Elementical von Ayu ================================================================================ Kapitel 1: Abenteuer in der Wüste --------------------------------- Es war einer dieser irrsinnig heißen Tage, an denen man besser gar nicht aus dem Haus ging – einer jener Tage, deren Hitze einen schier in den Wahnsinn treiben konnte. Aviva war bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Ihr schulterlanges Haar und auch ihre dünnen Klamotten klebten überall an ihrem Körper fest und ihre ohnehin zu großen Schuhe rieben an ihren Fersen. Die Nacht hatte sie bei einem jungen Paar verbracht, das ihr davon abgeraten hatte am Tag zu reisen. Inzwischen wünschte Aviva sich nichts sehnlicher als dass sie auf die jungen Leute gehört hätte, denn dann wäre ihr jetzt mit Sicherheit einiges erspart geblieben. Nach einiger Zeit griff sie in ihre Tasche und zog ihre Trinkflasche bereits zum zehnten mal heraus, nur um ein weiteres mal festzustellen, dass in der Flasche kein einziger Tropfen mehr war. Vollkommen entmutigt ließ sie die Flasche wieder zurück in ihre Tasche sinken. Warum nur hatte sie nicht auf das Pärchen gehört, das ihr diese Hitze prophezeit hatte? Warum nur musste sie ihren Sturkopf immer wieder durchsetzen und die Warnungen anderer einfach in den Wind schlagen? Was hatte sie sich nur dabei gedacht zu reisen obwohl sie doch wusste, das es am Tag brütend heiß werden würde? Fragen über Fragen schossen ihr in diesem Moment durch den Kopf, während sie sich weiter durch diese endlos scheinende Wüste schleppte. Inzwischen konnte sie schon gar nicht mehr sagen wie viel Zeit vergangen war, seit sie in den frühen Morgenstunden aufgebrochen war und das obwohl sie normalerweise ein ausgezeichnetes Zeitgefühl hatte. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher als einen kühlen schattigen Platz und etwas zu trinken. Aviva blieb stehen und schaute in den Himmel – in den strahlend blauen Himmel, an dem kein einziges Wölkchen zu sehen war, das vielleicht etwas Regen versprochen hätte. Sie seufzte uns schaute sich um in der Hoffnung irgendwo in der Ferne ein Dorf, eine Stadt oder wenigstens einen schattenspendenden Baum zu erspähen, doch alles was sie sah war dieser steinharte, staubtrockene Boden. Was war nur aus den saftig grünen Wiesen geworden und aus den Bäumen, die früher diese Gegend schmückten? Von all dem was sie in ihrer Kindheit hier angetroffen hatte war jetzt nichts mehr zu sehen. Als sie sich weiter umsah bemerkte sie zum ersten mal, dass sie keine Ahnung mehr hatte wo genau sie überhaupt war – sie war vollkommen Gedankenverloren durch die unbarmherzige Hitze gegangen und hatte somit jetzt vollkommen die Orientierung verloren. Aviva seufzte ein weiteres mal und schleppte sich weiter durch die Hitze, diesmal jedoch sah sie sich immer wieder um. Was war hier in den vergangenen fünf Jahren geschehen, dass von all der Natur, die diesen Ort früher schmückte jetzt gar nichts mehr zu sehen war? Die Antwort auf diese Frage konnte Aviva sich eigentlich selbst beantworten, denn genau auf dieselbe Art und Weise wurde ihre Heimat zerstört. Alles begann vor drei Jahren, als die dunklen Magier die Oberhand in diesem Land bekommen hatten – als der neue König den Thron von Elementical bestiegen hatte. Natürlich hatten die Magier des Lichts unzählige male versucht den König von seinem Thron zu stürzen und es gab in dieser Zeit auch duzende Kriege, aber letzten Endes hatten die Magier der Dunkelheit immer die Oberhand behalten. Bei einem dieser Kriege kamen auch Avivas Eltern ums Leben. Seither war nichts mehr so wie es schien. Einige Städte hatten Reichtum in Überfluss, das waren jene Länder die auf der Seite des Königs standen. In diesen Regionen war der Boden fruchtbar und er brachte jedes Jahr ein gute Ernte. In anderen Regionen sah es so aus wie hier. Die Flüsse waren ausgetrocknet, der Boden war Steinhart und die Ernte konnte man ohnehin vollkommen vergessen, denn hier regnete es bereits seit Jahren nicht mehr. So sah es in jenen Regionen aus, die sich gegen den König stellten. Magier die sich nicht damit abfinden wollten und auf die Seite des Königs wechselten wurden durch das ganze Land gejagt. So ging es auch Aviva. Nachdem die Königlichen Truppen ihre Eltern und auch ihren älteren Bruder getötet hatten entwickelte sie einen ungemeinen Hass auf den König von Elementical. Sie schwor Rache und hatte sogar schon einmal einen Angriff gestartet. Seither lebte sie in ständiger Angst, die königlichen Truppen im Nacken. Vor knapp einer Woche hatte sie beschlossen in ihre Heimat zurückzukehren, in der Hoffnung die königlichen Truppen würden ihr dorthin nicht folgen, doch sie hatte sich geirrt, denn sie wurde weiter verfolgt und auch jetzt in diesem Moment spürte sie, dass der Feind nicht weit war. Aviva blieb ein weiteres mal stehen und sah sich um, doch sie sah nach wie vor nichts weiter als Wüste vor sich. Bildete sie sich die Gefahr nur ein? Zumindest wäre dies kein Wunder gewesen, denn die Hitze, die von Minute zu Minute unbarmherziger wurde, konnte einen wahrlich in den Wahnsinn treiben. Angespannt lauschte sie in den kaum vorhandenen Wind hinein, doch alles was sie hörte war ihr eigener Atem und das Schlagen ihres Herzens. Und doch war da noch etwas anderes, etwas was hier nicht hingehörte, etwas Böses. Sie spürte auch, dass ihr Feind kein Mensch oder ein Tier war, doch sie wusste, dass dieses Wesen - was immer es auch war gefährlich war - gefährlich und unglaublich Bösartig war. Sie konzentrierte sich weiter, in der Hoffnung das Wesen aufspüren zu können, doch es war eher so, dass dieses Wesen sie aufspürte, denn plötzlich hörte sie einen lauten Atem hinter sich. Erschrocken und vor Schreck halb erstarrt fuhr sie herum und schaute diesem Wesen direkt in die Augen. Vor ihr stand etwas, das sie zuvor noch nie gesehen hatte. Eine Kreuzung aus einer Spinne, einem Greifvogel und einem Menschen. Der Kopf und auch der Körperbau ähnelten den eines Menschen, doch das Wesen hatte die bösartig funkelnden Augen einer Spinne und auch 8 lange beharrte Spinnenartige Beine. Zudem hatte dieses Etwas auf dem Rücken Flügel, die definitiv von einem Greifvogel stammen mussten und anstatt des Mundes hatte das Wesen einen Schnabel, der aussah wie der eines Adlers. Aviva starrte das Wesen weiterhin angewidert an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Dann bewegte das Wesen seinen Schnabel und sagte: „Endlich hab ich dich gefunden Prinzessin Aviva von Aquantica.“ Aviva schluckte. Woher wusste dieses Wesen wer sie wirklich war? Sie hatte in den letzten drei Jahren zu niemanden gesagt, dass sie die Prinzessin des Nachbarlandes war, woher also wusste dieses Wesen es? „Ich weiß es, weil der König von Elementical es mir erzählt hat – er sagte mir ich soll dich zu ihm bringen, egal ob lebend oder tot!“, sagte das Wesen wobei ein spöttischer Unterton nicht zu überhören war. Aviva blickte überrascht drein. Konnte dieses Ding Gedanken lesen, oder war ihr ihre Frage einfach nur deutlich aufs Gesicht geschrieben? Sie schluckte ein weiteres mal und fragte schließlich mit leicht zitternder Stimme: „Wer, oder besser gesagt was bist du?“ Das Wesen legte den Kopf nach hinten und für einen Moment lang sah es so aus als würde es grinsen. Dann funkelten seine Augen Aviva ein weiteres mal spöttisch und auch bösartig an: „Ich bin ein Mespad, ein Kreuzung aus Spinne, Mensch und Adler! Von unserer Gattung gibt es nur wenige, aber man kann durchaus sagen, dass wir zur gefährlichsten Rasse auf diesem Planeten zählen!“ Aviva schluckte ein weiteres mal. Sie hatte schon einmal vor einiger Zeit etwas von den Mespads gehört, doch sie hatte noch nie zuvor einen gesehen. Sie wusste, dass diese Wesen das Böse verkörperten und keine Gnade kannten, da sie keine Seele hatten und sie wusste auch das diese Wesen unglaublich stark waren so dass bisher niemand einen Kampf gegen sie überlebt hatte. Sie wich ein paar Schritte zurück. Was sollte sie jetzt tun? Wenn diese Mespads wirklich so stark waren wie sie gehört hatte, dann hatte sie keine Chance. Offenbar konnte der Mespad ihre Angst spüren, denn er verzog den Schnabel, so dass es ein weiteres mal so aussah als würde er hämisch grinsen. „Hast du etwa Angst Prinzessin Aviva von Aquantica?“ Aviva starrte den Mespad an unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Wie um alles in der Welt konnte der König von Elementical nur herausgefunden haben, dass sie – Aviva – die Prinzessin von Aquantica war? Sie verstand es nicht und während sie weiter vor sich hingrübelte holte der Mespad auch schon zum Schlag aus und nagelte sie am Boden fest. Aviva versuchte sich zu befreien, doch sie wurde von acht übermächtigen beharrten, dicken Spinnenarmen festgehalten. Der Mespad sah sie aus hämisch funkelnden Augen an und fragte ein weiteres mal: „Hast du Angst Prinzessin?“ Aviva schluckte, doch dann machte sich auf ihrem Gesicht ein Grinsen breit: „Angst? Vor so einem hässlichen Ding wie dir? Niemals!“ „Wenn du dich jetzt noch nicht fürchtest wird es allerdings höchste Zeit!“, zischelte der Mespad mit seiner kalten Stimme, was dazu führte, dass Aviva anfing am ganzen Körper zu zittern denn ihr lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Ihr wurde klar, dass sie sich in einer Ausweglosen Situation befand. Der Mespad hatte sie unter sich festgenagelt und sie konnte sich nicht einem Millimeter bewegen. Allerdings wollte sie sich auch nicht so schnell geschlagen geben, also musste sie sich schnell etwas einfallen lassen um sich irgendwie zu befreien. Plötzlich kam ihr eine Idee, sie hatte zwar keine Ahnung ob es etwas bringen würde, zumal sie gehört hatte, dass Magie gegen diese Wesen nichts ausrichten konnte, dennoch war es doch zumindest einen Versuch wert. Sie schloss die Augen und fing an sich auf den Mespad zu konzentrieren, genauer gesagt auf sein Herz, dann murmelte sie leise, kaum hörbar: „Se!“ Als sie die Augen wieder öffnete musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass dies rein gar nichts gebracht hatte. Anscheinend stimmte es was man sich über die Mespad erzählte – sie waren Wesen, an denen Magie einfach abprallte, dies war wohl auch der Grund weshalb sie so gefährlich waren. Andererseits dachte sich Aviva, hatte sie sich vielleicht einfach nicht genug konzentriert. Also schloss sie ein weiteres mal die Augen und konzentrierte sich diesmal auf einen Punkt zwischen ihr und dem Mespad. Als sie einen passenden Punkt gefunden hatte murmelte sie ebenso leise wie schon zuvor: „Rirbi!“ Doch auch diesmal war nichts von dem zu sehen was eigentlich da sein sollte. Aviva bekam es mit der Angst zu tun. Sie war immer noch am Boden durch den Mespad festgenagelt und konnte sich nicht bewegen und auch ihre Magie zeigte keinerlei Wirkung gegen den Mespad, welcher natürlich längst bemerkt hatte, dass sie versucht ihn mit Magie zu bezwingen. Er setzte mit seinem Schnabel wieder ein hämisches Grinsen auf und zischelte: „Ich sagte doch es wird höchste Zeit dass du Angst bekommst – deine Magie bringt gegen mich rein gar nichts!“ Aviva schluckte zum wiederholten male. Sie wusste dass der Mespad Recht hatte, ihre Magie hatte keinerlei Wirkung auf ihn gezeigt, das hatte sie ja selbst gesehen. Sie starrte ihm nun direkt in die Augen und ein weiteres mal lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Was sollte sie nun tun? Mit ihrer Magie kam sie in diesem Fall nicht weiter, das wusste sie ganz genau, doch sie wollte ihr Leben auch nicht einfach so verwerfen. Als sie das Wesen ein weiteres mal anstarrte hatte sie dann endlich einen Geistesblitz. Es mochte ja sein, dass die Magie gegenüber dem Mespad nichts brachte, aber wer sagte, dass es nichts brachte wenn sie die Magie gegen sich selbst wendete? Aviva schluckte, denn sie wusste, dass es gefährlich war, dennoch hatte sie keine andere Wahl. Sie schloss nun bereits zum dritten mal die Augen und konzentrierte ihre Magie auf sich selbst, dann rief sie diesmal mit voller Kraft: „Esw!“ Das hatte zur Folge, dass der Mespad sie noch fester gegen den Boden drückte und knurrte: „Gibs auf Prinzessin, gegen mich hast du keine Chance!“ Aviva stockte der Atem. Warum nur hatte es nicht geklappt? Warum um alles in der Welt konnte sie sich nicht verwandeln? Ihre Verzweiflung war ihr anzusehen und sie schien dem Mespad in jedem Fall Freude zu bereiten. Was ihr am allerwenigsten gefiel war, dass er Recht hatte. Sie hatte alles versucht und nichts hatte irgendeine Wirkung gezeigt. Sie war ihm hilflos ausgeliefert, das war ihr Ende. Sie starrte den Mespad ängstlich an und fragte mit zitternder Stimme: „Was hast du jetzt mit mir vor?“ Der Mespad funkelte sie belustigt aus seinen Spinnenaugen an, die aber zweifellos so gut sahen wie die eines Adlers während eines seiner Spinnenbeine langsam zu ihrem Hals wanderte und ihren Kehlkopf leicht nach unten drückte: „Nun ja, ich hab die Möglichkeit dich hier auf der Stelle zu schnell zu töten oder dich dem König auszuliefern der dich mit größtem Vergnügen Quälen wird!“ „U...und was...was wirst du jetzt tun?“, fragte sie während ihre Stimme weiterzitterte. Der Mespad funkelte sie weiter an, während eine seiner langen dünnen Spinnenarme zu einem Schlag ausholte, was Avivas Frage eigentlich schon beantwortete, offensichtlich hatte er vor sie gleich zu töten. Sie schluckte und kniff die Augen zusammen mit dem Hintergedanken, dass dies das Ende war. Wie aus dem nichts hörte sie dann jedoch eine dunkle, grollende Stimme die rief: „Reremmürtrezniets“ Kurz nachdem die Stimme verhallt war, wurde der Mespad von Aviva geschleudert und landete ein paar Meter weiter auf dem harten Boden. Aviva bemerkte dies und öffnete wieder zaghaft die Augen. Sie hatte die Stimme gehört, doch im ersten Moment dachte sie es wäre nur Einbildung gewesen. Mühsam richtete sie sich auf um Ausschau nach dem zu halten zu dem diese Stimme gehörte. Dann entdeckte sie ihn in der Ferne. Wegen der Hitze flimmerte die Luft um ihn herum, doch Aviva konnte trotzdem erkennen, dass er näher kam. Sie konnte erkennen, dass es ein junger braungebrannter Mann war. Als er schließlich vor ihr stand sah er unter seiner Kapuze auf Aviva herab und fragte: „Gnundro ni sella tsi?“ Daraufhin sah ihn Aviva nur fragend an. Was wollte dieser Mann von ihr? War er auf ihrer Seite oder war er ihr Feind? Woher kam er so plötzlich und was war das für eine Sprache? Die Verwirrung war ihr ins Gesicht geschrieben. Der Fremde wandte den Blick ab, denn der Mespad begann sich langsam wieder aufzurichten. Zornig funkelte der Mespad den Fremden an und knurrte mit eiskalter Stimme: „Was mischt du dich da ein Fremder?“ Der Fremde lächelte und streifte sich seine Kapuze herunter. Jetzt konnte Aviva auch erkennen, dass er schulterlanges dunkelbraunes Haar hatte, das er mit einer weißen Schnur zusammenhielt und dass über seinem rechten Auge eine Narbe war. Er sah den Mespad an und schwieg ihn fast schon frech an. Dies wiederum brachte den Mespad so richtig in Rage. Er richtete sich auf und stürmte wütend auf den geheimnisvollen Fremden zu. Aviva, die inzwischen auch aufgestanden war warf einen besorgten Blick zu dem jungen Mann und sagte: „Es wäre besser, wenn ihr wegrennt wenn euch euer Leben lieb ist. Selbst Magie hat gegen dieses Wesen keine Wirkung!“ Der Fremde lächelte nur und sagte in einem vollkommen gelassenen Ton: „Nebegmu Ereirrabztuhcs renie nov hcilßeilhcs tsi re, rednuw neik hcua tsi sad!“ Wieder sah Aviva ihn vollkommen verwirrt an, denn sie verstand kein Wort von dem was er ihr hier sagte. Der Fremde lächelte auch weiterhin, doch mit einem Schlag verfinsterte sich sein Gesicht und er rief wieder zu dem auf ihn zurasenden Mespad: „Hcoldre“ Unter dem Mespad erschien plötzlich eine große Grube in die das Wesen auch sofort fiel. Das einzige was man von ihm noch hörte war sein fluchen und der Fremde holte schon zu einem weiteren Schlag aus, denn er rief: „Eniwalniets“ Das Loch schloss sich wieder und von dem gefährlichen Mespad war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Aviva klappte die Kinnlade herunter. Wie war das möglich? Wie konnte der Fremde den Mespad mit Hilfe von Magie besiegen, wo ihre eigene Magie doch einfach abgeprallt war? Sie starrte ihn fassungslos an und er wandte sein Gesicht schließlich wieder ihr zu und fragte ein weiteres mal: „Gnundro ni sella tsi?“ Da Aviva ihn jedoch nicht verstand konnte sie ihm keine Antwort geben. Der Fremde verzog das Gesicht und fragte dieses mal erheblich ungeduldiger: „Tsi Gnundro ni sella bo tgarfeg hcid bah hci!“ Als er wieder keine Antwort bekam sondern nur fragend angesehen wurde knurrte er: „Saw redo buat ud tsib lam gas?“ Doch auch diesmal blieb die erhoffte Antwort aus. Der Fremde schnaubte und drehte sich um. Es war ihm zu blöd mit einem Mädchen zu reden, das ihm nicht einmal auf die einfachsten Fragen eine Antwort geben konnte. Als er weitergehen wollte sagte Aviva jedoch: „Halt, wartet!“ Der Fremde drehte sich noch einmal zu ihr um und funkelte sie aus seinen dunkelbraunen Augen an. Aviva sah ihn leicht verunsichert an und murmelte dann leise: „Vielen Dank für eure Hilfe, wenn ihr nicht gekommen wärt hätte mich dieser Mespad wahrscheinlich getötet. Mein Name ist Aviva und wie heißt ihr?“ Der Fremde schnaubte noch einmal kurz verächtlich, drehte sich dann um und ging fort. Dann blieb er aber doch noch einmal stehen und sagte kurz: „Nerutaerk ehcilrhäfeg eleiv dnis dnegeg reseid ni, fua hcue fua resseb lam etshcän sad tssap. Ilya eßíeh hci!“ Aviva sah ihn wieder vollkommen verwirrt an. Das einzige was sie an diesem Satz verstanden hatte war sein Name – Ilya. Aber was hatte er sonst noch gesagt? Ilya seufzte, als er bemerkte, dass sie offensichtlich wirklich kein einziges Wort verstanden hatte und grummelte: „Sag mal bist du so blöd oder tust du nur so?“ Die Tatsache, dass er auch normal sprechen konnte verwirrte Aviva jetzt nur noch mehr, so dass sie nicht einmal in der Lage war irgendetwas darauf zu erwidern. Ilya wurde all das allmählich wirklich zu blöd. Er drehte sich um und ging knurrend davon. Offensichtlich wollte dieses Mädchen ihn verarschen und so etwas mochte er ganz und gar nicht. Aviva hingegen wollte all das ebenso wenig auf sich sitzen lassen, also griff sie schnell nach ihrer Tasche, die zu Boden gefallen war, als der Mespad sie angriff und folgte Ilya. Dieser drehte sich ein weiteres mal genervt um und murmelte: „Hör zu kleines Mädchen! Es war mir ein Vergnügen dich zu retten, aber ich hab keine Lust für dich den Babysitter zu spielen!“ Aviva schnaubte kurz und antwortete dann erstaunlich gelassen: „Vielen Dank für ihre Hilfe, aber ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!“ Ilya hielt inne und musterte das Mädchen von oben bis unten. Dann brach er in schallendes Gelächter aus: „Klar kannst du auf dich selbst aufpassen, das hab ich gesehen!“ „Was kann ich denn dafür, wenn meine Magie einfach an dem Ding abprallt?“, maulte Aviva zurück. „Wenn du so blöd bist und noch nicht einmal bemerkst, dass der Mespad von einer Schutzbarriere umgeben war kann ich nix dafür!“ Aviva funkelte Ilya trotzig an, jedoch erwiderte sie nun nichts mehr. Ilya seufzte, drehte sich wieder um und ging weiter. Aviva hingegen blieb stehen und blickte ihm hinterher. Warum nur hatte sie nicht selbst bemerkt, dass der Mespad von einer Schutzbarriere umgeben war? War sie wirklich so blöd? Noch während sie sich diese Fragen stellte begann vor ihren Augen alles zu verschwimmen und ihr Körper sank langsam zu Boden. Ilya drehte sich erschrocken um, als er hörte, dass Aviva hinter ihm zusammenbrach. Schnell eilte er zu ihr und hievte sie auf seine Schultern. Offensichtlich war der Kampf mit dem Mespad wohl doch etwas viel für das Mädchen gewesen. Kapitel 2: Flucht ----------------- Rafal warf einen ungeduldigen Blick auf die Kirchturmuhr des Dörfchens Honka. Eigentlich hatte er sich bereits vor zwei Stunden mit seinem ehemaligen Studienkollegen hier verabredet, doch von diesem fehlte bislang jede Spur, was dafür sorgte, dass Rafal sich allmählich ernsthafte Sorgen machte. Natürlich war er es gewohnt auf ihn zu warten, sein Freund war noch nie der pünktlichste gewesen aber eine solche Verspätung kannte er bislang nicht von ihm. Er schaute sich um, doch sein Freund war nirgendwo zu sehen, stattdessen erblickte er ein Mädchen, dem seine langen rotbraunen Locken wirr in das von Sommersprossen gespickte Gesicht hingen. Das Mädchen war ihm bereits vorhin aufgefallen, doch da kümmerte er sich noch nicht besonders darum. Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Neugierde in ihrem Blick. Rafal versuchte nicht allzu auffällig zu ihr zu schauen, was ihm allerdings nicht sonderlich gut gelang. In Momenten wie diesen wünschte er sich so zu sein wie sein Freund, er hätte das Mädchen ohne Probleme ignorieren können. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er einen verstohlenen Blick zu dem Mädchen warf und allen Anschein nach bemerkte auch das Mädchen, dass es beobachtet wurde, denn plötzlich war sie verschwunden. Rafal wollte schon erleichtert aufatmen, als er hinter sich eine Stimme hörte, die weiblich klang: „Wer sind sie?“ Erschrocken fuhr der junge Mann herum. Hinter ihm stand das junge Mädchen, das ihn mit einem neugierigen Leuchten in ihren braunen Augen ansah. Wie nur hatte sie es geschafft innerhalb weniger Sekunden unbemerkt hinter ihn zu gelangen? Es gab nur zwei Wege in die enge Seitengasse zu gelangen in der er stand. Der eine hätte direkt an ihm vorbeigeführt und für den anderen Weg hätte sie mindestens fünf Minuten brauchen müssen. Rafal musterte das Mädchen ohne auch nur im Geringsten auf ihre Frage einzugehen – im Moment hätte er ohnehin keinen Ton herausgebracht. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie von oben bis unten braungebrannt war und er entdeckte auch eine Narbe an ihrem rechten Oberarm – offensichtlich eine Brandnarbe. Außerdem fand er, dass das Mädchen ziemlich freizügig herumrannte. Sie trug ein rotes, für seinen Geschmack viel zu kurzes Top und einen ebenso roten und ebenso kurzen Rock. Das Mädchen bemerkte dies natürlich und fragte schließlich: „Hast du nun genug geguckt?“ Daraufhin wandte Rafal sofort den Blick ab, sagte jedoch immer noch keinen Ton. Wer nur war dieses Mädchen? Gehörte sie vielleicht zu den königlichen Truppen und hatte sich nur als Passantin verkleidet? In diesem Fall musste er vorsichtig sein, er durfte sich auf keinen Fall verraten oder zeigen, dass er ein Magier war, denn dadurch würde er sein eigenes Todesurteil unterschreiben. Er sah das Mädchen wieder an und fing schließlich selbst an ihr eine Frage zu stellen: „Verzeiht, ich wollte euch nicht so anstarren, aber eure Blicke haben mich ein wenig irritiert!“ Das Mädchen runzelte die Stirn und fragte schließlich mit einer vollkommen übertriebenen Geste: „Warum so höflich mein Herr?“ Es war offensichtlich, dass sie aus einfachen Verhältnissen stammte und daher solch einen höflichen Umgangston nicht gewohnt war, aber in Rafals Augen hätte dies genau so gut gespielt sein können um ihm eine Falle zu stellen. „Nun, sollte man zu einer jungen Lady wie euch nicht immer höflich sein?“, fragte er mit einem nicht zu überhörenden Unterton in der Stimme. Das junge Mädchen lachte kurz auf und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen wobei auch ihre rotbraunen Haare nach hinten fielen und ihr nicht mehr so zerzaust ins Gesicht hingen. Sie sah ihn ein wenig belustigt an und erwiderte: „Junge Lady? Ich bitte sie mein Herr gerade eben haben sie mich mit einem Blick angesehen, der ihre Gedanken widerspiegelte! Sie sahen so aus als hätten sie sich gedacht, dass ich bestimmt auf der Straße lebe so heruntergekommen wie ich aussehe.“ Volltreffer! Genau dies waren Rafals Gedanken gewesen, aber woher wusste sie das? War er wirklich so leicht zu durchschauen? Ihm hatten ja schon viele Leute gesagt, dass man ihm seine Gedanken in den Augen ablesen konnte, allerdings hatte er immer geglaubt, dass diese Leute dies nur gesagt hatten um ihn zu ärgern. Er sah das Mädchen bestürzt an und hatte keine Ahnung was er ihr antworten sollte. Das Mädchen lächelte breit und meinte mit einem kurzen Schulterzucken: „Sie haben Recht mein Herr, ich lebe auf der Straße aber machen sie sich bitte keine Gedanken darum!“ Rafal sah sie nun doch mitleidig an. Er wollte dies eigentlich nicht, aber er konnte einfach nicht anders und so holte er seine Geldbörse heraus und hielt dem Mädchen ein Goldstück hin: „Hier nehmt dies! Es ist zwar nicht besonders viel, aber davon könnt ihr euch immerhin etwas vernünftiges zu Essen kaufen!“ Das Mädchen sah abwechselnd ihn und das Goldstück an, verzog kurz das Gesicht und sagte barsch: „Ich lebe vielleicht auf der Straße, aber ich bin keine Bettlerin, ich arbeite genau wie jeder andere auch für mein Essen, ich brauche eure Almosen nicht!“ Mit diesen Worten funkelte sie Rafal, der sie fast schon ein wenig bestürzt ansah und nicht so Recht wusste was er mit dieser Antwort anfangen sollte, an und sagte: „Sie haben mir übrigens immer noch keine Antwort auf meine Frage gegeben. Wer sind sie?“ Rafal sah sie ein wenig misstrauisch an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Mädchen zu den königlichen Truppen gehörte und doch hätte dies ebenso gut eine Falle sein können. Mit einem misstrauischen Blick sah er sie an und stellte nun auch endlich eine Gegenfrage: „Warum wollt ihr wissen wer ich bin? Ich bin nur ein gewöhnlicher Reisender!“ Sie sah ihn einen Moment lang so an als hätte sie ihn nicht verstanden, doch dann schüttelte sie den Kopf und sagte leise: „Sie sind kein gewöhnlicher Reisender, also sagen sie mir endlich die Wahrheit – wer sind sie?“ „Beantwortet mir zuerst meine Frage: Warum wollt ihr das wissen?“, sagte Rafal, der allmählich genervt war. Normalerweise war er die Ruhe selbst, aber jetzt drohte ihm der Geduldsfaden zu reißen, was wollte diese Frau von ihm? „Nun, ganz einfach ich muss doch wissen ob ich ihnen trauen kann oder nicht.“, antwortete sie mit einem kurz angedeutetem Schulterzucken. Rafal sah sie jetzt nur noch verständnisloser an. Er fragte sich wozu sie all das wissen wollte, wenn sie glaubte sie könne ihm nicht trauen, warum hatte sie ihn dann angesprochen und nicht einfach stehen lassen? Diesmal zog er es vor zu schweigen, er hielt es inzwischen für das beste sie zu ignorieren, wer konnte schon wissen was in ihr vorging, vielleicht war sie ja einfach nur eine verrückte, auch wenn sie auf dem ersten Blick keinen solchen Eindruck machte, aber es herrschten schließlich schwere Zeiten, da gab es viele Leute denen der Hunger oder andere Katastrophen zugesetzt hatte – sowohl körperlich als auch geistig. Sie musterte ihn ein weiteres Mal, schnaubte kurz und dann geschah etwas, wovon sie sich beide gewünscht hätten es wäre nicht geschehen. Die junge Frau streckte ihre Hände aus, murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann begannen ihre Hände zu brennen. Rafal brauchte einen Moment um zu begreifen was dort eigentlich vor sich ging, doch als er es begriff wich er schlagartig ein paar Schritte zurück. Sein erster Gedanke war, dass sie doch zu den königlichen Truppen gehören musste, warum sonst würde sie hier in aller Öffentlichkeit Magie anwenden. Er schluckte und versuchte die Ruhe zu bewahren, was ihm in diesem Moment nicht besonders gut gelang, er fühlte sich ertappt, wie eine Maus die soeben von der Katze entdeckt worden war. Was sollte er nun tun? Sollte er seine eigenen Magie benutzen um sich zu wehren und somit seine Tarnung aufgeben oder sollte er weiterhin so tun als hätte er mit Magie nichts zu tun und somit riskieren, dass er getötet wird? Er befand sich in diesem Moment in einer Zwickmühle aus der er nicht so ohne weiteres herauskam. Die junge Frau mit den brennenden Händen ging einen Schritt auf ihn zu und knurrte: „Was ist jetzt, wollen sie mir nun vielleicht endlich verraten wer sie sind?“ Rafal schluckte. Was sollte er tun? Er entschied sich vorerst für die zweite Möglichkeit, wenn es wirklich gefährlich werden sollte könnte er sich immer noch wehren: „Ich hatte euch doch bereits gesagt, dass ich nur ein gewöhnlicher Reisender bin!“ Die junge Frau mit den brennenden Händen ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und trieb ihn somit noch weiter in die Enge und plötzlich geschah es. Die beiden hatten nicht einmal die Gelegenheit schnell genug zu reagieren, als sie von mindestens einem Dutzend königlicher Soldaten umzingelt waren, die wie aus dem nichts aufgetaucht waren. Rafals erster Gedanke war, dass dies eine Falle war in die ihn die junge Frau geführt hatte, doch als er ihren bestürzten Gesichtsausdruck sah war er sich dessen nicht mehr ganz so sicher. Sie war kreidebleich und in ihrem Gesicht konnte man den Schock über das plötzliche Auftauchen der Soldaten richtig sehen, was Rafal allmählich daran zweifeln ließ, dass sie wirklich auf der Seite des Königs stand. „Sieh mal einer an, wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht unsere wohlbekannte illegale Magierin Longina ist!“, sagte der Kommandant des Wachtrupps mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck bevor er einen Blick zu Rafal warf und mit einem prüfenden Blick hinzufügte: „Und wen haben wir hier? Noch einen illegalen Magier? Sag wer bist du? Bist du etwa mit der jungen Dame befreundet?“ Rafal begriff anfangs nicht einmal, dass er angesprochen wurde und als er es allmählich begriff war er nicht im Stande auch nur ein Wort zu sagen. Als Rafal keine Antwort gab, kam der Kommandant näher und fragte dieses mal in einem deutlich schärferen Ton: „Ich habe gefragt wer du bist. Bist du auch ein illegaler Magier?“ Rafal, immer noch nicht im Stande ein Wort zu sagen schüttelte nur den Kopf. Würde er gestehen, dass er ebenfalls ein Magier war, der nicht auf der Seite des Königs stand und somit in diesem Lande illegal war, so würde er damit sein eigenes Todesurteil unterschreiben. Nun mischte sich das Mädchen ein, das offensichtlich Longina hieß und fuhr den Wachmann in scharfem Ton an: „Dieser junge Mann hat nichts mit mir zu tun, also lasst ihn in Ruhe!“ Vollkommen verblüfft sah Rafal nun zu ihr. Entweder, so dachte er sich, war sie sehr mutig oder sie war sehr dumm. Auch der Wachmann schien ein wenig verwundert über Longinas Reaktion, dann jedoch funkelte er sie an und in seinen Augen erschien ein bösartiges Glitzern, als er sagte: „So, so er hat also nichts mit dir zu tun. Und wer ist der junge Mann dann?“ Longina hob die Schultern und erwiderte: „Woher soll ich das denn wissen? Er ist wohl nur irgendein Reisender. Ich wollte ihn gerade eben ausrauben um mir mit seiner Hilfe mein Mittagessen zu finanzieren, aber dann seid ihr hier aufgetaucht und habt mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Über die Schulter des Wachmanns hinweg warf sie einen beschwörenden Blick zu Rafal, der ihm bedeutete zu schweigen und sich unter keinen Umständen einzumischen, doch wie hätte er das auch tun sollen? Er war im Moment viel zu verwirrt, zu verblüfft und zu durcheinander um irgendetwas zu tun. Er hörte den Kommandanten des Wachtrupps verächtlich schnauben, jedoch schien es so als hätte es ihm für den Moment die Sprache verschlagen. Hinter sich hörte er zwei weitere Wachmänner tuscheln, die wohl nicht besonders zuversichtlich waren, dass sie Longina dieses Mal fangen könnten, denn wie es schien war sie ihnen schon öfter entkommen. Der Kommandant wandte sich wieder an Rafal und fragte ein weiteres mal: „Wie ist euer Name?“ Er klang inzwischen ein wenig freundlicher ihm gegenüber, klang aber immer noch misstrauisch. Rafal hatte sich inzwischen immerhin so weit unter Kontrolle, dass er antworten konnte: „Mein Name ist Rafal!“ Der Kommandant gab einem anderen Wachmann ein Zeichen woraufhin dieser hastig eine Liste durchblätterte. Als er offensichtlich gefunden hatte was er suchte reichte er dem Kommandanten des Wachtrupps die Liste woraufhin dieser die Stirn kräuselte und einen weiteren Blick zu Rafal warf, ehe er fragte: „Rafal Sariscijene?“ Rafal nickte, blieb dieses mal jedoch stumm. Woher wusste dieser Mann seinen Nachnamen? Der Kommandant des Wachtrupps ließ sich von seiner Reaktion nicht beeindrucken, sondern hakte weiter nach: „Sie sind Rafal Sariscijene aus dem Ibilia-Tal?“ Auch dieses mal nickte Rafal woraufhin der Kommandant triumphierend lächelte und die Liste wieder an den anderen Wachmann reichte: „Rafal Sariscijene, sie sind gesucht wegen illegaler Magieanwendung nach den Paragraphen zehn, elf und zwölf des Gesetzbuches von Elementical, deshalb sehe ich mich gezwungen sie festzunehmen. Haben sie irgendetwas zu ihrer Verteidigung zu sagen?“ Rafal war so erschrocken über die Tatsache, dass man ihm auf die Schliche gekommen war, dass er nicht in der Lage war auch nur irgendeinen vernünftigen Ton herauszubringen, geschweige denn sich zu bewegen. Warum nur war er auf einen solch einfachen Trick hereingefallen, es musste doch so kommen. Warum hatte er sich nicht einfach einen anderen Namen überlegt anstatt seinen wahren Namen zu nennen? Er war wütend und enttäuscht von sich selbst, doch nun konnte er es nicht mehr ändern, allerdings wollte er sich auch nicht kampflos geschlagen geben, doch noch bevor er irgendetwas machen konnte oder gar auf irgendetwas reagieren konnte wurde er von Longina grob am Handgelenk gepackt und hinter sich hergezerrt. Als er sich umblickte bemerkte er, dass die Kleidung des Kommandanten in Flammen stand und dass einige seiner Männer bereits verzweifelt versuchten ihn zu löschen. Er konnte auch sehen dass der Kommandant vor Wut tobte und in ihre Richtung deutete und dann sah er, dass einige Männer mit scheppernden Rüstungen hinter ihnen her rannten. Offensichtlich wollte der Kommandant sie nicht ohne weiteres fliehen lassen. Longina zerrte ihn unterdessen weiter hinter sich her. Rafal war erstaunt darüber welch eine Geschwindigkeit sie an den Tag legte und mit welcher Geschicklichkeit sie sie mit ihm zusammen durch die Menschenmassen bewegte. Als vor ihnen auch einige Soldaten auftauchten bog Longina so scharf um die Kurve, dass Rafal beinahe gestolpert wäre, aber er konnte sich in letzter Sekunde doch noch fangen. Dummerweise hatte Longina sie direkt in eine Sackgasse geführt und sah sich nun verzweifelt nach einem Ausweg um während man die Wachmänner näher kommen hörte. Rafal deutete auf einen kleinen Mauervorsprung. Longina folgte seinem Blick und begann rasch nach oben zu klettern. Genau in diesem Moment kamen die Wachmänner um die Ecke gebogen, jedoch so schien es, stießen sie gegen eine unsichtbare Barriere. Dies gab Rafal die Gelegenheit Longina auf den Mauervorsprung zu folgen, von dem aus sie ein kleines Vordach erreichen konnten, auf welches sie sogleich kletterten. Die beiden hatten bislang kein Wort mehr miteinander getauscht nun jedoch fragte Longina mit etwas verzweifelter Stimme: „Wohin sollen wir als nächstes!“ Rafal, der ihr weiterhin folgte antwortete: „Über die Dächer. Wir müssen das Dorf verlassen so schnell wir können, wir müssen fliehen.“ Er sah dass Longina nickte und weiter nach oben kletterte, während er ihr weiterhin folgte. Als er sich umdrehte bemerkte er jedoch, dass nicht nur er ihr folgte, sondern dass auch die Wachmänner ihnen dicht auf den Fersen waren. Er hatte geglaubt, dass sie auf den Dächern sicher waren, da er davon überzeugt war, dass die Wachmänner mit ihren schweren Rüstungen ihnen dorthin nicht so schnell folgen konnten, doch wie er jetzt feststellen musste hatte er sich in diesem Punkt geirrt. Er sah zu Longina und rief ihr zu, dass sie schneller nach oben klettern solle. Als sie sich umschaute und die unmittelbare Gefahr hinter ihnen erkannte kam sie dieser Bitte auch sofort nach ohne weitere Fragen zu stellen. Schließlich hatten sie das Dach erreicht und rannten nun schnell darüber hinweg. Sie sprangen von Dach zu Dach, bis sie irgendwann schließlich wieder in einer Sackgasse landeten. Sie hatten bereits den Rand des Dorfes erreicht, doch beim Sprung von diesem Dach hätten sie sich sämtliche Knochen gebrochen und um umzukehren war es auch zu spät, denn dicht hinter ihnen kamen bereits die Wachmänner des königlichen Trupps und sie sahen, dass sich auch unter ihnen bereits die ersten Soldaten sammelten. Longina sah sich verzweifelt an, dann fuhr sie Rafal an: „Was sollen wir jetzt tun?“ Rafal, der genau so ratlos war und mindestens so verzweifelt fragte: „Woher soll ich das denn wissen?“ „Du bist ein Windmagier, also mach gefälligst irgendetwas!“, rief Longina immer noch völlig verzweifelt. „Was soll ich denn machen?!“, fragte Rafal, dem seine Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben stand, während sie nun von den Soldaten umzingelt wurden. Auch der Kommandant, der immer noch ein wenig angebrannt wirkte stand nun unter ihnen und rief zu ihnen hinauf: „Rafal Sariscijene und Longina de Veluth ich verhafte euch im Namen des Königs wegen illegaler Magieanwendung. Ergebt euch endlich, ihr habt keine Chance mehr.“ Longina warf einen verzweifelten Blick zu Rafal, den dieser nur erwidern konnte. Was sollten sie jetzt tun? Sie waren umzingelt von inzwischen mindestens zwei Duzend königlichen Soldaten und es gab keinen Fluchtweg weit und breit. Rücken an Rücken in die Ecke gedrängt flüsterte ihm Longina ein weiteres Mal zu: „Jetzt mach doch endlich irgendetwas.“ Rafal jedoch schwieg und überlegte fieberhaft was er tun konnte um sie aus dieser Zwickmühle herauszuholen, als ihm plötzlich ein Geistesblitz kam. Wozu war er ein Windmagier? Er fragte sich weshalb er nicht schon viel früher auf die Idee gekommen war und nahm Longinas Hand, die ihn ein wenig verwirrt über ihre Schulter hinweg anblickte. In dem Moment als er seine Hand um die ihre geschlossen hatte rief er: „Rednegartdniw“ und sie wurden von einem kalten Luftstoß in die Höhe getragen. Der größte Teil der Soldaten war zu verwirrt um irgendwie dagegen reagieren zu können, doch ein kleiner Teil versuchte ihnen zu folgen, rannte jedoch nachdem Rafal ein weiteres Wort gemurmelt hatte, gegen eine unsichtbare Wand die sich vor ihnen auftat. Auch Longina schien ein wenig verwirrt, war jedoch erleichtert zugleich. Sie waren in einer scheinbar ausweglosen Situation und dennoch gelang es ihnen letzten Endes zu fliehen. Nachdem sie weit genug von Honka entfernt waren kamen sie schließlich in einem kleinen Waldstückchen wieder zu Boden. Longina bedankte sich bei Rafal und wollte schon ihres Weges gehen, doch Rafal ließ dies nicht so einfach zu. Er fragte: „Warum suchen die Wachen nach dir?“ Longina hob eine Braue und antwortete: „Das kannst du dir doch wohl denken. Sie suchen mich aus dem selben Grund aus dem sie auch dich suchen.“ Natürlich konnte sich Rafal das denken und er schwieg auch einen Moment lang, dann jedoch ging er an ihr vorbei und sagte: „Es ist zu gefährlich jetzt wo die Wachen hinter uns her sind noch alleine zu reisen. Wir sollten vorerst zusammen bleiben und abwarten.“ Longina warf ihm einen undefinierbaren Blick zu, nickte jedoch schließlich auch wenn ihr nicht klar war was Rafal abwarten wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)