Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit von Pichichi ================================================================================ Kapitel 16: Auf dem Weg zum Halbfinale -------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 16 Auf dem Weg zum Halbfinale Einen schönen guten Tag zusammen. Es geht endlich weiter… @SSJSweety: SEEEHRR SCHÖÖÖN @ColaKorn: Ja ja, ich bin ja dabei…. @MissCapristo: Du wirst ja gleich sehen wie es weitergeht…. @matzel2006/Zinha: Ich hoffe mal, das was kommt ist mit deiner Fantasie zu vereinbaren… @Kathi: Das freut mich zu hören. @Juhuu *g*: Ist ja nicht so tragisch… @Julia_Augusta: Mach ich doch.. aber schneller ging nicht… @gilthoniel79: Immer die üblichen Verdächtigen hier. *g* Schön wenn es dir gefallen hat. Diesmal wirst du sicher überrascht sein. Ich hab dich ja nicht so eingeweiht wie sonst… Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter. Rückblick: Er sollte damit aufhören. Irgendwie dachte er in letzter Zeit viel zu viel an sie. Das war nicht gut für beide. Der spanische Nationalspieler seufzte und zog den nächsten Brief aus dem Umschlag. … Lieber Fernando, herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Spiel in der Primera Division. Als ich erfahren hab, dass du im Kader stehen würdest, hab ich mir extra eine Kneipe mit spanischem Fernsehen gesucht um deinen ersten Auftritt im Rot-weißen Trikot ja nicht zu verpassen. Ich bin schrecklich stolz auf dich. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt extra nach Madrid zu fliegen und dir persönlich alles Gute zu wünschen. Dummerweise war das aber mit der Schule hier nicht drin. Schade, aber ich denke ich werde dich sicher irgendwann mal live spielen sehen. Es freut mich zu sehen, dass es dir gelungen ist deinen Kindheitstraum zu erfüllen und Profifußballer zu werden. Ich erinnere mich noch daran als wäre es gestern, wie wir beide in deinem Baumhaus gesessen haben und darüber diskutiert haben, was wir uns als Profifußballer denn alles kaufen würden und was wir alles tun würden. Ich hoffe das Spiel war für dich nur der Beginn einer großen Karriere bei Atlético. Bei mir ist soweit alles klar. Ich war vorgestern beim Arzt. Der hat seine Diagnose von kurz nach meinem Unfall zurückgenommen. Er meinte, dass nach den drei Monaten die ich jetzt wieder ohne Krücken gehe, davon auszugehen ist, dass das wider Erwartens doch komplett verheilt und ich wieder Fußball spielen darf. Ist das nicht ne tolle Nachricht? Allerdings kommt sie für mich wohl ein wenig zu spät. Hätte man mir direkt nach dem Unfall nicht gesagt ich könne nie wieder spielen, hätte ich, in der Hoffnung doch noch zu Atleti zu kommen, doch viel mehr Arbeit in die Reha investiert. Inzwischen ist meine Hoffnung doch noch zu Atlético zu kommen dahin. Ich hab jetzt fast ein Jahr nicht gespielt, geschweige denn irgendetwas mit einem Ball gemacht. Das werde ich niemals aufholen können. Schade eigentlich. Somit hat sich mein Traum von den Feminas in Luft aufgelöst. Na ja, damit werde ich wohl leben müssen. Es wird auch ohne Fußball irgendwie weitergehen. Durch die Verletzung musste ich mir ja Alternativen suchen. Also war ich ja mehr oder weniger darauf vorbereitet. Für dich bedeutet das jetzt allerdings dass du für mich mit spielen musst. Wenn ich schon nicht als Profi spielen kann, musst du halt eine Karriere für uns beide machen. Das wird für dich ja wohl kein Problem sein. Ich wünsche dir noch Alles Gute. Gruß Anna Fernando lächelte. Es war wirklich schade, dass Anna durch ihren Unfall damals daran gehindert worden war, nach Spanien zurückzukommen und ihren Traum zu verwirklichen. Die beiden hätten sich dann doch viel früher wieder gesehen. Aber manche Dinge im Leben waren halt nicht zu verändern. Außerdem wäre dieser Urlaub in Berlin dann vielleicht nie da gewesen. Vermutlich hätte Anna ihn auch noch viel zu sehr von seinem Training abgelenkt. Der spanische Nationalspieler seufzte. Er sollte damit aufhören zu sehr darüber nachzudenken, was gewesen wäre wenn sie sich früher gesehen hätten. Das hatte doch keinen Sinn. Er sah herüber zur Uhr. Müde war er immer noch nicht. Einen würde er noch schaffen. Diesmal aber aus einem anderen Karton. Fernando nahm sich den dritten Karton und zog einen Brief heraus. Lieber Fernando, ich habe dir etwas tolles mitzuteilen. ICH WERDE HEIRATEN! Ich hatte dir ja bereits von Chris geschrieben. Gestern Abend waren wir beide zusammen Essen um unser Einjähriges zu begießen und da hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Ist das nicht toll? Ich hätte nie gedacht so früh schon zu heiraten, aber manchmal kommen Dinge halt anders als vermutet. Endlich passiert mir auch mal was Gutes. Ich freue mich schon total darauf. Wir haben beschlossen im Frühling nächstes Jahr zu heiraten. Eigentlich wollte ich ja immer in unserer Taufkirche in Madrid heiraten, aber hier gibt es auch eine wunderschöne Kirche etwas außerhalb von Berlin. Ich bin schon ganz aus dem Häuschen. Du wirst natürlich auch eine Einladung bekommen, denn du bist schließlich immer mein bester Freund gewesen. Hoffentlich kannst du kommen und dabei sein. Genaueres erfährst du, wenn es soweit ist. Gruß Anna Fernando sah auf den Brief. Er war recht kurz und Anna hatte ihn sicher in einem Zustand der absoluten Freude geschrieben und musste es ihm scheinbar direkt mitteilen. Sie kam so glücklich in diesem Schreiben rüber. Es tat Fernando weh zu wissen, dass all das sich nur kurze Zeit später in Luft auflösen würde und Anna auf eine sehr üble Art und Weise erfahren würde, dass ihr Verlobter ihr all das nur vorgespielt hatte und ihre Liebe nie erwidert hatte. Er kannte Chris zwar nicht, aber er wusste dass er, hätte er früher davon gewusst, keine Sekunde gezögert hätte um nach Deutschland zu fliegen und Chris die Seele aus dem Leib zu prügeln für das was er Anna angetan hatte. Es wäre ihm egal gewesen, was das für Konsequenzen gehabt hätte. Das durfte man mit Anna, seiner Anna, nicht machen. Nicht ohne es zu bereuen. Fernando war selbst verwundert über das was er gerade dachte. Aber es stimmte. So verrückt es auch klingen mochte. Als Kind hätte er alles dafür getan um Anna zu beschützen. Scheinbar änderte sich das auch nach Ewigkeiten der Funkstille nicht. Aber es war nun mal anders gekommen. Anna hatte es ohne ihn geschafft mit der Situation fertig zu werden. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen von früher, sie war jetzt eine erwachsene Frau, die sich selbst zu helfen wusste. Das einzige was seine Hilfe vielleicht verändert hätte, wäre die Art und Weise gewesen in der Anna das ganze verarbeitet hätte. Äußerlich schien sie ganz normal, aber Fernando wusste, dass die Sache nicht spurlos an ihr vorübergegangen war und Anna mit der ganzen Sache nie so abgeschlossen hatte wie es nach außen schien. Nach dem was Tania ihm gesagt hatte, hatte sie Mühe jemandem zu vertrauen. Verständlich nach dem was passiert war. Nun wurde Fernando aber neugierig. Wie sah wohl der Brief aus, den Anna kurz nach ihrer Trennung geschrieben hatte? Er kramte im Karton und suchte nach dem Brief. Aber wie sollte er ihn finden? Er nahm sich einen Stapel Briefe aus dem Karton und öffnete sie nacheinander. Er las jeweils die ersten Zeilen des Briefes. Anna hatte sicher eine tierische Wut gehabt, das hätte man raus lesen können. Irgendwann, Fernando hatte die Briefe nicht gezählt, wurde er fündig und hielt den Brief der aufgebrachten Anna in seinen Händen. Hallo Fernando, ich hoffe mal dir geht es besser als mir. Ich könnte so ausrasten!!!! Ja, wie es aussieht werde ich meine Einladung zu meiner Hochzeit wieder zurücknehmen müssen. ICH WERDE NÄMLICH NICHT HEIRATEN!!!!!! Du wirst nicht glauben was mir passiert ist. Wenn ich nur daran denke bekomme ich schon Plaque.. Boah das war so ekelhaft!!!! Ich hatte dir ja geschrieben, dass ich unbedingt nach Fuenlabrada wollte um mir das Brautkleid zu kaufen. Gut und schön. Ich vorgestern ins Flugzeug gestiegen und wollte mir das Kleid kaufen. Ich hab auch ein wundervolles Kleid gefunden. Das hat ein Vermögen gekostet, aber es war echt schön. Ich konnte es kaum erwarten nach Deutschland zurück zu fliegen und es meinen Eltern zu präsentieren. Außerdem wollte ich Chris unbedingt wieder sehen. Die Tatsache, dass ich einen früheren Flug genommen habe, hat mich vermutlich vor dem Fehler meines Lebens gerettet!!! Ich bin zu Hause angekommen und auf mein Rufen hatte keiner geantwortet. Das hatte mich doch etwas verwirrt, weil Chris Schuhe vor der Haustüre standen. Hab ich mich also umgeguckt und was seh ich? MEIN VERLOBTER LIEGT IM BETT UND LÄSST SICH IN DEN HINTERN POPPEN!! Ich dachte echt ich bin bei „Versteckte Kamera“ oder so was. Ich hab ja nichts gegen Schwule. Von mir aus kann ja jeder in seinem Schlafzimmer machen was er will, aber in dem Moment musste ich echt gegen den Brechreiz ankämpfen! Wie ekelhaft wäre das erst gewesen wenn ich vorher schon mal mit ihm geschlafen hätte? Allein bei dem Gedanken daran wird mir speiübel. Als er mich dann bemerkt hat, hat dieser Arsch doch wahrhaftig versucht mir irgendwelche Geschichten zu erzählen. Ich hab nur noch Rot gesehen. Ich bin glaub ich noch nie in meinem Leben so ausgerastet. Und Chris der Idiot meinte dann, nachdem er gemerkt hatte dass seine dummen Ausreden bei mir nicht ziehen, so ein paar Sprüche abzulassen. Frauen seien ja nie sein Ding gewesen und ich solle ja froh sein, dass mich überhaupt jemand zur Frau nehmen wollen würde. Resultat des ganzen war, dass ich die halbe Wohnung zerlegt hab und heute Morgen mit tierischen Kopfschmerzen aufgewacht bin. Wie du dir denken kannst ist mein Vater auf 180 gewesen. Er hat Chris Vater direkt mal einen Besuch abgestattet. Chris musste daraufhin mit der Wahrheit rausrücken und war, als mein Vater fertig mit ihm war, froh mich nie wieder sehen zu müssen. Glaub mir, von Männern hab ich nach dem Fiasko erstmal die Schnauze voll. Die können mir gestohlen bleiben. Da bleib ich doch lieber dauerhaft Single. Bislang haben sie es doch bloß alle geschafft, dass ich mich irgendwie scheiße fühle. Genauso wie jetzt. Ich habe Chris geliebt und er hat mir die ganze Zeit über nur vorgespielt dasselbe zu empfinden. In Wirklichkeit mochte er mich noch nicht mal. Ich passte halt nur scheinbar in das tolle Heimchen-am-Herd-Bild seiner Eltern. Und jetzt bin ich wieder alleine und nichts ist wie es einmal war. Von heute auf morgen hat sich mein Leben vom Hochpunkt auf den absoluten Tiefpunkt bewegt. Ich weiß gar nicht wie es jetzt weitergehen soll. Wo soll ich wohnen? Eine eigene Wohnung werde ich mir sicher ohne weiteres nicht leisten können. Nicht bei den Mietpreisen hier in den vernünftigen Wohngegenden von Berlin. Und nach Hause zurück gehen kommt auch nicht in Frage. Auf Carmen und Daniél in der Prä-Pubertät kann ich gut verzichten? Was mache ich jetzt? Ich hab angefangen zu studieren, aber soll ich das auch wirklich durchziehen? Oder sollte ich vielleicht zurück nach Spanien kommen und es dort versuchen? Zurzeit ist meine Zukunft total schwammig. Ich weiß echt nicht weiter im Moment. Das einzige was ich weiß ist, dass es ein großer Fehler war damals bloß wegen Chris in Deutschland zu bleiben und nicht zurückzukommen. Es hätte mir glaub ich das Leben ziemlich vereinfacht, wäre ich wieder in Spanien. Dann könntest du mir in einer solchen Situation auch sicher weiterhelfen. Wie es aussieht werde ich mich damit aber alleine auseinandersetzen müssen. Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen um mich. Gruß Anna Fernando nickte. Genauso hatte er sich den Brief vorgestellt. Anna musste echt rasend vor Wut gewesen sein. Das wäre sicher ein lustiger Anblick von außen gewesen. Über Chris musste ein echtes Gewitter niedergegangen sein. Fernando wusste schon von früher, dass Annas Wutausbrüche immer heftig waren. Da konnte man richtig Angst vor ihr bekommen. Aber das hatte er ja auch verdient. Die Nummer 9 der Rojiblancos sah auf die übrigen Briefe im Karton. Er sollte jetzt vielleicht besser schlafen, damit er morgen wenigstens halbwegs fit war, um mit Anna zusammen die Fanmeile zu betreten. Der spanische Nationalspieler stellte die Kartons neben das Bett und schaltete das Licht aus. Am nächsten Morgen wurde er von seinem Wecker aus dem Land der Träume gerissen. Noch verschlafen streckte er sich und kletterte aus dem Bett. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Anna ihn schon recht bald für das Spiel abholen würde. Er schlüpfte in eine Hose und ein T-Shirt und ging hinunter in die Hotelhalle um etwas zu essen. Zu seiner Verwunderung waren Sergio und Arturo nicht mehr da. Das kam Fernando gleich komisch vor. Normalerweise waren die beiden immer genau dann da, wenn er da war. Nun gut, er war halt heute etwas spät dran. Im Speisesaal waren fast alle Plätze frei. In einer Ecke saßen ein paar ältere Herrschaften an einem Tisch und tranken Kaffee. Fernando ging zum Buffet, holte sich etwas zu essen und einen Kaffee und setzte sich daraufhin an einen der zahlreichen freien Tische. Das würde sicher ein toller Tag werden. Hoffentlich würde Deutschland gewinnen. Da niemand zum quatschen im Speisesaal war, beendete Fernando sein Frühstück recht zügig und ging wieder auf sein Zimmer. Bis zu Annas Ankunft hatte er doch noch mehr Zeit als vorher angenommen. Der spanische Nationalspieler beschloss also noch ein wenig zum Pool herab zu gehen. Anna hatte sich für drei Uhr angekündigt. Fernando betrat auch pünktlich um drei Uhr die Hotellobby. Von Anna noch keine Spur. Er setzte sich in einen Sessel und wartete. In der Lobby war es recht ruhig. Der Tag kam ihm sowieso irgendwie seltsam vor. Um viertel nach drei war Anna immer noch nicht da. Das war doch echt verwunderlich. Frauen waren ja bekannt dafür gerne mal zu spät zu kommen. Aber doch nicht Anna. Fernando vermutete, sie würde sicher irgendwo im Stau stehen. Trotzdem wurde er das ungute Gefühl nicht los. Dann hätte sie doch sicher angerufen. Um halb vier entschied er sich dann dazu, Anna anzurufen. Aber an ihr Handy ging noch nicht mal die Mailbox. Das war doch nicht ihre Art. Fernando stand auf, durchquerte die Hotellobby und ging nach draußen. Vielleicht konnte er sie dann ja kommen sehen. Auch draußen war keine Spur von Anna. Das flaue Gefühl in Fernandos Magen verstärkte sich noch. Vor allem, da auf der Straße niemand unterwegs war. Noch nicht mal ein Auto oder ein einsamer Fußgänger. Man hörte nur das Martinshorn eines Krankenwagens unweit des Hotels. Er wusste nicht warum, aber seine Beine bewegten sich langsam in Richtung des Geräuschs. Langsam ging er die Straße hinab. An der nächsten Kreuzung stand ein Krankenwagen und ein Auto mit kaputter Windschutzscheibe. Das sah aber übel aus. Das Auto hatte sicherlich jemanden angefahren. Fernando schluckte und rannte nur noch los. Es konnte nicht Anna sein. Unmöglich. Nicht Anna. Nach einem kurzen Sprint stand Fernando an der Unfallstelle. Er blickte zu den Sanitätern herüber, die sich über eine Person im Deutschlandtrikot beugten. Es war Anna. Fernando hatte das Gefühl sein Herz würde stehen bleiben. Ohne darauf zu achten, dass ein leicht angegrauter Polizist ihn von der Unfallstelle weglotsen wollte, eilte er zu den Sanitätern und fiel neben Anna auf die Knie. Sie blutete aus einer Platzwunde am Kopf und war kreidebleich und augenscheinlich nicht bei Bewusstsein. „Anna???“, versuchte er sie in totaler Panik anzusprechen. Nach dem dritten oder vierten Versuch, reagierte sie endlich und öffnete die Augen. „Anna…“, flüsterte er ein wenig erleichtert. Die sah ihn an und murmelte nur. „Es tut mir leid, Fernando….“, dann verlor sie das Bewusstsein. Fernando wachte schweißgebadet in seinem Bett auf und schreckte hoch. Er musste erstmal durchatmen und seine Gedanken sammeln. War das ein Traum gewesen? Er ließ sich wieder zurück aufs Bett fallen. Was für ein Alptraum. Es war ihm so real vorgekommen. Fernando hatte wirklich geglaubt er würde Anna verlieren. Der Gedanke war doch unerträglich. Es war seltsam. All die Jahre hatte er immer versucht auch ohne Anna zurecht zu kommen. Das hatte auch gut funktioniert. Er hatte sie fast vergessen. Und doch auch wieder nicht. Ihre Wege hatten sich doch unabsichtlich wieder gekreuzt damals in Alicante. Wer hätte je gedacht, dass eine Freundschaft von zwei kleinen Kindern mal so weit reichen würde. Das machte ihn aber auf eine Tatsache aufmerksam die er bislang erfolgreich verdrängt hatte. Wie sollte es weitergehen nach der WM? Er würde wieder nach Spanien gehen. Sie hatte ihr Leben hier, das war klar. Das würde aber bedeuten, dass er sie vermutlich monatelang nicht sehen würde. Den Kontakt würden sie sicher halten, es gab ja schließlich Telefon und E-Mail. Aber reichte ihm das? Reichte es ihm sie alle paar Monate mal kurz für ein oder zwei Tage zu sehen? Er hatte sie jetzt seinen gesamten Urlaub über jeden Tag gesehen. Wie definierte er das zwischen ihnen beiden eigentlich genau? Waren sie Freunde? Oder verhielten sie sich nicht doch eher wie ein Pärchen? Fragen über Fragen, für die Fernando spontan keine Antworten wusste. Derweil lag Anna in ihrem Bett und starrte an die Decke. Nach dem Telefonat mit Fernando hatte sie nicht direkt wieder einschlafen können und das obwohl sie müde war. Anna hatte sich seit bestimmt einer Stunde nur herumgewälzt, unfähig einschlafen zu können. Fernando ließ sie irgendwie nicht los. Sie wollte nicht die ganze Zeit an ihn denken, aber irgendwie konnte sie nichts dagegen tun. Langsam wurde das zwischen ihr und Fernando doch leicht besorgniserregend. Sie versuchte ja in Fernando einen Freund zu sehen, aber das funktionierte nicht wirklich so wie sie es wollte. Es war zu Annas Erleichterung aber auch nicht das Gefühl, welches sie damals in Alicante hatte. Das würde sich sicher wieder normalisieren wenn Fernando erst wieder in Spanien war und sie ihn nicht mehr so oft sehen würde. Allerdings erwischte sie sich selbst in den letzten Tagen doch öfter dabei, darüber nachzudenken eventuell zurück nach Spanien zu gehen. Aber der Gedanke war doch absurd. Während ihres Studiums konnte sie das unmöglich tun. Für ein Semester vielleicht. Aber das wäre doch so kurz vorm Ziel wie sie es war, auch sinnlos. Irgendwann schaffte Fernando es dann trotz der ganzen offenen Fragen einzuschlafen. Stunden später wachte er dann wieder auf. Er blickte auf den Wecker und stellte fest, dass es schon zu spät fürs Frühstück war. Sollte er noch liegen bleiben oder aufstehen? Sein Magen nahm ihm mit einem lauten Knurren die Entscheidung ab. Der Kapitän von Atlético Madrid kletterte daraufhin aus seinem Bett und ging noch verschlafen ins Bad. Die Gedanken vom Vorabend verdrängte er erstmal. Damit würde er sich in nächster Zeit auseinandersetzen, aber nicht jetzt. Momentan fragte er sich eher wo er denn was zu essen herbekam. Frühstück bekam er ja keins mehr. An der Poolbar gab es seines Wissens nach einige Kleinigkeiten zu essen. Dann würde er eben dorthin gehen. Anna war schon seit fast zwei Stunden wach, als Fernando in seinem Hotelzimmer unter die Dusche stieg. Sie war bereits einkaufen gewesen und saß mit einer Tasse Kaffee und einem Brötchen in der Küche, wo sie während des Frühstücks die Zeitung las. Fernando hatte sie so sehr in Beschlag genommen, dass sie seit Tagen kaum ferngesehen oder in die Zeitung geguckt hatte. Also musste sie erstmal ein paar Informationen einholen, was denn im Rest der Welt so geschah. Sie hatte ihr Frühstück noch nicht beendet, als ihr Handy klingelte. Mit dem Brötchen in der Hand ging sie ins Wohnzimmer. Sie fragte sich, warum Fernando denn jetzt anrief. Anna nahm ihr Handy von ihrem Nachttisch und blickte auf das Display. Zu ihrer Verwunderung war es nicht Fernando der anrief, sondern Tania. Das wunderte sie doch. Sollte Tania nicht eigentlich schon längst auf dem Weg in die Flitterwochen sein? Fernando hatte sich inzwischen geduscht und angezogen. Er schnappte sich sein Handy, seine Brieftasche und seinen Schlüssel. Er blickte kurz auf die Kartons mit den Briefen. Ein paar konnte er ja noch lesen bevor er Anna traf. Mit einem Griff in den Karton zog er ein paar Briefe heraus und ging hinab zur Poolbar um etwas zu essen. An der Poolbar angekommen setzte er sich an einen der freien Tische und bestellte sich eine Cola und eine Portion Spaghetti. Neugierig sah er sich am Pool um. Es war auch heute wieder recht leer dort. Die meisten der Gäste waren sicher schon in die Stadt aufgebrochen um sich gute Plätze für das Spiel am Abend zu besorgen. Fernando nippte an seiner Cola und öffnete den ersten der Briefe die er mitgenommen hatte. Anna telefonierte derweil mit Tania, die am Flughafen Berlin-Schönefeld saß und darauf wartete, dass ihr Flug ging. Abflug sollte eigentlich schon vor über einer Stunde gewesen sein, aber ein Defekt am Flugzeug hatte diesen verzögert. Die frisch verheiratete Halbspanierin war doch recht neugierig gewesen, wie Annas Date mit Fernando denn gelaufen war. Sie wollte schon in der Nacht angerufen haben, aber hatte es sich dann doch anders überlegt. Wer wusste schon, bei was ihr Anruf die beiden stören würde. Tanias erste Frage an Anna war deswegen auch „Bist du allein?“. „Ja, warum?“, antwortete Anna verwirrt. Tania seufzte. „Nur so.“ Anna ließ sich zu Hause auf ihr Bett fallen. „Falls das eine Anspielung sein soll, nein er hat hier nicht übernachtet.“ „Aber?“, fragte Tania, die in Annas Stimme einen seltsamen Unterton vernommen hatte. Anna seufzte. „Er hätte es durchaus machen können.“ Tania zog eine Augenbraue nach oben und blickte zu Carlos, der neben ihr saß, herüber. „Er wollte nicht bei dir bleiben?“, fragte sie verwirrt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Fernando hatte das, was er auf der Hochzeit gesagt hatte wohl wirklich ernst gemeint. Auch Carlos würdigte das mit einem verdutzten Blick. „Nein. Er meinte es sei besser wenn er gehen würde.“ Tania schüttelte den Kopf. „Ist der irgendwie krank???“ Anna grinste. Die Reaktion hatte sie erwartet. „Soweit ich weiß nicht. Aber er hatte Recht. Das hat uns vor einer ganz dummen Situation bewahrt.“ Tania war sichtlich angenervt. Wie konnten Menschen es sich nur so schwer machen? Sie seufzte. „Du machst mich fertig.“ „Wieso das?“ „Meine Güte. Selbst ein Blinder mit Krückstock würde merken dass da bei euch was in der Luft liegt. Ihr beide steht total aufeinander. Das einzige Problem bei euch ist, dass ihr beide irgendwie nicht fähig seid euch das einzugestehen.“, meckerte sie. „Du hast langsam Halluzinationen. Du beginnst schon irgendwelche Dinge zu sehen.“, entgegnete Anna. „Siehst du, das ist es was ich meine! Worauf wartest du eigentlich? Darauf, dass ein Ritter in strahlender Rüstung auf seinem Pferd bei dir vorbeikommt und dich mit in eine bessere Welt nimmt? Dann sollte ich dir vielleicht mal gehörig in denen Allerwertesten treten und dich aus deiner Fantasiewelt holen. Das Leben ist kein Gewinnspiel. Wenn du was willst, dann musst du auch was dafür tun.“ Anna war inzwischen bereits ziemlich sauer. Wieso meinten eigentlich immer alle sich in ihr Leben einmischen zu wollen? „Vielen Dank für den Ratschlag Mama.“, entgegnete Anna mit ironischem Unterton. Tania seufzte. „Wieso machst du es dir so schwer Anna? Wenn du zu lange wartest ist es vielleicht zu spät.“ Noch ehe Anna etwas darauf sagen konnte, unterbrach Tania sie. „Sorry, ich muss los. Die Maschine geht gleich.“ Anna seufzte. „Okay. Schönen Urlaub. Grüß Carlos von mir.“ „Bis dann.“ Damit legte Anna auf. Fernando hatte inzwischen drei der vier Briefe die er mitgenommen hatte gelesen. Der Kellner brachte dem spanischen Nationalspieler seine Nudeln. Während er aß las er den letzten der Briefe. Er war mit dem 20. Juni 2006 datiert. Lieber Fernando, ich habe mir gestern bei Jésus das Spiel der spanischen Nationalmannschaft gegen Tunesien angeguckt. Eigentlich wollte ich aufs Fanfest gegangen sein, aber ich hab das leider nicht geschafft, weil ich noch in die Uni musste. Es freut mich, dass du von Anfang an spielen durftest. Das Trikot der spanischen Nationalmannschaft steht dir übrigens. Bislang spielst du echt eine tolle WM. Mit so was hatte ich so gesehen auch gerechnet. Du hast nun mal schon in der Liga bewiesen welches Potenzial in dir steckt. Außerdem warst du ja schon als Kind immer schon ein begnadeter Fußballer (mit Ausnahme von dem Tag wo du den Zahn im Tor verloren hast). Dass du nach dem versenkten Elfmeter die Armbewegung von Kiko nachgemacht hast, hat mich tierisch gefreut. Kiko war immer mein Held. Ich musste dabei gestern daran denken, wie wir beide damals kurz bevor ich Spanien verlassen hab, im Baumhaus gesessen haben und du zu mir meintest, du würdest das irgendwann wenn du groß bist mal machen. Sollte Spanien bis ins Finale kommen, werde ich selbst vorbeikommen um dir zu diesem tollen Turnier zu gratulieren. Dann bist du ja sowieso in Berlin und wie oft kommt es schon vor dass du in der Stadt bist in der ich wohne. Vielleicht sprichst du ja dann auch wieder mit mir. Na ja, wir werden ja sehen. Viel Glück weiterhin. Anna Fernando lächelte. Die Armbewegung nach dem Tor war eine spontane Idee gewesen. Er hätte nie gedacht, dass Anna sich noch daran erinnerte. Im Nachhinein hatte er kurz daran denken müssen, dass Anna das ganze vielleicht im Fernsehen gesehen hatte. Aber den Gedanken hatte er schnell beiseite geschoben. Auch wenn er Anna nach dem Finale, so wie sie es angekündigt hatte, getroffen hätte, wäre das sicher nicht dasselbe gewesen wie jetzt. Er hätte sicher nicht die Gelegenheit gehabt mit Anna so umzugehen wie jetzt. Zum ersten Mal dachte er daran, dass es vielleicht doch nicht so schlecht war so früh aus dem Turnier geflogen zu sein. Er hatte Anna wieder gesehen und die war ihm viel wichtiger als der Pokal. Den könnte er auch irgendwann anders holen. Aber das mit Anna war eine einmalige Sache, etwas auf das er nicht verzichten konnte. Anna hatte nach dem Telefonat mit Tania geduscht und sich umgezogen. Inzwischen war es bereits viertel nach zwei. Höchste Zeit aufzubrechen. Vor allem da sie mit der Bahn und nicht mit dem Auto fahren wollte. Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf. Auch Fernando hatte es ein wenig verpasst auf die Uhr zu schauen und stellte um viertel vor drei fest, dass Anna ja gleich schon da wäre. Er hetzte auf sein Zimmer um sich umzuziehen. Um kurz nach drei klopfte es an seiner Zimmertüre. Fernando, der noch nicht ganz fertig war, öffnete Anna die Türe. „Hallo.“, sagte er und setzte ein Lächeln auf. „Ich bin noch nicht fertig.“ Anna nickte. „Das seh ich. Das könntest du auch nicht sein. Ich hab dein T-Shirt.“, meinte sie und hielt Fernando das T-Shirt, welches er schon beim Spiel gegen Argentinien anhatte, hin. „Was würde ich bloß ohne dich machen?“ Anna setzte sich auf das Sofa. „Du würdest auf dem Fanfest von Autogrammjägern belagert werden.“, erklärte sie. „Das stimmt wohl.“. Fernando zog sich das T-Shirt an und warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel. „Wollen wir dann?“, fragte er. So machten sich Anna und Fernando wieder auf zum Fanfest, wo sie sich bereits das Viertelfinale angeguckt hatten. „Meinst du, Deutschland wird gewinnen?“, wollte der spanische Nationalspieler wissen. Anna sah ihn verärgert an. „Was ist das für ne Frage? Natürlich gewinnt Deutschland heute! Der Fußballgott wird auf unserer Seite sein, immerhin ist der Papst selbst auch Deutscher. Das ist die höchste Instanz auf Erden. Da kann gar nichts schief gehen.“ Fernando schmunzelte. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl was das Spiel anging. Auf der Fanmeile angekommen, stellten Anna und Fernando recht schnell fest, dass es beim Viertelfinale noch vergleichsweise leer auf der Fanmeile gewesen war. Jetzt war dort die Hölle los. Es war noch genug Zeit bis zum Anstoß, also gingen beide noch ein wenig in der Umgebung der Fanmeile spazieren. Pünktlich um 21 Uhr war es dann soweit. Der mexikanische Schiedsrichter Benito Archundia pfiff das erste Halbfinale der WM 2006 zwischen dem Gastgeber Deutschland und Italien an. Während Fernando das Spiel mit der Sachlichkeit des Außenstehenden verfolgte, ließ Anna wieder ihr spanisches Temperament vollends zur Geltung kommen. Allerdings war sie damit nicht allein. Die ganze Fanmeile war emotionsgeladen. So was hatte der spanische Nationalspieler noch nie gesehen. In der Halbzeit war die Stimmung auf der Fanmeile super. Es war mehr eine riesige Party als eine Fußballübertragung. Auch die zweite Halbzeit des Spiels hatte es in sich. Das Spiel entwickelte sich zu einem interessanten Schlagabtausch. Fernando hatte die italienische Nationalmannschaft eigentlich immer recht defensiv spielen sehen. Aber bei diesem Spiel taten sie überraschend viel in der Offensive. Das einzige was dem Spiel fehlte war ein Tor. Vor allem die deutsche Mannschaft hatte durch Klose, Podolski, Friedrich und Ballack einige gute Chancen, die aber allesamt nicht genutzt wurden. Torlos ging es also in die Verlängerung. Fernando merkte, dass die Stimmung auf der Fanmeile immer nervöser wurde. Es musste bald ein Tor fallen, bei den ganzen Chancen. Die Frage war nur für wen das Tor fallen würde. Der spanische Nationalspieler hoffte für seine Begleiterin, dass es doch für Deutschland sein würde. Bereits kurz nach Anpfiff der Verlängerung ging ein Raunen über die Fanmeile, als Gilardino den Ball gegen den Pfosten des deutschen Tores schoss. Die erste Hälfte der Verlängerung war in der Hand der Italiener. Fernando merkte, dass diese noch nicht ganz so müde waren wie die Deutschen, die schon das Viertelfinale bis ins Elfmeterschießen spielen mussten. Wenn das so weiterging, würde er Anna nachher sicher trösten müssen. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung stieg die Spannung im Spiel. Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann konnte sich ein wenig befreien. Es war schon kurz vor Ende der Verlängerung. Fernando befand sich, genau wie viele andere geistig bereits im Elfmeterschießen. Ein Elfmeterschießen würde Deutschland sicher gewinnen. Doch ehe er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war der Ball im Netz des Tores von Jens Lehmann. Tor für Italien. Die ganze Fanmeile schrie entsetzt auf. Einzig ein paar Italiener von weiter hinten konnte man jubeln hören. Anna sank auf die Knie. Es war doch nur noch eine Minute zu spielen. Es wäre nur eine lausige Minute bis zum Elfmeterschießen gewesen. Das konnte jetzt doch unmöglich passieren. Fernando wollte Anna gerade aufhelfen, als Del Piero den Ball zum 2:0 einschob. Jetzt war es endgültig vorbei. Der Schiri pfiff das Spiel direkt ab. Auf der Fanmeile war es totenstill. Totales Entsetzen war den deutschen Fans ins Gesicht geschrieben. Anna kniete immer noch auf dem Asphalt. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt hatte sie schon zwei Länder die sie unterstützen konnte und trotzdem wurde keiner von beiden Weltmeister. Als Spanien rausgeflogen war, hatte sie sich gesagt, Deutschland sei ja noch dabei. Aber nun? Fernando hielt ihr seine Hand hin. „Komm…“, sagte er leise. Anna nahm zögernd seine Hand und ließ sich aufhelfen. Sie sah den spanischen Nationalspieler traurig an. Fernando seufzte. „Tut mir leid.“, sagte er. Anna nickte nur. Fernando atmete tief durch und hielt Anna zwei Umschläge hin. Einen roten und einen grünen. Anna guckte ihn verdutzt an. „Was ist das?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Das ist eine Idee meiner Oma gewesen. Sie hat irgendwann angefangen mir Briefe mit auf Turniere zu geben. Wir haben das immer scherzhaft ’Palabras de la sabiduría’ genannt.“ „Wieso das?“ „Keine Ahnung. Es funktioniert aber. Der letzte Brief hat mich immerhin her gebracht. Den grünen Umschlag liest du immer wenn du gewinnst. Wenn du verlierst, liest du den roten.“, erklärte er ihr das Verfahren. Anna nickte. „Und was steht da so drin?“ Er zwinkerte. „Das siehst du ja dann.“ Anna nahm Fernando den roten Umschlag ab und drehte ihn um, um ihn zu öffnen. Fernando schluckte und musterte jede ihrer Bewegungen kritisch. Anna zog den Brief aus dem Umschlag. Darauf standen nur drei Worte: „Te quiero Anna.“ To be continued Fieses Ende, ich weiß. Noch viel fieser ist die Tatsache, dass ich nächste Woche erstmal in Urlaub (nach Spanien ^.^) fahren werde und nicht weiter schreiben kann. Aber das werdet ihr sicher überleben. Gruß Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)