das Oberteil auszuziehen, mehr schlecht als recht. Mit kraus gezogener Stirn löste er nur recht widerwillig den Kuss und zerrte nun etwas stärker an dem T-Shirt. Saga unterdessen musste sich krampfhaft ein Lachen unterdrücken. Als Tora es letztendlich seufzend aufgab brach der Brünette in schallendes Gelächter aus, doch schlagartig hielt er sich die Hand vor den Mund, als er sah wie der Andere vor Scham rot anlief. „Hey Tora. Ist doch okay. Kann doch jedem mal passieren“, versuchte der Kleinere den Anderen zu trösten, doch es wirkte nicht wirklich überzeugend, denn er musste immer noch glucksen. „Ah ja“, sagte der Schwarzhaarige und senkte beschämt den Blick. „Kann jedem passieren. Ist schließlich auch…“ Doch er brach den Satz ab und schüttelte nur wild den Kopf. „Was? Was ist es?“, bohrte der Brünette nach und als er schließlich bemerkte, wie Tora noch mehr anlief, machte es auch bei ihm „klick“ und er musste nun noch breiter grinsen. „Dein erstes Mal?“ Ein geschockter Blick traf ihn. Ein glockenhelles Lachen auf Sagas Seite ertönte und seufzend kroch Tora unter die Bettdecke. Das war nun wirklich mehr als er ertragen konnte. Ja, er hatte so etwas noch nie gemacht. Mit wem auch? Doch musste der Brünette ihn nun auch noch auslachen? „Hey Tora. Ist doch alles super“, begann Saga erneut und beruhigte sich. Sein Lachen ließ er erst einmal sein und nun wandte er sich dem murrenden Deckenknäuel zu. Es war wirklich nicht fair von ihm gewesen, einfach so loszulachen, besonders nicht in so einer Situation. Da es doch bei ihm selbst weitaus schlimmer war. „Ja klar ist alles super“, hörte man nur die dumpfe Stimme, die aus dem Haufen herausdrang und der Sarkasmus war einfach nicht zu überhören. „Ja klar ist es das. Was glaubst du, wie mein erstes Mal war mit meiner Freundin“, erwiderte der Kleinere und schlug nun die Decke weg. Tora guckte ihn mit ernstem Blick und krauser Stirn an. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt, während ihm schwarze Haarsträhnen ins Gesicht hingen. „Bestimmt besser als das, was ich hier grade abgezogen habe“, sagte er leicht patzig was dem Brünetten wieder ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Er wusste nicht warum, aber er dachte nun ständig daran, wie süß sein Gegenüber doch sein konnte. Nicht nur der Coole. Nicht nur der stille Unbekannte. Nein, auch er konnte schmollen wie ein Meister und kindisch reagieren. Wenn man Tora so sieht, dann hätte man nie gedacht, dass dieser groß gewachsene Junge jemals so sein könnte. „Soooo~“, begann Saga und grinste nun verlegen, als er sich an sein erstes Mal erinnerte. „Du denkst also wirklich, dass das wirklich besser war, als DAS?“ Ein fragender Blick traf ihn und somit wartete er nicht länger auf eine Antwort, sondern sprach gleich weiter. „Sagaaaas erstes Maaaal!“, gröhlte er durch das ganze Zimmer und gestikulierte währenddessen wild mit seinen Armen. Auch wenn Tora nicht wollte, er musste unwillkürlich grinsen. „Nun gut. Dann fang ich mal an.“ Saga setzte sich in eine etwas bequemere Stellung, strich sich die Haare aus dem Gesicht und begann zu erzählen. „Das war letztes Jahr, etwa um diese Jahreszeit. Wenn nicht sogar im selben Monat. Ich hatte schon alles vorbereitet gehabt: Kerzen, Rosen aufm Boden verteilen, gute Musik, etwas Leckeres zum Essen, ein kitschiger Liebesfilm und natürlich mich selbst. Nun ja, so gegen Abend kam meine damalige Freundin Haruka vorbei und der Tag stand einfach unter keinem guten Stern, was wohl auch ziemlich viel mit meiner Aufregung und Nervosität zu tun hatte.“ Tora unterbrach ihn. „Wieso?“ Ein Husten seitens Saga. Ein Schulterklopfen. „Nur Geduld. Kommt noch alles. Jedenfalls ist mir zu Beginn das Essen angebrannt. Toll! Naja, es war dann letztendlich doch egal, denn sie hatte keinen Hunger also sind wir gleich zum Film übergangen. Doch das war nun auch nicht viel besser, denn sie kannte ihn schon und doch musste ich ihn mir reinquälen. Was es noch schlimmer machte waren ihre Kommentare zu den Dialogen die in dem Film geführt wurden. Grauenhaft! Sie kannte doch tatsächlich jedes einzelne Wort auswendig! Nun ja, nach guten 120 Minuten war nun auch endlich diese schreckliche Zeitverschwendung vorbei und ich bereute es, dass ich wertvolle Sekunden meines Lebens für so einen Scheiß verschwendet habe. Doch ich habe mir weiterhin Mut gemacht. Komm Saga, gleich ist es soweit! Du packst das! So! Nächster Schritt war nun sie ins Zimmer zu bringen. Oben angekommen höre ich erst einmal von ihr ein quietschiges „Ohhh! Das ist soooo schööö~n!“. Okay, ich war nun fast taub auf dem einen Ohr aber hey! Ich werde gleich meinen ersten Sex haben und der wird bombastisch sein! So dachte ich jedenfalls und versuchte sie zum Bett zu geleiten. Doch wie immer hatte ich nicht nachgedacht. Rosen haben Dornen. Das weiß ja bekanntlich jeder! Nur Saga nicht. Was passiert also? Ich trete in eine dieser wunderschönen Blumen hinein, jaule vor Schmerz auf und rudere wie wild mit meinen Armen in der Luft rum. Ergebnis dieses wilden Ich-habe-Schmerzen-im-Fuß-verursacht-durch-eine-Rose-Tanzes war nun letztendlich, dass ich meiner Freundin eine gescheuert habe. Schockgeweitete Augen. Ein Schlucken ist zu vernehmen. Tora anscheinend nicht wissend, was er dazu noch sagen soll. „Jaja, ich weiß. Es ist heftig, aber es kommt noch besser!“ Grinsend fährt Saga fort. „Nun gut. Endlich beim Bett angekommen, nachdem ich mich tausend Mal entschuldigt habe, setzen wir uns drauf und… nichts!! Totenstille!! Ich war immer noch beschämt von der grad eben erfolgten Situation und meine Freundin hielt sich ihre rote Wange. Hammermäßig! Der Schlag war nicht von schlechten Eltern kann ich sagen. Ich dreh mich langsam zu ihr und streichle ihr über die Wange, wo ich sie ziemlich hart erwischt hatte und gebe ihr einen Kuss. „Yeah!“ dachte ich mir, als sie mich näher zu sich zieht. Endlich geht’s ab! Während wir wild miteinander rummachen und uns auf dem Bett hin und herkugeln, merk ich plötzlich, dass wir so ziemlich na an der Bettkante waren. Ich war schon innerlich am hoffen, dass ich nicht runterfallen möge. Immer wieder zu Kami-sama im Himmel gebetet, doch auch das half nichts, denn letztendlich lag ich, nach einem fiesen Roller von meiner Ex, auf dem Boden und fluchte, weil ich diesmal auf eine besonders dornige Rose gefallen war. Nun war sie dran mit Entschuldigen, doch schnell waren wir wieder bei der Sache, wo wir gerade aufgehört hatten. Der größte der Kleidung war schon wild im Raum verteilt, nur noch die Unterwäsche war fällig. Master Saga war also wieder am Zug! Während wir uns wild und leidenschaftlich küssten, fummelte ich ihr hinten am BH rum, aber ich bekam dieses Scheißteil partout nicht auf! Ich merkte schon gar nicht, wie ich auf Harukas Unterlippe rumkaute, so sehr nervte mich dieses beschissene Stück Stoff. Sie wurde nun auch langsam ungeduldig und letztendlich nahm sie es selbst in die Hand und pfefferte ihn in die hinterste Ecke meines Zimmers. Toll! Noch einmal totale Blamage! Doch ich konnte nun nicht noch weiter in mein schwarzes Loch, entstanden aus Selbstmitleid, versinken, denn nun gings ans Eingemachte! Wir waren komplett nackt, nun musste nur noch mein kleiner Freund eingepackt werden, doch auch das stellte sich als sehr kompliziert dar, denn… Woher, verdammt noch mal, soll ich wissen wie man ein Kondom überzieht!? Ich hatte es natürlich vorher noch nie gemacht, was wohl ziemlich dumm war, denn nun hatte ich keine Ahnung wie man eine Latexsocke über sein bestes Stück stülpt. Letztendlich lächelte mich meine Freundin liebevoll, ja sogar ziemlich mitleidig an und half mir. Ich war schon mehrere Tode gestorben und mein Kopf hätte schon platzen müssen, bei so viel angestautem Blut!“ Toras geschockter Gesichtsausdruck war gewichen. Stattdessen blickte er den Brünetten ziemlich mitleidig an. „Und dann?“ „Was und dann?“ Saga schaute sein Gegenüber verwirrt an. Dieser seufzte unterdessen auf. „Was ist dann passiert?“ „Achsooo!“ Nun schien auch endlich der Kleinere zu wissen, was der Schwarzhaarige von ihm wollte und begann zu grinsen. „Nichts war.“ Tora droppte. Er blickte den Anderen ungläubig an. Konnte er seinen Ohren trauen? „Wie nichts? Gar nichts? Ist sie abgehauen?“, bohrte er nach und es kribbelte ihn schon am ganzen Körper. „Nein, ist sie nicht. Wir hatten nur den besten Sex, während unserer ganzen Beziehung.“ „Hä?! Wie jetzt?!“ Rasch setzte sich der Schwarzhaarige auf und blickte verwirrter den je. Saga setzte einen träumerischen Blick auf und seufzte nur. „In dieser Nacht hatten wir so oft miteinander geschlafen, wie in keiner Anderen. Es war unbeschreiblich.“ Tora schwieg und zwinkerte nur. Nun verstand er auch endlich, was Saga vorhin meinte mit seinem „Ist doch alles super“. Und er schämte sich nun auch irgendwie gar nicht mehr, denn er wusste nun, dass es mehr als normal und menschlich war, Fehler zu machen. Saga hatte sie bereits gemacht und auch anscheinend aus ihnen gelernt. „Merk dir eins Tora.“ „Ähm. Was denn?“ Langsam kam der Brünette dem Schwarzhaarigen näher und strich ihm zärtlich über die Wange, wobei dem Größeren das Herz bis zum Hals schlug. Er merkte, wie er sanft ins Liegen gedrückt wurde und wie sich,der Kleinere auf ihn legte. „Du musst dich für gar nichts schämen. Denk nicht, dass du etwas falsch machst, denn letztendlich gehört es doch dazu, Fehler zu machen und dies macht es so einzigartig, dein erstes Mal. Also sei froh, dass du nicht von Anfang ein Sexgott bist, denn sonst wär es ziemlich langweilig, wenn man nicht Erfahrungen machen kann und aus gewissen Sachen lernt.“ Ein freches Grinsen umspielten Sagas Lippen und er drückte dem erröteten Tora einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Nun lass uns runter gehen. Ich hab Kohldampf.“ Kapitel 7: Der Sinn vom Kindsein -------------------------------- 7.Kapitel: Der Sinn vom Kindsein Saga war bereits mit einigem Getöse die Treppe runtergestürmt, während Tora es wohl noch für etwas angemessener hielt, sich eine Hose überzuziehen. So mochte er wirklich nicht vor die Augen von Sagas Mutter treten. Besonders nicht nach der Szenerie, die sich gerade eben abgespielt hatte. Der Schwarzhaarige seufzte, während er seine Hose zuknöpfte nur um danach seine rabenschwarzen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Die Bilder hingen ihm immer noch im Kopf. Sie wollten einfach nicht verschwinden. War ja auch recht peinlich, was ihm widerfahren war, doch wie Saga ihm gesagt hatte, gehörte auch so was zu einer intakten Beziehung. Intakte Beziehung? Tora stutzte und hielt in seiner Bewegung inne. Was war jetzt eigentlich genau zwischen ihm und Saga? Waren sie ein… Paar? Tora musste schlucken. Was war DAS zwischen ihnen? Sie küssten sich. Sie wollten sich die Kleider vom Leib reißen, was mehr oder weniger geklappt hat. Ja, sie sprachen sogar darüber, miteinander Sex zu haben. Na ja, eher in indirekter Art und Weise aber sie taten es wenigstens und doch wusste er nicht, was Saga für ihn fühlte. Er war sich selbst noch nicht einmal sicher was er für ihn empfand. Im ersten Moment blickte der Brünette ihm tief in die Augen und machte ihn fast verrückt mit seinen Lippen, seinen Berührungen! Ach, einfach mit allem! Und doch…. Im nächsten Augenblick war er wieder sehr abweisend und flüchtete sich irgendwo schnell hin. Was sollte man denn auch davon halten? Es war mehr als verwirrend für den Schwarzhaarigen, doch er grübelte weiter. Er war eigentlich auch nicht viel besser als der Andere. Er sagte auch nicht klar und deutlich seinen Standpunkt der Gefühle, geschweige denn irgendwas Anderes, was etwas zwischen ihnen klären könnte. Doch wie könnte er dies herausfinden? Saga darauf ansprechen? „Nein nein! So geht das nicht Tora!“, sagte er zu sich selbst und schüttelte den Kopf über seine vermeintlich dumme Idee. Saga machte sich darüber bestimmt keine Gedanken. Der lebte in den Tag hinein und damit hatte sich das. Doch auch da war sich der Schwarzhaarige nicht allzu sicher… Währenddessen saß Saga in der Küche mit einer Scheibe Toast und heißem, schwarzen Kaffee in einer Tasse mit grünen und blauen Giraffen drauf. Er wusste nicht warum aber er mochte diese Tasse nicht. Es war ihm einfach zuwider, so etwas Dummes auf Tassen zu malen. Wer machte schon grüne und blaue Giraffen auf Porzellanbecher? So etwas gab es gar nicht und es störte ihn gewaltig, dass irgendjemand in irgendeiner Firma für Tassen so einen bescheuerten Print entworfen hatte, obwohl es zig andere gab! Doch er musste wohl oder übel diesen Becher nehmen, denn sein Lieblingsgefäß mit den schwarzen und roten Pinguinen war in der Spüle und er war nun wirklich zu faul, um dieses kurz auszuspülen. Nun musste er sich irgendwie von diesen absonderlichen Giraffen ablenken und griff zu dem Zettel, welcher dort ebenfalls auf dem Tisch lag. Man konnte deutlich an der Handschrift erkennen, dass es seine Mutter war, die ihm diese paar Zeilen auf ein zerknülltes Stück Papier gekritzelt hatte. Er überflog ihn rasch, knüllte ihn zusammen und zielte in den Mülleimer, wo er auch punktgenau hinein traf. Zufrieden über seine eigene Leistung, brummte er auf, nickte nochmals knapp und schlürfte die Plörre aus dem Becher. Seine eigentlichen Gedanken waren schon lange nicht mehr bei dem Zettel, sie waren noch nie wirklich da gewesen, denn sie hingen immer noch bei Tora fest. Ja, Tora…. Er stellte seine Tasse ab und verzog nachdenklich die Stirn. Was war denn nun zwischen den Beiden? Waren sie zusammen? Hatten sie nur eine Liebelei? War es nur diese pure Anziehung zueinander? Je mehr er drüber nachdachte, desto weniger fielen dem Brünetten irgendwelche Antworten ein, die Sinn ergaben. Er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, als er an den gestrigen Kuss dachte und an den Kuss von heute morgen. Sie waren so verschieden und doch gehörten sie zur ein und derselben Person. Zu Tora. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich über die Lippen, die noch bis vor einigen Minuten die des Schwarzhaarigen berührten. Er erkannte, dass er was für ihn empfand, doch konnte man dies schon Liebe nennen? Liebe auf den ersten Blick? War es das wirklich? Jedoch verwarf er diesen Gedanken, denn Saga glaubte nicht an so was und eigentlich wollte er damit auch nicht anfangen. So hatte er sich das eigentlich vorgenommen. Aber warum denn dann ausgerechnet ein Mann?! Warum verspürte er dann jenen Drang nach Nähe zu ihm? Warum will er ihn küssen, berühren? Einfach seine Nähe und Wärme spüren? „Buärgh!“, stieß er aus, verzog das Gesicht zu einer Fratze und schlug sich gegen den Kopf. Für so was eklig Kitschiges gehört man einfach nur geschlagen. Doch ihm fiel auch einfach nichts Anderes im Bezug auf den Schwarzhaarigen ein! Er wusste nur diese wenigen Sachen, die aber doch so viel ausmachten: Er wollte ihn nicht mehr gehen lassen. Er hatte nun dieses Etwas gefunden, was fehlte und dies war Tora. Warum, konnte er auch nicht sagen und er verspürte auch nicht den Drang, nach dem Ursprung für diesen Gedanken zu suchen. Er gab sich damit zufrieden, dass nun der Andere bei ihm war, ihm Gesellschaft leistete und damit hatte es sich! „Hm. Gesellschaft. Das passt“, sagte er leise zu sich und begann in sich hinein zu lächeln, als er nun endlich ein scheinbar passendes Wort für ihre Zweisamkeit gefunden hatte. Doch konnte man dies wirklich nur noch „Gesellschaft leisten“ nennen? „Ist deine Mutter nicht mehr da?“ „Hä?? Wie??“ Überrascht hob Saga seinen Kopf und erblickte Tora, der in der Tür stand und vorsichtig hinein schaute, bis er sich wirklich komplett vergewissert hatte, dass die hysterische Frau von vorhin nicht mehr da war. „…Ähm.. ne, die ist abgehaun. Hat ihr wohl zu sehr auf den Magen geschlagen, was sie oben gesehen hat“, sagte der Brünette und grinste breit, als er sich an den Blick seiner Mutter erinnerte. Tora unterdessen verzog wieder das Gesicht und setzte sich Saga gegenüber. „Was ziehst du wieder so ne Schnute?“, fragte der Kleinere und seufzte. Langsam stand er auf, öffnete einen der Hängeschränke, griff nach einer der letzten sauberen Tassen und wandte sich wieder dem Anderen zu. „Ich zieh gar keine Schnute!“, motzte der Schwarzhaarige und schlang dabei seine Arme um seinen Bauch. „Mir ist nur schlecht.“ Saga gab nur ein „hmm“ von sich, während er die Tasse vorsichtig abstellte und nach der Kaffeekanne griff. „Kaffee?“ Tora blickte zu dem Brünetten und nickte nur knapp. Mit zitternden Händen wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn und kniff die Augen zusammen. Ihm war plötzlich ziemlich übel geworden, sobald er die Küche betreten hatte. Langsam merkte auch Saga, dass der Andere nicht bluffte, ging auf ihn zu und hockte sich besorgt vor ihm hin. „Du bist ja bleich wie ne Wand“, stellte er fest und fuhr dem Größeren durch seine wuscheligen Haare. Mit der anderen Hand griff er nach Toras und drückte diese sanft. Dieser konnte nur schlucken. Er bekam gar nicht wirklich mit, was der Kleinere sagte. Er spürte nur dieses starke Schwindelgefühl, welches ihn so fest im Griff hatte, dass er beinahe vom Stuhl fiel. „Tora!“, rief Saga erschrocken, sprang auf, packte den Anderen reflexartig am Arm und zog ihn an sich, da dieser drohte auf den Boden zu gleiten. „Scheiß Medikamente“, murmelte der Größere leise und schlang zitternd seine Arme um den Kleineren, um ihm nicht vollends zu entgleiten. „Medikamente? Was für Medikamente?!“ Jetzt verstand der Brünette gar nichts mehr. Was meinte Tora damit? „Na der Scheiß, mit dem sie mich zugepumpt haben, um mich ruhig zu stellen“, wisperte der Schwarzhaarige und starrte mit glasigen Augen gegen die Wand. Er schien gar nicht zu merken, dass Saga derjenige war, der zu ihm sprach. Saga unterdessen schaffte es mit viel Mühe, den Größeren ins Wohnzimmer zu schleppen und ihn dort auf das große Sofa zu legen. „D…du bleibst hier. Ich hol dir erstmal was zu essen und zu trinken“, sagte er rasch und wuselte zurück in die Küche. Was war das gerade eben? Bis vor wenigen Momenten ging es ihm doch noch gut! Nur was war das gerade mit dem apathischen Gerede? Er fischte ein Toast aus der Tüte, griff nach dem Marmeladenglas und fluchte auf, als dieses umfiel, weil der Deckel nicht zugeschraubt war. Das zuckrige Gelee klebte sowohl an der Arbeitsplatte, als auch an seinen Händen. Hastig wusch er sich die Pfoten, wischte mit einem feuchten Lappen über die Platte und machte sich daran den Toast mit Marmelade zu beschmieren. Anschließend packte er alles auf einen Teller, griff nach einer Wasserflasche, die dort stand und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Tora war immer noch genau da, wo er ihn hingelegt hatte. Vorsichtig kniete er sich vor das Sofa nachdem er die Sachen auf dem Tisch abgestellt hatte und betrachtete den Anderen besorgt, der mit geschlossenen Augen da lag und ruhig atmete. Langsam fuhr er ihm mit den Fingern durch die pechschwarzen Haare, während er mit der Anderen nach seiner Hand griff, die auf seinem Bauch ruhte. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“, flüsterte er und wischte sich schnell die Tränen weg, die aufgekommen waren. Wer tat ihm so was an? Wer fügte ihm solche Schmerzen zu? Er konnte nicht glauben, dass es seine Familie war. Er wollte es auch nicht ganz glauben. „Tora? Wer hat dir das angetan?“ Langsam hob der Größere die Lider an und blickte erschöpft zu dem Kleineren. Seine Augen schienen nicht mehr so glasig und allgemein schien sein Zustand sich leicht gebessert zu haben. Saga spürte wie sich Toras Hand um seine legte und schwach zudrückte. „Bitte schick mich nicht dorthin zurück“, hauchte er heiser und blickte mit Tränen in den Augen in Sagas Gesicht. „Wohin denn? Wohin soll ich dich nicht zurückschicken?“, fragte dieser verzweifelt. Er wollte endlich wissen, was nun mit Tora war, doch dieser antwortete ihm nicht. Er wiederholte nur immer und immer wieder denselben Satz. „Bitte schick mich nicht dorthin zurück Saga. Bitte.“ Der Brünette begriff, dass es keinen Sinn machte, ihn weiterhin auszuquetschen. Er würde nichts sagen. Er könnte nichts sagen. Zu tief saß wohl die Angst, dorthin zurück zu kehren; an den Ort der ihm so viel Schmerz bereitete. Er sah es in seinen Augen. Er spürte es in seinen Bewegungen und Berührungen und all dies ließ die Wut in ihm aufsteigen. Wut auf die Menschen, die dem Schwarzhaarigen dies angetan haben. „Ich habe dir bereits versprochen auf dich aufzupassen. Dazu gehört auch, dich nicht irgendwo hin zu schicken wo du nicht hin willst“, antwortete er mit ruhiger Stimme und streichelte Tora beruhigend über die Wange. Dieser schloss die Augen und ließ die Tränen einfach laufen. Griff noch etwas fester nach Sagas kleinerer Hand. Er wusste, dass der Brünette die Wahrheit sagte und doch wich die Furcht nicht aus ihm. Die Angst, dass seine Vergangenheit, die noch gar nicht weit zurück lag, ihn irgendwann einholt. Die Vergangenheit, der er vor zwei Tagen entflohen war. Das Läuten der Klingel ließ die Beiden hochschrecken. Tora wollte sich gerade aufsetzen als Saga ihn zurückhielt. „Nein, du bleibst liegen. Ich geh eben die Tür aufmachen“, sagte er, strich dem Schwarzhaarigen über seinen Schopf und ging zur Haustür um sie zu öffnen. Er ahnte schon wer es war und sein Verdacht bestätigte sich, als er die Tür öffnete und ihn ein blondes Wuselmonster anfiel. „Was zum…?!“, konnte der Brünette noch von sich geben, ehe er zu Boden gerissen wurde und ein, man mag es kaum glauben, menschliches Wesen auf ihm landete, laut quietschend und kreischend. „SAAAAAAAAAAAAAAAA~GAAAAAAAAAAAAAAAA!!!“, schrillte es markerschütternd laut durch das Ohr des am Boden Liegenden und er wünschte sich in dem Moment nichts sehnlicher als ein Paar Oropax. Er sandte Stoßgebete zu Kami-sama in den Himmel, er möge doch nicht ertaubt sein, weil er nur noch ein durchdringendes Piepen in seinem Ohrinneren wahrnahm. Nur eine Person hatte so ein dermaßen lautes Organ und nur eine Person besprang Leute auf so eine direkte und brutale Art und Weise, dass es einen schon wortwörtlich aus den Schuhen riss. „Runter von ihm Shou. Der Arme erstickt noch“, drang Naos Stimme aus dem Hintergrund. Gleich darauf hörte man nur ein „mannooo!“ von Shou, der am Kragen gepackt und von Saga runter gezogen wurde. Mehr als dankbar für diese Befreiung, richtete sich der Brünette auf und steckte sich erst einmal ein Finger ins Ohr. So langsam wich das Piepen einer leichten Taubheit, ehe er sich seinem Retter zuwandte. „Danke Nao. Was hätte ich nur ohne dich gemacht?“, seufzte Saga und klopfte dem Kleineren freundschaftlich auf die Schulter. „Lass mich überlegen“, schmunzelte dieser, während er immer noch den motzenden Shou am Kragen fest hielt. „Du hättest ihn wohl, mit all deiner angestauten Aggressivität und Brutalität dermaßen zusammen gedroschen, dass nicht mehr viel von ihm übrig geblieben wäre. Lass es uns so betrachten, dass ich eher sein Leben gerettet habe als deins.“ Ein Zwinkern in Richtung Saga, der gleich darauf seinem Freund gegen den Arm knuffte. Der blonde Schönling, dem es langsam ziemlich unbequem auf dem Boden wurde, schaffte es irgendwie, sich aus Naos Griff zu befreien und stellte sich wieder auf die Beine. „Ja ja“, schmollte der groß gewachsene Junge und verschränkte die Arme vor der Brust. „Lästert ruhig über mich. Ich geh währenddessen zu Tora. DER ist ja nicht son Spast, der sich über seine Freunde lustig macht nur weil sie einen liebevoll begrüßen wollen.“ Gefolgt vom schallenden Gelächter seiner Freunde, stolzierte Shou erhobenen Hauptes ins Wohnzimmer, wo er sich auch gleich nieder ließ. Tora hatte sich, trotz Sagas Verbot aufgesetzt, um zu schauen, wer denn nun gekommen war. Er war stark erschreckt, als er den Schrei wahrnahm und schaute recht verdattert, als Shou ins Wohnzimmer kam und sich schmollend auf das andere Sofa setzte. „Sh..Shou?“, kam es nur von dem Schwarzhaarigen und wandte sich dem Anderen zu. Ihm war immer noch leicht schwindelig und er schwitzte noch, aber auch das verflog langsam. „Hey Tora“, kam als knappe, weinerliche Antwort, während der Blonde die Arme vor der Brust verschränkte und die Unterlippe vorzog. Trotz der recht brutalen Knuddelattacke auf Saga, saß seine Frisur noch perfekt und seine Klamotten an Ort und Stelle. Selbst wenn Shou beleidigt war, strahlte er das gewisse Etwas aus und Tora schaute nur mehr als bewundernd drein. Ihm war es schon gestern aufgefallen: Shou sah einfach verdammt gut aus, hatte Charme und immer etwas Schelmisches an sich… und das Beste: Er hatte einen tollen Charakter und war ein super Freund. „Ich hab alles mitbekommen“, begann der Schwarzhaarige erneut und begann sich verlegen am Hinterkopf zu kratzen. „Macht dir nix draus. Die machen bestimmt nur Spaß. Schließlich sind sie deine Freunde und…“ Weiter kam er nicht, denn das quietschende Monster, was vor wenigen Sekunden Saga fast tot geknuddelt hätte, fiel nun auch ihn an. Nach Luft japsend, rang er nach Wörtern, doch er schaffte nicht mehr als nur ein paar keuchende Laute von sich zu geben. „SHOU!! GEH VON TORA RUNTER!“, schallte es durch das ganze Haus, als Saga das Wohnzimmer betreten hatte und sah, was der Blonde grade wieder anstellte. Erneut wurde der große Junge am Kragen gepackt, diesmal weitaus brutaler von seinem „Opfer“ gezerrt und hart auf dem Boden abgesetzt. Danach war der Brünette auch gleich bei dem Schwarzhaarigen, der immer noch leicht hustend, sich aufrichtete und sich den Kopf hielt. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte der Kleinere besorgt und strich Tora über den Kopf. Er warf Shou einen bösen Blick zu, ehe er sich wieder dem Größeren zuwandte. Dieser nickte hastig, was wohl nicht gut war, denn ein hämmernder Schmerz breitete sich wieder in seinem Kopf aus. Dies merkte nun auch der Brünette und erneut fuhr er ihm durch das Haar. „Das Beste ist, wenn du dich noch einmal hinlegst“, gab der Kleinere nachdenklich von sich und streichelte abwesend das Haupt des Anderen. Währenddessen stand Hiroto in der Tür und betrachtete seinen Freund grinsend. Und da sagt er noch, dass er nicht auf Männer steht? Bei dem Gedanken konnte der Jüngste nur den Kopf schütteln. Er hatte ja nicht wirklich Erfahrung in Sachen Liebe und dem Kram, der dazu gehört, aber selbst ER merkte, dass sein Freund ziemlich verknallt war und das nicht nur ein wenig! So ein Verhalten legte Saga nun praktisch nie an den Tag! Er war eher der Typ, der noch mal draufhaut und dann die Person auslacht, doch bei Tora war es nicht so, also konnte dies nur heißen, dass er mehr für ihn empfand als Freundschaft. Selbst Shou, der sich nun aufgerichtet hatte und nun neben Nao stand, war nicht wirklich sauer auf den Brünetten, als er sah, wie dieser immer noch total abwesend, den beschämten Tora tätschelte. Nur Nao war es immer noch nicht ganz geheuer. Die ganze Sache und ihre Entwicklung gefiel ihm ganz und gar nicht. So langsam musste sich endlich was bewegen. Er musste endlich herausfinden, wer dieser Tora war und er hatte genügend Mittel, um dies herausfinden zu können. „Ähm Saga?“ „Ja?“ „Kannst du bitte aufhören, mir auf den Kopf zu hauen? Das verstärkt nur noch mehr die Schmerzen…“ „…“ „Ups!“ So rasant wie Saga seine Hand wegriss, so stieg ihm in derselben Geschwindigkeit auch das Blut in den Kopf und ließ in stark erröten. Er murmelte ein verlegenes „Entschuldigung“ und rutschte sogleich ein gutes Stück von dem Größeren weg. Er sah wie Shou und Hiroto, der sich nun zu den Anderen gesellt hatte, ein breites Schmunzeln im Gesicht trugen, was mehr als tausend Worte sagte. Er schluckte und versuchte rasch von der peinlichen Situation abzulenken. „Was wollt ihr überhaupt hier?!“, schnauzte er los und bereute sofort seinen etwas zu harschen Ton, den er angeschlagen hatte. Sofort fügte er, nun etwas ruhiger, hinzu: „Gibt’s was Bestimmtes?“ „Ah ja! Genau! Deswegen sind wir ja gekommen!“, meldete sich sofort Shou zu Wort und sein Schmunzeln wandelte sich in ein breites Grinsen, während er freudig in die Hände klatschte. Man konnte deutlich die großen Fragezeichen über den Köpfen von Tora und Saga schweben sehen. Was hatte der Blonde nun wieder vor? „Wir wollten heute in den Vergnügungspark gehen! Und ihr kommt mit!“, sagte der hübsche Junge bestimmt und strahlte die Beiden an. Doch dieses Lächeln schwand sofort als Saga zu antworten begann. „Shou, wir können nicht mit. Ich jedenfalls nicht“, sagte er und blickte seinen besten Freund entschuldigend an. „Liegt es am Geld? Wenn es das ist, dann ist es doch kein Problem! Wir laden euch ein! Stimmts Nao? Hiroto?“ Ein verzweifelter Blick zu den beiden Anderen im Raum. Sofort nickten die beiden Angesprochenen. „Klar geben wir das für die aus! Ist doch kein Problem! Sind doch eure Freunde, dann ist das doch ein Ding der Selbstverständlichkeit!“, sagte Hiroto und lächelte Saga lieb an. Doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich will euer Geld nicht“, sagte Saga patzig und senkte finster den Blick. „A… aber“, begann Shou, doch der Brünette unterbrach ihn. „Ich will es nicht! Akzeptiert es! Ich kann mir so was nicht leisten und ich will mich auch nicht bei Freunden durchschnorren! Trotzdem danke für das Angebot, aber ich kann es nicht annehmen und ich glaub Tora genauso wenig.“ Stille. Man sah Shou an, wie sehr ihn diese Worte gekränkt hatten, Hiroto standen bereits die Tränen in den Augen, nur Nao schien der Einzige der noch gefasst war. „Lasst uns gehen. Ihr habt gehört was Saga gesagt hat. Er will das nicht und das müssen wir akzeptieren“, sagte der Brünette und blickte nur kurz in Sagas Richtung, der immer noch mit finstrem Blick auf seine Knie starrte. Hiroto nickte nur knapp, während seine Unterlippe zu beben begann. Rasch krallte er sich an Naos Arm fest, welcher grade Shou grade am Arm packte und mit sich zog. „Tschüss Saga. Ruf mal man. Tora…“ Mit diesen Worten verließ Nao mit den beiden Anderen das Wohnzimmer und nur wenige Sekunden später hörte man wie die Haustür ins Schloss viel. Ein Knurren ertönte und gleich darauf sagte der Brünette: „War ja wieder klar. Ich verdammter Idiot…!“ „Ähm? Wie bitte?“ Tora, der die ganze Zeit bei dem Gespräch geschwiegen hatte, meldete sich nun zu Wort und schaute Saga ziemlich verwirrt an. Er wusste nicht was er machen sollte. Er hatte sich schon fast gedacht, dass er so reagieren würde, doch seine Freunde meinten es nicht böse. Und obwohl Saga es wusste antwortete er so patzig. Was war nur los? Vorsichtig und sehr zögernd legte Tora den Arm um den Kleineren. „Die werden es dir nicht übel nehmen Saga“, sagte der Schwarzhaarige leise und zog den Brünetten an sich heran. Doch dieser blickte ihn mit düsterem Blick an. „Das glaubst du wohl selbst nicht! Shou hat drein geschaut, als ob ich ihm das Herz aus der Brust gerissen hätte und Hiroto hat fast geheult.“ Erneute Stille… Darauf wusste der Größere nicht zu antworten. Was sollte man auch dazu sagen? Er hatte Recht. So unglaublich recht. Das konnte er nicht abstreiten. Er nickte nur leicht und Saga seufzte nur. „War klar“, sagte er und lachte leise auf. Alles erschien ihm plötzlich so lächerlich. Die Situation, Toras Nicken, was mehr aussagte als auch nur ein verdammtes Wort, sein Wutausbruch. Es schien alles so dumm und kindlich. So klar, wie sonst irgendwas. Sie waren ja schließlich noch Kinder, doch warum machte man sich trotzdem so viele Gedanken und konnte man jetzt nicht einfach mal „erwachsen“ reagieren? Warum betrank er sich nicht, wie seine Mutter, um seine Probleme zu lösen? Warum brannte er nicht einfach mit irgendeiner Schlampe durch, wie sein toller Vater? „Weil du ein Kind bist.“ Überrascht, ja schon fast geschockt von den Worten, die an sein Ohr drangen, wandte Saga seinen Kopf zu Tora. Wie als ob dieser seine Gedanken erraten hatte, so selbstverständlich flossen die Worte aus seinem Mund. Sein Blick war standhaft und versetzten dem Brünetten ein Stich ins Herz, denn sie waren voll von Verständnis, voll von all dem was Saga grade brauchte. Es trieb ihm Tränen in die Augen, die nun glühend heiß über seine Wangen glitten und es brannte ihm eine einzige Frage auf den Lippen, die nun aus seiner schmerzenden Kehle fuhr. „Was hat das für einen Sinn Kind zu sein?“ Behutsam fuhr Tora ihm durchs Haar, während ihm immer mehr und mehr Tränen über die Wangen rollten. Ein Schluchzen entfloh ihm und schutzsuchend schlang er seine Arme um den Größeren und krallte sich verzweifelt an ihn. Sofort legten sich die Arme des Schwarzhaarigen um den dünnen Körper und hielten ihn fest, spendeten etwas Trost. „Kind sein“, begann der Schwarzhaarige leise. „Das heißt, dass du noch voll von Reinheit und Unschuld bist. Du kannst alles machen, jeglichen Schabernack treiben ohne wirklich eine Sünde zu begehen. Deine Seele ist noch unverdorben und geschützt vor all dem Bösen in dieser Welt. Du lernst, was es heißt, Gefühle zu haben. Lernst zu lieben, zu hassen, wütend zu sein, traurig zu sein und vor Verzweiflung fast zu sterben. Allmählich wird dir dies in deiner Kindheit beigebracht. Du lernst, welchen Menschen du vertrauen kannst und welchen du eher mit Misstrauen gegenüber trittst. Es ist eine Vorbereitung auf die grausame Welt dort draußen, doch es gibt auch Zwischenfälle, wo Wesen aus dieser reinen Welt gerissen werden und dies nie lernen. Wenn dies passiert, wenn dies der Fall ist, ist es sehr schwer ihnen das in späterer Zeit beizubringen. Entweder sie finden eine Person, die fähig und geduldig genug ist, es ihnen zu zeigen oder sie werden immer einsamer und letztendlich stirbt ihre Seele ganz, da sie es nie geschafft hatte, vollends aufzublühen, wie sie es eigentlich in ihrer Kindheit tun sollte.“ Während der ganzen Zeit, in der Tora sprach, hörte Saga ihm schweigend zu und nun begannen auch allmählich seine Tränen zu trocknen. Es schien alles einen Sinn zu ergeben. Jedes einzelne Wort brannte sich in Sagas Kopf ein. Jeder Laut, die die tiefe Stimme des Schwarzhaarigen von sich gab, jagte ihm einen Schauer über den Rücken und plötzlich wurde es dem Kleineren klar, von was und von wem Tora da sprach. „Dir wurde es nicht beigebracht oder?“ Ein sanftes, jedoch schmerzliches Lächeln huschte über das Antlitz des Größeren und schnell wandte er seinen Blick. „Deswegen bin ich wohl hier. Damit du es mich lehrst“, sagte er nach einer Weile, während er immer noch die Wand anstarrte. Verwirrt blickte der Brünette dein Anderen an. „Ich? Ich bin doch selbst nicht mal in der Lage, meine Gefühle zu kontrollieren. Wie soll ich dir das dann zeigen? Ich bin wohl ziemlich der Unfähig… umpf!“ Das Lächeln in Toras Gesicht wurde breiter nachdem er sich wieder Saga zugewandt hatte und ihm nun die Hand vor den Mund hielt. „Sag so was nicht“, wisperte er und wanderte mit seinen Fingern von dem Mund des Brünetten zu seiner Wange und berührte diese sanft. „Ich will es nicht hören. Du bist der Einzige, der es wohl schaffen könnte und falls es doch nicht stimmen sollte, so will ich es dennoch nicht hören. Lass mich noch ein wenig träumen. Lass mir noch ein wenig die Hoffnung.“ Langsam schloss er die Augen und drückte Saga erneut fest an sich. Sog seinen Geruch ein, der ihm dieses Gefühl von Kindheit vermittelte. Diese Reinheit und Unschuld, die ihm schon so früh geraubt wurde, von den Personen, von denen er dachte, dass er sie liebte. Das sie ihn liebten und beschützen würden. Nein… Wenn dies ein Traum sein sollte, den er mit Saga erleben durfte, dann wollte er nie wieder daraus erwachen. Nie wieder… Kapitel 8: Wahrheit oder Pflicht! (erster Teil) ----------------------------------------------- 8. Kapitel: Wahrheit oder Pflicht! (erster Teil) „Ich bin mal eben unter der Dusche.“ „Ja, tu das mal.“ Während Tora langsam die Treppen erklomm, um ins Bad zu gehen, war Saga gerade dabei sich das Telefon zu schnappen und Nao anzurufen. Er war immer noch recht unsicher, ob diese Entscheidung die Beste war, doch selbst der Schwarzhaarige war der Meinung, dass eine Entschuldigung von Nöten wäre. „Ruf ihn an und lad sie doch gleich alle ein, heute Abend vorbeizukommen. Wir könnten doch irgendwas Schönes zusammen machen“, war der genaue, jedoch recht schüchterne Wortlaut des Größeren und der Brünette wusste, dass dies eine gute Idee war, doch war da noch immer das schlechte Gewissen. Was er zu seinen besten Freunden gesagt hatte, war nicht gerade nett und fair ihnen gegenüber gewesen und doch wusste er, dass dieser Abend alles wieder wettmachen könnte. So entschloss er sich - nach etlichen Minuten des Überlegens - endlich die Nummer des Brünetten in sein Telefon einzutippen und ihn anzurufen. Das Freizeichen ertönte und Saga musste schlucken als ein freundliches „Moshi moshi! Wer da?“, auf der anderen Seite der Leitung ertönte. „Oi Nao!“, sagte er rasch, als er sich wieder gefangen hatte. „Hast ja gesagt ich soll anrufen.“ Kurze Stille herrschte am anderen Ende der Leitung, dann plötzlich ertönte ein lautes Lachen. „Ja, das habe ich tatsächlich gesagt!“, kam es von seinem Freund, der immer noch leicht gluckste und der anscheinend recht überrascht war über den plötzlichen Anruf des Jüngeren. „Freut mich, dass du es so schnell getan hast. Was gibt’s denn Wichtiges, dass du mich schon nach so kurzer Zeit anrufst? Sehnsucht nach mir?“ Saga musste seufzen, jedoch breitete sich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht aus. War ja klar, dass wieder so ein Spruch kam, aber er musste sich zusammenreißen. „Haha! Sehr lustig, du Depp. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ihr drei - also du, Hiroto und Shou, heute Abend vorbeikommen wollt. Wir trinken etwas, spielen Spiele, gucken Filme…ach was weiß ich!! Was hältst du davon?“ Erneute Stille. Dann plötzlich… „Meinst du das ernst Saga?“, fragte ihn Nao etwas ungläubig. Ein Schnauben ertönte und gleich darauf ein genuscheltes „’türlich mein ich das ernst! Sonst würd ich nicht fragen!“ „Gut“, antwortete der Brünette knapp. „Wir kommen dann so gegen acht und bringen was mit. Bis heute Abend.“ Ein Piepen erklang in Sagas Ohr und er betrachtete verblüfft das Telefon. Das ging ja mal schnell! Naja, eigentlich auch egal! Die Hauptsache war doch, dass sie überhaupt kamen. Der Brünette ächzte wieder. Schnell legte er den Hörer beiseite denn nun hieß es: Aufräumen und einkaufen gehen! Rasch erklomm er die Stufen zu seinem Zimmer, stolperte in den Raum und zog sich erst einmal die Schlafsachen aus. Er kramte eine zerschlissene Jeans, einen Nietengürtel, Socken und ein schwarzes, enges T-Shirt aus seinem Schrank heraus. Schnell schlüpfte er in seine Hose, legte den Gürtel um und stülpte sich die Socken über. Das Oberteil wollte er erst anziehen, wenn er sich die Zähne geputzt und sein Gesicht gewaschen hatte, deswegen ließ er es gleich auf seinem Bett liegen. Leicht gestresst stürmte er ins Bad und… … „T…Tora!!“ So entnervt und vergesslich wie Saga nun mal war, so hatte er auch vollkommen verdrängt, dass der Schwarzhaarige noch das Bad benutzte. Und nun? Ja, nun stand dieser vor ihm, nur ein kleines Handtuch um seine schlanke Hüfte gewickelt, mit triefnassen Haaren und mit einem von Wassertropfen besticktem Oberkörper. Seine Wangen waren noch leicht gerötet vom heißen Wasser, während ihm seine dunklen Strähnen ins Gesicht hingen. Seine Augen waren vor Überraschung geweitet als er den Brünetten sah, wie dieser plötzlich in der Tür stand und ihn gebannt fixierte. „Ähm“, begann Tora leicht verlegen als er das Tuch etwas enger um sein Becken schlang. „Was ist denn los??“ „Öhm… ich…. Äähhhhm…“, begann der Kleinere, während er immer noch starrte und starrte und… »Reiß dich zusammen Saga!! Reiß dich zusammen!!!«, sagte er innerlich zu sich und schüttelte wild seinen Schopf. „Ich wollte Zähne putzen und den andren Kram machen, der dazugehört. Muss ja gleich einkaufen gehen, weil die Anderen ja heute Abend kommen und so… weißt du ja…irgendwie…so…“ Ein Schweigen trat ein und der Brünette tapste recht beschämt zum Waschbecken, doch zu seinem Pech fiel er über seine eigenen Füße und sah sich schon mehr als elegant zu Boden gleiten. Doch da spürte er plötzlich, wie etwas – oder besser JEMAND – ihn abfing und davon abhielt den gefliesten Badezimmerboden zu knutschen. Saga spürte wie sich sein nackter Oberkörper an Toras glühenden presste und starke Arme, die ihn fest hielten und Halt gaben. Die Tropfen glitten an seinem Brustbein herab und eine Gänsehaut legte sich auf ihn. Er spürte das Kribbeln und die Kälte, die das Wasser auf seiner Haut hinterließ. Gleichzeitig nahm er die Hitze wahr, die der Größere ausstrahlte und auf ihn übertrug. Sein Herz überschlug sich fast, als der Andere ihn noch ein wenig fester an sich drückte und seine noch nasse Hand über seine Wirbelsäule glitt. „T…Tora…“, keuchte er leise und schluckte, doch der Andere reagierte nicht. „Noch nicht… Ich will noch nicht loslassen“, wisperte der Schwarzhaarige nur und fuhr ihm immer und immer wieder über den Rücken. Langsam wanderte Saga mit seinen Augen nach oben, als plötzlich sein Blick dem des Älteren begegnete. Sein Kopf drohte zu explodieren, sein Herz setzte aus. Wasser tropfte von Toras Haaren herunter auf das gerötete Gesicht des Brünetten, wo sie wie kleine Tränen seine Wangen hinabliefen, die erhitzte Haut kühlten und schließlich ihren Weg auf den Boden fanden. Vorsichtig wanderte die Hand des Größeren zu Sagas Wange, fuhr zögernd mit einem Finger die Spur entlang, die das Wasser auf der weißen Haut hinterlassen hatte. Langsam beugte er sich zu ihm hinab, strich mit seinem Finger über seine bebende Unterlippe, ehe sich ihre Münder zögernd streiften und schließlich zu einem unschuldigen Kuss zusammentrafen. Stockend glitten die Finger des Brünetten über Toras nassen Rücken, während er schon beinahe sehnsüchtig seinen Mund öffnete. Er wollte die Zunge des Größeren spüren. Die Hitze, wie sie sich in ihm ausbreitet, wenn dieser seine neckisch umspielt und zum Mitmachen animiert. Doch… …nichts dergleichen geschah! Der Schwarzhaarige nippte noch einmal leicht an der Unterlippe des Kleineren ehe er den Kuss löste und Saga mit einem undefinierbaren Blick ansah. Leicht enttäuscht blickte der Kleinere hoch. Er hatte nun wirklich mehr erwartet, vieeeel mehr! Doch war es richtig, dies zu verlangen? Warum tat er es überhaupt?! Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und rasant stieß er den Anderen von sich. „I…Ich bin gar nicht so... verdammt!“, stammelte er, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Bad. „Sa…Saga! Warte!“, rief ihm Tora noch überrascht hinterher und wollte nach dessen Arm greifen, doch er fasste ins Leere. Einen Seufzer ablassend und ohne großartig nachzudenken spurtete er dem Kleineren hinterher - der allem Anschein nach in seinem Zimmer verschwunden war und nun - so wie der Größere beobachten konnte - sich versuchte sein Oberteil anzuziehen, was mehr schlecht als recht klappte. Resigniert ließ sich der Brünette auf sein Bett plumpsen. Sein Oberteil hing so auf halb acht. Was genau hieß, dass sein rechter Arm zwar da war wo er hingehörte, jedoch sein Kopf und sein anderer Arm nicht und anscheinend bekam er es auch nicht mehr wirklich hin, denn er fluchte ziemlich laut und zerrte weiter an dem unschuldigen Shirt. Der Schwarzhaarige konnte sich bei dem Anblick nur schwer ein Schmunzeln verkneifen, dennoch begab er sich doch in Sagas Richtung um ihn von dem hartnäckigen Stück Stoff zu befreien. Grinsend blieb er vor dem zappelnden Brünetten stehen, packte das Oberteil und zog es ihm mit einem Ruck aus. Verdattert blickte Saga mit großen Augen zu Tora rauf, der nun zu lachen begann und dem Kleineren durch die zerzausten Haare fuhr. „Na? Wollte das Shirt nicht so wie du wolltest?“, fragte er lächelnd und zwinkerte dem Brünetten zu, der sofort rot anlief und seinen Blick senkte. „Anscheinend nicht!“, murrte er leise als Antwort und spürte wie sein Gesicht förmlich glühte. Seine Gedanken schienen sich zu überschlagen, als Toras Stimme erneut an sein Ohr drang. „Ist ja halb so schlimm“, sagte dieser und legte das Oberteil neben Saga aufs Bett. Plötzlich spürte der Kleinere wie sich eine Hand auf seine Schulter legte und ehe er sich versah, war ihm das Gesicht des Schwarzhaarigen ziemlich nah. Zu nah für seinen Geschmack! Wild fuchtelte er mit seinen Armen herum, kreischte ein „Nein nein! Ich mag nicht!“ und kniff fest die Augen zusammen, als er den heißen Atem bereits auf seinen Lippen spürte. Seine Arme flogen immer noch durch die Luft und ohne dass er es bemerkt hatte, erwischte er das Handtuch um Toras Hüfte und riss es mit einem Ruck herunter. Dessen Bewegung gefror, während sein Blick in Zeitlupe nach unten wanderte. Der Brünette konnte nur erschrocken aufkeuchen, während sein Herz erneut für einen Moment aussetzte. Verdammt! Warum konnte er nicht hier und jetzt sofort sterben?! Zögernd glitt Toras Blick wieder nach oben und heftete sich an Saga fest. Dieser schluckte nur trocken, als er in die dunklen Augen des Größeren schaute - sich schon an sie klammerte, nur um keinen Blick auf dessen bestes Stück zu werfen. An sich war ja nichts Schlimmes an der Sache, bis auf die Tatsache, dass der Schwarzhaarige nackt war! Und als ob alles schon geplant war - wie in einer schlechten Seifenoper - hörte man ein Getrampel auf der Treppe, eine wütende Stimme und nicht zuletzt die Zimmertür, wie sie aufgestoßen wurde und das empfangende Bild von zwei jungen Männern, die in einer ziemlich eindeutigen Pose lagen, eröffnete. Drei mehr als geschockte Blicke trafen sich, ehe nur ein leichtes Keuchen zu vernehmen war. „Schwul…!“ Dieses Wort schien wie ein Echo durch den Raum zu hallen, als es Sagas Mutter tonlos über die Lippen glitt. „Nicht…schwul… er… nicht… schwul…“, wisperte sie immer und immer wieder, starrte noch gebannter als zuvor auf die beiden jungen Männer, ehe sie sich genauso stumm umdrehte und den Raum verlassen wollte. „Mam…! W…wo willst du hin?? Es ist nicht so wie du denkst!!“, rief Saga ihr schon hinterher - jedoch bereuter er den letzten Satz sofort wieder - denn eigentlich war es genau der Spruch, den er schon IMMER hatte vermeiden wollte! Natürlich dachte sie so! Was sollte sie auch anderes tun wenn sie ihren Sohn mit einem nackten Typen erwischt, der sich grade über ihn beugte?!!! „Ertränken…“, war das Einzige, was sie noch von sich gab und verließ lautlos dem Raum. Leise ging die Tür hinter ihr zu und das Einzige was die beiden Jungen noch vernahmen, waren die leisen Schritte auf den Stufen und die Haustür, die langsam und quietschend ins Schloss fiel. „S…Saga…?“ „Ja…?“ Die Beiden schauten sich an. Man konnte sehen was Tora dachte, denn sein Blick war mehr als verstört und sein Gesicht war vor Angst erbleicht. Sagas Mimik war unterdessen komplett gefroren. So was wie Scham oder peinliche Berührung spürte er jetzt überhaupt nicht mehr. Nicht einmal den Drang, einfach tot umzufallen, obwohl ihn seine Mutter in einer ziemlich eindeutigen Lage erwischt hatte. „Sie will sich doch nicht wirklich ertränken oder?“ Der Blick der Schwarzhaarigen wurde noch eine Spur ängstlicher, während der Brünette genervt aufseufzte. „Doch. Sie will sich ertränken. Im Alkohol! Wie sonst auch?!“ Dem letzten Satz hatte er noch einen bissigen Unterton verliehen, ehe er sich die Haare aus dem Gesicht strich und Tora ernst anblickte. Dieser sah eher mit gemischten Gefühlen in die dunklen, kühlen Augen des Kleineren. Sollte er jetzt über die Antwort lachen oder sich entschuldigen? „Tora?“ Ein überraschtes Zwinkern der Größeren und ein mehr als erröteter Saga, der sich an den Anderen wandte. „J…ja?“ „hrm… ähm… Kannst du bitte von mir runtergehen? Ich… ähm… würd mich gern…ähm…“ Erst jetzt realisierte Tora wohl, dass er IMMER noch halb auf Saga lag. Ein „Ups!“ glitt ihm über die Lippen, ehe er sich hastig von dem Brünetten entfernte, nach dem Handtuch schnappte und es sich wieder schnell um die Hüften schlang. Der Kleinere unterdessen versuchte erneut sich sein Oberteil überzuziehen, was diesmal auch gelang. Sogleich sprang er auf und stapfte mit ziemlich ernster Miene und hochrotem Kopf ins Badezimmer, schloss die Tür gleich noch vorsorglich hinter sich ab. Vor dem Waschbecken stehend drehte er das Wasser auf, welches auch nur wenige Sekunden später sein Gesicht benetzte. Er war nicht schwul - so wie seine Mutter dachte! So was könnte er gar nicht! Er doch nicht! Nicht Saga…Nicht DER Saga… Sein Spiegelbild betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn und einem ungläubigen Blick, als ob er nicht ernsthaft glaubte, was er selbst zu sich sagte – was er versuchte sich einzureden. „Schau mich nicht so an!“, murrte er, wischte sich das Gesicht mit einem Handtuch trocken, ehe er sich von seinem Spiegelbild losreißen konnte und sich mit seiner Zahnbürste seinem Gebiss zuwandte. Doch war er wirklich noch der für den er sich hielt? ~+~ „Wir müssen noch Bier und Chips kaufen. Den Rest hab ich noch zu Hause. Ach ja! Und DVD’s müssten wir noch ausleihen gehen. Hast du irgendeinen bestimmten Wunsch?“ „Hä? W...wie bitte?“ Verwirrt blickte der größere Saga an, der nur seine Stirn in Falten legte und ihn verdutzt anschaute. Sie standen gerade in einem der Gänge im Supermarkt, doch anstatt, dass der Schwarzhaarige ihm zuhörte, sah er sich besorgt um. „Was ist los? Hast du jemanden entdeckt, der sich als dein Auftragskiller entpuppt hat? Oder warum schaust dich so ängstlich um?“ Anfangs sagte Tora noch nichts und blickte vorsichtig um die Ecke, ehe er sich schon fast flüsternd dem Anderen zuwandte. „So was in der Art“, sagte er nuschelnd und vergrub seine Hände in den Hosentaschen, während er seine Schultern hochzog, so als ob er sich vor irgendwas verstecken wollte. Etwas skeptisch dreinblickend zog Saga seine Augenbraue hoch und betrachtete den Größeren fragend. „Das meinst du nicht ernst oder?“ Tora seufzte unterdessen auf und drehte sich um, wandte sich zum Gehen. „War ja klar, dass du mir das nicht glaubst, aber so ungefähr ist das halt nun mal“, sagte er leise. „Wie soll ich dir das auch glauben, wenn du mir nicht endlich erzählst, was mit dir los ist! Ist doch klar, dass sich das für mich ziemlich komisch anhört, wenn du mir sagst, dass du verfolgt wirst!“, antwortete Saga leicht aufgebracht, doch tat ihm dies schnell leid, denn er wusste, dass er nicht so überreagieren sollte. Es lag immer noch bei Tora selbst, was er ihm sagen wollte und was nicht. Saga hatte da rein gar nichts zu entscheiden, geschweige denn das Recht, ihn dazu zu zwingen. „Ja, ich weiß. Ich würd es wohl auch nicht glauben können, nur kann ich dir es noch nicht erzählen. Ich kann einfach nicht und erstrecht nicht hier im Supermarkt.“ Ein Schweigen trat ein und Saga fuhr sich durchs braune Haar. Stimmt ja! Sie waren ja immer noch beim einkaufen. Langsam ging er auf den Schwarzhaarigen zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Schon gut, schon gut. Kannst es mir erzählen, wenn du denkst, dass du es kannst. Ich zwing dich zu nix. Mach du ruhig. Ich warte, doch denke nicht, dass mich das nicht trotzdem wahnsinnig macht!“, murrte er, schnappte sich den Arm des Größeren und zog ihn mit sich durch den Laden. Schnell waren Chips und Bier gefunden und als sie den Laden mit ihren Errungenschaften verließen, um sich auf den Weg zur Videothek zu machen, waren sie wieder beim eigentlichen Anfangsthema angekommen. „Willst du einen bestimmten Film sehen?“ „Soll ich ehrlich sein?“ Saga nickte und schaute Tora fragend an, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte. „Sag an.“ „Okay“, begann der Schwarzhaarige und eine leichte Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt. „Ich kenne keinen einzigen Film. Ich habe keine Ahnung davon und falls ich mal fern gesehen hab, war es meist der Discovery Channel.“ Erneut verfielen die Beiden in ein Schweigen, während der Brünette wiederholt seinen Ich-glaubs-nicht-Blick aufsetzte. Tora mutierte von Minute zu Minute mehr zu einem menschenfremden Wesen. Er kannte wirklich keinen einzigen Film und kannte nicht eine dieser hirnverbrannten Sendungen, die im Fernsehen liefen? Doch als Saga den Blick des Anderen sah, wusste er, dass dies die Wahrheit war. „Da haben wir ja ne Menge nachzuholen, mein Freund“, sagte er schmunzelnd, nachdem er sich gefangen hatte und zog den Anderen mit sich in die Videothek. Grübelnd wanderte er durch die Regalreihen und zog ab und zu mal einen Film raus, oder stellte einen oder zwei zurück. Tora folgte ihm schlurfenden Schrittes. Sagas murmelnde Worte bekam er gar nicht mit. Er schaute sich lieber mit großen Augen um. Einige Regale reichten bis unter die Decke, andere gingen ihm grade mal bis zur Hüfte, dann gab es noch eine Kinderfilmabteilung und genau nebenan war auch schon der Erotikteil. „Wusste gar nicht, dass es so viele Filme gibt“, nuschelte er und wandte sich Saga zu, der sich anscheinend endlich für ein paar Filme entschieden hatte und nun zur Kasse ging. „Tja, manchmal kann ich es auch nicht so ganz glauben“, sagte dieser, nahm das Restgeld entgegen, schnappte sich die Filme und ging Richtung Ausgang. Tora folgte ihm stolpernden Schrittes. „Dann lass mal schnell nach Hause gehen und alles vorbereiten, nä?“, sagte der Brünette und grinste den Größeren an. „Ja“, antwortete dieser etwas kleinlaut, schaute sich nochmals rasch um, ehe er ihm folgte. Das mulmige Gefühl ließ ihn jedoch nicht los. Irgendwer beobachtete ihn, das konnte er spüren. Nur wer es war, das war ihm ein Rätsel. ~+~ „Sooo~…Endlich fertig!“ Seufzend ließ sich Saga auf das Sofa sinken. Den Lappen den er bis eben noch in der Hand hatte, schleuderte er in die nächstgelegene Ecke. „Ich hab keinen Bock mehr zu putzen! Wer hätte auch ahnen können, dass es SO schlimm um diese Bude steht?!“, motzte er und schloss die Augen. Den aufkommenden Schweiß auf seiner Stirn wischte er mit seinem Handrücken ab. Er sollte eigentlich mal duschen, doch dazu hatte er am wenigsten Lust. Warum sollte er sich für seine besten Freunden „schick“ machen? Ne, duschen gehen war ausgeschlossen, umziehen wäre vielleicht noch drin. „Ich hab auch keinen Bock mehr auf putzen“, drang es aus der Küche und nur wenige Sekunden später stand Tora vor dem Brünetten und seufzte ebenfalls. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er so viel Dreck auf einmal gesehen hatte. Erschöpft schüttelte er sein schwarzes Haupt und ließ sich neben den Kleineren sinken. „Wir sollten uns wohl mal umziehen. Die anderen kommen gleich“, sagte er und fuhr sich durchs Haar. „Glaub mir“, begann Saga nach einem kurzen Schweigen. „Die kommen noch nicht. Die kommen MINDESTENS eine halbe Stunde zu spät.“ Er warf dem Größeren einen vielsagenden Blick zu und schmunzelte, als dieser begriff worauf er anspielte. „Shou?“, fragte er vorsichtig und schaute ganz verwirrt drein, als der Brünette zu lachen anfing. „Natürlich Shou! Wer denn sonst?! Keiner brauch so lange wie er im Bad!!! Das kann sogar noch länger dauern, wenn Nao nicht einschreiten würde!!!“, sagte er, immer noch glucksend, während sich langsam ein Grinsen auf Toras Gesicht schlich. Er hätte es eigentlich wissen können. Plötzlich spürte er wie sich etwas in seinen Schoß legte und als es sah, dass Saga seinen Kopf auf seine Beine bettete, zwinkerte er etwas verdutzt. Dieser grinste ihn nur an, fuhr sich durch die ohnehin schon zerzausten Haare und schloss die Augen. „Dieses scheiß Putzen hat mich ganz fertig gemacht“, murrte er und legte seine linke Hand auf seine Brust, während seine Rechte ihren Platz auf seinem Bauch fand. Vorsichtig strich ihm Tora die hellen Strähnen aus der Stirn und fuhr ihm zögernd über die Wange. Er schwieg, antwortete ihm nicht, sondern wartete einfach eine Reaktion des Anderen ab, doch nichts geschah. Dieser lag immer noch da, atmete ruhig und hielt seine Augen geschlossen. „Saga?“ „Hm?“ Langsam öffnete der Kleinere ein Auge und schaute zu dem Schwarzhaarigen hoch. Dieser holte tief Luft und schaute zur Seite. „Tut mir Leid wegen vorhin.“ „Was tut dir leid?“ Nun hatte Saga beide Augen geöffnet und schaute fragend zu dem Größeren hoch. „Na, dass ich dich geküsst habe, obwohl du das gar nicht wolltest und dann noch das im Zimmer. Ich hätte dich einfach in Ruhe lassen sollen. Tut mir Leid.“ Beide schwiegen, während Tora weiterhin betreten zur Seite blickte. Es verwirrte den Brünetten, dass der Andere sich bei ihm entschuldigte, obwohl er es doch eigentlich gewollt hatte. Er wollte von ihm geküsst werden und doch… Er wusste nicht warum er letzten Endes so abweisend reagiert hatte. War es vielleicht die Enttäuschung die aus ihm sprach, als nichts weiter außer diesem unschuldigen Kuss passiert war? Oder war es doch die Angst davor, dass es vielleicht nicht richtig war, was sie taten? Doch wie konnte etwas, das sich so gut anfühlte, falsch sein? Nein, das war es wohl nicht. „I…ist schon okay, Tora“, sagte er leise, nach einer Weile und begann sich auf die Lippe zu beißen, als der Schwarzhaarige nur mit einem ‚Ok’ antwortete. Er war aber auch ein Idiot! Der Größere meinte es ja nicht böse und trotzdem verwirrte er ihn so dermaßen, dass er ihn sogar dazu brachte, sich für Sachen zu entschuldigen, die er überhaupt nicht zu verschulden hatte. Es war immer noch seine Schuld und dass er auch einfach selbst nicht wusste, was mit ihm los war. Leider hatten dabei immer die Anderen und besonders Tora, das zu spüren bekommen. Nach etlichen Sekunden fasste sich Saga nun doch ein Herz, griff über seinen Kopf nach Toras Hand, die auf der Sofalehne ruhte und drückte sie leicht. „Es stimmt nicht“, begann er leise und schaute immer noch zu dem Anderen hinauf. Dieser blickte verwirrt auf seine und Sagas Hand und nicht zuletzt in das Gesicht des Kleineren. „Was stimmt nicht?“, fragte er langsam und schaute dem Brünetten in die dunklen Augen. „Das ich dich nicht küssen wollte. Das stimmt nicht. Ich wollte es“, wisperte er und drückte Toras Hand noch etwas fester. „A…aber wieso…was…?“, begann der Schwarzhaarige, doch der Brünette unterbrach ihn. „Ich weiß es doch auch nicht genau. Lag wohl daran, dass ich etwas enttäuscht war, dass nicht mehr passiert ist, als dieser eine Kuss“, nuschelte er und wandte seinen Blick von Tora ab. Er spürte die Hitze in seinem Gesicht und leckte sich über die trockenen Lippen. Der leichte Druck, den Toras Hand auf seine ausübte, wurde etwas stärker. „Das nichts mehr passiert ist? Du wolltest also mehr?“ Saga nickte, er brauchte den Anderen nicht anzusehen, um zu wissen, wie dessen Miene war. „Ja“, flüsterte er kaum hörbar, wollte aufstehen - er wollte von Tora weg. Weg von ihm und diesem unglaublichen Kribbeln in seiner Magengegend. Doch er konnte sich gerade halbwegs aufsetzen, als der Größere ihn plötzlich festhielt. „L…Lass mich, Tora“, wisperte er leise, fast schon mit verzweifelter Stimme, als er spürte, wie sein Blick verschwamm und hinter einem dichten Schleier aus Tränen schwand. „Nein, ich lass dich nicht los, Saga“, antwortete dieser ruhig und hielt den anderen noch etwas stärker an der Taille fest. Der Griff an Sagas Oberarm lockerte sich. Er spürte, wie die warme Hand des Anderen langsam über seine Wange wanderte, weiter zu seinem Kinn und nun seinen Kopf anhob und ihn somit zwang, ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich werde es nicht lassen, solange du nicht endlich weißt, was du empfindest“, sagte der Schwarzhaarige mit fester Stimme und blickte ernst in die dunklen Augen seines Gegenübers. Diesem liefen die Tränen über Wangen, bis hinab auf Toras Hand, wo sie sich in tausend mikroskopisch kleine Tropfen zersprangen. „A…aber ich weiß doch, was ich empfinde“, schluchzte er leise und hielt sich an dem Anderen fest, um ihn nicht zu entgleiten. „Dann sag es mir endlich.“ Mit großen, verschleierten Augen blickte der Kleinere auf, verstärkte seinen Griff noch etwas, schluchzte nochmals kurz auf. „Ich…ich will… dich…“, sagte er leise stockend und schluchzte nochmals auf, jedoch hielt er Toras Blick stand. Erneut biss er sich auf die Lippe, nur um sein Schluchzen zu unterdrücken, doch es ging nicht mehr. Wie als ob all die Last von ihm abfiel, die er mit sich herum tragen musste, brach es aus ihm heraus. Sein erbittertes Schluchzen erfüllte den Raum. Er startete nicht einmal mehr den Versuch es zu unterdrücken, geschweige denn seine Tränen wegzuwischen. Es machte sowieso keinen Sinn mehr, jetzt wo er sich dem Größeren offenbart hatte. Saga konnte selbst noch nicht einmal glauben, dass er wirklich diese Worte ausgesprochen hatte. Wusste nicht einmal mehr, wieso ihm diese Worte über die Lippen glitten, doch sie stimmte. Jedes einzelne Wort, jede Silbe die aus seiner Kehle fuhr hatte die Wahrheit in sich getragen und nun zu der Person gebracht, der sie galt. Zärtlich wischte Tora die Tränen von Sagas geröteten Wangen, fuhr ihm abermals schweigend durchs Haar und lächelte unentwegt. So langsam beruhigte sich auch der Kleinere wieder, jedoch hielt er sich noch an Tora fest. Krallte sich an ihn. Er sollte jetzt nicht einfach verschwinden. Nicht jetzt. Nicht später. Auch nicht morgen oder in einem Monat. Er sollte einfach bleiben. An Ort und Stelle. Hier mit ihm. Vorsichtig nahm der Schwarzhaarige das Gesicht des Brünetten in seine Hände, beugte sich zu ihm hinab und hauchte ihm einen Kuss auf die nassen Lippen. Rasch legte Saga seine Arme um Tora, zog sich näher an ihn heran, presste seinen Mund noch mehr auf den des Anderen. Vereinzelt liefen ihm noch Tränen über die Wangen, die sich irgendwo in der Luft und auf dem Sofa verloren. Seine Hände gruben sich immer mehr in das dunkle Haar des Größeren, als dieser zaghaft mit seiner Zunge die Lippenkontur des Brünetten nachfuhr, ehe er, ohne auf jeglichen Widerstand zu treffen, in den süßen Mund eindrang. Fast vorsichtig, scheinbar so als ob es ihr erster Kuss wäre, umspielten sich ihre Zungen, stupsten einander an. Langsam lösten sie sich voneinander, sahen sich gegenseitig an. Ein Lächeln huschte über Toras Gesicht, ehe er den Kleineren erneut kurz küsste. „Ich muss ziemlich scheiße aussehen“, kam es von Saga, wobei er sich mit seiner Hand über das Gesicht fuhr und eine Grimasse zog. Ein Lachen ertönte und der Brünette spürte nur wie er einen leichten Klaps auf den Kopf bekam. „Red nicht so nen Stuss. Weinende sehen niemals scheiße aus“, sagte der Schwarzhaarige grinsend und fuhr dem Kleineren über die geröteten Wangen. „Im Gegenteil.“ Erneut beugte er sich über Saga, um ihn zu küssen, als das laute Schrillen der Klingel sie zusammenzucken ließ. „Grad jetzt!“, murrte der Brünette leise, schob den verdutzt drein blickenden Tora von sich und machte sich auf den Weg zur Haustür. Wütend riss er die Tür auf und blickte in die breit grinsenden Gesichter seiner drei besten Freunde. Doch das Lächeln wich ihnen rasch aus dem Antlitz, als der Blick ihres Freundes sie traf. „Wir…wir können auch wieder gehen, wenn’s grad nicht passt“, sagte Hiroto hastig, als er in die wütenden und verweinten Augen Sagas blickte. Schnell trat er noch einen Schritt zurück und versteckte sich hinter Nao, der mit prüfendem Blick, seinen jüngeren Freund betrachtete. „Was ist los?“, fragte er ernst, während er die Tüte, die er noch in der Hand hielt, an den verwunderten Shou weiterreichte. „Nix ist los. Alles wieder okay“, kam es von dem Brünetten, der sich abermals über die Augen fuhr, ehe er dem großen Blonden die Tüten abnahm und mit dem Kopf nickte, um ihnen anzudeuten, dass sie doch eintreten sollen. „Sicher?“ Erneut traf ihn der Blick der Kleineren. „Sehe ich etwa so aus, als ob ich unsicher wäre?“, sagte er ernst und setzte einen noch düsteren Blick auf. Hiroto schluckte, Nao jedoch begann zu lächeln und umarmte seinen besten Freund kurz. „Gut“, sagte er mit fröhlicher Stimme. „Dann kann der Abend ja losgehen!“ ~+~ Es war schon recht spät und sie hatten schon einiges intus als sie sich endlich mal entschieden einen der Filme zu gucken, die sie ausgeliehen hatten. „Warum haben wir eigentlich nicht schon…ähm…dingens…Filme“, begann Hiroto, der schon ziemlich betrunken war, jedoch konnte er seinen Satz nicht beenden, da ihm anscheinend die Worte entfallen waren. Lachen klopfte ihm Nao auf dem Rücken, sodass der Kleine ein Keuchen ausstieß. Es sollte wohl ein Zeichen für Schmerz darstellen, denn der Älteste hatte schon ziemlich kräftig zugeschlagen. „Mensch! Du meinst, warum wir nicht früher angefangen haben!“, grölte Nao los und lachte erneut. Saga drehte nur beschämt den Kopf weg. Deswegen war er strikt dagegen, dass sie schon von Anfang an mit dem Saufgelage angefangen hatten. Aber nein! Shou bestand drauf, dass sie vorher „kleine Heitermännchen“, ja, so nannte der Blonde die sogenannten „Kurzen“, wegkippen um die Stimmung zu „lockern“. Nun konnte man das Resultat betrachten. Einer Person sollte man unter keinen Umständen Alkohol geben und das war der sonst so vernünftige Nao. Sobald er auch nur leicht angetrunken war mutierte er wohl zu der unerträglichsten Person auf diesem verdammten Erdball. Seufzend griff Saga nach seinem Bier und genehmigte sich einen Schluck. Auch er war leicht beschwipst, aber bei Weitem nicht so abgefüllt wie Hiroto, Nao und Shou. Jetzt fingen die anderen Beiden auch noch zu tanzen an, während der Jüngste freudig in die Hände klatschte und vor Lachen beinahe vom Sofa gefallen wäre. Tora, der die ganze Zeit neben dem Brünetten saß, beobachtete die Geschehnisse mit Bewunderung, aber auch Belustigung. Er wusste auch anscheinend nicht was er davon halten sollte, dass sich nun Shou das Hemd vom Leib riss und wie ein Indianer um Nao tanzte, welcher ein versteinertes Gesicht machte. Langsam drehte sich der Schwarzhaarige zum dem Anderen um und betrachtete ihn kurz. Saga schien gelangweilt, ja wenn nicht sogar sehr müde. Seine Augen waren halb geschlossen, mit seinen Gedanken ganz woanders. „Saga? Alles in Ordnung?“, fragte Tora vorsichtig nach und berührte den Anderen leicht an der Schulter. Dieser wandte sich ihm zu und blinzelte ihm verwirrt an. „Was soll schon sein? Alles okay. Naja, bis auf die Tatsache, dass Shou und Nao wieder mal Winnetou und Marterpfahl spielen, aber ansonsten könnte ich mich nicht beklagen. Wieso?“ Tora schüttelte seinen dunklen Schopf. „Nur so“, sagte er ruhig und lächelte. „Du wirkst so abwesend, da dachte ich, dass ich dich aufwecke.“ Saga begann zu schmunzeln und lehnte sich an den Größeren. „Ganz geschafft hast du es aber nicht“, kam es von ihm und schielte frech zu dem Anderen nach oben. Tora zog eine Augenbraue hoch und zeigte seine Zähne. „Und wie machen wir dich nun wach?“ Saga überlegte. Das Einzige was seine Laune jetzt noch heben könnte wäre eine gute Runde Wahrheit oder Pflicht. Wie er darauf kam wusste er nicht aber es war wesentlich besser als einen dieser Filme zu schauen. „Jungs! Herhören!!“ Shou und Nao drehten sich zu Saga und schauten ihn an als ob er ein lila Pferd wäre. Gleichzeitig begangen sie zu prusten und landeten sich gegenseitig in den Armen. Der Brünette seufzte auf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Einfach mal die Fresse halten! Ich hab ne Idee!“ Wieder wandten sie sich ihm zu und spitzten die Ohren. Saga schien nun bereit, etwas zu sagen. „So“, begann er und rieb sich grinsend die Hände. „Wie wär’s mit einer kleinen Runde Wahrheit oder Pflicht??“ Erst blickten ihn seine drei Freunde erstaunt an, dann fingen sie an loszulachen. Tora wusste nicht was er von dem Trubel halten sollte, wo er das Spiel nicht kannte. Er hatte nicht unbedingt ein gutes Gefühl dabei, aber wenn es zur allgemeinen Erheiterung diente, wollte er nicht der Miesepeter sein. „Na dann hauen wir mal reeeeiiiin!“, brüllte Shou los und ließ sich etwas tollpatschig auf dem Sofa nieder. Nao war das zu umständlich. Er pflanzte sich, wenn auch etwas unelegant, auf den Boden und schnappte sich die Flasche Wodka, die auf dem Tisch stand. Diese hielt er sich an die Brust, so als ob er sie beschützen wollte. Anerkennend nickte er Shou zu, während Saga erneut anfing zu sprechen. „Gut, dann fang ich mal an!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)