Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit von Pichichi ================================================================================ Kapitel 10: Hochzeit auf Spanisch --------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 10 Hochzeit auf Spanisch Tach zusammen. Endlich geht es weiter. @Uli_chan: Das kennen wir wirklich nicht, oder? *g* @SSJSweety: Ja doch. Immer mit der Ruhe…. @gilthoniel79: Freut mich. Du bist mir echt ne große Hilfe *smile* Freu mich schon auf den November. Wir reißen in Oberhausen die KöPi Arena ab ^^ @Vanessa: Immer diese Schwarzleser… *ggg* freut mich wenn es dir gefällt. Special Thanks an meinen Betaleser Kutterköter. Diesen Teil widme ich der lieben Nonne86, die mich fleißig mit Infos über spanische Hochzeiten gefüttert hat. DANKE!!!! Rückblick: Jésus kam freudestrahlend auf die beiden zu. „Du hast ihn also wirklich mitgebracht.“, freute er sich. Anna nickte nur stumm. „So eine Gelegenheit lass ich mir doch nicht entgehen“, meinte Fernando zu Jésus und setzte ein Lächeln auf. ….. Jésus nickte und zog Fernando und Anna, unter den immer noch verwirrten Blicken der anderen Leute, mit sich zu seinem Sohn und der Braut. Die Braut umarmte Anna freundschaftlich und lächelte sie an. „Und ich hatte schon befürchtet du kommst allein und ich müsste dich wirklich mit einem meiner Cousins verkuppeln.“ Anna schüttelte den Kopf. „Alles, bloß das nicht.“ „Dem bist du ja jetzt entkommen.“ „Sieht so aus. Ihn muss ich dir ja wohl nicht vorstellen, oder?“ Die Braut schüttelte belustigt den Kopf. Anna wandte sich nun zu ihrem Freund. „Fernando, das ist Tania. Carlos kennst du ja schon.“ Fernando musterte die Frau neugierig. Sie war mit den Schuhen größer als er und konnte ihre spanische Herkunft nicht leugnen. Sie hatte schwarze Haare und braune Augen. Ihr elfenbeinfarbenes zweiteiliges Hochzeitskleid schmeichelte ihrer gebräunten Haut. Er lächelte und entgegnete. „Freut mich.“ Jésus war unterdessen mit stolzgeschwellter Brust zu den anderen Gästen herüber gegangen und hatte sie angewiesen schon einmal in die Kirche hineinzugehen. Fernando wies mit dem Kopf auf die anderen. „Wir sollten vielleicht auch schon mal reingehen.“, meinte er dann zu Anna. Die nickte nur. „Wäre auf jeden Fall besser. Es sei denn du willst die Hochzeit von draußen verfolgen.“ „Nicht unbedingt. Gehen wir rein.“, erwiderte er und hielt ihr seinen Arm hin. Anna lächelte das Brautpaar an und hakte sich bei Fernando ein, der dann mit ihr die Stufen zum Kircheneingang hochging. Tania sah den beiden und hinterher grinste ihren Ehemann in Spe an. „Ich hatte ja mit allem gerechnet. Aber nicht damit, dass sie Fernando Torres mitbringt.“ „Die Welt ist halt kleiner als man denkt.“ Tania schüttelte den Kopf. „Aber ausgerechnet er! Ich kenne keine spanische Frau die jetzt nicht gerne Anna wäre.“ Carlos sah sie von der Seite an. „Mit Ausnahme von dir will ich ja wohl hoffen.“ „Wer weiß.“, sagte sie zwinkernd. Fernando und Anna hatten inzwischen die Kirche betreten. Langsam gingen sie durch den Gang im Mittelschiff weiter nach vorne, gefolgt von einigen neugierigen Blicken der Gäste. Anna bemerkte das. Sie seufzte innerlich. Das kam jetzt sicher ganz super rüber. Sie merkte wie sie leicht rot anlief. „Wir hätten weiter hinten bleiben sollen.“, flüsterte sie. „Wieso? Bloß weil hier ein paar Leute dumm gucken?“ Anna lächelte unsicher. „Ich bin so was halt nicht so gewohnt wie du.“ Fernando grinste. „Immerhin kannst du so schon mal üben.“, meinte er dann leise. „Für was üben?“, fragte Anna mit kritischem Blick. „Na für deine eigene Hochzeit. Wehe dir du lädst mich dann nicht ein.“, entgegnete er mit unschuldigem Lächeln. „Ich glaube über das Thema hatte ich mich schon geäußert.“ Sie seufzte. Irgendwie hatte die Situation doch etwas seltsames. Als kleines Mädchen hatte sie sich das immer so ausgemalt. Mit fünf Jahren stand es für sie total außer Frage, irgendwann einmal mit Fernando an den Altar zu treten und an seinem Arm in einem weißen Kleid die Kirche zu durchschreiten. Jetzt, 18 Jahre später, hatte sich alles anders entwickelt. Mit Fernando hatte sie, mit Ausnahme des Trainingslagers in Alicante, 14 Jahre lang keinen Kontakt gehabt. Sie hatten sich komplett auseinander gelebt. Auch wenn die Zeit, die sie im Moment miteinander verbrachten, spaßig und teilweise so harmonisch wie früher war, konnte man diese Tatsache einfach nicht leugnen. Und heiraten wollte Anna nach dem Fiasko mit ihrem Ex-Verlobten auch nicht mehr. In Deutschland wurden ein Drittel aller Ehen geschieden. Wieso also den Aufwand betreiben und heiraten? Wie wahrscheinlich war es schon, dass man auch für immer zusammenblieb? In Spanien war das mit den Scheidungen ein anderes Thema, doch schließlich lebte sie nicht mehr in Spanien. Die beiden setzen sich nun in die vierte Reihe. Fernando sah sich neugierig um. „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in der Kirche war.“, sagte er leise. „Also hast du in Spanien doch Kirchenverbot.“, schlussfolgerte Anna grinsend. „Quatsch.“ Anna zwinkerte. „Ich weiß auch nicht, wann ich das letzte Mal in der Kirche war. Das muss Jahre her sein.“ Fernando hatte bereits ein fieses Grinsen aufgesetzt und wollte gerade etwas sagen, als die Orgel zu spielen begann und das Brautpaar in die Kirche kam. Alle Blicke der Kirche lagen nun auf Carlos und seiner hübschen Braut. Carlos und seine zukünftige Frau wirkten in Fernandos Augen wie das perfekte Paar. Carlos war locker 1,90 m groß und überragte seine schon von Natur aus recht groß gewachsene Braut um ein paar Zentimeter. Seine Haare hatte er zurückgegelt, was seine stahlblauen Augen betonte. Seine Braut wirkte in ihrem Kleid wie ein perfektes Gegenstück zu ihm in seinem schwanzen Anzug. Fernando seufzte. Seine Kollegen hatten ihm schon öfter davon vorgeschwärmt wie toll es doch sei, eine eigene Familie zu haben. Zu wissen, dass zu Hause jemand auf einen wartete wenn man von einem Spiel oder vom Training nach Hause kam. Jemanden zu haben für den man lebte, um den man sich Sorgen machte und mit dem man sich freute. Das Leben einfach nicht allein verbringen zu müssen. Manchmal wünschte sich auch Fernando ein solches Leben. Aber bislang war ihm das noch nicht vergönnt gewesen. Er hatte schon genug anderes in seinem Leben erreicht und dazu war er auch noch recht jung. Irgendwann würde auch er einmal die richtige Frau finden. Seine Berühmtheit machte die Sache allerdings nicht unbedingt einfacher. Angebote junger Damen gab es genug, aber das war es nicht was er wollte. Unbewusst nahm er Annas Hand und strich vorsichtig darüber. Anna sah verdutzt zuerst auf ihre Hand und dann zu Fernando der recht abwesend wirkte. Merkte er nicht, was er da tat? Es war ja schon unschön bei einer Hochzeit dabei sein zu müssen und wieder vorgeführt zu bekommen, was man selbst im Leben nicht erreicht hatte, aber dass er dann auch noch dabei ihre Hand hielt fand Anna noch viel schlimmer. Wieso musste es auch so verdammt schwer sein Fernando als Freund zu sehen und nicht als spanischen Nationalspieler und Model für Jeanshosen. Sie lief unbewusst rot an und merkte wie ihre Hand zu schwitzen begann. „Ist es nicht was früh um sentimental zu werden?“, fragte sie dann leise. Fernando blickte verwirrt zu ihr rüber. „Wie bitte?“ Anna blickte mit aufgesetztem Grinsen auf ihre Hand. „Es hat noch nicht mal angefangen und du musst dich schon festhalten.“ Fernando folgte ihrem Blick und fragte sich dann wieso er ihre Hand hielt. Er ließ sie los und lächelte unsicher. „Das hab ich nur für dich getan. Frauen sind bei Hochzeiten ja immer nah am Wasser gebaut.“ Anna grinste. „Seit wann siehst du in mir eine Frau?“ Innerlich atmete sie auf. Wie gut, dass sie es geschafft hatte das ganze als lustig herunterzuspielen. Fernando erwiderte das Grinsen. „Na ja. Seit du angefangen hast Kleider zu tragen und deine Oberweite etwas gewachsen ist.“ „Wieso machst du dir Gedanken über meine Oberweite?“ „Darf ich das nicht? Du denkst schließlich auch drüber nach, ob ich unter der Jeans in der Werbung noch Unterwäsche anhab.“ „Der Punkt geht an dich.“, meinte Anna belustigt. Auch Fernando atmete innerlich auf. Wie gut, dass sie nicht gemerkt hatte wie peinlich ihm das ganze war. Fernando sah sich wieder um. Wie gut dass der Organist noch auf seiner Orgel spielte, sonst hätte die ganze Kirche das mitbekommen. Nur kurze Zeit später begann die Zeremonie. Fernando sah sich dabei neugierig in der Kirche um, denn da die ganze Zeremonie auf Deutsch abgehalten wurde, verstand er so gut wie überhaupt nichts. Er rutschte ungeduldig auf der Bank herum. Anna beobachtete das aus dem Augenwinkel und musste sich beherrschen nicht loszulachen. „Wir hätten doch erst zum Besäufnis gehen sollen.“, moserte er. „Sei froh, dass du das was der Pfarrer sich da vorne zusammenfaselt nicht verstehst.“ Er grinste. „So schlimm?“ „So ein Pfarrer bestärkt mich in meiner Absicht nie zu heiraten.“ Fernando musterte den weißhaarigen Priester vorne am Altar genau. „So schlimm kann’s ja wohl nicht sein.“ „Du verstehst ihn auch nicht. Der redet irgendwas von wegen ewige Liebe und so weiter. Hier in Deutschland wird jede Dritte Ehe geschieden. So viel dazu.“ Fernando sah Anna an. Jetzt verstand er es. Es war also nicht nur das Fiasko mit ihrem Ex-Verlobten das bewirkt hatte, dass Anna nicht heiraten wollte. Es war vielmehr der Kulturunterschied mit dem sie nicht fertig wurde. In Spanien ließ man sich nicht scheiden. In Deutschland schon. Sie wollte nicht, dass ihre Ehe irgendwann einfach platzte wie eine Seifenblase. „Aber wenn man das vorher doch schon weiß, ist es dann nicht ein umso größerer Liebesbeweis zu heiraten? Trotzdem zu versuchen nicht zu den 33,33 % zu gehören die wieder auseinander gehen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Es ist Dummheit.“ Fernando nickte stumm und sah wieder dem Priester bei seiner Arbeit zu. Etwa eine halbe Stunde voller Langeweile später, beendete der Priester die Zeremonie und erklärte Carlos und Tania zu Mann und Frau. Nachdem das Brautpaar die Kirche verlassen hatte, verließen auch die Gäste die Kirche. „Ich dachte schon dass hört nie auf.“, meinte Fernando. „Auf diese Messe brauch ich gleich erstmal was zu trinken.“, entgegnete Anna. „Meinst du es gibt Sangria?“ „Davon würde ich nicht ausgehen.“ „Schade. Ich wollte dich einmal mit einem Liter Sangria intus sehen.“ Anna lächelte. „Das willst du nicht.“ Draußen vor der Kirche stürmten erst einmal alle Verwandten auf das Brautpaar zu um ihnen zu gratulieren. Fernando und Anna beobachteten das Schauspiel aus sicherer Entfernung. „Meinst du sie überleben diesen Verwandtschaftsansturm?“, fragte Fernando grinsend. „Ich denke schon. Spanier sind in so was doch hart im Nehmen.“ „Da hast du wohl Recht. Stimmt meine Vermutung, dass du die Braut auch vom Fußball gucken her kennst?“ Anna schüttelte den Kopf. „Nein. Tania ist Tänzerin. Sie war die Leiterin eines Tanzkurses den ich mal gemacht hab.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. Tanzkurs. Da wurden böse Erinnerungen wach. Seine erste Freundin hatte ihn damals in der wenigen Freizeit die er neben dem Fußball hatte, in eine Tanzschule geschleift. Gott, wie hatte er das gehasst. „Als ich sie kennen lernte, kannte ich Jésus und Carlos noch gar nicht. Als ich damals nach der Sache mit meinem Ex mit tierischen Kopfschmerzen auf Jésus Couch aufgewacht bin, war sie auch da gewesen. So hab ich dann herausgefunden, dass sie Carlos Freundin ist. Die Welt ist halt doch klein.“ Die Menschentraube um Carlos und Tania begann sich langsam zu lichten. Fernando wies mit dem Kopf dorthin. „Ich glaube jetzt können wir uns auch mal zu ihnen trauen.“ Anna nickte und ging mit Fernando im Schlepptau zum Brautpaar herüber. Tania lächelte sie schon aus der Entfernung an. Anna umarmte ihre Freundin herzlich, während Fernando Carlos lächelnd die Hand reichte und ihm gratulierte. „Finde ich super, dass du gekommen bist.“, sagte Carlos zu dem spanischen Nationalspieler. „Ich muss mich für die Einladung vielmals bedanken.“, entgegnete er nur. Die Unterhaltung wurde von dem Fotografen unterbrochen der jetzt mit den Hochzeitsbildern anfangen wollte. Die Fotosession war doch recht langwierig, weil so gut wie jeder Verwandte der beiden ein Bild mit dem Brautpaar haben wollte. Anna und Fernando hatten sich auf die Kirchentreppe gesetzt und beobachteten das amüsiert. „Normalerweise wäre sie schon längst ausgerastet.“, bemerkte Anna. Fernando lächelte. „Na ja so einen Tag wird sie aber vermutlich nie wieder haben. Da ist es es doch wert Zeit in Fotos zu investieren.“ Anna nickte stumm. „Entschuldigung?“, fragte eine Stimme von hinten. Anna und Fernando drehten sich zeitgleich um. Hinter ihnen stand ein kleiner blonder Junge mit einem Blatt Papier in der Hand. Der kleine war aber sichtlich verunsichert und wusste nicht so recht was er sagen sollte. „Willst du ein Autogramm?“, fragte Fernando freundlich. Der kleine nickte nur. Fernando nahm dem Jungen das Blatt ab. „Wie heißt du denn?“ „Julio.“ Fernando nickte und schrieb ihm etwas auf das Blatt Papier. Dann gab er es ihm zurück. „Danke.“, entgegnete Julio und nahm sichtlich glücklich das Blatt Papier zurück. Der kleine musterte Anna genau. „Ist das deine Freundin?“, fragte er dann vorsichtig. Fernando und Anna sahen sich an und mussten sich beide das Lachen verkneifen. „Was wäre wenn?“ Julio zuckte mit den Schultern. „Sie sieht nett aus. Wann heiratest du sie?“ Fernando und Anna begannen zu lachen. Fernando schüttelte den Kopf. „Sieht schlecht aus mit der Hochzeit. Sie ist nicht meine Freundin.“ „Schade. Ich mag Hochzeiten…“, meinte Julio nur und ging dann davon. Anna und Fernando sahen dem Kleinen hinterher. „Süßer Kleiner.“, erklärte Fernando. „Tja. Kinder sind schon ne lustige Sache. Die sagen immer was sie denken.“ „Für ihn ist die Welt noch nicht so kompliziert wie für uns, was?“ Anna nickte. Von weiter hinten schallte ein Ruf zu den beiden herüber. Jésus winkte den beiden und zeigte an, dass Zeit zum Aufbruch war. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft begab sich nun zu Fuß zu einem Hotel in Berlin, dessen Ballsaal für die Hochzeit reserviert worden war. Im Hotel warteten bereits einige der Gäste, so dass man auf eine ungefähre Gästezahl von 400 Personen kam. Der Saal war aufwendig für die Hochzeit hergerichtet worden. Es gab sogar eine Band mit Live Musik. Die Gäste saßen an runden Tischen mit jeweils 20 Personen. Fernando schaute sich beeindruckt um. „Nicht schlecht.“ Anna ging zu einem großen Plan, der an der Wand hing und suchte den Tisch heraus an dem Fernando und Anna ihre Plätze hatten. Anna sah sich suchend um und fand schon bald die für beide auserkorenen Plätze und ging mit Fernando im Schlepptau herüber. An ihrem Tisch saßen einige Freunde von Tania und Carlos, die Anna vom Sehen her kannte. Allerdings alles genau die Freunde, die kein Wort spanisch verstanden. Umso besser, dachte sich Anna, denn so verstanden sie wenigstens nicht was sie und Fernando redeten. „Hallo.“, grüßte Anna freundlich als sie und Fernando sich hinsetzten. Mehrere verwunderte Blicke richteten sich auf Anna und Fernando. Langsam aber sicher wurde das doch etwas zu viel Aufmerksamkeit für Annas Geschmack. Sie sah genervt zu zwei jungen Frauen an ihrem Tisch rüber die aufgeregt miteinander tuschelten. „Was gibt’s da zu tuscheln? Noch nie einen Fußballer gesehen?“, fragte sie dann gereizt. Die beiden sahen Anna verwirrt an und stoppten ihre Konversation. Fernando, der das ganze nicht wirklich verstanden hatte, grinste Anna von der Seite an. „Was hast du ihnen gesagt?“ „Nichts.“, entgegnete sie mit unschuldigem Gesichtsausdruck. „Schon klar.“, entgegnete Fernando, der genau wusste, dass Anna irgendetwas über die Situation gesagt hatte. Sie hatte schon immer meistens das gesagt, was sie gerade dachte. Wieso sollte sich das auch geändert haben. Nachdem das Brautpaar die Gäste begrüßt hatte, begann das große Essen. Die Kellner brachten den Gästen jeweils einen Salat mit Pinienkerndressing. Fernando musterte das Essen neugierig. „Wie viele Gänge werden das denn heute?“, fragte er. „Ich glaube es gibt sechs Gänge. Den Hochzeitskuchen nicht eingerechnet.“ Fernando seufzte. „Oweia. Das klingt nach einer Menge Lauftraining zum Ausgleich.“ „Nicht eher Sit-Ups?“ „Die kannst du gern machen wenn du willst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das brauch ich nicht. Ich spiel morgen Nachmittag Fußball. Da werde ich das sicher wieder los.“ „Ich dachte du spielst nicht mehr?“ „Das hab ich nicht gesagt. Ich hab gesagt ich spiele nur noch wenn in meiner Mannschaft mangelnde Besetzung ist. Und die ist im Moment wegen der WM.“ „So so.“ Anna widmete sich nun ihrem Salat. Fernando beobachtete sie, während er aß, aus dem Augenwinkel. Das würde er ja schon gerne sehen. Er zuckte imaginär mit den Schultern. Mal sehen was der morgige Tag bringen würde. Die nächsten zwei Stunden waren Anna und Fernando mit kurzen Unterbrechungen nur mit Essen beschäftigt. Nach dem Salat gab es Rebhuhn mit Wildreis, welches nicht wirklich Annas Geschmack traf. Fernando musterte ihren halb leeren Teller kritisch. „Sag nicht du bist schon satt?“, meinte er verwundert. Anna schüttelte den Kopf. „Der Vogel ist nicht so das meine.“ Fernando grinste und nahm sich ihren Teller. „Wir wollen ja nicht dass das Brautpaar denkt, ihr Essen sei mies.“, erklärte er lächelnd und aß den Rest von Annas Portion. „Das ist aber nicht gut für deinen Waschbrettbauch.“, sagte Anna. „Gar nicht wahr. Ich bin Leistungssportler. Ich hab einen erhöhten Nahrungsbedarf.“, antwortete er zwinkernd. Diesen erhöhten Nahrungsbedarf würde Fernando am heutigen Tage noch vollends ausnutzen können, denn nach dem dritten Gang, welcher aus Gambas bestand, gab es ein Entenbrustfilet in Erdnusssauce. Fernando seufzte. „Wer soll das alles essen?“, fragte er als er seinen Teller geleert hatte. Anna schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Und wenn ich dran denke dass zusätzlich zum Hochzeitskuchen noch zwei Sachen kommen, wird mir schlecht.“ Fernando nickte und trank an seinem Rotwein. „Da hast du Recht. Wir sollten nachher auf dem Rückweg auf jeden Fall einen größeren Umweg gehen, damit wir das abtrainieren.“ Anna lächelte. „Ich würde ja vorschlagen uns einen Ball zu nehmen und ein wenig irgendwo zu kicken. Dummerweise geht das mit den Schuhen nicht, ohne dass ich mir die Füße breche.“ „Schade. Die Herausforderung würde ich sogar annehmen.“ Anna zwinkerte. „Vielleicht komme ich sogar irgendwann mal darauf zurück.“ „Gern doch.“ Anna und Fernandos Unterhaltung wurde vom Kellner unterbrochen, der ihnen bereits den fünften Gang auf den Tisch stellte. Bacalao in Tomaten-Knoblauch-Sauce. Anna seufzte. „Das sieht zu lecker aus um es stehen zu lassen.“ Fernando stimmte ihr seufzend zu. Schließlich schafften beide es doch noch den Fisch zu essen. Jésus, der meinte nach dem fünften Gang eine kleine Ansprache auf das Brautpaar halten zu müssen, verschaffte ihnen etwas Zeit zum Verdauen, bevor es mit dem letzten Gang vor dem Kuchen, Jogurt mit Schokofrüchten und einem Schokoladengitter, weiterging. Als Fernando den auch noch verspeist hatte, legte er seine Serviette weg und lehnte sich erschöpft auf seinem Stuhl zurück. „Nie wieder Essen.“, seufzte er. „Zumindest nicht in den nächsten beiden Tagen.“ Einige der Gäste waren aufgestanden und hatten sich im Saal verteilt. „Lass uns uns ein wenig die Beine vertreten.“, schlug er vor. „Gute Idee.“, entgegnete Anna nur und stand schwerfällig auf und ging mit Fernando ein paar Meter durch den Raum. „Au man. Ich fühl mich als hätte ich vier Kilo im Bauch.“, verkündete Anna und lehnte sich an einen Stehtisch an. Fernando konnte sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen. „Ich wusste gar nicht dass du schwanger bist. Kenn ich den Vater?“ Anna grinste zurück. „Nicht direkt. Er kommt aus Madrid, spielt für einen rot-weißen Verein und hat die Rückennummer neun.“ Fernando lachte. „Nee, den kenn ich wirklich nicht.“ Anna lachte mit. „So ein Unglück aber auch.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich besorg uns erstmal etwas zu trinken.“ Gesagt, getan. Fernando kehrte nur kurze Zeit später zurück und reichte ihr einen Longdrink. „Darfst du überhaupt trinken, wenn du schwanger bist?“, fragte Fernando mit einem Zwinkern. „Natürlich. Bei unbefleckter Empfängnis macht Alkohol nichts.“, entgegnete Anna und machte sich langsam wieder auf den Weg zurück zu ihrem Tisch, denn die Kellner machten sich bereits daran den Tisch für den Hochzeitskuchen fertig zu machen. Fernando und Anna hatten ihre Plätze gerade wieder eingenommen, als das Licht gedämmt wurde und die Kellner die Hochzeitskuchen auf einem Wagen in den Raum schoben. „Der Kuchen hat sicher genauso viele Kalorien wie das gesamte Essen, meinte Fernando beim Anblick der Kalorienbombe. Carlos und Tania machten sich nun daran den Hochzeitskuchen auf traditionell spanische Art zu „eröffnen“. Im Vergleich zu Deutschland, wo der Kuchen vom Brautpaar gemeinsam angeschnitten wurde, war die spanische Verfahrensweise doch sehr komplex. Der Bräutigam bekam ein Schwert in die Hand gedrückt und hatte die Aufgabe mit diesem Schwert die Kuchendekoration von einem Stück des Hochzeitskuchens zu entfernen und seine Braut damit zu füttern. Während Carlos das unter den gebannten Blicken der Gäste tat, beugte sich Fernando ein Stück zu Anna herüber und flüsterte in ihr Ohr. „Was meinst du, wie viele Männer haben ihren Frauen dabei schon ihre Ohren abgeschnitten?“ Anna musste sich das lachen verkneifen. „Bestimmt eine Menge. Aber es werden sich sicher auch schon viele Männer dabei selbst verstümmelt haben.“ Carlos verstümmelte aber weder sich noch seine frisch angetraute, sondern fütterte seine Braut fachgerecht mit einer Schokoladenmuschel. Nachdem der Applaus der Gäste abgeebbt war, verteilten die Kellner den Hochzeitskuchen an die Gäste. Anna musterte ihr Stück kritisch. Bei ihrem Stück des Kuchens fehlte die Dekoration. Fernando bemerkte Annas Blick aus dem Augenwinkel und sah zu ihr rüber. „Was…?“, begann er einen Satz, blickte dann auf das Stück Kuchen und konnte sich nicht mehr beherrschen und brach in Gelächter aus. „So viel zum Thema du heiratest nie.“ Anna seufzte. Das Stück mit der fehlenden Kuchendekoration hatte in Spanien ungefähr dieselbe Bedeutung wie der Brautstrauß in Deutschland. Wer das Stück ohne Dekoration hatte, war der nächste der heiraten würde. Das hatte Anna ja gerade noch gefehlt. „Immerhin brauchst du schon mal kein Kleid mehr zu kaufen.“, scherzte Fernando, der es sichtlich genoss sich über die Situation lustig zu machen. Anna nahm daraufhin ihren Teller und tauschte ihn wortlos mit Fernandos Teller. „Das zählt nicht.“, meckerte er mit schmollendem Gesichtsausdruck. Anna grinste. „Lass mich doch wenigstens etwas von meinem Stolz behalten.“ Fernando nickte grinsend und nahm sich seine Gabel. „Ich weiß aber trotzdem dass du das Stück hattest.“ Anna begann an ihrem neuen Kuchenstück zu essen. „Schön für dich.“ „Was ist dir mein Schweigen gegenüber den anderen denn wert?“ Anna lachte. „Das hast du schon als Kind immer versucht. Und es hat nie geklappt.“, bemerkte sie. Fernando zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch war es wert. Vielleicht bist du ja leichter zu manipulieren geworden.“ „Nicht wirklich.“ Fernando lächelte. Das dachte Anna. Er hatte schon immer gewusst wie er sie dazu bekam das zu tun was er wollte. Als die Gäste allesamt ihren Hochzeitskuchen aufgegessen hatten, wurden nach spanischer Tradition die Gastgeschenke verteilt. In Spanien bekam nicht nur das Brautpaar Geschenke, sondern auch die Gäste. Die männlichen Gäste auf Carlos und Tanias Feier bekamen jeder eine Flasche teuren Rotwein und eine Havanna-Zigarre. Die weiblichen Gäste erhielten jeder eine Schatulle mit einer schlichten, aber doch sehr schönen Halskette darin. Anna nahm die Kette vorsichtig daraus und bewunderte sie. „Wow. Das ist aber ein teurer Spaß.“ „Da hat aber echt jemand tief in die Tasche gegriffen für euch Frauen.“ Anna nickte nur, immer noch überwältigt von dieser Halskette. Fernando nahm sie ihr lächelnd ab. „Statt sie anzustarren als wären es Tickets fürs WM Finale solltest du sie tragen.“, erklärte er, und legte ihr die Kette vorsichtig um. Zumindest versuchte er es, denn mit dem Verschluss der Kette hatte er so seine Probleme. Anna beobachtete ihn belustigt dabei. „Deine Füße sind wohl gefühlvoller als deine Hände.“ Fernando grinste. „Ansonsten wäre ich auch kein Fußballer sondern Masseur.“ „Dann könntest du mit mir direkt anfangen.“ Fernando, der es inzwischen endlich geschafft hatte die Kette zu verschließen, lächelte süß. „Das könnte ich glaub ich auch so.“ Anna erwiderte das lächeln und tippte auf seine Nase. „Danke für das Angebot. Aber ich mache mir durchaus Sorgen um meine Gesundheit.“ „Apropos Gesundheitsschädlich..“, sagte er und nahm seine Havanna Zigarre zur Hand. Dann steckte er sie in seinen Mund. „Und, macht so was wirklich so cool wie immer alle sagen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Du müsstest dir nur die Haare mit einer Tube Gel bearbeiten oder sie ein paar Tage nicht waschen und du würdest locker als Mafiosi durchgehen.“ „Dann solltest du aufpassen was du in meiner Gegenwart sagst, sonst endest du auf dem Boden des nächsten Flusses. Mit ein paar neuen Schuhen.“ Anna lachte. „Ich zittere schon vor Angst. Deine Sommersprossen tragen allerdings nicht gerade dazu bei dich bedrohlich wirken zu lassen.“ „Das ist alles nur Tarnung.“ „Schon klar.“ Fernando blickte zu Carlos und Tania rüber, die in diesem Moment einmal nicht von einer Traube aus Verwandten umgeben waren. „Ich glaube, ich nutze die Gelegenheit, um den beiden mein Geschenk zu geben.“, verkündete er und stand auf. „Warte.“, antwortete Anna und folgte ihm. Tania und Carlos standen zusammen mit Jésus, dessen Frau und den Eltern der Braut an der Bar und redeten, als Fernando und Anna zu den beiden kamen. Fernando lächelte die beiden an. „Leider war es etwas kurzfristig, also musste ich bei der Beschaffung des Geschenks etwas improvisieren.“, erklärte er und reichte ihnen die DVD, die er am Vormittag gebrannt hatte. „Das was ich euch schenke seht ihr auf der DVD.“ Carlos sah erst verwirrt zu seiner Frau und dann wieder zu Fernando. „Das wäre doch echt nicht nötig gewesen. Annas Geschenk hätte für dich locker mitgereicht.“, entgegnete Tania. „Ich kann mich hier doch nicht blicken lassen ohne etwas mitzubringen.“ Jésus lächelte und sah herüber zur Band. „Ich glaube einer von denen hatte einen Laptop dabei.“, meinte er und ging zur Band herüber. Anna sah ihm hinterher. „Er ist heute wohl voll in seinem Element.“ „Davon kannst du ausgehen. Seiner Meinung nach ist die Hochzeit hier doch noch viel zu klein. Und das Essen war viel zu mickrig.“ Fernando guckte entsetzt. Die Feier war absolut einmalig und das Essen war perfekt gewesen. Genauso hatte sich Fernando seine eigene Hochzeit immer vorgestellt. „Mickrig? Es ist ein Wunder dass ich noch nicht geplatzt bin bei der Masse von leckerem Essen.“ „Na umso besser. Dann hast du wenigstens einen Grund das ganze nachher wegzutanzen.“, sagte Tania lächelnd zu ihm. Tanzen? Er? Oh nein. Alles bloß das nicht. Die Tanzschule mit seiner Ex-Freundin hatte ihm voll und ganz gereicht. „Ich verzichte.“ „Das kannst du Anna doch nicht antun.“, protestierte Tania. „Oh doch. Das kann er. Und ich nehm’s ihm auch nicht übel. Ich hab selbst keine Lust.“, meinte Anna grinsend. Tania schüttelte energisch den Kopf. „Was meinst du dazu, Carlos?“, fragte sie. „Das können wir ihnen aber nicht durchgehen lassen.“, antwortete der blauäugige Spanier. „Ganz meine Meinung. Einer muss sein.“ Anna sah Tania dafür verärgert an. Als ob es nicht schon seltsam genug war mit Fernando hier zu sein. Auch noch mit ihm zu tanzen, würde Anna diesen Tag viel zu sehr wie ein Date aussehen lassen. Tania lächelte nett und sah sie mit einem ’ich weiß gar nicht wo dein Problem liegt’ Blick an. Fernando seufzte. „Einer. Aber mehr nicht. Ich bin schrecklich untalentiert.“ Tania lächelte. „Gut. Die Roxanne. Nachher.“ Fernando wollte gerade nachfragen was das denn sein sollte, kam aber nicht mehr dazu, da Jésus mit einem Laptop in der Hand wieder auftauchte und ihn seinem Sohn in die Hand drückte. Carlos stellte den Laptop auf einem Stehtisch ab und legte die DVD ein. Dann öffnete er das darauf befindliche Video. Verwirrt sah er zu seiner Frau rüber, als er auf dem Video in das grinsende Gesicht von Sergio Ramos blickte. „Als allererstes möchte ich euch herzlich gratulieren.“, sagte er in dem Video, bevor er dann die Kamera auf zwei neue Real-Trikots schwenkte. „Das sind eure brandneuen Real-Madrid Trikots. Sie werden auf jeden Fall noch von der ganzen Mannschaft signiert.“ Carlos strahlte. Das war ja wohl ein super Geschenk. Tania, die eigentlich nicht so der Fußballfan war, war auch sprachlos. „Natürlich müsst ihr beide ja auch Gelegenheit haben die Trikots einmal anzuziehen. Deswegen werdet ihr beide vor dem nächsten Derby in Madrid in ein Flugzeug gesetzt und über das komplette Wochenende eingeflogen um euch in den Trikots das Spiel anzusehen. Hotel natürlich inklusive.“ Carlos war nun absolut baff. Auch Jésus, der eigentlich ja Atlético Fan war, konnte nichts mehr sagen. Irgendwann fand Carlos seine Sprachfähigkeit wieder und strahlte Fernando an. „Ich weiß echt nicht was ich sagen soll.“ Fernando lächelte. „Du brauchst nichts zu sagen. Dein Gesichtsausdruck sagt schon alles.“ „Aber das wäre doch echt nicht nötig gewesen. Das muss dich ein Vermögen kosten und dabei kennst du uns doch kaum.“ Fernando lächelte. „Annas Freunde sind auch meine Freunde. Im Vergleich zu dem was diese Hochzeit euch kostet, war die Madrid-Reise für euch ein Schnäppchen. Außerdem brauche ich mir um meinen Kontostand keine Sorgen machen.“ Anna, die von Fernandos Plan auch nichts gewusst hatte, schüttelte nur den Kopf. Eigentlich brauchte sie sich darüber nicht zu wundern, denn Fernando war schon immer so gewesen. Freundlich, höflich und bodenständig. Er war eine Person mit der man, wenn man sie als Freund hatte, jede Dummheit machen konnte. Sie seufzte. So eine Person hatte ihr in Deutschland immer gefehlt. Natürlich hatte sie Freunde. Aber keiner von ihnen war vom Typ her mit Fernando zu vergleichen. „Lass sie erstmal den Schock verdauen.“, meinte sie dann grinsend zu Fernando und wies mit dem Kopf zur Bar. Fernando nickte und folgte ihr. Anna bestellte den beiden etwas zu trinken. „Danke.“, sagte Anna zu ihm. Fernando, der gerade zur Tanzfläche, wo Carlos und Tania ihren Hochzeitstanz abhielten, gesehen hatte, wandte sich zu Anna um. „Wofür?“ „Dass du dir so viel Mühe für sie gegeben hast.“ Fernando lächelte. „Kein Problem. Wenn es dich und die beiden glücklich macht, war es die Sache doch Wert.“ Für Fernando war es absolut selbstverständlich gewesen, den beiden ein standesgemäßes Geschenk zu machen. Schließlich waren sie als Annas Freunde ein wichtiger Teil in Annas Leben. Genauso wie Anna einmal ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen war, und langsam wieder auf dem Weg war wieder ein solcher zu werden. Carlos und Tania hatten ihren Hochzeitstanz gerade beendet. Die Band begann zu spielen und einige Gäste hatten sich auf die Tanzfläche bequemt. Anna und Fernando beobachteten diese von der Bar aus, wo beide schon ihren dritten Longdrink zusätzlich zu dem ganzen Wein vom Essen tranken. Das Lied welches gerade lief, endete und ein einsames Violinenspiel leitete das nächste Lied ein. „Das ist unseres.“, meinte Anna dann. „Was?“, fragte Fernando verwirrt. „Das ist der Tango der Roxanne. Das Lied was Tania eben meinte. Ich hatte bei dem Tanzkurs von Tania damals eine Schwäche für das Lied.“ Fernando zog eine Augenbraue hoch. „Tango, hm? Na ja. Das kann ich sogar noch so halb.“ „Du musst aber nicht…“, begann Anna einen Satz. „Ach was. Wir werden es schon überleben.“, meinte er und zog Anna mit sich zur Tanzfläche, wo noch einige andere Leute inklusive dem Brautpaar waren. Als Fernando und Anna auf der Tanzfläche angekommen waren, begann die Musik. Fernando, der hinter Anna hergegangen war, blieb hinter ihr stehen und ließ seine Hände langsam über ihre Arme hinab zu ihren Händen gleiten. Anna zuckte kurz zusammen, da sie damit nicht gerechnet hatte und seine Finger recht kühl waren. Fernando nahm dann ihre Hände in seine und drehte sie um. Langsam begannen sie miteinander zu tanzen. Anna hatte bei der ganzen Sache immer noch ein ungutes Gefühl, entschied sich aber sich auf das Tanzen zu konzentrieren, damit sie Fernando nicht aus Versehen auf seine wertvollen Füße trat. Sie sah bereits die Schlagzeile der Marça vor sich ’El niño: Fußverletzung beim Tango’. Fernando war bereits hochkonzentriert, innerlich die Schritte am zählen. Wie lange hatte er das nicht mehr gemacht? Bislang war es ihm ja immer gelungen dem Tanzen irgendwie zu entgehen. Er erinnerte sich an seine argentinische Tanzlehrerin. Ihren Akzent hatte er immer relativ lustig gefunden. Vor allem immer dann wenn sie ihm und seiner damaligen Freundin versuchte zu erklären, dass man den Tango mit viel Leidenschaft tanzen musste. Genau an der Leidenschaft hatte es bei seiner Freundin etwas gemangelt. Er hatte es immer versucht, aber irgendwie wollte sie da nicht so recht mitmachen. Ob das bei Anna anders war? Er sah Anna in die Augen und lächelte. Dann zog er sie näher an sich heran und ließ seine Hände ein paar Zentimeter tiefer an ihrem Rücken hinunter gleiten. Anna bemerkte das zwar, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Der Tango war halt ein Tanz mit viel Körperkontakt. Die Frage war nur, ob das nicht vielleicht doch etwas zu viel war. Aber sie konnte jetzt ja nichts mehr daran ändern. Das würde auffallen und vielleicht noch komischer wirken als so zu tanzen. Fernando drehte Anna einmal zu Dreivierteln um die eigene Achse und lehnte sie dann zurück. Dabei ließ er seine Hand langsam an ihrem Bein hoch gleiten. Anna seufzte innerlich. Das fühlte sich jetzt viel zu gut an. Fernando zog Anna wieder zu sich hoch tanzte weiter mit ihr. Er begann langsam den Tanz mit Anna zu genießen. Anna dachte in etwa dasselbe. Sie hatte so langsam das Gefühl nicht mehr so wirklich Herrin ihrer Sinne zu sein. Vorsichtig strich sie über Fernandos Wange, während beide immer noch zu dem jetzt etwas schneller werdenden Tango tanzten. Einerseits war es für den spanischen Fußballnationalspieler doch seltsam so mit Anna, seiner Sandkastenfreundin, so zu tanzen. Ihr Geruch und die Wärme ihres Körpers an seinem ließen Fernando doch irgendwie nicht so unbeeindruckt wie es normalerweise hätte sein müssen. Das Gefühl ihres Atems auf seiner Wange war einfach nicht zu beschreiben. Andererseits war Anna inzwischen ja nicht mehr das Kind von früher sondern eine recht ansehnliche junge Frau. Das Lied neigte sich langsam seinem Ende zu. Fernando lehnte Anna noch einmal so wie vorher zurück, jedoch ohne seine Hand an ihrem Bein zu haben. Die Musik hörte auf. Fernando zog Anna wieder zurück in eine aufrechte Position. Sie lächelte. Das war der Zeitpunkt, an dem bei Fernando der Verstand versagte. Anna war innerlich noch damit beschäftigt, diesen ihrem Geschmack nach viel zu wundervollen Tanz zu verdauen, als Fernando sie zu sich zog und sie vorsichtig küsste. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste, dass das was sie dann tat eigentlich nicht richtig war, aber sie war nach diesem Tanz einfach zu nichts anderem mehr in der Lage gewesen. Sie erwiderte den Kuss. Der spanische Nationalspieler intensivierte nun den Kuss und zog Anna so nah wie möglich an sich heran. Es war ihm gar nicht möglich überhaupt irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Das einzige was in seinem Kopf herumschwirrte war das Gefühl von Annas weichen Lippen auf den seinen. Es war falsch, aber warum musste sich das nur so gut anfühlen? Tania, Jésus und Carlos beobachteten das Schauspiel von einem Tisch aus. Tania grinste zufrieden. „DAS war der Grund wieso ich den Tango der Roxanne genommen hab. Da musste so was passieren. Die brauchten mal einen Schubs in die richtige Richtung.“ Jésus zog seine Digitalkamera heraus und machte ein Beweisfoto. „Ich hoffe mal, sie vergisst uns nicht wenn sie mit ihm nach Madrid geht.“, sagte Jésus. Annas Verstand übernahm langsam wieder die Kontrolle über sie. Sie löste sich aus dem Kuss. Was hatten sie da getan? Auch Fernando fiel jetzt erst auf was passiert war. Er wollte gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, aber Anna schüttelte den Kopf und sah ihn an. Man konnte ihr ansehen, wie verwirrt sie in diesem Moment war. „Lass es. Ich muss hier erst mal weg.“ sagte sie nur, drehte sich um und ging in Richtung Bar davon. To be continued... Söderle. Hoffe der Teil hat gefallen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)