Not being alone von fluffymausi-chan (Sheena/Zelos) ================================================================================ Kapitel 2: Heilig Abend ----------------------- Der warme Geruch von frischem Gebäck erfüllte den Raum und nur das Knistern des Kaminfeuers zerriss die angenehme Stille. Sheena hatte sich mit einem Buch, das sie sich aus Zelos Bibliothek geliehen hatte, auf das Sofa verzogen und war tief in das romantische Werk vertieft. Gab es etwas Besseres als eine Schnulze zu Weihnachten? Neben sich auf dem kleinen Wohnzimmertisch standen eine heiße Schokolade und ein Teller mit Keksen, die Sebastian ihr noch hingestellt hatte. Der Diener hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass Sheena ihm beim Abwasch helfen wollte. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen bei dem Gedanken, wie Sebastian sogar Yggdrassil Angst eingejagt hätte. Die Vorstellung mit ihm im Rage-Zustand die Welt zu retten war mehr als nur lustig. Leise kichernd schloss sie das Buch und ließ ihren Blick verträumt auf dem bunt leuchtenden Weihnachtsbaum verweilen. Zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte sie sich an diesem Festtag Zuhause und richtig wohl. Selbst Zelos war nicht so nervig wie sonst. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er sich nicht die Chance auf ein Geschenk verderben wollte. Wer wusste das schon? Ich werde nie schlau aus dem Mann, dachte sie nur kopfschüttelnd. Ihr Blick glitt zu der kleinen Uhr auf dem Kaminsims. Es war fast schon gegen Mitternacht und eine gute Uhrzeit um zu Bett zu gehen. Sie würde den Schlaf brauchen um für den morgigen Tag fit zu sein. Ihre müden Glieder streckend, erhob sie sich aus dem kuscheligen Sofa, als zwei Hände sie von hinten wieder zurück in die Kissen drückten. „Was…?“ Alarmiert wollte sie sich losreißen, da erblickte sie das lange rote Haar. Damit war ja schon mal klar wer der Übeltäter war. „Zelos, was soll das werden wenn’s fertig ist?“, grummelte sie leicht genervt, als sie nach oben blickte und die funkelnden blauen Augen des Ex-Auserwählten schaute, der nach wie vor hinter dem Sofa stand. Er grinste nur und reichte ihr eine große Packung. Doch die Stille wehrte nicht lange. Als Sheena immer noch nicht wusste, ob sie das offensichtliche Geschenk (schön bunt verpackt mit einer weißen Schleife) annehmen oder ablehnen sollte, brach er endlich etwas ungeduldig sein Schweigen. Hatte er sich etwa extra für sie zurückgehalten? „Jetzt nimm es doch endlich, Sheena. Es beißt dich schon nicht.“ Bei seiner letzten Bemerkung hatte er einen bösen Blick seitens der Beschwörerin kassiert. Er hatte wirklich das Talent sie immer wieder aufs Neue zu reizen. „Du weißt schon, dass morgen erst Weihnachten ist, oder?“, fragte sie ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. Zelos nickte nur, als er sich neben sie aufs Sofa setzte. „Natürlich. Aber morgen werde ich kaum Zeit haben dir dein Geschenk zu geben. Außerdem haben wir Heilig Abend.“ Als würde das als Erklärung reichen, deutete er ihr mit einer Handbewegung an, endlich das Geschenk zu öffnen. „Jaja, ist ja schon gut.“ Sich dem violetten Packet zuwendend, löste sie die Schleife und begann dann vorsichtig damit das Geschenkpapier zu lösen. Der Rothaarige schien fast als würde er auf glühenden Kohlen sitzen. Etwas verdächtig war das schon. Gnade ihm Gott wenn da jetzt eine Dummheit drin ist. Geschenk hin oder her. Endlich hatte sie das ganze Papier sorgfältig abgenommen und hob für ihn quälend langsam den Deckel der weißen Schachtel an. „Zelos… Nein… Das kann ich unmöglich annehmen... Das muss doch ein Vermögen gekostet haben!“ Völlig überfordert über die großzügige Geste des Mannes, wollte sie die Schachtel wieder schließen, da hatte er den Deckel einfach genommen und hinters Sofa geschmissen. „Papperlapapp. Ich habe nicht oft das Vergnügen Geschenke zu verteilen und ich glaube, dass selbst Sebastian so langsam die Schnauze voll von meinen vielen Geschenken hat.“ Es schien, als hätte Sebastian ihn einmal gründlich deswegen zurecht gewiesen. Auf jeden Fall würde es das breite Grinsen auf dem Gesicht des rothaarigen Mannes erklären. Sheena hatte ihm nur mit halbem Ohr zugehört. Ihre Augen klebten immer noch auf dem Inhalt der Schachtel. In dieser lag ein violettes Kleid und obwohl es recht einfach gehalten war, wusste sie, dass es teuer gewesen sein musste. Sie traute sich nicht einmal es anzufassen. Das nahm Zelos ihr auch sofort ab, als er sah, dass sie immer noch zögerte. Vorsichtig nahm er das Kleid aus der Schachtel und hielt es vor sie, damit sie es einmal in Augenschein nehmen konnte. Die junge Frau, die eigentlich sonst immer so schnell mit Worten bei der Hand war, war immer noch sprachlos und genau diese Tatsache ließ den Mann neben ihr lächeln. Das hatte er auch eigentlich erreichen wollen. Sheena streckte zögernd eine Hand nach dem hauchdünnen Kleidungsstück aus, als ihr klar wurde, wie nah er ihr auf einmal war. Fast glaubte sie seinen Atem auf ihrem Hals zu spüren. Augenblicklich richteten sich ihre Nackenhärchen auf. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper und sie versuchte krampfhaft die aufsteigende Röte zu unterdrücken. Dabei hatte sie sich immer noch nicht bei ihm für sein Geschenk bedankt. Ihren ganzen Mut zusammennehmend drehte sie sich langsam um, um in die strahlenden blauen Augen zu blicken, die nichts außer reiner Freude und vielleicht etwas Belustigung wiederspiegelten. Wer hatte schon das Glück eine sprachlose Sheena zu erleben? Kurz hielt sie inne. Vielleicht lag es an dem wenigen Licht des Kaminfeuers oder an dem wohligen Gefühl Zuhause zu sein. Doch sie kam nicht um den Gedanken, dass er sie gerade unheimlich anzog. Ich weiß ganz genau was die vielen Frauen an ihm finden. Vielleicht war ich bis eben nur zu blind oder habe es einfach ignoriert… Ihre Wangen erhitzen leicht bei ihren Gedanken und sie hätte sich am Liebsten einfach weggedreht um ihre Schwäche zu verbergen, doch letztendlich gab sie sich einen Ruck und schloss den verdutzten Mann mit einem warmen Lächeln einfach in die Arme. Kein Geschenk der Welt war besser, als seine Gesellschaft an diesem Festtag. Ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrabend, versuchte sie ihr rotes Gesicht zu verstecken. Doch er hatte es trotz ihrer Anstrengung doch gesehen. Seine Verwirrung machte augenblicklich reiner Freude Platz. Zelos schloss die junge Frau in seine Arme und obwohl er sie gerne etwas aufgezogen hätte, hielt er ihretwillen den Mund. Leise hörte er ihr Flüstern und spürte wie ihr Atem seine Haut kitzelte. „Danke Zelos. Für alles.“ Hätte er seinen momentanen Gefühlszustand beschreiben müssen, er hätte auf hundert verschiedene Wörterbücher zurückgreifen müssen, da ihm in diesem Moment alle Worte fehlten. Es war als hätte man sein Gehirn leer gefegt und stattdessen blieb nur das warme Gefühl einem Menschen nahe zu sein, der einen schätzte und ihn so nahm wie er war. Langsam lehnte er sich mit ihr in den Armen im Sofa zurück und strich ihr fortwährend über ihr offenes Haar. Sheena legte ihren Kopf auf seine Brust und blickte nachdenklich zu dem farbig leuchtenden Tannenbaum. Niemand sagte etwas und beide lauschten nur dem Knistern des Feuers und dem Herzklopfen des anderen. Jede verstreichende Sekunde fühlte sich wie ein wunderschöner Moment an, den man einfangen musste, um ihn für immer zu behalten. Obwohl sie es beide nie offen zugegeben hätten, so war genau dieser Moment der Grund warum sie einander so mochten. So wie sie dort lagen, Sheena an ihn gekuschelt und Zelos mit seinem Arm um ihre Schulter, das waren sie. Die schüchterne und zerbrechliche Sheena und der ruhige und beschützende Zelos. Sie mussten sich nicht verstellen. Vielleicht war nun der Augenblick gekommen um endlich reinen Tisch zu machen? Ihren Kopf langsam von seiner Brust nehmend, blickte sie ihn verlegen an. „Zelos, ich…“ Da ging das Licht plötzlich an. Die Magie war gebrochen. „Master Zelos? Ich sollte die Gästezimmer ja… Oh es tut mir von Herzen Leid.“ Betretenes Schweigen war eingetreten und Sheena hatte sich augenblicklich mit hochrotem Kopf erhoben und verließ, die weiße Packung an ihre Brust gepresst, so schnell es ging das Wohnzimmer mit einem leisen „Gute Nacht.“ Zelos hatte sie festhalten wollen, entschied sich dann aber innerlich ohrfeigend dagegen. Wieso er sie nicht aufhalten konnte? Er war ein Feigling. Sich tief seufzend durch die rote Mähne streichend erhob er sich ebenfalls von dem gemütlichen Sofa. Sebastian sah aus, als hätte man vor seinen Augen einen Welpen überfahren. Ein leichtes Lächeln aufsetzend legte Zelos seinem alten Freund eine Hand auf die Schulter. „Es war nicht deine Schuld, Sebastian. Gute Nacht.“ Der Diener sah ihm nur kopfschüttelnd hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)