Der Graue Wolf von abgemeldet (~rabique~) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Graue Wolf Der Tag begann wie alle anderen. Es war strahlender Sonnenschein, mitten in den Sommerferien. Sophie war 14 Jahre alt, groß und schlank gewachsen, hatte durch die Sonne gebleichte Haare und feine Gesichtszüge. Ihre Blicke waren immer freundlich, Leute, die sie nicht kannten, glaubten vielleicht vermeintlich sie wäre eingebildet, weil ihre Gangart sehr seltsam war; immer sehr aufrecht und leicht wackelnd. Sie hatte dieselben Erfahrungen gemacht, wie ein „normales“ Kind auch. Ihre Mutter hatte sie in einer Stadt geboren, in der sie auch zwei Jahre lang blieben. Danach zogen sie weit weg bis in ein kleines Dorf am Rand dieses Landes. Dort hatte sie auch Charlie geboren; Sophies kleinen Bruder. Er hatte nie einen anderen Ort kennen gelernt als diesen hier; in Urlaub fahren wenn sie an einem Bauernhof leben, wäre Unsinn gewesen. Sie alle liebten dieses kleine Dörfchen, das fern abgeschnitten von der „Zivilisation“ war. Ihre Einwohnerzahl belief sich auf knapp fünfhundert Menschen. Buße fuhren dort kaum; der Schulbus für die Volkschule, einen der einen in die „Stadt“ ( mit rund 1200 Menschen) brachte, gab es. Ihr Vater, den sie „Paps“ rief, war in einer Firma in der Nähe dieses Dörfchen angestellt, und brauchte ein Auto um arbeiten gehen zu können. Sophie und Charlies Mutter war leidenschaftliche Hausfrau; sie hatte maturiert, verliebte sich aber dann in Sophies Vater und heiratete. Einen Job wollte sie sich nehmen; dafür hatte sie auch gelernt, allerdings hatten sie ein riesiges Haus, um das sich wer kümmern musste. Lange Gespräch mit ihrem Ehemann hatten dazu geführt dass sie keine Putzfrau einstellen wollten; da es teuer war für ein so großes Haus und ihr Budget dann für andere Sachen nicht so vielseitig wäre. Ihre Mutter musste sich auch um die Kinder kümmern. So blieb sie zuhause. Sophie war gut behütet aufgewachsen, hatte sich mit den selben Problemen wie jeder andere Teenager auseinander setzen müssen, hatte sich verliebt, hatte Liebeskummer gehabt, hatte einmal eine Krise in der Schule gehabt und stritt sich mit ihrem kleinen Best von Bruder. All das hatte ihr die ganze Welt gezeigt, dachte sie. Sie wäre gut vorbereitet auf das Arbeitsleben und würde einen guten Start ins Erwachsenwerden haben. Ihre Familie hatte sie zu verdanken, dass dies auch halbwegs stimmte. Es gibt Menschen die eine traurige Kindheit oder Vergangenheit hatten, oder in ärmlichen Verhältnissen aufwuchsen, die mit einer Behinderung auf die Welt kamen, die Krankheiten bekamen, oder sonst Pech hatten. Sophie, ihr kleiner Bruder Charlie gehörten damals nicht dazu. Ihr großer Bruder Stephen allerdings, war einer der Menschen, den man mit „Großem Glück gezeichnet“ nannte. Er war ein Sprachenwunder, wurde von der Schule kostenlos nach Amerika in eine Schule gesteckt, damit er sein English verbessern konnte. Dies war lange her, jetzt war er bereits 21 Jahre alt und lebte in LA; nach der Schule war er direkt in die Bronx gezogen, ein krimineller Teil in New York. Nach zwei Jahren hatte er Bronx verlassen und zog weiter weg nach Los Angeles. Dort hatte er eine neue Arbeit gefunden, sie wurde nicht viel besser bezahlt als die letzte, allerdings war Bronx ein verdammt unsicheres Pflaster, und er wollte nicht tot in einem Straßengraben liegen, wie ein paar seiner Kollegen. Die Erfahrungen die er in der USA gemacht hatte, waren großartig, und wenn Stephen wieder in sein Heimatland zurückkommen würde, könnte er Sophie und Charlie alles erzählen. Er würde zu gern die Gesichter seiner Geschwister sehen, wenn er von dem riesigen Einkaufszentrum voll mit Schokolade erzählen würde. Stephen war schon immer das intelligenteste Kind von allen gewesen. Charlie hingegen war das Sportlichste. Und Sophie…? Über so was machte sich Sophie keine Gedanken, denn sie war momentan heraußen, um mit ihrer besten Freundin um den Block zu laufen. Es war sehr warm und darum zogen sich Amy, ihre Freundin, und Sophie einen Rock an. Er war rot schwarz kariert und bis zu den Knien lang. Allgemein war es sehr heiß im ganzen Land und in ihrem Dorf fing es Anfang März schon damit an. Im Winter wurde es zwar früher kalt, doch dafür fiel zu Weihnachten immer Schnee. Dies war ein Grund mehr, warum Amy und Sophie den Örtchen hier so liebten. Während sie gingen, redeten sie über alles Mögliche, lachten manchmal, oder diskutierten heftig. Nach ein paar Stunden kam sie wieder nach Hause. Ihre Ausgangsperre war nicht erreicht, da es erst Nachmittag war, aber Amy hatte anderes zu tun, deshalb beschloss sie nach Hause zu gehen. Sie konnte die träge Stimme ihres Vaters aus dem Wohnzimmer bis in den Flur schnaufen hören. „Hallo. Schon da?“ fragte er. „Ja“ gab Sophie als Antwort. Der Fernseher war an und etwas zu laut gedreht. Ihr Vater kam erst aus der Arbeit, hatte sich auf die Couch gesetzt, den Fernseher aufgedreht und nicht bemerkt, dass die Werbung so laut war. Sophie wollte nichts essen, ging also in ihr Zimmer im ersten Stock. Als sie auf die Treppe hüpfte stöhnte ihr Vater ein bisschen, denn er hasste es wenn sie so die Stufen hinauf ging. Die Wände waren hohl und er konnte alles hören. Sophie verstand ihn, oft hatte er Migräne wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Obwohl er heute sehr früh schon zu Hause war. Normalerweise kam ihr Vater erst gegen 23 Uhr nach Hause, wenn es viel zu tun gab. Sophie hatte ihn gehört und dachte sich nur dass sie versucht nicht mehr darauf zu vergessen. Schnell ging sie in ihr Zimmer. Sie legte eine CD ein und schnappte sich ihr Lieblingsbuch. Es ging in der Geschichte um ein Mädchen und einen Junge, die versuchten sich nie zu vergessen, nachdem sie von einander getrennt wurden. Ihre Mutter hatte dieses Buch auch gelesen, und fand es auch sehr gut. Ihr Vater hingegen sagt zu ihr immer, wenn er sie mit dem Buch in der Hand sah: „Nicht schon wieder. Wie oft hast du das Buch eigentlich schon gelesen? Was findest du bloß so toll daran?“ Es war echt gelungen, dieses Buch, sie konnte nicht verstehen dass er es nicht mochte. Wie oft sie allerdings das Buch gelesen hatte, wusste sie nicht. Gute Bücher musste sie einfach immer wieder lesen. Am Besten an der Terrasse in der Hängematte, oder im Keller im Bett dass sie unten hingestellt hatten, weil sie es nicht brauchten. Am liebsten las sie es allerdings in ihrem Zimmer zusammen mit Musik. „Du hast es auch gelesen, also was regst du dich eigentlich auf?“ sagte sie. Und es war die Wahrheit. „Ja aber nur wegen deiner Mutter, diese Matrone hat mich…“ sagte mein Vater und unterbrach als meine Mutter hinter ihm stand und aus Zorn ein anderes Buch das sie aus der Bibliothek geholt hatte, und ihm geben wollte, in der Mitte durch riss. Eine Menge Zeit hatte sie mit dem Buch verbracht als sie endlich die Hälfte geschafft hatte. Sie wollte sich noch ein paar sehr gute Geschehnisse für den Abend bevor sie schlafen ging aufheben, denn abends las sie am liebsten. Mit aller Kraft versuchte sie das Buch weg zu legen, schaffte es allerdings nicht und las weiter. Sophie hatte nun Hunger bekommen und holte eine kleine Kiste unter ihrem Bett hervor. Darin waren Naschsachen versteckt. Ihre Mutter wollte nicht dass sie sich ungesund ernährt, deswegen kaufte sie nie Süßes und sie wollte auch nicht dass Charlie und sie sich so etwas kauften. Meistens ging das Taschengeld sowieso für CDs drauf. Mit dem Rest den sie in ihrer Sparbüchse aufgehoben hat, kaufte sie sich dann Süßigkeiten und versteckte sie unter ihrem Bett. „Ich liebe dieses Leben“ dachte sie, während sie ihren Roman lesen konnte und Chips aß. Auf einmal klopfte es an der Türe, und Sophie versteckte die Chips schnell wieder unterm Bett. „Sophie, nächste Woche werden wir ins Kino gehen. Es gehört zu deinen Geburtstagsgeschenken.“ Ihre Mutter lehnte sich an die Tür und verschränkte die Arme. „Juhu!“ schrie Sophie und bedankte sich bei ihrer Mutter. Als sie die Tür hinter ihr zu gemacht hatte holte sie wieder ihre Chips heraus und las weiter. Sie war grad mitten im Satz, als es erneut anklopfte und jemanden die Türe plötzlich aufriss. Sophie bekam einen Schock, denn sie hatte die Chips nur hinter sich verstecken können. Sie starrte auf den Boden und sah die Jeans ihrer Mutter. Sie wackelte hin und her und Sophie fing auf einmal an zu lachen. Sie hatte sich eine Schönheitsmaske aufs Gesicht getan und hatte sich die Abschminktücher nicht vorbereitet, nun konnte sie sie nicht finden. Sophie ging aus ihrem Bett, erleichtert, machte die Badezimmertüre auf und schminkte ihre Mama ab. Schnell raste sie wieder in ihr Zimmer um die Chips rechtzeitig bevor noch jemand kommen würde, zu verstecken. Sie schaltete den Fernseher ein, und setzte sich auf ihren Schreibtischsessel. Sie konnte nicht gleich sagen, welcher Film grad lief, oder welches Programm das war, allerdings machte es sie neugierig. Sophie starrte auf den Bildschirm mit ernster Miene. Ein Mann mit einem Holzstock in der Hand war zu sehen, und er holte aus. Es war an einem Ort wo es ein großes offenes Meer gab. Der Mann holte noch weiter aus. Plötzlich war ein Bild zu sehen von einem Nagetier, dass direkt in die Kamera schaute. Es hatte braunes Fell und eine lange Nase. Als es in die Kamera starrte, blickte Sophie dem Tier direkt ins Gesicht. Regungslos blieb sie sitzen, und starrte das Tier an. Es hatte einen sehr ungewöhnlichen Ausdruck im Gesicht, und als Sophie ihm auch noch in die Augen blickte verlor sie sich in ihnen. Vor ihr schien ein Bild gestalt zu nehmen, und sie hatte das Gefühl sich selbst nicht mehr kontrollieren zu können. Sie versuchte ihren Blick abzuwenden, schaffte es aber nicht. Ihr normales Denken schien sich zu verflüchtigen, ihr Körper fühlte sich an als würde er dahin schmelzen. Ihre Augen zuckten und ihr Körper fing zu beben an. Ihre Hände zitterten, sie flog vom Stuhl auf den harten Boden und stieß sich ihren Kopf bei der Wand an. Bewegungslos blieb sie liegen, als schon Charlie in ihr Zimmer stürmte. Er holte seine Mutter und gemeinsam trugen sie sie ins Bett. Charlie starrte den Fernseher an, der jetzt nichts mehr anzeigte. Ein Flackern konnte er sehen, und ein Geräusch, das sich wie „Schh“ anhörte. Er wollte die Programmnummer sehen, und diese zeigte 100 an. Er versuchte weiter zu schalten, doch es ging erst nach ein paar versuchen. Charlie schmiss die Fernbedienung aufs Bett, und überlegte, wie sie einen Sender haben konnte, den es gar nicht gab. Sie hatten nur 99 eingestellt, danach kam wieder der erste. Sophie war verstört, als sie wieder aufwachte. Sie hatte starke Kopfschmerzen und wäre am liebsten gar nicht aufgestanden, doch ihr Mund war trocken. Sie ging hinunter in die Küche und holte sich etwas zum trinken. Sie fragte sich wie sie ins Bett gekommen war, und wollte ihre Eltern fragen. „Mama… Paps?“ sagte sie, und wollte weiterreden, allerdings unterbrach sie ihre Mutter. „Ja, morgen bekommst du dein Taschengeld.“ Sophie wollte noch etwas sagen, aber ihr Vater zeigte ihr mit einer Handbewegung dass sie ihre Ruhe haben wollen. Eine Stunde später hatte sie die ganze Angelegenheit vergessen. Sie wollte darüber nicht nachdenken. Ferngeschaut hatte sie allerdings nicht mehr, da sie es etwas unheimlich fand. Sie kaute an einem Maoam und schaltete den Computer ein. Draußen war strahlender Sonnenschein, und als sie dass sah war sie etwas traurig dass sie mit Amy nicht schwimmen gehen konnte. Sie liebte schwimmen, im Gegensatz zu Amy. Sie ging lieber Schlittschuh laufen, das konnte sie echt gut. Voriges Jahr im Sommer waren sie täglich im Schwimmbad, dafür im Winter fast immer in der Eislaufhalle. Ski fahren mochten sie beide nicht besonders, dafür liebten sie beide Badminton. Sophie starrte aus dem Fenster und wandte sich dann aber wieder dem Computer zu, auf dem sie ihre Lieblingsspiele gespeichert hatte. Mit der Maus klickte sie „Frozen Fruits“ an, und ging gleich auf Start. 80% des Spiels hatte sie schon geschafft, doch weiter kam sie nie. Sophie drückte die Leertaste und versuchte so viele Obststücke wie möglich zu zerschlagen. Sie würde von einem Energieball zerstört und hatte nun keinen Bock mehr. Sie drückte Esc an der Tastatur und suchte Witze im Internet. In Google gab sie „Fun Sprüche“ ein und drückte ok. Danach schaltete sie den Computer ab, und ging aus ihrem Zimmer. Sie klopfte an Charlies Zimmer an und lehnte sich gegen die Wand. Sie konnte Schritte hören und dann ging die Tür auf. Charlie fragte: „Was ist?“ Seine Stimme war freundlich, und das gesagte nicht böse gemeint. „Machen wir uns jetzt Abendessen?“ fragte Sophie. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Ja, ok.“ Sie gingen die Stufen hinunter und den Gang entlang. Sie gingen in die Küche und Sophie setzte sich auf den Küchentisch. „Was wollen wir machen?“ fragte sie. Charlie lehnte sich an die Tür an und überlegte. „Vielleicht eine Suppe?“ Sophie ging vom Küchentisch herunter und machte eine Lade auf. „Wir haben nur Steinpilz oder Tomatensuppe.“ gab sie als Auswahl. Charlie ging zu ihr und nahm die Tomatensuppe heraus. Sophie machte die Lade wieder zu und bückte sich hinunter zu den Töpfen. Sie nahm ein paar heraus und stellte sie mit Wasser auf. Charlie machte das Tomatenpäckchen auf und schüttete es in den Topf. Sophie holte sich einen Kochlöffel und rührte es ein. Charlie schaute ihr zu setzte sich auf den Küchentisch und fragte: „Machst du dann noch eine Nachspeise?“ Sophie drehte sich um und sagte: „Weiß noch nicht. Nur wenn du morgen deine Ruhe gibst.“ Er runzelte die Stirn. „Weshalb, was ist morgen?“ fragte er interessiert. „Nun ja.. du weißt doch, Mama hat verboten dass Amy hier übernachtet, weil sie weiß dass wir dann wieder so laut sind.“ Charlie konnte ihr nicht ganz folgen. „Ähm.. was willst du mir damit sagen?“ „Dass sie morgen heimlich bei mir übernachten wird und jetzt stell keine Fragen mehr.“ Charlie wollte seine Schwester ein bisschen nerven, also sagte er: „Aber nur wenn es Nachspeise gibt.“ Sophie seufzte ein Ja, und kümmerte sich dann wieder um die Suppe. Nach dem Abendessen war sie voll wie ein Hängebauchschwein, stampfte erledigt die Treppe wieder hinauf und erinnerte sich reumütig an die Nachspeise die sie gemacht hatte. Mouse au Chocolathe. Ihre Mutter hatte nicht bemerkt dass Sophie welche versteckt hatte. Fast wären sie auch aufgeflogen, als sie nicht aufgepasst hatten. Sie legte sich quer in ihr Bett, alles von sich gestreckt. Für ein paar Stunden schlief sie ein und wachte erst später wieder auf. Sie hockte sich in ihr Bett und richtete ein wenig die Decke. Die Arme um die Beine geschlungen und den Kopf auf die Knie gelegt schaute sie den wandernden Lichtstreifen von den Autos nach. Sie konnte ein paar Autos die Straße entlang fahren hören, wie sie mit den Reifen gegen den Kies ankämpften. Sophie legte den Kopf in den Nacken um die Lichtstreifen zu bewundern. Sie fragte sich warum keiner sie aufgeweckt hatte. Möglicherweise hatten sie drauf vergessen. Sie stieg aus dem Bett und ihr wurde kalt auf den Füßen, da es in der Nacht immer sehr stark abkühlte. Sie zog sich Socken an und öffnete quietschend die Türe. Leise ging sie an Charlies Zimmer vorbei, damit falls er schon schlief nicht aufwachte. Sie wollte ins Wohnzimmer um zu sehen, wie spät es war. Noch ein wenig Müde streckte sie sich, und war dann im Wohnzimmer. Es war halb drei in der Früh. Sophie war jetzt nicht mehr müde und holte sich darum eine Decke um sich auf die Terrasse zu setzen. Sie legte sich in die Hängematte und zog die Decke über sich. Auf der Straße konnte sie zwei Männer stehen sehen, die etwas mit einander beredeten. Aus einem kleinen Loch in der Decke konnte Sophie sie beobachten und bemerkte dass sie über das Haus redeten. Interessiert stieg sie aus der Hängematte und versuchte das Gespräch der beiden verfolgen zu können. Anfangs konnte sie die beiden kaum sehen und nicht hören, aber sie ging soweit nah an sie ran wie es ging. Sie hörte wie die beiden flüsterten: „Wann wird es soweit sein?“ sagte ein Mann mit Bart und einem langen, grünen Mantel. „Ich weiß es zwar nicht genau, aber ich denke an ihrem Geburtstag.“ Sagte der andere. Er hatte einen braunen Hut auf und ihn tief ins Gesicht gezogen. „Warum an ihrem Geburtstag?“ fragte der Mann mit dem Mantel. „Weil sie dann ausgereift ist.“ gab er als Antwort zurück. „Aber bist du dir sicher dass wir sie schaffen können?“ „Ja. “ Sophie hielt die Luft kurz an. In ihrem Kopf bildete sich kein vollständiges Bild. Sie konnte daraus keinen Sinn erkennen. Danach stieß sie die Luft hart aus und konnte sich nicht darauf einigen, ob sie die zwei auf sich aufmerksam machen sollte, oder ob sie nicht zu hören sollte. Sie war etwas geschockt, als sie bemerkte, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, vor lauter Schock, denn sie konnte die zwei sagen hören: „Aber wenn sie 15 ist, dann schlagen wir zu.“ Sophie schlief am nächsten Tag bis spät in den Tag hinein. Es war 12, als sie aufstand. Es wurde gestern Abend sehr spät, da sie nach diesem Gespräch eine Zeit lang nicht schlafen konnte. Bewegungslos war sie im Bett gelegen, und hatte über alles nachgedacht. Sie kam immer zu dem Ergebnis, dass sie zu wenig Informationen hatte, um heraus zu finden, worum es ging. Sie hoffte, am nächsten Tag mehr erfahren zu können. Bisher war für sie das ganze Leben kein ungelüftetes Geheimnis gewesen, abgesehen von ein paar Mathebeispielen. Sie ahnte nichts, als sie an diesem Tag Amy zu sich nach Hause einlud, um sie angeblich nur „besuchen“ zu kommen. In Wirklichkeit wollte Sophie, das Amy bei ihr übernacht blieb. Sie hatten sich einen festen Plan gemacht, um vertuschen zu können, dass noch ein nicht gekannter Besucher bei ihnen zu Hause versteckt war. Der Plan sah so aus: Am Nachmittag gegen 4 Uhr kommt Amy zu besuch und bleibt bis 8 Uhr am Abend. Dann gibt sie vor, das Haus zu verlassen, in dem sie „Wiedersehen und danke für alles“ ruft, danach die Tür aufmacht, Sophie sie umarmt, und danach macht sie die Tür auf und dann wieder zu. Ihre Eltern werden gar nicht bemerken, dass jemand doch nicht gegangen war. Sie werden sie wohl kaum selbst verabschieden, meistens geht sie ins Wohnzimmer und sagt dann Sophies Eltern Tschüss. Daraufhin werden sie leise die Treppen neben der Eingangstüre hinaufsteigen, und werden den restlichen Tag in Sophies Zimmer verbringen. Amy wird die Süßigkeiten von Sophie bekommen, Sophie kann ihr kein Brot mit herauf nehmen, da sie mit dem Essen nicht in ihr Zimmer dürfen, und einmal hat ihre Mutter sie bei einem Versuch ein Brötchen in ihr Zimmer zu schmuggeln erwischt. Damals hat ihre Mutter ihr eine sehr lange Standpauke gehalten, das wollte sie nicht noch mal riskieren. Außerdem war es Amy lieber, mehr Süßes essen zu können. Sie und Sophie gingen gerne zum Chinesen, um sich etwas zu holen. Das Geld verdienten sie sich geheim nebenbei wenn sie den Laub im Herbst zusammenkehrten. Ihre Mutter hatte sich schon einmal beschwert dass diese „komische alte Frau mit der Kapuze übern Kopf“ sie nie zurück grüßte, und keiner sie kannte. Sophie und Amy gingen im Herbst bei ihrer Stiege kehren, während sie im Frühling den Leuten von der Reinigung der Straße half, die Kieselsteine die im Winter gestreut wurden, wieder weg zu räumen. Sophie und Amy machten diese Arbeit zwar gemeinsam, doch manchmal gab es nicht genug zu tun, dass nur eine Person gebraucht wurde und sie bekamen nicht genug Geld, also mussten sie oder auch nur einer noch im Frühling helfen, um das Geld für das ganze Jahr zu verdienen. Ihren Eltern konnten sie das ja natürlich nicht sagen, sonst würden sie fragen wofür sie das ganze Geld brauchten. Sophie wartete bis es später Nachmittag wurde. Sie legte sich in ihr Bett und legte die Füße aufs Fensterbrett. Sie starrte die Wolken an, und schaute ihnen nach wie sie davon schwebten. Von ihrem Fenster aus konnte sie nur einen Berg und ein paar Hügel dahinter erkennen. Neben ihrem Haus stand ein großer Baum, deren Äste bis zu ihrem Fenster reichten. Sie liebte es faul in ihrem Bett zu liegen und einfach nichts zu tun. Sie streckte die Arme weit von ihrem Körper weg und merkte, als sie den rechten Arm auf die Bettdecke legen wollte, dass der Polster im Weg war. Sie schob ihn unter ihren Kopf und legte sich darauf. Die Sonne strahlte ihr stark ins Gesicht und sie konnte diese Wärme deutlich spüren. Sie atmete leise aus und ein und genoss diesen Moment der Ruhe. Die Sommerferien hatten erst vor kurzem angefangen, und Sophie hatte sich von diesen ganzen Strapazen noch nicht ganz erholen können. Jetzt endlich war die Zeit da, um faul zu sein. Der Sommer war ihre Zeit. Sie mochte genauso den Winter, wenn sie in einer warmen Steppdecke mit Kakao und Keksen im Bett lag und sich die Abendfilme ansah. Und wenn Schnee fiel, war alles perfekt. Sophie erinnerte sich an die Schulzeit, bei der sie kaum noch zum schlafen gekommen war, weil sie so viel für die Schule tun musste. Sie war eigentlich ein Kind mit eigenem Kopf, doch sie lies sich von ihrer Mutter Gott sei Dank stark beeinflussen, so dass sie viel für die Schule tat. In der Schulzeit ging es ihr auch meistens nicht besonders gut, durch den ganzen Stress, die Tests, Hausübungen, Schularbeiten und Veranstaltungen. Jetzt aber war alles ganz anders. Sie traf sich mit ihrer jüngeren Freundin Amy, spielte Volleyball am Strand, ging Süßigkeiten einkaufen, zocken in der Spielhalle, ins Kino oder Badminton spielen auf der Wiese. Sophie stand auf und sah auf die Uhr. Gleich würde sie anläuten, dachte sie. Sie ging zum Sessel und wollte sich hinsetzten, als sie ein läuten der Klingel hörte. Ihre Mutter im Wohnzimmer stand von dem Sofa auf und hatte schon fast die Türklinge im Vorzimmer in der Hand, als Sophie auf einmal aus dem Zimmer vor lauter Freude gesprungen kam, am Gelände herunter rutschte und die Hand ihrer Mutter, die ihre Hand noch immer knapp bei der Türschnalle hatte, und Sophie angestarrt hatte, weg drängte und die Tür auf machte. Als Sophie Amy sah umarmte sie sie und anscheinend war Amy etwas überrumpelt. Ihre Tasche war ihr aus der Hand geflogen, und Sophie flüsterte Amy ins Ohr: „Meine Mutter steht vor der Türe. Die Sachen fürs übernachten schmeiß hinter den Busch, wir holen sie nachher!“ Amy schmiss die Tasche hinter den Busch und machte die Tür ganz weit offen, die vorher nur halb geöffnet war, dass ihre Mutter hinter Sophie Amys Sachen nicht sehen konnte. Sie trat in das Haus ein und lächelte als Begrüßung ihre Mutter an. Sophie stieg mit ihr so schnell wie möglich die Treppe hinauf, und schloss hinter Amy die Tür zu. Sophie atmete aus und freute sich, dass es halbwegs geklappt hatte. Sie sagte zu Amy: „Ich muss deine Sachen fürs übernachten holen gehen. Ich komm gleich wieder.“ Amy nickte und setzte sich auf einen Sessel. Sie seufzte ein wenig, und legte dann den Kopf in den Nacken. Kurz daraufhin stand sie auf und sah sich das neue Poster von Sophie an, dass ihre Lieblingsband zeigte. Sophie war übers Fenster gesprungen, um auf das Dach zu kommen, und dann von der Regenrinne dort runter steigen zu können. Ihre Mutter hätte es bemerkt, wenn sie durch die Türe gegangen wäre, und hätte dann gefragt was sie draußen zu suchen hat. Sie war schon längst unten, hatte die Tasche gepackt, und wollte hinauf, als der Postbote kam und ihr ein paar Briefe in die Hand drückte; wenn sie schon mal unten wäre könnte sie sie ihrer Mutter geben. Sophie wartete bis er verschwunden war, und überlegte wie sie die Post ihrer Mutter übergeben soll, wenn sie doch eigentlich gar nicht draußen gewesen ist. Sie hätte es in das Postfach legen können, doch sie hatte keinen Schlüssel dafür. Dann entschloss sie sich den Brief durch den Türschlitz zu schieben. Als sie fertig war damit, stieg sie die Rinne wieder rauf. Die Rinne war alt und hielt nicht besonders gut. Sie rutschte ab, und hielt sich mit beiden Händen an der Regenrinne an. Diese brach ab, und sie flog von hinten gen Boden. Den Mund weit geöffnet starrte sie den Erdboden entgegen, und in ihrem Gesicht spiegelte sich die Angst. Mit ihren Arme rudernd, suchte sie Hilfe. Die Tasche flog im hohen Bogen davon; und war schon längst am Boden angekommen. Sie hatten diesen Flug gut überstanden, denn in ihr war nur Kleidung. Amy derweil fragte sich schon, wo Sophie war, und machte das Fenster langsam auf. Sie sah dass Sophie im fallen war, und wusste nicht, was sie tun konnte. Sie machte das Fenster wieder zu und überlegte. Sophies Verstand schien zu verschwinden; denn ihre Augen wurden leer und ihre Hilfesuchenden Arme hatten aufgehört zu rudern. Sie spürte ein starkes brennen in den Knochen; sie schloss die Augen, und was von da an passierte, hatte sie vergessen. Ihr Körper drehte sich so, das es aussah als wäre sie eine Katze, die von einem Regal auf den Boden springen würde. Sie kam auf allen vieren auf. Danach, lag sie am Boden, und schlief. Amy derweil war hinunter zu Sophie gestiegen, und wunderte sich, dass sie es ohne einen Kratzer überlebt hatte. Sie weckte Sophie auf, die verwirrt war, und versuchte mit ihr wieder hinauf ins Zimmer zu klettern. Es war schwer ohne die Regenrinne herauf zu kommen, aber sie hatten es geschafft. Sophie und Amy versuchten sich zu erklären, was geschehen war. Amy entschuldigte sich, dass sie Sophie nicht geholfen hatte, aber in diesem Moment wusste sie einfach nicht, was sie hätte tun können. „Ehrlich, Amy. Du kannst nichts dafür.“ sagte Sophie. „Danke.“ Die Stunden vergingen, und Amy und Sophie waren vergnügt wie noch nie. Sie spielten nie Computerspiele durch, unterhielten sich, machten Kaffee (die zwei waren auf Kaffee ganz versessen) und lachten. Bald war es vier. Sophie „verabschiedete“ sich von Amy, und machte die Tür einmal auf. Dann sagte Amy „Tschüss!“ und Sophie machte die Tür wieder zu. Dann verschwanden die beiden wieder in ihrem Zimmer. Sophie wunderte sich dass Charlie sein Wort gehalten hatte, und sie nicht verpetzt hatte. Dafür gingen sie kurz zu ihm herüber, und Sophie lies Charlie etwas aus ihrer Süßigkeiten Kiste aussuchen. Er nahm die kleine weiße Schokoladentafel, und bedankte sich bei Sophie dafür. In ihrem Zimmer angekommen, sagte Amy: „Dein Bruder kann ja wirklich auch einmal nett sein.“ Sophie nickte während sie sich ein Stück Zartbittermarzipan in den Mund schob, und es genüsslich auf der Zunge zergehen lies. Als sie fertig gegessen hatte, antwortete sie: „Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung dass man ihn bestechen kann.“ „Wieso bestechen?“ fragte Amy, während sie die von Sophie angebotene Schokolade ablehnte, da sie erstens kein Marzipan mochte, und zweitens eher Chips und solche Sachen aß. „Ich hatte ihm ja die Schoko gegeben, und außerdem auch eine Nachspeise gemacht.“ Amy nickte. Sie nahm sich ein paar Chips aus der Packung, und als sie feststellen musste, dass die Packung leer war, sagte sie: „Du wolltest mir doch irgendwas erzählen, was dich so geschreckt hat.“ „Ach ja.“ fiel es ihr wieder ein. „Weißt du, vor kurzem war ich in der Nacht auf der Terrasse, und…“ Sophie erzählte die ganze Geschichte, und auch, was mit dem Fernseher passiert war. „Das verstehe ich nicht.“ sagte Amy. „Ich ja auch nicht. Was hat das zu bedeuten? Wovon reden sie?“ „Keine Ahnung. Aber ehrlich gesagt, ist es besser, wenn wir heute wieder auf die Terrasse gehen, und schauen, ob diese zwei wieder kommen.“ Das leuchtete Sophie ein. Sie legte die Schokolade weg und machte die Kiste zu. „Aber was, wenn sie euer Haus an deinem Geburtstag sprengen wollen?“ Sophie sah Amy seltsam an. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“ „Na ja. Ich meine immerhin glaubst du doch hoffentlich nicht an Marsmenschen.“ Sophie verneinte. „Natürlich nicht. Aber was dann…?“ Gegen Abend als alle schon schliefen, hatte sich Amy unter eine Decke verkrochen, die beiden redeten über alle möglichen Dinge. Sophie konnte über Amys Witze nicht aufhören zu lachen, als sie auf einmal die Stimme Sophies Eltern hörten. Plötzlich hörte Sophie auf zu kichern, und Amy hörte auf Witze zu erzählen. Das Licht unten im Flur ging an, und Amy versteckte sich im Kleiderkasten. Sophie ging schnell in ihr Bett und zog die Decke weit über den Kopf, das niemand sehen konnte, dass sie noch nicht schlief. Die Tür wurde von ihrem Vater aufgemacht, und er murmelte: „Komisch… ich dachte ich hätte was gehört.“ Amy und Sophie warteten bis es ganz ruhig wurde, und setzten sich dann wieder auf den Boden. Sie seufzten ein wenig, und die Uhr zeigte eins an. „Gehen wir jetzt runter?“ fragte Sophie. Amy nickte, und die zwei verließen das Zimmer. Sophie zeigte Amy die Stufe, die sie überspringen sollte, weil sie knarrt. Die beiden kamen bis ins Wohnzimmer, als sie hörten dass das Licht im Zimmer ihrer Eltern anging. Die beiden liefen schnell auf die Terrasse und versteckten sich dort hinter einer großen Pflanze. Das Licht ging mit einem kleinen Geräusch aus und Amy und Sophie atmeten erleichtert aus. Wie tatsächlich angenommen, standen vor ihrer Türe wieder diese Männer. Sophie konnte nur Wortfetzen verstehen. Doch plötzlich konnte sie einen von den beiden sagen hören: „Komm näher an das Haus ran, ich glaub da ist was im Gange.“ Der Mann mit Bart nickte. „Ach übrigens.“ Fing der andere an. „Hast du das gehört von neulich?“ „Ja. Darüber wollte ich grad mit dir reden. Vor kurzem war da dieser Fall… erinnerst du dich noch?“ Er sprach langsam zu ende und schaute um sich herum, dass auch niemand ihm zuhören konnte. Der andere deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sein Partner weiter erzählen soll. „Ich habe gehört ihr Bruder gehört dazu.“ „Wie? Aber warum haben wir dann nur den Auftrag für sie bekommen?“ „Weil ich denke dass ihre Eltern das erledigen werden.“ Sagte er. Der Mann zog seinen Hut weiter tief in die Stirn und blickte dann um sich herum, ging näher an den anderen und flüsterte etwas. Sophie und Amy verstanden nur Wortfetzen. „Aber… wohin… Tante… für immer.“ Sophie beugte sich vor. Sie wollte unbedingt wissen, was sie sagten. Mit einem mal stieß sie die Pflanze in dem Topf um und sie zerbrach scheppernd. Amy stieg über den Zaun nach draußen und setzte sich in eine Ecke wo sie sich versteckte. Sophie stand da und wusste nicht, was passiert war. Sie wollte in ihr Zimmer stürmen, als sie auf den Scherben ausrutschte und auf den Boden knallte. Ihre Hände waren blutig von den Scherben und ihre Knie zerkratzt. Ihr Vater kam ihr entgegen, nach draußen, und sie wusste nicht wie sie das erklären sollte. Ihr Vater machte die Türe zur Terrasse auf und was er sah gefiel ihm nicht. Scherben lagen am Boden, die Erde der Pflanze überall verstreut, die Pflanze selber kaputt, und mitten drin in allem war ein Nagetier. Ihr Vater verfluchte diese Maus, oder was immer das auch war, und ging wieder schlafen. Sophie kam aus dem Busch hervor gekrochen, und suchte Amy. Die kam aus ihrem Versteck und war ziemlich aufgebracht. Amy und Sophie stiegen über die Scherben und liefen dann nach oben. Sie machte ihre Zimmertüre auf, und konnte eine Gestalt auf ihrem Bett sitzen sehen. Es war zu dunkel um erkennen zu können, wer das war, aber derjenige hatte kurze Haare und Sophie vermutete, es wäre ihr Vater. Amy konnte Sophies Herz schlagen hören, und das machte sie nervös. Auf einmal machte er den Mund auf, und die Stimme klang ganz anders: „Sophie, das Licht im Badezimmer ist kaputt. Schraubst du eine neue Glühbirne rein?“ Amy machte das Licht in ihrem Zimmer an, und machte ein Regal auf und nahm eine Glühbirne heraus. Sie wusste genau, was alles wo in diesem Haus war. Sie und Sophie kannten sich schon lange. „Hier.“ Sagte sie, als sie Sophie die Glühbirne in die Hand drückte. Sophie nahm Charlie an die Hand und drehte die Glühbirne rein. Danach legten sie sich schlafen. Sophie lag in ihrem Bett, als sie etwas an ihrem Ohr spürte. Sie schlief noch, als sie Amys Stimme hörte. Sie flüsterte: „Ich geh jetzt… bis dann.“ Sophie drehte sich auf die andere Seite und versuchte danach weiter zu schlafen. Sie gab zwar keine Rückmeldung, dass sie es verstanden hatte, allerdings war sich dem Amy sicher, und so ging sie unbemerkt wieder nach Hause, auf ihrem Weg, übers Fenster. Amy lief zu ihr nach Hause. Amy fand ihre Eltern schon wach vor, sie alle waren Morgenmenschen. Bis auf Amy. Darum legte sie sich noch einmal schlafen, und versuchte zu vergessen, was gestern passiert war. Sie hatte zwar Angst gehabt, doch Sophie wollte sie das nicht zeigen, um sie nicht zu beunruhigen. Ihr Schlaf war gut; so gleich sie im Bett landete, schlief sie ein, doch sie wälzte sich unruhig hin und her, kniff die Augen fest zu, ihre Bettdecke schmiss sie aus dem Bett, und ihr Mund war abwechselnd geöffnet, und wieder geschlossen. Sie hatte einen Traum, der ihr nicht ganz sagte, was es mit diesen Männern auf sich hatte. Doch sie gaben ein paar Informationen, darüber was passieren würde. Bis zu ihrem Geheimnis- das sehr wohl gelüftet wurde- sie jedoch vergaß, da sie erschrocken aufwachte. Ihr Herz raste, und sie atmete unregelmäßig. Sie wollte diese Geschichte verdrängen, und als sie danach wieder einschlief, packte sie es weg, in einem Winkel in ihr, dass nie wieder gebraucht werden würde. Als sie danach aufwachte, war alles wie immer. Sie verschwendete keinen einzigen Gedanken daran. Ihr Tagesablauf war ganz normal, ihr Verhalten ebenso. Sophie wachte nach einer halben Stunde wieder auf, und machte sich danach ein Frühstück. Sie backte Kipferl im Herd auf, stellte sich nur Marmelade auf den Tisch, denn Nutella mochte sie nicht besonders. Sie war gerade fertig, als Charlie am Treppengelände entlang rutschte. „Morgen Sophie.“ Sagte er. „Sag mal, was ist bloß los mit dir?“ fragte sie ihn. Dann nahm sie ihren leeren Teller, putzte die Brösel in den Abfalleimer, steckte den Teller in den Geschirrspüler, und stellte die Marmelade zurück. „Gar nichts. Du hast eben deinen 15. Geburtstag.“ Charlie schaute Sophie gespannt zu. „Wirklich?“ Sophie sah ihn misstrauisch an. „Wenn ich es doch sage.“ Bekräftigte er. „Aber irgend…“ Die Tür ging auf, und Sophies Mutter kam in die Küche, mit Pandabär Restmascararinge unter den Augen, die Haare verstrubbelt, und sich selber eingehüllt in einen dicken blauen Bademantel mit der Aufschrift: Get outta my fucking way! Where is the milk? Sophie wollte zu ende sprechen, doch ihre Worte blieben im Hals stecken. Nach einer kurzen Pause ging es wieder, und sie sagte: „Mama, was ist denn mit dir los?“ „Ich weiß nicht… seit gestern geht’s mir nicht besonders gut.“ Ihre Stimme klang schwach. „Ich mach dir mal einen Tee, und was zum Frühstücken“ sagte sie, „und was willst du haben?“ Sophie sprang vom Küchentisch, auf dem sie saß, und holte ein Teller und eine Tasse aus dem Schrank. „Eine Semmel… am besten mit Käse:“ Sophie machte ihrer Mutter eine Käsesemmel, einen Kamillentee, und danach ging es ihr auch schon viel besser. Die Tage vergingen, allmählich gingen die Sommerferien zu Ende. Sophie hatte nicht viel in Erfahrung gebracht, sie hatte nur Andeutungen, die aber keinen Sinn hatten. Sie spürte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Amy hatte auch nicht viel mehr herausgefunden. Sie und Sophie waren ratlos, und ehrlich gesagt wünschten sie sich nichts anderes, als endlich dieses Geheimnis gelüftet zu haben. An einem Abend am Sonntag stand Sophie am Balkon, mit einer Bananemilch in der Hand, sah die Sterne an, und hoffte endlich alles erledigt zu haben. Sie wollte wissen, was um sie herum passierte, sie konnte es nicht verstehen, manchmal verzweifelte sie etwas, doch sie tröstete das angeblich sich alles an ihrem Geburtstag auflösen würde. Sophie spürte diese milde Wärme, die um sie herum war. Es war so angenehm, sie liebte den Sommer, sie wollte einfach nur Spaß haben, sonst nichts. Am nächsten Tag würden sie ins Kino gehen, doch um ehrlich zu sein, hielt sich Sophies Freude in Grenzen. Sie würde nicht das ganze Gespräch der beiden Männer mitkriegen. Sophie seufzte. Auf der anderen Seite, selbst wenn sie alles mit hören würde, wahrscheinlich würde sie danach trotzdem so viel wissen wie vorher. Das ganze ergab einfach keinen Sinn. Momentan schien die Zeit nicht still zu stehen. Die Tage vergingen schnell, und ein bisschen fühlte Sophie sich hilflos. Ihre Eltern waren ein einziges Rätsel. Schon seit Tagen benahmen sie sich seltsam. Manchmal hörten sie ihr gar nicht zu, ihrer Mutter ging es immer schlechter, ihr Vater gab keine Antworten mehr auf Sophies Fragen. Beim ersten mal war sie wütend darüber, jetzt allerdings, kränkte es sie. Warum nur war alles so festgefahren? Sophie fühlte sich, als würde sie vor einer vereisten Tür befinden, die nicht schmolz. Ihre Mutter und ihr Vater waren im Wohnzimmer und starrten Sophie an, während sie Trübsal blies. Sie hielt sich an der Mauer des Balkons an, starrte gen Boden, und wünschte sich, dass sich alles bald auflösen würde. Ihr Wunsch lies nicht ab, ihr Geburtstag kam unaufhörlicher, worüber sie sich deutlich freute. Auch wenn sie innerlich etwas störte, etwas sie beeinflusste, ihr Urteilsvermögen betrübte, und ihr Schock und ihr Schmerz immer größer wurde; zeigte sie niemandem, dass sie unzufrieden war. Sophie hüpfte gut gelaunt hin und her, umarmte ihren Bruder, half ihrer Mutter bei dem Putzen, was durchaus nicht oft vorkam. Das lag aber eher daran, dass sie mit solchen Dingen nicht oft und nicht viel zu tun hatte. An diesem Tag hatte sie sich zusammen gerafft, als sie sah, dass ihre Mutter an diesem Tag von 7 Uhr in der Früh, bis am Nachmittag schuftete. Sophie war langweilig geworden, da Amy keine Zeit hatte, und ihre anderen Freunde aus der Schule viel zu weit weg wohnten. Eine lange Reise zu unternehmen, lag ihr nicht. Und ihr Geld war ihr dafür auch zu schade. Karten waren viel zu teuer. Da blieb sie lieber zu Hause und fadisierte sich. In ihrer Familie war sie aber auch die einzige mit dieser Meinung. Charlie war schon mit fünf Jahren alleine umher gefahren. Allerdings nur in diesem Örtchen. Weiter draußen hätte ihre Mutter schließlich auch nicht zugelassen. Sophie und Amy hatten sich schon eine Weile nicht mehr getroffen. Ihrer Freundschaft ging es zwar sehr gut, doch nach den letzten Ereignissen, war sich Amy nicht ganz sicher, ob sie noch ganz dicht in der Birne ist. Was sie da gehört hatte, war für sie ein einziges Rätsel. Es überschlug sich mit all dem, woran sie bisher geglaubt hatte. Amy war durch und durch ein Realist. Solche Sachen konnte es nicht geben. Unmöglich. Andererseits könnte es ja sein, dass es tatsächlich eine logische Erklärung für das ganze gibt, auch wenn es unmöglich schien. Jedenfalls für Amy. Sophie dachte in letzter Zeit immer öfter über komische Dinge nach. Dinge, die sie früher in keiner Weise berührt hätten, die sie gar nicht gereizt hätten, darüber nach zu denken. Sophie bemerkte immer mehr, wie wenig sie in diese Familie passte. Sie hatte andere Vorlieben, und äußerlich nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem in ihrer Familie. Außerdem war sie in keinem Gegenstand besonders gut, oder zeigte übermäßiges Interesse an einer Sache. So etwas machte ihr Zweifel, ob sie wirklich zu dieser Familie gehörte. Für sie klang es zwar logisch, dass sie zu dieser Familie gehörte- in allen Unterlagen die sie bisher gefunden hatte, stand ganz klar, sie sei die Leibliche Tochter von ihrer Mutter und ihrem Vater- doch war sie sich nicht sicher, ob sie sich nicht bei irgendetwas an der Sache geirrt hatte. Sophie zählte die Tage, bis sie Geburtstag hatte. Nur mehr eine Woche. Bald war es soweit. Bis dahin, konnte sie nur hoffen, dass sie etwas Besonderes herausfand, und sich damit schützen kann, bevor es losgeht. Sie setzte alles daran, dass sich an ihrem Geburtstag alles zum Guten wenden würde. In wie fern sie damit falsch lag, wird sich bald herausstellen. Wenn Sophie ein Tag am Kalender abhakelte, freute sie sich auf den nächsten. Den sie wusste, die Tage, die Stunden, die Minuten, die Sekunden würden vergehen. Und keiner konnte sie stoppen. Ein wenig ärgerte sie es auch, dass die Tage so schnell vergingen. Denn bald würde die Schule wieder anfangen. Allgemein hatte sie auch nichts gegen die Schule. Eher gegen die Tests, die langweiligen Mathestunden, in denen sie oft aufgerufen wurde, aber nicht oft antworten konnte. Genauso gegen die Schularbeiten; die Verursacher der meisten Schulehasser. Ihre beste Freundin aus ihrer Klasse, Kimie, war einer der Kinder, der genau aus diesem Grund die Schule hasste. Öfters hatte sie zu Sophie gesagt: „Wenn die Schularbeiten nicht wären, würde ich den Leuten die die Schule erfunden haben, ja danken, so allerdings nicht.“ Sophie konnte das verstehen, und nickte zustimmend. Mehr noch als die Tests und Schularbeiten, waren die Hausübungen eines der Gründe, warum Sophie und Kimie diese Meinung hatten. Sie beide hassten genauso Verbesserungen. Wer konnte das nicht verstehen. Lehrer sind ebenfalls meistens einer dieser Gründe. Sophie hatte eine Lieblingslehrerin gehabt, die aber von der Schule gegangen war. Ihr Klassenvorstand war zwar nett, aber viel zu gutmütig. Sie konnte die Klasse gar nicht unter Kontrolle halten. Auch wenn das bei der Klasse nicht nötig war. In den Sommerferien dachte Sophie über so was gar nicht nach. Sie ignorierte es, um sich das Leben mit ihren Schulproblemen nicht zur Hölle zu machen. Genauso wie sie ignorierte, dass es ihr eigentlich schlecht ging. Sie war eine Kämpfernatur, die über Probleme nicht redete. Am Abend 5 Tage vor ihrem Geburtstag war sie unten in ihrem Keller. Dort stand ein Tischtennis-Tisch, und sie spielte mit ihrem Bruder. Sie hatte den Ball gerade in die Richtung einer Ecke geschossen, als auf einmal die Tür auf ging, und ihr Vater hereinkam, während der Ball auf Charlies Seite auf den Boden aufknallte… „Sophie, Charlie, was wollt ihr essen?“ sagte er. „Kochst du?“ fragten beide wie aus einem Mund. „Ja.“ Sophie und Charlie starrten sich an. Beide mit einem fetten Lächeln auf dem Gesicht. „Ja gerne!“ sagten sie wieder gleichzeitig, Sophie hatte geschrieen vor Freude, und Charlie hüpfte auf einem Bein. Ihr Vater, überschwänglich vor Freude der beiden, schlug vor, was es zu essen gab. „Machen wir Dreigänge.“ Schlug Charlie vor, der noch immer auf einem Bein hüpfte. Sophies Vater nickte. „Ja, und als Vorspeise eine Kartoffelcremesuppe, als Hauptspeise Schnitzel mit Petersilienkartoffeln, und als Nachspeise…“ Sophie wollte zu Ende sprechen, als Charlie sie übertönte. „Mouse au Chocolathe!“ rief er. Sophies Vater war der beste Koch den sie kannte. Doch er kochte nicht oft für sie. Weil er nach der Arbeit oft zu erledigt und müde war. Heute hatte er frei gehabt, darum war er auch so gut gelaunt, die Augenringe, die er immer den ganzen Tag lang hatte, waren verschwunden. Mit einem Grinsen im Gesicht stand er in der Küche und machte den Abwasch. Für Sophie, die ihm nach dem Tennis spielen dabei aus dem Wohnzimmer aus beobachtete, war es ein Rätsel wie er gut gelaunt abwaschen konnte. Das war einer der Arbeiten, die Sophie am allerwenigsten mochte. Als er fertig war, begann er, Wasser in einen Topf zu schütten, danach alles für die Basis ein rührte, und wie er sich nebenbei um die Nachspeise kümmerte. Die musste er zu erst machen, denn sie musste im Kühlschrank lange abkühlen. Während Sophie ihren Vater beobachtete, dachte sie über sein Verhalten nach, dass ihr ein wenig Angst machte. Vor ein paar Tagen noch war er total erledigt, und auf einmal…? Was war bloß los? Diese Stimmungsschwankungen waren eigentlich nicht so sein Fall. Genauso wie ihre Mutter. Nur dass es ihr bis jetzt nicht gut ging. Charlie schien gar nichts zu bemerken. Er spielte oben in seinem Zimmer sein Computer Spiel, und Sophie war sich nicht mal sicher ob es ihn überhaupt interessierte, wie es den anderen ging. Er fragte nie jemanden danach. Sophie beunruhigte dass nicht. Angeblich war das bei Jungs in seinem Alter normal. Sophie wandte ihre Gedanken wieder dem Haupthema zu. Die Tage vergingen, und tatsächlich rückte ihr Geburtstag immer weiter in ihre Nähe. Einen Tag vor ihrem Geburtstag begann die Katastrophe. Kapitel 2: Alles Gute zum Geburtstag??! --------------------------------------- Auf einmal ging alles ganz schnell und Sophie stand an dem Tag vor ihrem Geburtstag auf. Sie fühlte sich so übermäßig glücklich, doch die Realität zeigte ihr dass der nächste Tag ihr ganzes Leben verändern könnte. Sie wollte dass nicht. Sie half ihrem Vater beim Einkaufen für die Familienfeier, und gemeinsam packten sie alles aus. Amy würde eingeladen werden, und als Sophie das erfuhr hüpfte sie auf geregt im Wohnzimmer umher. Sie mochte Amy sehr. Die zwei waren immer zusammen, und würden auch immer alles gemeinsam machen. Und wie Recht sie damit hatte, wusste sie damals noch nicht. Sophie hüpfte aus ihrem Bett. Dann machte sie den Kleiderkasten auf und holte sich etwas Passendes zum Anziehen. Danach ging sie herunter ins Wohnzimmer und sie sah ihren Vater gerade die Torte für Morgen backen. Sophie wollte sich auf den Küchentisch setzen, sowie sie es immer tat, doch ihr Vater hatte einen riesigen Saustall veranstaltet. Sie seufzte und räumte alles einmal auf einen Platz zusammen Sie sortierte aus was Müll war, schmiss es in den Mistkübel und danach wusch sie die Messer, Gabeln Löffeln und Teller ab. Sie breitete ein Tuch auf dem Küchentisch aus und legte alle nassen Sachen drauf, damit sie trocknen. Ihr Vater bedankte sich. Aber Sophie war es schon gewöhnt, also zeigte sie mit einer Handbewegung dass er sich nicht bedanken muss. Als Sophie grade aus der Küche gehen wollte, hörte sie auf einmal ein Trampeln. Charlie kam von seinem Zimmer herunter mit vielen kleinen Päckchen. Er wollte ins Wohnzimmer stürmen, doch Sophie versperrte ihm den Weg, sie konnte ja nicht wissen dass er gerade dabei war ihre Geschenke für morgen zu verstecken. Er hatte ihr auch ein Geschenk gekauft. Es war türkis- hellblau verpackt und in ihm drinnen war ein Computerspiel, die Fortsetzung von „Frozen Fruits “. Er stolperte und warf das Päckchen zu Boden. Sophie ahnte dass etwas Wichtiges in diesem Päckchen sein musste, denn Charlie war total entsetzt, als er das Geschehene verstanden hatte. Oder er schaute nur so, weil er nicht mit Sophie gerechnet hatte. Sophie entschied sich für das erste, und sah dem Päckchen zu, als es sich gen Boden wendete. Für sie schien die Zeit kurz still zu stehen, ihre Augen waren starr auf den fliegenden Gegenstand gerichtet. Sie wollte es schnell auffangen, als sie merkte, dass sie sich nicht bewegen konnte. In ihr schien etwas zu explodieren, als das Packet am Boden angekommen war. Sophie knallte zu Boden. Die Dinge schienen immer mysteriöser zu werden. Während sie schlief, passierte sie die letzten Tage in denen seltsame Vorkommnisse geschehen waren, und es machte den Eindruck, als würde ihr diese Realität nicht gefallen. Unruhig wälzte sie sich hin und her, die ganze Familie machte sich große Sorgen um sie. Alle jedoch aus einem verschiedenen Grund. Charlie, weil er nicht wusste warum sie plötzlich in Ohnmacht gefallen war. Die Eltern aus einem Grund, der jetzt noch nicht erzählt erden darf. Amy, weil sie von allem wusste. Aber wer sich am meisten um Sophie sorgte, war Stephen. Unwissend von den Geschehnissen, hatte er alles geahnt. Alles. Keiner hatte ihn darüber informiert; er hatte es selbst sehen müssen. Das Ende kannte er. Das neue Ende, konnte er aber nicht wissen. Sophie war gerade an der Stelle als sie die Männer vor ihrem Haus zum ersten mal gesehen hatte, und ihr ging es während sie sich herum wälzte immer schlechter. Ihr Bruder hatte seine Mutter und Vater geholt, und gemeinsam hatten sie sie auf ihr Zimmer in ihr Bett getragen. Ihre Mutter merkte, dass sie Fieber bekam, und holte ein Fieberthermometer, um feststellen zu können, wie hoch ihr Fieber war. Das Ergebnis war: 39° Am nächsten Tag fühlte sie sich in der Früh schon viel besser, bei dem Gedanken, dass heute ihr Geburtstag war. Ein paar Stunden vor ihrem Geburtstag saß sie an ihrem Fenster. Sie starrte den Himmel an. Ihre Gedanken waren ziemlich wirr, sie überlegte alle möglichen Sachen hin und her. Vielleicht war es besser, dass sie davon lief, möglicherweise könnte dieser Tag ansonsten ihren Tod bedeuten. So gesehen, waren ihre Gedanken doch ganz in Ordnung. Andererseits: Wenn sie nicht weglaufen würde, würde sie nie erfahren was nun eigentlich war. Doch, wer stellte sich gerne dem Tod in Verkleidung entgegen. Ihr war diese Überlegerei zu dumm geworden. Sie setzte sich an ihren Computer, und spürte wie aufgeregt sie war. Als sie an ihrem Computer ein Passwort eintippte, schlug sie vor Spannung fest auf die Tasten. Obwohl sie sich geschworen hatte, auf zu hören mit der Überlegerei, dachte sie an die Geburtstagsfeier. Sie verschwendete keinen Gedanken an die Folgen, sondern dachte einfach nur wie ein gewöhnliches 14 jähriges Mädchen daran, was sie wohl für Geschenke bekommen wird. Ihre Hände zitterten, und sie spürte, wie ihr wieder wärmer wurde. Sie musste noch Fieber haben. Darum machte sie das Fenster auf, und schaute auf die Hügel hinter ihrem Dorf. Sie konnte den Regen fallen hören. Sie schloss die Augen, und als sie merkte, dass etwas Nasses auf ihrer Wange herunter lief, schluchzte sie ein wenig. Dann schaute sie direkt in den Himmel und hob ihren Kopf dazu ein wenig. Ein Tropfen kam genau auf ihre Augen zu, und sie schloss es. Dann kam der Wind, der ihr irgendwie dass Gefühl gab, er würde sie und ihre Hoffnungen bestärken. Ab diesem Zeitpunkt wünschte sie so sehr, dass alles gut wird. Eine vergebliche Hoffnung. Sie konnte hören, dass unter ihr im Wohnzimmer viel vorbereitet wurde. Sie konnte das stampfen ihres Vaters und die Anweisungen der Mutter deutlich hören. Sie war so froh, dass es bald losging. Sie konnte ihr Herz klopfen hören. Bald, bald würde es losgehen!! Sophie setzte sich gemütlich ins Bett, nachdem sie den Computer ausgeschalten hatte, und versuchte sich zu beruhigen. Es schien nicht zu klappen, was sie ein wenig beängstigte. Sie umklammerte die Decke fest, und hoffte, dass jemand hereinkommen würde, und sagen würde, sie soll runter kommen, denn alles wäre bereit. Sie hatte noch gar nicht zu Ende gedacht, als sich die Tür öffnete. Hinter der Türe halb versteckt war Charlie, der ankündigte, sie solle herunter kommen. Sophie stand sachte von ihrem Bett auf. Charlie sah ihr hinterher, als sie langsam die Treppen herabstieg. Sie hatte ihr türkis-blaues Kleidchen an, und ein süßes blau-schwarzes Schleifchen eng um den Hals gebunden. Beide Hände zu einer Faust zusammen geballt vor Spannung. Charlie rutschte die Treppe gewohnt wie immer herunter, und da Sophie in der Nähe des Treppengeländes war, stieß Charlie sie, und dafür bekam er von Sophie eine Kopfnuss. „Mach das nie wieder.“ sagte sie. Charlie, der jetzt eine Beule an seinem Kopf wachsen hatte, hielt sich mit beiden Händen diese Stelle zu. Wieder vollen Ernstes wandte sie sich ihrem Geburtstag zu. Langsam ging sie ins Wohnzimmer und der Gang dazwischen kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Der Gang war dunkel und machte sie noch etwas mehr nervös. Als sie in ihrem Wohnzimmer ankam, war vor ihr ihre ganze Familie, samt Tante und Onkel. Bis auf ein ihren Bruder und zwei verstorbenen Opas war alle da. In ihrem Gesicht breitete sich ein süßes Grinsen aus. Sie freute sich wahnsinnig, denn ihre Oma und Opas und Tanten und Onkeln sah sie nur sehr selten. Vor ihr Stand nun eine Horde voller Leute, alle, die sie gern hatte, und all ihre Sorgen waren wie verschwunden, wie weggewischt. Sie wollte ihre Arme öffnen, ihrer Mutter in die Arme fallen, als sie in die harte Realität zurück versetzt worden war. Sie hatte ein kleines Detail übersehen. Sophie riss ihre Augen weit auf- sah sie verwirrt an- und schaute dann auf den Boden. Ihr erster Gedanke dabei war: Lauf! Lauf so schnell du kannst! Sonst.. sonst ist es zu spät... zu spät.. Sie schluckte so gut sie konnte, spürte aber ihre Heiserkeit in diesem Moment. Es war, als wäre ihr das Sprechen verboten worden. In diem Raum war vollkommene Stille. Es war wie ein Netz, das sie durchbrochen hätte, wenn sie jetzt etwas gesagt hätte. Ihre Hände, noch immer zu einer Faust zusammen geballt, fingen an zu zittern. Sie drückte ihre Finger mit alle Kraft zusammen, und konnte den Schmerz spüren, denn sie hatte, weil sie ihre Fingernägel fest ins Fleisch drückte. In ihr.. genau wie in diesem Raum, brach nicht nur die absolute Stille aus, sondern auch die Verwirrung. Ihre Verwandten sahen sie alle neugierig an, was sie jetzt wohl tun würde? Ihr Entschluss was sie tun sollte, lag nicht fest. Denn in Sophie kämpften gerade zwei Parteien gegeneinander. Die eine war für das Vertrauen in ihrer Familie, und die andere, gegen das Vertrauen in ihrer Familie. Sophie konnte spüren, was in ihr vorging. Allerdings konnte sie es nicht beherrschen, was ihr Angst machte. Ein paar von der Menge grinsten hämisch, als sie es nun endlich bemerkt hatte. Denn sie alle, die ganzen Onkel, Tanten, Omas, und Opas, waren total in schwarze Farbe gehüllt. Sophie glaubte damit verspottet zu werden, und sie hatte eigentlich auch Recht damit. Trotzdem entschied sie sich für ihre Familie, und blieb an diesem Fleck stehen. Sie wollte nicht weglaufen. Das war nicht ihr Benehmen, nicht ihr Charakter, nicht ihre Verhaltensweise. Und wenn das jemand einmal verstanden hatte, war es ganz gleich. In diesem Moment begann ihre Abwehrhaltung zu arbeiten, und ihr Misstrauen größer zu werden. Sophies Mutter kam auf sie zu, und sagte: "Sophie, setz dich doch hin." Sie war wie eine Maschine, und tat das, was ihr Befohlen wurde. Ihre Mutter war ziemlichseltsam, ihre Art schien von Verzweiflung zu zeugen. Vielleicht wusste sie was passiert? Diesen Gedanken konnte Sophie immerhin noch fassen. Und sie zum zweiten Mal hatte sie Recht damit. Langsam und Angstvoll lies sie sich auf einen Stuhl nieder, und bemerkte kaum, dass rund um sie dekoriert worden war. Bunte Girlanden waren auf den Kästen ausgebreitet worden, und Lampen bunt verziert baumelten von der Decke herunter. Ihr Vater kam langsam auf Sophie zu, und stellte ein Paket vor sie hin. Er öffnete seinen Mund und sagte fast sarkastisch: "Alles Gute zum Geburtstag Sophie." Sie drehte sich zu ihm um, und starrte ihn mit offenem Mund an. Charlie derweil hatte alles beobachtet, und merkte dass irgendetwas hier falsch lief. Er stand in der Nähe des Tisches, als letzter in der Reihe, was ihn etwas wunderte. Er war doch ihr Bruder, aber die Älteren versuchten ihn die ganze Zeit aus dem Raum zu locken. Was ging hier bloß vor sich? Diese Frage stellte sich Sophie ebenfalls. Sie konnte ihr Fieber spüren, dass sich immer mehr in ihrem Körper ausbreitete. Ihr Atem wurde schwerer. Dann stellte ihr Vater ein Geschenk auf den Tisch. Es war das Einzige was auf dem ganzen großen Tisch den sie extra für die Feier vom Keller herauf geholt hatten, stand. Hatten sie etwas bestimmtes mit ihr vor? So schien es. In dem Moment kam es Sophie vor als ob alle, alle die sie liebten, nicht mehr mochten. Kann es überhaupt möglich sein, dass eine Liebe einfach so aufhörte? Warum Das Päckchen vor ihr war eine Art Holzschachtel- weder bemalt noch sonst beschmückt- und es wirkte ziemlich alt. Sophie zögerte, sie wusste selbst nicht genau wo vor sie eigentlich Angst hatte, aber die Anwesenheit dieser Schachtel gab ihr ein sehr unsicheres Gefühl. Ihr Vater beugte sich über Sophie und sagte: "Mach es auf." Es war eher ein Flüstern, und er hatte es ihr ins Ohr gesprochen. Sophie zuckte ein wenig zusammen, momentan war sie sehr leicht zu erschrecken. Langsam machte sie die Schnalle auf, womit es zusammengebunden war, und alle schienen direkt auf ihre Finger zu schauen. Sie fühlte sich ziemlich beobachtet, wollte, dass dieser Augenblick so schnell wie möglich vorüber geht, und machte es schnell auf. Sie sah auf die Seite, kniff ihre Augen zusammen, und zog ihre Schultern hoch. Ihre Mutter nahm das Geschenk in dem Paket heraus, und hielt es Sophie vors Gesicht. Langsam öffnete sie die Augen, und sah etwas zwischen ihren Augen baumeln. Es war eine Kette. Silbern glänzte sie Sophie entgegen, und all das seltsame Getue schien ihr vor zu kommen, als wäre es nur Spaß gewesen. Vielleicht hatte sie einfach nur Gespenster aufgelesen? Möglich wäre es. Sie hatte schon oft gehört, wenn man von etwas überzeugt ist, gibt es das auch. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein süßes Lächeln aus. Auf der Kette war ein kleiner Anhänger, und auf ihm war ein grauer Wolf eingraviert. Langsam griff sie mit ihrer Hand nach der Kette- alle ihre Verwandten beugten sich vor, um sehen zu können, was nun geschah. Charlie stieß eine Oma beiseite, und als er die Kette sah, breitete sch ein seltsames Gefühl aus. Es war unbeschreiblich- allerdings nicht schön. Es machte ihm Angst. Und wie.. Sophie umfasste die Kette- als etwas diesen dunklen Raum erhellte. Es war ein Lichtstrahl, der diese Stille durchbrach. Er breitete sich aus, zuerst nur langsam, zog sich immer länger hin, bis zum Fenster. Ein Gekreische brach aus, schnell zog die schwarze Masse sich hinfort, ein paar Richtung Küche, eine Oma war hingefallen und ein anderer ertrampelte sie. Die Terrassentür wurde hektisch aufgerissen, Sophies Eltern verkrochen sich unter dem Tisch. Charlie starrte Sophie mit offenem Mund an. Er hatte so gehofft, dass nichts passieren würde. Er hatte so gehofft. Wie kann das bloß sein? Regungslos stand er da, um ihm herum panische Angst, hektisches Getue, schreie. Ein paar Leute wollten ihn jetzt mit nach draußen ziehen, doch er sagte klipp und klar: Ich werde meiner Schwester beistehen. Das war nett von ihm, ja eine Heldentat. Doch wie wollte er dies umsetzen? Er wusste nicht einmal, was mit ihr gerade vorging. Sophie wusste es selbst nicht. Sie gab sich selbst den Befehl, damit auf zu hören, doch sie schaffte es einfach nicht. Ihr Körper hörte nicht auf sie. Ihr Verstand schien sich wieder zu verflüchtigen. Ganz langsam, ganz sanft, wurden die Fragen die sie sich selbst immer stellten, weniger... Wenn man die letzten Geschehnisse zusammenzählte, wurde etwas ganz offensichtlich. Diese Gespräche, die sie beobachtet hatte, mussten ihr zeigen, dass es um sie ging. Es hätte sie vor bereiten sollen. Aber hatten sie das tatsächlich getan? Was war mit dem Fernseher passiert? Warum hatte sie ihren Verstand verloren? Und was war mit dieser Kette? Die Fragen schienen nicht auf zu hören. Ihre Augenlieder konnte sie nur mehr halb geöffnet halten, und ihr Bild war ganz verschwommen. Sie konnte Charlie sehen, der den Lichtstrahlen, die sich ausgebreitet hatten, entwich. Er wollte nach vorne zu Sophie, um ihr zu helfen. Sophie versuchte die Hand aus zu strecken, mit aller Kraft. Langsam fing sie an zu zittern- ein Lichtstrahl durchbrach die Fenster, und es regnete Scherben. Ein Wirbelsturm, von Sophie ausgelöst, fegte die Splitter durch das Zimmer. Sophie flog vom Stuhl auf den Boden voll Scherben, sie wollte den Teppich umklammern, der am Boden lag, die darauf liegenden Splitter schnitten sich Sophie ins Fleisch. Sie hatte keine Kraft mehr, um die Augen auf zu halten, und um sie herum wurde es plötzlich finster. Charlie versuchte noch immer, Sophie irgendwie zu helfen. Der Wirbelsturm hatte ihn zu Boden gerissen, er versuchte wieder auf zu stehen, doch die Lichtstrahlen zwangen ihn zu Boden. Mittlerweile war er schon sehr nah an Sophie- langsam streckte er seine Hand aus, hielt sich an allen Gegenständen fest, die um ihm herum waren. Ein paar Schritte entfernt lag Sophie auf dem Boden, die Hände und Füße voll Splitter und Wunden, regungslos, und bleich. Charlie hatte es geschafft, und war nun ganz dicht an Sophie, er lies sich auf sie drauf fallen vor Erschöpfung. Er keuchte ein wenig, nahm Sophie in die Arme, und musterte sie. "Sag was" flüsterte er. "Sag was." wiederholte er. "Bitte, sag doch was!" Sophie blieb regungslos liegen. "Was ist passiert mit dir?" fragte er sie. Leise schluchzte er. Doch anstelle seiner Schwester, hielt er nur mehr Luft in seiner Hand. Ein grauer Staub enfleuchte aus seinen Händen, fast wie Asche. Charlie sah den Staubkörnern nach, wie sie sich auf den Weg machten. Er konnte sich nicht erklären was passiert war, doch er wusste, irgendwas musste geschehen sein mit ihr. Vielleicht war sie ja auch... tot. Daran wollte er zwar nicht denken, doch wie sollte er ein plötzliches Verschwinden sonst erklären...? Auf einmal sah er, das die Asche sich langsam zusammensetzte, als würde sie ein Bild ergeben wollen. Charlie sah näher und bemerkte, dass es eine Figur ergab. Und es war unglaublich, denn das, was sich da erhob, war... Kapitel 3: Keine Gewissenheit für Sophie ---------------------------------------- Ein grauer Wolf. Sein Fell hatte eine graue Grundierung, paar Strähnen waren in Silber gefärbt, die Spitzen hatten die Farbe blau erreicht. Auf die Menschen machte er einen weniger edelnen Eindruck, denn sein Fell hatte ein paar Blutspritzer abbekommen, und um sein Maul herum hatte sich Blut ausgebreitet. Es sah fast so aus, als hätte es vorher ein Schaf gerissen. Die Augen des Wolfes glänzten, es hatte einen Ausdruck im Gesicht, der ihnen allen zeigte, dass sie jetzt die Chance hatten zu kämpfen. Ein Kampf mit einem Wolf war sehr leichtsinnig, nichts desto trotz schein es ihnen gleich zu sein. Ein paar kicherten, als sie den Wolf sahen, ältere Frauen erschraken ein wenig, und Charlie war einfach nur entsetzt, andererseits aber, war er schwer beeindruckt. Der Wolf hatte ihn jetzt nicht mehr wie anfänglich im Visier, nach dem er gemerkt hatte, er war sein eigentlicher Bruder, denn in dem Wolf war Sophie. Oder, deutlicher gesagt, der Wolf war Sophie und Sophie war der Wolf. Doch sie konnte nicht steuern was er tat. In keiner geringster Weise, denn sie selbst schlief in dem Wolf. Er war ziemlich lange im Kreis gegangen, als er bemerkte, dass ihn alle anstarrten. Er drehte sich zu ihnen um und knurrte sie energisch an. Er wollte sie heraus fordern, denn er wusste er würde gewinnen. Er war schneller, flinker, gewandter und nicht so lahm und träge. Nun ja, er hatte ja auch vier Pfoten. Die Menschen gerieten durch seinen Blick in Aufruhr, das Knurren störte sie eher weniger, denn das waren sie durch die jeweiligen Hunde schon längst gewohnt. Sie hatten den Wolf durch kleine Sticheleien gereizt, und allmählich fingen beide Seiten an mit ihm zu kämpfen. Ein kleiner Junge zog ihm am Schwanz, der Wolf hätte ihn gerne gebissen, doch er konnte nicht, denn jemand schlug von der Seite auf ihn ein. Ein anderer fand es lustig, ihn an den Ohren zu packen und herum zu schleifen. Der Wolf knurrte immer mehr, als er mit einer kleinen Bewegung alle kratzte. Schnell wollte er weglaufen, drehte sich um, war schon fast bei der Tür raus, als eine Horde von Menschen sich auf ihn stürzte. Er konnte sich befreien, doch seine Pfote war schwer verletzt und überall hatte er kleine Stich oder Schnittwunden. Er flüchtete schnell aus dem Haus in dem er aus einem Fenster sprang, setzte hart auf den Boden auf, und lief dann über die Straße. Die Menschenmenge hatte er abgehängt. Gerade als er fast auf der anderen Seite der Straßenseite war, kam ein Auto. Der Wolf beeilte sich jetzt noch mehr, und hatte es auf die andere Straßenseite geschafft. Erschöpft brach er zusammen und wurde bewusstlos. Gleichzeitig kreuzte ihm jemand den Weg. Es war Amy. Erschrocken beugte sie sich über den Wolf und sah ihn an, und dann fand sie eine Kette, die der Wolf um den Hals trug. Sie tastete den Körper des Wolfes entlang, und sah die verschiedenen Wunden, und ein bisschen wunderte sie sich, was hier auf der Straße ein verletzter Wolf tat. Sie wusste nicht warum, und sie wusste nicht wie, aber sie hegte den Drang, ihn mit zu nehmen. Und das tat sie auch. Sie hob ihn vorsichtig hoch, und wie zu erwarten war er sehr schwer. Gekrümmt ging sie den Weg zu ihrem Haus entlang, das ja Gott sei Dank ganz in der Nähe war. Bei ihr zu Hause legte sie ihn auf ihr Sofa in ihrem Zimmer, und ging aus dem Zimmer um Verbände zu holen. Sie beeilte sich, und als sie wieder zurückkam, da lag der Wolf nicht mehr auf ihrem Sofa. Denn es war Sophie, die darauf lag. Auf ihrem Körper hatten sich genau dieselben Wunden ausgebreitet wie an dem Wolf. Amy zuckte zurück als sie das sah, und wusste nicht so recht, wie sie das jetzt aufnehmen sollte. Amy lies Sophie eine Zeit lang schlafen, und versorgte ihre Wunden inzwischen. Als Sophie aufwachte, dachte sie über alles nach. Da war dieses Geschenk, an das sie sich noch erinnern kann, doch was passierte danach? Sie hatte einfach keine Ahnung mehr, was sie getan hatte. Auch nicht dass sie alle Leute, alle Verwandten angegriffen hatte. Sie setzte sich aufrecht hin und spürte einen kleinen Schmerz auf ihrer rechten Hand. Sie schaute sich die Wunde an, und legte den Kopf in den Nacken. Die ganze Zeit wollte sie wissen, was mit ihr ist, worum es geht. Jetzt hatte sie doch nur einen Aussetzer gehabt. In ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Ihr war solch ein Gefühl vorher eher fremd gewesen. Sophie dachte über ihre jetzige Situation nach. Plötzlich fiel ihr ein, wie alles passiert war. Von jetzt an… wird alles anders sein. Schon weil… alle ihre Verwandten sind auf sie losgegangen. Sie hatte es durch die Augen des Wolfes sehen können. Doch sie war nicht imstande ihn zu lenken. Und dafür hasste sie sich. Sie hatte alle, die sie mochte angegriffen. Fast sogar Charlie. Was wenn ihm was passiert wäre? Wie konnte sie nur? Als eine auf sie losgegangen waren, hatte ihr niemand geholfen. Nicht mal ihre Eltern. Sophie fühlte sich so elend. Wie kann das alles sein? Warum? Was ist bloß mit ihr los? Warum hatte sie sich in einen Wolf verwandelt? Wie konnte so was möglich sein? Für sie war das alles so unrealistisch. Sie nahm sich eine Decke und zog sie sich über den Kopf. Leise fing sie an zu schluchzen. Was sollte sie nun machen? Sich für immer hier verstecken? Das wäre unmöglich. Doch wenn sie jemanden ihrer Familie trifft? Warum hatte ihre Verwandten versucht sie zu töten? Sie fraget sich: Wie konnte es sein, dass mir niemand geholfen hatte? Und warum hatte ich mich nicht unter Kontrolle? Die Fragen schossen nur so herum. Und sie wusste keine Antwort. Doch die schlimmste von allen Fragen war: Wie sollte sie es schaffen jetzt weiter zu leben? Ohne Hilfe? Ohne Familie? Sie vergrub ihr Gesicht in einem Polster. Sie weinte, und weinte und weinte. Denn sie hatte keine Ahnung was zu tun war. Amy stand vor der Türe und hörte wie Sophie weinte. Sie wollte nach der Türklinke greifen, als sie ihre Meinung änderte und ihre Hand zurückzog. Sie wandte sich ab und wollte wieder hinunter ins Erdgeschoss gehen, als sie ein lautes Wimmern hörte. Sie drehte sich um, und griff zur Türklinke. Sie drückte sie hinunter und merkte, das versperrt war. Sie ballte zwei Fäuste und schlug gegen die Tür, doch aus Trauer brachte sie keinen Ton heraus. Nichts. Leise setzte sie sich vor die Tür hin, und fing an zu weinen. Aus erstes ein Tropfen, und dann immer mehr klatschten auf den Boden.. Draußen fing ein Gewitter an. Sophie ging auf den Balkon und setzte sich auf einen Plastiksessel der draußen stand. Amys Balkon war ziemlich klein, aber gemütlich. Sophie schlug die Beine über einander und sah hinauf in den Himmel. Sie hörte ein Grollen das Gewitter ankündigen. Sie sah sich die Verfärbungen des Himmels an, die von hellgrau bis rosarot reichten. In weiter ferne sah man einen großen Hügel, und dahinter war es nur mehr grau bis dunkelblau. Der Regen zischte über das ganze Land, und machte Sophie ganz nass. Sie blieb trotzdem ruhig sitzen und sagte nichts. Sie war zu sehr in Gedanken verloren. Auf einmal erhob sie sich und lehnte sich an der Brüstung an. Sie sah von dort hinunter auf den Boden und beobachtete die Menschen, wie sie vor dem Gewitter davon liefen. Wäre dieser Vorfall nicht passiert, hätte Sophie sich jetzt gedacht: Dieser typische Regen im August! Doch jetzt dachte sie etwas ganz was anderes. Sie überlegte hin und her, malte sich alle möglichen Dinge aus und sie schien es nicht einmal zu kümmern dass fast neben ihr ein Blitz eingefahren wäre. Ihre Augen waren leer, ihr Kopf voller Fragen, und ihr Atem still. Langsam öffnete sie wieder die Türe und betrat das Innere des Hauses. Sie war komplett nass geworden, doch sie schien überhaupt kein Problem damit zu haben. Schnurstracks ging sie hinunter und fragte Amy in der Küche, ob sie ein Handtuch haben dürfte. „Sophie…“ begann Amy. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, doch auch immer was war, du wirst bei uns bleiben können.“ „Nein.“ Sagte Sophie. Böse starrte sie Amy an. Sie war nicht sauer auf Amy, sondern auf sich selbst. Oder besser gesagt auf den Wolf in ihr. Ihre Hand zu einer Faust zusammen gepresst starrte sie auf den Boden. „Aber was willst du dann machen?!“ Amy erhob ihre Stimme. „Ich weiß doch selbst nicht!“ gab sie als Antwort zurück. „Ja eben, was bleibst du dann nich…“ begann sie nochmals. Sophie schlug mit ihrer Handfläche gegen den Küchentisch. „Weil das zu gefährlich ist!“ schrie sie zurück. „Was glaubst du wohl was ich getan habe als Wolf? Ich werde wohl kaum alten Mütterchen über die Strasse geholfen haben verdammt noch mal!“ Nun hatte sie zu Amy auf gesehen, und richtig laut gebrüllt, doch ihre Stimme war mehr von Angst erfüllt als von Wut. Das einzige was Amy darauf einfiel, war das sie ihre Kinnlade hatte weit herunter fallen lassen. Sie starrte Sophie verwirrt an, und verstand nicht wieso und warum sie diese Meinung vertrat. Wie sollte sie denn auch? Sophie hatte ihr nichts erklärt. Sophie stampfte davon. Amy blieb allein in der Küche zurück, im Finstern, und stand einfach nur da. Dass die ganze Situation nicht einfach ist war voraus zu sehen. Doch niemanden hatte das interessiert. Das waren nicht nur Sophies Gedanken, sondern auch ebenfalls die von Amy. Doch in diesem Kreis der Gedanken befand sich noch wer: Stephen. Er hatte von dieser ganzen Situation geahnt. Wie konnte er das? Sophie dachte zu diesem Zeitpunkt gar nicht an Stephen und das er sie ja aufnehmen könnte. Sie dachte ja auch nicht daran dass sie inzwischen bei jemandem wohnen musste. Als Sophie und Amy gestritten hatten, hatte sich Sophie wieder in ihr Zimmer eingesperrt. Doch sie weinte nicht. Sie fasste einen Entschluss. Sie musste herausfinden, ob ihre Eltern sie wirklich nicht mehr mochten. Leise schlich sie sich aus dem Fenster nach draußen, in den Regen. Ihr Kleid dass sie anhatte war komplett nass, und würde jetzt noch einmal aufgeweicht werden. Ihre Beine trugen sie ganz schnell durch die Straßen, langsam wurde es dunkel, überall gingen die Lichter an. Sie konnte so ein seltsames Gefühl spüren, als sie die Lichter über das Dörfchen schienen. Hastig lief sie, und obwohl sie nicht mehr konnte, rannte sie weiter. Keuchend kam sie bei ihrem zu Hause an und lehnte sich an der Tür ihres Hauses an. Sie hatte Angst, das wenn sie jetzt darein gehen würde, dass sie Gefahr lief, getötet zu werden. Doch sie musste es tun. Sie hatte keine andere Wahl. Leise machte sie die Tür auf, und sah sich um, als ihre Erinnerungen in ihr herauf kamen. Sie liebte diesen Ort, und nun musste sie vielleicht wieder fort… Sie konnte sich nicht davon lösen! Das war ihr zu Hause, dass sie nie verlassen wollte. Sophie ging ins Wohnzimmer. Vorsichtig schaute sie umher, als sie ihre Eltern erblickte. Plötzlich hatte sie den starken Wunsch, ihnen in die Arme zu laufen. Aber das lies ihr Verstand nicht zu. Sie wusste, dass es gefährlich war, also blieb sie einfach nur stehen. Kurz musterte sie das Wohnzimmer, das noch immer in einer totalen Katastrophe versank. Ihre Eltern würdigten sie nur kurz eines Blickes, wandten sich dann aber wieder von Sophie ab. Sophie konnte sich nicht zurück halten, und fing an zu weinen. „Papa… Mama.. mögt ihr mich denn nicht mehr? Ihre Stimme zitterte, und war voll erfüllt mit Angst. Ihre Augen warfen einen flehenden Blick zu ihren Eltern, die nichts sagten. „Papa.. Mama?! Was ist bloß los mit euch?!“ Sie schrie ihnen alles entgegen was sie sagen wollte, doch erst nach einer Zeit schien sich einer zu regen. Ihre Mutter sah sie an. Mit leeren Augen. „Kind.. „ begann sie wie eine richtig besorgte Mutter. Danach sagte sie etwas, das aber unverständlich war, den ihr Vater redete ihr da zwischen. „Willst du, das wir dich umbringen?! Verschwinde!! Raus! Raus hier!!“ Er schrie sie an und zeigte mit dem Zeigefinger in Richtung Türe. Noch eine Träne kullerte ihre Wange herunter, und schnell, bevor sie sich umdrehte und davon lief, sagte sie: „Aber warum? Was habe ich denn getan? Sag es mir? Mögt ihr mich den wirklich nicht mehr…?“ Danach trat kurze Stille ein, und Sophie lief aus ihrem Haus heraus. Sie konnte nicht denken. Nicht fühlen. Sie wollte schreien, doch als sie ihren Mund öffnete, verstummte sie. Sie rüttelte an der Türklinke und die Tür stieß dabei gegen den Türrahmen und erzeugte damit ein bumpendes Geräusch. Sie wollte nicht nur wieder in ihr altes Haus, sie wollte wieder ihr ganzes altes Leben zurück. Als ihr die erste Träne die Wange herunter lief, kamen noch welche, und hatte sie nicht mehr unter Kontrolle. Sie war so verzweifelt, dass sie es schaffte, zu schreien. Und sie schrie, wie noch nie in ihrem Leben. Immer wieder kam derselbe Satz aus ihrem Mund herausgeschossen. „Warum musste das passieren? Warum?“ Sophie hatte keine Ahnung, wieso sie das hier tat. Aber für Amy war alles ganz verständlich, als Sophie es ihr später erzählte. Doch in dem Moment weinte sie noch unentwegt, und zeigte ihren Eltern dass sie ohne sie nicht leben konnte. Ihr Herz war gebrochen, da sie keine Reaktion entgegenbrachten, und ihre Stimme hatte sie verloren. Sie schrie und schlug trotz ihrer Wunden die sie jetzt wieder bekommen hatte gegen die Tür, von der ihr weißer Anstrich nicht mehr zu erkennen war. Die Tür war voll mit Blut, aber sie hatte auch die Wut von Sophie abbekommen. Die Wut, über ihr Leben, dass von einen Tag auf den anderen zerfallen war, in kleine einzelne Stücke, die wie Asche zu kleinen Staubkörnchen wurden und mit dem Wind sich auf den Weg ins Nirgendwo machte. Sophie hatte sowohl Angst vor dem Nichts, doch mehr Angst hatte sie vor der Leere. Darin lag sehr wohl ein Unterschied. Das Nichts war dort, wo einmal etwas gewesen war, die Leere allerdings, war der Raum ohne Gefühle, die man selbst nicht kannte. Ganz klar war dies ein wichtiger Abschnitt in Sophies Leben, andererseits hätte sie auf diesen Abschnitt verzichten können. Für das Schicksal war es unumgänglich, das Ende für Sophie war festgelegt, und fest in die Weltgeschichte eingebunden. Doch das ist bei allen so. Wir alle machen die Welt aus. Jeder einzelne von uns, mit seinen Schwächen und Stärken. In Sophies Fall wohl eher mit ihrem Kampfgeist. Noch war sie eine zerbrechliche Person, obwohl, waren und sind wir das nicht alle? Für Sophie war es ganz klar. Dass sie stärker werden musste, um mit ihrem Problem klar zu kommen. Bislang hatte es geheißen: Mal schauen um was es jetzt eigentlich geht, doch jetzt lautet der Satz richtig gestellt und verbessert: Mal schauen, wie sie das überlebt. Sophie dachte in dem Moment ihrer Verzweiflung nicht über alles einzelne so genau nach. Sie ist und war nie so ein Kind. Sie bedachte immer nur die eine Hälfte, und die andere, so war sie in ihrem glauben, würde ihr jemand abnehmen. Nun, um ehrlich mit ihr zu sein, war sie nun alleine. Mit Amy hatte sie es sich ja wohl verscherzt. Und wer anderer würde ihr schon glauben, ohne zu denken dass sie verrückt sei, oder ohne sich in einen Wolf verwandeln zu müssen. Schon klar war, dass sie irgendwohin musste, und früher oder später würde sie dazu gezwungen sein sich bei Amy zu entschuldigen. Oder Sophie würde jämmerlich irgendwo vergammeln, was sicherlich nicht nach ihrem Geschmack wäre. Sie ist keine Memme. Sie will nicht weglaufen. Nur wie soll sie sich ganz alleine dem stellen? Sie hatte nicht mal ihren Bruder. Ihre Armee bestand aus Amy und ihrer Mutter. Was für ein jämmerlicher Anblick. So wenig Leute. Mit dieser Armee könnten sie nicht mal mit einem normalen Wolf fertig werden. Was Sophie ein wenig beruhigte war, dass sie sich dem Wolf in ihr nicht anpasste. Damit lag sie allerdings falsch. Wahrscheinlich hatte sie ihren Streit mit Amy vergessen, da sah man den Wolf sehr stark hindurch. Nach ihrem Gefühlsausbruch lief Sophie wieder zu Amy, weil sie nicht wusste wo sie sonst hin sollte. Andere Mitschüler von ihr wohnten nicht in der Nähe von Sophie. Während Sophie zu Amy lief, bildeten sich alle Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Sie hätte es wissen müssen. Es musste so kommen! Sie lief so schnell sie konnte, ihr Kopf war voll, aber auch gleichzeitig leer. Es war schwer für sie, zu verstehen was passiert war. Sie hatte es in knapp vier Minuten geschafft bei Amy anzukommen. Tränen überströmt und voll Blut rief sie Amys Namen und klingelte dabei die ganze Zeit. Amy öffnete die Tür, und Amy war sichtlich erschrocken über Sophies Auftritt. Sie öffnete ihre Augen als würde sie nicht mehr sehen können, oder zumindest etwas Falsches. Amy wandte sich ein wenig angewidertert ab. Stille breitete sich aus und es dauerte nicht lang, bis Amy ihren Mund öffnete um etwas zu sagen. Sophie allerdings unterbrach sie mit einer Handlung. Sie öffnete ihre Arme und umarmte Amy, die nicht fassen konnte was passiert war. Amy packte Sophies Arm, und zog sie in die Wohnung hinein. Amy wollte ins Badezimmer, um Sophie die Möglichkeit zu geben sich waschen zu können. Sophie stolperte hinterher, da sie ziemlich erschöpft war. Amy war schon ganz vorne, und hüpfte etwas beruhigt Richtung des Zimmers, ihre Gedanken schienen sich darum zu drehen dass die beiden wieder Freunde waren. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie setzte ein sanftes Grinsen auf, während sie weiter herumhüpfte. Sophie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als sie Amy so sah. Sie beobachtete alles von hinten, und ihre Laune schien sich gebessert zu haben. Sophie wischte ihre Tränen weg, und kniff dabei die Augen etwas zusammen, als sie merkte, dass sie ihr Gleichgewicht verlor. Vor ihr verschwamm alles und sie kippte nach hinten, als würde sie etwas hinunter ziehen wollen. Sie bemühte sich nicht um zu fallen, doch ihre Beine ließen nach. Sie knickte ein, und als sie umfiel sah sie bis zum Schluss nur mehr Amy, die schon fast das Badezimmer erreicht hatte. Danach kam die Dunkelheit. In Sophies Kopf drehte sich alles, während sie in Ohnmacht gefallen war. Sie stellte sich die Fragen wo sie war, und was sie nun tun wollte. Fragen auf die sie keine Antworten hatte. Plötzlich griff ihr jemand auf die Stirn, und Sophie öffnete leicht ihre Augen. Es war Amys Hand. Sie hatte sich um Sophie gekümmert, und hatte sie wieder in ihr Zimmer gebracht. Sophie hatte 2 Tage lang durchgeschlafen, und Amy hatte derweil Ängste entwickelt, denn sie war sehr besorgt. Ihre Mutter hatte sie damit voll gequatscht dass sie Angst hatte dass Sophie nie wieder aufwachen würde. Welch schwachsinniger Blödsinn. Die Tage kamen und gingen und Sophie befand sich immer mehr in einer Art Schockzustand. Tägliche Ausernandersetzungen mit Amy gaben ihr noch mehr Grund, in Depressionen zu fallen. Amy's Mutter hatte oft lange Diskussionen mit Amy geführt. Meistens darum, dass sich in Sophies Leben jetzt noch einmal etwas ändern musste. Sie konnte nicht länger hier bleiben. Es war zu schmerzhaft, ja auch zu grausam für Sophie. Dass sie darunter litt war kein Geheimnis. Sophie versuchte auch gar nicht ihre Probleme zu verstecken. Warum auch? Momentan war die Sicht auf ein anderes zu Hause aussichtslos. Sie konnten nicht einmal an die Öffentlichkeit damit gehen. Wer würde ihnen schon glauben? Doch Sophie musste umbedingt fort von ihrer Heimat. So schnell es ging. Doch sie wussten nicht wohin. Sophie machte sich ebenfalls Gedanken darüber. Und ihre Meinung war, das es ihr Schicksal war in Depressionen zu leben. Nie, nie, nie würde sie aus diesem Teufelskreis herauskommen und sie würde hier verkümmern.. bis es schliesslich zum Tod führen würde. Gerade als sie das dachte, brach jemand in ihre Gedanken ein, um ihr eine wichtige Mitteilung zu machen. "Sophie?" sagte Amy und rüttelte Sophie um sie auf sich aufmerksam zu machen. "Hier ist ein Brief. An dich adressiert." Langsam erhob Sophie den Kopf und fragte: "Von wem?" "Von deinem Bruder!" Kapitel 4: Der Zwischenfall --------------------------- Sophie riss Amy den Brief aus der Hand und küsste den Brief, während sie ein paar Tränen vergoss. Amy schloss die Tür hinter sich und lies Sophie alleine. Schnell machte sie den Brief auf und las ihn durch. Liebe Sophie. Ich habe den Verdacht dass du in Gefahr bist und wollte dich darum mit zu mir nach Hause nehmen. Flugtickets sind beigelegt. Die eine Karte am Fenster ist deine, und die andere gehört Amy.. denn ich befürchte, dass sie sich auch in Gefahr befindet. Zeig diesen Brief Amys Eltern, und dann kann es losgehen. Ich werde am Eingang auf dich und Amy warten. Abflug und alles andere steht auf den Karten. Eines musst du dir noch von zu Hause holen: Und zwar deinen Pass. Ich weiß nämlich sonst nicht, wie du bei uns einreisen kannst. Du musst es versuchen Stephen Als Sophie den Brief zu Ende gelesen hatte, konnte sie sich nicht mehr halten. Sie fiel wankend in Amys Arme, die wieder herein gekommen war und sie zu sich nahm. Danach lies Amy Sophie alleine, um ihr die Entscheidung zu erleichtern, und selbst treffen zu lassen. Amy stieg die Treppen hinunter, und sah ganz unten am Ende der Stufen ihre Mutter, die sie mit strengem Blick ansah. „Mama..?!“ sagte Amy schüchtern. Ihre Mutter hob den Kopf um ihr in die Augen blicken zu können, und wandte sich danach ab. Amy starrte sie an, und wartete darauf dass etwas passierte. „Komm mit.. ich muss mit dir reden.“ Sagte ihre Mutter, während sie so tat, als wäre nichts gewesen. Amy starrte ihr in den Rücken. Leise murmelte sie:“ Was.. ist denn jetzt schon wieder los?“, als sie begann die erste Stufe nach unten zu besteigen. Amy rannte ihrer Mutter nach, und packte sie am Ärmel. „Mama, was ist los?“ sagte sie. „Ich erkläre es dir in der Küche. Komm mit.“ Sagte sie monoton. Amy schlich ihrer Mutter hinterher, gespannt, was jetzt kommen würde. Stille trat ein, während sie den Regen draußen durch das Fenster neben ihr sah. Amys Mutter machte die Türe auf, und hielt sie für Amy auf. Danach schloss sie die Türe hinter sich, und stellte sich neben den Herd. „Ich habe den Brief, wie du weißt, gelesen.“ Begann sie langsam. Amys rechtes Auge begann zu zucken, da sie eine Vorahnung hatte. „Und jetzt muss ich dir sagen, wie ich darüber denke.“ Amy holte tief Luft. „Ich habe mi-“ plötzlich unterbrach Amy mit ihrer Stimme den Satz. „Ich weiß, du findest es nicht in Ordnung, dass ich mit Sophie gehe, aber sie braucht meine Unterstützung!“ schrie Amy ihr entgegen, während sie armefuchtelnd den Turm voller Töpfe neben ihr umstieß. „Aber-“ begann Amys Mutter. „Nein, ich weiß“ sagte Amy und kniete sich nieder, um die Töpfe auf zu heben. „Ach, hör-„ begann ihre Mutter noch einmal, und ging einen Schritt auf Amy zu. „Ich werde nicht aufhören, ich weiß was du darüber denkst!“ schrie Amy weiter, und türmte die Töpfe übereinander. „Das ist es nich-„ begann ihre Mutter abermals. „Das ist nicht das, was du sagen willst? Dann red doch mal weiter!“ überschrie Amy ihre Mutter noch einmal und setzte den letzten Topf auf den Turm, der leicht wackelnd auf dem Geschirrspüler stand. „WENN DU MIR DOCH BLOSS ZU HÖREN WÜRDEST, KÖNNTE ICH ES DIR ERKLÄREN!“ schrie sie, während der Turm voller Töpfe umkippte und krachend auf dem Boden landete. „Oh..“ sagte Amy leise, während peinliche Stille eintrat. „Tut mir leid?“ „Macht nichts. Ich will dir nur die ganze Zeit schon sagen, dass ich dich gehen lassen will.“ Sagte sie schnaufend, während sie die Hände auf dem Becken aufstützte. „Danke!!!“ schrie Amy ihr entgegen, und lief ihrer Mutter in die Arme. Sophie währenddessen lag auf der Couch, und verfluchte die Last der Entscheidung. „Was soll ich bloß tun?“ fragte sie sich, während sie dreimal hinter einander „Mist“ fluchte. Sie klaubte den Zettel noch einmal vom Boden auf, und las sich den Brief mehrmals durch. Sophie legte sich vom Bauch auf den Rücken und versuchte dadurch ein bisschen Ballast von sich zu nehmen. „Herrgott noch mal!“ schnaubte sie. „Ich hab keine Ahnung was ich tun soll!“ Sie wuschelte sich durch die Haare und lies das Papier wieder auf den Boden fallen. Kurz genoss sie die Ruhe und starrte aus dem Fenster. „Es regnet..“ stellte sie fest, und seufzte. „Na toll, die Tickets für den Flieger sind für Übermorgen.“ Sagte sie, leicht unterbrochen von dem Husten. Sie starrte auf der Decke die alte modrige Lampe an, die ausgeschaltet war, hielt die Flugtickets in der rechten Hand, deren Rückseite sie über ihre Augen legte. „Zeit! Alles was ich jetzt bräuchte ist Zeit!“ meinte sie und zeigte mit der linken Hand verheißungsvoll auf die Uhr, deren Zeiger sich anscheinend schneller bewegte als sonst. Sophie schloss die Augen unter ihrer Hand. Vom Fenster schien Licht herein, dass den dunklen Raum ein wenig aufhellte- alle Lampen waren abgedreht, der Vorhang beim anderen Fenster zu gezogen. „Soll ich die Rollo runterlassen?“ fragte sich Sophie, als sie ihre Müdigkeit spürte. Sie schnaubte laut auf. Sie starrte die Bücherregale neben ihr an, und streckte ihre Hand nach einem der Bücher aus. „Uff“ sagte sie, als sie das Buch geschnappt hatte. Eigentlich hatte sie vor es zu lesen, doch mit dem Buch in der Hand und auf dem Rücken liegend schlief sie ein. Am nächsten Tag in der Früh, wurde Sophie von der Rettung, die auf den Straßen vorbei fuhr, geweckt. Erschrocken öffnete sie die Augen. „Ach du meine Güte“ sagte sie, als sie sah, dass strahlender Sonnenschein herrschte. Sophie nahm den Bademantel, der auf dem Stuhl neben dem Bücherregal lag, und wollte mit den Armen reinschlupfen, als sie merkte, dass es nicht ging. „Ich hab ja noch das Buch in der Hand“ dachte sie sich und rollte die Augen im Kreis. Sie legte das Buch auf die Seite, und schlupfte in den Mantel, danach öffnete sie das Fenster, und genoss wieder einmal die Stille. Plötzlich ging die Tür auf, und knallte gegen die Wand, so dass es einen riesigen Krach machte. Amy knuddelte Sophie und wünschte ihr einen guten Morgen, als Sophie fast einen Herzinfarkt entgangen war. „Musstest du mich so erschrecken?“ sagte Sophie stockend. „Ich hab ne super Nachricht.“ erwiderte Amy. „Was denn?“ „Meine Mutter lässt mich mit dir nach Amerika gehen!“ sagte sie, als sie Sophie in die Arme fiel. Sophie freute sich, und knuddelte Amy. „Hast du dich jetzt entschieden, Sophie?“ fragte Amy langsam, als sie Sophie aus lies. Einen kurzen Moment wollte Sophie schweigen, doch dann sah sie in Amys Augen, dass sie eine Antwort haben wollte. „Ich.. weiß es nicht. Das ist eine große Entscheidung, verstehst du?“ Amy sah Sophie an und nickte. „Ich.. verstehe. Wenn du noch Zeit brauchst, nimm sie dir.“ Mit diesen Worten verlies sie das Zimmer. Sophie hustete. „Gut. Dann nehme ich mir die Zeit, die ich dazu brauche. Aber auch die Zeit, die ich habe.“ Sagte sie leise, während sie das Fenster öffnete um Sonnenstrahlen hinein zu lassen. Sie seufzte, und streckte ihre Arme aus dem Fenster um die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut wirken zu lassen. Der Himmel draußen war blau und die Wolken waren komplett weiß. Die Sonne erstrahlte noch einmal in vollem Glanz, bevor sie dem Winter ihre Strahlen rauben lies. Sophie schloss die Augen, und hörte dem Wind zu, der an ihr vorbei rauschte. „The earth.. there is no better place to be..” begann Sophie leise zu singen. „If you can hold on, we can feel what is wrong.. let me stay a while.. for this head of mine..” sang sie weiter und schaute den Vögeln beim Zwitschern zu. Noch einmal seufzte sie, bevor sie das Fenster wieder schloss. Der restliche Tag ging so wie immer ihren Weg- sie frühstückten, gingen ein wenig spazieren, lachten und redeten mit einander, während Sophie noch immer keine Antwort wusste. Den ganzen Tag machte sie sich einen Kopf darüber. Sie wusste, was gegen Amerika sprach, aber auch was gegen hier bleiben sprach. Die Situation erschien Sophie ausweglos. Hindurch des ganzen Tages seufzte sie unentwegt, lies sich aber nichts anmerken. Das schöne Wetter machte ihr keine Freude, und füllte auch nicht die Leere in Sophies Herzen, die sie verspürte. Während des Frühstücks war sie sehr nachdenklich gewesen, redete kaum, gab auch keine Antworten. Zusätzlich hatte sie auch noch die Milch verschüttet, worüber sich Amys Mutter aufgeregt hatte. Amys Mutter war leicht zu reizen, was Amy sehr zu schaffen machte. Sophie hatte sich zwar mindestens tausend mal entschuldigt, trotzdem war Amys Mutter noch schroff. Im weiteren Verlauf des Tages war der Unfall nur noch ein sehr kleines Problem gewesen von mehreren. Amy und Sophie hatten am Nachmittag die Aufgabe von Amys Mutter zugewiesen bekommen, das erste Stockwerk zu putzen, was extrem anstrengend war. Amys Haus war kein richtiges Haus, sondern eher eine Art Villa. Sie war zwar nur zweistöckig, hatte aber um die 20 Räume- klang wenig, doch im Verhältnis zu den Flächen der Räume war es viel. Ein Raum in Amys Haus, die Küche, war ungefähr dreimal so groß wie Sophies altes Zimmer. Amys Zimmer war einmal sehr groß und einmal sehr klein- Amy hatte zwei Zimmer. Das große war ihr Schlafplatz, das andere war eher eine Art Abstellkammer, in die sie sich verkriechen konnte, wann sie wollte. Amy nannte dieses Zimmer „Raum der Stimmung“, da sie dort schon oft viele Stunden mit Sophie verbracht hatte- meistens, wenn es um tiefsinnige Sachen ging, die sie besprechen wollten. Dieser Raum war nun auch Sophies Schlafplatz. Obwohl es anfangs etwas ungewohnt war, in einem Raum voller Bücher, Plüschtiere und Kissen zu schlafen, in dem nur ein Fenster war- erkannte sie, dass dieser Raum wirklich tolle Stimmungen brachte, und sie fing an, diesen Raum als ihr zweites zu hause an zu sehen. Hier konnte sie sich entspannen, hier konnte sie nachdenken. Amys Raum, in dem sie sich momentan wegen Sophie aufhielt, war ziemlich groß, sehr hell beleuchtet im Gegensatz zu ihrem zweiten Zimmer, dessen Dunkelheit Amy und Sophie berauschte. Sophie steckte den Staubsauger an, um den roten Teppich, der im ganzen Haus auf dem Flur lag, zu saugen. Amy war gerade am abstauben. „Und, hast du dich schon entschieden?“ fragte Amy plötzlich. „Ja.“ Antwortete Sophie kurz. „Und.. wie?“ hinterfragte Amy. „Für..“ begann Sophie und schaltete den Staubsauger am Ende des Flurs ab, während sie sich zu Amy drehte, „..die Reise!“ Von da an ging es los. Das Gefühl, dass sich nun langsam in Sophies Körper ausbreitete war unbeschreiblich. Von jetzt an würde sie einen Neuanfang machen. Sie freute sich überschwänglich, während sie sich geistig auf die lange Reise vorbereitete. Sie machte den Schrank in Amys Zimmer auf, und packte alles ein. Amys Mutter hatte Sophie neue Klamotten gekauft, die Sophie jetzt gerade einpackte. Schön schlichtete sie alles in einer Reihe, stopfte die Medikamente in eine kleine Ecke, zusammen mit den Socken. Als sie alles voll hatte, kam eine sehr schwierige Aufgabe- sie musste den Koffer zu bekommen. Sophies setzte sich auf den Deckel des Koffers, und lagerte ihr ganzes Gewicht darauf. Am Schluss schaffte sie es, und stand mit ihren Koffern pünktlich vor Amys Haus. Sophie sah sich noch einmal um, und roch die Luft. In ihren Augen, war die Trauer.. des Verlustes. Langsam kniff sie die Augen zu, und packte ihren Koffer an der Halterung. Und dann ging sie den Weg bis zu ihrem alten zu Hause entlang. Kurz stand sie vor der Türe, bis sie die Türklinke in beschlag nahm. Amy stand hinter ihr. In Sophies Kopf drängten sich die Bilder ihres Geburtstages auf, die sie zu Boden sinken ließen. „Sophie?!“ fragte Amy, während sie sich zu ihr hinunter beugte. „Was ist los?“ legte sie nach. Kurze Stille. „Ich.. kanns einfach nicht..“ sagte sie langsam. „Mein Eltern zu sehen.. ist.. einfach zu grausam..“ fuhr sie weiter fort, während sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub, wodurch sie nur mehr schwer zu verstehen war. „Sophie, ich verstehe das. Aber.. du kannst jetzt nicht alles hängen lassen..! Komm, steh auf. Ich gehe mit dir rein. Wir werden das schaffen.“ Meinte Amy siegessicher, und rammte die Tür mit ihrer linken Schulter. Leise hörten sie das Knacken der Tür, die schon ein fast exzentrisches Geräusch von sich gab. „Sie ist offen.“ Murmelten beide vor sich hin. Sie waren ziemlich erleichtert, die Tür so leicht aufbekommen zu haben. Quietschend drückte Amy die Tür zu Seite, um zu erspähen, ob wer da sei. Amy setzte einen Fuß auf den Parkettboden in der Garderobe, dicht gefolgt von Sophie. „Is-“ sagte Sophie, bis ihr Amy die Hand vor den Mund hielt. „Pschhhht“ machte Amy, während sie mit dem Zeigefinger auf ihren Mund tippte. „Okay..“ dachte sich Sophie. Nun setzte Sophie auch ihren ersten Fuß auf den Parkettboden, als plötzlich ein Knacksen durch das Haus ging. „Uwaah!“ erschraken sie sich beide. Amy machte auf dem Treppenabsatz durch das Geräusch prompt kehrt, und wollte sich aus dem Haus vertschüssen. Sophie war kein besonderer Schnellchecker und hatte erstmal keine Ahnung, warum Amy so hastig aus dem Haus wollte. Demnach blieb Sophie mitten im Weg stehen, wodurch es unmittelbar zu einem Crash zwischen Sophie und Amy kam. „Autsch!“ fluchte Amy, während sie sich die Beule am Kopf rieb. „Uns hat sicher jeder gehört, schnell weg hier!“ rief Sophie vor lauter Panik, rappelte sich so schnell wie möglich auf, und lief leicht wackelnd Richtung Ausgang. Amy folgte ihr und knallte hinter sich die Haustüre zu. Kurz blieben sie stehen, um zu hören, ob sich etwas im Haus regte. Die Minuten waren verstrichen, und kein Ton kam aus dem Haus. „Soll das heißen, es ist gar niemand da, und wir führen uns umsonst so auf?“ fluchte Sophie. „Scheint fast so.“ meinte Amy, die noch einen etwas schockierten Blick hatte. „Gehen wir wieder rein, bevor sie zurückkommen.“ Schlug Amy vor, wogegen Sophie nur bejahte, und die Tür wieder aufbrechen wollte. Sie schlug mit ganzer Kraft ihren Körper entgegen- doch die Tür schien sich nicht einmal einen kleinen Spalt zu lockern. „Was jetzt? Sie geht nicht auf!“ meinte Amy pustend und keuchend. „Keine Ahnung. Ich probiers einfach mal, mit der Methode, mit der man eine Tür aufmacht.“ Witzelte sie, ging hin zu Tür, drückte die Schnalle herunter, und – et voila – die Türe hatte sich geöffnet. Amy kam sich jetzt ein wenig veräppelt vor, was ihr Blick aber auch bewies. Langsam öffnete Sophie noch einmal die Türe. „Beeil dich,“ drängte Amy, „Unser Flugzeug fliegt in drei Stunden, und zwei Stunden brauchen wir bis zum Flughafen.“ „Ja ja“ gab Sophie leicht genervt zurück. Leise stieg Sophie gemeinsam mit Amy die Stufen hinauf, wobei sie eine Stufe übersprangen; die Stufe die immer knarzte. Sophie stand vor ihrer Kinderzimmertüre, während sie sich an alles was sie in diesem Zimmer erlebt hatte, erinnerte. Tränen kamen ihr in den Augen, während sie ihr Zimmer betrat. Alles war so, wie sie ihr Zimmer verlassen hatte. Unter ihrem Bett lag noch die Kiste mit den Naschsachen. Sie kramte sie hervor, und schmiss sie geschlossen in ein Säckchen. Sophie schwelgte in Erinnerungen, als wäre es ewig her, dass sie hier gewesen war. „Sophie!“ unterbrach Amy ihre Gedanken. „Du brauchst nur den Pass, dann gehen wir. Wir haben keine Zeit.“ „Aber wo ist der nur?“ murmelte Sophie und räusperte zwischen durch. „Weiß ich.. moment mal, der lag doch immer in dem Fach im Wohnzimmer deines Vaters!“ fiel es Amy wieder ein. „Ach ja.“ Gab Sophie kurz und knapp zurück, lies Amy mit den Sachen im Zimmer stehen und spurtete ins Wohnzimmer, um ihren Pass zu holen. „Ich hab ihn!“ rief sie und hielt ihren Pass hoch in die Lüfte. „Gut..“ meinte Amy, die alle Sachen nahm und sie mit runter trug, „dann können wir gehen.“ Sophie ging erleichtert die Treppe hinunter, und war froh endlich alles zu haben was sie brauchte. Nun würde ihr nichts mehr im Wege stehen. Amy ging neben Sophie her, ebenfalls erleichtert. Plötzlich kamen Schritte- Sophie hörte die Tür aufschwingen – und die „Familie“ eintreten. Sophies Herz klopfte laut, sodass sie eigentlich glaubte, jeder müsste es hören können. Amy krallte sich an Sophies Hand vor Panik und Angst fest. Beide standen da wie gelähmt. Steinskulpturen. Sophies Augen waren weit aufgerissen. „Was.. was tun wir jetzt?“ Ein paar zähe Sekunden vergingen, die für Amy und Sophie Stunden zu sein schienen. In dieser Zeit entkleidete sich Sophies Mutter, Vater und ihr kleiner Bruder Charlie, von Schuhen, Jacken, und den Schals etc. Ihr Vater schlurfte den Parkettboden entlang, und starrte die Treppe hoch. Amys Gesicht schien mittlerweile die Farbe eines Toten einzunehmen, sie war so blass, dass ihr weißes Leibchen fast Konkurrenz bekam. Wie aus heiterem Himmel, schien sich die Mimik des eben noch fröhlichen Vaters in Luft aufzulösen. Eine tiefe Falte grub sich in seine Stirn ein, und seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Was soll das? Wieso..“ schrie er, während er eine rote Farbe im Gesicht annahm, „WIESO BIST DU HIER?!!“ Sophie sah hastig von Amy zu ihrem Vater, während ihr Herz pochte wie verrückt. Verzweifelt schaute sie in Amys Gesicht, angetrieben von der Hoffnung, von Amy Unterstützung zu erhalten. Doch in Amys Gesicht spiegelte sich kein Anzeichen von Sicherheit, sondern von Angst wieder. Sophies Vater schrie weiter, und erhob seine Hand. Sophie zuckte zurück, kniff die Augen zu und schluckte schnell herunter. Amys Kinnlade fiel ein Stück herunter, als sie die ausholende Hand betrachtete, und zog schnell etwas aus ihrer Hosentaschen heraus. Sie hielt es Sophies Vater vor die Nase. Sophies Vater guckte mal ein wenig dumm, und merkte erst dann, was es war. Ein gleißender Strahl durchhellte das Haus, mit einer immensen Kraft, die die Wände wackeln ließen; angetrieben durch einen starken Wind, der Sophie zum fallen brachte. Sie ließ einen Schrei aus, und hielt sich die Hände schützend vor ihr Gesicht, als die Strahlen sie vollkommen durchdrangen, und sie in den Wolf verwandeln ließen. Amy fiel krachend auf den Boden, da sie gestolpert war durch den Wind und vor lauter Panik. Sie stand jedoch sofort wieder auf, und versuchte den Wolf in die Enge zu treiben. Er lief aus dem Haus, an Charlie vorbei, und wollte den Weg zum Wald nehmen, wo er für immer verschwinden könnte. Amy lief dem Wolf hinterher, war jedoch als Mensch nicht besonders schnell, und sah den Wolf bald verschwinden. Keuchend stand sie da, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sachen hatte sie bei Sophies zu Hause gelassen. Jetzt stand sie da, und hatte weder die Sachen noch den Wolf, Sophie. Erledigt nahm sie den Weg Richtung Wald wieder auf, als sie von weitem am Boden den Wolf liegen sah. „S.. Sophie?“ fragte sie in der Hoffnung dass der Wolf sich wieder zurück verwandeln würde. Er regte sich und stand nahezu majestätisch auf und schüttelte sein Fell in der prallen Sonne. Jetzt bekam es Amy mit der Angst zu tun, den der Wolf begann sie zu um kreisen. Amy versuchte irgendwie wegzukommen, hatte aber keine Chance. Plötzlich schrie Amy los. „Es tut mir leid!“ sagte sie und schmiss den Wolf auf den Boden, der Amy hinterher lief. Amy drehte sich um, und sah den ihn dicht hinter sich, und legte noch einmal einen Gang schneller ein. Amy sah das Tier sie jetzt erfassen. Plötzlich stolperte sie und flog auf den Betonweg. In der Sonne konnte sie den Wolf nicht erkennen, doch sie wusste dass er über ihr lag. Verzweifelt kniff Amy die Augen zusammen, und zog ihre Ellbogen über die Stirn. Im ihrem Inneren rief sie immer wieder: „Verschon mich!“ Sie wollte schreien, verstummte aber, als sie ihren Mund öffnete. Sie wartete, und begann vor Angst schon zu heulen, und spürte Blut an ihrem Ellbogen durch die Haut sickern. Amy schluchzte leise, als sich der Schatten des Wolfes plötzlich bewegte, obwohl der Wolf selber keine Rührung machte. Mehrere Strahlen fegten durch die Luft, und schon war der Wolf wieder zu Sophie geworden. „Oh mein Gott“ wimmerte Amy. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht, damit andere nicht sahen, dass sie weinte. „Ich hatte Todesangst.“ Sagte sie weinerlich. Eine Hand griff ihr auf die Schulter, und strich ihr tröstend über den Rücken. Es war Sophie. Langsam sah Amy ihr ins Gesicht, und biss die Zähne zusammen. Einen kurzen Moment lang sahen sie sich nur lächelnd an, bis sie sich in die Arme fielen. Sophie klopfte Amy auf den Rücken, bis ihr Blick auf die Armanduhr fiel. „Wir haben nur mehr eine halbe Stunde um einzuchecken!“ schrie Sophie armefuchtelnd. „Verdammt“ fluchte Amy kurz und knapp, tätschelte Sophies Rücken noch ein letztes mal nachdem sie begonnen hatte und rappelte sich auf. Mit entgleistem Blick sah sie auf sich herab. Der Staub der Straße hatte sich tief in Amys Hose eingepflanzt- wodurch ein Effekt erzielt wurde, dass jetzt jedermann dachte, das Kleidungsstück wäre frisch aus der Altkleidersammlung. Sophie klopfte ihre Kleidung schnell ab, packte Amy an der Hand, und führte sie den richtigen Weg zurück. Nun standen sie mit Sack und Pack, das sie von Sophies zu Hause geholt hatten, in der Gegend herum, und wussten eigentlich nicht wie sie jetzt noch rechtzeitig zum Flughafen kommen sollten. „Was jetzt?“ fragte Amy während ihr schon wieder die Tränen in den Augen standen. Ein leises Geräusch ließ Amy und Sophie aufhorchen; das Geräusch quietschender Reifen. Die Tür des Renault’s ging auf. „Ich fahre euch zum Flughafen.“ Sagte eine weibliche Stimme. Es war Amys Mutter. Sophies Augen öffneten sich vor Staunen, und ihre Kinnlade fiel weit herunter, vor lauter Überraschung, was sie allerdings ziemlich blöd aussehen lies. Amy hingegen stammelte irgendetwas von wegen „Danke“ vor sich hin, dass sie allerdings wiederholen musste, da keiner es verstanden hatte. Sophie und Amy stiegen ein, und gurteten sich an. „Mama, woher wusstest du dass wir Hilfe brauchen?“ fragte Amy während sie sich im Sessel zurücklegte. Kapitel 5: Abschied ------------------- „Ich hatte euch schreien gehört.“ Sagte sie. „Aber.. du musst doch jetzt eigentlich in die Arbeit, oder?“ hakte Amy nach. „Ja, allerdings kann ich euch ja nicht im Trockenen sitzen lassen.“ Gab sie zurück während sie mit dem Fuß aufs Gaspedal trat. Sophie hustete. „Es staubt ganz schön hier drinnen. Und es ist wahnsinnig heiß!“ nörgelte sie. „Wir sind ja bald da, keine Sorge.“ Sagte Amy. „Na ja, bald ist etwas übertrieben. Wir brauchen noch mindestens eine stunde und 30 Minuten bis hin. Aber wenn ich angase, geht es schon.“ „Wieso hätten wir länger gebraucht mit dem Zug?“ fragte Sophie. „Weil der Zug so lahm ist.“ Sagte Amys Mutter. Sophie nickte und trank aus einer Fantaflasche. Zehn Minuten vor Ankunft auf dem Flughafen, gerieten sie in den Stau. „Oh mein Gott, wir werden nicht rechtzeitig hinkommen, in 15 Minuten können wir nicht mehr einchecken!“ sagte Amy quirrlig und bis sich unabsichtlich in die Zunge. „Verdammt, verdammt! Stau lös dich auf!“ murmelte Sophie und zog die Schultern hoch. Amy bis nervös auf ihren Kaugummi herum, der alles abbekam, und innerhalb ein paar Minuten keinen Geschmack mehr hatte. Der Stau löste sich, Amy und Sophie stiegen mit Gepäck aus, während Sophie schon mal das Gepäck auf einen Packelträger stapelte, und drinnen den Schalter zu suchen. Amy verabschiedete sich von ihrer Mutter. „Tschüss.“ Sagte Amy leise, und schloss für einen Moment die Augen. Amys Mutter knuffte sie sanft in die Wange, und wünschte ihr ein schönes Leben zusammen mit Sophie. „Lebewohl.“ Sagte Amy, wandte sich ab, und sah bevor sie den Flughafen betrat noch einmal zurück zu ihrer Mutter. GLATSCH! Amy war gegen die Glastüre gelaufen. Sophie stand auf der anderen Seite der Glastüre, und fand den Gesichtsausdruck von Amy die nur mit der rechten Wange an der Glasscheibe klebte, zum Schreien komisch. Amys Mutter schüttelte nur den Kopf in Gedanken, ob sie Amy wirklich gehen lassen sollte, weil das ja so direkt gemeingefährlich war. Kurze Stille trat ein, als Amys Mutter durch die Glastüre Sophie und Amy einchecken sah. Still lief ihr eine Träne die Wange herunter, während sie wieder zurück in ihr Auto einstieg, und davonfuhr. Amy hatte den Schalter gleich gefunden, und sie hatten es doch noch geschafft. Gemeinsam schlenderten sie durch die Shops. Den ersten den sie betraten war ein „Duty Free Shop“, (der uns ja sehr wohl bekannt ist), und sahen dort eine riesige Packung Gummibärchen. „Ooooh,“ machte Amy, „ich will diese Gummibärchen haben.“ „Ich will die große Packung Smarties“ sagte Sophie während sie vor Freude herumhüpfte. Der Flughafen war riesig, nahezu so groß wie 15 aneinander gereihte Fußballplätze. Amy und Sophie konnten gar nicht genug kriegen von dem ganzen Luxus hier. Amy und Sophie waren eben noch nicht so oft heraus aus dem Dorf gekommen. Als sie völlig erschöpft waren, setzten sie sich in ein Café, um die restliche Zeit bis zum Boarding noch tot zu schlagen. „Ich hätte gerne ein Latte Macchiato, bitte.“ Bestellte Amy. „Ich nehme den Chocolatha bitte.“ Meinte Sophie, die sich in ihren Stuhl fallen lies. Amy seufzte leicht. „Ich hab echt gezweifelt dass wir das schaffen.“ „Ich ja auch. Aber letztendlich.. hat es doch geklappt.“ Gab Sophie zurück. Amy nickte. „Stimmt.“ Die Minuten verstrichen, und Amy und Sophie waren total aufgeregt, immerhin war dies ihr erster Flug. Amy sah auf ihre Armbanduhr. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Sagte sie bestimmend, und nahm ihre Jacke von der Sessellehne. „Okay, allerdings dürfen wir nicht aufs Zahlen vergessen.“ Witzelte Sophie. „Huuups!“ machte Amy und rief schnell den Kellner, um zu zahlen. Sophie musste lachen. „Mit dir macht man was mit Amy..“ sagte sie zu ihr. Amy errötete, während sie zum Flugzeug schlenderten. „Kann ich ja nichts dafür.“ Sagte sie bestimmend. Sophie musste weitergrinsen, während sie ein wenig nachdachte. Sie sah die Shops an ihr vorbei ziehen und konnte die ganze Situation gar nicht fassen. Alles war viel zu schnell gegangen. Seltsamerweise hatte Sophie schnell mit ihren Eltern abgerechnet, und war jetzt absolut bereit ein neues Leben an zu fangen. Sie sah verstört zu Boden. Eigentlich wusste sie nicht wo ihr der Kopf stand. Sie hatte sehr wohl verstanden was passiert war, doch sie hatte damit noch nicht abgeschlossen. Vielleicht äußerlich, doch in innerlich hatte sie keine Ahnung was gerade vor sich ging. Sie schüttelte den Kopf als könnte sie all ihre bösen Gedanken abschütteln. Amy sah Sophie kurz etwas verwirrt an, drehte sich aber wieder in eine andere Richtung. Interessiert sah sie dem Treiben der Leute zu. Sophie schwieg deprimiert vor sich hin. Sie wusste nicht warum ihr gerade jetzt diese Erkenntnis kam. Möglicherweise weil sie in ein paar Minuten dieses Land verlassen würde, in dem sie 15 Jahre ihres Lebens gewohnt hatte. Nun war dies vorbei, und ganz langsam akzeptierte sie es auch. Kinder taten sich schwerer sich mit irgendetwas ab zu finden. Sophie musste diese Erfahrung auch gerade machen. Amy sah wie bedrückt Sophie war. Doch sie wusste nicht was sie tun könnte, und bevor sie was falsch macht, ließ sie es lieber. Traurige Stille machte sich breit, und wie um Sophies Gefühle aus zu drücken wurde der Gang zum Flughafen immer leerer. Amy und Sophie kamen als einer der letzten an. „Bitte geben Sie mir den Pass.“ Sagte eine unfreundliche Männerstimme zu Sophie. „Öhm.. moment..“ Sophie kramte in ihrer Tasche. „Hier!“ sagte sie und legte es dem Mann auf das Pult vor dem er saß. „Und jetzt bitte Ihren.“ Sagte er zu Amy. Amy nahm ihn aus der Hosentasche. „Hier.“ Sagte sie dazu. Der Mann beäugte den Pass, gab ihn danach Amy wieder zurück, und lies die zwei gehen. „Gleich sind wir da.“ Meinte Sophie. Nach ungefähr 20 Minuten saßen sie im Flugzeug. Die Stewardess am Eingang zeigte allen wie man mit den Rettungssachen umging, während sich Amy und Sophie langweilten. „Ich bin müde.“ Sagte Amy und Sophie nickte. „Ich auch.“ Sophie seufzte, und sah dann beim Fenster raus. „Wann starten wir endlich?“ fragte Amy und lehnte sich zurück. Ihr war die Anspannung beim ersten Flug im Gesicht an zu sehen. „Ich weiß nicht. Ich denke, wenn die Stewardess fertig ist, uns diesen Blödsinn zu zeigen.“ Meinte Sophie und schüttelte vor Unverständnis den Kopf. „Sie zeigt uns wie wir im Notfall überleben, also ehrlich, Sophie. Was ist mit dir los?“ fragte Amy. Sophie starrte nach draußen. „Gib mir wenigstens eine Antwort!“ meinte Amy verärgert. Sophie wendete sich zu Amy. „Ich weiß ach nicht, ich will.. ich will zurück, zu meiner Mutter, ich will.. Charlie nicht verlassen.. wieso kann ich nicht wieder zurück, zu meiner Familie?“ Sophies Augen füllten sich mit kleinen Tränen. Sie zuckte vor sich hin. Amy nahm Sophie in den Arm, so gut es ging, da der Platz etwas eingeengt war. Sophie kämpfte gegen die Tränen an, und schluckte alles runter. Amy schloss die Augen und drückte Sophie weiter an sich. Amy seufzte, denn sie wollte genau so wieder nach Hause. Sie vermisste ihre Mutter, aber sie konnte Sophie nicht alleine gehen lassen. Amerika ist schließlich groß. Amy hätte es Sophie zwar zugestanden, dass sie sich alleine durchschlagen kann, doch besser sie schlägt sich weniger qualvoll durch. Sophie hatte ohnehin schon einiges verkraften müssen. Amy starrte Löcher in die Luft. Sie wusste nicht was sie ihr sagen sollte. Ihr fielen keine tröstenden Worte ein.. Plötzlich machte das Flugzeug einen heftigen Ruck. Sophie lachte. Amy starrte Sophie verwundert an über den Lacher. Amys Augen füllten sich auch mit Tränen. Dann fuhr das Flugzeug los, und alle Passagiere rundherum sich mächtig zu freuen. „Juhu! Wir fliegen endlich los!“ rief Sophie und freute sich. Das Flugzeug hob ab, und Amy und Sophie genossen diesen Moment. Amy und Sophie sahen sich an, und lachten. Doch ihr Lachen wurde von den Geräuschen des aufsteigenden Flugzeugs erstickt.. Und sie stiegen in den Himmel. Das Ruckeln störte Sophie überhaupt nicht, und sie freute sich über die schöne Aussicht. Nach und nach stiegen sie auf die ideale Höhe, und die Wolken verdeckte jegliche Sicht. Die Stewardess kam mit dem Wagen angefahren, und fragte Amy und Sophie was sie zum trinken haben wollten. Sophie bestellte Orangensaft, und Amy wollte einen Tee haben. Vorsichtig nahm sie den Tee in die Hand, und versuchte ja nicht auszuschütten. Sophie glotzte den Tee an. „Ist etwas?“ fragte Amy sie. „Nein, nein..“ sagte sie, und glotzte weiter nach links, zu den anderen Passagieren, die auf der anderen Reihe saßen. „Wo glotzt du denn bitte hin?“ fragte Sophie und sah empört drein, als hätte Amy ein Verbrechen gegangen. „Nirgendwohin!“ sagte sie und schaute schnell weg. Sophie sah unauffällig nach links. Sie erhaschte nur einen kurzen Blick, und konnte nichts besonderes Erkennen. „Sag mal hast du Drogen genommen, oder träumst du jetzt schon am helllichten Tag vor dich hin?“ Sophie sah Amy ernüchternd an. „Ich sag nichts mehr.“ Meinte Amy, wandte sich ab und tat sich die Ohrenstöpsel ins Ohr, um Musik zu hören. Sophie glotzte Amy an. ‚Wie kann sie sich jetzt plötzlich die Ohrenstöpseln reinhauen und so tun als hätte ich nichts gesagt?’ Sophie verschränkte leicht schmollend die Arme. „Sophie..“ sagte Amy, die nicht gehört hatte, dass sie so flüsterte, was kaum vernehmbar für Sophie war. ‚Jetzt schau ich halt offensichtlich rüber, ist doch egal.’ Dachte sich Sophie und blickte wieder nach links. Sie schaute die Reihen durch, und dachte in Gedanken was sie alles sah. ‚Beschäftigter Mann der am Laptop sitzt, eine Frau die mit ihren kleinen Kindern nicht zurechtkommt, drei Schulkinder, ein alter Mann mit Stock, drei etwas langweilige Männer, ein Pärchen..’ Sophie blickte alle Reihen durch. Zwischen dem ganzen schwarz, weiß, den verschiedenen Leuten und dem ganzen Handgepäck, hatte sich etwas sehr kleines braunes, fell-artiges versteckt. Sophie verengte ihre Augen. Sie wollte genau wissen, was das darstellen soll, und blieb mit den Augen an dem Fell-fleck hängen. Sophie fixierte es an, und wartete auf eine kleine Bewegung, oder irgendwas, womit sie herausfinden konnte, was das darstellen soll. Plötzlich machte der Fleck, eine – wenn auch nur ganz kurz – ruckartige Bewegung. Sophie versuchte zu verstehen, und konnte sich an ein Nagetier erinnern, dass sie irgendwo schon mal gesehen hatte.. aber wo nur? Ihr Blick ging nun wieder umher, und sie versuchte sich zu erinnern. Aber sie konnte nicht. Möglicherweise hatte sie es verdrängt. „Sophie? Was ist los?“ konnte Sophie Amys Stimme im Hintergrund wahr nehmen, während sie ihre letzten Gehirnzellen nach Informationen absuchte. "Ich hab da so eine Nagetier gesehen.." sagte sie geistesabwesend. "Seltsam.. in dieser Höhe? Ich bin mir nicht sicher ob Nagetiere den Druck hier oben aushalten, auch wenn wir in einem Schutzraum sitzen." meinte Amy. Sophie schaute verdutzt. "Du hast Recht!" sagte sie erstaunt und kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Hast du Sekt getrunken?" fragte Amy unsicher. "Haha!" machte Sophie unbeeindruckt. "Aber da war was, ich bin mir ganz sicher!" "Hast du Fieber?" fragte Amy knapp und nahm ein Heft zur Hand. "Amy!" schrie Sophie, "du weißt doch ganz genau was alles möglich ist!!" "Ja ja." gab Amy genervt zurück und verschränkte die Arme nachdem sie die Zeitung wieder hingelegt hatte. Sophie seufzte. "Jedenfalls.. da war eines, ich bin mir ganz sicher!" wiederholte sie. "Okay.. wenn ich eines sehe, dann werde ich überle-" Amy stockte. "Ja? Ja?" fragte Sophie und zeigte Amy an sie solle weiterreden. Amy glotzte auf das Gepäck in der anderen Reihe. In ihrem Gesicht konnte man erraten dass sie das Nagetier erblickt hatte. "Hau mich!" sagte sie. Sophie schaute siegessicher drein. Sie verschränkte ihre Arme. "Wusst ich's doch." meinte sie. "Der ist aber geil." meinte Amy schnell. Sophie flog bildlich um. "Sag mal.." Das Blut schoss ihr in den Kopf, bis sie ganz rot wurde. "Was geht bloß in deinem Kopf vor?!" meinte sie verzweifelt. "War'n Scherz." gab Amy knapp zurück. Sophie glaubte sich verhört zu haben. "Amyyy..! Du machst mich einfach nur fert-.." Sophie wurde unterbrochen. "Dieses Tier haben wir schon einmal gesehen!" meinte Amy ernst. Sophie blickte verwirrt drein. "Verwirr mich nicht so!" "Aber du weißt doch noch, als wir vor deinem Vater geflüchtet sind!" sprach Amy ernst weiter. "Ah ja.." ... Amy und Sophie sahen sich verwundert an. Ob das einen Zusammenhang hatte? Die beiden dachten genau das selbe. "Neiiin.." winkte Sophie ab und rutschte auf ihrem Sessel herum. "Glaub ich auch nicht.." sagte Amy schulterzuckend und nahm die Zeitschrift wieder zur Hand. Stille trat ein. Amy las in der Zeitung, und runzelte die Stirn. Sophie starrte Löcher in die Luft und spielte sich mit ihren Haaren. Amy blinzelte, und schielte zu Sophie rüber. Neugierig schielte Sophie ebenfalls zu Amy. Ihre Blicke trafen sich, und ihre Gesichter verdüsterten sich. Und wenn es doch einen Zusammenhang hatte? dachten sie sich wieder gleichzeitig. Sophie holte tief Luft. "Ich hoffe dass uns Stephen alles erklären kann, wenn wir da sind." "Ich auch, aber lang kann es nicht mehr dauern." sagte Amy. Plötzlich ging das Licht an, dass die Passagiere darauf hin weisen soll, dass sie sich anschnallen sollen. Sie würden bald ankommen. Nun wurde Amy wieder nervös. Endlich sind wir da! dachte sie sich. Sophie freute sich auf ihren Bruder. Fröhlich schnallte sie sich an. Amy beobachtete die Leute. Sie freuten sich auf ihre Heimat- die meisten flogen wieder nach Hause, und nicht erst wieder hin. Das würde ein schönes Bild ergeben, wenn sich die Leute die draußen am Flughafen warten, in Tränen ausbrechen und freuen, wenn ihre Familienangehörigen oder Freunde wieder da sind. Sophie träumte vor sich hin. Sie setzte ein glückliches Lächeln auf. Danach ging es los, das Flugzeug beugte sich nach unten. Amy strahlte Sophie vor Freude an. Sophie schaute aus dem Fenster raus. Es war tief in der Nacht, doch in ein paar Stunden würde es morgen sein. Sie fühlte ein kribbeln in ihrem Bauch, dass sie jedoch nicht beunruhigte. Die Leute klatschten im Hintergrund, und Sophie konnte es im Hintergrund warnehmen. 'Wir sind.. da.' dachte sich Sophie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)