die Liebe der Grafentochter von milo_rot (Regieren ist schwierig!) ================================================================================ Kapitel 1: begegnung -------------------- Besuch auf Schloss Medoran Etwas verzweifelt lief sie durch das Arbeitszimmer, stieß dabei fast an einen der Schreibtische, weil sie nur auf den Brief in ihrer Hand blickte. "... Ernteausfälle von bis zu 45% der Gesamternte im Norden der Grafschaft!" las sie vor. "Erik, wir müssen ganz dringend was unternehmen! Erik, hörst du mir zu?" "Ja doch, was weiß denn ich?" nuschelte Anas Bruder vor sich hin. Was Ana erst recht zur Weißglut trieb: "VERDAMMT NOCH MAL! Versuch doch wenigstens mal mir zu helfen! Du solltest das eigentlich allein machen!!!" "Schwester, du weißt doch, das ich kein Talent dafür habe! Ich... ich..." stottert er vor sich hin. "Entschuldigung, ich wollte nicht laut werden. Kannst du den Landwirtschaftsminister herrufen?" Ana hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. "Jetzt gleich?" fragte Erik, wie immer bereit, alles zu tun, was seine Schwester ihm sagte. "Ja Erik, ich möchte, das so schnell wie möglich unsere Vorräte überprüft werden, damit wir wissen, ob wir unsere Leute notfalls durch den Winter bringen können... Befiehl ihm, alle Vorräte zu Katalogisieren. Ich brauche eine Karte, wo die Gebiete mit besonders hohen Ernteausfällen verzeichnet sind und außerdem die durchschnittlichen Marktpreise für Getreide und anderer Lebensmittel von allen Nachtbarländern. Hast du dir alles gemerkt, Bruder?" "ÄÄhmm, Ja, ich gl..." bevor Erik den Satz vollenden konnte, klopfte es laut an der Tür des Arbeitszimmers. Sie öffnete etwas schnell und sah vor sich ihren Dieneraufseher Tillann und zwei regennasse Gestalten, die man unter anderen Umständen wahrscheinlich als Stattlich bezeichnet hätte. Der Ältere sehr würdevoll und seinen Reichtum betonend, der Jüngere nicht minder reich, doch weniger protzend und mit einem wunderschönen Gesicht gesegnet, doch Ana nahm sich nicht die Zeit, sie zu mustern. "Tillann, warum lässt du unsere Gäste hier in dem zugigen Flur stehen, führe sie doch bitte in den oberen Salon. Entschuldigen Sie unsere Unhöflichkeit, natürlich wird Ihnen sofort trockene Kleidung und ein heißes Bad zur Verfügung gestellt." Die Gäste antworteten nicht und so fuhr sie fort, sich vorzustellen. "Ich bin die Schwester des Grafen von Medoran, Miss Ana Viktoria von Medoran." Sie knickste und schaffte sogar ein lächeln. "Wir sind Graf von Himmern, der ältere, und dies ist mein verehrter Cousin, Baron Dorian von Kanth. Wenn sie auch um unsere Dienerschaft bewirten würden?" "Selbstverständlich Herr Graf, ich werde selbiges sofort veranlassen und meinen Bruder von Ihrer Ankunft in Kenntnis setzten." Sie knickste erneut und bat die hohen Herren Ihrem Diener zu folgen. Das hatte ihr grade noch gefehlt. Sie mochte es sowieso nicht, derart hohe Gäste zu Besuch zu haben - noch dazu kamen sie unangekündigt und ihre Dienerschaft hat alles andere als zuvorkommend reagiert. Ihr Vater war vor vier Monaten so plötzlich verstorben, das erst einmal aller aus dem Ruder gelaufen war. Es tat immer noch weh, daran zu denken... Sie hatte ihn noch nicht einmal gesehen, bevor er beerdigt wurde... erst vor 5 Wochen war sie aus der Klosterschule hier angekommen und hatte ein blankes Chaos vorgefunden. Statt Zeit zum trauern wartete sehr viel Arbeit auf sie, von der niemand wissen durfte, das nicht ihr Bruder sie verrichtete. Ihr Vater hatte die Zügel immer sehr fest in der Hand gehabt, jetzt erlaubte die Dienerschaft sich sehr viel mehr als vorher... Sie war noch zu unerfahren, um die Richtige Mischung aus Strenge und Gutmütigkeit zu kennen und ihr Bruder scheinbar total unfähig... Eben hatte sie ihm von dem Besuch erzählt, geerntet hatte sie ein "ähhm..." "Erik, wollen wir nicht ein Festmahl zubereiten lassen? Ehr klein, die Gäste werden müde sein?" "Ähh, okay." "Ich kümmere mich darum. Rede bitte zuerst mit dem Wirtschaftsminister. Ich hab dir alles Aufgeschrieben." Inzwischen war es Abend geworden. Ana war nur am rumrennen gewesen und drohte nun als Gastgeberin zu spät zum Essen zu kommen. Sie gab einem Hofdiener im laufen noch einige Anweisungen, während ihre Zofe versuchte, ihre Haare noch schnell in Form zu bringen. "Ich glaube, ich kenne keine Dame ihrer Stellung, die sich im gehen frisieren lässt." Erschreckt dreht Ana sich um. "Herr Baron, oh… entschuldigen Sie bitte." Ana merkt, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, fing sich aber schnell wieder und setzte wieder das distanzierte Lächeln auf. "Das ist wirklich nicht meine Art Herr Baron, ich bin nur kurz eingenickt und habe meine zurechtgemachten Haare zerdrückt." "Ich wollte Ihnen keinerlei Nachlässigkeit vorwerfen, Miss." antwortet der junge Graf mit einem Lächeln, das Ana nicht deuten konnte. Während beide den Salon betreten, versucht Ana darauf zu kommen, was sie an seinem Tonfall gestört hat. Doch bevor sie darauf kommen konnte, lenkte sie der Hilfe suchende Blick ihres Bruders ab. Sofort spielte sie die perfekte Gastgeberin, versuchte ihren Bruder gut aussehen zu lassen und unauffällig hinter den Grund des hohen Besuches zu kommen. Doch die Herren schienen nicht geneigt zu sein, sie aufzuklären und direkt fragen hätte nur ihrem Bruder zugestanden, doch dieser verstand ihre Andeutungen nicht. Zu Anas Unglück waren die hohen Herren weit weniger müde, als sie angenommen hatte, und sie konnte ihren Bruder in dieser kleinen Gesellschaft nicht allein lassen. Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um imaginäre Streichhölzer unter ihre Lieder zu montieren. "Ich hoffe, dem Herrn Graf gefallen seine Gemächer." bemerkt Ana höflich, in der Hoffnung eine Sehnsucht nach selbigen in dem Herren auszulösen. "Ausgezeichnet Miss Ana. Haben Sie es in diesem bemerkenswerten Stiel eingerichtet?" "Mit diesen Lorbeeren kann ich mich leider nicht schmücken, Herr Graf. Möchten sie noch von dem Wein"? Ihre Gedanken wanderten zu der Missernte in diesem Jahr und so bemerkte sie die Not ihres Bruders erst sehr spät. Der Baron befragte diesen nach den Handwerksabgaben und hatte wohl inzwischen die Unwissenheit des jungen Grafen von Mehdoran bemerkt. War das der Grund ihres Kommens? Wollten sie die Regierungsfähigkeit ihres Bruders testen? "Mein Bruder hat momentan mehr Probleme mit der Missernte. Erst vorhin hat er zu mir gesagt, dass wir wohl in diesem Winter sehr viele der Bauern unterstützen müssen." - Verdammt, zu offensichtlich. Der Graf schien nichts gemerkt zu haben, doch der Baronssohn nickte bestätigend. "Ja, auch ich werde dieses Jahr auf mehr als meine Abgaben verzichten müssen. Ich hoffe, sie bekommen keine Probleme in dieser Angelegenheit?" "Ich denke nicht, aber mein Bruder kennt sich da besser aus..." Glaubte der Baron sie währen arm? Das waren sie sicherlich nicht! Wenn man in ihrem Schoss nicht in jedem Zimmer von Prunk erschlagen wurde, lag das daran, das ihr Vater nichts von derartiger Verschwendung hielt, und seiner Tochter seine Vorliebe für praktisches vererbt hatte. Diesmal traf Erik seinen Einsatz: "Nein, um das finanzielle mache ich mir keine Sorgen. Ähm... aber die Zeit könnte knapp werden. Wir bekommen wohl einen frühen Winter." "Sehr gut!" sagte der Graf etwas abwesend. Während Erik irritiert zu seiner kleinen Schwester blickt, fragt sie sich, ob der Baron vielleicht einen Ehemann für seine Tochter sucht. Wie hieß sie doch gleich? Sibilla? "Wie geht es eurer Tochter, Herr Baron?" "Ohh, Selena geht es hervorragend." Selena also! Der Baron fuhr fort: "Sie kommt ja langsam in das Heiratsfähige alter..." Also stimmte es. Das was schon irgendwie merkwürdig - bei einer so reichen Tochter sollten die Verehrer doch Schlange stehen? Steckte vielleicht der Graf von Himmern in finanziellen Nöten? Vielleicht sollte sie sich die Tochter einmal ansehen... "Ich hatte nie das Glück, die verehrte Miss Himmern kennen zu lernen - doch ich hörte, sie beherrscht das Piano ausgezeichnet!" Jedes Mädchen der besseren Gesellschaft spielte Piano. Ana konnte ihm allerdings keine besonders angenehmen Töne entlocken. "Ohh, Ja! Meine Tochter spielt ausgezeichnet! Ich wünschte, sie Beide könnten sie einmal hören!" "Ich bin mir sicher, das sich eine Gelegenheit bieten wird, Herr Baron." Ana verbarg ihre Anspannung hinter einem liebenswerten Lächeln. "Vielleicht beehren Sie uns einmal mit einem Besuch. Wir währen entzückt!" "Was für eine wundervolle Idee, Herr Baron!" Ana hoffte, dass man ihre schlecht gespielte Überraschung nicht bemerkte. Die Gesellschaftliche Konversation zerrte an ihren Nerven. Während der Graf von Medoran leise Schlafgeräusche von sich gab, hin seine Schwester ihren Gedanken nach. Ob ihr Bruder tatsächlich das edle Fräulein heiraten würde? Ob dieses Paar in der Lage währe, sich um die Grafschaft zu kümmern? Überrascht merkte sie, wie sehr sie sich das wünschte. Nicht, das sie sich ungern um das Land ihrer Väter kümmerte, aber sie merkte, wie irgendetwas sie fort rief. Wenigstens ein mal wollte sie den Hof de Königs sehn, auch am Meer hatte sie noch nie gestanden... leider galt das als äußerst unangebracht für eine Dame. Doch das kümmerte sie nur bedingt. Sie wusste, dass ihr Bruder ihr im Notfall helfen würde - mochte er nicht der Gewandteste sein - ein gutes Herz hatte er! Trompeten ließen das Geschwisterpaar aufschrecken. "Wir sind gleich im Schloss Himmern, die Herrschaften." rief der Kutscher. Ana sah aus dem Fenster. Konnte man auch Schloss Medoran keinesfalls klein nennen, war die Residenz der Himmerndynastie doch sehr viel eindrucksvoller... Warum hatte der Baron grade ihren Bruder aufgesucht? Der Empfang war prunkvoll, doch Ana hatte keine Mühe, die gewohnte Selbstsicherheit auszustrahlen, die ihren Bruder so beruhigte. Sie hatte die Etikette gelernt und beherrschte Sie perfekt, solange ihre Konzentration nicht nachließ. Zwar hatte sie sich niemals wirklich als Teil dieser Gesellschaft gefühlt, doch grade das ermöglichte es ihr, über dem Gerede der Anderen zu stehen. Diese Menschen hier interessierten sie weniger als die Bauern, die sie in diesem Winter durchgefüttert hatte - mal abgesehen von Selena von Himmern vielleicht. Das Volk säumte die Straßen und die untersten Treppenstufen vor dem prächtigen Sandsteinpalast - oben standen niedere Edle, Soldaten und Diener - alle ist schönster Tracht und in der Mitte - mehr als 50 Stufen über den Geschwistern stand ganz oben auf der Treppe - Selena. Ihr Gesicht vollständig verschleiert, wie sich nur sehr edle Frauen kleiden - in rosefarbener Seide - stolz und ein wenig einsam stand Selena - einzige Tochter des Barons von Himmern. Der Moment war erfüllt von gespannter Erwartung aller Anwesenden. Ganz eigenartig fühlte sich Ana, als sie zusammen mit ihrem Bruder langsam die Treppen erklomm. Einige Stufen bevor sie Miss Selena erreichen konnten, tauchte ihr Vater vor ihnen auf. "Meine verehrten Gäste, ich möchte sie herzlichst begrüßen. Darf ich Ihnen meine Verehrte Tochter vorstellen: Miss Selena von Himmern." Weder bei der Begrüßung noch später nahm Selena den Schleier von Gesicht. Ihre Eleganz und Gewandtheit waren atemberaubend und Anas Zweifel kehrten zurück. Warum lag dem Baron so viel an der Verbindung zu ihrer Familie? Sollte er sich nicht alle Türen offen halten, statt einen möglichen Kandidaten so öffentlich zu bevorzugen? Das Abendmahl war gigantisch, doch was Ana viel interessanter fand, war das Gespräch zwischen ihrem Bruder und Miss Selena. Vorsichtig machte Erik tapsige Schritte durch das ABC der gepflegten Konversation, ermutigt durch Selenas Freundlichkeit. Es war das erste Mal, das Ana jemanden mit Schleier essen sah. Noch nicht einmal die edelsten Klosterschülerinnen hatten so ausdauernd an ihrem Schleier festgehalten. Ana war sich nicht ganz sicher, ob sie das lustig oder gruselig fand. Es wartet noch eine andere Überraschung auf sie - der junge Graf von Kanth war ebenfalls beim Bankett. Er sahs zu weit weg von ihr für ein Gespräch, doch sie hatte das Gefühl, das er ihren Bruder beobachtete… Nach einem langen Abend sahs Selena weinend vor ihrem Spiegel. Erik war so ein guter Mensch. Doch wenn er die Wahrheit über sie herausfinden würde… er würde sie hassen – ganz sicher! Plötzlich klopfte jemand an die Tür ihrer Gemächer. In Windeseile wischte sie sich die Tränen aus den Augen und hüllte Sich wieder in ihre Schleier. „Ja, bitte?“ „Ich bin Ana von Medoran. Entschuldigen sie meine Unhöflichkeit, sie zu einer solchen Stunde zu behelligen. Darf ich eintreten?“ Selena bat Ana herein und fragte sie nach ihrem Anliegen. Es gelang ihr nicht ganz, die Traurigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. „Es geht mir um meinen Bruder und ich möchte ganz offen Sprechen, wenn ihr erlaubt“ „Ich bitte euch darum.“ Antwortete die Tochter de Grafen von Himmern. „Ich weiß, dass es nicht recht von mir ist, doch ich bitte euch mit niemandem über dieses Gespräch zu reden.“ Langsam bekam Selena ein wenig Angst: „Ich bin nicht gut genug für euren Bruder.“ Sagte Selena, den Blick zu Boden gerichtet. Wieder traten Tränen aus ihren Augen und ihr Herz zog sich zusammen. Einen Moment konnte Ana vor Erstaunen gar nicht antworten. Sie trat einen Schritt auf die Grafentochter zu und wollte die trösten, doch Selena trat auch zurück und stolperte, fiel zu Boden und verlor ihren Schleier. Schnell versuchte sie mit den Händen ihr Gesicht zu bedecken, doch es war zu spät. Ana hatte es gesehen. Langsam beugte sie sich zu der weinenden Selena herunter und zog vorsichtig ihre Hände von ihrem Gesicht weg. Das junge Mädchen hatte eine Säurewunde im Gesicht – vom Kinn bis zum linken Mundwinkel bis zum Ohr war die einst reine Haut eine grässliche Wunde. „Ich bin ein Monster!“ Selena hatte aufgehört zu weinen und sah Ana direkt in die Augen. Zu Selenas Erstaunen strich ihr Ana vorsichtig über die Narbe. „Ihr mögt meinen Bruder?“ „Warum fragt ihr das?“ antwortete die junge Grafentochter erstaunt. „Wenn ihr meinen Bruder heiraten wollt, müsst ihr ihm die Wahrheit sagen!“ „Wie könnte jemand wie ich einen so schönen und lieben Mann heiraten?“ fragte die junge Grafentochter „Selena, ihr seid doch nicht dumm! Erstens seid ihr eine hochgeborene mit hervorragender Ausbildung und einer Seele, reiner als Haut jemals sein könnte. Zweitens bin ich mir sicher, das mein Bruder euch auch so lieben wird, da er mir in den letzten zwei Stunden die Ohren voll geheult hat, wie toll er euch findet obwohl er noch nicht mal eure bezaubernden Augen gesehen hat. Doch was für mich am allerwichtigsten ist: seid ihr in der Lage, meinem Bruder beim Regieren zu helfen? Ihm fehlt das Gespür dafür – glaubt ihr, das ihr das könntet?“ „Ich habe nicht …“ „Keine Sorge, ich werde euch nicht so ins kalte Wasser schmeißen, wie ich damals geworfen wurde… Ich habe das Gefühl, das ihr meinem Bruder eine Stütze sein könnt. Irre ich mich?“ „Ich… Nein, ihr irrt euch nicht!“ Selena selbst war von ihrer Aussage verblüfft doch Ana lächelte zufrieden. „Meinen Segen habt ihr. Sag es Ihm bald, Selena. Habt keine Angst, ihr habt euch in meinem Bruder nicht getäuscht, als ihr ihn lieb nanntet.“ Die Grafentochter lief rot an und nickte. Ana konnte nicht anders, als die gleichaltrige Selena kurz zu umarmen. Dann verließ sie die tränennasse Selena mit den Worten. „Mein Bruder wird morgen bei Sonnenaufgang euren wunderschönen Schlossgarten erkunden … er liebt besonders die Rosen.“ Ana war sich sicher, dass die beiden zusammenfinden würden. Irgendwie mochte sie die kleine Selena, die in Wahrheit einige cm größer und einige Monate älter war. Sie war so glücklich, das sie anfing leise vor sich hin zu singen und ihrem Zimmer entgegen zu hüpfen. Grade war sie in vor ihrem Zimmer angekommen, riss schwungvoll die Tür auf und sah sich einem nur mit Unterhose bekleidetem Baron von Kanth gegenüber, der grade unter seine Bettdecke schlüpfen wollte. Ana erstarrte zur Salzsäule während der junge Baron sich schnell wieder gefangen hatte. „Miss Ana, wie kommt es, das sie so schwungvoll in das Zimmer eines Mannes eintreten?“ Ana machte den Mund auf färbte sich klatschmohnrot und machte ihren Mund wieder zu. zweiten Anlauf klappte es nur unwesendlich besser. „D - das … das tut mir ganz schrecklich leid, Herr Baron. Ich dachte, dies währe mein Zimmer…“ „Wohl kaum, die Dame. Und wenn sie nicht vorhatten, das Bett mit mir zu teilen, würde ich sie bitten zu…“ weiter kam er nicht, weil Ana inzwischen wutschnaubend die Tür zugeschmissen hatte und grummelt davon stapfte. Dass ihr Kopf immer noch glühte, machte nichts, weil sie wohl draußen schlafen musste, da sie immer noch nicht musste, wo sich ihr Zimmer befand. Die andere Möglichkeit, noch jemand zu finden, der ihr half, verwarf sie gleich wieder. Sie wusste nicht, wo die Dienstboten schliefen, noch einem Adligen wollte sie keinesfalls begegnen und außerdem hatte sie sich eh schon total in diesem Riesenschloss verlaufen. Der Junge Graf Dorian von Kanth beobachtete Ana am nächsten Tag während des Ausrittes, den der Graf von Himmern mit seinen Gästen unternahm. Hinter ihm ritten Graf Erik von Medoran und Selena von Himmern. Allem Anschein nach, hatten sich die beiden ineinander verliebt. Dorian gönnte es Selena aus vollem Herzen. Als einer der wenigen wusste er um das Unglück seiner Großcousine und er schätzte den Jungen Grafen zu recht als Menschen ein, der es trotz ihrer nicht mehr vollkommenen Schönheit, aufrichtig mit ihr meinte. Er lauschte dem Gespräch der Beiden: „Woher wusstet ihr, das ich im Rosengarten spazieren gehen würde, verehrte Miss Selena?“ „Eure Schwester war gestern Abend bei mir und hat …“ „Ähh, … Meine Schwester wusste schon vor mir den Grund eurer Verschleierung?“ „Nur durch einen Zufall, bitte grollt ihr nicht meinetwegen.“ „Nichts ist mir ferner, als meiner Schwester zu grollen, Miss Selena. Wären wir uns doch ohne meine Schwester vielleicht nie begegnet!“ Daraufhin lachte Selena, auch wenn sie nicht genau wusste, wie er das meinte. Ana hatte recht gehabt. Sie würde gut auf ihren zukünftigen Ehemann aufpassen! Währenddessen beanspruchte wieder Ana Dorians Aufmerksamkeit. Weil sie so stark hustete, hatte ihr der Graf von Himmern ein Taschentuch angeboten. Wie hatte sie sich so schnell erkälten können? Sie hatte doch wohl nicht …? NEIN! Keine Tochter aus höherem Hause würde im Freien übernachten! Allerdings war diese Ana sowieso nicht wie all die anderen Töchter… Langsam holte er Ana ein, die sich inzwischen mit einer Cousine von ihm unterhielt, die er äußerst nervig fand. Das Gesprächsthema waren Stickereien, woran Ana (auch wenn sie es zu verbergen versuchte) offensichtlich keinerlei Interesse hatte. Ana hatte die Hälfte ihrer Stickereistunden geschwänzt und sie Pferdestall oder mit einem Buch in der Hand auf einem Baum verbracht. Deshalb bestätigte sie einfach alles, was ihr die Ältere erzählte. Da sie sich grade in Gedanken befand, merkte Ana erst gar nicht, wie Dorian von Kanth sie ansprach; „Ich hoffe, sie hatten eine geruhsame Nachtruhe, Miss Ana.“ Sie warf ihm einem wütenden Blick zu: „Ganz wunderbar Herr Dorian, und die Ihre?“ Antwortete sie ihm in bissigem Ton. „Woher diese Feindseligkeit Miss Ana?“ Fragte Dorian zuckersüß, worauf ihm Ana einen wütenden Blick zuwarf und Dorian hinter sich zurück lies. Nun hatte er seine Cousine an der Backe die auch sofort anfing, ihn anzuschnurren… Trotzdem… Süß, wie sauer die kleine auf seine Sticheleinen reagiert hatte! Er würde sie später weiterärgern. Die nächste Gelegenheit sollte nicht lange auf sich warten lassen! Ana nach dem Ausritt blieb noch kurz bei ihrer Stute. Sie versorgte das störrische Tier immer allein. Sie hatte den Edlen Herrschaften gesagt, sie würde sich kurz frisch machen, was ihr etwas Zeit gab, sich mit ihrem Pferd zu beschäftigen und ein wenig zu Ruhe zu kommen. Als sie schließlich ein wenig schmuddelig aus der Box kam, stand Dorian grinsend davor. „Miss Ana, wie schön, das sie sich grad frisch gemacht haben! Wollen Sie mich nicht zum Essen begleiten?“ „Tausend dank für das Angebot Herr Baron, aber ich habe vergessen, meine Nase zu pudern. Wenn sie nicht schon vorgehen wollen?“ antwortete Ana zuckersüß. „Ich würde es mir NIE verzeihen, wenn sie sich wieder verlaufen!“ „Ihre Sorge ist ÄUSSERST schmeichelhaft aber vollkommen überflüssig Herr Baron. Ich komme alleine zurecht.“ „Ach ja richtig,“ flüsterte er in ihr Ohr, „schließlich lenkt ihr ja auch die Geschicke eurer Grafschaft!“ Ana brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde um sich wieder zu sammeln: „Aber Herr Baron! Was für ein Blödsinn! Als wenn ein Mädchen sich mit so etwas auskennen würde!“ „Oh, ich bin mir sicher, ihr seid darin um einiges geschickter als euer verehrter Bruder.“ Sagte Dorian und verließ den Stall. Ana blieb zurück und der Schreck sahs ihr tief in den Knochen. Dieser Mann konnte die Hochzeit verhindern. Er hatte sehr viel Einfluss auf die Entscheidungen vom Grafen von Himmern und war allseits sehr angesehen (auch bei jungen Mädchen). Wollte er das Glück ihres Bruders verhindern? Sie musste ihn irgendwie davon überzeugen, dass Erik von Medoran sehr wohl regierungsfähig war! Aber wie? Während des Dinners sahs sie zu weit weg, als das sie sich mit dem jungen Grafen hatte unterhalten können, doch ihre Gedanken waren die ganze Zeit bei ihm. Sie musste noch einmal mit ihm reden und sie durfte sich nicht wieder von ihm einwickeln lassen! Sie war so in ihre Gedanken vertieft, das ihr gar nicht auffiel, dass sie zwar nichts gegessen, dafür aber recht viel Wein getrunken hatte. Als die Gesellschaft sich auf ihre Zimmer verteilte, entschloss sich Ana noch ein wenig auszureiten. Vielleicht würde sie davon wieder einen klaren Kopf bekommen… Sie war noch nicht weit gekommen, als sich ein ungebetener Gast zu ihr gesellte. „Miss Ana! Welch ein Zufall!“ rief ihr Dorian zu, der ihr gefolgt war. „Was tut so eine edle junge Dame um so eine Uhrzeit alleine im Wald? Das ist Gefährlich.“ „Ihr meint, ein Eichhörnchen könnte mich angreifen?“ „Wenn ihr so mutig seid, wie währe es mit einem kleinen Wettrennen?“ „Wenn ich gewinne, habe ich einen Wunsch frei Herr Baron.“ „Das gleiche gilt für mich, Miss Ana! Das Ziel ist eine Eiche, die diesen Weg teilt in ungefähr 700 Metern.“ Beide gaben sie ihren Pferden die Sporen. „Ihr seid gar nicht übel, Miss Ana.“ Bemerkte Dorian erstaunt, doch er zog trotzdem an ihr vorbei, bog um die letzte Kurve und sah die Eiche schon vor sich. Doch nur wenige Meter vor dem Ziel überholte ihn die junge Grafentochter jubelnd. „Da war wohl jemand zu selbstsicher, he?“ Ana lachte ihr an, doch der Baron wollte sich noch nicht geschlagen geben. „Ich fordere eine Revange! Den ganzen Weg zurück zu den Ställen!“ „Kein Problem Herr Baron!“ „Auf geht’s!“ Wieder übernahm Dorian gleich zu Anfang die Führung. Diesmal würde sie ihn nicht einholen! Plötzlich fiel ihm auf, dass sie ganz verschwunden war. Er hielt seinen Hengst an und lauschte –nichts! Eilig kehrte er um und sah sie wenige hundert Meter nach dem Start auf dem Boden liegen. Dorian sprang zu ihr runter. „Ana?“ sie antwortete nicht. Er untersuchte sie kurz, soweit das bei der Dunkelheit ging und stellte fest, dass sie leicht angetrunken war und Fieber hatte. Außerdem hatte sie sich Knie und Arme aufgeschürft, nicht gefährlich, aber sehr schmerzhaft. Wie hatte er auch mit einem Mädchen Nachts durch dem Wald galoppieren können?! Während er notdürftig ihre Wunden verband, kam sie wieder zu sich: „i … ich habe trotzdem ei … einen Wunsch frei! Ich will, das du dem Grafen ni … nicht schlechtes über meinen Bruder erzählst…“ dann machte sie die Augen wieder zu. „Das hätte ich auch so nicht getan, Ana.“ Antwortete Dorian leise. Er machte sich Vorwürfe, als er das Mädchen auf seinem Pferd nach Hause brachte, während die Stute hinterher trottete. Sie wirkte so stark, das er irgendwie gedacht hatte, das ihr niemand was anhaben könnte… statt sie am Abend zuvor in ihre Gemächer zu begleiten, hatte er sie verspottet. Er wusste, dass sie selbst von hier aus die Grafschaft Medoran leitete. Täglich kam ein Bote den weiten Weg um ihr Berichte zu erstatten und ihre Anweisungen entgegennahm. Statt ihren Bruder die Entscheidungen treffen zu lassen, erklärte sie ihm ihre Vorgehensweise, damit er irgendwann in der Lage war, sein eigenes Land zu verwalten. Was für ein beeindruckendes Mädchen! Schon in dem Moment, wo er sie das zweite mal gesehen hatte – im Flur als sie fast rannte, während sich eine Zofe um ihre wilde Lockenpracht bemühte und Ana noch Anweisungen an einen Boten weitergab – als sie das Gähnen unterdrückte, während sie ihrem Bruder geschickt Antworten unterjubelte – ihr Lachen … Er streichelte ihr übers Haar bevor er sie zudeckte und leise das Zimmer verließ. Als Ana am nächsten morgen erwachte, tat ihr ganzer Körper weh. Langsam kehrten die Erinnerungen an den letzten Abend wieder und sie vergrub ihr Gesicht stöhnend zwischen ihren Kopfkissen. Wie hatte ihr so etwas passieren können? Wie unglaublich peinlich! Doch sie durfte sich nicht unterkriegen lassen! Heute wurde die Verlobung ihres Bruders mit dem Fräulein Selena bekannt gegeben und vorher gab es noch viel zu erledigen! Sie quälte sich aus dem Bett und machte sich daran, sich mit möglichst wenigen Bewegungen anzukleiden. Bis zum Abend hatte sie keinerlei Gelegenheit, über den vorigen Tag nach zu denken. Um so erstaunter war sie, als Dorian von Kanth auf einmal vor ihr stand. Wieder konnte sie nicht verhindern, dass sich ihr Gesicht rot färbte. Warum passierte ihr das? Sie war es nicht gewohnt, das sie einem anderen Menschen gegenüber so verlegen war und dieser Kerl schien es nur darauf anzulegen, sie in Verlegenheit zu bringen!!! „Herr von Kanth!“ Es gelang Ana nicht, ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. „Zu euren Diensten, junge Dame!“ Erwiderte der offensichtlich belustigte Graf. „Ich…“ Es war nicht leicht für Ana, doch sie würde sich nicht davor drücken. „Ich wollte mich für Gestern Abend entschuldigen.“ Erstaunt sah der Dorian die junge Grafentochter an. „Ehr hätte ich einen Grund mich zu entschuldigen.“ Jetzt war es an Ana erstaunt zu sein. „Wieso? Seid Ihr vom Pferd gefallen, oder ich?“ sagte sie leise zu Ihren Füßen. Der junge Graf hatte mühe, ihr nicht über den Kopf zu streicheln und er erwischte sich bei dem Gedanken, das er sie gerne in den Arm genommen hätte… „Das muss euch nicht Peinlich sein! Auch der beste Reiter fällt mal runter!“ Skeptisch sah sie ihn an. „Ich habe euch Gerstern um etwas gebeten …“ „Ich halte mein Wort. Doch das zweite Rennen habe ich gewonnen.“ Ein grinsen uberzog sein Gesicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)