Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit von Pichichi ================================================================================ Kapitel 7: Deutsche Küche und das Fanfest ----------------------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 7 Deutsche Küche und das Fanfest Es geht endlich weiter: @Uli_chan: Na das ist doch mal was. Dafür lohnt sich Spanisch ^^ @SSJSweety: Was ist das für ne Frage??? Natürlich!! Rückblick: Manchmal war das Ende mancher Dinge der Neuanfang für etwas besseres. Dank ihres idiotischen Ex-Verlobten hatte sie Jésus Kneipe und dadurch eine Menge anderer Leute kennen gelernt die ihre Hobbys teilten. Anna lächelte. „In einer Stadt wie Berlin kennt man sich auch als Ausländer untereinander nicht. Heute wüsste ich gar nicht wie mein Leben am Wochenende aussehen würde, wenn ich nicht jede Woche bei Jésus hängen würde um Fußball zu gucken.“ Fernando seufzte innerlich. Sie lebten wirklich in verschiedenen Welten. Er stand auf dem Platz und sie war maximal der Zaungast. Er fuhr einen Sportwagen, hatte ein eigenes Haus und konnte sich alles leisten was er sich jemals erträumt hatte. Sie lebte in einer Dachgeschosswohnung, hatte sicher, wenn überhaupt, kein allzu teures Auto. Sie war Fan, er Spieler. Dabei kamen sie doch aus demselben Umfeld. Als Kinder hatten sie alles geteilt und jetzt war alles anders. Aber sie schien nicht unglücklich darüber zu sein wie es jetzt war. Das erleichterte ihn doch irgendwie ein wenig. Irgendwie beneidete er Anna doch um ihr Leben. Sein Leben bestand wirklich nur aus Fußball. Er war inzwischen in Spanien schon so bekannt, dass er so gut wie nirgendwo mehr hingehen konnte, ohne dass ihn irgendwer nach einem Autogramm fragte. Manchmal wünschte er sich einfach er selbst sein zu können. Einfach der normale Fernando außerhalb des Fußballstadions zu sein, denn schließlich war er ja genauso ein Mensch wie seine Fans. Er wollte auch gerne einfach so mal mit seinen Freunden irgendwo etwas trinken gehen oder sich im Kino einen Film ansehen, aber das war in Madrid einfach nicht möglich. „Fernando?“, fragte Anna und sah zu Fernando rüber, der recht abwesend wirkte. Der schreckte aus seinen Gedanken auf und sah sie an. „Hast du was gesagt?“ Anna grinste. „Wo warst du?“ Fernando erwiderte das Grinsen. „Das verrat ich dir nicht.“, meinte er dann. Sergio nippte an seinem Wein. Man merkte sofort, dass die beiden sich kannten. Er hätte gerne genaueres gewusst. Wie lange kannten sich die beiden schon? Wann war Anna eigentlich nach Deutschland gegangen? Was war damals genau zwischen den beiden? Er wusste allerdings nicht, ob er das einfach fragen konnte ohne dreist zu wirken. Vielleicht war diese Frage ein wenig zu Privat. Sergio blickte zu seinem Freund Arturo, der sich etwa dasselbe zu fragen schien. Arturo schüttelte leicht den Kopf um dann dezent das Thema zu wechseln. „Du, Anna. Morgen kann man doch wieder beim Fanfest Fußball gucken, oder?“ Anna nickte. „Klar doch.“ „Super. Gehst du auch hin?“ Sie nickte. „Irgendwer muss unserem spanischen Fußballer doch das Public Viewing mal zeigen.“, verkündete sie grinsend. „Du nimmst ihn mit?“, fragte Sergio dann verwirrt. „Warum nicht?“ Arturo seufzte. Er stellte sich Fernando gerade auf dem Fanfest umringt von Fans vor, die alle ein Foto oder ein Autogramm wollten. „Na ja. Eine berühmte Persönlichkeit ohne Security zwischen tausenden Fans. Das wird doch sicher einen Massenauflauf geben.“ Anna grinste. „Du glaubst doch nicht, dass ich ihn ungetarnt dahin gehen lasse? Oh nein! Wenn ich mit ihm fertig bin wird selbst seine Mutter ihn nicht mehr erkennen.“ Fernando sah Anna verwirrt an. Das war jetzt aber doch wohl nicht ihr Ernst. „Und wie soll die Tarnung denn aussehen?“, fragte Fernando. Anna zwinkerte. „Das siehst du ja dann.“ „Ich erinnere dich dran, dass ich einen Ruf zu verlieren hab.“, bemerkte er. „Nur das?“, erwiderte Anna mit einem Grinsen im Gesicht. Fernando wollte gerade seinen Mund aufmachen, um etwas zu sagen, musste dann aber auch grinsen. „Aber wehe dir irgendeiner meiner Freunde sieht jemals ein Foto davon.“ Anna nickte. „Okay.. aber ein Foto für mein Fotoalbum muss sein.“ Die Gelegenheit Fernando einmal im Deutschlandtrikot zu sehen würde sich ihr ja nie wieder bieten. Fernando seufzte und stimmte dann zu. „Wo treffen wir uns dann?“, fragte er neugierig. Anna trank an ihrer Bacardi-Cola. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt sich mit ihm in der Stadt zu treffen, aber bei seinem miesen Orientierungssinn war natürlich die Frage ob er da jemals ankommen würde. „Ich hol dich hier morgen früh so gegen halb elf ab. Dann fahren wir zu mir, tarnen dich und fahren von mir aus zum Fanfest. Es sei denn du hast ein Problem damit meine Wohnung zu betreten.“, meinte sie. Fernando lächelte und schüttelte den Kopf. „Sollte ich?“ Anna tat so als würde sie überlegen. „Nicht wirklich.“ Innerlich seufzte sie allerdings. Sein Besuch morgen bedeutete für sie, dass sie früh aufstehen musste um ihre Wohnung aufzuräumen. Das Chaos, welches sie bei sich zu Hause hatte sollte er nicht unbedingt sehen. Also musste sie wohl oder übel aufräumen. Und Fernandos Tarnungsgegenstände musste sie ja auch noch irgendwo besorgen. Sie gähnte. „Ich werde mich gleich mal auf den Heimweg machen. Ich hab noch eine Menge Schlaf nachzuholen.“, sagte Anna nachdem sie mit einem Blick auf die Uhr festgestellt hatte, dass es schon fast 22 Uhr war. „Halb elf also, morgen früh?“, erkundigte sich Fernando noch mal. Sie nickte. „Halb elf. Pünktlich, sonst muss ich dich leider mit einem Eimer Wasser wecken kommen.“ „Du kommst gar nicht auf mein Zimmer.“, entgegnete er grinsend. „Das glaubst auch nur du.“, sagte sie, stand auf und streckte ihm frech die Zunge raus. „Bis morgen früh dann.“ Anschließend wandte Anna sich an die beiden Valencianer, deren Anwesenheit irgendwie untergegangen war. „Euch natürlich auch. Und viel Spaß morgen.“ Sergio und Arturo nickten nur. Dann verließ Anna die Bar. Fernando sah ihr hinterher. Das versprach doch lustig zu werden morgen. Sergio und Arturo tauschten nur einen viel sagenden Blick. Die beiden sollten sie vielleicht doch mal genauer im Auge behalten. Am nächsten Morgen wurde Fernando, wie jeden Morgen vom Piepsen seines Handys geweckt. Er sah auf das Display. Halb zehn. Viel zu früh für seine Verhältnisse. Als Fußballer war er es gewöhnt frühestens um zehn aufstehen zu müssen. Und der gestrige Abend war doch noch relativ lang geworden. Gegen halb eins hatte Fernando die Bar verlassen. Sergio, Arturo und er hatten noch ewig über Fußball und die WM geredet. Es war manchmal doch interessant sich einmal die Sichtweise der Fans anzuhören. Noch völlig übermüdet kletterte Fernando aus dem Bett und ging langsamen Schrittes ins Bad, wo er sich erstmal unter die Dusche stellte. Es war schon wieder so warm in Deutschland, so dass er sich entschied lieber kalt zu duschen. Während das kalte Wasser auf ihn niederprasselte dachte er über den kommenden Tag nach. Würde ihn auch wirklich keiner erkennen? Was wäre wenn? Sollte er überhaupt mit Anna zum Fanfest gehen? Sollte ihn doch wer erkennen, würde doch jeder direkt etwas falsches schlussfolgern. Es würde sicherlich ein Erlebnis werden, aber war das Erlebnis wirklich dieses Risiko wert? Fernando drehte das Wasser ab. Er konnte jetzt ja eh nicht mehr absagen. Es würde schon schief gehen. Nachdem er sich angezogen und seine Haare fertig getrocknet und gestylt hatte, stellte er entsetzt fest, dass es schon nach zehn Uhr war. Frühstück würde wohl ausfallen. Er suchte sich noch seine Digitalkamera und seine Sonnenbrille und betrat um zwanzig nach zehn die Hotellobby. Fabienne saß mit einem unbekannten dunkelhäutigen Mann zusammen an der Rezeption. Fernando grinste. Das war ja toll abgepasst. Er holte sich an der Bar eine Tasse Kaffee und setzte sich damit in eine der Sitzgruppen in der Lobby und wartete auf Anna. Die kam auch pünktlich, im Deutschlandtrikot und mit Sonnenbrille, ins Hotel. „Guten Morgen.“, sagte sie gut gelaunt. Fernando grinste. „Morgen. Heute sind wir aber gut drauf…“ Anna nahm die Sonnenbrille ab. „Natürlich. Heute ist Fußball. Heute machen wir Argentinien platt.“ „Das werden wir sehen.“, entgegnete er. Er hatte ja schon am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell so ein Traum doch platzen konnte. Im Augenwinkel sah er, dass Fabienne die beiden aufmerksam beobachtete. Er trank seinen Kaffee nun aus und stand auf. Dann brachte er seine Tasse weg und ging wieder zu Anna, die geduldig auf ihn wartete. „Können wir jetzt los?“, fragte sie. Fernando nickte. „Wir müssen aber irgendwo noch etwas zu essen besorgen. Ich hab noch nicht gefrühstückt.“ Dann nahm er ihre Hand und zog sie langsam mit sich aus der Hotelhalle. Anna sah verwirrt erst auf ihre Hand, dann zu ihm. Was sollte das denn jetzt geben? Sein Gesichtsausdruck verriet ihr aber recht schnell, dass er Fabiennes Anwesenheit an der Rezeption bemerkt hatte. Sie setzte ein lächeln auf und folgte ihm bereitwillig. Vor dem Hotel ließ Fernando ihre Hand dann los. „Der haben wir jetzt aber doch noch ein wenig was zum nachdenken gegeben.“, erklärte er. „Oh ja.“ Der spanische Nationalspieler sah sich um. „Wo lang?“ „Mein Auto steht da vorne.“, sagte Anna und wies mit dem Finger auf einen blauen Mini, der neben Fernandos Mietwagen stand. Fernando zog eine Augenbraue nach oben. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“ Anna lachte. „Ist es. Ich kann mir leider im Vergleich zu dir keinen Lamborghini leisten.“ Fernando setzte einen schmollenden Gesichtsausdruck auf. „Ich hab doch gar keinen Lamborghini.“ „Aber einen Sportwagen hast du?“ Fernando ging jetzt zu Annas Auto herüber und sagte im gehen. „Natürlich hab ich einen. Ich bin Fußballer. Wie soll das denn wirken wenn ich mit einem Smart zum Training kommen würde.“ Bei der Vorstellung musste er dann selbst grinsen. Anna schloss das Auto auf und stieg ein. Genauso Fernando. Im Auto grinste sie ihn an. „Du solltest dich aber besser anschnallen. Manche Leute nennen meinen Fahrstil etwas rabiat.“ „Umso besser. Dann solltest du keine großen Probleme haben in Madrid Auto zu fahren.“, entgegnete er. Anna fuhr dann los und schaltete das Radio ein. Fernando sah sich im Auto um. Auf der Hutablage hatte Anna eine Spanienfahne liegen. Aus dem Radio ertönte laute Technomusik. Ihr Musikgeschmack war wohl etwas anders als seiner. Mit Techno konnte Fernando nicht wirklich viel anfangen. Manche Lieder waren ja okay. Aber den ganzen Tag konnte er sich das nicht anhören. „Das ist meine Autofahrmusik.“, erklärte Anna ihm dann. „Damit du schneller fährst oder wie?“ Sie nickte grinsend. Fernando sah nun aus dem Fenster. Auf den Straßen war ziemlich viel los. An vielen Autos hängte ein kleines Deutschlandfähnchen. Sein Magen meldete sich nun zu Wort. „Denk bitte daran, dass wir mir noch irgendwo etwas zu essen besorgen.“, bat er Anna dann. Die schüttelte den Kopf. „Ich war heute morgen einkaufen. Wir essen gleich bei mir noch was.“ Fernando sah sie an. „Du kochst?“ „Kochen würde ich das nicht nennen.“ „Kann man das essen?“, fragte er grinsend. Anna zwickte ihn in die Seite. „Natürlich kann man das.“, antwortete sie empört. Fernando setzte sein unschuldiges Lächeln auf. „Na ja, man weiß ja nie. Das letzte Mal, als du für mich ’gekocht’ hast, bestand das Fleisch aus Sand, die Nudeln aus Stöckchen und der Salat aus Gras. Ich will nur sichergehen.“ Anna lachte los. „Damals hast du dich nicht beschwert. Ich kann dir das gern noch mal machen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich verzichte.“ „Ich kann dich beruhigen. Ich hab nur Brötchen gekauft.“ Fernando grinste und tat erleichtert. Circa eine halbe Stunde später kamen Anna und Fernando vor Annas Wohnung an. Diese lag ziemlich am Rand von Berlin. Anna parkte das Auto vor der Haustüre und stieg aus. „Da wären wir.“, sagte sie dann. Fernando blickte an dem Haus hoch und musterte es kritisch. „Nett.“, entgegnete er. Als Fußballer war er doch ein anderes Kaliber gewöhnt. Anna schloss die Haustüre auf und ging die Treppe hinauf bis ins Dachgeschoss, wo sich ihre Wohnung befand. Fernando folgte ihr. Sie öffnete ihre Wohnungstür und wies Fernando mit einer Handbewegung an, vorzugehen. In der Wohnung sah Fernando sich erstmal um. Es war doch größer als er gedacht hatte. Annas Wohnung hatte einen kleinen Flur, eine Küche, ein Bad und einen großen Raum der durch eine asiatisch wirkende Papierstellwand in Wohn- und Schlafbereich geteilt wurde. Sie hatte es sich doch ganz gemütlich eingerichtet, fand Fernando. Anna lächelte unsicher. „Na ja Luxus ist was anderes.“, sagte sie. Fernando lächelte. „Also ich find die Wohnung ganz nett. Das mit der Papierwand gefällt mir gut. Das sollte ich vielleicht auch mal in meinem Haus machen.“ Anna grinste. „Dann sieh dich mal weiter um. Vielleicht findest du ja noch ein paar Wohnideen. In der Zwischenzeit kümmer ich mich ums Essen.“ „Okay.“, entgegnete Fernando. Während Anna in die Küche ging, setzte sich Fernando auf die Couch und sah sich um. An der Wand über dem Fernseher hing ein altes Atlético Teamposter. Daneben hatte Anna ihr altes Paulo Futre Trikot mit Autogramm aufgehängt. Fernando schüttelte amüsiert den Kopf. Anna hatte sich damals über eine Woche dagegen gewehrt sich die rechte Hand zu waschen, da sie Paulo Futre mit der Hand berührt hatte. Fernando stand nun auf und ging herüber zur anderen Seite des Zimmers. Hinter der Papierwand war Annas Bett, ihr Schreibtisch und der Kleiderschrank. Bei genauerem Hinsehen fiel Fernando dann das Pepe-Jeans Promoposter auf. Sie hatte ihn an ihrer Wand hängen. Das war ja wohl mehr als nur seltsam. Über ihrem PC hing noch ein Poster von ihm. Diesmal im Atlético Trikot. Fernando schüttelte verwirrt den Kopf. In dem Moment betrat Anna den Raum. „Mierda!“, meckerte sie. Fernando drehte sich um. Dann grinste sie und kratzte sich am Kopf. „Ich wusste doch, dass ich irgendwas vergessen hatte.“ Das konnte jetzt aber nur ihr passieren. Gott, war das peinlich. Was sollte er denn jetzt von ihr denken? Fernando sah ihr dann, dass ihr das ganze unangenehm war. Aber das schrie jetzt danach ausgekostet zu werden. Er setzte ein grinsen auf und sagte dann: „Ich dachte du stehst nicht auf mich.“ Anna sah ihn beleidigt an. „Als ob du keine Poster deiner Lieblingsspieler an deiner Wand hängen hättest wenn du ich wärst.“ „Aber keins wo mein Lieblingsspieler außer einer Jeans nichts anhätte.“ Anna grinste. „So so. Hatte meine Freundin also richtig vermutet.“ Über Fernandos Kopf schwebte ein großes Fragezeichen. „Ihr habt darüber diskutiert ob ich unter der Hose noch was anhab?“, fragte er verwirrt. Anna zuckte mit den Schultern. „So sind Frauen halt. Und jetzt komm essen.“ Innerlich atmete sie auf. Wieso hatte sie das gesagt?? Da hatte sie aber so gerade noch die Kurve bekommen. Fernando folgte Anna immer noch grübelnd in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. Ernst beäugte er das, was Anna da auf die Brötchen getan hatte. „Was ist das?“, fragte Fernando neugierig. „Das ist eine typisch deutsche Spezialität. Das nennt man Mett.“ Er nahm sich ein Brötchen und musterte es genauer. „Muss das aussehen, als wäre es noch roh?“ Anna lachte. „Ja muss es. Es ist nämlich roh.“ „Was? IGITT!“ Fernando legte das Brötchen wieder ab. „Willst du mich vergiften?“, erkundigte er sich. „Nein. Wenn ich dich vergiften wollen würde bekämst du was zu essen worin es nicht auffällt. Außerdem, was hätte ich denn davon dich zu vergiften? Probier doch einfach mal.“ „Auf deine Verantwortung.“ Er nahm das Brötchen und biss hinein. Anna beobachtete ihn dabei grinsend. Die Idee mit dem Mettbrötchen war ihr am frühen Morgen gekommen. „Nicht schlecht.“, stellte Fernando fest, nachdem er seinen ersten Bissen heruntergeschluckt hatte. Eine halbe Stunde und drei Mettbrötchen später beendete Fernando sein spätes Frühstück und ging wieder ins Wohnzimmer. Anna wartete bereits darauf ihn endlich tarnen zu dürfen. „Und du meinst wirklich ich brauche diese Tarnung?“ Anna nickte überzeugt. „Glaub mir. Wenn du von dem Spiel was mitbekommen willst, dann ja.“ „Was, wenn ich nicht für Deutschland bin?“, fragte er dann. Dafür erntete er einen Todesblick von Anna. „Wie?“ Fernando guckte unschuldig. „Maxi Rodriguez spielt doch für Argentinien. Normalerweise sollte ich aus Solidarität für den sein.“ „Papperlapapp. Ich hab keine Argentinientarnung also musst du als Deutschland Fan gehen.“, erklärte Anna dann. „Und wie sieht meine Tarnung aus?“ Anna grinste und holte ein Deutschland T-Shirt aus dem Schrank. „Ausziehen.“, sagte sie dann zu Fernando. Der zog belustigt eine Augenbraue nach oben und entgegnete: „Wusste ich es doch. Du hast Hintergedanken.“ Anna schüttelte den Kopf und drückte ihm das T-Shirt in die Hand. „Wieso sollte ich? Ich kenne Bilder von dir, da sitzt du noch nackt im Sandkasten. Aber wenn du drauf bestehst, kann ich gerne rausgehen wenn du dich umziehen willst.“, meinte sie dann grinsend. Fernando nahm nun das T-Shirt, musterte es einmal kritisch und zog es dann anstelle seines vorherigen T-Shirts an. „So werde ich auf der Straße sicher nicht auffallen.“, stellte er fest, in der Hoffnung, dass ihm das eine weitere Tarnung ersparen würde. Aber Anna schüttelte wieder den Kopf. „Oh nein.“ Sie zückte nun schwarz-rot-goldene Fanschminke. Fernando seufzte. Auch das noch. Anna setzte sich zu ihm auf die Couch und wies ihn an sie anzusehen, damit sie ihm ein Deutschlandfähnchen auf die Wange malen konnte. Fernando folgte ihren Anweisungen und hielt still. Anna fasste ihn vorsichtig am Kinn und drehte sein Gesicht so, dass sie anfangen konnte. Fernando beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Irgendwie gefiel ihm Annas hochkonzentrierter Blick. Ihr lächeln wirkte immer noch genauso wie früher. Vielleicht war es auch das, was Fernando damals in Alicante an der kurzhaarigen Blondine, die sich Jahre später als Anna herausstellen sollte, so süß gefunden hatte. Woran dachte er da gerade? Fernando war über seine eigenen Gedanken total verwundert. Es ging hier schließlich um Anna, die für ihn niemals irgendetwas anderes gewesen war als eine Art kleine Schwester. Anna, mit der er über 14 Jahre nicht geredet hatte. Es konnte nicht von heute auf morgen alles so sein wie früher, das wusste er. Trotzdem genoss er diesen Urlaub. Das war mal etwas ganz anderes als das was er sonst im Urlaub so tat. „Fertig.“, sagte Anna dann und blickte zufrieden auf ihr Werk. Fernando stand auf und ging zum nächsten Spiegel. Also mit Sonnenbrille würden ihn nur noch seine Tättoowierungen verraten. Er drehte sich um. „Gar nicht mal so schlecht die Tarnung. Der Fairness halber solltest du aber auch Fähnchen ins Gesicht bekommen.“ Anna nickte. „Das wollte ich sowieso noch tun.“ Fernando setzte sich hin und nahm sich die Schminke. „Ich mach das schon.“, verkündete er schließlich. Anna sah in seine dunkelbraunen Augen. Sie hatte Fernandos Augen schon als kleines Kind immer total faszinierend gefunden. Beim erwachsenen Fernando ging es ihr nicht anders. Im Vergleich zu früher hatte er aber doch mehr Sommersprossen. Dadurch sah er jünger aus als er wirklich war. El niño passte wirklich zu ihm. Sowohl vom Charakter als auch vom Aussehen. Eine halbe Stunde später waren Anna und Fernando endlich fertig und machten sich beide mit Fahne bewaffnet auf zum Bahnhof. Sie würden mit der S-Bahn zum Fanfest fahren. „Bei der Nationalhymne muss ich aber doch hoffentlich nicht mitsingen.“, meinte Fernando. „Natürlich nicht. Dafür ist dein Deutsch auch nicht gut genug.“ Fernando atmete auf. „Sehr gut.“ Sie stiegen in die Bahn ein und kamen nur kurze Zeit später in der Nähe des Brandenburger Tors an. Überall Fans mit Fahnen verschiedener Länder. Größtenteils waren aber Deutsche unterwegs. Als sie auf der Fanmeile ankamen, traf Fernando fast der Schlag. Gott, war das voll hier. So einen Massenauflauf hatte er ja noch nie gesehen. Überall sah man Deutschlandtrikots und Fahnen. Bunt geschminkte Deutsche die sich auf das Spiel ihrer Mannschaft freuten. Das war ja echt mal ein Erlebnis. „Wow.“, war alles was Fernando hervorbrachte. Anna grinste. Fußballer hatten halt keine Ahnung wie ihre Fans richtig feierten. „Ist es hier immer so voll?“, fragte er neugierig. „Nicht ganz. So voll war’s hier noch nie. Aber das ist doch super. Besorgen wir uns erstmal was zu trinken.“ Fernando folgte ihr bereitwillig. Hier wollte er sie doch lieber nicht verlieren. Er würde sie doch nie wieder finden bei diesen Massen von Menschen. Dann suchten sich die beiden einen Platz an dem sie das Spiel angenehm verfolgen können würden. Pünktlich um 17 Uhr wurde das Spiel im Berliner Olympiastadion von Lubos Michel angepfiffen. Fernando beobachtete das Spiel mit seinen geschulten Augen. Dieses Spiel versprach interessant zu werden. Immer wieder sah er sich in der Umgebung um. Jede Aktion des Spiels löste in den Fans irgendeine Reaktion aus. Langsam aber sicher fühlte er sich von der Stimmung angesteckt. Anna schien beim Fußball ihr spanisches Temperament vollends ausleben zu können. Amüsiert beobachtete Fernando das. Ob sie vor dem Fernseher wohl auch so war? Sie schimpfte wie ein Rohrspatz, wenn einer der deutschen Mannschaft den Ball verlor. Bei jedem Torschuss dachte man, Anna würde gleich einen Herzinfarkt bekommen. In der Halbzeit stand es immer noch 0:0. Anna und Fernando nutzten die Zeit um einmal zu verschnaufen. Als sie es endlich geschafft hatten aus dem Pulk zu entkommen setzten Sie sich etwas abseits auf eine Wiese. Fernando grinste. „Fußball gucken ist fast genauso anstrengend wie Fußball spielen.“ Anna zwinkerte. „Das stellst du jetzt erst fest? Wenn das so weitergeht hab ich morgen keine Stimme mehr.“ „Das glaub ich dir gern. Bist du immer so wenn du Fußball guckst?“ Anna sah ihn verwirrt an. „Was meinst du mit ’so’?“ Fernando lächelte nun. „So energiegeladen. Ich will gar nicht wissen wie das im Stadion ist.“ Anna grinste. „Viel Schlimmer.“ „Und wenn du auf dem Feld stehst? Ich wette du bist schon öfters mal vom Platz geflogen, oder?“ „Wie kommst du bloß darauf? Nur dreimal.“, erklärte Anna dann. Das Spiel ging nun weiter. Schon kurz nach der Halbzeit der Schock für Anna. Argentinien schoss das 1:0. Anna fluchte mehrere Minuten laut vor sich hin. Fernando seufzte. Das war’s dann wohl mit dem deutschen Traum. Er glaubte nach dem was er gesehen hatte nicht mehr daran, dass Deutschland noch das 1:1 machen würde. In der 72. Minute wurde Fernando kurz hellhörig, denn Argentinien wechselte seinen Torwart aus. Neu im Spiel war sein Vereinskamerad Leo Franco. Der würde sicher dafür sorgen, dass das argentinische Tor leer blieb. Doch das tat es nicht. In der 80. Minute landete der Ball doch im argentinischen Tor. Anna und der ganze Rest der Fanmeile brach in Jubel aus. Tor. Der Ausgleich durch Miroslav Klose. Fernando jubelte aus Solidarität einfach einmal mit. Das würde jetzt sicherlich Verlängerung geben, dachte er. Fernando sollte richtig liegen. Denn auch nach 90 Minuten stand es immer noch 1:1. Die Fans beim Public Viewing machten sich nun bereit für die Verlängerung. Fernando seufzte. Eine der Mannschaften würde nach Hause fahren müssen und eigentlich gönnte er dieses Schicksal keiner der beiden Mannschaften. Anna trat nervös von einem Bein aufs andere. Fernando musterte dies grinsend. „Warum bist du eigentlich so nervös? Du stehst doch gar nicht auf dem Platz.“, sagte er. „Das ist ja das Problem. Du kannst als Fan ja nichts tun und kannst nur auf das hoffen was da kommen mag.“ Trotz einiger guter Chancen stand es auch am Ende der Verlängerung noch 1:1. Ein Elfmeterschießen würde das Spiel entscheiden. So langsam wurde auch Fernando flau im Magen. Die Fans auf der Fanmeile wurden sichtlich nervös und Anna sah aus als würde sie gleich umkippen. Fernando sah sich weiter um. Etwa 50 Meter weit entfernt sah er eine junge Frau im Deutschlandtrikot mit den Fingern in den Ohren nervös auf und ab gehen. Er schüttelte amüsiert den Kopf. Bei dem Lärm halfen auch die Finger in den Ohren nichts. Beim Elfmeterschießen im Olympiastadion machten sich die Spieler nun bereit für ihr Elfmeterschießen. Als erster sollte Oliver Neuville antreten. Sicher versenkte er den Ball. Jubel auf der Fanmeile. Für Argentinien war nun Julio Cruz am Ball. Auch der versenkte den Ball sicher. Anna atmete tief durch. Elfmeterschießen war die Hölle für jeden Fan. Und auch für jeden Spieler, denn daran dachte gerade Fernando. Wenn man daneben schoss war alles vorbei. Auch Michael Ballack, der nächste Schütze versenkte seinen Elfmeter sicher. Für Argentinien stand Roberto Ayala, der Schütze zum 1:0 bereit. Dann passierte dass worauf alle Fans auf der Fanmeile gewartet hatten. Jens Lehmann hatte den Ball. Anna ließ einen lauten Schrei los. Fahnen wurden geschwenkt. Das war doch mal eine gute Ausgangsposition. Jetzt durfte nur kein Deutscher verschießen. Doch da brauchte sich Anna keine Sorgen machen, denn auch Prinz Poldi versenkte seinen Elfmeter im Tor. Maxi Rodriguez, Fernandos Teamgefährte stand nun am Ball. Fernando wusste, dass Maxi ein außergewöhnlich guter Elfmeterschütze war. Er würde ganz sicher treffen. Fernandos Vorahnung sollte ihn nicht verlassen, denn der Ball landete im Netz. Tim Borowski von Werder Bremen legte sich anschließend den Ball zurecht. Drin. Anna atmete tief durch. Wenn der Argentinier jetzt verschoss waren sie weiter. Ihre Hände zitterten. Gott, war das eine Qual. Fernando litt in dem Moment eher mit den Spielern auf dem Platz mit. Der Druck der auf Esteban Cambiasso wirkte, musste einfach nur enorm sein. Fernando hatte bis jetzt seine Elfmeter fast alle getroffen. Aber er hatte auch nie in so einer Situation schießen müssen. Interessiert beobachtete er die Körpersprache von Jens Lehmann. Der schien genau zu wissen was er tat. Cambiasso trat an und schoss. Er hatte ihn! Lehmann hatte den Ball gehalten. Die ganze Fanmeile brach in grenzenlosen Jubel aus. Anna sprang Fernando im absoluten Siegestaumel in die Arme. Fernando wusste gar nicht wie ihm geschah. Zögernd erwiderte er die Umarmung. Er lief ungewollt rot an. Irgendwie mochte er das. Aber er wusste nicht warum. Anna kam irgendwann wieder zu sich und fragte sich, was zum Teufel sie da gerade tat. Sie löste sich aus der Umarmung und sah Fernando an. „Sorry,“, murmelte sie nur. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)