Cause it's Life von mystique (- A Fateful Place Called School - ((KaixRay))) ================================================================================ Kapitel 4: Weakened ------------------- 4. Kapitel: Weakened Der nächste Morgen brach plötzlich an. Zumindest kam es Ray so vor, wurde er doch von einem nervenaufreibenden Piepen aus dem Schlaf gerissen, kaum, nachdem er eingeschlafen war - wie es ihm schien. Doch der Urheber des penetranten Tons zeigte ihm unmissverständlich, dass eine ganze Nacht ihn von dem Zeitpunkt seines Einschlafens trennte und da ein Wecker immer Recht hatte, war es sinnlos, dies bestreiten zu wollen. Jedoch änderte dies nichts daran, dass das Gerät noch immer seine Arbeit verrichtete und ihn von Sekunde zu Sekunde aggressiver machte. Diese Aggressionen galt es nun auszuleben. Unwirsch schlug er einmal mit der geballten Faust zu und brachte das Gerät somit effektiv zum Schweigen. Der erste Sieg an diesem Morgen. Genervt schlug er die Decke zur Seite und stand nach einigem Hin und Her - bei dem er letztendlich einsah, dass nicht unklug wäre, heute erneut zu fehlen - murrend auf. Auch Tala schien durch den schrecklichen Laut des, bei Schülern verhassten Gerätes, geweckt worden zu sein und stand – mit ziemlich mürrischem Gesichtsausdruck - auf. Ray war sich sicher, dass es ratsamer – und vor allen Dingen gesünder – war, ihn heute Morgen nicht direkt anzusprechen. Noch halb am schlafen packte sich der Schwarzhaarige frische Kleidung und seine und schlurfte zum Bad. Auf dem Weg dorthin blieb sein Blick an einem der Betten hängen und seine Mundwinkel hoben sich kurzzeitig, während er die Tür des Badezimmers hinter sich schloss. Er hatte sich bereits gestern Nacht resigniert eingestanden, dass es Sorge war, die ihn nicht hatte schlafen lassen. Doch das sollte der Eisteufel in Menschengestalt auf keinen Fall erfahren. Das wäre mehr als nur peinlich. oOo Schmerz! Als Kai aufwachte schmerzte sein Kopf so stark, dass er sich nach wenigem Momenten stöhnend wieder zurück ins Kissen sinken ließ. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich den Kopf. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, gestern bei strömendem Regen zu trainieren. >Nein!<, dachte ein anderer Teil von ihm bestimmt. >Das war es nicht. Diese Kopfschmerzen lassen sich aushalten, wenn nicht sogar ignorieren.< Er sah sich im Raum um. Weder Tala noch Ray waren irgendwo zu sehen. Hatte er etwa verschlafen? Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm das Gegenteil. Es war immerhin erst viertel nach sieben. Wenn Voltaire den Unterrichtsbeginn also nicht ohne Vorankündigung um eine Stunde vorverlegt hatte, hatte er eindeutig nicht verschlafen. Schwerfällig richtete er sich auf, nur um mit leichtem Entsetzen festzustellen, dass seine Muskeln ihm beinahe den Dienst verweigerten. Mit schmerzendem Körper stand er nun mehr oder weniger aufrecht. „Verdammt“, knurrte er gereizt. „Vielleicht hätte ich es mit dem Training nicht ganz so übertreiben sollen.“ Vorsichtig streckte er sich, zuckte jedoch sofort zusammen, da seine Muskeln – insbesondere sein Rücken - von starken Schmerzen durchzogen wurden. >Nicht auch noch ein Muskelkater.< Fortuna war ihm heute offenbar nicht gnädig gesonnen. Die Tür des Bades ging auf und Ray trat fertig angezogen und gewaschen heraus. Sofort zeigte Kais Gesicht keine Anzeichen von Schmerz mehr und seine Haltung war nicht mehr gekrümmt, sondern gerade. Stolz schritt er an Ray vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, ging in das Bad und knallte die Tür hinter sich zu. „Wieder ganz der Alte“, grummelte Ray ihm hinterher. „Von wegen, den angekratzter Stolz. Davon hat er einfach zuviel.“ Nachdem er die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, lehnte er sich schwerfällig an selbige. Keuchend stand er dort, versuchte, seine Atmung zu beruhigen. Die Schmerzen setzten ihm anscheinend mehr zu, als er befürchtet hatte. „Das ist doch albern“, flüsterte er gereizt. „Ein Kai Hiwatari lässt sich doch nicht von einem lächerlichen Muskelkater und lausigen Kopfschmerzen unterkriegen!“ Schroff stieß er sich von der Tür ab und ging zum Waschbecken. Als er sein Spiegelbild erblickte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Ein breiter Kratzer zierte seine Wange und die blaue Farbe war vom Regen der vergangenen Nacht beinahe gänzlich von seinem Gesicht gewaschen worden. Vorsichtig betastete er den Kratzer und sog scharf die Luft ein, als er ein Stechen spürte. Verächtlich starrte er sein Spiegelbild an. „Erbärmlich. Als ob ich nicht schon andere Sachen ertragen hätte.“ Wenn Blicke töten könnten, wäre sein Spiegelbild sicher schon umgefallen. Aber das wollte es partout nicht machen und somit starrte Kai sich nur weiterhin finster an, bis er sich schließlich von diesem nicht allzu berauschenden Anblick losriss. /Du wirst schwach, Kai!/, sagte eine hämische Stimme in seinem Kopf. >Niemals. Ein Kai Hiwatari zeigt nie Schwäche!< Mit diesem Gedanken wusch er sich den letzten Rest kümmerliche Farbe aus dem Gesicht. Danach straffte er seine Haltung, hob seine Schultern und trat gebieterisch aus dem Bad. Schmerz, schrie es bei jedem Schritt in seinem Kopf, doch er ignorierte das Ganze gekonnt und schlug zum zweiten Mal an diesem Morgen die Tür hinter sich zu. Die Balkontür stand offen und kalte Morgenluft flutete in den Raum. Die klamme Kälte kroch voran und erreichte letztendlich auch Kai, der leicht fröstelte. Genervt über sein Verhalten, verdrehte er die Augen. >Jetzt fang ich vor Kälte auch fast schon an zu zittern Was ist los mit mir? Sonst macht mir so was doch nie was aus. Los,. Reiß dich zusammen!< Verwundert sah der Chinese Kai an, der an die Wand gelehnt, mit verschränkten Armen, stand und ihn emotionslos anblickte. Etwas war anders. „Kai, du siehst anders aus?“ Kais Augenbraue wanderte in die Höhe, während er Ray nun mit einem spöttischen Blick bedachte. „Hast du etwa Angst vor Veränderungen, Kon?“ Wütend ballte Ray die Fäuste. „Sei still!“ Mit einem triumphierenden Grinsen stieß sich Kai von der Wand ab und schritt an Ray vorbei. Das hatte er zumindest vorgehabt. Als er jedoch auf gleicher Höhe mit Ray war, verschwamm einen Moment sein Sichtfeld, was unvermeidbar zur Folge hatte, dass er strauchelte. Er hätte zweifellos unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, hätte Ray nicht geistesgegenwärtig nach seinem Arm gegriffen und ihn zurück gezogen. „Hoppla “, entfuhr es dem Schwarzhaarigen erstaunt und er lächelte amüsiert. „Ja gibt’s das denn? Bricht der große Kai allein bei meinem Anblick schon zusammen?“ Erstaunlicherweise erwiderte Kai nichts auf seine Worte. Kurz blinzelte der Russe, woraufhin sein Blick wieder klarer wurde – wirkte jedoch trotz aller noch getrübt. Dann wurde ihm schlagartig bewusst, in welcher Situation er sich befand. Hastig richtete er sich auf und befreite sich aus Rays Griff. Doch er hatte sich zu schnell bewegt, der Schwindel kehrte zurück und er begann erneut zu schwanken. Doch Ray war schon zur Stelle und fing Kai rechtzeitig auf. „Na so was“, bemerkte er nun mit Sorge in der Stimme. „Also so schlimm sehe ich dann doch auch wieder nicht aus, Kai. Ist alles in Ordnung?“ Der Russe reagierte nicht auf die Frage, sonder stieß Ray von sich, welcher verdutzt einige Schritte nach hinten taumelte, bevor er sich wieder fing. Leise keuchend lehnte Kai an der Wand, die ihm am nächsten war, während Ray ihn aus großen Augen verwirrt musterte. „Kai? Geht es dir nicht gut? Fehlt dir was?“ „Das ist offensichtlich“, erklang es vom anderen Ende des Zimmers. Ray wandte den Kopf, auch Kai hob seinen Blick. Tala stand in der offenen Tür, die Arme verschränkt und hatte sich an ihren Rahmen gelehnt. Sein Blick ruhte auf Kai, der finster zurückstarrte. „Kai dir geht es nicht gut. Leg dich hin und bleib heute im Bett.“ „Was redest du da, Tala?“, entgegnete er kühl. Der Angesprochene stieß sich von dem Rahmen ab und durchquerte den Raum, Kai dabei keinen Moment aus den Augen lassend. „Hör zu“, begann er ruhig. „Man muss kein Arzt sein, um zu sehen, dass es dir nicht gut geht.“ „Ach ja?“, schnaubte Kai verächtlich. „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber mir fehlt nichts Ich war nur für einen Moment unachtsam und bin gestolpert.“ Mit diesen Worten drückte er sich von der Wand weg, richtete sich grade auf und schritt in Richtung Tür. Doch Ray war schneller, packte Kais Arm und hielt ihn fest. „Kai, sei doch vernünftig. Tala hat recht.“ Kai riss ruckartig seinen Arm los, wirbelte herum und funkelte Ray an. „Kümmere dich um deine Angelegenheiten. Ich habe noch nie Hilfe benötigt, warum meinst du sollte sich das bei dir ändern?!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und schritt an Tala vorbei aus dem Zimmer, schlug die Tür demonstrativ hinter sich zu. Rays Besorgnis verwandelte sich augenblicklich in Wut auf Kai. „Idiot!“, zischte er, riss die Tür auf, stapfte ebenfalls hinaus und knallte sie genauso laut wie Kai wieder zu. Auf dem Flur war keine Spur mehr von dem blau-grauhaarigen zu sehen. Das kümmerte Ray jedoch wenig. Wütend vergrub er die Hände in seinen Taschen und marschierte nach links, den Gang entlang. >Dieser dumme, eingebildete, verdammte Trottel! Da macht man sich Sorgen um ihn und was ist? Ich habe noch nie Hilfe benötigt – bla bla! Noch mehr von diesen leeren Phrasen und mir wird übel.< Ray blieb stehen und sah sich um. Er hatte überhaupt nicht darauf geachtet, wo er hingegangen war. Stöhnend griff er sich an die Stirn. >Herrlich, einfach herausragend<, dachte er. >Jetzt hast du dich mal wieder in deiner eigenen Schule verlaufen. Ich hasse diesen Tag und er hat noch nicht einmal richtig angefangen!< Er blickte sich erneut im Gang um, erkannte jedoch nichts wieder. Er stand in einem gottverlassenen Flur, irgendwo im Nirgendwo. Aber wahrscheinlich – wie er sein Glück kannte - am weitesten entfernt von seinem eigentlichen Ziel - dem Speisesaal. Plötzlich öffnete sich am anderen Ende des Ganges eine Tür und eine Gruppe munter schwatzender Schüler trat hindurch. Zu Rays Erleichterung waren darunter auch Max und Tyson. Die beiden erblickten Ray. „Hey Ray! Schön, dich zu sehen.“ „Hi“, antwortete Ray lächelnd und Erleichterung durchströmte ihn. Ebenfalls lächelnd löste Max sich aus der Gruppe. „Was machst du denn hier so alleine?“ „Na ja“, Ray fasste sich verlegen an den Hinterkopf. „Ich hab es fertig gebracht mich komplett zu verlaufen. Ich weiß offen gesagt weder ein noch aus.“ Bei Rays verlegenem Anblick begannen zwei der Mädchen aus der Gruppe miteinander zu tuscheln und zu kichern. „Ach kümmere dich nicht um die zwei“, winkte Max auf Ray fragen Blick hin ab. „Die beiden benehmen sich bei so gut wie jedem Jungen so. Die Braunhaarige heißt übrigens Hillary und die Blonde ist Julia.“ Bei Max Worten hörten die Mädchen augenblicklich auf zu flüstern. „Komm schon Max“, Hillary betrachtete den blonden Jungen vorwurfsvoll, „so schlimm sind wir auch wieder nicht.“ „Stimmt“, pflichtete ein weiteres Mitglied der Gruppe – ein großer bulliger Typ mit braungebrannter Haut und hellem Haar - ihr zu. „Ich seid noch um einiges schlimmer!“ Der Rest der Gruppe lachte. Beleidigt verschränkten die beiden Mädchen die Arme. „Und das ist Rick“, stellte Max weiter vor. Rick nickte Ray grüßend zu. Max setzte erneut zum Sprechen an: „Damit wir alle haben, stell ich dir auch den restlichen beiden vor: Mathilda und Miguell.“ Die zwei hoben grüßend die Hände. Der Chinese nickte und lächelte. „Aber wir sind noch nicht wirklich komplett“, fuhr Max unbeirrt fort. „Wir sind eine ziemlich große Clique, wenn du es so nennen willst. Die anderen sind sicher schon unten und frühstücken.“ „Ah.“ „Ma¬¬¬¬¬¬aax!“, fing nun Tyson an zu nörgeln. „Können wir endlich runtergehen? Ich hab Hunger ...“ „Das ist ja nichts Neues“, murmelte Max und verdrehte theatralisch die Augen. Plötzlich sprang die Tür am Ende des Ganges erneut auf und ein roter Blitz schoss daraus hervor. Im nächsten Moment hatte Tyson im wahrsten Sinne des Wortes jemanden an sich kleben. Um genau zu sein einen Jungen mit rotem Wuschelkopf und einer x-förmigen Narbe auf der Stirn. „Tysooooon! Warum bist du einfach verschwunden ohne zu warten?“, verlangte der Kleine lauthals zu wissen. Mit Mühe versuchte der Angesprochene sich aus dem Klammergriff zu befreien, jedoch ohne Erfolg. „He Daichi, lass mich los. Ich hatte Hunger und wollte bllß vorgehen!“ Max seufzte schwer. „Das ist Daichi, Herr des Chaos.“ „Ganz schön aufgedreht “, bemerkte Ray leise an den Amerikaner gewandt. „Wem sagst du das?“ seufzte Max. „Mir kommt er manchmal vor, wie ein überspannter Flitzebogen ... na komm schon Daichi!“, richtete er sich nun an den Rothaarigen. „Lass Tyson los, damit wir runtergehen können. Du hast doch auch Hunger.“ Wie zur Bestätigung knurrte in diesem Moment dessen Magen. „Essen!“ „Ich auch!“, rief Tyson und beide rannten los. „Immer diese Kinder“, meinte Hillary kopfschüttelnd und sie und Julia folgten den beiden, wenn auch in beträchtlich langsameren Tempo. Auch die anderen setzten sich in Bewegung. „Komm Ray“, sagte Max und machte eine auffordernde Handbewegung. „Wir zeigen dir den Weg zur Cafeteria, damit du in Zukunft nicht mehr Gefahr läufst, bereits vor dem Frühstück als vermisst gemeldet zu werden.“ oOo An eben jenem Zielort saß zur selben Zeit ein vertrauter Grau-Blauschopf und trank seinen Kaffe. Obgleich seines schmerzenden Rückens saß er gerade auf seinem Stuhl, er war ja immerhin kein alter Greis. Plötzlich hörte er zwei laute Stimmen, die das muntere Geschwätz der anderen frühstückenden Schüler um einiges übertönte. Kai sah auf und erblickte Tyson und Daichi, die sich an der Theke lautstark darüber stritten, wer von ihnen als erster am der Reihe war. Kais Augenbraue begann zu zucken, als die beiden zu allem Überfluss damit begannen sich gegenseitig mit Essen zu bewerfen. Er blickte sich um, doch es war weit und breit kein Lehrer zu sehen, der etwas dagegen hätte unternehmen können. Wo waren die Lehrer, wenn sie mal benötigt wurden? Von wegen, diese Schule besäße genügend Lehrkräfte. Seine ohnehin schon schlechte Laune wanderte durch die Lautstärke der beiden nur noch mehr in den Keller. Und als die anderen Schüler dann auf die beiden Kontrahenten aufmerksam wurden und nichts besseres zu tun hatten, als sie lauthals anzufeuern – wodurch die Lautstärke im Saal durch diese neu gewonnene Lärmquelle sich nur noch mehr erhöhte - schien die Laune Kais einen Weg aus dem Keller gefunden zu haben. Einen Weg direkt in die tiefsten Katakomben. Es reichte, er hatte die Nase voll. Nicht allein, dass heute ein äußerst schlechter Tag war und er starke Kopfschmerzen hatte, jetzt brachten Tyson und Daichi, besonders Tyson – vor allem Tyson! - die Eliteschulmannschaft der Blader (zu der sie leider gehörten) durch ihr Benehmen in Verruf! Das konnte er als Teamleader nicht zulassen, außerdem musste er seiner aufgestauten Wut, die seit dem Gespräch mit Tala und Ray bereits in ihm kochte, Luft machen. Sein Ziel hatte er gefunden. Ruckartig erhob er sich, was ihm einige verwunderte Blicke seiner Mitschüler einfing. Diese Blicke nicht beachtend stapfte er an den anderen Tischen vorbei, mit geballten Fäusten, direkt zur Theke. Die Lebensmittel lagen mittlerweile teils verstreut auf dem Boden, teils klebten sie sogar an Decke und Wänden. Kai stand vor Tyson und Daichi, die sich davon jedoch nicht beirren ließen. Sie schienen ihn gar nicht zu bemerken. Die anderen Schüler johlten immer noch. Der Grau-blauhaarige holte gerade Luft um den beiden zankenden gehörig die Meinung zu geigen, als ihn etwas frontal im Gesicht traf. Augenblicklich kehrte eine beklemmende Stille im Saal ein. Alle Blicke waren auf Kai gerichtet, auch Tyson und Daichi regten sich nicht mehr. Sie waren mitten in ihren Bewegungen erstarrt. Als die kleine Gruppe Schüler munter miteinander redend den Speisesaal betrat, bemerkten sie sofort die angespannte Stimmung. Auch sie verstummten und ihre Blicke fanden das Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit. Langsam glitt der Pfannkuchen von Kais Gesicht hinab und landete mit einem Klatschen auf dem Boden. Auf Kais linker Augenbraue schien ein Erdbeben der Stärke acht stattzufinden, der Russe selbst glich einer unkontrollierbar tickenden Zeitbombe, die kurz vor ihrer Detonation stand. Er machte einige rasche Schritte, stand nun direkt an der Theke und hatte allen den Rücken zugewandt. „Tyson?“, sagte er leise und der angesprochene Kappenträger zuckte zusammen - alle im Saal hielten die Luft an und erwarteten den Knall. „Komm bitte her.“ Das klang ruhig, zu ruhig, viel zu ruhig! Eindeutig ruhiger als gesund für ihn war! Vorsichtig trat Tyson näher, bis er unmittelbar neben Kai stand. „Was ist denn?“ Seine Stimme glich beinahe einem verschüchterten Fiepen. Daichi wich vorsorglich einige Schritte zurück. Gleich musste etwas Schreckliches passieren, das war sicher. Nun hob Kai den Blick und sah Tyson direkt an. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Er hob die Hand, Tyson zuckte zusammen und erwartete bereits mit Schrecken den Schlag, doch keiner folgte. Stattdessen griff Kai nur nach seiner Kappe, nahm sie ihm vom Kopf und legte sie neben sich auf die Theke. Dann legte eine Hand an Tysons Hinterkopf und drückte sein Gesicht mit voller Wucht in den Pudding, der auf der Theke stand und das „Massaker“ wie durch ein Wunder, als einziger unbeschadet überstanden hatte. „Sollte es noch einmal vorkommen, dass du unsere Schulmannschaft durch dein Verhalten in den Schmutz ziehst“, donnerte Kai und drückte Tysons Kopf noch ein Stück tiefer in die Süßspeise. „Dann schwöre ich dir, dass du dir wünschen wirst, mich nie kennen gelernt zu haben!“ Er pachte den Jungen am Kragen und zog ihn ruckartig hoch. Wütend funkelte er in Tysons verschmiertes Gesicht. „Und das ist keine Drohung“, fuhr er fort und verengte seine Augen zu gefährlichen Schlitzen. „Das ist ein Versprechen.“ Mit diesen Worten griff er sich Tysons Kappe und setzte es ihm grob wieder auf den Kopf. Tysons Gesicht zeigte im Augenblick alles - von Erstaunen und Verblüffen, über Angst und Verschreckung, bis hin zu schwacher Wut und einer gehörigen Portion Verlegenheit angesichts der jetzigen Situation. All dies war zu erkennen, während er dabei zusah wie Kai sich umwandte und den Speisesaal verließ. „Ach ja“ Kai blieb stehen und blickte kurz über die Schulter. Ein diabolisches Lächeln zierte seine Lippen. „Guten Appetit. Ich hoffe, davon wirst du satt, Tyson.“ Er setzte seinen Weg zum Ausgang fort. Dort stand die Schülergruppe wie versteinert und starrte teils ihn, teils Tyson sprachlos an, der immer noch vollkommen perplex an der Theke stand. Kurz trafen sich Rays und Kais Blicke, jedoch zeigte keiner von beiden eine Reaktion und schon war Kai vorbei und mit ihm die bedrohliche Aura, die bis dahin den gesamten Saal erfüllt hatte. Sekunden verstrichen, dann breitete sich ein Laut in dem Raum aus. Erst leise, dann zunehmend lauter und letztendlich war das Frühstück vergessen und einstimmiges Lachen erfüllte die Halle. Was für ein Start in den Morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)