Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit von Pichichi ================================================================================ Kapitel 1: Aus..Vorbei... Das Ende eines Traums ----------------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Es war der 27. Juni 2006, 22:48 Uhr in der AWD Arena, bzw. Fifa WM Arena Hannover, als Roberto Rosetti seine Trillerpfeife zur Hand nahm und die Achtelfinalpartie der WM 2006 zwischen Frankreich und Spanien beendete. Schluss, Aus, Vorbei…Frankreich gewann mit 3:1. Der spanische Kommentator des Lokalsenders Onda Madrid konnte es nicht fassen. Schon wieder war die spanische Elf im Achtelfinale ausgeschieden. Derweil saß ein junger Spanier auf dem Rasen des Stadions und blickte ins Leere. Der Traum von der WM war geplatzt. Einfach so. Und dabei hatte er doch alles versucht. Bei der letzten Europameisterschaft hatte er noch nicht viel tun können, aber diesmal war es doch so gut gelaufen. In seinem unmittelbaren Blickfeld tauchte eine Hand auf. Er sah nach oben und blickte in das enttäuschte Gesicht seines Teamkameraden Sergio Ramos. „Komm Fernando“, sagte er. Fernando seufzte und ließ sich von seinem Teamkameraden aufhelfen. Als er wieder stand sah Fernando sich in der Arena um. Die Franzosen feierten ausgelassen ihren Sieg, während die Spanier mit eingezogenen Köpfen die Heimreise antraten. Sergio legte seine Hand auf Fernandos Schulter und zog ihn leicht mit sich Richtung Kabine. Dort angekommen setzte sich Fernando erstmal hin. In der Kabine herrschte Totenstille. Man hätte sogar eine Stecknadel fallen hören können. Jeder der Spanier trauerte seiner persönlichen Chance auf Erfolg hinterher. Raúl Gonzales Blanco, der Kapitän saß in der hintersten Ecke der Kabine mit Tränen in den Augen. Fernando wusste genau dass, dies wohl Raúls letzte WM gewesen war. Er seufzte wieder. Wie sollte er jemals in der Lage sein in Raúls Fußstapfen zu treten? Das war es doch was jeder von ihm erwartete. Er, Fernando Torres, el niño, der Hoffnungsträger der Spanier endlich mal über ein WM-Achtelfinale hinauszukommen, hatte es nun doch nicht geschafft. Wie sollte er es jemals schaffen, wenn selbst der Engel von Madrid es nicht schaffte? Natürlich hatte er Talent und die Tatsache, dass er schon im zarten Fußballalter von 22 Jahren Kapitän seiner Rojiblanco war, sprach für ihn. Aber das konnte doch nicht alles sein? Nun betrat Luis Aragones, der Trainer der Spanier, die Kabine und schaute seine Jungs an. Er versuchte ein paar aufmunternde Worte zu finden, doch die Gesichter seiner Spieler verrieten ihm, dass es momentan einfach keine Worte gab um die Jungs aufzubauen. Also setzte er sich auf einen Stuhl neben die Kabinentür und schwieg zusammen mit seinen Spielern. Juanito war der erste der aufstand und begann sich wortlos umzuziehen. Irgendwann griff auch Fernando in den Schrank hinter sich und holte seine Tasche heraus. Als er sie öffnete und nach seinem Duschgel kramte, kamen zwei Briefumschläge zum Vorschein. Fernando musste leicht lächeln und holte die beiden Umschläge aus der Tasche. Einer der Umschläge war grün, der andere rot. Er setzte sich wieder hin und betrachtete die beiden Umschläge für eine Weile, als wisse er nicht was er damit tun sollte, dabei wusste er es doch ganz genau. Cesc Fabregas, der direkt neben Fernando saß blickte neugierig herüber. Schließlich befanden sich schon nach kurzer Zeit alle Augen in der Kabine auf den beiden Umschlägen in Fernandos Händen. Fernando sah auf und bemerkte die Blicke der anderen. „Was ist los?“, fragte er verwirrt. „Ich denke wir fragen uns alle gerade, was du da hast.“, antwortete Raúl ihm. Fernando lächelte schüchtern. „Von meiner Großmutter.“, sagte er. „Das klingt jetzt sicherlich verrückt, aber das macht sie jedes Mal. Es ist so eine Art Tradition geworden. Wir nennen das ganze immer scherzhaft „palabras de la sabiduría“, Worte der Weisheit.“ „Und wozu?“ Fernando lächelte wieder. „Meine Oma schreibt vor jedem wichtigen Turnier oder längerer Reise zwei Briefe. Der eine kommt in den grünen Umschlag, der andere in den roten. Es funktioniert ganz leicht. Sollte ich gewinnen, lese ich den grünen. Wenn ich verliere, kommt der rote zum Einsatz.“ „Und was steht da so drin?“ „Ein paar tröstende Worte meistens. Ich muss zugeben, dass ich die grünen bislang öfter hab lesen dürfen.“ Fernando sah hinab auf die beiden Briefe in seiner Hand. Sein Vereinskamerad Antonio López fügte hinzu: „Seine Großmutter schreibt die Briefe unermüdlich. Sie ist schon fast die Oma der ganzen Rojiblanco geworden.“ „Deine Oma gefällt mir.“, verkündete Aragones. „Du solltest ihn lesen.“ Fernando nickte nur. „Ich werde ihn vorlesen. Ich glaube ein paar nette Worte können wir jetzt alle brauchen.“ Er riss den Briefumschlag auf und nahm den Brief heraus. Zusätzlich zu dem Brief, fiel ein weiterer kleinerer Umschlag heraus. Fernando guckte verwundert, entschloss sich dann aber dazu, sich darum später zu kümmern und begann den Brief vorzulesen: Lieber Fernando, wenn du das liest, musstest du wohl doch zum roten Umschlag greifen und ihr habt es nicht geschafft. Es tut mir leid, dass du dein Ziel nicht erreichen konntest. Ich bin mir sicher, dass du und deine Teamgefährten ihr bestes gegeben habt. Es zählt nicht das bloße Erreichen des Ziels , Fernando. Man muss auch sein bestes auf dem Weg dorthin gegeben haben. Selbst wenn man sein Ziel nicht erreicht, kann man trotzdem stolz auf das sein, was man im Leben erreicht hat. Du hast in deinen jungen Jahren schon mehr erreicht, als manch anderer in seinem ganzen Leben. Ein großer Teil deines Lebens und deiner Karriere liegt sogar noch vor dir. Der Weg den Gott dir vorgeschrieben hat ist nie einfach zu gehen, das weißt du. Ich bin mir sicher, dass du mit deiner Mannschaft noch sehr weit kommen wirst. Deine ganze Familie ist stolz auf dich und wir werden es immer sein, egal was du tust. Titel sind im Leben unwichtig. Das was zählt ist die Person die du bist. Du hast den größten Traum deines Großvaters erfüllt, als er dich im Vicente Calderón spielen sah, kurz bevor er starb. Dies allein macht dich zu einem wundervollen Menschen. Ich erinnere mich noch genau daran, als du als kleiner Junge mit deinem Bruder und Anna auf der Straße Fußball gespielt hast. Bereits damals wusste ich dass du es einmal sehr weit bringen würdest. Kopf hoch mein Kleiner. Das Leben wird auch ohne den Weltmeistertitel weitergehen. Beim nächsten Turnier wirst du es einfach erneut versuchen. In Spanien werden jetzt sicherlich ein paar sehr kritische Zeitungsartikel gedruckt werden, und das Medieninteresse wird sehr groß sein. Meiner Meinung nach solltest du vielleicht erstmal nicht nach Spanien zurückkehren und einen kleinen Urlaub machen. So kannst du das Turnier für dich abschließen, ohne dass irgendwelche Journalisten Einfluss darauf haben. Ich habe von einer Bekannten ein kleines Hotel am Rande von Berlin empfohlen bekommen. Ich war so frei, dort ein Zimmer für dich vormerken zu lassen. Du musst nur anrufen und ihnen sagen wann du kommst. Du wirst dich jetzt sicher fragen, auf was für seltsame Ideen deine Großmutter nun wieder gekommen ist. Der Fußball ist jetzt vielleicht dein Leben, aber wird er es in 15 Jahren auch noch sein? In deinem Urlaub solltest du vielleicht auch einmal darüber nachdenken. Vielleicht ist es auch an der Zeit, jemanden wieder zu sehen, den du vielleicht viel zu lange nicht gesehen hast. In dem kleinen Umschlag den ich dir beigefügt habe, ist eine kleine Gedankenstütze, falls du nicht weißt worauf ich hinaus will.“ Fernando stockte und blickte auf. Was war denn nun schon wieder in seine Großmutter gefahren? Was für einen Plan verfolgte sie? Unter den Blicken seiner Teamgefährten hob er den kleinen Umschlag auf und öffnete ihn. Fernando zog ein Blatt und ein Foto aus dem Umschlag. Auf dem Blatt stand die Adresse und die Telefonnummer des Hotels. Aber was war das für ein Foto? Fernando drehte es um und erkannte es sofort. Hatte er also richtig vermutet. Er blickte nur auf das Foto und murmelte „Anna…“ Cesc streckte sich und sah auf das Bild. „Wer ist das?“ Fernando schreckte hoch und sah seinen Teamkameraden an. „Unwichtig. Ein altes Kindheitsfoto.“ Er steckte das Foto wieder in den Umschlag und widmete sich wieder dem Brief. „Fernando, der Rest ist sicher nicht für uns alle bestimmt.“, sagte Luis Aragones. Fernando nickte nur stumm. Das hatte sein Trainer aber gut durchschaut. Die ganzen alten Kamellen wollte er vor den anderen jetzt nicht unbedingt ausgraben. Er widmete sich nun wieder dem Brief. Jetzt weißt du also, worauf ich hinaus will. Du hast vieles von deinem Großvater. Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, kannst du genau so stur sein wie er. Meinst du nicht, es sei an der Zeit zumindest einmal Hallo zu sagen? Nur um der alten Zeiten Willen oder willst du es ihr dein Leben lang übel nehmen, was ihre Eltern damals getan haben? Wenn du es nicht von dir aus tun willst, dann tu es bitte mir zuliebe. Du hast deinem Großvater den Wunsch erfüllt im Vicente Calderón zu spielen, bevor er starb. Ich war nie der große Fußballfan, das weißt du. Deswegen kann ich dir mit einem Fußballwunsch nicht dienen. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn du wenigstens einmal mit ihr sprechen würdest. Ob du das auch tust ist natürlich deine Entscheidung. Selbst wenn du es nicht tun würdest, bist du trotzdem mein Enkel den ich liebe. Tu abuela Als er den Brief zu Ende gelesen hatte, lehnte er sich zurück. Die ersten Worte seiner Großmutter hatten tatsächlich geholfen. Er fühlte sich zwar immer noch mies, aber besser als vorher. Aber was war jetzt mit dem Urlaub? Sollte er den wirklich antreten? Seine Großmutter hatte es sicher gut gemeint. Also wieso nicht. Aber was führte seine Oma da mit Anna im Schilde? Wieso musste sie ausgerechnet jetzt damit kommen und nicht schon vor ein paar Jahren? Das ganze lag immerhin schon fast 14 Jahre zurück. Schließlich wurde Fernando jäh aus seinen Gedanken gerissen, also Luis Aragones nach einem Blick auf die Uhr feststellte, dass die Jungs sich nun doch langsam mal umziehen sollten und dies seinen Spielern lautstark mitteilte. Eine halbe Stunde später saßen alle Spanier frisch geduscht im Mannschaftsbus und machten sich auf den Weg zurück ins Hotel. Fernando saß in der vorletzten Reihe am Fenster und sah verträumt nach draußen. Neben ihm saß Sergio Ramos. „Wie lange wird dein kleiner Urlaub denn dauern?“, fragte er neugierig. Fernando sah ihn an. „Ich weiß noch gar nicht ob ich überhaupt fahre.“ „Wieso nicht? Deine Großmutter hat Recht. In Spanien wird ein echtes Gewitter über unseren Häuptern niedergehen.“ „Du kennst ihre eigentlichen Pläne dabei auch nicht.“ „Was für Pläne?“ „Sie will bloß dass ich den Urlaub mache, damit ich jemanden aus meiner Kindheit wieder treffe.“ „Ja und?“ „Ich will sie nicht wieder sehen.“ „Warum nicht?“ Fernando seufzte. „Das ist eine lange Geschichte.“ „Woher weißt du denn, dass du sie überhaupt sehen wirst? Wie viele Menschen leben in Berlin?“ Fernando zuckte mit den Achseln. „Weiß ich nicht. Aber da hast du Recht. Ich weiß ja noch nicht mal wie sie heute überhaupt aussieht. Und ob sie überhaupt noch in Berlin lebt auch nicht.“ Sergio lächelte. „Dann ruf an und bestätige dein Zimmer.“ Fernando lächelte zurück und nahm den Umschlag aus seiner Tasche. Er legte das Foto auf seinen Schoss und tippte die Telefonnummer in sein Handy ein. Dann stockte er. „Moment mal. Ich kann doch gar kein Deutsch.“ sagte er. Sergio musste grinsen. „Dann sprich Englisch.“ „Das kann ich doch auch kaum.“, meckerte Fernando. „Gib her. Ich rufe an.“, entgegnete Sergio und nahm ihm das Handy aus der Hand. Er wählte die Nummer und begann unter den argwöhnischen Blicken seines Sitznachbarn Fernando mit dem Hotel zu telefonieren. Schon nach kurzer Zeit legte er auf. „Geht alles klar. Kannst dein Zimmer ab morgen beziehen.“ „Super.“ „Ich hätte gar nicht anrufen müssen. Das hättest du auch gekonnt. Brech ich mir da einen auf Englisch ab und die Frau da verabschiedet mich auf Spanisch…“ Fernando grinste. „Na dann. Ich sollte vielleicht trotzdem einen Englischkurs machen.“ „Das auf jeden Fall. Aber dafür dass ich da anrufen musste, will ich jetzt das geheime Foto da sehen.“, verkündete Sergio. „So geheim ist das nun auch wieder nicht.“, antwortete Fernando und reichte ihm das Foto. Sergio betrachtete es. „Wer ist das?“ „Das links ist mein Bruder. In der Mitte das bin ich und rechts das ist Anna.“ „Die, mit der du nicht mehr sprichst?“ „So kann man es sagen.“ Sergio gab ihm das Foto und lehnte sich zurück. „Kannst dir ja dann in Berlin das Finale angucken.“ „Das wäre eine Idee. Aber ich glaub das macht mich dann zu sehr runter.“ „Ach was.. ein gutes Fußballspiel ist immer sehenswert.“ Die Mannschaft kam etwa eine dreiviertel Stunde später in ihrem Mannschaftshotel an. Die Spieler verschwanden recht schnell auf ihren Zimmern, so auch Fernando, der sich auf seinem Zimmer angekommen erstmal aufs Bett fallen ließ. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Fernando entschied sich dazu direkt ins Bett zu gehen, doch bereits nach kurzer Zeit merkte er dass er nicht einschlafen konnte. Zu sehr beschäftigte ihn der vergangene Tag. Das verlorene Spiel und der Brief seiner Oma wühlten ihn wohl zu sehr auf. Er stand auf und öffnete seine Balkontüre, dann trat er an die Balkonbrüstung und blickte in die Ferne. Es wehte ein recht frischer Wind, dafür dass es tagsüber so warm gewesen war. Wieso hatten sie dieses verdammte Spiel nicht gewinnen können? Dann wäre alles viel einfacher gewesen. Er würde sich jetzt nicht mies fühlen und wäre jetzt stattdessen sicher am feiern und hätte längst schon einiges an Alkohol intus. Und den Brief seiner Großmutter hätte er auch nicht lesen brauchen. Er stützte sich am Geländer ab und seufzte. Das Leben war manchmal so schrecklich unfair und kompliziert. Am liebsten hätte er einfach alles rausgebrüllt was ihn störte. Doch stattdessen entschied er sich dazu erstmal fest gegen einen der Gartenstühle auf dem Balkon zu treten. Das hatte gesessen. Fernando atmete tief durch und ging dann wieder nach drinnen. Manchmal hatte Gewalt halt doch eine befreiende Wirkung, denn Fernando konnte recht schnell einschlafen und wurde erst mehrere Stunden später durch das Piepsen seines Handys geweckt. Noch halb verschlafen nahm er das Mobiltelefon von seinem Nachtschrank und blickte darauf. Zehn vor elf. Wie lange hatte er jetzt geschlafen? Viel zu wenig auf jeden Fall. Am liebsten hätte er sich ja noch mal umgedreht, aber Aragones hatte seine Spieler für elf Uhr zum gemeinsamen Frühstück beordert. Also kletterte Fernando aus dem Bett, schlüpfte in eine Hose und ein T-Shirt, ging ins Bad und stand pünktlich um elf Uhr mit seinen Kameraden im Speisesaal. Dort wurden sie bereits vom Trainerstab erwartet. Luis Aragones wollte es sich nicht nehmen lassen, seinen Spielern zum Abschied noch ein paar aufbauende und dankende Worte zu sagen. Nachdem er das getan hatte, widmete er sich dem Thema der nahenden Abreise. „Unsere Maschine der Iberia, wird heute um 18:00 Uhr vom Flughafen Hannover starten und euch erstmal nach Madrid bringen. Anschlussflüge und Mietwagen können wir euch natürlich reservieren. Ich hoffe ihr kommt alle gut nach Hause und habt einen schönen Urlaub.“ Die Spieler klopften auf den Tisch und begannen anschließend zu frühstücken. Fernando saß mit Sergio Ramos, Luis García und Antonio López an einem Tisch. „Weißt du schon was du in Berlin machst, Fernando?“, fragte Luis neugierig. „Noch nicht wirklich. Aber ich denke da gibt es sicher genug zu sehen. Ich hab gehört das Fanfest am Brandenburger Tor soll ganz toll sein.“, grinste er. „Aber wehe dir du tauchst auf der Titelseite der Marça auf, weil du so ausgelassen feierst!“, entgegnete Sergio lächelnd. „Das sowieso nicht. Ich kann mir doch noch nicht mal ein Bier auf Deutsch bestellen.“ „Kein Problem“, erwiderte sein Teamkamerad Antonio López und nannte ihm den deutschen Satz. „Ein Bier bitte“, wiederholte Fernando in einem sehr gebrochenen Deutsch. Seine drei Mitspieler brachen in Gelächter aus. „Du brauchst ein Wörterbuch, Fernando!“, grinste Luis. „Besser einen Dolmetscher. Und ein Auto brauch ich auch noch, sonst muss ich mit dem Zug nach Berlin.“ „Das wird ja wohl kein Problem sein.“, verkündete Antonio López, „Aber wehe dir du kommst nicht zurück zum Training nach Majadahonda!“ Wie sich herausstellte war es wirklich kein Problem einen Mietwagen zu bekommen. Nachdem Fernando die Papiere und den Schlüssel abgeholt hatte, machte er sich auf seine Sachen zu packen. Ruhig packte er seinen Koffer und sah sich noch ein letztes Mal im Zimmer um, bevor er den Raum verließ. Seine Teamkameraden erwarteten ihn allesamt in der Hotellobby, um sich von ihm zu verabschieden. Raúl drückte ihm grinsend eine Autobahnkarte in die Hand und sagte zwinkernd: „Kein Tempolimit“ Fernando lächelte. „Danke.“ Auch wenn immer gesagt wurde, dass es in der spanischen Mannschaft nicht möglich wäre, ein Team zu formen, hatte Fernando das immer ganz anders erlebt. Nachdem Fernando sich von allen verabschiedet hatte, ging er in Begleitung von Sergio Ramos und Antonio López zu seinem Mietwagen. „Meinst du, du kommst lebend an?“, fragte Sergio neugierig. „Natürlich. Das Auto hat ein Navigationssystem.“ „Ohne Deutsch sprechen zu können kommst du trotzdem nicht weit.“, entgegnete Antonio und gab ihm ein kleines Wörterbuch. „Das hab ich eben noch besorgt. Du sollst ja schließlich nicht verhungern.“ Fernando nickte nur lächelnd. „Euch wünsche ich einen guten Heimflug. Haltet die Ohren steif.“ „Wir doch immer.“ So stieg Fernando in seinen Mietwagen, einen neuen Opel Tigra Twintop, und fuhr los in Richtung Berlin stets hoffend, dass das Navigationssystem ihm den richtigen Weg nennen würde. Ungefähr dreieinhalb Stunden später kam Fernando Torres an seinem Ziel an. Er hatte es doch sichtlich genossen auf einer Autobahn einmal schneller als 120 km/h fahren zu dürfen. Fernando parkte sein Auto auf dem hoteleigenen Parkplatz, nahm seinen Koffer aus dem Kofferraum und betrat das Hotel. Die Hotellobby war recht modern aber auch nicht zu einfach eingerichtet. Der Raum war liebevoll mit den Landesfahnen der WM Teilnehmer dekoriert. Einige der Gäste, die in der Hotellobby saßen, guckten ihn verwundert an. Aber diese Blicke war Fernando gewöhnt und lächelte nett zurück. Er sah sich um, und ging dann zur Rezeption. Dort saß eine junge Blondine im Frankreichtrikot und tippte etwas in einen Computer ein. Fernando fluchte innerlich. Wieso ausgerechnet ein Frankreichfan? Als er dort angekommen war, sah das Mädchen ihn an und lächelte. „Hallo. Ein Zimmer für Torres?“, sagte er dann auf deutsch. Den Satz hatte er die ganze Fahrt über trainiert. Gott, er sollte dringend was an seinen Fremdsprachenkenntnissen tun, dachte er sich. Das Mädchen nickte, drehte sich dann um und stand auf. Fernando sah ihr verwundert hinterher. Was sollte das denn jetzt werden? Hatte er irgendwas Falsches gesagt? Das Mädchen ging in einen Raum, kam allerdings nur 20 Sekunden später wieder und erklärte ihm, dass ihre Kollegin sich gleich um ihn kümmern würde. Er atmete auf. Gut, er hatte also doch nichts Falsches gesagt. Er setzte sich in einen Sessel in der Nähe der Rezeption und sah sich um. Ein nettes Hotel hatte seine Großmutter da empfohlen bekommen. Fernando beobachtete die Blondine an der Rezeption, die inzwischen wieder Daten in den PC am eintippen war. Aus dem Hinterzimmer hörte man eine Schranktüre zuknallen und schließlich kam ein junges dunkelhaariges Mädchen im Spanientrikot aus dem Raum und ging zu ihrer Kollegin. Fernando erkannte sie sofort. Nein, das konnte jetzt unmöglich wahr sein. Wie viele Menschen gab es in Berlin? Sie sah aus wie eine dunkelhaarige Variante ihrer Mutter. Gar kein Zweifel. Er sah sie total verwirrt an. „Anna…“, dachte er nur. To be continued ENDLICH FERTIG… Hoffe es hat euch gefallen. War mal was ganz neues für mich. Bis hoffentlich zum nächsten Teil Kapitel 2: Wiedersehen macht Freude? ------------------------------------ Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 2 Wiedersehen macht Freude? Und nun geht es munter weiter mit Fernando Torres und seinem Urlaub in Berlin. Ein zu der Fanfic passendes Lied ist übrigens „What you believe in“ von Take That. @Uli_chan: Gut, dann hab ich mein Ziel ja erreicht @DaBlackGohan: Jop. Die Daten sind für jeden Fan ein muss. Man muss ja Hintergrundinfo haben. Ja ich glaub Fußballaction wird nicht viel in der Fanfic vorkommen. Wer weiß, vielleicht bau ich für dich ja eine Szene ein. ----------------------- Rückblick: Aus dem Hinterzimmer hörte man eine Schranktüre zuknallen und schließlich kam ein junges dunkelhaariges Mädchen im Spanientrikot aus dem Raum und ging zu ihrer Kollegin. Fernando erkannte sie sofort. Nein, das konnte jetzt unmöglich wahr sein. Wie viele Menschen gab es in Berlin? Sie sah aus wie eine dunkelhaarige Variante ihrer Mutter. Gar kein Zweifel. Er sah sie total verwirrt an. „Anna…“, dachte er nur. -------------------- Seine Großmutter hatte es doch faustdick hinter den Ohren. Das hatte sie also geplant. Kein Wunder, dass sie auf dieses Hotel gekommen war. Er war voll und ganz drauf reingefallen. Fernando seufzte. Was sein musste, musste sein. Also würde er doch kurz mit Anna sprechen müssen, denn direkt abreisen konnte er ja auch nicht. Derweil stand Anna hinter ihrer Kollegin Fabienne und sah sie an. „Und wo ist unser spanischer Gast jetzt?“, fragte sie. „Der sitzt dahinten. Solltest dich aber festhalten, wenn du ihn siehst.“, entgegnete Fabienne grinsend ohne vom Bildschirm aufzuschauen. Anna verstand das nicht so recht. Sie hatte nämlich noch keine Ahnung, dass Fernando ein Zimmer reserviert hatte. Sie zuckte mit den Achseln und ging zu der Sitzgruppe in der Fernando Platz genommen hatte. Erst ungefähr 5 Meter davor sah sie sich den Gast einmal genauer an. Wie erstarrt blieb sie stehen. Das musste eine Fata Morgana sein! Sie zwickte sich erstmal in den Arm. Zu ihrem eigenen Erstaunen wachte sie aber nicht auf. Fernando Torres in ihrem Hotel? Ob er sie überhaupt noch kannte? Was wollte er denn hier? Sie atmete einmal tief durch und ging die letzten fünf Meter zu ihm herüber. „Hallo.“, sagte sie nur. Fernando blickte auf und musterte die junge Frau vor ihm. Aus der Nähe war ihre Ähnlichkeit mit ihrer Mutter noch viel deutlicher. Groß war sie geworden, um die 1,80 m herum, dachte Fernando. Sie war recht hübsch, aber nicht überdurchschnittlich und wirkte wie das nette Mädchen von nebenan. In der Hinsicht hatte sie sich nicht wirklich verändert. „Hallo Anna.“, antwortete er. Sie setzte ein Grinsen auf. „Das meinte meine Chefin heute Morgen also, als sie mir gesagt hat wir bekämen einen besonderen spanischen Gast ins Haus.“ „Dahinter steckt meine Großmutter.“, entgegnete er kühl. Sie sollte ja nicht denken er sei freiwillig hier. Anna verstand die versteckte Aussage sofort. Er war also immer noch sauer. Fernando war schon immer recht nachtragend gewesen, aber dass es so extrem ist, hätte Anna nie gedacht. „Komm, ich zeig dir dein Zimmer.“, entgegnete sie. Fernando stand auf und nahm seinen Koffer. „Darf ich überhaupt noch Fernando sagen, oder muss ich dich jetzt mit Señor Torres ansprechen?“, fragte sie ihn. Okay, seine Aussage war also angekommen dachte er. „Wenn du willst dass ich dich mit Señora Sanchez anspreche, dann ja. Das ist doch noch dein Name, oder?“ „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du es nicht von irgendwem erfahren hättest wenn ich verheiratet wäre?“ Da hatte sie Recht. Seine Großmutter und seine Mutter hätten ihm das sicher direkt erzählt. Er antwortete nicht, sondern ging langsamen Schrittes los. Anna führte ihn zum Aufzug und blieb davor stehen. Sie drückte auf den Knopf und wartete auf den Aufzug. Fernando nutzte die Gelegenheit um sich ihr Trikot mal näher anzusehen. „Du traust dich heute wahrhaftig damit herumzulaufen?“ Anna sah ihn verständnislos an. „Wieso?“ Fernando seufzte und blickte zu Boden. War das nicht eigentlich klar? Nach diesem frühen Aus der Mannschaft konnte man doch nicht in ihrem Trikot rumlaufen. Anna sah ihm an, was er gerade dachte. „Ein frühes Aus ist nicht das Ende der Welt.“ Fernando nickte. Das wusste er selbst, aber als Außenstehender war es immer einfacher so was zu sagen. Der Aufzug kam an und die beiden stiegen ein. Anna drückte auf den Knopf für die zweite Etage. Fernando beobachtete sie aus dem Augenwinkel. „Und du hast wirklich nicht gewusst dass ich komme?“ Anna schüttelte den Kopf. „Ich hatte gestern frei.“ Der Aufzug kam nun im zweiten Stock an und die Türe öffnete sich. Anna verließ den Aufzug als erste und ging vor. Nur kurze Zeit später blieb sie vor einem Zimmer stehen und drückte Fernando einen Schlüssel in die Hand. „Dein Zimmer.“, sagte sie und wies auf die Türe. Fernando öffnete sie und trat ein. Das Zimmer war erstaunlich groß. Fernando hatte viele Hotels in seiner Karriere gesehen, aber dieses Zimmer gefiel ihm wirklich gut. Das Zimmer hatte ein großes Bett, eine Couch mit Tisch und einen Fernseher. Anna beobachtete ihn genau. Die Chefin hatte ihn in eins der schönsten Zimmer des ganzen Hotels gesteckt. „Über den Fernseher kannst du drei spanische Programme angucken. Mit mehr können wir hier leider nicht dienen.“ Fernando nickte. „Ich bin auch nicht zum fernsehen hier. Ich will die Stadt sehen.“ Anna nickte. „Wenn du noch was brauchen solltest erreichst du mich oder meine Kollegin an der Rezeption.“ „Danke.“ Sie setzte ein lächeln auf. „Wofür? Das ist mein Job.“ Da hatte sie wohl Recht. Er war schließlich Gast in dem Hotel in dem sie arbeitete. Also nichts Besonderes. Wie kam er überhaupt darauf? „Und hast du irgendwann auch mal frei?“, fragte er dann. „Natürlich. Warum fragst du?“ Gute Frage, wieso fragte er das überhaupt? Eigentlich wollte er mit ihr doch so wenig wie möglich zu tun haben. Okay, sie war die perfekte Fremdenführerin für ihn, immerhin sprach sie ja fließend Deutsch, aber eigentlich wollte er ja nur seine Ruhe hier haben. Noch ehe er etwas sagen konnte, drückte Anna ihm einen Zettel in die Hand. Fernando guckte verdutzt darauf. „Sollte dir langweilig sein kannst du mich ja anrufen.“ „Okay.“, antwortete er nur. Anna lächelte und öffnete die Türe. „Bis dann.“, sagte sie und ging. Fernando ließ sich auf das Bett fallen. Toller Urlaub war das ja. Da hätte er es doch bevorzugt von den spanischen Medien in der Luft zerrissen zu werden. Die Woche, die er sich vorgenommen hatte zu bleiben würde irgendwie schon vorbeigehen, aber trotzdem war es dumm gelaufen. Er starrte an die Decke. Das ganze war sicherlich früher aus dem Ruder gelaufen, aber er war damals noch ein Kind gewesen. Und mittlerweile war es sicher zu spät für einen Rückzieher. Damals hatte er die Hintergründe einfach nicht verstanden. Für ihn zählten nur die Fakten und die waren für ein achtjähriges Kind doch sehr überzeugend gewesen. Alles was er damals wusste, war dass er Anna sein Leben lang kannte. Sie hatte mit ihren Eltern auf der anderen Straßenseite gewohnt. Anna war nur einen Monat jünger als er, weswegen die beiden immer miteinander gespielt hatten. Sie galten damals sogar fast als unzertrennlich. Sie beide hatten immer dieselben Interessen und Träume gehabt. Beide wollten sie irgendwann einmal professionell Fußball spielen. Stundenlang hatten sie in ihrem Baumhaus in seinem Garten gesessen und phantasiert. Bis Anna eines sonnigen morgens im Mai weinend zu ihm herüber kam und ihm sagte dass sie fortgehen müsse. Naiv wie er damals war fragte er sie, wie weit die Straße runter sie denn ziehen würde. Aber Anna schüttelte den Kopf. Sie würde Spanien verlassen. Annas Oma mütterlicherseits war schwer krank geworden und ihre Mutter wollte sie pflegen. Annas Mutter war nämlich keine Spanierin. Für ihn war die Sache klar. Dann sollte sie doch einfach bei ihrer Oma hier bleiben und ihre Eltern allein los ziehen lassen. Aber das konnte sie nicht. Dann wurde seine Erinnerung etwas schwammig. Er erinnerte sich nur noch daran, aufgesprungen zu sein. Er begann sie anzuschreien und sagte ihr wie sehr er sie hasste. Sie würde ihn allein lassen. Das konnte sie unmöglich tun. Dann hatte er das Baumhaus verlassen. Ab diesem Tag hatte er kein Wort mehr mit Anna gesprochen. Sie hatte damals einfach alles kaputt gemacht. An dem Tag als sie abreisen sollte, war sie extra noch einmal herübergekommen, um sich von ihm zu verabschieden aber er weigerte sich vehement sein Zimmer zu verlassen. Sie würde noch verstehen, dass sie ihn brauchte. Sie würde wiederkommen. Definitiv. Da war er sich sicher gewesen. Anfangs hatte Anna ihm verzweifelt immer wieder Briefe und Postkarten geschickt, in der Hoffnung er würde ihr antworten, aber er antwortete nie. Und so kamen irgendwann auch keine Postkarten und Briefe mehr zu ihm. Und so vergingen die Jahre. Als seine Oma ihm an seinem 16. Geburtstag einen Stapel alter Briefe und Postkarten, die sie über die Jahre aufgehoben hatte, geben wollte, war er ausgerastet und hatte die Briefe zerrissen und in den Kamin geschmissen. Anna war für ihn tot. Sie hatte es sich gewagt ihn zu verlassen, also würde er sie auch verlassen. Sie hatte ihr eigenes Leben und er inzwischen auch und so sollte es auch bleiben. Anna würde nie nach Spanien zurückkommen. Würde sie das wollen hätte sie es doch längst getan. Und dann kam sein Erfolg. Von heute auf morgen wurde aus Fernando Torres erst ein spanischer und dann ein internationaler Fußballstar. Er spielte mit 17 in der Primera Division, machte Werbung für Racer-Uhren, Kellogg’s Frosties, Pepsi und Pepe Jeans. Ja er hatte sogar in einem Musikvideo mitgemacht. Er hatte seinen Lebenstraum verwirklichen können und das ohne Anna. In dem Moment schallte „Ya nada volvera a ser como antes“ von El canto de loco, sein Handyklingelton, durch den Raum. Den Ton hatte Daní Martin, Leadsänger der Gruppe und guter Freund von Fernando, ihm auf sein Handy geladen, damit er auch ja immer an den lustigen Videodreh erinnert würde. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass die Nummer seiner Oma ihn anrief. Er klappte sein Handy auf und ging dran. Entgegen der Hoffnung, dass eventuell doch seine Mutter oder sein Vater am Telefon sein könnte, meldete sich Fernandos Großmutter um sich zu erkundigen wie er sich denn fühle und ob er schon angekommen sei. Er antwortete mit Ja und nutzte die Gelegenheit sich gleich bei seiner Oma für diesen fiesen Trick zu beschweren. Seine Oma seufzte. „Das war nun mal der einzige Weg euch beide dazu zu bekommen euch irgendwann einmal zu sehen. Ich kann nicht positiv mit meinem Leben abschließen, wenn ich Annas trauriges Gesicht von damals noch vor mir sehen muss. Ich verlange ja nicht, dass ihr Freunde werdet. Das einzige worum ich dich bitte ist dich mit ihr über die Sache damals auszusprechen. Ich glaube damals ist viel gedacht, aber zu wenig gesagt worden.“ Fernando seufzte. Da hatte sie leider Recht. „Ich weiß. Aber…“ Seine Großmutter fiel ihm ins Wort. „Kein Aber. Deine Mutter steht gerade hinter mir und stimmt mir zu. “ Fernando seufzte. Wollte man den nächsten Morgen noch erleben, sollte man niemals etwas gegen spanische Frauen sagen. Seine Oma und seine Mutter neigten stark zu Temperamentausbrüchen. „Okay.“, sagte er nur knapp. „Viel Spaß.“, flötete seine Großmutter zufrieden in den Hörer und legte auf. Fernando stand auf und trat auf den Balkon. So wie seine Großmutter das am Telefon gesagt hatte klang das alles ja einfach. Aber in der Realität war es eben überhaupt nicht einfach. Wie sollte er ihr das erklären, damit sie ihn auch nicht falsch verstand? Er würde halt improvisieren müssen. Er zog den Zettel den Anna ihm gegeben hatte aus seiner Hosentasche und sah drauf. Nein. Er wollte es ja nicht überstürzen. Er würde jetzt erstmal seine Koffer auspacken und das Hotel erkunden. Anna war derweil fast schon wieder an der Rezeption angekommen. Sie war nicht den direkten Weg zurückgegangen, sondern hatte ihren Weg durch ein paar Umwege verlängert. Sie hatte nachdenken müssen. Was wollte er hier? Er hatte ihr indirekt zu verstehen gegeben, dass er immer noch nicht wirklich mit der Sache damals abgeschlossen hatte. Aber was wollte er dann hier? Das konnte unmöglich Zufall sein. Ihre Kollegin Fabienne erwartete sie bereits mit einem Grinsen im Gesicht. „Hatte ich Recht? Eins muss man euch Spaniern ja lassen. Ihr habt immer extrem gut aussehende Fußballspieler. Da konnte man gestern Abend schon fast Mitleid haben. Schade, dass er kein Franzose ist.“, erklärte sie Anna. Die sah ihre Kollegin nur genervt an. Das hätte sie wohl gern. Musste die schon wieder mit gestern anfangen? Irgendwann würde auch Frankreich rausfliegen. Und das hoffentlich bald. Dann würde Fabienne endlich damit aufhören. Für einen kurzen Augenblick spielte Anna mit dem Gedanken Fabienne zu erzählen, dass Fernando früher ihr Nachbar gewesen war. Das hätte ihr definitiv das Mundwerk gestopft. „Hast du wenigstens ein Autogramm?“, fragte Fabienne neugierig. „Nein.“ „Warum nicht? Ich dachte er wäre dein Lieblingsspieler?“ Anna lächelte. „Ich wollte nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Er ist ja noch was länger hier.“ Daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie war so verwirrt darüber gewesen als er auf einmal vor ihr gestanden hatte, dass sie das total verplant hatte. Sie setzte sich hin und machte sich wieder an die Arbeit. Fernando packte seinen Koffer aus und verstaute seine Sachen im Schrank. Anschließend wollte er mal das Hotel und seine Umgebung erkunden. Aber wo war seine verfluchte Sonnenbrille? Ohne das Ding würde er selbst in Deutschland nicht herumlaufen können. Auch nach einer Viertelstunde anstrengenden Suchens konnte er sie nicht finden. Sie musste also noch im Auto liegen. Der Tag war bislang ja echt zum schnell wieder vergessen. Er schnappte sich seinen Autoschlüssel und verließ sein Zimmer. Dann würde er eben direkt vom Auto aus in den Garten des Hotels gehen. Als er im Erdgeschoss aus dem Aufzug ausstieg und Richtung Ausgang ging sah er Anna mit ihrer Kollegin an der Rezeption sitzen. Während Anna seelenruhig am PC saß und arbeitete, beobachtete die Französin ihn genau. Sie sagte irgendetwas zu Anna was er nicht verstand. Das einzige was er raus hörte war sein Name. Anna sah ihre Kollegin genervt an und antwortete auch etwas, was er nicht verstand. Aber ihr Blick sagte schon alles. Anna schien die Französin nicht wirklich leiden zu können. Sie blickte auf und sah Fernando mit einem Gott-wie-ich-sie-hasse-Blick an. Fernando grinste und verließ die Hotellobby um die Sonnenbrille zu holen. Im Auto angekommen fand er die Brille recht schnell im Handschuhfach. Genauso wie einen Zettel und einen Stift. Er schrieb eine kurze Notiz und ging wieder nach drinnen. In der Hotellobby wurde wieder jeder seiner Schritte von der Blondine an der Rezeption beobachtet. Langsamen Schrittes schlenderte Fernando zur Rezeption und blieb irgendwann vor Anna und ihrer Kollegin stehen. Anna sah auf und guckte ihn an. Noch ehe sie irgendetwas sagen konnte, drückte Fernando ihr einen Zettel in die Hand, zwinkerte und ging davon. Fabienne guckte Anna verwirrt an. Was war denn jetzt los? Anna musste sich das grinsen verkneifen. Das hatte gesessen. Danke Fernando. „Anna??“ „Ja?“ „Was steht auf dem Zettel?“ Ja, der Zettel. Das wüsste sie selbst auch gerne. Anna lehnte sich zurück und klappte den Zettel auf. „Spanien – Frankreich: Steilvorlage von Torres. Sanchez im Ballbesitz. Mach was draus.“ Darunter hatte er seine Handynummer geschrieben. Gott, war er kindisch. El niño passte wirklich zu ihm. „Was steht denn jetzt drauf?“, fragte Fabienne wieder. Anna drehte sich zu ihr um und lächelte. „Seine Handynummer.“ „WAS?“, fragte Fabienne verblüfft. Anna grinste überlegen. „Spanische Fußballer sind eben doch besser als Franzosen. Die gehen auch mal mit einfachem Hotelpersonal aus.“ Dann stand sie auf. „Ich komme gleich wieder.“ Unter dem immer noch verblüfften Blick ihrer französischen Kollegin verließ Anna die Hotellobby in Richtung Garten. Fernando saß draußen im Garten an der Bar und trank sein erstes deutsches Bier. Das war ja mal eine lustige Aktion gewesen. Auch wenn es ein wenig unfair gewesen war. Er beobachtete ein paar Kinder die auf einer Wiese neben dem Pool Fußball spielten. „Jetzt weiß ich wenigstens, warum man dich in Spanien immer noch el niño nennt.“, sagte eine Stimme hinter ihm. Fernando drehte sich um und blickte auf eine grinsend dastehende Anna. „Du weißt doch, manche Leute werden nie erwachsen.“ Anna nickte und drückte ihm jetzt einen Zettel in die Hand. „Ich muss weitermachen.“ Fernando schüttelte den Kopf. Solche Spielchen hatten sie schon als Kinder lustig gefunden. Er begutachtete den Zettel. „Spanien – Frankreich 1:0. Ball im Mittelfeld. Pass auf Torres. Feierabend 21:00 Uhr.“ Fernando grinste. Möge das Spiel also beginnen. To be continued. So das war Teil 2. Hoffe wir sehen uns zum dritten Teil. Kapitel 3: Wo ist Fernando? --------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 3 Wo ist Fernando? Hallo zusammen. Endlich geht es mal weiter. Mein Urlaub ist leider vorbei und ich komm leider nicht so dazu weiterzuschreiben. Aber jetzt geht’s endlich weiter: @Uli_chan: Jap ich weiß schon -------- Rückblick: Anna nickte und drückte ihm jetzt einen Zettel in die Hand. „Ich muss weitermachen.“ Fernando schüttelte den Kopf. Solche Spielchen hatten sie schon als Kinder lustig gefunden. Er begutachtete den Zettel „Spanien – Frankreich 1:0. Ball im Mittelfeld. Pass auf Torres. Feierabend 21:00 Uhr.“ Fernando grinste. Möge das Spiel also beginnen. ------------------- Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. Sie war also auch nicht wirklich erwachsen geworden. Er lehnte sich zufrieden zurück und nippte an seinem Bier. Im Garten des Hotels und am Pool war zu Fernandos Erleichterung an dem Nachmittag nicht viel los. So würde er sich doch an den Pool wagen können, um dort eine Runde zu schwimmen. Nachdem er sein Bier ausgetrunken hatte, stand er auf und ging zurück auf sein Zimmer um seine Schwimmsachen zu holen. Anna war unterdessen, mit immer noch triumphierendem Grinsen im Gesicht, wieder an der Rezeption angekommen. Fabienne musterte sie kritisch. Was hatte sie bloß falsch gemacht? Anna setzte sich wortlos wieder auf ihren Platz. „Nicht, dass es mir nicht egal wäre, aber wann soll euer ’Date’ denn stattfinden?“, fragte Fabienne dann neugierig. „Wieso fragst du dann, wenn es dir doch egal ist?“ „Reine Neugierde.“, entgegnete sie. Anna grinste. Sie würde Fabienne noch ein wenig auf die Folter spannen. „Wann das Date ist, siehst du ja dann.“ „Och komm schon Anna...“, bettelte ihre französische Kollegin. „Vergiss es.“ Fabienne schaute Anna schmollend an. „Du verarscht mich doch bloß.“ Ach, ne. Das merkte sie aber früh, dachte sich Anna. „Das würde ich doch niemals tun.“, antwortete Anna mit ernstem Gesichtsausdruck. „Ich kann dir den Zettel gern zeigen.“ Fabienne schüttelte den Kopf. „Ich kann doch eh kein Spanisch. Ich glaub es dir erst wenn ich es sehe.“ Fernando hatte sich in seinem Zimmer umgezogen und war in seinen Schwimmsachen zum Pool gegangen. Dort ließ er sich auf einer der Liegen nieder und setzte seine Sonnenbrille auf. Über das Wetter in Deutschland konnte er sich nicht beschweren. Es waren knapp an die 30 Grad und der Himmel über Berlin war absolut wolkenlos. Fast wie zu Hause. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Endlich mal ein paar Minuten Ruhe. Kein Training, keine Mitspieler, keine Trainer, keine Fans, nur Ruhe. Was Fernando nicht wusste, war dass er aus dem Fenster beobachtet wurde. „Du, Anna? Wozu brauchen Fußballer bloß solche Bauchmuskeln?“ Anna drehte sich um und sah zu Fabienne, die am Fenster stand. „Sag mal, hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als den armen Kerl den ganzen Tag zu beobachten?“ „So was bekommt man doch nicht alle Tage zu sehen.“ Anna verdrehte genervt die Augen. Heute war Fabienne extrem schlimm. Sie hatte ja schon immer die Angewohnheit gehabt gut aussehende männliche Gäste zu beobachten. Aber das war schon übertrieben. „Jetzt guck es dir doch wenigstens mal an.“, verlangte Fabienne. „Kein Interesse.“, entgegnete Anna genervt. „Ist ja gut.“ Fabienne setzte sich wieder an ihren Platz und widmete sich wieder ihrer Arbeit. „Du bist echt seltsam Anna.“, verkündete sie. Das fiel ihr aber früh auf. Wenn Fabienne die Norm war, dann war Anna auf jeden Fall seltsam. Natürlich gab es eine Menge gut aussehender Fußballer, aber ging es nicht beim Fußball eigentlich um den Sport an sich und nicht um das Aussehen der Spieler? Okay, Fernando war ein extrem gut aussehendes Exemplar des Typs Fußballspieler und Anna hatte in ihrem Zimmer auch zwei Poster von ihm aufgehängt, aber er war in ihren Augen immer der kleine Junge von nebenan geblieben der für sie immer wie ein Bruder gewesen war. „Hóla Señora Sanchez.“ Anna zuckte erschocken zusammen und sah auf. Vor ihr stand einer der wenigen spanischen Gäste des Hotels „Ich wollte sie nicht erschrecken.“, sagte er lächelnd. „Schon okay. Was kann ich für sie tun, Señor García?“ „Ich wollte fragen, ob wir den Fernseher in der Lobby anmachen können. TVE zeigt gleich die Abreise der spanischen Mannschaft.“ Anna nickte. „Aber natürlich doch. Das müssen sie doch nicht fragen.“ „Na in Deutschland weiß man ja nie.“, entgegnete er grinsend und ging davon. Arturo García und sein Freund Sergio Moreno, waren schon seit Anfang der WM zu Gast in Annas Hotel. Beide hatten nur Karten für das Finale, in welchem Spanien Weltmeister werden würde. Der gestrige Abend war für beide nicht gerade toll verlaufen. Anna hatte sie zufällig auf der Fanmeile getroffen und war nach dem verlorenen Spiel mit ihnen noch ein Frustbier trinken gegangen. Die beiden kamen aus Valencia und hatten Kind und Kegel für vier Wochen zu Hause gelassen um einmal eine richtige WM-Party zu feiern. Anna sah Señor García seufzend hinterher. Er hatte seinen ganzen Jahresurlaub für einen Traum geopfert der jetzt geplatzt war. Anna beobachtete die beiden Fans in ihren David Villa Trikots beim fernsehen. Sie würden schon recht bald merken, dass einer fehlt. Sie freute sich schon auf ihre verblüfften Gesichter, wenn ihnen Fernando das erste Mal über den Weg laufen würde. Auch wenn sie keine Fans von Atlético Madrid waren, würden sie sich sicher freuen. Keine 15 Minuten später hörte man von der anderen Ecke der Lobby den Aufschrei des Verwunderns, auf den Anna bereits gewartet hatte. „Wie, Torres fehlt?“, fragte Sergio verwirrt. „Wo steckt der Kerl denn?“ Doch selbst die Fernsehreporter konnten für die beiden Spanier in Deutschland kein Licht ins Dunkel bringen. Erst als es einem der Reporter gelang Sergio Ramos vors Mikrophon zu bekommen, und der grinsend antwortete Fernando würde aus privaten Gründen noch ein paar Tage in Deutschland bleiben, kam etwas Licht ins Dunkel. „Aber was will der denn noch hier? Die WM ist für Spanien doch schon gelaufen.“, erklärte Sergio. Arturo grummelte: „Wer weiß, vielleicht hat der schon einen neuen Verein gefunden. Der geht jetzt sicher zu den Bayern.“ Sergio schüttelte den Kopf. „Was will der denn da? Da ist es ihm doch viel zu kalt.“ Während die spanischen Fans in Spanien und weltweit allesamt rätselten, warum Fernando Torres denn in Deutschland geblieben war, lag der angesprochene immer noch am Pool in der Sonne und hörte Musik. Die Wassertemperatur im Pool hatte er auch schon geprüft. Das Wasser war angenehm warm gewesen. Ein grummeln in seinem Magen gab ihm nun unweigerlich zu verstehen, dass er was zu essen brauchte. Er sah auf die Uhr und entschloss sich dazu noch eine kurze Runde im Pool zu schwimmen, dann zu duschen und im Hotelrestaurant etwas essen zu gehen. Nachdem Fernando sich im Pool abgekühlt hatte, trocknete er sich ab und machte sich auf zurück in sein Zimmer. Dort angekommen stellte er sich erstmal unter die Dusche, um das Chlor abzuwaschen. Anschließend setzte er sich, noch im Handtuch, vor den Fernseher und schaltete ihn ein. Wie Anna gesagt hatte, konnte er drei spanische Programme empfangen. Telemadrid Sat, einer der Sender, hatte eine Laufschrift eingeblendet in der stand, dass das spanische Team gerade auf der Heimreise sei und in etwas mehr als einer Stunde in Madrid erwartet würde. Fernando Torres sei aus persönlichen Gründen in Deutschland geblieben. Fernando grinste. Das klang aber geheimnisvoll. Jetzt fragte sich sicher ganz Spanien was mit ihm los sei. Die anderen hätten sich aber schon was einfallen lassen können, warum er nicht mitgekommen war. Er zappte noch ein wenig durch die Kanäle und stellte schnell fest dass deutsches Fernsehen, sich nicht besonders vom spanischen Fernsehen unterschied. Überall in etwa dasselbe Programm. Er sah auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon kurz nach sieben Uhr war. Im Speisesaal würde er jetzt sicherlich etwas zu essen bekommen. Fernando stand auf und ging herüber zum Schrank. Er hatte gerade nach einem T-Shirt gegriffen, da fiel ihm wieder ein, dass Anna ja um 21 Uhr Feierabend hatte. Gut, die Französin würde heute also noch eins drüber bekommen. Irgendwie konnte sie einem fast schon wieder Leid tun. Fernando verwarf den Gedanken recht schnell und zog sich an. Zwanzig Minuten später durchquerte er die Lobby in Richtung Speisesaal. Die Französin war nicht am Platz. Er grinste Anna verschwörerisch an. Diese grinste nur zurück. Es war schon eine seltsame Sache. Trotz der Tatsache, dass er sie so lange nicht gesehen hatte wusste er genau was sie plante und dachte. Fernando betrat den Speisesaal, der zu dieser Uhrzeit recht gut gefüllt war. Glücklicherweise waren viele der Gäste so sehr in ihr Essen vertieft, dass sie ihn nicht bemerkt hatten. Er sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um, sah auf Anhieb aber keinen. Zur selben Zeit saßen Arturo García und Sergio Moreno nichts ahnend im Speisesaal am Fenster. Arturo hatte gerade seinen Teller leer gegessen und trank an einem Bier. Er blickte sich im Saal um und stockte. Das konnte jetzt unmöglich sein. Was bei der Jungfrau Maria machte Fernando Torres denn hier? „Madre Mio!“, sagte er nur erstaunt. „Was denn?“, fragte Sergio, der mir dem Rücken zum Eingang des Speisesaals saß und Fernando somit noch nicht gesehen hatte, und drehte sich um. „Das ist doch...?!“ Arturo nickte. Das hätte er in seinen Träumen nicht für möglich gehalten. „Doch, das ist Fernando Torres. Er sieht irgendwie verloren aus.“ „Ach was.“ „Holen wir ihn her!“ „Bist du verrückt?“, fragte Sergio in etwas lauterem Tonfall, so dass einige der Gäste ihn böse anguckten. Auch Fernando sah herüber. Es gab hier also doch ein paar Spanier im Hotel. Die würden gleich ihr blaues Wunder erleben. Arturo sah seinen Freund an und grinste. „Ich hol ihn.“ Aber bevor er überhaupt aufgestanden war, sprach Fernando die beiden Spanier an. „Ist hier noch frei?“, fragte er grinsend. Sergio und Arturo tauschten einen verwirrten Blick. „Aber sicher doch.“ Fernando setzte sich hin. Das wollte er schon immer mal machen. Sich einfach so zu ein paar Fans setzen und mit ihnen einen netten Plausch halten. In Madrid war das ja leider nicht möglich. „Ich bin Arturo García und das ist mein Freund Sergio Moreno.“, stellte Arturo, welcher als erstes wieder Worte fand, sich und seinen Freund vor. „Freut mich. Ich hoffe ich störe nicht bei irgendeiner wichtigen Unterhaltung?“ Sergio schüttelte den Kopf. „Das Thema unserer Diskussion hast du uns gerade genommen.“ „Wieso?“, fragte er. „Na, wir hatten uns gefragt, was du denn in Deutschland noch zu tun hast und wo du bist. Aber das zweite hat sich jetzt ja erledigt.“ Fernando lächelte. „Sieht so aus.“ „Sagst du uns, warum du nicht zurückgefahren bist?“ „Klar, aber erst hol ich mir was zu essen. Ich verhungere sonst noch.“, entgegnete er, stand auf und ging zum Büffet. Sergio und Arturo sahen ihm verwirrt hinterher. „Sind wir hier in einem schlechten Film?“, fragte ersterer verwirrt. „Keine Ahnung. Wenn das ein Traum ist, will ich erstmal nicht aufwachen.“, verkündete Arturo. Sergio nickte. Fernando kehrte nur kurze Zeit später zu seinem Platz zurück. Dieser Blick der beiden war einfach unbezahlbar gewesen. Er setzte sich wieder hin und widmete sich der gewaltigen Portion Nudeln, die er sich geholt hatte. „Eigentlich kann sich jeder, der bei vernünftigem Verstand ist, denken warum ich in Deutschland geblieben bin.“, sagte er dann. Arturo grinste. „Wegen einer Frau?“ Fernando lachte und schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich.“ „Du wechselst zu den Bayern.“, vermutete Sergio dann. „Auch nicht. Was will ich denn da? Ich bin doch glücklich in Madrid. Ich mache ganz einfach ein paar Tage Urlaub.“ „In Deutschland?“ Fernando nickte. „Warum nicht? Hier gibt’s doch einiges zu sehen. Und während der WM ist hier doch ne Menge los.“ „Da hast du Recht. Hier gibt es eine Menge zu sehen.“ „Als Spieler bekommt man von den Städten ja nicht viel zu sehen.“ „Das glaub ich dir gern.“ Fernando lächelte. Jetzt hatte er aber genug erzählt. „Und wo kommt ihr her?“, fragte er neugierig. Sergio und Arturo erzählten ihm bereitwillig ihre Geschichte. Beide kamen sie aus Valencia und arbeiteten zusammen in einer EDV Firma. Sie hatten monatelang gespart, um diesen Trip machen zu können und wollten die ganze WM über bleiben, um Spanien gewinnen zu sehen. Fernando seufzte. Na da hatte seine Mannschaft ja etwas Tolles angestellt. Für ihn war es schon hart zu verlieren, aber für die Fans die ihren Urlaub und ihr erspartes geopfert hatten, nur um dabei zu sein, war es sicher viel schlimmer. Irgendwie fühlte er sich jetzt schuldig. Sergio sah ihn an und lächelte. „Aber euer Ausscheiden ist ja nicht so tragisch. Wir haben hier eine tolle Zeit.“ Fernando seufzte. „Es ist trotzdem blöd.“ Arturo klopfte ihm aufbauend auf die Schulter. „Es war von vorneherein ein Risiko. Einer musste das Spiel nun mal verlieren.“ Sergio nickte. „Immerhin haben wir danach dank Anna eine tolle Kneipe gefunden, wo wir unseren Frust wegtrinken konnten.“ Fernando sah Sergio verwirrt an. „Anna?“ Was hatte Anna denn mit den beiden zu tun? „Die junge Dame vom Empfang. Señora Sanchez.“ Noch ehe er irgendetwas weiteres sagen konnte, begann Arturo ihm vom Vorabend zu erzählen. Die beiden waren, wie jeden Tag an dem Fußball war, zur Fanmeile am Brandenburger Tor gefahren. Dort hatten sie sich das Spiel angeguckt, bis ihnen Anna auf einmal über den Weg gelaufen war. Nach dem Spiel hatten sie Anna gefragt, ob sie noch mit ihnen ein Bier trinken gehen würde. Sie hatte ja gesagt und war mit ihnen zusammen in einer nahe gelegene Kneipe gegangen. „Wenn du wissen willst, wo genau in Berlin du dich mal umsehen solltest, brauchst du sie nur zu fragen. Sie weiß alles.“, grinste Sergio. „Aber sie ist nicht jeden Tag hier.“, fügte Arturo hinzu. Fernando guckte verdutzt. Wie das denn? Sergio bemerkte Fernandos Blick. „Sie arbeitet nur drei Mal die Woche hier für einen halben Tag. Während der WM jetzt ein wenig mehr. Außer wenn Deutschland oder Spanien spielt.“ So erfuhr Fernando dann einige neue Details über Anna, von denen er bislang nichts gewusst hatte. Anna arbeitete nämlich nicht fest in diesem Hotel, sondern nur Aushilfsweise. Sie studierte noch und finanzierte sich mit der Arbeit ihren Lebensunterhalt. Außerdem war aus Anna eine wahre Rojiblanco geworden. Sergio erzählte Fernando, dass Anna mindestens zweimal im Jahr nach Madrid flog um sich ein Spiel im Vicente Calderón anzusehen. Das Derby zwischen Real und Atlético zählte jedes Jahr zu ihrem Pflichtprogramm. Fernando schmunzelte. Anna war schon immer genauso verrückt auf Fußball gewesen wie er. Als kleines Kind hatte sie ihr Atlético Trikot von Paulo Futre abgöttisch geliebt. Eigentlich überraschte es ihn nicht wirklich, dass sie immer noch so war. Einzig das Fußballspielen, so dachte Fernando, hatte Anna wohl irgendwann auf dem Weg verloren. Arturo lächelte. „Sie ist schon eine nette Person. Ich versteh nur nicht, warum sie nicht zurück nach Spanien geht.“ „Das hab ich mich all die Jahre auch gefragt.“, murmelte Fernando. „Was hast du gesagt?“ Fernando schreckte aus seinen Gedanken. „Nichts. Wer weiß. Sie hat sicher ihr Leben hier.“ Er blickte kurz auf die Uhr. Schon kurz vor halb neun. Sergio bemerkte den Blick auf die Uhr. „Hast du noch was vor?“ Fernando grinste. „Die Französin an der Rezeption wird um neun Uhr eine kleine Gemeinheit erfahren.“ „Wie?“ „Ein kleiner Scherz von mir und Señora Sanchez.“ Sergio und Arturo sahen sich verwirrt an. Was plante der denn jetzt? Als nächstes machte Fernando sich auf, um sich noch einen Nachtisch zu holen. Nachdem Fernando seinen Nachtisch verspeist hatte und noch ein paar Minuten mit den beiden Männern aus Valencia geplaudert hatte, machte er sich langsam auf den Weg zurück auf sein Zimmer. Seine Uhr verriet ihm, dass er noch 10 Minuten Zeit hatte. Er ging noch einmal kurz ins Bad und machte sich um fünf vor neun auf den Weg zur Hotellobby. Anna saß noch auf ihrem Platz, genauso wie ihre französische Kollegin. Fernando ging zu Anna herüber und blieb vor ihr stehen. „Buenos tardes.“ Anna blickte auf und lächelte. „Hallo.“ „Heute Abend schon was vor?“, fragte er dann in seinem besten Deutsch. Anna musste sich beherrschen nicht loszulachen. „Jetzt scheinbar schon. Ich hab gleich Feierabend.“ Fernando nickte. „Okay.“ Anna sah zur Uhr und dann zu Fabienne, die beide verwirrt anstarrte. Fünf Minuten noch. Fernando setzte sich in der Lobby hin und beobachtete Anna, die ihre Arbeit normal fortsetzte. Aus dem Hinterzimmer kam dann eine etwas ältere Dame und blieb hinter Anna stehen. Anna drehte sich um. Ihre Chefin würde jetzt den Nachtdienst übernehmen. Sie lächelte Anna an und wies mit dem Kopf zu Fernando. „Ich denke du hast unseren spanischen Gast kennen gelernt.“ Anna nickte. „Ich war sprachlos.“ „Das dachte ich mir schon. Du kümmerst dich hoffentlich gut um ihn. Wenn er irgendwas will, versuch es ihm zu beschaffen.“ Fabienne sah Anna mit einem giftigen Blick an und sagte dann: „Scheinbar will er im Moment Anna und die wird sich sicher gut um ihn kümmern.“ Anna erwiderte den giftigen Blick und lächelte dann: „Selbst wenn, wüsste ich nicht was dich das angeht.“ Die Chefin musterte ihre beiden Angestellten. Anna und Fabienne waren sich noch nie besonders grün gewesen, aber leider hatte es in dieser Woche nicht anders gegangen. „Was hab ich verpasst?“, fragte sie neugierig. „Anna hat ein Date mit ihm.“, informierte Fabienne ihre Chefin bereitwillig. Die sah Anna daraufhin überrascht an. „Und was machst du dann noch hier? Sieh zu dass du Feierabend machst!“, entgegnete sie zwinkernd. Das ließ Anna sich natürlich nicht zweimal sagen. Sie stand auf und ging ins Hinterzimmer um sich umzuziehen. Nur kurze Zeit später verließ sie das Zimmer und ging zu Fernando herüber. „Wollen wir dann?“ Fernando, der gerade eine deutsche Zeitung durchblätterte, schaute sie an. „Klar doch.“ Er legte die Zeitung beiseite und stand auf. Dann hielt er ihr ein einzelnes Gänseblümchen unter die Nase. „Leider kann ich heute nichts besseres liefern.“ Anna musste grinsen. Das hatte er schon mal gemacht. Sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie hatten sich wegen irgendetwas gestritten. Es hatte den ganzen Vortag geregnet und im Garten von Fernandos Haus war es deswegen recht matschig gewesen. Sie hatte ihn wütend mit einem Matschklumpen beworfen und war dann schmollend ins Baumhaus gegangen. Nur kurze Zeit später war er die Leiter zum Baumhaus hinaufgeklettert und guckte mit Hundewelpenblick hinein. Dabei hielt er Anna ein einzelnes Gänseblümchen vor die Nase. Sein Gesicht war voller Matsch. Bei diesem Anblick hatte sie so lachen müssen, dass sie gar nicht mehr böse sein konnte. Fernando musterte sie. Anna hatte das Fußballoutfit gegen ein knielanges schwarzes Kleid getauscht. „Gehen wir?“, fragte Fernando lächelnd und hielt ihr Gentleman-like seinen Arm hin. Anna hakte sich ein und sie verließen gemeinsam das Hotel. Fabienne stand sprachlos an der Rezeption neben ihrer Chefin. „Was mache ich bloß falsch?“, murmelte Fabienne. Die Chefin lächelte. „Du bist scheinbar nicht spanisch genug. Und seine Großmutter scheint dich nicht zu kennen.“ „Seine Großmutter?“ Die Chefin nickte. „Seine Großmutter hatte das Zimmer reserviert. Aber erst nachdem sie sich erkundigt hatte ob Anna auch wirklich hier arbeitet.“ Jetzt verstand Fabienne das ganze. Die beiden kannten sich irgendwoher. Deswegen war Anna auch so ruhig geblieben, als er ins Hotel gekommen war. Dieses spanische Biest hatte das alles geplant. Anna und Fernando hatten inzwischen das Hotel verlassen. „Wo geht’s denn hin?“, fragte Fernando neugierig. Anna sah ihn ernst an. „Nirgendwo. Wir fahren jetzt einfach weg und dann lässt du mich einfach unterwegs irgendwo raus.“ Fernando guckte sie überrascht an. Was hatte die denn jetzt? „Wieso das denn?“ „Seien wir doch ehrlich. Ich weiß genau dass du das nur wegen Fabienne machst. Und freiwillig bist du auch nicht hier.“ Fernando seufzte. „Deine Großmutter hat das Zimmer vor knapp 3 Monaten hier reserviert. Und ich wette du wusstest nichts davon, dass ich hier arbeite. Warum bist du also wirklich hier?“, verkündete sie „Das ist eine lange Geschichte.“, erklärte Fernando daraufhin und stieg ins Auto ein. Was sollte er ihr sagen? Dass er eigentlich gar keine Lust hatte sie zu sehen? Dass das alles nur eine blöde Idee seiner Oma gewesen war, damit die beiden sich wieder sehen müssten? Anna setzte sich auf den Beifahrersitz. Fernando startete den Motor und fuhr los. „Du hast schon Recht. Hätte ich gewusst, dass du in dem Hotel bist, wäre ich gar nicht hier.“ Anna sah aus dem Fenster. Warum nicht direkt so? Sie hatte keine Lust auf irgendwelche Ausreden und dumme Geschichten. „Meine Großmutter will, dass wir beide wieder wie gesittete Menschen miteinander umgehen. Nur deswegen bin ich hier.“ „Wir reden doch schon miteinander. Erzähl das deiner Oma und gut ist’s. Dann kannst du auch endlich deinen Urlaub genießen.“ Fernando seufzte. Jetzt wo er sie eh schon wieder gesehen hatte, wollte er doch mehr über sie wissen. Was war aus ihr geworden? Was mochte sie, was nicht? Hatte sie sich stark gegenüber früher verändert? Wahrscheinlich würde er sie nach diesem Urlaub niemals wieder treffen. „Da vorne rechts kannst du mich rauslassen.“, erklärte Anna kühl. Fernando schüttelte den Kopf. „Und was wenn ich das nicht tu?“, fragte er mit aufgesetztem Grinsen. „Wieso solltest du das wollen?“ Er zwinkerte. „Vielleicht will ich ja wirklich mit dir ausgehen?“ Anna musterte ihn kritisch. „Willst du nicht.“ Fernando lächelte. „Nennen wir es nicht Date, sondern eher einen Abend um die alten Zeiten willen. Ich weiß doch gar nichts mehr über dich.“ Anna war sprachlos. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Sie war überzeugt gewesen, dass er sie am liebsten immer noch ignorieren würde. „Wie du willst.“ „Na dann. Wo gehen wir hin?“, fragte Fernando lächelnd. To be continued So das war Teil 3.Eigentlich wollte ich in dem Teil mit dem Plot schon viel weiter vorangekommen sein… ist mir nicht wirklich gelungen… Bis dann Gruß Kapitel 4: Damals in Alicante ----------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 4 Damals in Alicante… Tach zusammen. Habe es endlich geschafft den Teil fertig zu stellen. Viel Spaß @DTM: Das hätte ich jetzt aber nicht gedacht. @Uli_chan: OMG!! Nein. Damit war definitiv NICHT dieser Blick gemeint… *g* @Kutterkoeter: Thx für den Kombikommi. Darauf jetzt hier zu antworten, würde glaub ich den Rahmen sprengen. Rückblick: „Nennen wir es nicht Date, sondern eher einen Abend um die alten Zeiten willen. Ich weiß doch gar nichts mehr über dich.“ Anna war sprachlos. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Sie war überzeugt gewesen, dass er sie am liebsten immer noch ignorieren würde. „Wie du willst.“ „Na dann. Wo gehen wir hin?“, fragte Fernando lächelnd. ----------------------------------- „Am besten irgendwo in die Nähe, damit du das Auto stehen lassen kannst.“ Fernando lächelte. „Du willst mich doch wohl nicht etwa abfüllen?“ Sie grinste fies. „Wir haben eine Menge nachzuholen. Darunter zählt auch ein gemeinsames Besäufnis.“ Fernando parkte das Auto in einer Parklücke und stieg aus. „Ich bin aber nicht besonders trinkfest.“ Um ehrlich zu sein, war er sogar überhaupt nicht trinkfest. Zumindest was Bier anging. Er hatte schon am Mittag festgestellt, dass deutsches Bier etwas kräftiger war als spanisches. Ihm war schon nach einem großen Glas ein wenig schwummrig geworden. Anna lächelte. „Keine Angst. Ich muss morgen arbeiten. Ich kann heute selbst nicht viel trinken.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“, entgegnete er. Fernando folgte Anna nun die Straße entlang. Es war viel los um diese Uhrzeit. Das warme Wetter in Deutschland hatte wohl viele dazu bewegt, nach Feierabend noch raus zu gehen und den Abend zu genießen. Anna führte ihn die Straße runter und bog schließlich in eine kleine Seitenstraße ein. Fernando sah sich um. Was wollte sie denn jetzt hier? Hätte sie nicht wenigstens eine Kneipe an der Hauptstraße nehmen können? „Du weißt aber, wo du hin willst Anna?“ Anna drehte sich um. „Natürlich. Wir gehen zu Jésus.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Jésus?“ Anna nickte und blieb vor einer kleinen Eckkneipe stehen. „Hier?“, fragte Fernando mit skeptischem Blick. „Hier. Das ist meine Stammkneipe. Irgendwo muss ich ja Fußball gucken gehen.“, antwortete sie und ging hinein. Fernando folgte ihr. Von draußen hatte das Gebäude recht runtergekommen gewirkt, aber von innen war das Gebäude schön aufgemacht worden. Fernando erkannte sofort, dass diese Kneipe einem Spanier gehören musste. Überall an den Wänden hingen Fahnen von Spanien und diversen spanischen Fußballmannschaften und Sportlern. Die Kneipe war aufgrund ihrer abgelegenen Lage nur dünn besetzt. Hinter dem Tresen stand ein junger Mann. „Buenos tardes.“, sagte Anna. Der junge Mann sah sie an und lächelte. „Anna! Du heute hier?“ Sie grinste. „Ich kann auch wieder gehen.“ „So war das nicht gemeint.“ Anna lachte. „Schon klar. Krieg ich meine Ecke?“ Er nickte. Anna drehte sich zu Fernando um und wies mit der Hand in eine Ecke. „Dahinten.“ Fernando ging vor, Anna hinterher. Dabei erst fiel dem jungen Mann auf, dass Anna in bekannter Begleitung war. „Dios Mio!“, verkündete er und drehte sich um zu einer offen stehenden Türe hinter der Theke. „Jésus! Das musst du dir angucken!“, rief er nach drinnen. Anna und Fernando hatten sich inzwischen in der Ecke niedergelassen. „Das ist also die Atlético Ecke?“ Anna nickte. „Eigentlich ist hier das ganze Lokal die Atlético Ecke. Jésus ist Atlético Fan.“ Fernando wies mit dem Kopf zu dem jungen Mann am Zapfhahn. „Ist das Jésus?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein, das ist Jésus’ Sohn Carlos. Er ist Real Fan. Jésus ist schon dran ihn zu enterben, wenn er nicht bald konvertiert.“ Fernando lachte. Die Feindschaft zwischen Real und seiner Mannschaft war wohl außerhalb Spaniens genauso extrem wie in Madrid. Hintern tauchte nun ein etwas dickerer, grauhaariger Mann auf und sah Carlos an. „Was ist denn so wichtig? Du tust ja fast so als wäre die spanische Mannschaft gerade hereinspaziert.“ „Nicht ganz. Fernando Torres. Mit Anna. Hinten in der Ecke.“, antwortete Carlos. Jésus sah seinen Sohn entsetzt an. „Wie bitte?“ Dann guckte er herüber zu Anna und Fernando in der Ecke. „Bei der Jungfrau Maria!“ Er wischte seine Hände an seiner Schürze ab und ging zu den beiden herüber. „Anna Sanchez. Du bist doch ein Teufelsweib.“, grinste er. „Wieso das?“, fragte sie mit aufgesetzter Unschuldsmiene. „Du bringst mir Fernando Torres her! Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du ihn kennst?“ Er wandte sich Fernando zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Jésus. Freut mich sehr.“ Fernando lächelte und schüttelte ihm die Hand. „Mich auch.“ „Also, was wollt ihr trinken?“, fragte er. Anna grinste verschwörerisch. „Wir müssen ihn an deutschen Alkohol gewöhnen.“ Jésus nickte. „Klar doch.“ Dann ging er davon. Fernando sah ihm besorgt hinterher. Was würde man ihm jetzt bloß antun? Ob er noch gerade gehend nach Hause kommen würde? „Ich werd schon dafür sorgen, dass du wieder ins Hotel kommst.“, sagte Anna, die Fernandos Blick bemerkt hatte. „Wieso hattest du ihm nicht gesagt, dass du mich kennst?“ Anna lehnte sich zurück. „Ich hab das niemandem erzählt.“ „Und warum nicht?“, fragte Fernando. Normalerweise erzählte doch jeder es gern weiter, wenn er jemand bekanntes persönlich kannte. Anna seufzte. „Das hätte nur zu irgendwelchen Erwartungen geführt. Dann hätten auf einmal doch alle von mir erwartet, dass ich Autogramme besorge und so was.“ „Wahrscheinlich schon.“, bemerkte er. „Aber ich hätte nie welche bekommen, weil du nicht mit mir geredet hättest. Und wer würde mir denn dann noch glauben.“ Fernando seufzte. Sie hatte ja Recht. Er hätte es total ignoriert, wenn er von ihr gehört hätte. Seine Oma hatte immer wieder versucht ihm von Anna zu erzählen, aber er hatte das immer direkt abgeblockt. Fernando sah zu ihr herüber. „Damals ist eine ganze Menge schief gelaufen. Ich war schrecklich gemein.“ Anna nickte „Das kannst du laut sagen.“ „Ich glaube nicht, dass es noch möglich ist, sich dafür zu entschuldigen. Oder ob es überhaupt Sinn machen würde. Ich war damals 8 Jahre alt, ich war ein Kind, ich war naiv und dumm. Ich wollte nur das hören, was mir am besten passte. Es war mir total egal, ob das was ich gesagt hatte dich verletzt, solange ich mich danach besser fühlte.“ Anna schluckte und sah auf die Tischplatte. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen. „Du hast mir damals noch nicht mal die Möglichkeit gegeben es dir zu erklären. Du wolltest mich einfach nicht mehr sehen. Nicht mehr mit mir sprechen. Gar nichts. Das war als hätte man einen Teil von meinem Leben einfach weggenommen. Ich hatte immer gehofft, du würdest doch auf einen meiner Briefe antworten. Aber alles was ich bekam, war Post von deiner Mutter. “ „Ich konnte einfach nicht antworten. Das wäre gewesen, als hätte ich meinen eigenen Fehler eingestanden. Und das konnte ich nicht, weil du damals in meiner beschränkten Sicht doch an allem Schuld warst. Irgendwann war ich dann doch zu stur um zu antworten. Ich hatte immer damit gerechnet, dass du zurückkommst. Aber das hab ich irgendwann auch aufgegeben. Und jetzt leben wir in zwei verschiedenen Welten.“ Fernando sah zu ihr rüber. Er hatte damals nie daran gedacht, wie Anna sich bei der ganzen Sache gefühlt haben musste. Sie hatte von einer Minute auf den anderen ihren besten Freund verloren und konnte gar nichts dafür. Er fasste sie sacht am Kinn und zog ihr Gesicht leicht in seine Richtung, so dass sie ihn nun ansehen musste. „Es tut mir leid Anna. Es wird nie wieder so sein können wie früher, aber vielleicht haben wir jetzt ja die Gelegenheit uns neu kennen zu lernen.“ Anna schluckte. Sie musste sich total beherrschen nicht loszuheulen. Das konnte sie unmöglich tun. Nicht hier und nicht vor ihm. „Okay.“, sagte sie nur leise. Nun kam Jésus zu Anna und Fernando und stellte vor jedem der beiden ein Glas Bier und einen Schnaps ab. „Wäre es dreist zu fragen, ob du nachher vielleicht auf unserer Atletico Fahne unterschreibst?“, fragte er. Fernando lächelte. „Kein Problem.“ Jésus war seine Freude im Gesicht abzulesen. „Du bist doch nicht etwa wegen ihr in Deutschland geblieben?“ Fernando lächelte. „Nicht nur.“ Jésus sah zu Anna herüber. „Wo trifft man jemanden wie Fernando Torres?“ Die blickte kurz zu Fernando rüber, setzte dann ein unschuldiges Gesicht auf. „In Madrid?“ Jésus schüttelte den Kopf „Madrid ist groß.“ Fernando zwickte Anna leicht in die Seite. „Jetzt hör auf ihn aufzuziehen.“ Dann grinste er Jésus an. „Anna war, bevor sie nach Deutschland gegangen ist, meine Nachbarin.“ Anna zuckte mit den Schultern. „Die Welt ist doch kleiner als man manchmal denkt.“ Jésus schüttelte nur mit dem Kopf, murmelte etwas vor sich hin und ließ die beiden nun zurück und ging zum Tresen. Fernando musterte den Schnaps neben seinem Bier ernst. „Was ist das?“ Anna grinste. „Probier…“ „Erst wenn ich weiß, was das ist.“ „Selbst wenn ich es dir sage, wird dir das nicht viel weiterhelfen.“, entgegnete sie und nahm ihr Glas in die Hand. „Prost dann.“ Fernando nahm nun auch zögernd sein Glas in die Hand. „Prost.“ Anna trank den Schnaps in einem Zug aus und stellte das leere Glas vor sich auf den Tisch. Er musterte sie dabei kritisch. Was sie konnte, musste er ja wohl auch können, dachte er sich und trank seinen Schnaps auf Ex leer. „Was war das jetzt?“, wollte er wissen als er sein Glas abgestellt hatte. „Apfelkorn.“, erwiderte sie. „Nicht übel.“ Sagte er und lächelte dann. „Und jetzt will ich was von dir hören. Was hat Deutschland aus dir gemacht? Schließlich haben wir uns 14 Jahre nicht gesehen.“ „Gar nicht wahr.“ Fernando sah Anna verwirrt an. „Wie?“ „Wir haben uns einmal getroffen. Du hast mich nur, glaub ich, nicht erkannt.“, sagte sie. Über Fernandos Kopf schwebte ein großes Fragezeichen. Wie jetzt? Das hätte er bemerkt. Anna sah doch genau aus wie ihre Mutter. Das ging gar nicht, dass er sie nicht erkennen würde. „Erinnerst du dich an das Freundschaftsturnier der spanischen U16 Nationalmannschaft in Alicante 1999?“ „Natürlich.“ „Ich war auch da.“ Fernando starrte sie verwirrt an. „Wie?“ Dann fiel bei ihm der Groschen. „Das Mädchen mit den blond gefärbten Haaren…“ Sie nickte grinsend. „Zu der Zeit war ich von meinen braunen Haaren einfach nur genervt.“ Damals hatte Anna selbst noch Fußball gespielt. Bei einer Berliner Frauenfußballmannschaft hatte sie im offensiven Mittelfeld gespielt. Eines Tages hatte sie einen Brief des spanischen Fußballverbandes in ihrem Briefkasten, der sie zu einem Turnier nach Alicante einlud. Sie war für den Kader der U16 Nationalmannschaft nominiert worden. Auch wenn sie nicht so recht wusste wie sie zu der Ehre kam, antwortete sie sofort. Ein paar Tage später erfuhr sie von ihrer Mutter, dass Fernando auch bei dem Turnier dabei sein würde. Zuversichtlich, vielleicht doch endlich mal die Möglichkeit zu bekommen mit ihm ein paar Worte zu wechseln, war Anna zwei Monate später in Richtung Alicante aufgebrochen. Sie war am Flughafen abgeholt worden und wurde zu einem abgelegenen Trainingskomplex gebracht. Am Nachmittag dieses Tages hatte sie ihr erstes Training auf einem der beiden Fußballplätze. Es hatte ihr total Spaß gemacht mal mit anderen Leuten zusammen zu spielen, als die die sie schon gewohnt war. Sie hatte ihr Training gerade beendet, als die männlichen spanischen Spieler den Platz betraten. Anna musterte die Spieler kritisch auf der Suche nach Fernando. Der betrat als letzter mit zusammen mit zwei anderen Jungs das Feld. Er schaute sich neugierig um. Das waren also die Mädels. Das Klischee, dass alle Fußballspielenden Frauen Mannsweiber waren, konnte seiner Meinung nach direkt vergessen werden. Sie sahen alle ganz normal aus. Er stellte seine Sporttasche nun am Spielfeldrand ab. Als er wieder aufsah, ging Anna gerade an ihm vorbei. Sie lächelte ihn an, sagte aber nichts. Fernando sah ihr hinterher. Irgendwoher kannte er sie. Der Name „R. Sanchez“ auf ihrem Trikot sagte ihm aber nichts. Er schüttelte den Gedanken ab. Das bildete er sich doch nur ein. Anna hatte sich nach dem Duschen dazu entschlossen, sich mit ihren Teamkameradinnen Anna-Dolores, Maria und Sara das Training der anderen anzugucken. Zusätzlich zu den spanischen Mannschaften, waren noch die französische, die italienische und die portugiesische U16 Jugendmannschaft zu Besuch in Alicante. Das Training der Portugiesinnen fand gerade auf dem anderen Spielfeld statt. Aufmerksam beobachteten sie ihre Gegnerinnen. Zwischenzeitlich konnte Anna es sich aber nicht nehmen lassen zu Fernando rüber zu gucken. Er hatte immer noch genauso viele Sommersprossen wie früher. Damals hatte sie ihn immer damit aufgezogen. Es waren so viele Leute drum herum. Es würde sicher schwer werden, ihn mal irgendwo ohne Begleitung anderer Spieler zu treffen. Am nächsten Tag begann das Turnier. Am Vormittag spielte erst die italienische gegen die portugiesische Mannschaft. Erst am Nachmittag waren dann auch die spanischen Mannschaften gefragt. Die Mädchen mussten zuerst gegen ihre französischen Konkurrentinnen spielen. Die kleine Tribüne des größeren der beiden Fußballplätze war gut gefüllt. Auch die spanischen Jungs beobachteten aufmerksam das, was ihre weiblichen Kolleginnen da ablieferten. Fernando saß mit seinen drei Zimmergenossen Juan, Jorge und Javier in der zweiten Reihe und diskutierte über das Spiel. Er musterte das Spiel der Spanierinnen genau. Das blonde Mädchen von gestern war auch dabei. Sie spielte auf der rechten Seite im Mittelfeld. Fernando wurde das Gefühl sie zu kennen nicht los. Aber woher? Sie war wirklich gut und wusste was sie da tat. Er hatte in seinem Leben vielleicht zwei oder dreimal mit Frauen zusammengespielt, aber an sie hätte er sich doch erinnert. Die beiden spanischen Mannschaften gewannen ihre Spiele jeweils deutlich mit 3:1 und 4:0. An diesem Abend hatten deswegen alle Spieler frei. Erst am nächsten Morgen würden sie wieder antreten müssen. Die Jugendlichen verteilten sich über das große Areal. Einige spielten Volleyball, andere Tischtennis, und wieder andere saßen vorm Fernseher und sahen sich zusammen einen Film an. Anna nutzte die Gelegenheit eine Runde im Pool zu schwimmen. Bei ihr zu Hause war es ja so gut wie nie so warm wie in Alicante. Fernando wollte mit Jorge und Javier eine Runde Fußballtennis spielen. Die beiden waren allerdings noch nicht fertig gewesen, weswegen Fernando vorgegangen war. Er hatte frische Luft gebraucht und lehnte nun im Garten an einer Mauer und wartete. „Fernando?“, fragte eine Stimme von hinten. Er drehte sich um. Hinter ihm stand die kurzhaarige Blondine aus der Mädchenmannschaft Woher wusste sie seinen Namen? Ob er sie doch kannte? Fernando musterte sie genauer. Blond schien nicht ihre Naturhaarfarbe zu sein, denn man konnte dunkle Haaransätze erkennen. Die Haare waren recht kurz geschnitten und nass. Sie kam wohl gerade vom Schwimmen. Dafür sprach auch, dass sie ein Handtuch umgewickelt hatte. „Kann ich vielleicht kurz mit dir reden?“ Noch ehe Fernando antworten konnte betraten Jorge und Javier den Garten und gesellten sich zu ihm. Fernando sah zu Anna. „Worüber denn?“ Sie blickte erst zu Javier und dann zu Jorge und seufzte dann. „Nicht so wichtig.“, sagte sie dann und ging weiter. „Du kamst mir doch gleich so bekannt vor. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt woher ich dich kenne.“, sagte Fernando. Anna grinste. „Ich muss dann damals aber echt anders ausgesehen haben.“ Fernando nickte. „Auf jeden Fall. Und darauf dass R. Sanchez für Anna Raquel Sanchez stehen könnte bin ich irgendwie nicht gekommen. Wieso hast du denn nichts gesagt?“ Sie seufzte. „Ich hatte nicht wirklich die Gelegenheit dazu. Ich wollte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Wer weiß wie du reagiert hättest.“ Fernando nickte. Das wusste er auch nicht. Wahrscheinlich war es sogar besser gewesen, dass er es nicht gewusst hatte. Das hätte ihn viel zu sehr aufgeregt. So konnte er sich wenigstens auf das Turnier konzentrieren. „Madre Mio!“, sagte er auf einmal. „Was denn?“ Er sah sie mit großen Augen an. „Wenn du die Blondine da warst, dann hab ich…“ Anna grinste. Sie wusste genau was er meinte. „Hast du. Und du solltest dich was schämen, ich konnte deswegen drei Nächte nicht schlafen.“ Fernando lief ungewollt leicht rot an. „Das war aber nicht meine Absicht.“ „Schon okay. Allerdings frag ich mich bis heute warum du das getan hast.“, sagte sie. „Das ist eine lange Geschichte.“ Gott, das passierte jetzt hier aber nicht wirklich, oder? Das konnte er jetzt gar nicht glauben. Am letzten Tag des Turniers hatten die Jungs ihr Spiel gegen die französische U16 Nationalmannschaft. Fernando wusste nicht mehr, wer auf die Idee gekommen war für das Spiel Aufgaben zu verteilen. Die Kameraden legten eine Sache für das Spiel fest. Schaffte man es wider Erwartens, das zu erreichen, so durfte man eine kleine Aufgabe erfüllen. Der Torwart musste zum Beispiel, wenn er es schaffte mehr als 3 Elfmeter zu halten, eine Runde nackt im Pool schwimmen. Teeniekram halt. Fernando hatte ja eigentlich keine Lust auf die Spielchen, aber was sollte er machen? „Was meinst du, wie viele Tore schaffst du?“, wurde er gefragt. Er hatte nie mehr als 3 Tore in einem Spiel geschossen. Mehr war auch so gut wie unmöglich. Er antwortete er würde maximal drei Tore schießen. Dann diskutierten die Jungs darüber, was Fernando denn machen musste, wenn er mehr als 3 Tore schoss. Irgendwann teilte Javier seinem madrilenischen Zimmergenossen mit, was er denn zu tun hatte. Er zeigte zur Tribüne, wo die komplette Mädchenmannschaft in den ersten beiden Reihen saß. „Die Blondine.“ Fernando musterte seinen Mitspieler kritisch. „Was ist mit ihr?“ „Wenn du es schaffen solltest mehr als 3 Tore zu schießen, wirst du sie küssen. Und zwar richtig.“ Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Hätten die nicht was anderes sagen können? „Das ist doch kein Problem für dich, oder?“, hatte Javier gefragt. Fernando schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht.“ Er konnte doch nicht zugeben, dass seine Erfahrungen im Küssen recht eingeschränkt waren. Nicht vor den ganzen Jungs. Außerdem würde er eh niemals mehr als 3 Tore machen. Er konnte ja im Voraus nicht ahnen, wie schlecht die Franzosen spielen würden. Sie hatten gerade mal eine Stunde gespielt, und es stand schon 5:2 für die spanische Mannschaft. Fernando hatte bereits seine 3 Tore geschossen und rechnete damit, dass der Trainer ihn gleich auswechseln würde. Spanien hatte eine Ecke. Sein Ersatzmann stand bereits an der Mittellinie bereit. Sein Trainer zeigte Fernando jedoch an, er solle erst nach der Ecke ausgewechselt werden. Also ging Fernando in den Strafraum. Alles, was dann passierte war ihm vorgekommen wie in Zeitlupe. Der Ball kam perfekt in den Strafraum rein, so dass Fernando nur noch seinen Kopf hinhalten musste. Drin. Tor. Fernando sah dem Ball verwirrt hinterher. Was war das bloß für ein beschissener Tag? Wieso war er nicht ein paar Zentimeter kleiner? Wieso zum Teufel hatte er den Ball versenkt? Anna war, wie viele andere auf der Tribüne aufgesprungen und jubelte. Sie sah herüber zu Fernando. Er war schon immer gut gewesen. Der guckte gerade zu seinem Sturmpartner, dann sah er nach vorne und lief festen Schrittes auf die Tribüne zu. Was hatte er vor? Er lief die Stufen bis zur zweiten Reihe hinauf. Anna, die in der Nähe der Treppe stand guckte zu ihm rüber. Er grinste, griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich. Was machte er da? Bevor Anna irgendetwas sagen konnte, hatte er seine Lippen auf ihre gepresst. Anna war total überrumpelt gewesen und wusste gar nicht wie ihr geschah. Was passierte hier gerade? Sie war gar nicht in der Lage gewesen etwas zu tun. Absolut paralysiert wie sie war, konnte sie ihn noch nicht mal von sich wegschieben. Irgendwie wollte sie das auch gar nicht wirklich. Sie hatte sich ihren ersten richtigen Kuss zwar etwas romantischer vorgestellt, aber das war in diesem Moment unwichtig. Zögerlich erwiderte sie den Kuss. Ein Pfiff des Schiris veranlasste Fernando schließlich dazu, sich aus dem Kuss zu lösen, Anna anzulächeln und zurück aufs Spielfeld zu laufen. Dort hatte ihm der Schiri noch eine gelbe Karte gezeigt, bevor er ausgewechselt wurde. Das war es wert gewesen. Fernando nippte an seinem Bier. „Spielst du noch?“, fragte er. Anna schüttelte den Kopf. „Nicht mehr wirklich. Wenn bei meinem Verein mal Not am Mann ist. Sonst aber nicht.“ Das verstand er nicht. Wenn sie es damals bis in die Nationalmannschaft geschafft hatte, musste sie gut sein. „Warum nicht?“, wollte er wissen. Anna seufzte. „Das Leben ist nicht immer so wie man es gerne hätte. Wäre es so gelaufen, wie es eigentlich hätte laufen sollen, wäre ich bei den Feminas und schon längst wieder in Spanien.“ „Was ist passiert?“ To be continued Bis dann Kapitel 5: geplatzte Träume --------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 5 geplatzte Träume Halli Hallo. Endlich geht es weiter ^^. @Uli_chan: Ohne geht das bei mir einfach nicht, das weißt du! Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter und eine Widmung: Den heutigen Teil widme ich der lieben Anett (aka gilthoniel79), die sich ganz geduldig meine bekloppten Ideen angehört hat. Rückblick: „Das Leben ist nicht immer so wie man es gerne hätte. Wäre es so gelaufen, wie es eigentlich hätte laufen sollen, wäre ich bei den Feminas und schon längst wieder in Spanien.“ „Was ist passiert?“ ------------------------------------------- Für Anna war damals alles klar gewesen. Sie war gerade 16 Jahre alt geworden, als sie das Angebot der Damenmannschaft aus Madrid erreichte. Man bot ihr einen Platz an der Atlético Akademie, dem Ausbildungszentrum des Vereins an. Wahrscheinlich würde sie irgendwann sogar in der Profimannschaft spielen. Sie wollte die Schule nach dem Realschulabschluss abbrechen und Deutschland verlassen. Aber dann war alles anders gekommen. Nach einer Party war sie mit einem Freund zusammen auf dessen Motorrad nach Hause gefahren. Er hatte schon getrunken, aber sie hatte ihn nicht aufgehalten. Auf einer Landstraße waren die beiden in einer Kurve ins Schleudern geraten und fielen vom Motorrad. Anna erinnerte sich nicht mehr daran, wie sie auf den harten Asphalt aufgeprallt war. Sie wusste nur noch, dass sie über die Fahrbahn in den Straßengraben gerutscht war, dort liegen blieb und sich nicht mehr bewegen konnte. „Ein Unfall. Mein linkes Knie war kaputt, Schien- und Wadenbein gebrochen. Dazu noch die linke Schulter und zwei Rippen. Es war ein Wunder, dass ich den Unfall überhaupt überlebt hab.“, erzählte sie. Fernando sah sie ernst an. „Du darfst nicht mehr spielen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Doch. Aber die Zeit im Krankenhaus und im Rollstuhl hat mir ein wenig die Augen geöffnet. Bis zu dem Unfall war Fußball mein kompletter Lebensinhalt. Ich hatte dreimal die Woche Training. Und an den Tagen an denen ich kein Training hatte, war ich irgendwo unterwegs um Fußball zu gucken oder zu spielen. Als ich dann im Krankenhaus lag, wurde mir gesagt, dass ich wahrscheinlich nie wieder spielen könne. Und dann fiel ich in dieses Loch. Es war alles einfach weg. Mein Leben war einfach leer. Was sollte ich tun, wenn ich nicht mehr spielen könnte? Was würde aus mir werden, wenn ich es nicht schaffte Profi zu werden? Ich begann damals andere Dinge im Leben zu suchen die mir das Leben schön gestalteten. Der Fußball sollte nur noch zweitrangig sein. Das Angebot für die Feminas hatte ich ablehnen müssen, da es nicht abzusehen war wann mein Bein wieder in Ordnung sein würde. Ich beschloss mein Abitur zu machen, um dann mit 19 mit einem besseren Schulabschluss zurück nach Spanien zu gehen. Als man mir dann nach über einem Jahr sagte, ich könne wieder normal spielen, hatte sich mein Leben so stark verändert, dass ich im Fußball nicht mehr das fand, was ich suchte. Außerdem war mein Trainingsrückstand immens.“ Fernando seufzte. Manchmal konnte einem das Schicksal doch üble Streiche spielen. Wäre sie mit 16 wieder zurückgekommen, dann hätten sie beide zusammen bei Atlético gespielt. Es wäre wie damals gewesen, als sie klein waren. Ihr Traum wäre wahr geworden. Doch Annas Traum war zerplatzt. Während er an der Atlético-Akademie seinem Traum jeden Tag ein Stück näher gekommen war, hatte sich für sie alles erledigt. Er sah sie ernst an. „Tut mir leid das zu hören. Du hattest echt Talent.“ Anna zuckte mit den Achseln. „Da macht man nichts dran. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kindheitstraum wahr wird? Als Kind hat man so viele Träume aber nicht alle werden wahr. Oder wie bei mir: Bislang gar keiner.“ „Warum bist du noch hier?“, wollte er dann wissen. Anna sah ihn verwirrt an. „Was?“ „Du hast gesagt, du wolltest mit 19 zurück. Und du bist immer noch hier..“, entgegnete er. Anna lächelte. „Das hab ich einem Mann zu verdanken.“ Fernando lächelte unsicher. Okay, es war dumm zu erwarten Anna hätte keinen Freund hier in Deutschland. „Dein Freund?“ Anna verzog angewidert das Gesicht. „Mein Ex-Verlobter..“ Fernando sah sie entsetzt an. „Du wolltest heiraten?“ Anna nickte und sah dann zu Boden. „Ja. Aber lass uns nicht weiter drüber reden.“ „Er hat dich abserviert?“ „Nein. Ich bin ausgezogen. Es gab da so einen gewissen Vorfall…“ Er merkte, dass sie nicht wirklich drüber reden wollte, aber sie konnte ihm doch nicht so was sagen, ohne ein paar Details zu nennen. Ihr Leben schien, im Vergleich zu seinem, überhaupt nicht so gelaufen zu sein wie sie es wollte. „Wie kurz vor der Hochzeit?“, fragte er dann. Anna seufzte. „Ich hatte schon das Kleid. Das hängt jetzt in meinem Schrank.“ „Na ja, für deine nächste Hochzeit wirst du es dann ja brauchen können.“ Anna schüttelte den Kopf „Ich glaube nicht, dass es ein nächstes Mal gibt. Auf einen Mann kann ich echt verzichten.“ Fernando trank sein Bier aus. „Der Typ war einfach nur ein Idiot.“, stellte er fest. Anna zog eine Augenbraue nach oben und trank auch aus. „Er war schwul.“ Sie zeigte Jésus an, ihnen noch mal dasselbe zu bringen. Fernando guckte verwirrt. „Was?“ Anna atmete tief durch. „Er war schwul. Der einzige Grund warum er mich heiraten wollte, weil er zu feige war sich zu outen.“ Anna seufzte. Sie war damals nach Madrid geflogen, um ihr Kleid zu kaufen. Als kleines Mädchen war sie einmal an einem Geschäft mit Brautkleidern vorbeigekommen. Schon damals hatte sie gewusst, dass sie irgendwann einmal in diesem Laden in Fuenlabrada ihr Kleid kaufen würde. Sie hatte sich ein sündhaft teures cremefarbenes Kleid gekauft. Da alles viel schneller gegangen war, als sie vermutet hatte, war sie bereits einen halben Tag vorher zurück nach Hause geflogen. Sie hatte die Türe aufgeschlossen und ihre damalige Wohnung betreten. Von ihrem Verlobten war weit und breit nichts zu sehen. „Hallo?“ Sie bekam keine Antwort. Dann hörte sie ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Es war also doch wer zu Hause. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Irgendwas stimmte nicht. Als sie die Schlafzimmertüre öffnete, wusste sie auch was es war. Dort lag ihr Verlobter in ihrem Bett, mit einem MANN. Anna musste zweimal hingucken. Ihr Verlobter lag gerade in ihrem Bett und schlief mit einem MANN! „Oh mein Gott.“, war alles was Anna hervorbringen konnte. Ihr Verlobter hatte entsetzt zu ihr herübergesehen und sofort versucht die Situation herunterzuspielen. Aber Anna wusste was sie gesehen hatte. Ihr Verlobter, der Mann mit dem sie ihr Leben teilen wollte und mit dem sie schon fast zwei Jahre ihres Lebens geteilt hatte, war schwul. Kein Wunder, dass er nie mit ihr hatte schlafen wollen. Er hatte immer gesagt, er wolle warten bis sie verheiratet seien. Anna hatte sich schon damals darüber gewundert. Jetzt verstand sie es. Sie war für ihn bloß das Mittel, um sich nicht outen zu müssen. Und dann war ihr spanisches Temperament voll zur Geltung gekommen. Sie brüllte ihn an, beschimpfte ihn sowohl auf spanisch, als auch auf Deutsch. Als sich ihr Temperamentsausbruch gelegt hatte, gab es in der Wohnung keine einzige, aus einem Stück bestehende, Vase, kein Glas und kein heiles Porzellan mehr. Überall in der Wohnung lagen Scherben. Sie wollte nur noch weg. In rasender Geschwindigkeit hatte sie die nötigsten Dinge zusammengepackt und die Wohnung verlassen. Jésus stellte Anna und Fernando wieder jeweils einen Apfelkorn und ein Bier vor die Nase. „Das ist hart.“, sagte Fernando. Anna seufzte. „Lassen wir das Thema jetzt lieber wirklich. Sonst trink ich nachher wieder zu viel.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Tust du so was öfter?“ „Was? Mich betrinken, wenn ich meinen Verlobten in flagranti mit einem Kerl erwische?“ Fernando musste sich beherrschen nicht loszulachen. „So meinte ich das nicht.“, erklärte er. „Ich weiß. Was hätte ich denn machen sollen? In der Wohnung hatten wir noch eine Flasche Whisky. Aber die Gläser lagen alle auf dem Fußboden.“ Jetzt konnte Fernando sich nicht mehr zurückhalten und lachte los. „Das hatte ich erwartet.“ Anna musste mitlachen. „Du hättest seinen Blick sehen sollen. Vor allem bei dem Besuch von meinem Vater den er am nächsten Morgen bekommen hat.“ Das konnte sich Fernando gut vorstellen, Luis, Annas Vater, war schon als Anna klein war immer sehr um das Wohl seiner Tochter besorgt gewesen. Das musste ein Donnerwetter gegeben haben. „Ich vermute, du wohnst jetzt wieder zu Hause?“ Anna lächelte. „Um Himmels Willen. Das wäre die Hölle. Zwei pubertäre Geschwister im Haus…“ „Geschwister?“ Seit wann hatte Anna Geschwister? Anna nickte. „Meine Eltern haben sich damals entschlossen noch ein paar Nachkommen in die Welt zu setzen. Daniél ist dreizehn und Carmen elfeinhalb.“ Damit hatte Fernando nicht gerechnet. Als sie noch klein waren, hatte Anna immer Geschwister gewollt, doch ihre Eltern wollten ihr diesen Wunsch irgendwie nie erfüllen. Und jetzt hatte sie direkt zwei davon. Anna nahm ihr Bierglas und hielt es Fernando hin. „Prost erstmal.“ Fernando nahm sein Glas und wollte anstoßen. „Stop! Hier in Deutschland ist man, was das Anstoßen angeht, sehr abergläubisch.“, verkündete Anna. Fernando sah sie amüsiert an. „Inwiefern?“ „Du musst dein gegenüber beim Anstoßen angucken.“ „Wieso das?“ „Man sagt, wenn man sein Gegenüber nicht anschaue, werde man sein Leben lang schlechten Sex haben.“ Er lachte. „Allgemein, oder nur mit der Person die einem gegenüber sitzt? Ich meine, ich könnte es mir nämlich nicht vorstellen mit Jésus das Bett zu teilen. Dann würde ich das bei dem nie tun.“ Nun musste auch Anna lachen. Diese Vorstellung war einfach zu komisch. „Allgemein…“ „Dann bin ich beruhigt.“ Anna grinste. „Gut, dann Prost.“ Die beiden stießen nun miteinander an und nahmen beide einen großen Schluck Bier aus ihren Gläsern. „Du wohnst jetzt also allein?“ Anna nickte. „Genau wie du vermute ich mal.“ „Klar, ich verdiene ja selbst genug Geld um mir ein Haus leisten zu können. Da muss ich meinen Eltern ja nicht unnötig auf den Senkel gehen.“, erklärte Fernando. „Ich hätte auch gerne ein Haus. Ich wohne im Haus eines Cousins meiner Mutter unterm Dach. Immerhin ist so die Miete bezahlbar.“ Fernando seufzte. Ironie des Schicksals. Er hatte mit seinen 22 Jahren so viel Geld, dass er es niemals allein ausgeben können würde. Und sie musste sicher genau darauf achten, was sie ausgab. Arturo hatte ihm ja gesagt, dass Anna noch studierte. „Was studierst du eigentlich?“, fragte Fernando dann. „Woher weißt du, dass ich studiere?“ Fernando lächelte und sagte dann: „Ich habe zwei gute spanische Informationsquellen entdeckt.“ „Arturo und Sergio? Du hast mit ihnen geredet? Och menno, deren Gesicht wollte ich unbedingt sehen.“, beschwerte sich Anna. Fernando lachte. „Du hast auch echt was verpasst. Der Blick war unbezahlbar.“ „Das kann ich mir durchaus denken.“, entgegnete sie. „Also, was studierst du?“ „Sportwissenschaft und spanische Philologie. Das musste ich einfach nehmen.“ Das sagte Fernando jetzt gar nichts. Aber Sport war seiner Meinung nach immer gut. Fernando grinste. „Wie lange hast du noch?“ „Ungefähr ein Jahr, wenn alles glatt geht.“ Er lächelte. „Und dann kommst du wieder nach Spanien.“ Anna trank an ihrem Bier. „Das entscheide ich dann. In Madrid habe ich nichts und müsste wieder von vorne anfangen.“ Da hatte sie wohl recht, dachte sich Fernando. Sie würde wieder neue Freunde finden müssen, denn außer ihn und ihrer Verwandtschaft kannte sie in Madrid ja niemanden mehr. Und dieses Mal würde sie das ganze ohne ihre Eltern machen müssen. Fernando zwinkerte und sagte dann: „Du könntest dir eine Dauerkarte fürs Calderón zulegen. Ich kenne da wen der dir gute Karten besorgen kann.“ Anna sah ihn gespielt überrascht an. „Ach, tust du das?“ „Zwei spanische Vögelchen haben mir gezwitschert, dass du jedes Jahr zum Derby kommst.“ Sie musterte ihn kritisch. „Du hast die beiden über mich ausgefragt?“ Irgendwie fand sie das seltsam. Sie konnte ja nicht wissen, was die beiden Valencianer denn so alles ausgeplaudert hatten. Sie war am Vorabend ziemlich betrunken gewesen und wusste auch schon gar nicht mehr so genau, was sie den beiden alles über sich erzählt hatte. Er schüttelte den Kopf. „Die beiden haben von sich aus ein außergewöhnlich großes Mitteilungsbedürfnis.“ „Und was haben die noch so über mich gesagt?“ „Nichts Besonderes. Sie meinten noch, du wärest ein guter Fremdenführer.“ Anna sah ihn immer noch kritisch an. „Wieso glaube ich dir das nicht?“ Er lächelte schüchtern. „Solltest du aber. Wenn ich was über dich wissen will, kann ich dich doch fragen.“ „Na, wer weiß.“, entgegnete Anna. Fernando nahm nun seinen Apfelkorn und kippte ihn in einem Zug hinunter. „Wann willst du mich eigentlich fragen?“ Anna sah ihn verdutzt an. „Was fragen?“, fragte sie. Fernando grinste. „Nach einem Autogramm.“ Anna lachte. „Wir sind ja gar nicht eingebildet. Woher willst du wissen, dass ich überhaupt eins will?“ „Dein Spanientrikot hat die Nummer 9.“ „Ja und?“ „Und du bist Atlético Fan. Also ich würde drauf tippen, dass du auf mich stehst, Annaputzilein“, verkündete er überzeugt, aber mit Mühe nicht loszulachen. Anna prustete. „Hatte ich also richtig vermutet. Du bist nicht wirklich so schüchtern, wie du immer rüber kommst. Dein Ego ist ganz schön gewachsen.“ Fernando grinste. „Hey, ich bin Fußballprofi. Ich muss ein großes Ego haben.“ Dann setzte sie ein unschuldiges Lächeln auf und sagte mit ernstem Gesichtsausdruck: „Du weißt, das würde nie funktionieren zwischen uns. Du hast immer noch zu viele Sommersprossen, mein Streuselküchlein.“ Die beiden sahen sich an und mussten im gleichen Augenblick beide loslachen. Anna trank nun auch ihren Apfelkorn aus. Fernando sah ihr dabei zu. Sie schien immer noch ihren alten Humor zu haben. Als Kinder hatten sie immer sehr viel Spaß gehabt und ihre Eltern fast zur Verzweiflung getrieben, weil sie, wenn sie nicht gerade irgendwas mit Fußball machten, immer nur Unsinn im Kopf gehabt hatten. „Jetzt aber mal Spaß beiseite. Wer ist dein Lieblingsspieler?“ Sie lächelte. „Ich dachte das hättest du schon raus gefunden…“ Er musterte sie kritisch. „Och komm schon Anna. Das ist viel zu simpel.“ Anna lachte. „Ist ja gut... zusätzlich zu dir? Maxi Rodriguez.“ „Maxi? Oh nein Anna. Der ist nichts für dich.“, stellte er fest. „Das hab ich doch auch gar nicht gesagt. Du bist ja fast so schlimm wie Fabienne.“ „Wer?“ „Deine französische Freundin.“, erklärte sie ihm. „Ach die. Die wird dir morgen sicher Löcher in den Bauch fragen.“ Anna seufzte. „Oh ja. Sie ist ja auch der Meinung, dass du lieber für Frankreich spielen solltest.“ „Wie jetzt?“, wollte er wissen und sah Anna verdutzt an. „Weil sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, dass du Spanier bist und sie dich toll findet.“ Fernando lachte. Das war jetzt aber absolut absurd. War die Herkunft der Person nicht unwichtig? Der Mensch sollte es doch sein, der zählte. „Haben wir jetzt nicht genug über mich geredet?“, fragte Anna dann. Fernando schüttelte den Kopf. „Da gibt es noch ne ganze Menge herauszufinden.“ „Aber nicht heute. Jetzt erzählst du mir erstmal von Madrid. Was hab ich in der Nachbarschaft alles verpasst?“, entgegnete sie. Und so begann Fernando zu erzählen, was in der Nachbarschaft in den letzten Jahren so passiert war. Wer weggezogen war, was aus den Kindern, mit denen sie auf der Straße gespielt hatten geworden war und vor allem, was in seiner Familie passiert war. Als Anna das nächste Mal auf die Uhr sah, hatte sie schon 5 weitere Gläser Apfelkorn und 4 Bier intus. Die Uhr zeigte viertel vor zwei. „Hast du eigentlich schon mal auf die Uhr geguckt?“ Fernando, der die Wirkung des Alkohols langsam in seinem Körper zu spüren begann, schüttelte langsam den Kopf. „Wie spät ist es denn?“ „Viertel vor zwei.“ „Müsstest du nicht schon längst im Bett sein?“, fragte er dann. „Genauso wie du. Das letzte Mal als wir uns abends gesehen hatten, haben wir einen Disneyfilm auf Video geguckt.“ Er grinste. „Deine Eltern sind später viermal ins Zimmer gekommen um uns zu sagen wir sollen doch endlich schlafen.“ Sie lachte. „Was uns aber nicht davon abgehalten hat weiterzuquatschen.“ Er nickte. „Aber wir sollten Jésus vielleicht auch seinen Schlaf gönnen.“, sagte er und wies mit dem Kopf zum Tresen, wo Jésus und Carlos bereits am aufräumen waren. Anna sah nun auch herüber. „Auf jeden Fall.“ „Na dann.“ Anna guckte wieder zu Jésus und rief dann zu ihm herüber: „Jésus, die Fahne!“ Der zuckte zusammen, sah dann aber zu Anna und nickte lächelnd. Nur kurze Zeit später kam er mit der Fahne, einem Stift und einer Kamera bewaffnet zu Anna und Fernando herüber. Er sah Fernando besorgt an. „Und das macht dir auch wirklich nichts aus?“ Der schüttelte den Kopf. „Nein, das ist schon okay.“ Jésus reichte Fernando den Stift. Der unterschrieb auf der Fahne und schrieb dann noch eine kleine Widmung dazu.“ Schließlich gab er Jésus den Stift und die Fahne zurück. „Und jetzt noch ein Andenkensfoto?“ Jésus nickte nur freudig. Fernando lächelte. Es war doch manchmal total einfach Fans mit kleinen Gesten eine große Freude zu machen. Anna nahm die Kamera. „Ich mache das.“ Sie wollte gerade aufstehen, aber Jésus hielt sie fest. „Du kommst auch mit drauf. Carlos kann das Foto machen.“, bestimmte er. Dann wandte er sich um und rief zu seinem Sohn:„Carlos, beweg deinen faulen Real-Hintern hierher. Hier gibt es einen richtigen Fußballer zu fotografieren.“ Anna und Fernando sahen sich an und mussten beide grinsen. Carlos kam langsamen Schrittes zu den dreien herüberspaziert. Jésus setzte sich zu den beiden auf die Bank, auf der sie saßen, während Carlos sich die Kamera nahm. „Und jetzt bitte alle mal lächeln.“, sagte er und schoss das Foto. Jésus stand wieder auf. „Danke vielmals.“ Fernando grinste. „Kein Problem. Tust du mir einen Gefallen?“ Jésus sah Fernando überrascht an. „Sicher. Sag nur was es ist.“ „Machst du noch ein Foto von mir und Anna?“ Anna blickte zu Fernando rüber. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Wieso wollte er ein Foto mit ihr? „Sicher doch.“, entgegnete Jésus. Fernando lächelte Anna an. Er sah ihr an, dass sie etwas verwirrt war. „Meine Oma will doch sicher ein Beweisfoto.“ Ach so war das. Anna nickte. „Na dann.“ Anna sah zu Jésus herüber. Eigentlich hasste sie es Fotos zu machen. „Du brauchst jetzt aber nicht so schüchtern zu sein, Annaputzilein. Du kannst auch näher an mich ranrücken.“, verkündete er. „Definiere näher ran. Ich sitze doch schon neben dir.“ Er schüttelte belustigt den Kopf und zog sie zu sich herüber. „Ihr seht aber nicht gerade wie alte Freunde aus.“, bemerkte Jésus. Anna seufzte genervt. Was sollte denn noch alles kommen? „Er hat Recht. Tun wir einfach so als wären wir wieder acht Jahre alt.“, schlug Fernando vor. „Du willst Grimassen schneiden?“, fragte Anna mit hochgezogener Augenbraue. „Das meinte ich nicht.“ Fernando legte seinen Arm um sie. Anna tat es ihm gleich. Jésus nickte. „Viel besser.“ Er schoss das Foto und blickte danach zufrieden auf das Display seiner Digitalkamera. „Sieht gut aus.“ „Sehr gut. Schickst du mir das Bild dann per E-Mail?“, fragte Anna. „Klar doch. Heute Mittag hast du es.“ „Ich würde sagen, wir machen uns jetzt auf den Weg zurück. Was bekommst du Jésus?“, fragte Anna. Der grinste nur. „Ich schreib’s an. Bei deinem nächsten Besuch rechnen wir das dann aus.“ „Wie du meinst.“ Fernando sah dann zu Anna rüber. „Gehen wir dann?“ Sie nickte. „Buenos noches.“ Anna und Fernando verließen daraufhin das Lokal. Auf der Straße war nichts mehr los. Es war schließlich mitten in der Woche. Und viele Leute mussten arbeiten. Fernando musste sich beim gehen stark konzentrieren um gerade zu laufen. Deutscher Alkohol war wirklich nichts für ihn. Was taten die da rein? Anna, die noch relativ gerade gehen konnte musterte das ganze grinsend. Er konnte froh sein, dass es nicht so weit bis zum Hotel war. „Wie kommst du nach Hause?“, fragte er dann. „Wieso fragst du?“, entgegnete Anna. „Meine Ehre als Mann gebietet es normalerweise dich nach Hause zu bringen. Aber ich weiß nicht wo du wohnst oder wie ich von da zum Hotel komme.“ Anna lachte. „Ganz Gentleman. Ich bring dich zum Hotel und fahre dann mit dem Taxi. Um die Uhrzeit bin selbst ich nicht so verrückt alleine mit der Bahn zu fahren.“ Bereits kurze Zeit später kamen beide im Hotel an. Fernando war der Weg unendlich weit vorgekommen. Anna begleitete Fernando noch bis in die Lobby, wo ihre Chefin, in ein Buch vertieft, saß und las. „Sehen wir uns morgen?“, fragte Fernando. Anna lächelte. Natürlich würden sie das. Schließlich arbeitete sie in diesem Hotel. „Klar doch.“ Dann tippte er mit seinem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze. „Das sollten wir übrigens wiederholen. Es war ein toller Abend.“ „Gern doch.“ „Vielleicht kannst du mir ja hier ein bisschen was von der Umgebung zeigen.“ Anna lächelte. Natürlich würde sie das tun. Der Abend war toll gewesen. Es war fast, als wären die beiden nie getrennt gewesen, so fand Anna. „Dann gehst du mit mir zum Fanfest.“ Er nickte. „Mach ich. Gute Nacht Anna.“ „Gute Nacht.“ Dann gab er ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Wange und ging zum Aufzug. Anna sah ihm hinterher und wartete bis er im Aufzug verschwunden war. Dann fuhr sie mit dem nächsten Taxi nach Hause. Am nächsten Morgen wachte Fernando mit Kopfschmerzen auf. Er fasste sich an den Kopf und sah zum Fenster. Es war schon hell draußen und die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel herab. Er nahm sein Handy und guckte auf die Uhr. Zehn Uhr. Zeit fürs Frühstück. Nachdem er sich gestreckt und noch einmal herzhaft gegähnt hatte, stand er auf, zog sich an und ging hinunter zum Speisesaal. Auf seinem Weg dorthin kam er an Anna, die total übermüdet an der Rezeption saß, vorbei. Sie hatte gerade einen Gast bei sich stehen, weswegen er sich entschied erst nach dem Essen mit ihr zu reden. Im Speisesaal entdeckte er recht schnell zwei bekannte Gesichter. Sergio und Arturo saßen an ihrem Stammtisch am Fenster und hantierten gerade mit einem Stadtplan. Fernando holte sich ein Brötchen, etwas Käse und ein Spiegelei. Dann ging er zu ihnen rüber. „Buenos Días.“ Die beiden blickten auf. „Guten Morgen. Wie geht’s?“ Fernando setzte sich und seufzte. „Kopfschmerzen.“ Sergio grinste. „War wohl ne lange Nacht.“ Fernando nickte nur stumm. „Wir haben uns das Spektakel um neun gestern Abend übrigens von der Bar aus angesehen. Diese Französin hat echt lustig geguckt.“ „Das war auch schräg.“ Sergio musterte Fernando kritisch. „Warst du wirklich mit ihr aus?“ Fernando, der inzwischen sein Brötchen zu Ende geschmiert hatte, sah beide nur verwundert an. „Ja, wieso? „Na ja. Es ist doch etwas ungewöhnlich, dass jemand wie du mit einfachem Hotelpersonal ausgeht.“ Fernando grinste. „Auch wenn man das Hotelpersonal schon sein Leben lang kennt?“ To be continued Bis zum nächsten Mal Kapitel 6: Das Foto ------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 6 Das Foto Hallo zusammen. Endlich geht es weiter! @SSJSweety: DAS nennst du einen Cliffhanger??? @Kutterkoeter: Noch mal danke für den Kombikommi ^^ Darauf muss ich hier jetzt aber nicht eingehen oder? @gilthoniel79: Danke für den lieben GB-Eintrag. Rückblick: „Na ja. Es ist doch etwas ungewöhnlich, dass jemand wie du mit einfachem Hotelpersonal ausgeht.“ Fernando grinste. „Auch wenn man das Hotelpersonal schon sein Leben lang kennt?“ Sergio sah ihn verwirrt an. „Wie?“ Fernando biss in sein Brötchen. „Anna ist mit acht Jahren von Spanien nach Deutschland gezogen. Bis dahin hatte sie im Haus gegenüber von mir gewohnt.“, erklärte er. „Also bist du doch wegen einer Frau hier geblieben.“, grinste Sergio. Fernando schüttelte den Kopf. „Ich wusste nicht, dass sie hier arbeitet. Wir haben uns ewig nicht gesehen. Ehrlich gesagt war das gestern auch kein wirkliches Date sondern eher ein lustiger alte Zeiten Revival Abend.“ Sergio und Arturo sahen sich an. Dafür dass sie sich so lange nicht gesehen hatten, waren die beiden am Abend doch recht harmonisch rüber gekommen. Anna hatte den beiden ja viel über sich erzählt, aber genau dieses Detail hatte sie ausgelassen. So eine Gemeinheit, fanden Sergio und Arturo. Das war doch mal was richtig Interessantes. Nicht jeder hatte einen internationalen Fußballstar als Nachbarn. „Hat sie dich auch in die spanische Kneipe gezerrt?“ Fernando nickte. „Bier und Apfelkorn. Ich hab das Gefühl mein Kopf explodiert gleich.“ Sergio lächelte verständnisvoll. „Versuchs mal mit einer Aspirin. Das wirkt Wunder.“ „Oder ein starker Kaffee…“, fügte Arturo hinzu. Fernando antwortete nicht, und aß weiter sein Brötchen. „Und was machst du heute so?“, fragte Sergio dann freundlich. Fernando überlegte. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Er war am Vorabend so abgelenkt gewesen, dass er überhaupt nichts für heute geplant hatte. „Das weiß ich noch nicht so genau. Ich glaube ich werde mich heute Nachmittag mal ein wenig in der näheren Umgebung umsehen. Aber erst wenn diese Kopfschmerzen weg sind. Und ihr?“ „Wir wollen uns heute den Bundestag von innen angucken. Das soll sehr interessant sein. Dazu müssen wir jetzt auch leider los.“ Fernando fand daran überhaupt nichts interessantes, aber jedem das seine. Dann sah er sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. „Ich hoffe, meine Anwesenheit hier kann unter uns bleiben.“ Das letzte was er hier wollte waren haufenweise Fans oder Journalisten. „Oder hängt es zumindest nicht an die große Glocke.“, ergänzte er dann. Arturo lächelte. „Dein Geheimnis ist bei uns sicher.“ „Schön. Sehen wir uns zum Abendessen?“, fragte Fernando dann. Sergio und Arturo sahen sich erst verwirrt an, nickten dann aber beide gleichzeitig. „Klar doch. So gegen halb acht?“ Fernando nickte. „Halb acht dann.“ Sergio und Arturo machten sich nun auf und verließen den Speisesaal. Fernando sah ihnen hinterher. Er kannte hier ja niemanden außer Anna. So musste er wenigstens nicht alleine essen. Und die beiden schienen doch ganz nett zu sein. Nachdem Fernando ein weiteres Brötchen gegessen und eine große Tasse schwarzen Kaffee getrunken hatte, verließ auch er den Speisesaal. Anna saß alleine an der Rezeption. Von der Französin keine Spur. „Guten Morgen.“, sagte er zu ihr. Anna blickte zu ihm hoch und lächelte gequält. „Der Morgen ist nicht gut. Ich hab nur zwei Stunden geschlafen.“, erklärte sie dann. „Wieso das?“ „Na ja. Ich musste um halb acht wieder aufstehen und zu Hause war ich irgendwann so gegen drei. Und dann konnte ich nicht einschlafen.“ Fernando lächelte. Die Ränder unter ihren Augen waren nicht zu übersehen. „Na dafür siehst du aber doch recht gut aus.“ Sie grinste. „Das werte ich jetzt mal als Kompliment. Und bei dir alles in Ordnung?“ Er seufzte. „Abgesehen davon, dass dieses Apfelzeugs nicht gut für mich war, ganz gut.“ Anna lachte. „Du hast einen Kater?“, fragte sie belustigt. „Ist das so witzig?“ „Ich dachte immer Fußballer seien trinkfest.“ „Kommt drauf an. Beim nächsten Mal trinken wir Sangria.“ Sie schüttelte den Kopf. „Besser nicht. Den, den man hier in Deutschland bekommt kann man nicht trinken. Den muss man hier schon selbst herstellen, damit er schmeckt.“ Er grinste. „Das wird ja wohl nicht das Problem sein.“ Das wollte Anna ja eigentlich überhaupt nicht. Bisher war jeder Abend mit selbst hergestelltem Sangria in einem totalen Absturz geendet. „Jésus hat mir übrigens schon eine E-Mail geschickt.“, sagte sie dann. Fernando sah sie überrascht an. „Schon?“ „Ich war selbst überrascht. Neben dem Bild hat er noch einen ellenlangen Text mitgeschickt. Er war sehr begeistert von gestern.“ Fernando lächelte. „Nicht nur er. Schickst du mir das Bild auch zu?“, fragte er dann. „Klar doch.“ Anna gab ihm einen Zettel und einen Stift, damit er ihr die Adresse aufschreiben konnte. Fernando reichte ihr den Zettel. „Aber wehe dir du gibst die Adresse weiter. Ich hab keine Lust auf Fan E-Mails auf dem Konto.“ Anna zwinkerte. „Schade. Fabienne hätte sich sicher gefreut.“ Fernando sah sich um. „Wo ist die überhaupt?“ Anna gähnte einmal herzhaft. „Sie fängt heute erst um zwölf an. Wenn du ihr aus dem Weg gehen willst, solltest du also recht bald das Hotel verlassen.“, verkündete sie. „Quatsch. Ich bin es gewöhnt beobachtet zu werden. Wegen der ergreif ich sicher nicht die Flucht.“ Anna lächelte. „Ich hab mir übrigens noch eine kleine Gemeinheit einfallen lassen.“ Fernando grinste verschwörerisch. Gemeinheiten waren immer gut. „Was denn?“, wollte er direkt wissen. Anna hielt ihm eine, auf Fotopapier ausgedruckte, Kopie des Bildes vom Vorabend hin. Fernando musterte es. Das Bild war echt gut geworden. „Das häng ich hier gleich auf.“, grinste sie. „Soll ich noch was draufschreiben?“, fragte er. „Wenn du willst.“ Fernando nahm das Bild und schrieb etwas auf spanisch darauf. Dann gab er es Anna zurück, die blickte zufrieden darauf. „Para Anna. Muchas gracias por esta buena tarde. Espero que es possible de repetir eso. Sabes de lo que estoy pensado. Siempre podemos que recordar a la tiempo en Madrid. Beso, Fernando.“ „Da wird sie aber ihre Freude bekommen, wenn sie das übersetzt.“ Fernando grinste. „Ich weiß. Noch eine Frage nebenbei. Kann man hier eigentlich irgendwo ins Internet?“ Anna nickte. Sie wusste die ganze Zeit, dass sie gestern irgendwas vergessen hatte ihm zu sagen. „Du kannst über WLAN ins Internet gehen, wenn du einen Laptop dabei hast.“, erklärte sie dann. „Super. Dann werde ich gleich mal eine E-Mail in die Heimat schicken.“ Anna lächelte. „Grüß deine Eltern mal von mir.“ Fernando nickte nur. „Bis später dann.“ Wieder in seinem Zimmer angekommen ging er erstmal auf den Balkon. Was würde er denn heute so tun? Es war schon wieder so warm in Deutschland. Eine Runde im Pool würde ihm ja sicher nicht schaden. Sein Auto musste er auch noch wieder holen gehen. Anschließend plante er ein wenig in der Gegend herum zu fahren. Irgendwie hatte er keine Lust Berlin heute auf eigene Faust zu erkunden. Morgen würde er ja mit Anna zum Fanfest gehen. Sie würde ihm sicher einiges von der Stadt zeigen. Und so hatte er immerhin auch Gesellschaft. Er zog sich seine Badehose an, nahm sich ein Handtuch und seinen Laptop mit und ging zum Pool. Dort ließ er sich unter einem Baum im Schatten auf eine Liege fallen. Er sah sich um. Hier war es heute doch recht gut gefüllt. Ob ihn wer trotz der aufgesetzten Sonnenbrille erkennen würde? Er schüttelte den Gedanken ab. Selbst wenn, konnte ihm das doch egal sein. Nachdem sein Laptop hochgefahren war, verband er sich über die Wireless LAN Verbindung des Hotels mit dem Internet. Er loggte sich bei seinem E-Mail Account ein und stellte fest, dass er fünf neue Nachrichten hatte. Neugierig schaute er nach wer denn so schrieb. Drei der E-Mails waren von Fernandos Freunden. Sowohl Dani Martin, als auch seine anderen beiden Freunde Oscar und Elias, wollten wissen, was Fernando denn noch in Deutschland wollte. Die vierte E-Mail war von Sergio Ramos, der sich erkundigte ob denn alles gut gelaufen sei. Fernando lächelte. Er würde für das Beantworten der Mails doch länger brauchen. Die fünfte E-Mail im Posteingang war die E-Mail von Anna. Er öffnete sie und speicherte das Bild im Anhang direkt einmal ab. Als erstes machte er sich an die Mail für seine Familie. Er schrieb eine E-Mail mit dem Betreff „Grüße in die Heimat“ an die E-Mailadresse seiner Eltern: Hallo, Schöne Grüße aus Berlin. Ich hoffe bei euch daheim ist alles in Ordnung. Das Hotel hier ist wirklich ganz toll. Da hatte Oma aber einen guten Informanten. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zuerst etwas sauer war, dass ihr mich so in die Falle habt laufen lassen. Ihr wart doch sicher auch eingeweiht, oder? Aber inzwischen hab ich euch das ganze fast verziehen. Ich habe mit Anna über die ganze Sache geredet und wir haben es aus der Welt geschafft. Wusstet ihr, dass ich Anna mal getroffen hab, ohne es zu wissen? Wir waren gestern Abend zusammen einen trinken. Damit ihr mir auch glaubt dass wir wieder miteinander reden, hab ich euch ein Beweisfoto angehängt. Ich melde mich in den nächsten Tagen noch mal. Gruß Fernando PS: Schöne Grüße auch von Anna. Fernando klickte auf Absenden. Okay, seine Eltern waren also jetzt abgearbeitet. Jetzt fehlten nur noch seine Freunde und Sergio Ramos. Er entschloss sich zuerst die E-Mail an Sergio Ramos zu schicken, da diese wohl definitiv kürzer ausfallen würde, als die an seine Freunde. Hallo Sergio, bin heil in Berlin angekommen. Das Hotel ist ganz nett und etwas Urlaub tut echt gut. Wie sieht es bei dir aus? Im Übrigen leben hier in Berlin 3,4 Millionen Menschen, aber das sind trotzdem zu wenige. Sie arbeitet in meinem Hotel… Fernando atmete tief durch. So Sergio war vorerst auch zufrieden gestellt. Er würde sich sicher noch mal melden, weil er sicher noch ein paar Details hören wollte. Aber darum konnte er sich auch wann anders kümmern. Jetzt würde er seinen Freunden erstmal erklären müssen, warum er in Deutschland geblieben war. Er entschloss sich, eine Mail mit dem Betreff „Schöne Grüße aus Berlin“ an alle zu schicken. Hallo ihr Daheimgebliebenen, Nein, ich bin nicht verrückt geworden, ich wechsele auch nicht die Mannschaft und zu viel deutsches Bier hab ich (mit Ausnahme des gestrigen Abends) auch nicht getrunken. So viel Geheimnistuerei wegen meines verlängerten Aufenthalts hier hatte ich eigentlich nicht gewollt. Meine Mannschaftskameraden hätten auch sagen können was ich hier mache. Ich bin hier gerade in Berlin, in einem Fünf Sterne Hotel und mache einen spontanen Kurzurlaub auf bitte meiner Oma. Sie meinte dass ich Spanien vielleicht ein paar Tage meiden sollte und jemanden hier sehen sollte (auch wenn sie das nicht so 100% gesagt hatte). Also liege ich jetzt hier auf einer Liege am Pool in der Sonne und surfe im Internet. Oscar und Elias, erinnert ihr euch noch daran, wie ich 99 aus Alicante zurückkam und euch von der Blondine erzählt hab? Inzwischen weiß ich woher ich sie kannte. Das war Anna, meine Sandkastenfreundin. Sie ist auch die Person die ich hier in Berlin treffen sollte. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, die ganze Geschichte zu erzählen. Das mache ich wenn ich wieder in Madrid bin. Macht euch keine Sorgen um mich, ich komm hier schon zurecht. So wie es aussieht werde ich nächste Woche zurückkommen. Im Übrigen sollte man deutsches Bier mit Vorsicht genießen. Ich bringe euch aber gern eine Flasche zum testen mit. Bis dann Fernando Fernando loggte sich nun aus seinem E-Mail Account aus. Gut. Alle E-Mails waren geschrieben. Nach einem kurzen Blick auf As.com und die Website der Mundo Deportivo, schaltete er den Laptop aus und schwamm eine Runde im Pool. Währenddessen hatte Anna an der Rezeption Unterstützung bekommen, denn Fabienne war eingetroffen. Sie setzte sich auf ihren Platz und sah zu Anna herüber. „Na wie war es gestern?“, fragte sie direkt neugierig. Anna grinste. „Es war... ganz nett.“ Fabienne sah sie verwirrt an. „Ganz nett?“ Anna lächelte. „Okay okay. Es war fantastisch. Ich hätte nie gedacht, dass er so nett ist.“ Fabienne zog eine Augenbraue nach oben. „So?“ Dieses spanische Biest wollte ihr also tatsächlich weiter weismachen sie würde ihn nicht schon von früher irgendwann kennen. Sie würde die Wahrheit schon noch herausfinden. Anna nickte „Ein Bild hab ich jetzt auch.“, verkündete sie erfreut und zeigte auf das Bild von ihr und Fernando, welches sie neben sich aufgehängt hatte. Fabienne sah das Foto an. Ihrer Meinung nach sah man den beiden bereits auf dem Foto an, dass sie sich irgendwoher kannten. Schon alleine wie die beiden da saßen und guckten. Das wirkte niemals so wie es sein müsste. Fabienne lächelte. „Tolles Foto. Und was steht da drauf?“ Anna grinste. „Das bleibt mein kleines Geheimnis“, entgegnete sie, wohl wissend, dass Fabienne bei der ersten Gelegenheit versuchen würde dahinter zu kommen. „Ist das denn so geheim?“ Anna lächelte. „Wer weiß…“ Fernando hatte seine Runde im Pool inzwischen beendet und lag nun wieder auf der Liege um sich von der Sonne trocknen zu lassen, damit er sein Auto holen gehen konnte. Mit geschlossenen Augen döste er so eine Weile vor sich hin und genoss die Ruhe am Pool. Anna machte unterdessen eine kleine Pause und ging sich mit einem Brötchen und einer Tasse Kaffee auf einem Tablett in den Garten. Sie wusste genau, dass Fabienne jetzt sicher recherchieren würde und hatte dazu extra ein Wörterbuch „unabsichtlich“ neben ihrem PC liegen gelassen. Sie stellte ihr Tablett auf einem Tisch ab und sah zum Pool herüber. Fernando lag unweit von Anna auf einer Liege. Sie setzte ein fieses grinsen auf. Das schrie doch geradezu nach einem kleinen Streich. Schon nach kurzem Überlegen hatte sie eine Idee und ging herüber zur Bar, wo sie sich von einem Kollegen einen Eimer mit Wasser und Eiswürfeln geben ließ. Das würde lustig werden, dachte Anna als sie sich anschließend von hinten an Fernando anschlich. Dieser hatte Annas Anwesenheit noch nicht bemerkt und wurde dann auf einmal schlagartig aus seinem Dämmerzustand geweckt, denn Anna hatte den Eimer direkt über ihm entleert. Erschrocken sprang er auf. „Was zum Teufel?“, beschwerte er sich und drehte sich dann um. Hinter ihm stand Anna mit einem leeren Eimer in der Hand und lachte sich krumm. „DU!!!“, sagte er dann und musste jetzt selbst lachen. „Sorry, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Fernando grinste dann fies. „Du weißt, dass das Rache gibt?“ Anna schüttelte den Kopf und setzte einen Dackelblick auf. „So gemein bist du nicht. Das könntest du mir doch nie antun!“, verkündete sie dann überzeugt. Fernando grinste immer noch. „Oh doch. Na warte.“, sagte er dann. Noch bevor Anna weglaufen konnte, hatte Fernando sie bereits gepackt und geschultert. Langsamen Schrittes ging er dann zum Pool. Anna strampelte mit den Beinen. „Lass mich runter. Ich schwimme ungern in Straßenklamotten. Außerdem muss ich noch arbeiten.“ Fernando hatte allerdings kein Problem sie festzuhalten. „Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Wer mich nass macht, wird auch nass gemacht.“ Am Beckenrand angekommen, hob er Anna von seiner Schulter und warf sie schwungvoll in den Pool. Fabienne hatte das ganze Szenario vom Fenster aus beobachtet. Also wenn die beiden nicht schon lange was miteinander zu tun hatten, würde sie einen Besen fressen. Sie sah herüber zu Annas leerem Platz, wo das Foto hing. Dann blickte sie auf das Wörterbuch, welches neben dem PC stand. Sie grinste. Manchmal war Anna doch recht dumm. Als ob sie nicht herausfinden würde was auf dem Foto steht. Fabienne setzte sich auf Annas Platz, nahm sich das Wörterbuch und öffnete zur Hilfe ein Übersetzungsprogramm. Darin gab sie den Satz, den Fernando auf das Foto geschrieben hatte ein. Ihre Übersetzung bestätigte ihre Vermutung nur viel mehr: „Für Anna. Danke für den schönen Abend. Ich hoffe es ist möglich das zu wiederholen…du weißt schon wovon ich rede…Wir werden uns immer an die Zeit in Madrid erinnern können. Kuss, Fernando.“ Anna war inzwischen wieder aus dem Wasser herausgeklettert. Fernando reichte ihr sein Handtuch. „Du bist fies.“, moserte sie dann. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Anna grinste. „Mag sein. Ich werde mich jetzt erstmal umziehen müssen.“ „Und dein Gesicht solltest du auch waschen. Deine Wimperntusche läuft gerade deine Wange runter.“, bemerkte er grinsend. „Danke für die Information. “ „Was machst du heute Abend?“, fragte er dann. „Wieso fragst du? Willst du dich etwa wieder betrinken gehen?“ Fernando lächelte. „Nicht wirklich. Aber wir könnten ja vielleicht ein oder zwei Bierchen in der Hotelbar trinken und unseren morgigen Tag planen.“ „Von mir aus gern. Um acht?“ Fernando überlegte. Das Abendessen mit Sergio und Arturo war um halb acht. Das müsste er doch schaffen. „Acht Uhr geht klar.“ Anna lächelte. „Bis später dann.“ Dann ging sie wieder nach drinnen. Dort wurde sie bereits von Fabienne erwartet. Die stemmte verärgert die Hände in die Hüften und sah Anna giftig an. „Was ist los?“, fragte Anna neugierig. „Du……“, begann Fabienne einen Satz. „Ich?“ „Du…. mieses kleines spanisches Biest.“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. Was war denn jetzt bitte kaputt? Sie musterte Fabienne kritisch. „Bitte WAS?“ „Du hast mich schon verstanden. Ich hätte nie gedacht, dass du so eine bist.“ „So eine was?“, fragte Anna leicht angesäuert. „Du kennst ihn.“ Anna schüttelte den Kopf. „Wie bitte?“ „Hör auf mich zu verarschen. Ich weiß, was auf dem Foto steht.“ Jetzt musste Anna sich das grinsen verkneifen. Das hätte sie sich ja eigentlich denken können. Sie guckte Fabienne total unbeeindruckt an. „Und?“ „Och bitte Anna. ’Wir werden uns immer an die Zeit in Madrid erinnern können’. Das sagt ja wohl schon alles.“ „Tut es das?“ Fabienne nickte überzeugt. „Oh ja. Und der Satz davor spricht auch für meine These.“, erklärte sie überzeugt. „Deine These?“ „Du hattest mal was mit ihm. Oder vielleicht hast du es sogar immer noch.“, verkündete sie. Anna begann laut loszulachen. „Das ist absurd.“ „Lach du nur über mich. Verarschen kannst du dich selbst. Ich weiß, dass du seine Großmutter kennst.“ „Und? Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, entgegnete Anna kühl. Fabienne platzte so langsam der Kragen. „Also stimmt meine These. Wieso hast du mir das nicht gesagt? Wie ist er denn so im Bett?“ Anna spielte kurz mit dem Gedanken Fabienne dafür tierisch eine rein zu hauen, setzte dann allerdings ein zuckersüßes Lächeln auf und antwortete: „Das solltest du vielleicht wen fragen der sich damit auskennt. Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, als ich acht Jahre alt war. Und im Gegensatz zu dir hab ich in dem Alter noch nicht an solche Dinge gedacht.“ Sie setzte sich wieder an ihren Platz und machte seelenruhig mit ihrer Arbeit weiter, während Fabienne sie mit offenem Mund entsetzt anstarrte. Das hatte gesessen. Fernando war inzwischen auf sein Zimmer gegangen, wo er sich umzog und seine Sachen zusammenpackte die er zur näheren Erkundung der Umgebung brauchen würde. Das Wörterbuch und einen Stadtplan würde er für alle Fälle mitnehmen müssen. Nur kurze Zeit später brach er dann auf um sein Auto dort abzuholen wo er es am Vorabend abgestellt hatte. Allerdings stellte sich die Suche nach dem Auto als kompliziert heraus, denn in dem Gewirr aus Straßen, welches Fernando am Abend gar nicht aufgefallen war, fand er sich überhaupt nicht gut zurecht. Als Madrilene war er ja schon einiges gewöhnt, aber gegen Berlin war Madrid ein Dorf. Nach über zwei Stunden vergeblichen Suchens und Umherirrens fand er dann seinen Mietwagen in der Parklücke nur einen Kilometer vom Hotel entfernt. „Na endlich!“, dachte er sich, als er in das Auto einstieg. Jetzt hatte er ja sein Navigationssystem. Das würde ihn sicher heil wieder zurück bringen. Nach der ganzen Sucherei hatte er schon gar keine Lust mehr sich wirklich umzusehen und entschied sich dazu stattdessen noch eine Weile sinnlos in der Umgebung herumzufahren. Das Navigationssystem würde ihn anschließend schon wieder zum Hotel bringen. Pünktlich um halb acht betrat Fernando, frisch geduscht und wohlbehalten wieder im Hotel angekommen, den Speisesaal. Arturo und Sergio erwarteten ihn bereits an ihrem Stammtisch am Fenster. „Hallo ihr zwei.“, begrüßte Fernando sie und setzte sich hin. „Wie war der Bundestag?“ Arturo seufzte. „Voll. Wir haben über zwei Stunden anstehen müssen.“ Fernando verzog das Gesicht. Das klang ja wohl überhaupt nicht prickelnd. „Und was hast du so gemacht?“, fragte Sergio dann neugierig. „Mein Auto gesucht.“, antwortete Fernando dann grinsend. Sergio und Arturo brachen in Gelächter aus. „Du hast was?“, fragten sie dann im Chor. „Ich hatte das Auto gestern irgendwo geparkt. Hab die Stelle allerdings nicht auf Anhieb wieder gefunden.“ „Solange du das Tor noch findest soll mir das egal sein.“, sagte Arturo. Fernando zwinkerte. „Es gibt gewisse Dinge, die finde ich immer.“, antwortete er. „Findest du nach dem Essen auch den Weg in die Bar?“, wollte Arturo dann wissen. „Wieso?“ „Wir wollten ein oder zwei Bierchen trinken. Lust uns Gesellschaft zu leisten?“, fragte der Valencianer dann neugierig. „Klar. Wenn ihr mit noch mehr Gesellschaft keine Probleme habt. Anna wollte nach Feierabend auch was mit mir trinken.“ Arturo und Sergio nickten nur. Um kurz nach acht betrat Anna die Hotelbar. Der Nachmittag war nach Fabiennes lustigem kleinen Ausraster recht ruhig verlaufen. Sie freute sich schon auf Fernandos Gesicht, wenn sie ihm gleich davon erzählen würde. Sie sah sich um und erspähte Fernando zusammen mit Arturo und Sergio in einer Ecke. „Wie ich sehe haben wir Gesellschaft.“, sagte sie als sie bei Fernando angekommen war. Der nickte nur grinsend. „Das macht dir doch nichts oder?“ Anna lachte. „Im Gegenteil.“, entgegnete sie und setzte sich hin. „Was trinkt ihr denn?“, fragte Fernando in die Runde. „Der heutige Abend geht auf mich.“ Sergio und Arturo bestellten sich jeder einen Rotwein, Anna trank einen Bacardi-Cola und Fernando entschied sich für ein Bier. „Wie war dein Tag Anna? Arturo und ich waren im Bundestag und Fernando hat sein Auto gesucht.“, fragte Sergio dann. Anna sah Fernando verwirrt an. „Wieso hast du mich denn nicht gefragt wo dein Auto steht?“ Fernando kratzte sich am Kopf. „Ich dachte ich finde es selbst.“ Anna lachte und schüttelte den Kopf. „Dein Orientierungssinn war schon als Kind miserabel. Ich erinnere daran, wie du damals mit der Leiter ins falsche Zimmer eingestiegen bist.“ Sergio und Arturo brachen in Gelächter aus. Fernando musste auch lachen. „Gott. Deine Eltern haben sicher gedacht ich sei verrückt.“ „Apropos verrückt. Du hast Fabienne heute Nachmittag verpasst.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Hab ich das?“ Anna nickte „Oh ja. Sie hat mir total die Szene gemacht nachdem sie sich das Foto übersetzt hat.“ „Hat sie das?“ Anna nickte und erzählte dann die ganze Geschichte vom Nachmittag. Fernando musste unweigerlich grinsen. „Wieso hast du sie nicht angelogen?“ „Wobei?“ „Ich glaube es wäre witziger gewesen wenn du ihr erzählt hättest wie toll ich doch im Bett sei.“ „Du meinst wohl du hättest es besser gefunden. Ihr Männer seid doch alle gleich.“ Arturo trank an seinem Rotwein. „Das klingt aber frustriert.“ Fernando lächelte unsicher. „Wir sollten besser das Thema wechseln.“ Sergio sah ihn verwirrt an. „Wieso das?“ Anna lächelte Fernando an. „Danke, aber ich glaub ich werde das Gespräch schon unbeschadet überstehen.“ Sie trank an ihrem Bacardi-Cola. „Immerhin hab ich dem Kerl eins zu verdanken. Durch ihn hab ich Jésus kennen gelernt.“ „Echt jetzt?“ Anna nickte lächelnd. „Was dachtest du denn?“ „Na ja als Spanier im Ausland kennt man sich doch untereinander.“ Anna schüttelte den Kopf. „Aber nicht in einer Stadt wie Berlin.“ Anna erinnerte sich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Es war an dem Tag gewesen, als sie aus Madrid zurückgekehrt war und ihren Verlobten in flagranti mit einem Kerl erwischt hatte. Nachdem sie die halbe Wohnung zerlegt hatte, hatte sie ihre Sachen gepackt und das Haus Hals über Kopf verlassen. Sie hatte ihre Sachen nur in einen Koffer gepackt und war ziellos umhergelaufen.. Sie wusste nicht was sie jetzt tun sollte. Ihr ganzes Leben war von einer Sekunde auf die andere nicht mehr wie vorher. Irgendwann hatte sie sich an der nächstbesten Tankstelle eine Flasche Wodka gekauft und diese leer getrunken. Langsam aber sicher war sie in einen zufriedenen Taubheitszustand abgedriftet. Die kleine Seitenstraße zu ihrer linken wirkte mit ihrer Dunkelheit schrecklich einladend auf Anna. Kaum noch in der Lage gerade zu gehen zog sie ihren Trolley dann in die Seitenstraße. Auf halbem Weg war sie fix und fertig. Sie musste sich setzen. Sofort. Also war sie stehen geblieben und hatte sich auf den kühlen Asphalt gesetzt. Ab dann erinnerte sie sich an gar nichts mehr. Jésus hatte ihr erzählt, dass er sie auf dem Asphalt liegend vor seinem Lokal vorgefunden hatte. Sie war nicht mehr in der Lage gewesen einen deutschen Satz zu sagen und hatte immer nur irgendetwas auf spanisch vor sich hin gemurmelt. Anhand dieser Tatsache und der Tatsache, dass sie an dem Tag ihr brandneues Atlético Trikot, welches sie sich auch in Madrid gekauft hatte, anhatte, hatte Jésus sofort geschlussfolgert, dass es sich bei ihr um eine Spanierin handeln musste. Eine Landsmännin konnte er ja nicht einfach so hilflos liegen lassen, hatte er gesagt. Sie war am nächsten Morgen mit tierischen Kopfschmerzen auf der Couch von Jésus Wohnung, die direkt über dem Lokal lag, aufgewacht und wusste nicht wo sie war. Jésus hatte ihr direkt ein Glas Wasser, zwei Aspirin und eine große Tasse Kaffee gereicht. Manchmal war das Ende mancher Dinge der Neuanfang für etwas besseres. Dank ihres idiotischen Ex-Verlobten hatte sie Jésus Kneipe und dadurch eine Menge anderer Leute kennen gelernt die ihre Hobbys teilten. To be continued So.. das wars mal wieder von mir. Hoffe mal das Ende ist nicht zu schlecht geworden. Bis zum nächsten Mal Kapitel 7: Deutsche Küche und das Fanfest ----------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 7 Deutsche Küche und das Fanfest Es geht endlich weiter: @Uli_chan: Na das ist doch mal was. Dafür lohnt sich Spanisch ^^ @SSJSweety: Was ist das für ne Frage??? Natürlich!! Rückblick: Manchmal war das Ende mancher Dinge der Neuanfang für etwas besseres. Dank ihres idiotischen Ex-Verlobten hatte sie Jésus Kneipe und dadurch eine Menge anderer Leute kennen gelernt die ihre Hobbys teilten. Anna lächelte. „In einer Stadt wie Berlin kennt man sich auch als Ausländer untereinander nicht. Heute wüsste ich gar nicht wie mein Leben am Wochenende aussehen würde, wenn ich nicht jede Woche bei Jésus hängen würde um Fußball zu gucken.“ Fernando seufzte innerlich. Sie lebten wirklich in verschiedenen Welten. Er stand auf dem Platz und sie war maximal der Zaungast. Er fuhr einen Sportwagen, hatte ein eigenes Haus und konnte sich alles leisten was er sich jemals erträumt hatte. Sie lebte in einer Dachgeschosswohnung, hatte sicher, wenn überhaupt, kein allzu teures Auto. Sie war Fan, er Spieler. Dabei kamen sie doch aus demselben Umfeld. Als Kinder hatten sie alles geteilt und jetzt war alles anders. Aber sie schien nicht unglücklich darüber zu sein wie es jetzt war. Das erleichterte ihn doch irgendwie ein wenig. Irgendwie beneidete er Anna doch um ihr Leben. Sein Leben bestand wirklich nur aus Fußball. Er war inzwischen in Spanien schon so bekannt, dass er so gut wie nirgendwo mehr hingehen konnte, ohne dass ihn irgendwer nach einem Autogramm fragte. Manchmal wünschte er sich einfach er selbst sein zu können. Einfach der normale Fernando außerhalb des Fußballstadions zu sein, denn schließlich war er ja genauso ein Mensch wie seine Fans. Er wollte auch gerne einfach so mal mit seinen Freunden irgendwo etwas trinken gehen oder sich im Kino einen Film ansehen, aber das war in Madrid einfach nicht möglich. „Fernando?“, fragte Anna und sah zu Fernando rüber, der recht abwesend wirkte. Der schreckte aus seinen Gedanken auf und sah sie an. „Hast du was gesagt?“ Anna grinste. „Wo warst du?“ Fernando erwiderte das Grinsen. „Das verrat ich dir nicht.“, meinte er dann. Sergio nippte an seinem Wein. Man merkte sofort, dass die beiden sich kannten. Er hätte gerne genaueres gewusst. Wie lange kannten sich die beiden schon? Wann war Anna eigentlich nach Deutschland gegangen? Was war damals genau zwischen den beiden? Er wusste allerdings nicht, ob er das einfach fragen konnte ohne dreist zu wirken. Vielleicht war diese Frage ein wenig zu Privat. Sergio blickte zu seinem Freund Arturo, der sich etwa dasselbe zu fragen schien. Arturo schüttelte leicht den Kopf um dann dezent das Thema zu wechseln. „Du, Anna. Morgen kann man doch wieder beim Fanfest Fußball gucken, oder?“ Anna nickte. „Klar doch.“ „Super. Gehst du auch hin?“ Sie nickte. „Irgendwer muss unserem spanischen Fußballer doch das Public Viewing mal zeigen.“, verkündete sie grinsend. „Du nimmst ihn mit?“, fragte Sergio dann verwirrt. „Warum nicht?“ Arturo seufzte. Er stellte sich Fernando gerade auf dem Fanfest umringt von Fans vor, die alle ein Foto oder ein Autogramm wollten. „Na ja. Eine berühmte Persönlichkeit ohne Security zwischen tausenden Fans. Das wird doch sicher einen Massenauflauf geben.“ Anna grinste. „Du glaubst doch nicht, dass ich ihn ungetarnt dahin gehen lasse? Oh nein! Wenn ich mit ihm fertig bin wird selbst seine Mutter ihn nicht mehr erkennen.“ Fernando sah Anna verwirrt an. Das war jetzt aber doch wohl nicht ihr Ernst. „Und wie soll die Tarnung denn aussehen?“, fragte Fernando. Anna zwinkerte. „Das siehst du ja dann.“ „Ich erinnere dich dran, dass ich einen Ruf zu verlieren hab.“, bemerkte er. „Nur das?“, erwiderte Anna mit einem Grinsen im Gesicht. Fernando wollte gerade seinen Mund aufmachen, um etwas zu sagen, musste dann aber auch grinsen. „Aber wehe dir irgendeiner meiner Freunde sieht jemals ein Foto davon.“ Anna nickte. „Okay.. aber ein Foto für mein Fotoalbum muss sein.“ Die Gelegenheit Fernando einmal im Deutschlandtrikot zu sehen würde sich ihr ja nie wieder bieten. Fernando seufzte und stimmte dann zu. „Wo treffen wir uns dann?“, fragte er neugierig. Anna trank an ihrer Bacardi-Cola. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt sich mit ihm in der Stadt zu treffen, aber bei seinem miesen Orientierungssinn war natürlich die Frage ob er da jemals ankommen würde. „Ich hol dich hier morgen früh so gegen halb elf ab. Dann fahren wir zu mir, tarnen dich und fahren von mir aus zum Fanfest. Es sei denn du hast ein Problem damit meine Wohnung zu betreten.“, meinte sie. Fernando lächelte und schüttelte den Kopf. „Sollte ich?“ Anna tat so als würde sie überlegen. „Nicht wirklich.“ Innerlich seufzte sie allerdings. Sein Besuch morgen bedeutete für sie, dass sie früh aufstehen musste um ihre Wohnung aufzuräumen. Das Chaos, welches sie bei sich zu Hause hatte sollte er nicht unbedingt sehen. Also musste sie wohl oder übel aufräumen. Und Fernandos Tarnungsgegenstände musste sie ja auch noch irgendwo besorgen. Sie gähnte. „Ich werde mich gleich mal auf den Heimweg machen. Ich hab noch eine Menge Schlaf nachzuholen.“, sagte Anna nachdem sie mit einem Blick auf die Uhr festgestellt hatte, dass es schon fast 22 Uhr war. „Halb elf also, morgen früh?“, erkundigte sich Fernando noch mal. Sie nickte. „Halb elf. Pünktlich, sonst muss ich dich leider mit einem Eimer Wasser wecken kommen.“ „Du kommst gar nicht auf mein Zimmer.“, entgegnete er grinsend. „Das glaubst auch nur du.“, sagte sie, stand auf und streckte ihm frech die Zunge raus. „Bis morgen früh dann.“ Anschließend wandte Anna sich an die beiden Valencianer, deren Anwesenheit irgendwie untergegangen war. „Euch natürlich auch. Und viel Spaß morgen.“ Sergio und Arturo nickten nur. Dann verließ Anna die Bar. Fernando sah ihr hinterher. Das versprach doch lustig zu werden morgen. Sergio und Arturo tauschten nur einen viel sagenden Blick. Die beiden sollten sie vielleicht doch mal genauer im Auge behalten. Am nächsten Morgen wurde Fernando, wie jeden Morgen vom Piepsen seines Handys geweckt. Er sah auf das Display. Halb zehn. Viel zu früh für seine Verhältnisse. Als Fußballer war er es gewöhnt frühestens um zehn aufstehen zu müssen. Und der gestrige Abend war doch noch relativ lang geworden. Gegen halb eins hatte Fernando die Bar verlassen. Sergio, Arturo und er hatten noch ewig über Fußball und die WM geredet. Es war manchmal doch interessant sich einmal die Sichtweise der Fans anzuhören. Noch völlig übermüdet kletterte Fernando aus dem Bett und ging langsamen Schrittes ins Bad, wo er sich erstmal unter die Dusche stellte. Es war schon wieder so warm in Deutschland, so dass er sich entschied lieber kalt zu duschen. Während das kalte Wasser auf ihn niederprasselte dachte er über den kommenden Tag nach. Würde ihn auch wirklich keiner erkennen? Was wäre wenn? Sollte er überhaupt mit Anna zum Fanfest gehen? Sollte ihn doch wer erkennen, würde doch jeder direkt etwas falsches schlussfolgern. Es würde sicherlich ein Erlebnis werden, aber war das Erlebnis wirklich dieses Risiko wert? Fernando drehte das Wasser ab. Er konnte jetzt ja eh nicht mehr absagen. Es würde schon schief gehen. Nachdem er sich angezogen und seine Haare fertig getrocknet und gestylt hatte, stellte er entsetzt fest, dass es schon nach zehn Uhr war. Frühstück würde wohl ausfallen. Er suchte sich noch seine Digitalkamera und seine Sonnenbrille und betrat um zwanzig nach zehn die Hotellobby. Fabienne saß mit einem unbekannten dunkelhäutigen Mann zusammen an der Rezeption. Fernando grinste. Das war ja toll abgepasst. Er holte sich an der Bar eine Tasse Kaffee und setzte sich damit in eine der Sitzgruppen in der Lobby und wartete auf Anna. Die kam auch pünktlich, im Deutschlandtrikot und mit Sonnenbrille, ins Hotel. „Guten Morgen.“, sagte sie gut gelaunt. Fernando grinste. „Morgen. Heute sind wir aber gut drauf…“ Anna nahm die Sonnenbrille ab. „Natürlich. Heute ist Fußball. Heute machen wir Argentinien platt.“ „Das werden wir sehen.“, entgegnete er. Er hatte ja schon am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell so ein Traum doch platzen konnte. Im Augenwinkel sah er, dass Fabienne die beiden aufmerksam beobachtete. Er trank seinen Kaffee nun aus und stand auf. Dann brachte er seine Tasse weg und ging wieder zu Anna, die geduldig auf ihn wartete. „Können wir jetzt los?“, fragte sie. Fernando nickte. „Wir müssen aber irgendwo noch etwas zu essen besorgen. Ich hab noch nicht gefrühstückt.“ Dann nahm er ihre Hand und zog sie langsam mit sich aus der Hotelhalle. Anna sah verwirrt erst auf ihre Hand, dann zu ihm. Was sollte das denn jetzt geben? Sein Gesichtsausdruck verriet ihr aber recht schnell, dass er Fabiennes Anwesenheit an der Rezeption bemerkt hatte. Sie setzte ein lächeln auf und folgte ihm bereitwillig. Vor dem Hotel ließ Fernando ihre Hand dann los. „Der haben wir jetzt aber doch noch ein wenig was zum nachdenken gegeben.“, erklärte er. „Oh ja.“ Der spanische Nationalspieler sah sich um. „Wo lang?“ „Mein Auto steht da vorne.“, sagte Anna und wies mit dem Finger auf einen blauen Mini, der neben Fernandos Mietwagen stand. Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“ Anna lachte. „Ist es. Ich kann mir leider im Vergleich zu dir keinen Lamborghini leisten.“ Fernando setzte einen schmollenden Gesichtsausdruck auf. „Ich hab doch gar keinen Lamborghini.“ „Aber einen Sportwagen hast du?“ Fernando ging jetzt zu Annas Auto herüber und sagte im gehen. „Natürlich hab ich einen. Ich bin Fußballer. Wie soll das denn wirken wenn ich mit einem Smart zum Training kommen würde.“ Bei der Vorstellung musste er dann selbst grinsen. Anna schloss das Auto auf und stieg ein. Genauso Fernando. Im Auto grinste sie ihn an. „Du solltest dich aber besser anschnallen. Manche Leute nennen meinen Fahrstil etwas rabiat.“ „Umso besser. Dann solltest du keine großen Probleme haben in Madrid Auto zu fahren.“, entgegnete er. Anna fuhr dann los und schaltete das Radio ein. Fernando sah sich im Auto um. Auf der Hutablage hatte Anna eine Spanienfahne liegen. Aus dem Radio ertönte laute Technomusik. Ihr Musikgeschmack war wohl etwas anders als seiner. Mit Techno konnte Fernando nicht wirklich viel anfangen. Manche Lieder waren ja okay. Aber den ganzen Tag konnte er sich das nicht anhören. „Das ist meine Autofahrmusik.“, erklärte Anna ihm dann. „Damit du schneller fährst oder wie?“ Sie nickte grinsend. Fernando sah nun aus dem Fenster. Auf den Straßen war ziemlich viel los. An vielen Autos hängte ein kleines Deutschlandfähnchen. Sein Magen meldete sich nun zu Wort. „Denk bitte daran, dass wir mir noch irgendwo etwas zu essen besorgen.“, bat er Anna dann. Die schüttelte den Kopf. „Ich war heute morgen einkaufen. Wir essen gleich bei mir noch was.“ Fernando sah sie an. „Du kochst?“ „Kochen würde ich das nicht nennen.“ „Kann man das essen?“, fragte er grinsend. Anna zwickte ihn in die Seite. „Natürlich kann man das.“, antwortete sie empört. Fernando setzte sein unschuldiges Lächeln auf. „Na ja, man weiß ja nie. Das letzte Mal, als du für mich ’gekocht’ hast, bestand das Fleisch aus Sand, die Nudeln aus Stöckchen und der Salat aus Gras. Ich will nur sichergehen.“ Anna lachte los. „Damals hast du dich nicht beschwert. Ich kann dir das gern noch mal machen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich verzichte.“ „Ich kann dich beruhigen. Ich hab nur Brötchen gekauft.“ Fernando grinste und tat erleichtert. Circa eine halbe Stunde später kamen Anna und Fernando vor Annas Wohnung an. Diese lag ziemlich am Rand von Berlin. Anna parkte das Auto vor der Haustüre und stieg aus. „Da wären wir.“, sagte sie dann. Fernando blickte an dem Haus hoch und musterte es kritisch. „Nett.“, entgegnete er. Als Fußballer war er doch ein anderes Kaliber gewöhnt. Anna schloss die Haustüre auf und ging die Treppe hinauf bis ins Dachgeschoss, wo sich ihre Wohnung befand. Fernando folgte ihr. Sie öffnete ihre Wohnungstür und wies Fernando mit einer Handbewegung an, vorzugehen. In der Wohnung sah Fernando sich erstmal um. Es war doch größer als er gedacht hatte. Annas Wohnung hatte einen kleinen Flur, eine Küche, ein Bad und einen großen Raum der durch eine asiatisch wirkende Papierstellwand in Wohn- und Schlafbereich geteilt wurde. Sie hatte es sich doch ganz gemütlich eingerichtet, fand Fernando. Anna lächelte unsicher. „Na ja Luxus ist was anderes.“, sagte sie. Fernando lächelte. „Also ich find die Wohnung ganz nett. Das mit der Papierwand gefällt mir gut. Das sollte ich vielleicht auch mal in meinem Haus machen.“ Anna grinste. „Dann sieh dich mal weiter um. Vielleicht findest du ja noch ein paar Wohnideen. In der Zwischenzeit kümmer ich mich ums Essen.“ „Okay.“, entgegnete Fernando. Während Anna in die Küche ging, setzte sich Fernando auf die Couch und sah sich um. An der Wand über dem Fernseher hing ein altes Atlético Teamposter. Daneben hatte Anna ihr altes Paulo Futre Trikot mit Autogramm aufgehängt. Fernando schüttelte amüsiert den Kopf. Anna hatte sich damals über eine Woche dagegen gewehrt sich die rechte Hand zu waschen, da sie Paulo Futre mit der Hand berührt hatte. Fernando stand nun auf und ging herüber zur anderen Seite des Zimmers. Hinter der Papierwand war Annas Bett, ihr Schreibtisch und der Kleiderschrank. Bei genauerem Hinsehen fiel Fernando dann das Pepe-Jeans Promoposter auf. Sie hatte ihn an ihrer Wand hängen. Das war ja wohl mehr als nur seltsam. Über ihrem PC hing noch ein Poster von ihm. Diesmal im Atlético Trikot. Fernando schüttelte verwirrt den Kopf. In dem Moment betrat Anna den Raum. „Mierda!“, meckerte sie. Fernando drehte sich um. Dann grinste sie und kratzte sich am Kopf. „Ich wusste doch, dass ich irgendwas vergessen hatte.“ Das konnte jetzt aber nur ihr passieren. Gott, war das peinlich. Was sollte er denn jetzt von ihr denken? Fernando sah ihr dann, dass ihr das ganze unangenehm war. Aber das schrie jetzt danach ausgekostet zu werden. Er setzte ein grinsen auf und sagte dann: „Ich dachte du stehst nicht auf mich.“ Anna sah ihn beleidigt an. „Als ob du keine Poster deiner Lieblingsspieler an deiner Wand hängen hättest wenn du ich wärst.“ „Aber keins wo mein Lieblingsspieler außer einer Jeans nichts anhätte.“ Anna grinste. „So so. Hatte meine Freundin also richtig vermutet.“ Über Fernandos Kopf schwebte ein großes Fragezeichen. „Ihr habt darüber diskutiert ob ich unter der Hose noch was anhab?“, fragte er verwirrt. Anna zuckte mit den Schultern. „So sind Frauen halt. Und jetzt komm essen.“ Innerlich atmete sie auf. Wieso hatte sie das gesagt?? Da hatte sie aber so gerade noch die Kurve bekommen. Fernando folgte Anna immer noch grübelnd in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. Ernst beäugte er das, was Anna da auf die Brötchen getan hatte. „Was ist das?“, fragte Fernando neugierig. „Das ist eine typisch deutsche Spezialität. Das nennt man Mett.“ Er nahm sich ein Brötchen und musterte es genauer. „Muss das aussehen, als wäre es noch roh?“ Anna lachte. „Ja muss es. Es ist nämlich roh.“ „Was? IGITT!“ Fernando legte das Brötchen wieder ab. „Willst du mich vergiften?“, erkundigte er sich. „Nein. Wenn ich dich vergiften wollen würde bekämst du was zu essen worin es nicht auffällt. Außerdem, was hätte ich denn davon dich zu vergiften? Probier doch einfach mal.“ „Auf deine Verantwortung.“ Er nahm das Brötchen und biss hinein. Anna beobachtete ihn dabei grinsend. Die Idee mit dem Mettbrötchen war ihr am frühen Morgen gekommen. „Nicht schlecht.“, stellte Fernando fest, nachdem er seinen ersten Bissen heruntergeschluckt hatte. Eine halbe Stunde und drei Mettbrötchen später beendete Fernando sein spätes Frühstück und ging wieder ins Wohnzimmer. Anna wartete bereits darauf ihn endlich tarnen zu dürfen. „Und du meinst wirklich ich brauche diese Tarnung?“ Anna nickte überzeugt. „Glaub mir. Wenn du von dem Spiel was mitbekommen willst, dann ja.“ „Was, wenn ich nicht für Deutschland bin?“, fragte er dann. Dafür erntete er einen Todesblick von Anna. „Wie?“ Fernando guckte unschuldig. „Maxi Rodriguez spielt doch für Argentinien. Normalerweise sollte ich aus Solidarität für den sein.“ „Papperlapapp. Ich hab keine Argentinientarnung also musst du als Deutschland Fan gehen.“, erklärte Anna dann. „Und wie sieht meine Tarnung aus?“ Anna grinste und holte ein Deutschland T-Shirt aus dem Schrank. „Ausziehen.“, sagte sie dann zu Fernando. Der zog belustigt eine Augenbraue nach oben und entgegnete: „Wusste ich es doch. Du hast Hintergedanken.“ Anna schüttelte den Kopf und drückte ihm das T-Shirt in die Hand. „Wieso sollte ich? Ich kenne Bilder von dir, da sitzt du noch nackt im Sandkasten. Aber wenn du drauf bestehst, kann ich gerne rausgehen wenn du dich umziehen willst.“, meinte sie dann grinsend. Fernando nahm nun das T-Shirt, musterte es einmal kritisch und zog es dann anstelle seines vorherigen T-Shirts an. „So werde ich auf der Straße sicher nicht auffallen.“, stellte er fest, in der Hoffnung, dass ihm das eine weitere Tarnung ersparen würde. Aber Anna schüttelte wieder den Kopf. „Oh nein.“ Sie zückte nun schwarz-rot-goldene Fanschminke. Fernando seufzte. Auch das noch. Anna setzte sich zu ihm auf die Couch und wies ihn an sie anzusehen, damit sie ihm ein Deutschlandfähnchen auf die Wange malen konnte. Fernando folgte ihren Anweisungen und hielt still. Anna fasste ihn vorsichtig am Kinn und drehte sein Gesicht so, dass sie anfangen konnte. Fernando beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Irgendwie gefiel ihm Annas hochkonzentrierter Blick. Ihr lächeln wirkte immer noch genauso wie früher. Vielleicht war es auch das, was Fernando damals in Alicante an der kurzhaarigen Blondine, die sich Jahre später als Anna herausstellen sollte, so süß gefunden hatte. Woran dachte er da gerade? Fernando war über seine eigenen Gedanken total verwundert. Es ging hier schließlich um Anna, die für ihn niemals irgendetwas anderes gewesen war als eine Art kleine Schwester. Anna, mit der er über 14 Jahre nicht geredet hatte. Es konnte nicht von heute auf morgen alles so sein wie früher, das wusste er. Trotzdem genoss er diesen Urlaub. Das war mal etwas ganz anderes als das was er sonst im Urlaub so tat. „Fertig.“, sagte Anna dann und blickte zufrieden auf ihr Werk. Fernando stand auf und ging zum nächsten Spiegel. Also mit Sonnenbrille würden ihn nur noch seine Tättoowierungen verraten. Er drehte sich um. „Gar nicht mal so schlecht die Tarnung. Der Fairness halber solltest du aber auch Fähnchen ins Gesicht bekommen.“ Anna nickte. „Das wollte ich sowieso noch tun.“ Fernando setzte sich hin und nahm sich die Schminke. „Ich mach das schon.“, verkündete er schließlich. Anna sah in seine dunkelbraunen Augen. Sie hatte Fernandos Augen schon als kleines Kind immer total faszinierend gefunden. Beim erwachsenen Fernando ging es ihr nicht anders. Im Vergleich zu früher hatte er aber doch mehr Sommersprossen. Dadurch sah er jünger aus als er wirklich war. El niño passte wirklich zu ihm. Sowohl vom Charakter als auch vom Aussehen. Eine halbe Stunde später waren Anna und Fernando endlich fertig und machten sich beide mit Fahne bewaffnet auf zum Bahnhof. Sie würden mit der S-Bahn zum Fanfest fahren. „Bei der Nationalhymne muss ich aber doch hoffentlich nicht mitsingen.“, meinte Fernando. „Natürlich nicht. Dafür ist dein Deutsch auch nicht gut genug.“ Fernando atmete auf. „Sehr gut.“ Sie stiegen in die Bahn ein und kamen nur kurze Zeit später in der Nähe des Brandenburger Tors an. Überall Fans mit Fahnen verschiedener Länder. Größtenteils waren aber Deutsche unterwegs. Als sie auf der Fanmeile ankamen, traf Fernando fast der Schlag. Gott, war das voll hier. So einen Massenauflauf hatte er ja noch nie gesehen. Überall sah man Deutschlandtrikots und Fahnen. Bunt geschminkte Deutsche die sich auf das Spiel ihrer Mannschaft freuten. Das war ja echt mal ein Erlebnis. „Wow.“, war alles was Fernando hervorbrachte. Anna grinste. Fußballer hatten halt keine Ahnung wie ihre Fans richtig feierten. „Ist es hier immer so voll?“, fragte er neugierig. „Nicht ganz. So voll war’s hier noch nie. Aber das ist doch super. Besorgen wir uns erstmal was zu trinken.“ Fernando folgte ihr bereitwillig. Hier wollte er sie doch lieber nicht verlieren. Er würde sie doch nie wieder finden bei diesen Massen von Menschen. Dann suchten sich die beiden einen Platz an dem sie das Spiel angenehm verfolgen können würden. Pünktlich um 17 Uhr wurde das Spiel im Berliner Olympiastadion von Lubos Michel angepfiffen. Fernando beobachtete das Spiel mit seinen geschulten Augen. Dieses Spiel versprach interessant zu werden. Immer wieder sah er sich in der Umgebung um. Jede Aktion des Spiels löste in den Fans irgendeine Reaktion aus. Langsam aber sicher fühlte er sich von der Stimmung angesteckt. Anna schien beim Fußball ihr spanisches Temperament vollends ausleben zu können. Amüsiert beobachtete Fernando das. Ob sie vor dem Fernseher wohl auch so war? Sie schimpfte wie ein Rohrspatz, wenn einer der deutschen Mannschaft den Ball verlor. Bei jedem Torschuss dachte man, Anna würde gleich einen Herzinfarkt bekommen. In der Halbzeit stand es immer noch 0:0. Anna und Fernando nutzten die Zeit um einmal zu verschnaufen. Als sie es endlich geschafft hatten aus dem Pulk zu entkommen setzten Sie sich etwas abseits auf eine Wiese. Fernando grinste. „Fußball gucken ist fast genauso anstrengend wie Fußball spielen.“ Anna zwinkerte. „Das stellst du jetzt erst fest? Wenn das so weitergeht hab ich morgen keine Stimme mehr.“ „Das glaub ich dir gern. Bist du immer so wenn du Fußball guckst?“ Anna sah ihn verwirrt an. „Was meinst du mit ’so’?“ Fernando lächelte nun. „So energiegeladen. Ich will gar nicht wissen wie das im Stadion ist.“ Anna grinste. „Viel Schlimmer.“ „Und wenn du auf dem Feld stehst? Ich wette du bist schon öfters mal vom Platz geflogen, oder?“ „Wie kommst du bloß darauf? Nur dreimal.“, erklärte Anna dann. Das Spiel ging nun weiter. Schon kurz nach der Halbzeit der Schock für Anna. Argentinien schoss das 1:0. Anna fluchte mehrere Minuten laut vor sich hin. Fernando seufzte. Das war’s dann wohl mit dem deutschen Traum. Er glaubte nach dem was er gesehen hatte nicht mehr daran, dass Deutschland noch das 1:1 machen würde. In der 72. Minute wurde Fernando kurz hellhörig, denn Argentinien wechselte seinen Torwart aus. Neu im Spiel war sein Vereinskamerad Leo Franco. Der würde sicher dafür sorgen, dass das argentinische Tor leer blieb. Doch das tat es nicht. In der 80. Minute landete der Ball doch im argentinischen Tor. Anna und der ganze Rest der Fanmeile brach in Jubel aus. Tor. Der Ausgleich durch Miroslav Klose. Fernando jubelte aus Solidarität einfach einmal mit. Das würde jetzt sicherlich Verlängerung geben, dachte er. Fernando sollte richtig liegen. Denn auch nach 90 Minuten stand es immer noch 1:1. Die Fans beim Public Viewing machten sich nun bereit für die Verlängerung. Fernando seufzte. Eine der Mannschaften würde nach Hause fahren müssen und eigentlich gönnte er dieses Schicksal keiner der beiden Mannschaften. Anna trat nervös von einem Bein aufs andere. Fernando musterte dies grinsend. „Warum bist du eigentlich so nervös? Du stehst doch gar nicht auf dem Platz.“, sagte er. „Das ist ja das Problem. Du kannst als Fan ja nichts tun und kannst nur auf das hoffen was da kommen mag.“ Trotz einiger guter Chancen stand es auch am Ende der Verlängerung noch 1:1. Ein Elfmeterschießen würde das Spiel entscheiden. So langsam wurde auch Fernando flau im Magen. Die Fans auf der Fanmeile wurden sichtlich nervös und Anna sah aus als würde sie gleich umkippen. Fernando sah sich weiter um. Etwa 50 Meter weit entfernt sah er eine junge Frau im Deutschlandtrikot mit den Fingern in den Ohren nervös auf und ab gehen. Er schüttelte amüsiert den Kopf. Bei dem Lärm halfen auch die Finger in den Ohren nichts. Beim Elfmeterschießen im Olympiastadion machten sich die Spieler nun bereit für ihr Elfmeterschießen. Als erster sollte Oliver Neuville antreten. Sicher versenkte er den Ball. Jubel auf der Fanmeile. Für Argentinien war nun Julio Cruz am Ball. Auch der versenkte den Ball sicher. Anna atmete tief durch. Elfmeterschießen war die Hölle für jeden Fan. Und auch für jeden Spieler, denn daran dachte gerade Fernando. Wenn man daneben schoss war alles vorbei. Auch Michael Ballack, der nächste Schütze versenkte seinen Elfmeter sicher. Für Argentinien stand Roberto Ayala, der Schütze zum 1:0 bereit. Dann passierte dass worauf alle Fans auf der Fanmeile gewartet hatten. Jens Lehmann hatte den Ball. Anna ließ einen lauten Schrei los. Fahnen wurden geschwenkt. Das war doch mal eine gute Ausgangsposition. Jetzt durfte nur kein Deutscher verschießen. Doch da brauchte sich Anna keine Sorgen machen, denn auch Prinz Poldi versenkte seinen Elfmeter im Tor. Maxi Rodriguez, Fernandos Teamgefährte stand nun am Ball. Fernando wusste, dass Maxi ein außergewöhnlich guter Elfmeterschütze war. Er würde ganz sicher treffen. Fernandos Vorahnung sollte ihn nicht verlassen, denn der Ball landete im Netz. Tim Borowski von Werder Bremen legte sich anschließend den Ball zurecht. Drin. Anna atmete tief durch. Wenn der Argentinier jetzt verschoss waren sie weiter. Ihre Hände zitterten. Gott, war das eine Qual. Fernando litt in dem Moment eher mit den Spielern auf dem Platz mit. Der Druck der auf Esteban Cambiasso wirkte, musste einfach nur enorm sein. Fernando hatte bis jetzt seine Elfmeter fast alle getroffen. Aber er hatte auch nie in so einer Situation schießen müssen. Interessiert beobachtete er die Körpersprache von Jens Lehmann. Der schien genau zu wissen was er tat. Cambiasso trat an und schoss. Er hatte ihn! Lehmann hatte den Ball gehalten. Die ganze Fanmeile brach in grenzenlosen Jubel aus. Anna sprang Fernando im absoluten Siegestaumel in die Arme. Fernando wusste gar nicht wie ihm geschah. Zögernd erwiderte er die Umarmung. Er lief ungewollt rot an. Irgendwie mochte er das. Aber er wusste nicht warum. Anna kam irgendwann wieder zu sich und fragte sich, was zum Teufel sie da gerade tat. Sie löste sich aus der Umarmung und sah Fernando an. „Sorry,“, murmelte sie nur. To be continued. Kapitel 8: Keine Taxis in Berlin -------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 8 Keine Taxis in Berlin @SSJSweety: Ja dir auch ^^ @Uli_chan: Ja ich hätte auch gern wieder WM @Julia_Augusta: Danke für dein Review ^^ Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter und an gilthoniel79 für die tollen Tipps ^^ Rückblick: Anna sprang Fernando im absoluten Siegestaumel in die Arme. Fernando wusste gar nicht wie ihm geschah. Zögernd erwiderte er die Umarmung. Er lief ungewollt rot an. Irgendwie mochte er das. Aber er wusste nicht warum. Anna kam irgendwann wieder zu sich und fragte sich, was zum Teufel sie da gerade tat. Sie löste sich aus der Umarmung und sah Fernando an. „Sorry,“, murmelte sie nur. ……………… Fernando lächelte. „Schon okay.“ Innerlich fragte er sich, wieso zum Teufel er eigentlich rot angelaufen war. Normalerweise war er es ja gewöhnt von irgendwelchen Personen umarmt zu werden. Waren es nun seine Mitspieler oder irgendwelche Fans die ein Foto oder Autogramm wollten. Er schob die Frage, mit der Erklärung einfach nur überrumpelt gewesen zu sein, beiseite und musterte Anna, der das ganze doch auch durchaus unangenehm erschien. Er setzte ein Grinsen auf und sagte zu ihr: „Das braucht dir jetzt nicht unangenehm zu sein.“ Anna sah ihn genervt an. „Das sagst du so einfach. Ich wette du denkst jetzt wieder irgendwas falsches von mir.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich bei jeder Person die mich umarmt was denken würde, müssten dreiviertel meiner Mannschaft schwul sein.“ Anna überlegte. Da hatte er wohl Recht. Er sah sich um. Auf der Fanmeile sah man überall nur feiernde Menschen. „Ich würde sagen, das wird ne tolle Party heute Nacht.“, meinte er dann. Anna lächelte. Gut, dass er nicht weiter darauf herum ritt und das Thema gewechselt hatte. „Wir sollten erstmal irgendwo etwas essen. Ich verhungere sonst noch.“ Er musterte sie kritisch. „Ein oder zwei Tage wirst du auch ohne Essen überleben können, denk ich.“ Anna sah ihn schmollend an. „Was soll das denn bitte heißen?“ Fernando lächelte unschuldig. „Ein oder zwei Kilo weniger würden dir sicher nicht schaden.“ Anna sah ihn grimmig an. Okay, ein paar Kilo weniger könnte sie schon noch haben. Aber das konnte man einer Frau doch niemals direkt sagen. „Im Gegensatz zu dir hab ich keine Zeit jeden Tag hunderte von Sit-Ups zu machen, damit mein Bauch flach bleibt.“, moserte sie. Innerlich musste er grinsen. Frauen waren doch alle gleich. Da musste man nur etwas über ihr Gewicht sagen und schon würden sie einem am liebsten die Augen auskratzen.„Ich mache keine Sit-Ups.“, erklärte Fernando dann. „Da hab ich aber was anderes gesehen.“, entgegnete sie. „Ich hab ein Trainingsbild von dir auf meinem Rechner, darauf machst du Sit-ups.“ „Okay okay du hast gewonnen. Ab und an mache auch ich Sit-Ups.“ Dann lachte er. „Aber ihr Frauen versteht auch gar keinen Spaß, oder?“ „Wieso?“ „Sobald man euer Gewicht anspricht werdet ihr alle zu Furien.“ „So was sollte man als Mann auch nicht sagen. Selbst wenn es stimmt.“ Fernando nickte. „Du weißt, dass das nicht ernst gemeint war?“, fragte er dann. „Jetzt schon.“ Anna war wohl scheinbar doch nur eine Frau wie alle anderen. Als sie noch Kinder waren, hätte man Anna immer eher für einen Jungen halten können. Das einzige was dagegen sprach waren damals ihre langen Haare gewesen. Er setzte wieder ein unschuldiges Lächeln auf und meinte zu Anna: „Wir sollten wirklich was essen gehen. Ich hab auch schon Hunger. Aber diesmal bitte etwas, was nicht noch roh ist.“ Sie lachte. „Das müsste sich machen lassen.“ „Sehr schön.“ Auf der Fanmeile wurde es immer voller. Man hörte von überall in der Umgebung hupende Autos. So etwas hatte Fernando noch nie erlebt. Wie musste sich so was erst für einen Spieler anfühlen von solchen Fans so frenetisch gefeiert zu werden? Ob es in Spanien überhaupt möglich wäre so eine tolle Partystimmung herzustellen? „Wollen wir los?“, fragte Anna dann und riss ihn so aus seinen Gedanken. „Klar doch.“, erwiderte er und nahm ihre Hand. Dafür erntete er einen verdutzten Blick von Anna. „Ich will dich hier lieber nicht verlieren. Den Weg nach Hause würde ich doch nie finden.“, erklärte er ihr. Anna lächelte. „Oh ja. Du würdest hier auch nicht lebend rauskommen wenn jemand herausfindet wer du bist.“ „Das glaub ich dir sogar.“, entgegnete er und sah sich besorgt um. Irgendwann hatten die beiden es tatsächlich geschafft sich durch das Getümmel auf der Fanmeile hindurchzukämpfen. Auch Rund um die Fanmeile herum feierten die Leute ausgelassen. Anna zog Fernando zielstrebig vom Getümmel weg. „Wo wollen wir denn hin?“, fragte er neugierig. „Essen? Ich will eine Currywurst. Die bekommt man in den ganzen Cafes da nicht. Dazu müssen wir schon zum nächsten Imbiss.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. Was war denn bitte eine Currywurst? Deutsche aßen schon die seltsamsten Sachen. „Also eine nette Paella wäre mir da doch lieber.“, murmelte er. Anna grinste. „Für heute fällt spanische Küche flach. Wann anders bin ich für eine Paella immer zu haben. Und einen großen Flan.“ „Oh ja. Ein Flan gehört immer dazu.“ Nur kurze Zeit später stoppte Anna vor einem Imbiss. „Hier?“, fragte Fernando verwirrt. Anna nickte belustigt. „Die Tatsache, dass du jetzt Geld wie Heu hast, hat dich aber doch verändert.“ Fernando hob eine Augenbraue. „Wieso das?“ „Du hättest deinen Blick gerade sehen sollen.“ „Und? Ich bin halt inzwischen anderes gewöhnt, aber ich lasse mich trotzdem von dir gern eines besseren belehren.“ „Na dann.“, entgegnete sie und zog ihn nach drinnen. Während Fernando sich an einen Tisch in der Ecke des Imbisses setzte, bestellte Anna. Fernando musterte sie dabei kritisch. Ob sie Recht hatte? War er wirklich so anders als früher? Anders war er sicherlich, denn Menschen veränderten sich nun mal mit dem Alter. Das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, war er ein Kind gewesen. Jetzt war er erwachsen. Aber welche Rolle spielte das Geld dabei? Viele Zeitungen schrieben über ihn, er sei trotz seines Erfolges sehr bescheiden geblieben und stets ein freundlicher Gesprächspartner. Für Fernando war das das normalste auf der Welt. Wie sollte es auch anders sein? An seinem Erfolg war er ja nicht allein beteiligt gewesen. Klar, er hatte hart gearbeitet, aber seine Mannschaftskameraden und vor allem Glück spielten dennoch eine große Rolle in Fernandos Karriere. Schließlich war Fußball ein Mannschaftssport. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Anna mit einem Tablett in der Hand zu ihrem Tisch herüber kam und sich setzte. Kritisch betrachtete er das, was Anna da mitgebracht hatte. Es sah auf jeden Fall appetitlicher aus als das Mettbrötchen vom Morgen. Die Tatsache, dass es dazu Pommes frites gab, beruhigte ihn doch etwas. Wenigstens eins, was er kannte. „Und was ist das jetzt?“, fragte er dann neugierig. „Das, mein lieber neureicher Spanier, ist eine Currywurst.“ „Aha…“, antwortete er. Das sagte ihm jetzt ja mal gar nichts. „Eine Bratwurst mit Currysauce.“ Fernando nickte und nahm sich seine Gabel. „Mal sehen womit du mich diesmal vergiften willst.“, bemerkte er grinsend und probierte. „Wie oft soll ich es noch sagen? Würde ich dich vergiften wollten, würde ich das mit etwas tun, was du schon kennst. Einer Paella oder einem Flan zum Beispiel.“ Nun begann auch Anna zu essen. „Und ich dachte immer ihr esst nur Sauerkraut und Eisbein in Deutschland.“, meinte Fernando dann mit einem Zwinkern. Eigentlich wusste er ja nicht viel über Deutschland. Mit dem Thema hatte er sich nie so besonders auseinandergesetzt. Klar so ein paar Grundfakten kannte er. Aber sobald es in die Tiefe ging, hörte Fernandos Wissen über Deutschland schon auf. „Mag ich beides nicht. Lustigerweise sind die Lieblingsgerichte der Deutschen Pizza und Döner. Also vergiss das mit dem Eisbein mal ganz schnell.“ Er lächelte. „Mir ist im Übrigen aufgefallen, dass du viel weniger Deutsch geworden bist als ich vermutet hatte. Dein Spanisch hätte ich für eingerosteter gehalten.“ Anna grinste. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mein Vater er zulassen würde, dass ich es verlerne spanisch zu sprechen?“ Fernando grinste. Okay, Luis war schon immer ein stolzer Spanier gewesen. Das wäre wirklich abwegig. „Meine Geschwister sind in der Hinsicht das Gegenteil. Die weigern sich vehement spanisch zu sprechen.“ „Und das lässt dein Vater mit sich machen?“ Anna grinste. „Das hätte ich auch nie gedacht. Aber da die beiden in Deutschland geboren sind, ist mein Vater da anderer Überzeugung als bei mir. Laut meinem Vater sollte ich nach Spanien zurückkehren, einen Spanier heiraten, ein paar Kinder in die Welt setzen, mindestens 30 Pfund zulegen und die Familie dann mit spanischem Essen mästen.“ „Welch ehrenvolle Aufgabe.“, meinte Fernando. Das konnte er sich bei Anna ja gar nicht vorstellen. Sie hatte sich schon als Kind nie etwas sagen lassen, da würde sie sicherlich nicht die brave Hausfrau spielen wollen. „Na das sollte man deinem Vater aber mal ausreden.“ Anna lächelte. „Du kannst sicher jederzeit zum Essen vorbeikommen. Mein Vater würde glaube ich ausrasten.“ „Darauf komme ich eventuell mal zurück.“ Anna und Fernando, dem die Currywurst doch ganz gut schmeckte, beendeten ihr Essen relativ bald und machten sich nun wieder auf den Weg zurück in Richtung Fanmeile. Die Party auf den Straßen war nicht leerer geworden. Eher sogar das Gegenteil. „Was machen wir denn jetzt noch?“, wollte Fernando dann wissen. „Ich dachte mir, wir schauen uns mal ein wenig in den Fanshops um und setzen uns dann in eine der Bars und beobachten die Leute auf der Straße während wir uns betrinken.“, schlug sie vor. Fernando nahm sie wieder an der Hand und zog sie ins Getümmel auf der Fanmeile. Fernando musste recht bald feststellen, dass die spanischen Fanartikel aufgrund des frühen Ausscheidens seiner Elf schon reduziert waren. Er seufzte. Anna merkte das und setzte sich einen Fan Hut in der Form eines Stiers auf. „Heute wird nicht Trübsal geblasen.“, sagte sie dann zu ihm und setzte ihm einen Hut auf, der sowohl vorne als auch hinten zwei Hände hatte. Er sah zu seiner halbspanischen Sandkastenfreundin herüber. Mit dem Hut sah sie total bescheuert aus, weswegen er sich das lachen nicht verkneifen konnte. „Du willst gar nicht wissen wie beschränkt du damit aussiehst.“, verkündete er dann. Anna grinste fies und entgegnete: „Bestimmt nicht annähernd so bekloppt wie du.“ Fernando sah in einen Spiegel. „Also ich weiß gar nicht was du hast. Ich finde der steht mir gut.“, sagte er dann und zwinkerte. „Dir würde allerdings dieser Hut hier besser stehen“, sagte er und reichte ihr einen orangenen Holland Fan Hut. „Oh nein! Das Ding setz ich nicht auf!“, beschwerte sie sich und legte den Hut weg. „Warum nicht?“ „Also bitte… Holland? Du kannst hier doch nicht mit einem Holland Hut rumrennen.“ Fernando lächelte unschuldig. „Was ist denn so schlimm an Holland?“ Anna schüttelte den Kopf. „Es ist einfach Holland.“ Das verstand er nicht so wirklich. Fernando zuckte mit den Achseln und sah sich weiter um. Annas Blick fiel dann auf die Plüschtiere in der Auslage. „Wie knuffig.“, meinte sie dann. Er konnte sich das grinsen nicht verkneifen. „Du wirst langsam weiblich. Muss ich mir Sorgen um dich machen?“ Anna zwickte ihn in die Seite. „Was soll das denn schon wieder heißen?“ „Nix nix.“, entgegnete er und grinste. Anna ging um die Ecke herum und sah sich die anderen Fanartikel an. Fernando setzte ein grinsen auf und kaufte einen kleinen Teddybär im Spanientrikot. Anschließend ging er dann zu Anna herüber und drückte ihn ihr lächelnd in die Hand. „Danke“, sagte sie und sah Fernando erstmal verdutzt an. „Wenn du schon weiblich wirst, muss ich mich doch als Gentleman zeigen.“, verkündete er. Wie süß war das denn bitte? Für einen Moment lang fühlte sich Anna wie eine 15-jährige, die bei ihrem ersten Date einen Blumenstrauß geschenkt bekam. Sie merkte, dass sie leicht rot anlief. Was sollte er bloß von ihr denken, wenn sie sich so überaus seltsam verhielt? Sie atmete tief durch, fasste ihn dann an der Hand und zog ihn mit sich weiter. „Und jetzt?“, fragte Fernando neugierig. „Wir wollten die Leute auf der Straße beobachten:“ „Stimmt ja.“, entgegnete er. Nur kurze Zeit später ließen sich Anna und Fernando in einem der zahlreichen Straßencafes nieder. Beide bestellten sich einen Cocktail und begannen die Personen auf der Straße zu beobachten und deren Handlungen zu kommentieren. Von ihrem Baumhaus in Fernandos Garten in Madrid hatten sie immer einen tollen Blick auf die Straße gehabt. Auf ihrer Straße waren manchmal schon seltsame Personen unterwegs gewesen. Das war in Berlin aber nicht anders. Genau in diesem Augenblick passierte ein Fan mit schwarz-rot-goldenem Irokesenschnitt das Cafe, in dem Fernando und Anna saßen. Die beiden sahen sich an. „So was solltest du auch mal ausprobieren, Fernando.“, grinste Anna. „Um Gottes Willen! Ich hänge an meinen Haaren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du hängst nicht an deinen Haaren. Du bist bloß eitel. So oft wie du dir die Haare schneiden lässt und andere Frisuren hast.“ Er setzte ein Grinsen auf. „Da spricht wohl die Expertin. Hast du beim Fußball eigentlich nichts besseres zu tun, als meine Frisur zu begutachten?“ „Darauf willst du jetzt doch wohl keine ehrliche Antwort oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Weiber…“ Sie nippte an ihrem Cocktail. Das war ja mal wieder die Standardaussage eines Mannes. Wenn er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte Mann grundsätzlich immer „Weiber…“. Dabei waren Männer doch genauso. Ein gutaussehender weiblicher Fan im Minirock reichte im Stadion manchmal schon aus, um einige Herren vom Fußballspiel abzulenken. Und manchmal waren die Spiele der letzten Saison halt so ermüdend gewesen, dass man eher auf andere Dinge achtete als auf das Spiel. Zwei Stunden und drei Cocktails später, entschlossen sich Fernando und Anna dann dazu langsam den Heimweg anzutreten. Sie gingen zur nächsten S-Bahn Haltestelle und mussten feststellen, dass es auch hier brechend voll war. Die Stimmung in der Bahn war toll, jedoch konnte auch die Stimmung das gequetschte Stehen, wie eine Ölsardine in der Dose, nicht wettmachen. Als die beiden an ihrem Ziel angekommen waren, atmeten beide erstmal auf. Gott, war das voll gewesen. Und die schlechte Luft in der Bahn erst. Fernando sah sich um. Schade, dass der Abend schon vorbei war. Er hatte richtig viel Spaß gehabt. Nur kurze Zeit später kamen beide vor Annas Haus an. „Ich denke wir sollten dir jetzt ein Taxi rufen.“, erklärte sie dann. Fernando nickte seufzend. Eigentlich wollte er noch gar nicht zurück ins Hotel. Anna nahm ihr Handy heraus und wählte die Nummer eines Taxiunternehmens. „Das ist jetzt wohl nicht ihr Ernst?“, fragte Anna ins Telefon. Fernando guckte sie verwirrt an. Was war denn jetzt los? Anna beendete das Gespräch und sah ihn ernst an. „Der Typ am Telefon meinte er könne frühestens um 3 ein Taxi herschicken.“ Fernando sah auf seine Uhr. Es war gerade mal Mitternacht. „Das ist schlecht.“, entgegnete er. „Komm erstmal mit rauf. Ich hab oben ein Telefonbuch.“ In Annas Wohnung angekommen setzte sich Fernando auf die Couch und wartete, während Anna nach dem Telefonbuch kramte und schließlich bei den anderen Taxiunternehmen anrief. Zehn Minuten später kam Anna dann wieder ins Wohnzimmer. Fernando musterte sie kritisch. Ihr Gesichtsausdruck versprach nichts Positives. „Ich hätte nie gedacht, dass so was geht, aber in Berlin gibt es scheinbar kein einziges verfügbares Taxi in der Umgebung.“, erklärte sie dann. Der spanische Nationalspieler sah sie ernst an. „Und wie komm ich von hier mit der Bahn zurück?“ Anna lächelte und schüttelte dann den Kopf. „Du müsstest dreimal umsteigen. Dabei würdest du dich bei deinem Orientierungssinn sicher verlaufen.“, verkündete sie überzeugt. „Und was mach ich jetzt?“ Anna ging zu einem Wandschrank hin. „Versprich mir, dass du bei dem was ich gleich sage nichts falsches denkst.“ Was war denn jetzt schon wieder los? „Okay.“ Anna öffnete den Schrank. „Du könntest hier bleiben wenn du willst…“ Fernando blickte verwundert zu ihr rüber. Das konnte jetzt doch nicht ihr Ernst sein. „Zumindest, wenn der Herr sich nicht zu fein ist auf der Couch zu übernachten.“ Er überlegte. In Anbetracht der Situation wäre das sicher die beste Lösung. „Natürlich nicht. Couch ist kein Problem.“ Anna nahm nun eine Decke und ein Kissen aus dem Schrank und gab es Fernando. „ Danke.“, erwiderte er lächelnd. „Schon okay. Wir sollten dir erstmal ein paar Klamotten zum schlafen suchen.“ Daraufhin ging Anna zu ihrem Kleiderschrank herüber. Fernando folgte ihr langsamen Schrittes. Eigentlich brauchte er keine besonderen Klamotten zum schlafen, denn normalerweise schlief er nur in seinen Shorts. Sie öffnete den Kleiderschrank und begann darin zu suchen. Fernando musterte den Inhalt ihres Schrankes genau. „Ist es das?“, fragte er sie dann neugierig. Anna drehte sich um und sah ihn verwirrt an. „Ist es was?“ „Das Kleid.“, meinte er mit Fingerzeig auf das cremefarbene Kleid in Annas Schrank. Sie seufzte. Wieso hatte sie das Kleid überhaupt noch im Schrank hängen? Sie würde es eh nie wieder brauchen. Sie wollte es auch gar nicht wieder brauchen. Mit ihrem Leben war sie, so wie es jetzt war doch vollends zufrieden. Für einen Mann war kein Platz darin vorgesehen, auch wenn ihre Eltern gerne ein paar Enkelkinder hätten. Aber das konnten ihre Geschwister ja dann irgendwann einmal erledigen. „Darf ich es mal sehen?“, fragte er vorsichtig. „Nein.“, antwortete Anna kühl. „Warum nicht? Wenn du es eh nie wieder trägst, will ich schon wissen wie es ausgesehen hätte.“ Sie seufzte genervt und nahm das Kleid aus ihrem Schrank. Fernando begutachtete es. Es sah wirklich sehr teuer aus. Was für eine Verschwendung. „Wow. Darin hättest du sicher super ausgesehen. Was für ein Kleid…“ Anna kommentierte dies mit Schweigen. Er ging einen Schritt näher zu ihr, fasste sie sacht am Kinn und sorgte so dafür dass sie ihn anschauen musste. Dann setzte er ein lächeln auf und sagte: „Zieh es an.“ Anna schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte das Kleid nie wieder tragen. Genau genommen wollte sie es sogar noch nicht mal mehr sehen. Er sah sie ernst an. „Was soll schon passieren? Du hast das Kleid vielleicht fünf Minuten an. Es bedeutet doch nicht, dass du direkt heiraten musst.“ Anna blickte Fernando in die Augen. „Warum willst du es sehen?“ Er lächelte süß. „Ich hab dich als Kind mindestens 15-mal geheiratet. Jetzt will ich wissen wie meine damalige ’Frau’ denn überhaupt ausgesehen hätte.“ Anna lächelte. Das fand sie irgendwie süß. „Ich geh mal ins Bad.“, erklärte er dann und verließ den Raum. Ein paar Minuten später kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Im Türrahmen blieb er stehen und fragte sich in welchem Film er denn jetzt war. Anna stand mit dem Rücken zu ihm und war gerade damit beschäftigt den Schleier gerade auf ihren Kopf zu bekommen. Fernando räusperte sich. Nun wandte Anna sich um und sah ihn an. „Ich hätte nie gedacht, dass das Kleid noch passt.“ Er lehnte sich nun gegen den Türrahmen und meinte nur: „Willst du dich nicht mal umdrehen? Das Kleid hat sicher auch eine Vorderseite.“ Anna nickte schließlich und tat dies. Annas cremefarbenes Hochzeitskleid war schulterfrei und trägerlos. Über das ganze Kleid verteilt waren aufwendige Stickereien, die dem Kleid einen leicht schimmernden Effekt gaben. Dazu trug sie Handschuhe, die ihr bis über die Ellenbogen reichten. Fernando musterte sie ungläubig. Das war Anna? Das sollte immer noch das Fußballbegeisterte Mädchen sein, mit dem er als Kind immer gespielt hatte? Unmöglich. Er setzte ein lächeln auf und fragte nur: „Wer bist du?“ Anna lachte. „Immer noch dieselbe Person wie eben.“ Er ging ein paar Schritte auf sie zu. „Dein Ex-Verlobter muss ein echter Idiot gewesen sein. Du siehst absolut überirdisch aus in dem Kleid.“ Sie lief leicht rot an. „Danke.“ Er lächelte. „Meine Großmutter würde jetzt schon in Tränen ausbrechen, beim Anblick von diesem Kleid.“ „Das kann ich mir denken. Aber glaub jetzt nicht, dass du Fotos davon machen darfst.“ Fernando grinste fies. „Warum nicht? Von mir existieren Fotos in einem Deutschlandtrikot. Wieso sollte es also von dir keine Fotos im Brautkleid geben?“ „Vergiss es.“, sagte sie dann und nahm den Schleier von ihrem Kopf. „Schade.“, murmelte er und wollte dann zur Couch herüber gehen, damit Anna sich wieder umziehen konnte. „Stop!“, sagte sie dann. Fernando guckte sie verwundert an. Sie lächelte unsicher. „Allein komm ich in das Kleid rein, aber nicht raus.“, erklärte sie und wies mit ihrer Hand auf ihren Rücken. Fernando nickte nur stumm und trat von hinten an sie heran. Vorsichtig schob er ihre langen brauen Haare beiseite. „Du machst mir aber auch alles nach.“, verkündete er dann. „Warum?“ „Das Tattoo.“ Anna grinste. „Das hast eher du mir nachgemacht. Ich hatte meins bevor du auf die Idee kamst deinen Namen auf elbisch auf deinen Arm tätowieren zu lassen.“ „Soso“, murmelte er und begutachtete das Tattoo. Es war in elbisch geschrieben, genau wie das auf seinem Arm. Nur war es viel länger. Es war nicht nur ein einzelnes Wort, sondern ein ganzer Satz. „Was steht da?“, fragte er neugierig. „Es ist ein Spruch von Fray Luis de Léon. Nur in elbischen Buchstaben geschrieben. ’El amor verdadero no espera a ser invitado, antes él se invita y se ofrece primero’. “ Fernando lächelte. “Wie philosophisch. ‘Die wahre Liebe wartet nicht darauf eingeladen zu werden. Vorher lädt sie sich selbst ein und bietet sich an.’” Anna nickte. „So ist es.“ Fernando begutachtete das Tattoo interessiert. Auch wenn es lang war, wirkte es auf dem Rücken gut. Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund strich er vorsichtig darüber. Anna zuckte zusammen, was Fernando aus seinem gedankenlosen Zustand aufweckte. Er schüttelte über sich selbst kurz den Kopf und tat schließlich das, wozu er da war. Langsam öffnete er den Reißverschluss am Rücken von Annas Kleid. „Danke.“, murmelte sie nur. Fernando nickte stumm und ging wieder herüber zur Couch. Anna zog sich um und gesellte sich dann zu ihm. Das T-Shirt, weswegen sie den Schrank überhaupt erst aufgemacht hatte, gab sie ihm dann. Sie gähnte. „Ich glaube ich werde jetzt auch schlafen gehen. Wo das Bad ist weißt du ja. Getränke und Essen findest du in der Küche.“ „Gute Nacht Annaputzilein.“ Anna küsste ihn kurz auf die Wange. „Gute Nacht Streuselküchlein.“, entgegnete sie und stand auf. Anna durchquerte das Zimmer und zog sich hinter ihrer Trennwand um. Nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte, war sie recht schnell eingeschlafen. Fernando lag im Gegensatz dazu wach auf der Couch und konnte nicht einschlafen. Der Tag wollte ihn mal wieder nicht loslassen. Scheinbar hatte er einfach zu viel erlebt. Das Fanfest war schon eine tolle Erfahrung gewesen. Er hätte es sicher bereut, wenn Sergio ihn nicht davon überzeugt hätte nach Berlin zu fahren. Anna hätte er dann auch nicht wiedergetroffen. Zusätzlich dazu, dass der Tag ihn nicht losließ war die Couch doch unbequemer als er vermutet hatte. Nach fast anderthalb Stunden sinnlosen umhergewälzes meldete sich Fernandos Magen zu Wort. Er brauchte etwas zu essen. Und etwas zu trinken. Er stand auf und ging in die Küche, wo er sich ein Brot schmierte. Er aß seelenruhig in der Dunkelheit sein Brot, als jemand das Licht anschaltete. Verwirrt und vom plötzlichen Licht geblendet sah er zur Tür herüber. „Soso.. kleiner Mitternachtssnack?“, fragte Anna die mit vom Schlaf zerzauster Frisur im Türrahmen stand. Er nickte. „Ich konnte nicht schlafen. Also musste ich was essen.“ Sie setzte sich ihm Gegenüber. „Und wieso bist du wach?“, wollte er dann wissen. „Du warst wohl so ins Essen vertieft, dass du nicht mitbekommen hast, das ich auf der Toilette war.“ Fernando hatte sein Brot inzwischen aufgegessen. „Deine Couch ist im Übrigen unbequem.“ Anna grinste. „Ist sie das? Bis jetzt hatte sich noch niemand beschwert.“ „Doch ich jetzt. Ich verlange dass wir tauschen.“ „Und was hab ich dann davon?“, fragte Anna neugierig. „Ich komme nicht auf die Idee irgendwann zu dir in dein Bett zu klettern, weil ich nicht schlafen kann.“ Sie grinste. „Auf die Idee solltest du besser nie kommen.“ Fernando grinste. „Warum nicht? Ich glaube ich hab damals öfter in deinem Bett geschlafen als in dem von meinem Bruder.“ Anna schüttelte den Kopf. „Du bist mir einer… Damals waren wir noch Kinder. Jetzt sind wir erwachsen.“ „Ich nicht. Ich gelte in Spanien noch als Kind.“, sagte er zwinkernd. „Schon klar, el niño. Du hast gewonnen. Ich geh auf die Couch und du bekommst das Bett.“ Er setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Du kannst von mir aus auch die andere Hälfte des Bettes haben.“ „Wieso sollte ich das wollen?“, fragte sie mit kritischem Blick. „Weil du nicht viel schlafen wirst, da die Couch so unbequem ist. Du brauchst auch keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dich schon nicht anfassen.“, sagte er mit einem Zwinkern. „Davor hab ich auch keine Angst. Vielleicht solltest du eher Angst vor mir haben.“ „Na dann.“, sagte er, stand auf und zog Anna, die das ganze immer noch für einen Witz hielt, mit sich. Im Wohnzimmer angekommen, kletterte Anna wieder in ihr Bett während Fernando zur Couch herüber ging. Sie schaltete das Licht aus und atmete innerlich auf. Das war aber ein sehr schlechter Scherz von seiner Seite aus gewesen. „Schläfst du lieber rechts oder links?“, fragte dann eine Stimme aus der Dunkelheit. Das war jetzt doch nicht sein Ernst? Anna war davon überzeugt gewesen, dass das ein Scherz war. Fernando legte seine Decke und sein Kissen auf der leeren Hälfte des Bettes ab. Eigentlich war das ganze als Scherz geplant gewesen. Aber irgendwie hatte Anna nicht so reagiert wie er es gedacht hatte. Er hatte felsenfest damit gerechnet eine laute Protestwelle abzubekommen. Jetzt hatte er den Salat. „Gute Nacht Anna.“, murmelte er als er es sich im Bett bequem gemacht hatte. Sie lag mit dem Rücken zu ihm und murmelte im Halbschlaf eine Antwort. Fernando schloß die Augen. Das Bett war auf jeden Fall bequemer als die Couch. Langsam aber sicher schlief er ein. Am nächsten Morgen wurde Fernando von einem Sonnenstrahl geweckt, der direkt in sein Gesicht fiel. Er öffnete noch verschlafen die Augen und blinzelte zum Wecker auf Annas Nachttisch. Viertel nach Acht. Irgendwas war seltsam. Angenehm seltsam. Nur was? Dann fiel ihm schlagartig auf, was es war. Anna, die noch am schlafen war, lag an ihn gekuschelt in seinem Arm. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und ihren Arm hatte sie quer über seinen Oberkörper liegen. Fernando lächelte und beobachtete sie im Schlaf und traute sich nicht sich zu bewegen um sie nicht aufzuwecken. Aber dazu war es bereits zu spät. Anna öffnete langsam ihre Augen. Noch im Halbschlaf fragte sie sich, wo sie denn war oder auf was sie da drauflag. Es war angenehm warm und irgendwie kam ihr dieser Geruch bekannt vor. „Morgen.“, sagte Fernando dann zu ihr. Anna zuckte zusammen und war auf einmal schlagartig wach. Was hatte sie getan? Wieso lag sie in seinem Arm? „Was…?“, begann Anna eine Frage und wollte aufstehen. Aber Fernando hielt sie fest, zog sie wieder zu sich und lächelte noch verschlafen. „Keine Ahnung. Lass uns liegen bleiben. Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen“, murmelte er und schloss wieder die Augen. To be continued Kapitel 9: Everything changes... but you? ----------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 9 Everything changes… but you? Hallo zusammen. Endlich geht es weiter. Jedem dem der Titel bekannt vorkommt, ja es ist ein Lied von Take That. Ich nutze die Gelegenheit mal um alle Thatter da draußen einmal herzlich zu grüßen. @SSJSweety: Was denkst du denn von mir?? Wir sind doch erst bei Teil 8 ^^ @JuliaAugusta: Aber gern doch @Kutterkoeter: Wir haben den Kombikommi ja schon geklärt. @SweetKillerAngel: Freut mich. Viel Spaß beim weiterlesen. @_Philipp_Lahm__ Schön wenn es dir gefällt. Hoffentlich schaffst du es diesmal wieder pünktlich zum Training. @gilthoniel79: Schön.. *smiled* Mit den ganzen Herzchen… wart mal ab was noch kommt Special Thanks mal wieder an meinen tapferen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Aber Fernando hielt sie fest, zog sie wieder zu sich und lächelte noch verschlafen. „Keine Ahnung. Lass uns liegen bleiben. Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen“, murmelte er und schloss wieder die Augen. ……… Anna sah ihn an. Wie konnte er in dieser Situation nur so ruhig bleiben? War ihm das überhaupt nicht unangenehm? „Du denkst zu viel nach, Anna.“, murmelte er dann. Hatte sie das jetzt laut gesagt? „Das sagst du so leicht.“, entgegnete sie. „Du tust gerade so, als wärst du neben einem wildfremden aufgewacht.“ „Das bin ich doch auch.“, meinte sie. „So ein Schwachsinn.“ Fernando strich leicht über ihren Rücken. „Mach einfach die Augen zu und stell dir vor wir wären wieder acht Jahre alt.“ „Wenn das so einfach wäre.“ Anna seufzte und schloss zögerlich wieder die Augen. Sie musste ehrlich zugeben, dass das ein paar Erinnerungen weckte. Sie döste langsam wieder ein. Auch Fernando lag mit geschlossenen Augen da und versuchte einzuschlafen. Einerseits was er kein ungewöhnliches Gefühl Anna bei sich im Arm liegen zu haben. Andererseits war es doch ein wenig seltsam. Immerhin waren beide inzwischen Erwachsene und keine Kinder mehr. Fernando begann sich langsam zu fragen, ob das ganze nicht vielleicht doch zu vertraut wirkte. Sie verhielten sich, als hätten sie sich nie getrennt. Tatsache war allerdings etwas anderes. Die beiden hatten sich nun mal 14 Jahre nicht gesehen. Als Kinder mochten sie unzertrennlich gewesen sein, doch die Zeit in der sie sich nicht gesehen hatten, war genau die Zeit gewesen in der aus den beiden Kindern Erwachsene wurden. Ihm wurde so langsam bewusst, dass es, auch wenn er es sich anders erhofft hatte, nie wieder so sein würde wie als Kinder. Vielleicht wäre es besser, doch nicht zu vertraut mit Anna umzugehen. Wer weiß, ob sie seine Nähe nicht vielleicht falsch verstehen würde. Schließlich konnte er ja nicht wissen, ob Anna das genauso sah wie er, aber in diesem Moment schob er das ganze erstmal als unwichtig beiseite. Es war einfach zu angenehm um es jetzt kaputt zu machen. Fernando und Anna waren beide gerade wieder gerade eingeschlafen, als beide durch das Klingeln an der Haustüre geweckt wurden. „Erwartest du Besuch?“, fragte Fernando noch verschlafen. Anna hob ihren Kopf und blickte zu ihrem Wecker auf dem Schrank neben Fernando. Die Uhr zeigte halb neun an. Anna wurde schlagartig wach. „Mein Vater!“ „Was?“, fragte Fernando verwirrt. Anna löste sich aus Fernandos Umarmung, wickelte sich in einen Morgenmantel und ging zur Tür herüber. „Steh auf. Wenn mein Vater dich hier sieht, rastet der total aus. Und das nicht im positiven Sinne.“ Anna ging zur Gegensprechanlage und hörte nach wer denn unten an der Tür stand. Es war tatsächlich ihr Vater, der ihr erklärte er und Daniél hätten Brötchen zum Frühstück mitgebracht. Anna öffnete ihnen die Tür zum Treppenhaus und eilte dann zurück ins Wohnzimmer. Fernando war inzwischen aufgestanden und hatte sich schon halb angezogen. Er konnte sich das Grinsen irgendwie nicht verkneifen. „Passiert so was öfter?“ „Was?“ „Dass du deine Bekanntschaften hier so früh rauswirfst. Ich hatte noch nicht mal ein Frühstück.“ Anna erwiderte das Grinsen. „Du bekommst dein Frühstück. Aber erstmal gehst du jetzt ins Bad, ziehst dich zu Ende an und wartest bis ich dich da raushole. Ich versuch sie so schnell wie möglich loszuwerden.“ Fernando nickte und ging langsamen Schrittes zum Bad. „Ich tu das nur um deiner Sicherheit willen. Atlético braucht dich lebend.“, erklärte sie dann mit einem Zwinkern. „Schon klar.“, erwiderte er und ging ins Bad. Genau in diesem Moment klopfte es an der Türe. Anna ging hin und öffnete die Türe und blickte in die gut gelaunten Gesichter eines leicht angegrauten Spaniers Ende Vierzig und ihres kleinen Bruders, der mit dreizehn schon fast so groß war wie ihre Mutter. „Morgen.“, sagte sie dann. Luis lächelte. „Jetzt sag nicht, du hast verschlafen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nur so halb.“ Sie wies ihren Vater und ihren Bruder an einzutreten. „Wir haben was zum Frühstück mitgebracht.“, sagte Daniél zu seiner großen Schwester und drückte ihr eine Tüte mit Brötchen in die Hand. Anna lächelte unsicher. „Also ehrlich gesagt hab ich noch gar keinen Hunger.“ Luis schüttelte den Kopf. „Du musst was essen. Wenn du so mager bleibst findest du nie einen Kerl.“, meinte er dann nur. Anna verdrehte genervt die Augen. Wenn’s denn sein musste. Sie blickte sich um und guckte auf die Badezimmertüre. Hoffentlich würde Fernando drinnen bleiben. Schließlich ging sie mit ihrem Vater und ihrem Bruder in die Küche. Dort angekommen begann sie den Tisch zu decken. „Ich hab allerdings nicht viel da. Single Haushalt halt.“ Luis nickte. „Das hat deine Mutter schon befürchtet. Ich soll dir übrigens schöne Grüße bestellen. Wo soll ich das Kleid denn hinlegen?“, fragte er neugierig. Anna überlegte. Auf der Couch müsste er keinen Beweis für Fernandos Anwesenheit finden können. „Leg’s einfach im Wohnzimmer auf die Couch.“ Wie hatte sie bloß vergessen können, dass ihr Vater ihr heute Morgen das Kleid vorbeibringen wollte, welches ihre Mutter für sie gewaschen hatte. Luis nickte und ging herüber ins Wohnzimmer. Er legte den Kleidersack mit dem Kleid darin auf der Couch ab und sah sich um. Seine väterliche Intuition verriet ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Irgendwie roch es hier nach Männerdeodorant. Neugierig blickte Luis sich um. Im Wohnzimmer fand er auf Anhieb nichts Auffälliges. Er ging herüber zu Annas Bett um sich zu versichern, dass dort niemand lag, der dort nicht reingehörte. Zu seiner Erleichterung war das Bett leer. Er wollte gerade wieder in die Küche zurückgehen, als ihm ein T-Shirt, welches unter die Couch gefallen war, auffiel. Luis hob es auf und musterte es kritisch. Dieses T-Shirt gehörte aber nicht seiner Tochter. Es roch auch definitiv nicht nach ihr. Sie hatte also doch Besuch. Luis ging wieder in die Küche und hielt seiner Tochter das T-Shirt unter die Nase. „Wem gehört das?“, fragte er mit kritischem Blick. Anna sah sich das T-Shirt an. Auch das noch. Der Morgen fing ja schon echt super an. „Mir, wem denn sonst?“ Luis schüttelte den Kopf. „Du benutzt kein Herrendeo und Parfüm auch nicht.“ „Du siehst mal wieder Gespenster.“ Daniél musterte das ganze interessiert. Immer wieder dasselbe bei seinem Vater und seiner Schwester. „Ich will wissen, was für einen blonden, blauäugigen Typen du dir diesmal wieder angelacht hast.“, moserte ihr Vater. „Ich hab mir niemanden ’angelacht’ und selbst wenn könnte dir das so was von egal sein. Ich hab mein eigenes Leben. Wenn ich auf dich höre, endet das immer in einem Fiasko.“, entgegnete Anna genervt. Fernando befand sich derweil in Annas Badezimmer. Mit anziehen war er soweit fertig. Dummerweise hatte er sein normales T-Shirt liegen lassen und stattdessen das Deutschland T-Shirt mitgenommen. Nun saß er auf dem Rand der Badewanne und wartete darauf, dass Anna ihren Vater loswurde. Er hörte, dass sie miteinander sprachen, doch er verstand nicht viel, da sie es auf Deutsch taten. Fernando sah sich interessiert um. Anna schien eine Schwäche für Schaumbäder zu haben, da vier verschiedene Sorten Badezusatz neben der Badewanne standen. Er stand auf und blickte sich weiter um. Auf einem Regal neben der Badewanne lag eine Packung Kaltwachsstreifen. Er nahm sie in die Hand und schüttelte den Kopf. Anna war ja wohl verrückt. Das tat doch sicher höllisch weh. Wie konnte man sich denn bitte freiwillig so etwas antun? Er legte die Packung wieder weg. Am Fenster war eine Wäscheleine aufgespannt. Fernando musterte die daran befindliche Wäsche neugierig. Scheinbar bevorzugte Anna schwarze und rote Unterwäsche. Er grinste. So war das also. Man trug keine bunte Unterwäsche wenn man nicht wollte, dass irgendwer sie sieht. Er öffnete Annas Spiegelschrank und sah hinein. Eine noch eingepackte Zahnbürste verriet ihm, dass Anna wohl öfter Besuch über Nacht hatte. So viel also zum Thema, sie brauche keinen Mann in ihrem Leben. Er musterte den Inhalt des Schrankes weiter interessiert. Man brauchte nur das Bad einer Frau zu betreten und konnte schon sagen, was für ein Mensch sie war. Hoffentlich kam sie jetzt nicht rein, denn sie würde es sicher nicht so amüsant finden, wenn er in ihrem Schrank rumschnüffelte. „Oha.“, murmelte Fernando dann leise und nahm eine angebrochene Packung Kondome aus Annas Schrank. Die Gute schien auf den ersten Blick aber schüchterner. Fernando musterte die Packung genau. Die Aufschrift war Deutsch, weswegen er nicht alles verstand. Das einzige was er verstand, war dass es wohl Kondome mit Geschmack waren. Fernando grinste weiterhin. Das war relativ interessant. Anna war halt doch nicht mehr acht Jahre alt. Er schüttelte den Gedanken, was wohl gewesen wäre wenn sie ein wenig betrunkener gewesen wäre, ab und sah sich weiter um. Eine Flasche Rasierwasser? Was hatte denn Rasierwasser in Annas Schrank zu suchen? Ob Anna doch einen Freund hatte? Er öffnete die Flasche und roch an dem Rasierwasser. Also sein Rasierwasser roch besser. Dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Die Flasche rutschte Fernando aus der Hand und fiel mit einem lauten Krachen ins Waschbecken. Luis wollte seiner Tochter gerade eine Standpauke halten, als er im Bad ein lautes Geräusch hörte. „Mierda.“, dachte Anna und atmete tief durch. Luis drehte sich um. „Was war das?“, fragte er. Daniél setzte sich auf einen Stuhl und wartete auf das Spektakel. Das würde lustig werden. Anna schüttelte den Kopf und ging dann unter Luis argwöhnischen Blicken zum Bad herüber. Jetzt musste sie sich schnell was einfallen lassen. Sie klopfte an die Badezimmertür. „Du kannst rauskommen.“, sagte sie dann nur. Luis machte sich schon bereit einem milchgesichtigen jungen Mann die Leviten lesen zu dürfen. Aber was dann kam, damit hatte er nie in seinem Leben gerechnet. Fernando öffnete die Türe und trat aus dem Badezimmer. Er sah Anna entschuldigend an und murmelte nur: „Sorry.“ Anna nickte stumm und sah auf die Flasche im Waschbecken.. Luis guckte Fernando sprachlos an. Fernando Torres? Bei seiner Tochter? Anna und Fernando? Hatte Fernandos Mutter am Telefon also doch keinen Scherz gemacht, als sie Annas Mutter gesagt hatte, Fernando sei wegen Anna in Deutschland geblieben und die beiden würden wieder miteinander reden. Daniél war der erste, der wieder was sagen konnte und grinste seine Schwester an. „Meine Schwester tut’s mit einem Fußballstar.“ Dafür erntete er einen bösen Blick von Anna und einen von seinem Vater. „Wir tun gar nichts.“, sagte Anna dann. Luis sah seinen Sohn ernst an und drückte ihm fünf Euro in die Hand. „Geh mal unten zum Kiosk und kauf dir ein Eis. Dann wartest du im Auto.“ Daniél schüttelte den Kopf. „Och Menno. Das wurde gerade so witzig.“ Luis sah seinen Sohn sauer an. „GEH!“, sagte er in etwas lauterem Tonfall. Daniél, der merkte dass mit seinem Vater jetzt nicht zu spaßen war, nickte nur und verließ die Wohnung. Luis musterte Anna und Fernando kritisch. Fernando sah den Vater seiner Sandkastenfreundin an, lächelte und sagte nur „Hallo Luis.“ Luis bedachte Fernando mit einem bösen Blick. Anna zog ihren Vater mit sich ins Wohnzimmer. „Das ist nicht so wie du dir das denkst.“ Luis sah seine Tochter giftig an. „Was soll ich denn denken, wenn hier morgens um halb neun schon ein spanischer Fußballstar, der zufällig mal dein bester Freund war und den du zufällig auch noch sehr attraktiv findest, aus deinem Bad kommt?“ Fernando musterte das ganze kritisch. Attraktiv?? Der Tag war bis lang doch recht informativ, fand Fernando. Anna schüttelte den Kopf. „Du interpretierst auch immer alles falsch.“ „Was gibt es denn daran falsch zu verstehen? So sehr ich auch dafür bin, dass ihr beide euch wieder vertragen habt, muss das nicht so laufen. Ich hatte schon immer befürchtet, dass ich, wären wir in Spanien geblieben, irgendwann einmal Spaß mit euch zweien bekommen hätte. Jetzt soll das hier nicht auch so werden.“ Anna und Fernando sahen sich verwirrt an. Dann schüttelte Fernando den Kopf. „Luis, da ist nichts.“ Anna stimmte zu. „Fernando ist bloß hier, weil er mit mir auf Carlos Hochzeit geht. Nicht wahr, Fernando?“, fragte sie und sah Fernando ernst an. „Genau.“ Luis musterte die beiden kritisch. So ganz glaubte er ihnen das nicht. Er sah Fernando ernst an. „Sei ja vorsichtig. Ich weiß, wo deine Eltern wohnen.“, sagte er nur und stand dann auf. Fernando nickte nur stumm. Anna begleitete ihren Vater daraufhin zur Türe. „Lad ihn mal zum Essen ein.“, meinte Luis nur und verließ die Wohnung. Als er endlich gegangen war, atmete Anna erstmal auf und ließ sich gestresst neben Fernando auf die Couch fallen. Der grinste. „Kommt so was öfter vor?“ Anna seufzte. „Manchmal. Als ich noch zu Hause gewohnt habe, hatte ich jeden Tag so einen Spaß.“ Fernando grinste. „Den hast du hier sicher auch.“, meinte er nur. Eine Sekunde später bereute er bereits was er gesagt hatte. „Hattest du wenigstens Spaß beim schnüffeln?“, fragte Anna dann. Fernando sah sie verständnislos an. „Ich weiß nicht wovon du redest.“ Anna lachte. „Och komm schon. Ich kenne dich. Du hast als Kind schon immer gerne in fremden Sachen herumgeschnüffelt. Ich erinnere daran, dass du immer schon Wochen vorher wusstest, was du zu Weihnachten bekommst.“ Er lachte. „Du hast mich ertappt.“ Dann versuchte er vom Thema abzulenken. „Zu wessen Hochzeit muss ich jetzt mit dir gehen?“ Anna grinste. „Jésus Sohn Carlos.“ „Der Real Fan?“ Anna nickte. „Er heiratet heute Nachmittag. Jésus hat dich übrigens in weiser Voraussicht in der E-Mail mit dem Bild eingeladen.“ „Hat er das?“, fragte Fernando grinsend. „Natürlich nur wenn du willst.“ „Klar. Ich wollte schon immer mal bei einer nicht spanischen Hochzeit dabei sein.“ „Das wird eine deutsch-spanische Hochzeit. Die Braut ist Halbspanierin. Die Familie wird sich also nur halb in den Ruin stürzen.“ Fernando lachte. Da hatte Anna wohl Recht. Bei spanischen Hochzeiten stürzte sich die Familie doch meist fast in den finanziellen Ruin. „Wann müssen wir da sein?“ „Die kirchliche Trauung ist um halb zwei. Zum Standesamt müssen wir nicht mit.“ Fernando musterte sie verständnislos. Was war denn bitte ein Standesamt? „In Deutschland heiratet man nicht bloß in der Kirche. Man geht auch zum Rathaus und verkündet dort sozusagen offiziell dass man verheiratet sein will.“ „Ah ja.“ Anna lächelte. „Ich würde sagen, du frühstückst erstmal. Mein Vater hat genug Brötchen dagelassen. Ich mache mich in der Zeit fertig.“ Gesagt, getan. Während Fernando es sich in der Küche gemütlich machte um dort zu frühstücken, ging Anna ins Bad um zu duschen und sich fertig zu machen. Eine dreiviertel Stunde später war Anna dann fertig. Fernando, der es sich inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht hatte, grinste sie an. „Wie? Schon fertig?“ Anna musterte ihn kritisch. „Ich weiß ja nicht, was du immer im Bad so anstellst. Aber ich tu nur das, was ich tun muss.“ „Gehört dazu auch, dir mit Wachsstreifen die Beine zu enthaaren?“ Anna lachte los. „Immer diese Schnüffler. Wenn du willst kannst du es gern mal ausprobieren.“ „Nein danke.“, verkündete er überzeugt. „Und wie sieht die Planung weiterhin aus?“ Anna setzte sich auf die Couch. „Sobald ich meine Schuhe gefunden hab, fahren wir ins Hotel, wo du dich dann umziehen darfst und dann geht’s in die Kirche.“ „Darfst du überhaupt noch in die Kirche?“, fragte Fernando und streckte ihr frech die Zunge raus. „Wieso nicht? Dann müsstest du auch nicht dürfen. Ich denke ich hab nicht mehr Geheimnisse als du.“ Fernando grinste. „Wer weiß. Bei dem Kram, der in deinem Badezimmerschrank rumliegt.“ Anna schüttelte den Kopf und streckte ihre Hand aus. „Deine Brieftasche.“ Fernando musterte sie verwirrt. Was sollte das denn jetzt werden? Er zuckte mit den Schultern und reichte sie ihr. „Du hättest es ruhig sagen, können wenn du Geld brauchst.“, meinte er mit einem Zwinkern. Sie lachte, öffnete die Brieftasche und musterte dessen Inhalt kritisch. Dann zog sie ein Kondom heraus und hielt es ihm mit einem triumphierenden Grinsen unter die Nase. „So viel zu dem Thema. Ich bin in der Hinsicht nicht anders als du es bist. Man weiß halt nie was kommt. Ob die Dinger jetzt im Schrank liegen oder in der Brieftasche sind.“ Er lief leicht rot an, auch wenn er nicht genau wusste warum. Er war jung und Single. In der Hinsicht gab es da ja keine Hindernisse. Anna stand nun auf und ging zum Schrank herüber um ihre Schuhe zu suchen. Fernando sah ihr nach. Es schien, als habe sie sich für die Hochzeit doch recht chic gemacht. Wie gut, dass Fernando seinen Anzug im Gepäck hatte. Zu dem Kleid würde etwas anderes einfach nicht wirken. Annas Kleid war bordeauxrot und reichte ihr bis leicht über die Knie, es war asymmetrisch geschnitten und auf der rechten Seite ein minimales Stück länger als auf der linken. Auf der kürzeren Seite war es bis zum Oberschenkel eingeschnitten. Es hatte nur einen Träger auf der rechten Seite. Sie hatte inzwischen ihre Schuhe gefunden. Fernando stand nun auf und stellte sich neben sie. Mit dem Absatz war sie nun genauso groß wie er. „Wollen wir los?“, fragte er. „Von mir aus.“, entgegnete sie, nahm sich ihre Handtasche, packte ihr Handy und ein paar nützliche andere Sachen ein und ging in Richtung Türe. Da Anna mit den hochhackigen Schuhen nicht fahren konnte, durfte Fernando Annas Mini zurück zum Hotel fahren. „Soll ich unten warten?“, fragte Anna dann. „Wenn du das willst. Du kannst aber auch gerne mitkommen.“ „Ich komm lieber mit. Nicht das die Chefin auf die Idee kommt mich noch zum Arbeiten einzusetzen.“ Sie gingen, verfolgt vom neugierigen Blick von Annas Chefin, an der Rezeption vorbei zum Aufzug und schließlich zu Fernandos Zimmer. Dort angekommen setzte sich Anna auf die Couch, während Fernando seinen Anzug raussuchte. Er legte ihn auf seinem Bett ab, schnappte sich dann seinen Laptop und setzte sich neben Anna. Die sah ihn verwirrt an. „Was wird das denn jetzt?“ Fernando lächelte unschuldig. „Ich kann doch nicht ohne Geschenk zu der Hochzeit gehen. Ich hab eben während du dich angezogen hast ein paar Telefonate geführt.“ „Aha…“ Fernando verband sich über W-LAN mit dem Internet und öffnete sein Postfach. Sieben ungelesene Nachrichten. Darum würde er sich später kümmern. Er suchte eine spezielle Mail raus und öffnete sie. Hallo Fernando, hier das angekündigte kleine Video. Dafür hab ich aber was gut bei dir. Und wehe dir, du schreibst nicht bald mal was Genaueres über dein Wiedersehen mit … (hab den Namen vergessen). Meld dich mal. Gruß Sergio Anna, die ihm über die Schulter geschaut hatte, sah ihn kritisch an. „Was sollst du wem erzählen?“, fragte sie dann. Er lächelte. „Sergio Ramos. Wir hatten, bevor ich hergekommen bin, darüber diskutiert, ob und warum ich herfahren sollte. Sei froh, dass er mich überredet hat, sonst müsstest du gleich allein gehen.“ Er holte einen DVD-Rohling aus seinem Koffer und brannte das Video im Anhang darauf. Während der PC arbeitete, stand er auf und ging unter die Dusche. Anna beobachtete die Fortschrittsanzeige des Brennprogramms. Ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war ihn mitzunehmen. Okay, Jésus würde sich sicher freuen, aber würde das nicht eventuell eine viel zu große Aufmerksamkeit erregen? Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass ein spanischer Fußballstar einfach so auf einer Hochzeit auftauchte. Vor allem wenn er weder mit Braut noch mit Bräutigam verwandt oder befreundet war. Fernando trat nun, nur mit Handtuch um die Hüfte bekleidet, aus dem Bad und setzte sich neben Anna auf die Couch um sich zu vergewissern, dass die DVD fertig gebrannt war. Anna musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle. Diese Bauchmuskeln sahen in real noch zig Mal beeindruckender aus als im Fernsehen oder auf Bildern. Sie hatte damals schon verstanden, warum so viele junge spanische Frauen ihn so toll fanden. Aber jetzt, wo sie sich ihr eigenes Bild davon machen konnte, verstand sie es umso besser. Fernando wandte sich nun nach links und lächelte Anna süß an. „Ist irgendwas?“ Sie schüttelte zögernd den Kopf. Bloß nicht anmerken lassen, was sie gerade dachte. Erstmal frische Luft schnappen. Anna stand langsam auf und trat auf Fernandos Balkon, wo sie erst einmal tief durchatmete. Sie hätte nicht mitgehen sollen. Das so was passieren kann, daran hätte sie schon früher denken müssen. Anna wollte Fernando als ihren früheren besten Freund in Erinnerung behalten und nicht als den schrecklich gut aussehenden jungen Mann, der er nun war. Drinnen sah Fernando Anna hinterher und grinste. Ihr Blick hatte Bände gesprochen. Sie hatte scheinbar dasselbe Problem wie er. Es war halt nicht wirklich einfach als Erwachsener an eine Freundschaft anzuknüpfen, die man als Kind begonnen hatte. Erst recht nicht, wenn man heute feststellen musste dass dieser Kumpel, welchen man damals als neutralen wahrgenommen hatte, doch recht annehmbar aussah. Manchmal war das Leben unnötig kompliziert. Er nahm die DVD aus dem Laufwerk und packte sie ein. Dann machte er sich daran sich anzuziehen. Als Anna ein paar Minuten später wieder nach drinnen ging, war Fernando gerade damit beschäftigt sich seine Krawatte umzubinden. Sie lehnte sich in den Rahmen der Balkontüre. „Willst du dem Bräutigam Konkurrenz machen?“, fragte sie grinsend. Fernando drehte sich um. „Nicht wirklich. Aber ich muss doch zu dir passen, oder?“ Anna lächelte und ging zu ihm herüber. Fernando musterte sie dabei interessiert. Sie blieb vor ihm stehen und grinste. Er sah sie ernst an. Was hatte sie vor? Anna zog Fernando zu sich. Er schluckte. Was war denn nun los? Dann lächelte sie und sagte: „Deine Krawatte ist verdreht.“, und richtete diese. „Was würde ich nur ohne dich tun, Schatz.“, entgegnete er neckisch und küsste sie aus Dank auf die Wange. Anna zwinkerte. „Mit einer verdrehten Krawatte herumlaufen.“ Er lachte. Manchmal waren sie doch immer noch total albern. Fernando ging wieder ins Bad, wo er sich um seine Frisur kümmerte. Anna sah ungeduldig auf die Uhr. Sie waren recht spät dran. Anna ging herüber zum Bad, wo Fernando vorm Spiegel stand und seine Haare herrichtete, um ihn ein wenig zur Eile zu bewegen. „Du brauchst länger als manche Frau, mein bester.“ Fernando sah sie durch den Spiegel an. „Ich bin eine Person der Öffentlichkeit. Ich muss gut aussehen.“ Öffentlichkeit war gut. Eine Tatsache hatte Anna noch nicht bedacht. Auf der Hochzeit würden alle Gäste Fernando und sie zusammen sehen. Es war ihr sonnenklar, was die dann denken würden. Sie seufzte. „Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist zusammen zu Carlos Hochzeit zu gehen.“, gab sie dann ehrlich zu. Fernando drehte sich um. „Du meinst, weil die Leute meine Anwesenheit sicherlich falsch interpretieren werden?“ Sie nickte zögernd. Er fasste sie sacht am Kinn und sah ihr in die Augen. „Die sollen doch denken was sie wollen. Wir wissen beide, dass wir als Freunde dahingehen. Und Jésus weiß das auch. Und ich werde es auch jedem bereitwillig erklären der es wissen will. Wir werden uns doch von so ein paar Leuten doch nicht den Abend verderben lassen?“ „Wie kannst du bloß immer alles so locker nehmen?“, fragte Anna. Für ihn hatte schon als Kind das Wort Problem so gut wie nicht existiert. Er zuckte mit den Schultern. „Du warst immer diejenige von uns beiden, die sich viele unnötige Gedanken gemacht hat.“ Das konnte Anna nicht verstehen. Wenn man erst so bekannt war wie er es war, waren Dinge wie ’was könnten die anderen wohl denken’ total sekundär, denn man konnte machen was man wollte. Es gab immer irgendjemanden der etwas zu meckern hatte. An solche Dinge verschwendete er keine Gedanken. Fernando ließ Anna nun los und widmete sich wieder dem Spiegel. Anna sah kurz auf die Uhr. „Wir sollten uns ein wenig beeilen.“ Fernando nickte. „Zwei Minuten.“ Fernando war, wie versprochen nach zwei Minuten fertig, schnappte sich die gebrannte DVD, seine Brieftasche, sein Handy und seinen Zimmerschlüssel und wies Anna mit einer eleganten Geste an, das Zimmer zu verlassen. Anna tat dies. Vor der Zimmertüre hielt er Anna Gentleman-like seinen Arm hin. Anna hakte sich ein und sie gingen gemeinsam zum Aufzug herüber. „Wenn deine französische Freundin das jetzt sehen könnte.“, meinte er grinsend. Anna stieg in den Aufzug ein. „Deren Gesicht würde sicher die Farbe meines Kleids bekommen.“ „Das würde ich gerne sehen.“ Die beiden durchkreuzten die Hotellobby, wo Fabienne zu Fernandos Enttäuschung nicht an der Rezeption saß, und verließen das Hotel. „Wie kommen wir denn zur Kirche?“, fragte Fernando dann neugierig. „So wie man bei spanischen Hochzeiten zur Kirche geht.“ „Zu Fuß?“ Sie nickte. In Spanien war es Tradition, dass die Braut zu Hause von der Hochzeitsgesellschaft abgeholt wurde und zu Fuß quer durch den Ort zur Kirche ging. Von der Kirche aus würden sie auch zu Fuß zu dem Ort, an dem die Feier stattfinden würde gehen. Es war also schwachsinnig mit dem Auto zur Kirche zu fahren. „Ist es weit?“, fragte Fernando vorsichtig. Anna lachte. „Wir sind nicht faul, oder?“ „Ich doch nicht.“, entgegnete er grinsend. Sie schüttelte den Kopf. „Wenn das dein Trainer erfährt. Zu faul den Kilometer zu gehen. Dabei hab ich die hochhackigen Schuhe an und nicht du.“ Er lächelte unschuldig. „Das bist du selbst schuld.“ „Wollen wir tauschen?“ Der spanische Nationalstürmer schüttelte den Kopf. „So verlockend das auch klingen mag. Die Schuhe werden mir wohl nicht passen.“ Da hatte er wohl Recht. „Ich trag dich aber, wenn du willst.“ Anna lachte los. „Du bist verrückt.“ „Das fällt dir aber früh auf.“, entgegnete er und ehe Anna sich versah, hatte Fernando sie bereits Huckepack auf seinem Rücken. „Du musst mir nur sagen wo ich lang muss.“ „Du bist so ein Kind.“ Fernando lächelte. „Das werte ich jetzt mal als Kompliment.“, meinte er und ging langsamen Schrittes los. Eine Viertelstunde später hatte Anna Fernando zu der Kirche, in der Carlos heiraten sollte, navigiert. Die Hochzeitsgesellschaft wartete bereits vor der Kirche um dann gemeinsam in die Kirche hineinzugehen, als Fernando und Anna um die Ecke kamen. Jésus entdeckte Anna und Fernando als erster und musste beim Anblick der beiden loslachen. Carlos und die Braut folgten seinem Blick. Genauso ein Großteil der Hochzeitsgesellschaft. „Ich glaube wir fallen auf“, meinte Fernando nur und ließ Anna runter. Beide konnten sich das Grinsen nicht verkneifen. Jésus kam freudestrahlend auf die beiden zu. „Du hast ihn also wirklich mitgebracht.“, freute er sich. Anna nickte nur stumm. „So eine Gelegenheit lass ich mir doch nicht entgehen“, meinte Fernando zu Jésus und setzte ein lächeln auf. To be continued Beim nächsten Teil wird spanisch geheiratet *hehe* Kapitel 10: Hochzeit auf Spanisch --------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 10 Hochzeit auf Spanisch Tach zusammen. Endlich geht es weiter. @Uli_chan: Das kennen wir wirklich nicht, oder? *g* @SSJSweety: Ja doch. Immer mit der Ruhe…. @gilthoniel79: Freut mich. Du bist mir echt ne große Hilfe *smile* Freu mich schon auf den November. Wir reißen in Oberhausen die KöPi Arena ab ^^ @Vanessa: Immer diese Schwarzleser… *ggg* freut mich wenn es dir gefällt. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterköter. Diesen Teil widme ich der lieben Nonne86, die mich fleißig mit Infos über spanische Hochzeiten gefüttert hat. DANKE!!!! Rückblick: Jésus kam freudestrahlend auf die beiden zu. „Du hast ihn also wirklich mitgebracht.“, freute er sich. Anna nickte nur stumm. „So eine Gelegenheit lass ich mir doch nicht entgehen“, meinte Fernando zu Jésus und setzte ein Lächeln auf. ….. Jésus nickte und zog Fernando und Anna, unter den immer noch verwirrten Blicken der anderen Leute, mit sich zu seinem Sohn und der Braut. Die Braut umarmte Anna freundschaftlich und lächelte sie an. „Und ich hatte schon befürchtet du kommst allein und ich müsste dich wirklich mit einem meiner Cousins verkuppeln.“ Anna schüttelte den Kopf. „Alles, bloß das nicht.“ „Dem bist du ja jetzt entkommen.“ „Sieht so aus. Ihn muss ich dir ja wohl nicht vorstellen, oder?“ Die Braut schüttelte belustigt den Kopf. Anna wandte sich nun zu ihrem Freund. „Fernando, das ist Tania. Carlos kennst du ja schon.“ Fernando musterte die Frau neugierig. Sie war mit den Schuhen größer als er und konnte ihre spanische Herkunft nicht leugnen. Sie hatte schwarze Haare und braune Augen. Ihr elfenbeinfarbenes zweiteiliges Hochzeitskleid schmeichelte ihrer gebräunten Haut. Er lächelte und entgegnete. „Freut mich.“ Jésus war unterdessen mit stolzgeschwellter Brust zu den anderen Gästen herüber gegangen und hatte sie angewiesen schon einmal in die Kirche hineinzugehen. Fernando wies mit dem Kopf auf die anderen. „Wir sollten vielleicht auch schon mal reingehen.“, meinte er dann zu Anna. Die nickte nur. „Wäre auf jeden Fall besser. Es sei denn du willst die Hochzeit von draußen verfolgen.“ „Nicht unbedingt. Gehen wir rein.“, erwiderte er und hielt ihr seinen Arm hin. Anna lächelte das Brautpaar an und hakte sich bei Fernando ein, der dann mit ihr die Stufen zum Kircheneingang hochging. Tania sah den beiden und hinterher grinste ihren Ehemann in Spe an. „Ich hatte ja mit allem gerechnet. Aber nicht damit, dass sie Fernando Torres mitbringt.“ „Die Welt ist halt kleiner als man denkt.“ Tania schüttelte den Kopf. „Aber ausgerechnet er! Ich kenne keine spanische Frau die jetzt nicht gerne Anna wäre.“ Carlos sah sie von der Seite an. „Mit Ausnahme von dir will ich ja wohl hoffen.“ „Wer weiß.“, sagte sie zwinkernd. Fernando und Anna hatten inzwischen die Kirche betreten. Langsam gingen sie durch den Gang im Mittelschiff weiter nach vorne, gefolgt von einigen neugierigen Blicken der Gäste. Anna bemerkte das. Sie seufzte innerlich. Das kam jetzt sicher ganz super rüber. Sie merkte wie sie leicht rot anlief. „Wir hätten weiter hinten bleiben sollen.“, flüsterte sie. „Wieso? Bloß weil hier ein paar Leute dumm gucken?“ Anna lächelte unsicher. „Ich bin so was halt nicht so gewohnt wie du.“ Fernando grinste. „Immerhin kannst du so schon mal üben.“, meinte er dann leise. „Für was üben?“, fragte Anna mit kritischem Blick. „Na für deine eigene Hochzeit. Wehe dir du lädst mich dann nicht ein.“, entgegnete er mit unschuldigem Lächeln. „Ich glaube über das Thema hatte ich mich schon geäußert.“ Sie seufzte. Irgendwie hatte die Situation doch etwas seltsames. Als kleines Mädchen hatte sie sich das immer so ausgemalt. Mit fünf Jahren stand es für sie total außer Frage, irgendwann einmal mit Fernando an den Altar zu treten und an seinem Arm in einem weißen Kleid die Kirche zu durchschreiten. Jetzt, 18 Jahre später, hatte sich alles anders entwickelt. Mit Fernando hatte sie, mit Ausnahme des Trainingslagers in Alicante, 14 Jahre lang keinen Kontakt gehabt. Sie hatten sich komplett auseinander gelebt. Auch wenn die Zeit, die sie im Moment miteinander verbrachten, spaßig und teilweise so harmonisch wie früher war, konnte man diese Tatsache einfach nicht leugnen. Und heiraten wollte Anna nach dem Fiasko mit ihrem Ex-Verlobten auch nicht mehr. In Deutschland wurden ein Drittel aller Ehen geschieden. Wieso also den Aufwand betreiben und heiraten? Wie wahrscheinlich war es schon, dass man auch für immer zusammenblieb? In Spanien war das mit den Scheidungen ein anderes Thema, doch schließlich lebte sie nicht mehr in Spanien. Die beiden setzen sich nun in die vierte Reihe. Fernando sah sich neugierig um. „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in der Kirche war.“, sagte er leise. „Also hast du in Spanien doch Kirchenverbot.“, schlussfolgerte Anna grinsend. „Quatsch.“ Anna zwinkerte. „Ich weiß auch nicht, wann ich das letzte Mal in der Kirche war. Das muss Jahre her sein.“ Fernando hatte bereits ein fieses Grinsen aufgesetzt und wollte gerade etwas sagen, als die Orgel zu spielen begann und das Brautpaar in die Kirche kam. Alle Blicke der Kirche lagen nun auf Carlos und seiner hübschen Braut. Carlos und seine zukünftige Frau wirkten in Fernandos Augen wie das perfekte Paar. Carlos war locker 1,90 m groß und überragte seine schon von Natur aus recht groß gewachsene Braut um ein paar Zentimeter. Seine Haare hatte er zurückgegelt, was seine stahlblauen Augen betonte. Seine Braut wirkte in ihrem Kleid wie ein perfektes Gegenstück zu ihm in seinem schwanzen Anzug. Fernando seufzte. Seine Kollegen hatten ihm schon öfter davon vorgeschwärmt wie toll es doch sei, eine eigene Familie zu haben. Zu wissen, dass zu Hause jemand auf einen wartete wenn man von einem Spiel oder vom Training nach Hause kam. Jemanden zu haben für den man lebte, um den man sich Sorgen machte und mit dem man sich freute. Das Leben einfach nicht allein verbringen zu müssen. Manchmal wünschte sich auch Fernando ein solches Leben. Aber bislang war ihm das noch nicht vergönnt gewesen. Er hatte schon genug anderes in seinem Leben erreicht und dazu war er auch noch recht jung. Irgendwann würde auch er einmal die richtige Frau finden. Seine Berühmtheit machte die Sache allerdings nicht unbedingt einfacher. Angebote junger Damen gab es genug, aber das war es nicht was er wollte. Unbewusst nahm er Annas Hand und strich vorsichtig darüber. Anna sah verdutzt zuerst auf ihre Hand und dann zu Fernando der recht abwesend wirkte. Merkte er nicht, was er da tat? Es war ja schon unschön bei einer Hochzeit dabei sein zu müssen und wieder vorgeführt zu bekommen, was man selbst im Leben nicht erreicht hatte, aber dass er dann auch noch dabei ihre Hand hielt fand Anna noch viel schlimmer. Wieso musste es auch so verdammt schwer sein Fernando als Freund zu sehen und nicht als spanischen Nationalspieler und Model für Jeanshosen. Sie lief unbewusst rot an und merkte wie ihre Hand zu schwitzen begann. „Ist es nicht was früh um sentimental zu werden?“, fragte sie dann leise. Fernando blickte verwirrt zu ihr rüber. „Wie bitte?“ Anna blickte mit aufgesetztem Grinsen auf ihre Hand. „Es hat noch nicht mal angefangen und du musst dich schon festhalten.“ Fernando folgte ihrem Blick und fragte sich dann wieso er ihre Hand hielt. Er ließ sie los und lächelte unsicher. „Das hab ich nur für dich getan. Frauen sind bei Hochzeiten ja immer nah am Wasser gebaut.“ Anna grinste. „Seit wann siehst du in mir eine Frau?“ Innerlich atmete sie auf. Wie gut, dass sie es geschafft hatte das ganze als lustig herunterzuspielen. Fernando erwiderte das Grinsen. „Na ja. Seit du angefangen hast Kleider zu tragen und deine Oberweite etwas gewachsen ist.“ „Wieso machst du dir Gedanken über meine Oberweite?“ „Darf ich das nicht? Du denkst schließlich auch drüber nach, ob ich unter der Jeans in der Werbung noch Unterwäsche anhab.“ „Der Punkt geht an dich.“, meinte Anna belustigt. Auch Fernando atmete innerlich auf. Wie gut, dass sie nicht gemerkt hatte wie peinlich ihm das ganze war. Fernando sah sich wieder um. Wie gut dass der Organist noch auf seiner Orgel spielte, sonst hätte die ganze Kirche das mitbekommen. Nur kurze Zeit später begann die Zeremonie. Fernando sah sich dabei neugierig in der Kirche um, denn da die ganze Zeremonie auf Deutsch abgehalten wurde, verstand er so gut wie überhaupt nichts. Er rutschte ungeduldig auf der Bank herum. Anna beobachtete das aus dem Augenwinkel und musste sich beherrschen nicht loszulachen. „Wir hätten doch erst zum Besäufnis gehen sollen.“, moserte er. „Sei froh, dass du das was der Pfarrer sich da vorne zusammenfaselt nicht verstehst.“ Er grinste. „So schlimm?“ „So ein Pfarrer bestärkt mich in meiner Absicht nie zu heiraten.“ Fernando musterte den weißhaarigen Priester vorne am Altar genau. „So schlimm kann’s ja wohl nicht sein.“ „Du verstehst ihn auch nicht. Der redet irgendwas von wegen ewige Liebe und so weiter. Hier in Deutschland wird jede Dritte Ehe geschieden. So viel dazu.“ Fernando sah Anna an. Jetzt verstand er es. Es war also nicht nur das Fiasko mit ihrem Ex-Verlobten das bewirkt hatte, dass Anna nicht heiraten wollte. Es war vielmehr der Kulturunterschied mit dem sie nicht fertig wurde. In Spanien ließ man sich nicht scheiden. In Deutschland schon. Sie wollte nicht, dass ihre Ehe irgendwann einfach platzte wie eine Seifenblase. „Aber wenn man das vorher doch schon weiß, ist es dann nicht ein umso größerer Liebesbeweis zu heiraten? Trotzdem zu versuchen nicht zu den 33,33 % zu gehören die wieder auseinander gehen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Es ist Dummheit.“ Fernando nickte stumm und sah wieder dem Priester bei seiner Arbeit zu. Etwa eine halbe Stunde voller Langeweile später, beendete der Priester die Zeremonie und erklärte Carlos und Tania zu Mann und Frau. Nachdem das Brautpaar die Kirche verlassen hatte, verließen auch die Gäste die Kirche. „Ich dachte schon dass hört nie auf.“, meinte Fernando. „Auf diese Messe brauch ich gleich erstmal was zu trinken.“, entgegnete Anna. „Meinst du es gibt Sangria?“ „Davon würde ich nicht ausgehen.“ „Schade. Ich wollte dich einmal mit einem Liter Sangria intus sehen.“ Anna lächelte. „Das willst du nicht.“ Draußen vor der Kirche stürmten erst einmal alle Verwandten auf das Brautpaar zu um ihnen zu gratulieren. Fernando und Anna beobachteten das Schauspiel aus sicherer Entfernung. „Meinst du sie überleben diesen Verwandtschaftsansturm?“, fragte Fernando grinsend. „Ich denke schon. Spanier sind in so was doch hart im Nehmen.“ „Da hast du wohl Recht. Stimmt meine Vermutung, dass du die Braut auch vom Fußball gucken her kennst?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Tania ist Tänzerin. Sie war die Leiterin eines Tanzkurses den ich mal gemacht hab.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. Tanzkurs. Da wurden böse Erinnerungen wach. Seine erste Freundin hatte ihn damals in der wenigen Freizeit die er neben dem Fußball hatte, in eine Tanzschule geschleift. Gott, wie hatte er das gehasst. „Als ich sie kennen lernte, kannte ich Jésus und Carlos noch gar nicht. Als ich damals nach der Sache mit meinem Ex mit tierischen Kopfschmerzen auf Jésus Couch aufgewacht bin, war sie auch da gewesen. So hab ich dann herausgefunden, dass sie Carlos Freundin ist. Die Welt ist halt doch klein.“ Die Menschentraube um Carlos und Tania begann sich langsam zu lichten. Fernando wies mit dem Kopf dorthin. „Ich glaube jetzt können wir uns auch mal zu ihnen trauen.“ Anna nickte und ging mit Fernando im Schlepptau zum Brautpaar herüber. Tania lächelte sie schon aus der Entfernung an. Anna umarmte ihre Freundin herzlich, während Fernando Carlos lächelnd die Hand reichte und ihm gratulierte. „Finde ich super, dass du gekommen bist.“, sagte Carlos zu dem spanischen Nationalspieler. „Ich muss mich für die Einladung vielmals bedanken.“, entgegnete er nur. Die Unterhaltung wurde von dem Fotografen unterbrochen der jetzt mit den Hochzeitsbildern anfangen wollte. Die Fotosession war doch recht langwierig, weil so gut wie jeder Verwandte der beiden ein Bild mit dem Brautpaar haben wollte. Anna und Fernando hatten sich auf die Kirchentreppe gesetzt und beobachteten das amüsiert. „Normalerweise wäre sie schon längst ausgerastet.“, bemerkte Anna. Fernando lächelte. „Na ja so einen Tag wird sie aber vermutlich nie wieder haben. Da ist es es doch wert Zeit in Fotos zu investieren.“ Anna nickte stumm. „Entschuldigung?“, fragte eine Stimme von hinten. Anna und Fernando drehten sich zeitgleich um. Hinter ihnen stand ein kleiner blonder Junge mit einem Blatt Papier in der Hand. Der kleine war aber sichtlich verunsichert und wusste nicht so recht was er sagen sollte. „Willst du ein Autogramm?“, fragte Fernando freundlich. Der kleine nickte nur. Fernando nahm dem Jungen das Blatt ab. „Wie heißt du denn?“ „Julio.“ Fernando nickte und schrieb ihm etwas auf das Blatt Papier. Dann gab er es ihm zurück. „Danke.“, entgegnete Julio und nahm sichtlich glücklich das Blatt Papier zurück. Der kleine musterte Anna genau. „Ist das deine Freundin?“, fragte er dann vorsichtig. Fernando und Anna sahen sich an und mussten sich beide das Lachen verkneifen. „Was wäre wenn?“ Julio zuckte mit den Schultern. „Sie sieht nett aus. Wann heiratest du sie?“ Fernando und Anna begannen zu lachen. Fernando schüttelte den Kopf. „Sieht schlecht aus mit der Hochzeit. Sie ist nicht meine Freundin.“ „Schade. Ich mag Hochzeiten…“, meinte Julio nur und ging dann davon. Anna und Fernando sahen dem Kleinen hinterher. „Süßer Kleiner.“, erklärte Fernando. „Tja. Kinder sind schon ne lustige Sache. Die sagen immer was sie denken.“ „Für ihn ist die Welt noch nicht so kompliziert wie für uns, was?“ Anna nickte. Von weiter hinten schallte ein Ruf zu den beiden herüber. Jésus winkte den beiden und zeigte an, dass Zeit zum Aufbruch war. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft begab sich nun zu Fuß zu einem Hotel in Berlin, dessen Ballsaal für die Hochzeit reserviert worden war. Im Hotel warteten bereits einige der Gäste, so dass man auf eine ungefähre Gästezahl von 400 Personen kam. Der Saal war aufwendig für die Hochzeit hergerichtet worden. Es gab sogar eine Band mit Live Musik. Die Gäste saßen an runden Tischen mit jeweils 20 Personen. Fernando schaute sich beeindruckt um. „Nicht schlecht.“ Anna ging zu einem großen Plan, der an der Wand hing und suchte den Tisch heraus an dem Fernando und Anna ihre Plätze hatten. Anna sah sich suchend um und fand schon bald die für beide auserkorenen Plätze und ging mit Fernando im Schlepptau herüber. An ihrem Tisch saßen einige Freunde von Tania und Carlos, die Anna vom Sehen her kannte. Allerdings alles genau die Freunde, die kein Wort spanisch verstanden. Umso besser, dachte sich Anna, denn so verstanden sie wenigstens nicht was sie und Fernando redeten. „Hallo.“, grüßte Anna freundlich als sie und Fernando sich hinsetzten. Mehrere verwunderte Blicke richteten sich auf Anna und Fernando. Langsam aber sicher wurde das doch etwas zu viel Aufmerksamkeit für Annas Geschmack. Sie sah genervt zu zwei jungen Frauen an ihrem Tisch rüber die aufgeregt miteinander tuschelten. „Was gibt’s da zu tuscheln? Noch nie einen Fußballer gesehen?“, fragte sie dann gereizt. Die beiden sahen Anna verwirrt an und stoppten ihre Konversation. Fernando, der das ganze nicht wirklich verstanden hatte, grinste Anna von der Seite an. „Was hast du ihnen gesagt?“ „Nichts.“, entgegnete sie mit unschuldigem Gesichtsausdruck. „Schon klar.“, entgegnete Fernando, der genau wusste, dass Anna irgendetwas über die Situation gesagt hatte. Sie hatte schon immer meistens das gesagt, was sie gerade dachte. Wieso sollte sich das auch geändert haben. Nachdem das Brautpaar die Gäste begrüßt hatte, begann das große Essen. Die Kellner brachten den Gästen jeweils einen Salat mit Pinienkerndressing. Fernando musterte das Essen neugierig. „Wie viele Gänge werden das denn heute?“, fragte er. „Ich glaube es gibt sechs Gänge. Den Hochzeitskuchen nicht eingerechnet.“ Fernando seufzte. „Oweia. Das klingt nach einer Menge Lauftraining zum Ausgleich.“ „Nicht eher Sit-Ups?“ „Die kannst du gern machen wenn du willst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das brauch ich nicht. Ich spiel morgen Nachmittag Fußball. Da werde ich das sicher wieder los.“ „Ich dachte du spielst nicht mehr?“ „Das hab ich nicht gesagt. Ich hab gesagt ich spiele nur noch wenn in meiner Mannschaft mangelnde Besetzung ist. Und die ist im Moment wegen der WM.“ „So so.“ Anna widmete sich nun ihrem Salat. Fernando beobachtete sie, während er aß, aus dem Augenwinkel. Das würde er ja schon gerne sehen. Er zuckte imaginär mit den Schultern. Mal sehen was der morgige Tag bringen würde. Die nächsten zwei Stunden waren Anna und Fernando mit kurzen Unterbrechungen nur mit Essen beschäftigt. Nach dem Salat gab es Rebhuhn mit Wildreis, welches nicht wirklich Annas Geschmack traf. Fernando musterte ihren halb leeren Teller kritisch. „Sag nicht du bist schon satt?“, meinte er verwundert. Anna schüttelte den Kopf. „Der Vogel ist nicht so das meine.“ Fernando grinste und nahm sich ihren Teller. „Wir wollen ja nicht dass das Brautpaar denkt, ihr Essen sei mies.“, erklärte er lächelnd und aß den Rest von Annas Portion. „Das ist aber nicht gut für deinen Waschbrettbauch.“, sagte Anna. „Gar nicht wahr. Ich bin Leistungssportler. Ich hab einen erhöhten Nahrungsbedarf.“, antwortete er zwinkernd. Diesen erhöhten Nahrungsbedarf würde Fernando am heutigen Tage noch vollends ausnutzen können, denn nach dem dritten Gang, welcher aus Gambas bestand, gab es ein Entenbrustfilet in Erdnusssauce. Fernando seufzte. „Wer soll das alles essen?“, fragte er als er seinen Teller geleert hatte. Anna schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Und wenn ich dran denke dass zusätzlich zum Hochzeitskuchen noch zwei Sachen kommen, wird mir schlecht.“ Fernando nickte und trank an seinem Rotwein. „Da hast du Recht. Wir sollten nachher auf dem Rückweg auf jeden Fall einen größeren Umweg gehen, damit wir das abtrainieren.“ Anna lächelte. „Ich würde ja vorschlagen uns einen Ball zu nehmen und ein wenig irgendwo zu kicken. Dummerweise geht das mit den Schuhen nicht, ohne dass ich mir die Füße breche.“ „Schade. Die Herausforderung würde ich sogar annehmen.“ Anna zwinkerte. „Vielleicht komme ich sogar irgendwann mal darauf zurück.“ „Gern doch.“ Anna und Fernandos Unterhaltung wurde vom Kellner unterbrochen, der ihnen bereits den fünften Gang auf den Tisch stellte. Bacalao in Tomaten-Knoblauch-Sauce. Anna seufzte. „Das sieht zu lecker aus um es stehen zu lassen.“ Fernando stimmte ihr seufzend zu. Schließlich schafften beide es doch noch den Fisch zu essen. Jésus, der meinte nach dem fünften Gang eine kleine Ansprache auf das Brautpaar halten zu müssen, verschaffte ihnen etwas Zeit zum Verdauen, bevor es mit dem letzten Gang vor dem Kuchen, Jogurt mit Schokofrüchten und einem Schokoladengitter, weiterging. Als Fernando den auch noch verspeist hatte, legte er seine Serviette weg und lehnte sich erschöpft auf seinem Stuhl zurück. „Nie wieder Essen.“, seufzte er. „Zumindest nicht in den nächsten beiden Tagen.“ Einige der Gäste waren aufgestanden und hatten sich im Saal verteilt. „Lass uns uns ein wenig die Beine vertreten.“, schlug er vor. „Gute Idee.“, entgegnete Anna nur und stand schwerfällig auf und ging mit Fernando ein paar Meter durch den Raum. „Au man. Ich fühl mich als hätte ich vier Kilo im Bauch.“, verkündete Anna und lehnte sich an einen Stehtisch an. Fernando konnte sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen. „Ich wusste gar nicht dass du schwanger bist. Kenn ich den Vater?“ Anna grinste zurück. „Nicht direkt. Er kommt aus Madrid, spielt für einen rot-weißen Verein und hat die Rückennummer neun.“ Fernando lachte. „Nee, den kenn ich wirklich nicht.“ Anna lachte mit. „So ein Unglück aber auch.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich besorg uns erstmal etwas zu trinken.“ Gesagt, getan. Fernando kehrte nur kurze Zeit später zurück und reichte ihr einen Longdrink. „Darfst du überhaupt trinken, wenn du schwanger bist?“, fragte Fernando mit einem Zwinkern. „Natürlich. Bei unbefleckter Empfängnis macht Alkohol nichts.“, entgegnete Anna und machte sich langsam wieder auf den Weg zurück zu ihrem Tisch, denn die Kellner machten sich bereits daran den Tisch für den Hochzeitskuchen fertig zu machen. Fernando und Anna hatten ihre Plätze gerade wieder eingenommen, als das Licht gedämmt wurde und die Kellner die Hochzeitskuchen auf einem Wagen in den Raum schoben. „Der Kuchen hat sicher genauso viele Kalorien wie das gesamte Essen, meinte Fernando beim Anblick der Kalorienbombe. Carlos und Tania machten sich nun daran den Hochzeitskuchen auf traditionell spanische Art zu „eröffnen“. Im Vergleich zu Deutschland, wo der Kuchen vom Brautpaar gemeinsam angeschnitten wurde, war die spanische Verfahrensweise doch sehr komplex. Der Bräutigam bekam ein Schwert in die Hand gedrückt und hatte die Aufgabe mit diesem Schwert die Kuchendekoration von einem Stück des Hochzeitskuchens zu entfernen und seine Braut damit zu füttern. Während Carlos das unter den gebannten Blicken der Gäste tat, beugte sich Fernando ein Stück zu Anna herüber und flüsterte in ihr Ohr. „Was meinst du, wie viele Männer haben ihren Frauen dabei schon ihre Ohren abgeschnitten?“ Anna musste sich das lachen verkneifen. „Bestimmt eine Menge. Aber es werden sich sicher auch schon viele Männer dabei selbst verstümmelt haben.“ Carlos verstümmelte aber weder sich noch seine frisch angetraute, sondern fütterte seine Braut fachgerecht mit einer Schokoladenmuschel. Nachdem der Applaus der Gäste abgeebbt war, verteilten die Kellner den Hochzeitskuchen an die Gäste. Anna musterte ihr Stück kritisch. Bei ihrem Stück des Kuchens fehlte die Dekoration. Fernando bemerkte Annas Blick aus dem Augenwinkel und sah zu ihr rüber. „Was…?“, begann er einen Satz, blickte dann auf das Stück Kuchen und konnte sich nicht mehr beherrschen und brach in Gelächter aus. „So viel zum Thema du heiratest nie.“ Anna seufzte. Das Stück mit der fehlenden Kuchendekoration hatte in Spanien ungefähr dieselbe Bedeutung wie der Brautstrauß in Deutschland. Wer das Stück ohne Dekoration hatte, war der nächste der heiraten würde. Das hatte Anna ja gerade noch gefehlt. „Immerhin brauchst du schon mal kein Kleid mehr zu kaufen.“, scherzte Fernando, der es sichtlich genoss sich über die Situation lustig zu machen. Anna nahm daraufhin ihren Teller und tauschte ihn wortlos mit Fernandos Teller. „Das zählt nicht.“, meckerte er mit schmollendem Gesichtsausdruck. Anna grinste. „Lass mich doch wenigstens etwas von meinem Stolz behalten.“ Fernando nickte grinsend und nahm sich seine Gabel. „Ich weiß aber trotzdem dass du das Stück hattest.“ Anna begann an ihrem neuen Kuchenstück zu essen. „Schön für dich.“ „Was ist dir mein Schweigen gegenüber den anderen denn wert?“ Anna lachte. „Das hast du schon als Kind immer versucht. Und es hat nie geklappt.“, bemerkte sie. Fernando zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch war es wert. Vielleicht bist du ja leichter zu manipulieren geworden.“ „Nicht wirklich.“ Fernando lächelte. Das dachte Anna. Er hatte schon immer gewusst wie er sie dazu bekam das zu tun was er wollte. Als die Gäste allesamt ihren Hochzeitskuchen aufgegessen hatten, wurden nach spanischer Tradition die Gastgeschenke verteilt. In Spanien bekam nicht nur das Brautpaar Geschenke, sondern auch die Gäste. Die männlichen Gäste auf Carlos und Tanias Feier bekamen jeder eine Flasche teuren Rotwein und eine Havanna-Zigarre. Die weiblichen Gäste erhielten jeder eine Schatulle mit einer schlichten, aber doch sehr schönen Halskette darin. Anna nahm die Kette vorsichtig daraus und bewunderte sie. „Wow. Das ist aber ein teurer Spaß.“ „Da hat aber echt jemand tief in die Tasche gegriffen für euch Frauen.“ Anna nickte nur, immer noch überwältigt von dieser Halskette. Fernando nahm sie ihr lächelnd ab. „Statt sie anzustarren als wären es Tickets fürs WM Finale solltest du sie tragen.“, erklärte er, und legte ihr die Kette vorsichtig um. Zumindest versuchte er es, denn mit dem Verschluss der Kette hatte er so seine Probleme. Anna beobachtete ihn belustigt dabei. „Deine Füße sind wohl gefühlvoller als deine Hände.“ Fernando grinste. „Ansonsten wäre ich auch kein Fußballer sondern Masseur.“ „Dann könntest du mit mir direkt anfangen.“ Fernando, der es inzwischen endlich geschafft hatte die Kette zu verschließen, lächelte süß. „Das könnte ich glaub ich auch so.“ Anna erwiderte das lächeln und tippte auf seine Nase. „Danke für das Angebot. Aber ich mache mir durchaus Sorgen um meine Gesundheit.“ „Apropos Gesundheitsschädlich..“, sagte er und nahm seine Havanna Zigarre zur Hand. Dann steckte er sie in seinen Mund. „Und, macht so was wirklich so cool wie immer alle sagen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Du müsstest dir nur die Haare mit einer Tube Gel bearbeiten oder sie ein paar Tage nicht waschen und du würdest locker als Mafiosi durchgehen.“ „Dann solltest du aufpassen was du in meiner Gegenwart sagst, sonst endest du auf dem Boden des nächsten Flusses. Mit ein paar neuen Schuhen.“ Anna lachte. „Ich zittere schon vor Angst. Deine Sommersprossen tragen allerdings nicht gerade dazu bei dich bedrohlich wirken zu lassen.“ „Das ist alles nur Tarnung.“ „Schon klar.“ Fernando blickte zu Carlos und Tania rüber, die in diesem Moment einmal nicht von einer Traube aus Verwandten umgeben waren. „Ich glaube, ich nutze die Gelegenheit, um den beiden mein Geschenk zu geben.“, verkündete er und stand auf. „Warte.“, antwortete Anna und folgte ihm. Tania und Carlos standen zusammen mit Jésus, dessen Frau und den Eltern der Braut an der Bar und redeten, als Fernando und Anna zu den beiden kamen. Fernando lächelte die beiden an. „Leider war es etwas kurzfristig, also musste ich bei der Beschaffung des Geschenks etwas improvisieren.“, erklärte er und reichte ihnen die DVD, die er am Vormittag gebrannt hatte. „Das was ich euch schenke seht ihr auf der DVD.“ Carlos sah erst verwirrt zu seiner Frau und dann wieder zu Fernando. „Das wäre doch echt nicht nötig gewesen. Annas Geschenk hätte für dich locker mitgereicht.“, entgegnete Tania. „Ich kann mich hier doch nicht blicken lassen ohne etwas mitzubringen.“ Jésus lächelte und sah herüber zur Band. „Ich glaube einer von denen hatte einen Laptop dabei.“, meinte er und ging zur Band herüber. Anna sah ihm hinterher. „Er ist heute wohl voll in seinem Element.“ „Davon kannst du ausgehen. Seiner Meinung nach ist die Hochzeit hier doch noch viel zu klein. Und das Essen war viel zu mickrig.“ Fernando guckte entsetzt. Die Feier war absolut einmalig und das Essen war perfekt gewesen. Genauso hatte sich Fernando seine eigene Hochzeit immer vorgestellt. „Mickrig? Es ist ein Wunder dass ich noch nicht geplatzt bin bei der Masse von leckerem Essen.“ „Na umso besser. Dann hast du wenigstens einen Grund das ganze nachher wegzutanzen.“, sagte Tania lächelnd zu ihm. Tanzen? Er? Oh nein. Alles bloß das nicht. Die Tanzschule mit seiner Ex-Freundin hatte ihm voll und ganz gereicht. „Ich verzichte.“ „Das kannst du Anna doch nicht antun.“, protestierte Tania. „Oh doch. Das kann er. Und ich nehm’s ihm auch nicht übel. Ich hab selbst keine Lust.“, meinte Anna grinsend. Tania schüttelte energisch den Kopf. „Was meinst du dazu, Carlos?“, fragte sie. „Das können wir ihnen aber nicht durchgehen lassen.“, antwortete der blauäugige Spanier. „Ganz meine Meinung. Einer muss sein.“ Anna sah Tania dafür verärgert an. Als ob es nicht schon seltsam genug war mit Fernando hier zu sein. Auch noch mit ihm zu tanzen, würde Anna diesen Tag viel zu sehr wie ein Date aussehen lassen. Tania lächelte nett und sah sie mit einem ’ich weiß gar nicht wo dein Problem liegt’ Blick an. Fernando seufzte. „Einer. Aber mehr nicht. Ich bin schrecklich untalentiert.“ Tania lächelte. „Gut. Die Roxanne. Nachher.“ Fernando wollte gerade nachfragen was das denn sein sollte, kam aber nicht mehr dazu, da Jésus mit einem Laptop in der Hand wieder auftauchte und ihn seinem Sohn in die Hand drückte. Carlos stellte den Laptop auf einem Stehtisch ab und legte die DVD ein. Dann öffnete er das darauf befindliche Video. Verwirrt sah er zu seiner Frau rüber, als er auf dem Video in das grinsende Gesicht von Sergio Ramos blickte. „Als allererstes möchte ich euch herzlich gratulieren.“, sagte er in dem Video, bevor er dann die Kamera auf zwei neue Real-Trikots schwenkte. „Das sind eure brandneuen Real-Madrid Trikots. Sie werden auf jeden Fall noch von der ganzen Mannschaft signiert.“ Carlos strahlte. Das war ja wohl ein super Geschenk. Tania, die eigentlich nicht so der Fußballfan war, war auch sprachlos. „Natürlich müsst ihr beide ja auch Gelegenheit haben die Trikots einmal anzuziehen. Deswegen werdet ihr beide vor dem nächsten Derby in Madrid in ein Flugzeug gesetzt und über das komplette Wochenende eingeflogen um euch in den Trikots das Spiel anzusehen. Hotel natürlich inklusive.“ Carlos war nun absolut baff. Auch Jésus, der eigentlich ja Atlético Fan war, konnte nichts mehr sagen. Irgendwann fand Carlos seine Sprachfähigkeit wieder und strahlte Fernando an. „Ich weiß echt nicht was ich sagen soll.“ Fernando lächelte. „Du brauchst nichts zu sagen. Dein Gesichtsausdruck sagt schon alles.“ „Aber das wäre doch echt nicht nötig gewesen. Das muss dich ein Vermögen kosten und dabei kennst du uns doch kaum.“ Fernando lächelte. „Annas Freunde sind auch meine Freunde. Im Vergleich zu dem was diese Hochzeit euch kostet, war die Madrid-Reise für euch ein Schnäppchen. Außerdem brauche ich mir um meinen Kontostand keine Sorgen machen.“ Anna, die von Fernandos Plan auch nichts gewusst hatte, schüttelte nur den Kopf. Eigentlich brauchte sie sich darüber nicht zu wundern, denn Fernando war schon immer so gewesen. Freundlich, höflich und bodenständig. Er war eine Person mit der man, wenn man sie als Freund hatte, jede Dummheit machen konnte. Sie seufzte. So eine Person hatte ihr in Deutschland immer gefehlt. Natürlich hatte sie Freunde. Aber keiner von ihnen war vom Typ her mit Fernando zu vergleichen. „Lass sie erstmal den Schock verdauen.“, meinte sie dann grinsend zu Fernando und wies mit dem Kopf zur Bar. Fernando nickte und folgte ihr. Anna bestellte den beiden etwas zu trinken. „Danke.“, sagte Anna zu ihm. Fernando, der gerade zur Tanzfläche, wo Carlos und Tania ihren Hochzeitstanz abhielten, gesehen hatte, wandte sich zu Anna um. „Wofür?“ „Dass du dir so viel Mühe für sie gegeben hast.“ Fernando lächelte. „Kein Problem. Wenn es dich und die beiden glücklich macht, war es die Sache doch Wert.“ Für Fernando war es absolut selbstverständlich gewesen, den beiden ein standesgemäßes Geschenk zu machen. Schließlich waren sie als Annas Freunde ein wichtiger Teil in Annas Leben. Genauso wie Anna einmal ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen war, und langsam wieder auf dem Weg war wieder ein solcher zu werden. Carlos und Tania hatten ihren Hochzeitstanz gerade beendet. Die Band begann zu spielen und einige Gäste hatten sich auf die Tanzfläche bequemt. Anna und Fernando beobachteten diese von der Bar aus, wo beide schon ihren dritten Longdrink zusätzlich zu dem ganzen Wein vom Essen tranken. Das Lied welches gerade lief, endete und ein einsames Violinenspiel leitete das nächste Lied ein. „Das ist unseres.“, meinte Anna dann. „Was?“, fragte Fernando verwirrt. „Das ist der Tango der Roxanne. Das Lied was Tania eben meinte. Ich hatte bei dem Tanzkurs von Tania damals eine Schwäche für das Lied.“ Fernando zog eine Augenbraue hoch. „Tango, hm? Na ja. Das kann ich sogar noch so halb.“ „Du musst aber nicht…“, begann Anna einen Satz. „Ach was. Wir werden es schon überleben.“, meinte er und zog Anna mit sich zur Tanzfläche, wo noch einige andere Leute inklusive dem Brautpaar waren. Als Fernando und Anna auf der Tanzfläche angekommen waren, begann die Musik. Fernando, der hinter Anna hergegangen war, blieb hinter ihr stehen und ließ seine Hände langsam über ihre Arme hinab zu ihren Händen gleiten. Anna zuckte kurz zusammen, da sie damit nicht gerechnet hatte und seine Finger recht kühl waren. Fernando nahm dann ihre Hände in seine und drehte sie um. Langsam begannen sie miteinander zu tanzen. Anna hatte bei der ganzen Sache immer noch ein ungutes Gefühl, entschied sich aber sich auf das Tanzen zu konzentrieren, damit sie Fernando nicht aus Versehen auf seine wertvollen Füße trat. Sie sah bereits die Schlagzeile der Marça vor sich ’El niño: Fußverletzung beim Tango’. Fernando war bereits hochkonzentriert, innerlich die Schritte am zählen. Wie lange hatte er das nicht mehr gemacht? Bislang war es ihm ja immer gelungen dem Tanzen irgendwie zu entgehen. Er erinnerte sich an seine argentinische Tanzlehrerin. Ihren Akzent hatte er immer relativ lustig gefunden. Vor allem immer dann wenn sie ihm und seiner damaligen Freundin versuchte zu erklären, dass man den Tango mit viel Leidenschaft tanzen musste. Genau an der Leidenschaft hatte es bei seiner Freundin etwas gemangelt. Er hatte es immer versucht, aber irgendwie wollte sie da nicht so recht mitmachen. Ob das bei Anna anders war? Er sah Anna in die Augen und lächelte. Dann zog er sie näher an sich heran und ließ seine Hände ein paar Zentimeter tiefer an ihrem Rücken hinunter gleiten. Anna bemerkte das zwar, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Der Tango war halt ein Tanz mit viel Körperkontakt. Die Frage war nur, ob das nicht vielleicht doch etwas zu viel war. Aber sie konnte jetzt ja nichts mehr daran ändern. Das würde auffallen und vielleicht noch komischer wirken als so zu tanzen. Fernando drehte Anna einmal zu Dreivierteln um die eigene Achse und lehnte sie dann zurück. Dabei ließ er seine Hand langsam an ihrem Bein hoch gleiten. Anna seufzte innerlich. Das fühlte sich jetzt viel zu gut an. Fernando zog Anna wieder zu sich hoch tanzte weiter mit ihr. Er begann langsam den Tanz mit Anna zu genießen. Anna dachte in etwa dasselbe. Sie hatte so langsam das Gefühl nicht mehr so wirklich Herrin ihrer Sinne zu sein. Vorsichtig strich sie über Fernandos Wange, während beide immer noch zu dem jetzt etwas schneller werdenden Tango tanzten. Einerseits war es für den spanischen Fußballnationalspieler doch seltsam so mit Anna, seiner Sandkastenfreundin, so zu tanzen. Ihr Geruch und die Wärme ihres Körpers an seinem ließen Fernando doch irgendwie nicht so unbeeindruckt wie es normalerweise hätte sein müssen. Das Gefühl ihres Atems auf seiner Wange war einfach nicht zu beschreiben. Andererseits war Anna inzwischen ja nicht mehr das Kind von früher sondern eine recht ansehnliche junge Frau. Das Lied neigte sich langsam seinem Ende zu. Fernando lehnte Anna noch einmal so wie vorher zurück, jedoch ohne seine Hand an ihrem Bein zu haben. Die Musik hörte auf. Fernando zog Anna wieder zurück in eine aufrechte Position. Sie lächelte. Das war der Zeitpunkt, an dem bei Fernando der Verstand versagte. Anna war innerlich noch damit beschäftigt, diesen ihrem Geschmack nach viel zu wundervollen Tanz zu verdauen, als Fernando sie zu sich zog und sie vorsichtig küsste. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste, dass das was sie dann tat eigentlich nicht richtig war, aber sie war nach diesem Tanz einfach zu nichts anderem mehr in der Lage gewesen. Sie erwiderte den Kuss. Der spanische Nationalspieler intensivierte nun den Kuss und zog Anna so nah wie möglich an sich heran. Es war ihm gar nicht möglich überhaupt irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Das einzige was in seinem Kopf herumschwirrte war das Gefühl von Annas weichen Lippen auf den seinen. Es war falsch, aber warum musste sich das nur so gut anfühlen? Tania, Jésus und Carlos beobachteten das Schauspiel von einem Tisch aus. Tania grinste zufrieden. „DAS war der Grund wieso ich den Tango der Roxanne genommen hab. Da musste so was passieren. Die brauchten mal einen Schubs in die richtige Richtung.“ Jésus zog seine Digitalkamera heraus und machte ein Beweisfoto. „Ich hoffe mal, sie vergisst uns nicht wenn sie mit ihm nach Madrid geht.“, sagte Jésus. Annas Verstand übernahm langsam wieder die Kontrolle über sie. Sie löste sich aus dem Kuss. Was hatten sie da getan? Auch Fernando fiel jetzt erst auf was passiert war. Er wollte gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, aber Anna schüttelte den Kopf und sah ihn an. Man konnte ihr ansehen, wie verwirrt sie in diesem Moment war. „Lass es. Ich muss hier erst mal weg.“ sagte sie nur, drehte sich um und ging in Richtung Bar davon. To be continued... Söderle. Hoffe der Teil hat gefallen Kapitel 11: Ein Drink zu viel ----------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 11 Ein Drink zu viel Söderle weiter geht es: @JuliaAugusta: *Tangomusik aufleg* Bitte schön... @Trinchen: Schön wenn es dir gefällt @SSJSweety: Ja, so ein Skandal aber auch! @MissCapristo: Danke schön ^^ @gilthoniel79: Nicht nur dein Herzblut ^^ Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter Rückblick: Er wollte gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, aber Anna schüttelte den Kopf und sah ihn an. Man konnte ihr ansehen, wie verwirrt sie in diesem Moment war. „Lass es. Ich muss hier erst mal weg.“ sagte sie nur, drehte sich um und ging in Richtung Bar davon. ---- Fernando sah Anna verwirrt hinterher und folgte ihr langsam. Tania seufzte. „Damit hab ich allerdings auch gerechnet.“, meinte sie zu ihrem Mann und ging zu Fernando. „Warte.“, rief sie ihm hinterher. Fernando blieb stehen und drehte sich um. Tania, die in ihrem langen Kleid nicht die schnellste war, kam nun bei ihm an. „Lass sie. Ich kümmere mich darum.“ „Aber…“ „Kein Aber. Geh du zu meinem Mann und zu Jésus.“, wies sie ihn an und machte sich auf zu Anna. Die Angesprochene stand an der Bar und nahm mit immer noch zittrigen Fingern einen Drink zu sich. Tania ging zu ihr rüber und stemmte die Hände verärgert in die Hüften. „Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?“, fragte sie direkt. Anna trank ihr Glas aus und wies den Barkeeper mit einer Geste an ihr noch ein Glas zu geben. „Wieso?“ Anna nahm sich das neue Glas und nahm wieder einen tiefen Schluck daraus. Tania nahm ihr genervt das Glas ab und roch daran. „Was ist da drin?“, fragte sie. „Alkohol…“, entgegnete Anna. „Das rieche ich auch. Und jetzt erklär mir was mit dir los ist. Wir reden hier von Fernando Torres.“ Anna seufzte. „Vielleicht ist das ja das Problem.“ Tania schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht was du da für Probleme siehst. Drei von vier spanischen Frauen unseren Alters würden dafür töten ihm so nahe zu sein wie du.“ Anna nahm Tania ihr Glas ab und trank daraus. „Sie kennen ihn auch nicht so lange wie ich. Ich bin mit ihm aufgewachsen.“ Tania, die von Jésus und ihrem Mann noch nicht viel darüber erfahren hatte, woher Anna und Fernando sich kannten, guckte Anna verdutzt an. „Wie?“ Anna schüttelte den Kopf. „Was dachtest du denn woher ich ihn kenne? Ich hab damals in Spanien gegenüber von ihm gewohnt.“ „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich nicht verstehe, was du für ein Problem hast.“, meinte Tania. „Das geht einfach nicht. Ich kenne ihn schon länger als sonst wen. Er war mein Freund seit ich denken kann.“ „Die Betonung liegt auf war. Er sieht das wohl scheinbar ein kleines bisschen anders, denn es wäre mir neu, dass man seinen besten Freund einfach so küsst. Zumindest nicht in einer solchen Art und Weise.“ Fernando beobachtete Anna und Tania schweigend. Er war nachdem Tania zur Bar herüber gegangen war zu Jésus und Carlos gegangen. Zu Fernandos Erleichterung sparten sich jedoch beide jeglichen Kommentar. Er seufzte. Das hatte er nicht gewollt. Um ehrlich zu sein, wusste er sogar noch nicht einmal mehr wieso er Anna überhaupt geküsst hatte. Es war einfach so passiert. Es war nicht richtig gewesen, dass wusste er. Trotzdem wurde er aus Annas Reaktion einfach nicht schlau. Sie hatte ihn mit einem total seltsamen Blick angesehen. Hoffentlich hatte dieser kleine Aussetzer jetzt nicht alles kaputt gemacht. Er wollte Anna nicht ein zweites Mal in seinem Leben einfach so verlieren. Tania grinste. „An deinem Zustand lässt sich für mich allerdings eins schon mal definitiv festhalten.“ Anna sah sie kritisch an. „Und das wäre?“ „Er muss so gut küssen können wie Fußball spielen.“ Wenn die wüsste, dachte sich Anna. Sie konnte das Gefühl gar nicht so recht beschreiben. Es war definitiv anders gewesen als damals in Alicante. Anna seufzte. „Unglücklicherweise ja. Aber das hab ich schon beim letzten Mal gemerkt.“ Aber mit diesem Mal konnte man das einfach nicht vergleichen. Fernandos Kuss war viel gefühlvoller und sanfter gewesen als der damals in Spanien. Anna hatte zwischenzeitlich das Gefühl gehabt den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Letztes Mal?“ fragte Tania perplex. Anna seufzte. „Ich hab ihn vor sieben Jahren in Alicante auf einem Fußballturnier wieder gesehen. Aber er wusste nicht, wer ich war.“ Tania schob die ganzen Hintergrundfakten erstmal beiseite und konzentrierte sich auf das für sie wesentliche. „Wieso hast du mir das nicht erzählt?“ Anna nahm wieder einen tiefen Schluck aus ihrem Glas. „Weil ich genau wusste wie du reagieren würdest. Außerdem war es nicht der Rede wert. Und es ist Ewigkeiten her.“ Die spanische Braut musterte ihre Freundin kritisch. Sie sah ihr an, dass sie nicht die Wahrheit sagte. „Wenn es ’nicht der Rede wert’ gewesen wäre, würdest du dich nicht mehr dran erinnern. Man erinnert sich immer nur entweder an die richtig schlechten Küsse oder an den allerersten.“, meinte sie grinsend. Anna seufzte. „Du kennst mich doch viel zu gut.“ Tania lächelte. „Ich weiß.“ „Und was mach ich jetzt?“, fragte Anna nachdem sie ihr Glas leer getrunken hatte. „Du selbst sein? Gib der Sache doch einfach eine Chance. Wer weiß wie es sich entwickelt.“, antwortete Tania. Anna schüttelte energisch den Kopf. „Das kann ich nicht.“ Tania nahm Anna das inzwischen wieder gefüllte Glas ab. „Findest du nicht, dass es so langsam an der Zeit ist die Sache mit Chris ad acta zu legen? Nicht jeder Mann ist automatisch so wie er.“, meinte Tania überzeugt. Langsam aber sicher wusste Tania nicht mehr weiter. Sie hatte schon so oft versucht Anna klarzumachen, dass nicht alle Männer so wie ihr Ex-Verlobter Chris waren. Der hatte sein blaues Wunder erlebt als Tania ihm auf der Straße begegnet war. Dummerweise hatte Anna nach dem Fiasko mit Chris noch einige andere nette Herren kennen gelernt, die es allesamt nicht so ernst gemeint hatten wie sie. Das erschwerte die Sache doch ziemlich. „Du verstehst das einfach nicht. Ich kann das nicht. Nicht schon wieder. Und vor allem nicht er.“ Tania legte ihre Hände auf Annas Schultern und sah sie an. „Wenn nicht er, wer sonst? Man muss euch bloß ansehen und merkt direkt, wie gut ihr zusammen passt.“ „Ich will nicht, dass er etwas anderes ist als mein Freund. Das würde alles viel zu kompliziert machen.“ „Das letzte was ich will, ist es dich ins Unglück zu stürzen und zu deinem Glück zwingen kann ich dich auch nicht. Wenn du also nicht willst, dann sei wenigstens normal und rede mit ihm. Der ärmste hat eben geguckt als wäre Atlético wieder in die Segunda abgestiegen.“, erklärte Tania resignierend. Anna nickte. „Ich brauche frische Luft.“, meinte sie, nahm sich wieder ihr Glas und ging nach draußen auf die Terrasse. Fernando hatte Tania und Anna weiterhin aufmerksam beobachtet. Anna sah aber nicht glücklich aus. Was hatte er da bloß getan? „Aus Frauen wird man nicht schlau. Also versuch erst gar nicht sie zu verstehen.“, meinte Jésus, der gemerkt hatte, dass Fernando zu seiner Frau herüberguckte. „Wenn das so einfach wäre.“ Er würde schon gerne wissen was mit Anna los war. Ob es an ihrem Ex-Verlobten lag? Fernando wusste nicht viel über Annas Verhältnis zu Männern. Aufgrund einiger ihrer Aussagen wusste er aber, dass es kein so tolles Verhältnis war. Tania und Anna hatten ihr Gespräch inzwischen scheinbar beendet, denn Anna ging auf die Terrasse und Tania kam zu ihm herüber. „Wir beide sollten uns einmal unter vier Augen unterhalten.“, meinte Tania kühl. Fernando nickte. Was wollte sie denn von ihm? Zusammen entfernten sich beide ein Stück von den anderen Gästen und gingen in eine Ecke des Raumes wo sie mehr oder weniger ungestört miteinander reden konnten. „Was ist mit ihr?“, fragte Fernando direkt. Tania grinste. „Du scheinst talentiert zu sein. Du hast es geschafft sie völlig umzuhauen.“ Diesen Kommentar hatte sie sich jetzt nicht verkneifen können. Fernando lächelte unsicher. Sollte das jetzt positiv oder negativ gemeint sein? Tania setzte einen ernsten Blick auf. „Wir sollten uns mal grundsätzlich über Anna unterhalten.“ „Inwiefern?“ „Ich will dich um eins bitten.“ „Das wäre?“, fragte er neugierig. „Ich weiß nicht viel darüber was ihr beide wann und wo miteinander zu tun hattet. Ich weiß nur, dass du sie scheinbar sehr gern hast. Ich kann dich deswegen Anna zuliebe nur um eins bitten. Tu nichts, was du nicht zu 100 Prozent Ernst meinst.“ „Wie kommst du darauf, dass ich das tun würde?“ Tania seufzte. „Ich kenne dich kaum und ich weiß nur folgendes: Anna hat genug Ärger mit Typen gehabt die nicht so gedacht haben wie sie. Sie verdient etwas besseres als so behandelt zu werden.“ Fernando nickte. Natürlich tat sie das. Fernando wusste, dass er nie in der Lage wäre Anna nur für seinen persönlichen Spaß zu benutzen. „Das würde ich nie tun.“, antwortete Fernando. Tania sah ihn böse an. „Das will ich auch für dich hoffen. Sollte es anders sein, kannst du dir absolut sicher sein dass ich dich bis ans Ende der Welt verfolge und dir deine Beine so breche, dass du nie wieder einen Ball schießen kannst. Das schwöre ich dir.“ Fernando lächelte. In Tania schien Anna doch eine Freundin gefunden zu haben, die alles für sie tun würde. Nachdem Tania und Fernando diese grundsätzlichen Dinge ausgesprochen hatten, machte Fernando sich auf den Weg auf die Terrasse. Es war angenehm draußen. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Eigentlich war es sogar recht seltsam dass bei diesem Wetter so viele der Gäste lieber drinnen blieben. Er sah sich auf der Suche nach Anna um und fand sie auf Anhieb erstmal nicht. Sie würde doch nicht einfach ohne ihn gegangen sein? Sein Hotel würde er von hier aus zwar finden, da es einfach nur die Straße weiter hoch lag, doch trotzdem wäre das ziemlich blöd. Er blickte sich weiter suchend nach Anna um und fand sie dann schließlich doch. Sie lag auf einer Bank an einer etwas abgelegeneren Stelle der Terrasse. Fernando ging zu ihr herüber. „Anna?“, fragte er vorsichtig, bekam aber keine Reaktion. Sie schlief augenscheinlich. Neben Anna auf dem Boden stand ein leeres Glas. Fernando nahm es in die Hand und seufzte. Sie hatte wohl ein oder zwei Drinks zu viel gehabt. Dann kniete er sich neben die Bank und tippte Anna vorsichtig an. Der Geruch von Alkohol war nicht zu ignorieren. „Hey, Anna…“ Wieder reagierte Anna nicht. Langsam begann Fernando sich doch etwas Sorgen um sie zu machen. Vorsichtig strich er ihre eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Beim Anblick der schlafenden Anna wusste Fernando wieder, warum er nach dem Tango die Kontrolle über sein Gehirn verloren hatte. Er legte seine Hand auf ihre Wange und strich sanft darüber. „Hey Anna…“ Wieder keine Reaktion. „Komm schon Süße, wach auf.“ Anna bewegte sich langsam. Fernando atmete innerlich auf. „Anna?“ „Hmm…?“, bekam er eine Antwort aus dem Halbschlaf. „Mach die Augen auf.“, bat er sie. Mit halb geöffneten Augen sah sie ihn dann an. „Ach du bist es.“ Fernando lächelte. „Alles in Ordnung?“ Anna nickte zögerlich. „Denke schon.“ Fernando musste sich das Grinsen verkneifen. Man merkte, dass es Anna recht schwer fiel normal zu sprechen. „Jetzt hältst du mich sicher für eins deiner irren Groupies…“ Fernando schüttelte den Kopf. „Das würde ich doch nie tun.“ Anna war meilenweit davon entfernt für Fernando als Groupie zu zählen. Da hatte er schon ganz andere Sachen erlebt. „Ich will gar nicht wissen, was du gerade über mich denkst.“ Er lächelte und strich wieder über ihre Wange. „Ich denke gar nichts. Außer dass ich dich vielleicht nach Hause bringen sollte.“ Anna schloss die Augen. „Nach Hause ist gut.“ Fernando tippte sie an, damit sie nicht wieder einschlief. Anna öffnete wieder die Augen. „Ich bin ja wach.“ „Gut. Wollen wir dann los?“ Anna lächelte schläfrig. „Bleibst du bei mir?“, fragte sie leise. Fernando sah sie verwirrt an. Nach dem Abend wäre das seiner Meinung nach nicht so passend, auch wenn er gerne zugestimmt hätte. „Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist.“ „Ich werde dir schon nichts tun, ich will bloß nicht allein sein…“, fügte sie hinzu. Fernando lächelte. Vielleicht war es aber besser Anna im Auge zu behalten. Vor allem in diesem Zustand. Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn. „Dass du mir nichts tust glaub ich dir. Dazu bist du gar nicht mehr in der Lage.“ Anna setzte sich hin. „Jetzt unterschätzt du mich aber.“ Sie versuchte zu lächeln und das Schwindelgefühl zu ignorieren. Das gelang ihr aber nicht so wirklich. Sie schloss kurz die Augen in der Hoffnung es würde damit besser werden. „Du bleibst hier. Ich hole Tania und Carlos.“ „Wieso?“, fragte Anna. „Willst du dich nicht verabschieden?“ „Doch doch.“ Fernando ließ Anna nun zurück und ging wieder nach drinnen. Er wusste immer noch nicht genau was er machen sollte. Sollte er Anna mit ins Hotel nehmen? Das war auf jeden Fall die kürzeste Strecke. Und für Anna der bequemste Weg am nächsten Tag nach Hause zu fahren. Er hatte ja schon in der vorherigen Nacht kein Problem damit gehabt sich mit Anna das Bett zu teilen. Doch seit gestern hatte sich so viel verändert. Gestern hatte er Anna noch nicht vor fast 400 Leuten geküsst. Hoffentlich hatte niemand Fotos davon gemacht. Das Bild auf der Titelseite einer spanischen Zeitung wäre das letzte was er jetzt brauchen konnte. Tania und Carlos standen gerade mit ein paar Verwandten aus Spanien an einem Tisch und diskutierten. Tania sah Fernando sofort erwartungsvoll an, als er bei ihnen ankam. „Und?“, fragte sie direkt. „Was und?“ „Hat sie irgendetwas gesagt?“ Fernando grinste. „Ne Menge. Aber das liegt am Alkohol. Ich bringe sie jetzt besser ins Bett.“ Tania seufzte. Das hatte sie erwartet. Anna hatte die Angewohnheit bei Problemen bezüglich Männern gerne mal etwas zu viel zu trinken. „Wo ist sie jetzt?“ Fernando wies mit dem Kopf nach draußen. „Sie sitzt bzw. liegt auf einer Bank und ist kurz vorm einschlafen.“ Tania nickte. „Dann sollte sie wirklich nach Hause.“ , meinte sie und ging gefolgt von ihrem Mann und Fernando nach draußen auf die Terrasse. Anna saß mit leerem Blick auf der Bank draußen. Sie hatte auf jeden Fall zu viel getrunken. Aber immerhin musste sie sich so keine Gedanken über den Abend machen. Und erst recht nicht über Fernando und den Kuss. Natürlich musste man da irgendwann einmal drüber reden, aber nicht jetzt. Nicht heute Abend. Tania, Fernando und Jésus betraten nun die Terrasse. Entgegen Fernandos Erwartung war Anna nicht wieder eingeschlafen, sondern saß noch hellwach auf der Bank. Tania schüttelte den Kopf. „Du Koh trinkst einfach zu viel.“ Anna lächelte. „Aber doch nicht immer. Außerdem ist deine Hochzeit doch Grund genug zu feiern.“ Tania lächelte. Sie wusste allerdings genau, dass der Grund für Annas übermäßigen Alkoholgenuss nicht ihre Feier war, sondern Fernando. „Komm gut nach Hause.“, sagte sie und umarmte ihre Freundin. „Und du feierst noch schön.“ Carlos sah Fernando an. „Soll ich euch ein Taxi rufen?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Bis zum Hotel ist es ja nicht so weit.“ Tania musterte ihn kritisch. „Und wie kommt Anna nach Hause?“ Fernando lächelte unschuldig. „Gar nicht? Ich nehme sie mit ins Hotel.“ Carlos und Tania tauschten einen überraschten Blick. „Wie du meinst.“, sagte Carlos. Fernando ging zu Anna herüber und hob sie kurzerhand hoch. „Was hast du vor? Ich kann auch selbst laufen.“, protestierte Anna prompt. „Betrunken und auf hohen Schuhen? In dem Tempo indem du so gehen kannst sind wir aber übermorgen noch nicht im Hotel.“ Anna seufzte resignierend. „Gute Nacht. War nett euch kennen zu lernen.“, sagte Fernando zu Carlos und Tania. Carlos nickte. „Ich vermute, wir sehen uns in Madrid.“ Fernando nickte lächelnd. Tania sah ihn hingegen ernst an. „Denk daran was ich eben gesagt hab.“, entgegnete sie kühl. „Keine Angst. Ich steh zu dem was ich eben gesagt hab.“ Fernando verließ nun das Hotel in dem die Feier stattfand über die Terrasse. „Was hast du gesagt?“, fragte Anna neugierig. „Dass du eine Schnapsdrossel bist und ich dir eine Entziehungskur schenke.“, erwiderte er grinsend. „Das glaub ich dir nicht.“, verkündete Anna und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Sie legte ihre Arme um ihn, damit er sie besser tragen konnte. „Findest du den Weg?“, fragte sie dann. „Ich denke schon. So schwer ist das nicht.“, erklärte Fernando. Der Weg zum Hotel war wirklich nicht lang, denn schon nach knapp 10 Minuten kam Fernando mit Anna vor dem Hotel an. Den ganzen Weg über hatten sie nicht miteinander geredet, dabei waren da so viele unausgesprochene Dinge zwischen ihnen. „Anna?“, fragte Fernando. Er bekam allerdings keine Antwort von ihr, da sie wieder eingeschlafen war. Er schüttelte den Kopf. Wie konnte man in so einer unbequemen Lage nur einschlafen? Eigentlich wollte er Anna fragen ob sie die Strecke durch die Hotellobby nicht lieber gehen wollte, aber das hatte sich nun erledigt. Fabienne saß gähnend an der Rezeption. Sie hasste Nachtschichten. Es war immer so schrecklich wenig los nachts im Hotel. Kaum Gäste die etwas wollten. Sie wollte sich gerade wieder ihrem mitgebrachten Buch, einem 1500 Seiten langen Liebesroman, widmen, als Fernando Torres die Lobby betrat. Fabienne sah ihn an. Der war aber spät noch auf. Sie musterte ihn interessiert. Er trug einen schwarzen Anzug, der ihm unheimlich gut stand. Erst dann fiel ihr Blick auf das, was Fernando Torres da in seinen Armen hielt. Fabienne musste zweimal hingucken. Er war Anna. Also hatte sie doch Recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass zwischen Anna und Fernando etwas lief. Er nickte nur kurz, durchquerte die Lobby und stieg in den Aufzug. Im Aufzug angekommen musste Fernando erstmal lachen. Da hatte Anna echt etwas verpasst. Dieser Blick der Französin an der Rezeption hatte alles gesagt. Was für ein Zufall, dass sie gerade jetzt an der Rezeption gesessen hatte. In seiner Zieletage angekommen verließ er den Aufzug und ging herüber zu seinem Zimmer. Dort angekommen schaltete er das Licht ein und setzte Anna auf der Couch ab. Fernando kniete sich vor sie und zog ihr die Schuhe aus. In dem Kleid würde sie wohl schlafen müssen, denn umziehen wollte Fernando sie nicht. Das hätte Anna seiner Meinung nach auch sicher nicht gewollt. Er ging hinüber zu seinem Bett und zog die Decke beiseite. Dann trug er Anna hinüber zum Bett und legte sie vorsichtig dort ab. Daraufhin deckte Fernando sie behutsam zu und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. Fernando lächelte. Im Schlaf wirkte sie noch viel schöner als wenn sie wach war. Als Kind hatte Fernando auf so etwas ja nie geachtet. Er wusste nicht genau wieso, denn Anna war mit Sicherheit nicht von atemberaubender Schönheit, aber irgendwie faszinierte Anna ihn mehr als andere Frauen. Er beugte sich über sie und berührte ihre Lippen für einen Wimpernschlag mit seinen. Er stand auf und zog sich um. Müde war er noch nicht wirklich. Selbst wenn, würde er eh nicht einschlafen können. Seit dem Aus bei der WM war so viel passiert, dass Fernando die Tage nicht einfach so loslassen konnte und Probleme mit dem Einschlafen hatte. Er entschloss sich dazu, seinen Laptop einzuschalten und die noch ausstehende Mail an Sergio Ramos zu schreiben. Er brauchte irgendjemanden mit dem er über den Abend reden konnte. Fernando loggte sich in sein Chatprogramm, bei welchem er unter falschem Namen ein Benutzerkonto angelegt hatte, ein. Zu seiner Enttäuschung war aber niemand seiner Freunde online. Er seufzte. Normalerweise war doch immer einer da. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm dass es schon gegen 2 Uhr morgens war. Okay, kein Wunder also dass niemand mehr da war. Fernando wollte das Programm gerade ausschalten und seine E-Mail an Sergio beginnen, als sein Chatfenster blinkte. „So spät noch wach?“, fragte ein auf Unsichtbarkeitsmodus stehender Sergio Ramos ihn. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“, antwortete Fernando. „Und, wie ist Deutschland so?“ „Nett. Anders als Spanien, aber nicht schlecht.“ „Und was macht deine Bekanntschaft?“ Fernando drehte sich kurz um und sah zu Anna, die tief und fest schlief. „Schlafen.“, tippte er dann ein. „War’s denn so schlimm wie du vermutet hattest?“, fragte Sergio neugierig. „Nein, im Gegenteil.“ Fernando begann nun Sergio von seinen bisherigen Erlebnissen ausführlich zu erzählen. Der kleine Spaß mit Fabienne, der Abend bei Jésus, das Fanfest und das deutsche Essen. Nicht zu vergessen die spanische Hochzeit wegen der er Sergio ja am Vormittag angerufen hatte. „Wie gut, dass ich dir diesen Urlaub aufgeschwatzt hab, nicht wahr?“ Das war wohl wahr. Er hätte eine ganze Menge verpasst, wenn er einfach nach Spanien zurückgefahren wäre. „Stimmt.“ „Kommen wir jetzt aber mal zu interessanteren Tatsachen. Wie sieht sie aus? Was macht sie?“ Fernando grinste. Sergio war schrecklich neugierig. Als Antwort schickte er Sergio das Bild von dem Abend bei Jésus zu. „Akzeptabel. Zwar nicht überragend, aber es gibt ja noch andere Dinge die zählen.“, antwortete Sergio, nachdem er sich das Bild angesehen hatte. Sergio saß zu Hause in Madrid auf der Veranda seines Hauses. Es war so warm gewesen, dass er nicht hatte einschlafen können. Er musterte das Bild, welches Fernando ihm geschickt hatte noch einmal. Sie hatte ein nettes Lächeln. Irgendwie passten beide doch gut zusammen. „Du hättest sie vielleicht wirklich früher mal treffen sollen.“, meinte Sergio. „Das hab ich. Ich wusste es nur nicht.“ Das verstand Sergio jetzt nicht so wirklich. „Wie?“, fragte er. „Die U16 Mannschaft hat doch immer dieses Turnier in Alicante.“ „Ich weiß. Alle zwei Jahre. Ich war 2001 da.“ Sergio grinste. Das Turnier war lustig gewesen. „Anna war 1999, als ich da war, auch in Alicante.“ Sergio schüttelte den Kopf. Die beiden passten ja immer besser zusammen. Wenn sie genauso verrückt auf Fußball war wie Fernando, wären die beiden das perfekte Duo. Fernando schrieb ihm daraufhin wie das Turnier in Alicante damals abgelaufen war. Inklusive dem Kuss. Das fand Sergio überaus witzig. Die Geschichte hatte durchaus etwas. In Berlin saß Fernando immer noch vor seinem Laptop. Er drehte sich kurz um, um nach Anna zu sehen. Sie fror scheinbar. Fernando tippte ein ’afk’ ein und ging herüber zu Anna. Dummerweise hatte er keine andere Decke mehr. Was also tun? Fernando ging zu seinem Kleiderschrank herüber und nahm ein T-Shirt heraus. Vorsichtig setzte er Anna auf und zog ihr das T-Shirt noch über. Das stellte sich aufgrund der Tatsache, dass Anna schlief und sich nicht wecken ließ, doch komplizierter dar als Fernando gedacht hatte. Als Fernando es endlich geschafft hatte, legte er Anna wieder hin und ging zu seinem Laptop zurück. „Re“, schrieb Fernando dann. „Wo warst du?“, fragte Sergio neugierig. Fernando antwortete ohne nachzudenken. „Anna etwas überziehen.“ Im Madrid starrte Sergio verblüfft auf Fernandos Worte im Chatfenster. „WIE BITTE?“, schrieb er zurück. Fernando fluchte und fasste sich an den Kopf. Wieso hatte er das jetzt geschrieben? „Das ist nicht so wie du dir das gerade denkst.“ „Du willst nicht wissen was ich gerade denke.“ Fernando seufzte. Vielleicht war Sergio ja doch der richtige um mit ihm über den vergangenen Abend zu reden. „Ich hab was ganz dummes gemacht.“, schrieb Fernando dem Defensivspieler von Real Madrid. „Das kann ich mir sogar lebhaft vorstellen.“ „Ich hab sie geküsst.“ „Und was ist daran dumm? Es gibt schlimmeres.“ Sergio verstand nur Bahnhof. Er hatte da eher an andere Dinge gedacht. „Du hast ja auch nicht gesehen wie sie danach geguckt hat.“ „Wenn es so schlimm war, wieso liegt sie dann in deinem Bett?“, wollte Sergio wissen. „Sie hat zu viel getrunken. Und ich weiß nicht wie die Straße heißt in der sie wohnt.“ „Schlechte Ausrede.“ Fernando seufzte. Sergio hatte das ganze wohl bereits durchschaut. „Unser spanischer Jungstürmer wird sein Herz doch nicht etwa an eine Ausländerin verloren haben?“, schrieb Sergio mit Smiley dahinter zurück. „Nein hab ich nicht. Im Übrigen ist sie keine Ausländerin. Sie hat einen spanischen Pass.“ Fernando wusste jedoch, dass es auch keine ganz normale Freundschaft mehr zwischen ihm und Anna mehr war, es war definitiv etwas anders. Momentan war es seiner Meinung nach einfach nur eine Art kurzzeitige persönliche Schwäche, die Fernando zu seinen Handlungen gebracht hatte. Vielleicht hatte er am heutigen Abend auch einfach nur zu viel getrunken. „Wie würdest du es dann nennen?“, fragte Sergio interessiert. „Undefinierbar. Ich weiß auch nicht wirklich was momentan mit mir los ist. Ich möchte mit ihr befreundet sein, aber das ist nicht so leicht wie ich es gern hätte. Vielleicht muss ich da erstmal einfach nur meinen Weg finden wie das am besten geht.“ „Du solltest dir aber nicht zu viel Zeit damit lassen. Dein Urlaub ist nur beschränkt.“ „Ich weiß. Was ist momentan in Madrid los?“, fragte Fernando um vom Thema abzulenken. Sergio verabschiedete sich nach einer Stunde weiteren Erzählens in sein Bett und verließ den Chat. Fernando schaltete seinen Laptop aus und trat auf den Balkon. Der Urlaub war wirklich super, aber er brachte Fernando viel zu viel zum nachdenken. Ob seine Großmutter das auch eingeplant hatte, als sie Fernando nach Berlin geschickt hatte? Irgendwann ging er dann wieder nach drinnen. Er wusste nicht wie lange er draußen gesessen und nachgedacht hatte. Vielleicht konnte er jetzt ja endlich einschlafen. Fernando zog sich bis auf seine Shorts aus und kletterte ins Bett. Anna schlief mit dem Gesicht zu ihm. Er nahm sich ein Stück der Bettdecke und drehte sich auf die Seite, so dass er Anna ansah. Sie zitterte leicht im Schlaf. Die Klimaanlage war vielleicht doch zu kalt für sie. Fernando nahm die Fernbedienung der Klimaanlage von seinem Nachtschrank und schaltete sie aus. Dann rutschte er näher zu Anna hin und zog sie in seine Arme. Sie sollte sich ja keinen Schnupfen holen, argumentierte er in Gedanken. Anna kuschelte sich im Schlaf an das warme Etwas neben ihr. Fernando schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Den Geruch von Annas Parfüm empfand er als unheimlich angenehm. Er strich langsam über ihren Rücken während er eindöste. Am nächsten Morgen wachte Anna mit tierischen Kopfschmerzen auf. Sie lag mit dem Rücken zu Fernando der seine Arme von hinten um sie geschlungen hatte. Noch ehe sie richtig wach war, fasste sie sich an den Kopf. Wo war sie? Sie war nicht in ihrem Bett. Und irgendetwas lag bei ihr. Und wieso hatte sie ein Trainings-T-Shirt der spanischen Nationalmannschaft an? Sie wandte sich um und sah in das friedlich schlafende Gesicht von el niño. Das hatte ihr jetzt noch gefehlt. Er hatte sie also wirklich mit zu sich genommen. Scheinbar musste sie sich jetzt doch früher als geplant mit der Sache vom Vorabend befassen. Anna drehte sich um, wodurch Fernando aufwachte. Er blinzelte noch verschlafen. „Guten Morgen.“, sagte er. „Morgen.“ „Wie geht’s?“, fragte er direkt. Anna seufzte. „Kopfschmerzen.“ Fernando wies mit dem Kopf zum Schrank. „In der zweiten Schublade sind Aspirin.“ Anna nickte. „Lässt du mich los?“ Fernando sah auf seine Arme die um Anna lagen. „Natürlich.“, entgegnete er und ließ sie los. Anna kletterte aus dem Bett und ging zum Schrank. „Das T-Shirt steht dir übrigens.“, meinte Fernando grinsend. Anna sah an sich herab. Das T-Shirt mit dem Kleid darunter war schon eine seltsame Kombination. „Wieso hab ich das eigentlich an?“ „Du hast gefroren, also musste ich dir noch etwas anziehen. Beim nächsten Mal hilfst du mir aber bitte dabei. Ich bin nicht so geübt darin Frauen anzuziehen.“, meinte er mit einem Zwinkern. Anna nickte. „Danke.“, sagte sie. „Kein Problem. Der Blick deiner französischen Freundin gestern Abend war den Aufwand wert.“ „Fabienne hat dich gesehen?“, fragte Anna lachend. „Oh ja. Deren Blick hätte töten können.“ Anna sah ihn ernst an. „Wegen gestern Abend…“, begann Anna einen Satz. Fernando lächelte. „Schon okay.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nicht okay. Ich hätte nicht…“ Fernando stand auf und ging zu Anna herüber. „Es wäre glaub ich am besten, wir nehmen es einfach so wie es ist. Es war schön, aber falsch. Wir hätten das nicht tun sollen. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Ich will dich nicht wegen so etwas dummen als Freundin verlieren.“ Anna nickte. Scheinbar sah er das ganze genauso wie sie. Sie lächelte unsicher. „Es ist schon nicht einfach nur befreundet zu sein.“ „Wer hat gesagt dass es einfach werden würde?“ „Du hast Recht. Das hätten wir uns denken können.“ Fernando lächelte unschuldig. „Eine Sache wäre da aber doch.“ Anna beäugte ihn kritisch. „Was denn?“ „Ich möchte einmal mit dir ausgehen. Als Date und nicht als Freunde.“ To be continued. Fertig. Diesmal sind es keine 10 Seiten geworden. :) Kapitel 12: Beim Fußball ------------------------ Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 12 Beim Fußball Hallo zusammen. Sorry dass es was länger gedauert hat, aber ich hatte irgendwie keine Zeit und einen kleinen kreativen Hänger. @SSJSweety: Aber immer doch @ColaKorn: Lass dich überraschen @KehlyLover: Ja, es kommt.. JETZT… @JuliaAugusta: Ich weiß ^^ Das passt nicht wirklich… @gilthoniel79: Ja das müssen wir echt mal machen!!! Special Thanks an meinen Betaleser Kutterköter. Rückblick: Fernando lächelte unschuldig. „Eine Sache wäre da aber doch.“ Anna beäugte ihn kritisch. „Was denn?“ „Ich möchte einmal mit dir ausgehen. Als Date und nicht als Freunde.“ ---- Anna sah Fernando verwirrt an. „Wie jetzt?“ Widersprach das nicht genau dem, was er gerade zuvor gesagt hatte? Fernando lächelte immer noch. „Ich möchte einmal mit dir ausgehen.“ „Aber…“ Er nickte. „Ich weiß. Eigentlich ist das das komplette Gegenteil von dem, was ich eben gesagt hab.“ Anna verstand nur Bahnhof. „Und wieso fragst du dann?“ Fernando setzte sich auf die Couch. „Ich glaube ich würde mich sonst ewig fragen, wie es denn wäre mit dir auszugehen. Dem will ich einfach nur zuvorkommen.“ Anna setzte sich neben ihn. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ „Warum nicht?“ Anna sah ihn ernst an. „Meinst du nicht, dass das die ganze Sache nicht vielleicht noch etwas komplizierter machen könnte?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Ich glaube komplizierter geht es nicht mehr.“ Sie seufzte. Natürlich ginge es schlimmer. Bei dem Date könnte dasselbe passieren, wie am Vorabend. „Glaubst du nicht, dass ein Date nicht gewisse Risiken birgt?“ Fernando grinste. „Du meinst, dass ich auf dumme Ideen so wie gestern kommen könnte?“ Anna nickte. „Oder ich.“ Fernando zog ihr Gesicht zu sich. „Natürlich kann es theoretisch passieren, dass wir uns küssen oder sogar miteinander im Bett landen. Aber das könnte genauso gut ohne Date passieren. Gestern waren wir schließlich nicht als Date bei der Hochzeit und du weißt ja wohl noch was los war.“ Anna seufzte. Wie könnte sie das bloß vergessen. Rückgängig machen konnte sie es ja nicht mehr. „So viel hab ich nun auch wieder nicht getrunken.“, protestierte sie. „Es war aber genug. Machst du so was immer?“ Anna musterte ihn kritisch. „Was?“ „Zu viel trinken wenn du geküsst wurdest.“ Mit dieser direkten Frage hatte sie nicht gerechnet. „Das war nicht…“, begann sie einen Satz. Fernando lächelte. Er hatte es wohl geschafft sie aus dem Konzept zu bringen. „Natürlich war es wegen mir, das merk ich doch.“ Anna sah in die andere Richtung. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen. „Das verstehst du sowieso nicht...“ Fernando zog sie zu sich rüber und zwang sie ihn anzusehen. „Ich verstehe mehr als du glaubst. Tania hat mir so ein paar Sachen gesagt.“ Anna sah Fernando an und machte sich eine mentale Notiz, Tania dafür beim nächsten Mal zusammenzustauchen. „Wieso fragst du dann überhaupt noch? Wenn du doch sowieso schon alles weißt, dann lass das Thema und genieß es schweigend.“ Der spanische Nationalspieler sah sie verdutzt an. „Was soll ich genießen?“ „Die Tatsache, dass du damals Recht hattest. Du hast damals gesagt ich würde niemals in der Lage sein außerhalb Spaniens und ohne dich ein glückliches Leben zu führen.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Anna, damals war ich acht Jahre alt und tierisch sauer auf dich.“ „Aber du hattest Recht. Sieh dir mein Leben doch im Vergleich zu deinem mal an. Du spielst Profifußball, hast eine eigene Villa, einen Sportwagen, genug Geld auf dem Konto um sorgenfrei zu leben und immer das tun zu können was du willst. Du könntest jede Frau unter 25 in Spanien haben. Auf den Sportwagen, die Villa und das Geld könnte ich ja noch verzichten. Aber jedes Mal wenn ich gerade glücklich war, passierte irgendwas. Mein Verlobter war schwul, mein erster Freund hatte was mit meiner besten Freundin.“ Anna musste sich beherrschen ihre Augen trocken zu halten. Fernando sah sie besorgt an und zog sie nur wortlos in seine Arme. Er strich vorsichtig über ihren Hinterkopf. Was hatten die bisherigen Männer in Annas Leben bloß mit ihr gemacht, dass sie so geworden war? „Du weißt, dass ich dir so was nie antun könnte.“ „Das weiß ich. Ich will dich doch bloß nicht als Freund verlieren.“, entgegnete Anna leise. Fernando strich sacht über ihren Rücken. „Ich würde dich nicht noch ein zweites Mal einfach so aufgeben. Da kannst du dir sicher sein.“ Anna sah ihn mit leicht feuchten Augen an. Sie nahm sich ein Taschentuch und wischte die Tränen weg. „Ich wette du hast noch nie eine Frau gesehen die geheult hat, weil du sie geküsst hast.“ Fernando grinste. „Geheult nicht. Einen Ohnmachtsanfall hatte ich schon mal. Dabei hatte ich das Mädchen bloß auf die Wange geküsst.“ Anna musste lachen. Fernando wischte eine übrig gebliebene Träne auf ihrer Wange mit dem Finger weg. „Du hast allerdings keinen Grund zu heulen. Du weißt was du tust. Das muss ich dir lassen.“, meinte er mit einem Zwinkern. Sie lief leicht rot an. „Na ja damals in Alicante war ich nicht wirklich geübt darin.“ Fernando lächelte. „Ich weiß. Genauso wenig wie ich vermute ich mal.“ Anna lachte. „Erzähl mir jetzt nicht, das damals war dein erster Kuss.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Nicht der allererste. Allerdings der erste mit Zunge.“ Anna grinste. „Seltsam, oder? Da treffen wir uns einmal und enden direkt so.“ Fernando grinste. „Ironie des Schicksals.“ Anna schüttelte belustigt den Kopf „Ich hab vier Wochen überlegt ob ich dich anrufen soll.“ Damals in Alicante hatte Anna versucht nach dem Spiel noch mit Fernando zu reden. Allerdings hatte sie direkt nach dem Spiel keine Gelegenheit dazu gehabt. Die Mannschaften feierten den ganzen Abend lang ausgelassen. Fernando war auch da gewesen, hatte aber bei seinen Mannschaftskameraden gestanden. Anna, die mit zwei ihrer Mitspielerinnen an einem Stehtisch stand, erwischte sich immer wieder dabei, wie sie zu Fernando rüber sah. Fernando sah einmal im selben Moment zu ihr herüber. Er setzte ein lächeln auf und zwinkerte einmal. Anna lächelte zurück, wurde dann aber angesprochen und widmete sich dem Gespräch. Als sie sich später nach Fernando umsah, war er schon nicht mehr da. Anna entfernte sich ein wenig von der Partygesellschaft und setzte sich an den Pool. Dort zog sie ihre Schuhe aus und hielt ihre Füße ins Wasser. Leicht abwesend beobachtete sie das Wasser im Pool. „Schon keine Lust mehr zu feiern?“, fragte eine Stimme von hinten. Anna drehte sich um und sah in das lächelnde Gesicht von Fernando, der sich neben sie setzte. „Ich wollte nur ein paar Minuten die Ruhe genießen. Und du?“ Fernando zog seine Schuhe aus und hielt seine Füße auch ins Wasser. „Eigentlich wollte ich nach drinnen. Aber dann hab ich dich hier so allein sitzen gesehen. Worüber wolltest du gestern mit mir reden?“, fragte er neugierig. Anna überlegte, was sie nun sagen sollte. Sollte sie ihm verraten wer sie war? Er hatte allem Anschein nach immer noch keine Ahnung. Aber was, wenn er dann ausrasten würde? Sie war sich die ganze Zeit sicher gewesen, dass es eine gute Idee war mit Fernando zu sprechen und ihm zu sagen wer sie war. In diesem Moment war sie sich der Sache aber nicht mehr so sicher. „Schon gut.“, sagte sie dann. Fernando zuckte mit den Achseln. „Ich sollte mich im übrigen noch bei dir entschuldigen.“, meinte er dann. Anna sah ihn verwundert an. Ob er es doch wusste? „Wofür?“, fragte sie. Er lächelte unschuldig. „Heute Nachmittag. Ich wollte dich nicht überrumpeln.“ Anna sah ihm in die Augen und nickte nur schweigend. „Na dann.“, sagte er, nahm seine Füße aus dem Wasser und stand auf. Dann beugte er sich noch einmal zu ihr runter, küsste sie auf die Wange und sagte: „Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder.“ Anna lächelte. „Vielleicht.“ Fernando ging daraufhin wieder zu seinen Freunden und ließ Anna am Pool zurück. Ab diesem Abend war es um Anna geschehen gewesen. In der Nacht hatte sie kein Auge zubekommen. Am Tag der Abreise hatte sie Fernando aus dem Fenster des Busses noch beobachtet. Nun würde sie für eine ewiglange Zeit sein Lächeln nicht mehr sehen können. Wer wusste ob sie ihn überhaupt jemals wieder sehen würde. Zurück in Deutschland hatte sie auch nicht aufhören können an Fernando und Alicante zu denken. Sie hatte Tage neben dem Telefon verbracht und überlegt ob sie Fernando nicht anrufen sollte. Sie erwischte sich immer wieder dabei, im Internet herauszusuchen wann welcher Flug nach Madrid ging. Irgendwann hatte sie sogar den Flugplan Berlin – Madrid auswendig gekonnt. Es gab keinen Zweifel daran, so sehr es Anna auch nicht passte, sie hatte sich in ihren Sandkastenfreund Fernando Torres verliebt. „Warum hast du es nicht getan?“, fragte Fernando neugierig. Anna seufzte. „Warum wohl? Wegen deiner Freundin.“ „Welche Freundin?“, wollte er wissen. „Meine Mutter meinte irgendwann zu mir du hättest eine Freundin. Und ich wollte dir da doch nicht ins Gehege kommen.“ Er schüttelte den Kopf. „Meine erste Freundin hatte ich erst über ein halbes Jahr nach Alicante.“ Anna seufzte innerlich. Was hatte ihre Mutter ihr bloß gesagt? Sie hatte damals drei Tage nicht gewusst was sie nun machen sollte. Sie war in jemanden verliebt gewesen, der über 1800 Kilometer weit entfernt wohnte und eine Freundin hatte. Dann hatte eine Freundin versucht Anna so gut es ging von Fernando abzulenken und einige Wochen später hatte Anna ihren ersten Freund kennen gelernt. „Du hättest doch trotzdem anrufen können. Selbst wenn ich eine Freundin gehabt hätte.“ Anna schüttelte den Kopf. „Du wärst eh nicht ans Telefon gegangen wenn du gewusst hättest, dass ich das war. Außerdem konnte ich das damals einfach nicht machen. Das wäre für mich nicht gut gewesen, denn dann hätte ich tagelang wieder nur an dich gedacht.“ Fernando sah sie verdutzt an. Was sollte das heißen? Sie war doch nicht etwa…? Nein, das wäre absurd. Sie konnte nicht in ihn verliebt gewesen sein. Das hätte sie ihm doch wenn sicher direkt gesagt? Oder nicht? Fernando war total verwirrt. Es wäre sicherlich unpassend einfach so direkt zu fragen, also entschloss Fernando sich dazu, das Thema zu wechseln. „Gehst du denn jetzt mit mir aus?“, fragte er vorsichtig. Anna nickte. „Ich denke schon.“ Fernando strahlte. „Sehr schön. Heute Abend?“ Sie seufzte. „Heute leider nicht. Ich hab Nachtschicht. Morgen?“ „Klar. Ich hole dich um 5.“ „So früh?“ Er nickte grinsend. „Ich bin ein Kind, ich muss um 9 ins Bett.“ „Na wenn das so ist.“ „Wann musst du heute zum Fußball?“, fragte er neugierig. Anna sah zur Uhr. „Um vier. Ich glaube ich muss gleich auch los. Ich muss noch zu Hause vorbei.“ Fernando nickte. „Wann fahren wir?“ „Wir?“, fragte Anna verdutzt. „Na, ich will das Spiel sehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich kann mich nicht konzentrieren wenn du mir zuguckst.“ „Wieso das denn? Bei mir nimmst du doch auch keine Rücksicht darauf.“ Anna grinste. „Bislang wusstest du doch gar nicht, dass ich mir deine Spiele angeguckt hab.“ Er lachte. „Okay. Das mag stimmen. Was mach ich denn dann heute?“ „Du tust ja gerade so, als wärst du unfähig eine Minute auf meine Anwesenheit zu verzichten.“ Fernando grinste und strich über ihre Wange. „Schatz, du weißt doch dass jede Sekunde ohne dich für mich eine echte Qual ist. Ich kann ohne dich nicht leben.“ Anna musste sich beherrschen nicht zu lachen und nahm seine Hand. „Wir müssen aber, mein Geliebter. Auch wenn die Einsamkeit in der Zwischenzeit schmerzhaft sein wird.“ Fernando brach in Gelächter aus. Anna genauso. „Wir sind schon bescheuert.“, meinte Anna. „Kindisch trifft es besser…“ Sie stand auf und zog das T-Shirt, welches sie über ihrem Kleid anhatte, aus. „Ich sollte langsam los.“ „Warte fünf Minuten und ich komm ein Stück mit. Ich verhungere.“ Sie grinste. „Gestern Abend meintest du noch du wärst so satt…“ „Das war gestern.“ Sie schüttelte amüsiert den Kopf. Fernando ging zum Schrank, nahm sich eine Hose und ein T-Shirt und zog sich an. Fernando begleitete Anna noch bis zu ihrem Auto. „Du musst mir noch aufschreiben wie deine Straße heißt. Sonst findet mein Navigationsgerät dich nicht.“ Anna lächelte. „Ich schreib dir heute Abend einen Zettel und leg ihn dir hin.“ Fernando nickte. „Viel Glück heute Nachmittag.“ „Danke. Das werde ich sicher brauchen können.“ Anna stieg in ihr Auto und zog sich die Schuhe aus. In den hochhackigen Schuhen konnte sie unmöglich auch nur einen Meter fahren. Fernando beobachtete das belustigt und winkte ihr noch zum Abschied zu. Dann setzte er ein Grinsen auf. Er würde das Spiel schon irgendwie zu sehen bekommen. Anna ließ sich zuhause angekommen erstmal auf ihr Bett fallen. Diese Kopfschmerzen und dann auch noch Nachtschicht. Sie fasste sich an den Kopf und schloss kurz die Augen. Das Bett roch noch nach Fernando. Anna seufzte. Jetzt fing sie schon wieder an viel zu viel über ihn nachzudenken. Das hatte sie doch damals hinter sich gelassen. Sie war froh darüber ihn erst morgen wieder zu sehen, denn ihrer Meinung nach brauchte sie eine Auszeit. Sie war gern mit ihm zusammen, aber trotzdem war es anstrengend. Sie hatten 14 Jahre nicht miteinander geredet und nun waren sie auf einmal wieder so unzertrennlich wie früher. Hoffentlich gab es keine Fotos von ihr bei der Hochzeit gestern. Anna sah zur Uhr. Viel Zeit hatte sie nicht mehr. Sie stand auf und suchte in der Küche nach etwas essbarem. Eine Stunde später betrat Anna mit Sporttasche bepackt, den Sportplatz ihrer Fußballmannschaft und ging in die Kabine um sich umzuziehen. Nachdem sie das getan hatte traf sie sich draußen mit den anderen und ihrer Trainerin zu einer Teambesprechung. Die Trainerin erklärte ihren Spielerinnen die Taktik und die Aufstellung des heutigen Tages. Es ging schließlich gegen die Tabellendritten der Landesliga, in der Annas Mannschaft spielte. Anna sah sich leicht abwesend auf dem Platz um. Es waren für ein Frauenfußballspiel doch recht viele Zuschauer da. Ihr Bruder und ihre Schwester wollten auch vorbeigekommen sein. Da Anna die beiden jedoch nicht sah, vermutete sie dass die beiden doch vielleicht etwas Besseres vorhatten. Die Spielerinnen begannen sich warm zu machen und standen schon recht bald mit ihren Gegnerinnen auf dem Platz, bereit anzufangen. Anna hatte ihre Position im rechten Mittelfeld gerade bezogen und wartete darauf dass die Schiedsrichterin das Spiel anpfiff, als Daniél und Carmen den Sportplatz betraten. Anna musste zweimal hingucken als sie sah, wen die beiden mitgebracht hatten. Einige andere Spielerinnen sahen auch verwirrt. „Ist das nicht…?“, fragte Anett, die linke Flügelspielerin von Annas Mannschaft. Anna nickte stumm. Er war doch mit allen Wassern gewaschen. Damit hätte sie eigentlich rechnen können. Fernando setzte sich neben Daniél und Carmen auf eine Bank am Spielfeldrand. Die Schiedsrichterin pfiff nun das Spiel an. „Na super.“, dachte sich Anna, die davon überzeugt war nun keinen einzigen vernünftigen Pass hinzubekommen. Es sollte sich aber als halb so schlimm wie erwartet herausstellen, denn es lief nicht so schlecht wie Anna dachte. Die gegnerische Mannschaft stellte sich als nicht so stark wie befürchtet heraus. Ein paar klaffende Lücken in der Abwehr sorgten für gute Torchancen, jedoch gelang es Annas Mannschaft nicht diese Chancen auch zu nutzen. Zur Halbzeit stand es immer noch 0:0. Die Spielerinnen nutzten die 15 Minuten Pause um sich ein wenig auszuruhen, etwas zu trinken und vor allem um sich taktische Tipps ihrer Trainerin anzuhören. Fernando rutschte hibbelig auf der Bank hin und her. Carmen sah ihn von der Seite an. „Geh doch einfach zu ihr rüber.“, meinte sie dann. Fernando schüttelte den Kopf. „Besser nicht.“ „Warum nicht?“ Fernando überlegte. Das wusste er selbst nicht so genau. Er seufzte, stand auf und ging langsam zu Anna herüber. Anna saß gerade mit Anett und noch zwei weiteren Spielerinnen am Spielfeldrand und ruhte sich aus. „Anna?“, fragte eine bekannte Stimme von hinter ihr. Anna und die drei anderen drehten sich um. Anett tauschte einen verwirrten Blick mit Anna. „Was gibt’s?“, fragte Anna Fernando, der hinter ihr stand. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Anna nickte und stand auf. Sie nahm sich ihre Wasserflasche und ging mit ihm, unter den argwöhnischen Blicken der anderen Spielerinnen ein paar Meter. Er grinste. „Also Rot-weiß würde dir besser stehen.“ Anna lachte und sah an sich herab. Ihr Outfit war komplett dunkelblau. „Was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass du in blau nicht auch gut aussiehst.“ Anna schüttelte amüsiert den Kopf. „Du versuchst doch nicht etwa dich bei mir einzuschmeicheln?“ „Vielleicht das, vielleicht versuche ich aber auch nur dich zu so einer positiven Einstellung mir gegenüber zu bekommen, dass du dir ein paar Taktiktipps von mir anhörst.“ Anna zog die Augenbraue nach oben. „Du willst mir helfen?“ Fernando grinste. „Klar doch. Wenn ich dir einmal zugucke sollst du wenigstens gewinnen.“ Anna nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. „Also?“ „Die linke Abwehrspielerin ist nicht besonders überzeugend im Zweikampf. Außerdem geht sie erst sehr spät zum Ball. Die beiden mittleren Spielerinnen rücken nur sehr langsam nach bei einem Konter. Das heißt bei einem Konter über rechts hast du nur die Zweikampfschwache Spielerin vor dir. Wenn du früh genug abspielst, kommt sie noch nicht mal in deine Nähe und der Ball ist an ihr vorbei und landet bei der Stürmerin. Wenn du den Ball ein wenig anschneidest, könnte er sogar schon von da aus reingehen.“ Anna nickte. „Ich werde es mal versuchen.“ „Vertrau mir. Das wird funktionieren.“ „Das sehen wir ja dann.“, sagte sie mit einem Zwinkern und ging zurück zu ihrer Mannschaft. Anna und Fernando wurden aus der Entfernung von Carmen und Daniél beobachtet. Carmen sah ihren großen Bruder an. „Er sieht nett aus, meinst du, er steht auf Anna?“ „Ich denke schon.“, entgegnete Daniél und musterte die beiden kritisch. „Vielleicht sollten wir ihn vor Papa warnen.“ Daniél schüttelte den Kopf. „Dass lassen wir lieber. Dann ist es ja nur halb so witzig.“ „Das ist aber unfair.“ Daniél grinste. „So ist das Leben halt manchmal. Der wird schon wissen was auf ihn zukommt. Schließlich hat er gestern schon einen kleinen Einblick bekommen.“ Carmen nickte. „Ich hatte immer gedacht Anna macht Witze, wenn sie gesagt hat dass sie ihn kennt.“ Anna war unterdessen wieder bei ihren Teamkameradinnen angekommen. Die sahen Anna erwartungsvoll an. „Du kennst ihn?“, fragte Kerstin, eine Abwehrspielerin, verdutzt. Anna nickte. „Das ist eine lange Geschichte. Ich bin mit ihm aufgewachsen.“ „Das ist jetzt wohl ein Scherz.“ Anna schüttelte den Kopf. „Ist es nicht. Wieso sollte er sonst mit meinem Bruder und meiner Schwester herkommen?“ Darauf fiel den anderen keine passende Antwort ein. Anna grinste triumphierend. Die Schiedsrichterin betrat nun wieder das Feld, was die Mannschaften dazu bewog sich auf dem Platz fertig für die zweite Halbzeit zu machen. Die ersten paar Minuten der Halbzeit verliefen allerdings nicht so wie Anna sich das vorgestellt hatte. Nachdem jemand in der Abwehr ihrer Mannschaft geschlafen hatte, fiel das 0:1. Die Torhüterin aus Annas Mannschaft war ohne Chance. Während die andere Mannschaft ihr Tor bejubelte blickte Anna ratlos auf das Spielfeld. Ob sie wirklich das versuchen sollte, was Fernando ihr gesagt hatte? Sie ging herüber zu einer der Stürmerinnen ihrer Mannschaft und erklärte ihr Fernandos Plan. Nach dem Anstoß ihrer Mannschaft vom Mittelkreis bekam Anna den Ball und lief in Richtung des gegnerischen Strafraums. Wie von Fernando prognostiziert, machte die Gegenspielerin noch keine Anstalten sie anzugreifen. Ihrer Meinung nach war die Situation wohl noch ungefährlich. Anna sah sich um. Ihre Mitspielerin war schon weit genug aufgerückt, stand jedoch im passiven Abseits. Würde sie zu ihr rüberpassen, würde die Schiedsrichterin abpfeifen. So entschied Anna sich, es einfach einmal selbst zu versuchen. Normalerweise tat sie das relativ selten. Fernando hatte gesagt, Anna solle den Ball ein wenig anschneiden. Für einen Profifußballer war das vielleicht einfach, aber für eine Amateurfußballerin wie Anna war es leichter gesagt als getan. Wie musste sie den Ball anschneiden, damit er genauso flog wie sie es gerne hätte? Anna versuchte es einfach mal, schoss und sah dem Ball hinterher. Sie war überzeugt gewesen, dass der Ball meterweit am Tor vorbeigehen würde. Der Ball hatte jedoch andere Absichten. Er flog aufs Tor zu. Die Torhüterin der gegnerischen Mannschaft wollte den Ball fangen, griff aber in die Luft. Drin. Tor. Anna sah verblüfft zum Tor herüber und konnte gar nicht fassen, dass der Ball rein gegangen war. Noch vollkommen in Trance wurde sie von Anett und Kerstin umarmt und gefeiert. Fernando war von seiner Bank aufgesprungen, als Anna einfach abgezogen hatte. Er ließ einen lauten Jubelschrei aus. Hatte er also Recht gehabt. Anna kam grinsend zu ihm herüber gejoggt. Bevor er irgendwas sagen konnte, umarmte Anna ihn und flüsterte ihm ein „Danke“ ins Ohr. Fernando lächelte. „Wofür? Du hast ihn doch allein rein gemacht. Ich wusste du würdest das hinbekommen.“ Anna löste sich aus der Umarmung. „Du solltest jetzt gehen, bevor du gelb bekommst.“, meinte er mit einem Zwinkern. Anna sah zur Schiedsrichterin, die sie schon genervt ansah. Dann lief sie wieder aufs Feld. Mit Annas Tor war der Knoten geplatzt. Die gegnerische Mannschaft wusste nicht mehr so recht, wie es weitergehen sollte und wurde unsicher. Annas Mannschaft, die durch das Tor aufgeweckt worden war, kam zu mehr und mehr guten Chancen. Schließlich fielen noch zwei Tore für Annas Mannschaft bevor die Schiedsrichterin ohne viel Nachspielzeit abpfiff. Zufrieden ging Anna mit dem Rest ihres Teams zum Duschen. Carmen, Daniél und Fernando warteten draußen am Spielfeld geduldig auf Anna. Die kam irgendwann aus der Kabine. Auf die heutige Siegesfeier hatte sie heute leider verzichten müssen, denn sie musste ja noch arbeiten. Auch wenn ihre Teamkameradinnen es gerne gesehen hätten, wenn sie Fernando zum Feiern mitgekommen hätte. „Gutes Spiel.“, meinte Fernando. Anna seufzte. „Anstregend... Das gibt richtig Muskelkater. Ich könnte mich direkt in einen Sarg legen und würde nie wieder aufwachen.“ „Sicher, dass du die Massage, die ich gestern angeboten hab, nicht doch willst?“ Sie grinste. „So schlimm kann es gar nicht werden.“ „Schade.“ Langsam gingen Anna, ihre Geschwister und Fernando vom Sportplatz. „Eigentlich hätte ich mir denken können, dass für dich ein Nein nicht zählt. Wie hast du hergefunden?“ „Na ja. Zuerst hab ich daran gedacht das Telefonbuch zu benutzen. Aber dann hab ich einfach meine Mutter angerufen. Und die hatte die Nummer von deinen Eltern.“ Anna seufzte. „Und die haben es dir natürlich direkt gesagt.“ „Klar doch. Und zum Essen sollst du auch noch mitkommen. Es gibt Paella.“ „Zur Feier des Tages, oder wie?“ Daniél sah seine große Schwester an. „Papa meinte, weil du das erste Mal seit Chris einen Freund mit zu uns bringst.“ Anna grummelte schweigend vor sich hin. Auch das noch. „Du gehst doch nicht etwa weg, oder Anna?“, fragte Carmen mit traurigem Blick. Sie schüttelte den Kopf. „Wieso sollte ich? Er ist nicht mein neuer Freund.“ „Warum nicht? Ich mag ihn jetzt schon lieber als Chris. Der ist nie mit uns Fußball gucken gegangen.“, verkündete Daniél mit einem Grinsen. „Um das zu verstehen musst du noch ein paar Jahre älter werden.“, meinte sie kühl. Anna war innerlich froh darüber, dass Fernando das Gespräch mit ihren Geschwistern nicht verstanden hatte, weil die beiden auf Deutsch mit ihr geredet hatten. Annas Eltern wohnten in einem kleinen Einfamilienhaus unweit des Sportplatzes. Fernando hatte das Haus vorhin direkt gefunden, denn erstens stand Annas Auto in der Einfahrt und zweitens hatte Luis im Vorgarten die spanische Flagge gehisst. Anna öffnete die Türe und stellte ihre Sporttasche neben der Eingangstüre ab. „Wir sind wieder da.“, rief sie. Der Geruch der fast fertigen Paella stieg bereits in ihre Nase. Daniél und Carmen ließen Fernando und Anna zurück und machten sich auf in ihre Zimmer. Fernando sah sich interessiert um. „Nett hier.“, meinte er. Anna wies ihn mit dem Kopf an ihr zu folgen und durchquerte das Wohnzimmer um auf die Terasse zu gehen. Wie vermutet, saßen ihre Eltern im Garten und genossen das schöne Wetter. „Da seid ihr ja endlich.“, sagte Annas Vater, der von seiner Zeitung hochblickte. Anna sah auf die Uhr. „Sind wir so spät?“ Annas Mutter stand auf und schüttelte den Kopf. „Ihr seid pünktlich zum Essen. Die Paella müsste gleich soweit sein.“, erklärte sie und ging nach drinnen. Fernando sah sich im Garten um. „Du hast ein Baumhaus?“, stellte er mit Grinsen im Gesicht fest. „Nachdem sie Spanien verlassen musste, hab ich ihr eins gebaut damit sie dich nicht so vermisst.“, antwortete Luis ohne von seiner Zeitung aufzusehen. „Hat es wenigstens funktioniert?“, fragte Fernando neugierig. Anna schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Alleine da drin zu sitzen ist doof.“ „Das kann ich mir vorstellen.“, erwiderte er, nahm ihre Hand und ging mit ihr zum Baumhaus rüber. „Du willst dich da doch nicht etwas reinquetschen?“ Fernando grinste. „Warum nicht?“, meinte er und kletterte gekonnt den Baum hinauf. Anna kletterte hinterher. Fernando setzte sich auf den Fußboden und sah sich um. „Also mein Baumhaus gefällt mir besser. Da haben wir wenigstens alle Wände mit Filzstiften bemalt…“ „Und mit allem sonst, was uns in die Hände gefallen ist.“, entgegnete Anna lächelnd. Fernando lachte. „Weißt du noch wie der Farbeimer im Baumhaus umgekippt ist?“ „Oh ja. Du sahst toll aus mit grüner Farbe in den Haaren und überall sonst. Deine Mutter hat sich gefreut.“ „Ich musste mich anderthalb Stunden mit einer harten Bürste sauber machen um die Farbe abzubekommen. Im Baumhaus ist immer noch ein riesiger grüner Fleck.“ Anna und Fernando wurden recht schnell aus ihren Erinnerungen gerissen, denn Annas Mutter rief zum Essen. Carmen, Daniél und Annas Eltern saßen bereits am Tisch auf der Terrasse, als Fernando und Anna sich setzten. Carmen, die ihrer Schwester gegenüber saß, sah sie ernst an. „Was habt ihr im Baumhaus gemacht?“ „Nichts.“, entgegnete Anna und nahm sich ein Glas Wasser. „Hast du ihn geküsst?“, fragte Carmen direkt. Anna verschluckte sich an ihrem Wasser und musste Husten. Luis sah seine älteste Tochter giftig an. Fernando, der nicht verstand worum es ging, klopfte Anna auf den Rücken. „Nein. Wie kommst du denn darauf?“, fragte Anna, nachdem sie den Hustenreiz überwunden hatte. „Das hat Daniél gesagt.“ Luis sah seinen Sohn ernst an. „Hör auf deiner Schwester irgendwelche Flausen in den Kopf zu setzen.“ „Wieso denn?“, protestierte Daniél. „Erst kommt er morgens um halb 9 aus ihrem Badezimmer und dann kommt er her um ihr beim Spielen zuzugucken. Als ob da nichts wäre. Anna stand doch damals schon tierisch auf ihn. Ich war zwar noch ein Kind, aber deswegen war ich ja nicht blind.“ Anna schüttelte den Kopf. „Da ist nichts.“ „Och menno. Da dachte ich einmal, ich könnte in der Schule mit dir angeben. Aber nein. Cool sein gönnt man mir ja nicht.“ Annas Mutter sah ihren Sohn ernst an und schüttelte den Kopf. „Selbst wenn, ist das die Sache deiner Schwester und nicht deine. Du hältst dich mal schön zurück. In der Schule angeben kannst du vergessen. Sollte mir das zu Ohren kommen, komm ich persönlich mit deinen Kinderfotos in die Schule.“ „Aber..“ Anna grinste. Ihre Mutter war doch immer wieder in der Lage Daniél in seine Schranken zu weisen. „Worum geht’s?“, fragte Fernando der immer noch ahnungslos war. „Nichts.“, sagte Anna. „Das waren aber viele Worte für ’Nichts’. Rück raus mit der Sprache. Oder muss ich dich erst auskitzeln?“ Sie lächelte. „Das tust du nicht?“ Fernando grinste fies. „Das glaubst aber auch nur du.“ Luis tauschte einen Blick mit seiner Frau. „Wie früher…“, dachte er. Nachdem die Paella und der Nachtisch, ein Flan, verspeist worden war, führte Anna Fernando ein wenig im Haus herum. Sehr zu Annas Unzufriedenheit, ließ ihre Mutter es sich nicht nehmen Fernando ein paar Fotos zu zeigen. Fernando saß neben ihr und begutachtete grinsend die Fotos. Bei einem Bild von Anna mit blonden kurzen Haaren im Spanientrikot stockte er. Bis jetzt hatte es ja immer noch eine kleine Chance gegeben dass das ein Missverständnis war. Aber das war der Beweis. Das war das Mädchen aus Alicante. Fernando sah kurz zu Anna herüber und lächelte. „Und du hattest wirklich keine Ahnung wer sie war?“, fragte Annas Mutter amüsiert. „Du weißt davon?“ „Natürlich tu ich das. Ich weiß eine Menge Dinge über Alicante.“ Anna sah ihre Mutter ernst an. „Die wir hier jetzt aber nicht alle besprechen müssen.“ „Warum nicht?“, fragte Fernando neugierig. „So erfahr ich dann wenigstens auch mal alles.“ Anna überlegte. Jetzt brauchte sie eine gute Ausrede. „Weil ich gleich los muss. Guck mal auf dir Uhr.“, meinte sie. Das war das erste was ihr eingefallen war. Fernando sah auf seine Racer-Uhr. Es war bereits halb acht. „Du hast Recht. Ich komm zu spät zu meinem Date.“ Anna musterte ihn kritisch. „Welches Date?“ Fernando lachte. „Zwei Herren aus Valencia wollen mit mir bei Jésus ein oder zwei Bierchen trinken gehen.“ „Ach so.“, entgegnete Anna. „Du hättest dein Gesicht gerade sehen sollen.“, verkündete Daniél. Anna schüttelte den Kopf. „Ich hab mich bloß gewundert wie das ohne Dolmetscher funktionieren sollte mit einem Date.“ Fernando zwinkerte. „Das geht alles. Man muss nur wissen wie.“ Fernando und Anna machten sich nur wenig später auf den Weg. Fernando fuhr zurück zum Hotel, wo er mit Arturo und Sergio verabredet war. Anna fuhr nach Hause, um sich umzuziehen. Kurz vor 22 Uhr begann Anna, mit einem dicken Thriller bewaffnet, ihre Nachtschicht, während Fernando mit Arturo und Sergio bei Jésus saß und deutsches Bier trank. Nach Mitternacht war im Hotel nichts mehr los. Anna widmete sich seufzend ihrem Buch. „So spät noch wach?“, fragte irgendwann eine bekannte Stimme. Anna blickte auf und sah in die Gesichter der beiden Valencianer und des spanischen Nationalspielers. „Die Frage gebe ich zurück.“ „Wir waren in deiner spanischen Kneipe.“, meinte Arturo der schon relativ gut dabei war. Die beiden Valencianer verließen Anna und Fernando recht bald darauf. „Ich soll dich von Jésus grüßen. Er meinte du bekämst morgen eine CD mit den Bildern von der Hochzeit.“, sagte Fernando dann. Anna reichte ihm einen Zettel. Fernando blickte verdutzt darauf. „Damit dein Navigationssystem mich auch findet.“, entgegnete Anna mit einem Zwinkern. „Es bleibt bei 17 Uhr.“ Sie nickte. „Gut. Dann wünsche ich noch frohes Schaffen.“, meinte er. „Danke. Und dir eine gute Nacht.“ Fernando grinste. „Wer weiß. Wenn ich nicht schlafen kann hol ich dich rauf.“ „Wieso solltest du nicht schlafen können?“ Er zwinkerte. „Vielleicht hab ich mich ja schon so an deine Anwesenheit gewöhnt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als ob.“ Fernando beugte sich über den Tresen und küsste sie auf die Wange. „Bis dann.“ Fernandos Nachtruhe sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Bereits um kurz nach sechs wurde er vom verzweifelten Piepsen seines Handys geweckt, dessen Akku so gut wie leer war. Er stieg noch verschlafen auf dem Bett und suchte das Ladegerät. So ein Mistteil. Nachdem er das Handy an das Stromnetz angeschlossen hatte, ging er noch kurz auf den Balkon hinaus. Er sah hinunter zum Pool. Da war irgendwer. Bei genauerem Hinsehen erkannte Fernando, dass Anna nach Ende ihrer Nachtschicht noch eine Runde im Pool schwamm. Er setzte sich auf seinen Stuhl und beobachtete sie. Er hatte Anna noch nie im Bikini gesehen, musste aber zugeben dass sie darin eine annehmbare Figur machte. Er seufzte. Woran dachte er da schon wieder? Er stand auf und wollte gerade nach drinnen gehen. In der Türschwelle blieb er stehen. Wo war eigentlich sein Problem. Heute war ein anderer Tag als gestern und vorgestern. Heute würde er Anna für einen Tag mal nicht als alte Freundin sehen, sondern als Frau. Schließlich war ja am Abend das Date. To be continued Bis zum nächsten Mal Kapitel 13: Kleiderwahl ----------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 13 Kleiderwahl Frohe Ostern noch nachträglich. Und nun geht es weiter: @SSJSweety: Neeeeein.. das is doch keine Anspielung gewesen ;P @ColaKorn: Naja ob das mit dem Date heute schon klappt… @MissCapristo: Jetzt geht es weiter @Gilthoniel79: Ja, wie war das Spiel denn? *gg* Schön wenn dir das Charakterdesign gefällt. Ein wenig Ausformen muss man die Leute ja schon um die es geht, oder nich? @JuliaAugusta: Klar doch @mely1106: Das freut mich zu hören. @Zinha: Das ist doch nicht schlimm. Madridista sind auch Menschen ;) Und eine kleine Schwäche für Sergio Ramos hab ich trotz der Tatsache dass ich Rojiblanca bin. @Delphine88: Na dann hattest du ja ne Menge zu tun ^.^ Special Thanks an meinen tapferen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Heute war ein anderer Tag als gestern und vorgestern. Heute würde er Anna für einen Tag mal nicht als alte Freundin sehen, sondern als Frau. Schließlich war ja am Abend das Date. ------ Fernando drehte sich wieder um und lehnte sich an die Brüstung seines Balkons von wo aus er Anna noch eine Weile beobachtete. Anna stieg irgendwann aus dem Wasser, ging zu einer Liege unweit von Fernandos Zimmer und nahm sich ihr Handtuch. „Wenn das deine Chefin erfährt…“, sagte eine Stimme hinter ihr. Anna drehte sich um und sah hinauf zu Fernandos Balkon in den zweiten Stock. Da war jedoch niemand. Fernando lehnte im Halbschatten an einem Holzbalken hinter ihr und grinste. „Gar nicht mal so schlecht geraten.“ Anna erwiderte das Grinsen. „Wenn sie was erfährt? Sie hat mich selbst zum schwimmen geschickt…“ „Na dann.“ Anna trocknete ihre Haare an dem Handtuch ab. „Wieso bist du zu dieser unmenschlichen Zeit eigentlich schon wach?“, fragte sie. Er lächelte. „Ich hab doch gesagt, dass ich ohne dich vielleicht nicht schlafen kann.“ „Du willst mir jetzt sagen, dass du bis jetzt kein Auge zugemacht hast?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Nein. Ehrlich gesagt hab ich ein wenig geschlafen. Aber ich bin rechtzeitig wach geworden um dich einmal im Bikini zu sehen.“ Anna sah ihn kritisch an. „Du hast mich doch schon mal im Bikini gesehen.“ Fernando sah sie verdutzt an. „Wann? Als Kind hattest du immer Badeanzüge mit Blumenaufdruck an.“ „Daran erinnerst du dich noch?“ „Sicher.“ „In Alicante hatte ich doch einen Bikini an.“ „Gar nicht wahr. Oder zumindest hab ich das nicht gesehen. Du hattest ein Handtuch um.“ Anna überlegte. „Stimmt. Punkt für dich.“ Fernando ging zu ihr herüber und umkreiste sie einmal. „Aber du kannst so was durchaus anziehen…“ Anna folgte Fernandos Blick. Was war mit dem denn heute los? Fernando lächelte. „Jetzt guck mich nicht so verwirrt an.“ „Wie soll ich sonst gucken? Du solltest am frühen Morgen besser auf den Alkohol verzichten. Oder ist das noch der Rest von gestern?“ „Ich hab heute noch nichts getrunken und den Alkohol von gestern müsste ich auch los sein.“, antwortete er. „So verhältst dich aber nicht. Ist dir irgendwie nicht gut?“ Er schüttelte den Kopf. „Alles bestens. Vielleicht freu ich mich bloß auf heute Abend?“, meinte er dann. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte Anna neugierig. „Das siehst du dann. Lass dich einfach überraschen.“ Er wies mit dem Kopf nach drinnen. „Kommst du mit frühstücken?“ „Sorry, aber ich bin froh wenn ich in meinem Bett bin.“ Fernando nickte verständnisvoll. „Schon okay. Schlaf du erstmal ein wenig. Das hast du dir verdient.“ „Wie gnädig von dir.“, entgegnete sie grinsend und wickelte sich in das Handtuch ein. „Irgendwelche Präferenzen, was ich heute Abend anziehen soll?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Das überlasse ich ganz dir.“ „Na dann werde ich was richtig schreckliches heraussuchen.“, verkündete sie. Er strich sanft über ihre Wange. „Ich glaube dir würde sogar ein Jutesack stehen.“ Anna schüttelte belustigt den Kopf. „Du versuchst gerade nicht wirklich mir Komplimente zu machen?“ „Was wäre wenn? Ich muss doch schon mal für heute Abend üben.“ „Übertreib nicht.“ Fernando lächelte. „Das würde ich doch niemals tun.“ „Wollen wir es hoffen.“ „Du siehst das ganze viel zu Ernst. Das wird bestimmt ein lustiger Tag.“ Anna seufzte. „Na wenn du meinst.“ „Versuch die Tatsache, dass wir beide uns schon so lange kennen einfach mal für einen Tag beiseite zu schieben.“ „Wenn das so einfach wäre…“ Fernando tippte ihr auf die Nase. „Vertrau mir einfach. Stell dir vor ich wäre nicht ich, sondern irgendein x-beliebiger spanischer Tourist der gern mit dir ausgehen will.“ Anna nickte zögerlich. „Wir sehen uns dann später.“, sagte er, fasste sie sacht am Kinn und küsste sie für eine Sekunde. Dann ging er nach drinnen. Anna sah Fernando verwirrt hinterher und berührte ihre Lippen kurz mit ihrem Finger. Wieso hatte er das gerade getan? Sie seufzte. Fernando sah das ganze wohl wieder einmal ganz anders als sie. Für ihn war es scheinbar kein Problem die Situation der Beiden mal für einen Tag komplett beiseite zu schieben. Aber das war wohl typisch für ihn. Vielleicht dachte sie ja wirklich zu viel über alles nach. Sie sah sich am noch leeren Pool um und landete mit ihrem Blick irgendwann am Fenster der Rezeption, an dem Fabienne stand und nach draußen sah. Das hatte Anna jetzt aber wirklich noch gefehlt. Auf Fabiennes dumme Sprüche am frühen Morgen konnte sie gut verzichten. Sie schlüpfte in ihre Schuhe und ging sich umziehen. Fernando war unterdessen wieder auf seinem Zimmer angekommen, wo er sich erstmal umzog um dann zum Frühstück zu gehen. Schlafen würde er eh nicht mehr können. Vielleicht würde er später noch die Zeit finden sich ein Stündchen hinzulegen, aber momentan verlangte sein Magen nach etwas zu essen. Während er mit Blick in den Spiegel seine Frisur richtete, dachte er über die Situation am Pool gerade eben nach. Vielleicht hätte er nicht ganz so dick auftragen sollen. Anna brauchte sicherlich erstmal etwas Eingewöhnungszeit. Aber ihr Blick war auch zu köstlich gewesen. Da hatte er gar nicht aufhören können. Ihm war es schon als Kind immer schwer gefallen aufzuhören wenn er einmal angefangen hatte. Im Gegensatz zu Anna war er überzeugt, dass es sicher ein lustiger und problemloser Tag werden würde. Am Vorabend war er sich noch nicht so sicher gewesen, aber inzwischen war er sich sicher, dass er es schaffen würde mit Anna einfach nur befreundet zu sein. Wenn dieses eine Date vorbei war, wäre sie wieder genau das was sie vorher war. Nicht mehr und nicht weniger. Anna ging vom Pool aus in das Hinterzimmer der Rezeption, wo sie sich umzog. Nachdem sie das getan hatte, verließ sie das Zimmer um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Sie brauchte dringend Schlaf. Sie hatte seit fast einer Woche nie länger als fünfeinhalb Stunden geschlafen. Doch draußen stellte sich Fabienne ihr in den Weg. „Ich wusste es…“, meinte sie nur. Anna zog eine Augenbraue nach oben. „Was wusstest du?“ „Dass du mich mit der ganzen Fotosache angelogen hast. Von wegen, du hättest ihn das letzte Mal mit acht Jahren gesehen. Du hast also doch etwas mit ihm.“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Und ich hab keine Lust dir jetzt zu erklären warum nicht. Das würdest du nicht verstehen.“, meinte sie und ging an Fabienne vorbei. „Ich verstehe eine Menge. Du hast bei ihm übernachtet und er hat dich eben am Pool geküsst. Was muss noch kommen, damit du mir endlich die Wahrheit sagst?“ „Du willst die Wahrheit wissen?“, fragte Anna genervt und drehte sich wieder um. Fabienne nickte. „Ja, ich hab in seinem Bett übernachtet und gerade eben hat er mich auch geküsst, aber das ist eine rein platonische Sache. Das ist glaub ich nicht so dein Fachgebiet.“ „Das glaubst nur du.“ „Du glaubst zu wissen wie es ist, wenn du die ersten acht Jahre deines Lebens neben einem Fußballstar gewohnt hast und eben dieser Fußballstar mal dein bester Freund war und du ihn nach fast 14 Jahren in denen ihr kein Wort gewechselt habt, wieder siehst und versuchst damit klar zu kommen, dass fast nichts mehr so ist wie es einmal war?“ Fabienne schüttelte den Kopf. „Na also.“, entgegnete Anna nur mit einem Kopfschütteln und ließ Fabienne stehen. Fernando betrat nur wenige Minuten nachdem Anna das Hotel verlassen hatte den noch recht spärlich gefüllten Speisesaal. Zu seiner Verwunderung entdeckte er zwei bekannte Gesichter die am Fenster an einem Tisch saßen. „Ihr beide schon wach?“, fragte Fernando, als er sich zu Sergio und Arturo an den Tisch setzte. Sergio lächelte. „Dasselbe können wir dich auch fragen.“ Fernando nahm sein Brötchen und schnitt es auf. „Ich konnte nicht schlafen.“ Arturo setzte ein Grinsen auf. „Vielleicht hat auch eine schöne Spanierin dich um den Schlaf gebracht?“ Der spanische Nationalspieler sah die beiden Valencianer verwirrt an. „Anna?“ „Wer sonst. Oder gibt es hier noch irgendwo spanische Singlefrauen im Hotel?“ „Wie kommt ihr darauf?“ Sergio nippte an seinem Kaffee. „Na ja, Jésus hat gestern Abend doch einige verdächtige Sachen gesagt.“ Fernando seufzte. Das stimmte wohl. Am Vorabend war er ja zusammen mit Sergio und Arturo bei Jésus in der Kneipe gewesen. Der, und zu seiner Verwunderung auch Carlos, den er eigentlich auf Hochzeitsreise vermutet hatte, waren anwesend. Im Gegensatz zum Vorabend hatte Jésus sich einen Kommentar nicht verkneifen können als er Fernando, Sergio und Arturo ihre Getränke brachte. „Heute ganz allein?“, fragte Jésus neugierig. Fernando schüttelte den Kopf. „Allein nicht. Aber ohne Anna. Sie muss arbeiten.“ „Na das muss auch mal sein. Hast du sie noch ins Bett getragen bekommen?“ Fernando nickte. „War zwar schwer, hat aber funktioniert.“ Jésus nickte zufrieden. „Wie lange ging die Party denn noch?“, fragte Fernando dann neugierig. „Bis gegen sechs.“ Fernando sah Jésus ernst an. „Ich hoffe mein kleiner Aussetzer kann unter uns bleiben.“ Jésus lachte. „Wenn du willst. Ich würde es aber dennoch nicht als Aussetzer bezeichnen…“ „Wie dann? Das ganze hat mehr Probleme gemacht als es genützt hat.“ Jésus schüttelte den Kopf. „Geh in dich hinein und frag dich das ganze noch mal. Dich selbst wirst du nicht anlügen können und du weißt, dass deine Antwort dann anders sein wird.“ „Aber…“ „Anna ist eine spanische Frau. Hast du jemals eine solche gesehen die einem das Leben nicht kompliziert macht? Ich bin seit über 25 Jahren verheiratet. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“ Fernando seufzte. Jésus hatte vollkommen Recht. Einerseits würde er es gerne rückgängig machen Anna geküsst zu haben, aber ein Teil von ihm bereute ganz und gar nicht was er getan hatte. Eher im Gegenteil. Das Gefühl von Annas Lippen auf seinen war absolut überirdisch gewesen. „Ich hab Anna schon lange nicht mehr so gut gelaunt und glücklich gesehen, wie seit du da bist.“, erklärte Jésus mit einem Lächeln auf den Lippen. Fernando sah Jésus ernst an. „Sie hatte es in letzter Zeit wohl wirklich nicht leicht, was?“ Jésus schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Chris hat ihr durchaus zugesetzt.“ „Chris?“, fragte Fernando mit hochgezogener Augenbraue. „Annas ehemaliger Verlobter.“ „Ach so.“, entgegnete der spanische Nationalspieler gedehnt. „Wie war er denn so?“, fragte er dann. Er war doch recht neugierig, was für eine Art Mensch Chris war. Was an ihm hatte Anna attraktiv gefunden? Wieso war sie mit ihm zusammen gewesen, obwohl er schwul war? Jésus nahm einen Schluck Wasser. „Kann ich nicht genau sagen. Ich hab Anna erst getroffen, als beide nicht mehr zusammen waren. Um genau zu sein an dem Abend an dem Anna ihn mit seinem Lover im Bett erwischt hatte. Er war später einmal hier gewesen um mit Anna zu reden. Aber die hat ihn gar nicht zu Wort kommen lassen.“ Fernando grinste. Das war typisch für sie. „Das hatte er aber auch verdient.“, merkte Jésus noch an. „Auf jeden Fall. Schon wegen dem Kleid.“ „Du hast das Kleid gesehen?“, fragte Jésus verdutzt. Fernando nickte. „Das hat mich aber ne Menge Überzeugungsarbeit gekostet.“ Jésus lachte. „Was hast du ihr gesagt?“ „Dass ich sie als Kind schon so oft geheiratet habe und ich wissen will wie das denn ausgesehen hätte.“ „Gutes Argument.“ „Hätte er Anna in dem Kleid gesehen, hätte er es sich sicher noch mal überlegt schwul zu sein.“, meinte Fernando mit einem Grinsen. „Aber dann wärst du ja nicht wieder bei ihr.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Ihr solltet das ganze nicht zu sehr überbewerten. Wir sind Freunde und das planen wir auch zu bleiben.“ Jésus nickte nur grinsend und ging zurück zum Tresen. Das würde nie funktionieren. Fernando sah die beiden Valencianer ernst an. „Jésus sieht da irgendwelche Dinge die da nicht sind.“ Sergio musterte ihn kritisch. „Auf was für einer Feier wart ihr, wenn ich Fragen darf?“ „Jésus Sohn hat geheiratet. Anna hat mich dorthin mitgenommen.“ Arturo biss in sein Brötchen. „Und was hast du getan?“ Fernando seufzte. „Ich weiß nicht warum, aber ich hab sie geküsst.“ „So wie gerade eben?“, fragte Arturo grinsend. Fernando schüttelte belustigt den Kopf. „Ihr beobachtet mich?“ „Natürlich tun wir das. Wir laufen dir den ganzen Tag als getarnter Busch hinterher. Ist dir das noch nicht aufgefallen? Spaß beiseite. Was meinst du, warum wir immer hier am Fenster sitzen? Von hier aus hat man einen netten Blick auf den Garten und den Pool. Nennen wir es eine zufällige Entdeckung.“ Fernando seufzte. Hier in dem Hotel war er wohl doch nicht so anonym wie er es gerne wäre. Er war überzeugt gewesen, dass es um diese Uhrzeit eh außer ihm und Anna eh niemand wissen würde. „Nein, nicht so wie eben. Das eben war eher nur ein kleiner Spaß.“ Arturo und Sergio sahen sich grinsend an. „Spaß?“ Fernando nickte. „Ich gehe heute mit ihr aus und wollte einen kleinen Spaß machen.“ „Ein richtiges Date? Also bringt sie dich doch um deinen Schlaf.“ „Nicht wirklich.“ „Du bist also nicht in sie verliebt?“ „Um Gottes Willen, Nein. Das wäre das allerletzte was passieren sollte. Wir sind bloß befreundet. Das ganze ist allerdings schwer zu erklären.“ Sergio sah zu Arturo rüber. Fernando schien das nicht unbedingt weiter erläutern zu wollen. „Das ist eure Sache. Dafür musst du dich bei uns nicht rechtfertigen.“ „Danke.“; entgegnete Fernando, froh dass er den beiden das Ganze nicht noch erklären musste. Um kurz nach sieben kam Anna in ihrer Wohnung an. Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Die letzten knapp 24 Stunden waren anstrengend gewesen. Erst die Kopfschmerzen, dann das anstrengende Fußballspiel und die Nachtschicht. Dazu kam dann noch Fernando. Anna zog ihre Klamotten aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. In nicht mal mehr zehn Stunden würde Fernando sie schon für ihr Date abholen. Sie seufzte beim Gedanken an das Date mit dem spanischen Nationalspieler. Sie hatte sich vorgenommen bis dahin nicht mehr darüber nachzudenken wie es denn werden würde, aber sie erwischte sich schon wieder dabei. Sie ignorierte die Tatsache, dass das Kissen und die Decke von Fernando noch immer auf ihrem Bett lagen und schloss müde die Augen. Schon nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen. Fernando hatte sein Frühstück mit den beiden Männern aus Valencia recht bald beendet. Sergio und Arturo wollten heute den fußballfreien Tag nutzen um einen Ausflug zu machen. Deswegen mussten beide auch schon recht bald los. Arturo sah Fernando an und wünschte ihm viel Spaß auf seinem Date mit Anna. „Manchmal liegt das, was man sucht näher als man denkt.“, sagte Sergio dann noch zum Abschied. Die beiden Valencianer machten sich nun auf den Weg. Sergio sah Arturo nur wissend an. „Das funktioniert niemals…“ Der nickte schweigend. Nach dem Frühstück ging Fernando wieder auf sein Zimmer, wo er sich seine Badeshorts anzog und sich mit seinem Laptop, einem Handtuch, seiner Sonnenbrille und seinem Mp3-Player bewaffnet auf eine Liege am Pool legte. Einen ganzen Morgen mal nichts tun zu müssef fand er durchaus angenehm. Das war jetzt sein erster richtiger Urlaub der Saison. In der Primera Division gab es ja keine richtige Winterpause. Die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr konnte man zur Regeneration nicht wirklich nutzen. Die spanische Liga ging im Vergleich zu den anderen europäischen Ligen, aufgrund der vielen Mannschaften in der ersten Liga, doch recht lang. Fernando surfte an dem Morgen durchs Netz, beantwortete seine ungelesenen E-Mails und chattete mit seinen Freunden daheim in Madrid. Sein Date mit Anna erwähnte er bei ihnen vorerst nicht. Sie würden das ganze sicher auch total fehlinterpretieren. Nach einem kleinen Mittagssnack beschloss Fernando dann, zu versuchen noch ein Stündchen zu schlafen. Das würde ja eventuell ein etwas längerer Abend werden. Anna wurde um kurz vor zwei von der Türklingel geweckt. „Nicht jetzt.“, dachte sie und kuschelte sich wieder in ihr Kopfkissen. Dieses roch irgendwie seltsam angenehm und anders. Es klingelte wieder. Anna öffnete die Augen und stellte seufzend fest, dass dies das Kissen von Fernando war. Sie schüttelte den Kopf über die Tatsache sich an Fernandos Kopfkissen gekuschelt zu haben, kletterte noch verschlafen aus ihrem Bett, zog sich einen Morgenmantel über und ging zur Gegensprechanlage. Ein fröhliches „Servus…“, von Tania schallte ihr entgegen. Anna gähnte und öffnete ihr die Türe. Tania musterte sie kritisch. „Zu dieser Zeit liegst du noch im Bett?? Hast du Besuch?“, fragte sie dann. Anna schüttelte den Kopf und wies sie mit einer Geste an einzutreten. „Hatte Nachtschicht.“ „Ach so.“, entgegnete die frisch verheiratete Halbspanierin und ging ins Wohnzimmer. Anna schaltete in der Küche noch kurz die Kaffeemaschine ein. „Ich wollte, bevor ich in die Flitterwochen fahre, noch einmal nach dem Rechten sehen.“ Anna setzte sich auf die Couch. „Alles bestens.“ Tania gesellte sich zu ihr. „Ich hab noch was für dich.“, verkündete sie, griff in ihre Handtasche und reichte Anna einen kleinen Stapel Fotos. „Was ist das?“, fragte Anna verdutzt. „Alle Fotos von dir und Fernando die den ganzen Abend über gemacht wurden. Ich war so nett dir ein paar Abzüge machen zu lassen.“ Anna beäugte den Stapel kritisch. „Das sind aber viele.“ Tania nickte. „Was erwartest du? Jeder der Familie will ein Foto von Fernando haben, um zu beweisen, dass er auch wirklich da war. Sind auch ein paar nette Schnappschüsse dabei. Vor allem der Tango. Ich hab dich noch nie so Tango tanzen sehen. Das sah endlich mal so aus wie es aussehen sollte.“ Anna seufzte. „Musst du schon wieder damit anfangen?“ „Natürlich. Nicht viele Frauen haben ein Bild davon wie sie von Fernando Torres geküsst werden.“, erklärte Tania mit einem Zwinkern. Anna sah das Foto an und seufzte genervt. „Ich hoffe du hast wenigstens noch mit ihm drüber geredet, nachdem du dich in seinem Bett ausgenüchtert hast.“ „Du wusstest, dass er mich mit zu sich ins Hotel nimmt?“ „Klar.“ „Warum hast du ihn nicht daran gehindert?“ Tania zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Du warst noch fit genug um selbst protestieren zu können. Da du das nicht getan hast, dachte ich es sei okay.“ Anna seufzte. „Schon okay.“ Tania grinste. „Und du hast wirklich nur geschlafen?“ Anna sah ihre Freundin kritisch an. „Ja. Selbst wenn ich es gewollt hätte, wäre ich zu anderen Dingen gar nicht mehr in der Lage gewesen.“ „Aber drüber nachgedacht hast du schon?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich weiß woran du immer denkst.“ „Du hast mich durchschaut. Eigentlich hatte ich ja schon damit gerechnet ihn hier zu treffen. Hast du heute Fernando-freien Tag?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Er holt mich um fünf ab.“, erklärte sie und stand auf um sich in der Küche einen Kaffee zu holen. „Und was macht ihr dann heute?“ „Keine Ahnung. Fernando meinte, das würde ich dann ja sehen.“ Tania musterte ihre Freundin ernst, als diese mit zwei Tassen Kaffee zurück ins Wohnzimmer kam. „Ihr habt ein Date?“ Anna seufzte. „So kann man es durchaus bezeichnen…“, antwortete sie und trank an ihrem Kaffee. „Hattest du nicht gesagt, du willst mit ihm befreundet bleiben?“ „Ja hab ich. Und so ist es auch immer noch. Wir gehen ein einziges Mal miteinander aus.“ „Was ziehst du an?“ Anna lehnte sich zurück und gähnte. „Keine Ahnung. Irgendwas halt.“ Tania schüttelte genervt den Kopf. „Oh nein. Wenn du einmal in deinem Leben zu einem Date mit einem Fußballstar gehst, dann gibt es kein ‚irgendwas’! Dann muss alles perfekt sein. Wir müssen unbedingt was an deinen Haaren machen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich früher gekommen und hätte dich noch zum Friseur geschleift.“ Anna verdrehte genervt die Augen. So einen Aufwand wollte sie eigentlich gar nicht machen wegen dem Date. Aber noch ehe sie protestieren konnte hatte Tania sie bereits mit der Anweisung sich zu duschen ins Bad geschoben. Als Anna frisch geduscht aus dem Bad kam wurde sie schon von Tania erwartet. „Was hast du vor?“, fragte Anna beim Anblick der fies grinsenden Spanierin. „Deine Haare aufwickeln.“ „Was?“ „Wenn ich mit dir fertig bin, wird Fernando heute Abend fragen wer da vor ihm steht.“ „Und was wenn ich das nicht will?“ „Wieso solltest du das nicht wollen? Gehst du zu allen deinen Dates so unvorbereitet?“ „Nein.“ „Na also.“, sagte Tania und setzte Anna auf einen Stuhl. Anschließend holte sie sich im Bad eine Bürste und Lockenwickler und begann Annas Haare aufzuwickeln. Anna ließ die Tortur grummelnd über sich ergehen und trank ihren Kaffee. Als Tania endlich fertig war, war das Programm für Anna aber noch nicht beendet, denn Tania ging ohne Pause zur Kleiderwahl über. Anna ging ihr genervt hinterher. Tania setzte sich auf Annas Bett und sah ihre Freundin ernst an. „Was hast du denn nettes zum anziehen?“ „Einen ganzen Schrank voller Sachen.“ „Auch was passendes?“ Anna setzte sich neben Tania und ließ sich dann zurück aufs Bett fallen. „Wenn ich wüsste was passend ist, könnte ich dir das sagen.“ Sie schloss kurz die Augen. Ihr Bett roch immer noch nach Fernando. Das war gar nicht gut. Sie machte sich eine mentale Notiz, die Bettwäsche zu wechseln. Tania sah zu ihr rüber. „Seit wann schläfst du eigentlich mit zwei Decken und zwei Kissen?“ Anna ließ die Augen geschlossen. „Das ist jetzt modern.“ Tania nahm sich eins der Kissen und roch daran. „Das riecht nach Männerparfüm. Du hattest also Besuch…“ Anna sparte sich einen Kommentar. Tania schnüffelte weiter an dem Kissen. „Das Parfüm kenn ich. Das ist von Nike.“ Anna öffnete ein Auge. „Da spricht der Profi.“, meinte sie mit ironischem Unterton. „Wenn du wüsstest wie gut ich bin. Das Parfüm bekommt man interessanterweise nur in Spanien und nicht in Deutschland. Fernando war also hier.“, schlussfolgerte Tania. Anna setzte sich hin. „Okay okay. Er hat nach dem Argentinienspiel hier übernachtet weil man in ganz Berlin kein Taxi mehr auftreiben konnte.“ Tania grinste. „So so. Und warum hat er nicht auf der Couch geschlafen?“ „Hat er zuerst auch. Aber er konnte irgendwie nicht schlafen.“ „Und dann hast du ihm, nett wie du bist, die Hälfte vom Bett abgegeben?“ Anna seufzte. „Du tust so als wäre das was Verwerfliches. Als wir noch Kinder waren hab ich unzählige Male in seinem Bett geschlafen. Außerdem ist es immer noch ein Unterschied ob er neben oder mit mir schläft.“ „Das ist wohl wahr, aber es ist trotzdem äußerst ungewöhnlich. Ich mein, wann hast du das letzte Mal mit einem Kerl in einem Bett geschlafen, ohne dass da irgendwas gelaufen ist? Chris jetzt mal ausgenommen.“ Anna überlegte und zuckte mit den Schultern. „Kann ich dir ehrlich gesagt nicht sagen. Selbst mit Chris war da mehr als mit Fernando.“ Tania schüttelte amüsiert den Kopf. „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mit einem Schwulen läuft im Bett mehr als mit einem spanischen Fußballstar. Du bist einfach zu anständig.“ „Als ob.“ Tania stand nun auf und öffnete Annas Schrank. Prüfend musterte sie den Inhalt des Schranks und zog schließlich ein Kleid raus. „Das ist doch gut.“ Anna schüttelte entsetzt den Kopf. „Bist zu verrückt? Das ist viel zu gewagt. Da kann ich ja direkt ohne Kleidung gehen. In dem Kleid denkt er wohlmöglich noch was falsches von mir.“ „Zieh es erstmal an.“ „Wie du meinst.“, entgegnete Anna und zog das Kleid an. „Ich weiß nicht was du hast…“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. Anna schüttelte energisch den Kopf „ Na gut. Wenn du das nicht willst, dann zieh einfach einen Rock und ein T-Shirt an.“ „Das ist zu alltäglich.“ „Was ist mit dem blauen Kleid?“ „Das ist zu lang.“, moserte Anna. „Ja und? Das Kleid was du anhast ist ja angeblich zu kurz. Weißt du eigentlich was du willst?“ Anna setzte sich hin. „Nein…“ Tania seufzte resignierend. „Fangen wir die Sache mal anders an. Wie ist deine Intention für den heutigen Abend?“ „Wie meinst du das?“ „Na, was willst du heute Abend?“ Anna verstand nicht worauf Tania hinauswollte. „Wie willst du auf Fernando wirken? Wie ein Freund? Wie eine Frau? Willst du danach einfach nach Hause oder willst du wenigstens noch einen Gute-Nacht-Kuss? Oder vielleicht sogar doch mehr?“ „Wie viele Gedanken machst du dir eigentlich?“, fragte Anna verdutzt. „So viele wie du dir auch machen solltest.“ Anna seufzte. „Und wenn ich nicht weiß was ich will?“, fragte sie schließlich. Tania kratzte sich am Kinn. „Okay. Also brauchen wir was, was einerseits zeigt dass du das Date durchaus ernst nimmst und ihm nicht abgeneigt bist, aber ihm andererseits auch zeigt dass er dich nicht bekommen kann.“ Anna sah ihre Freundin kritisch an. Wovon redete die bloß? Über so was hatte Anna noch nie nachgedacht. „Ah ja…“ Tania warf wieder einen suchenden Blick in den Kleiderschrank und wurde schließlich irgendwann fündig. „Ah! Das hier ist perfekt.“, sagte sie. Pünktlich um fünf klingelte Fernando an Annas Haus. Sie öffnete ihm die Eingangstüre und ließ ihn ins Treppenhaus. Oben angekommen klopfte er an ihre Türe. „Moment….“, hörte man Anna von innen rufen. Sie warf noch einen kurzen prüfenden Blick in den Spiegel und ging dann zur Türe. Als Anna ihm die Türe öffnete sah Fernando sie erstmal verdutzt an und musterte sie genau. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich so schick gemacht hatte. Sie trug schwarze Sandalen mit Absatz die man bis fast zu den Knien hochbinden konnte. Dazu hatte Anna ein recht kurzes schwarzes Corsagenkleid an. Ihre Haare hatte Tania ihr, nachdem sie sie aufgewickelt hatte, hochgesteckt, so dass sie nur noch ein paar einzelne gewellte Haarsträhnen herunterhingen. „Hallo…“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. „Hi.“, entgegnete Anna ebenfalls mit einem Grinsen. „Hast du heute was besonderes vor?“, fragte er dann, gespielt neugierig. Anna lächelte. „Ich hab ein Date.“ Fernando seufzte. „Schade. Und ich dachte ich könnte dich entführen.“ Anna setzte einen schmollenden Gesichtsausdruck auf. „Du hättest ja vorher anrufen können. Dann hätte ich das Date abgesagt.“ Fernando zwinkerte. „Warum vergisst du diesen deutschen Kerl nicht einfach und gehst stattdessen mit mir aus? Du weißt doch, spanische Männer taugen mehr als deutsche.“ „Das kann ich doch nicht machen.“, protestierte Anna grinsend. „Wirklich nicht?“, fragte Fernando mit einem Lächeln. Anna überlegte kurz und nahm sich dann ihre Tasche. „Doch..“ „Schön.“, meinte Fernando dann und holte eine einzelne rosafarbene Rose hinter seinem Rücken hervor und gab sie Anna. Die war doch etwas überrascht darüber, nahm sie entgegen und bekam nur ein verwirrtes „Danke“ heraus. „Die lass ich aber besser hier.“ Fernando nickte. „Wäre vielleicht besser…“ Anna ging kurz nach drinnen um die Blume in eine Vase zu stellen. Fernando sah ihr hinterher. Sie hatte sich wohl echt viel Mühe gegeben mit ihrem Outfit. Anna füllte etwas Wasser in die Vase und stellte die Blume hinein. Fernandos Blick war den ganzen Aufwand auf jeden Fall wert gewesen. Tania hatte sie bis kurz nach halb fünf bearbeitet. Bis zum Schluss war Anna sich nicht wirklich sicher gewesen, ob das Kleid wirklich die richtige Wahl war. Aber Tania hatte nur gesagt es sei perfekt für ihre Zwecke. Anna blickte noch einmal kurz auf die Blume. Ihre spanische Freundin hatte ihr am Nachmittag noch einen Vortrag über Blumen und ihre Bedeutung gehalten. Anna seufzte. Sie hatte gehofft, Fernando würde keine Blumen mitbringen. Dann hätte sie sich darüber keine Gedanken machen müssen. Daran würde sie jetzt sicher den halben Abend denken müssen. Wenn dann hätte es wenigstens eine weiße Rose sein sollen. Eine weiße Rose hätte das ganze Problemloser gestaltet. Mit platonischer Liebe als Bedeutung konnte Anna noch leben. Ob Fernando wusste, dass eine rosafarbene Rose für Schüchternheit und zärtliche Liebe stand? Anna schüttelte den Kopf. Das wusste er sicher nicht. Sonst hätte er ihr die Blume sicher nicht geschenkt. „Anna?“, fragte Fernando von draußen. „Ich komme sofort.“, entgegnete sie und ging zu Fernando nach draußen. Sie schloss die Türe hinter sich und sah ihn an. Er sah mal wieder viel zu gut für ihren Geschmack aus, dachte sie sich. Fernando hatte sich nicht wirklich schick gemacht, allerdings wirkte sein Outfit trotzdem recht stilvoll und keinesfalls underdressed. Er hatte sich eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt angezogen. Darüber trug er eine sportlich aussehende weiße Lederjacke. Anna seufzte innerlich. Jetzt ging es also los. „Und wo gehen wir hin?“ Er hielt ihr seinen Arm hin. „Ich dachte mir, wir gehen erst ein Ründchen im Tiergarten spazieren und anschließend spanisch essen.“ Anna lachte. „Spanisch essen in Deutschland?“ Fernando nickte. „Nach Madrid fliegen und da Essen gehen ist doch was aufwändig.“ „Okay. Das ist wohl wahr.“ „Außerdem will ich dich immer noch einmal mit Sangria abfüllen.“, meinte er mit einem Grinsen. „Wieso das? Hat dir mein Alkoholkonsum auf Carlos Hochzeit nicht gereicht?“ „Das war kein Sangria.“ Anna seufzte. „Okay okay. Dann gehen wir.“ Fernando lächelte und verließ zusammen mit ihr das Haus. To be continued… Ich sollte nicht so ausschweifen. Im nächsten Teil kommt aber wirklich das Date. WIRKLICH!! Kapitel 14: Unterwegs mit Fernando und Anna ------------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 14 Unterwegs mit Fernando und Anna Einen sonnigen guten Tag wünsche ich allen. Es geht endlich weiter. ^.^ @Julia_Augusta: Gut zu wissen, dass es noch andere gibt die dasselbe Problem haben. @Kat: Hehe, na ja das werte ich jetzt mal als Kompliment. Hat google dir denn gute Infos gegeben? @southbeat: Schneller ging es aber leider nicht… @Kathi: Solange überhaupt wer reviewt bin ich schon zufrieden  @Zinha/matzel2003 Na dann hoffe ich dass ich deine Erwartungen erfülle. @MissCapristo: Das wirst du gleich sehen ^^ @SSJSweety: Hatte ich jemals einen Chara der nicht so ist??? *gg* @ColaKorn: Danke ^.^ @gilthoniel79: Ich weiß doch wie gespannt du bist. Danke für deine MSN Hilfe. @Ingrid: Ich will auch, dass wieder WM ist. Dachte auch dran, dass es dich sicher freuen würde wenn Torres zu den Bayern gehen würde. Na dann fang doch wieder an zu schreiben ;) Auf auf! Special Thanks an meinen tapferen Betaleser Kutterkoeter Rückblick: „Außerdem will ich dich immer noch einmal mit Sangria abfüllen.“, meinte er mit einem Grinsen. „Wieso das? Hat dir mein Alkoholkonsum auf Carlos Hochzeit nicht gereicht?“ „Das war kein Sangria.“ Anna seufzte. „Okay okay. Dann gehen wir.“ Fernando lächelte und verließ zusammen mit ihr das Haus. ….. Auf der Straße angekommen sah Anna sich um. „Und wie willst du in die Stadt kommen?“, fragte sie neugierig. „Zu Fuß.“ Anna musterte ihn kritisch. „Zu Fuß? Dann sind wir aber morgen früh erst da. Das würde bedeuten, wir verbringen unser Date damit in die Stadt zu laufen und direkt mit dem Taxi oder der Bahn wieder zurück zu fahren.“ „Das ist doch mal was ganz neues.“ „Das stimmt wohl.“ „Aber ich vermute, dass du das mit den Schuhen nicht schaffen würdest.“, meinte er mit Blick auf Annas Schuhe, welche einen durchaus hohen Absatz hatten. „Du könntest mich wieder tragen.“ „Wenn du das willst.“ Anna grinste. „Wer weiß.“ „Aber ich dachte eigentlich eher daran mit der Bahn zu fahren.“ Anna nickte daraufhin. „Das ist vielleicht besser. Wie bist du eigentlich hier?“ Fernando lächelte. „Ich dachte mir, ich beweise dir dass mein Orientierungssinn doch nicht so schlecht ist und bin mit der Bahn gekommen.“ Die Halbspanierin sah ihn verblüfft an. „Und du bist tatsächlich angekommen.“ Er nickte. „Und das sogar pünktlich. Jetzt kannst du nicht behaupten, ich hätte mir für unser Date keine Mühe gegeben.“ Ein Stadtplan und ein Plan der verschiedenen Bahnlinien und Stationen hatten sich für Fernando als durchaus nützlich erwiesen. „Das würde ich auch nie tun.“ „Na dann bin ich ja beruhigt.“, entgegnete er und ging mit Anna zusammen in Richtung Haltestelle. „Den Blick von der Frau im Blumenladen hättest du sehen müssen. Ich glaub die war sich nicht so wirklich sicher ob sie mich kennt oder nicht.“ „Du hast wahrhaftig versucht in einem Blumenladen auf Deutsch Blumen zu kaufen?“ Fernando nickte. „Klar doch. Ich hab mich sogar von der Frau beraten lassen. Ich hab den halben Morgen damit verbracht den Einkaufsdialog auswendig zu lernen und die wichtigsten Sachen rauszusuchen, was sie mir antworten könnte.“ „Ich bin beeindruckt.“, entgegnete Anna mit einem Lächeln. Fernando hatte sich ja echt total ins Zeug gelegt für das Date. Er zwinkerte. „Wenn du wüsstest…“ „Was kommt denn noch?“ „Das siehst du ja dann.“, erwiderte er und fasste sie an der Hand. „Du solltest dich aber nicht zu sehr ins Zeug legen.“ Fernando grinste. „Wieso nicht? Frauen stehen doch auf so was.“ „Nicht alle.“ „Aber du.“ „Woher willst du das wissen?“ „Intuition.“, entgegnete er. Die beiden betraten nun den Bahnsteig. Die nächste Bahn in die Stadt würde erst in einer Viertelstunde kommen. Fernando sah sich nach einer passenden Sitzgelegenheit um, fand allerdings nur einen Platz. Er ging mit Anna herüber und wies sie an sich hinzusetzen. Aber Anna schüttelte den Kopf. „Setz du dich ruhig. Ich kann stehen.“ Fernando sah sie an, zuckte mit den Schultern und setzte sich hin. Schließlich setzte er wieder ein Grinsen auf, zog sie an der Hand zu sich und setzte sie vorsichtig auf seinem Schoß ab. „Meinst du, du schaffst es mein Gewicht zu tragen?“, fragte sie belustigt. „Klar. So schwer bist du ja nun auch wieder nicht.“ „Da hast du vor kurzem aber noch was anderes gesagt.“, entgegnete Anna mit einem Zwinkern. „Ich weiß. Das lag aber nur daran dass du ein zu großes Trikot anhattest. In dem was du jetzt anhast sieht das anders aus. Außerdem war das doch nur ein Scherz, Süße.“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „So? Sind wir schon bei ‚Süße’?“, wollte sie wissen. Fernando legte seine Arme um ihre Taille. „Sicher. Es sei denn du hast was dagegen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich momentan nicht. Aber vielleicht ein paar spanische Zeitungen?“ Fernando seufzte. Das war durchaus ein Problem. Bisher hatte er es ja geschafft sich in Deutschland relativ unerkannt zu bewegen. Aber sollte ein spanisches Boulevardblatt ihn und Anna sehen, wäre das sicher genug für Seite Eins jeder Madrider Zeitung. „Siehst du hier irgendwelche?“, erkundigte er sich nach einer Minute des Schweigens. Sie schüttelte den Kopf. „Im Moment nicht.“ „Na also. Mach dir um das keine Sorgen.“, sagte er zu ihr und strich leicht über ihre Wange. Das Thema wurde dadurch beendet, dass der Zug, mit dem Anna und Fernando fahren sollten nun in der Haltestelle einfuhr. Fernando und Anna stiegen in die Bahn ein und fuhren in den Tiergarten. Dort spazierten die beiden ein wenig umher und genossen das immer noch tolle Wetter in Deutschland. „Ist dir eigentlich nicht warm in der Jacke?“, fragte Anna irgendwann nachdem beide schon eine gewisse Zeit durch die Sonne gelaufen waren. Fernando nickte. „Ein wenig. Aber ich will die Jacke nicht tragen also lass ich sie an. Das Problem hast du in dem Kleid zumindest nicht.“, stellte er fest. „Deswegen hab ich es ja auch an. Ich hab dran gedacht was anzuziehen was nicht zu warm ist, anstatt etwas was gut aussieht.“, meinte sie mit einem Zwinkern. Fernando grinste. „Als ob. Wie lange hast du vorm Kleiderschrank gestanden?“ Anna lachte. „35 Minuten.“ „Doch so schnell.“ „Hey, im Vergleich zu dem Rest des Programms ging das noch recht schnell.“ „Rest des Programms?“, fragte Fernando amüsiert. „Oh ja. Tania meinte vorbeikommen zu müssen.“ „Das klingt nach Stress.“ „Das kannst du laut sagen. Sie meinte ich könne doch nicht so unvorbereitet zu dem Date mit dir gehen und musste sich dann an meinen Haaren vergreifen.“ „Sie hat aber gute Arbeit geleistet.“, stellte Fernando fest. Als Kind hatte sich Anna immer vehement geweigert Kleider oder sonstige Mädchenkleidung zu tragen. Hätte man Anna damals gesagt, sie würde irgendwann in ferner Zukunft mal in einem so kurzen aber dennoch klasse aussehenden Kleid mit Fernando ausgehen, hätte Anna die Person sicher für verrückt erklärt. Ihrer Meinung nach würde sie niemals Kleider tragen. Sie hatte immer wie ein Junge gewirkt. Vielleicht war das auch der Grund warum die beiden damals überhaupt so unzertrennlich werden konnten. In der kompletten Umgebung kannte man die beiden nur als Duo. In dem Alter fand Fernando alle Mädchen tierisch doof, weil sie mit Puppen spielten und Kinderwagen durch die Gegend schoben. So was tat man doch nicht freiwillig. Mit Anna hingegen, hatte er immer in seinem Garten sitzen und mit Autos spielen können. Während andere Mädchen um jede Matschpfütze einen meterweiten Bogen machten, störte sich Anna nicht daran dreckig zu werden. Ihre Mutter hatte immer ihre Freude mit Anna gehabt, wenn die mal wieder, total verdreckt und überall voller Matsch, nach Hause kam. Fernando und Anna hatten immer viel Spaß dabei gehabt die anderen Mädchen in der Umgebung zu erschrecken, indem sie ihnen irgendwelche fiesen Streiche spielten. Einmal hatten sie einem Mädchen einen Wurm in die Schuhe, die vor ihrer Haustüre standen, gelegt. Der entsetzte Schrei des kleinen Mädchens war die ganze Straße herab zu hören. Dafür hatten beide im Nachhinein Hausarrest bekommen, aber die Aktion hatte sich gelohnt. Die Mädchen der Umgebung wollten von da an lieber von Anna in Ruhe gelassen werden. Auch einige der Jungs aus Fernandos und Annas Straße hatten vor Anna ein wenig Angst, da sie, trotz ihres eher männlichen Auftretens, schon damals stark zu weiblich geprägten Temperamentsausbrüchen neigte. Das war aber auch, zusammen mit ihren Haaren, das einzige gewesen was Anna weiblich machte. Fernando grinste bei der Erinnerung an damals. „Hätte ich dir vor 15 Jahren gesagt du würdest mal Kleider tragen, hättest du mir eine gescheuert.“ Anna lachte. „Mag sein.“ „Wann hast du angefangen dir untreu zu werden und doch Frauenklamotten anzuziehen?“, wollte Fernando dann wissen. Anna überlegte. „Mit 12 oder 13. Ich kann dir aber nicht mehr so genau sagen warum. Pubertäre Laune nehme ich mal an. Oder es lag einfach daran, dass die Jungs nichts mit mir zu tun haben wollten, weil ich ihnen Angst machte. Und den Mädchen war ich zu männlich. Irgendwie musste ich mich dann ja anpassen, damit überhaupt irgendwer mit mir redete.“ „Geschadet hat es dir nicht wirklich.“ Anna lächelte. „In Spanien wäre es aber sicher genauso gelaufen. Irgendwann wäre ich sicher auch da weiblich geworden.“, stellte sie fest. Fernando nickte. „Das ist anzunehmen. Was meinst du, was wäre dann aus uns geworden?“ Anna lachte. „Ich glaube es gäbe nur zwei Varianten. Entweder würden wir beide uns aus irgendeinem Grund hassen und gar nicht mehr miteinander reden oder es hätte den Alptraum meines Vaters gegeben.“ Fernando lachte. „Das wäre?“ „Das mit den Freunde sein hätte nicht mehr funktioniert und wir hätten was miteinander gehabt.“ „Meinst du nicht, wir hätten ganz normal befreundet sein können?“, wollte er wissen. „Kann ich dir nicht sagen, aber ich denke das wäre zu problematisch geworden. Spätestens wenn einer von uns einen Freund oder eine Freundin gehabt hätte wär’s vorbei gewesen. Ich denke nämlich nicht, dass die es so locker gesehen hätten wenn wir beide immer noch genauso viel Zeit miteinander verbracht hätten wie vorher. Aber wer weiß, vielleicht wären wir heute auch schon verheiratet und hätten zwei Kinder. Stell dir mal vor wie mein Vater reagiert hätte… “ Fernando grübelte für einen Moment. „Okay, das wäre sicher lustig geworden. Nach dem was ich bislang mitbekommen habe, scheint er noch vorsichtiger geworden zu sein als früher.“ „Oh ja. Nach dem Desaster mit Chris ist es sogar noch schlimmer geworden. Ich hätte nie gedacht, dass das geht, aber es geht.“ „Aber er meint es ja nur gut.“ „Natürlich tut er das. Aber die Grenze zwischen ’Es gut meinen’ und Paranoia verschwimmt bei meinem Vater ein wenig. Der riecht Männerdeodorant 200 Meter gegen den Wind. Noch viel schlimmer als Tania.“ „Tania?“ Anna lachte. „Oh ja. Tania kennt glaub ich jede Parfümsorte die es gibt. Sie konnte mir direkt sagen, dass du bei mir warst.“ Fernando grinste. „Langsam wird Deutschland mir unheimlich. Es wird hier wohl doch jeder meiner Schritte von irgendwem beobachtet.“ „Klar doch.“ Anna setzte sich auf eine Bank. Fernando setzte sich daneben. „Jetzt sag nicht du bist schon K.O. von dem kleinen bisschen.“ Anna schüttelte den Kopf. „Quatsch.“ „Ich dachte schon. Da ist selbst meine Oma noch fitter.“ Sie sah ihn an. „Deine Oma scheint es immer noch faustdick hinter den Ohren zu haben, oder?“ Fernando nickte. „Sicher. Das sieht man doch schon an dieser perfekt durchgeplanten Wiedersehens-Aktion. Körperlich mag sie zwar gealtert sein, aber geistig steckt sie uns immer noch alle in die Tasche.“ „Ich will ja nicht meckern, aber hättest du nicht damit rechnen müssen?“ Fernando seufzte. „Eigentlich schon. Aber ich kann froh drüber sein, dass ich drauf reingefallen bin. Immerhin hab ich dich so wiedergetroffen.“ „Das hättest du auch früher haben können.“ Er lachte. „Das stimmt wohl. Dazu hättest du aber auch mal in Spanien sein müssen.“ Sie musterte ihn kritisch und sagte: „Ich bin dauernd in Spanien. Seit man für 19 Euro von Berlin nach Madrid fliegen kann, bin ich mindestens sechs Mal im Jahr da. Und immer bei meiner Oma, die direkt gegenüber von deinen Eltern wohnt. Wärst du also mal zu deinen Eltern gefahren, hättest du mich vielleicht gesehen.“ „Ich bin halt beschäftigt. Außerdem kann ich deine Anwesenheit ja nicht erahnen. Hättest dich ja melden können.“, antwortete er. „Das ist leichter gesagt als getan.“ „Wieso? Du hättest nur über die Straße gehen müssen um dir meine Telefonnummer zu besorgen. Oder du hättest meinen Eltern einfach mal einen Besuch abgestattet, wenn ich auch da war.“, verkündete er. „Als ob du freiwillig mit mir gesprochen hättest. Du hast 14 Jahre lang jeglichen Kontakt mit mir vermieden. Wieso hättest du ausgerechnet dann wieder mit mir reden wollen?“ Fernando seufzte. Da hatte sie wohl leider Recht. Er hätte sich sicher geweigert mit ihr zu sprechen. Wobei er sich die ganzen Jahre über schon öfter gefragt hatte, was wohl aus Anna geworden war. Wie sie wohl aussah? Was machte sie in Deutschland? Hatte sie ihn vergessen? „Okay. Der Punkt geht an dich. Ich hätte vermutlich nicht freiwillig mit dir gesprochen.“ „Na also. Ich weiß doch, warum ich all die Briefe an dich, die ich in den letzten 10 Jahren geschrieben habe, nicht abgeschickt hab.“ Fernando sah sie verdutzt an. „Du hast was?“ Anna seufzte. Wieso hatte sie das gerade gesagt? „Einmal im Monat. Mindestens. Andere Mädchen schreiben in ein Tagebuch. Ich hab stattdessen immer dir geschrieben. In meinem Schrank stehen drei Schuhkartons voller Briefe. Eigentlich wollte ich sie ja schon längst weggeworfen haben, aber irgendwie konnte ich mich doch nicht davon trennen.“ Er nickte, weil er nicht wirklich wusste was er tun sollte, denn damit hatte er nicht gerechnet. „Wir sollten im Übrigen aufhören uns gegenseitig vorzuwerfen, wieso wir nicht miteinander geredet haben. Ich glaube das kann man keinem von uns so 100-prozentig zuweisen. Es wäre sicher von beiden Seiten aus ohne weiteres möglich gewesen den Kontakt wieder herzustellen, aber wir haben es beide nicht hinbekommen.“, meinte Fernando zu ihr und stand auf. „Du hast wohl Recht. Wir sollten manche Dinge der Vergangenheit einfach so stehen lassen wie sie sind.“, entgegnete sie und stand auch auf. Zusammen brachen beide nun auf in Richtung des spanischen Restaurants auf, in dem Fernando für beide einen Tisch reserviert hatte. „Bekomm ich sie denn wenigstens noch?“, fragte er dann neugierig. „Was?“, antwortete Anna verdutzt und sah ihn an. Er lächelte. „Na die Briefe. Ich vermute, dass ich zwar nicht die Zeit haben werde auf jeden einzelnen zu antworten, aber ich hätte sie doch gerne gelesen. Und wer weiß. Auf ein paar werde ich vielleicht sogar was zurück schreiben.“ „Das soll wohl ein Witz sein.“ Der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „Nein, soll es nicht. Ich will alles wissen, was du in Deutschland die letzten 10 Jahre getan hast, was dir tolles passiert ist und was für Probleme du hattest. Wo du mich vielleicht gebraucht hättest und ich nicht da war. Wo ich dich, zum Beispiel, mit einem einfachen Antwortschreiben hätte aufheitern können.“ Auch wenn ihm das sicher ein schlechtes Gewissen bringen würde, wollte Fernando es trotzdem alles wissen. Anna sah ihn überrascht an. „Okay. Aber erst sollte ich mir die Briefe alle noch mal angucken.“, sagte sie. Er grinste. „Wieso? Du willst sie doch nicht etwa zensieren?“ „Doch so etwas in der Art.“ „Wieso das?“ „Da stehen einige Dinge drin, die ich besser nicht geschrieben hätte.“ „Zum Beispiel?“ Anna schüttelte den Kopf. „Unwichtig.“ Die Briefe die Anna damals unmittelbar nach Alicante geschrieben hatte, sollte er, Annas Meinung nach, besser nicht lesen. Genauso wenig die Briefe in denen Anna von ihrem ersten Freund erzählte und den Brief den Anna unmittelbar nach ihrem ersten Mal an Fernando geschrieben hatte. Solche Details sollte der heutige Fernando nicht wissen. Sie hatte damals ja schon gewusst, dass sie die Briefe niemals abschicken, oder er sie nie lesen würde. Wäre es anders gewesen, hätte sie einige Dinge sicher nicht so geschrieben wie sie es getan hatte. Fernando grinste Anna von der Seite an. „Einmal zugeklebt ist zugeklebt. Da wird nichts dran zensiert. Hättest du sie abgeschickt wüsste ich es ja auch.“ Anna seufzte. „Vertrau mir. Es ist einfacher wenn du einiges nicht weißt.“ „Was zum Beispiel? Es wird ja wohl nicht so sein, dass du Nacktfotos von dir in die Briefe gepackt hast.“ Anna zögerte. „Nicht ganz, aber fast.“, gestand sie schließlich kleinlaut. Fernando sah sie verwirrt an. „Bitte was?“ Sie seufzte. „Ich hatte mit einem Freund darum gewettet, dass Atlético 2004/2005 im UEFA Cup spielt.“ Fernando grinste. „Na das ist dumm gelaufen. Im Elfmeterschießen gegen Villareal verspielt.“ Anna nickte. „Wir hatten darum gewettet, dass ich dieses Foto machen musste.“ „Und?“ „Und es dir zuschicken. Er denkt im Übrigen bis heute noch, dass du das Foto auch tatsächlich bekommen hast.“ Der spanische Fußballnationalspieler grinste immer noch. „Jetzt spann mich nicht so auf die Folter. Was ist drauf?“ Sie seufzte. „Ich, nur mit Atletico-Schal um die Brust gebunden und mit Fahne um die Hüfte. Allerdings ist die Fahne etwas kurz geraten.“ Fernando zog interessiert eine Augenbraue nach oben. Das war doch relativ interessant. Wie das Bild wohl aussah? „Wie schon gesagt, einmal zugeklebt ist zugeklebt. Wenn dann will ich die Briefe auch im Originalzustand.“ „Das überleg ich mir noch.“ Fernando und Anna kamen nun bei dem Restaurant an. Fernando öffnete ihr Gentleman-like die Türe und wies sie mit einer Geste an vorzugehen. Im Restaurant hatte man für die beiden einen Tisch in einer etwas abgelegeneren Ecke des Restaurants mit Blick auf den Garten zurechtgemacht. Fernando bestellte für beide eine Flasche Rotwein und widmete sich dann der Karte. „So ein Mist. Hier gibt es gar keinen selbstgemachten Sangria.“, stellte er fest. Anna atmete innerlich auf. „Umso besser.“ Er grinste. „Irgendwann bekomm ich dich schon noch.“ Anna zwinkerte. „Das wirst du schon noch sehen. Seit wann kannst du eine deutsche Speisekarte lesen?“ „Das sind spanische Gerichte. Das was da auf Deutsch drunter steht interessiert mich nicht. Ich weiß doch eh was das ist.“ „Auch wieder wahr.“ Die beiden widmeten sich nun der Speisekarte und bestellten sich nur wenig später ihr Essen. Die Kellnerin zog zufrieden mit der Bestellung von dannen. Fernando nahm sich sein Glas. „Worauf trinken wir?“ Anna überlegte. „Keine Ahnung.“ „Dann trinken wir auf uns.“ Anna nickte. „Auch wenn das irgendwie seltsam klischeehaft klingt.“ Fernando musterte Anna beim trinken genauer. Er konnte massig Geschichten über die Anna von früher erzählen. Fernando war sogar noch in der Lage Teile ihres Spielzeugbestands aufzuzählen. Er wusste alles über die Anna von früher, aber viel zu wenig über die Anna von heute. Natürlich kannte er die Grundlagen, aber tiefer gehende Details ihres Lebens kannte er nicht. Nach dem Lesen von Annas Briefen würde das sicher anders sein, aber sie waren jetzt hier. Es würde außerdem sicher eine Menge Zeit kosten die ganzen Briefe alle zu lesen. Er sah sie schließlich ernst an. „Erzähl mir was über dich.“ Sie zog belustigt eine Augenbraue nach oben. „Jetzt kommen die Date-typischen Fragen oder wie?“ „Nenn es wie du willst.“ „Du weißt doch alles über mich.“, meinte sie mit einem Lächeln. „Ich weiß alles über dich früher. Da könnte ich ein ganzes Buch drüber schreiben. Aber ich weiß nur wenig über die Anna von heute.“ „Was willst du denn wissen?“ „Alles…“, verkündete er. „Alles ist was viel. Etwas konkreter müsstest du schon werden.“ Fernando überlegte. Ihm fielen auf Anhieb dutzende Fragen ein. Aber was sollte er sie zuerst fragen? Und welche Fragen sollte er lieber nicht stellen? „Ich weiß, du studierst und arbeitest nebenbei, aber was machst du, wenn du nicht gerade Fußball spielst, guckst oder bei Jésus rumhängst?“ Anna nippte an ihrem Rotwein. „Rate.“ „Was?“ „Rate einfach.“ Fernando überlegte. Was für Hobbys konnte Anna haben? Es war sicher etwas Ausgefallenes. Ein normales Hobby würde sie sicher schon nach kurzer Zeit langweilen. Er grinste. „Fallschirmspringen.“ Anna lachte. „Bitte was?“ „Okay, das also nicht. Dann vermute ich fällt Free-climbing auch raus.“ „Auf jeden Fall.“ Vielleicht war es ja auch etwas Kreatives. „Du fotografierst.“ „Nein. Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie. „Das hast du als Kind immer gern gemacht. Also das auch nicht. Wie wäre es mit Aktzeichnen?“ Anna war inzwischen bereits kurz vor einem Lachkrampf. „Ja klar. Und ich warte nur darauf, dass du dich ausziehst damit ich dich malen kann.“ Fernando grinste. „Das ist alles Verhandlungssache.“ „Ach? Und was ist die Verhandlungsbasis?“, erkundigte sich Anna während sie immer noch lachte. „Wenn du dich ausziehst, zieh ich mich vielleicht auch aus.“ Sie schüttelte belustigt den Kopf. „Ich glaub ich bin noch nicht betrunken genug um über so was zu verhandeln.“ „Ich komme eventuell später drauf zurück. Aber jetzt sag mir endlich was für Hobbys du hast Anna.“ „Du scheinst mir irgendwelche total waghalsigen und seltsamen Hobbys anhängen zu wollen.“ „Damals hast du immer gesagt du würdest niemals so sein wollen wie alle anderen.“ „Ja und? Bin ich das schon, bloß wenn ich ein normales Hobby hab?“ „Natürlich nicht.“ „Na also. Wenn ich nicht gerade im Uni-Stress stecke, arbeite oder irgendwas mit Fußball mache, gehe ich gerne mal in die Kletterhalle. Oder einfach mal ins Kino. Manchmal reicht mir auch einfach ein dickes Buch und ein Schaumbad.“ „Also doch eher normal.“ Anna nickte und trank an ihrem Wein. „Und was machst du so?“ Fernando grinste. „Mein Hobby ist mein Beruf. Auch wenn es nicht so rüberkommt, ist das ein Zeitaufwendiger Job. Wenn ich also mal nicht beim Spiel, Training oder auf irgendeinem Promotermin bin, leih ich mir gerne mal eine DVD aus und guck sie zusammen mit meinen Freunden. Kinos meide ich in Madrid lieber.“ Anna grinste. „Du würdest von dem Film nicht viel mitbekommen.“ Er seufzte. „Das ist wohl wahr. Es ist eh schwer in Madrid mal mit meinen Freunden irgendwohin zu gehen. Wir gehen ab und zu mal zusammen zum Bowling. Aber wirklich immer nur dann, wenn wir wissen, dass nicht viel los ist.“ „Klingt stressig.“ Er lächelte. „Ein Grund mehr hier viel mit dir zu unternehmen. Ich muss meine Freiheit hier genießen.“ Anna lächelte. „Dann solltest du vielleicht öfter mal Ausflüge ins Ausland machen.“, erklärte sie. „In anderen Ländern hab ich aber nicht so eine gute Reiseleitung.“ „Na das werd ich direkt mal in meine Bewerbungen aufnehmen. ‚erfolgreiche Reiseleiterin von Fernando Torres’“ Fernando trank an seinem Wein. „Ich kenne da genug Leute die dich brauchen könnten…“ „Aber?“ Er lächelte unschuldig. „Ich behalte dich lieber für mich.“ Anna sah ihn leicht verwirrt an. Hoffentlich war das nicht Ernst gemeint. Normalerweise hatte sie nie Probleme zu unterscheiden, was er nun ernst meinte und was nicht. Aber momentan war sie sich der Sache nicht mehr so sicher. Nachdem Fernando und Anna ihr Essen beendet hatten, sah Anna kurz auf die Uhr. Es war erst kurz vor halb neun. „Muss ich dich jetzt ins Bett tragen?“, fragte Anna neugierig. „Wie?“ Sie grinste. „Du hast gesagt, du wärst ja noch ein Kind und müsstest um neun schon ins Bett.“, meinte sie. „Stimmt, normalerweise schon. Aber meine Mama hat mir erlaubt heute länger auf zu bleiben.“, scherzte Fernando. „Und was machen wir dann noch?“ Er fasste sie an der Hand und ging langsam los. „Ich hab mir da noch was einfallen lassen.“, sagte er zu ihr und zog sie mit sich. Er führte die immer noch ahnungslose Anna zwanzig Minuten zielstrebig durch Berlin. Anna begutachtete das ganze interessiert. Er schien genau zu wissen wo er hinwollte. Entweder hatte er den schlechten Orientierungssinn seiner Kindheit abgelegt, oder er hatte den Weg gut recherchiert. Irgendwann blieb er vor einer Cocktailbar stehen. „Hier?“ Fernando nickte nur und zog sie hinein. Die Cocktailbar war innen nur spärlich besetzt. Im Garten hinter der Cocktailbar war es hingegen etwas voller. Fernando brachte Anna nach draußen. Die sah sich erstmal total überwältigt um. Die Besitzer der Cocktailbar hatten diese in ein tolles Karibikflair getaucht. Überall waren Palmen aufgestellt worden. Der Boden war mit Sand aufgeschüttet. Durch viele im Sand steckende kleine Fackeln wurde der ganzen Atmosphäre noch das richtige Licht verpasst. Verdutzt sah Anna zu Fernando. „Woher wusstest du hiervon? Das kenne ja selbst ich nicht.“ Fernando grinste. „Ausführliche Recherche in Google. Ich hab bestimmt eine Stunde gesucht eh ich was Passendes gefunden hatte.“ „Wenn du dir bei allen deinen Dates solche Mühe gibst, frage ich mich langsam echt wieso du noch Single bist.“, sagte Anna und ging herüber zu einem freien Tisch. Fernando zuckte mit den Achseln und setzte sich hin. „Vielleicht ist mir die richtige Person halt noch nicht über den Weg gelaufen.“ Anna nickte. „Woher kenn ich das bloß? Man sagt ja immer, jeder Topf habe einen Deckel. Aber ich bin glaub ich ein Wok.“ Fernando lachte laut los. „Der Spruch hat was. Aber selbst ein Wok hat einen Deckel.“, entgegnete er mit einem Zwinkern. Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin definitiv ein Wok ohne Deckel.“ Fernando und Anna bestellten sich jeder einen Cocktail. „Wieso bist du davon so überzeugt?“, fragte er neugierig. „Das sagt mir meine Erfahrung. „Och komm schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Männer wirklich solche Idioten sind.“ Sie zuckte mit der Schulter. „Scheinbar schon.“ „Ich meine dein Ex-Verlobter ist wirklich einer. Aber du wirst ja wohl irgendwann auch mal einen netten Freund gehabt haben, oder nicht?“ Anna widmete sich ihrem gerade gebrachten Cocktail. „Zeitweise waren sie alle nett. Aber halt nur Zeitweise. Nehmen wir meinen ersten Freund zum Beispiel.“ Anna hatte ihren ersten Freund ein paar Wochen nach ihrer Rückkehr aus Alicante über eine Freundin kennen gelernt. Damals hatte sie noch Probleme mit ihrer kleinen Schwäche für Fernando, die sie aus Spanien mitgebracht hatte. Sie war auf der Geburtstagsfeier einer Freundin gewesen und er war deren großer Bruder. Vom Aussehen her war er das absolute Gegenteil von Fernando gewesen. Er hatte blaue Augen und dunkelblonde Haare. Sie hatten sich den ganzen Abend über nett unterhalten und waren nur wenige Tage später zusammengekommen. Anfangs hatte er ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Durch die rosarote Brille, die Anna aufhatte war ihr jedoch nicht aufgefallen, was sich im Hintergrund aufbaute. Annas beste Freundin hatte nämlich auch ein Auge auf Annas Freund geworfen. Nach Annas Unfall kümmerte sich ihr Freund aufopferungsvoll um sie und half ihr so gut er konnte aus ihrem seelischen Tief heraus. Sie hatte den Unfall gerade verarbeitet und sich mit der neuen Situation angefreundet, als sie und ihr Freund auf einer Party eingeladen gewesen waren. Anna hatte sich mit ein paar Freundinnen unterhalten, als die Schwester ihres Freundes sie beiseite zog und ein Stockwerk höher brachte. Anna hatte sich die ganze Zeit gefragt, was denn los sei. Ihre Freundin antwortete nicht und verwies sie nur in Richtung Türe. Durch einen Türspalt sah Anna dann wie ihr Freund mit ihrer besten Freundin herumknutschte. Anna sah entsetzt zu ihrer Freundin. Diese meinte nur „Das tun die schon seit Wochen. Ich konnte dir das nicht länger verheimlichen.“ Anna hatte ihren ersten Freund noch am selben Abend abserviert und war direkt nach Hause gefahren. „Autsch.“, meinte Fernando nur, als Anna ihm die Geschichte, mit Ausnahme der Tatsache dass sie damals vor ihrem Freund in Fernando verliebt gewesen war, zu Ende erzählt hatte. „Ich hätte dich damals doch einfach anrufen sollen…“, murmelte sie. „Wieso das?“ Anna seufzte. Jetzt hatte sie schon wieder zu viel gesagt. Der junge Mann aus Spanien für den ich vor meinem Freund total geschwärmt hab, war dir vermutlich bekannter als dir lieb ist.“ Fernando sah sie verdutzt an. „Wie?“ Anna zwinkerte. „Vielleicht warst du es ja.“ Fernando grinste. „Oder du versuchst mich gerade zu verarschen.“ Sie grinste. „Das kann natürlich auch sein. Das musst du selbst wissen.“ Innerlich atmete Anna auf. Es war ihr glücklicherweise mal wieder gelungen, das ganze ins witzige abzuschieben. „Und was hast du mit deiner damaligen Freundin gemacht?“ Anna grinste. „Die macht jetzt einen Bogen von 100 Metern um mich.“ „Wieso das?“ „Na ja. Irgendwann hatte sie Tinte in ihrem Tee, weswegen sie einen Monat lang blaue Zähne hatte. Außerdem hatte sie scheinbar eine Allergie gegen ein Duschgel, weil ihr seltsamerweise schrecklich viele Haare ausgefallen sind.“ Fernando grinste. „Dich möchte ich nicht zum Feind haben.“ Anna blickte unschuldig drein. „Mit der ganzen Sache hab ich nichts zu tun gehabt. Wie kommst du bloß darauf?“ „Gute Frage. Das war nur so eine Vermutung. Ist Chris im nachhinein zufälligerweise auch so etwas an der Art passiert?“ Anna schüttelte den Kopf. „Der Auftritt von meinem Vater hat ihm voll und ganz gereicht.“ Anna und Chris hatten sich damals in einer Disco kennen gelernt. Bei Anna hatte es direkt gefunkt. Bei Chris, so sollte Anna später herausfinden, waren überhaupt keine Empfindungen für sie da gewesen. Chris’ Vater war Geschäftsführer eines mittelgroßen Unternehmens und wollte, dass Chris seine Nachfolge antritt. Chris war drei Jahre älter als Anna und studierte schon als beide sich kennenlernten. Allerdings hatte Chris ein recht großes Problem. Sein Vater wollte ihn erst zu seinem Nachfolger machen, wenn er verheiratet war. Seine Eltern waren relativ konservativ und streng katholisch. Für Chris war das ganze eine unangenehme Situation. Er stand nun mal nicht auf Frauen. Anna war ihm da ganz gelegen gekommen. Sie war recht ansehnlich und füllte perfekt das Profil der Traumschwiegertochter für ihre Eltern. Anna und Chris waren recht schnell zusammengezogen, da Anna total genervt von ihren Geschwistern und ihren Eltern war. Es war Anna immer komisch vorgekommen, dass Chris meinte er würde mit Sex gern warten bis sie verheiratet seien. Bei der streng katholischen Familie war es aber leichter zu glauben als bei anderen. Schon nach gut einem Jahr hatten beide sich verlobt. Zusammen mit seiner Mutter hatte Anna die Hochzeit bereits bis ins kleinste Detail geplant. Aber dann hatte sie ihn mit einem Mann im Bett erwischt und die ganze Hochzeit war geplatzt. Als Anna sich am nächsten Tag von ihrem Vollrausch erholt hatte, war sie direkt zu ihren Eltern gefahren und hatte ihnen alles erzählt. Luis hatte getobt und war wutentbrannt zur Firma von Chris’ Vater gefahren, wo er sich diesen aus der Gesellschafterversammlung holte und ihn über seinen Sohn informierte. Chris war zu der Zeit auch im Unternehmen und absolvierte ein Praktikum. Das Gewitter, welches über seinem Haupt niederging, als er von seinem Vater und Luis zur Rede gestellt wurde, würde er niemals vergessen können. Am nächsten Tag hatte er versucht mit Anna zu reden, aber diese hatte ihn gar nicht zu Wort kommen lassen. „Deinem Vater will man, wenn er wütend ist, auch nicht begegnen. Er ist immerhin Spanier.“ Anna nickte. „Das hat Chris auch zu spüren bekommen. Was meinst du, wieso ich immer noch das Auto hab? Ich durfte alles behalten, solange ich ihn nie wieder sehen würde.“ Fernando lachte. „Na, das hast du dann doch gern getan.“ „Klar. Reicht dir diese Auskunft über deutsche Männer oder willst du noch ein paar Beispiele?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Du hast mich überzeugt. Für deutsche Männer bist du ein Wok ohne Deckel.“ „Na also.“ Fernando trank nun seinen Cocktail aus und stand auf. „Was hast du vor?“, fragte Anna. Der spanische Nationalspieler zog sie nur wortlos von ihrem Stuhl. „Fernando? Was hast du vor?“ Er grinste. „Ich will tanzen. Ich verspreche dir auch, dass ich dich diesmal nicht küsse.“ Anna lachte. „Okay. Aber ich bin immer noch nicht gut darin.“ „Ich auch nicht.“ Fernando führte Anna zur Tanzfläche, die auch auf einem Sandboden war. Anna zog ihre Schuhe aus, da sie in dem Sandboden damit einsank. Der Sand war angenehm warm unter ihren Füßen. „Wehe dir, du trittst mir auf die Füße.“, sagte sie nur. Fernando nickte und nahm vorsichtig ihre Hand. Seine zweite Hand legte er auf ihren Rücken. Die beiden begannen nun langsam miteinander zu tanzen. Anna wusste nicht so recht was sie sagen sollte, deswegen bevorzugte sie es zu schweigen. „Ich hab im Übrigen darüber nachgedacht, was du eben im Park gesagt hast.“, meinte er dann. „Was denn?“ Er ließ ihre Hand los und legte seine zweite Hand ebenfalls auf ihre Hüfte. Anna, die nicht so recht wusste was sie nun mit ihrer freien Hand tun sollte, legte diese schließlich auf seiner Schulter ab. „Wärst du in Spanien geblieben, wären wir wirklich sicher schon verheiratet.“ Sie lachte. „Wieso das?“ „Hätte ich mit 16 oder 17 eine Freundin wie dich gehabt, hätte ich dich sicher direkt geheiratet als ich in der Primera spielen durfte.“ „Wieso das?“ „Na dann hätte ich doch alles gehabt. Du solltest nicht zu viel darauf geben was diese komischen deutschen Herren alles über dich gesagt haben.“Anna sah zu Fernando herüber. „Du solltest aufhören zu nett zu mir zu sein.“, flüsterte sie in sein Ohr. „Wieso das?“ „Weil es immer in einer Katastrophe endet. Irgendwann ist es einfach zu spät um wieder zurück zu gehen.“ Er sah ihr in die Augen und lächelte. „Dafür ist es vielleicht sogar schon zu spät.“ Anna musterte ihn kritisch. „Wie meinst du das jetzt?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Ach keine Ahnung. Ich hab wohl schon zu viel getrunken. Wir sollten uns vielleicht langsam auf den Rückweg machen.“, entgegnete er. Anna warf einen Blick auf die Uhr, die schon weit nach Mitternacht anzeigte. „Wäre vielleicht besser.“ Anna löste sich aus Fernandos Griff und zog sich ihre Schuhe wieder an. Nachdem Fernando bezahlt hatte, machten sich beide auf den Rückweg. „Du musst mich aber nicht mehr nach Hause bringen.“, erklärte sie. „Das kommt gar nicht in Frage. Ich bringe dich auf jeden Fall noch nach Hause.“ „Wie du willst.“ Wie bereits angekündigt, brachte Fernando Anna noch bis zu ihrer Haustüre. „Gehen wir morgen wieder Fußball gucken?“, fragte er interessiert. „Sicher doch. Ich hole dich morgen Nachmittag im Hotel ab.“ „Geht klar.“ Anna nickte stumm und sah ihn an. „Gibst du mir denn noch die Briefe?“, wollte er wissen. „Du willst sie also wirklich haben? Ich dachte heute Nachmittag, dass du scherzt.“ „Nein. Ich meinte das ernst. Alles.“ Sie nickte und schloss die Haustüre auf und ging nach oben um die Schachteln zu holen. Fernando folgte ihr. Er wartete in ihrem Wohnungsflur, während Anna in ihrem Schrank kramte. Sie starrte auf die drei Kartons. Sollte sie das wirklich tun? Er würde wirklich alles über sie wissen, wenn er fertig war. War es nicht vielleicht besser ein paar Geheimnisse voreinander zu haben? Sie seufzte und drückte Fernando, trotz ihrer Bedenken die Schuhkartons in die Hand. Dann begleitete sie ihn bis zu ihrer Wohnungstür. „Danke für den tollen Abend.“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ich hab zu Danken. Wir sehen uns dann morgen Nachmittag.“ Anna sah in seine dunkelbraunen Augen. Sie atmete einmal tief durch und küsste ihn dann zärtlich. Fernando, auch wenn er nicht wirklich wusste warum, hatte insgeheim gehofft, dass sie das tun würde. Er zog sie näher an sich heran und erwiderte den Kuss. Anna nahm ihm, ohne sich dabei aus dem Kuss zu lösen, die Schuhkartons ab und stellte sie neben sich auf ein Regal neben ihrer Garderobe. Anschließend schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Fernando drängte sie leicht gegen die Wand, so dass Anna mit dem Rücken an der Wand stand. Ihre Hände glitten von seinem Hals an seinem Rücken hinab und glitten langsam unter sein T-Shirt. Fernando löste sich von ihren Lippen und begann zärtlich ihren Hals hinab zu küssen. „Warte…“, murmelte Anna. Fernando ließ sie los und sah sie, verwirrt über die Situation, an. „Du könntest hier bleiben wenn du willst.“, meinte sie. Fernando atmete tief durch. Ein Teil von ihm schrie ihm ein lautes Ja ins Ohr. Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube es ist besser, wenn wir das nicht tun.“, entgegnete er. To be continued Ich weiß, dass ist ein gemeines Ende… Kapitel 15: Recuerdos a cosas pasados y perdidos ------------------------------------------------ Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 15 Recuerdos a cosas pasados y perdidos Hallo zusammen. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Aber wegen dem Berufsschulblock bin ich kaum zum schreiben gekommen. Jetzt geht’s aber endlich weiter. @matzel2003/Zinha: Das freut mich zu hören @ColaKorn: Na irgendwo musste ja Schluss sein… @SSJSweety: Du müsstest mich doch inzwischen lange genug kennen, um zu wissen dass ich manchmal recht fies bin. @MissCapristo: Wie gesagt, irgendwo musste ja Schluss sein @southbeat: Na ja, eigentlich wollen das doch wirklich alle… @Kathi: Schneller ging es leider nicht.. @Julia Augusta: Das war aber auch wirklich ein fieses Ende… @Caro: Mach ich doch ^^ @gilthoniel79: Noch mal Danke dass du mir wieder so beratend zur Seite gestanden hast. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Fernando ließ sie los und sah sie, verwirrt über die Situation, an. „Du könntest hier bleiben wenn du willst.“, meinte sie. Fernando atmete tief durch. Ein Teil von ihm schrie ihm ein lautes Ja ins Ohr. Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube es ist besser, wenn wir das nicht tun.“, entgegnete er. … Anna sah Fernando verwirrt an. „Das würde die Sache nur viel zu kompliziert machen. Ich sollte jetzt besser gehen.“, meinte er und nahm sich die Schuhkartons. Anna blickte ihn immer noch sprachlos an. „Schlaf gut, Süße. Wir sehen uns morgen.“, sagte er, küsste sie kurz auf die Wange und verließ die Wohnung. Nachdem die Tür hinter Fernando zugefallen war, ließ Anna sich auf dem Boden an der Wand nieder und sah zur Tür. Das war ihr noch nie passiert. Bislang hatte niemand Anna auf diese Art und Weise abgewiesen. Sie fasste sich an ihre Lippen und seufzte. Was sollte sie jetzt tun? Das ganze war ja wohl mehr als nur peinlich. Wie hatte sie sich bloß so gehen lassen können? Anna schloss kurz die Augen und grübelte. Fernando war unterdessen auf der Straße angekommen. Er ging festen Schrittes davon, um nicht auf die Idee zu kommen umzudrehen. Um die nächste Ecke blieb er dann doch stehen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Wieso war er gegangen? Wütend über sich selbst trat er gegen die nächste Straßenlaterne und nuschelte ein halblautes „Mierda“ vor sich hin. Die Straßenlaterne ging unter dieser Gewalteinwirkung prompt aus. Ein paar Passanten sahen verwirrt zu ihm rüber. Fernando atmete einmal tief durch, lächelte die Leute unschuldig an und ging weiter. Das hatte sicher Aufmerksamkeit erregt. Hoffentlich hatte ihn niemand erkannt. Nur kurze Zeit später kam Fernando an der Bahnhaltestelle an. Er musterte die Taxis die dort standen und entschloss sich dazu seinen Rückweg durch das Benutzen eines Taxis zu beschleunigen. Er stieg ein und nannte dem Taxifahrer sein Ziel. Anna war inzwischen vom Boden aufgestanden und hatte ihre Schuhe ausgezogen. Zielstrebig ging sie in die Küche, nahm sich ein Glas und ging zum Kühlschrank. Sie brauchte erstmal etwas zur Beruhigung. Dort nahm sie sich die Milch und die Flasche Likör 43, die sie noch von der letzten Party bei ihr hatte und goss sich ein Glas ein. Eigentlich hatte sie sich nach Tanias Hochzeit vorgenommen damit aufzuhören. Aber in dieser Situation hätte selbst Tania ihr sicher zu einem Glas geraten. Anna lehnte sich an die wieder geschlossene Kühlschranktür und trank das Glas recht schnell aus. Einerseits war es ihr schrecklich peinlich Fernando angeboten zu haben bei ihr zu bleiben. Dass er das auch noch abgelehnt hatte machte die Sache nur schlimmer. Andererseits hatte er durchaus Recht gehabt. Es war vielleicht wirklich besser für beide. Wäre sie am nächsten Morgen neben ihm aufgewacht, hätte sie das in eine noch kompliziertere Lage gebracht. Denn wie hätte man das erklären sollen? Eigentlich hatte es ja ganz gut funktioniert mit dem Date. Wäre es nicht Fernando und wäre nicht von vorneherein klar gewesen, dass es nur ein einziges Date geben würde, wäre Anna gerne wieder mit ihm ausgegangen. Er hatte sich ziemlich viel Mühe gegeben, das stand absolut außer Frage. Da zwischen beiden ja nichts weiter passiert war, würde es doch hoffentlich einfach sein wieder zurück zum Zeitpunkt vor dem Date zurückzugehen. Zumindest wenn es ihr gelang den kleinen schwachen Moment von eben zu verdauen. Anna stellte das Glas in die Spüle und ging ins Wohnzimmer. Fernando saß gelangweilt auf dem Rücksitz des Taxis und sah nach draußen. In den Straßen von Berlin war immer noch einiges los. Der Taxifahrer unterhielt sich angeregt über Funk mit einem anderen Taxifahrer in irgendeiner Sprache die Fernando nicht verstand. Darüber war er auch ziemlich froh, denn auf eine Fragestunde hatte er nicht wirklich Lust. Glücklicherweise schien der Taxifahrer ihn auch nicht erkannt zu haben. Fernando dachte immer noch darüber nach, ob er das richtige getan hatte. Anna hatte ihn extrem seltsam angesehen. Vielleicht hatte die Tatsache, dass er gegangen war die Situation der beiden genauso problematisch gemacht, wie wenn er geblieben wäre. Er hoffte, Anna würde jetzt nicht denken es läge an ihr. Das würde Annas Bild von Männern doch vielleicht noch mehr zusetzen. Er musste zugeben, dass er den Einfluss des Dates auf ihn doch stark unterschätzt hatte. Fernando war überzeugt gewesen, dass es total einfach sei Anna für einen Tag mal nicht als seine Sandkastenfreundin zu betrachten, sondern als sein Date für den Abend. Anfangs hatte das auch gut funktioniert. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem er sie in diesem Kleid gesehen hatte. Er hatte ja schon vorher gewusst, dass sie recht passabel aussah. Aber ab dann hatte er diese komische Vorahnung gehabt, dass es nicht wirklich so leicht werden würde wie er glaubte. Und dieses Gefühl hatte ihn den ganzen Abend nicht verlassen. Je länger er aber drüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich doch das richtige getan zu haben. Natürlich war Anna attraktiv, das stand außer Frage. Ihre Augen und ihr Lächeln hatten Fernando seit jeher fasziniert. Er mochte ihren Geruch und ihre ganze Art. Das Gefühl ihrer Lippen auf den seinen war ein Gefühl, was so unbeschreiblich war, dass er es kaum vergessen konnte. Schon das war eigentlich zu viel um einfach nur Freunde zu sein. Hätte er mit ihr geschlafen, wäre es sicher unmöglich gewesen das zu vergessen. In ein rein freundschaftliches Verhältnis zurückzugehen nachdem man miteinander geschlafen hatte war für Fernando absolut undenkbar. Er seufzte und sah wieder zum Taxifahrer. Er benahm sich sowieso total seltsam in den letzten Tagen. In ihrem Wohnzimmer angekommen zog Anna sich erstmal um und setzte sich in ihrem Nachthemd auf die Couch. Schlafen würde sie sicher nicht können, also schaltete sie den Fernseher ein. Wieso musste er auch nach Deutschland kommen? Und dazu noch in das Hotel in dem sie arbeitete? Anna war gerade erst soweit gewesen sich an ihre momentane Situation in Deutschland zu gewöhnen. Mit ihrer geplatzten Hochzeit und der Tatsache, dass Chris ihr nur etwas vorgespielt hatte, musste sie erst fertig werden. Genauso damit, dass sie nicht mehr damit rechnete nach Spanien zurückzukehren. Und dann war Fernando gekommen und hatte ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit die Anna daran erinnerte was sie sich damals alles vorgenommen hatte, und wie viel davon sie auf ihrem bisherigen Weg davon wieder verloren hatte. Sie hatte Fernando fast komplett neu kennen lernen müssen. Es war definitiv eine tolle Erfahrung gewesen mit Fernando ausgegangen zu sein. Trotz seiner Prominenz war er auf dem Boden der Tatsachen geblieben. Er hatte, so wie es aussah, nicht vergessen wo er herkam. Bei dem Date hatte sie wirklich fast vergessen können wer er war. Irgendwie fand sie es auch süß, dass er sich so viel Mühe gegeben hatte. Unweigerlich musste sie daran denken wie ihr erstes Date mit Fernando in Spanien denn abgelaufen wäre. Ob er da dasselbe getan hätte? Wo wären sie hingegangen? Vermutlich wären die beiden dann eher zusammen zum Fußball gegangen, statt irgendwo Essen zu gehen. Es wäre sicher lustig gewesen. Anna schüttelte den Gedanken ab. Sie wollte nicht, dass wieder dasselbe mit ihr geschah wie damals in Alicante. Nein, sie würde sich diesmal nicht in Fernando Torres verlieben. Fernando war inzwischen im Hotel angekommen. Er stellte die Schuhkartons mit Annas Briefen auf seinem Bett ab und ging ins Bad, wo er sich erstmal mit kaltem Wasser das Gesicht wusch. Er musste erstmal wieder zu sich kommen. Anschließend ging Fernando wieder zurück ins Zimmer. Er blickte herüber zu den drei Kartons. Ob er sie wirklich lesen sollte? Er war sich sicher gewesen wissen zu wollen, was Anna in den letzen paar Jahren so alles erlebt hatte. Aber vielleicht wäre es auch besser wenn einige Geheimnisse zwischen beiden bestehen bleiben würden. Der spanische Nationalspieler ließ sich auf sein Bett fallen. Damals hatten die beiden sich versprochen nie Geheimnisse voreinander zu haben. Aber ob das bis heute angehalten hätte bezweifelte er doch stark. Er öffnete den ersten Karton und sah hinein. Das waren aber mehr Briefe als er vermutet hatte. Anna war wohl ziemlich fleißig gewesen. Fernando fühlte sich noch nicht wirklich müde, ein paar der Briefe würde er sicher noch lesen können. Außerdem war er doch relativ neugierig. Er musterte den Inhalt des Kartons. Alle Briefe waren zugeklebt und an ihn adressiert. Es fehlten nur die Briefmarken. Auf jeden Brief hatte sie oben in eine Ecke mit Bleistift den Monat und das Jahr geschrieben. Vielleicht um selbst zu wissen, welcher Brief denn nun von wann war. Er zog einen Brief aus dem Karton und sah darauf. „Januar 1996“ stand dort. Fernando zuckte mit den Schultern. Irgendwo musste er ja anfangen. Vorsichtig öffnete er den Briefumschlag und zog Annas Brief heraus. Lieber Fernando, wie geht es dir? Was macht der Fußball? Mir geht es soweit ganz gut, wenn man von diesem Mistwetter absieht. Wieso muss es in Deutschland so verflucht kalt sein? Gestern hatten wir Minus 10 Grad und es hat geschneit. Ätzendes Wetter sag ich dir. Ich fühle mich als wäre ich hier in einem Kühlschrank in Übergröße. Das allerschlimmste hier ist aber die Tatsache dass hier im Winter kein Fußball gespielt wird. So was geht ja mal gar nicht. Auf Schnee zu spielen ist doch gerade das witzige an der Sache. Außerdem schneit es hier ja nicht überall. Die machen hier von Mitte Dezember bis Ende Januar Winterpause beim Fußball. Dass Weihnachten nicht gespielt wird ist ja okay. Aber bis ENDE JANUAR?? Wozu gibt es Rasenheizungen? Bis hinunter zu den kleinen Amateurligen. Ich bekomm langsam schon Entzugserscheinungen. In mein Baumhaus kann ich momentan auch nicht weil es einfach viel zu kalt dafür ist. Na ja, es ist eh irgendwie doof allein da drin. Steht dein Baumhaus noch? Ich hoffe mal du benutzt es noch. Die Schule hier ist auch blöd. In Spanien hat mir das ganze auf jeden Fall besser gefallen. Da hatte ich auch nicht solch ätzende Leute in meiner Klasse. Fragte mich doch wahrhaftig letzte Woche einer von den Jungs wer denn bitte Atlético Madrid sei, als ich mein Trikot in der Schule angezogen hatte. Ich meine, HALLO? Etwas Allgemeinbildung wird man ja wohl von denen erwarten können. Die glauben wohl echt das komplette Ausland bestünde beim Fußball nur aus Manchester, Liverpool, Mailand, Barça und Real. Diese Banausen. Nun ja, was will man von Bayern Fans auch erwarten. Mit den Jungs kann man sich also dummerweise schon mal gar nicht über Fußball unterhalten. Und mit den Mädels erst recht nicht. Die sind allesamt 1:1 Kopien der Mädchen auf unserer Straße. Keine Ahnung vom Fußball und totale Tussis. Letzte Woche haben einige von denen den Kosmetikschrank ihrer Mütter geplündert. Die sahen vielleicht aus. Dagegen waren Drag Queens noch natürliche Schönheiten. Und das allerschlimmste an der Sache ist ja, dass die mich auch noch zu so was nötigen wollten. Wir wollten eigentlich gelernt haben und dann kamen die auf die Idee mich „weiblich“ zu machen. Das geht ja wohl überhaupt nicht. Das hab ich denen auch ganz schnell wieder ausgetrieben. Soweit kommt’s noch. Kleider, Röcke und Make-up… NIEMALS! Sollen die lieber mal so sein wie ich. Machen um jede Pfütze einen meterweiten Bogen, aber reden dann von der tollen Wirkung die ja eine Schlammpackung angeblich hat. Die soll mal wer verstehen. Wie kann man überhaupt so was mögen? Fußball ist da ja wohl viel interessanter! Na ja. Ich werde mich wohl weiterhin auf die Ergründung der verrückten Gehirne meiner Mitschüler/innen machen müssen. Hoffe, dass du keine solchen Probleme hast. Liebe Grüße Anna Fernando schmunzelte. Das war genau die Anna die er kannte. Der Umzug nach Deutschland hatte sie scheinbar nicht verändert. Genau das war die Anna seiner Kindheit. Absolut nicht weiblich und voller Unverständnis darüber wie man denn freiwillig wie eine Frau sein konnte. Wie sich die Zeiten doch änderten. Heute war sie trotzdem zu einer Frau geworden. Er seufzte. Aber diese Schule schien ja mal gar nichts für sie gewesen zu sein. Für Anna gehörte das Gespräch über Fußball zu ihrem natürlichen Tagesablauf, so wie andere über das Wetter redeten. Es war sicher keine tolle Zeit in ihrem Leben gewesen. Hätte sie die Briefe damals abgeschickt und er geantwortet, hätte sie das sicher ungemein aufgebaut. Dann hätte sie immerhin jemanden gehabt mit dem sie, wenn auch nur über Postweg, über Fußball reden konnte. Wieso war er nur so stur gewesen? Fernando faltete den Brief zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag. Danach griff er erneut in den Schuhkarton und zog einen Brief heraus. „Juli 1998“. Er öffnete den Umschlag und faltete den darin befindlichen Brief auseinander. Im Gegensatz zu dem Brief den er vorher gelesen hatte, war er recht kurz. Hallo Fernando, wie geht es dir? Ich habe gehör, dass du dir im Fußballcamp das linke Außenband angerissen hast. Ich hoffe inzwischen ist wieder alles in Ordnung. Du fragst dich jetzt sicher woher ich das weiß, oder? Leider haben wir beide uns um einen Tag verpasst. Ich war nämlich letzte Woche in Spanien bei meiner Oma. Meine Cousine Maribel hat geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit. Allerdings für spanische Verhältnisse doch etwas unspektakulär. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen zu dir rüber zu kommen und ein paar Worte mit dir zu wechseln. Ich glaube zwischen uns sind immer noch einige Dinge ungesagt geblieben und das sollte sich ändern. Als ich dann bei dir war hat deine Mutter mir gesagt dass du im Fußballcamp bist. Am Tag unserer Abreise hat deine Mutter gesagt du kämst wegen des Bänderrisses schon früher nach Hause. Dummerweise mussten wir ja wieder zurück. Schade eigentlich. Ich hätte dich gern mal wieder gesehen. Bislang bleiben mir ja immer nur die Fotos die deine Oma uns ab und an zukommen lässt. Nun ja. Da kann man leider nichts machen. Vielleicht bist du ja beim nächsten Mal, wenn ich in Spanien bin, zu Hause. Du hörst in nächster Zeit sicherlich noch mal von mir. Gruß Anna „So ein Mist,“ dachte sich Fernando. Da hatten sich die beiden ja wirklich nur knapp verpasst. Wie er sich kannte, hätte er wohl trotzdem ein wenig Ärger gemacht und sich erst geweigert Anna zu sehen. Aber dann wäre die Neugierde sicher irgendwann größer gewesen. Er hatte die ganze Zeit über immer mal wieder an sie gedacht. Vor allem wenn er in seinem Baumhaus saß. Die ersten paar Monate ohne Anna waren für ihn die Hölle gewesen. Es war einfach nicht dasselbe wo Anna nicht mehr da war. Aber damals hätte er sich lieber die Zunge abgebissen,als das zuzugeben. Fernando atmete tief durch und stand kurz auf, um sich eine Flasche zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen. Dann kletterte er wieder auf sein Bett und legte sich auf den Bauch. Er öffnete den zweiten Schuhkarton und zog einen Brief heraus. Erstmal würde er nach dem Stichprobenverfahren einige Briefe lesen. Die restlichen würden aber auf jeden Fall noch folgen, aber sicher nicht diese Nacht. Dafür waren es einfach zu viele. Der Brief stammte vom August 1999. Fernando überlegte. Das war kurz nach ihrem Treffen in Alicante gewesen. Er öffnete den Umschlag und begann den Brief zu lesen. Lieber Fernando, wie geht es dir denn so? Mir geht es momentan nicht ganz so toll. Du fragst dich jetzt sicher was mit mir los ist. Ich kann dich aber beruhigen. So tragisch ist es nicht. Ich hab in letzter Zeit recht viel über dich nachgedacht. Wie war’s in deinem Trainingslager in Alicante? Woher ich davon weiß? Du wirst mir jetzt sicher nicht glauben, aber ich war auch da. Zu meiner totalen Verwunderung hatte ich vor zwei Monaten einen Brief vom spanischen Fußballverband in meinem Briefkasten. Ich wusste gar nicht dass die mich beobachten. Es hat mich also umso mehr gefreut, dass ich hinfahren konnte. Das ist doch schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung. Damit kann ich mich sicher um einen Platz an der Atlético Akademie bewerben und werde dann auch sicher bald wieder zurück in Spanien sein. Ich hatte dir extra nichts davon gesagt, damit du diesmal überrascht wirst. Wir haben auch kurz miteinander gesprochen. Scheinbar hast du mich allerdings nicht erkannt. Mit blonden kurzen Haaren sehe ich scheinbar total anders aus als sonst. Eigentlich hatte ich ja mit dir sprechen wollen, aber irgendwie war es schwer an dich heranzukommen ohne dass irgendwer anders in der Umgebung war. Ich glaube es wäre extrem komisch gekommen, wenn ich dich einfach so angesprochen hätte wenn die anderen dabei gewesen wären. Die Gelegenheit mit dir zu sprechen hatte ich auch durchaus gehabt, aber in dem Moment war ich nicht sicher ob das nicht vielleicht dafür sorgen würde dass du ausrastest. Du hattest jahrelang verhindert mich zu sehen oder dich überhaupt bei mir zu melden. Wieso hätte es da auch anders sein sollen? Jetzt wo du weißt, dass ich auch da war, denkst du sicher daran, dass es ja dann ich war die du geküsst hast. Korrekt. WIESO HAST DU DAS GETAN? Ich hab tagelang darüber nachgedacht wieso zum Teufel du die Tribüne hoch gelaufen bist und mich einfach so von einem Moment auf den anderen geküsst hast. Küsst du immer irgendwelche wildfremden Mädchen oder wusstest du vielleicht doch wer ich bin? Du solltest dich was schämen das getan zu haben. Ich konnte drei Tage lang nicht schlafen. Außerdem hatte ich mir meinen ersten Kuss anders vorgestellt als inmitten von anderen Leuten auf einer Tribüne im Fußballstadion. Wobei, je mehr ich drüber nachdenke desto besser gefällt es mir doch. Eigentlich passt so was ja zu mir. Vergiss den Satz von gerade einfach wieder. Damit kommen wir auch zu der Tatsache die mich im Moment ziemlich stark beschäftigt und wegen der es mir nicht so besonders gut geht: DU. Du wirst mich sicher für verrückt erklären. Ich hätte selbst niemals gedacht, dass das jemals passieren könnte. Du warst immer mein bester Freund. Über all die Jahre die wir uns nun schon nicht gesehen hatten hab ich dich nie vergessen. Als wir Kinder waren, warst du so was wie ein Bruder für mich. Aber seit ich dich in Alicante getroffen hab ist das anders. Wie es aussieht bin ich momentan total in dich verschossen. Glaub mir, das hab ich mir nicht ausgesucht. Ich will nicht alles was wir damals hatten kaputt machen. Aber ich kann seit bestimmt einer Woche nicht richtig schlafen, bekomme kaum etwas zu essen runter und denke dreiviertel des Tages nur daran wie ich dich wieder sehen könnte. Glaub mir, ich bin schon auf die absurdesten Ideen gekommen. Ich weiß langsam schon nicht mehr was ich noch machen soll. Wieso muss das alles nur so kompliziert sein? Ich hoffe du hasst mich jetzt nicht für diesen Brief. Wir wollten nie Geheimnisse voreinander haben, deswegen musste ich auch diesmal ehrlich zu dir sein. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin mir sicher das wird sich bald wieder legen und alles wird so sein wie vorher. Gruß Anna Fernando starrte entsetzt auf den Brief. Dieser Wink mit dem Zaunpfahl bei ihrem Date war also wirklich eine Anspielung auf damals gewesen. Kein Wunder, dass sie ihm die Briefe erst nicht geben wollte. Das musste jetzt ein schlechter Witz sein. Fernando las den Brief noch einmal in der Hoffnung er habe sich beim ersten Mal verlesen, aber die Worte waren immer noch die gleichen. Das konnte sie doch unmöglich ernst gemeint haben. Ohne noch einmal auf die Uhr zu sehen griff er zu seinem Handy und wählte Annas Nummer. Anna war gerade in ihrem Bett eingedöst als sie vom Klingeln ihres Handys geweckt wurde. Sie schaltete das Licht an und guckte auf das Display ihres Handys. Was wollte Fernando denn um diese Uhrzeit von ihr? Sie drückte auf die grüne Taste ihres Handys und nahm den Anruf an. „Es ist wohl doch schon schlimmer als ich dachte.“, sagte sie zu ihm als sie ans Telefon ging. „Wieso das?“, antwortete Fernando verwirrt. „Ich hatte gedacht du wärst in der Lage wenigstens zwölf Stunden ohne mich auszukommen.“ Fernando lachte. „Meine Sehnsucht nach dir war halt größer.“, entgegnete er mit ironischem Unterton. „Ich hoffe für dich du hast ne bessere Begründung als das um morgens um halb 3 bei mir anzurufen.“ „Die hab ich.“ „Dann lass hören.“, verlangte sie. Fernando sah kurz auf den Brief in seiner anderen Hand. „Ich hab mal in deine Briefe reingeguckt.“ Am anderen Ende der Leitung hörte man ein lautes Seufzen. „Welcher ist es?“, fragte Anna. „August 1999…“ „Ich hatte es befürchtet.“ Fernando lehnte sich zurück. „Du verarschst mich doch.“ Anna seufzte wieder. „Was meinst du, warum ich die Briefe zensieren wollte?“ „Es stimmt also?“ „Sieht so aus. Ich will nicht wissen was du gerade denkst.“, meinte sie. „Ich frage mich im Moment nur eins: Warum hast du mich nicht einfach angerufen?“ Anna sah zu ihrem Poster an der Wand. Die Frage musste ja kommen. Das war ja wohl einfacher gesagt als getan. „Was hätte ich denn bitte sagen sollen? Du wusstest in Alicante doch noch nicht mal wer ich war.“ „Und? Wo ist das Problem?“ „Wie hätte der Anruf denn aussehen sollen? Hallo Fernando, hier ist Anna. Ich weiß du redest seit 7 Jahren nicht mehr mit mir und du hasst mich, aber du hast mich letzte Woche in Alicante geküsst und ich hab mich in dich verliebt? Das hätte mir ja wohl die übelste Abfuhr in meinem Leben beschert.“, verkündete sie überzeugt. „Außerdem dachte ich zu dem Zeitpunkt du hättest eine Freundin. Da konnte ich das doch nicht tun.“ Fernando seufzte. „Ich hab dich nie gehasst Anna, auch wenn das manchmal anders gewirkt hat. Vielleicht wäre so einiges anders gekommen als es jetzt ist. Was meinst du, warum ich dich in Alicante geküsst hab?“ „Das frag ich mich bis heute.“ „Normalerweise hätte ich mich das nie getraut. Eigentlich war das nur eine dumme Wette in der Mannschaft. Jeder von uns musste irgendwas machen, wenn er ein bestimmtes Ziel erreichte. Bei mir waren das vier Tore.“, erklärte er. „Na super.“ „Lass mich doch erstmal ausreden. Die Jungs kamen doch nur auf dich, weil ich dich beim Abendessen etwas zu offensichtlich beobachtet hatte.“ Anna guckte verwirrt. „Was?“ Fernando seufzte. „Ich hatte mich doch die ganze Zeit gefragt wer du warst. Außerdem war ich in der Pubertät. Ich fand dich halt irgendwie süß.“ Damit hatte Anna nicht wirklich gerechnet. „Aber…“, war alles was Anna herausbrachte. „Vielleicht wäre der Anruf genau das gewesen was ich brauchte. Du hast mir immer gefehlt Anna. Ich konnte es nur nie zugeben. Hätte ich früher herausgefunden, dass du das in Alicante warst hätte ich doch gar nicht nicht mit dir reden können. Ich glaube es hätte damals sogar die Chance bestanden dass du von mir keine Abfuhr bekommen hättest. Vielleicht hätte ich dich sogar nach einem Date gefragt. Auch wenn das bei der Distanz Deutschland – Spanien etwas kompliziert gewesen wäre.“ Anna war total überrascht über die Entwicklung des Gesprächs. Sie hätte niemals gedacht dass Fernando so über sie dachte. „Es wäre viel zu kompliziert gewesen. Da hatte meine Mutter durchaus Recht gehabt.“ „Deine Mutter wusste davon?“, fragte Fernando verwirrt. Anna starrte an die Decke. „Natürlich wusste sie das. Sie ist meine Mutter. Es gibt niemanden der seine Kinder besser kennt als die Mutter. Sie hat recht schnell gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmte. Und das du es warst hatte sie einfach im Gefühl. Als ich sie damals fragte wieso, meinte sie nur, dass das irgendwann so hätte kommen müssen.“ „Das stimmt wohl.“ „Du weißt gar nicht was ich damals dafür gegeben hätte, in dieser Situation zu sein.“ „Welche?“ „Auf meinem Bett zu liegen und mit dir zu telefonieren.“ „Ich glaube wir haben durch unsere Sturheit viel zu viele gemeinsame Dinge verpasst, Anna.“ „Das ist irgendwie Schade, oder nicht?“ „Und wie. Würde mich jetzt jemand nach dem größten Fehler meines Lebens fragen, würde ich sagen, dass ich dich niemals so lange hätte allein lassen dürfen. Wir hätten viel früher wieder miteinander reden sollen.“ „Das hast du süß gesagt.“ „Ich hätte nie gedacht, dass das zwischen uns wie früher sein könnte. Aber wie es aussieht sind wir auf dem besten Weg dorthin.“, verkündete er. Anna überlegte. Eigentlich hatte er ja Recht. Aber andererseits benahmen sie sich manchmal doch recht seltsam für Freunde. Freunde küsste man nicht. Mit Freunden würde man auch niemals schlafen wollen. „Das heute klammern wir da aber aus, oder?“, fragte sie schließlich. „Sicher. Darf ich denn zum Abschluss noch zwei fiese Fragen stellen?“ „Okay.“ Fernando grinste. „Was hattest du heute unter dem Kleid an?“ Anna brach in Gelächter aus. Was war das denn für eine Frage? „Wieso fragst du? Ich bin nicht Paris Hilton. Ich trage Unterwäsche.“ „Das war eine ernst gemeinte Frage.“, entgegnete Fernando, der selbst Mühe hatte nicht loszulachen. „Unter diesem Korsett kann man doch nichts anziehen, oder?“ „Okay, du hast mich durchschaut. Unter dem Korsett hatte ich wirklich nichts an.“, gab sie zu. „Hatte ich also richtig vermutet.“ „Wieso denkst du über so was nach?“, fragte sie belustigt. „Ich bin auch nur ein Mann. Wenn jemand in so einem Kleid vor einem steht übernehmen die Hormone manchmal Überhand. Außerdem hast du doch sicher genauso drüber nachgedacht, was ich unter meinen Klamotten anhab.“ Anna grinste fies und sah zu ihrem Pepe Jeans Poster an der Wand.. „Darüber brauchte ich nicht nachzudenken. Das weiß ich nämlich.“ „Anna Sanchez, schäm dich!“ Sie lachte. „Weswegen? Weil ich durch Zufall gesehen hab dass deine Boxershorts blau ist? Dann nimm demnächst ne Farbe die bei einer schwarzen Hose nicht so auffällt.“ „Der Punkt geht an dich.“ „Und was war die zweite Frage?“, wollte sie schließlich wissen. „Bist du nicht einsam in deinem großen Bett?“ Anna lachte wieder. „Du bist heute aber schräg drauf. Nein ich bin nicht einsam. Ich hab zwei Kopfkissen.“ „So so. Vermutlich ist das eine noch von mir übrig.“, merkte er an. „Das stimmt.“ „Und über mich was sagen, wenn ich sage dass ich vielleicht ohne deine Anwesenheit nicht schlafen kann. Und ich hab kein Kissen von dir…“, verkündete er schmollend. „Armes Streuselküchlein. Du hättest ja bei mir bleiben können. Dann wärst du jetzt nicht so allein.“ „Musst du mich daran erinnern? Sag mir wenigstens in was für einem Fußballtrikot du diesmal schläfst. Letztes Mal war es irgendetwas Undefinierbares.“ „Gar kein Trikot.“ „Du schläfst nackt?“ Anna lachte. „Nein. Normalerweise schlaf ich nicht im Fußballtrikot. Das tu ich nur, wenn wer da ist der nicht unbedingt sehen sollte in was ich sonst schlafe.“ „Ach? Und was ist es?“, fragte er. „Das verrat ich dir nicht. Das überlasse ich deiner Fantasie.“ „Sag mir wenigstens die Farbe.“ Anna lachte. Das Gespräch war schon irgendwie lustig. „Schwarz.“ „Schwarz normal, oder schwarz transparent?“ „Sind das nicht ein paar viele Fragen?“ „Och komm schon, Süße. Ich will mir doch bloß ein Bild davon machen. Ich hab nicht so viel Fantasie wie du.“ „Fernando! Ich glaube nicht, dass es dich was angeht in was ich schlafe.“ „Ich bin bloß neugierig.“ „Hattest du nicht eben irgendwas davon gesagt, von wegen wir wären Freunde?“ „Sind wir doch auch. Du wirst ja wohl wissen, dass das hier nur Spaß ist.“ „Natürlich weiß ich das. Ich will nur nicht, dass die Grenzen zwischen Spaß und Ernst zu sehr verschwimmen.“ „Keine Angst.“ „Schön.“ „Ich glaub ich lasse dich jetzt schlafen. Wann kommst du mich holen?“, fragte er. „Halb drei?“ „Okay, das geht klar. Schlaf gut Anna.“ „Du auch.“ „Noch nicht. Bin noch nicht müde. Ich werde noch ein wenig in deiner Vergangenheit lesen.“ „Wie du meinst. Bis nachher dann.“, sagte Anna und legte auf. Fernando klappte sein Handy zu und sah wieder auf den Brief in seiner Hand. Wäre das damals nur ein wenig anders gelaufen, wäre vermutlich nichts mehr so wie es heute ist. Er legte den Brief beiseite. Wie es aussah hatten beide sich regelmäßig selbst Steine in den Weg gelegt und die Sache noch komplizierter gemacht indem sie tausende von Umwegen gemacht hatten. Er atmete tief durch und schob den Brief wieder in den Umschlag. Fernando zog einen weiteren Brief aus dem Karton und legte ihn auf seinem Schoß ab. Für einen Moment musste er noch an das Telefonat von eben denken. Es war wirklich ein teilweise recht lustiges Gespräch gewesen. Aber Anna hatte Recht gehabt. Zeitweise waren bei ihm die Grenzen zwischen Spaß und Ernst doch so sehr verschwommen, dass er selbst nicht gewusst hatte, ob er das nun ernst gemeint hatte oder nicht. Er sollte damit aufhören. Irgendwie dachte er in letzter Zeit viel zu viel an sie. Das war nicht gut für beide. Der spanische Nationalspieler seufzte und zog den nächsten Brief aus dem Umschlag. To be continued Bis dann Gruß Kapitel 16: Auf dem Weg zum Halbfinale -------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 16 Auf dem Weg zum Halbfinale Einen schönen guten Tag zusammen. Es geht endlich weiter… @SSJSweety: SEEEHRR SCHÖÖÖN @ColaKorn: Ja ja, ich bin ja dabei…. @MissCapristo: Du wirst ja gleich sehen wie es weitergeht…. @matzel2006/Zinha: Ich hoffe mal, das was kommt ist mit deiner Fantasie zu vereinbaren… @Kathi: Das freut mich zu hören. @Juhuu *g*: Ist ja nicht so tragisch… @Julia_Augusta: Mach ich doch.. aber schneller ging nicht… @gilthoniel79: Immer die üblichen Verdächtigen hier. *g* Schön wenn es dir gefallen hat. Diesmal wirst du sicher überrascht sein. Ich hab dich ja nicht so eingeweiht wie sonst… Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Er sollte damit aufhören. Irgendwie dachte er in letzter Zeit viel zu viel an sie. Das war nicht gut für beide. Der spanische Nationalspieler seufzte und zog den nächsten Brief aus dem Umschlag. … Lieber Fernando, herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Spiel in der Primera Division. Als ich erfahren hab, dass du im Kader stehen würdest, hab ich mir extra eine Kneipe mit spanischem Fernsehen gesucht um deinen ersten Auftritt im Rot-weißen Trikot ja nicht zu verpassen. Ich bin schrecklich stolz auf dich. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt extra nach Madrid zu fliegen und dir persönlich alles Gute zu wünschen. Dummerweise war das aber mit der Schule hier nicht drin. Schade, aber ich denke ich werde dich sicher irgendwann mal live spielen sehen. Es freut mich zu sehen, dass es dir gelungen ist deinen Kindheitstraum zu erfüllen und Profifußballer zu werden. Ich erinnere mich noch daran als wäre es gestern, wie wir beide in deinem Baumhaus gesessen haben und darüber diskutiert haben, was wir uns als Profifußballer denn alles kaufen würden und was wir alles tun würden. Ich hoffe das Spiel war für dich nur der Beginn einer großen Karriere bei Atlético. Bei mir ist soweit alles klar. Ich war vorgestern beim Arzt. Der hat seine Diagnose von kurz nach meinem Unfall zurückgenommen. Er meinte, dass nach den drei Monaten die ich jetzt wieder ohne Krücken gehe, davon auszugehen ist, dass das wider Erwartens doch komplett verheilt und ich wieder Fußball spielen darf. Ist das nicht ne tolle Nachricht? Allerdings kommt sie für mich wohl ein wenig zu spät. Hätte man mir direkt nach dem Unfall nicht gesagt ich könne nie wieder spielen, hätte ich, in der Hoffnung doch noch zu Atleti zu kommen, doch viel mehr Arbeit in die Reha investiert. Inzwischen ist meine Hoffnung doch noch zu Atlético zu kommen dahin. Ich hab jetzt fast ein Jahr nicht gespielt, geschweige denn irgendetwas mit einem Ball gemacht. Das werde ich niemals aufholen können. Schade eigentlich. Somit hat sich mein Traum von den Feminas in Luft aufgelöst. Na ja, damit werde ich wohl leben müssen. Es wird auch ohne Fußball irgendwie weitergehen. Durch die Verletzung musste ich mir ja Alternativen suchen. Also war ich ja mehr oder weniger darauf vorbereitet. Für dich bedeutet das jetzt allerdings dass du für mich mit spielen musst. Wenn ich schon nicht als Profi spielen kann, musst du halt eine Karriere für uns beide machen. Das wird für dich ja wohl kein Problem sein. Ich wünsche dir noch Alles Gute. Gruß Anna Fernando lächelte. Es war wirklich schade, dass Anna durch ihren Unfall damals daran gehindert worden war, nach Spanien zurückzukommen und ihren Traum zu verwirklichen. Die beiden hätten sich dann doch viel früher wieder gesehen. Aber manche Dinge im Leben waren halt nicht zu verändern. Außerdem wäre dieser Urlaub in Berlin dann vielleicht nie da gewesen. Vermutlich hätte Anna ihn auch noch viel zu sehr von seinem Training abgelenkt. Der spanische Nationalspieler seufzte. Er sollte damit aufhören zu sehr darüber nachzudenken, was gewesen wäre wenn sie sich früher gesehen hätten. Das hatte doch keinen Sinn. Er sah herüber zur Uhr. Müde war er immer noch nicht. Einen würde er noch schaffen. Diesmal aber aus einem anderen Karton. Fernando nahm sich den dritten Karton und zog einen Brief heraus. Lieber Fernando, ich habe dir etwas tolles mitzuteilen. ICH WERDE HEIRATEN! Ich hatte dir ja bereits von Chris geschrieben. Gestern Abend waren wir beide zusammen Essen um unser Einjähriges zu begießen und da hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Ist das nicht toll? Ich hätte nie gedacht so früh schon zu heiraten, aber manchmal kommen Dinge halt anders als vermutet. Endlich passiert mir auch mal was Gutes. Ich freue mich schon total darauf. Wir haben beschlossen im Frühling nächstes Jahr zu heiraten. Eigentlich wollte ich ja immer in unserer Taufkirche in Madrid heiraten, aber hier gibt es auch eine wunderschöne Kirche etwas außerhalb von Berlin. Ich bin schon ganz aus dem Häuschen. Du wirst natürlich auch eine Einladung bekommen, denn du bist schließlich immer mein bester Freund gewesen. Hoffentlich kannst du kommen und dabei sein. Genaueres erfährst du, wenn es soweit ist. Gruß Anna Fernando sah auf den Brief. Er war recht kurz und Anna hatte ihn sicher in einem Zustand der absoluten Freude geschrieben und musste es ihm scheinbar direkt mitteilen. Sie kam so glücklich in diesem Schreiben rüber. Es tat Fernando weh zu wissen, dass all das sich nur kurze Zeit später in Luft auflösen würde und Anna auf eine sehr üble Art und Weise erfahren würde, dass ihr Verlobter ihr all das nur vorgespielt hatte und ihre Liebe nie erwidert hatte. Er kannte Chris zwar nicht, aber er wusste dass er, hätte er früher davon gewusst, keine Sekunde gezögert hätte um nach Deutschland zu fliegen und Chris die Seele aus dem Leib zu prügeln für das was er Anna angetan hatte. Es wäre ihm egal gewesen, was das für Konsequenzen gehabt hätte. Das durfte man mit Anna, seiner Anna, nicht machen. Nicht ohne es zu bereuen. Fernando war selbst verwundert über das was er gerade dachte. Aber es stimmte. So verrückt es auch klingen mochte. Als Kind hätte er alles dafür getan um Anna zu beschützen. Scheinbar änderte sich das auch nach Ewigkeiten der Funkstille nicht. Aber es war nun mal anders gekommen. Anna hatte es ohne ihn geschafft mit der Situation fertig zu werden. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen von früher, sie war jetzt eine erwachsene Frau, die sich selbst zu helfen wusste. Das einzige was seine Hilfe vielleicht verändert hätte, wäre die Art und Weise gewesen in der Anna das ganze verarbeitet hätte. Äußerlich schien sie ganz normal, aber Fernando wusste, dass die Sache nicht spurlos an ihr vorübergegangen war und Anna mit der ganzen Sache nie so abgeschlossen hatte wie es nach außen schien. Nach dem was Tania ihm gesagt hatte, hatte sie Mühe jemandem zu vertrauen. Verständlich nach dem was passiert war. Nun wurde Fernando aber neugierig. Wie sah wohl der Brief aus, den Anna kurz nach ihrer Trennung geschrieben hatte? Er kramte im Karton und suchte nach dem Brief. Aber wie sollte er ihn finden? Er nahm sich einen Stapel Briefe aus dem Karton und öffnete sie nacheinander. Er las jeweils die ersten Zeilen des Briefes. Anna hatte sicher eine tierische Wut gehabt, das hätte man raus lesen können. Irgendwann, Fernando hatte die Briefe nicht gezählt, wurde er fündig und hielt den Brief der aufgebrachten Anna in seinen Händen. Hallo Fernando, ich hoffe mal dir geht es besser als mir. Ich könnte so ausrasten!!!! Ja, wie es aussieht werde ich meine Einladung zu meiner Hochzeit wieder zurücknehmen müssen. ICH WERDE NÄMLICH NICHT HEIRATEN!!!!!! Du wirst nicht glauben was mir passiert ist. Wenn ich nur daran denke bekomme ich schon Plaque.. Boah das war so ekelhaft!!!! Ich hatte dir ja geschrieben, dass ich unbedingt nach Fuenlabrada wollte um mir das Brautkleid zu kaufen. Gut und schön. Ich vorgestern ins Flugzeug gestiegen und wollte mir das Kleid kaufen. Ich hab auch ein wundervolles Kleid gefunden. Das hat ein Vermögen gekostet, aber es war echt schön. Ich konnte es kaum erwarten nach Deutschland zurück zu fliegen und es meinen Eltern zu präsentieren. Außerdem wollte ich Chris unbedingt wieder sehen. Die Tatsache, dass ich einen früheren Flug genommen habe, hat mich vermutlich vor dem Fehler meines Lebens gerettet!!! Ich bin zu Hause angekommen und auf mein Rufen hatte keiner geantwortet. Das hatte mich doch etwas verwirrt, weil Chris Schuhe vor der Haustüre standen. Hab ich mich also umgeguckt und was seh ich? MEIN VERLOBTER LIEGT IM BETT UND LÄSST SICH IN DEN HINTERN POPPEN!! Ich dachte echt ich bin bei „Versteckte Kamera“ oder so was. Ich hab ja nichts gegen Schwule. Von mir aus kann ja jeder in seinem Schlafzimmer machen was er will, aber in dem Moment musste ich echt gegen den Brechreiz ankämpfen! Wie ekelhaft wäre das erst gewesen wenn ich vorher schon mal mit ihm geschlafen hätte? Allein bei dem Gedanken daran wird mir speiübel. Als er mich dann bemerkt hat, hat dieser Arsch doch wahrhaftig versucht mir irgendwelche Geschichten zu erzählen. Ich hab nur noch Rot gesehen. Ich bin glaub ich noch nie in meinem Leben so ausgerastet. Und Chris der Idiot meinte dann, nachdem er gemerkt hatte dass seine dummen Ausreden bei mir nicht ziehen, so ein paar Sprüche abzulassen. Frauen seien ja nie sein Ding gewesen und ich solle ja froh sein, dass mich überhaupt jemand zur Frau nehmen wollen würde. Resultat des ganzen war, dass ich die halbe Wohnung zerlegt hab und heute Morgen mit tierischen Kopfschmerzen aufgewacht bin. Wie du dir denken kannst ist mein Vater auf 180 gewesen. Er hat Chris Vater direkt mal einen Besuch abgestattet. Chris musste daraufhin mit der Wahrheit rausrücken und war, als mein Vater fertig mit ihm war, froh mich nie wieder sehen zu müssen. Glaub mir, von Männern hab ich nach dem Fiasko erstmal die Schnauze voll. Die können mir gestohlen bleiben. Da bleib ich doch lieber dauerhaft Single. Bislang haben sie es doch bloß alle geschafft, dass ich mich irgendwie scheiße fühle. Genauso wie jetzt. Ich habe Chris geliebt und er hat mir die ganze Zeit über nur vorgespielt dasselbe zu empfinden. In Wirklichkeit mochte er mich noch nicht mal. Ich passte halt nur scheinbar in das tolle Heimchen-am-Herd-Bild seiner Eltern. Und jetzt bin ich wieder alleine und nichts ist wie es einmal war. Von heute auf morgen hat sich mein Leben vom Hochpunkt auf den absoluten Tiefpunkt bewegt. Ich weiß gar nicht wie es jetzt weitergehen soll. Wo soll ich wohnen? Eine eigene Wohnung werde ich mir sicher ohne weiteres nicht leisten können. Nicht bei den Mietpreisen hier in den vernünftigen Wohngegenden von Berlin. Und nach Hause zurück gehen kommt auch nicht in Frage. Auf Carmen und Daniél in der Prä-Pubertät kann ich gut verzichten? Was mache ich jetzt? Ich hab angefangen zu studieren, aber soll ich das auch wirklich durchziehen? Oder sollte ich vielleicht zurück nach Spanien kommen und es dort versuchen? Zurzeit ist meine Zukunft total schwammig. Ich weiß echt nicht weiter im Moment. Das einzige was ich weiß ist, dass es ein großer Fehler war damals bloß wegen Chris in Deutschland zu bleiben und nicht zurückzukommen. Es hätte mir glaub ich das Leben ziemlich vereinfacht, wäre ich wieder in Spanien. Dann könntest du mir in einer solchen Situation auch sicher weiterhelfen. Wie es aussieht werde ich mich damit aber alleine auseinandersetzen müssen. Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen um mich. Gruß Anna Fernando nickte. Genauso hatte er sich den Brief vorgestellt. Anna musste echt rasend vor Wut gewesen sein. Das wäre sicher ein lustiger Anblick von außen gewesen. Über Chris musste ein echtes Gewitter niedergegangen sein. Fernando wusste schon von früher, dass Annas Wutausbrüche immer heftig waren. Da konnte man richtig Angst vor ihr bekommen. Aber das hatte er ja auch verdient. Die Nummer 9 der Rojiblancos sah auf die übrigen Briefe im Karton. Er sollte jetzt vielleicht besser schlafen, damit er morgen wenigstens halbwegs fit war, um mit Anna zusammen die Fanmeile zu betreten. Der spanische Nationalspieler stellte die Kartons neben das Bett und schaltete das Licht aus. Am nächsten Morgen wurde er von seinem Wecker aus dem Land der Träume gerissen. Noch verschlafen streckte er sich und kletterte aus dem Bett. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Anna ihn schon recht bald für das Spiel abholen würde. Er schlüpfte in eine Hose und ein T-Shirt und ging hinunter in die Hotelhalle um etwas zu essen. Zu seiner Verwunderung waren Sergio und Arturo nicht mehr da. Das kam Fernando gleich komisch vor. Normalerweise waren die beiden immer genau dann da, wenn er da war. Nun gut, er war halt heute etwas spät dran. Im Speisesaal waren fast alle Plätze frei. In einer Ecke saßen ein paar ältere Herrschaften an einem Tisch und tranken Kaffee. Fernando ging zum Buffet, holte sich etwas zu essen und einen Kaffee und setzte sich daraufhin an einen der zahlreichen freien Tische. Das würde sicher ein toller Tag werden. Hoffentlich würde Deutschland gewinnen. Da niemand zum quatschen im Speisesaal war, beendete Fernando sein Frühstück recht zügig und ging wieder auf sein Zimmer. Bis zu Annas Ankunft hatte er doch noch mehr Zeit als vorher angenommen. Der spanische Nationalspieler beschloss also noch ein wenig zum Pool herab zu gehen. Anna hatte sich für drei Uhr angekündigt. Fernando betrat auch pünktlich um drei Uhr die Hotellobby. Von Anna noch keine Spur. Er setzte sich in einen Sessel und wartete. In der Lobby war es recht ruhig. Der Tag kam ihm sowieso irgendwie seltsam vor. Um viertel nach drei war Anna immer noch nicht da. Das war doch echt verwunderlich. Frauen waren ja bekannt dafür gerne mal zu spät zu kommen. Aber doch nicht Anna. Fernando vermutete, sie würde sicher irgendwo im Stau stehen. Trotzdem wurde er das ungute Gefühl nicht los. Dann hätte sie doch sicher angerufen. Um halb vier entschied er sich dann dazu, Anna anzurufen. Aber an ihr Handy ging noch nicht mal die Mailbox. Das war doch nicht ihre Art. Fernando stand auf, durchquerte die Hotellobby und ging nach draußen. Vielleicht konnte er sie dann ja kommen sehen. Auch draußen war keine Spur von Anna. Das flaue Gefühl in Fernandos Magen verstärkte sich noch. Vor allem, da auf der Straße niemand unterwegs war. Noch nicht mal ein Auto oder ein einsamer Fußgänger. Man hörte nur das Martinshorn eines Krankenwagens unweit des Hotels. Er wusste nicht warum, aber seine Beine bewegten sich langsam in Richtung des Geräuschs. Langsam ging er die Straße hinab. An der nächsten Kreuzung stand ein Krankenwagen und ein Auto mit kaputter Windschutzscheibe. Das sah aber übel aus. Das Auto hatte sicherlich jemanden angefahren. Fernando schluckte und rannte nur noch los. Es konnte nicht Anna sein. Unmöglich. Nicht Anna. Nach einem kurzen Sprint stand Fernando an der Unfallstelle. Er blickte zu den Sanitätern herüber, die sich über eine Person im Deutschlandtrikot beugten. Es war Anna. Fernando hatte das Gefühl sein Herz würde stehen bleiben. Ohne darauf zu achten, dass ein leicht angegrauter Polizist ihn von der Unfallstelle weglotsen wollte, eilte er zu den Sanitätern und fiel neben Anna auf die Knie. Sie blutete aus einer Platzwunde am Kopf und war kreidebleich und augenscheinlich nicht bei Bewusstsein. „Anna???“, versuchte er sie in totaler Panik anzusprechen. Nach dem dritten oder vierten Versuch, reagierte sie endlich und öffnete die Augen. „Anna…“, flüsterte er ein wenig erleichtert. Die sah ihn an und murmelte nur. „Es tut mir leid, Fernando….“, dann verlor sie das Bewusstsein. Fernando wachte schweißgebadet in seinem Bett auf und schreckte hoch. Er musste erstmal durchatmen und seine Gedanken sammeln. War das ein Traum gewesen? Er ließ sich wieder zurück aufs Bett fallen. Was für ein Alptraum. Es war ihm so real vorgekommen. Fernando hatte wirklich geglaubt er würde Anna verlieren. Der Gedanke war doch unerträglich. Es war seltsam. All die Jahre hatte er immer versucht auch ohne Anna zurecht zu kommen. Das hatte auch gut funktioniert. Er hatte sie fast vergessen. Und doch auch wieder nicht. Ihre Wege hatten sich doch unabsichtlich wieder gekreuzt damals in Alicante. Wer hätte je gedacht, dass eine Freundschaft von zwei kleinen Kindern mal so weit reichen würde. Das machte ihn aber auf eine Tatsache aufmerksam die er bislang erfolgreich verdrängt hatte. Wie sollte es weitergehen nach der WM? Er würde wieder nach Spanien gehen. Sie hatte ihr Leben hier, das war klar. Das würde aber bedeuten, dass er sie vermutlich monatelang nicht sehen würde. Den Kontakt würden sie sicher halten, es gab ja schließlich Telefon und E-Mail. Aber reichte ihm das? Reichte es ihm sie alle paar Monate mal kurz für ein oder zwei Tage zu sehen? Er hatte sie jetzt seinen gesamten Urlaub über jeden Tag gesehen. Wie definierte er das zwischen ihnen beiden eigentlich genau? Waren sie Freunde? Oder verhielten sie sich nicht doch eher wie ein Pärchen? Fragen über Fragen, für die Fernando spontan keine Antworten wusste. Derweil lag Anna in ihrem Bett und starrte an die Decke. Nach dem Telefonat mit Fernando hatte sie nicht direkt wieder einschlafen können und das obwohl sie müde war. Anna hatte sich seit bestimmt einer Stunde nur herumgewälzt, unfähig einschlafen zu können. Fernando ließ sie irgendwie nicht los. Sie wollte nicht die ganze Zeit an ihn denken, aber irgendwie konnte sie nichts dagegen tun. Langsam wurde das zwischen ihr und Fernando doch leicht besorgniserregend. Sie versuchte ja in Fernando einen Freund zu sehen, aber das funktionierte nicht wirklich so wie sie es wollte. Es war zu Annas Erleichterung aber auch nicht das Gefühl, welches sie damals in Alicante hatte. Das würde sich sicher wieder normalisieren wenn Fernando erst wieder in Spanien war und sie ihn nicht mehr so oft sehen würde. Allerdings erwischte sie sich selbst in den letzten Tagen doch öfter dabei, darüber nachzudenken eventuell zurück nach Spanien zu gehen. Aber der Gedanke war doch absurd. Während ihres Studiums konnte sie das unmöglich tun. Für ein Semester vielleicht. Aber das wäre doch so kurz vorm Ziel wie sie es war, auch sinnlos. Irgendwann schaffte Fernando es dann trotz der ganzen offenen Fragen einzuschlafen. Stunden später wachte er dann wieder auf. Er blickte auf den Wecker und stellte fest, dass es schon zu spät fürs Frühstück war. Sollte er noch liegen bleiben oder aufstehen? Sein Magen nahm ihm mit einem lauten Knurren die Entscheidung ab. Der Kapitän von Atlético Madrid kletterte daraufhin aus seinem Bett und ging noch verschlafen ins Bad. Die Gedanken vom Vorabend verdrängte er erstmal. Damit würde er sich in nächster Zeit auseinandersetzen, aber nicht jetzt. Momentan fragte er sich eher wo er denn was zu essen herbekam. Frühstück bekam er ja keins mehr. An der Poolbar gab es seines Wissens nach einige Kleinigkeiten zu essen. Dann würde er eben dorthin gehen. Anna war schon seit fast zwei Stunden wach, als Fernando in seinem Hotelzimmer unter die Dusche stieg. Sie war bereits einkaufen gewesen und saß mit einer Tasse Kaffee und einem Brötchen in der Küche, wo sie während des Frühstücks die Zeitung las. Fernando hatte sie so sehr in Beschlag genommen, dass sie seit Tagen kaum ferngesehen oder in die Zeitung geguckt hatte. Also musste sie erstmal ein paar Informationen einholen, was denn im Rest der Welt so geschah. Sie hatte ihr Frühstück noch nicht beendet, als ihr Handy klingelte. Mit dem Brötchen in der Hand ging sie ins Wohnzimmer. Sie fragte sich, warum Fernando denn jetzt anrief. Anna nahm ihr Handy von ihrem Nachttisch und blickte auf das Display. Zu ihrer Verwunderung war es nicht Fernando der anrief, sondern Tania. Das wunderte sie doch. Sollte Tania nicht eigentlich schon längst auf dem Weg in die Flitterwochen sein? Fernando hatte sich inzwischen geduscht und angezogen. Er schnappte sich sein Handy, seine Brieftasche und seinen Schlüssel. Er blickte kurz auf die Kartons mit den Briefen. Ein paar konnte er ja noch lesen bevor er Anna traf. Mit einem Griff in den Karton zog er ein paar Briefe heraus und ging hinab zur Poolbar um etwas zu essen. An der Poolbar angekommen setzte er sich an einen der freien Tische und bestellte sich eine Cola und eine Portion Spaghetti. Neugierig sah er sich am Pool um. Es war auch heute wieder recht leer dort. Die meisten der Gäste waren sicher schon in die Stadt aufgebrochen um sich gute Plätze für das Spiel am Abend zu besorgen. Fernando nippte an seiner Cola und öffnete den ersten der Briefe die er mitgenommen hatte. Anna telefonierte derweil mit Tania, die am Flughafen Berlin-Schönefeld saß und darauf wartete, dass ihr Flug ging. Abflug sollte eigentlich schon vor über einer Stunde gewesen sein, aber ein Defekt am Flugzeug hatte diesen verzögert. Die frisch verheiratete Halbspanierin war doch recht neugierig gewesen, wie Annas Date mit Fernando denn gelaufen war. Sie wollte schon in der Nacht angerufen haben, aber hatte es sich dann doch anders überlegt. Wer wusste schon, bei was ihr Anruf die beiden stören würde. Tanias erste Frage an Anna war deswegen auch „Bist du allein?“. „Ja, warum?“, antwortete Anna verwirrt. Tania seufzte. „Nur so.“ Anna ließ sich zu Hause auf ihr Bett fallen. „Falls das eine Anspielung sein soll, nein er hat hier nicht übernachtet.“ „Aber?“, fragte Tania, die in Annas Stimme einen seltsamen Unterton vernommen hatte. Anna seufzte. „Er hätte es durchaus machen können.“ Tania zog eine Augenbraue nach oben und blickte zu Carlos, der neben ihr saß, herüber. „Er wollte nicht bei dir bleiben?“, fragte sie verwirrt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Fernando hatte das, was er auf der Hochzeit gesagt hatte wohl wirklich ernst gemeint. Auch Carlos würdigte das mit einem verdutzten Blick. „Nein. Er meinte es sei besser wenn er gehen würde.“ Tania schüttelte den Kopf. „Ist der irgendwie krank???“ Anna grinste. Die Reaktion hatte sie erwartet. „Soweit ich weiß nicht. Aber er hatte Recht. Das hat uns vor einer ganz dummen Situation bewahrt.“ Tania war sichtlich angenervt. Wie konnten Menschen es sich nur so schwer machen? Sie seufzte. „Du machst mich fertig.“ „Wieso das?“ „Meine Güte. Selbst ein Blinder mit Krückstock würde merken dass da bei euch was in der Luft liegt. Ihr beide steht total aufeinander. Das einzige Problem bei euch ist, dass ihr beide irgendwie nicht fähig seid euch das einzugestehen.“, meckerte sie. „Du hast langsam Halluzinationen. Du beginnst schon irgendwelche Dinge zu sehen.“, entgegnete Anna. „Siehst du, das ist es was ich meine! Worauf wartest du eigentlich? Darauf, dass ein Ritter in strahlender Rüstung auf seinem Pferd bei dir vorbeikommt und dich mit in eine bessere Welt nimmt? Dann sollte ich dir vielleicht mal gehörig in denen Allerwertesten treten und dich aus deiner Fantasiewelt holen. Das Leben ist kein Gewinnspiel. Wenn du was willst, dann musst du auch was dafür tun.“ Anna war inzwischen bereits ziemlich sauer. Wieso meinten eigentlich immer alle sich in ihr Leben einmischen zu wollen? „Vielen Dank für den Ratschlag Mama.“, entgegnete Anna mit ironischem Unterton. Tania seufzte. „Wieso machst du es dir so schwer Anna? Wenn du zu lange wartest ist es vielleicht zu spät.“ Noch ehe Anna etwas darauf sagen konnte, unterbrach Tania sie. „Sorry, ich muss los. Die Maschine geht gleich.“ Anna seufzte. „Okay. Schönen Urlaub. Grüß Carlos von mir.“ „Bis dann.“ Damit legte Anna auf. Fernando hatte inzwischen drei der vier Briefe die er mitgenommen hatte gelesen. Der Kellner brachte dem spanischen Nationalspieler seine Nudeln. Während er aß las er den letzten der Briefe. Er war mit dem 20. Juni 2006 datiert. Lieber Fernando, ich habe mir gestern bei Jésus das Spiel der spanischen Nationalmannschaft gegen Tunesien angeguckt. Eigentlich wollte ich aufs Fanfest gegangen sein, aber ich hab das leider nicht geschafft, weil ich noch in die Uni musste. Es freut mich, dass du von Anfang an spielen durftest. Das Trikot der spanischen Nationalmannschaft steht dir übrigens. Bislang spielst du echt eine tolle WM. Mit so was hatte ich so gesehen auch gerechnet. Du hast nun mal schon in der Liga bewiesen welches Potenzial in dir steckt. Außerdem warst du ja schon als Kind immer schon ein begnadeter Fußballer (mit Ausnahme von dem Tag wo du den Zahn im Tor verloren hast). Dass du nach dem versenkten Elfmeter die Armbewegung von Kiko nachgemacht hast, hat mich tierisch gefreut. Kiko war immer mein Held. Ich musste dabei gestern daran denken, wie wir beide damals kurz bevor ich Spanien verlassen hab, im Baumhaus gesessen haben und du zu mir meintest, du würdest das irgendwann wenn du groß bist mal machen. Sollte Spanien bis ins Finale kommen, werde ich selbst vorbeikommen um dir zu diesem tollen Turnier zu gratulieren. Dann bist du ja sowieso in Berlin und wie oft kommt es schon vor dass du in der Stadt bist in der ich wohne. Vielleicht sprichst du ja dann auch wieder mit mir. Na ja, wir werden ja sehen. Viel Glück weiterhin. Anna Fernando lächelte. Die Armbewegung nach dem Tor war eine spontane Idee gewesen. Er hätte nie gedacht, dass Anna sich noch daran erinnerte. Im Nachhinein hatte er kurz daran denken müssen, dass Anna das ganze vielleicht im Fernsehen gesehen hatte. Aber den Gedanken hatte er schnell beiseite geschoben. Auch wenn er Anna nach dem Finale, so wie sie es angekündigt hatte, getroffen hätte, wäre das sicher nicht dasselbe gewesen wie jetzt. Er hätte sicher nicht die Gelegenheit gehabt mit Anna so umzugehen wie jetzt. Zum ersten Mal dachte er daran, dass es vielleicht doch nicht so schlecht war so früh aus dem Turnier geflogen zu sein. Er hatte Anna wieder gesehen und die war ihm viel wichtiger als der Pokal. Den könnte er auch irgendwann anders holen. Aber das mit Anna war eine einmalige Sache, etwas auf das er nicht verzichten konnte. Anna hatte nach dem Telefonat mit Tania geduscht und sich umgezogen. Inzwischen war es bereits viertel nach zwei. Höchste Zeit aufzubrechen. Vor allem da sie mit der Bahn und nicht mit dem Auto fahren wollte. Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf. Auch Fernando hatte es ein wenig verpasst auf die Uhr zu schauen und stellte um viertel vor drei fest, dass Anna ja gleich schon da wäre. Er hetzte auf sein Zimmer um sich umzuziehen. Um kurz nach drei klopfte es an seiner Zimmertüre. Fernando, der noch nicht ganz fertig war, öffnete Anna die Türe. „Hallo.“, sagte er und setzte ein Lächeln auf. „Ich bin noch nicht fertig.“ Anna nickte. „Das seh ich. Das könntest du auch nicht sein. Ich hab dein T-Shirt.“, meinte sie und hielt Fernando das T-Shirt, welches er schon beim Spiel gegen Argentinien anhatte, hin. „Was würde ich bloß ohne dich machen?“ Anna setzte sich auf das Sofa. „Du würdest auf dem Fanfest von Autogrammjägern belagert werden.“, erklärte sie. „Das stimmt wohl.“. Fernando zog sich das T-Shirt an und warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel. „Wollen wir dann?“, fragte er. So machten sich Anna und Fernando wieder auf zum Fanfest, wo sie sich bereits das Viertelfinale angeguckt hatten. „Meinst du, Deutschland wird gewinnen?“, wollte der spanische Nationalspieler wissen. Anna sah ihn verärgert an. „Was ist das für ne Frage? Natürlich gewinnt Deutschland heute! Der Fußballgott wird auf unserer Seite sein, immerhin ist der Papst selbst auch Deutscher. Das ist die höchste Instanz auf Erden. Da kann gar nichts schief gehen.“ Fernando schmunzelte. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl was das Spiel anging. Auf der Fanmeile angekommen, stellten Anna und Fernando recht schnell fest, dass es beim Viertelfinale noch vergleichsweise leer auf der Fanmeile gewesen war. Jetzt war dort die Hölle los. Es war noch genug Zeit bis zum Anstoß, also gingen beide noch ein wenig in der Umgebung der Fanmeile spazieren. Pünktlich um 21 Uhr war es dann soweit. Der mexikanische Schiedsrichter Benito Archundia pfiff das erste Halbfinale der WM 2006 zwischen dem Gastgeber Deutschland und Italien an. Während Fernando das Spiel mit der Sachlichkeit des Außenstehenden verfolgte, ließ Anna wieder ihr spanisches Temperament vollends zur Geltung kommen. Allerdings war sie damit nicht allein. Die ganze Fanmeile war emotionsgeladen. So was hatte der spanische Nationalspieler noch nie gesehen. In der Halbzeit war die Stimmung auf der Fanmeile super. Es war mehr eine riesige Party als eine Fußballübertragung. Auch die zweite Halbzeit des Spiels hatte es in sich. Das Spiel entwickelte sich zu einem interessanten Schlagabtausch. Fernando hatte die italienische Nationalmannschaft eigentlich immer recht defensiv spielen sehen. Aber bei diesem Spiel taten sie überraschend viel in der Offensive. Das einzige was dem Spiel fehlte war ein Tor. Vor allem die deutsche Mannschaft hatte durch Klose, Podolski, Friedrich und Ballack einige gute Chancen, die aber allesamt nicht genutzt wurden. Torlos ging es also in die Verlängerung. Fernando merkte, dass die Stimmung auf der Fanmeile immer nervöser wurde. Es musste bald ein Tor fallen, bei den ganzen Chancen. Die Frage war nur für wen das Tor fallen würde. Der spanische Nationalspieler hoffte für seine Begleiterin, dass es doch für Deutschland sein würde. Bereits kurz nach Anpfiff der Verlängerung ging ein Raunen über die Fanmeile, als Gilardino den Ball gegen den Pfosten des deutschen Tores schoss. Die erste Hälfte der Verlängerung war in der Hand der Italiener. Fernando merkte, dass diese noch nicht ganz so müde waren wie die Deutschen, die schon das Viertelfinale bis ins Elfmeterschießen spielen mussten. Wenn das so weiterging, würde er Anna nachher sicher trösten müssen. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung stieg die Spannung im Spiel. Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann konnte sich ein wenig befreien. Es war schon kurz vor Ende der Verlängerung. Fernando befand sich, genau wie viele andere geistig bereits im Elfmeterschießen. Ein Elfmeterschießen würde Deutschland sicher gewinnen. Doch ehe er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war der Ball im Netz des Tores von Jens Lehmann. Tor für Italien. Die ganze Fanmeile schrie entsetzt auf. Einzig ein paar Italiener von weiter hinten konnte man jubeln hören. Anna sank auf die Knie. Es war doch nur noch eine Minute zu spielen. Es wäre nur eine lausige Minute bis zum Elfmeterschießen gewesen. Das konnte jetzt doch unmöglich passieren. Fernando wollte Anna gerade aufhelfen, als Del Piero den Ball zum 2:0 einschob. Jetzt war es endgültig vorbei. Der Schiri pfiff das Spiel direkt ab. Auf der Fanmeile war es totenstill. Totales Entsetzen war den deutschen Fans ins Gesicht geschrieben. Anna kniete immer noch auf dem Asphalt. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt hatte sie schon zwei Länder die sie unterstützen konnte und trotzdem wurde keiner von beiden Weltmeister. Als Spanien rausgeflogen war, hatte sie sich gesagt, Deutschland sei ja noch dabei. Aber nun? Fernando hielt ihr seine Hand hin. „Komm…“, sagte er leise. Anna nahm zögernd seine Hand und ließ sich aufhelfen. Sie sah den spanischen Nationalspieler traurig an. Fernando seufzte. „Tut mir leid.“, sagte er. Anna nickte nur. Fernando atmete tief durch und hielt Anna zwei Umschläge hin. Einen roten und einen grünen. Anna guckte ihn verdutzt an. „Was ist das?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Das ist eine Idee meiner Oma gewesen. Sie hat irgendwann angefangen mir Briefe mit auf Turniere zu geben. Wir haben das immer scherzhaft ’Palabras de la sabiduría’ genannt.“ „Wieso das?“ „Keine Ahnung. Es funktioniert aber. Der letzte Brief hat mich immerhin her gebracht. Den grünen Umschlag liest du immer wenn du gewinnst. Wenn du verlierst, liest du den roten.“, erklärte er ihr das Verfahren. Anna nickte. „Und was steht da so drin?“ Er zwinkerte. „Das siehst du ja dann.“ Anna nahm Fernando den roten Umschlag ab und drehte ihn um, um ihn zu öffnen. Fernando schluckte und musterte jede ihrer Bewegungen kritisch. Anna zog den Brief aus dem Umschlag. Darauf standen nur drei Worte: „Te quiero Anna.“ To be continued Fieses Ende, ich weiß. Noch viel fieser ist die Tatsache, dass ich nächste Woche erstmal in Urlaub (nach Spanien ^.^) fahren werde und nicht weiter schreiben kann. Aber das werdet ihr sicher überleben. Gruß Kapitel 17: Un sueño que es de verdad ------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 17 Un sueño que es de verdad Hallo zusammen. Sorry für die lange Wartezeit, aber im Urlaub hab ich leider gar keine Zeit gefunden etwas zu tun und nach dem Urlaub war ich wegen Fernandos Wechsel nach Liverpool erst mal etwas unmotiviert. Jetzt geht es aber endlich weiter. @SSJSweety: Das nenn ich mal einen neuen Rekord! 350!!! @ColaKorn: Unkompliziert wäre auch zu leicht @MissCapristo: Danke, den hatte ich. @matzel2003/Zinha: Na ja viele Ideen hab ich nicht mitgebracht... @KleinerEngel02: *Schlafsack reich* @soutbeat:*kekse mampf* Danke ^^ @gilthoniel79: Jap. Schon ein ganzes Jahr. Auf das mit den Briefen hab kam erst durch meinen Betaleser, der meinte den Bezug der Story zum Titel nicht zu erkennen. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter! Rückblick: Anna nahm Fernando den roten Umschlag ab und drehte ihn um, um ihn zu öffnen. Fernando schluckte und musterte jede ihrer Bewegungen kritisch. Anna zog den Brief aus dem Umschlag. Darauf standen nur drei Worte: „Te quiero Anna.“ … Anna las den Brief noch einmal. Kein Zweifel. Dort stand in schwarz auf weiß, dass Fernando sie liebte. Sie sah Fernando verwirrt an. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Sollte das jetzt ein Witz sein? Noch ehe Anna irgendwas darauf sagen konnte, ergriff Fernando das Wort und sah sie an. Ohne Punkt und Komma fing er an all das herunter zu rattern, was in seinem Kopf vorging. „Ich weiß, das ist absolut seltsam. Und ziemlich überraschend…“ Anna nickte. Er nahm ihre Hand. „Ich hab heute Morgen über alles nachgedacht. Damals als wir noch kleine Kinder waren, bin ich immer davon ausgegangen, dass wir beide irgendwann mal heiraten würden. Wie das jemals zustande kommen sollte, wusste ich als Kind natürlich nicht. Als du dann weggingst und je mehr Zeit verging, desto mehr hab ich das, was damals zwischen uns war vergessen. Oder man kann eher sagen, dass ich versucht hab, zu vergessen was war. Unterbewusst war es aber trotzdem immer da. Ich war immer recht gut darin gewesen es recht schnell zu verdrängen, wenn ich an dich dachte. Als ich dich wieder gesehen hab, wollte ich erst gar nicht mit dir reden. Irgendwie kam mir dann aber erst ins Bewusstsein wie dumm und stur wir beide, und vor allem ich, uns über all die Jahre verhalten haben. Ich hatte gehofft, es könne wieder so sein wie früher und wir könnten wieder genauso unzertrennlich werden wie damals. Am Anfang hat das ja auch noch funktioniert, aber irgendwann ging es dann nicht mehr. Wir sind keine Kinder mehr, Anna, und das ist unser Problem. Ein Teil von dir ist immer noch so geblieben wie ich es in Erinnerung hatte, aber der Großteil von dir ist nicht mehr das was er einmal war. Wir haben uns beide verändert, ob jetzt im positiven oder im negativen Sinne sei mal dahingestellt. Ich hab schon bei Carlos und Tanias Hochzeit gemerkt, dass es nicht so ist wie früher. Wärst du ein Kerl, wäre es kein Problem wieder an das anzuknüpfen was war. Aber du bist nun mal, wie man unschwer erkennt, keiner. Du bist das genaue Gegenteil von dem was du früher warst. Als Kind warst du immer mehr Junge als Mädchen aber inzwischen bist du zur einer Frau, und auch noch zu einer hübschen, geworden. Wie soll man mit jemandem befreundet sein, bei dem man wenn man ihn sieht kurzzeitig nur daran denken kann wie das Gefühl war von der Person geküsst zu werden? Oder gar daran zu denken mit seinem besten Kumpel zu schlafen?“ „Als ich hergefahren bin, war ich noch ziemlich geknickt wegen des verlorenen Achtelfinales und dem Pokal. Ich bin es von Atlético ja schon gewöhnt in der Liga auf Pokale verzichten zu müssen. Ich hatte gehofft es würde in der Nationalmannschaft besser laufen, denn in den Jugendmannschaften hatte ich doch immer gewonnen. Aber das ist es nicht. Meine Oma hatte in dem Brief, der mich letztendlich hergebracht hat, geschrieben, dass Fußball ja jetzt mein Lebensinhalt sei. Aber ich solle mal nachdenken, ob es das in 15 Jahren auch noch sein würde. Sie hatte Recht. Erst jetzt ist mir klar geworden, dass trotz des sportlichen Erfolgs etwas gefehlt hat und es am Ende meiner Karriere vielleicht schon zu spät ist um das fehlende zu bekommen. Mir ist klar geworden, dass es mir nicht reichen wird dich nur ab und an mal sehen zu können und sonst nur mit dir per E-Mail oder Telefon zu kommunizieren. Ich brauche dich in meiner Nähe Anna. Aber das nicht nur als Kumpel…“ Anna setzte bei dieser hektischen und undurchdachten kleinen Ansprache von Fernando ein Grinsen auf. So kannte sie ihn gar nicht. Fernando wollte gerade einen neuen Satz beginnen, als Anna ihm ins Wort fiel. „Fernando?“ Verwirrt sah er sie an. Hatte er zu viel gesagt? Er war aber doch noch gar nicht fertig. Das konnten jetzt doch nicht mehr als 20 Sekunden gewesen sein. Anna strich sanft mit der freien Hand über seine Wange. „Halt einfach die Klappe.“, sagte sie und küsste ihn zärtlich. Fernando ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen, zog Anna in seinen Arm und erwiderte den Kuss langsam. Zig Gedanken schossen Anna gleichzeitig durch den Kopf. Sie hatte auch absolut ohne vorher nachzudenken gehandelt, sondern einfach so wie ihr Bauchgefühl es ihr vorgab. Aber was tat sie da? Das war doch genau das, was Anna nicht wollte dass es passiert. Zumindest ein Teil von ihr. Ein anderer Teil von ihr sagte ihr, dass das was sie da tat doch nicht so falsch war. Sie hörte Tanias Stimme in ihrem Kopf die ihr sagte: „Es ist eh schon zu spät Anna. Versuch nicht dagegen anzukämpfen. Lass es einfach so sein wie es ist. Ihr beide könnt nie nur Freunde sein.“ Die Halbspanierin wusste, dass er nie so sein könnte wie Chris. Fernando hatte ihr schon in vielfacher Hinsicht bewiesen, dass er ganz anders war als er. Aber was, wenn auch das irgendwann vergehen würde? Wie sollte es dann weitergehen? Sie wollte ihn nicht wieder verlieren. Nicht schon wieder von vorne anfangen. Aber es ging auch nicht es so zu lassen wie es vorher war. Dazu hatte sie in den letzten Tagen in seiner Umgebung zu seltsame Gefühle gehabt. Anna erinnerte sich an all die Momente in denen sie allein in ihrer Wohnung oder in ihrem Zimmer gesessen hatte und hoffte ihn wieder zu sehen. All die Male, wo sie ihn gerne bei sich gehabt hätte um mit ihm über alles zu reden was sie bedrückte. An damals nach ihrem Treffen in Alicante, wo Anna sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als nach Madrid zu fliegen und ihn zu sehen. An all die Male als kleines Kind, bei denen die beiden miteinander gespielt hatten und immer wieder sagten, dass sie irgendwann einmal heiraten und zusammen Fußball spielen würden und den ganzen Schwachsinn den sie als Kinder gemacht hatten. Ohne Zweifel gab es keine Person auf diesem Planeten der Anna so vertrauen konnte wie ihm. Aber würde das wirklich reichen? Schließlich veränderte sich jeder Mensch mit der Zeit. Und meinte er das auch wirklich ernst was er sagte? Was wenn nicht? Das jetzt war mit Alicante damals nicht zu vergleichen. Damals war das eine kleine typische Teenagerverliebtheit gewesen. Das Gefühl nun war ganz anders. Sie hatte es doch recht lange geschafft sich einzureden das Gefühl sei nicht dasselbe wie damals bei Chris. Sie liebte nicht ihren besten Freund. Aber sie tat es irgendwie doch. Bevor Fernando in ihrem Hotel aufgetaucht war, hatte sich ihr Leben zwar normalisiert, trotzdem wusste sie nicht wohin der Weg sie führen würde. Sie hatte sich einfach nur blind und planlos von ihren Füßen tragen lassen. Jetzt hatte sie etwas wieder gefunden was sie wollte. Sie wollte in seiner Nähe sein. Sie musste einsehen, dass ihr Kopf den Kampf gegen ihr Herz verloren hatte. Fernando atmete unterdessen innerlich auf. Er hatte absolut nicht gewusst wie sie reagieren würde und mit allem, angefangen von dieser Situation, bis zu einem waschechten Ausraster inklusive Ohrfeige, wie nur Anna ihn konnte, gerechnet. Aber er hatte es ihr einfach direkt sagen müssen. Er wusste, dass er so was nicht geheim halten konnte. Nicht ohne das sie etwas merken würde. Darin war er nämlich nie gut gewesen. Wenn man ihn nur ein bisschen besser kannte als aus dem Fernsehen, merkte man recht schnell, dass er kein Mensch war der Leuten die ihm wichtig waren gut etwas vorspielen konnte. Irgendwann löste Fernando sich aus dem zärtlichen Kuss mit Anna und lächelte sie an. Er hatte sein Zeitgefühl zu einem unbekannten Zeitpunkt während des Kusses verloren. Zeit war unwichtig. Alles was zählte war der Moment. Anna erwiderte das Lächeln und entgegnete ihm „Te quiero tambien, mi vida.“ Fernando nahm wieder ihre Hand und zog sie zu sich. „Hattest du nicht gesagt, dass du nicht auf mich stehst, Annaputzilein?“, meinte er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Das war bevor du dich inmitten von einer halben Million Menschen zum Vollpfosten degradierst und mir vor allen Leuten sagst, dass du mich liebst.“ Fernando sah sie verwirrt an. „Wie?“ Anna wies mit dem Kopf auf die umstehenden Leute von denen ein paar etwas komisch guckten, da sie Fernando inzwischen doch erkannt hatten. Fernando lächelte unsicher. „Sei froh, dass die kein Spanisch verstehen.“, erwiderte Anna, die das ganze als Scherz gemeint hatte, mit einem Grinsen. „Ach was. Von mir aus könnten die das gerne wissen.“ „Soll ich es für dich übersetzen, damit du es einmal über die ganze Fanmeile brüllen kannst?“ Fernando schüttelte den Kopf „Den einen Satz bekomm sogar ich hin. Ich liebe dich Anna.“, sagte er in einer solchen Lautstärke, dass die umstehenden es verstehen mussten, in seinem besten Deutsch. Dafür erntete er noch mehr verwirrte Blicke von der Seite. Anna küsste ihn dafür kurz. „Das hast du schön gesagt. Aber jetzt sollten wir zusehen, dass wir Land gewinnen bevor die aus ihrem Schockzustand aufwachen und dich mir strittig machen wollen.“ Der Kapitän der Rojiblancos stimmte dem Vorschlag nur allzu gern zu. Schnellen Schrittes durchquerte Anna die Menschenmengen auf der Fanmeile und zog Fernando an der Hand hinter sich her. Allerdings ging das nicht so schnell, wie Anna es sich erhofft hatte. Der Marsch durch die Menschenmassen war doch Zeitaufwendiger als gedacht. Fernando durfte deswegen während des Gehens noch ein paar Autogramme schreiben, da einige Leute doch recht schnell einen Stift zur Hand hatten. Der spanische Nationalspieler hoffte nur, dass beide es aus dieser Menschenmasse schaffen würden bevor der erste Journalist Wind von der Aktion bekommen würde. Es war noch zu früh für einen Artikel in der spanischen Zeitung. Auch wenn Anna gesagt hatte, dass sie seine Liebe erwiderte, war die Situation der beiden doch immer noch nicht so recht klar. Erstmal sollten die beiden die Möglichkeit bekommen das ganze zu klären bevor ihr Bild auf irgendeiner Zeitung auftauchte und die spanische Presse versuchte sich in sein Privatleben einzumischen. Fernando umfasste ihre Hand fester. Anna sah ihn kurz an und beschleunigte ihren Schritt noch ein wenig. Nur kurze Zeit später hatten beide es geschafft in den Bereich zu kommen wo nur wenige Fans standen. Das waren allerdings die Fans die feierten weil Italien gewonnen hatte. Anna setzte bereits einen giftigen Blick auf, der Fernando verriet, dass sie kurz davor war einen dummen Spruch zu lassen. Sie war halt äußerst temperamentvoll. Der spanische Nationalstürmer sah sie nur bittend an und schüttelte kurz den Kopf. Anna seufzte und schluckte ihm zuliebe die Beschimpfungen, die ihr schon auf der Zunge lagen, herunter. Der Madrilene strich vorsichtig über ihre Hand, nickte zufrieden und zog sie langsam mit sich davon. Es hätte auf jeden Fall zu viel Aufmerksamkeit erregt, wenn Anna jetzt noch angefangen hätte sich mit den Italienern anzulegen. Fernando und Anna ließen den Trubel auf der Fanmeile hinter sich und bogen in eine relativ ruhige Seitenstraße ab. Weg von der Fanmeile und der Aufmerksamkeit der anderen. „Und was machen wir jetzt noch?“, fragte Anna neugierig. Fernando zwinkerte. „Also ich dachte an so was wie Frusttrinken. Schließlich hat deine Mannschaft verloren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund bin ich gar nicht mehr frustriert…“ „Ach?“, fragte Fernando amüsiert. Anna zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht wieso…“, entgegnete sie mit einem Zwinkern. „Wollen wir dann stattdessen die Niederlage feiern gehen?“, fragte er. Dafür erntete er einen Knuff in die Seite. „Natürlich nicht! Das werden wir den Italienern heimzahlen. Glaub mir das! Und ich werde die nächsten 3 Monate keine Pizza mehr bestellen!“ Fernando lachte. „Damit zahlst du es ihnen sicherlich gut heim.“ „Oh ja…“ Der spanische Fußballer schüttelte darüber nur weiter mit dem Kopf. „Und was wollen wir dann jetzt machen? Es ist noch zu früh um nach Hause zu gehen.“ „Wie wäre es, wenn wir beide einfach etwas auf uns trinken gehen?“, meinte Anna dann mit einem Zwinkern. Fernando lächelte „Jésus?“, fragte er. „Du kannst meine Gedanken lesen.“ „Weiß ich doch. Dann los.“, sagte er und ging langsam los „Eine Frage hätt ich aber doch.“, verkündete die Halbspanierin dann. Fernando blieb stehen und drehte sich um. „Und was für eine?“ „Was stand in dem grünen Brief?“ „Verrat ich dir nicht. Du wirst es nie erfahren.“, sagte der Fußballer und streckte ihr frech die Zunge raus. „Du bist gemein.“, schmollte Anna. Er grinste und küsste sie kurz. „Nicht schmollen, Annaputzilein.“ „Muss ich doch, wenn du mir nicht sagen willst was drinsteht.“ „Das muss aber auch so sein. Sonst hätte ich ja direkt nur einen schreiben können.“ „War er denn länger als der rote?“ „Unwesentlich.“ „Na dann.“, sagte sie und nahm seine Hand. Die beiden gingen nun durch einige ruhige Seitenstraßen zur nächsten U-Bahn Haltestelle und fuhren von dort aus in Richtung von Jésus Kneipe. In der Bahn war es aufgrund des Fußballspiels vom Abend ziemlich voll, so dass Fernando und Anna während der ganzen Fahrt nicht dazu kamen miteinander zu reden, dabei waren Fernandos Meinung nach noch einige unausgesprochene Dinge zwischen ihnen. Wie sollte es jetzt weitergehen? Eine gewisse Zeit später betraten Fernando und Anna also die Seitenstraße in der die Kneipe von Jésus lag. Fernando sah Anna an. „Und du willst wirklich da reingehen?“ Sie nickte. „Warum nicht?“ „Naja, ich weiß nicht wie du vorhast dich in Jésus Gegenwart zu verhalten. Ich denke Tania und Carlos wüssten binnen einer Stunde was los ist.“ Anna zuckte mit den Schultern. „Und? Ist das für dich ein Problem?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein eigentlich nicht. Es ist nur…“ Anna sah ihn an. „Was?“ „Das zwischen uns ist noch so undefiniert.“ Anna lächelte. „Findest du?“ Er nickte unsicher. „Du hast gesagt, dass du mich auch liebst, aber wie soll es nun weitergehen? Würde dir der ganze Stress, der als meine Freundin auf dich zukäme wirklich nichts ausmachen? Auch wenn ich immer versuche mein Privatleben so gut es geht aus meinem Beruf rauszuhalten, ist das sicher nicht einfach für dich. Die spanische Presse ist nicht immer nett und spekuliert sehr viel. “ Sie schüttelte den Kopf. Irgendwie fand sie es süß wie er sich um sie sorgte, aber er hatte gar keinen Anlass dazu. „Natürlich macht mir das nichts. Ich liebe dich, der Rest ist unwichtig. Lass die doch schreiben was sie wollen.“ Der spanische Nationalspieler lächelte. „Das ist schön zu hören. Also ändern wir den Status unserer Beziehung von ’amigos’ in ’novios’?“ fragte er freudestrahlend. Anna zwinkerte. „Wenn du es mit mir als deine Freundin aushältst.“ „Sicher doch.“, entgegnete er und küsste Anna kurz zärtlich. „Wollen wir dann jetzt reingehen?“, fragte Anna dann. „Klar. Allerdings wäre da noch eine Sache um die ich dich bitten will.“ Sie grinste. „Meine Güte. Du stellst aber Anforderungen. Wollen wir direkt schon einen Ehevertrag aufsetzen?“ Der Kapitän der Rojiblancos schüttelte belustigt den Kopf. „So schlimm ist es noch nicht. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass ich nicht so der Küssen-in-der-Öffentlichkeit-Typ bin.“ Anna nickte. „Kein Problem. Ist vielleicht auch besser so. Das erregt nicht so viel Aufmerksamkeit. Und je weniger Aufmerksamkeit, desto besser für uns, oder?“ „Ich wusste, dass du verstehst worauf ich hinaus will.“, entgegnete er, nahm ihre Hand und zog Anna mit nach drinnen. Jésus Kneipe war recht gut gefüllt. Der spanische Wirt stand hinter seinem Tresen und begutachtete zufrieden das rege Treiben in seiner Kneipe, als die Tür aufging und Anna mit Fernando Torres in seine Kneipe trat. Achtundzwanzig verwirrte Blicke fielen auf die Neuankömmlinge, während der Rest der Gäste die beiden nicht weiter beachtete. Anna seufzte und sah Fernando an. „Heute ist der erste Dienstag im Monat, oder?“ Der Spanier nickte verwirrt. „Spanischer Fußballstammtisch. Das hab ich ja total vergessen.“ Fernando lächelte. „Schon okay. Dann wird es heute Abend wenigstens nicht langweilig.“ Er umfasste die Hand seiner Freundin fester und grüßte die anwesenden Gäste, die ihn immer noch verdutzt anstarrten mit einem „Guten Abend.“ Anna, die die meisten der Stammtischmitglieder persönlich kannte, da auch sie sich öfter am ersten Dienstag im Monat zu ihnen gesellte, nickte nur kurz. Jésus musterte das mit einem Grinsen. Das war doch mal ein nie da gewesenes Schauspiel. Er ging zu den beiden herüber und begrüßte Anna mit einer freundschaftlichen Umarmung. „Wie geht es dir?“, fragte er, besorgt um Annas Wohlbefinden nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft. „Ist schon okay.“ „Ich bring besser gleich trotzdem was härteres zu trinken.“ „Besser nicht. Ich will heute nicht getragen werden. Ein Bier reicht mir voll und ganz.“ „Wie du meinst.“, erwiderte der Spanier und begutachtete Fernando, der immer noch ein Deutschland T-Shirt trug grinsend. „Also das hätte ich dir nicht zugetraut. Verrätst noch dein eigenes Vaterland.“, meinte er schließlich lachend. „Irgendwie musste ich mich ja tarnen. Ich glaube es würde auffallen, wenn ich mit einem Spanientrikot mit der Nummer 9 auf der Fanmeile auftauchen würde. Dann erkennen mich sicher ein paar mehr Leute als im Deutschland T-Shirt.“, entgegnete Fernando. Jésus nickte und sah zu den Mitgliedern seines Stammtisches herüber. „Ich vermute mal, ihr kennt alle Fernando Torres.“, erklärte er mit einem Grinsen. Einheitliches Nicken. „Können wir uns zu euch gesellen?“, fragte Anna schließlich. „Sicher. Wenn du uns sagst, wo du ihn gefunden hast.“, sagte einer der Anwesenden. Fernando lächelte und nahm Anna die Antwort vorweg. „Sie war meine Nachbarin bevor sie nach Deutschland gegangen ist.“ Jésus stellte Anna und Fernando jeweils ein Bier vor die Nase. „Warum hast du uns das nie gesagt, Anna?“ Anna grinste und entgegnete ihm. „Jeder hat seine kleinen Geheimnisse. Außerdem hatten wir uns Jahre nicht gesehen. Ich wusste gar nicht ob er mich noch kennt.“ Fernando grinste fies. „Als ob ich dich hätte vergessen können. Selbst wenn ich das gewollt hätte. Es gab auf unsere Straße niemand mit dem man auch annähernd so viele Dummheiten machen konnte wie mit dir.“ „Das werte ich mal als Kompliment.“, antwortete Anna. Nun begann ein lustiges Frage-Antwort Spiel der Mitglieder des Fußballstammtisches, die Größtenteils aus Spaniern oder Leuten, die über Ecken spanische Verwandtschaft hatten, bestand, und Fernando. Die Fans löcherten den spanischen Fußballer mit Fragen angefangen mit der Frage nach dem kommenden Meister der Primera División über Fragen nach den Stärken und Schwächen verschiedener Spieler und Mannschaften, bis hin zu Fragen über Trainingsabläufe und der Spielvor- und nachbereitung. Geduldig beantwortete der Kapitän der Rojiblanco alle Fragen, froh darüber auch mal mit Fans richtig im Kontakt stehen zu können und nicht nur kurzzeitig beim Training oder über die Presse mit ihnen zu reden. Endlich konnte er mal all die Fragen beantworten, die die Fans wirklich interessierten. Anna begutachtete das ganze interessiert, entschied sich aber irgendwann dazu ihren neuen Freund mit seinen Zuhörern allein zu lassen und sich eine Runde zu Jésus zu gesellen um sich nach ihrer Freundin Tania und Carlos zu erkundigen. Jésus lächelte Anna an und wies mit dem Kopf zu Fernando. „Der ist scheinbar in seinem Element.“ Anna nickte lachend. „Oh ja. So redselig kenn ich ihn gar nicht. Manchmal entdecke sogar ich noch neue Seiten an ihm.“ Jésus meinte: „So ist das halt. Manche Leute können einen auch nach Jahren noch überraschen.“ „So ist es. Was machen eigentlich dein Sohn und deine Schwiegertochter?“, wollte die Halbspanierin dann wissen. „Sie haben heute angerufen. Sie sind gut angekommen. Ist wohl alles super da. Einzig die Fußball WM käme dort wohl zu Menschenunwürdigen Zeiten.“ „Ein Grund für mich, nicht nach Übersee zu fliegen.“ „Ach was. Wenn die Gesellschaft stimmt, ist es dort sicherlich ganz nett.“ Anna musterte ihn kritisch. „Soll das eine Anspielung sein?“, fragte sie dann. Jésus grinste und nuschelte ein Halblautes „Wer weiß“, ehe er zum Tisch an dem Fernando saß herüber ging um dort einigen der Anwesenden die Rechnung zu bringen. Da er mit dem Rücken zu Anna stand, konnte er ihr ’Wenn der wüsste’-Grinsen nicht sehen. Anna sah Jésus, als dieser wieder hinter den Tresen zurückkehrte ernst an. „Diese dauernden Anspielungen von dir und deiner Schwiegertochter nehmen langsam unangenehme Formen an.“ „Wir kennen dich halt besser als du glaubst.“ „Oder schlechter als ihr glaubt.“ Anna nahm einen Schluck aus ihrem Bierglas. Es war schon irgendwie komisch zu wissen, dass die anderen doch Recht gehabt hatten und weiter so zu tun als wäre nichts. „Och komm schon Anna. Wir wissen beide, dass du ihn schon immer ziemlich attraktiv fandest. Warum also nicht die gegebene Chance nutzen?“ „Das ist eine vollkommen andere Geschichte. Man findet viele Leute attraktiv, wenn man denkt, dass man keine Chance hat sie zu treffen.“ „Du hättest ihn doch jederzeit anrufen können.“ „Wenn er mit mir geredet hätte, ja. Da er sich aber 14 Jahre geweigert hat ein Wort mit mir zu reden, ist das auch wieder leichter als gesagt.“ Jésus seufzte genervt. „Du machst es dir doch viel zu schwer. Ich muss nur sehen auf welche Art und Weise ihr euch anguckt. Das ist genau dasselbe wie damals bei meinem Sohn und Tania. Aber im Vergleich zu denen seid ihr wohl blind, dass ihr es selbst nicht merkt.“ „Wenn du meinst.“, sagte Anna nur und stand auf um zurück zu Fernando zu gehen. Etwas mehr als anderthalb Stunden später lichtete sich die Besetzung in der Kneipe sichtlich. Außer den beiden und Jésus waren nur noch drei Gäste dort. Es war schon weit nach Mitternacht und nicht alle Gäste hatten das Glück am nächsten Morgen frei zu haben. Irgendwann verabschiedete sich auch der letzte des Stammtisches von Anna und Fernando, glücklich darüber ein Autogramm abgestaubt zu haben, selbst wenn er eigentlich Fan des FC Sevilla war. Als der Spanier durch die Tür getreten war, nahm Fernando die Hand seiner Freundin und lächelte sie an. „War’s sehr schlimm für dich?“ Anna blickte verdutzt in die dunkelbraunen Augen ihres Gegenübers. „Was soll schlimm gewesen sein? War doch ein lustiger Abend.“ „Und wie.“, entgegnete er und küsste sie sanft. Jésus musterte das interessiert. Was war denn nun los? Hatte er irgendetwas wichtiges verpasst? Er räusperte sich laut und veranlasste das Pärchen somit sich aus dem Kuss zu lösen. Anna und Fernando sahen sich erst gegenseitig an und blickten dann mit aufgesetzter Unschuldsmiene zu Jésus. Der verstand die Welt nicht mehr. „Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen?“ Anna grinste fies. „Ich hab doch in dem ganzen abendlichen Trubel nicht etwa vergessen dir meinen neuen Freund vorzustellen?“ Fernando sah sie gespielt erbost an und meinte: „Also wirklich Anna. Schäm dich!“ Jésus setzte sich den beiden gegenüber. „Ihr solltet euch beide was schämen, mich so an der Nase rumzuführen! Und dann auch noch den ganzen Abend so tun als wäre nichts. Das hättet ihr ja wohl direkt sagen können.“ „Sorry, aber bei den ganzen Leuten? Wir wollten daraus keine Sensationsmitteilung machen. Außerdem soll es noch nicht jeder wissen. So gesehen bist du sogar der erste der davon erfährt.“ Jésus nickte zufrieden. Mit soviel entgegengebrachtem Vertrauen hatte er nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass er es vor seiner Schwiegertochter erfahren würde. „Darf ich den Urlaubern denn wenigstens davon berichten?“ Anna nickte. „Ich bitte darum.“ „Sehr schön. Bei deren nächsten Anruf werden die beiden ihr blaues Wunder erleben. Und wir drei trinken darauf jetzt erstmal was.“, erklärte er und ging hinter den Tresen. Dort kramte er eine Weile herum, bis er endlich fündig wurde und eine Flasche spanischen Sherry und drei Gläser auf dem Tisch vor Fernando und Anna abstellte. Anschließend befüllte er ihre Gläser und nahm seins schließlich in die Hand. „Was lange währt wird endlich gut. Auf euch und dass ihr endlich zur Vernunft gekommen seid.“, erklärte er und hob sein Glas. Anna und Fernando taten es ihm gleich. Eine weitere dreiviertel Stunde später verließen auch Anna und Fernando Jésus Kneipe. Draußen angekommen, zog Fernando Anna in seine Arme und legte seine sie um Annas Taille. „Und nun?“, fragte er neugierig. „Kommst du mit zu mir?“, fragte Anna, die ihre Arme um seinen Hals gelegt hatte. Fernando lächelte. „Mein Hotel ist aber näher.“ „Dafür ist meine Wohnung größer. Und wir werden nicht zusammen von Fabienne oder sonst wem gesehen.“ Fernando grübelte. „Gutes Argument. Aber wir fahren mit dem Taxi. Mit der Bahn kommen wir ja nie an.“, verkündete er und ging mit Anna langsam in Richtung der Hauptstraße, wo beide sicherlich schnell ein Taxi auftreiben würden. Tatsächlich fanden die beiden bereits nach kurzer Zeit ein leeres Taxi, welches sie recht zügig zu Anna nach Hause fuhr. Dort angekommen suchte Anna erstmal in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel. Als sie diesen endlich gefunden und die Türe aufgeschlossen hatte, packte Fernando sie von hinten und trug sie nach drinnen. Erst im Wohnzimmer setzte er sie wieder ab. Anna sah Fernando schmollend an. „Und ich wollte eigentlich erst nach meiner Hochzeit in die Wohnung getragen werden.“ Fernando grinste. „Ich dachte du willst nicht heiraten.“ „Auch wieder wahr.“, entgegnete Anna und wies Fernando mit einer Geste an sich hinzusetzen. „Mach du es dir schon mal bequem. Ich muss noch kurz ins Bad.“, sagte sie anschließend und ging in Richtung dessen davon. Als sie nur fünf Minuten später wieder ins Wohnzimmer kam, saß Fernando immer noch an derselben Stelle auf der Couch und blätterte in einer Zeitung. „Willst du wieder auf der Couch übernachten?“, fragte sie neckisch. Fernando blickte auf. „Kommt drauf an, ob du mich in deinem Bett übernachten lässt.“ Anna lächelte und ging langsam zu ihm herüber. „Darüber sollte man reden können.“ Der spanische Nationalspieler nickte zufrieden und musterte seine Freundin dann genau. „Das ist also das, was du normalerweise zum Schlafen anziehst. Ich hatte anderes erwartet.“, sagte er mit Blick auf Annas schwarzes unspektakuläres Nachthemd. „Das bist du selbst schuld. Ich hab nur gesagt dass es schwarz ist.“ „Und wieso sollte ich das beim letzten Mal nicht sehen?“ Anna grinste. „Weil es ein wenig zu kurz ist…“ Fernando zog sie zu sich herüber und setzte sie vorsichtig auf seinem Schoss ab. „Das stört mich doch nicht.“ Anna zwinkerte. „Das dachte ich mir bereits.“ Statt zu antworten küsste Fernando sie leidenschaftlich und legte seine Hände auf ihrer Hüfte ab. Anna erwiderte den Kuss genauso und strich leicht über seinen Kopf. Langsam strich Fernando über ihre Oberschenkel und schob dabei ihr Nachthemd leicht hoch. Annas zweite Hand glitt langsam an seinem Rücken herab. Schließlich löste sie sich von seinen Lippen, küsste langsam an seinem Hals hinab und begann dann sanft an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Ein wohliger Schauer durchfuhr den spanischen Nationalspieler. Er hatte ja schon festgestellt, dass es sich extrem gut anfühlte von Anna geküsst zu werden. Aber das fühlte sich noch viel unbeschreiblicher an als erwartet. Er schloss die Augen und genoss das Gefühl, während seine Hände langsam über Annas Seiten strichen. Anna hörte auf an seinem Ohrläppchen zu knabbern und flüsterte ihm ein „Ich liebe dich“ ins Ohr. Dann stand sie langsam auf und hielt ihm ihre Hand hin, um den Ort von der Couch zum Bett zu wechseln. Fernando zögerte. „Was ist los?“, fragte sie verwirrt. Der Kapitän der Colchoneros sah ihr in die Augen. „Ich weiß, dass du mit so was schlechte Erfahrungen gemacht hast, aber ich fände es besser wenn wir noch eine Weile warten würden.“ Anna blickte die spanische Nummer 9 verdutzt an. „Wie?“ „Ich möchte, dass das zwischen uns etwas ganz spezielles ist. Du bist eine ganz besondere Person in meinem Leben gewesen. Darum möchte ich, dass es nicht so ist wie bei jeder anderen. Als wir Kinder waren dachte ich immer, dass du einmal meine erste Freundin sein würdest, aber das warst du nicht. Ich möchte, dass das zwischen uns ist, als wäre es so. So als wären wir beide 15 oder 16 Jahre alt. Ich möchte jede Sekunde mit dir genießen. Deswegen finde ich, dass wir es nicht überstürzen und die Sache langsam angehen lassen sollten.“, erklärte er ehrlich, in der Hoffnung sie wäre jetzt nicht sauer auf ihn. Anna lächelte und nickte. „Okay.“ Fernando, der eigentlich mit etwas mehr Protest gerechnet hatte, glaubte sich verhört zu haben. „Okay?“ Anna zog Fernando an beiden Händen auf seine Füße. „Wenn du das so möchtest ist das für mich völlig in Ordnung. Außerdem hat das irgendwie doch etwas total niedliches.“ „Danke.“, sagte er und küsste sie sanft.„Aber in meinem Bett schläfst du doch trotzdem, oder?“, fragte sie mit einem Zwinkern. Fernando nickte. „Sicher.“ Nur kurze Zeit später kletterte Fernando zu seiner Freundin ins Bett und zog sie in seine Arme. Anna kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. Der Madrilene strich leicht über ihr Bein und ihren Rücken. Er musste zugeben, dass es ihm selbst aber doch recht schwer fiel das einzuhalten was er den beiden eben selbst auferlegt hatte, schließlich war auch er nur ein Mann. Aber das war die Sache sicherlich wert. Anna hatte viel zu viele schlechte Dinge erlebt. Vielleicht war das genau das was sie brauchte. „Ich liebe dich Fernando.“, murmelte Anna im Halbschlaf. Fernando küsste sie kurz auf die Stirn. „Ich dich auch Süße.“ Am nächsten Morgen wurden die beiden nicht vom einfallenden Sonnenlicht und auch nicht von Annas Wecker, sondern von der Türklingel geweckt. Beim ersten und zweiten Klingeln hatte Anna sich enger in Fernandos Arm gekuschelt und etwas von „Soll die verfluchte Post doch einfach eine Karte in den Briefkasten werfen“ genuschelt. Beim dritten Klingeln fragte Fernando, der schon seit dem ersten Klingeln hellwach war, sie ob sie denn nicht mal aufstehen wolle. Anna öffnete die Augen und guckte ihren Freund an. „Guten Morgen.“, sagte der spanische Nationalspieler zu ihr. Noch ehe Anna etwas entgegnen konnte klingelte es zum vierten Mal an der Türe. Anna kletterte grummelnd aus dem Bett. „Immer diese Vertreter…“, meckerte sie. Fernando sah ihr belustigt hinterher und lehnte sich im Bett zurück. Wie sich nur 20 Sekunden später herausstellen sollte, handelte es sich bei dem Störenfried des Morgens weder um die Post, noch um einen Vertreter für Vorwerk oder einen der Zeugen Jehovas. Es waren Annas Eltern. „Es sind meine Eltern.“, rief Anna zu Fernando herüber nachdem sie den Türöffner betätigt hatte. „Soll ich wieder ins Bad gehen?“, fragte er grinsend. Anna zog sich einen Morgenmantel über und lächelte. „Heute darfst du bleiben wo du bist.“ Luis und Gabriela Sanchez, Annas Eltern, klopften nur kurze Zeit später an die Haustüre. Anna öffnete den beiden und erntete einen verdutzten Blick der beiden dafür dass sie um diese Uhrzeit noch im Bett lag. „Guten Morgen.“, grüßte Anna ihre Eltern. Luis musterte sie kritisch. „Wohl eher Mittag. Es ist zwanzig nach eins.“ Anna guckte zur Uhr. Mist. Es war tatsächlich schon nach Mittag. „Ich bin gerade aufgestanden. Folglich ist Morgen.“, entgegnete sie. Annas Mutter nickte. „Dürfen wir trotzdem reinkommen?“ „Klar doch. Wenn es euch nichts ausmacht, dass ich Besuch habe.“ Das war für Luis das Wort um Rot zu sehen. Besuch? Seine Tochter? Die gerade erst aus dem Bett gestiegen war? Der Jüngling würde jetzt was erleben! „Besuch?“, fragte Luis hellhörig. Anna nickte grinsend. Der besorgte Vater ging an seiner Tochter vorbei und stürmte ins Wohnzimmer. „Wo ist der Milchbubi?“ Annas Mutter bedachte ihre Tochter mit einem genervten Blick „Du weißt doch wie empfindlich er ist. Den zu beruhigen wird eine ganze Weile dauern.“ Anna schüttelte den Kopf. „Sicherlich nicht.“ Da Luis auf Annas Couch nichts vorfand, ging er langsam auf die Papierwand zu, hinter der sich Annas Bett befand. Dort wurde er von einem freundlichen „Guten Morgen Luis“ von Fernando begrüßt. Der Spanier zwinkerte mit den Augen, um sich zu vergewissern dass er richtig sah. Dann drehte er sich zu seiner Tochter, die gerade ins Wohnzimmer gekommen war um. Diese grinste nur. „Wie es aussieht hast du meinen neuen Freund schon kennen gelernt.“ To be continued Mal sehen was Luis dazu sagen wird… Bis dann Kapitel 18: Una sorpresa especial --------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 18 Una sorpresa especial Hallo zusammen. Sorry dass es so lange gadauert hat. @gilthoniel: Du bekommst von mir noch ne Mail. Dein Kommi von Teil 17 ist auf dem anderen Rechner und ich kann das von hier nicht abrufen. Aber ja, du bist überall @Zinha: Ja ich war kreativ schlafen und kreativ trinken aber nicht schreiben. Jaja die sind ja auch beide gut. Und Simao ja auch. Aber das ist trotzdem nicht dasselbe . Es sind 8171 @Say my name: Danke @KleinerEngel02: Na das ist gut zu wissen @anna88: Das freut mich @Ingrid: Ja so ne Karibiknacht hätt ich auch mal gern. @SSJSweety: DAS war jetzt aber echt ein neuer Rekord. Kopieren in Word und Wortzählung sagt 8171!!!!!! @laola: Klar doch @pip20: Definitiv nicht @ColaKorn: Ist ja nicht schlimm. Jaja der Luis. Jetzt wird es lustig @MissCapristo: Schneller als du dachtest, was? Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Der Spanier zwinkerte mit den Augen, um sich zu vergewissern dass er richtig sah. Dann drehte er sich zu seiner Tochter, die gerade ins Wohnzimmer gekommen war um. Diese grinste nur. „Wie es aussieht hast du meinen neuen Freund schon kennen gelernt.“ Luis sah Anna verwirrt an. Hatte er sich gerade verhört. Auch Annas Mutter hatte einen überraschten Blick aufgesetzt. „Dein was?“, fragte Luis als er sein Sprachvermögen zurückerlangt hatte. Anna lächelte. „Mein neuer Freund.“ Luis zeigte mit dem Finger auf den in Annas Bett liegenden spanischen Nationalspieler. „Er? Und Du???“ Sie nickte. Genauso Fernando. „Sieht aus, als würde dein schlimmster Alptraum doch noch wahr werden.“, entgegnete Anna, die schon felsenfest mit einem Ausraster ihres Vaters rechnete. Sie beschloss diesen Moment auszukosten. Der heutige Ausraster würde sicher einmalig werden und versprach viel mehr Potenzial als einige, wenn nicht sogar alle, der vorherigen. Luis hatte in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass er schon fast paranoid war, was das Wohl seiner Tochter anging. Er hatte immer mit Argusaugen über sie gewacht und jeden ihrer Freunde, mit Ausnahme ihres Exverlobten, nicht wirklich gemocht. Das hatte er ihnen auch stets gezeigt und es Anna bei jeder Gelegenheit wissen lassen. Er war fast schon von dem Gedanken besessen gewesen seine Tochter solle einmal einen Spanier heiraten. Einzig Chris war in Luis Augen okay für seine Tochter. Damals als er ihn kennen gelernt hatte, war sicher gewesen, dass er Anna ein sicheres und versorgtes Leben bieten könnte und seine Tochter bei ihm ein gutes Leben führen würde. Selbst wenn er nicht spanischer Abstammung war. Aber dann war alles anders gekommen. Der Mann, mit dem er seine Tochter gern für immer zusammen gesehen hätte, war schwul. Er hatte seine Tochter nur benutzt. Ab diesem Moment war Luis noch viel besorgter um seine Tochter gewesen als vorher. Aus der gesunden Vorsicht gegenüber Annas Freunden und Bekannten wurde regelrechte Paranoia. Was, wenn noch einmal jemand dasselbe tun würde? Er konnte Anna nicht in ihr Unglück rennen lassen. Deswegen versuchte er sie so gut es ging zu beschützen. Seine Tochter sah das allerdings gar nicht gern. Sie erklärte ihm wieder und wieder er solle doch aufhören sich in ihr Leben einzumischen und sie ihr eigenes Leben leben lassen. Aber Luis war überzeugt, dass sie ihm seine Vorsicht eines Tages noch danken würde. Sehr zu Annas Erstaunen sagte ihr jedoch Vater nichts dazu, dass Fernando ihr neuer Freund war. Anna und Fernando tauschten einen Blick. Irgendwas stimmte da doch nicht. Einzig Annas Mutter verstand scheinbar, wieso ihr Mann nicht seinem üblichen Temperamentsausbruch erlag. Sie lächelte die restlichen Anwesenden an und sagte: „Ich glaub ich mach uns erstmal einen Kaffee. Zieht ihr euch in der Zeit was über.“ Mit diesen Worten zog sie Luis mit sich aus dem Wohnzimmer in die Küche. Zurück blieben Anna und Fernando. Die Halbspanierin stemmte die Hände in die Hüfte. „Irgendwas ist da faul. So was hatte ich ja noch nie!“ Fernando richtete sich auf und zog seine Freundin zu sich aufs Bett. „Und du glaubst nicht, dass er sich für uns freut?“, fragte er neugierig. Anna umarmte ihn vorsichtig und schüttelte dabei den Kopf. „Das ist unmöglich. Mein Vater mag Männer in meiner Umgebung nur solange wie sie mich körperlich in Frieden lassen.“ Fernando zwinkerte. „Das hab ich bis jetzt doch auch.“ „Das weiß er aber nicht. Die Tatsache dass du in meinem Bett liegst ist schon fast eindeutig oder nicht? Ich glaube nicht, dass der dich für so anständig hält wie du bist.“ „Wieso nicht? Ich bin doch wohl eine Ausnahme. Dein Vater kennt mich seit meiner Geburt und müsste das doch ganz gut einschätzen können.“ „Das interessiert den herzlich wenig. Solange du in meinem Bett liegst bist du das Feindbild für meinen Vater.“ Fernando seufzte und versuchte das Thema zu wechseln. „Wollen wir uns dann mal umziehen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Ein paar Minuten wird man uns doch noch gönnen.“, meinte sie und küsste den Madrilenen zärtlich. Fernando erwiderte das kurz, löste sich dann aber direkt wieder aus dem Kuss. „Deine Eltern sind nebenan…“ „Und?“ Fernando lächelte schüchtern. „Keine Ahnung. Irgendwie mag ich den Gedanken daran nicht.“ Anna grinste. „Du bist wirklich zu anständig. Hat dir das schon mal wer gesagt?“ Er schüttelte den Kopf. „Bislang noch nicht. Normalerweise bin ich das auch nicht.“, erklärte er mit einem Zwinkern. „Nur bei mir, oder wie?“ Er nickte. Anna schubste ihn rückwärts aufs Bett und beugte sich über ihn. Dann küsste sie sanft über seinen Hals zu seinem Ohr. „Und was, wenn ich nicht will, dass du bei mir auf anständig machst?“ Der spanische Nationalspieler strich sanft über ihren Kopf. „Einigen wir uns auf teilweise anständig?“, fragte er. Anna sah ihm in die Augen. „Sicher doch.“ „Dann lass uns rüber gehen, bevor wir vermisst werden.“ Fernando hob Anna langsam aus dem Bett und setzte sie vor ihrem Schrank ab. Anna öffnete die Tür des Schrankes und musterte dessen Inhalt, nicht wissend was sie denn nun anziehen sollte, kritisch. Der Stürmer von Atlético Madrid zog sie zu sich und öffnete langsam den Knoten ihres Morgenmantels. Anna begutachtete das interessiert. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, fragte sie schließlich. Fernando antwortete darauf nicht. Er setzte nur ein spitzbübisches Lächeln auf und schob den Morgenmantel von ihrer Schulter, woraufhin dieser zu Boden fiel. Der Spanier strich sanft über Annas Kopf und begann langsam über ihre Schulter zu küssen. Mit der rechten Hand zog er einen Träger von Annas Nachthemd langsam hinunter. Diese strich langsam über seinen Rücken. „Hast du dir das mit dem Anständig sein etwa anders überlegt?“ Fernando sah seiner Freundin in die braunen Augen. „Nein. Ich helfe dir nur beim Umziehen.“, meinte er grinsend und schob auch den zweiten Träger ihres Nachthemdes von ihrer Schulter. „Na dann.“ Er drehte sie vorsichtig um, so dass sie nun mit dem Rücken zu ihm und mit dem Gesicht zum Kleiderschrank stand. Langsam glitten seine Hände über ihre Oberschenkel und schoben ihr Nachthemd nach oben. Dabei küsste er weiter sanft über ihre Schulter und ihren Hals. Die Halbspanierin schloss die Augen und ließ ihren Freund gewähren. Seine Hände waren angenehm warm und das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut war kaum zu beschreiben. Sie legte ihren Kopf leicht in den Nacken, als Fernandos Lippen langsam ihren Hals hoch küssten. Der spanische Nationalspieler konzentrierte sich voll und ganz auf das Gefühl von Annas Körper an seinen Händen. Er konnte nicht genau bestimmen, ob es der Geruch ihres Parfüms, ihres Duschgels, ihres Deos oder einfach ihr persönlicher Geruch war, der ihm fast den Verstand raubte. Er konnte fast keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Dabei waren Annas Eltern nebenan und er hatte sich vorgenommen die Sache mit Anna langsam angehen zu lassen. Aber das stellte sich als immer schwerer heraus. Gemächlich schob er das Nachthemd an ihren Seiten nach oben. Auf Annas Haut breitete sich eine Gänsehaut aus, die stärker wurde, je höher Fernandos Hände an ihren Seiten hoch wanderten. Anna atmete tief ein, als seine Hände kurz vor ihren Brüsten ankamen. Genau in dem Augenblick klingelte Fernandos Handy. Beide erschraken sichtlich beim plötzlichen Klang des Lieds von El canto del loco. Der Kapitän der Rojiblancos seufzte und ließ Anna widerstrebend los um zu seinem Handy zu gehen. „Zieh dich besser schon mal weiter um. Deine Eltern warten sicher.“, meinte er als er das Handy aufnahm und auf das Display sah. Anna fluchte innerlich, nickte stumm und zog sich selbst das Nachthemd über den Kopf. Der Anrufer an Fernandos Handy war Antonio Sanz, Fernandos Manager. Dieser saß in seinem Büro mitten in Madrid und wollte sich nach Fernandos Wohlbefinden erkundigen und fragen wann er plane seinen Urlaub zu beenden und inwieweit Fernando für Interviews in nächster Zeit zur Verfügung stehen würde. Antonio hatte in den letzten Tagen kaum von seinem Schützling gehört. Außer einer SMS, in der Fernando schrieb wie es ihm ging, dass er in Deutschland bliebe und wie Antonio ihn erreichen konnte, hatte der spanische Nationalspieler nichts von sich hören lassen. Bislang hatte Antonio Presseanfragen und ähnliches immer vor sich herschieben können. Aber langsam begann die Presse ungeduldig zu werden und sich nicht mehr von seiner Sekretärin vertrösten zu lassen. „Wann kommst du zurück?“, fragte Antonio also direkt nachdem er den spanischen Fußballer begrüßt hatte. Fernando seufzte und sah zu seiner Freundin, die sich gerade ein Kleid überzog, herüber. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Und darüber wollte er auch noch gar nicht nachdenken. Das würde schon früh genug kommen. „Ich weiß nicht. Noch nicht direkt. Frühestens nach dem Endspiel.“, antwortete er „Und was soll ich der Presse sagen, was du machst?“ „Sag ihnen doch einfach wie es ist.“, schlug Fernando vor. „Ich mache Urlaub an einem unbekannten Ort.“ Am anderen Ende der Leitung hörte man ein enttäuschtes Seufzen. „Also stehst du der Presse zurzeit nicht zur Verfügung?“ Fernando blickte herüber zu seinem Pepe Jeans Poster an Annas Wand. „Ich denke da ist doch eh nichts Wichtiges dabei, oder? Nur das übliche Sommergeschwafel. Wohin geh ich diesmal angeblich?“ Antonio lachte. „Manchester, wie immer. Man redet auch von Mailand.“ Fernando seufzte. Immer dasselbe in Spanien. Jedes Jahr nach Ende der Saison wussten die Journalisten wohl nicht mehr was sie schreiben sollten. Also erfand man allerlei Gerüchte wohin welcher Spieler denn gehen würde und er war jedes Mal einer der Topkandidaten für einen Wechsel. „Du kannst, wenn dir langweilig ist mal bei Enrique Cerezo anrufen und fragen wie es mit einer Vertragsverlängerung aussieht. Dann könntest du ja eventuell was durchsickern lassen. Ich denke, dann gibt es wenigstens vorerst Ruhe.“. schlug Fernando vor. „Wie du willst. Darf ich dich noch etwas fragen?“ „Als Agent oder als Freund?“ „Ein bisschen von beidem. Was machst du da in Deutschland? Kein normaler Mensch hält es so lange allein im Urlaub aus. Hast du kein Verlangen nach wenigstens einem bisschen Gesellschaft?“, stellte Antonio fest und blickte hinaus auf das in der Mittagshitze friedlich unter seinem Büro liegende Madrid. Fernando lachte. „Wer sagt, dass ich allein bin?“, antwortete er seinem Agenten. „Also stimmen die Gerüchte und da steckt wirklich eine Frau hinter.“, erwiderte der schwarzhaarige Spanier. „Was für Gerüchte?“, fragte Fernando verdutzt. „Ein Reporter der AS rief mich heute Morgen an und meinte er hätte gehört du seiest mir einer unbekannten jungen Dame in Berlin auf der Fanmeile gesehen worden. Und das auch noch in einem Deutschland T-Shirt. Ich hab ihm natürlich geantwortet das sei absurd und das hat er mir auch geglaubt. So verrückt bist nicht mal du.“ „Vielleicht doch.“, entgegnete der Stürmer. „Ich dachte du hältst viel von deiner Privatsphäre?“ „Tu ich auch.“ „Dann solltest du vielleicht mit etwas mehr Diskretion vorgehen.“ Fernando musste Grinsen. „Du weißt doch, Diskretion ist mein drittes Apellido. Was meinst du, warum ich sonst als Spanier in einem Deutschland T-Shirt und bei Dunkelheit mit Sonnenbrille herumlaufe? Selbst meine Mutter hätte mich kaum erkannt. Es gab da nur eine kleine etwas Aufmerksamkeit erregende Aktion.“, erklärte er. „So?“ „Es wäre glaub ich besser du bereitest schon mal eine kleine Pressemitteilung vor, um sie dann wenn ich dir Bescheid sage raus zugeben.“ „Das klingt ja geheimnisvoll. Was hast du angestellt?“ „Nichts. Es geht nur um die junge Dame vom Fanfest. Meine neue Freundin.“ „Deine neue Freundin?“, fragte Antonio überrascht. „Genau. Ich denke, jetzt wo die Presse ahnt, dass ich in Berlin bin wird über kurz oder lang jemand auf sie kommen.“ „Ich hätte jetzt ja mit allem gerechnet, aber nicht mit einer neuen Freundin. Hast du irgendwelche Wünsche was ich da rein schreiben soll?“ Fernando setzte sich auf Annas Bett. „Nicht wirklich. Schreib einfach irgendwas, dass ich freudig bekannt gebe jetzt mit meiner Sandkastenfreundin Anna Sanchez zusammen zu sein. Wenn du noch ein paar Informationen über sie brauchen solltest ruf meine Eltern an.“ „Die sind unterwegs.“ „Wie?“ „Ich wollte heute Morgen bei deinem Vater anrufen, aber deine Oma sagte mir deine Eltern seien ein paar Tage weg.“ Fernando stutzte. Das war ja mal überhaupt nicht typisch für seine Eltern. Reisen gehörte nie zu deren Leidenschaften. Erst recht nicht ohne vorher Bescheid zu sagen wo sie denn hin wollten. „Seltsam. Davon wusste ich nichts. Aber die werden schon wiederkommen. Ich muss jetzt leider Schluss machen. Ein besorgter spanischer Vater wartet schon darauf mich umbringen zu dürfen.“, sagte der Spanier dann, machte sich aber noch eine mentale Notiz nachher einmal zu Hause anzurufen und zu fragen wo seine Eltern denn hin seien. Antonio lachte, lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und sah aus seinem Fenster im dritten Stock. „Dann viel Glück. Solltest du die Attacke überleben, melde dich wenigstens ab und zu mal.“ „Mach ich. Stress dich nicht zu viel.“, antwortete der Kapitän der Colchoneros und legte auf. „Na, fängt man in Spanien schon an dich zu vermissen?“, fragte Anna nachdem Fernando das Telefonat beendet hatte. Der Spanier grinste. „Sicher. Meine vier Freundinnen in Madrid werden langsam ungeduldig.“, erklärte er mit Zwinkern. „Schon klar. Die solltest du meinem Vater gegenüber aber besser nicht erwähnen.“ „Wusstest du dass ich angeblich mit einer jungen Dame in Berlin auf dem Fanfest gesehen worden bin? Im Deutschland T-Shirt.“ Anna tat erstaunt. „Also so was.“ „Und bei Manchester United spiel ich ab kommender Saison vielleicht auch.“, erklärte er während er in seine Hose schlüpfte. „Also das hätte ich nicht von dir erwartet. In England regnet es doch viel zu viel.“ „Das ist denen von der Presse doch egal. Solange sie ihre Story haben ist denen doch jeder Verein recht. Selbst wenn es irgendeine Mannschaft aus dem Ostblock ist deren Namen man kaum aussprechen kann ohne sich die Zunge zu brechen.“ „Dnjepr Dnjepropetrowsk?“ Fernando lachte. „Zum Beispiel.“ Anna hielt Fernando sein T-Shirt hin. „Solange du selbst weißt was du willst und was du tust, können die doch schreiben was sie wollen.“ Fernando nahm ihr das T-Shirt ab und zog es sich über. Natürlich konnten die eine Menge schreiben. Fernando nahm sich immer vor, über allem was geschrieben wurde zu stehen. Aber manchmal ging das einfach nicht. Nach außen hin hatte er es sich nie anmerken lassen, aber die Kritik oder die Geschichten gingen manchmal einfach zu weit und mischten sich in Dinge weit abseits des Fußballplatzes ein. Hoffentlich würden sie Anna wenigstens in Ruhe lassen und nicht jeden Tag mit irgendwelchen Geschichten ankommen. Fernando wusste, dass Anna ihm vertraute aber wie weit ging das Vertrauen? Was würde sie tun, wenn zum ersten Mal ein Bericht in einer spanischen Zeitung auftauchte in der ein Reporter Fernando mit irgendwem anderen gesehen hatte, oder irgendein unbekanntes Mädchen in ihrer Fan-Fantasie in der Zeitung erklärte sie hätte etwas mit ihm? Wie würde Anna reagieren? Außerdem war sie auch noch sensibilisiert auf eine solche Situation. Waren da doch in der Vergangenheit Chris und einige andere gewesen, die es mit der Treue nicht so genau genommen hatten. Anna musterte ihren Freund kritisch. „Mit so nachdenklichem Gesicht kenn ich dich ja gar nicht.“, stellte sie fest. Fernando lächelte unsicher. „Was ist los?“, fragte sie besorgt. Aber der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „Schon okay.“, sagte er und fasste Anna an der Hand. „Gehen wir dann rüber?“ Also gingen Fernando und Anna herüber in die Küche, wo Annas Eltern bereits warteten und jeder an einer Tasse Kaffee trank. Luis bedachte beide direkt mit einem bösen Blick. „Wieso hat das so lange gedauert?“ Anna ging zu ihrer Kaffeemaschine und goss Kaffee in zwei Tassen ein. Eine gab sie an Fernando, der sich an den Tisch gesetzt hatte, weiter, an der anderen nippte sie kurz. Sie überlegte kurz eine gemeine Antwort zu geben, sagte dann aber nur: „Fernando hat noch telefoniert.“ Luis Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass er das nicht so ganz glaubte. Anna seufzte genervt. „Andere Dinge hättest du definitiv gehört. Ein wenig Anstand wirst du uns ja wohl noch zutrauen, oder? Also, können wir das ganze jetzt bitte hinter uns bringen?“ „Was hinter uns bringen?“, fragte Gabriela ihre Tochter interessiert. Anna setzte sich auf die Arbeitsplatte ihrer Küche. „Na den üblichen Ausraster.“ Fernando musterte das ganze interessiert, mit leicht mulmigem Gefühl im Magen. Mit Luis war ganz sicher nicht zu spaßen. Aber immerhin war seine Frau dabei. So würde es vielleicht doch nicht ganz so heftig werden. Der besorgte spanische Vater betrachtete seinen Schwiegersohn in spe mit bösem Blick und sah dann seine Tochter an. „Und das ist wirklich kein Spaß mit euch?“ Fernando und Anna sahen sich kurz an. „Nein ist es nicht. Ich liebe Anna“, entgegnete Fernando, unsicher ob der letzte Satz jetzt in dieser Situation richtig war. Luis nahm einen tiefen Schluck aus seiner Kaffeetasse und gab einen grummelnden Laut von sich, von dem Fernando nicht genau sagen konnte, ob es ein zustimmender Laut war oder nicht. „Ich muss dich warnen. Solltest du sie schwängern, wirst du sie heiraten. Und wenn ich mit der Schrotflinte hinter dir stehen muss damit du Ja sagst.“, sagte Luis schließlich überzeugt. Fernando schluckte. Es gab keinen Zweifel daran, dass Luis das was er sagte ernst meinte. Er wollte es sich lieber nicht vorstellen wie Luis reagieren würde, wenn Anna ihm sagen würde sie sei schwanger. Und erst recht nicht das, was Luis dann mit ihm anstellen würde. „Ist klar.“, entgegnete Fernando nur kurz. „Gut.“, sagte der Spanier und stellte seine Kaffeetasse beiseite. „Wir sollten dann jetzt los.“, sagte er zu seiner Frau. Anna blickte ihren Vater ungläubig an. Das konnte doch wohl nicht alles gewesen sein? Er war ja noch nicht mal laut geworden. Kein Rumbrüllen, keine Beschimpfungen?„Ich hoffe ihr habt heute Abend noch nichts vor.“, verkündete Luis dann. Anna atmete auf. Also doch. Der Ausraster würde also noch kommen. „Bislang nicht.“ Gabriela nickte zufrieden. „Gut, deswegen sind wir eigentlich auch hergekommen. Wir machen heute Abend ein kleines Gartenfest und wollten euch einladen. Oder dir zumindest sagen, dass ihr beide kommen sollt.“ „Ich hole sogar die große Paella Pfanne aus dem Keller.“, fügte Luis hinzu. Anna zog eine Augenbraue nach oben. Was war denn auf einmal mit ihren Eltern los? Erst rastete ihr Vater nicht aus, nachdem er Fernando in ihrem Bett aufgefunden hatte und dann gaben ihre Eltern auf einmal eine Party mit der großen Paella Pfanne? Das hatten die seit sicher 5 Jahren nicht mehr gemacht. „Okay.“, entgegnete die Halbspanierin immer noch verdutzt. Gabriela und Luis verließen die Küche und gingen herüber in Richtung Haustüre. „Halb 7 bei uns dann.“ Auch Fernando, der Anna und ihren Eltern in den Flur gefolgt war guckte verwirrt. Wie sich herausstellte war Luis der unkomplizierteste Schwiegervater in ppe den er bisher gehabt hatte. Das war schon irgendwie seltsam. Gabriela umarmte ihre Tochter zum Abschied. „Bis heute Abend dann.“ Luis hielt Fernando seine Hand hin. „Hasta pronto.“, sagte er zu Fernando. Der nickte und ergriff die Hand. „Bis später.“ Luis und Gabriela traten aus der Wohnung. Auf der Türschwelle drehte sich Luis kurz um und sah Fernando an. „Eine Frage hab ich noch.“ Fernando nickte und lächelte, auch wenn er nicht wusste was jetzt kommen würde. „Hast du jemals mit einem Mann geschlafen? Oder planst du es jemals zu tun?“ Anna prustete los. Auch Fernando musste sich beherrschen nicht loszulachen. „Nein habe ich nicht, und hab ich auch nicht vor.“, entgegnete er ruhig. „Gut.“, stellte Luis fest und ging die Treppe hinunter nach draußen. Anna schloss die Türe und schüttelte den Kopf. „Langsam machen die beiden mir Angst.“ Fernando grinste und zog sie in seine Arme. „Wieso das? Sei doch froh, wenn dein Vater mal keine Probleme hat.“ Anna lächelte. „Du weißt wie gern ich meinem Vater immer Ärger gemacht hab.“ Der Spanier lachte. Das war wohl wahr. „Wenn du deinem Vater wieder Ärger machen willst sollten wir rüber gehen.“, erklärte Fernando mit einem Zwinkern und wies mit dem Kopf herüber zu Annas Bett. „Ich kann allerdings nicht garantieren, dass du deine alte Figur nachher wieder zurückbekommst.“ Fernando musste unweigerlich daran denken, wie Anna wohl mit einem Babybauch aussehen würde. Er lächelte. Der Anblick war sicherlich sehenswert. Irgendwie mochte er den Gedanken daran, dass Anna eines Tages sein Kind bekommen könnte. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Verlockendes Angebot, aber ich muss verzichten. Kinder haben in meinem Leben noch keinen Platz reserviert und noch hänge ich an meiner Figur. Zunehmen darf ich erst wenn ich verheiratet bin.“ „Gute Entscheidung. Außer das mit dem Zunehmen.“ Anna küsste ihren Freund kurz. „Und was machen wir jetzt noch?“, fragte sie schließlich. „Wir könnten irgendwo etwas essen gehen. Außerdem sollte ich vielleicht mal bei mir im Hotel vorbei und mich duschen und umziehen.“ Anna lächelte. „Ich kann uns auch was kochen wenn du willst. Ich biete Nudeln mit Tomatensauce oder Nudeln mit Tomatensauce.“ Fernando überlegte. „Wie wär’s mit Pizza beim Italiener?“ Dafür erntete er einen Knuff in die Seite. „Wir werden NICHT zum Italiener gehen! Nicht in den nächsten 3 Monaten… oder 3 Wochen.“, protestierte Anna. „Ein Döner tut es notfalls auch.“, sagte Fernando schließlich. Gesagt, getan. Nachdem Anna ein paar Sachen eingepackt hatte, machten sich beide mit kleinem Zwischenstopp in einem kleinen türkischen Imbiss, auf zu Fernando ins Hotel. Dort angekommen stieg der Spanier erstmal unter die Dusche, während Anna es sich auf der Couch bequem machte und den Fernseher einschaltete. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass beide doch nicht mehr so viel Zeit hatten wie erwartet. Sie hatten doch ziemlich getrödelt. Eigentlich hatten beide noch ein wenig ihre Zweisamkeit genießen wollen, aber dazu war leider nicht viel Zeit. Fernando kam, nur mit Handtuch um die Hüfte und noch mit nassen Haaren aus dem Bad und sah zu seiner Freundin herüber. „Muss ich irgendetwas bestimmtes anziehen?“, fragte er. Anna grinste und musterte den Oberkörper ihres Freundes genau „Von mir aus kannst du auch gerne so gehen. Bevorzugt sogar ohne das Handtuch.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Das hättest du wohl gern.“ Anna sah ihren Freund verdutzt an. Hatte sie das gerade laut gesagt? Ohne zu wissen wieso eigentlich, lief sie leicht rot an. Der Kapitän des Madrider Fußballvereins lächelte, ging zu seiner Freundin herüber und zog sie in seine Arme. „Du wirst doch nicht etwa an unanständige Sachen denken?“ Anna schüttelte den Kopf. „Das würde ich nie tun.“, erklärte sie in überzeugendem Tonfall, wusste aber selbst, genau wie Fernando, ganz genau dass das nicht der Wahrheit entsprach. Sie hatte ihn schon immer anziehend gefunden. Als sie vor kurzem, bevor sie zur Hochzeit von Tania und Carlos gegangen waren, schon mal in dieser Situation gewesen war, hatte sie bereits festgestellt dass der Körper des Fußballspielers so gesehen perfekt war. Ihn dann so vor sich zu sehen konnte einen schon fast wahnsinnig machen. Anna wusste wie viele Frauen sie darum beneideten in dieser Situation zu sein. „Ich glaube wir sollten uns aber langsam beeilen.“, sagte sie schließlich um vom Thema abzulenken. Der Spanier küsste sie zärtlich und nickte. Nicht viel später stiegen Fernando und Anna in ein Taxi, welches sie zum Haus ihrer Eltern bringen sollte. Heute war Fernando nicht in ’Tarnkleidung’ unterwegs, sondern ganz normal gekleidet. Der Taxifahrer warf während der Fahrt einige verwirrte Blicke in den Rückspiegel, nicht so recht wissend, ob das jetzt wirklich Fernando Torres war, der da auf seinem Rücksitz Hand in Hand mit einer jungen Dame saß. Bei der Ankunft vor Annas Elternhaus fasste der Taxifahrer sich ein Herz und fragte Fernando der gerade in seinem Portmonee den passenden Geldschein heraussuchte, höflich, ob er nicht Fernando Torres sei. Fernando nickte grinsend und reichte dem Taxifahrer sein Geld. „Bekomm ich ein Autogramm?“ Der spanische Nationalspieler nickte. „Aber du hast mich hier nicht gesehen.“ Der Taxifahrer machte eine zufriedene zustimmende Geste mit seinem Kopf. Nachdem er sein Autogramm bekommen hatte, grüßte der Taxifahrer beide mit einem: „Schönen Tag noch.“ und fuhr davon. „Meinst du er hält die Klappe?“ Fernando zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Wenn nicht haben wir halt Pech gehabt. Aber versuchen kann man es ja mal.“ Der spanische Nationalspieler sah sich um und hielt die Nase schnüffelnd in den Wind. „Hier riecht es aber schon verdächtig nach Essen.“ Er zuckte kurz zusammen, als man vom Garten des Hauses her ein paar Leute lachen hörte. Verdutzt sah er noch mal die Straße hinab und musterte die parkenden Autos. Das musste er sich jetzt eingebildet haben. Er schüttelte sich und nahm die Hand seiner Freundin, die gerade die Haustüre aufschloss. „Wir sind da.“, rief sie ins Haus und machte sich direkt auf den Weg nach draußen. Fernando hielt ihr die Hand auf den Mund. „Warte. Eins noch bevor man mich deinen Eltern zum Fraß vorwirft“, sagte er mit einem Grinsen und küsste sie leidenschaftlich. Anna erwiderte den Kuss genauso. So viel also zum Thema Anständig. Das hatte sich bisher noch niemand getraut. Nicht im Haus ihrer Eltern, wenn jede Sekunde wer um die Ecke kommen könnte. Hinter einer Ecke sprang Daniél, Annas kleiner Bruder, mit einer riesigen Wasserpistole bewaffnet hervor und bedrohte beide lachend. „Eine falsche Bewegung und ihr seid gebadet.“, erklärte er überzeugt. Fernando zuckte erschreckt zusammen und löste sich aus dem Kuss. Daniéls große Schwester zog eine Augenbraue nach oben. „Mach uns nass und du hängst mit dem Kopf zuerst aus dem Fenster.“ „Wir sind hier im Erdgeschoss.“ „Ich kann dich auch vorher nach oben tragen.“ Fernando, der das deutsche Gespräch nur so halb verstanden hatte, hob die Hände. „Lass ihn. Ich ergebe mich.“ Anna zwickte ihn in die Seite. „Weichling. Das hast du bei mir früher nie gemacht.“ „Du hattest auch nie so eine Furcht einflößende, große Wasserpistole.“ Daniél hielt die beiden Gäste weiterhin mit seiner Waffe in Schach. „Nach draußen mit euch.“, sagte er im Befehlston, dieses Spielchen sichtlich genießend. Fernando ging direkt vor. Anna seufzte genervt und stieg widerstrebend in das Spielchen ein. „Du tust es jetzt also doch mit ihm. Wenn das Papa erfährt…“, flüsterte Daniél der hinter ihr ging ihr zu. Anna drehte sich um und sah ihn böse an. „Papa weiß davon. Aber verlier bei irgendwem anders ein Wort darüber und ich fessel dich und steck dich eine Woche in den Keller allein mit den ganzen Spinnen.“ Die Drohung wirkte scheinbar, denn Daniél, der eine Spinnenphobie hatte, lief es eiskalt den Rücken hinab. Er führte beide nach draußen in den Garten, wo Luis gerade bei der großen Paella Pfanne, die der aus der Fairy Ultra Werbung haargenau glich, stand und dem Essen beim brutzeln zusah. „Ich dachte schon ihr kommt nie.“, rief er herüber. „Wir sind 15 Minuten zu früh.“, entgegnete Anna genervt. Den Trubel in diesem Haushalt konnte sie, seit sie ausgezogen war, nur noch stundenweise ertragen. „Wo ist Mama?“, fragte sie, da sie ihre Mutter nicht sah. Luis wies mit dem Kopf nach drinnen. „Die zeigt unseren Gästen das Haus.“ Anna glaubte sich verhört zu haben. Gäste? Bei Annas Eltern? Das war doch mal etwas ganz neues. Annas Eltern hatten wenn höchstens mal ihre vier, fünf deutschen Freunde oder spanische Verwandtschaft zu Besuch. Aber Gäste denen das Haus unbekannt war? Das gab es ja schon ewig nicht mehr. Irgendwas stimmte doch mit ihren Eltern nicht. Fernando trat zu Luis an die Paella Pfanne. „Wer soll das denn alles essen?“, fragte er mit Blick auf die Berge von Lebensmitteln die in der Pfanne vor sich hinbrutzelten. „Na wir sind immerhin acht Personen. Außerdem wirst du als Sportler ja wohl einen gesunden Appetit haben.“ Fernando lächelte unschuldig. „Das schon.“ Luis nickte zufrieden. „Na also.“, entgegnete er. Anna gesellte sich aus Sicherheitsgründen dazu und beobachtete den kleinen Smalltalk ihres Vaters mit Fernando interessiert. Ein freundliches „Buenos Tardes“, erklang von hinter den dreien. Fernando und Anna drehten sich zeitgleich um und mussten beide zweimal hingucken. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Fernando überrascht, als er seine Eltern ansah, die zusammen mit Annas Mutter in den Garten gekommen waren. „Wir dachten, jetzt wo ihr wieder miteinander redet, können wir uns auch mal wieder alle zusammen treffen.“, erklärte Flori Sanz, Fernandos Mutter, kam zu ihrem Sohn herüber und umarmte ihn kurz. Dann musterte sie Anna lächelnd. „Du bist ganz schön gewachsen seit ich dich das letzte Mal gesehen hab.“, stellte sie fest und umarmte die immer noch perplexe Anna. Als diese sich irgendwann wieder gefangen hatte und man das Begrüßungsprozedere beendet hatte, sah sie zu ihren Eltern. „Ihr hättet uns aber wenigstens vorwarnen können.“, meinte sie. Das war ja wohl das allerletzte mit dem sie gerechnet hatte. Fernandos Reise nach Berlin war also doch mit noch mehr Plänen versehen gewesen als gedacht. Aber irgendwie war das doch eine schöne Sache. Früher hatten Fernandos und ihre Familie fast jede Woche mindestens einmal zusammen gesessen. Im Sommer sogar fast jeden Abend. José Torres, Fernandos Vater, schüttelte den Kopf. „Dann wäre die Überraschung ja im Eimer gewesen.“ „Ich hatte mich schon gewundert wieso Oma Antonio gesagt hatte ihr wäret ein paar Tage weg. Ihr fahrt ja sonst schon nie mal weg. Aber das ihr ausgerechnet hierher kommt, damit hätte ich ja nie gerechnet.“, verkündete der spanische Nationalspieler. Gabriela reichte Fernando und Anna jeweils ein Glas Rotwein. Die wieder vereinten Familien nahmen schließlich am Gartentisch in bequemen Korbsesseln Platz. Fernando und Anna tauschten ein Lächeln aus. Das war irgendwie gerade wie in alten Zeiten. José nippte an seinem Rotwein und musterte die beiden interessiert. „War es so schwer wieder mit ihr zu reden?“, fragte er seinen Sohn neugierig. Der schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich war halt ein Idiot.“, erklärte er. Sein Vater nickte. „Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.“ Fernando nickte und nahm die Hand seiner Freundin. „So schnell lass ich sie jetzt nicht mehr weg.“, sagte er. Flori sah verdutzt auf die Hand seines Sohnes und dann zu ihrem Mann. „Sieht aus als wäre die Situation schon kritischer als wir dachten.“, meinte sie mit einem Lächeln. Das frisch verliebte Pärchen tauschte einen Blick. Hatten Annas Eltern etwa noch nichts gesagt? Annas Mutter zeigte ihrer Tochter mit einer Kopfbewegung an, dass sie dies noch nicht getan hatten. Der spanische Nationalspieler nickte. „Wir dachten eigentlich Luis und Gabriela hätten euch die Sensation schon mitgeteilt.“ Fernandos Vater zog eine Augenbraue hoch. „Ihr habt also doch endlich den Weg zueinander gefunden.“ „Wieso endlich?“, fragte die Halbspanierin. Die beiden spanischen Väter lachten. „Wir wussten schon immer, dass ihr beide irgendwann mal zusammen enden würdet.“ To be continued So so. Sie haben es also schon immer gewusst *gg* Soweit erstmal von mir Bis dann Kapitel 19: Guerra de agua -------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 19 Guerra de agua Buenos días Señoras y Señores. Endlich geht es weiter. @gilthoniel79: Danke für deine Hilfe und deine Geduld ^^ @Caro: Bin dabei ^^ @Hopeless10: Das ist auch der Grund warum ich die Fanfic angefangen hab. @Say my name: Keine Ahnung ;) @KleinerEngel02: Vielleicht ist es ja der Wein *ggg* @SSJSweety: Ist ja nicht schlimm. Ich weiß doch wie beschäftigt du warst. Natürlich erinner ich mich noch an die Villariba/Villabajo Werbung. Die war ja wohl Kult! @laola: Mach ich gern ^^ @ColaKorn: Das ist schön zu hören. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Die beiden spanischen Väter lachten. „Wir wussten schon immer, dass ihr beide irgendwann mal zusammen enden würdet.“ Anna und Fernando tauschten einen verwirrten Blick. „Wie?“, fragte Anna schließlich. Ihre Mutter schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich bitte dich. So wie ihr schon als Kinder miteinander umgegangen seid, ließ das doch gar keinen anderen Schluss zu.“ Anna sah zu ihrem Vater herüber. War das der Grund warum er nicht ausgerastet war? War er deswegen so ruhig geblieben als er Fernando am Morgen bei ihr zu Hause, in ihrem Bett liegend, angetroffen hatte? Der spanische Nationalspieler lächelte. Er wusste, dass Annas Mutter irgendwie Recht hatte. Schon als Kinder waren sie beide ja unzertrennlich gewesen und hatten sich immer blind verstanden. Der Kapitän von Atlético Madrid hatte nie darüber nachgedacht, wie dies wohl auf ihre Familie gewirkt hatte. Er strich sanft über die Hand seiner Freundin. „Immerhin erspart uns das einige Erklärungen. Und nicht zu vergessen, den Ausraster deines Vaters.“, meinte Fernando schließlich mit einem Zwinkern zu ihr. Luis bedachte Fernando für diese Aussage mit einem kritischen Blick, stand dann aber auf um die Paella zu holen. Auf dem Weg herüber zu der riesigen Pfanne rief er nach seinen beiden weiteren Kindern Carmen und Daniél. José grinste das jüngste seiner drei Kinder an. „Sei dir da mal nicht all zu sicher. Das bedeutet nicht, dass du dir alles erlauben kannst. Gewisse Regeln gelten sicherlich selbst für dich. Fernando erwiderte das Grinsen. „Darin hat Luis mich schon eingewiesen. Sollte Anna schwanger werden, holt er seine Schrotflinte raus.“ Die Eltern am Tisch lachten. „Wie lange seid ihr zusammen?“, fragte Luis. „Seit gestern. Warum?“, fragte Anna ihren Vater. „Die erste Woche hat er Schonfrist, aber dann kann er sich warm anziehen, wenn er nicht nett zu dir ist!“, rief Luis von der Paella herüber. „Ich bin immer nett zu ihr.“, entgegnete Fernando. José lachte. „Sicher. Wenn du ihr nicht gerade die Haare abschneidest.“ Das junge Pärchen musste Grinsen. „Ich bleibe immer noch bei meiner Aussage. nna wollte, dass ich ihr die Haare abschneide.“ „Gar nicht wahr.“ „Du hast gesagt, die Haare nerven dich. Also hab ich sie dir netterweise abgeschnitten.“ „Bloß weil ich sage, es nervt, befreist du mich davon?“ „Sicher doch.“ „Und was, wenn ich sage, dass du mich nervst?“, fragte sie lachend. Fernando lächelte und tippte auf ihre Nase. „Das würdest du aber nie sagen, Annaputzilein.“ Anna grinste triumphierend. „Du nervst.“, verkündete sie. „Ich weiß.“, entgegnete Fernando, küsste sie sanft und löste sich dann direkt wieder aus dem Kuss. José betrachtete die beiden vergnügt. „Früher hättet ihr euch jetzt mit Matsch beworfen, bis ihr total dreckig gewesen wäret und euch drüber kaputtlachen konntet wie ihr denn ausseht.“ Flori seufzte. „Und ich hätte Fernando wieder Stundenlang in der Badewanne waschen dürfen.“ Anna zuckte mit den Schultern. „Hier hat es leider zu wenig geregnet. Es ist kein Matsch da. Duschen kann er hoffentlich inzwischen allein.“ Der Spanier zwinkerte. „Von mir aus kannst du mir gerne trotzdem dabei helfen.“ Annas Geschwister kamen nun nach draußen und gesellten sich zu den Personen im Garten. Carmen, die sich direkt neben ihre große Schwester gesetzt hatte, musterte diese von der Seite. „Du gehst also doch weg.“, erklärte sie mit bösem Blick. Anna schüttelte den Kopf. „Wer sagt so was?“, fragte sie. Carmen wies mit dem Kopf zu ihrem Bruder. Anna seufzte. Normalerweise hätte sie ihrer Schwester direkt geantwortet, dass das absoluter Schwachsinn sei und sie niemals weggehen würde. Aber jetzt? Wie würde es mit ihr und Fernando weitergehen? Vielleicht würde sie Deutschland doch den Rücken zukehren und versuchen in Spanien ihr Glück mit Fernando zu finden. Annas Mutter, die merkte, dass ihre Tochter gerade selbst unsicher war was sie darauf sagen sollte, nickte ihr zu und bestätigte Anna so in der Überlegung Carmen gegenüber erst einmal so zu tun, als würde sie sich damit nicht auseinandersetzen. „Das hab ich momentan nicht in Planung.“, entgegnete sie also diplomatisch. Carmen lächelte zufrieden, während Anna innerlich aufatmete. „Du solltest Daniél nicht immer alles glauben was er sagt.“ „Also hast du nicht vor in meinem Bett mit ihm zu schlafen und seine „Rückstände“ auf meinem Kopfkissen zu verschmieren?“ Fernando, der gerade von seinem Wein getrunken hatte, verschluckte sich und musste husten. Anna schüttelte den Kopf, lächelte ihren Bruder an und entgegnete ruhig. „Nein, dazu benutzen wir Daniéls Bett.“ Carmen nickte. „Dann ist ja gut.“ Noch bevor Daniél protestieren konnte, rief Luis ihn zu sich, um ihm beim Tragen des Essens zu helfen. Die beiden spanischen Familien widmeten sich nun der Vernichtung der Masse von spanischer Paella. Fernando blickte während des Essens zufrieden in die Runde. Das hatte er doch irgendwie vermisst. Annas Familie war schon immer auch für ihn wie eine Familie gewesen. Als Kind hatte er so viel Zeit mit ihnen verbracht, dass man schon fast denken konnte er gehöre wirklich zur Verwandtschaft. Bei Anna war das aber genauso. Wenn eine der Familien am Wochenende einen Ausflug gemacht hatte, war immer zumindest Anna oder Fernando mitgefahren. Sehr oft waren sie auch alle zusammen irgendwo hin gefahren. Der spanische Nationalspieler erinnerte sich noch genau daran, wie sein Opa ihn und Anna das erste Mal mit ins Stadion zu einem Spiel von Atlético mitgenommen hatte. Sein Opa hatte ewig gebraucht um seine Schwiegertochter zu überreden ihn mitnehmen zu dürfen, da das Spiel erst um 19 Uhr anfing. Schließlich hatte sie doch noch eingelenkt. Er und Anna waren ziemlich beeindruckt von der Stadionatmosphäre gewesen. Man konnte sagen, dass dieser Tag ihren Traum vom Profifußballerdasein noch gefestigt hatte. Damals hatten sowohl er, als auch Anna schon davon geträumt einmal professionell Fußball zu spielen, nachdem sie im Fernsehen voller Leidenschaft eine Zeichentrickserie verfolgt hatten, in der es genau darum ging. Als sie das Essen beendet hatten, begann Annas Mutter damit den Tisch abzuräumen. Anna lächelte ihren Freund an. „Ich denke du überlebst auch ein paar Minuten ohne mich.“, meinte sie und half ihrer Mutter beim hineintragen des Geschirrs. Fernando blickte ihr hinterher. Jetzt war er mit Luis und seinem Vater allein. Er lächelte unsicher. Eigentlich hatte er ja keinen Grund zur Sorge, schließlich kannte er Luis schon von Kindesbeinen an. Trotzdem hatte er irgendwie ein ungutes Gefühl dabei. Hoffentlich stellten sie jetzt nicht allzu viele Fragen. Ausgerechnet Daniél, von dem der spanische Nationalspieler eigentlich Rachegelüste wegen Annas Spruch vom Esstisch erwartet hatte, war es der Fernando aus dieser unangenehmen Situation befreite, indem er ihn fragte ob Fernando mit ihm eine Runde Fußball spielen würde. Der spanische Nationalspieler stimmte direkt zu und ging mit Daniél in eine Ecke des Gartens. Beide standen sich gegenüber und passten sich, unter Beobachtung von Carmen, gegenseitig den Ball zu. Daniel sah ihn kritisch an, während Fernando den Ball geschickt mit dem Fuß hochhielt. „Stimmt es, dass du mal in einer Saison über 50 Tore gemacht hast?“, fragte er neugierig. Fernando schoss den Ball leicht zu Annas kleinem Bruder herüber und lachte. „Stimmt. Das war aber bevor ich zu Atlético gegangen bin. Da war ich glaub ich elf. So bin ich schließlich auch zu Atlético gekommen. Das hatte nämlich wer vom Verein gesehen. Und was ist mit dir? Spielst du auch?“ Daniél nickte schüchtern. „Ich kann allerdings keine 50 Tore bieten.“ Fernando lächelte. „Ich spiele auch inzwischen in der ersten Liga. Wie viele hast du?“ „Zwölf in der letzten Saison. Einmal hab ich bei einem Spiel drei Tore gemacht.“, verkündete der Halbspanier mit stolzgeschwellter Brust. „Cool. Wer weiß, vielleicht schaffst du, wenn du weiter trainierst, auch irgendwann die 50.“, meinte Fernando mit Zwinkern. „Kannst du mir vielleicht ein paar Tipps geben?“, fragte Daniél vorsichtig. „Sicher.“, entgegnete der Kapitän von Atlético Madrid. Anna, ihre Mutter und Flori waren unterdessen noch in der Küche, wo sie zu dritt damit beschäftigt waren die Paellapfanne in einer großen Plastikwanne sauber zu machen, da sie zu groß für das Spülbecken war. Gabriela sah aus dem Fenster. „Sieht aus, als hätte sich Fernando schon einen Freund gemacht.“, meinte sie mit Blick auf den spanischen Nationalspieler, der Daniél gerade etwas erklärte. Der kleine Halbspanier hing förmlich an den Lippen des spanischen Nationalspielers. Anna lächelte. Daniél hatte Chris nie gemocht und immer gesagt er sei doof. Bei Fernando war das scheinbar anders. Der erklärte seinem jüngeren Gegenüber genau einige technische Finessen für seine Spielposition. Geduldig erklärte er Daniél, was er denn meinte und zeigte es ihm wieder und wieder, bis der 13-jährige das was Fernando ihm erklärt hatte beherrschte. Der spanische Nationalspieler gab dem Jungen außerdem noch einige Tipps wie er gut den Gegenspieler austricksen konnte und zeigte ihm einige Möglichkeiten das auch alleine zu trainieren. Anna blickte während des Spülens immer wieder auf und sah zu ihrem Freund und ihrem kleinen Bruder herüber, die inzwischen gegeneinander ein wenig eins gegen eins spielten und dabei herumalberten. Irgendwie fand sie es schön zu sehen wie gut Fernando mit ihm zurecht kam. Das wäre sicher interessant anzusehen gewesen, wenn Daniél in Spanien geboren worden wäre und sie damals geblieben wären. Ob Fernando bei seinen eigenen Kindern auch so wäre? „Du kannst den beiden auch gern Gesellschaft leisten.“, meinte Flori zu ihr. Anna, die ziemlich in Gedanken vertieft war, zuckte erschrocken zusammen, entgegnete aber dann: „Ach was. So lernen die beiden sich auch mal kennen. Und scheinbar ist Daniél Fernando nicht so abgeneigt wie Chris.“ Eine gute Viertelstunde später trat Anna mit ihrer Mutter und ihrer Schwiegermutter in spe wieder in den Garten und setzte sich an den Gartentisch. Fernando und Daniél spielten immer noch, während Carmen auf der Schaukel daneben saß und ihnen schaukelnd zusah. Anna musterte die beiden abwesend wirkenden Männer grinsend und bat ihre kleine Schwester via Handzeichen zu ihr zu kommen. Carmen sprang daraufhin von der Schaukel ab und ging, unbeachtet von Fernando und Daniél, zu ihrer Schwester herüber. Diese flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die kleine Halbspanierin kicherte und nickte eifrig. „Gut.“, entgegnete Anna und stand auf. Unter den verwunderten Blicken ihrer Eltern und der Eltern von Fernando ging Anna schließlich mit ihrer kleinen Schwester nach drinnen. Ihr Blick hatte dem geschulten Augen der Eltern bereits verraten, dass sie irgendetwas plante. Nur was? Fernando und Daniél hatten von alldem nichts mitbekommen und spielten seelenruhig weiter eins gegen eins Fußball. „Fernando?“, fragte schließlich eine Stimme von hinter dem spanischen Nationalspieler. Dieser drehte sich um und bekam prompt von seiner Freundin eine Ladung Wasser aus der Wasserpistole ab. „Was zum…?“, war das erste was er sagen konnte. Anna und Carmen begannen beide diabolisch zu lachen. „Machen wir sie nass!“, meinte Anna zu ihrer Schwester, die nur auf diese Worte gewartet hatte. Noch bevor Fernando und Daniél irgendetwas sagen oder tun konnten, begannen Anna und Carmen die beiden mit ihren Wasserpistolen nass zu spritzen. „Hey!“, protestierte Daniél, der von seiner Schwester verfolgt wurde, lautstark beim Weglaufen. Fernando versuchte, rückwärts gehend, seiner Freundin, die ihn immer noch mit der Wasserpistole bedrohte, zu entkommen. „Schatz, ich hab eben erst geduscht. Ich ergebe mich.“ Anna grinste und ließ wieder eine Ladung Wasser auf dem Spanier niedergehen. „Das zieht bei mir nicht.“ Der Madrilene musste aber doch lachen. Gut, dann musste er es eben anders versuchen. „Ich warne dich Fräulein. Meine Rache wird grausam sein.“ Die Halbspanierin zog belustigt eine Augenbraue nach oben. „So? Darauf bin ich dann ja mal gespannt.“, meinte sie und spritzte den Kapitän des Madrider Fußballvereins, der inzwischen mit dem Rücken an einem Baum stand, weiter nass. Daniél hatte es inzwischen geschafft, immer noch verfolgt von seiner Schwester den großen Kastanienbaum am anderen Ende des Gartens hochzuklettern und im dortigen Baumhaus seine Ersatzwasserpistole zu holen und sich dem Angriff seiner Schwester zu erwehren. Anna hatte inzwischen fast den kompletten Inhalt ihrer Wasserpistole auf dem spanischen Profifußballer verteilt. Sie musste dringend Wasser nachtanken. Mist. Sie wusste die ganze Zeit, dass sie irgendwas vergessen hatte. Sie blickte herüber zum Wasserhahn. Das waren bestimmt 15 Meter. Fernando wäre sicher schneller als sie dort. Versuchen musste sie es aber trotzdem. Also rannte Anna los. Fernando guckte ihr verdutzt eine Sekunde hinterher, verstand aber dann was sie vorhatte und rannte ihr hinterher. Anna rief im Lauf nach ihrer Schwester und bat um Unterstützung. Daraufhin ließ Carmen von ihrem Bruder ab und lief Wasser spritzend hinter dem spanischen Nationalspieler her. Daniél kletterte vom Baum und rannte wiederum hinter seiner Schwester her, um Fernando zu verteidigen. Unter der Beobachtung ihrer belustigten Eltern, kam Anna schließlich doch als erste am Wasserhahn an und drehte ihn auf. Fernando umfasste seine Freundin schließlich und versuchte sie vorsichtig vom Wasserhahn wegzuziehen, während von hinten weiter Wasser auf ihn einspritzte. Anna, die sich mit Händen und Füßen gegen den spanischen Nationalstürmer wehrte, hatte den Tank ihrer Waffe bereits zu ungefähr einem Drittel gefüllt. Fernando lachte und griff nach dem Wassertank. „Komm schon Süße, mach mich nicht noch wütender.“ Anna wandte sich um und spritzte ihm den Inhalt des Wassertanks ins Gesicht. Während Fernando sich schüttelte und sich das Wasser aus den Augen wischte, versuchte Anna ihren Tank wieder komplett aufzufüllen. Inzwischen kam auch von hinten kein Wasser mehr, da sowohl Daniél, als auch Carmen ihren gesamten Wasservorrat aufgebraucht hatten. Daniél versuchte sich vor seine Schwestern zu drängeln, damit er zuerst wieder Wasser hatte. So stritten sich die drei Kinder der Familie Sanchez um den Wasserhahn. Fernando trat einen Schritt zurück. Solange die drei mit sich selbst beschäftigt waren, hatte er wenigstens Gelegenheit seine Vorgehensweise zu planen. Er war nass bis auf die Unterwäsche. Das würde Anna büßen. Obwohl er doch zugeben musste, dass er das ganze recht witzig fand. So einen Schwachsinn hatte er seit Jahren nicht mehr gemacht. Da es so warm in Deutschland war, war das ganze ja noch nicht mal unangenehm sondern eine willkommene Erfrischung an diesem sonnigen, heißen Tag. Während die drei am Wasserhahn sich nun endlich auf einen temporären Waffenstillstand geeinigt hatten und ihre Wasservorräte wieder auffüllten, sah Fernando sich um. Sein Blick fiel auf den Gartenschlauch, der neben ihm lag. Damit würde er die beiden Mädels richtig erwischen. Dummerweise war der Gartenschlauch nicht in den Wasserhahn eingesteckt. Momentan waren gerade Anna und Carmen ihre Waffen am befüllen. Daniél, der auch schon total durchnässt war, sah zu Fernando herüber. Dieser wies ihn mit einigen dezenten Gesten in seinen Plan ein. Daniél nickte. Anna schraubte gerade den Wassertank ihrer Wasserpistole wieder fest, als Daniél mit der Befüllung seine Waffe fertig war. Er richtete seine Waffe auf die beiden Mädchen die mit dem Rücken zu Fernando vor ihm standen. „Ergebt euch jetzt oder ihr werdet gebadet.“, verkündete er überzeugt. „Träum weiter.“, entgegnete seine große Schwester. Daniél grinste und steckte, bevor Anna und Carmen irgendetwas tun konnten, den Gartenschlauch an den Wasserhahn. „Wasser marsch!“, rief er. In dem Moment wurden die beiden Halbspanierinnen dann von Fernando mit dem Gartenschlauch gebadet. Anna drehte sich lachend um und sah ihren Freund an. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Na warte.“ Zeitgleich ließen Anna und Carmen die Waffen fallen und stürzten sich auf den spanischen Nationalspieler mit dem Gartenschlauch in der Hand. Während Daniél die beiden weiterhin von hinten nass spritzte, versuchten die beiden Mädchen dem Kapitän der Colchoneros den Schlauch abzunehmen. Mit dem Resultat, dass die drei sich dabei gegenseitig nass machten. Als der Wasservorrat des Sohnes im Hause Sanchez auch aufgebraucht war, stürzte dieser sich auch noch mit in den Wasserstrahl des Gartenschlauchs um Fernando zu helfen. Annas Mutter war es, die den Wasserspaß der jungen Leute in ihrem Garten beendete, indem sie kurzerhand den Wasserhahn zudrehte. Vier verdutzte Blicke trafen sie, als aus dem Schlauch auf einmal kein Wasser mehr kam. Sie schüttelte den Kopf. „Ihr beide werdet wohl wirklich nie erwachsen. Ihr hättet auch einfach in den Gartenteich springen können.“, meinte sie lachend. „Ich hol euch erstmal ein paar Handtücher.“, erklärte sie und ging nach drinnen. Fernando lächelte seine Freundin an und begutachtete sie. Auch Anna war inzwischen komplett durchnässt und ihre Klamotten klebten nass an ihrem Körper fest. „Und wer hat jetzt gewonnen?“ Die Halbspanierin überlegte nicht lange. „Ich natürlich.“ „Und warum?“, fragte er. Anna bückte sich kurz und hob ihre Wasserpistole auf. „Ich hab eine Wasserpistole mit Befüllung. Und du nicht.“ „Als ob mir das noch was ausmacht. Ich bin durchgeweicht.“, erwiderte er und ging auf die braunhaarige Halbspanierin zu. Diese ging vorsorglich einige Schritte rückwärts, stolperte dann allerdings über einen Stein und landete unsanft auf dem Hinterteil. Fernando kniete sich hin, nahm ihr die Waffe ab und lehnte auf allen vieren über ihr. „Wie war das?“, fragte er, während einige Wassertropfen aus seinem nassen Haar Anna ins Gesicht tropften. Anna lächelte. „Einigen wir uns auf unentschieden.“, resignierte sie. „Einverstanden.“ Der Spanier strich ihr einen Grashalm von der Wange und küsste sie sanft. Anna erwiderte den Kuss und zog ihren Freund näher an sich heran. Luis begutachtete das kritisch, während der Rest der Erwachsenen dies nur lächelnd zur Kenntnis nahm. Carmen, die sich inzwischen in ein Handtuch eingewickelt hatte, beobachtete das interessiert. „Das Leben ist also manchmal doch wie in einer Daily Soap.“, stellte sie fest. „Könnt ihr euch das nicht für irgendwann anders aufheben?“, fragte Luis leicht angenervt. Fernando wandte sich um und sah seinen Schwiegervater in spe an, dann stand er auf und half seiner Freundin auf die Beine. „Es stört ihn also doch ein wenig.“, flüsterte er ihr belustigt zu. „Klar. Ich bin schließlich sein kleines Mädchen. Bei so was reagiert er immer so.“ Annas Mutter reichte den beiden jeweils ein Handtuch mit dem die beiden sich erstmal so gut es ging abtrockneten. Gut ging das allerdings nicht, da die Klamotten der beiden pitschenass waren. „Ich sollte vielleicht doch drinnen mal nachsehen, ob ich für dich noch etwas zum Umziehen finde Fernando.“, stellte Gabriela fest. „Schon okay.“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Du holst dir so noch den Tod.“ „Aber..“ „Kein Aber.“ Dann wandte sie sich ihrer Tochter zu. In deinem Zimmer sind noch deine alten Spanientrikots.“ Anna nickte. Hoffentlich würden die Sachen ihr noch passen. Aller Protest nützte Fernando nichts. Und so fand er sich keine zwei Minuten später im ersten Stock des Hauses im Schlafzimmer von Annas Eltern wieder, wo Annas Mutter im Kleiderschrank ihres Mannes nach Anziehsachen für Fernando suchte. Schließlich wurde sie doch noch fündig und reichte Fernando ein Trikot von Real Madrid, welches Luis mal von einem Kollegen zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte und eine Jogginghose, die Luis schon seit Jahren nicht mehr passte. Fernando musterte das Trikot. „Das kann ich doch nicht anziehen!“, protestierte er. „Wieso besitzt Luis so ein Ding eigentlich?“ Gabriela lachte. „Das hat man ihm mal zum Geburtstag geschenkt. Der Kollege dachte, da Luis aus Madrid kommt, müsse er automatisch Real Fan sein.“ Der Kapitän des anderen Madrider Fußballclubs seufzte. „Wenn mich so jemand sieht…“ „Es ist doch nur während der Wäschetrockner läuft und es ist besser als zu frieren.“, merkte Gabriela an. „Da friere ich lieber.“ Annas Mutter zog eine Augenbraue nach oben. „Sonst hab ich nur noch weiße Feinripphemdchen. Der Rest ist dir viel zu groß.“ Fernando schüttelte sich angewidert und nahm das Trikot mit. „Aber wehe irgendwer von euch verrät mich.“, erklärte er und ging ins Bad um sich umzuziehen. Im Bad angekommen legte Fernando erstmal die nassen Klamotten inklusive Unterwäsche ab. Er seufzte. Jetzt würde er diese Hose ohne seine Shorts darunter anziehen müssen bis seine Sachen wieder trocken waren. Auch wenn Annas Mutter die Sachen in den Wäschetrockner legen wollte, würde das sicherlich eine Stunde dauern. Und dazu musste er auch noch in einem Real Madrid Trikot herumlaufen. Er rubbelte seine Haare trocken, richtete seine Frisur und begutachtete sich im Spiegel. Aber das war die Aktion wert gewesen. Er hatte seit Jahren nichts so verrücktes mehr gemacht. Als Fernando aus dem Bad trat, kam Anna gerade die Treppe vom Dachgeschoss herunter. Fernando zog verwundert die Augenbrauen nach oben. Anna hatte die Shorts und das Spanientrikot der U16 aus Alicante an. „Was in aller Herrgottsnamen hast du da an?“, war das erste, was Anna ihn fragte. Fernando seufzte. „Dein Vater hatte nichts anderes. Ich könnte dich genauso gut fragen, was du da anhast.“ Anna sah an sich herab. „Ist verdammt eng geworden das Trikot. Und etwas kurz. Aber immerhin ist es ja schon mal das richtige Land.“ Der Spanier nickte. „Das stimmt.“ Er begutachtete sie interessiert. Das Trikot war wirklich zu kurz. In Alicante war Anna auch mindestens 5 Zentimeter kleiner gewesen als jetzt. Und ein paar Kilo hatte sie im Vergleich zu damals schon zugenommen. Trotzdem gefiel es dem spanischen Nationalspieler irgendwie, sie in diesen Sachen zu sehen. „Ich weiß im Moment gar nicht was mir an dir besser gefällt, dieses sündhafte Korsagenkleid von unserem Date oder das Fußballtrikot ohne Unterwäsche drunter.“, meinte er mit einem spitzbübischen Grinsen. Anna zwinkerte. „Das musst du selbst wissen.“, erklärte sie und nahm ihrem Freund seine nassen Sachen ab. Gefolgt vom spanischen Nationalspieler trug sie die Sachen in die Waschküche und legte sie in den Trockner. Fernando umfasste sie von hinten und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Ich liebe dich.“, flüsterte er in ihr Ohr. „Ich dich auch.“ Anna schloss die Augen und genoss das Gefühl von Fernandos warmen Körper an sich. Minutenlang schwiegen beide und genossen einfach nur den Moment. Schließlich nahm Fernando seinen Kopf von ihrer Schulter, drehte sie langsam um und setzte seine Freundin auf den Wäschetrockner. Er strich ihr sanft ein paar dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste sie dann leidenschaftlich. Anna zog ihn zu sich und legte ihre Beine um den spanischen Nationalspieler. Sie grinste in den immer noch leidenschaftlichen Kuss der beiden. Fernando war wohl doch nicht so schüchtern und zurückhaltend wie er vorgab. Der Kapitän des Fußballvereins vom Manazares glitt mit seinen Händen unter das zu enge Fußballtrikot und seufzte. Er wusste nicht mehr so recht was er tun sollte. Das lief ja mal nicht so langsam wie geplant. Aber nach der Wasserschlacht mit den an ihrem Körper klebenden Sachen und jetzt bei dem Gedanken an die Tatsache, dass Anna unter den Sachen genauso wenig Unterwäsche anhatte wie er, nahmen seine Hormone nun mal Überhand. „Könnt ihr nicht wenigstens das Licht ausmachen, damit ich euch nicht zugucken muss?“, fragte Daniél, mit seinen nassen Sachen in der Hand hinter den beiden stehend. Fernando löste sich aus dem Kuss. „Dann mach das Licht doch aus.“, erklärte er. Daníel legte die Sachen im Wäschekorb ab und verließ die Waschküche. Als er das Licht ausschaltete, rief er seiner Schwester noch ein „Von mir aus kannst du ihn übrigens behalten“ zu. Anna küsste ihren Freund kurz auf die Wange. „Kompliment. Du hast dir meinen Bruder binnen weniger Stunden zum Freund gemacht. Das hat bislang noch niemand geschafft.“ Der Spanier hob seine Freundin vom Wäschetrockner. „Dein Bruder hat halt guten Geschmack. Außerdem haben Geschwister ein Gespür für den richtigen Partner des Bruders oder der Schwester.“ Anna lachte. „Wann besuchen wir deine Schwester?“, fragte sie, obwohl sie Fernandos Schwester ja bereits bestens kannte. „Wann du willst.“, entgegnete er. Anna nickte zufrieden und schaltete den Wäschetrockner ein. Als die beiden kurze Zeit später wieder in den Garten kamen, wurden sie erstmal von ihren Eltern interessiert begutachtet. „Also, so passt ihr wirklich perfekt zueinander.“, stellte Flori lächelnd fest. „Wehe euch, irgendwer verrät, dass ich diesen Lappen tragen muss.“, meinte der Kapitän der Rojiblancos genervt. Einstimmiges Nicken. Fernando ließ sich neben seiner Freundin in einem der Korbsessel nieder. Luis trank sein Glas Wein aus und wollte sich gerade ein neues eingießen, als er wie von der Tarantel gestochen aufsprang. Er stellte die Flasche Wein ab und blickte herüber zu den anderen Eltern. „Wir haben den Wein ganz vergessen!“, stellte er fest. Gabriela schüttelte den Kopf. „Wir haben doch genug Wein. Wir haben noch zwei Kisten im Keller.“ „Nicht den Wein. Den anderen.“, meinte Luis mürrisch. Anna, Fernando und die beiden Kinder verstanden nur Bahnhof. José war der erste dem ein Licht aufging. „Ach den meinst du. Stimmt, eigentlich müssten wir den jetzt ja aufmachen.“, verkündete er. Unter den immer noch verständnislosen Blicken des spanischen Nationalspielers mit der Rückennummer 9 und seiner Freundin, gingen Luis und Jose nach drinnen. Einige Minuten später kamen die spanischen Väter mit einer verstaubten Kiste nach draußen und stellten sie auf den Gartentisch. Das junge Pärchen musterte die Kiste kritisch. „Was ist das?“, fragte Anna neugierig „Das, mein Kind, ist euer Wein.“ „Unser was?“, fragte Fernando verdutzt. José lächelte. „Den Wein haben wir bei eurer Taufe eingelagert. Jetzt ist es an der Zeit die erste Kiste zu vernichten.“ Fernando und Anna waren gerade erst ein paar Monate alt gewesen, als die Familien Sanchez und Torres, nach der Taufe der Kinder, den Wein in den Keller gestellt hatten. Es war ihnen schon damals klar gewesen, dass Fernando und Anna irgendwann einmal heiraten würden. Sowohl Fernandos Großmutter, als auch Annas Großmutter hatten während der Schwangerschaft von Flori und Gabriela stets gesagt, wie außergewöhnlich es war, dass zwei Nachbarinnen fast zeitgleich schwanger wurden und Kinder verschiedenen Geschlechts erwarteten. Das sei ein Zeichen Gottes gewesen. Anfangs hatten Gabriela und Flori nicht an die Prophezeiungen ihrer Schwiegermütter gehört und es als Altweibergetratsche abgetan. Aber nach der Geburt der Kinder beobachteten die beiden Mütter verwirrt, dass sich die beiden schon im zarten Babyalter bestens miteinander verstanden hatten. Nach der Taufe der Kleinkinder hatten die beiden friedlich nebeneinander in einem Bettchen gelegen und geschlafen während im Garten der Familie Sanchez ein kleines Tauffest veranstaltet wurde. Ein Nachbar hatte Jose und Luis jedem zwei Kisten mit je zwei Flaschen spanischem Wein vom Weinberg seines Cousin geschenkt. Mit einem Grinsen hatte er angemerkt, sie sollten den Wein besser aufsparen, da die beiden Kinder in pubertärem Alter sicherlich für Trubel sorgen würden und sie ihn eventuell wann anders brauchen könnten. Die Familien hatten sich schließlich darauf geeinigt die Flaschen in den Keller zu stellen und erst an einem von vier wichtigen Ereignissen jeweils eine Kiste zu öffnen. Das war an dem Tag an dem Fernando und Anna zusammenkommen würden. Die zweite Kiste sollte am Tag ihrer Verlobung, die dritte bei ihrer Hochzeit und die letzte Kiste bei der Geburt ihres ersten Kindes geöffnet werden. „Ich hätte nie gedacht, den Wein doch noch irgendwann mal zu trinken.“, meinte José lachend. „Nachdem wir nach Deutschland gezogen waren, hatte ich auch nicht mehr damit gerechnet.“ „Vor allem nicht, da unser Sturkopf ja nicht mehr mit ihr reden wollte.“, sagte seine Mutter mit Blick auf ihren jüngsten Sohn. “Und erst recht nicht mehr, als Anna dann diesen Kerl heiraten wollte.“ Anna lachte. „Damals fandest du ihn noch nett.“ Luis verzog angewidert das Gesicht. „Damals wusste ich auch noch nicht, dass er auf Männer steht.“ Er öffnete die Kiste und holte die erste Flasche Wein heraus. Anna wischte mit der Hand einmal über die Flasche und begutachtete sie. Sie war tatsächlich von 1984. „Willst du sie aufmachen?“, fragte sie ihren Freund. Fernando nickte. Nachdem Gabriela noch ein Erinnerungsfoto von Fernando und Anna beim Öffnen der Flasche gemacht hatte, goss Fernando sich, Anna und den Eltern jeweils ein Glas ein. José hob sein Glas und lächelte seinen Sohn und seine Schwiegertochter in spe an. „Am Ende wird scheinbar doch noch alles gut. Auf das sie uns doch noch unsere verdienen Enkelkinder machen.“ To be continued Na ob Fernando und Anna ihnen den Gefallen tun? Bis denne Kapitel 20: Juega con esa sonrisa - Fernandos Lächeln ----------------------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 20 Juega con esa sonrisa – Fernandos Lächeln Hallo liebe Lesegemeinde ;). Durch Abschlussprüfungsstress und eine kleine unmotivierte Phase danach, bin ich leider nicht eher dazu gekommen weiter zu schreiben. Hoffe das möge man mir verzeihen. @gilthoniel79: Na ja. Wer hat so was als Kind nicht gemacht. @kleinerEngel02: Auf Paella hätte ich jetzt auch Lust. Und auf einen Flan. @ColaKorn: Doch es geht alles. Auch Fernando im Real Trikot ;) @laola: Gute Frage… @ Black_Cat_Mika: Muchas Gracias. Ich fühle mich echt geehrt. Danke.  Dass Fernando jetzt in Liverpool spielt ist schon irgendwie doof, aber im Nachhinein wage ich zu sagen, dass es für beide Seiten das Beste war. @Zorro-chan7: Danke dir. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: José hob sein Glas und lächelte seinen Sohn und seine Schwiegertochter in spe an. „Am Ende wird scheinbar doch noch alles gut. Auf das sie uns doch noch unsere verdienen Enkelkinder machen.“ „Salud!“, sagte Luis und trank an seinem Rotwein. Fernando und Anna lächelten sich kurz an, dann machten sie es ihm nach. „Allerdings will ich noch einmal unterstreichen, dass es in meiner Familie keine unehelichen Kinder gibt und das auch so bleiben soll.“, erklärte der spanische Vater mit ernstem Blick auf seine Tochter und seinen vielleicht zukünftigen Schwiegersohn. Fernando nickte zögernd. Er kannte diesen Blick nur allzu gut. Schon als Kind war es ihm stets eiskalt den Rücken herunter gelaufen, wenn Luis ihn so ansah. Das letzte Mal hatte der besorgte spanische Vater den achtjährigen Fernando dabei erwischt wie er Anna nachts besuchen wollte und mit der Leiter in absolut mondloser Finsternis ins falsche Fenster eingestiegen war. „Darum solltest du dir keine Sorgen machen. Die Hochzeit der beiden ist doch schnell geplant. Da könnte Anna sogar jetzt schon im neunten Monat sein und wir würden es trotzdem hinbekommen.“, verkündete Fernandos Mutter grinsend. Gabriela stimmte ihr zu. „Ein passendes Kleid hat sie doch schon. Einen Termin in der Taufkirche in Madrid zu bekommen sollte kein Problem sein. Der Pastor Jiménez hat schon damals gesagt, dass die zwei ihn sicher noch einmal zusammen heimsuchen würden. Der wird sich freuen.“ „Oder auch nicht. Ich glaube er nimmt es den beiden immer noch übel, dass sie ihm kurz vor der Sonntagsmesse das Toupet geklaut haben und er die Messe ohne seinen Kopfschmuck lesen musste.“ Daniél und Carmen sahen Fernando und Anna an, die sich nur spitzbübisch angrinsten. „Ach komm schon Mama. Jeder wusste, dass seine Haare nicht echt waren. Wir haben das nur offiziell gemacht.“, meinte Anna darauf. „Feiern könnten wir das ganze in diesem tollen neuen Hotel in der Stadt. Ich habe gelesen, dass sie auf Hochzeiten spezialisiert sind.“, kehrte Flori zum Thema zurück. Schließlich fingen dann alle an wild durcheinander zu reden, da die Familien sich wie es schien schon öfter Gedanken über die Hochzeit von Fernando und Anna gemacht hatten. „Ich kenne ein Rezept für eine köstliche fünfstöckige Hochzeitstorte.“ „Wie viele Leute werden das ungefähr? Fernandos Mannschaft wird ja vermutlich auch kommen...“ „Der Brautstrauß sollte auf jeden Fall aus Rosen bestehen…“ „Den Polterabend veranstalten wir bei uns im Garten…“ „Ich wäre ja für den Mai. Da ist es noch nicht ganz so warm...“ „Darf ich Blumen streuen?“ „Wer wird Trauzeuge?“ „Wir brauchen sicher ziemlich viele Hotelzimmer für die Gäste…“ „Finanziell ist das ganze abgesichert. Wir haben genug gespart um Anna eine gute Hochzeit finanzieren zu können…“ Fernando und Anna starrten ihre Familien nur ungläubig an. Was war denn auf einmal in die gefahren? Anfangs war das ja noch lustig gewesen, aber das ging doch etwas zu weit. Jetzt fehlte nur noch, dass die Familien den Namen ihres Kindes ausdiskutieren würden. Sie waren so in ihre Planungen vertieft, dass sie den Protest des frisch verliebten Pärchens gar nicht mitbekamen. Als die Eltern schließlich dabei ankamen wie ihrer Meinung nach die Hochzeitsnacht auszusehen habe, rief Anna schließlich so laut „STOPP!“, dass die anderen sechs Personen sie verdutzt ansahen. Das war wirklich zu viel des Guten. „Findet ihr das alles nicht ein wenig voreilig?“, fragte sie in die Runde. „Wieso das?“, fragte Flori. „Wir sind seit etwas mehr als 24 Stunden ein Paar. Wer weiß wie sich das alles entwickelt. Vielleicht werden wir nie heiraten. Vielleicht wollen wir auch keine Kinder oder können keine bekommen…“ „Schwachsinn. Fernando ist Sportler. Jeder weiß, dass Sportler bei so was keine Probleme haben“, protestierte Luis schließlich. Fernando nahm die Hand seiner Freundin. Auch wenn er den Gedanken mit Anna einmal zum Altar zu schreiten oder dass sie sein Kind bekommen könnte bereits jetzt unglaublich schön fand und er definitiv irgendwann einmal Kinder haben wollte, war das ganze doch total überhastet. „Anna hat Recht. Es ist schön, dass ihr euch für uns freut und dass Luis mich nicht direkt umbringen will. Aber wir müssen doch erstmal selbst herausfinden was wir wollen und wie das ganze mit uns weitergehen soll. Momentan denken weder Anna noch ich daran in naher Zukunft zu heiraten oder Kinder zu zeugen. Wir sind 22 Jahre alt. Ich denke dafür haben wir noch genug Zeit.“ Anna küsste ihren Freund zärtlich. „Stimmt genau.“ Fernando konnte sich dann seinen Kommentar aber doch nicht verkneifen. „Sie braucht wenn sowieso ein neues Kleid. Es bringt doch bekanntlich Unglück wenn der Bräutigam das Kleid vor der Hochzeit schon einmal gesehen hat.“, meinte er mit einem Zwinkern. Dafür erntete er einen Knuff in die Seite. „Sie hat dir ihr Hochzeitskleid gezeigt?“, fragte Gabriela verwirrt. Fernando nickte stolz. „Unfreiwillig…“, murmelte Anna genervt. „Aber angezogen hast du es freiwillig.“, grinste ihr Freund sie an. „Du hast mich dazu gezwungen!“, protestierte Anna. Der Stürmer von Atlético Madrid schüttelte amüsiert den Kopf. „Wie hätte ich das denn machen sollen? Dir die Klamotten vom Leib reißen und dir dann das Kleid anziehen während du dich mit Händen und Füßen wehrst? Oder dir eine Pistole an den Kopf halten?“ Dafür erntete er einen bösen Blick von Luis. Fernando hob beschwichtigend die Hände. „Ich bin unschuldig. Solche Sachen würde ich nie tun!“ Anna grummelte. „Du hast psychologische Kriegsführung betrieben. Du wusstest genau wie du mich manipulieren kannst.“, moserte sie. Der Madrilene lachte. „Das wusste ich schon immer. Du hast nur immer gedacht ich wüsste es nicht.“ Carmen sah den Freund ihrer Schwester interessiert an. „Was hast du denn getan?“ Fernando zuckte mit den Schultern. Er hatte seiner Meinung nach nichts von dem getan, womit er Anna als Kind immer dazu bekommen hatte das zu tun was er wollte. „Keine Ahnung was daran psychologische Kriegsführung sein soll. Ich hab sie bloß drum gebeten es anzuziehen.“ Anna schüttelte protestierend den Kopf „Und dabei hast du davon geredet wie oft du mich als Kind denn heiraten musstest und dass du wissen willst wie das denn in real ausgesehen hätte. Und dabei musstest du auch noch so unwiderstehlich lächeln.“ Die Anwesenden lachten. „Ich fand das in der Situation ganz und gar nicht lustig.“, murrte Anna in Erinnerung an den Abend nach dem Spiel gegen Argentinien. Der spanische Nationalspieler fasste sie sanft am Kinn und sah ihr in die Augen. „Gut, dass ich ohne es zu wollen süß lächeln kann. Sonst hätte ich nie gesehen wie gut du in diesem Kleid ausgesehen hast.“ „Wer weiß was passiert wäre, wäre zufällig ein passender Priester in der Nähe gewesen.“ José lachte. „Dann muss sie dir ja echt übel zugesetzt haben.“ Fernando zog seine Freundin in seinen Arm. Er hatte sie zwar trotz ihres Aussehens direkt erkannt als er sie wieder gesehen hatte, aber vieles war anders als zuvor und daran hatte er sich erst gewöhnen müssen. Als er Anna in diesem Kleid gesehen hatte, war ihm das erst richtig bewusst geworden. Schon vorher hatte er festgestellt, dass Anna nicht hässlich war. In diesem Kleid hatte sie ihn jedoch total fasziniert. Auch wenn sie keine Modelmaße hatte und es sicher Frauen gab die hübscher waren als sie. „Ich kannte sie immer nur als halben Jungen. Vierzehn Jahre später seh ich sie erst in Kleidern und Röcken und dann auch noch in so einem Kleid. Oma wäre schon allein bei dem Anblick in Tränen ausgebrochen. Das war für mich ein totaler Kulturschock. Wer hätte erwartet, dass Anna irgendwann weiblich werden würde?“ Dafür zwickte Anna ihn in die Seite. „Du bist gemein.“ Fernando küsste sie zärtlich. „Das weiß ich doch. Und nur deswegen magst du mich.“, erklärte er überzeugt. „Wir sind gar nicht eingebildet, was?“ „Süße, ich bin Fußballer. Ohne gesundes Ego könnte ich gar nicht aufs Feld gehen.“, meinte der Kapitän von Atlético Madrid lachend. „Fängst du schon wieder damit an?“ „Womit?“, fragte Fernando ahnungslos. „Mich ’Süße’ zu nennen.“ „Als wir zusammen Aus waren hat es dich auch nicht gestört.“ Anna seufzte. In der Situation war es ihr doch etwas unangenehm gewesen, dass Fernando sie so genannt hatte. Es war ihr damals zu vertraut und zu sehr nach etwas was nicht sein durfte vorgekommen. Dadurch hatte sie sich nicht als sein Kumpel sondern eher als seine Freundin gefühlt. Zu dem Zeitpunkt kämpfte sie noch vergeblich dagegen an in Fernando das zu sehen was er jetzt war. Nicht mehr nur ihr bester Freund aus Kindheitstagen, sondern auch noch ihre neue Liebe. Sie wollte sich nicht in ihn verlieben. Im Nachhinein dachte Anna, dass es wohl dieser Abend gewesen war, der dafür gesorgt hatte, dass nichts mehr so war wie früher. Sie hatte sich noch nie so gefühlt wie an dem Abend. Fernando hatte sich richtig viel Mühe für ihr Date gegeben und ihr die ganze Zeit über das Gefühl gegeben etwas Besonderes zu sein. Das hatte sie so schon lange nicht mehr gespürt und in dieser Ausprägung sogar noch nie. Vielleicht war das auch der Grund warum sie ihn nach dem Date in ihrer Wohnung geküsst hatte und, hätte er nicht auf die Bremse getreten, auch mit ihm geschlafen hätte. „Noch da?“, fragte eine bekannte Stimme und holte Anna so aus ihrem Denkprozess. Sie lächelte. „Ich denke schon.“ Fernando küsste sie wieder vorsichtig und strich sanft über ihre Wange. „Ich liebe dich.“, flüsterte er. „Ich dich auch.“, entgegnete sie. Luis goss beiden noch ein weiteres Glas Wein ein. „Kommt ihr beide morgen mit uns ein wenig die Stadt erkunden?“, fragte er schließlich um die beiden von einander abzulenken. Fernando sah seine Freundin fragend an. „Von mir aus gerne. Anna hat mir zwar schon ein paar Orte gezeigt. Aber ich denke, dass es in Berlin sicher noch unerkundete Ecken gibt. Außerdem hat das was von den guten alten Zeiten.“ Anna nickte. „Das ist wohl wahr. Wann wollt ihr denn los?“ Noch bevor das Thema zu Ende besprochen war, hörte man von drinnen das laute Piepsen des Wäschetrockners, dessen Trockenprogramm zu Ende war. Annas Mutter wies mit dem Kopf nach drinnen. „Erst solltet ihr euch wieder umziehen. Wir wollen den armen Kerl doch nicht zu lange in dem Real Madrid Trikot leiden lassen. Fernando nickte freudig. Da hatte sie wohl Recht. Auch wenn sein Freund Sergio Ramos für den Verein spielte, konnte er eine Abneigung gegen die Blancos nicht vermeiden. Daraufhin erhoben sich Fernando und Anna aus den Gartenstühlen um sich umzuziehen. Anna fasste ihn an der Hand und zog ihn langsam mit sich in die Waschküche. Dort angekommen nahm sie die Sachen aus dem Trockner und reichte Fernando seine Sachen. Der nahm sie ihr ab und lächelte süß. „Kommst du mit mir ins Bad?“, fragte er. „Ich weiß nicht…“, entgegnete sein Gegenüber. „Wollen wir uns das nicht für zu Hause aufsparen?“, fragte sie dann mit einem Zwinkern. Der spanische Nationalspieler überlegte kurz. „Besser wäre es. Nicht wenn dein Vater uns erwischt. Dann würde ich vielleicht doch umgebracht. Aber heute kommst du mit zu mir ins Hotel.“ Die Halbspanierin nickte. „Das lässt sich machen.“ Es wurde bereits dunkel, als Anna und Fernando frisch umgezogen wieder in den Garten kamen. Kaum hatten sie sich hingesetzt, piepte Annas Handy. Fernando nippte an seinem Wein und sah sie von der Seite an. „Das wurde aber auch langsam Zeit, dass Tania sich meldet.“, meinte Anna grinsend ohne auf das Handy zu gucken. Sie hatte eigentlich schon vor Stunden damit gerechnet von Tania zu hören. Jésus hatte die beiden doch sicher direkt am Morgen über die Sensation informiert. So wie sie Tania kannte, hätte die direkt angerufen und alles wissen wollen. Natürlich hätte sie es sich auch nicht nehmen lassen es Anna unter die Nase zu reiben, dass sie das doch alles prophezeit hatte. Zu Annas Verwunderung war die neue SMS allerdings nicht von Tania, sondern von Sarah, einer ihrer deutschen Freundinnen. Sie seufzte. Seit Fernando in Berlin war, hatte sie gar keine Zeit für ihre Freundinnen mehr gefunden, weil er sie die ganze Zeit auf Trab gehalten hatte. Normalerweise traf sie sich mindestens einmal pro Woche mit ihnen. „Nicht Tania?“, fragte Fernando neugierig. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Nein. Von einer Freundin von mir. Ein paar meiner Freunde wollen sich morgen Abend treffen und sie wollte wissen ob ich auch komme.“ Fernando lächelte. „Sieht aus als wäre der Abend morgen wohl auch schon verplant.“ „Aber…“ „Kein Aber. Das sind deine Freundinnen. Die darfst du nicht vernachlässigen. Wenn du lieber alleine gehen willst ist das auch vollkommen okay.“ Anna schüttelte den Kopf. „Du kommst natürlich mit. Irgendwann muss ich dich meinen Freundinnen auch mal vorstellen.“ „Na dann.“ „Allerdings nur wenn du willst. Ich muss dich warnen.“ „Wovor? Sind deine Freundinnen kreischende Groupies oder zähnefletschende Kannibalinnen?“ Anna lachte. Sie stellte sich gerade ihre Freunde im Kannibalen-Outfit vor, wie sie um Fernando herumtanzten, der an einer Stange gefesselt über einem großen Feuer hing und darauf wartete gar zu werden. „Nein. Weder noch. Da wo wir morgen hingehen ist eine Karaoke-Party.“, verkündete sie grinsend. Fernando schluckte. Er war von einem seiner Freunde in Madrid bereits einmal dazu gezwungen worden auf dessen Playstation Singstar zu spielen. Das Resultat war ein lustiger Abend gewesen. Seine Stimme war zum Singen wirklich ungeeignet. Immerhin konnten seine Freund aber auch nicht besser singen. Gerade weil er nicht singen konnte, war er auch kein Sänger sondern Fußballer geworden. „Solange ich dabei nicht selbst singen muss, geht das in Ordnung.“, antwortete er. „Wer weiß, wer weiß.“, entgegnete Anna darauf und begann eine Antwort zu tippen, in der sie ihrer Freundin mitteilte, das sie morgen Abend auch kommen würde. Dass Fernando mitkommen würde, schrieb sie nicht. Das sollte eine Überraschung werden. Luis und die anderen hatten in der Zwischenzeit im Schein der inzwischen aufgestellten Gartenlampen angefangen die alten Kinderfotos von Fernando und Anna anzugucken. Sie hatten auch eine Menge nachzuholen. Luis, Gabriela, José und Flori hatten zwar in der ganzen Zeit Kontakt zueinander gehabt und regelmäßig telefoniert, aber trotzdem hatten die Eltern 14 Jahre im Leben des anderen Kindes, dass ihnen stets wie ein eigenes Kind vorgekommen war, verpasst. Sie betrachteten neuere Fotos von Anna und Bilder von Fernando, die Flori und José aus Madrid mitgebracht hatten, genauso wie die alten Erinnerungsfotos aus den Zeiten in Spanien. Daniél und Carmen bestaunten vor allem die alten Kinderfotos von Fernando und Anna. Zu jedem gab es eine eigene kleine Geschichte. Wie Fernando und Anna ihren ersten Schneemann gebaut hatten, wie sie friedlich nebeneinander liegend nach ihrer Taufe auf einer Decke schliefen, wie sie sich einmal einen Tag in ihrem Baumhaus verschanzt hatten und jeden der sich dem Baum näherte mit Nüssen bewarfen, weil Fernando zum Friseur gehen sollte und all die anderen kleinen Dinge die sie erlebt hatten. Die beiden jüngeren Kinder der Familie Sanchez hätten ihrer Schwester nie zugetraut als kleines Kind so viel Schabernack getrieben zu haben. Es war schon weit nach Mitternacht als die Familien das angucken der Bilder beendeten. Carmen und Daniel waren schon vor längerer Zeit ins Bett verschwunden und die erste Kiste des 1984’er Rotweins war bereits vernichtet. Fernando und Anna wollten sich auch langsam auf den Weg zurück machen. „Wann und wo wollen wir uns morgen treffen?“, fragte Luis schließlich. Anna überlegte. Sie wollte mit zu Fernando. Nach Hause musste sie nicht mehr, da sie vorsorglich ein paar frische Sachen mit zu Fernando ins Hotel genommen hatte. „Wir sind bei Fernando im Hotel.“ Luis nickte. Da seine Tochter in dem Hotel arbeitete, wusste er natürlich genau wo die beiden dann zu finden sein würden. „Gut. Wir holen euch um zehn Uhr am Hotel ab.“ „Geht klar.“ Fernando und Anna verabschiedeten sich daraufhin von ihren Eltern und fuhren mit dem Taxi zu Fernandos Hotel. Auf dem Weg dorthin klingelte Annas Handy. „Diesmal ist es aber sicher Tania.“, meinte Fernando grinsend. Anna blickte aufs Display. „Sieht so aus“, sagte sie und nahm das Gespräch an. „SCHÄMST DU DICH EIGENTLICH NICHT????“, brüllte eine wohlbekannte Stimme so laut durchs Telefon, dass sogar Fernando zusammen zuckte. „Hi Tania.“, entgegnete Anna nur ruhig. „Dein Schwiegervater hat dich also eingeweiht?“ Tania, die mit ihrem frisch angetrauten gerade in einer Bar saß, lachte. „Hallo Süße. Jésus hat uns heute Morgen um vier aus dem Bett geworfen mit der Nachricht.“ „Und dann meldest du dich erst jetzt?“, fragte Anna amüsiert, während Fernando das ganze von der Seite beobachtete. „Ich dachte ich geb dir Gelegenheit dir schon mal eine gute Erklärung einfallen zu lassen.“ „Was muss ich dir denn erklären?“ „Wie du von der Illusion nur Freunde sein zu können doch noch darauf gekommen bist, dass du auf ihn stehst.“, meinte die frisch verheiratete Spanierin zu ihrer Freundin im entfernten Deutschland. „Würdest du mir glauben, wenn ich sage dass es einfach von einer Sekunde auf die andere so war?“ Tania überlegte. „Würde ich. Hat es in deinem Kopf also doch noch klick gemacht. Ich habs dir doch von Anfang an gesagt. Auch wenn du es nicht wahrhaben wolltest. Das war schon bei meiner Hochzeit ein hoffnungsloser Fall. Er hätte dich nur mal süß anlächeln müssen und du hättest getan was er wollte. Aber jetzt will ich Details. Wer, wann, wo?“ Anna wusste genau worauf Tania hinauswollte. „Er, Fanmeile, vorgestern Abend.“, entgegnete sie ganz knapp um ihre Freundin ein wenig zu ärgern. „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Ich will Details.“, moserte Tania. „Die Geschichte ist zu lang, um sie am Telefon zu erklären.“ Tania seufzte. „Okay okay. Schick mir eine E-Mail wenn du Zeit hast. Eine Frage aber noch.“ „Was denn?“ „Kann ich mir seine Qualitäten im Bett in etwa so vorstellen wie sein Talent Fußball zu spielen?“ „Dazu kann ich nichts sagen.“ Tania grinste. „Verstehe. Er sitzt neben dir.“, meinte sie schließlich. „Das auch.“, entgegnete die Halbspanierin. Tania nippte an ihrem Cocktail. „Deine Ausrede wird vorerst akzeptiert. Aber nur, weil das telefonieren auf Dauer so teuer ist.“ Anna lachte. „Ich danke für die Gnade.“ „So bin ich halt. Bis dann.“ „Bis dann. Vergiss nicht mir eine Karte zu schicken.“ „Schon erledigt. Tschüssi.“, antwortete die schwarzhaarige Spanierin und legte auf. Nur relativ kurze Zeit später kamen Fernando und Anna am Hotel an. Der spanische Nationalspieler bezahlte den Taxifahrer und nahm dann seine Freundin an die Hand. „Ist Fabienne heute da?“, fragte er grinsend. Anna überlegte. Sie wollte jetzt nicht unbedingt von der gesehen werden. Aber vermeiden würde sich das sowieso nicht lassen. Trotzdem wäre ihr ein Aufschub dessen irgendwie lieber. „Ich glaube sie hat heute und morgen frei.“ Der Spanier grinste und ging mit ihr zusammen die Treppen zum Eingang hinauf. Er spinkste durch die Glastüre. „Stimmt. Da sitzt ein dunkelhäutiger Mann.“, meinte er und zog sie mit sich nach drinnen. Nach kurzem Smalltalk mit Steven, dem Mann an der Rezeption, fuhren der spanische Nationalspieler und seine Freundin mit dem Aufzug nach oben zu Fernandos Zimmer. Dort angekommen setzte Anna sich erstmal auf die Couch um sich von ihren Schuhen zu befreien. Einen ganzen Tag auf hohen Schuhen zu verbringen war auch nach Jahren der Gewöhnung noch anstrengend. Sie lehnte sich zurück und streckte Beine und Füße einmal aus. „Morgen ziehst du besser Turnschuhe an.“, meinte Fernando grinsend. „Wäre vielleicht besser.“ Der Kapitän von Atlético Madrid öffnete die Mini-Bar seines Zimmers. „Willst du was trinken?“, fragte er neugierig. „Weiß nicht. Was ist denn im Angebot?“ Der Spanier antwortete nicht, sondern griff in den kleinen Kühlschrank und holte eine Piccoloflasche Sekt heraus. „Nur Gläser haben wir keine.“ Die braunhaarige Halbspanierin lachte und stand dann auf. „Ich denke das geht auch so.“ Fernando reichte ihr eine Flasche und öffnete sie. „Jetzt können wir auch uns endlich mal alleine feiern.“, verkündete er lächelnd. Die beiden stießen mit ihren Sektfläschchen an und nahmen jeder einen tiefen Schluck daraus. Dann küsste Anna ihren Freund sanft. Der Spanier nahm ihr die Flasche aus der Hand und stellte sie, zusammen mit seiner Flasche, auf den Schrank neben ihm. Vorsichtig zog er sie näher zu sich in seine Arme und erwiderte den Kuss. Schließlich löste Anna sich aus dem Kuss und sah ihrem Freund in die Augen. Die Kombination dieser unbeschreiblichen dunkelbraunen Augen und den vielen Sommersprossen in seinem Gesicht machte Fernando für sie noch attraktiver als er ohnehin schon war. Langsam glitten ihre Hände unter Fernandos T-Shirt und zogen es nach oben. Der spanische Fußballnationalspieler ließ seine Freundin gewähren und half ihr letztendlich dabei das T-Shirt über seinen Kopf zu ziehen. Vorsichtig strich sie über seinen trainierten Oberkörper und küsste dabei sanft über seine Schulter. Fernando schloss die Augen und genoss die zärtlichen Berührungen seiner Freundin. Er öffnete die Augen, faste seine Freundin vorsichtig am Kinn und küsste sie leidenschaftlich. Dabei strich er über ihren Kopf, während die Hände seiner Freundin seine Bauchmuskeln inspizierten. Annas genoss das Gefühl seiner warmen Haut an ihren Händen. Er hatte gesagt, dass er sich Zeit lassen wollte. Aber scheinbar hatten sie beide die Situation unterschätzt. Es ging wie es schien nicht so einfach wie sie es sich vorgestellt hatten. Sie schob den Gedanken dann aber letztendlich beiseite und widmete sich voll und ganz dem Moment. Anna löste sich aus dem Kuss und lies ihre Hände an Fernandos Oberkörper herab zum Bund seiner Jeanshose gleiten. Sie sah ihn fragend an. Er lächelte und gab ihr zu verstehen, dass es okay war. Anna küsste ihn wieder sanft und zog ihm langsam seine Hose aus. Fernando umfasste sie an der Taille und führte sie, ohne sich aus dem Kuss zu lösen, einen Schritt zur Seite, damit er mit den Füßen aus der Hose konnte. Zielstrebig fuhr er über ihren Oberschenkel, schob ihr Kleid nach oben und zog es ihr letztendlich aus. Zärtlich küsste er an ihrem Hals hinab. „Ich liebe dich.“, murmelte Anna leise. Der spanische Nationalspieler sah sie an und lächelte. „Ich dich auch.“, entgegnete er und musterte sie nun ausgiebig. Er hatte ja schon damals, als er sich vor Luis im Bad verstecken durfte, bemerkt dass Anna scheinbar eine Schwäche für farbige Unterwäsche hatte. „Ich mag dich in schwarzer Unterwäsche.“, erklärte er grinsend. Anna zog scheinbar beleidigt eine Augenbraue nach oben. „Nur dann, oder was?“, fragte sie. Der Spanier nahm seine Sektflasche vom Schrank und trank daraus. „Natürlich nicht du Spinnerin. Von mir aus kannst du auch gar keine tragen.“, meinte er mit einem Zwinkern. „Das hättest du wohl gern.“, erwiderte sie grinsend. „Stimmt.“, sagte er, stellte die Flasche ab und trug seine Freundin herüber zu seinem Bett. „Was wird das?“, fragte Anna neugierig, als Fernando sie auf dem Bett abgelegt hatte. Er lächelte süß. „Das merkst du noch früh genug.“, verkündete er und drehte sie auf den Bauch. „Schließ die Augen.“, bat er sie. Anna, die nicht wirklich verstand was er vorhatte tat dies. „Und nicht schummeln.“, ermahnte sie der der Kapitän des Madrider Fußballvereins. Sie nickte, auch wenn sie unglaublich neugierig war. Fernando stand vom Bett auf und betrachtete seine Freundin für einen kurzen Moment. Wenn ihm vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, dass er heute mit Anna zusammen wäre, hätte Fernando diese Person für Verrückt erklärt. Er schaltete die Deckenbeleuchtung aus und stattdessen die Nachttischlampe ein. Dieses dämmrige Licht war doch viel schöner. Unterdessen lag Anna wartend auf dem Bett. Was hatte er bloß vor? Auf einmal zuckte sie erschrocken zusammen, da etwas Kaltes auf ihren Rücken getropft war. „Was machst du da?“, fragte Anna. Fernando kletterte wieder aufs Bett und setzte sich auf ihre Beine. „Ich dachte mir, nach so einem langen Tag könntest du vielleicht etwas Entspannung vertragen.“, meinte er und strich kurz über ihre Schulter. „Sicher, dass du das kannst ohne dass ich ernsthafte Verletzungen davon trage?“ Fernando lachte. „Bislang hat sich niemand beschwert.“ Vorsichtig zog er nun die Träger ihres BHs von ihren Schultern und öffnete den Rückenverschluss, so dass Annas Rücken komplett frei war. Er begann langsam das anfangs kalte Massageöl auf ihrem Rücken zu verteilen. Anna hatte die Augen unterdessen immer noch geschlossen. Sie hatte keine Ahnung wie gut oder schlecht Fernandos Massagekünste waren. Der spanische Nationalspieler begann nun damit das Massageöl einzumassieren. Anna lächelte zufrieden. Es war wirklich angenehm. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihr breit während seine warmen, weichen Hände über ihren Rücken massieren und sie genoss jede Sekunde davon. „Schläfst du schon?“, fragte Fernando irgendwann, da er von Anna seit mehreren Minuten nichts mehr gehört hatte. „Noch nicht. Aber ich muss zugeben, dass ich das durchaus könnte.“ „Das werte ich als Kompliment.“ Anna öffnete die Augen und drehte ihren Kopf zu Fernando. „Das soll es auch sein.“ Der Spanier lächelte und machte weiter. Anna legte ihren Kopf wieder auf dem Kopfkissen ab. Fernando betrachtete die Tätowierung auf Annas Rücken. Sanft strich er mit einem Finger darüber und fuhr die Linien elbischer Schrift nach. Seine Freundin zuckte unter ihm zusammen. „Das kitzelt…“, sagte sie kichernd. Fernando grinste und begann sanft ihren Rücken hinauf zu küssen. Anna mochte das Gefühl, aber es kitzelte trotzdem und sie musste einfach lachen. „Du bist fies.“, beschwerte sie sich. „Welch Erkenntnis.“, murmelte er und fuhr fort mit dem was er tat. Anna bewegte sich und wandte sich, so gut es ging, um. El niño lächelte sie unschuldig an und küsste sie schließlich leidenschaftlich. Er hob seinen Körper kurz an, damit Anna sich richtig umdrehen konnte. Er lehnte nun auf allen vieren über ihr. Die Halbspanierin strich sanft über seinen Kopf und fuhr dann an seinem Nacken hinab zu seinem Rücken. Er löste sich von ihren Lippen und küsste ihren Hals hinab. „Me estás volviendo loco…“, murmelte er. Schließlich zog er die Träger ihres BH von ihren Armen und ihn ihr somit aus. Langsam streichelte er über ihren Oberkörper. Ihre Haut war wunderbar weich. Auf Annas Haut hatte sich bereits eine Gänsehaut breit gemacht. Sie öffnete schließlich die Augen und sah ihn an. Danach richtete sie sich auf und schob Fernando sanft zur Seite weg, so dass er nun auf dem Bett lag. Sie lehnte sich über ihn und begann damit seine Bauchmuskeln und den Rest seines Oberkörpers mit ihren Händen und ihren Lippen zu liebkosen. Fernando genoss das sichtlich. Das fühlte sich viel zu gut an um damit aufzuhören. Der Spanier merkte, dass er kurz vor einem Zustand war, wo es ein Zurück nicht mehr geben würde. Er hatte zu ihr gesagt, er wolle, dass es so sei, als wäre Anna seine erste Freundin. So als wäre sie nie weggegangen. Aber brauchte er das wirklich? Man konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Das Gefühl ihrer Hände, ihrer Lippen und ihres restlichen Körpers an ihm machte ihn total wahnsinnig. So wie noch nie zuvor. Eigentlich brauchte er gar nicht zu warten, denn es wäre so oder so etwas ganz besonderes, ob sie jetzt seine erste Freundin war oder nicht. Anna hatte bereits bemerkt, dass Fernando kurz davor war, das was er gesagt hatte zu vergessen. Sie rutschte zu ihm hoch und ließ sich neben ihm nieder. Sie wollte ihm die Entscheidung, wie es nun denn weitergehen sollte, überlassen. Der Spanier strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr dann mit dem Finger die Konturen ihres Körpers nach. „Du hast dich verändert seit ich dich das letzte Mal fast ohne Kleidung gesehen hab.“, stellte er grinsend fest. Anna lachte. „Schwachkopf. Damals waren wir maximal fünf Jahre alt und saßen im Planschbecken.“ Er lächelte und strich sanft über ihren Oberkörper. „Ich hätte nie gedacht, dass du irgendwann einmal Brüste bekommen würdest.“ Anna sah ihn belustigt an und zwickte ihn in die Seite. „Sind die auch wirklich echt?“, neckte er sie. „Selbst wenn sie es nicht wären würdest du den Unterschied eh nicht bemerken.“ Fernando lehnte sich über sie. „Jetzt unterschätzt du mich.“, merkte er an und strich vorsichtig über ihre Brüste. „Fühlt sich echt an…“, sagte er und begann sanft darüber zu küssen. Anna schloss die Augen und strich durch sein Haar. Langsam bewegte Fernandos Hand sich weiter abwärts und strich über ihren Oberschenkel. „Hattest du nicht gesagt, dass du dir damit Zeit lassen wolltest?“, fragte Anna neugierig. „Also ich finde einen Tag mehr als genug Zeit.“, entgegnete er mit einem Zwinkern. Langsam zog der spanische Fußballnationalspieler seiner Freundin das letzte noch verbleibende Kleidungsstück aus. Interessiert begutachtete er ihren, nun komplett entkleideten, Körper. Auch wenn sie an einigen Körperstellen nicht über absolute Modelmaße verfügte und ein paar weibliche Rundungen mehr als einige seiner vorherigen Freundinnen hatte, war sie ein schöner Anblick. Er hätte nie gedacht, dass Anna inzwischen so aussehen würde. Eigentlich hatte er versucht sich nie Gedanken darüber zu machen wie sie denn jetzt aussehen würde. Er hatte sich immer an ihr Gesicht und an ihre Augen erinnert. Alles andere hatte er sich immer vorstellen müssen. Anna bemerkte, dass Fernando sie ausgiebig musterte. Auch wenn sie nicht genau wusste wieso, war es ihr doch ein wenig unangenehm, weswegen sie leicht rot anlief. Fernando strich sanft über ihre Wange und küsste sie zärtlich. „Du hast keinen Grund um rot zu werden, Süße. Du bist wunderschön.“ Anna erwiderte den Kuss und wanderte mit ihren Händen herab zu Fernandos Boxershorts. Langsam zog sie diese hinab, während beide sich immer noch küssten. Schließlich sah Fernando sie wieder an und fragte: „Bist du sicher, dass du das willst?“ Anna antwortete nicht, sondern küsste ihren Freund erneut leidenschaftlich, was Fernando als Ja interpretierte. Am nächsten Morgen wachte Anna, noch bevor der Wecker klingelte, in Fernandos Arm auf. Noch verschlafen sah sie in das, im Schlaf zufrieden lächelnde, Gesicht ihres Freundes. Sie kuschelte sich enger an ihn und dachte an das, was in der vorherigen Nacht passiert war. to be continued Kapitel 21: La mañana después ----------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 21 La manaña después Hallo und ein verspätetes frohes neues Jahr an alle. Hat ein wenig länger gedauert aber nun ist er da. @KleinerEngel02: *gg* Das stimmt schon… @MissCapristo: Jetzt :) @ColaKorn: Da hast du recht. Das dauert wirklich noch eine Weile. @Black_Cat_Mika: Gracias :) @gilthoniel79: Ohne schnulzig zu sein?? Owei.. das is mal was neues… Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter und eine kleine Widmung an die Damen des Take That Chats, allen voran Eisi und deadmauzi, die mich schön motiviert haben. Danke :) Rückblick: Am nächsten Morgen wachte Anna, noch bevor der Wecker klingelte, in Fernandos Arm auf. Noch verschlafen sah sie in das, im Schlaf zufrieden lächelnde, Gesicht ihres Freundes. Sie kuschelte sich enger an ihn und dachte an das, was in der vorherigen Nacht passiert war. ------ Lächelnd musterte sie den unbekleideten Oberkörper des spanischen Fußballspielers und spürte die Wärme seines Körpers an ihrem. Anschließend legte sie ihren Kopf auf seine Brust. Sie hatte damals nach ihrem Treffen in Alicante schon intensiv darüber nachgedacht wie es denn sein würde mit Fernando zu schlafen. Wie es weitergegangen wäre, wären sie vielleicht ein paar Tage länger in Alicante geblieben und hätten damals miteinander geschlafen oder wenn sie einfach direkt den Mut gehabt hätte ihn anzusprechen. Wie es wohl gewesen wäre wenn Anna niemals nach Deutschland gezogen wäre. Ob er dann ihr erster Freund gewesen wäre? Wo hätten sie ihr erstes Mal gehabt? Wie wäre es gewesen? Sie wusste nicht warum, aber irgendwie dachte sie immer dass es sicherlich in ihrem Baumhaus gewesen wäre. Oder er hätte sich nachts auf ihr Zimmer geschlichen. Wenn Luis die beiden erwischt hätte, wäre es sicher noch ein lustiger Abend geworden. Alles in allem wäre ihr erstes Mal dann sicher nicht so mies gewesen, wie es es in Deutschland gewesen war. Trotzdem konnten all diese Gedanken nicht einmal ansatzweise widerspiegeln wie es in der Nacht wirklich gewesen war und was Anna dabei empfunden hatte. Sie sah herüber zu Fernandos Nachttisch auf dem noch die angebrochene Kondompackung lag und erinnerte sich an die Nacht zuvor. Nachdem Fernando sich von seinen Boxershorts befreit und die Zustimmung seiner Freundin eingeholt hatte, küsste er sie leidenschaftlich. Sanft aber bestimmt strichen seine Hände über ihren Körper und bedachten jeden Winkel dessen mit einer zärtlichen Berührung. Anna hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und genoss das kribbelnde Gefühl welches sich in ihrem Innersten breit machte. Der spanische Nationalspieler lächelte und sah seiner Freundin in die braunen Augen. Vorsichtig hatte er damit begonnen die Tätigkeit seiner Hände durch seine Lippen zu ersetzen und den Körper der Halbspanierin so weiter zu erforschen. Diese fuhr derweil durch die Haare ihres Gegenübers. Es machte sie wahnsinnig wie langsam und gemächlich er das tat. Sie seufzte einmal laut worauf Fernando es unterbrach sie zu küssen und sie besorgt ansah. „Alles in Ordnung?“, wollte er wissen. Es war zu schön um damit aufzuhören. Sie lächelte. „Alles bestens. Du bist nur gerade dabei mir mein letztes bisschen Verstand zu rauben.“ Das nahm der Spanier zum Anlass zu lachen. „Das ging aber schnell. Ich hab doch noch gar nicht richtig angefangen. Du willst doch nicht etwa schon dass ich aufhöre?“, hatte er sie mit einem Zwinkern gefragt. „Um Gottes willen, nein!!“ „Na dann.“ Der spanische Nationalspieler widmete sich dann ausgiebig ihren Brüsten. „Madre mia….“, war alles was Anna in dem Moment hatte hervorbringen können. Der Spanier nahm dies mit einem Grinsen zur Kenntnis und begann damit ihre Brustwarzen zärtlich mit seiner Zunge zu umspielen.. Seine Freundin zuckte zusammen und krallte sich mit ihren Fingern in seine Haare. Anna spürte wie ihre Erregung von Minute zu Minute wuchs. Sie wollte nicht mehr warten. Sie wollte ihn, jetzt und nicht erst später. Sie wollte wissen wie es war mit ihm zu schlafen, wissen ob es wirklich so sein würde wie sie es sich in ihrer Fantasie ausgemalt hatte. Und auch Fernando schien das ähnlich zu gehen, was Anna aus der Tatsache schloss dass sie seine Erregung an ihrem Oberschenkel spürte. Während Fernando ihre Brüste weiterhin mit seinen Lippen und mit einer Hand liebkoste, strich seine zweite Hand an ihrem Körper hinab bis zu ihrem Knie. Er hob ihr rechtes Bein sanft an und setzte es in eine angewinkelte Stellung. Schließlich ließ er von ihren Brüsten ab und sah seine Freundin an. „Ich liebe dich.“, sagte er zu ihr. Die Halbspanierin strich sanft über das sommersprossige Gesicht des Kapitäns von Atlético Madrid. „Ich dich auch.“, entgegnete sie und küsste ihn leidenschaftlich. Während die beiden in einen intensiven Kuss vertieft waren, wanderte Fernandos Hand wieder abwärts. Langsam strich er ab ihrem Knie aufwärts über die Innenseite ihres Oberschenkels. Anna zuckte leicht zusammen als der spanische Nationalspieler von ihrem Oberschenkel herüber zu ihrer intimsten Stelle gewandert war, sie dort berührte und begann sie sanft mit seinem Finger zu verwöhnen. Sie seufzte leise in den immer noch leidenschaftlichen Kuss. Er wusste wie es aussah genau was er da tat und was er wollte. Die Halbspanierin strich an seinem Rücken herab zu seinem Po. Fernandos durchtrainierter Körper fühlte sich viel besser an als erwartet. Seine Haut war angenehm weich, dennoch waren seine Muskeln durch sein Sportlerdasein hart und fest. Sie löste sich schließlich aus dem Kuss und lächelte. „Denkst du nicht auch, dass du nicht vielleicht mal herüber zu deiner Brieftasche gehen solltest?“, fragte sie mit einem Zwinkern. „Wozu?“, fragte Fernando scheinbar ahnungslos. Sie dunkelhaarige Halbspanierin strich mit dem Zeigefinger über seine Brust. „Ich weiß nicht ob die spanische Presse und vor allem mein Vater es so gut finden würden wenn el niño jetzt bereits eigene niños in die Welt setzt.“ Fernando lachte. „Du weißt genau, dass ich als unschuldiges Kind in dem Fall doch von einer fiesen volljährigen, berechnenden Deutschen, die mir nur ein Kind anhängen wollte und mich vorher mit Drogen und Alkohol gefügig gemacht hat, verführt wurde. Ich hab damit gar nichts zu tun. Ich weiß doch noch nicht mal wie das Kinder machen überhaupt geht.“, entgegnete er. „Wenn die wüssten…“ Fernando grinste. „Allerdings ist dein Vater mir dann sicher nicht mehr so freundlich gesinnt wie heute Abend und holt die Schrotflinte raus. Anhand der Tatsache, dass er weiß wo meine Eltern wohnen denke ich aber dass du Recht hast.“, meinte er dann und stand auf. Anna sah ihrem Freund hinterher und musterte seinen unbekleideten Körper erneut genau. Zu ihrer Verwunderung ging er allerdings nicht zu seiner Hose, die unweit des Bettes auf dem Fußboden lag, sondern zu einem Regal auf der anderen Seite des Zimmers herüber. „Was machst du?“, fragte sie schließlich neugierig. Fernando antwortete nicht sondern kramte in der mittleren Schublade. Letztlich nahm er etwas heraus, drehte sich um und warf es Anna zu. Diese konnte, perplex wie sie war, die kleine Pappschachtel so gerade fangen. Sie sah darauf, dann verdutzt zu ihrem Freund. „Das ist jetzt ein Scherz, oder?“, fragte sie lachend. Fernando setzte sich neben sie aufs Bett und schüttelte belustigt den Kopf. Anna grinste und musterte die Dreierpackung Kondome mit dem Aufdruck des spanischen Fußballverbands noch einmal. Der Spanier strich sanft durch ihr Haar. „Die hat man uns vor unserer Abreise in Madrid in die Hand gedrückt. Die Herren Funktionäre hatten wohl Angst dass irgendeiner von uns sich von einer hübschen Frau in Deutschland um den Finger wickeln lässt und die Dame schwängert und oder sich eine Krankheit fängt. Deutsche Frauen sind doch so unberechenbar…“ Sie lächelte verschwörerisch. „Sieht so aus als müsste ich dem Ruf den wir bei euren Funktionären haben aufrechterhalten.“, meinte sie und drückte Fernandos Oberkörper sanft nach hinten so dass er nun wieder lag. „Ich sollte dich aber warnen, die Dinger schmecken vermutlich nicht nach Erdbeere sondern höchstens nach Latex.“ Anna lief ungewollt ein wenig rot an. Sie hatte ganz vergessen, dass Fernando ja in ihrem Badezimmer herumgeschnüffelt hatte. Sie wusste, dass er das Paket in ihrem Spiegelschrank gesehen hatte, aber damit, dass er sich die Kondompackung doch näher angesehen hatte und vor allem verstanden hatte was draufstand, hatte sie nicht gerechnet. Sie schüttelte den Gedanken, dass das vielleicht doch ein wenig unangenehm war ab. Schließlich war er ihr neuer Freund, irgendwann hätte er es eh herausgefunden. Sie hatten doch keine Geheimnisse voreinander. Außerdem würde Fernando mit Annas kleiner privater Vorliebe sicher keine Probleme haben. Eher das Gegenteil. Anna zwinkerte. „Das macht nichts, schließlich laufen die zu Hause aus meinem Schrank nicht weg und können ja noch wann anders benutzt werden. Im übrigen bevorzuge ich Banane und Maracuja.“ , verkündete sie und beugte sich über ihren Freund. Der zog eine Augenbraue nach oben und grinste erwartungsvoll Sanft küsste sie dann über seine Brust während sie mit ihren Händen zielstrebig abwärts wanderte. Fernando atmete tief ein als seine Freundin sein bestes Stück vorsichtig umfasste und begann es zärtlich zu massieren. Der spanische Nationalstürmer schloss die Augen und strich über das Tattoo auf Annas Rücken. Die Halbspanierin bemerkte zufrieden, dass Fernando ihre Tätigkeiten zu gefallen schienen. Kurze Zeit später hatte Anna ihren Freund ihrer Meinung nach genug gequält und nahm die Pappschachtel mit den Kondomen des spanischen Fußballverbands vom Bett und öffnete sie. Fernando schüttelte den Kopf und nahm ihr die Packung ab. „Ich mach das lieber selbst.“, verkündete er dann. „Angst dass ich es nicht richtig mache?“ Der spanische Stürmer setzte sich aufrecht hin. „Das nicht.“ „Dann kann ich das doch auch machen.“ „Wenn du willst.“, entgegnete er unsicher. „Sollte das Ding übrigens undicht sein können wir immerhin den spanischen Fußballverband zur Rechenschaft ziehen und Alimente einfordern.“, meinte er. Anna nickte lachend, nahm ein Kondom aus der Packung und riss dessen Verpackung auf. Nachdem sie ihm das Verhütungsmittel fachmännisch übergestreift hatte, küsste Anna ihren Freund sanft und setzte sich neben ihn.. Fernando drückte sie sanft nach hinten so dass sie nun auf dem Bett lag. Langsam stellte er ihre Beine auf und ließ sich zwischen ihren nieder. Gemächlich drang er dann in sie ein. Anna stöhnte kurz auf und biß leicht auf ihre Unterlippe als sie Fernando in sich spürte. Das fühlte sich unbeschreiblich gut an. Behutsam begann der spanische Nationalspieler nun sich in ihr zu bewegen. Die Halbspanierin legte den Kopf in den Nacken und ließ ihren Freund über ihren Hals küssen. Sie schlang die Beine um seine Hüfte um ihn noch näher an und in sich zu fühlen. Er bewegte sich für Anna quälend langsam in ihr. Sie wollte mehr, aber es schien als wolle er den Moment etwas stärker auskosten als sie. Seine Lippen suchten die ihren und küssten sie voller Leidenschaft. Der Kapitän von Atlético Madrid umfasste die Hüfte seiner Freundin und beschleunigte Tempo und Intensität seiner Bewegungen. Anna stöhnte in den Kuss hinein und bewegte sich leicht gegen ihn. Sie konnte nicht genau bestimmen woran es lag, aber sie hatte das ganze noch nie so ausgeprägt erlebt. Vielleicht lag es daran, dass sie zu lange mit niemandem mehr geschlafen hatte den sie wirklich liebte. Jemandem dem man sich komplett mit Körper und Seele hingeben konnte und das keine rein körperliche Sache für eine Nacht war. Sie schloss die Augen und genoss den Moment während sie mit ihren Fingernägeln leicht über seinen Rücken kratzte. Fernando schien das zu gefallen, was Anna daraus schloss dass sich auf seinem Rücken eine Gänsehaut breit machte. Sie löste sich aus dem Kuss und sah ihren Freund an. Der lächelte sie süß an. „Von wegen du verlierst den Verstand. Du machst mich wahnsinnig.“, meinte er. Die Spanierin grinste. „Das beruht auf Gegenseitigkeit. Es stimmt also was man über Sportler sagt.“ Fernando strich zärtlich über ihre Brüste. „Du hast nicht den Hauch einer Ahnung, Süße.“, verkündete er zwinkernd und beschleunigte das Tempo seiner Bewegungen noch ein wenig. Die Augen immer noch geschlossen und ihre Hand über ihren Kopf mit Fernandos verschränkt, fühlte Anna nach einer gewissen Zeit wie sie langsam aber sicher der Erlösung näher kam. Es war einfach nur unbeschreiblich. Auch Fernando erging es so. Die Halbspanierin konnte sich irgendwann nicht länger zurückhalten und stöhnte in das Ohr ihres Freundes. Dieser fühlte sich dadurch scheinbar zur finalen Phase motiviert und brachte sie so, selbst leise stöhnend und die Zweisamkeit mit Anna genießend, zu ihrem Höhepunkt. Laut stöhnte sie zum Abschluss seinen Namen, was auch Fernando letztendlich zu seinem Höhepunkt kommen ließ. Er küsste sie sanft und ließ sich dann erschöpft neben ihr aufs Bett fallen. „War das anstrengend.“, stellte Fernando, immer noch mit rasendem Puls, fest. Seine Freundin drehte sich auf die Seite, so dass sie ihn ansah. „Wer von uns ist hier der Sportler?“ Der spanische Nationalspieler protestierte. „Ich hab ja auch fast die ganze Arbeit verrichten müssen und normalerweise bin ich Mannschaftssportler.“ Anna lachte. „Hättest doch was sagen können. Beim nächsten Mal mach ich es wieder gut.“ „Das will ich auch hoffen.“, verkündete er mit einem erwartungsvollen Blick. „Woran denkst du gerade?“, fragte eine Stimme und holte Anna so in die Gegenwart zurück. Die Halbspanierin zuckte zusammen, hob ihren Kopf von der Brust ihres Freundes und sah in dessen dunkle Augen. Fernando lächelte sie süß an. „An dich natürlich.“, entgegnete sie und kuschelte sich in seinen Arm. Der spanische Nationalspieler strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das will ich auch gehofft haben.“, sagte er, fasste sie sacht am Kinn und küsste sie zärtlich. Als die beiden sich aus dem Kuss lösten sah Anna kurz zu Fernandos Wecker neben dem Bett. „Würden meine Eltern nicht auf uns warten, könnten wir von mir aus den ganzen Tag so liegen bleiben.“ Der Spanier zog sie auf sich drauf und umarmte sie fest. „Fünf Minuten haben wir aber doch sicher noch, oder Süße?“ „Vielleicht auch 10. Dann müssen wir aber wohl zusammen duschen.“ „Das lässt sich einrichten.“, verkündete er lachend. „Du solltest vielleicht auch deinen Hals ein wenig überschminken.“, stellte er grinsend fest. Anna fasste sich verwirrt an den Hals. „Wieso?“, fragte sie unwissend. „Sieht so aus als hätte ich deinen Hals ein wenig zu hart bearbeitet.“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „Du willst mir jetzt nicht erzählen dass ich einen Knutschfleck am Hals hab?“ Fernando nickte belustigt. „Doch..“ Sie musste unweigerlich lachen. „Sind wir aus dem Alter nicht eigentlich raus?“ „Scheinbar nicht.“ „Das letzte Mal als ich so ein Ding hatte, musste ich meinem Vater noch erzählen ich sei gegen die Tür gelaufen.“ Fernando lachte. „Hat er dir geglaubt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat daraufhin gefragt wie die Türe denn heiße. Und dann hat der junge Herr den Alptraum seines Lebens gehabt.“ „Wie gut, dass dein Vater mich leiden kann.“, stellte Fernando amüsiert fest und schloss die Augen. Er liebte das Gefühl ihres unbekleideten Körpers, ihrer weichen warmen Haut an sich. Auch wenn sie nun doch nicht gewartet hatten, war es wirklich schön gewesen. Inzwischen wusste er, dass selbst wenn sie noch ein paar Wochen gewartet hätten, es sicher nicht sehr anders gewesen wäre mit Anna. Schließlich liebte er sie und wenn das der Fall war, war es doch immer etwas besonderes miteinander zu schlafen. Er legte seinen Kopf leicht schief und lehnte sich so an den Kopf seiner Freundin. Der angenehme Geruch ihres Shampoos drang in seine Nase. „Ich liebe dich.“, murmelte er mit geschlossenen Augen. Die Halbspanierin strich leicht über seine Oberarme. „Ich dich auch.“ Nur wenig später waren beide aus zeitlichen Gründen dazu gezwungen diese viel zu angenehme Lage aufzugeben und das Bett in Richtung Dusche zu verlassen. Immerhin wollten sie auch noch etwas zum Frühstück haben bevor sie von Annas und Fernandos Eltern abgeholt wurden. Also stiegen beide erst einmal unter die Dusche. Da Anna kein Make-up dabei hatte, musste sie den violetten Fleck an ihrem Hals doch so lassen wie er war. Sie war gespannt was Luis dazu sagen würde. Eine gute halbe Stunde später waren beide bereit zum Aufbruch. „Was meinst du, ist deine französische Freundin heute da?“ Anna zuckte mit den Achseln. „Vermutlich schon. Aber ich denke das ist egal.“ Er nahm sie an die Hand. „Du hast es erkannt. Es kann uns total egal sein was andere Leute über uns denken.“ Sie nickte lächelnd. „Ihr Blick wird trotzdem unbezahlbar sein.“ „Das auf jeden Fall.“ Annas französische Kollegin saß gerade mit ihrer Chefin an der Rezeption und erläuterte ihr ausgiebig den neusten Frisurentrend „Schwarz ist das neue blond“ der Cosmopolitan, als Fernando Torres mit ihrer Kollegin Anna aus dem Fahrstuhl stieg. Sie musterte die beiden kritisch. Auch wenn Anna ihr gegenüber immer geleugnet hatte dass da etwas lief, konnte Fabienne ihr das nicht glauben. Sie musste zugeben, dass die beiden zusammen doch ein recht ansehnliches Paar bildeten, aber eine ernsthafte Geschichte könnte das doch nie sein. Das wäre viel zu sehr wie in einem schlechten Liebesfilm. Vermutlich würde der spanische Fußballer ihre Kollegin fallen lassen wie eine heiße Kartoffel wenn die WM erst vorbei war und er sich genug mit ihr vergnügt hatte. Verdenken konnte sie es Anna trotzdem nicht. Sie wusste, dass ihre spanische Kollegin in den letzten zwei Jahren nicht wirklich der Beziehungsmensch gewesen war. Und wenn man dann die Chance auf eine kleine Affäre mit einen Fußballstar hatte, warum nicht zugreifen? Sie schien damit keine Probleme zu haben. Die beiden kamen in Richtung Rezeption herüber. Fabienne kniff die Augen zusammen. Hielten die da etwa Händchen? Sie zwinkerte einmal um sicher zu gehen dass sie richtig gesehen hatte, aber seine Hand umfasste immer noch die Hand ihrer Kollegin. „Morgen.“, grüßte Anna die verdutzte Fabienne und ihre Chefin. „Du hier?“, fragte Fabienne kritisch guckend. Anna lächelte freundlich. „Sieht so aus.“ Der spanische Nationalspieler legte seinen Arm um seine Freundin und widmete sich Annas Chefin. Da er wusste, dass sie spanisch sprach, fragte er sie auf Spanisch ob es denn okay wäre wenn er seine neue Freundin mit zum Frühstück nehmen würde. Annas Chefin sah verdutzt zu ihrer Mitarbeiterin. „Freundin?“, fragte sie Anna auf Spanisch. Die nickte nur. „Sicher doch.“, erklärte sie dann ihrem spanischen Gast. Der Stürmer von Atlético Madrid nickte zufrieden. „Danke.“, entgegnete er, sah Anna an und wies mit dem Kopf zum Speisesaal. Das frisch verliebte Pärchen machte sich nun auf zum reichhaltigen Frühstücksbuffet. Die Chefin des Hotels sah Anna und Fernando kopfschüttelnd hinterher. Damit hatte sie jetzt nicht unbedingt gerechnet. Ihr war aufgefallen, dass Anna viel Zeit mit ihrem spanischen Gast verbracht hatte. Wegen der Reservierung seiner Oma wusste sie auch, dass die beiden sich irgendwoher von früher kannten, aber dass es so zwischen beiden aussah war ihr unklar gewesen. „Ich glaube Anna hat einen echten Hauptgewinn gezogen.“ Fabienne folgte dem Blick ihrer Chefin. „Wieso?“, fragte sie neugierig. „Freundin von einem Fußballnationalspieler sind nicht viele Frauen…“ Fabienne sah ihre Chefin schockiert an. „Seine WAS?“ Die nickte nur um ihre Aussage zu bestätigen. „Die Geschichte hat doch ein wenig was von einem Liebesroman. Ein Gutaussehender spanischer Fußballspieler kommt in ein Hotel und verliebt sich ins Personal…“ Fabienne seufzte. Anna hatte es doch faustdick hinter den Ohren. Aber schön war es trotzdem irgendwie. Auch wenn sie sich wünschte an Annas Stelle zu sein. Sie stützte ihr Kinn auf ihre Hand. Ob ihr auch jemals so etwas passieren würde und sie den Mann ihrer Träume bald kennen lernen würde? Sergio und Arturo saßen an ihrem üblichen Fensterplatz im Speisesaal, tranken Kaffee und widmeten sich gerade der aktuellen Ausgabe von „El país“ als die beiden freien Stühle an ihrem Tisch zurückgezogen wurden und das Pärchen sich zu ihnen setzte. „Guten Morgen.“, grüßte Fernando grinsend. Sergio sah über den Rand seiner Zeitung. „Sieh dir das an lieber Arturo. Es ist unser frisch verliebtes junges Glück.“ „Sieht so aus.“, entgegnete der ohne von seiner Zeitung aufzusehen. „Ihr wisst davon?“, fragte Fernando verwirrt. „Die Frage ist eher, warum ihr uns das nicht eher gesagt habt…“ Fernando seufzte und kratzte sich unsicher am Kopf. Darauf wusste er spontan keine Antwort. „Also…“ Die beiden Männer fingen zeitgleich an zu lachen. Arturo faltete seine Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch. „Schon okay. Wir haben uns doch die letzten Tage gar nicht gesehen. Aber du glaubst doch nicht etwa, dass so was geheim bleibt?“ Fernando seufzte. „Dabei hab ich Antonio extra schon eine Pressemitteilung fertig machen lassen. Welche Zeitung war am schnellsten?“ Die beiden schüttelten amüsiert den Kopf. „Wir haben bessere Informanten als die spanischen Journalisten. Da wäre jede spanische Zeitung neidisch drauf, glaub mir.“, verkündete der ältere von beiden. „Aber ich muss zugeben, dass es schon schwer ist denen zu Hause nichts davon zu verraten wer hier denn so rumspukt und was wir alles für Insiderinformationen haben..“ Fernando schnitt sein Brötchen auf. „Ihr habt es noch nicht mal eurer Familie gesagt?? Wow, ich hab selten solche Spezialisten auf dem Gebiet der Diskretion gesehen wie euch. Mein Kompliment.“ Arturo lachte. „Na ja. So hab ich auch immerhin Zeit mich seelisch drauf vorzubereiten meiner 13-jährigen Tochter zu erklären, dass du vergeben bist. Und dass deine Freundin auch noch eine richtig tolle Frau und keins dieser dummen blonden Modepüppchen ist mit denen man euch Fußballer ja viel zu oft sieht.“ Anna biss in ihr Brötchen. „Das gibt böses Blut Fernando. Wie es aussieht hast du dann einen Fan weniger.“ Fernando lachte. „Da werden noch einige folgen. Aber das bist du mir wert.“ „Wäre auch schlecht wenn nicht.“ „Wir beide waren gestern in unserer neuen spanischen Stammkneipe…“, brachte Arturo schließlich Licht ins Dunkel. „Jésus?“ Die beiden nickten „Er meinte wir beide könnten getrost eingeweiht werden, da wir das Schauspiel eurer Zusammenkunft ja auch live miterlebt haben. Wir hatten ja echt einen Platz in der ersten Reihe.“ „Was für ein Spektakel?“ „Na ja wir wollten eigentlich schon wetten darauf abschließen wie lange es dauert eh ihr einseht, dass ihr beide gar nicht in der Lage seid ohne einander zu leben.“ „Aber?“ „Aber ihr wart doch schneller als erwartet.“, gab Arturo zu. „Und was macht ihr heute?“, fragte Sergio schließlich neugierig um vom Thema abzulenken. „Ich hab gleich ein Date mit ihren Eltern.“, antwortete Fernando lachend. „Ist es schon so ernst?“ Der spanische Nationalspieler nickte. „Ja. Ich werde definitiv in die Höhle des Löwen müssen.“ Dafür erntete er einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von seiner Freundin. „Jetzt tu nicht so als wären sie so schlimm. Immerhin will mein Vater dich schon mal nicht umbringen.“ „Noch nicht.“, entgegnete der Nationalspieler. „Das liegt ganz an dir.“ „Und daran, ob die Kondome vom Fußballverband auch wirklich dicht sind.“ „Das auch. Aber außerdem sind deine Eltern doch als deine persönlichen Leibwächter dabei.“ Sergio und Arturo sahen sich an und grinsten. Die beiden waren doch ein hübsches Paar sowohl optisch als auch von ihrem Verhalten her. „Eure Eltern kennen sich also auch schon?“ Anna nickte. „Klar. Man kann sogar fast sagen, dass sie uns fast gegenseitig adoptiert haben als wir klein waren. Jetzt feiern wir gerade große Familienzusammenkunft mit seinen und meinen Eltern.“, verkündete sie. „Das klingt ja als wärt ihr schon immer einander versprochen gewesen.“ Fernando nippte an seinem Kaffee. „Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass unsere Eltern so was nicht in Betracht gezogen hätten. Die haben 1984 Wein für unsere Hochzeit eingelagert. Das ist mir irgendwie unheimlich.“ Sergio lachte. „Na gut. Dann wird die Nachricht, dass ihr jetzt zusammen seid sie wohl nicht sehr überrascht haben.“ „Doch irgendwie schon. Jedenfalls machen wir gleich die Stadt ein wenig unsicher. Viel hab ich in der Zeit hier noch nicht gesehen.“, meinte Fernando und widmete sich nun seinem Müsli. Als beide ihr ausgiebiges Frühstück beendet hatten entschloss sich Anna dazu kurz den Dienstplan für die folgende Woche zu überprüfen. Also ließ sie Fernando und die beiden Männer aus Valencia allein im Speisesaal zurück. An der Rezeption saß in dem Moment nur Fabienne. Eigentlich hatte Anna gehofft Fabienne hätte gerade Frühstückspause aber dem war nicht so. Anna lehnte sich an den Tresen der Rezeption. „Haben wir schon einen Dienstplan für nächste Woche?“, fragte sie. Fabienne die gerade irgendetwas auf ihrem Bildschirm anstarrte, zuckte zusammen und sah sie an. „Sicher doch. Allerdings nur den vorläufigen.“, antwortete sie und griff nach einem in eine Klarsichthülle eingepackten Zettel. „Schon okay.“, sagte Anna und nahm ihr den Dienstplan ab. „Sieht aus als müsste ich nur am Montag Spätschicht machen.“ Fabienne stimmte ihr zu. „Nach der WM ist hier wieder weniger los. Ich muss auch nur zweimal nächste Woche. Aber freu dich doch. So kannst du die Zeit mit deinem neuen Freund genießen.“ Anna nickte stumm. Eigentlich hatte sie ja mit einem dummen Spruch gerechnet. „Ist das wirklich so ernst wie es aussieht?“, fragte Fabienne neugierig. „Ist es.“, entgegnete die Halbspanierin nur knapp. „Das ist schön.“ Anna sah ihre Kollegin verwirrt an. Was hatte die denn heute? Normalerweise hätte sie ihr doch sicher wieder irgendwelche dummen Sachen an den Kopf geschmissen. „Kann ich dich was fragen?“, fragte die Französin schließlich. Anna nickte. Jetzt würde es sicher kommen. „Wie funktioniert so was?“ „Was?“ Fabienne lächelte verträumt. „Wie man auf einmal zu einer Liebesgeschichte mit einem Promi kommt.“ Anna ging um das Tresen herum und setzte sich auf einen leeren Stuhl. „Vielleicht ist es gerade die Sache ihn nicht so zu sehen. Ich hatte dir doch schon gesagt, dass es anfangs anders war als es aussah. Ich kenne Fernando als Jungen von Nebenan der inzwischen Fußballstar ist. Natürlich ist es anfangs etwas komisch und es hat auch gedauert ehe ich darauf gekommen bin, dass es zwischen uns als Freunde nie funktionieren würde. Ich hab aber recht schnell gemerkt, dass er nicht so ist wie manche andere Leute mit seinem Status. Ich hab mich nicht in Fernando Torres, der als spanischer Nationalspieler und Kapitän von Atlético Madrid, in der Öffentlichkeit steht verliebt, sondern in den der er wirklich ist. Der Mensch hinter so etwas ist es doch der zählt oder nicht? Ich würde auch mit ihn zusammen sein wollen wenn er kein Profifußballer wäre.“ Fabienne nickte. „Ich würde echt gern mit dir tauschen.“ Anna lächelte. Irgendwas stimmte mit Fabienne nicht. Sie hatte noch nie ein solches Gespräch mit ihr geführt und sie noch nie so ehrlich erlebt. „Wer weiß, vielleicht kommt übermorgen Brad Pitt zur Tür rein.“, meinte sie zu ihrer französischen Kollegin mit Zwinkern. „Apropos Türe…“, erklärte Fabienne belustigt. „Was?“ „Du bist wohl gegen eine gerannt, oder?“, meinte sie mit Verweis aus den violetten Fleck an ihrem Hals. Anna lachte. „Scheint so.“ Fabienne nickte und kramte in ihrer Schublade. „Das solltest du ein wenig überdecken. Nicht dass irgendein spanischer Paparazzi denkt Fernando würde dich prügeln.“, verkündete sie und reichte der sprachlosen Anna ihr Make-up. „Danke.“, entgegnete diese verdutzt. „Kein Problem.“ Nur kurze Zeit nachdem Anna den Flecken an ihrem Hals überschminkt hatte kam Fernando aus dem Speisesaal. „Wollen wir los?“, fragte er und hielt ihr seinen Arm hin. „Klar doch.“, entgegnete Anna und hakte sich bei ihm ein. „Bis dann.“, sagte Fabienne zu ihr. Als sie die Glastüre hinter sich gelassen hatten und draußen vorm Hotel standen und auf ihre Eltern warteten, schüttelte Anna den Kopf. „Was ist los?“, fragte ihr Freund besorgt. „Es ist wegen Fabienne. Ich glaube sie wird doch noch menschlich…“ To be continued Kapitel 22: Der Familienausflug ------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 22 Der Familienausflug Hiho zusammen. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Ich hab zwischenzeitlich meine Ausbildung beendet und einen kleinen Urlaub in Madrid *will wieder dahin* inklusive Besuch im Calderón gemacht. Und eine kreative Krise hatte ich auch noch. Jetzt geht es aber endlich weiter. Die Leute, die den letzten Teil wegen der Ü18 Sperre auf Mexx nicht lesen konnten, können gerne bei mir per PM eine kurze Zusammenfassung erhalten was sie verpasst haben. @gilthoniel79: Das wollte ich dir natürlich nicht vorenthalten. @Eisregen: Sorry, ging leider nicht eher Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter, der sich trotz Länderspiels erbarmt Beta zu lesen. Diesen Teil widme ich der Ingrid, mit der ich in Madrid super viel Spaß hatte. Wir sollten mal wieder zum Juan gehen :P Rückblick: Als sie die Glastüre hinter sich gelassen hatten und draußen vorm Hotel standen und auf ihre Eltern warteten, schüttelte Anna den Kopf. „Was ist los?“, fragte ihr Freund besorgt. „Es ist wegen Fabienne. Ich glaube sie wird doch noch menschlich…“ Fernando musterte seine Freundin von der Seite und lächelte. „Was hat sie denn über mich gesagt? Sie freut sich doch nicht etwa für dich?“ Anna sah ihn verwirrt an. „Wie kommst du darauf, dass es um dich ginge?“, fragte sie mit unschuldigem Blick. Der Spanier nahm ihre Hand. „Als ob deine Chefin ihr nicht gesagt hätte, dass wir beide nun ein Paar sind. Frauen tratschen doch so unheimlich gerne. Außerdem bin ich der einzige Prominente in eurem Hotel. Und wir wissen beide, dass Fabienne mich dir gerne streitig machen würde.“ Anna lachte und zwickte ihn in die Seite. „Wir sind gar nicht eingebildet, was?“, wollte sie wissen. „Über mein Ego und dessen Herkunft haben wir schon oft genug gesprochen, oder nicht? Das letzte Mal, im Garten bei deinen Eltern, ist vielleicht 15 Stunden her. Und da haben wir festgestellt, dass du mir nicht widerstehen kannst und ich dich durch ein simples Lächeln dazu bekomme alles zu tun was ich will. Sei lieber froh, dass ich das nicht ausnutze.“ Anna seufzte. Er hatte schon irgendwie Recht. Es war irgendwie schwer zu widerstehen, wenn er dieses unbeschreiblich süße Lächeln aufsetzte. „Ich glaube, dass ich dir schon gesagt habe was für ein eingebildeter Schnösel du bist.“, antwortete sie unbeeindruckt tuend. Fernando zog sie in seine Arme und zwinkerte. „Aber scheinbar bist du meinem Ego gar nicht abgeneigt. Sonst stündest du nicht auf mich, Annaputzilein.“ Die sah ihn ernst an. „Vielleicht bin ich auch nur mit dir zusammen, weil du genug Geld hast. Du weißt doch, Geld macht attraktiv. Warum sonst haben manche 80-jährige Tattergreise eine Freundin die ihre Enkelin sein könnte? Oder Ronaldinho seine Modelfreundin.“ Der Kapitän der Colchoneros überlegte. „Na ja. So ganz unrecht hast du ja nicht.“, gab er, beim Gedanken an die Freundinnen mancher seiner Fußballerkollegen, zu. „Dummerweise steh ich aber nicht so auf altes Fleisch und ich brauche auch was fürs Auge. Und du machst dich an meiner Seite optisch ganz gut, also passt das auch. Außerdem bist du auch noch gut im Bett, was man von so einem 80-jährigen vermutlich nicht mehr erwarten kann. Da muss man eher Angst haben, dass er dabei stirbt. Davon mal abgesehen, dass das wohl eher nur einseitig befriedigend wäre und ich mir doch noch einen jungen Liebhaber zulegen müsste, damit ich auch was davon hätte.“ Der spanische Nationalspieler schüttelte sich beim Gedanken an Anna Hand in Hand mit einem weißhaarigen, faltigen Mann der nur mithilfe eines Rollators gehen konnte und dem sie sein püriertes Essen mit einem Löffel reichen musste, weil er keine Zähne mehr hatte. Anna grinste fies. „So kann ich wenigstens bei meinen Freundinnen mit dir angeben und gleichzeitig muss ich nie wieder arbeiten weil du über so ein üppiges Einkommen verfügst, dass du mir ja alles bezahlen kannst. Ich könnte mein Studium jetzt direkt abbrechen und meine Zeit mit wichtigeren Dingen, wie zum Beispiel Shopping, verbringen.“ „Und das würde ich auch ganz sicher mit mir machen lassen und mich von dir ausnehmen lassen wie eine Weihnachtsgans.“, entgegnete er mit ironischem Unterton. Die Halbspanierin nickte überzeugt. „Natürlich würdest du das. Wenn das bei anderen Frauen mit deinen Kollegen funktioniert, dann wird das bei dir auch gehen. Wieso solltest du anders sein als die. Ich hab dich vollkommen in meiner Gewalt.“ Der spanische Nationalspieler ließ seine Freundin los und ging zwei Schritte nach hinten. „Das halte ich für ein Gerücht.“, stellte er lachend fest. Anna setzte sich auf eine hüfthohe Mauer und sah Fernando mit einem fiesen Blick an. „Ich könnte direkt einen Reporter anrufen und ihm unsere Geschichte teuer verkaufen. Natürlich ein bisschen verschönt. Vielleicht könnte ich auch noch ein Buch draus machen.“ Fernando zuckte mit den Schultern und lachte. „Falscher Ansatz. Du weißt, dass mir egal ist was die spanische Presse schreibt.“ „Wie du willst. Dann hab ich die nächsten vier Wochen Migräne und du musst auf der Couch übernachten.“ Fernando überlegte und kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart. „Das Argument ist besser. Das wäre wirklich gemein. Aber ich denke, damit könnte ich notfalls noch leben. Vier Wochen vergehen schnell.“, verkündete er. „Genauso wie du es nicht überstürzen wolltest mit mir zu schlafen? Ich erinnere dran, dass das ganze einen Tag gehalten hat.“, stichelte die dunkelhaarige Halbspanierin. „Du hast mich manipuliert. Ich bin unschuldig und auch nur ein Mann.“, protestierte der spanische Nationalspieler. „Das meinte ich mit, ‚ich hab dich in meiner Gewalt’. Auch ich kann dich mit simplen Dingen dazu bekommen das zu tun was ich will.“, verkündete sie mit triumphierenden Gesichtsausdruck. „Ach was, das eine Mal. Ginge es mir nur um gute Matratzenakrobatik und darum, dass meine Freundin auch zu jeder Tageszeit und in jeder Zeitung gut aussieht, hätte ich mir eine gelenkige Blondine mit Modelmaßen gesucht, die noch nicht mal weiß wie viel acht mal acht ist. Dann müsste ich mir wenigstens keine intelligenten und ernsthaften Gespräche antun, sondern hätte, wenn ich ihr meine Kreditkarte in die Hand drücke und solange sie sich Gucci Handtaschen und Designerklamotten kaufen kann, meine Ruhe.“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „So?“, fragte sie mit mürrischem Unterton. Der Kapitän von Atlético Madrid ging zu ihr herüber und küsste sie sanft. „Aber du weißt ja, dass ich schon immer lieber den komplizierteren Weg gegangen bin.“, erklärte er. Anna lächelte und strich sanft über seine Wange. „So jemand würde dich doch schon nach einer Woche langweilen.“ Der spanische Nationalspieler nickte. „Das vermutlich auch. Muss ich immer noch mit vier Wochen Migräne rechnen?“, fragte er vorsichtig mit aufgesetztem Hundewelpenblick. „Nicht, wenn ich eine Gucci Handtasche bekomme. Dann reduziert es sich auf ein paar Tage“, entgegnete sie lachend. „Das hat jetzt auch den letzten Zweifel daran beseitigt, dass du eine Frau bist. Darüber lässt sich vielleicht sogar reden.“ Noch bevor Fernando und Anna die Verhandlungen über die Anschaffung der Tasche beginnen konnten, bog der Seat Alhambra der Familie Sanchez um die Ecke und hielt vor den beiden. Mit einem fröhlichen „Guten Morgen“, begrüßte Luis durch das heruntergekurbelte Fahrerfenster seine Tochter und seinen Schwiegersohn in Spe. Anna wies mit dem Kopf auf den hinteren Teil des siebensitzigen Autos. „Fahren wir mit zwei Autos oder machen wir es uns gemütlich?“, wollte sie wissen, da sie für acht Personen nur sieben Sitzplätze zur Verfügung hatten. Luis musterte seine Tochter kritisch. „In Spanien hat das auch immer funktioniert mit dir, Fernando und dessen Geschwistern. Ihr seit doch schmal und passt auch zu viert auf drei Plätze.“ „Wir sind hier aber nicht in Spanien. Du weißt doch wie das hier ist. Straßenverkehrsordnung und so. Ich erinnere daran, dass du schon ein paar Punkte in Flensburg angesammelt hast.“ Luis schnaufte verächtlich „Wen interessiert die Straßenverkehrsordnung? Einen echten Spanier hält nichts auf, erst recht nicht so ein paar dahergelaufene Polizisten in ihren schlecht sitzenden grünen Uniformen.“, verkündete er und wies Anna und Fernando mit einer Geste an einzusteigen. Fernando lächelte amüsiert, ging herüber zum hinteren Teil des Wagens und öffnete die Schiebetüre an der Seite. Nur kurze Zeit später hatten Fernando und Anna ihre Plätze auf der vorderen der beiden Rückbänke bezogen und Luis steuerte das Auto vom Parkplatz des Hotels. Zwischen dem frisch verliebten Pärchen saßen Annas kleine Geschwister. Die Halbspanierin gähnte einmal herzhaft. Die Nacht war viel zu kurz gewesen. Mehr als 4 Stunden Schlaf waren es auf jeden Fall nicht gewesen. Fernando beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Ihr ging es scheinbar genau wie ihm. Er konnte auch schon im Sitzen einschlafen. Und dann wollten sie heute Abend auch noch weggehen. Auch wenn er recht neugierig auf Annas Freundinnen war, mit früh schlafen gehen würde es heute also auch nichts werden. Hoffentlich konnte er wenigstens irgendwo einen Kaffee auftreiben. Daniél grinste seine ältere Schwester von der Seite an. „Du siehst scheiße aus.“, erklärte er grinsend. Anna zog eine Augenbraue nach oben und sah ihren Bruder genervt an. „Was?“, fragte sie mir säuerlichem Tonfall. Daniél grinste amüsiert. „Du siehst aus, als hättest du die Nacht besseres zu tun gehabt als zu schlafen. Oder sollte ich vielleicht sagen, als das zu tun was man normalerweise unter schlafen versteht. So mit Augen zu und träumen.“ Luis zuckte bei dieser Aussage auf dem Fahrersitz zusammen und wandte sich mit giftigem Blick um. Anna sah erst zu ihrem Freund, der das ganze irgendwie witzig fand, dann zu ihrem Bruder mit einem Blick der hätte töten können. „Ich wüsste nicht was es dich angeht, was ich nachts mache. Du weißt doch gar nicht was eine Nacht überhaupt ist. Für dich ist nach dem Sandmännchen Feierabend.“ Carmen kicherte. Daniél sah seine Schwester gekränkt an. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich muss erst um 10 ins Bett. Papa mag dieser überschminkte Knutschfleck auf deinem Hals ja nicht auffallen, aber mir schon.“ Luis sah genervt in den Rückspiegel. Anna seufzte. Auch das noch. Da hatte sie das Ding mit Fabiennes Hilfe wenigstens etwas tarnen können und dann musste ihr Bruder es vor ihrem Vater breittreten. Auch wenn Luis gesagt hatte und auch den Eindruck machte, dass er mit Fernando als neuem Mann an ihrer Seite keine Probleme hatte, zweifelte Anna trotzdem irgendwie noch an ihrem Vater. Dafür hatte er ihr in der Vergangenheit viel zu oft das Gegenteil bewiesen. „Daniél jetzt lass sie doch in Frieden.“, protestierte Annas Mutter aus der Sitzreihe hinter ihnen. Fernando lächelte versöhnlich. „Darüber reden wir in ein paar Jahren, wenn du selbst eine Freundin hast, noch mal Daniél. Bis dahin sollten wir vielleicht über etwas anderes reden.“ Daniél atmete tief durch, nickte und sah seine Schwester schmollend an. „Siehst du, er behandelt mich wenigstens vernünftig und nicht wie einen fünfjährigen.“ Anna verdrehte die Augen. „Er musste dich auch nicht die letzten Jahre ertragen.“, verkündete sie und sah aus dem Fenster. Daniél wollte noch etwas entgegnen, wurde aber von einem Kopfschütteln Fernandos davon abgehalten. Der Spanier lächelte und stellte sich vor wie wohl der Alltag im Hause Sanchez damals ausgesehen haben musste. Interessanterweise hatten die beiden Kinder, trotz der Aussage von Anna, dass sie dies selten taten, die ganze Zeit nur spanisch gesprochen damit Fernando und seine Eltern sie auch verstanden. Bei sich zu Hause war er immer das Nesthäkchen gewesen und hatte zu seinem Bruder aufgesehen und ihn schrecklich gerne auf die Palme gebracht. Meist hatte er das als Kind mit Annas Hilfe auch geschafft. Daniél schien in der Hinsicht ein bisschen zu sein wie er. Auch er schien Freude daran zu haben seine Geschwister zu nerven. Während Luis das Auto zielsicher durch die Straßen Berlins steuerte, schaute sich Fernando im Auto um. Es war verdammt eng mit vier Personen auf der Rückbank. Als Kinder hatten Fernando und Anna es stets bevorzugt im Kofferraum des Autos Platz zu nehmen und auf dem Rücken liegend, quer nach oben durch die Heckscheibe guckend, den meist wolkenlosen, blauen Himmel Spaniens zu beobachten. Er lächelte bei dem Gedanken, dass es an einem von diesen Tagen gewesen war, als er Anna das erste Mal geküsst hatte, auch wenn es nur ein harmloser Kuss unter Kindern gewesen war. Es war im Dezember 1990. Sie waren mit Fernandos Eltern im Kino gewesen. Ihre Eltern hatten ihnen den Kinobesuch zum Nikolaus geschenkt. Der Disneyfilm Arielle die Meerjungfrau hatte weder Fernando, noch Anna so wirklich gefallen. Für beide war der Film viel zu sehr ein „Mädchenfilm“. Nach dem Besuch im Kino waren Fernandos Eltern noch schnell am Supermarkt vorbeigefahren und wollten noch etwas für das Abendessen einkaufen. Anna und Fernando wollten in ihrer bequemen Lage im Kofferraum des Autos bleiben und hatten sich deswegen erfolgreich geweigert mit Fernandos Eltern in den Supermarkt zu gehen. „Du Anna, meinst du, dass ist im wirklichen Leben auch so wie in dem Film?“, hatte Fernando sie recht nachdenklich, den Blick jedoch nicht vom Wolkenbedeckten winterlichen Himmel der Region Madrid abwendend, gefragt. Anna sah zu ihm herüber. „Was meinst du?“ Fernando drehte sich auf die Seite und sah zu ihr. „Dass man irgendwann einfach weggeht wenn man wen liebt? Und alles stehen und liegen lässt und sogar seine Seele verkaufen würde?“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „Ich glaube nicht, dass das so ist wie im Film. Das war ja grausig. So viel Liebeskram. Wenn das im echten Leben genauso funktioniert, will ich nie verliebt sein.“ „Glaubst du nicht, dass das schön ist?“ Anna schüttelte den Kopf. „Diese ganze Küsserei ist ja wohl nur eklig.“ „Irgendwann wirst du sicher jemanden küssen müssen.“ Anna schüttelte energisch den Kopf „Von wegen.“ Fernando lachte. „Doch doch. Wenn wir beide heiraten wirst du mich küssen müssen, sonst sind wir nicht richtig verheiratet.“, erklärte er mit gespielt schmollendem Gesichtsausdruck. „Wenn’s denn sein muss. Aber nur das eine einzige Mal. Ich versteh sowieso nicht wieso man das tut. Dabei holt man sich doch nur irgendwelche Krankheiten.“ „Man zeigt damit, dass man jemanden gern hat.“ Anna verdrehte die Augen. „Kann man das nicht einfach sagen?“, fragte sie. Fernando überlegte. „Eigentlich schon. Aber ich glaube, dass fühlt sich dann einfach anders an wenn man es sagt und die Person auch noch küsst.“, verkündete er dann. Die Halbspanierin sah wieder zum Himmel. „Das glaube ich nicht.“ Der spätere Kapitän von Atlético Madrid hatte in dem Moment, ohne zu überlegen, Anna sanft am Kinn gefasst und sie für eine Sekunde oder auch zwei, genau konnte Fernando es im Nachhinein nicht mehr sagen, geküsst. Anna hatte ihn verwirrt angesehen. „Was sollte das denn?“, fragte sie sichtlich verdutzt. Fernando lächelte süß. „Ich hab dich lieb.“ Anna hatte direkt verstanden worauf Fernando hinaus wollte. Irgendwie war es doch nicht so schlimm wie erwartet gewesen. Sie lächelte und küsste ihn kurz auf die Wange. „Ich hab dich auch lieb.“ Dann wurde Fernando wieder in die Realität zurückgeholt, als Luis das Auto auf dem Parkplatz ihres ersten Zielortes parkte und alle lautstark zum Aussteigen aufforderte. In den nächsten paar Stunden hatte Fernando nicht viel Zeit in Erinnerungen zu schwelgen, denn Anna, ihre Familie und seine Eltern nahmen ihn voll und ganz bei ihrer Tour durch Berlin in Beschlag. Nachdem Fernando sich in der nächst besten Bäckerei einen Kaffee zum Mitnehmen geholt und diesen zu sich genommen hatte, war er auch nicht mehr ganz so müde und konnte so auch in einem aufmerksamen Zustand die kleine Führung vom Brandenburger Tor über den Reichstag zum Checkpoint Charlie und dem Alexanderplatz bis hin zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, an der es sehr penetrant roch weswegen die Familien sich dort nur kurz aufhielten, verfolgen. Die Stadt war schon irgendwie eindrucksvoll. Aber trotzdem würde er Madrid immer bevorzugen. Hier war alles so anonym und städtisch, während Madrid mit seinem mediterranen Charme doch trotz seiner Größe immer noch ein wenig Dörflichkeit ausstrahlte. In den Vierteln kannte man sich untereinander, genauso wie auf einem spanischen Dorf. Nur dass es halt ein großes war. Man sprach nicht umsonst vom „größten Dorf Spaniens“ wenn man über Madrid sprach. Am Mittag waren die Familien Sanchez und Torres in ein nettes kleines Restaurant zum Mittagessen gegangen. Erst hatte Luis für alle bezahlen wollen, aber das hatte Fernando ihm recht schnell ausgeredet und selbst die Rechnung übernommen. Er hätte es sich schließlich sogar leisten können wenn alle zu Mittag Hummer und Kaviar gegessen hätten. Da brauchte Luis ja nicht unnötig die Familienkasse der Sanchez zu plündern. Als letzte Station führten Luis und Gabriela ihre Gäste zum Sony Center am Potsdamer Platz, in dessen Innenraum das ZDF sein WM Studio aufgebaut hatte. Da heute allerdings ein Spielfreier Tag war, herrschte dort gähnende Leere. Einzig ein paar japanische Touristen machten fleißig Fotos für ihre Sammlungen. Fernando sah sich beeindruckt um. Dieses Studio mit seiner runden Form und den Sitzplätzen drum herum, sah interessant aus. Nicht so wie die Studios in Spanien. Anna umarmte ihn von hinten und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. „Gut, dass heute spielfreier Tag ist, sonst hätten die dich sicher direkt als Experten eingespannt.“, erklärte sie, beim Gedanken an Fernando zwischen Jürgen Klopp, Urs Meier und Johannes B. Kerner, grinsend. „Ach was. Die hätten mich doch gar nicht verstanden.“, meinte der Kapitän von Atlético Madrid zu ihr. Sie zwinkerte. „Dein Deutsch wird doch schon besser. Schlechter als Lukas Podolski sprichst du auf keinen Fall. Du hättest schön in die Kamera sagen können, dass du mich liebst. Außerdem haben die sicher einen spanischen Dolmetscher da. Und wenn nicht mach ich das.“ Der spanische Nationalspieler drehte sich um und nahm ihre Hand. „Und ich dachte dir wäre es lieber, wenn das mit uns vorerst noch unter uns bleiben würde.“ Die Halbspanierin überlegte kurz. „Also ich weiß nicht so genau. Das wäre das zweitbeste Geständnis was man mir machen könnte. Wenn schon an die Öffentlichkeit gehen, warum nicht so?“ „Und was wäre das ultimative was man tun könnte?“, fragte der Spanier neugierig. „Ein Heiratsantrag vor vollbesetztem Haus im Calderón beim madrilenischen Derby.“, entgegnete seine Freundin wie aus der Pistole geschossen. Fernando lachte und küsste seine Freundin dann sanft. Er musste zugeben, dass diese Idee doch irgendwie einen gewissen Charme hatte. Vor 50.000 Leuten im ausverkauften Calderón im rot-weiß gestreiften Trikot Atléticos vor dem Spiel oder in der Halbzeit zur Verwirrung der Fans über Lautsprecher um die Hand seiner Freundin anzuhalten war irgendwie genial. „Ich dachte, du willst nicht heiraten?“, meinte Fernando schließlich mit einem Zwinkern. „Wenn du das tun würdest, könnte ich es mir vielleicht noch einmal überlegen.“ „Hey Fernando.“, rief Daniél schließlich von der anderen Seite des Innenraums herüber. Fernando und Anna blickten zu ihm. „Lust auf ein Match?“, fragte der einzige Sohn im Hause Sanchez und verwies mit der Hand auf das Fußballkleinfeld ein paar Meter weiter außerhalb des Innenhofs. Dort konnte man gegen eine kleine Gebühr ein 15-minütiges Spiel abhalten. Anna grinste ihren Freund von der Seite an. „Wir beide haben noch eine Rechnung offen.“ Fernando sah auf Annas Füße. Diesmal hatte sie keine hohen Schuhe an, sondern trug ein paar schwarze Schuhe von Adidas. Er fasste sie an der Hand. „Das stimmt. Jetzt will ich selbst gucken, ob du nicht alles verlernt hast.“, entgegnete er und ging mit ihr zu Daniél herüber. An diesem spielfreien Tag war das Fußballkleinfeld kaum in Beschlag genommen worden. Normaleweise war hier sicher die Hölle los, dachte sich Anna. Als Fernando und der Rest am Feld eintrafen spielten dort gerade ein paar Kinder unter Beobachtung ihrer Eltern gegeneinander. Eine große Uhr zeigte an, dass ihre Zeit gleich vorbei sein würde. Der Spanier stellte sich an die Bande und beobachtete die Kinder beim Spiel. Irgendwie mochte er es Kindern beim Spielen zuzusehen. Dabei musste er immer daran denken wie es war, als er noch ein Kind war und selbst auf der Straße gespielt hatte. „Ich wette 5 Euro, dass du gleich ein paar Autogramme geben musst.“, flüsterte Anna, die sich von hinten an ihn anlehnte in sein Ohr. „Nur fünf?“, entgegnete er grinsend. „Ich bin Studentin. Ich kann leider nicht um ein paar Tausend wetten. So viel Geld hab ich nicht.“ Wie von Anna vorausgesehen, hatten die Kinder als sie ihr Spiel beendet hatten, recht schnell bemerkt WER da ihrem Spiel zugeschaut hatte und Fernando mit Autogrammwünschen belagert. Das hatte auch die Aufmerksamkeit der im Umkreis befindlichen Touristen erregt. So war das halt, wenn man mit einem bekannten Fußballspieler unterwegs war. Fernando, der das ganze schon gewohnt war, erfüllte geduldig sämtliche Wünsche nach Autogrammen und Fotos, während Anna, Daniél und Carmen sich in der Kleinfeldarena schon einmal warm spielten. Als Fernando schließlich professionell auch den letzten Wunsch abgearbeitet hatte, ging er zu seiner Freundin und deren Geschwistern in die Arena. „Wollen wir dann?“, fragte er. Aus Fairnessgründen spielte der Profi Fernando mit der unerfahrenen Carmen, die sich für Fußball so gar nicht interessierte, gegen Anna und ihren Bruder. „Gibt es irgendwelche besonderen Regeln?“, fragte Fernando grinsend. Die Halbspanierin schüttelte mit dem Kopf „In der Liebe und beim Fußball ist alles erlaubt.“, entgegnete sie. „Gut.“, stellte Fernando fest, passte den Ball zur kleinen Schwester seiner Freundin und begann so das Spiel. Unter den Augen der beiden spanischen Familien, sowie einiger interessierter Zuschauer spielte der spanische Nationalspieler nun gegen seine Freundin und deren kleinen Bruder Fußball. Allerdings nahmen alle das Spiel nicht wirklich ernst und tollten eher herum als vernünftig zu spielen. Daniél ging langsamen Schrittes auf Fernando zu, der den Ball mit Leichtigkeit mit dem Fuß hochhielt. „Kooooooommmm….“, forderte er lachend und bewegte sich dabei, den Ball immer noch hochhaltend von Daniél weg. Was er nicht bemerkte war, dass Anna hinter ihm stand. Die begutachtete das mit hochgezogener Augenbraue. Schließlich schubste sie Fernando leicht, so dass der den Ball nicht mehr erwischte und Daniél sich den Ball schnappen konnte. „Hey…“, protestierte Fernando. Anna lächelte unschuldig. „Was denn?“ „Na warte, das gibt Rache.“, verkündete er. Daniél nahm sich nun den Ball und lief auf das gegnerische Tor zu. Er schoss nur ein paar Zentimeter neben den rechten Pfosten. Der Ball prallte an der Bande ab und flog wieder zu ihm. Bevor Daniél sich den Ball jedoch wieder holen konnte, sprang Carmen von hinten auf seinen Rücken und zog ihn so zu Boden. Unsanft landete der auf seinem Hinterteil. Anna und Fernando konnten sich das Lachen nicht verkneifen, liefen jedoch beide zeitgleich in Richtung des Balls. „Das ist meiner.“, verkündete Anna überzeugt und traf auch wirklich zuerst am Ball ein. Der Kapitän von Atlético Madrid stellte sich vor sie und grinste. „Jetzt will ich aber mal sehen wieso man dich damals in die Nationalmannschaft geholt hat.“, forderte er. Anna nickte und atmete tief durch. Irgendwie musste sie an Fernando vorbei. Aber sie hatte schon viel zu lange nicht mehr richtig gespielt. Und er wäre, selbst wenn sie selbst Profi wäre, immer noch besser als sie. Annas erster Versuch an Fernando vorbeizukommen scheiterte kläglich. Er hatte genau durchschaut was sie vorhatte. „So wird das nix.“, stellte er fest und passte ihr den Ball noch einmal zu. „Einen Versuch geb ich dir noch. Denk nicht zu viel drüber nach was du tust. Nicht denken. Machen.“, forderte der spanische Nationalspieler. Das war Annas Meinung nach leichter gesagt als getan. Sie wusste im Nachhinein nicht genau, wie sie es gemacht hatte, aber auf einmal stand sie hinter Fernando, den Ball immer noch an ihrem Fuß und das leere Tor direkt vor ihr. Verwirrt über sich selbst, schoss sie den Ball erstmal ins Tor und drehte sich dann immer noch verblüfft zu Fernando um. Der lächelte. „Siehst du. Geht doch.“ Anna schüttelte den Kopf „Du hast mir geholfen.“ Der Spanier, der natürlich nicht motiviert in den Zweikampf mit Anna gegangen war, schüttelte den Kopf „Quatsch. Das würde ich nie tun.“, sagte er und küsste sie sanft. Auch wenn Anna wusste, dass das gelogen war, erwiderte sie den Kuss kurz und nickte dann zufrieden. Carmen nahm nun den Ball aus dem Tor und schoss ihn herüber zum spanischen Nationalspieler. Anna hatte jedoch den Fuß dazwischen und so den Pass abgefangen. Fernando lachte. „Jetzt waren wir lange genug nett zu euch.“, verkündete er und hob seine Freundin prompt über seine Schulter und nahm ihr so den Ball ab. „Das hat er früher aber nicht gemacht.“, stellte Fernandos Vater, der das Spiel wie alle anderen amüsiert beobachtete, fest. „Damals hätte sie auch um sich getreten.“, antwortete sein ehemaliger Nachbar ihm lachend. Der spanische Nationalspieler passte den eroberten Ball zu seiner kleinen Mitspielerin. Die stand nun ihrem Bruder gegenüber „Hey Carmen, guck mal. Ist das da nicht Philip aus ’Gute Zeiten, Schlechte Zeiten’?“, sagte er verblüfft und zeigte mit dem Finger auf einen Punkt hinter seiner Schwester. Carmen, die ein großer Fan der Daily Soap war, drehte sich sofort um. „Wo? Wo?“, fragte sie und sah sich um. Aber da war niemand. Als sie sich umdrehte, war Daniél bereits mit dem Ball über alle Berge. „Das war fies.“, protestierte das Mädchen. Fernando, der immer noch Anna auf der Schulter mit sich herumtrug, trennte ihn geschickt vom Ball und schoss den Ball dann gezielt quer übers Feld ins Tor. Anna sah ihren Bruder an. “Hilf mir mal hier runter.“, forderte sie ihn auf. Daniél ließ sich das nicht zweimal sagen und wollte Fernando von den Beinen holen. Carmen stürmte zur Verteidigung des neuen ’Familienmitglieds’ herüber und stürzte sich auf ihren großen Bruder. Resultat des ganzen war, dass irgendwann alle vier unsanft auf dem Fußboden gelandet waren und aus dem Lachen nicht mehr heraus kamen. Fernando stand auf und begutachtete die Zuschauer, die das ganze doch recht amüsant zu finden schienen. Immerhin hatten die so ein kleines Event gehabt und gemerkt, dass selbst Fußballnationalspieler es manchmal nicht so genau beim Fußball nahmen. Eine Hupe verkündete ein paar Minuten später das Ende des kleinen Spiels. Man hatte sich auf das Unentschieden geeinigt. Als Fernando das kleine Feld verließ, wurde er von mehreren Seiten darum gefragt ob er nicht Lust habe noch ein Spiel gegen sie zu spielen. Aber der spanische Nationalspieler lehnte freundlich ab. Schließlich wollten die Familien Sanchez und Torres langsam weiterziehen. Ein jugendliches Mädchen fragte Fernando schließlich noch nach einem Autogramm auf ihrem Handy. Fernando schrieb mit dem gereichten Edding auf die Rückseite des Telefons. Er war es schon gewohnt manchmal auf seltsame Dinge unterschreiben zu müssen, also fragte er erst gar nicht nach. „Bekomm ich deine Handynummer?“, fragte das Mädchen direkt. Fernando verstand nicht, was sie ihm auf Deutsch gesagt hatte und wandte sich kurz zu seiner Freundin um. Die lächelte nur ganz relaxt. „Sie möchte deine Handynummer.“, entgegnete sie auf Spanisch. Der Kapitän von Atlético Madrid grinste und schüttelte dann den Kopf. „Sorry. Das findet meine Freundin sicher nicht gut.“, entgegnete er dem Mädchen in seinem schlechten Deutsch. „War das richtig so?“, fragte Fernando nach hinten, da das Mädchen ihn erstaunt anguckte. Anna nickte. Das junge Mädchen zeigte mit dem Finger auf Anna. „Sie?“ Fernando nickte freundlich und zog seine Freundin zu sich. „Schade...“, murmelte der weibliche Fan dann und zog mit dem Autogramm von dannen. „Wo sollen wir euch jetzt absetzen?“, fragte Luis der bereits die Autoschlüssel herausgeholt hatte. „Bei mir zu Hause.“, entgegnete Anna direkt und ohne Nachzudenken. „Mich bitte im Hotel.“, fügte Fernando hinzu. Dafür erntete er einen verwirrten Blick seiner Freundin. „Wir müssen uns beide noch umziehen und ich hab noch was zu erledigen. Ich hol dich nachher dann bei dir ab.“ Auch wenn Anna interessierte was Fernando denn noch so wichtiges zu erledigen hatte, fragte sie nicht weiter nach. „Okay. So um halb 9 dann. Dann müssen wir wenigstens nicht so lange anstehen um Reinzukommen.“ Der Spanier nickte. „Ich hoffe du machst dich ein wenig schick.“, sagte er lächelnd. „Wenn du willst.“, entgegnete sie, auch wenn ihr das ganze trotzdem ein wenig komisch vorkam. Die beiden spanischen Familien brachten nun zunächst Anna nach Hause. Die setzte sich erst einmal vor den Fernseher, da sie noch genug Zeit hatte bevor sie sich fertig machen musste. Um halb neun wartete sie dann bereits ihren Freund, der es heute mit der Pünktlichkeit nicht so genau zu nehmen schien. Er sollte doch nicht wieder versucht haben mit der Bahn zu kommen? Um kurz nach neun klingelte es schließlich an der Türe. „Du bist spät.“, moserte Anna, nachdem sie ihren Freund mit einem Kuss begrüßt hatte. Der Spanier strich sanft über ihre Wange. „Tut mir leid. Das ganze hat alles ein wenig länger gedauert.“ Sie seufzte. „Jetzt werden wir ewig draußen anstehen müssen.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Nachdem du heute bereits feststellen musstest, dass du mit einem Fußballer als Freund selten ohne Aufmerksamkeit irgendwohin gehen kannst, zeig ich dir nun die positiven Seiten der Berühmtheit.“, verkündete er grinsend. Anna zögerte. „Aber meinst du nicht, dass die spanische Presse dann nicht wirklich weiß was Sache ist?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Das wissen die sowieso schon. Bei unserem kleinen Fußballspiel hat uns ein spanischer Reporter zugeguckt.“ To be continued Kapitel 23: Infos für die spanische Presse ------------------------------------------ Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 23 Infos für die spanische Presse Schönen Guten Tag zusammen. Ich hab es endlich geschafft ihn fertig zu stellen. Hat leider mal wieder ein wenig länger gedauert, ich musste mich erst ins Studentenleben eingewöhnen und hatte dann nicht so viel Zeit. Aber jetzt hab ich es endlich geschafft @anii: Was in der Presse steht wirst du bald merken. Vermutlich aber noch nicht heute @Kleiner_Engel02: Dann fahr doch ;) Ist gar nicht so teuer. Ich kann ein gutes, günstiges Hostal empfehlen @jule2109: Das mit den Fehlern kommt vor. Trotz Betalesers ist es halt nie ausgeschlossen, dass sich da mal der ein oder andere Fehler durchmogelt. Wir sind ja auch nur Menschen. @el_nino: Ja da passt er wirklich nicht zu. Bei deinem Nick fehlt die Tilde über dem n ;) Special Thanks mal wieder an meinen Betaleser Kutterkoeter, der sich bei dem tollen Wetter trotzdem aufraffen konnte zu lesen. Rückblick Anna zögerte. „Aber meinst du nicht, dass die spanische Presse dann nicht wirklich weiß was Sache ist?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Das wissen die sowieso schon. Bei unserem kleinen Fußballspiel hat uns ein spanischer Reporter zugeguckt.“ Die dunkelhaarige Halbspanierin sah ihren Freund verwirrt an. „Wie?“, fragte sie sichtlich durch den Wind. Fernando lächelte und zog sie ins Wohnzimmer. „Einer der Leute die bei unserem kleinen Fußballspiel an der Bande standen und zugeguckt haben, kam aus Spanien. Ich hab dem guten Mann irgendwann vor ein paar Monaten mal ein Interview gegeben.“ „Bist du dir da auch wirklich sicher?“, wollte sie wissen. Der spanische Nationalspieler nickte. „Eigentlich merke ich mir die Gesichter der Reporter nie. Aber der ist mir irgendwie in Erinnerung geblieben. Vielleicht lag es an diesen unheimlich stechenden blauen Augen. Ich bin mir damals vorgekommen wie ein Krimineller beim Verhör.“ „Und nun?“ Fernando setzte seine Freundin mit dem Rücken zu ihm auf seinem Schoß ab und legte seine Arme um sie. „Nichts und nun. Jetzt weiß man in Spanien halt auch davon, dass ich eine neue Freundin hab und die WM für mich doch noch einen glücklichen Abschluss hatte. Ewig hätten wir es vermutlich eh nicht geheim halten können. Spätestens bei meiner Rückkehr nach Spanien wäre es sicher aufgefallen.“ Fernando hatte sich, nachdem er den Reporter beim Fußballspielen gesehen hatte, dazu entschieden noch mal ins Hotel zu fahren, um mit Antonio zu telefonieren. Da er Anna nicht mit der Sache beunruhigen wollte, hatte er sich eine kleine Ausrede im Auto einfallen lassen müssen. In seinem Zimmer im Hotel angekommen, hatte der spanische Nationalspieler sich sein Handy gegriffen und auf seinen Balkon gesetzt. Mit einem freundlichen „Du lebst ja doch noch.“, hatte Antonio Sanz, Fernandos Manager, ihn am Telefon begrüßt. Fernando lachte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Ja, ich habe den Angriff des besorgten spanischen Vaters überlebt. So schlimm war es eigentlich gar nicht.“ „Das dachte ich mir schon. Von welchem spanischen Vater ist es nicht der Lebenstraum, dass seine Tochter Freundin eines bekannten Fußballers wird.“ Fernando lächelte. „Nicht wenn dein Schwiegervater in Spe sich noch an sämtliche Schandtaten deiner Kindheit erinnert. Meine Eltern hab ich übrigens auch gefunden.“ Antonio Sanz, der gerade in einem der zahlreichen Cafes an der Plaza Mayor in Madrid saß und auf einen Geschäftspartner wartete, fragte verwundert. „Wie das?“ Wieder hörte er vom anderen Ende der Leitung ein Lachen. „Sie sind hier.“ Der Spanier am anderen Ende der Verbindung verstand nur Bahnhof. „Wie, sie sind hier? Was machen deine Eltern denn in Deutschland?“, wollte er wissen und nippte an seinem Cafe sólo. „Dasselbe wie ich vermutlich.“ „Sich unter dem Vorwand Urlaub machen zu wollen eine neue Freundin suchen?“, entgegnete der dunkelhaarige Spanier. „Chapeau.“ „Also, warum rufst du an? Sicher nicht aus Langeweile, oder irre ich mich da?“ Fernando seufzte. „Du kennst mich zu gut. Hast du die Mitteilung bezüglich meiner neuen Freundin fertig?“ Antonio nahm sich einen Stift und einen kleinen Block aus seiner Aktentasche. „Nein. Du hast gesagt ich soll Informationen sammeln. Aber wo sollte ich die herbekommen? Wikipedia? Google? Deine Eltern sind doch, wie ich jetzt weiß, bei dir und du hast außer der Tatsache, dass sie deine Sandkastenfreundin war, nichts über sie gesagt. Ich denke, du darfst mir jetzt erstmal erzählen was du da in Deutschland tust und wo du deine Herzensdame aufgetrieben hast. Außerdem hab ich mir überlegt, dass wir abwarten bis uns wer danach fragt. Dann kann ich es ja einfach bestätigen. Das spart mir und meiner Sekretärin ne Menge Schreibarbeit.“, verkündete er. „Wofür bezahle ich dich eigentlich?“ „Dafür, dass ich dir immer mit Rat und Tat zur Seite stehe und fleißig dementiere, dass du da in Deutschland mit den Bayern verhandelst?“ „Ich verhandele mit den Bayern?“, fragte Fernando belustigt. „Ein AS Reporter will dich mit Uli Hoeneß beim Besuch seiner Wurstfabrik gesehen haben. Aber das hab ich schon dementiert. Und nun lass hören. Wer ist sie und was zum Henker machen deine Eltern in Deutschland?“ Während Fernando seinem Manager nun am Telefon seine und Annas komplette Geschichte, von Kindesbeinen an erzählte, machte dieser sich ein paar stichwortartige Notizen auf seinem Block, damit er, sollte die Presse anfragen, ein paar kleine Details rausrücken konnte. Aber er würde es auf ein Minimum beschränken. Als guter Freund, zu dem Antonio nach den ganzen Jahren ihrer Zusammenarbeit geworden war, erfuhr er natürlich alles von Fernando. Auch warum er überhaupt in Deutschland geblieben war und warum seine Eltern auch nach Berlin gekommen waren. Als Fernando seine kleine Erzählstunde beendet hatte, musste Antonio doch zugeben, dass das ganze etwas absolut unwirkliches, aber doch romantisches hatte. Es war doch irgendwie niedlich, wie aus zwei Kindern, trotz aller Widrigkeiten, doch noch irgendwann ein Liebespaar geworden war, obwohl wirklich niemand mehr damit gerechnet hatte. Der Presse würde diese Story sicherlich gefallen, denn so etwas ließ sich sicher gut verkaufen. Aber das wollten weder Fernando noch er. Damit würde zwar von den üblichen Transfergerüchten des Sommers abgelenkt, aber auf Kosten von Fernandos Privatsphäre. Und ob es das wert war, war die entscheidende Frage. Er würde es sicher nicht testen wollen. „Du weißt gar nicht wie klischeehaft eure Geschichte ist.“, meinte Antonio grinsend. „Trotzdem aber irgendwie süß. Ich glaube damit könntest du ein Vermögen machen, solltest du die ganze Geschichte an ein spanisches Boulevardblatt verkaufen.“ „Das lassen wir aber lieber.“, entgegnete der spanische Nationalspieler. „Klar doch. Deine Großmutter hat es übrigens doch faustdick hinter den Ohren. Der sollte man, glaube ich, nicht so einfach über den Weg trauen. Wenn sie bei allem über ein solch ausgereiftes Planungstalent verfügt wie bei deinem ‚Urlaub’, sollte ich sie vielleicht einstellen. So jemanden kann ich sicher brauchen.“ Fernando lachte. „So ist sie halt. Sie steckt uns alle immer noch in die Tasche. Wie geht es jetzt weiter?“, wollte er wissen. „Wir verfahren jetzt so wie ich es eben gesagt habe.“ „Okay.“ „Bringst du sie mit?“ „Wie?“ „Anna. Du wirst sie doch sicher mitbringen, wenn du zurückkommst.“, meinte Antonio. „Das klingt, als wäre sie ein Koffer oder ein Souvenir, das man sich aus dem Urlaub mitbringt. Ehrlich gesagt, haben wir da noch nicht drüber geredet. Momentan genieße ich einfach nur jede Minute die ich mit ihr zusammen sein kann.“, erklärte der Kapitän von Atlético Madrid.“ Antonio grinste als er antwortete. Seinen Schützling musste es ja schwer erwischt haben. „Schon gut. Lasst euch Zeit und klärt das in Ruhe. Auf einen Tag kommt es dabei nicht an. So was sollte man nicht von einer Minute auf die andere beschließen. Schließlich müsste sie mehr oder weniger alles für dich aufgeben, wenn sie mit dir käme.“ „Danke.“ „Kein Problem. Hast du auch ein Bild von ihr? So aus reiner Neugierde. Ich würde schon gerne wissen wie sie aussieht.“ Der Nationalspieler mit der Rückennummer 9 lächelte und sagte: „Sicher. Das bekommst du morgen per Mail. Ich muss mich jetzt aber fertig machen, wir gehen zu einer Karaokeparty.“ Antonio stellte sich Fernando mit Mikro in der Hand, schief singend, vor und lachte laut ins Telefon. Die umsitzenden Leute sahen ihn etwas verwirrt an. „Ich seh schon. Sie hält dich ganz schön auf Trab.“ „Das tut sie. So wird es wenigstens nicht langweilig. Aber singen werde ich definitiv nicht.“ „Das will ich auch hoffen.“, scherzte Antonio. „Was soll das denn bitte heißen?“ „Fernando, könntest du singen wärst du kein Profifußballer und hättest auch nicht mich als deinen Manager.“ „Nun gut, das Argument zieht. Ich melde mich nach dem Finale noch mal bei dir.“ „Schön. Grüß deine Eltern von mir.“ Nachdem er aufgelegt hatte, lehnte Antonio sich zurück und ließ seinen Blick über die Plaza Mayor und ihre teils bemalte Fassade streifen. Er war gespannt wann und was von der Presse kommen würde. Fernando hätte sicher nicht angerufen, wäre da nicht irgendwas im Busch. Aber er würde, sollte bei ihm eine Frage bezüglich dieses Themas eingehen, lediglich bestätigen, dass der Kapitän der Colchoneros eine neue Freundin hatte. Und zwar eine junge Dame, die er noch aus seiner Kindheit kannte. Viel mehr Infos würden sie nicht bekommen. Die Geschichte klang schön. Er freute sich für seinen Schützling, dass er scheinbar eine Frau gefunden hatte, bei der er einfach er selbst sein konnte und für die sein Fußballerstatus nicht zählte. Leider gab es viel zu viele Fußballer die nicht so jemanden als Freundin hatten sondern meist eine optisch ansprechende junge Dame bevorzugten, mit der man sich auch blicken lassen konnte, statt einer Frau bei der man vielleicht in Punkto Aussehen abstriche machen musste, die einen dafür aber ehrlich liebte und mit der man auch nach Beenden der aktiven Karriere zusammenbleiben konnte, ohne dass man sich gegenseitig nervte und mit der man sein Leben gerne für immer teilen würde. „Ich hab schon mit Antonio gesprochen. Das wird alles kein Problem sein.“ Anna nickte zögernd und nicht ganz überzeugt. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“, sagte der Spanier mit einem Zwinkern. „Doch das hast du. Es macht mir auch nichts, wenn es alle wissen. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass das einfach so passiert. Gott, ich sah doch heute Mittag total scheiße aus.“ Fernando lächelte und zog ihr Gesicht zu sich. „So ein Schwachsinn. Ich finde dich immer hübsch. Selbst wenn eine spanische Zeitung dich als Flusspferd im Tütü bezeichnen würde, würde ich dich immer noch genauso lieben wie vorher.“ Anna nickte und legte ihre Hand auf seine. „Wie beruhigend.“ Der spanische Nationalspieler küsste sie sanft. „In dem Kleid siehst du übrigens zum Anbeißen aus.“ „Findest du? Ich wusste nicht, ob es nicht vielleicht etwas kurz ist.“ Der Spanier drehte seine Freundin um, so dass sie nun mit dem Gesicht zu ihm auf seinem Schoß saß. Er begutachtete sie in dem dunkelblauen knielangen Neckholderkleid, legte seine Hände auf ihre Oberschenkel und schob das Kleid langsam ein Stück nach oben. „Mich stört es nicht wenn ein Kleid von dir zu kurz ist. Von mir aus könnten wir auch hier bleiben und es uns zu zweit gemütlich machen.“, verkündete er mit einem verschmitzten Grinsen. Anna küsste ihn sanft. „Verlockendes Angebot, aber ich hab meinen Freundinnen schon zugesagt. Du hast selbst gesagt, ich dürfte sie nicht vernachlässigen.“ „Na ja, dann darf ich dich vielleicht später noch ausziehen?“ Anna zwinkerte und strich sanft über seine Brust. „Wenn du heute Nacht hier bleibst kann man da sicher drüber reden.“ Fernando setzte ein Lächeln auf. „Ich hab dir übrigens eine Kleinigkeit mitgebracht.“, verkündete er. „Du hast mir doch nicht etwa eine Gucci Handtasche gekauft?“, fragte Anna amüsiert. „Nein, das nicht. Ich wüsste gar nicht wo man die hier in Berlin überhaupt bekommt.“ Der spanische Nationalspieler nahm eine längliche Schachtel hervor. „Was ist das?“, fragte sie verwirrt, als er ihr die Schachtel in die Hand drückte. „Das siehst du dann. Ich kann nur sagen, dass es keine Unterwäsche ist. Dazu müsste ich deine Größe kennen.“ Anna nahm daraufhin ein wunderschönes Armband aus Weißgold aus der Verpackung. „Fernando, das ist doch echt nicht nötig.“, protestierte sie. Der Spanier küsste sie kurz und schüttelte den Kopf. „Damals hab ich dir mal einen Ring aus dem Kaugummiautomaten geschenkt. Jetzt kann ich mir auch endlich vernünftige Sachen leisten, die ich dir schenken kann und keinen goldfarbenen Plastikring. Allerdings dachte ich mir, dass das Chanel Armband für 2500 € vielleicht für den heutigen Abend ein wenig unangemessen sei.“, erklärte er mit einem Zwinkern und half Anna beim anlegen des Armbandes, das aus vielen aneinander gereihten wellenförmigen Gliedern bestand. Die dunkelhaarige Halbspanierin drehte ihren Arm und bestaunte das Armband. Sie küsste ihn sanft. „Danke vielmals.“ Fernando strich ihr über den Kopf. „Gern doch. Ab und an muss ich dir doch zeigen was mir an dir liegt.“ Anna schüttelte den Kopf. „Dazu musst du mir aber nicht unbedingt was schenken. Es reicht mir durchaus wenn du es mir sagst.“ Jetzt hatte Anna doch irgendwie ein schlechtes Gewissen. Sie wollte nicht, dass das ganze auf eine Ebene abrutschte auf der Fernando sich verpflichtet fühlte ihr dauernd teure Geschenke machen zu müssen. Fernando lächelte. Anna war doch etwas ganz besonderes. Jede seiner vorherigen Freundinnen hatte gar nicht genug Geschenke bekommen können, aber Anna lag nicht viel an der Tatsache, dass er es sich leisten konnte sie mit Schmuck und Designerkleidung überhäufen zu können. „Ich liebe dich Süße.“, sagte er schließlich zu ihr. „Ich liebe dich auch.“, entgegnete sie und stand dann auf. Fernando verfolgte ihren Gang quer durchs Zimmer bis sie hinter ihrer Papierwand, die Wohn- und Schlafbereich ihrer Wohnung trennte, verschwand. „Was hast du vor?“, fragte er neugierig. Anna antwortete nicht, sondern tauchte nur ungefähr eine halbe Minute später wieder hinter der Wand auf und kam zurück zu ihm. Sie lächelte, setzte sich neben ihren Freund und öffnete ihre Hand, die sie bis dahin verschlossen hatte. Fernando blickte verwirrt auf das, was da in Annas Hand lag. „Du hast ihn wahrhaftig noch?“, fragte er mit Blick auf den billigen Plastikring aus dem Kaugummiautomaten. Anna nickte lächelnd. „So was werfe ich doch nicht weg.“ Fernando hatte damals von seinem Großvater Geld bekommen um mit Anna ein Eis essen zu gehen. Auf dem Weg zurück nach Hause hatten beide sich gestritten. Fernando würde übers Wochenende mit einem Klassenkameraden ans Meer fahren und Anna sollte nicht mitkommen. Anna war daraufhin wutentbrannt und nach einem Ausraster, wie nur sie ihn konnte nach drinnen verschwunden. Fernando setzte sich vor seiner Haustüre auf eine Mauer und sah auf das Gebäude gegenüber und fragte sich, wie er seine beste Freundin wohl besänftigen konnte. Nach einiger Zeit angestrengten Überlegens war er doch noch zu einer Idee gekommen und die Straße, in der er und Anna wohnten, hinuntergelaufen. Unweit von dieser, befand sich ein Postamt vor dem ein Kaugummiautomat stand. Er nahm die 25 Peseta Münze, die er noch vom Eis essen übrig hatte, und holte Anna einen billigen goldenen Plastikring mit rotem Stein aus dem Automaten. Damit war er zu seiner Freundin zurückgekehrt und hatte ihr stolz mit den Worten. „Dann hast du am Wochenende was, das dich an mich erinnert.“ den Ring gegeben. Er war Anna viel zu groß gewesen, weswegen sie sich diesen damals immer an einem Band um den Hals gebunden hatte. Anna lächelte. „Du hast gesagt, damit hätte ich etwas, was mich an dich erinnert. Das hab ich die Jahre manchmal gebraucht. Inzwischen ist er ein wenig zu klein.“ Fernando grinste. „Du hast das Ding doch nicht wahrhaftig zwischendurch mal getragen?“, fragte er, sich Anna im Teenageralter mit einem billigen Plastikring am Finger vorstellend. Das wäre sicher ein witziger Anblick gewesen. „Bis ich so 14 war jeden Tag.“, gab Anna schließlich zu. Fernando zog belustigt eine Augenbraue nach oben. „Hat dazu nie jemand was gesagt?“ Anna grinste und schüttelte den Kopf. „Ich hab jedem, der meinte irgendeine dumme Bemerkung deswegen machen zu müssen, mit einer Tracht Prügel gedroht. Einem jungen Mann aus meiner Klasse ist irgendwann mal, nachdem er einen Spruch abgelassen hatte, die Brille kaputt gegangen, weil irgendwer seine Schnürsenkel zusammen gebunden hatte und er mit dem Kopf auf die Tischplatte geknallt ist weil er stolperte. Danach war sonderbarerweise Ruhe.“ „Manchmal hab ich echt Angst vor dir.“ Anna küsste ihn sanft. „Solange du nett zu mir bist hast du nichts zu befürchten. Du solltest allerdings besser nicht auf die Idee kommen mich abzuservieren. Dein Sportwagen ist dann nicht mehr sicher.“ Der spanische Nationalspieler stand auf und zog Anna mit sich. „Also brauche ich keine Angst haben.“, entgegnete er überzeugt. „Jetzt sollten wir aber langsam los. Deine Freundinnen vermissen dich sicher schon.“ Anna nickte. „Das stimmt. Ich soll dir übrigens schöne Grüße von Tania ausrichten. Sie hat mir heute eine Mail geschickt.“ Nur kurze Zeit später verließen Fernando und Anna die Wohnung der Halbspanierin und gingen die Straße hinunter in Richtung des nächsten Taxistands. „Ich hoffe du behältst recht, wenn du meinst du hast gute Chancen nicht warten zu müssen.“, meinte Anna, die Fernandos Aussage, es sei kein Problem für ihn ohne zu warten bei der Karaokeparty hereingelassen zu werden, noch nicht so recht glaubte. Fernando nahm sie an die Hand. „Du vergisst zu bedenken, dass ich als VIP gelte und die lässt man nicht warten. In Madrid brauche ich noch nicht mal Eintritt zu bezahlen so toll finden die das da wenn ich in einen Nachtclub gehe.“ „Wir sind hier aber nicht in Madrid. Wärst du ein deutscher Nationalspieler, würde ich dir ja glauben.“ „Man wird mich aber sicher auch so erkennen. Die deutschen Zeitungen waren doch voller Loblieder über mich in der Vorrunde und ich hab mich heute extra nicht allzu sehr getarnt, damit man mich auch ja erkennt.“ „Wie du meinst.“, verkündete Anna. Sie war gespannt ob es funktionieren würde. Am Taxistand angekommen, stiegen beide in das nächstbeste leere Taxi und Anna nannte dem Taxifahrer ihren Zielort. Dieser nickte nur stumm und fuhr los. Drei Ampeln weiter, als der Taxifahrer im Rückspiegel seine Fahrgäste begutachtete, wandte er sich neugierig um. „Sind sie nicht Fernando Torres?“, fragte er neugierig. Fernando nickte freundlich, wandte sich an seine Freundin und sagte auf Spanisch „Siehst du was ich meine?“, zu ihr. Anna nickte nur stumm. Vielleicht hatte er ja doch Recht. Während der weiteren Fahrt stellte der Taxifahrer Fernando einige neugierige Fragen, die ihm von Anna in Dolmetscherfunktion übersetzt wurden. Freundlich erteilte er dem Taxifahrer Auskunft über all das was er wissen wollte und schrieb ihm ein Autogramm auf seine Kickerausgabe vom Vortag. Fernando wies Anna kurz vor ihrem Ziel schließlich an, dem Taxifahrer zu sagen er solle direkt vor dem Eingang ihres Zielortes halten. Der Taxifahrer tat was ihm aufgetragen wurde und hielt direkt vor dem Eingang, wo bereits eine relativ lange Schlange auf Einlass zur Karaokeparty wartete. Fernando bezahlte den Taxifahrer und gab ihm noch ein üppiges Trinkgeld. Währenddessen hatte sich bereits einer der Türsteher auf den Weg zum Taxi gemacht, um dem Taxifahrer die Leviten zu lesen. Normalerweise war dieser Platz einigen Daily-Soap Schauspielern freigehalten, wenn diese mal vorbeikamen. Kurz bevor der Türsteher am Taxi ankam, war Fernando jedoch fertig, sah seine Freundin an. „Bereit für den ersten „öffentlichen Auftritt“?“ Anna nickte. „Gut.“, entgegnete er und öffnete die Autotüre. Der Türsteher blieb wie angewurzelt stehen. Das war wohl doch kein Taxi mit ein paar dreisten gerade 18 gewordenen Kids. Der jugendlich aussehende junge Mann, der ausstieg kam ihm verdammt bekannt vor. Er überlegte nur noch woher. Fernando sah den Türsteher an, lächelte und sagte nur „Buenas tardes.“, dann half er seiner Freundin aus dem Auto. Eine Gruppe von jungen Erwachsenen an der Absperrung, brachte den Türsteher dann schließlich darauf, wer da vor ihm stand. „Ist das nicht dieser spanische Fußballspieler?“, fragte eine der Jungs an der Absperrung seinen Kumpel. „Er sieht zumindest aus wie Fernando Torres.“ Der Türsteher überlegte. Die beiden Jungs hatten Recht. Der sah wirklich aus wie der Typ der gegen Tunesien zwei Tore gemacht hatte. An der Absperrung hatte sich inzwischen herumgesprochen wer da vorne stand. Ein paar junge Mädchen ganz hinten fingen an in Entzückung zu kreischen. Anna musterte das mit hochgezogener Augenbraue, während Fernando geduldig ein paar Autogramme schrieb. „Wie überlebst du diesen Ton ohne Ohropax?“, fragte sie neugierig. Der spanische Nationalspieler wandte sich kurz um. „Irgendwann fängst du an es zu überhören, glaub mir.“ Der Türsteher winkte Fernando und Anna zu sich herüber. Der Spanier nahm seine Freundin an der Hand und machte sich auf den Weg zum Eingang. „So einfach ist das…“, flüsterte er ihr zu. Anna nickte nur erstaunt. Das war wirklich zu einfach. Auch wenn der ganze Rummel ihr doch ein wenig unangenehm war, vielleicht weil sie nicht daran gewöhnt war. Sie sah ihren Freund interessiert an. Er war darin ganz der Profi und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Auch nicht als jemand ihn aufforderte mit seiner Begleitung für ein Foto zu posieren. Der spanische Nationalspieler legte seinen Arm um die Hüfte seiner Freundin und ließ sich mit ihr so fotografieren. „Jetzt gibt es auch unser erstes offizielles Foto.“, meinte er grinsend zu ihr als beide nun durch den Eingang hinein gingen. Drinnen erwartete beide ein Vorraum mit Kasse und Garderobe. Der Türsteher von vorher musterte Anna noch kurz. „Und sie sind?“, fragte er ernst. Fernando nahm die Hand seiner Freundin. „Meine Freundin.“, antwortete er kurz und knapp auf Deutsch. Der Türsteher musterte Anna kurz. Sie sah nun so gar nicht aus wie die Frauen mit denen bekannte Persönlichkeiten sich normalerweise herumtrieben. Schließlich trat er beiseite und ließ Anna und Fernando einfach durchgehen. Fernando gab seine weiße Lederjacke an der Garderobe ab und lächelte Anna nun an. „Ich hab doch gesagt, dass das kein Problem ist.“, erklärte er mit einem Zwinkern. Anna küsste ihn kurz. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dich früher angerufen. Das hätte mir eine Menge Eintrittsgeld erspart.“, scherzte sie. „Pech für dich.“, entgegnete der Kapitän von Atlético Madrid und streckte ihr die Zunge raus. „Ich hab den Mädels übrigens nicht gesagt, dass ich in Begleitung komme.“ „So so. Eine kleine Überraschung?“ Die Halbspanierin nickte. „Die werden aus den Latschen kippen.“, prophezeite sie. „Das glaub ich dir gerne. Willst du erstmal alleine vorgehen und ich hol uns in der Zwischenzeit was zu trinken?“, schlug er vor. „Du kannst meine Gedanken lesen.“ „Das weiß ich doch.“ Die Lokalität in dem die Karaokeparty stattfand, bestand aus einem riesigen Raum mit einer Bühne in der Mitte, wo die Leute ihre Lieder zum Besten gaben. Rundherum verteilt waren Tische mit bequemen Sesseln. An den Wänden hingen alle paar Meter Bildschirme wo die Zuschauer den Text mitlesen konnten. Im ersten Stock des Gebäudes konnte man auch sitzen und sich das Schauspiel unten angucken. Anna erspähte ihre Freundinnen an einem Tisch am Geländer des ersten Stocks. Sie zeigte Fernando wo er hinmusste und trennte sich dann von ihm. Fernando sah seiner Freundin hinterher und ging dann zur Bar um etwas zu trinken zu bestellen. Anna war unterdessen im ersten Stock angekommen und begrüßte ihre Freundinnen, die teilweise mit Freund gekommen waren, jeweils mit einer Umarmung. „Du bist spät.“, stellte Ingrid, Annas älteste deutsche Freundin, die sie seit sie in Deutschland war kannte, fest. „Ich weiß. Ich wurde aufgehalten.“, entgegnete Anna und setzte sich hin. „Musstest du lange draußen warten?“, fragte Sarah neugierig. Die dunkelhaarige Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht.“ „Draußen gar nichts los?“ „Doch. Aber es ging relativ schnell.“ Zufrieden mit dieser Antwort lehnte sich Sarah zurück und nippte an ihrem Cocktail. „Dich hat man ewig nicht zu Gesicht bekommen. Ich hab dich zu Hause gar nicht erreicht. Dein Telefon ist doch nicht kaputt, oder?“, wollte sie wissen. Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war nicht zu Hause. Ich hatte viel zu tun und war eine Menge unterwegs.“ „Dauerfußballgucken was?“, meinte Timo, Sarahs Freund grinsend. „Das nicht. Die Spiele der Deutschen hab ich gesehen. Sonst aber nicht viel. Spanien ist viel zu früh rausgeflogen.“ „Ihr seid halt einfach unfähig. Vor allem im Sturm.“ Anna war kurz davor zu entgegnen das solle er Fernando persönlich sagen, verkniff es sich aber dann doch. Sie verdrehte nur die Augen und sagte. „Wenn du meinst.“ „Warum sollte Spanien sonst jedes Mal bei einer WM im Achtelfinale rausfliegen? Dein bevorzugter Spieler von Madrid da, hat auch nicht überzeugt. Ich versteh auch nicht, wie man für so eine unfähige nichtsnutzige Mannschaft sein kann wie Atlético.“ Anna atmete tief ein und wollte gerade eine Hasstirade auf Timo, der bekennender Fan von Bayer Leverkusen war, ablassen. Ingrid schüttelte jedoch den Kopf und sah Timo vorwurfsvoll an. Also beließ Anna es bei einem. „Immerhin hat Atlético schon mal einen Titel gewonnen.“ „Hast du eigentlich irgendwie im Lotto gewonnen?“, fragte Lisa, eine Kommilitonin Annas, die rein zufällig Ingrids Cousine zweiten Grades war, neugierig. „Wieso das?“, kam Annas verwirrte Gegenfrage. „Wo hast du denn diesen sündhaft teuren Schmuck her?“ Anna lächelte und verwies auf ihre Halskette. „Die Halskette war ein Gastgeschenk bei der Hochzeit von Tania.“ Lisa staunte. „So was verschenkt man bei euch zur Hochzeit? Wieso werde ich nie auf spanische Hochzeiten eingeladen?“, fragte sie beleidigt. Tania und Annas restliche Freundinnen kannten sich zwar vom Sehen, hatten allerdings so wenig miteinander zu tun, dass Tania sie aus Rücksicht auf die sowieso schon voluminöse Gästeliste, nicht eingeladen hatte. „Sollte ich irgendwann doch und entgegen meiner jetzigen Planung auf die Idee kommen zu heiraten, bist du zumindest bei einer dabei.“, versuchte Anna sie zu beschwichtigen Lisa nickte zufrieden. „Und das Armband?“ Anna lächelte wieder. „Das war ein Geschenk von einem Freund.“ Die Damen am Tisch zogen interessiert die Augenbrauen nach oben. „Von einem Freund?“ Die dunkelhaarige Halbspanierin sah ihre Freundinnen regungslos an. „Ist das jetzt verwerflich?“ Ingrid schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Um ehrlich zu sein, haben wir alle uns ein wenig Gedanken wegen dir gemacht.“ „Wieso das denn?“ „Du bist schon viel zu lange Single. Du solltest mal wieder jemanden kennen lernen.“, stellte Nadine eine weitere Schulfreundin Annas, klar.“ Anna seufzte. Es war ja nett und super lieb, dass ihre Freundinnen sich Gedanken um sie machten. Aber es war total unangebracht. „Sollte ich das nicht lieber selbst entscheiden?“ „Wir dachten ja nur. Die Sache mit Chris ist lange genug her um endlich Gras drüber wachsen zu lassen. Du solltest mal wieder in die weite Welt hinausschauen. Andere Mütter haben auch hübsche Söhne.“, sagte Lisa besorgt. Anna verdrehte die Augen. Wie oft hatte sie diesen Satz im letzten Jahr hören müssen. „Vor allem solltest du mal von deinem spanischen Fußballer abkommen. Dann findest du vielleicht auch mal wieder wen.“, meinte Timo kühl. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Punkt A, lieber Aspirinproduzent, ist, dass ich sehr wohl weiß, dass es da draußen genug Männer gibt. Punkt B war Atlético schon mein Lieblingsverein, als ich noch ein kleines Kind war und Punkt C geht es dich nichts an, ob ich etwas an Fernando finde oder nicht.“ Lisa legte ihre Hand beruhigend auf Annas Schulter. Timo schaffte es mit seiner direkten und unbarmherzigen Art immer wieder Anna auf die Palme zu bringen. „Jedenfalls haben wir uns gedacht, dass das nicht so weiter gehen sollte. Also haben wir für heute Abend einen Freund von Timo eingeladen, der nachher nach der Arbeit vorbeikommt, damit ihr euch kennen lernen könnt.“, verkündete Sarah. Anna sah ihre Freunde mit offenem Mund an. „Ihr habt für mich ein Date organisiert?“ Lisa nickte zufrieden. „Wir wussten doch, dass du das gut finden wirst.“ Anna schüttelte den Kopf. „Ich muss euch enttäuschen. Das könnt ihr vergessen.“ „Gib ihm doch wenigstens ne Chance Anna. Vielleicht ist er ja wirklich nett.“ Die Halbspanierin machte eine erneute ablehnende Geste mit dem Kopf. „Er braucht keine Chance. Und ihr braucht euch auch keine Gedanken über mich zu machen. Ich bin heute Abend nicht alleine hier.“, verkündete sie. Einheitliches Staunen. „Du bist was?“ Anna lächelte. „Ich bin nicht alleine hier. Ich habe eine Begleitung.“ „Der junge Mann mit dem Armband.“, schlussfolgerte Ingrid grinsend. Die Halbspanierin nickte. „So ist es. Ihr braucht euch nicht den Kopf zu zerbrechen, ob ich zu lange Single bin. Das Thema ist momentan nicht aktuell.“ Sarah nahm einen Schluck von ihrem Cocktail. „Das ist ja super!!! Lass hören. Wo ist er? Wo habt ihr euch getroffen? Wie sieht er aus?“ „Er holt uns gerade etwas zu trinken. Ich hab ihn im Hotel kennen gelernt. Er ist einer unserer Gäste.“ Lisa nickte wissend. „Er ist Spanier….“ „Gut geraten.“ „Na ja bei den ganzen Misserfolgen mit deutschen Männern, ist es einen Versuch wert.“, sagte Ingrid, die schon seit über einem Jahr mit einem Portugiesen verlobt war. „Jetzt lass dir nicht alles so aus der Nase ziehen, Anna.“, verlangte Lisa. „Was soll ich euch großartig über ihn erzählen. Er kommt aus Madrid und momentan aus beruflichen Gründen für einen Monat hier.“ „Kein Fußballfan der die WM gucken wollte?“, staunte Timo. Anna schüttelte den Kopf. „Nicht direkt.“ Fernando hatte unterdessen die Getränke für sich und Anna bestellt, bezahlt und entgegengenommen und machte sich nun auf den Weg zu seiner Freundin nach oben. Dort angekommen, sah er sich kurz suchend um. Es war doch ein wenig uneinsichtlich wo genau Anna saß. Ingrid war die erste die Fernando erspähte. Allerdings erkannte sie die Verbindung zwischen dem besagten spanischen Freund und Anna nicht direkt. „Oh mein Gott.“, sagte sie nur. Anna, die mit dem Rücken zu Fernando saß, tat total unbeeindruckt. „Was denn?“ Die anderen hatten Fernando auch inzwischen bemerkt. „Du wirst gleich sterben vor Glück, Anna. Dreh dich ganz langsam um und sieh wer dort steht.“, sagte Nadine. Anna drehte sich also ganz langsam um und sah zu Fernando herüber. Der erspähte seine Freundin schließlich, ging zu ihr herüber, stellte ihr ein Getränk auf den Tisch und setzte sich neben sie. Noch bevor irgendjemand der anderen die Sprache wieder fand, küsste Fernando sie kurz und lächelte. „Ich hoffe du magst einen Long Island Iced Tea?“, fragte er auf Spanisch. „Kein Problem.“ Ingrid war die erste die die Fähigkeit zu sprechen wiedererlangte. „Was zum …?“, waren die ersten beiden Worte die ihr in den Kopf kamen. Anna lächelte wieder. „Ich hab doch gesagt, dass ich nicht allein hier bin. Das ist mein neuer Freund.“ To be continued Wünsche noch einen schönen Tag Kapitel 24: Opferung auf dem Altar der Würde -------------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 24 Opferung auf dem Altar der Würde Hallo zusammen. Ich bitte vielmals um Entschuldigung für die Verzögerung aber ich hatte während des Semesters nicht so viel Zeit. Hoffe das ändert sich nun in den Semesterferien. @cell: Natürlich nicht. Ich hatte wie gesagt nur keine Zeit. Ich mag bei Fernando auch keinen Slash. Ich kann damit sowieso irgendwie nichts anfangen. Speziell bei Fußballern nicht. @Akikki: Das ist schön, wenn sie dir gefällt. Natürlich war das nicht das Ende. @AnnA2104: Das freut mich echt zu hören. Hoffe du hast den Schlaf nachgeholt ;) @Katyflower: Drei Stunden? Das ist ein neuer Rekord  Vielen Dank @ella14: Danke :) @brightness: Ich definitiv nicht. Ich kann mit Slash wie gesagt nix anfangen @sarah23: Das ist schön @deedo: Das will ich wohl hoffen. Aber irgendwann werd ich das hier beenden müssen, sonst bringt mein Betaleser mich noch um @anii: Genauso würde ich auch reagieren @DeliciouS-BananA: Das tut es jetzt @el_nino: Das wirst du gleich merken @Ingrid: Freu dich schon mal, deine Gastrolle wird noch erweitert. @Eisi: Ja ja am Ende wirst du auch noch Fernando Fan Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter Rückblick: Ingrid war die erste die die Fähigkeit zu sprechen wiedererlangte. „Was zum …?“, waren die ersten beiden Worte die ihr in den Kopf kamen. Anna lächelte wieder. „Ich hab doch gesagt, dass ich nicht allein hier bin. Das ist mein neuer Freund.“ Timo starrte Anna mit offenem Mund an, dann hielt er seine Hand seiner Freundin Sarah hin. „Schatz, kneif mich mal bitte. Ich glaub ich bin im falschen Film.“, stammelte er. Sarah grinste und zwickte ihn mit voller Kraft in die Hand. „AUTSCH. Nicht so feste verdammt.“, beschwerte der sich direkt. Dann sah er wieder herüber zu Anna und Fernando, der immer noch neben Anna saß und an seinem Long Island Iced Tea nippte. Das war also kein schlechter Traum. Die Frau, die er immer wegen ihrer Schwäche für den spanischen Fußballer aufgezogen hatte, hatte jetzt genau diesen kennen gelernt und war mit ihm zusammen. Das war doch einfach unmöglich. Solche Zufälle gab es einfach nicht. „Möchtest du Fernando jetzt vielleicht persönlich sagen, wie scheiße du ihn während der WM fandest?“ Timo zuckte zusammen und schüttelte langsam den Kopf. Das hatte er eigentlich nur gesagt um Anna aus der Reserve zu locken. Nadine lächelte und versuchte vom Thema abzulenken. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“ Sarah trank an ihrem Cocktail. „Na ja, gelogen hat sie ja nicht. Er ist Spanier, vermutlich in ihrem Hotel gelandet und hat auch beruflich in Deutschland zu tun gehabt. Als Fußballfan würde ich ihn jetzt auch nicht bezeichnen.“, analysierte sie die Situation. Anna nickte zufrieden. Sie kostete den Moment voll aus. Das war noch viel besser als sie erwartet hatte. Vor allem die Reaktion von Timo, der immer noch mit offenem Mund da saß, hatte es in sich. „Ich denke ich brauche ihn euch nicht vorzustellen.“, merkte sie an. Einheitliches Kopfschütteln. Der spanische Nationalspieler begutachtete Annas Freunde interessiert. Ein paar Wortbrocken von dem was sie gesagt hatten, hatte er verstanden. Scheinbar war ihre Reaktion genauso, wie Anna es erwartet hatte. Er fand die Situation selbst irgendwie witzig. Seine bisherigen Freundinnen hatten ihn auch alle irgendwann ihrem Freundeskreis vorgestellt, aber irgendwie konnte man das nicht vergleichen. Sie waren damals zwar alle etwas verwundert gewesen, aber irgendwie nicht so wie Annas Freunde jetzt. „Konversation könnte sich allerdings als ein bisschen schwierig gestalten. Fernando macht sich zwar ganz gut, aber bislang kann er immer noch nur ein paar Sätze Deutsch.“ „Das ist kein Problem für uns.“, verkündete Ingrid, die fließend spanisch und portugiesisch sprach, zwinkernd. Auch Ingrids Cousine Lisa, Annas Kommilitonin hatte mit der spanischen Sprache keine Probleme. Es würde sich wohl ein Dolmetscher finden. Lisa war dann auch die Erste die sich an Fernando wandte und sich ihm mit einem „Holá me llamo Lisa.“, bei ihm vorstellte. Fernando reichte ihr die Hand und lächelte. „Freut mich.“, antwortete er. Anna stellte ihm nun auch den Rest der Anwesenden vor. „Du hast dich also endlich dazu entschlossen dir seine Nummer zu besorgen und ihn anzurufen?“, mutmaßte Ingrid lächelnd, nachdem Anna Fernando alle vorgestellt hatte. „Wie ihn anrufen?“, kam es von links. „Señora Sanchez Martinez hat all die Jahre ein kleines Geheimnis vor euch gehabt.“ „So? Und was?“, fragte Nadine neugierig. „Fernando ist nicht nur immer ihr Lieblingsspieler gewesen. Die beiden sind sich nicht so unbekannt wie Anna immer getan hat.“ „Inwiefern? Ich erinnere mich noch daran, dass sie mir irgendwann mal verraten hat, dass der im TV der war, von dem sie damals als sie von dem Turnier der spanischen Nationalelf aus Alicante kam, erzählt hatte. Ich dachte immer die beiden hätten sich da nur einmal kurz getroffen und Anna wäre dann direkt von ihm begeistert gewesen.“, meinte Nadine nach kurzem Überlegen. „Was ist denn da gelaufen wovon ich nichts weiß?“ Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Nichts wovon ich dir nicht erzählt habe.“ Anna nippte an ihrem Long Island Iced Tea. „Moment mal. Du hast mal für die spanische Nationalmannschaft gespielt?“, fragte Timo verwirrt. Heute Abend fand er ja die unmöglichsten Dinge über Anna heraus. „Das wusstest du nicht?“, wollte seine Freundin wissen. „Nein?!“, Sarah kratzte sich am Kopf. „Na ja. Ich dachte es würde dich sowieso nicht interessieren. Du sagst doch immer Jugendnationalmannschaften seien unwichtig.“ Timo verdrehte genervt die Augen. „Das hat mit der Sache in Alicante nichts zu tun. Wir kannten uns schon bevor ich nach Alicante gefahren bin. Das was ich nicht gesagt hab, war etwas was für euch sowieso logisch war. Und zwar, dass ich auch ein Leben hatte bevor ich herkam. In dieser Zeit war Fernando ein elementarer Bestandteil davon.“ „Aber du warst damals doch noch ein Kind. Du warst viel zu jung um in ihn verliebt zu sein.“ Anna nickte belustigt. „Das stimmt schon. Das ist nicht so wie ihr das denkt. Natürlich lief da nichts zwischen uns. Ich war immerhin erst acht Jahre als ich weggegangen bin. Dann müsste ich schon sehr frühreif gewesen sein. Fernando und ich sind zusammen aufgewachsen. Er war damals in Spanien mein Nachbar, mein bester Freund und so etwas wie mein großer Bruder.“ Timo schüttelte den Kopf. „Du hattest all die Jahre Kontakt zu einem Fußballnationalspieler und tust uns gegenüber so, als wärst du nur ein ganz normaler Fan?“ „Dir hätte ich es erst recht nicht gesagt.“, entgegnete Anna schnippisch. „Ich kann dich beruhigen. Wir haben uns vor 7 Jahren einmal in Alicante bei der spanischen Jugendnationalelf wieder gesehen. Aber wir haben nur ein paar Sätze miteinander gesprochen. Und zwischendurch hatten wir nie Kontakt, weil wir uns vor meiner Abreise etwas zerstritten haben.“ „Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Hast du ihn nun angerufen oder nicht?“, moserte Ingrid. Da sie Anna schon seit ihrer Ankunft in Deutschland kannte, war sie die einzige der Anna alles erzählt hatte. Ingrid erinnerte sich noch relativ genau an den Tag, an dem Anna in ihre Grundschulklasse gekommen war. Relativ schüchtern war sie in die Klasse hineingekommen und wurde von ihrer Lehrerin den anderen Schülern vorgestellt. Da Anna bis dahin im alltäglichen Leben immer nur Spanisch hatte sprechen müssen und nur zu Hause mit ihrer Mutter und ihrem Vater Deutsch gesprochen hatte, hatte sie ein wenig Probleme die richtigen Worte zu finden und doch einen leicht witzigen Akzent. Manchmal sprach sie auch eine lustige Mischung aus Deutsch und Spanisch, weil ihr das jeweilige Wort nicht einfiel. Die Lehrerin hatte sie damals neben Ingrid gesetzt, da neben ihr ein Platz frei war. In den ersten paar Tagen ihrer Anwesenheit hatte Anna versucht sich ein wenig mit den Mädchen aus ihrer Klasse anzufreunden. Ingrid war jedoch ziemlich schnell aufgefallen, dass Anna anders war, als die anderen Mädchen in ihrer Klasse. Genauso wie sie. Da Ingrid in ihrer Kindheit allerdings ein wenig schüchtern war, hatte sie es sich nicht getraut zu versuchen sich mit Anna näher anzufreunden. Sie hatten nur ein paar Mal ein paar Worte gewechselt. Ein paar Tage später waren ein paar der Kinder in der Pause drinnen geblieben, da es draußen leicht regnete. An dem Tag hatte Anna ihr Atlético Trikot angehabt und schon deswegen von den Jungs ein paar dumme Witze gehört. Keiner von den Jungs hatte gewusst, was das überhaupt für ein Verein war und deswegen hatten alle vermutet es würde sich um eine zweitklassige spanische Mannschaft handeln. Sie saß auf ihrem Stuhl und aß ihr Pausenbrot, als ein paar der Jungs zu ihr herüberkamen und meinten einen weiteren dummen Spruch zu bringen. An den genauen Wortlaut konnte Ingrid sich nicht mehr erinnern. Sie wusste nur noch dass es irgendetwas gegen Atlético gewesen war. Mit hochgezogener Augenbraue und verächtlichem Blick strafte Anna den Jungen ihr gegenüber und sein Trikot von Werder Bremen. Dann sagte sie etwas, was ihn scheinbar so sehr verärgert hatte, dass er sie an den Haaren packte und unsanft vom Stuhl zog. Die Halbspanierin protestierte mit einer Tirade an spanischen Schimpfworten und versuchte sich loszureißen was ihr nicht gelang. Ingrid hatte sich Hilfe suchend umgesehen. Keins der Mädchen machte nur die geringsten Anstalten Anna helfen zu wollen. Das war der Moment bei dem es in Ingrids Kopf Klick machte. Obwohl sie sich dabei tierisch unwohl fühlte, stand sie auf. „Lass sie los.“, sagte Ingrid laut. „Halt du dich doch da raus.“ Sie schluckte einmal, ging dann aber festen Schrittes auf ihren Klassenkameraden zu. „Ich sagte du sollst sie loslassen.“ Als der Junge nicht reagierte und Ingrid bei ihm angekommen war, trat sie ihm hart gegen das Schienbein, woraufhin er Anna losließ. Ingrid führte sie von ihrem Platz weg und setzte sich vorne aufs Pult. „Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig. Anna nickte zögernd und lächelte. „Ja, danke.“, entgegnete sie langsam. Ingrid nickte zufrieden. „Das da sind schon ein paar Idioten. Denen muss man ab und zu mal Beine machen.“ Ab dem Zeitpunkt war das Eis zwischen den beiden gebrochen gewesen. Anna und Ingrid waren ab dann so gut wie immer zusammen zu finden. Es hatte nur wenige Wochen gedauert bis Anna ihre anfängliche Scheu vollends abgelegt hatte und auch in Deutschland so agierte wie sie es vorher in Spanien getan hatte. Auch die Jungs fürchteten Annas Wutausbrüche genauso wie es alle in Spanien getan hatten, nachdem ein junger Mann beim Sportunterricht unliebsame Bekanntschaft mit Annas spanischen Foultechniken gemacht hatte, weil er morgens etwas falsches gesagt hatte. Ingrid war sehr oft nachmittags zu Anna gegangen und hatte ihr immer ein paar neue deutsche Worte beigebracht. Im Gegenzug brachte Anna ihr ab und zu mal ein paar spanische Worte bei. Ihre Freundin war die einzige, die Anna darin eingeweiht hatte, dass sie Fernando Torres kannte. Anfangs hatte Anna immer von ihrem Freund Fernando in Madrid geredet. Die Person war Ingrid auf Anhieb sympathisch gewesen. Ihre halbspanische Freundin hatte immer gern davon geredet was sie in Spanien alles mit ihm getan hatte. Ingrid wusste wie sehr sie ihn in Deutschland anfangs vermisst hatte. Dass es sich bei Annas Fernando um Fernando Torres, den spanischen Profifußballer handelte, hatte Ingrid erst viel später herausgefunden. Als ihre beste Freundin wusste sie natürlich auch von Annas Gemütszustand nach ihrer Rückkehr aus Alicante. Anna hatte ihr erzählt, dass Fernando genau wie sie in Alicante sein würde. Ingrid hatte sie die ganze Zeit vorher ermuntert diese Gelegenheit zu nutzen, um die ganze Sache endlich einmal vom Tisch zu räumen. Aber als Anna wiederkam war die Situation noch verfahrener als vorher. Wer konnte denn schon ahnen, dass so ein kurzer Aufenthalt schon dafür sorgen würde, dass Annas Hormone verrückt spielten? Ingrid hatte daraufhin wochenlang versucht Anna davon zu überzeugen Fernando doch einfach einmal anzurufen, schließlich kannte sie seine Telefonnummer und seine Eltern. So lange konnte doch niemand auf jemanden anderen sauer sein. Und die Tatsache, dass er sie geküsst hatte, bewies doch auch dass er gar nicht mehr böse sein konnte. Sie vermutete eher, dass Anna die Sache damals viel zu ernst genommen hatte und Fernando vielleicht gar nicht so sauer auf sie war wie sie vermutete. Ingrid hätte ihrer Freundin sogar mit ihrem knapp bemessenen Taschengeld dabei ausgeholfen einen Flug nach Madrid zu buchen und ihn zu besuchen. Notfalls auch ohne das Wissen von Annas Mutter, die versuchte Anna davon abzubringen. Aber die Halbspanierin hatte ihn nie kontaktieren wollen. Sie war immer der Meinung gewesen, dass das eh nichts bringen würde. Schließlich hätte Fernando keine Ahnung gehabt wer sie war, auch wenn sie sich nie erklären konnte warum er sie geküsst hatte. Irgendwann hatte Ingrid dann aufgegeben, da Annas Sturheit einfach nicht zu überwinden war. Trotzdem hatte sie immer den Eindruck gehabt, dass Fernando Anna in ihrem Unterbewusstsein nicht losließ und das Annas größtes Problem darstellte. Ihr erster Freund war das absolute Gegenteil von ihm gewesen, was sie dann glauben ließ in ihrer Beurteilung Fernando sei Annas Traumtyp, falsch gelegen zu haben und das mit ihm wäre nur eine pubertäre Phase gewesen. Doch dann hatte sie mit ansehen müssen, wie sich irgendwann jeder Mann an Annas Seite gegen die Halbspanierin wendete. Das hatte sie nicht verdient. Als Anna Chris kennengelernt hatte, hatte Ingrid wieder Hoffnung geschöpft. Sie kannte Luis, mit dem sie inzwischen verlobt war, damals schon seit über einem Jahr und hoffte, dass auch Anna nun den Mann ihres Lebens gefunden hatte. Eine ganze Zeit hatte es ja auch so ausgesehen. Sie waren zusammen gezogen und wollten heiraten. Aber dann passierte das, was bei Ingrid noch heute für absolutes Unverständnis sorgte. Im Nachhinein hatte die dunkelhaarige Deutsche lange überlegt woran es liegen könnte, dass es bei Anna immer so schrecklich schief lief und kam dann zu dem Schluss, dass sie sich damals in ihrer Beurteilung wirklich getäuscht hatte. Aber nicht so wie sie vermutet hatte. Fernando war wohl wirklich unterbewusst der Traumtyp von Anna. Die hatte scheinbar einfach zu sehr versucht jemanden zu finden, der nicht so war wie er. Einfach um ihm zu beweisen, dass sie ihn in ihrem Leben nicht brauchte. Aber wie es aussah tat sie es. Ingrid hatte nie daran geglaubt, dass es eine Vorbestimmung geben würde und jemand eventuell schon vor der Geburt für jemand bestimmten vom Schicksal auserwählt war und nur mit dieser Person das absolute Glück finden konnte. Bei den beiden war es aber scheinbar so. Sie fand es schön jetzt zu sehen, dass Anna dem ganzen doch eine Chance gab und quasi zurück zu dem ging wo sie herkam. Auch wenn es eine Weile gedauert hatte. Sie sah zu ihrer Freundin und wartete immer noch auf deren Antwort. Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Er tauchte auf einmal bei mir im Hotel auf. Ich hatte keine Ahnung.“ Nadine lächelte. „Also wollte er dich wiedersehen…“ Die Halbspanierin schüttelte erneut den Kopf. „Nicht direkt. Das war eine durchgeplante Aktion seiner Oma. Sie hatte ihm gesagt, dass er mich irgendwann wieder sehen sollte und ihn dann zum Urlaub in mein Hotel geschickt. Was sie allerdings vergessen hat ihm zu sagen war, dass ich dort arbeite.“, entgegnete sie lachend. Ingrid nickte zufrieden. „Wenn ihr es schon nicht in die Hand nehmt dann wenigstens wer anders.“ „Meine Eltern stecken da auch mit drin. Die hatten Fernandos Eltern hierher eingeladen bevor wir überhaupt zusammen waren.“, fügte Anna hinzu. Ihre Freundinnen lachten. „Und ich dachte du seiest inzwischen alt genug um dir deine Freunde nicht mehr von Mama und Papa aussuchen zu lassen.“, verkündete Sarah grinsend. „Du weißt doch wie Eltern sind. Sie wollen nur das Beste für ihr Kind. Und Annas Vater ganz besonders.“, entgegnete Nadine, die bereits einmal Zeugin eines Luis’schen Ausrasters geworden war, lachend. Anna schüttelte den Kopf. „Mein Vater war ganz friedlich.“, sagte sie und sah zu Fernando rüber. „Nicht wahr?“ Der hatte keine Ahnung was seine Freundin ihren Freundinnen gesagt hatte. „Was denn?“ „War mein Vater nicht überaus nett zu dir?“ Der Spanier kratzte sich am Kinn. „Lass mich überlegen. Er hat mir mit der Schrotflinte gedroht und mich gefragt ob ich schon mal was mit ’nem Kerl hatte. Das ist seelische Grausamkeit. Nett ist anders.“, entgegnete Fernando fies grinsend. Ingrid und Lisa, die seine Antwort verstanden hatten, lachten. Anna sah den spanischen Nationalspieler schmollend an. „Och komm schon. Er hat noch nicht mal gebrüllt.“ „Stimmt. Das hat er aber früher schon oft genug getan. Vielleicht hat er sein Pulver ja schon verschossen. Außerdem denke ich, dass es seine letzte Hoffnung ist dich doch noch loszuwerden und ein paar Enkelkinder zu bekommen. Nur deswegen versucht er nett zu mir zu sein. Du wirst ja schließlich nicht jünger meine Liebste. Die biologische Uhr tickt schon.“ Anna zwickte ihn fest in die Seite. „Wie charmant du heute doch wieder bist.“, stellte sie lachend fest. Der spanische Nationalspieler fasste sie sacht am Kinn, küsste sie sanft und antwortete: „Bin ich das nicht immer?“ „Meist schon. Aber ich dachte du willst hier Eindruck schinden. Vielleicht können meine Freundinnen ja schlimmer sein als mein Vater.“, entgegnete sie und widmete sich wieder den Anwesenden. Als nächstes musste Anna ihnen berichten wie sie und Fernando sich wieder getroffen hatten und wie die beiden zusammengekommen waren. Da alle an Annas Lippen hingen und Fernando nicht viel von dem was sie erzählte verstand, sah er sich gelangweilt ein wenig in dem Laden um. Es war wirklich ziemlich voll. Unten auf der Bühne sang ein etwas korpulenterer langhaariger Mann eine schlechte Interpretation von Ricky Martins „Maria“. Fernando beobachtete das schließlich amüsiert und widmete sich den Vorgängen auf der Bühne. Das schien doch ein ziemlich lustiger Abend zu werden. Der Typ unten traf auch gar keinen Ton. Drei, vier schlechte Performances auf der Bühne später wurde Fernando von einem Kopf der sich von hinten auf seine Schulter legte und einem Paar Armen, welche sich von hinten um ihn schlangen wieder abgelenkt. „Du langweilst dich doch nicht etwa?“, fragte Anna vorsichtig. Er wandte sich leicht um und lächelte seine Freundin an. Dann strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie zärtlich. „Quatsch. Das was die da unten als Gesang bezeichnen ist definitiv unterhaltsam.“ „Glaubst du, dass du es besser kannst?“, fragte Ingrid schließlich. Fernando lächelte Annas Freundin unschuldig an. „Nicht wirklich.“, gab er zu. „Kannst ja trotzdem dein Glück versuchen.“, schlug Lisa vor. Der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „ Das kann ich auch genauso gut lassen. Nachher werde ich noch wegen Körperverletzung angezeigt.“ „Das glaub ich dir.“ Fernando sah zu seiner Freundin herüber. „Du lästerst doch nicht etwa mit denen über mich in einer Sprache die ich nicht verstehe?“, fragte er belustigt. Anna grinste. „Natürlich tu ich das. Sie müssen schließlich alles wissen.“, entgegnete sie. „Und vor allem die schlechten Sachen über dich.“, scherzte Lisa. Fernando tat beleidigt und verdrehte die Augen. „Sind deutsche Frauen immer so doof`?“, fragte der Kapitän von Atlético den einzigen anderen Anwesenden Mann. Aber Timo verstand die Frage nicht. Fragend sah er die Mädels an. „Er fragte, ob wirklich alle deutschen Männer so schlecht im Bett seien wie er gehört hat.“, übersetzte Lisa ihm die Frage. Timo sah Fernando an und schüttelte den Kopf. „Wie kommt er denn auf so was?“ „Nein. Wir sind alle ganz normal. Er meinte ihr Männer wärt die, die doof sind. Das liegt daran, dass ihr normalerweise Penisse habt. Das macht euch einfach nervend.“, übersetzte Anna ihrem Freund Timos Antwort. Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Wieso normalerweise? Hat er etwa keinen?“, fragte er verdutzt und musterte Timo. Der bemerkte, dass der spanische Nationalspieler ihn begutachtete. „Was hat er gesagt?“ Anna grinste. „Er meinte, dass Leverkusen Fans alle schlecht bestückt sind.“ Die restlichen Anwesenden brachen in schallendem Gelächter aus. „Als ob. Ihr verarscht mich doch.“ Die drei jungen Frauen schüttelten den Kopf. „Das würden wir nie tun.“, sagte Ingrid, die sich beherrschen musste nicht zu lachen. „Er soll sich erstmal um sich selbst kümmern, bevor er über andere redet.“, entgegnete Timo beleidigt und nahm sich vom Nebentisch die Mappe mit den Karaokeliedern. „Er kann ja mal zeigen, dass er Eier hat und sich auf dem Altar der Würde opfern.“, meinte er und schob Fernando die Liste rüber. Fernando begutachtete die Mappe kritisch. „Was soll ich damit?“, fragte er. „Timo meint du müsstest hier beweisen, dass du auch gut genug für Anna bist und deswegen sollst du ein Lied singen.“, erklärte Lisa ihm. Fernando schüttelte energisch den Kopf. „Das will ich euch nicht antun.“ Anna sah ihren Freund kritisch an. „So wichtig bin ich dir also?“, moserte sie scheinbar beleidigt. „Wenn das die spanische Presse erfährt…“ Ingrid lachte. „…dann wirst du in der nächsten Staffel von „Operación Triunfo“ einer der Juroren.“ Der spanische Nationalspieler seufzte. „Meinen früheren Freundinnen hat es gereicht, wenn sie Gucci Handtaschen bekamen um zu wissen, dass sie mir wichtig sind.“, bemerkte er. Die Halbspanierin lächelte unschuldig. „Aber ich bin keine deiner früheren Freundinnen.“ Fernando erwiderte das Lächeln. „Zum Glück nicht.“, stellte er fest und blätterte in der Mappe. „Na also.“ Schließlich blieb er auf der vierten Seite der Mappe stehen und sah seine Freundin an. „Ich singe…“, verkündete er. Anna sah ihn verwirrt an. Sie hatte nicht erwartet, dass er das wirklich tun würde. „…wenn du mitsingst.“ „Du sollst singen, nicht ich.“, protestierte sie. Fernando lächelte unschuldig. „Wer von uns hat hier mit Liebesbeweisen angefangen? Wie du mir so ich dir.“ Ingrid und Lisa konnten nicht mehr vor Lachen. Nachdem sie den nicht spanisch sprechenden den Inhalt des Gesprächs übersetzt hatten, waren auch diese sichtlich amüsiert. Ingrid musterte Fernando und Anna zufrieden. Das war echt eine gute Partie. Anna lehnte sich herüber zu Fernando und hörte sich seinen Vorschlag an. Schließlich nahm sie noch einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und stand zusammen mit Fernando auf. Die anderen sahen dem Paar überrascht hinterher. „Machen die das jetzt wirklich?“, fragte Timo verdutzt. „Sieht so aus.“, entgegnete seine Freundin. „Ich mag ihn jetzt schon. Er scheint genauso verrückt zu sein wie sie.“. stellte Nadine fest. „Du meinst das jetzt wirklich ernst?“, fragte Anna als sie und Fernando außer Sichtweite der anderen waren. Der Spanier nickte. „Ich denke drücken können wir uns nicht mehr.“ Anna verdrehte die Augen. „Wieso sagst du auch so was?“ Der spanische Nationalspieler grinste. „Du hast damit angefangen. Außerdem hab ich hier den Ruf zu verlieren und nicht du.“ „Inwiefern?“ „Was meinst du wie viele Leute hier drin wissen wer ich bin? Spätestens morgen früh steht das Ding auf YouTube und damit sicher auch bald in der spanischen Presse.“ „Dann sollten wir es vielleicht wirklich lassen.“ Der Spanier schüttelte vergnügt den Kopf. „Nö. Ich wollte mich schon immer mal vor aller Welt zum Affen machen. Und mit dir hab ich dabei auch noch bezaubernde Gesellschaft.“, verkündete er, nahm sie an der Hand und zog sie festen Schrittes in Richtung der Bühne. Dort angekommen meldeten sich die beiden erstmal für ihr Lied an. Anna hatte dabei immer noch ein ungutes Gefühl und begutachtete ihren Freund kritisch von der Seite. Der schien damit überhaupt keine Probleme zu haben, obwohl es vermutlich von allen Seiten in Spanien Hohn und Spott für die Performance regnen würde. Beide waren als viertnächste dran und musterten in ihrer Wartezeit ihre Vorgänger. Gerade sang ein junges Mädchen eine echt gute Version eines Lieds von Whitney Houston. Auch wenn sie nicht alle Töne traf, klang es echt nett. Nach ihr folgte noch ein junges Pärchen und zwei schon tierisch angetrunkene Mädels die eine höchst schiefe Version von „Männer sind Schweine“ sangen. Die beiden musste man schon fast von der Bühne tragen. „Willst du das wirklich tun?“, fragte Anna immer noch unsicher. Fernando nickte. „Du wolltest einen Beweis, dass ich dich liebe. Den hast du damit.“ Anna schüttelte den Kopf. „Das war doch nicht ernst gemeint. Ich weiß das auch so.“ Der spanische Nationalspieler tippte ihr auf die Nase. „Nimm das ganze nicht so ernst Anna. Wir werden da auf der Bühne jetzt einfach ein wenig Spaß haben. Vergiss einfach, dass dreiviertel der Leute hier und in Spanien mich kennen. Sieh mich einfach als deinen Freund.“ Anna nickte und küsste ihn kurz. „Das ist kein Problem. Für mich bist du einfach mein Freund und nicht der Kapitän von Atlético. Ich würd dich sogar noch mögen, wenn du für Rayo Vallecano auflaufen würdest.“ Fernando grinste. „Und was ist mit Real?“ Anna lachte. „Da müsste ich es mir überlegen. In dem Fall wärst du doch sowieso aus deiner Familie ausgestoßen worden.“ Der Spanier lachte. „Das stimmt.“ Der Moderator der Karaokeparty nahm nun seinen nächsten Zettel zur Hand und blickte darauf. Dann widmete er sich dem Publikum. „Bei unseren nächsten Hobbysängern handelt es sich dem Namen nach um ein spanisches oder südamerikanisches Pärchen. Witzigerweise heißt der gute Mann genauso wie ein bekannter Fußballspieler.“, verkündete er und kündigte Anna und Fernando somit an. Als er dann erkannte dass der Herr auf seinem Zettel nicht nur hieß wie ein bekannter spanischer Fußballspieler, sondern es sich bei der Person auch noch genau um diese Person handelte, sah er erst einmal verdutzt auf das junge spanische Paar. Schließlich fing er sich dann doch wieder und rief ein: „Begrüßen Sie mit mir den spanischen Nationalspieler Fernando Tores und seine Begleitung“ ins Mikrophon. Mit diesem Satz hatte er scheinbar die Aufmerksamkeit des gesamten Lokals auf die Bühne gelenkt. Fernando hatte gehofft, dass der Moderator so etwas nicht tun würde und dass es somit manchen Leuten einfach nicht auffiele, wer dort vorne sang und sich diese stattdessen weiter mit ihren Freunden und Freundinnen unterhalten würden. Der Spanier winkte einmal kurz dem Publikum. Glücklicherweise sparte sich der Moderator weitere Ausführungen zu seiner Person, drückte Anna und Fernando nur jeweils ein Mikrofon in die Hand und kündete das Lied „Entre dos Tierras“ von den Heroes del Silencio an. Anna atmete tief durch. Den Text des Liedes kannte sie aus dem FF. Als es damals erschienen war, waren Anna und Fernando noch Kinder gewesen und hatten in ihrem Baumhaus gesessen. Dort hatten beide ein kleines Radio mit dem sie sich am Wochenende immer die Fußballspiele anhörten. An einem Sommertag war das Lied in der Halbzeit gekommen. Die beiden Kinder hatten es sofort gemocht und bei der nächsten Gelegenheit auf Kassette aufgenommen. Ab dann dudelte das Lied wochenlang in Dauerschleife in Fernandos und Annas Baumhaus. Manchmal hatten sie auch in einem Anfall von Popstarambitionen mit einem Stift in der Hand das Lied lauthals mitgegröhlt. Das Lied wurde durch eine lange gesangsfreie Zeit eingeleitet. Der spanische Nationalspieler sah zu seiner Freundin herüber, die sichtlich nervös war. Ihm ging es genauso, aber er war geschult darin das nicht nach außen zu zeigen. Das konnte man beim Fußball nicht machen. Der Gegner durfte niemals wissen, dass man Respekt vor ihm hatte. Er lächelte und nahm sie an der Hand. Nur kurz darauf erschien die erste Textzeile zum Mitsingen auf dem Bildschirm vor ihnen und auf den Zuschauerbildschirmen. Die Halbspanierin warf noch einen kurzen Blick auf ihren Freund und begann dann zu singen. Oben verfolgten Annas Freunde gebannt das Schauspiel. Sie hätten nie gedacht, dass Fernando das wirklich tun würde. Anna hätten sie das ja zugetraut, aber dass ein bekannter spanischer Nationalspieler einfach hinging und in der Öffentlichkeit Karaoke sang, hätten sie nie gedacht. Es hatte an dem Abend auf jeden Fall schlechtere Gesangseinlagen gegeben. Aber definitiv auch viel bessere. Die beiden unten schienen auf jeden Fall Spaß dabei zu haben, auch wenn sie drei viertel der Töne nicht trafen. Insbesondere Anna, die mit der tiefen Männerstimme ernsthaft zu kämpfen hatte, vergriff sich öfter in der Tonlage, was die Leute oben tierisch amüsierte. Insgesamt war das ganze wirklich eher lustig zu sehen. „Irgendwie hätte ich ihn mir anders vorgestellt.“, stellte Timo schließlich fest. „Aber er scheint wirklich sehr nett zu sein.“ Nadine nickte. „Hoffentlich hat Anna einmal in ihrem Leben Glück mit Männern.“ In dem Moment endete das Lied zur Erleichterung von Anna. Fernando und sie hatten die ganze Zeit dagegen ankämpfen müssen nicht loszulachen, weil sie so schrecklich schief sangen. Trotz ihrer nicht so tollen Performance ernteten Anna und Fernando Applaus der Anwesenden. Fernando bedankte sich freundlich mit einem gebrochenen „Danke schön.“ Der Moderator schüttelte beiden die Hände und verabschiedete sie. Vor der Bühne hatten sich inzwischen einige Zuschauer mit ihren Fotohandys versammelt. Mit üblicher Professionalität zog Fernando seine Freundin zu sich und posierte für ein paar Fotos, während der Moderator die Performance bewertete und bereits die nächsten Sängerinnen und Sänger ankündigte. Die anderen begutachteten das Schauspiel weiterhin von oben. „Das ist ja eine richtige Meute da unten um die Bühne.“, stellte Nadine erstaunt fest. „Na ja. Wie oft siehst du einen Nationalspieler beim schlechten Karaoke singen?“ Ingrid nickte. „Aber scheinbar steckt Anna den Rummel ganz gut weg.“ Lisa sah weiter nach unten. „Wo wir gerade bei gut wegstecken sind. Anna bekommt gleich Freude.“, stellte sie zähneknirschend fest und zeigte nach unten. „Auch das noch.“, murmelte Nadine genervt. Anna hatte von all dem oben nichts mitbekommen und ging an der Hand von Fernando zurück in Richtung Treppe, als sie von hinten jemand antippte. Anna drehte sich um und sah in das Gesicht eines jungen Mannes. „Du?!“, stellte sie genervt fest. Auch Fernando hatte sich inzwischen umgedreht. „Doch nicht direkt so unfreundlich, mein Täubchen.“, antwortete der junge Mann ihr. „Wieso sollte ich freundlich sein? Was willst du?“, fragte Anna gereizt. Fernando sah seine Freundin an. „Wer ist das?“, fragte er. Seine Freundin sah ihn an. „Chris.“, entgegnete sie mit verächtlichem Blick. „Die Schwuchtel?“, vergewisserte sich Fernando. Anna nickte. „Ich wollte nur mal dir und deiner neusten Errungenschaft Hallo sagen.“, meinte Chris, der schon ziemlich betrunken war. Die Halbspanierin verdrehte die Augen. „Hallo.“, sagte sie und wollte weitergehen. Aber Chris fasste sie am Oberarm. „Nicht so schnell. Du fängst jetzt also an dich hochzuschlafen und dich irgendwelchen Typen an den Hals zu werfen. Du bist für ihn doch nur Mittel zum Zweck. Als ob er sich wirklich für dich interessiert“, erklärte er grinsend. „Du weißt, dass kein Typ dir jemals treu sein kann Anna. Dazu bist du nicht gut genug.“ Anna holte kurzerhand aus und verpasste Chris eine schallende Ohrfeige. „Als ob du so was beurteilen könntest.“, zeterte sie. Ihr Exfreund fasste sie fester am Oberarm und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Der spanische Nationalspieler hatte Chris bislang nur gemustert. Er hatte sich ihn anders vorgestellt. Als er Anna dann jedoch fest umfasste und ihr etwas ins Ohr flüsterte, ging er dazwischen. Er löste den Griff von Chris um seine Freundin und schubste ihn wortlos weg. „Fass sie nicht an.“, drohte er. Dann wandte er sich an seine Freundin. „Kümmer dich nicht um diese Schwuchtel.“, sagte er zu ihr und zog sie mit sich davon. To be continued Kapitel 25: Dulce es la venganza -------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 25 Dulce es la venganza Hallo zusammen. Schande über mein Haupt, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte eine Schreibblockade und die Semesterferien waren nicht so ergiebig wie gedacht (man muss als Student ja auch regelmäßig Alkohol konsumieren und ich musste Atlético auf Schalke gucken) Aber wie versprochen kommt der neue Teil noch vor Jahresende (auch wenn’s was knapp wurde). @carrygirl: Danke vielmals @el_nino: Und dieser „Vollidiot“ ist in diesem Teil sehr präsent. @Sabi: Ja, wie oben erklärt. Großes Sorry dafür… @xxina15: Ja, jetzt ^^ @cell: Wenn du das Ende schon gut fandst wird dir das kommende sicher auch gefallen @me and myself: Nandos Oma? Ja gut, die steckt alle in die Tasche ne? Ja mit Slash kann ich ehrlich gesagt NIX anfangen. Deswegen lass ich es. @Dimma: Darum geht es jetzt ^^ @Akikki: Ja Fernando beim Karaoke ist durchaus strange aber irre komisch in der Vorstellung @anii: Ja, er opfert sich halt auf dem Altar der Würde für sie um es getreu „10 Dinge die ich an dir hasse“ zu sagen. @AnnA2104: Ich hab auch Ewigkeiten gebraucht eh ich mal ein passendes Lied hatte… @LoLLy: Ja das Video auf Youtube würd ich auch gerne sehen. Special Thanks mal wieder an meinen Betaleser Kutterkoeter Rückblick Er löste den Griff von Chris um seine Freundin und schubste ihn wortlos weg. „Fass sie nicht an.“, drohte er. Dann wandte er sich an seine Freundin. „Kümmer dich nicht um diese Schwuchtel.“, sagte er zu ihr und zog sie mit sich davon. Der spanische Nationalspieler hatte sich den Ex-Verlobten seiner Freundin doch irgendwie anders vorgestellt. Er dachte Chris sei so ein unsympathischer, schmieriger Typ, aber er sah doch ganz normal aus. Er wirkte auf den ersten Blick sogar recht nett. Außerdem hatte der spanische Nationalspieler vermutet, Chris sähe wenigstens so ein bisschen aus wie er. Aber mit seinen stahlblauen Augen hatte er mal gar kein mediterranes Aussehen. Okay, das hatte Fernando auch nicht wirklich. Für einen Spanier war der Nationalspieler aus Madrid schon immer relativ hellhäutig gewesen und seine Sommersprossen waren auch sehr außergewöhnlich für einen Südeuropäer, doch Chris wirkte im Vergleich zu ihm wie ein Eimer Alpinaweiß. Es war sicher besser gewesen, dass er Anna direkt mitgezogen hatte und so einer weiteren Konfrontation aus dem Weg ging. Hätte Chris nämlich weitergemacht Anna zu provozieren, wäre die ganz sicher handgreiflich geworden. Und auch der spanische Nationalspieler hätte für nichts garantieren können, obwohl er ja so gut wie nichts von dem verstand was Annas Ex-Verlobter zu ihr sagte, und hätte seine guten Sitten sicherlich beiseite geschoben. Der Stürmer von Atlético Madrid hätte Chris schon bevor er selbst überhaupt mit Anna zusammen gekommen war, gerne eine rein gehauen für das was er ihr angetan hatte. Niemand konnte sagen wie sich das entwickelt hätte. Fernando selbst war es ja als Profifußballer gewohnt während des Spiels vom Gegenspieler oder hauptsächlich von den gegnerischen Fans provoziert und manchmal unterhalb der Gürtellinie beschimpft zu werden und konnte inzwischen über so etwas gut hinweg sehen. Aber wenn es gegen Anna ging, war das eine ganz andere Sache. Das war eine Sache abseits des Feldes. Es wäre ihm total egal gewesen wenn die Zeitungen nachher geschrieben hätten, Fernando Torres wäre ein gewaltbereiter Asozialer, der wehrlose Leuten grundlos zusammenschlägt, oder ob das ganze rechtliche Konsequenzen gehabt hätte. Die Wahrheit hätten die doch sowieso nicht verstehen wollen und sich da irgendetwas zurechtgezimmert was ihnen in den Kram passte. Doch es ging hier immerhin um Anna und die war ihm wichtiger als sein Ruf. Der Stürmer von Atlético Madrid stoppte erst, als Anna und er an der Bar, außerhalb der unmittelbaren Reichweite von Chris, angekommen waren. Der spanische Nationalspieler sah seine Freundin besorgt an. „Alles in Ordnung?“, fragte er sie. Anna atmete tief ein und lächelte dann. „Natürlich.“ Er begutachtete sie misstrauisch. Irgendwie glaubte er ihr das nicht so ganz. Er hatte bei Tanias Hochzeit und ihrer Reaktion bei ihrem Kuss endgültig gemerkt, dass Anna nie so recht damit fertig geworden war. „Sicher? Wollen wir vielleicht lieber gehen?“, fragte der Kapitän des madrilenischen Fußballvereins. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Nein, das ist schon okay. Es ist mir doch egal ob er sich hier auch herumtreibt.“, entgegnete sie und wurde sich genau in dem Moment bewusst, dass sie es diesmal nicht nur so vor sich hinsagte, wie sie es bei all den Malen vorher gegenüber ihren Freundinnen getan hatte, sondern dass sie es tatsächlich ernst meinte. Bislang hatte sie sich anders gefühlt wenn sie Chris einmal wieder über den Weg gelaufen war. Leer und enttäuscht. Es tat ihr weh zu wissen, dass sie einmal mit ihm glücklich gewesen war. Dass sie mit diesem Mann ihr Leben verbringen wollte und gerne Kinder mit ihm gehabt hätte. Seit ihrer Trennung waren sich Anna und Chris nicht sehr oft über den Weg gelaufen, denn die Halbspanierin wusste genau welche Lokalitäten Chris gerne besuchte und konnte diese einfach meiden. Und auch er wollte Anna eigentlich nicht zu nahe kommen, schließlich waren ihre Wutausbrüche berühmt berüchtigt, wie er bereits am eigenen Leib erfahren musste. Als Anna aus Madrid mit ihrem Brautkleid zurückgekehrt war und ihn mit seinem Freund Jimmy in ihrem Ehebett erwischt hatte, hatte er Annas spanische Herkunft unsanft zu spüren bekommen. Sie hatte ihnen noch nicht mal Zeit gelassen sich anzuziehen oder irgendetwas zu sagen und direkt begonnen ihn wild fluchend abwechselnd aus einem umfangreichen Repertoire aus spanischen und deutschen Schimpfworten zu beschimpfen und mit allem was ihr in die Finger kam nach ihnen zu werfen. Während Jimmy blitzschnell Schutz unter dem Doppelbett gesucht hatte, war Chris unter einem Hagel aus hochhackigen Schuhen aus dem Bett geklettert und versuchte Anna zu beruhigen, indem er zu ihr ging und sie festhielt. Allerdings hatte das das ganze eher verschlimmert als verbessert. Das südeuropäische Temperament war mit ihr in dem Moment endgültig durchgegangen. Chris redete beruhigend auf sie ein, aber alles was er erntete war eine saftige Ohrfeige, als sie sich losriss. „Anna, bitte. Lass es mich doch wenigstens erklären.“, hatte er gebeten, aber sie hatte ihm daraufhin ohne mit der Wimper zu zucken direkt ins Gesicht gespuckt, ihm mit einem „Vete a la mierda, maricón“, geantwortet und ihn mit dem herablassendsten Blick angesehen den ihr Gesicht hergab . Dann war sie wutentbrannt aus dem Zimmer gestürmt um ein paar Sachen aus dem Wohnzimmer einzupacken. Chris hatte sich eine Hose übergezogen und war ihr gefolgt. Doch als er gerade durch die Tür getreten war, kam ihm auch schon der erste Teller aus dem Geschirrschrank entgegen geflogen. Er konnte gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen und flüchtete. Da das gute Zureden nichts half und es scheinbar auch schon zu spät war die Situation irgendwie wieder hinzubekommen war Chris ab dem Moment in die Offensive gegangen und hatte Anna seine wirklichen Beweggründe eiskalt dargelegt. Ohne Rücksicht auf Verluste gab er alles zu. Dass er sie nie geliebt hatte. Dass er sie nur ausgenutzt hatte damit seine Homosexualität nicht auffiel. Der Inhalt des Geschirrschranks und sämtliche Gläser lagen bereits um das Regal, hinter dem Chris Schutz gesucht hatte, verstreut. Als der Hagel an Gegenständen mangels Nachschub aufhörte richtete er sich auf und holte zum finalen Tiefschlag gegen seine Verlobte aus. Das sollte allerdings nicht ungesühnt bleiben, denn das nächste an das Chris sich erinnerte war, dass er in einem Krankenhausbett aufgewacht war. Anna hatte mit dem letzten verbliebenen Gegenstand, einer uralten Kristallglasvase seiner Tante Sophie, einen Treffer gelandet und Chris eine Platzwunde an der Stirn zugefügt. Da er kein Blut sehen konnte(,) war er, sofort ohnmächtig, wie ein Sack Kartoffeln(,) zu Boden gegangen. Jimmy hatte, nachdem Anna hastig ihre wichtigsten Sachen eingepackt und die Wohnung wutschnaubend verlassen hatte und er sich unter dem Bett hervortrauen konnte, den Notarztwagen gerufen und ihn ins Krankenhaus begleitet. Mit tierischen Kopfschmerzen war Chris aufgewacht und fasste sich an den Verband um seinen Kopf. Er hatte mit sechs Stichen genäht werden müssen und hatte eine Gehirnerschütterung. Nachdem Jimmy sich nach seinem Wohnbefinden erkundigt hatte, wollte dieser erst einmal Klarheit und wissen was das für eine Verrückte gewesen sei und was diese in Chris Wohnung zu suchen hatte. Ohne groß nachzudenken hatte Chris: „Meine Verlobte…“ geantwortet, was er schon im nächsten Moment bereute. Sein Freund, mit dem er nun schon seit mehreren Monaten eine Affäre hatte, wurde erst kreidebleich, dann so Puterrot im Gesicht, wie es sonst nur Uli Hoeneß bei einer Niederlage der Bayern wurde. „DU BIST VERLOBT??? MIT EINER FRAU??“, schrie er entsetzt und so laut, dass ihn die ganze Umgebung ansah. Chris seufzte genervt, „Ja. Aber nur..:“, begann er einen Satz. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Schwer gekränkt hatte sich Jimmy seine Klamotten geschnappt und Chris wortlos zurückgelassen. Er hatte nie wieder von ihm gehört. Am nächsten Morgen war Chris entgegen der Empfehlung des Arztes direkt aus dem Krankenhaus, wo er zur Beobachtung über Nacht geblieben war, zur Arbeit gefahren. Die Hoffnung, dass Anna es vielleicht noch niemandem erzählt hatte und er so den Schein wahren konnte, löste sich allerdings binnen kurzer Zeit in Luft aus. Er war noch am selben Tag aus dem Unternehmen seines Vaters, wo er ein Praktikum neben dem Studium machte, geflogen. Und seine Eltern hatten daraufhin Monate nicht mehr mit ihm gesprochen. Wegen dieses Vorfalls war es ihm lieber Anna nicht sehen zu müssen, er hatte auf alles verzichtet, solange er sie nicht sehen musste. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass Anna trotz ihres Ausrasters im Nachhinein sehr unter ihrer Trennung gelitten hatte, warum er es sich doch nicht verkneifen konnte ab und an einmal den Kontakt zu ihr zu suchen, nur um sie an seine Existenz zu erinnern. Sie hatte dafür gesorgt, dass seine mühsam errichtete heile Welt in sich zusammen fiel. Über Jahre hatte er versucht sich etwas nach außen aufzubauen, was vertuschen würde, dass er schwul war. Und er hatte Jimmy durch sie verloren. Man lebte in Deutschland zwar in einer offenen Gesellschaft in der Homosexualität eigentlich kein Problem mehr darstellte, aber für seine Eltern war es ein Problem. Er hatte von jeher die Firma seiner Eltern übernehmen sollen, aber das durfte er erst, wenn er heiratete. Das war die einzige Bedingung seiner Eltern gewesen um den Fortbestand des Familienunternehmens zu gewährleisten. Damit, dass Anna die Sache ans Licht brachte ging seine Karriere im Unternehmen seines Vaters den Bach runter. Er hatte zwar inzwischen einen gut bezahlten Job in einem Konkurrenzunternehmen seines Vaters, aber das war nicht das was er immer gewollt hatte. Er hatte den Chefsessel seines Vaters übernehmen wollen. Indem er Anna ab und an aufsuchte, versuchte er sich für das was sie ihm angetan hatte ein wenig zu rächen. Chris wollte die Genugtuung, dass ihr Leben nicht besser lief als seins. Also sorgte er einfach dafür, dass sie ihn nicht vergessen konnte und versuchte ihr das Leben auf diese Weise etwas schwer zu machen, Bis zum heutigen Abend hatte das auch immer ganz gut funktioniert, denn jedes Mal wenn Anna und Chris aufeinander getroffen waren, lief es genauso wie von ihm gewollt. Ein paar gezielte Provokationen in Annas Richtung und sie fühlte sich wieder wochenlang mies und er konnte triumphierend den Heimweg antreten. Seiner Ansicht nach hatte sie das auch verdient. Sie hätte doch ein nettes Leben an seiner Seite gehabt. Genug Geld, einen Mann mit einem guten Job, der auch noch ganz passabel aussah. Sie hätte ihr ganzes Leben lang nie arbeiten gehen müssen. Gut, auf regelmäßigen Sex hätte sie verzichten müssen. Aber waren Frauen nicht sowieso alle frigide und brauchten das nur zweimal im Jahr? Das hätte er dann sicher irgendwie noch über sich gebracht. Schließlich hätten sie seinen Eltern dann sicher noch Enkelkinder präsentieren müssen. Er war sich sicher gewesen: Sie würde nie jemand besseren finden als ihn. Anna überlegte während sie Fernando in seine dunkelbraunen, hoffnungsvoll blickenden Augen sah. Sonst hatte es sie immer irgendwie getroffen, wenn sie Chris über den Weg gelaufen war. Ja, sie hatte versucht ihn zu vergessen. Sie wollte ihn auch vergessen. Nichts lieber als das. Er hatte sie die ganze Zeit angelogen und sie nie wirklich geliebt. Aber trotzdem wusste sie auch wie schön für sie die Zeit gewesen war, als sie noch nichts von der Lüge wusste. Sie hatte ihn geliebt und ihr Leben mit ihm verbringen wollen. Sie hatte ihm vertraut und war glücklich gewesen. Deswegen tat es ihr noch immer weh, wenn Chris wieder mit dem Thema anfing. Aber heute spürte sie… gar nichts. Nicht das geringste bisschen. Nada. Keine Wut, keine Traurigkeit, keine Leere. Es störte sie nicht im geringsten Chris heute über den Weg gelaufen zu sein. Es war ihr schlichtweg egal. Seine üblichen Sticheleien waren an ihr vollkommen abgeprallt. Sie verstand nun, dass das Kapitel Chris auch endlich von ihrem Herzen aus endgültig abgehakt war. Auch und vor allem weil sie nun Fernando hatte. Der war in ihrem Leben seit jeher eine wichtige Person gewesen. Chris hatte sich immer über sie lustig gemacht, wenn sie davon berichtet hatte, dass sie Fernando kannte und davon geredet, dass all die Kindheitserinnerungen zum vergessen da seien. Fernando würde sich sowieso nicht an sie erinnern. Er hatte es einfach nie verstanden. Der spanische Nationalspieler hatte über all die Jahre immer einen besonderen Platz in ihrem Herzen gehabt. Und jetzt wo sie mit ihm zusammen war wusste sie, dass er ihr viel wichtiger war als Chris es jemals hätte sein können. Chris hatte immer gesagt er wäre der beste für sie und lange hatte sie ihm das geglaubt. Doch jetzt konnte Anna endlich beruhigt sagen, dass er es nicht war. Fernando war um Längen besser als ihr Ex. Seine Liebe war ehrlich, aufrichtig und bedingungslos. Von ihm konnte sie sicher sagen, dass er nicht nur ein Bild von ihr liebte sondern sie, so wie sie war. Mit allen Fehlern und Macken die sie hatte. Bei ihm brauchte sie sich nicht zu verstellen, sondern konnte einfach so sein wie sie war. Von oben hatten Annas Freunde das Aufeinandertreffen des einstigen Paares besorgt verfolgt. „Anna hätte dem Arsch mal richtig eine reinhauen sollen, damit er sie endlich mal in Ruhe lässt.“, stellte Nadine genervt fest. Tobi schüttelte den Kopf. „Fernando hat schon das richtige getan und sie da weggeholt. Jetzt kann sie sich erstmal sammeln. Ignorieren ist da das beste Verfahren. Irgendwann wird ihm das auch zu doof ihr hinterherzulaufen…“ Ingrid seufzte. „Ich frage mich langsam, ob sie jemals damit fertig wird was er getan hat.“ „Jetzt wo sie Fernando hat sicher. Der ist doch millionenfach besser als dieser Hinterlader im rosafarbenem Lacoste Polohemd mit hochgestelltem Hemdkragen da unten.“, verkündete Sarah überzeugt. „Chris ist jetzt doch nur zu ihr rüberkommen. weil er Fernando gesehen hat und damit feststellen muss, dass Anna auch ohne ihn leben kann. Und er auch gemerkt hat, dass es ihr ohne ihn viel besser geht als mit ihm. Ich frage mich echt wie ich Chris einmal nett finden konnte.“, murmelte Lisa. Ingrid nickte. Damals hatten sie alle Chris total gern gemocht. Er war witzig und zuvorkommend Anna gegenüber gewesen. Er hatte sie nie schlecht behandelt und war auch zu ihren Freundinnen immer nett gewesen. Bis zu dem Tag als Anna aus Madrid zurückkehrte. Ingrid hatte erst am Tag danach von Anna erfahren was passiert war. Sie war mit ihrem Verlobten Luis bei dessen Eltern in Portugal gewesen und erst am Tag danach zurückgekehrt. Zu Hause erwartete sie bereits eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter von Anna. Ingrid hatte es nicht fassen können. Die beiden waren ein echtes Traumpaar gewesen. Damit hatte von all ihren Freunden niemand gerechnet. Tobi musterte Anna und Fernando die sich unten an der Bar noch unterhielten „Findet ihr nicht, dass sie heute irgendwie viel gefasster wirkt als sonst?“ Fernando sah seine Freundin immer noch verwirrt an. Irgendwie konnte er ihr das ganze immer noch nicht so recht glauben. Das ging einfach zu schnell und problemlos. Die Halbspanierin umarmte ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Kümmer dich nicht um ihn. Ich liebe dich. Das Thema mit ihm ist wirklich Geschichte. Soll er doch sagen was er will Du bist mir viel wichtiger als er es je hätte sein können. Vertrau mir.“, flüsterte sie in sein Ohr. Der spanische Nationalspieler strich sanft über ihren Rücken. „Ich liebe dich auch.“ Anna sah ihn nun an. „Eins muss man Chris aber lassen.“, meinte sie schließlich. „Was denn?“, fragte der Spanier interessiert und gleichzeitig etwas besorgt. Die Halbspanierin löste sich aus der Umarmung und lachte. „Wäre er nicht schwul, wären wir beide heute nicht zusammen:“ Der spanische Nationalspieler war über diese Antwort erst etwas verwundert, grinste aber dann und nickte zufrieden. Von der Seite hatte er es noch gar nicht betrachtet. „Komm mit…“, sagte die Halbspanierin schließlich und hielt Fernando ihre Hand hin. Unter den verdutzten Blicken ihrer Freunde oben ging Anna mit Fernando an der Hand schließlich wieder in Chris Richtung. Der saß mit ein paar anderen Leuten an einem Tisch unweit der Bühne und unterhielt sich. Als ihm jemand auf die Schulter tippte, drehte er sich schließlich um und sah in das triumphierend grinsende Gesicht der Halbspanierin. „Was willst du denn hier?“, fragte er sichtlich verdutzt darüber, dass Anna von sich aus zu ihm herübergekommen war. „Hast du jetzt etwa doch endlich eingesehen, dass es der größte Fehler deines Lebens war mich abzuservieren?“, wollte er wissen und warf einen vielsagenden Blick herüber zu seinen Bekannten, die das ganze aufmerksam und belustigt verfolgten. Aber Anna ging gar nicht erst darauf ein sondern ging direkt zum Angriff über. „Ich wollte mich nur bei dir bedanken.“, sagte sie schließlich lächelnd. Der blonde Mann wusste nicht so recht was er darauf sagen sollte, denn er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Was zum Henker war mit Anna auf einmal los? „Kein Problem. Du weißt doch wie nett ich immer zu dir bin. Was hab ich denn tolles getan?“, fragte er immer noch ahnungslos. Anna nahm Fernandos Hand, die sie losgelassen hatte, als sie bei Chris ankam. „Wärst du keine Schwuchtel die in unserem Bett mit einem Kerl rumvögelt, hätte ich nie gemerkt was für ein großes Stück Scheiße du bist. Und ohne dich wäre ich heute nicht so glücklich wie ich es jetzt bin. Ohne deine tolle Aktion hätte ich Fernando vermutlich nie wieder gesehen und wäre erst recht nicht mit ihm zusammen.“, verkündete sie. Chris starrte seine Ex mit offenem Mund an. Anna lächelte zuckersüß. „Danke, denn er ist einfach so viel besser als du es je sein könntest.“, meinte sie, ging mit Fernando davon und ließ Chris in einem sprachlosen Zustand zurück. „Was hast du ihm gesagt?“, fragte der spanische Nationalspieler während sie die Treppe hoch zu den anderen gingen. „Sein Blick war einfach unbezahlbar.“ Anna lachte. „Ich hab mich bloß bei ihm bedankt, dass er mir ’nen Grund gegeben hat ihn abzuservieren und nun dich hab, dem Chris niemals das Wasser reichen könnte.“, erklärte sie. Der Kapitän von Atlético Madrid grinste. „Das war dann wohl ein K.O. in der ersten Runde.“ Anna lachte. „Seinem Blick zufolge würde ich sagen ja.“ Fernando wandte sich noch einmal kurz um, dann blieb er stehen und zog seine Freundin in seine Arme. „Es hat wohl mehr als gesessen. Wir werden beobachtet.“, meinte er mit spitzbübischem Grinsen. Anna wollte sich gerade umdrehen aber Fernando fasste sie sanft an der Wange und hinderte sie daran. Noch ehe sie was sagen konnte küsste Fernando sie sanft und drückte sie leicht ans Treppengeländer. Anna erwiderte den Kuss genauso und merkte wie Fernandos Hände langsam an ihrem Rücken hinab wanderten. Es war schon ein wenig gemein Chris gegenüber ihn in der Öffentlichkeit vor seinen Freunden bloßzustellen. Aber nach all den Gemeinheiten hatte er sich das inzwischen einfach verdient. Es würde ihn zwar nicht interessieren, dass Anna einen Mann küsste. Es ging einfach nur ums Prinzip. Chris beobachtete das Schauspiel etwas genervt von seinem Sessel aus. Heute war seine Aktion ja total in die Hose gegangen. Diese blöde Kuh wagte es sich jetzt doch wahrhaftig glücklich zu sein. Einer seiner Freunde meinte dann auch noch Annas Auftritt kommentieren zu müssen. Chris gab nur einen missmutigen Laut von sich, hielt die nächste vorbeikommende Kellnerin an und bestellte sich einen doppelten Jack Daniels. Anna und Fernando waren unterdessen wieder bei Annas Freunden im ersten Stock angekommen und hatten sich zu ihnen gesetzt. Die Anwesenden wollten natürlich zuerst einmal wissen, was unten vorgefallen war. Nachdem Anna ihnen das erklärt und ihre Freunde das extrem belustigt und zufrieden zur Kenntnis genommen hatten, musste Tobi doch noch einmal auf ihre vorherige Gesangseinlage zurückkommen. „Also schlechter als manche dieser Leute bei ‚Deutschland sucht den Superstar’ wart ihr auch nicht.“, erklärte er grinsend. Die Halbspanierin sah ihn daraufhin mit einem bösen Blick an. „Das ist jetzt wohl hoffentlich ein Witz.“ Tobi schmollte. „Das sollte eigentlich ein Kompliment sein.“, beschwerte er sich. Ingrid wandte sich nun an Fernando, der in der Gegend herumguckte. „Glaubst du nicht das steht morgen in der Zeitung?“, fragte sie auf Spanisch. Fernando lachte. „Sowieso. Außerdem wird das spätestens in 12 Stunden auf Youtube auftauchen.“ „Und das macht dir nichts?“ Der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „Nö. Wieso auch? Dann haben die in Spanien wenigstens auch mal was zu lachen. Auch wenn ich meist in der Öffentlichkeit stehe, kann ich mich ja trotzdem amüsieren. Und ich kann mich auch jederzeit zum Affen machen, wenn ich das will.“ Lisa nickte zufrieden. „In Spanien wissen die doch sowieso schon über Anna Bescheid.“, meinte er. „Ach?“, fragte Lisa verwirrt. „Wir wurden beim Fußballspielen von einem spanischen Reporter beobachtet.“, erklärte Anna ihren Freundinnen. Fernando lachte. „Ich warte eigentlich schon den ganzen Abend darauf, dass mein Handy klingelt und Sergio Ramos oder wer anders anruft um sich zu erkundigen, ob das wirklich wahr ist“ „Du redest mit anderen Leuten über mich?“ Fernando lachte. „Sicher doch. Irgendwen musste ich ja fragen ob du auch in das typische Schema der Spielerfrau passt.“, sagte er. „Und?“ Der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „Keine Chance. Du bist weder blond gefärbt, noch von unterdurchschnittlicher Intelligenz, noch scharf auf mein Geld.“ „So ein Pech für dich.“, stellte Anna fest. Fernando lächelte süß. „Wieso? Damit hast du 200 von 100 möglichen Punkten und ich kann dich getrost am Sonntag mit zum Finale ins Stadion nehmen ohne von dir genervt zu sein. Auch wenn die Presse vielleicht eine andere Sorte Frau an meiner Seite lieber sehen würde.“ „DU HAST KARTEN FÜRS FINALE?“, kamen direkt mehrere entsetzte Kommentare vom Tisch. Nachdem man ihm das übersetzt hatte, nickte Fernando schüchtern. „Ist das so etwas besonderes?“, fragte er verwirrt. Als Profifußballer hatte er nie Probleme gehabt für irgendein Spiel Karten zu bekommen. Timo sah ihn an und nickte heftig. „Für eine normale Person wie uns ist das unmöglich. Wir haben alle vergeblich versucht welche zu kriegen. Keine Chance. Viertelfinale, Vorrunde okay. Finale? Keine Chance.“ „Das klingt anstrengend. Ich muss nur kurz beim spanischen Verband anrufen, dann kann ich hingehen.“, verkündete er. Anna sah ihren Freund an bevor sie übersetzte. „Ich hoffe ernsthaft, dass das kein Witz ist.“ Fernando lächelte. „Natürlich nicht. Du solltest dir langsam mal überlegen wer Weltmeister werden soll. Italien oder Frankreich.“ Die Halbspanierin schmollte. „Pest oder Cholera. Ich hätte ja lieber Deutschland oder dich im Finale gehabt.“ Der Spanier lächelte. „Ich kann ja mal fragen, vielleicht lassen sie mich ja mal kurz auf den Rasen, Dann schieß ich für dich ein Tor.“ Anna schüttelte den Kopf. „Das spar dir mal auf.“ „Wofür?“ Anna sah Timo fies grinsend an und sagte den Satz dann zuerst auf Deutsch, ehe sie ihn für Fernando auf Spanisch sagte. „Für das Finale der Europameisterschaft 2008. Da kannst du unserem Timo im Finale gegen Deutschland mal zeigen, was für eine schlechte Mannschaft die Spanier sind und Deutschland zurück nach Hause schicken.“, forderte sie. Timo wollte unter dem Gelächter der Mädels protestieren, aber ehe er das konnte schaltete sich Fernando ein. „Dein Wunsch ist mir so was von Befehl. Ich besorg ihm sogar Finalkarten damit er es live mit ansehen kann.“, meinte er mit Fingerzeig auf Timo. „Das Angebot nehme ich an. Allerdings möge man mir verzeihen, dass ich dann nicht für Spanien bin.“, verkündete der Deutsche nachdem Ingrid ihn informiert hatte. Trotz der Sprachbarriere zwischen Annas Freunden und Fernando wurde es doch noch ein interessanter Abend. Alle lachten sehr viel und ließen sich von Fernando einiges aus dem Nähkästchen erzählen. Und auch er erfuhr einige interessante Dinge über seine Freundin. Zufrieden und leicht angeschwipst trank er an seinem dritten Long Island Iced Tea. Anna hatte wirklich sehr nette Freunde hier in Deutschland und er kam mit ihnen wirklich erstaunlich gut zurecht. Ob das herumgedreht genauso sein würde? Würden seine Freude sich auch so gut mit Anna verstehen? Elias und Oscar, zwei seiner ältesten Freunde hatten einige seiner Exfreundinnen gehasst. Sie waren ihnen gegenüber immer recht skeptisch gewesen. Vor allem nachdem Fernando angefangen hatte professionell Fußball zu spielen. Es hatte zwei oder drei Freundinnen gegeben mit denen sie gut zurechtkamen, aber auch einige bei denen es nicht so war. Beide waren schon lange mit Fernando befreundet, allerdings nicht so lange, als dass sie Anna kennen würden. Elias war in dem Jahr nachdem Anna nach Deutschland zurückgekehrt war in sein Viertel gezogen. Oscar kam ursprünglich aus Galizien und war noch ein Jahr später zu ihm und Elias gestoßen. Er hatte ihnen nie von Anna berichtet, auch wenn er es manchmal gerne getan hätte. Doch dazu war er zu lange sauer auf Anna gewesen und hatte zu sehr verdrängt welche Rolle sie in seinem Leben eingenommen hatte. Gegen drei Uhr morgens löste sich die muntere Runde schließlich auf. Anna und Fernando warteten vor der Türe noch auf ihr Taxi. Die anderen waren schon in Richtung Heimat aufgebrochen, da sie teilweise in der Nähe wohnten oder mit dem Auto da waren. Als Anna gerade in das Taxi einsteigen wollte, hielt sie jemand am Handgelenk fest. Schon bevor sie sich überhaupt umdrehte, wusste sie wer sie das festhielt. „Was willst du noch Chris?“, wollte sie wissen, als sie sich umdrehte. Chris, der schon betrunken war und eine ziemlich starke Fahne hatte, grinste sie an. „Noch glaubst du, dass er besser ist. Aber warten wir mal ab ob du mir in ein paar Monaten immer noch dankbar bist. Wenn er seine weiblichen Fans heimlich trifft und beglückt, während du zu Hause sitzt und auf ihn wartest.“ Anna zog unbeeindruckt eine Augenbraue nach oben. „Damit wäre er immer noch besser als du. Denn er würde wenigstens mit FRAUEN schlafen.“ Chris umfasste ihr Handgelenk fester. „Du bist dumm gewesen mich nicht zu heiraten. Du hättest alles haben können. Glaubst du etwa ernsthaft ER würde dich jemals heiraten?“, lachte er. Anna entschied, dass es die intelligenteste Lösung war auf diese Frage einfach nicht zu antworten. Sie riss sich von ihm los und stieg ins Taxi ein. „Was wollte er schon wieder?“ Anna zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Er war einfach nur betrunken.“, entgegnete sie. Fernando beließ es erst einmal bei dieser Antwort, auch wenn die ihn ganz und gar nicht zufrieden stellte. Eine gewisse Zeit später lagen beide in Annas Bett und versuchten zu schlafen. Fernando, der seinen Arm von hinten um den spärlich bekleideten Körper seiner Freundin geschlungen hatte, merkte dass Anna nicht schlafen konnte. „Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig. Anna wandte sich um und küsste ihn kurz. „Sicher. War nur alles was viel heute.“, meinte sie. Fernando nickte. „Was hat er eben gesagt?“, fragte er schließlich noch einmal nach. Anna schüttelte den Kopf „Nichts besonderes.“ Der spanische Nationalspieler bohrte weiter. „Wenn es nichts Besonderes war, kannst du es mir doch sicher sagen?“ Die Halbspanierin drehte sich um, so dass sie ihn ansah, „Wenn du unbedingt willst. Er meinte du würdest mich doch sowieso nur mit irgendwelchen weiblichen Fans betrügen und ich solle mir gar nicht einbilden, dass mein Leben so besser sei. Es wäre dumm gewesen ihn nicht zu heiraten, weil du mich garantiert nie heiraten würdest.“, erzählte sie. „Wie gesagt. Nichts besonderes.“, murmelte sie und schloss die Augen. Fernando überlegte kurz. Dann küsste er sie sanft auf die Stirn. „Ich möchte, dass du mich heiratest.“, verkündete er schließlich. Anna öffnete ruckartig die Augen „WAS?“, fragte sie verwirrt. Der spanische Nationalspieler lächelte. „Keine Bange. Nicht jetzt.“ „Aber…“ Fernando stricht leicht über ihre Wange. „Jetzt ist es sowieso zu früh dazu. Und ich weiß, dass du nach dem Reinfall nicht mehr heiraten willst. Aber wenn du es dir irgendwann einmal anders überlegen solltest und dich bereit dazu fühlst, bin ich da um dich in die nächste Kirche zu bringen.“ To be continued Kapitel 26: Reise an einen unbekannten Ort ------------------------------------------ Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 26 Reise an einen unbekannten Ort Hallo zusammen. Nach einer längeren Pause aufgrund von Lernstress geht es jetzt endlich weiter. @el_nino: Noch ist das Ende ein Stückchen entfernt ^^ @Witchy: Wird sie auch. Aber ich hatte in letzter Zeit viel zu tun. @funky-star93: Vielen Dank für diesen ellenlangen Kommentar  Das mit den zwei Frauen hab ich mir ausgedacht ;) @cell: Danke := @anii: Das ist auch der Sinn von Annas Aktion gewesen. Die Zeit war reif für eine Rache. @Taschi feat Nando: Ich glaube das hättest nicht nur du getan @Akikki: Die FF kann ich gar nicht vergessen. Mir geht es soweit gut. Bei mit ist TT inzwischen auch abgeflaut. Im Forum herrscht ja nur noch Mord und Totschlag und Zickenterror vor. Schade eigentlich Special Thanks wie immer an meinen Betaleser Kutterkoeter Rückblick: Fernando stricht leicht über ihre Wange. „Jetzt ist es sowieso zu früh dazu. Und ich weiß, dass du nach dem Reinfall nicht mehr heiraten willst. Aber wenn du es dir irgendwann einmal anders überlegen solltest und dich bereit dazu fühlst, bin ich da um dich in die nächste Kirche zu bringen.“ --- Anna lächelte. „Das Angebot ist wirklich verlockend, aber findest du nicht, du solltest dir von mir nicht so früh Ketten anlegen lassen? Wir sind seit drei Tagen zusammen. So was macht noch nicht mal der ein oder andere verrückte Hollywoodstar.“ Fernando grinste. „Ich wollte dich halt nur schon mal vorwarnen. Ich wusste doch sowieso, dass du das jetzt nicht mitmachen würdest.“ Anna zwickte ihn in die Seite und lachte dann. „Und was hättest du getan wenn ich ‚Ja’ gesagt hätte?“, fragte sie belustigt. „Du hättest niemals zugestimmt. Wir waren nicht im Calderón beim madrilenischen Derby und du hast gesagt du würdest es dir nur dann mal überlegen.“, stellte der madrilenische Fußballer fest. „Und was wenn ich meine Meinung geändert hätte?“ „Nun, dann hätte ich vielleicht ein Problem gehabt.“, erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Vielleicht?“ „Na ja, als Take That sich damals aufgelöst haben, wollten einige Mädchen sich umbringen.“, meinte er. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf und sagte dann: „Ich bezog das jetzt nicht auf pubertäre Mädels.“ Fernando zog seine Freundin in den Arm. Er wusste auch nicht so genau warum er das gesagt hatte. Es fühlte sich einfach so richtig an, obwohl er wusste wie unsinnig das nach nur drei Tagen war. Niemand konnte sagen ob das mit den beiden funktionieren würde und was sein würde, wenn in ihre Beziehung erst der Alltag einkehrte. Er als Fußballspieler war quasi dreiviertel des Jahres unterwegs und jedes zweite Wochenende auf Auswärtsspiel irgendwo in Spanien. Mal von den Reisen mit der Nationalmannschaft abgesehen. Er war sich ziemlich sicher, dass beide dieser Tatsache trotzen könnten, aber genau wissen konnte er es natürlich nicht. Vielleicht hatte er es auch nur als Trotzreaktion, zu dem was Chris gesagt hatte, gesagt. Er wollte nicht, dass Anna auf die Idee kam er würde sie nicht lieben und ihn mit irgendwelchen weiblichen Fans, die noch nicht zwei andere Spieler seiner Mannschaft oder die Anzahl seiner geschossenen Tore kannten, betrügen, so wie Chris behauptet hatte. So ein Typ war er einfach nicht. Er wollte, dass sie wusste wie wichtig sie ihm war und, dass Chris Aussagen einfach nur schwachsinnig waren. Wenn die Zeit reif wäre, hätte Fernando keinerlei Bedenken mit Anna zum Altar ihrer Taufkirche zu schreiten. Je mehr er aber drüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er das Anna eigentlich gar nicht mehr zu sagen brauchte. Sie kannte ihn und wusste was für ein Mensch er war. „Wo sollte bei uns denn ein Problem auftreten? So wie deine Eltern klangen und wie deine Freunde mich begrüßt haben, scheint von denen kein Protest auszugehen.“, erklärte er. „Und was wenn ich mich als ganz grässlich entpuppe?“ Fernando lachte. „Noch schlimmer als jetzt?“, fragte er lachend. „Na warte.“, protestierte Anna und stürzte sich auf ihn. Die Halbspanierin setzte sich auf ihn und holte mit dem Kissen mehrmals aus. Fernando verteidigte sich lachend mit den Armen. „Siehst du, das meinte ich. Du neigst zu häuslicher Gewalt! Was sollten meine Mitspieler sagen, wenn ich jeden Morgen grün und blau geprügelt zum Training erscheine?“ „Du bist fies…“ beschwerte sie sich und holte noch einmal aus. Fernando packte das Kissen dann mit der Hand. „So, genug gespielt. Ich gebe auf.“, verkündete er schließlich. Anna nickte zufrieden. „Das ist auch besser für dich.“ Fernando zog ihr Gesicht zu sich herunter und küsste sie. „Ich liebe dich.“ Anna strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das weiß ich doch. Ich dich auch.“ Der Kapitän von Atlético Madrid tippte ihr auf die Nase. „Versprichst du mir was?“, fragte er dann. „Sicher. Alles was du willst.“ „Versprich mir, dass du diesem Vollhorst von Ex-Verlobten kein Wort, von dem was er über mich sagt, glaubst.“ Sein dunkelhaariges Gegenüber küsste ihn auf die Stirn. „Das würde ich nie tun. Er ist ein Idiot und hat keine Ahnung von was er redet.“ Am nächsten Morgen wurden Fernando und Anna mal wieder unsanft geweckt. Allerdings waren es diesmal nicht Annas Eltern die den Schlaf des jungen Paares abrupt beendeten. Es war auch gar nicht die Türklingel, sondern das Telefon. Fernando öffnete ein Auge und zog seine Freundin fester in seine Arme. “Wer auch immer es ist. Er kann später noch mal anrufen.“, murmelte er. Anna gab nur einen zustimmenden Laut von sich und kuschelte sich enger an ihn. Womit die beiden jedoch nicht gerechnet hatten, war, dass es sich bei dem Anrufer um einen der hartnäckigen Art handelte. Nach fast zwei Minuten Dauerklingeln öffnete Anna die Augen und sah Fernando an. „Scheinbar ist es irgendwas wichtiges…“, grummelte sie und stand auf. Ein kurzer Blick auf das Display ihres schnurlosen Telefons verriet ihr, dass es die Nummer ihres Onkels von unten war die anrief. Wieso zum Henker rief er von unten an? Wenn irgendwas war, hätte er doch auch hochkommen können. Mit einem freundlichen „Guten Morgen“ begrüßte Anna die Verwandtschaft in der Leitung. „Guten Morgen.“, meldete sich die Stimme ihrer Tante. „Was ist los?“, fragte Anna die bereits einen merkwürdigen Unterton in der Stimme ihrer Tante herausgehört hatte. „Es ist ja wirklich sehr nett, dass du einen neuen Freund hast, Anna. Aber könnte der nicht wenigsten den Leuten vor der Türe sagen sie sollen nicht die ganze Zeit in unserem Blumenbeet herumtrampeln?“ Anna, die erst jetzt richtig wach war, fragte verwirrt nach. „Welche Leute?“ „Die, die vor der Türe stehen und wegen denen dein Onkel und ich nicht wie immer auf dem Balkon frühstücken können.“ Anna seufzte. „Ich kümmere mich drum.“, sagte sie. „Okay.“, entgegnete ihre Tante und beendete das Gespräch. „Was ist los?“, fragte Fernando. Anna seufzte. „Draußen zertrampelt wer die geliebten Blumen meiner Tante.“ Der Spanier verstand das Problem daran nicht. „Und wieso verjagen die beiden sie nicht einfach?“ Anna verdrehte leicht genervt die Augen. „Weil sie wegen DIR hier sind.“ Der spanische Nationalspieler zog eine Augenbraue nach oben. „Wegen mir?“ Anna hob ihre Klamotten vom Fußboden auf. „Scheinbar hat man herausgefunden, wo ich wohne.“ Fernando kletterte aus dem Bett. „Stehst du im Telefonbuch?“ Anna nickte. „Dann ist das klar.“ Anna setzte sich auf die Bettkante. „Und was machen wir jetzt?“ Der Spanier sah seine Freundin an und zwinkerte. „Erstmal gehen wir beide duschen und dann kümmern wir uns um die Herren unten.“ Nachdem beide die Dusche verlassen hatten, trat Anna ans Fenster und betrachtete die draußen stehenden durch die Jalousie. „Das sind aber eine ganze Menge Leute.“, stellte sie fest. Fernando trat von hinten an sie heran. „Aber nicht zu viele um mit ihnen fertig zu werden. Lass uns uns erst einmal ‚up to date’ bringen.“ Die Halbspanierin sah ihren Freund verwirrt an. „Wie?“ „Wir müssen erstmal herausfinden was sie wissen und wo was über uns steht. Und natürlich herausfinden, ob es schon ein Video auf Youtube gibt.“, verkündete er. „Wie du meinst.“, antwortete sie und wies Fernando mit einer Geste an sich auf die Couch zu setzen. Dann holte sie ihren Laptop und setzte sich neben ihn. Mit einer für Anna erschreckend gelassenen Routine öffnete Fernando den Browser und begann zu suchen. Die Halbspanierin hatte bei der Sache ein ungutes Gefühl. Einerseits war sie schon neugierig darüber, was die Zeitungen über sie schrieben, aber andererseits wäre es vielleicht auch nicht schlecht es nicht zu wissen wenn es negatives wäre. Schließlich stand sie auf um für sich und Fernando Kaffee zu machen. Ihr Freund widmete sich unterdessen den Websites. Als erstes hatte es ihn auf seine eigene Homepage verschlagen um zu prüfen ob Antonio bereits etwas hatte darauf stellen lassen. Schon innerhalb kürzester Zeit war er fündig geworden. In einem Zweizeiler hatte man die Gerüchte über eine neue Freundin an Fernandos Seite bestätigt. Man bat auch im Verständnis dafür keine weiteren Details über Anna aus Schutz von Fernandos Privatsphäre bekannt zu geben. Der Kapitän des madrilenischen Vereins seufzte. Er hätte Antonio sagen sollen nicht Annas ganzen Namen anzugeben, aber das konnte der ja nicht wissen. Außerdem ließen die nicht vorhandenen Details über Anna doch viel Raum für Spekulationen und Gerüchte. Einen Blick in das Forum seiner Website verkniff er sich allerdings. Da würden die jungen Spanierinnen sicher bereits voll und ganz damit beschäftigt sein Anna zu zerreißen. Er war sich nicht sicher ob die Sportzeitungen wie AS und Marca etwas darüber schreiben würden. Normalerweise waren die ja nun wirklich nur auf Sport fixiert. Aber manchmal hatten selbst die ihre Anfälle und meinten über Dinge die eigentlich nichts mit Sport zu tun hatten, berichten zu müssen. Das war auch hier der Fall. Es war zwar, zu Fernandos Beruhigung, keine riesige Schlagzeile sondern nur ein kleiner fast unscheinbarer Link in der Liste der Themen bezüglich der WM 2006, aber es war vorhanden. Fernando klickte darauf und musste Grinsen als er die Überschrift las „Fernando Torres Sieg Abseits des Spielfelds“ Gott, was waren die manchmal schräg. Beim quer lesen des Artikels bemerkte er, dass die Reporter der Marca schon mal nicht besonders viel über Anna wussten. Sie wussten nur wie sie hieß und dass sie Spanierin war, aber in Deutschland lebte. Über ihre gemeinsame Vergangenheit stand nichts dabei. Ja gut. Antonio hatte in die Meldung auf der Website nun nichts darüber hingeschrieben. Woher sollten die es auch wissen. Ein etwas umfangreicheres Bild bot sich Fernando auf der Website von „El País“. Dort war man darauf gekommen dass beide sich wohl schon was länger kennen mussten wenn sie mit Fernandos Eltern und ihrer Familie unterwegs waren. Aber auch „El País“ war das ganze nicht viel mehr als eine Nebenschlagzeile wert. Das beruhigte den Spanier noch etwas mehr. Anna kehrte inzwischen mit zwei Kaffeetassen in der Hand zurück ins Wohnzimmer. „Und? Hast du schon raus gefunden was die da unten wollen?“, fragte sie. Fernando schüttelte den Kopf. „Die „Marca“ und „El País“ haben zwar was geschrieben, aber ich hätte daraus jetzt kein wirklich großes Interesse an dem Thema abgeleitet.“ Anna reichte Fernando eine Tasse. „Ich denke, jetzt bleiben nur noch die Klatschmagazine.“, verkündete er nachdem er am Kaffee getrunken hatte und tippte die Adresse der Klatschzeitung „Hola“ in die Adresszeile ein. Die Seite hatte sich kaum geöffnet, schon hatte Anna sich an ihrem Kaffee verschluckt. Auf der Startseite befand sich das Foto vom Fußballspielen am Vortag. „Fernando Torres kleiner Urlaubsflirt“ in großen Lettern darüber. Und darunter „Skandalöses YouTube Video aufgetaucht. Fans fürchten um sein Ansehen.“ Fernando brach in schallendes Gelächter aus, während seine Freundin das ganze noch etwas unsicher betrachtete. Der Stürmer der spanischen Nationalelf stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch. „Keine Bange. Die schreiben gerne irgendwelchen Schwachsinn. Jeder der auch nur einen kleinen Funken Verstand hat, weiß dass das nicht stimmt.“ Anna zuckte zusammen. „Apropos Verstand. Schauen wir mal was die deutsche Zeitung mit dem höchsten Bildungsniveau sagt.“, erklärte sie und rief die Website der Bild-Zeitung auf. Auch hier fand sich in großen Lettern ein Bericht „Deutsche angelt sich spanischen Fußballstar.“ lautete die Überschrift. Fernando musterte das ganze kritisch. „Das ist das deutsche Pendant zu deiner Zeitung.“, erklärte sie ihm. „Und was steht da?“, wollte er wissen, Anna klickte auf die Überschrift und begann vorzulesen. „Was war das denn? Fernando Torres mitten in Berlin beim Fußball spielen. Einige Passanten trauten ihren Augen kaum als sie gestern Fernando Torres mit einer unbekannten Dame und zwei Kindern im Sony Center in Berlin sahen. Unglaublich! Der spanische Mädchenschwarm hat an Deutschland wohl doch seinen Gefallen gefunden und eine Schwäche für deutsche Frauen entdeckt. Die neue Frau an seiner Seite, Anna Sanchez zögerte keine Minute um ihrem neuen Freund die Ketten anzulegen und stellte ihn direkt ihrer Familie und ihren beiden Kindern, vor. Bild-Informationen zufolge hat Anna Sanchez große finanzielle Probleme. Ihre Kinder leben aufgrund von Vernachlässigung bei den Großeltern. Trotz Warnungen seiner Eltern und seines Managements vor Frauen wie Anna Sanchez hat der spanische Tor-rero es sich nicht nehmen lassen mit seiner neuen Bekanntschaft eine lange Nacht in einem der angesagtesten Berliner Clubs zu verbringen und dort zusammen mit der Frau Karaoke zu singen.“ Nach dem Satz hatte Anna keine Lust mehr weiterzulesen und lehnte sich genervt zurück. Fernando starrte entsetzt auf die Website. „Das haben die nicht ernsthaft geschrieben?“ Anna nickte. Das war doch typisch für dieses Schmierblatt, dachte sie sich. Fernando las sich inzwischen noch den Bericht der „Hola“ durch, der die Bild-Zeitung in großen Teilen zitierte. Das hatte ja noch gerade noch gefehlt. Wenn jemand über Annas Aussehen schlecht geredet hätte, hätte sie damit leben können. Aber wenn man anfing ihre Familie in den Schmutz zu ziehen, hörte der Spaß auf. „Was machen wir jetzt?“, fragte die Halbspanierin vorsichtig. Der spanische Nationalspieler lächelte. Ihn schien das ganze nicht das geringste bisschen zu beunruhigen. Dann sah er sie ernst an. „Du rufst erstmal deine Eltern an. Sag ihnen sie sollen, sollte jemand von denen bei ihnen auftauchen, kein Wort sagen und sie nur an meinen Manager verweisen.“ Anna sah ihn an. „Und was machst du bezüglich denen vor der Türe?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Musst du die Tage noch mal arbeiten?“ Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. Der Spanier nickt zufrieden. „Gut, dann pack ein paar Sachen ein. Wir machen einen Ausflug.“ „Und wohin?“, wollte sie wissen. Der Kapitän von Atlético Madrid lächelte geheimnisvoll. „Das siehst du dann. Du packst. Ich kümmere mich um das Blumenbeet.“, verkündete er. Noch ehe Anna protestieren konnte, war Fernando nach draußen auf die Dachterrasse gegangen und hatte, nachdem er die Meute aus ein paar Reportern und ein paar weiblichen Fans, gemustert hatte, die unten wartenden Personen mit einem lauten „Hey.“, kontaktiert. Alles blickte zu Fernando nach oben. „Es ist ja wirklich reizend, dass sie alle hier sind. Aber es wäre ganz nett, wenn Sie nicht im Blumenbeet der Hausbesitzer rumtrampeln würden. Sie wissen doch wie fixiert Deutsche auf ihren Garten sind.“, rief er nach unten. In Anbetracht der Tatsache, dass nur vier der unten stehenden sich umsahen und einen Schritt zurück auf dem Bürgersteig gingen, folgerte Fernando, dass es sich nur um wenige Spanier handelte. Er wandte sich um und fragte nach drinnen. „Anna, was heißt das auf Deutsch?“ Die Halbspanierin nannte ihm den Satz den er erst drei, viermal vor sich hermurmelte ehe er ihn in gebrochenem Deutsch nach unten rief. Jetzt hatte auch der Rest es so halb verstanden. „Fernando, ein Interview?“, rief einer der Reporter nach oben. Der spanische Nationalspieler schüttelte den Kopf. „Später.“, entgegnete er und ging wieder nach drinnen. Dort stand Anna grübelnd vor ihrem Schrank. Fernando hatte ihr Ziel nicht näher definiert, weswegen sie keine Ahnung hatte welche Kleidung sie einpacken sollte. Außer ihren Drogerieartikeln war der Koffer noch gähnend leer. Fernando musterte dies belustigt als er wieder nach drinnen getreten war. „Wenn du so weitermachst, brauchen wir gar nicht zu fahren.“. verkündete er lachend. Anna sah ihn kritisch an. „Wenn du wenigstens sagen würdest, ob es da warm oder kalt ist, würde es mir weiterhelfen.“ „So wie hier. Und denk dran. Wir verreisen keine Wochen. Wir wollen Sonntag zum Finale wieder hier sein. Und notfalls kann man dir immer noch was nettes kaufen gehen.“ Anna nickte. Das war eine Aussage die sie weiterbrachte. Sie packte ein paar Klamotten und zwei paar Schuhe in den Koffer. Nur kurze Zeit später stand Anna mit ihrem gepackten Koffer im Treppenhaus. Fernando küsste sie kurz, nahm den Griff von ihrem Trolley in die eine und ihre Hand in die andere Hand. „Halt dich einfach an mich.“, sagte er. Anna nickte. „Vertraust du mir?“, fragte er. „Natürlich.“ „Gut, dann hast du nichts zu befürchten.“, meinte er und öffnete die Haustüre. Sofort richtete sich eine Reihe von Kameras auf Anna und Fernando und ein paar Reporter warfen mit Fragen um sich. Fernando ging unbeirrt weiter. Anna öffnete den Kofferraum ihres Autos und ließ ihren Freund den Koffer hinein heben. Sie stieg ein, während Fernando noch einem weiblichen Fan ein Autogramm schrieb. Auf die Frage, ob das was in der Bild Zeitung über Anna Sanchez stünde denn wahr wäre, konnte Fernando sich eine Antwort nicht verkneifen. Er lachte nur und sagte: „Sie sollten nicht alles glauben was ein anderer Reporter ihnen sagt. Ich dachte immer Abschreiben würde man nur in der Schule und sie wären inzwischen alt genug nicht sämtliche an den Haaren herbeigezogenen Dinge zu zitieren. Wenn sie mir erklären können wie man mit gerade 22 zwei Kinder die dreizehn und elfeinhalb sind, haben kann, dann verdienen Sie einen Nobelpreis. Für den Rest wenden Sie sich bitte an mein Management.“ Dann stieg er ein und fuhr mit Anna davon. Während der Fahrt zu Fernandos Hotel, wo sie seine Sachen holen wollten, klingelte dann Annas Handy. Da diese fuhr und das Display die Nummer von Annas Eltern anzeigte, nahm Fernando den Anruf an. Am anderen Ende der Leitung erwartete ihn ein besorgter Luis der von einem Kollegen auf die Geschichte in der Bild-Zeitung aufmerksam gemacht wurde und sich tierisch über die Frechheit dieser Reporter aufregte. Fernando erläuterte ihm die Situation und erklärte ihm, dass er und Anna für zwei Tage aus der Stadt fahren würden damit ihre Familie und Fernandos Familie, die immer noch bei der Familie Sanchez zu Besuch war, in Ruhe gelassen wurde. Dann erklärte der Nationalspieler ihm, dass er nichts zu den Reportern sagen solle sondern nur auf Antonio verweisen solle. Dies konterte Luis mit einem „Wenn hier einer von diesem Bild-Zeitungs Fuzzis auftaucht dann wünscht der sich er wäre nie geboren worden.“ Fernando seufzte. So gut er das auch verstand, das sollten sie auch nicht tun. Nach dreimaligem Bitten ließ sich Luis dann doch noch besänftigen und auch Daniel und Carmen konnte Fernando eine absolute Nachrichtensperre abgewinnen obwohl Daniel innerlich darauf brannte seinen Freunden von Fernando zu erzählen. Inzwischen waren Fernando und Anna auch schon in Fernandos Hotel angekommen und Fernando packte seine Sachen zusammen. Ein paar Sachen würde er hier lassen aber einen Großteil des Zeugs, welches er mithatte war noch von der Reise zum Turnier. Das würde er hier sowieso nicht mehr brauchen. Anna musterte das ganze kritisch. Von ihr wollte er, dass sie nicht so viel einpacken sollte und er nahm fast seinen ganzen Kleiderschrank mit. Irgendwas stimmte da doch nicht. Irgendwie wollte Anna aber doch nur noch weg von hier. Von daher entschied sie sich nicht weiter zu fragen. In Fernandos Hotel stiegen beide schließlich von Annas Mini auf Fernandos Mietwagen um. „Wo fahren wir denn nun hin?“, fragte Anna neugierig. Fernando grinste. „Zum Flughafen.“ Anna lachte. „Da wir schon seit gut 10 Kilometern dem Schild zum Flughafen folgen hätte ich das jetzt nicht gedacht.“, schmunzelte sie. „Ich wollte wissen wo wir vom Flughafen aus hinfliegen.“ Der Spanier zuckte mit den Achseln. „Mal schauen was da auf dem Flugplan steht.“ „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du keine Ahnung hast?“ Fernando lachte. „Nö. Wir sehen dann wo es hingeht. Vielleicht nach London, vielleicht Paris. Oder Rom. Rom soll sehr schön sein.“ Anna schüttelte belustigt den Kopf. Irgendwie hatte diese planlose Flucht ins Nirgendwo etwas. Nur wenig später hatte Fernando seinen Wagen im Parkhaus geparkt und stand nun mit seiner Freundin im Terminal des Flughafens. Ein kurzer Blick auf den Flugplan eröffnete ihnen sämtliche Möglichkeiten. Innerhalb der nächsten zwei Stunden würden Flüge nach Rom, Manchester International, London, Lissabon, Barcelona, Athen. Paris und Madrid den Flughafen verlassen. Fernando sah herüber zu seiner Freundin. Er hatte nach einem kurzen Blick auf den Flugplan seinen Plan bereits bestätigt und wusste wohin die Reise gehen und wie es weitergehen würde. Aber er wollte sie bis zuletzt im Ungewissen lassen. Eine kleine Überraschung konnte ja nie schaden. „Na, wo willst du hin?“, fragte er sie schließlich. Anna überlegte. „Also ich wollte schon immer mal nach Lissabon oder nach Athen.“. Fernando schüttelte den Kopf. „Athen hat um die Jahreszeit ein extremes Luftproblem. Und in Lissabon bist du für das Spiel Samstag in Feindesland.“ Anna nickte. „Gutes Argument. Dann Rom.“ Fernando schüttelte wieder den Kopf. „Ich denke du hasst Italiener jetzt?“ Anna sah ihn von der Seite an und konnte sich das lachen kaum verkneifen. „Wieso glaube ich nur, dass du schon längst geplant hast was wir machen?“ Fernando zog sie in seine Arme und küsste sie kurz. „Weil du mich halt kennst. Ich geh uns jetzt erstmal Tickets kaufen.“, erklärte er. Anna sah ihm interessiert hinterher. Der Gedanke einfach wegzufahren ohne zu wissen wo es hingeht war irgendwie entspannend. Dieses ganze Getue der Presse ging ihr jetzt schon gehörig auf den Nerv, aber vermutlich lag das wirklich nur daran, dass das alles für sie absolut neu war. Sie würde sich bestimmt dran gewöhnen. Außerdem war das jetzt auch sicher nur die Sensationslust der Reporter. Wenn sie erst etwas länger zusammen sein würden, würde sich das sicher auch legen, schließlich waren sie nicht die Beckhams. Der spanische Nationalspieler kehrte mit zwei Flugtickets wedelnd, zurück zu seiner Freundin. „Willst du jetzt wissen wo wir hinfahren?“, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Aber die Halbspanierin an seiner Seite schüttelte den Kopf. „Ich lasse mich überraschen. Du wirst mich sicher irgendwo hin bringen wo es nett ist.“ Ihr Freund hielt ihr die Hand hin. „Wir müssen uns allerdings ein bisschen beeilen. Der Flug geht schon recht bald.“, erklärte er ihr. Die Halbspanierin ergriff die Hand und folgte ihrem Freund mit ihrem Koffer bewaffnet zum Check-In Schalter. Nachdem beide das Gepäck abgegeben hatten blieb ihnen nur noch eine gute halbe Stunde bis zum Boarding. In dieser Zeit mussten sie nur noch den Sicherheitscheck hinter sich lassen, was beide auch ohne Probleme taten. Erst als Anna an ihrem Gate stand und die Flugnummer und Ziel auf einem Bildschirm lesen konnte, fand sie heraus wo es hinging. Verwirrt sah sie ihren Freund an. An diesen Ort hatte sie von allen am Allerwenigsten gedacht. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?“, fragte sie verwirrt. Ob man an diesem Ort den Journalisten gut ausweichen könnte stand in den Sternen. Fernando nickte. „Du musst deinen Feind in seinem Land bekämpfen.“, erklärte er und zog seine Freundin mit sich durch das Gate zum Flieger. Gute zweieinhalb Stunden später landete das Flugzeug mit Fernando und Anna an Bord an Terminal 2 des Flughafens Madrid-Barajas. Gemeinsam verließ das junge Pärchen das Flugzeug. Den ganzen Flug über hatte Anna über Fernandos Gründe für einen Flug nach Madrid gegrübelt. Er hatte schon Recht. In seiner gewohnten Umgebung würde er den Journalisten sicher besser trotzen können. Aber das konnte doch nicht alles sein warum sie hier waren. Unbeachtet von den restlichen Passagieren von denen einige die beiden doch erkannt hatten, sich aber scheinbar nicht trauten nachzufragen, kümmerte sich keiner um Fernando und Anna die sich auf eine Bank neben dem Gepäckband gesetzt hatten. Fernando legte seine Arme um Anna. Diese lehnte ihren Kopf an seine Schulter, schloss die Augen und genoss es einfach bei ihm zu sein. Diese traute Zweisamkeit war leider nicht von langer Dauer denn just in diesem Moment setzte sich das Gepäckband mit einem lauten Geräusch in Gang. Mit dem Kopf auf ihrer Schulter verfolgte Fernando nun jeden Koffer der an ihnen vorbeifuhr. Bereits nach gut 20 Gepäckstücken war der erste Koffer dabei. Annas Trolley folgte ein paar Gepäckstücke danach. „Wie kommen wir eigentlich hier weg?“, fragte Anna schließlich. Fernando nahm ihre Hand und nahm sie mit sich. „Wir werden abgeholt.“ „Von wem?“ Fernando lachte „Von einem Reporter von „Hola“ natürlich.“ Anna sah ihn genervt an. „Spaß beiseite. Antonio, mein Manager holt uns ab.“ Antonio erwartete seinen Freund Fernando und dessen neue Freundin derweil bereits draußen. Er hatte natürlich die Berichte in der Zeitung gelesen und bereits den halben Tag damit verbracht irgendwelche Gerüchte zu dementieren. In seinem Büro standen die Telefone kaum still, aber es war Sommerpause. Da passierte so was immer wieder, wenn auch normalerweise wegen Transfers und nicht wegen des Privatlebens seiner Schützlinge. Schon von weitem sah er Fernando und seine Begleitung vom Gepäckband herüberschlendern. Freundlich winkte er seinem Freund und Schützling zu. Bei ihm angekommen umarmte Fernando ihn erst einmal freundschaftlich bevor er Anna und Antonio einander vorstellte. Anna musterte den Mann interessiert. Er sah nun gar nicht aus wie das was man sich normalerweise unter einem Spielerberater vorstellte. Zuvorkommend nahm er Anna ihren Trolley ab und geleitete beide, in einer Unterhaltung mit Fernando vertieft, zu seinem Wagen der im Parkhaus stand. Antonio öffnete Anna die Autotüre. Sie nahm auf der Rückbank Platz, während Fernando sich nach vorne zu Antonio setzte. Kaum waren sie losgefahren widmete Fernando sich wieder einem ernsteren Thema. „Hast du schon was neues auf meine Homepage setzen lassen?“, fragte er. Antonio nickte. „Ja, ich musste doch ein paar Details mehr hinschreiben. Du weißt gar nicht was heute morgen bei uns im Büro los war. Das Telefon wollte gar nicht mehr stillstehen. Zig Anrufe der Presse die Entweder bestätigt haben wollte dass das auf dem YouTube Video tatsächlich du bist oder ob das mit deiner kleinen „Romanze in Deutschland“ wirklich stimmt. Im Übrigen dein Video ist bereits in den Top 10 der meistgesehenen Videos heute.“ Fernando lachte. „Solche Ausmaße hatten wir nicht vermutet, nicht wahr Anna?“ Anna grinste. „Ich hatte dir gesagt du sollst es lassen weil du nicht singen kannst und das nur in einer Katastrophe endet.“ „Wer von uns beiden hat denn damit angefangen?“, fragte er zurück. „Ich nicht. Das war Tobi.“ „Aber nur weil ihr Damen irgendwelches Schindluder mit unseren Übersetzungen getrieben habt.“ Anna lächelte unschuldig. „Ich hab nichts getan.“ „Ja klar., entgegnete Fernando schmunzelnd. „Sie hat aber Recht. Ich hab dir schon gesagt, dass du nicht singen kannst Fernando.“, verkündete Antonio. Antonio betrachtete Anna im Rückspiegel. Sie sah nett aus und machte auch charakterlich auf den ersten Blick einen solchen Eindruck. Während der gut 20-minütigen Fahrt vom Flughafen zu Fernandos Haus hatte Antonio erstmals seit Wochen die Gelegenheit mit seinem Schützling über wichtige Vertragsdetails zu sprechen. Wie von Fernando verlangt hatte er bereits mit Enrique Cerezo, García Pitarch und Gil Marín telefoniert und bereits grobe Details bezüglich einer Vertragsverlängerung festgelegt. Mit großen Augen betrachtete Anna schließlich Fernandos Haus außerhalb von Madrid. Es war wie die meisten Häuser in einem Mediterranen Gelbton gestrichen. Es war definitiv eine Villa. Aber keine zu protzige. Es wirkte trotz seiner Größe irgendwie gemütlich. Fernando begutachtete grinsend die Reaktion seiner Freundin auf sein Haus. Seine Kollegen hatten teilweise größere Häuser aber Fernando war da eher praktisch. Was sollte er als Single mit 4 Badezimmern? Antonio holte das Gepäck aus dem Auto während Fernando die Türe aufschloss und seine Freundin in sein Reich führte. Erstaunt sah Anna sich um. Ihr erster Blick fiel durch die Glastüre des Wohnzimmers in den hinteren Garten mit Pool. Draußen trat man zunächst auf eine Veranda aus dunklem Holz mit einer Hollywoodschaukel. Dann ging es vier Stufen herab und man befand sich auf Rasenniveau, wo sich ein paar Meter gepflasterten Weg weiter der Pool anschloss. Absolut sprachlos versuchte Anna all diese Eindrücke erstmal zu sammeln als Antonio nach draußen zu ihr und Fernando stieß. „Das Bier, den Wein und das Grillfleisch hab ich in die Küche gestellt.“, verkündete er. Anna sah ihren Freund verwirrt an. „Erwarten wir Besuch?“, fragte sie. Fernando nickte und lächelte. „Jetzt wo ich deine Freunde kenne dachte ich wird es Zeit, dass du meine triffst.“ To be continued Kapitel 27: Fernandos Villa und Last-Minute Shopping ---------------------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 27 Fernandos Villa und Last-Minute Shopping Hallo zusammen. Schande über mein Haupt. Ich hab es dieses Jahr nur auf 2 Kapitel gebracht. Irgendwie ging es nicht voran und irgendwie bin ich selbst in den Semesterferien nicht dazu gekommen. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. @Melli24: Siehe oben @raley: Wobei es ja nur zwei Tage sind. @linn23: Ich versuche es im kommenden Jahr mal öfter zu schaffen. Irgendwann will ich auch mal fertig werden @Tani Tontanella: Das weiß ich doch. Welcher deiner zig tausend Cousins? @anii: Klein und bescheiden *gg* @funky-star93: Ich bräuchte noch nicht mal die Villa. Mir würde ein bescheidenes 2 Zimmer Apartement reichen… @cell: Jetzt musstest du sicher dreimal hinsehen. Ja du träumst nicht! Es ist ein Update! @mundmii: Es sind 8 in der Regel. Zu Fernandos Alter hatte ich dir ja schon was geschrieben @SVWerdermaus: Ich hab sie ja auch erst upgeloaded als ich schon beim letzten Kapitel war. Ich denke wenn ich das von Anfang an getan hätte wäre es anders gewesen. Aber egal. Ich freu mich über jedes Review ob es jetzt eins ist oder zehn. @El9Nino: Ich muss zugeben ich hätte dieses Video gern wenn es eins gäbe. @petiteetoile: Ja ich weiß ich weiß.  Special Thanks wie immer an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Fernando nickte und lächelte. "Jetzt wo ich deine Freunde kenne dachte ich wird es Zeit, dass du meine triffst." Anna sah ihren Freund verwirrt an. „Heute?“ Der spanische Nationalspieler nickte. „Wir haben noch knapp zweieinhalb Stunden Zeit.“, verkündete er. Seine Freundin schien das ganze scheinbar nicht so sehr zu begeistern. Vielleicht hätte er sie doch besser vorher fragen sollen. Fernando lächelte und küsste sie kurz: „Wenn du nicht willst, sag ich ihnen ab.“, fügte er dann noch hinzu. Die dunkelhaarige Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Schwachsinn. Ich bin nur überrascht. Ich hätte dir nicht zugetraut das alles zu planen ohne einmal zu telefonieren.“, meinte sie schließlich mit einem Lächeln. Fernando lachte. Während Fernando für die Flugtickets in der Schlange am Ticketschalter gestanden hatte, hatte er kurz telefoniert. Anna hatte derweil auf der Bank etwas abseits gesessen und auf ihn gewartet. Da in der Schlange am Schalter neben ihm viele Leute standen, die eine direkte Sicht auf ihn verhinderten, war es ihr gar nicht aufgefallen, dass er beim Warten telefonierte. In seiner Wartezeit hatte der spanische Nationalspieler dadurch, dass das ältere Ehepaar vor ihm sich auf spanisch darüber stritt, ob sie nun die Maschine um 16:30 Uhr nach Valencia oder doch lieber die spätere um 18:00 Uhr nehmen sollten und ob sie denn nun die XXL Sitze am Notausgang haben wollten oder nicht, genügend Zeit gehabt um bei Antonio anzurufen. Nachdem er sich bei Dolores, der Sekretärin Antonios nach deren Wohlbefinden erkundigt hatte und sich von ihr, einer rundlichen Dame mittleren Alters die ihn immer bemuttert hatte, erst einmal anhören musste wie toll sie die ganze Geschichte um ihn und Anna ja finde, wurde er zu seinem Manager durchgestellt. Dieser war erstaunt über die Tatsache, dass Fernando jetzt doch so schnell nach Hause kommen würde. „Ich hatte nicht vor nächster Woche mit dir gerechnet.“, erklärte dieser verwirrt nachdem ihm von Fernando eröffnet worden war, dass er sich auf dem Heimweg befand. „Überraschung…“, sagte Fernando dann. Sein Manager lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. „Jetzt sag mir nicht du hast deine neue Liebschaft bereits abserviert oder sie dich.“, erklärte er seufzend beim Gedanken an die ganze Arbeit die ihm diese Geschichte am heutigen Tag bereits gemacht hatte. „Wie kommst du denn darauf?“, wollte Fernando wissen. „Man weiß ja nie. Wäre nicht das erste Mal, dass sich so was schneller in Luft auflöst als man geglaubt hat.“ Der Kapitän von Atlético Madrid lachte. „Du klingst als wärst du ein Scheidungsanwalt.“ Er vernahm am Telefon ein leises Seufzen. „Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren in dem Geschäft, Fernando. Ich habe schon Pferde kotzen sehen. Spieler die sich wegen einer Frau auf einen schlechteren Vertrag einlassen, Spieler die unter dem Pantoffel ihrer Frauen standen, Fußballerehen ohne vernünftigen Ehevertrag und zig Trennungen und Scheidungen mit einem riesigen Berg an schmutziger Wäsche. Einen Monat vorher war es noch die große Liebe und einen Monat später war die Geschichte aus. Nicht, dass ich so was bei dir erwarten würde. Das waren andere Charaktere. Aber leider ist man vor so was nie sicher.“, erklärte der Manager von Bahía International. „Deswegen brauchst du dir auch keine Gedanken machen. Sie ist nach wie vor bei mir. Wir haben keinen Ehevertrag, denn wir sind gar nicht verheiratet. Und ich bringe sie natürlich nachher mit.“, erklärte der spanische Nationalspieler. „Nun gut. Und was hab ich damit zu tun? Du rufst in letzter Zeit nie aus purer Freundlichkeit an“ Fernando lächelte. „Ich hatte gehofft du könntest mich vom Flughafen abholen. Ich hab keine Lust auf einen Taxifahrer der meine Villa nicht findet und während der Fahrt dutzende dumme Fragen stellt.“, meinte er. Antonio sah auf die Uhr an seiner Wand. „Ich hab in einer halben Stunde noch einen Termin bei deinem Verein. Sieht so aus als würde Miguel de las Cuevas zu euch wechseln. Wann wärt ihr denn da?“, wollte er wissen. „Wir fliegen in 40 Minuten ab und fliegen gut 2,5 Stunden.“ Antonio nickte. Da die meisten Vertragsdetails bereits ausgehandelt waren, würde das passen. „Ich werde da sein.“ Das Paar vor Fernando machte den Anschein als könnten sie sich in näherer Zukunft doch noch entscheiden. „Sehr gut.“ „Bis gleich dann.“ „Eins noch…“, sagte der Spanier. „Was denn?“ „Kannst du noch ein wenig was Grillfleisch, Wein und Bier besorgen? Ich wollte die Jungs einladen und weiß nicht, ob wir es noch zum Einkaufen schaffen.“, fragte der spanische Nationalspieler. Antonio seufzte. „Du weißt, dass ich nicht deine Dienstmagd sondern dein Manager bin. Was kommt als nächstes? Dass ich dir Kaffee koche?“, verkündete Antonio lachend. „Nein. Das können sowohl deine Sekretärin, als auch deine Frau viel besser.“, entgegnete der Stürmer von Atlético Madrid. „Punkt für dich. Ich werde Dolores zum Einkaufen schicken. Sie freut sich ganz sicher drüber dich mit Lebensmitteln auszustatten, denn sie findet du seist in letzter Zeit arg dünn geworden und fragt dauernd ob du auch genug isst.“, erwiderte Antonio amüsiert. „Danke.“ Das Ehepaar vor Fernando hatte sich nun endgültig entscheiden können und Fernando kaufte an dem Ticketschalter noch zwei Tickets für den Flug nach Madrid. Aufgrund der WM waren Flüge nach Deutschland fast immer gut gebucht. Flüge zurück allerdings nicht. Also war es kein Problem auch so kurzfristig noch in dem Flugzeug unterzukommen. Auf dem Weg zurück zu Anna hatte er noch eine SMS, in der er seine Freunde in Madrid zum gemeinsamen Grillen einlud, versendet. Anna lächelte. „Du hättest mich aber ruhig früher einweihen können. Ich weiß gar nicht was ich anziehen soll.“, erklärte sie grinsend. Der spanische Nationalspieler schüttelte belustigt den Kopf. „Du entwickelst dich doch nicht etwa doch noch zu so einem Modepüppchen?“. „Quatsch.“ „Gut, denn das wäre eine Katastrophe. Was ganz normales natürlich. Meine Freunde sind keine Modekritiker und auch nicht von der Presse. Und es ist auch nur ein geselliges beisammen sein.“, entgegnete er mit einem Zwinkern. Sie kratzte sich verlegen am Kopf. „Tut mir leid.“ Fernando küsste sie kurz. „Willst du eine kleine Tour?“, wollte er dann wissen und wies mit dem Kopf nach drinnen. Seine Freundin nickte, woraufhin der Spanier Anna Gentleman-like seinen Arm hinhielt. Gemeinsam gingen beide wieder nach drinnen und Fernando führte seine Freundin durch sein Haus. Nachdem man die Haustüre hinter sich gelassen hatte stand man in einem Flur wo eine dunkle Marmortreppe nach oben in den ersten Stock und hinab in den Keller führte. Dem Flur rechts schloss sich ein Gästebadezimmer an, welches von der Größe her Annas Bad zu Hause bereits in den Schatten stellte. Daneben befand sich eins der Gästezimmer des Hauses. Trotz der Tatsache, dass es nur ein Gästezimmer war, war es so eingerichtet, dass man hätte glauben können, dass Fernando einen Mitbewohner habe. Durch die Türe links vom Flur gelangte man in die geräumige Küche mit Essecke direkt an einem Erkerfenster. Ein offener Durchgang aus dem Essbereich sowie die Türe geradeaus vom Flur führten in Fernandos gigantisches Wohnzimmer, welches Anna bereits ausgiebig bestaunt hatte. Der warme Gelbton der Wände und der hellbraune Parkettfußboden des Zimmers machten es ziemlich gemütlich. An der Wand hing ein Fernseher von dem Anna beim Ersten Anblick vermutete dass dieser sicher eine Bildschirmdiagonale von mindestens 1,8 Meter haben musste. Und auf Fernandos Couch konnte man locker eine halbe Fußballmannschaft unterbringen. Mit diesem roten Stoff wirkte die lang gezogene um die Ecke gehende Couch richtig einladend für ein kurzes Mittagsschläfchen. Anna ließ ihren Freund los und ging herüber zum Probesitzen. „Bei der Couch brauchst du doch kein Bett mehr:“, verkündete sie. Der spanische Nationalspieler setzte sich zu ihr. „Doch. Ich hab gern Auswahl wo ich mein Mittagsschläfchen halte.“ Die dunkelhaarige Halbspanierin sah sich weiter in dem Raum um. „Du kannst dich nicht beklagen…“, stellte sie fest. Fernando setzte ein Grinsen auf. „Doch. Der Elektriker hat eine seltsame Lampe eingebaut. Jede Woche fliegt mir hier eine Glühbirne um die Ohren.“ Sie lachte. „Wenn das alles ist was dich stört.“ „Hey, eine davon kostet 25 Euro weil das so Spezialdinger sind. Und das letzte Mal wäre ich beim Wechseln fast von der Leiter gefallen.“ „Armer Fernando. Du hast es wirklich nicht leicht im Leben. Ich bemitleide dich aus ganzem Herzen.“, sagte Anna dann kichernd. Der spanische Nationalspieler nickte zufrieden. „Gut. Dann können wir ja weiterziehen.“, meinte er und stand wieder auf. Im ersten Stock des Hauses erwartete Anna das große Badezimmer mit einer Badewanne mit Whirlpoolfunktion in einer Größe von der sie nicht einmal gewusst hatte, dass Badewannen in dieser überhaupt produziert werden. Mit der mentalen Notiz diese Badewanne in näherer Zukunft unbedingt auszuprobieren, ging sie in das angrenzende zweite Gästezimmer des Hauses. Auch dieses war sowohl in der Größe als auch in der Einrichtung so hergerichtet, dass dort getrost jemand hätte wohnen können. „Wie viele von den Betten benutzt du?“ Der Spanier schüttelte den Kopf. „Nur mein eigenes. Ich hab zwar gern Auswahl bei meinem Mittagsschlaf aber das nur zwischen Wohnzimmer und meinem Schlafzimmer.“ Anna nickte. Fernando setzte dann ein Grinsen auf. „Und nein ich hab auch keinen Harem hier. Aber wie du unschwer erkennst: Platz für Kinder ist genug.“ Die Halbspanierin sah ihn belustigt an. „Soll das eine Aufforderung werden? Ich erinnere an das was mein Vater gesagt hat.“ Der Stürmer von Atlético Madrid stockte bei dem Gedanken. „Gehen wir weiter.“, murmelte er dann. Auf der anderen Seite neben dem Bad befand sich das Arbeitszimmer. Dieses war ein relativ unspektakulärer Haufen von Aktenordnern und sonstigem Kram. Auf dem Schreibtisch aus Mahagoni thronte Fernandos zweiter Rechner und wartete auf seinen Besitzer. Von seinem Arbeitszimmer aus führte eine Türe auf den Balkon von wo aus man einen hervorragenden Blick auf den Garten hatte. Am anderen Ende des Balkons gab es eine weitere Türe die in Fernandos Schlafzimmer führte. Staunend stand Anna schließlich in Fernandos Schlafzimmer. Dieses war größer als ihre Wohn- und Schlafzimmerkombination zusammen. Einzig das Wohnzimmer unten übertraf das Zimmer noch in der Größe. Interessiert musterte Anna Fernandos Doppelbett welches sie direkt aufforderte doch dort ein kleines Nickerchen zu machen. Auf der anderen Seite des Zimmers stand noch ein bequem aussehender Sessel vor einem, auch zum Bett drehbaren, Fernsehers auf einer Konsole. Neben ein paar Regalen war jedoch gar kein Kleiderschrank in dem Zimmer zu finden. Auf Annas Frage hin, wies Fernando auf eine Tür auf der Seite mit dem Fernseher. Verdutzt betrat die Halbspanierin schließlich den begehbaren Kleiderschrank des spanischen Nationalspielers. „Sollte es mich beunruhigen, dass du mehr zum Anziehen hast als ich?“, fragte sie schließlich in seine Richtung. Der Stürmer von Atlético Madrid zuckte mit den Schultern. „Ich kann’s mir doch leisten. Einmal im Jahr räum ich darin sogar auf und gebe die Klamotten die ich nicht mehr anziehe an die Kleiderkammer.“ Sie sah sich weiter um. „Wie findest du überhaupt die Zeit hier zu putzen? Da ist man ja gerade fertig und muss wieder anfangen.“ Fernando sah sie verwirrt an. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich keine Putzfrau hab?“ Anna setzte sich auf den Sessel. „Wer weiß. Vielleicht hast du ja ’nen Putzfimmel.“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Ganz sicher nicht. Ich wasche noch nicht mal meine Wäsche selbst.“ Sie grinste fies. „Aber dich selber kannst du noch waschen? Und alleine essen und ins Bett findest du auch? Oder kommt abends noch das Kindermädchen um dir eine Gute Nacht Geschichte vorzulesen?“ Ihr Freund zog eine Schnute. „Du bist gemein. Ich koche hier sogar. Ich hab nur was gegen das Saubermachen danach. Deswegen kommt Señora Dominguez jeden zweiten Morgen und räumt hier auf, putzt, wäscht meine Wäsche und wird dafür ziemlich gut bezahlt.“, erklärte er. „Deine Sachen können wir gleich hier oben unterbringen. Dort drüben ist noch ziemlich viel Platz.“, verkündete der spanische Nationalspieler und wies auf eine leere Ecke im Kleiderschrank. Anna nickte. „Aber eins muss ich dir noch zeigen. Du wirst begeistert sein.“ So standen Fernando und seine Freundin letztendlich im letzten verbliebenen Zimmer des Hauses. Hier bewahrte der Fußballer fein ordentlich sortiert und auf Bügeln aufgehängt die Trikots seiner bisherigen Gegenspieler, welche er bislang durch Trikottausch gesammelt hatte, auf. Erstaunt sah Anna sich um. „Und ich dachte immer als Profi wäre man irgendwann so genervt von den Dingern, dass man die wegwirft oder verschenkt.“, verkündete sie. Fernando schüttelte den Kopf. „Einige von uns machen das auch so. Aber ich bin doch nicht bescheuert. So kann ich irgendwann einmal darauf zurückschauen und sehen gegen wen ich alles in meinem Leben gespielt habe. Ich versuche auch kein Trikot zweimal zu bekommen.“ Anna ging zu einem Regal und sah sich die Trikots genauer an. „Müssten die nicht irgendwann anfangen zu stinken oder hast du hier einen Luftabzug?“, fragte sie neugierig. „Ich hänge die hier doch nicht ungewaschen auf. Da ist nun wirklich die Grenze. Ich will nicht wissen wie das Trikot von Raul nach vier Wochen riecht. Mir reicht es ja schon zu wissen wie meine nach dem Spiel riechen. Wieso Fans sich so um „Matchworn“-Trikots reißen ist mir unverständlich. Meinen Schweiß will doch nun wirklich niemand riechen.“ Die Halbspanierin lachte. „Nun ja. Vielleicht ist das für manche Frauen total anturnend. So mit animalischen Urinstinkten und so.“, meinte sie. „Willst du eins von meinen getragenen Trikots?“, fragte Fernando dann interessiert. „Nein danke. Ich weiß wie die Dinger riechen, ich verzichte. Animalischer Urinstinkt hin oder her.“, entgegnete Anna. „Du weißt gar nicht was du verpasst.“ „Das kann ich mir denken.“ Fernando grinste dann. „Ich wüsste aber ein Trikot bei dem wäre dir das früher egal gewesen.“, stellte er fest. „So?“, fragte sie verwirrt. Der spanische Nationalspieler ging zielstrebig zu einem Trikot herüber und zog es hervor. Anna starrte ihn an. „Du Fiesling.“, beschwerte sie sich beim Anblick des Originaltrikots von Paolo Futre, ihrem damaligen Lieblingsspieler von Atlético. Fernando setzte ein fieses Grinsen auf. „Wieso? Wir haben zwar nie in der Liga zusammen gespielt, aber das hat mich nicht davon abgehalten ihn zu fragen ob er mir nicht das Trikot geben kann als wir mal bei einem Benefizspiel gegen die erste Mannschaft antreten durften.“, erläuterte er dann die Herkunft des Trikots. Anna begutachtete das Trikot interessiert. „Früher hätte ich dich für dieses Trikot getötet.“, sagte sie. Der spanische Nationalspieler nickte. „Ich weiß. Heute brauchst du das nicht mehr. Ich schenke es dir.“, verkündete er dann und reichte ihr das Trikot. Anna nahm ihm dieses total perplex ab. „Du bist doch verrückt.“ „Wieso? Ich weiß dass es bei dir in guten Händen ist. Du würdest es niemals bei Ebay verkaufen. So wie du Futre vergöttert hast glaube ich sogar, dass du eher dich selbst verkaufen würdest als das Trikot.“ „Das wird aber hoffentlich nie passieren.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Ganz sicher nicht.“ Nachdem Fernando und Anna die Führung durch das Haus beendet hatten, kümmerte Anna sich erst einmal darum den Inhalt ihres Koffers im Kleiderschrank unterzubringen und bestaunte das Trikot, während Fernando gut gelaunt die Lebensmittel und Getränke für das bevorstehende Grillen im Kühlschrank verstaute. Es war schön Anna hier zu haben. Auch wenn es jetzt nur für zwei Tage war. So konnte er schon mal wissen wie es sein würde wenn er Anna vielleicht für länger hier bei sich haben würde. „Was gibt es eigentlich außer Fleisch, Bier und Wein?“, fragte Anna ihn als sie in die Küche trat. Der spanische Nationalspieler zuckte erschreckt zusammen und stieß sich den Kopf an der Kühlschranktüre. Sich den Kopf reibend, drehte er sich um. „Was sollte es denn noch geben?“, wollte er wissen. Das war jetzt ja mal wieder typisch männlich. Anna setzte sich an den Küchentisch und überlegte. „Vielleicht einen Salat? Brot? Tortilla? Kartoffeln? Du kannst doch nicht nur Fleisch essen!“ Fernando seufzte. „Ich wusste die ganze Zeit, dass ich irgendwas vergessen habe.“, sagte er und stellte Anna und sich je ein Glas zu trinken auf den Tisch. Anna trank an ihrem Glas und stand dann auf. „Dann erkennst du jetzt einmal den Unterschied wenn du eine Frau im Hause hast. Wir fahren einkaufen.“ Fernando sah sie an. „Aber…“ „Kein Aber. Meine Eltern lieben es sich zwei Stunden vorher zum Abendessen einzuladen also bin ich Last-Minute Aktionen was Beschaffung und Zubereitung von Essbarem angeht, gewohnt. Wie weit ist es zum nächsten Supermarkt?“ Der spanische Nationalspieler zog eine Augenbraue nach oben. „5 Minuten mit dem Auto. Ist allerdings ein kleiner Laden. Ich denke du kannst nicht kochen?“ Anna verdrehte genervt die Augen. „Ein paar Kartoffeln in den Topf zu werfen oder einen Salat zu machen ist nicht kochen. Und eine Tortilla bekomme ich auch noch hin. Allerdings jetzt natürlich nicht Tim Mälzer Style.“ Fernando sah sie verwirrt an. „Wer ist Tim Mälzer?“ Anna schüttelte den Kopf. „Egal. Wir fahren jetzt, denn wir haben ja nicht bis übermorgen Zeit.“ „Welches Auto nehmen wir denn?“, fragte der Nationalspieler schließlich. „Wie viele hast du?“ „Vier. Ohne den Dienstwagen von Atlético.“ Anna stockte. An die Tatsache, dass Fernando genug Geld hatte sich alles doppelt und dreifach zu kaufen musste sie sich erst noch gewöhnen. „Und wie viele davon haben einen großen Kofferraum?“ „Das schränkt es ein.“, sagte der Stürmer von Atlético Madrid und nahm zwei Schlüssel vom Schlüsselbrett neben der Tür wo seine Autoschlüssel aufgereiht hingen. „Lieber die Limousine oder den Geländewagen?“, fragte er. Anna zuckte mit der Schulter. „Mir egal.“ „Egal gibt’s nicht. Du wirst ja wohl wissen was du lieber fährst.“ „Ich?“ Der Spanier nickte. „Ja wer sonst.“ „Aber wenn ich einen Kratzer rein mache?“ Fernando lachte. „Erstens bin ich gut versichert. Zweitens: Selbst wenn ich es nicht wäre, würde es mir vermutlich nicht wehtun. Aber ich kann dich beruhigen. Ich weiß warum ich dich nicht den Vanquish sondern entweder den Mercedes oder den Cayenne fahren lasse. Die sind nicht ganz so teuer gewesen.“ Anna schluckte. „Definiere nicht ganz so teuer.“ „Der Vanquish hat fast 300.000 Euro gekostet.“ Die Halbspanierin nahm ihre Handtasche. „Wenn du noch einmal sagst du wärst auf dem Boden geblieben...“, lachte sie. „Wieso? Ich sagte doch schon: Was sollen meine Mitspieler denken wenn ich mit einem Smart zum Training käme? Außerdem fahre ich gerne zügig.“ „Ich nehme den Cayenne.“, entschied sie sich dann. In der Garage angekommen musterte Anna Fernandos Autos, unter anderem den Aston Martin Vanquish und den Mercedes CLS interessiert. An seiner Stelle hätte sie sich sicher auch das ein oder andere Auto gekauft und würde nicht mit ihrem Mini umherfahren. Und der Aston Martin sah schon aus als wäre er sein Geld wert. Beim weiteren umsehen fiel ihr Blick auf Fernandos Audi A4 Cabrio. Der Spanier schüttelte den Kopf. „Du wolltest einen großen Kofferraum.“ Sie atmete kurz durch und ging zielstrebig herüber zum schwarzen Porsche Cayenne des madrilenischen Fußballers. Ein paar Minuten später kamen die beiden ohne größere Unglücke unter Fernandos fachmännischer Navigation auf dem Parkplatz des Supermarkts an. Anna war ganz verwundert gewesen wie nett das Auto zu fahren war. Gar kein Vergleich zu ihrem Mini von zu Hause. Der Supermarkt war wirklich ein kleinerer Vertreter seiner Spezies was Fernando für Anna damit begründete dass in der Umgebung relativ wenig Leute wohnen würden die günstig und viel einkaufen mussten. Viele der Bewohner des Viertels würden sich die Sachen vom Lieferservice des Ladens direkt nach Hause bringen lassen. „Das fiele mir noch ein.“, verkündete Anna und nahm sich einen Einkaufswagen. Im Supermarkt war für die Tageszeit ziemlich wenig los. Man merkte, dass man hier eher nicht in der urbanen Hektik war, die man sonst von Madrid gewohnt war. Eine Verkäuferin grüßte Fernando freundlich und hielt ihn für ein kleines Schwätzchen auf. Scheinbar kam er öfter her, dachte sich Anna. In Anbetracht der knapp bemessenen Zeit entschied sie sich dafür den spanischen Nationalspieler reden zu lassen und schon einmal die benötigten Sachen zusammen zu suchen. Zusätzlich zu dem Brot, der Aioli, den Kartoffeln und den Zutaten für die Tortilla packte sie noch einige Dinge ein. Wenn sie schon mal hier waren konnten sie auch direkt fürs Frühstück und den Rest des morgigen Tages einpacken. Sie würden nur noch einen Platz zum Fußball gucken benötigen. Als Anna zurück zu Fernando kam, musste sie erst zweimal hingucken, denn die Verkäuferin war scheinbar entweder aus „Cobra übernehmen Sie“ oder sie war ein Transformer. Sie war nämlich fort und hatte sich in einen Mann verwandelt. Unsicher ging sie die letzten paar Schritte zu ihrem Freund herüber. Der bemerkte sie und nahm ihre Hand. „Ich vermute du kennst Iker Casillas.“ Die Halbspanierin sah in das freundlich lächelnde Gesicht des Torhüters von Real Madrid und nickte. Daran würde sie sich auch erst gewöhnen müssen. Fernando kannte Leute von denen sie nicht einmal geträumt hatte diese kennen zu lernen. Im Endeffekt waren es alles nur Menschen wie sie und jeder andere. Aber irgendwie war es trotzdem seltsam. „Meinst du das reicht auch für eine Person mehr?“, fragte Fernando neugierig. Die Halbspanierin nickte. „Sicher. Wenn deine Freunde nicht jedem Scheunendrescher Konkurrenz machen können, dann müsste das passen.“, entgegnete sie. „Gut. Dann kommst du auch später noch vorbei, Iker?“, fragte der spanische Nationalstürmer seinen Kameraden. „Sicher. Einen Grillabend bei dir lass ich mir doch nicht entgehen.“ Eine gute halbe Stunde später hatte Anna es doch noch geschafft Fernando und Iker zu überzeugen nachher weiterzureden, zu bezahlen und nach Hause zu fahren, weil sie langsam mal anfangen müsste, wenn das Essen rechtzeitig fertig werden sollte. Interessiert beobachtete Fernando seine Freundin dabei wie sie die Sachen auspackte und sich direkt voller Elan ans Werk machte. Sie brachte wirklich etwas frischen Wind ins Haus. So langsam verstand er was seine vergebenen und verheirateten Mitspieler meinten wenn sie darüber erzählten wie sehr sie sich auf zu Hause freuten. „Meinst du es ist nicht noch was früh das alles fertig zu machen? Der Grill braucht doch auch noch eine Weile bis die Kohle durchgezogen ist.“, fragte er neugierig. Die Halbspanierin schüttelte den Kopf. „Nö. Ich muss mich auch noch umziehen, Ich bereite das alles nur vor. In den Backofen kommen die Tortilla und das Brot doch erst wenn das Fleisch auch auf dem Grill liegt. Es sei denn du hast neuerdings eine Schwäche für Trennkost.“ „Nicht unbedingt. Und ich glaube die anderen auch nicht.“ „Ist auch nicht wirklich toll.“ Belustigt nippte der Nationalspieler an seinem Wasser. „Du hast das mal ausprobiert?“ „Sicher hab ich das. Ich bin eine Frau. Natürlich habe ich in pubertärem Alter und vielleicht auch danach noch Diäten ausprobiert weil ich dachte ich sei zu dick. Allerdings musste ich schnell feststellen dass die „8 Pfund in vier Tagen Ananas-Trauben Diät“ leider nicht funktioniert. Außerdem sehnst du dich nach einem guten Stück Fleisch wenn du vier Tage lang nur Ananas und Trauben in sämtlichen Varianten gegessen hast.“, erklärte sie und wischte ihre Hände an einem Handtuch ab. „Ich gehe mich jetzt frisch machen und umziehen und du machst schon mal den Grill an. Unsere Gäste wollen heute noch essen.“, verkündete Anna. „Jawohl Schatz.“, entgegnete Fernando grinsend. „Wir sind noch nicht mal drei Stunden hier und ich fühl mich schon als wären wir Jahre verheiratet.“ Die Halbspanierin küsste ihn kurz und lachte. „Wir haben zwei Tage zum testen. Du musst früh genug merken auf was du dich hier einlässt. Ich bin kein einfacher Mitbewohner.“ Der Spanier nickte. „Du bist eine Frau und eine spanische noch dazu. Das liegt in der Natur der Sache.“ Die Halbspanierin gab einen zufriedenen Laut von sich, während Fernando sich in den Garten begab um den Grill anzumachen. Anna beobachtete das Schauspiel aus dem Schlafzimmer. Zu ihrer Zufriedenheit schaffte er es routiniert mit dem Grillanzünder umzugehen ohne sich selbst und das Haus abzufackeln. Anna war noch im Bad als es an der Türe klingelte. Mit einer freundschaftlichen Umarmung begrüßte Fernando seinen Freund Sergio Ramos der ein wenig früh dran war. Neugierig sah der langhaarige Abwehrspieler aus Camas in der Nähe von Sevilla sich um. „Du bist doch nicht etwa allein gekommen und wir machen ein Frustsaufen? Ich hatte mich sowieso schon gewundert, wieso du auf einmal herkommst.“ Der Stürmer von Atlético Madrid schüttelte den Kopf. „Nein. Anna ist noch oben sich umziehen.“ Dann wies er seinen Nationalmannschaftskollegen an ihm nach draußen zu folgen. „Ich hab heute den Artikel in der Hola gelesen. Scheint ja eine interessante Frau zu sein. Du solltest deine Kreditkarte gut verstecken und auf Beischlaf verzichten.“, meinte der Madridista lachend. „Auf jeden Fall scheint sie die Fantasie der Reporter anzuregen. So viel Unfug auf einem Haufen hab ich nicht mehr gesehen seit die einmal der Kronprinzessin Letizia eine Affäre mit Raul nachgesagt haben.“ Sergio lachte. „Oh ja. An den Artikel erinnere ich mich.“ Fernando warf einen prüfenden Blick auf den Grill der in der gepflasterten Sitzecke des Gartens stand und setzte sich dann in einen der bequemen Korbsessel. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel bewegte sich Anna nach unten. Sie war schon irgendwie ein wenig nervös. Bei ihren Freunden war Fernando ja nun wirklich gut angekommen. Aber würde es andersherum genauso sein? Was wäre wenn die sie nicht leiden können würden? Oder wenn Anna sie nicht leiden könnte? Die Halbspanierin atmete einfach tief durch. Das würde schon irgendwie schief gehen. Unten angekommen entschied sie sich schon einmal ein paar Getränke und Gläser mit nach draußen zu nehmen. Zunächst stellte sie fest, dass sie die Klingel eben gar nicht gehört hatte und Fernando gar nicht mehr alleine draußen war. Sie stockte kurz und ging dann nach draußen. „Ich wusste gar nicht dass schon wer da ist.“ Die beiden Fußballer drehten sich um. „Sergio hat mit vier Häusern weiter den weitesten Weg. Da muss er ja früh genug losgehen.“, erklärte Fernando mit einem Lächeln. „Dann ist es ja gut dass ich schon mal etwas Bier und Wein mitgebracht hab.“, entgegnete Anna. Der Langhaarige Defensivspieler von Real Madrid lachte. „Eine Frau die das Bier mitbringt? Heirate mich!“ Fernando sah ihn böse an. „Moooooooment. Such dir selbst jemanden.“, protestierte er. „Da siehst du mal was du an mir hast. Er kennt mich 20 Sekunden und will mich schon heiraten.“ Sie hielt Sergio ihre Hand hin. „Ich bin Anna.“ Der Defensivspieler lächelte freundlich und nahm ihre Hand. „Sergio.“ Fernando küsste seine Freundin kurz. „Du solltest aber vorsichtig sein. Sie hasst Real Madrid.“, meinte der dann und reichte seinem Freund eine Bierflasche, die dieser fachmännisch an der Tischkante öffnete. „Das tun viele. Ich habe gelernt damit zu leben.“ Anna setzte sich ihm gegenüber. „Noch ist es nicht zu spät sich von der dunklen Seite der Macht abzuwenden und auf die Seite des Lichts zu kommen.“, verkündete sie. In dem Moment klingelte es an der Türe. „Ich geh schon.“, meinte Anna. Ehe Fernando protestieren konnte, war Anna bereits unterwegs zur Türe. Sergio nippte zufrieden an seinem Bier. „Sie hält dich auf Trab. Und bei Atlético sollte man sie für die Akquise von Spielern beschäftigen. Das mit der dunklen Seite der Macht hatte ich noch nie gehört.“ „Du noch viel lernen müssen junger Padawan.“, antwortete Fernando und stocherte mit seiner Grillzange in der fast fertigen Kohle. Verwirrt über die Anzahl der draußen wartenden Personen öffnete Anna die Türe. Hatten sie draußen die Klingel überhört? Mit einem freundlichen „Hallo.“, empfing sie die dort wartenden vier Personen. „Ich hoffe ihr habt nicht zu lange gewartet. Garten und Klingel und so.“ Iker Casillas schüttelte den Kopf. „Wir sind gerade erst gekommen.“, sagte er. Einer der beiden Herren die Anna unbekannt waren reichte ihr mit den Worten „Für die Dame des Hauses. Das bist vermutlich wohl du.“ einen kleinen Blumenstrauß. Verwirrt über so viel Freundlichkeit konnte Anna die Herren nur noch kurz auffordern ihr in den Garten zu folgen. „Scheinbar haben die Herren sich draußen zu einem spontanen Botellón oder so was verabredet. Jedenfalls waren sie alle gleichzeitig da.“, verkündete Anna als sie mit Fernandos Jugendfreunden Oscar und Elias, Iker Casillas und Dani Martín in den Garten kam. Sergio Ramos sah seinen Vereinskollegen an. „Der Iker ist halt schüchtern. Er traut sich nicht allein einer Dame gegenüberzutreten.“, meinte er fies grinsend. „Der jungen Dame hier eilt immerhin ein höchst zweifelhafter Ruf voraus wie man so liest.“, erklärte Dani. „Wer weiß was der arme Iker hätte erleiden müssen. Und ich dachte immer ich hätte von uns allen das Badboy Image.“ Anna zog eine Augenbraue hoch. „Also bei meinen Freunden hast du und deine Herren Bandkollegen nur das Image total bescheuert zu sein.“, stellte sie fest. Der Sänger von El Canto del Loco brach in schallendes Gelächter aus. „Das werte ich mal als Kompliment.“ „Um genau zu sein kam Iker zum Schluss.“, meinte Elias belustigt. „Wir beide waren zuerst hier, haben aber Dani schon die Straße hoch kommen sehen als wir aus dem Auto gestiegen sind. Deswegen haben wir hier gewartet damit ihr nicht zweimal zur Tür laufen müsst.“ Anna sah die Herren an. „Solange ihr euch jetzt hier streitet wer wo wann zuerst war gehe ich jetzt das Fleisch und das Bier holen. Ich wollte heute nämlich noch was essen. Der Bordservice im Flugzeug ist nämlich auch nicht mehr das was er mal war.“, meinte sie und stand auf. Fünf Augenpaare folgten ihr als sie nach drinnen ging. „Ich würde sagen, jetzt wo die junge Dame kurz weg ist können wir mal unsere Wettschulden begleichen.“, verkündete Sergio. „Welche Wettschulden?“, wollte Fernando wissen. „Nun ja. Als wir aus Deutschland zurückkamen haben wir uns zufällig abends unten bei Manolito getroffen und nachdem wir über deine Aufgabe in Berlin geredet haben gewettet, ob du mit oder ohne Frau wieder zurück nach Spanien kommst.“ To be continued Kapitel 28: Ein Abend in Madrid ------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit   Teil 28 Ein Abend in Madrid   Rückblick   Fünf Augenpaare folgten ihr als sie nach drinnen ging. „Ich würde sagen, jetzt wo die junge Dame kurz weg ist können wir mal unsere Wettschulden begleichen.“, verkündete Sergio. „Welche Wettschulden?“, wollte Fernando wissen. „Nun ja. Als wir aus Deutschland zurückkamen haben wir uns zufällig abends unten bei Manolito getroffen und nachdem wir über deine Aufgabe in Berlin geredet haben gewettet, ob du mit oder ohne Frau wieder zurück nach Spanien kommst.“     Fernando sah verwirrt in die Runde. „Wie?“, fragte er. Iker Casillas nahm sich ein Bier, öffnete es und lehnte sich zurück. „Also eigentlich hatten Sergio und ich uns im Flugzeug zurück nach Madrid nur darüber unterhalten, dass wir relativ zeitnah mal wieder einen Besuch bei Manolito abhalten sollten. Da die anderen irgendwie alle keine Lust hatten abends irgendwas zu machen, haben wir beide das dann halt am gleichen Abend schon kurzfristig getan. Dani, Oscar und Elias waren auch da und irgendwie kam dann eins zum anderen.“, erklärte der Torhüter von Real Madrid. Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Wie man von meiner Reise und einem feucht-fröhlichen Abend bei Manolito hin zu einer Wette darüber, dass ich nicht allein wiederkomme, kommen kann erschließt sich mir trotzdem nicht.“, verkündete der Kapitän der Rojiblancos.   Nun mischte sich der langhaarige Defensivspieler aus der Nähe von Sevilla in das Gespräch ein. „Nun ja. Nachdem du mir das Foto von damals gezeigt hattest, war es doch eigentlich sonnenklar, was deine Großmutter mit diesem kleinen Urlaub bezwecken wollte.“, meinte Sergio dann. „So?“ „Wieso sonst sollte sie dich einfach so in ein Hotel in einem Land schicken, wo du dich mit niemandem unterhalten kannst, weil du weder deren Sprache noch Englisch sprichst? Mal davon abgesehen, dass du zu Deutschland keinerlei Verbindung hast. Dass da irgendwas hinter steckte hättest du dir denken können. Oder sprechen in Deutschland auf einmal alle fließend Spanisch als Fremdsprache und du hättest da nicht allein rumlaufen müssen?“   Der Kapitän von Atlético Madrid überlegte. Aus der Sicht hatte er das ganze noch gar nicht betrachtet gehabt. Aber so ganz glaubte er dem nicht. „Du kannst im Nachhinein viel behaupten. Wenn du das ganze von Anfang an durchschaut hast, hättest du mich aber warnen können.“, stellte Fernando fest. Der Defensivspieler von Real schüttelte den Kopf. „Ich dachte mir, dass deine Oma sicherlich ihre Gründe haben wird. Und wenn du es schon nicht selbst durchschaust, wollte ich ihr den Spaß nicht verderben. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du zur Suche der Frau an deiner Seite noch auf die Hilfe deiner Oma angewiesen bist, aber na ja.“. erwiderte er lachend. „Außerdem hättest du das sicherlich nicht gewollt, wenn er dich gewarnt hätte. Und ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass du es jetzt sicherlich bereuen würdest.“ Der Leadsänger von El Canto del Loco schaltete sich in die Diskussion ein. „Außerdem musste es ja nicht unbedingt diese besagte Dame sein. Man sagt ja nicht umsonst, dass deutsche Frauen sehr interessant sind und von denen gibt es in Deutschland doch einige. Da du ja inzwischen sicherlich auch dort etwas bekannt bist, wärst du da auch wenn du sie nicht getroffen hättest, nicht allein geblieben. Irgendeine blonde, blauäugige Germanin hätte dich sicherlich erweicht.“, verkündete er.   Fernando lachte. „Also eigentlich stehe ich nicht wirklich auf blond und blauäugig. Entsprechend denke ich, dass ich meinen Urlaub dann mit zwei Herren aus Valencia verbracht.“, verkündete er. Die anderen sahen ihn verdutzt an. „Es gab im Hotel noch zwei weitere spanische Gäste, die sehr nett waren“, erklärte er ihnen. Sergio sah ihn an. „Manchmal glaube ich echt, dass mit dir was nicht stimmt.“, verkündete er lachend. Der spanische Stürmer lächelte unschuldig. „Warum? Weil ich nicht so auf Groupies stehe und es dann bevorzugt hätte meinen Urlaub mit zwei Mittvierzigern aus Valencia zu verbringen?“, fragte er belustigt und nippte an seinem Bier. „Du weißt selbst wie langweilig und anspruchslos das immer ist wenn du einen Fan triffst. Es ist keine Herausforderung, wenn die Frau sich schon ausziehen würde, wenn du gerade mal „Hallo“ gesagt hast.“ Iker Casillas grinste und sah zu seinem Mannschaftskollegen herüber. „Da hat er schon ein gutes Argument.“ „Und außerdem musst du auch noch aufpassen, dass du nicht nachher im Knast landest, weil die Mädels sich älter machen und älter aussehen als sie wirklich sind.“, fügte der Kapitän von Atlético noch hinzu.   „Mal von irgendwelchen willigen weiblichen Fans abgesehen, hättest dir auch eine anständige Frau suchen können. Es gibt da nicht nur Fangirls“, meinte Sergio schließlich. Fernando lachte. „Du hast es doch eben selbst angemerkt. Ich spreche die Sprache doch gar nicht. Wie hätte ich mich dann mit einer Frau bei einem Date unterhalten sollen? Mit Hand und Fuß?“ „Die Sprache der Liebe spricht jeder.“, verkündete Dani belustigt. „Wie poetisch.“ Der Sänger zuckte mit den Achseln. „Es soll ja Frauen geben die gehen da total drauf ab, wenn du Ihnen irgendwas in einer anderen Sprache erzählst.  Selbst wenn es der Metroplan von Madrid ist. Hauptsache es ist in einer anderen Sprache und sie versteht es nicht.“, meinte er. Die anderen brachen in Gelächter aus. „Du triffst seltsame Frauen.“, entgegnete er Torwart von Real Madrid.   Fernandos Kindheitsfreund Oscar nahm einen Schluck Bier und testete das ganze direkt einmal „Nächster Halt: Sol.“, verkündete er grinsend. Sein Kumpel Elias lehnte sich an ihn. „Oh ja, sag mir mehr…“ stöhnte er grinsend. „Umsteigemöglichkeit in die Linie 1, 2 und 3. Achtung, die Station befindet sich in einer Kurve. Passen Sie auf Ihren Fuß nicht zwischen Wagen und Bahnsteig einzuklemmen.“ Elias schüttelte dann den Kopf. „Ne, das funktioniert doch nicht.“, erklärte er. „Ja, weil du verstehst was er sagt.“   Fernando kehrte dann aber zum Thema zurück. „Wer hat denn nun gewonnen?“ Iker Casillas schüttelte den Kopf. „Ich nicht. Ich dachte du würdest sogar deinen Urlaub abbrechen, weil du dich zu Tode langweilst.“. Fernandos Freund Elias brachte dann Licht ins Dunkel. „Sergio und Dani haben beide gesagt dass du mit Begleitung wiederkommst. Allerdings hat Dani doch eher auf eine andere deutsche Frau spekuliert.“ Dani lachte. „Ich dachte du magst blond und blauäugig…“, verkündete er. „Nachdem du mir am Tag nach dem Treffen die Mail geschickt hattest, wusste ich aber schon, dass ich die Wette nicht gewinnen würde.“ , fügte Oscar hinzu. Der Spanier stand auf, ging zum Grill herüber und stocherte noch einmal mit der Grillzange in der Kohle. „Ihr scheint eine interessante Meinung von mir zu haben, dass ihr direkt glaubt ich sei nicht in der Lage jemanden wieder zu sehen ohne sie direkt mitzubringen bzw. einen Urlaub zu machen, ohne mir eine Frau anzulachen.“ Sergio lachte „Du hast schon Recht. Aber vielleicht haben wir drauf gewettet, weil es gerade so untypisch für dich wäre? Stille Wasser sind ja nun meist ziemlich tief und dreckig. Ich hab am Anfang auch nicht geglaubt, dass ich Recht behalten würde.“   „Und was hast du jetzt gewonnen?“, wollte der Kapitän von Atlético Madrid wissen. „Da unser finanzielles Polster sich doch etwas voneinander unterscheidet haben wir es bei 50 Euro pro Person belassen.“   Derweil hatte Anna drinnen zunächst in allen Schränken der Küche und des Wohnzimmers nach einer Vase für die Blumen gesucht, den Backofen angeschaltet und das Fleisch sowie das Geschirr auf ein Tablett gestellt. Der erste Eindruck von Fernandos Freunden war doch ganz positiv. Auf den ersten Blick schienen sie wirklich nett zu sein. Der Halbspanierin war immer noch etwas unwohl bei dem Gedanken, dass sie mit so vielen berühmten Persönlichkeiten zusammen sitzen würde, schob das ganze aber beiseite. Für Fernando waren das Freunde wie Ingrid und die anderen es für sie waren. Sie atmete einmal tief durch, nahm sich das Tablett und ging wieder nach draußen.   Dort angekommen hatten die Jungs inzwischen ihre Wettschulden beglichen ohne dass die Halbspanierin etwas davon mitbekommen hatte. Fernando brachte nun das Fleisch auf dem Grill unter und setzte sich dann in den Korbsessel neben Anna und nahm sich noch ein Bier. „Worauf trinken wir?“, fragte er. Dani nahm sein Weinglas. „Auf euch natürlich. Du solltest öfter in Urlaub fahren und eine Frau mitbringen. Deine Grillpartys gewinnen dadurch doch um einiges an Qualität.“, meinte er lachend.   Oscar nippte an seinem Bier. „Eine Frage hab ich aber. Auf deiner Website steht ihr kennt euch aus eurer Kindheit. Das ist auch das, was du in deiner E-Mail an uns geschrieben hast. Aber wenn ihr euch schon aus dem Kindergarten kennt, wie kommt es dann, dass wir uns nicht kennen? Schließlich haben wir in der Nachbarschaft gewohnt.“ Der spanische Nationalspieler sah seine Kumpels an. „Ihr habt euch um ein paar Monate verpasst. Anna ist nach Deutschland gegangen kurz bevor ihr beide hergezogen seid.“     Der jüngere von Fernandos Freunden musterte Anna noch einmal interessiert. „Sie ist das Mädchen mit dem Zopf!“, stellte er dann fest. Sowohl Fernando als auch Anna sahen verwirrt zu ihm herüber. „Wie?“, fragte Anna dann. Oscar lachte „Ich hab dein Foto mal vom Kaminsims geschossen.“ Fernando überlegte und lachte dann auch.   Fernando, Oscar und Elias hatten an dem Nachmittag im Hinterhof des Hauses seiner  Oma Fußball gespielt. Da es schon einmal vorgekommen war, dass Fernando mit einem etwas zu festen Schuss die Scheibe des Küchenfensters zerschossen hatte, hatte Fernandos Großmutter seitdem das Fenster zur Küche und zum Wohnzimmer immer geöffnet, wenn ihr Enkel mit seinen Freunden draußen spielte. So kam es, das ein Schuss von Oscar von Fernando so abgefälscht wurde, dass er genau durch das Wohnzimmerfenster nach drinnen flog. Von drinnen ertönte sofort eine spanische Schimpftirade. Nachdem die Jungs sich zunächst beratschlagt hatten wie sie Fernandos Oma entgegentreten wollten, gingen alle drei – Fernando zuerst – mit gesenktem Kopf nach drinnen, um sich anzusehen was sie denn getan hatten. Dort wurden sie von Fernandos Oma erwartet, die einen kaputten Bilderrahmen in der Hand hielt. Fernando hatte das Bild sofort erkannt. Schuldbewusst entschuldigten sich die drei nachdem sie die obligatorische Predigt darüber erhalten hatten doch bitte künftig etwas besser aufzupassen, wenn sie im Hof Fußball spielen. „Wenigstens haben wir das richtige Bild getroffen…“, hatte  Fernando dann beim hinausgehen verkündet. „Wer ist das auf dem Bild?“, fragte Oscar neugierig. „Niemand.“, antwortete der junge Nationalspieler dann.   „Dass du dich daran noch erinnerst…“ , meinte Fernando amüsiert. „Naja der Wutanfall deiner Oma hat sich in meinen Kopf eingebrannt.“ „Apropos Oma, wir sollten meiner Morgen mal einen Besuch abstatten, oder?“, verkündete Fernando und sah seine Freundin an. „Klar. Ich denke in Anbetracht der Tatsache, dass sie das ganze aufgesetzt hat ist das Pflicht.“   „Fernando hat mir geschrieben du wärst eine ganz passable Fußballspielerin.“, verkündete Sergio. Anna nippte an ihrem Bier. „Fernando übertreibt.“, entgegnete sie. Der legte seinen Arm um sie. „Du weißt, dass das nicht stimmt. Man hat dich nicht ohne Grund damals in die spanische Nationalelf eingeladen.“ „Du warst bei der Nationalmannschaft?“, fragte Dani beeindruckt. „Nur in der U16. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen.“ „Und du spielst auf welcher Position?“ „Offensives Mittelfeld, Rechts.“ „Sie hat vor kurzem ein sehr schönes Tor aus der Distanz gemacht.“, erklärte der spanische Nationalstürmer stolz. Anna lächelte unsicher. Es war ihr ganz und gar nicht recht wie er über sie redete. Er weckte Erwartungen an sie, die sie nicht erfüllen konnte. „Weil du mir gesagt hast, wie ich vorgehen sollte.“ „Aber du hast ihn reingemacht. Ich denke du hättest kein Problem hier ein Team zu finden um ein bisschen zu spielen. Du bist nicht so schlecht wie du sagst.“ Sie gab Fernando einen bösen Blick um ihm deutlich zu machen, dass sie über das Thema nicht sprechen wollte.   „Du könntest dich bei den Real Madrid Damen bewerben.“, schlug Sergio grinsend vor. „Eher würde ich gar nicht mehr spielen.“, entgegnete sie. „Immer dieser Hass auf Real Madrid. Was haben wir euch Rojiblancos eigentlich getan?“ „Ihr existiert. Geh du einmal Montagmorgen in die Schule in eine Klasse mit 28 Real Madrid Fans.“ „Oder in eine bei einen 29 von 30 Leuten noch nie von Atlético gehört haben.“, fügte Anna hinzu. Die Diskussion wurde vom Piepen von Annas Handy unterbrochen, dessen Countdown-Funktion sie darauf hinwies, dass die Tortilla im Ofen fertig zu sein schien. Während die Halbspanierin nach drinnen ging um sich um den Ofen zu kümmern, drehte Fernando das Fleisch auf dem Grill um.   Mehrere Stunden und mehrere Gläser Wein, Bier und Ponche Caballero später verabschiedeten sich die Gäste von Fernando und Anna. Die Halb-Spanierin musste zugeben, dass es ein toller Abend gewesen war. Fernandos Freunde, sogar die Madridista, waren richtig nett und überhaupt nicht so abgehoben wie man sich den x-beliebigen Fußballspieler vorstellte. Sie hatten viel Spaß gehabt und unglaublich viel gelacht. In Madrid war es so angenehm warm, dass sie den ganzen Abend hatten draußen sitzen können ohne dass es ihnen kalt wurde. Nachdem sie gemeinsam die Gläser und das Geschirr nach drinnen geräumt und draußen noch ein wenig aufgeräumt hatten, ließ sie sich auf das geräumige Sofa im Wohnzimmer fallen. Ein Blick auf die Uhr verriet Anna, dass es schon nach vier Uhr morgens war. Erstaunlicherweise war sie noch nicht richtig müde. Sie drehte sich auf die Seite und beobachtete ihren Freund dabei, wie er grinsend eine SMS tippte.   „Ungeduldige Zweitfreundin?“, fragte sie amüsiert. Der Spanier lächelte unschuldig. „Sicher. Ich muss doch alle vorwarnen, dass sie nicht unangemeldet vorbeikommen und mich nackt in meinem Bett erwarten sollen.“ Sie grinste. „Ein guter Ratschlag. Wie viele Leute haben denn einen Schlüssel zu deinem Haus?“ Fernando überlegte kurz. „Meine Eltern, mein Bruder, Antonio und meine Putzfrau.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“, erklärte sie und machte eine Geste, um ihn dazu anzuregen zu ihr auf die Couch zu kommen. Der Spanier setzte sich neben sie und strich über ihren Kopf. Anna setzte sich aufrecht hin und küsste ihn kurz. „Ich mag deine Freunde.“ Fernando lächelte. „Das freut mich.“ Dann setzte sie aber ein Grinsen auf. „Allerdings bin ich jetzt auch froh, dass sie weg sind. So haben wir ein wenig Zeit für uns.“, sagte sie und legte ihre Arme um ihn. Fernando küsste sie erneut kurz. „So verlockend das Angebot auch ist, wir haben jetzt noch was vor.“ „Bitte was?“, fragte sie verdutzt. „Es ist kurz nach vier am Morgen. Wo wollen wir jetzt denn hin? Du kannst doch gar nicht mehr fahren.“ „Das weiß ich. Du solltest dir ein paar bequemere Klamotten und Schuhe anziehen. Wir haben noch fünf Minuten bis das Taxi da ist.“ „Aber…“ Fernando lachte. „Kein Aber. Auf!“   Anna ging sich im Schlafzimmer kurz umziehen. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam war Fernando nicht mehr alleine dort. Bei ihm stand ein älterer Herr in Jeans und Hemd den sie irgendwo her kannte. Sie wusste nur nicht woher. Fernando lächelte sie an. „Anna, das ist Santi.“ Der Spanier begrüßte Fernandos Freundin im traditionsgemäß mit einem Kuss rechts und links auf die Wange. „Verrätst du mir wo wir hinfahren?“, erkundigte sie sich, aber Fernando schüttelte nur den Kopf. Stattdessen verband er ihr die Augen und führte sie nach draußen zum Auto.   Die Zeit im Wagen kam Anna vor wie eine Ewigkeit. Dadurch, dass sie nichts sehen konnte hatte sie keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war. Die Dunkelheit in Verbindung mit den paar Drinks die sie vorher hatte machte sie müde. Gerade als sie soweit war sofort einzuschlafen, merkte sie wie der Wagen anhielt und Fernando nur kurze Zeit später ihre Hand ergriff, um ihr aus dem Wagen zu helfen.   Ein frischer Wind wehte wo immer gerade beide standen. Die Geräusche der vorbeifahrenden Wagen ließ sie schnell wissen, dass sie an einer Hauptverkehrsstraße stand. Der gedämpfte Ton herum hörte sich an, als stünden sie in einem Tunnel. Sie überlegte kurz und kam sofort darauf welcher Tunnel es war, denn diesen würde sie von überall her erkennen. Sie war schon etliche Male auf dem Fußgängerstreifen durch den Tunnel gegangen. Sie hörte wie eine Stahltür vor ihr geöffnet wurde und Fernando führte sie dann drei Schritte weiter, bevor er sagte: „Vorsicht, Stufe.“ Anna ging die Stufe hinauf und blieb stehen, da Fernando hinter sie getreten war, um die Augenbinde zu entfernen. Anna blinzelte wegen des nun auf die einstrahlenden Lichts, aber sie wusste sofort wo sie war. Fernando hatte sie zur Puerta 0, dem Eingang Nummer 0, der in die Kabinen und auf die Ehrentribüne ihres Stadions, des Estadio Vicente Calderón, führte.   Der Spanier lächelte sie von der Seite an. „Willkommen im Calderón.“ Verdutzt sah sie ihren Freund an. „Es ist mitten in der Nacht?!“ Fernando nickte. „Ich weiß. Aber das ist die perfekte Zeit für eine Privatführung.“, sagte er, nahm sie an der Hand und führte sie die Treppe hinunter. Unten angekommen stand Anna nun im Eingangsbereich des Stadions. Von der Stadionführung die sie einmal gemacht hatte wusste sie, dass auf der rechten Seite hinter dem Rolltor der Presseraum des Stadions lag. Fernando führte sie aber nach links in die Kabine des Teams und von dort aus in den Spielertunnel, wo die Spieler vor dem Spiel immer darauf warteten die Treppe nach oben zu steigen sobald die Hymne des Clubs im Stadion erschallte. Vom Fuß der Treppe aus schaute Anna nach oben und sah kein Flutlicht, hörte keine Zuschauer, sondern sah nur Sterne und die gedimmte Notbeleuchtung des Stadions.   Oben angekommen schaute sie sich überwältigt von der Ruhe des weitläufigen Stadions um. Sie sah die leeren Ränge, die leeren Bänke und den Rasen in nächtlicher Stille. Es war wunderschön. Sie liebte diesen Ort. Anna zog ihr Schuhe aus und ging über den taunassen Rasen bis zum Mittelkreis von wo sie einmal ins leere Rund des Stadions schaute. „Das Stadion ist wunderschön bei Nacht, nicht wahr?“ Anna nickte nur, immer noch sprachlos. Das Calderón war ein Stadion, das schon in die Jahre gekommen war. Bei Tag konnte man dies immer hervorragend sehen. Es machte ihr nichts aus, im Gegenteil sogar, denn der Zustand des Calderón versprühte ein Flair, was sie sonst nirgendwo sah. Aber bei Nacht wirkte das Stadion in seiner Stille und Dunkelheit wie in vergangenen Zeiten. „Komm, ich zeig dir meinen Lieblingsplatz,“, erklärte Fernando und nahm wieder ihre Hand. Zielsicher bewegte Fernando sich auf die nicht überdachte Tribüne des Stadions zu und begann die Treppen hinauf in den Oberrang zu steigen. Dort angekommen ging Fernando in Richtung der Südkurve und dann hinauf bis zu einem Platz in der viertletzten Reihe des Segundo Anfiteatro und setzte sich dort hin. Anna ließ sich neben ihm nieder. So richtig konnte sie noch nicht sagen was das Besondere an diesem Platz war. Wenn sie da war, saß sie in der Regel irgendwo im Unterrang unter ihnen, in der Nähe der Eckfahne an der bei jedem Spiel in Erinnerung an das Doblete 1996 ein Strauß rot-weißer Blumen niedergelegt wurde. Fernando bemerkte ihr zögern und legte den Arm um sie. „Du wirst gleich sehen wieso.“, verkündete er.   Fernando sollte Recht behalten, denn nur Minuten später, als über Madrid die Sonne aufging und die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf die gegenüberliegende Seite des Stadions fielen und die rot-weiß-blauen Sitze im Stadion ein wunderschönes Licht tauchten, während der andere Teil des Stadions noch im Schatten lag, wusste Anna genau wieso dies sein Lieblingsplatz war. Der spanische Nationalspieler legte seinen Arm enger um sie und zog sie an sich, während beide schweigend den Sonnenaufgang beobachteten. „Ich liebe dich.“, flüsterte er.   To be continued.   Noch 2 Teile bis zum Ende ;)       Epilog: Das nächste Finale -------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Epilog Es war der 29. Juni 2008 22:35 Uhr im altehrwürdigen Ernst-Happel-Stadion in Wien als Schiedsrichter Roberto Rosetti in seine Trillerpfeife blies und das Finale der Europameisterschaft 2008 beendete. Schluss… Aus… vorbei…Die Kommentatoren im spanischen Fernsehen, im spanischen Radio und die Fans vor Ort und überall in Spanien konnten ihr Glück kaum fassen. Spanien war Europameister! Auf dem Rasen stürmten 23 Fußballspieler und eine ganze Horde an Mannschaftsbetreuern, Trainern und Co das Spielfeld, um gemeinsam miteinander zu feiern und die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit endlich nach Hause zu tragen. Endlich hatten sie es geschafft. Eine riesige Menschentraube bildete sich um den Torschützen des Tages, der die deutsche Nationalmannschaft in der einen Aktion die zum Endstand führte, hatte alt aussehen lassen. Als die Spieler kurze Zeit später mit dem Pokal in der Hand und den Medaillen um den Hals ihre Ehrenrunde im Stadion drehten, sah Fernando hoch zur Tribüne und lächelte als er seine Freundin stilecht mit einem Bier in der Hand auf der VIP-Tribüne neben der Frau von Mittelfeldspieler Ruben De La Red entdeckte. Sergio Ramos klopfte ihm von hinten auf die Schulter und grinste. „Wer auch immer sagt, dass Niederlagen das Gewinnen am Ende nur umso schöner machen, hatte Recht“, verkündete er. Fernando nickte zufrieden und beobachtete seine Freundin. Als er damals 2006 deprimiert in der Kabine gesessen und den Brief seiner Großmutter in der Hand gehabt hatte, hatten ihn die Worte lediglich ein bisschen aufgebaut. Aber wenn er die Situation rückwirkend noch einmal betrachtete, war diese Niederlage es wert gewesen und seine Großmutter hatte Recht gehabt, dass er auch an sein Leben abseits des Feldes denken musste. Er erinnerte sich noch als wäre es gestern gewesen, als er Anna nach all den Jahren in Berlin wiedergesehen hatte, wie sie beide ihre Tour während der WM 2006 durch die deutsche Hauptstadt gemacht hatten und wie sie schließlich in Madrid im Estadio Vicente Calderón den Sonnenaufgang verfolgt hatten. Fernando wusste nicht mehr wie lange sie dort im Stadion gesessen hatten, aber der Moment damals hatte ihn zuletzt davon überzeugt, dass er sie in Madrid und somit an seiner Seite brauchte. Als beide später zum Besuch zu seiner Großmutter, die sich maximal erfreut über den positiven Ausgang ihres Plans zeigte und beide zur Feier des Tages mit selbstgemachten Tapas gemästet hatte, gefahren waren, hatte er Anna in ihr altes Baumhaus entführt. Beide waren definitiv zu groß für den kleinen Holzverschlag im Baum geworden, aber irgendwie schafften sie es doch hinein. Das war der Moment an dem Fernando sich ein Herz gefasst hatte und sie, trotz der Tatsache, dass sie beide erst wenige Tage zusammen waren, bat zu ihm nach Madrid zu ziehen. Anna war zunächst skeptisch gewesen und hatte sich Bedenkzeit erbeten. Der spanische Fußballer konnte das nachvollziehen, denn schließlich war das worum er sie bat nichts anderes als die Bitte ihr gesamtes Leben in Deutschland von einem Augenblick auf den Nächsten hinter sich zu lassen und in Spanien mit ihm neu zu starten. Im Endeffekt hatte sie, unter der Bedingung ihr Leben in Deutschland noch in geordneten Bahnen beenden zu können, zugestimmt. Da in Deutschland doch mehr Dinge abzuwickeln waren als sie sich erhofft hatten, hatte das ganze doch länger gedauert als geplant. Sie musste eine Uni in Madrid finden, an der sie ihr Studium fortsetzen konnte, die Wohnung in Deutschland loswerden. Nach knapp vier Monaten wöchentlichen des Hin- und Her Pendelns zwischen Madrid und Berlin war sie dann aber doch final in die spanische Hauptstadt gezogen und seitdem stets an seiner Seite. Inzwischen hatte sie hatte ihr Studium beendet und ließ es sich, trotz der Tatsache dass sie nun offiziell des Status der Spielerfreundin hatte und es absolut nicht nötig war, es sich nicht nehmen zu arbeiten. Auch wenn sie inzwischen zu einigen der Freundinnen und Frauen seiner Teamkameraden eine gute Beziehung aufgebaut hatte, wollte sie sich nicht nur mit Shopping und ähnlichem befassen. Im Calderón verweigerte sie sich bis dato immer noch erfolgreich einem Platz auf der VIP-Tribüne und stand stattdessen lieber inmitten der anderen Fans auf den blauen Plastikstühlen des Estadio Vicente Calderón und aß in der Halbzeit ihren Bocadillo de Calamares statt den Häppchen im VIP-Bereich. Ein Fakt den insbesondere die Atlético Fans sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen hatten und sie wie eine von ihnen behandelte. Auch die madrilenische Presse war irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass Anna keine der üblichen Spielerfrauen war, und ab da mehr oder weniger in Ruhe gelassen. Seine Teamkameraden die ihm immer gesagt hatten wie toll es wäre nicht in die Einsamkeit einer Single-Wohnung nach Hause zu kommen, hatten voll und ganz Recht gehabt. Sein Leben hatte eine hervorragende Entwicklung genommen. Er liebte Anna immer noch so wie zu dem Zeitpunkt als sie damals zusammen gekommen waren. Und er war sich sicher, dass es von ihrer Seite genauso war. Die Ehrenrunde kam irgendwann vor der VIP-Tribüne erneut zum Stehen und einige seiner Mannschaftskameraden zogen los, um ihre Frauen und Kinder aufs Feld zu holen. Fernando war nie so der Mensch gewesen, der seine Familie und Anna in die Öffentlichkeit drängte, entschied sich zunächst dagegen und machte stattdessen erst einmal ein paar Fotos vom Stadion und von seinen Teamkameraden, die ihm ihre Kameras und Handys entgegenstreckten um ein Foto zu kriegen. Er posierte gerade mit dem Pokal für einige Bilder der Pressefotographen als Ruben De La Red ihm von hinten auf die Schulter tippte. „Findest du nicht, dass du dir die Aufmerksamkeit heute sogar verdient hast?“, fragte er amüsiert. Der Torschütze des Tages sah ihn verwirrt an. „In wie fern?“ „Ich weiß, du hältst Anna ja bevorzugt aus der Öffentlichkeit raus, aber meine Güte Fernando. Heute hast du dir die Aufmerksamkeit verdient. Geh hin und hol dir deine Belohnung!“, verkündete er, nahm Fernando den Pokal ab und schubste ihn leicht aber bestimmt in Richtung der Bande. Fernando wusste, dass Ruben irgendwie schon Recht hatte. Was sollte es? Luis würde sich den Zeitungsartikel sicher ausschneiden und Jesús würde das Bild eingerahmt in seiner heiligen Atlético Ecke aufhängen. Er atmete einmal tief durch, sah zu Sergio Ramos, nickte und ging los. Mit Leichtigkeit sprang Fernando über die Bande und nahm die Treppe zwischen sich ihm hinstreckenden Händen anderer Zuschauer hoch zur VIP-Tribüne, wo seine Freundin ihn bereits erwartete. Ehe Anna auch nur ein Wort des Glückwunsches aussprechen konnte, hatte Fernando sie in seine Arme gezogen und sanft geküsst. Er löste sich aus dem Kuss, nahm ihre Hand und zog sie mit sich herunter zum Spielfeld. „Glaubst du, dass das eine gute Idee ist?“, fragte sie während sie ihm langsam folgte. Er wandte sich kurz um und lächelte. „Absolut.“ Unten angekommen, sprang er genauso leicht über die Bande wie vorher. Er wollte er dann über die Bande helfen, aber sie schüttelte den Kopf und hielt ihm lediglich ihr halbvolles Bier hin welches er festalten sollte. Als ehemalige Fußballspielerin war sie so oft über Banden gesprungen, dass sie das auch allein hinkriegte. Fernando nahm einen kräftigen Schluck aus dem Plastikbecher und nahm seine Freundin wieder an die Hand. Anna nutzte die ersten Sekunden auf dem Feld dazu die Atmosphäre aufzunehmen. Sie selbst hatte immer nur unterklassig und vor maximal 100 Leuten gespielt. Hier waren zehntausende. Sie kannte die Atmosphäre immer nur von der anderen Seite und hatte sich stets gefragt wie es sein musste, als Spieler hier zu stehen. Und es war imposant. Sie sah sich zwischen den Spielern und ihren Familien sowie den Betreuern um. Das Ganze war irgendwie surreal. Iker Casillas kam schließlich, nachdem sie zig Bilder mit Fernando gemacht hatte, auf sie zu und holte sich eine Siegesumarmung ab. Genauso Ruben De La Red und David Silva. Sie mochte die Mitspieler von Fernando, auch wenn einige von ihnen bei Vereinen spielten, die in ihrer Sympathieskala stark im negativen Bereich waren. Derweil hatte Fernando sich herüber zu Sergio Ramos begeben, der ihm den Pokal und einen grünen Umschlag in die Hand drückte. „Du bist sicher, dass du das jetzt tun willst?“ Fernando lächelte unsicher. „Nicht so ganz…Aber sie sagte immer es müsse das madrilenische Derby sein. Ich hoffe das hier kann damit mithalten“, sagte er. Zielsicher ging Fernando mit dem Pokal in der Hand zurück zu seiner Freundin und ließ noch ein paar Fotos von beiden mit dem Pokal von einem der Teambetreuer machen. Dann grinste er sie an. „Ich glaube wir haben noch etwas offen…“, verkündete er dann. Anna sah ihren Freund fragend an. Der spanische Nationalspieler antwortete nicht, sondern zog nur einen grünen Umschlag unter seinem Trikot hervor. Anna sah auf den Umschlag, auf ihn und begann zu lachen. „Wollen wir das jetzt bis in alle Ewigkeit machen?“, fragte sie amüsiert. Fernando nickte. „Von mir aus gerne.“ „Solltest nicht normalerweise du den Umschlag kriegen?“, hakte sie nach. „Eigentlich schon. Der von meiner Oma liegt auch noch in der Kabine. Der ist für dich.“ Anna drehte den Umschlag um und sah ihren Freund an. Das letzte Mal, als er ihr einen solchen Umschlag gegeben hatte, hatte er ihr gesagt, dass er sie liebte und damit den Startpunkt für ihre Beziehung gesetzt. Die Halbspanierin nahm sich den Umschlag und öffnete ihn vorsichtig. „Ich hoffe für dich, er enthält dieses Mal mehr Worte als der letzte…“ Fernando grinste. „Wer weiß.“ Der Spanier beobachtete jede Bewegung seiner Freundin als sie das Papier aus dem Umschlag herauszog und aufklappte. Der Zettel enthielt genauso wie der letzte Brief mit „Te quiero Anna“ ganze drei Worte. In diesem Fall einen auf Spanisch verfassten Heiratsantrag. Sie starrte auf den Brief und sah ihn fassungslos an. Fernando lächelte unsicher. „Es ist zwar nicht das madrilenische Derby im Calderón, aber ich hoffe das zählt auch“, verkündete er mit unschuldigem Lächeln. Anna nickte nur und merkte wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Der Spanier nutzte die Gelegenheit um stilecht auf seine Knie zu sinken, was dann doch die Aufmerksamkeit der Presse, seiner Mitspieler und die der Gäste in einer kleinen Eckkneipe in Berlin, dessen Wirt prompt ein Glas aus der Hand fiel, erregte. „Willst du mich heiraten?“, fragte er dann noch einmal und zog einen Ring aus seinem rechten Stutzen. Anna, die immer noch total perplex war, bekam gar keine Worte heraus sondern nickte nur. Das nahm der Spanier als Gelegenheit wieder aufzustehen, ihre Hand zu fassen und ihr den Ring an den Finger zu stecken. Unter dem Jubel seiner Mitspieler sowie der Fans die das ganze tonlos über den Videowürfel verfolgt hatten, aber dennoch verstanden hatten worum es ging, zog sie ihn zu sich und küsste ihn sanft. Als er sich von ihr löste, lächelte er sie an und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Ich hab dir schon vor 20 Jahren gesagt, dass ich glaube dich eines Tages zu heiraten. Ich vermute ich hatte Recht.“ Vielen Dank fürs Lesen! 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