Königswinter - Der neue Herrscher von kleinerdrache (Für die Kenner und Liebhaber) ================================================================================ Kapitel 6: Antha`Len -------------------- Antha`Len Lyna verzog das Gesicht. Tibarn konnte die Augen von Lenuria nicht abwenden. Die Wildheit und Anmut in ihr faszinierten ihn sehr, sodass er nicht mehr bei klarem Verstand war. Arkin hingegen schnäuzte sich die Nase, so männlich es nur ging und versuchte seine Dominanz und Stärke preiszugeben. Er wollte es zwar nicht zu geben, aber auch er war von der Elfin fasziniert. Seine Augen blickten immer wieder verstohlen zu ihr hinüber. Als die Stille immer noch kein Ende nehmen wollte, seufzte Arkin und räusperte sich. „Also was machen wir nun mit ihr?“, fragte er, reckte das Kinn vor und deutete mit dem Finger auf die Fremde. „Weiß ich nicht!“, zischte Lyna und schaute die beiden Männer gleichermaßen giftig an. Ein bitterer Unterton vermischte sich mit ihrer Wut. Eifersucht quoll in ihr auf, weil sie nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekam wie es ihr gefiel. Tibarn schaute Lenuria immer noch mit verträumten Augen an, bis er einen Kieselstein von Lyna an den Kopf geworfen bekam. Der junge Mann rieb sich schmerzerfüllt den Hinterkopf und strafte die Frau mit einem bösen Blick. „Schau die dürre Ziege nicht an, als wäre sie ein sagenumwobenes irgendwas.“, meckerte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast dich genauso zu verantworten. Schließlich hast du uns in den Schlamassel hineingezogen.“, wetterte sie weiter und schaute dann zu Arkin, der ihr, sobald er ihren Blick spürte, nickend beipflichtete. Tibarn schnaufte verächtlich. Arkin war nicht besser als er, sondern rettete nur seine Haut. „Ich habe es mir nicht ausgesucht angegriffen zu werden. Die ist über mich hergefallen.“, klagte er sein Leid und wieder stimmte Arkin mit einem Nicken zu. „Verdammt. Und jetzt?“, fragte Lyna, die eigentlich keine Ahnung hatte, was man in so einer Situation machte. „Warum lassen wir Symphonia nicht einfach wieder frei?“, erklärte Tibarn und schaute zu Arkin und Lyna, die ihn mit einem Blick bedachten der alles andere als gut war. „Symphonia?“, krachte es dann lachend aus Arkin heraus, der nicht mehr an sich halten konnte. „Was besseres ist dir nicht eingefallen oder?“, fragte er immer noch mit einem ansteckenden Lachen. Tibarn errötete und schaute auf seine Fußspitzen. Es war dumm gewesen ihr einen Namen zu geben, vor allem vor Arkin und Lyna. Doch dann glimmte in Tibarn neuer Mut auf. „Wie würdest du sie nennen?“, fragte er mit einer schwächer werdenden Röte auf den Wangen. Arkin wurde ernst. „Ganz einfach. Gefangene, Elfin aber nie im Leben Symphonia.“, scherzte er wieder und musste sich ein erneutes Lachen verkneifen. Tibarn stieg erneut die Schamesröte ins Gesicht. Nun platzte Lyna der Kragen. „Klappe, alle beide. Ihr Name ist dürre Ziege.“, blaffte sie und schaute beide finster an. Schlagartig kehrte Ruhe ein. Keiner der Männer wagte es noch etwas zum Namen zu sagen. „Was sollen wir tun mit ihr?“, fragte Lyna und schaute Arkin hilfesuchend an. „Willst du wirklich, dass ich mich dazu äußere. Bei uns wurden sie ganz einfach gehandelt. Tot durch erhängen und dergleichen.“, sagte er mit einem abgestumpften Ton. Er seufzte und schaute weg. „Klärt das unter euch. Ich brauche frische Luft und schaue nach, ob es noch mehr Symphonias gibt.“, sagte er mit einem dreisten Grinsen auf den Lippen, während er das Lager verließ. Tibarn knirschte mit den Zähne. Er war immer noch peinlich berührt und schnaubte verächtlich. „Ich töte nicht, nur dann wenn es sein muss.“, gestand Lyna nun etwas ruhiger und schaute dumpf ins Feuer. „Dann sind wir einer Meinung.“, sagte Tibarn und schaute wieder zu Lenuria, die nun ihren Blick auf Tibarn gerichtet hatte. Nun spürte er auch noch etwas anderes, etwas was ihm nicht behagte an ihrem Blick. Es war nicht nur die Wildheit und Anmut, die aus ihren Augen sprach, sondern auch das Geschick der Manipulation. Verstört richtete sich der junge Mann auf und verließ ohne ein Sterbenswort die Höhle. Nun saßen die beiden Frauen allein am Feuer. Die Zeit verging langsam während die Flammen ihren wilden Tanz vollzogen. Die Männer ließen sich eine ganze Weile nicht blicken. Lyna meinte gehört zu haben, dass sie Feuerholz holen würden, was durch den Zusammenstoß mit der Elfin vergessen worden war. Die Zeit verstrich und ein frischer Windhauch blies sanft in die Höhle und holte sowohl die Gefangene als auch Lyna aus ihrem stumpfsinnigen Blick heraus. Lyna schaute nur kurz auf, umzusehen, ob sich etwas tat, schaute jedoch dann wieder ins Feuer. Es verging eine weitere Weile. „Mein Name ist nicht Symphonia.“, sagte die Elfin mit einem würzigen Akzent, der Lyna einen Schauer über die Haut jagte. Lyna schaute verwirrt auf. Ihr Blick war fragend, unschlüssig, ob sie das gerade eben geträumt hatte, oder ob es tatsächlich passiert war. Dann sah sie es klar und deutlich. Die Lippen der Elfin bewegten sich. „Mein Name ist nicht Symphonia oder dürre Ziege.“, erklärte sie in einem ruhigen Ton. Es dauerte einen Moment bis die Worte zu Lyna vordrangen. Lyna schnappte ihren Bogen und richtete ihn gespannt auf Lenuria, die noch immer völlig ruhig dasaß. „Was willst du?“, fragte sie scharf und schaute die Elfin an. Die Elfin sprach nicht, sondern hob nur ihre Handgelenke, um ihr einen Blick auf die Fesseln zu gewähren. Lyna schüttelte vehement den Kopf. „Wozu, damit du uns töten kannst?“, fragte Lyna und brachte sich weiter in eine Kampfposition. „Ich dachte ihr wolltet mich töten. Ihr saht aus wie Soldaten eures Reichs.“, erklärte die Elfin sanft und versuchte ihr Gegenüber zu besänftigen. „Soldaten?!“, knurrte Lyna und schaute an sich runter. „Sehe ich aus wie eine Soldatin?“, blaffte sie die Elfin an. Lenuria hielt sich die Ohren zu, war es doch für ihre Sinne zu laut. Lyna schnaubte verächtlich. „Tibarn, Arkin?“, rief sie und fluchte zu gleich. Warum hatten sie daran nicht gedacht. Das dieses Miststück sie verstehen konnte. Sie vielleicht ausspionieren wollte. Ihre Zähne mahlten auf denen im Unterkiefer. Ihre Furcht und Wut sträubten ihr die Nackenhaare. Sie scholte sich selbst dafür, so unvorsichtig gewesen zu sein. Es dauerte eine ganze Weile bis sie Schritte außerhalb der Höhle hörte, die schnell näher kamen. Zu erst trat Arkin ein, dessen Gesicht leichte Schweißperlen aufzeigte. Er wurde ernst, als er Lyna mit gespannten Bogen vor sich stehen sah. Er hob die Hände zu einer sachten Bewegung. „Lyna beruhig dich. Sag mir was passiert ist.“, erklärte er und ging langsamen Schrittes auf sie zu. Während hinter ihm Tibarn ein trat, ebenfalls mit Schweißperlen auf dem Gesicht. Sie mussten gerannt sein, ein ganzes Stück sogar, denn ihre Brustkörbe hoben und senkten sich viel schneller als die von Lenuria und Lyna. „Sie hat gesprochen!“, sagte Lyna, völlig überfordert mit der Situation. Allerdings würde sie sich das nie eingestehen. Arkins Blick wanderte hinüber zu Lenuria. „Was hat sie denn gesagt?“, fragte er mit ernster Stimme. Doch bevor auch nur irgend ein anderer etwas sagen konnte sprach die Elfin erneut. „Ich sagte, dass mein Name nicht Symphonia oder dürre Ziege sei.“, wiederholte sich die junge Frau und ließ ein Schnalzen der Verachtung ertönen. Tibarn beäugte sie mit einem verwirrten Blick. Seine schöne Welt war wie eine Seifenblase zerplatzt. Arkin hingegen versuchte gerade die Situation zu entschärfen und nahm Lyna den Bogen ab. „Setz dich.“, befahl er der Brünetten im strengen Ton während er die Elfin mit einem missbilligend Blick bestrafte. Tibarn hatte sich hingehockt und schaute die zierliche Frau an. „Wie ist dein Name?“, warf er dann in den Raum und Arkins sowie Lynas Blick richteten sich auf die Gefangene. „Mein Name ist Lenuria, in eurer Sprache.“, sagte sie mit einem sanften Lächeln. Doch jeder las für sich etwas anderes daraus. „Du hast Recht, dürre Ziege gefällt mir jetzt auch besser.“, stimmte er mit einem breiten Grinsen Lyna zu. Die ihn völlig verdutzt anschaute. Tibarn hingegen konnte seine Faszination kaum im Zaune halten. „Lenu..Lenur..Lenuria?“, sprach er mit mehreren Anläufen, während die Elfin den Blick auf ihn richtete. „Ja?“, gab diese nur knapp zurück und schaute den Mann Mitte zwanzig an. „Wieso habt ihr mich angegriffen?“, fragte er nun mit einem ernsten Blick, den Lyna bisher nur selten zu Gesicht bekommen hatte. Lenuria seufzte und wollte er nicht antworten. „Antworte ihm!“, gab Arkin drohend von sich. Sie schaute ihn finster an. Dann wandte sich der Blick wieder an Tibarn. „Ich dachte ihr seid Soldaten, die auf der Suche nach mir sind. Ich weiß nicht viel über euer Volk. Aber vorhin haben mich Soldaten angegriffen. Ihnen ist es nicht gelungen mich zu fesseln, dafür haben sie mir aber ein Brandmal aufgesetzt.“, erklärte sie und zeigte ihre Schulter. Ein Streifschuss eines Pfeils hatte sie getroffen und einen langen Riss verursacht, der nur notdürftig verbunden war. Als ich euch vorhin in die Arme gelaufen bin, dachte ich auf weitere Soldaten zu treffen.“, erklärte sie missmutig und seufzte. „Es heißt nicht Brandmal, sondern Streifschuss.“, gab Arkin kleinkariert von sich und blickte sie immer noch drohend an. „Es tut mir leid, wenn dem nicht so ist.“, sagte sie kleinlaut und schaute dann Arkin herausfordernd an. Seine Kleidung war die gleiche, die auch die Männer von vorhin getragen hatten und wäre er ihr begegnet, so hätte ihn Lenuria getötet. Oder es zumindest versucht. Lenuria schaute die Personen vor ihr an. „Öffnet meine Fesseln.“, sagte sie im auffordernden Ton und ihr Blick wanderte zwischen den dreien hin und her. Lyna, Tibarn und Arkin sahen sie streng an und schüttelten die Köpfe. „Bitte öffnet meine Fesseln.“, sprach sie nun flehender, während außerhalb der Höhle ein schwerer Ast durchbrach. Die drei wurden nun aufmerksamer und blickten wieder zur Elfin. „Wer ist das?“, fragte Arkin, während er sein Schwert aus der Scheide zog. „Deine Leute?“, fragte er dann im Flüsterton und ging Richtung Ausgang, während der erste Pfeil in die Höhle geschossen kam. Er verfehlte Arkin nur um haaresbreite. Dieser sah sich in einer misslichen Lage. Drinnen versauern und auf die Gefangennahme warten oder kämpfen und vielleicht sterben. Im Augenwinkel konnte er noch sehen, wie Lenuria heftig ihren Kopf schüttelte, dann stürmte er hinaus in die Nacht. Seine Augen brauchten einen Moment um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das nutzten seine Angreifer aus und schlugen ihn fest mit dem Schwertknauf auf den Rücken, sodass er zusammensackte. „Argh!“, entwich es dem gestandenen Soldaten, während in der Höhle Tumult herrschte. Tibarn stürmte zu Arkin, um ihn zu helfen, verfehlte aber seinen Angreifer und schlug das Schwert in den Boden. Ein dumpfes lachen war zu hören. Nun waren nur noch Lyna und Lenuria in der Höhle. „Ich kann helfen!“, schwor sie und schaute Lyna bittend an. Diese zögerte eine Weile hörte dann aber den Kampfeslärm außerhalb. „Solltest du uns hintergehen, werde ich die suchen und töten.“, versprach sie, schnitt die Fesseln mit einem Ruck auf und drückte Lenuria den Dolch in die Hand. Diese nickte zustimmend und befreite sich aus ihrer unbequemen Position. Lyna stürmte ebenfalls hinaus, wurde aber von einem Mann der schon am Eingang auf sie wartete abgefangen. „Oh seht, es gibt sogar hübsche Täubchen in diesem Verschlag.“, sagte er und Lachen ging durch die Reihe. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war das wehrhafte Verhalten seines Täubchens. Lyna holte aus und schlug mit dem Hinterkopf ins Gesicht des Soldaten. Sie hatte nicht an den Helm gedacht, der ihr ebenso Schaden zugefügt hatte. Benommen raffte sie sich auf, Pfeil und Bogen gespannt. Sie schoss den Pfeil ab, doch ihr unscharfer Blick führte dazu, dass der Pfeil sein Ziel verfehlte. Der Soldat, der sie eben schon im Arm hatte, trat ihr in die Beine, sodass die junge Frau auf die Knie fiel. Insgesamt sechs Soldaten waren mit den drei Rebellen beschäftigt. Tibarn hatte sich in der ganzen Zeit auf einen Soldaten gestürzt und ihn mit seinen bloßen Fäusten mürbe geschlagen. Ein anderer Soldat eilte seinem Kameraden zur Hilfe und warf sich auf Tibarn. Ein wildes Gerangel entstand. In der Zeit konnte Arkin sich einiger Maßen erholen und stürzte sich dann mitten in das Getümmel. Der dritte Soldat folgte seinen Kameraden und ein großer Ball aus Menschen schlug sich auf der nasskalten Wiese vor der Höhle. Die anderen drei Soldaten schauten dem Wust zu, völlig unaufmerksam. Das war die Chance für Lenuria, die sie gebraucht hatte. Zu erst töte sie den Soldaten, der Lyna fest im Arm hielt mit einem Stoß zwischen die Rippen. Dieser gab noch ein gurgelndes Geräusch von sich, während er zu Boden sackte. Lenuria schaute Lyna kurz an und wendete sich dann dem zweiten Soldaten zu, der etwas abseits von alledem stand. Der letzte hatte sie bereits bemerkt und schlug Alarm. „Da ist die elende Hure. Die vorhin Jorge und Maran auf dem Gewissen hat!“, dröhnte es von einem Soldaten. Lenuria hatte nun das Pech, dass der andere gewarnt worden war. Dieser hatte bereits sein Schwert gezogen, während sie mit ihrem kümmerlichen Dolch vor ihm stand. „Du Abschaum, wirst diesen Platz nicht lebend verlassen.“, sagte ihr Gegner wohlwissend, das die Elfin mit der Kurzhandwaffe im Nachteil war. Lenuria setzte ein ebenso wissendes Grinsen auf und warf den Dolch ihm Gegner entgegen. Diese hob schützend sein Schild und veränderte die Richtung des Dolches. Er verlor ein Ohr und sein Schrei gellte durch den gesamten Wald, sodass ein entfernter Vogelschwarm aufgescheucht wurde. Zu Lenurias Entsetzen wollte der Soldat dennoch weiterkämpfen. Ihr Wissen über die Menschen erwies sich als falsch. Sie hatte gelesen, dass die Menschen ein weinerliches Volk seien, die bei den kleinsten Schmerzen sich zusammenrollten und davon stoben. Nun stand die Elfin vor ihrem Gegner ohne Waffe. Ein Sirren erfüllte die Luft, dann ein dumpfer Aufschlag. Der Soldat klappte noch nicht zusammen, erst als der zweite Pfeil sich tief in dem Brustpanzer grub. Lenuria schaute zu Lyna, die ihr zunickte dann einen weiteren Pfeil spannte und nun auch den letzten freien Soldaten tötete, der davon gerannt war. Lenuria hob den Dolch vom Gras auf, hielt ihn fest in der Hand und tötete gerade noch rechtzeitig den Soldaten, der Tibarn mit einem Dolch hinterlistig erstechen wollte. Nun waren nur noch zwei der Gegner über, die um ihr Leben bettelten. Lyna ließ sie gehen, auch wenn Arkin schwere Einwürfe machte. Die Männer sahen schlimm aus, aber nicht so schlimm, dass sie sich ausruhen mussten. „Und jetzt.“, knirschte Arkin mit den Zähne. „Wenn wir bleiben werden zum Morgengrauen einduzend Soldaten vor uns stehen. Wollt ihr die auch töten?“, fragte er frustriert, dass er keinen Erfolg bei der Prügelei gehabt hatte. Dann wandte er sich an Lenuria. „Dolch!“, blaffte er sie an und entlud seinen Ärger an ihr. „Sie hat sich bewiesen.“, sagte Lyna streng und schaute zu Arkin, der sie nicht anschaute. „Sie ist kein Mensch!“, schnauzte er zurück und zeigte nun eine fordernde Geste. Lenuria hob beschwichtigend die Hände, zog den Dolch aus ihrem Gürtel und überreichte ihn Arkin. Ihr Blick war ruhig und sie schaute nur kurz zu Lyna. Die dann Arkin folgte, der wutentbrannt in der Höhle verschwand. „Warum hast du das gemacht? Wieso hast du ihr den Dolch abgenommen?“, fragte die Brünette und schaute Arkin dabei zu, wie er seine Sachen zusammenpackte. Sein Gesicht war geschwollen von den Schlägen, ein Veilchen hatte er unterhalb des linken Auges. „Sie ist kein Mensch.“, sagte er erneut und blickte hinauf zu Lyna, die ihn mit verschränkten Armen anschaute. „Man ihnen nicht trauen.“, sprach er weiter als sie keine Anstalten machte etwas zu erwidern. „Wer sagt das?“, fragte Lyna hitzig nach und fixierte den Deserteur mit ihrem Blick. „Alle!“, gab er laut zurück. Beide lieferten sich noch eine Weile ein hitziges Gefecht, jeder beharrte auf seinen Standpunkt. Tibarn und Lenuria hörten die Schreierei bis nach draußen. Einzelne Wortfetzen deutlicher und dann wieder nicht. Lenuria schaute Tibarn prüfend an. „Meine Ahnin heißt Symphonia.“, erklärte sie mit einem Lächeln, um von den Streitigkeiten zwischen Arkin und Lyna abzulenken. Tibarn scharrte verlegen mit der Fußspitze im Boden, bis Lyna voller Zorn aus der Höhle gestürmt kam. „Verfluchter Hund. Sturkopf. Deserteur.“, schrie sie das letzte Wort in Richtung Höhle. Sie stapfte wütend an den beiden vorbei und setzte sich einige Meter entfernt in die Wiese. Lenuria schaute Tibarn auffordernd an und nickte dann zu Lyna. Die Augen des Mannes weiteten sich, voller Panik, er schüttelte den Kopf und entzog sich ihrem Blick. Die Elfin schaute sich um, ging dann aber doch zur jungen Frau. Sie hockte sich zu ihren Füßen und schaute sie mit ihrem unergründlichen Blick an. „Er glaubt das du uns immer noch töten willst.“, gab sie mit bebender Stimme zu. „Nicht ich, sondern die Soldaten waren es.“, sagte sie ruhig und schaute Lyna an, die das Gras aus dem Boden rupfte, um etwas mit ihren Händen zu tun. „Ich weiß!“, sagte sie streng und schnaubte verächtlich, als Arkin, das Feuer ausgetreten hatte und zu Tibarn auf der Wiese ging. Sie hörte wie dieser sich mit ihm beratete und beide dann zusammen zu den Frauen kamen. Tibarn sprach, da man Arkin noch die Wut im Gesicht ansehen konnte. „Wir müssen aufbrechen. Wie Arkin schon gesagt hatte, werden mehr Soldaten kommen und uns suchen. Denn nun sind wir Mörder.“, erklärte er kurz und schaute die Frauen an. „Und wohin sollen wir gehen? Hat dir das der schlaue Arkin auch gesagt?“, fragte Lyna genervt und stand langsam auf. „Norden.“, sprach der Soldat knapp und deutete die Himmelsrichtung vage an. „Es gibt dort eine Stadt.“, erklärte er kurz. Nun schaltete sich Lenuria ein. „Die einzige Stadt, die im Norden ist, besteht aus Ruinen. Sie wurde schon vor Jahren niedergefegt von eures Gleichen. Die nächste Stadt ist vier Tages Märsche von unserer derzeitigen Position entfernt. Und nicht die beste um es genau zu sagen. Es ist Kehal-Gebiet.“, sagte sie kurz und schaute in den Himmel. „Kehal?“, fragte Tibarn zögernd, sich des taxierenden Blick von Arkin bewusst. „Gefährliches Gebiet, das nicht besser ist als Ghorlas. Wir müssen aufbrechen.“, sagte sie knapp und schnappte sich ihre Sachen. Lyna folgte ihr mit einem kurzen Zögern, dann Tibarn und als Schluss Arkin. „Gut folgen wir der Elfin, auf das sie uns in den Tod stürzt.“, murmelte er und trottete missmutig hinterher. „Wie heißt der Ort wohin wir gehen?“, fragte Tibarn, der seinen Schritt beschleunigt hatte um Lenuria zu folgen. Sie ging mit einer Leichtigkeit durch den Wald, die man sonst nur bei einer Feder im Wind sah. „Das Dorf in dem wir das erste Mal rasten heißt ‚Antha`Len’, danach werden wir nach Karkun reisen.“, erklärte sie ruhig und ging weiter durch die Furchen und Mulden des Waldes. Der dichte Waldbestand erlaubte dem Mond kein durchkommen. Es war finster und doch fand sich die Elfin spielend zurecht. „Was bedeutet Antha`Len?“, fragte nun Lyna, die den beiden folgte. „Antha`Len bedeutet letzte Festung. Sie war einst die Hauptstadt der Elfen, musste dann aber weggebracht werden, tiefer in den Wald. Die Menschen waren auf ihren Schlachtrössern in weniger als 2 Tagen da. Ein Risiko.“, erklärte sie und strich einige Äste beiseite, um einen besseren Blick zu erhalten. „Dort gehen wir hin?“, fragte Tibarn und schaute hinüber zu Lyna. „Richtig. Ihr braucht Vorräte oder? Einer der ersten Handelsposten. Lasst und keine Zeit verlieren. Euer Freund missbilligt meine Anwesenheit und das sollten wir so schnell es geht ändern.“, sagte sie in einem ruhigen Ton, doch etwas Traurigkeit floss mit hinein. Lyna und Tibarn blickten stumm einander an, dann zu Arkin, der sich etwas abseits hielt, nicht darauf erpicht mit der Elfin mehr Kontakt als nötig zu haben. Diese führte sie immer tiefer in den Wald hinein. Arkin drehte sich auf einem Baumstamm um und schaute in die Ferne, sofern ihm der Wald dies gestattete. Sein Herz wog schwer und Zweifel seiner selbst kamen auf, während er immer einen Schritt weiter sich von seiner Heimat entfernte. Die Dunkelheit verschlang sie für die nächsten Stunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)