Angst vor Gefühlen von Serenah ================================================================================ Kapitel 49: Du fehlst mir ------------------------- Am nächsten Morgen wachte Kojiro mit einem furchtbaren Kater auf. Noch nie zuvor fühlte er sich so schlecht, wie an diesem Tag. Sein Kopf tat bei jeder Bewegung weh und ständig spürte er Brechreiz, obwohl sein Magen vollkommen leer war. [Wie hielt Genzo das nur aus? Er hat doch so oft getrunken, wie kam er am nächsten Tag mit so einem Kater klar?] Er saß mit einer Schüssel auf Kens Bett und versuchte diesen fürchterlichen Brechreiz wieder unter Kontrolle zu bekommen, als Wakashimazu ins Zimmer trat. „Du siehst wirklich furchtbar aus Kojiro, aber ist ja auch kein Wunder bei dem, was du gestern getrunken hast. Apropos: ich hab dir was zu trinken gebracht.“ „Nein danke, ich will nichts.“ „Ist mir egal, du musst was trinken. Hier“ Ken reichte ihm einen Becher. Hyuga blickte misstrauisch auf den Inhalt. „Was ist das?“ „Schwarzer Tee, das sollte deinen Magen wieder beruhigen. Ne schöne Alkoholvergiftung hast du dir da zugezogen. Ich hoffe, das wird dir eine Lehre sein.“ „Und ob. Ich werde nie wieder Alkohol trinken, darauf kannst du Gift nehmen.“ „Gut. Wäre ja noch schöner, wenn du jetzt zu einem Alkoholiker mutieren würdest.“ „Ich glaub ich weiß jetzt, wieso Genzo immer getrunken hat. Wenn man mit so einem Kater aufwacht, kann man den ganzen Tag über an nichts anderes denken, außer wie schlecht es einem geht. Da vergisst man doch gleich weswegen man überhaupt getrunken hat.“ „Na bitte. Kaum bist du aufgewacht, fängst du schon an über Wakabayashi zu reden. Deine Theorie stimmt also nicht ganz. Obwohl es dir so schlecht geht, denkst du an ihn.“ „Na und?“ brummte Hyuga unzufrieden. „Weißt du noch, was ich dir gestern gesagt habe?“ „Ja. Na ja... mehr oder weniger.“ „Dann wiederhole ich es zur Sicherheit noch einmal: ruf Genzo an und sag ihm, dass du ihm verzeihst.“ „Das geht nicht.“ „Und wieso nicht?“ „ER hat mich betrogen also soll auch gefälligst ER sich Mühe geben mich davon zu überzeugen, ihm zu verzeihen.“ Ken seufzte und setzte sich neben Kojiro aufs Bett. „Ich kann es nicht fassen. Wie kann man nur so stur sein?“ „Was weißt du schon?!“ Hyuga erhob seine Stimme und bereute es sofort, weil sich dadurch seine Kopfschmerzen noch mehr verschlimmerten. „Reg dich wieder ab Kojiro. Du musst mich nicht anbrüllen, wirklich nicht.“ „Dann hör doch auf Schrott zu labern.“ „Versteh doch: wenn du den ersten Schritt machst, ist das nichts falsches. Und es bedeutet auch nicht, dass dir eure Beziehung wichtiger ist, als ihm. Ihr liebt euch doch beide und Wakabayashi will dich um jeden Preis wiederhaben. Wenn du weiterhin so stur bleibst, tust du nicht nur dir selbst, sonder auch ihm weh. Es ist eine unnötige Qual für euch beide, die du mit einem einzigen Anruf beenden kannst.“ „Was glaubst du wird er sich denken, wenn ich ihn zuerst anrufe? Doch nur, dass ich vollkommen abhängig von ihm bin, er also tun und lassen kann was er will, weil ich ihm doch eh immer und immer wieder verzeihen werde!“ „Das ist doch Blödsinn Kojiro. Was du sagst klingt ja fast so, als ob Wakabayashi jede Gelegenheit nutzen würde, um dich zu betrügen.“ „Vielleicht ist es ja auch so...“ „Glaubst du das wirklich?“ Nein. Natürlich glaubte Kojiro das nicht wirklich... aber auch wenn Genzo nur ein einziges Mal mit Misaki geschlafen hat, reichte das völlig aus, um Kojiro zu tiefst zu verletzen. Die Tatsache, dass Genzo betrunken war und dass Misaki die Situation provoziert hat, war dabei kein Trost. [Egal unter welchen Umständen, er hat es getan... und...] „... vielleicht wird er es wieder tun“ flüsterte Hyuga vor sich hin. Wakashimazu sah ihn resigniert an. [Euch ist doch wirklich nicht zu helfen... Was muss ich denn noch sagen um dich zu überzeugen? Als du mir gesagt hast, was Wakabayashi getan hat, war ich auch endlos wütend auf ihn. Zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass die Trennung von ihm für dich der einzig vernünftige Ausweg ist... aber wenn ich dich jetzt so sehe, wenn ich sehe was du durchmachst, wie sehr du an ihm hängst und wie er sich um dich bemüht... Ihr müsst doch wieder zusammenkommen...] „Gut Kojiro, ich werde dir nicht länger auf den Geist gehen. Du wirst tun, was du für richtig hältst. Aber meine Meinung dazu kennst du – du solltest dir wirklich einen Ruck geben und ihn anrufen. Ich halte das für die bestmöglichste Lösung.“ Kurze Zeit später verabschiedete sich Hyuga von seinem besten Freund und machte sich auf den Nachhauseweg. Kens Worte ließen ihn nicht zur Ruhe kommen, erklangen immer wieder in seinen Gedanken. [Genzo verzeihen... alles hinter sich lassen, den Betrug vergessen... Wenn das doch nur so einfach wäre, wie Ken denkt...] Den ganzen Tag saß Hyuga mit dem Telefon in der Hand auf seinem Bett. Er wollte Genzo anrufen, auch wenn ihm das mehr als nur schwer fiel. Ständig wiederholte er leise den Satz, den er am Telefon sagen wollte: ‚Genzo, ich verzeihe dir, lass uns von Vorne anfangen‘. Schließlich, am späten Abend, fand er den Mut die Nummer zu wählen. Er war ziemlich nervös und noch immer nicht sicher, ob er das richtige tut. „Kojiro?“ Wakabayashis unsichere Stimme erklang am anderen Ende. „Genzo, ich...“ [Verdammt! Nein, ich kann das nicht tun, es geht einfach nicht!] „ich...“ „Ja?“ „Ich... wollte dich fragen, ob du die Nummer von Matsuyama kennst.“ Genzo schwieg einen Moment, bevor er mit einer Mischung aus Trauer und Enttäuschung antwortete: „Ja, ich hab seine Nummer. Soweit ich mich erinnern kann, hab ich sie sogar von dir.“ „Möglich, ja, ich hatte sie mal, aber ich hab sie aus Versehen gelöscht.“ [Was red ich denn da für einen Scheiß zusammen?!] „Ich wollte dich bitten, dass du sie mir gibst.“ „Kojiro... ist das wirklich der einzige Grund weswegen du anrufst?“ [Du hattest sie doch, du konntest jede andere Person um dich herum nach ihr fragen und wozu brauchst du überhaupt die Nummer von Hikaru?] Hyuga antwortete nicht, also sprach Genzo weiter: „Bitte, bitte sag mir, dass du aus dem Grund anrufst, den ich mir erhoffe. Du... du fehlst mir so sehr...“ [Du mir auch Genzo, du fehlst mir fürchterlich...] ein Gedanke, den Kojiro nicht laut aussprechen konnte. Ohne Wakabayashi zu antworten, schaltete er sein Handy aus und schmiss es gegen die Wand. Vollkommen niedergeschlagen legte er sich hin und überlegte, wie es zwischen ihm und Genzo weitergehen soll. So deprimiert und verzweifelt war er seit langem nicht... Hosted by Animexx e.V. 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