Feinde rettet man nicht... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Feinde rettet man nicht...5 ~~~~~ Seit Tagen hatte sich Schuldig nicht mehr gemeldet. Hoffentlich war ihm nichts zugestossen. Ken hatte Mitleid mit Omi, wie er so dasaß, traurig und verlassen. Wenn er ihn nur irgendwie aufheitern könnte. Vielleicht könnten sie mal wieder ausgehen. Ja, das war eine gute Idee. "Hey, Omi. Wollen wir heute ins Kino gehen?" "Was läuft denn?" "Keine Ahnung. Aber wir waren lange nicht mehr im Kino. Wir könnten doch einfach mal hingehen, in irgendeinen Film gehen und danach gehen wir noch was trinken. Ich kenn eine gemütliche Karaokebar." "Karaoke? Aber du singst bitte nicht! Das können wir den anderen Gästen nicht antun." Seit langem grinste Omi mal wieder. "Hey, ich kann gut singen!" "Aber nicht nachdem du was getrunken hast." "Wir können ja auch in eine normale Bar gehen..." "Okay. Du lässt ja vorher eh keine Ruhe." ~~~ Wenige Stunden später fand man Omi und Ken in einer kleinen gemütlichen Bar. Sie waren inmitten einer Diskussion über den Film, den sie sich eben angesehen hatten, als... "Wen haben wir den da? Sind das nicht 'Bombay' und 'Siberian'?" "Schuldig!" "Ja, das bin ich. Was macht ihr hier? Ausser, dass ihr die Luft verpestet?" Omi war verwirrt. Was war mit Schuldig los? Wieso war er so herablassend zu ihm? Nach sekundenlanger Sprachlosigkeit übernahm Ken für sie das Reden. "Wir machen das, was viele normale Menschen machen. Wir gehen aus. Was machst du hier? Drogen kaufen?" "Nein, ich zeig Nagi wie man durch die Läden zieht. Und wo man die richtigen Leute trifft. Eigentlich ist diese Bar eine gute Adresse, aber vielleicht haben sie heute nicht darauf geachtet, wen sie hereinlassen. Anders kann ich mir eure Anwesenheit nicht erklären. Komm, wir setzen uns da hinten hin. Dort ist die Luft sauberer." Schuldig und Nagi verschwanden in eine dunkle Ecke auf der anderen Seite des Raumes. "Was war denn das eben?" "Was meinst du?" "Na Schuldig. Er war ja richtig eklig." "Glaubst du, nur weil irgendwie irgendetwas zwischen euch ist, dass sich alles ändert? Dass er mir strahlend um den Hals fällt? Davon abgesehen, Nagi war dabei. Was glaubst du, ob er davon weiß?" "Okay, du hast Recht." "Ja. Jetzt lass uns bitte das Thema wechseln." ~Es tut weh. Warum war er so sarkastisch. Bedeute ich ihm etwa doch nichts?~ ~Hallo Kleiner. Wie geht es dir?~ ~...~ ~Bist du mir böse? Es tut mir leid, aber Nagi weiß nichts und so soll es bleiben.~ ~Versteh ich ja...~ ~...aber?~ ~Es hat weh getan.~ ~Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt an deinem Tisch sitzen, mich mit dir unterhalten, deine weiche Haut berühren und später...~ ~Später?~ ~...später zusammen mit dir nach Hause gehen. Neben dir einschlafen, neben dir aufwachen. So wie es alle Verliebte gerne tun.~ ~Verliebte?~ ~Hai Omi, ich bin verliebt in dich. Ich liebe jedes kleine Bisschen an dir.~ ~Schuldig! Nein, sprich nicht weiter. Nicht, nein... bitte...~ ~Warum? Omi, liebst du mich denn nicht auch?~ ~Ich... ich weiß es nicht. Und deshalb sollst du auch nicht weitersprechen... oder denken.~ ~Aber... ich dachte, du würdest meine Gefühle erwidern... ich spüre doch, dass du... aber... wieso doch nicht... ich weiß gar nicht... Du verwirrst mich...~ ~Schuldig, ich habe Gefühle für dich. Und vielleicht liebe ich dich auch. Aber ich bin mir nicht sicher.~ ~Nicht sicher...~ ~Ja und... ich will nicht sagen, ich liebe dich, wenn es am Ende vielleicht nicht stimmt. Und was ist, wenn ich dich wirklich liebe? Was wird sich dann ändern? Nichts, wir werden uns nur noch mehr nacheinander sehnen. Und seien wir mal ehrlich, das bringt uns nichts. Folglich wirst du am Besten nie von mir hören, dass ich dich liebe.~ ~Das ist herzlos.~ ~Es muss sein.~ "Hier ein Taschentuch." "Nani?" Ken hielt Omi ein Taschentuch hin. Der hatte gar nicht bemerkt, dass ihm eine Träne über das Gesicht lief. "Danke." ~Omi, bitte, sei nicht so grausam. Glaubst du nicht, dass es schlimmer ist, wenn wir zwar wissen, was der Andere fühlt, er es aber nicht sagt?~ "Komm Ken, wir gehen." ~Omi!~ "Wenn du meinst." Omi und Ken standen auf und gingen zur Tür. Kurz bevor Omi die Bar verließ, schaute er sich noch einmal um. Er traf Schuldigs Blick. Darin sah er unsäglichen Schmerz. Omi schloss langsam seine Augen und ging flugs zur Tür heraus und rannte fast um die nächste Ecke. Dort knickten ihm die Beine ein und er sank weinend zu Boden. Ken, den er fast umgerannt hatte, kniete sich zu ihm und sprach leise auf ihn ein. "Omi, was ist denn mit dir?" "Er... er... er liebt mich!" "Das ist doch toll! Oder?" "Nein, ist es nicht. Weil ich ihn doch auch liebe!" "Ich sehe das Problem nicht." "Wir haben keine Zukunft. Wir sind Berufskiller auf gegensätzlichen Seiten. Irgendwann werden wir uns auf Leben und Tod gegenüberstehen. Und wenn ihm dann was passiert..." Ken mussten daran denken, was Schuldig ihm gesagt hatte. 'Farfarello schleicht in seinem Zimmer herum wie der Tiger im Käfig. Aya hasst mich aufs Unermessliche. Beide wolle mich tot sehen. Je eher, desto besser.' "Aber du liebst ihn. Und da ist es egal ob ihr nun zusammen seid oder nicht. Wenn ihm etwas zustößt, bist du in jedem Fall unglücklich." "Aber..." "Nichts aber! Genieß die Zeit, die euch bleibt. Selbst wenn sie kurz sein sollte." "Du hast vielleicht Recht." ~~~ Schuldig und Nagi saßen immer noch in der Bar. "Schuldig! Schuldig!" "Hm? Hast du etwas gesagt?" "Nein, eigentlich frage ich dich nur seit einer geschlagenen halben Stunde, ob ich dir was zu Trinken mitbringen soll." "Seit wann bist du so sarkastisch?" "Schuldig, was ist mit dir los? Du legst dich pausenlos mit Farfarello an, bist ständig unkonzentriert und ohne es genau zu wissen, würde ich behaupten, du hast eben telepathisch mit einem unserer Feinde kommuniziert. Dabei würde ich mal auf Omi tippen." "Wie kommst du nur auf solche Ideen? Das ist doch völliger Schwachsinn. Erstens legt sich Farfarello immer mit mir an. Ich habe dabei keine Schuld, dass der Typ mich dauernd umbringen will..." "Oh ja, er hat unsere Namen in eine Lostrommel getan und gelost und dein Name stand auf dem Los. Sicher doch. Alles reiner Zufall." "..." "Verdammt Schuldig! Du hast ihn gereizt bis zur Besinnungslosigkeit, und seit geraumer Zeit dürfen wir dich regelmäßig vor ihm retten." "Kann schon sein..." "Es ist so. Und wenn du nicht aufpasst wird er dich eines Tages umbringen. Dann werden Crawford und ich dich nicht retten können. Dann wird es zu spät sein. Mich interessiert nur eines. Es muss doch einen Grund geben, dass du ihn so provozierst. Du scheinst dich nach dem Tod zu sehnen. Warum?" "Oje, warum wollen sie nur immer wissen warum. Das nervt. Aber wenn du dann Ruhe gibst, könnte ich dir einen Grund verraten." "Einen?" "Hai. Denkst du, es gibt nur einen bestimmten Grund sterben zu wollen? Es kann nicht nur einen geben. Es müssen mehrere sein, ansonsten lohnt es sich nicht. Ansonsten überwiegt der Wunsch zu leben." "Warum verrätst du mir nur einen?" "Sei nicht immer so neugierig. Das bekommt dir nicht." "..." "Ich fass es nicht, dass ich das dir jetzt erzähle. Naja, auch egal. Als ich jünger was, gab es in meiner Nachbarschaft viele Verbrecher. Mörder, Diebe und ähnliches. Alles ziemlich zwielichtige Gestalten und als Jugendlicher kam man allein nicht weit. Aber ich hatte einen Freund. Ralph. Er war etwa so alt wie ich jetzt und auch ein Berufskiller. Wir trafen uns jeden Abend in einem alten, verlassenen Haus. Immer um die gleiche Zeit. Ich war meist schon früher da. Und wenn er dann kam, brachte er mir bei, was er konnte. Wie man sich anschlich, wie man kämpfte... halt alles, was man als Killer wissen muss, um nicht erwischt zu werden und um zu überleben. Jeden Tag zeigte er mir etwas anderes. Ich lernte schnell. Zwischen uns entstand eine tiefe Freundschaft. Nein, es ging über eine Freundschaft hinaus. Ich hatte zu der Zeit viele Frauen und auch Männer gehabt, aber keiner von ihnen verstand mich wie er. Ihm konnte ich alles erzählen. Wir ergänzten uns perfekt. Wir lagen auf einer Wellenlänge. Wenn wir uns liebten, liebten wir uns wirklich, nicht dieses zack rein und wieder raus. Ralph hat mir gezeigt, dass es auf der Welt Liebe gibt..." "Was ist passiert?" "Eines Tages hatte er einen Auftrag. Ich war wie immer viel zu früh an unserem Treffpunkt und wartete ungeduldig auf ihn. Vor lauter Langeweile und weil ich es nicht erwarten konnte, ihn zu sehen, beschloss ich ihm entgegenzugehen. Er hatte mich nie auf eine seiner Missionen mitgenommen, trotzdem wusste ich immer, wo er war. So geschah es, dass ich ihn ziemlich schnell fand. Er war gerade inmitten eines Kampfes und ich stand gespannt abseits des Geschehens. Was dann passierte... es ging so schnell... Ein Typ ergriff mich plötzlich von hinten - es muss ein weiterer Feind von Ralph gewesen sein - und rief nach ihm. Der Dreckskerl hielt mir eine Automatik an den Kopf und sagte, er würde mich erschiessen, wenn Ralph sich nicht ergeben wolle und der ließ von dem Anderen ab und der Typ mit der Knarre schleuderte mich ihm entgegen. Ich strauchelte und fiel, dann hörte ich nur noch einen Schuss und als ich mich umdrehte, fiel er mir entgegen. Er fiel mir direkt in die Arme und die Typen hauten ab. Und während ich ihm in den Armen hielt, nahm er seine letzte Kraft zusammen und flüsterte mir zu: 'Schuldig, es ist vorbei. Und ich hatte noch Glück. Ich bin noch ziemlich alt geworden.' Ein schwaches Lachen kam ihm über die Lippen. Ich frage mich heute noch, wie er damals lachen konnte. Aber er sprach noch weiter. 'Weißt du, so ist es am Schönsten zu sterben. In den Armen seines Geliebten.' Ich antwortete ihm: 'Dann will auch ich jetzt sterben. Ohne dich kann ich nicht leben.' Und wieder lachte er. 'Nein Schuldig, du musst weiterleben. Für mich. Bitte werde wenigstens so alt wie ich. Versprichst du es mir?' Ich versprach es ihm unter einem Meer von Tränen. Und ich schwor mir, nie älter wie er zu werden, denn das kam mir einem Verrat gleich. Nun bin ich so alt wie er. Aber ich bin nicht so feige und bringe mich selbst um. Nein, ich will im Kampf sterben. Deswegen habe ich Farfarello in letzter Zeit gereizt. Ich will einfach nur meinen Eid erfüllen. Das musst du doch verstehen." "Gibt es nichts, was dich von deinem Eid abbringt?" "Nein." ~Nein, nichts wird mich von diesem Eid abbringen. Nicht einmal Omi. Nicht einmal mehr er. Selbst wenn er mich liebt. Nur zu gern würde ich ihm etwas von dem geben, was mir Ralph gegeben hat. Etwas Liebe. Aber er lässt mich ja nicht. Noch ein Grund zu sterben. Verzweiflung, weil er meine Liebe nicht erwidert.~ ~~~ OWARI Teil 5 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)