Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit von Pichichi ================================================================================ Kapitel 5: geplatzte Träume --------------------------- Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit Teil 5 geplatzte Träume Halli Hallo. Endlich geht es weiter ^^. @Uli_chan: Ohne geht das bei mir einfach nicht, das weißt du! Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter und eine Widmung: Den heutigen Teil widme ich der lieben Anett (aka gilthoniel79), die sich ganz geduldig meine bekloppten Ideen angehört hat. Rückblick: „Das Leben ist nicht immer so wie man es gerne hätte. Wäre es so gelaufen, wie es eigentlich hätte laufen sollen, wäre ich bei den Feminas und schon längst wieder in Spanien.“ „Was ist passiert?“ ------------------------------------------- Für Anna war damals alles klar gewesen. Sie war gerade 16 Jahre alt geworden, als sie das Angebot der Damenmannschaft aus Madrid erreichte. Man bot ihr einen Platz an der Atlético Akademie, dem Ausbildungszentrum des Vereins an. Wahrscheinlich würde sie irgendwann sogar in der Profimannschaft spielen. Sie wollte die Schule nach dem Realschulabschluss abbrechen und Deutschland verlassen. Aber dann war alles anders gekommen. Nach einer Party war sie mit einem Freund zusammen auf dessen Motorrad nach Hause gefahren. Er hatte schon getrunken, aber sie hatte ihn nicht aufgehalten. Auf einer Landstraße waren die beiden in einer Kurve ins Schleudern geraten und fielen vom Motorrad. Anna erinnerte sich nicht mehr daran, wie sie auf den harten Asphalt aufgeprallt war. Sie wusste nur noch, dass sie über die Fahrbahn in den Straßengraben gerutscht war, dort liegen blieb und sich nicht mehr bewegen konnte. „Ein Unfall. Mein linkes Knie war kaputt, Schien- und Wadenbein gebrochen. Dazu noch die linke Schulter und zwei Rippen. Es war ein Wunder, dass ich den Unfall überhaupt überlebt hab.“, erzählte sie. Fernando sah sie ernst an. „Du darfst nicht mehr spielen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Doch. Aber die Zeit im Krankenhaus und im Rollstuhl hat mir ein wenig die Augen geöffnet. Bis zu dem Unfall war Fußball mein kompletter Lebensinhalt. Ich hatte dreimal die Woche Training. Und an den Tagen an denen ich kein Training hatte, war ich irgendwo unterwegs um Fußball zu gucken oder zu spielen. Als ich dann im Krankenhaus lag, wurde mir gesagt, dass ich wahrscheinlich nie wieder spielen könne. Und dann fiel ich in dieses Loch. Es war alles einfach weg. Mein Leben war einfach leer. Was sollte ich tun, wenn ich nicht mehr spielen könnte? Was würde aus mir werden, wenn ich es nicht schaffte Profi zu werden? Ich begann damals andere Dinge im Leben zu suchen die mir das Leben schön gestalteten. Der Fußball sollte nur noch zweitrangig sein. Das Angebot für die Feminas hatte ich ablehnen müssen, da es nicht abzusehen war wann mein Bein wieder in Ordnung sein würde. Ich beschloss mein Abitur zu machen, um dann mit 19 mit einem besseren Schulabschluss zurück nach Spanien zu gehen. Als man mir dann nach über einem Jahr sagte, ich könne wieder normal spielen, hatte sich mein Leben so stark verändert, dass ich im Fußball nicht mehr das fand, was ich suchte. Außerdem war mein Trainingsrückstand immens.“ Fernando seufzte. Manchmal konnte einem das Schicksal doch üble Streiche spielen. Wäre sie mit 16 wieder zurückgekommen, dann hätten sie beide zusammen bei Atlético gespielt. Es wäre wie damals gewesen, als sie klein waren. Ihr Traum wäre wahr geworden. Doch Annas Traum war zerplatzt. Während er an der Atlético-Akademie seinem Traum jeden Tag ein Stück näher gekommen war, hatte sich für sie alles erledigt. Er sah sie ernst an. „Tut mir leid das zu hören. Du hattest echt Talent.“ Anna zuckte mit den Achseln. „Da macht man nichts dran. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kindheitstraum wahr wird? Als Kind hat man so viele Träume aber nicht alle werden wahr. Oder wie bei mir: Bislang gar keiner.“ „Warum bist du noch hier?“, wollte er dann wissen. Anna sah ihn verwirrt an. „Was?“ „Du hast gesagt, du wolltest mit 19 zurück. Und du bist immer noch hier..“, entgegnete er. Anna lächelte. „Das hab ich einem Mann zu verdanken.“ Fernando lächelte unsicher. Okay, es war dumm zu erwarten Anna hätte keinen Freund hier in Deutschland. „Dein Freund?“ Anna verzog angewidert das Gesicht. „Mein Ex-Verlobter..“ Fernando sah sie entsetzt an. „Du wolltest heiraten?“ Anna nickte und sah dann zu Boden. „Ja. Aber lass uns nicht weiter drüber reden.“ „Er hat dich abserviert?“ „Nein. Ich bin ausgezogen. Es gab da so einen gewissen Vorfall…“ Er merkte, dass sie nicht wirklich drüber reden wollte, aber sie konnte ihm doch nicht so was sagen, ohne ein paar Details zu nennen. Ihr Leben schien, im Vergleich zu seinem, überhaupt nicht so gelaufen zu sein wie sie es wollte. „Wie kurz vor der Hochzeit?“, fragte er dann. Anna seufzte. „Ich hatte schon das Kleid. Das hängt jetzt in meinem Schrank.“ „Na ja, für deine nächste Hochzeit wirst du es dann ja brauchen können.“ Anna schüttelte den Kopf „Ich glaube nicht, dass es ein nächstes Mal gibt. Auf einen Mann kann ich echt verzichten.“ Fernando trank sein Bier aus. „Der Typ war einfach nur ein Idiot.“, stellte er fest. Anna zog eine Augenbraue nach oben und trank auch aus. „Er war schwul.“ Sie zeigte Jésus an, ihnen noch mal dasselbe zu bringen. Fernando guckte verwirrt. „Was?“ Anna atmete tief durch. „Er war schwul. Der einzige Grund warum er mich heiraten wollte, weil er zu feige war sich zu outen.“ Anna seufzte. Sie war damals nach Madrid geflogen, um ihr Kleid zu kaufen. Als kleines Mädchen war sie einmal an einem Geschäft mit Brautkleidern vorbeigekommen. Schon damals hatte sie gewusst, dass sie irgendwann einmal in diesem Laden in Fuenlabrada ihr Kleid kaufen würde. Sie hatte sich ein sündhaft teures cremefarbenes Kleid gekauft. Da alles viel schneller gegangen war, als sie vermutet hatte, war sie bereits einen halben Tag vorher zurück nach Hause geflogen. Sie hatte die Türe aufgeschlossen und ihre damalige Wohnung betreten. Von ihrem Verlobten war weit und breit nichts zu sehen. „Hallo?“ Sie bekam keine Antwort. Dann hörte sie ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Es war also doch wer zu Hause. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Irgendwas stimmte nicht. Als sie die Schlafzimmertüre öffnete, wusste sie auch was es war. Dort lag ihr Verlobter in ihrem Bett, mit einem MANN. Anna musste zweimal hingucken. Ihr Verlobter lag gerade in ihrem Bett und schlief mit einem MANN! „Oh mein Gott.“, war alles was Anna hervorbringen konnte. Ihr Verlobter hatte entsetzt zu ihr herübergesehen und sofort versucht die Situation herunterzuspielen. Aber Anna wusste was sie gesehen hatte. Ihr Verlobter, der Mann mit dem sie ihr Leben teilen wollte und mit dem sie schon fast zwei Jahre ihres Lebens geteilt hatte, war schwul. Kein Wunder, dass er nie mit ihr hatte schlafen wollen. Er hatte immer gesagt, er wolle warten bis sie verheiratet seien. Anna hatte sich schon damals darüber gewundert. Jetzt verstand sie es. Sie war für ihn bloß das Mittel, um sich nicht outen zu müssen. Und dann war ihr spanisches Temperament voll zur Geltung gekommen. Sie brüllte ihn an, beschimpfte ihn sowohl auf spanisch, als auch auf Deutsch. Als sich ihr Temperamentsausbruch gelegt hatte, gab es in der Wohnung keine einzige, aus einem Stück bestehende, Vase, kein Glas und kein heiles Porzellan mehr. Überall in der Wohnung lagen Scherben. Sie wollte nur noch weg. In rasender Geschwindigkeit hatte sie die nötigsten Dinge zusammengepackt und die Wohnung verlassen. Jésus stellte Anna und Fernando wieder jeweils einen Apfelkorn und ein Bier vor die Nase. „Das ist hart.“, sagte Fernando. Anna seufzte. „Lassen wir das Thema jetzt lieber wirklich. Sonst trink ich nachher wieder zu viel.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Tust du so was öfter?“ „Was? Mich betrinken, wenn ich meinen Verlobten in flagranti mit einem Kerl erwische?“ Fernando musste sich beherrschen nicht loszulachen. „So meinte ich das nicht.“, erklärte er. „Ich weiß. Was hätte ich denn machen sollen? In der Wohnung hatten wir noch eine Flasche Whisky. Aber die Gläser lagen alle auf dem Fußboden.“ Jetzt konnte Fernando sich nicht mehr zurückhalten und lachte los. „Das hatte ich erwartet.“ Anna musste mitlachen. „Du hättest seinen Blick sehen sollen. Vor allem bei dem Besuch von meinem Vater den er am nächsten Morgen bekommen hat.“ Das konnte sich Fernando gut vorstellen, Luis, Annas Vater, war schon als Anna klein war immer sehr um das Wohl seiner Tochter besorgt gewesen. Das musste ein Donnerwetter gegeben haben. „Ich vermute, du wohnst jetzt wieder zu Hause?“ Anna lächelte. „Um Himmels Willen. Das wäre die Hölle. Zwei pubertäre Geschwister im Haus…“ „Geschwister?“ Seit wann hatte Anna Geschwister? Anna nickte. „Meine Eltern haben sich damals entschlossen noch ein paar Nachkommen in die Welt zu setzen. Daniél ist dreizehn und Carmen elfeinhalb.“ Damit hatte Fernando nicht gerechnet. Als sie noch klein waren, hatte Anna immer Geschwister gewollt, doch ihre Eltern wollten ihr diesen Wunsch irgendwie nie erfüllen. Und jetzt hatte sie direkt zwei davon. Anna nahm ihr Bierglas und hielt es Fernando hin. „Prost erstmal.“ Fernando nahm sein Glas und wollte anstoßen. „Stop! Hier in Deutschland ist man, was das Anstoßen angeht, sehr abergläubisch.“, verkündete Anna. Fernando sah sie amüsiert an. „Inwiefern?“ „Du musst dein gegenüber beim Anstoßen angucken.“ „Wieso das?“ „Man sagt, wenn man sein Gegenüber nicht anschaue, werde man sein Leben lang schlechten Sex haben.“ Er lachte. „Allgemein, oder nur mit der Person die einem gegenüber sitzt? Ich meine, ich könnte es mir nämlich nicht vorstellen mit Jésus das Bett zu teilen. Dann würde ich das bei dem nie tun.“ Nun musste auch Anna lachen. Diese Vorstellung war einfach zu komisch. „Allgemein…“ „Dann bin ich beruhigt.“ Anna grinste. „Gut, dann Prost.“ Die beiden stießen nun miteinander an und nahmen beide einen großen Schluck Bier aus ihren Gläsern. „Du wohnst jetzt also allein?“ Anna nickte. „Genau wie du vermute ich mal.“ „Klar, ich verdiene ja selbst genug Geld um mir ein Haus leisten zu können. Da muss ich meinen Eltern ja nicht unnötig auf den Senkel gehen.“, erklärte Fernando. „Ich hätte auch gerne ein Haus. Ich wohne im Haus eines Cousins meiner Mutter unterm Dach. Immerhin ist so die Miete bezahlbar.“ Fernando seufzte. Ironie des Schicksals. Er hatte mit seinen 22 Jahren so viel Geld, dass er es niemals allein ausgeben können würde. Und sie musste sicher genau darauf achten, was sie ausgab. Arturo hatte ihm ja gesagt, dass Anna noch studierte. „Was studierst du eigentlich?“, fragte Fernando dann. „Woher weißt du, dass ich studiere?“ Fernando lächelte und sagte dann: „Ich habe zwei gute spanische Informationsquellen entdeckt.“ „Arturo und Sergio? Du hast mit ihnen geredet? Och menno, deren Gesicht wollte ich unbedingt sehen.“, beschwerte sich Anna. Fernando lachte. „Du hast auch echt was verpasst. Der Blick war unbezahlbar.“ „Das kann ich mir durchaus denken.“, entgegnete sie. „Also, was studierst du?“ „Sportwissenschaft und spanische Philologie. Das musste ich einfach nehmen.“ Das sagte Fernando jetzt gar nichts. Aber Sport war seiner Meinung nach immer gut. Fernando grinste. „Wie lange hast du noch?“ „Ungefähr ein Jahr, wenn alles glatt geht.“ Er lächelte. „Und dann kommst du wieder nach Spanien.“ Anna trank an ihrem Bier. „Das entscheide ich dann. In Madrid habe ich nichts und müsste wieder von vorne anfangen.“ Da hatte sie wohl recht, dachte sich Fernando. Sie würde wieder neue Freunde finden müssen, denn außer ihn und ihrer Verwandtschaft kannte sie in Madrid ja niemanden mehr. Und dieses Mal würde sie das ganze ohne ihre Eltern machen müssen. Fernando zwinkerte und sagte dann: „Du könntest dir eine Dauerkarte fürs Calderón zulegen. Ich kenne da wen der dir gute Karten besorgen kann.“ Anna sah ihn gespielt überrascht an. „Ach, tust du das?“ „Zwei spanische Vögelchen haben mir gezwitschert, dass du jedes Jahr zum Derby kommst.“ Sie musterte ihn kritisch. „Du hast die beiden über mich ausgefragt?“ Irgendwie fand sie das seltsam. Sie konnte ja nicht wissen, was die beiden Valencianer denn so alles ausgeplaudert hatten. Sie war am Vorabend ziemlich betrunken gewesen und wusste auch schon gar nicht mehr so genau, was sie den beiden alles über sich erzählt hatte. Er schüttelte den Kopf. „Die beiden haben von sich aus ein außergewöhnlich großes Mitteilungsbedürfnis.“ „Und was haben die noch so über mich gesagt?“ „Nichts Besonderes. Sie meinten noch, du wärest ein guter Fremdenführer.“ Anna sah ihn immer noch kritisch an. „Wieso glaube ich dir das nicht?“ Er lächelte schüchtern. „Solltest du aber. Wenn ich was über dich wissen will, kann ich dich doch fragen.“ „Na, wer weiß.“, entgegnete Anna. Fernando nahm nun seinen Apfelkorn und kippte ihn in einem Zug hinunter. „Wann willst du mich eigentlich fragen?“ Anna sah ihn verdutzt an. „Was fragen?“, fragte sie. Fernando grinste. „Nach einem Autogramm.“ Anna lachte. „Wir sind ja gar nicht eingebildet. Woher willst du wissen, dass ich überhaupt eins will?“ „Dein Spanientrikot hat die Nummer 9.“ „Ja und?“ „Und du bist Atlético Fan. Also ich würde drauf tippen, dass du auf mich stehst, Annaputzilein“, verkündete er überzeugt, aber mit Mühe nicht loszulachen. Anna prustete. „Hatte ich also richtig vermutet. Du bist nicht wirklich so schüchtern, wie du immer rüber kommst. Dein Ego ist ganz schön gewachsen.“ Fernando grinste. „Hey, ich bin Fußballprofi. Ich muss ein großes Ego haben.“ Dann setzte sie ein unschuldiges Lächeln auf und sagte mit ernstem Gesichtsausdruck: „Du weißt, das würde nie funktionieren zwischen uns. Du hast immer noch zu viele Sommersprossen, mein Streuselküchlein.“ Die beiden sahen sich an und mussten im gleichen Augenblick beide loslachen. Anna trank nun auch ihren Apfelkorn aus. Fernando sah ihr dabei zu. Sie schien immer noch ihren alten Humor zu haben. Als Kinder hatten sie immer sehr viel Spaß gehabt und ihre Eltern fast zur Verzweiflung getrieben, weil sie, wenn sie nicht gerade irgendwas mit Fußball machten, immer nur Unsinn im Kopf gehabt hatten. „Jetzt aber mal Spaß beiseite. Wer ist dein Lieblingsspieler?“ Sie lächelte. „Ich dachte das hättest du schon raus gefunden…“ Er musterte sie kritisch. „Och komm schon Anna. Das ist viel zu simpel.“ Anna lachte. „Ist ja gut... zusätzlich zu dir? Maxi Rodriguez.“ „Maxi? Oh nein Anna. Der ist nichts für dich.“, stellte er fest. „Das hab ich doch auch gar nicht gesagt. Du bist ja fast so schlimm wie Fabienne.“ „Wer?“ „Deine französische Freundin.“, erklärte sie ihm. „Ach die. Die wird dir morgen sicher Löcher in den Bauch fragen.“ Anna seufzte. „Oh ja. Sie ist ja auch der Meinung, dass du lieber für Frankreich spielen solltest.“ „Wie jetzt?“, wollte er wissen und sah Anna verdutzt an. „Weil sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, dass du Spanier bist und sie dich toll findet.“ Fernando lachte. Das war jetzt aber absolut absurd. War die Herkunft der Person nicht unwichtig? Der Mensch sollte es doch sein, der zählte. „Haben wir jetzt nicht genug über mich geredet?“, fragte Anna dann. Fernando schüttelte den Kopf. „Da gibt es noch ne ganze Menge herauszufinden.“ „Aber nicht heute. Jetzt erzählst du mir erstmal von Madrid. Was hab ich in der Nachbarschaft alles verpasst?“, entgegnete sie. Und so begann Fernando zu erzählen, was in der Nachbarschaft in den letzten Jahren so passiert war. Wer weggezogen war, was aus den Kindern, mit denen sie auf der Straße gespielt hatten geworden war und vor allem, was in seiner Familie passiert war. Als Anna das nächste Mal auf die Uhr sah, hatte sie schon 5 weitere Gläser Apfelkorn und 4 Bier intus. Die Uhr zeigte viertel vor zwei. „Hast du eigentlich schon mal auf die Uhr geguckt?“ Fernando, der die Wirkung des Alkohols langsam in seinem Körper zu spüren begann, schüttelte langsam den Kopf. „Wie spät ist es denn?“ „Viertel vor zwei.“ „Müsstest du nicht schon längst im Bett sein?“, fragte er dann. „Genauso wie du. Das letzte Mal als wir uns abends gesehen hatten, haben wir einen Disneyfilm auf Video geguckt.“ Er grinste. „Deine Eltern sind später viermal ins Zimmer gekommen um uns zu sagen wir sollen doch endlich schlafen.“ Sie lachte. „Was uns aber nicht davon abgehalten hat weiterzuquatschen.“ Er nickte. „Aber wir sollten Jésus vielleicht auch seinen Schlaf gönnen.“, sagte er und wies mit dem Kopf zum Tresen, wo Jésus und Carlos bereits am aufräumen waren. Anna sah nun auch herüber. „Auf jeden Fall.“ „Na dann.“ Anna guckte wieder zu Jésus und rief dann zu ihm herüber: „Jésus, die Fahne!“ Der zuckte zusammen, sah dann aber zu Anna und nickte lächelnd. Nur kurze Zeit später kam er mit der Fahne, einem Stift und einer Kamera bewaffnet zu Anna und Fernando herüber. Er sah Fernando besorgt an. „Und das macht dir auch wirklich nichts aus?“ Der schüttelte den Kopf. „Nein, das ist schon okay.“ Jésus reichte Fernando den Stift. Der unterschrieb auf der Fahne und schrieb dann noch eine kleine Widmung dazu.“ Schließlich gab er Jésus den Stift und die Fahne zurück. „Und jetzt noch ein Andenkensfoto?“ Jésus nickte nur freudig. Fernando lächelte. Es war doch manchmal total einfach Fans mit kleinen Gesten eine große Freude zu machen. Anna nahm die Kamera. „Ich mache das.“ Sie wollte gerade aufstehen, aber Jésus hielt sie fest. „Du kommst auch mit drauf. Carlos kann das Foto machen.“, bestimmte er. Dann wandte er sich um und rief zu seinem Sohn:„Carlos, beweg deinen faulen Real-Hintern hierher. Hier gibt es einen richtigen Fußballer zu fotografieren.“ Anna und Fernando sahen sich an und mussten beide grinsen. Carlos kam langsamen Schrittes zu den dreien herüberspaziert. Jésus setzte sich zu den beiden auf die Bank, auf der sie saßen, während Carlos sich die Kamera nahm. „Und jetzt bitte alle mal lächeln.“, sagte er und schoss das Foto. Jésus stand wieder auf. „Danke vielmals.“ Fernando grinste. „Kein Problem. Tust du mir einen Gefallen?“ Jésus sah Fernando überrascht an. „Sicher. Sag nur was es ist.“ „Machst du noch ein Foto von mir und Anna?“ Anna blickte zu Fernando rüber. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Wieso wollte er ein Foto mit ihr? „Sicher doch.“, entgegnete Jésus. Fernando lächelte Anna an. Er sah ihr an, dass sie etwas verwirrt war. „Meine Oma will doch sicher ein Beweisfoto.“ Ach so war das. Anna nickte. „Na dann.“ Anna sah zu Jésus herüber. Eigentlich hasste sie es Fotos zu machen. „Du brauchst jetzt aber nicht so schüchtern zu sein, Annaputzilein. Du kannst auch näher an mich ranrücken.“, verkündete er. „Definiere näher ran. Ich sitze doch schon neben dir.“ Er schüttelte belustigt den Kopf und zog sie zu sich herüber. „Ihr seht aber nicht gerade wie alte Freunde aus.“, bemerkte Jésus. Anna seufzte genervt. Was sollte denn noch alles kommen? „Er hat Recht. Tun wir einfach so als wären wir wieder acht Jahre alt.“, schlug Fernando vor. „Du willst Grimassen schneiden?“, fragte Anna mit hochgezogener Augenbraue. „Das meinte ich nicht.“ Fernando legte seinen Arm um sie. Anna tat es ihm gleich. Jésus nickte. „Viel besser.“ Er schoss das Foto und blickte danach zufrieden auf das Display seiner Digitalkamera. „Sieht gut aus.“ „Sehr gut. Schickst du mir das Bild dann per E-Mail?“, fragte Anna. „Klar doch. Heute Mittag hast du es.“ „Ich würde sagen, wir machen uns jetzt auf den Weg zurück. Was bekommst du Jésus?“, fragte Anna. Der grinste nur. „Ich schreib’s an. Bei deinem nächsten Besuch rechnen wir das dann aus.“ „Wie du meinst.“ Fernando sah dann zu Anna rüber. „Gehen wir dann?“ Sie nickte. „Buenos noches.“ Anna und Fernando verließen daraufhin das Lokal. Auf der Straße war nichts mehr los. Es war schließlich mitten in der Woche. Und viele Leute mussten arbeiten. Fernando musste sich beim gehen stark konzentrieren um gerade zu laufen. Deutscher Alkohol war wirklich nichts für ihn. Was taten die da rein? Anna, die noch relativ gerade gehen konnte musterte das ganze grinsend. Er konnte froh sein, dass es nicht so weit bis zum Hotel war. „Wie kommst du nach Hause?“, fragte er dann. „Wieso fragst du?“, entgegnete Anna. „Meine Ehre als Mann gebietet es normalerweise dich nach Hause zu bringen. Aber ich weiß nicht wo du wohnst oder wie ich von da zum Hotel komme.“ Anna lachte. „Ganz Gentleman. Ich bring dich zum Hotel und fahre dann mit dem Taxi. Um die Uhrzeit bin selbst ich nicht so verrückt alleine mit der Bahn zu fahren.“ Bereits kurze Zeit später kamen beide im Hotel an. Fernando war der Weg unendlich weit vorgekommen. Anna begleitete Fernando noch bis in die Lobby, wo ihre Chefin, in ein Buch vertieft, saß und las. „Sehen wir uns morgen?“, fragte Fernando. Anna lächelte. Natürlich würden sie das. Schließlich arbeitete sie in diesem Hotel. „Klar doch.“ Dann tippte er mit seinem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze. „Das sollten wir übrigens wiederholen. Es war ein toller Abend.“ „Gern doch.“ „Vielleicht kannst du mir ja hier ein bisschen was von der Umgebung zeigen.“ Anna lächelte. Natürlich würde sie das tun. Der Abend war toll gewesen. Es war fast, als wären die beiden nie getrennt gewesen, so fand Anna. „Dann gehst du mit mir zum Fanfest.“ Er nickte. „Mach ich. Gute Nacht Anna.“ „Gute Nacht.“ Dann gab er ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Wange und ging zum Aufzug. Anna sah ihm hinterher und wartete bis er im Aufzug verschwunden war. Dann fuhr sie mit dem nächsten Taxi nach Hause. Am nächsten Morgen wachte Fernando mit Kopfschmerzen auf. Er fasste sich an den Kopf und sah zum Fenster. Es war schon hell draußen und die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel herab. Er nahm sein Handy und guckte auf die Uhr. Zehn Uhr. Zeit fürs Frühstück. Nachdem er sich gestreckt und noch einmal herzhaft gegähnt hatte, stand er auf, zog sich an und ging hinunter zum Speisesaal. Auf seinem Weg dorthin kam er an Anna, die total übermüdet an der Rezeption saß, vorbei. Sie hatte gerade einen Gast bei sich stehen, weswegen er sich entschied erst nach dem Essen mit ihr zu reden. Im Speisesaal entdeckte er recht schnell zwei bekannte Gesichter. Sergio und Arturo saßen an ihrem Stammtisch am Fenster und hantierten gerade mit einem Stadtplan. Fernando holte sich ein Brötchen, etwas Käse und ein Spiegelei. Dann ging er zu ihnen rüber. „Buenos Días.“ Die beiden blickten auf. „Guten Morgen. Wie geht’s?“ Fernando setzte sich und seufzte. „Kopfschmerzen.“ Sergio grinste. „War wohl ne lange Nacht.“ Fernando nickte nur stumm. „Wir haben uns das Spektakel um neun gestern Abend übrigens von der Bar aus angesehen. Diese Französin hat echt lustig geguckt.“ „Das war auch schräg.“ Sergio musterte Fernando kritisch. „Warst du wirklich mit ihr aus?“ Fernando, der inzwischen sein Brötchen zu Ende geschmiert hatte, sah beide nur verwundert an. „Ja, wieso? „Na ja. Es ist doch etwas ungewöhnlich, dass jemand wie du mit einfachem Hotelpersonal ausgeht.“ Fernando grinste. „Auch wenn man das Hotelpersonal schon sein Leben lang kennt?“ To be continued Bis zum nächsten Mal Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)