15 - 30 - und was nun? von Sammelbegriff (Bilanz über 34 Jahre Fuji) ================================================================================ Kapitel 1: Bilanz über 34 Jahre Fuji ------------------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Autorin: Sammelbegriff Titel: 15 - 30 - und was nun? Charaktere: *nachzählen geht* Fuji, Eiji, Oishi, Taka-san, Inui, Kaidoh, Renji, Ryoma und das müssten sie eigentlich sein. Pairings: *in Richtung Ff zeigt* Das steht da wirklich drin. Warnings: OCCness, die ich und meine Beta bestimmt nicht vollständig eleminieren konnten, und halt eine verkorkste Fuji-POV Dank an: meine Betaleserin und meinen 30jährigen Bruder, als Inspirationsquelle ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wenn die Leute in meiner früheren Umgebung, in der ich immer als Tensai, zu deutsch Genie, bekannt war, mich heute besuchen kommen würden, um zu schauen, was aus mir nach so langer Zeit geworden ist und wie es mir geht, dann würden sie sich entsetzt zuraunen: „Der hat ja gar nichts aus seinem Potenzial gemacht, der hat ja nichts erreicht!“ „Der wohnt in einer einfachen Mietwohnung, die nur mit diesen schwedischen Möbeln bestückt ist und auf sein Balkon wird von komischen, stacheligen Gewächsen bevölkert.“ „Genau wie in der Küche, dem Badezimmer, dem Schlafzimmer, dem Wohnzimmer, dem Flur und seiner Vorratskammer.“ „Tagsüber sitzt er stundenlang zu hause rum und arbeitet von dort aus, und wenn ihm danach ist, schlägt er sich die Nächte um die Ohren.“ „Er fährt kein Auto, sondern ein altes Damenfahrrad oder halt mit der Straßenbahn. Der hat a) keinen richtigen, festen Job, b) keine Ehefrau und c) keine Kinder, was ja, logischer Weise, aus b) resultiert.“ „Der hat ja nicht einmal eine Katze! In seinem Kühlschrank steht außer einer Flasche Wodka nichts, was länger haltbar als drei Tage ist und in seiner Vorratskammer stapelt sich auch dieses komische, stachelige Gewächs. Na so was, man muss doch Vorräte haben!“ „Was, wenn er im 6. Stock eines Neubaus in einem modernen Viertel mitten in Tokio einschneit? Und dann diese im Schlussverkauf erstandenen Klamotten und diese Lebensweise.“ „Ts, ts, ts.“ „Das meint der doch nicht ernst?“ Doch. Ich bin 34 und lebe das Leben eines 24-Jährigen und meine das verdammt ernst. Alle haben sie immer ihre hohe Erwartungen an mich gehabt und haben zusätzlich wohl auch noch geglaubt, dass ich diese nur zu gerne erfülle. Ist ja nicht so, dass ich keinen eigenen Willen hätte. Sie wollten immer etwas aus mir machen, und das haben sie nun davon: Ich habe keine Lust auf so ein ‚Musterleben‘! Ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Denn irgendwann fragte ich mich: Was will ich eigentlich erreichen? Was erwarte ich vom Leben? Was will ich aus mir machen? Schnell stellte ich fest: Ich will nicht das, was andere schon für mich geplant haben. Ich möchte für mein Glück selbst verantwortlich sein. Aber um zu wissen, wie das geht, musste ich erst mal ein paar Dinge ausprobieren. Das tat ich dann auch und viele haben mir das bestimmt übel genommen. Ich war 26, hatte grade mein Studium hingeschmissen und führte weiterhin das Leben eines Stundenten - nichts Genaues halt. Ich hangelte mich von einem Job zum anderen, als Fotograf schoss ich Fotos von Echizen nach seinem Wimbledonsieg, verhalf Eiji und Kaidoh als Immobilienmakler zu einem Traumfleckchen für eine Zoohandlung und versuchte als Werbemanager Inuis und Renjis Kooperation-Produkt unter die Leute zu bringen. Das war aber alles nichts für mich. Ich hatte immer irgendwelche Vorschriften vor mir zu liegen, was mir ganz und gar nicht passte, und hielt es nie lange in einem Beruf aus. Bzw. ich wurde gefeuert, weil ich besagte Vorschriften großzügig ignoriert hatte. Wie zum Beispiel, als ich, nachdem ich Echizen nach seinen Wimbledonsieg fotografiert hatte, mehr Gefallen daran fand, seinen am Boden zerstörten Gegner abzulichten - nur leider hatte ich übersehen, das das Sportmagazin, für das ich damals gearbeitet hatte, diesen Verlierer gesponsert hatte. Mit 30 kam ich dann auf die Idee, das mir vielleicht mein Lieblingssport Tennis fehlen würde. Aber ist man mit 30 für eine Profikarriere als Tennisspieler nicht schon etwas ... ähm... zu alt? Damals war ich leicht geschockt, als mir zum ersten Mal seit langem bewusst wurde, das ich mittlerweile schon dreißig Jahre alt war. Mich überkam plötzlich die Zweifel, ob es vielleicht falsch gewesen war, mit Tennis aufzuhören, als ich mein Studium abgebrochen hatte. Aber ein völlige Demontage meines Selbst wollte ich dann doch nicht zulassen. Also noch einmal anders, ganz von vorn. Ich nahm einen festen Job als Redakteur in einer Sportzeitschrift an und zog mit einer Frau zusammen. Der Job, die Frau und ich versuchten ein gemeinsames Leben zu führen. Das war das erste Mal, das ich in etwas vollkommen versagte. Ich wollte eigentlich auch gar nicht besonders gut in dieser Disziplin sein. Ich schmiss schließlich alles hin und hinterließ einen angefangenen Artikel über die neue Tennisschlägerkollektion für diese Saison und einen Scherbenhaufen. Mir war wieder einmal klar: So wird das wohl nichts, also noch einmal anders jetzt. Ich steckte meine Ziele neu: Unabhängigkeit und ein selbstbestimmtes Leben. Ein selbstbestimmtes Leben, weil ich gemerkt hatte, dass ein fester Job und eine feste(?!) Frau schon wieder zu sehr dem entsprachen, was alle immer von mir erwartet hatten. Aber wie sah ein selbstbestimmtes Leben überhaupt aus, in dem ich mich auch wohl fühlte? Unabhängigkeit, weil ich mich bis jetzt immer an etwas gebunden gefühlt hatte. Ich dachte damals, das wäre der Ort meiner Kindheit gewesen, Tokio. Vielleicht mal einen Blick über den Tellerrand wagen, über den Ozean blicken und dabei neues Festland wie Mr. Kolumbus entdecken? Aber wie müsste meine Unabhängigkeit aussehen, damit ich mich mit ihr wohl fühlen kann? Wenn ich diese beiden Fragen beantworten kann, wenn ich das erreicht habe, dann sehen wir weiter, dachte ich damals. Ich legte einer Kehrtwendung auf der Strecke Richtung geordnetes Leben hin, einen Stoppschlag, bei dem der Sand unter den Schuhen wegsprang. Ich zog in eine andere Stadt, in ein anderes Land, sagte mich vorerst von meinen Freunden los und nahm nur noch Jobs an, die mir auch wirklich Freude bereiteten. Ich jagte als Paparazzi der Prominenz hinterher, um sie dann als Moderator von Interviews vollkommen aus der Fassung zu bringen. Hatte ich ja lange genug an einer bestimmten Person üben können. Ich kaufte mir Kakteen bis meine Wohnung keinen Platz mehr bot, ernährte mich ausschließlich von den Köstlichkeiten des Sushizirkels gleich um die Ecke und war regelmäßig auf Jobsuche, da ich die Vorschriften meines Vorgesetzten zu gerne ignorierte. Nun ja, so ein Leben kann natürlich großen Spaß machen, man muss sich daran nur erst einmal gewöhnen. Und gleich zu Anfang lernt man so viel dabei. Ich habe gelernt, die Dinge alleine zu schaffen. Allein die Hälfte meines neuen Wohnzimmers in den 6. Stock zu wuchten, was mir bei meiner Statur bestimmt nicht leicht gefallen ist. Und diesmal wohnte kein Taka-san und kein Oishi gleich um die Ecke, um mir behilflich zu sein. Das, Liebeskummer, Stress und was sonst noch so anfiel, damit musste ich jetzt alleine fertig werden, denn von Amerika nach Japan zu telefonieren, nur um sich tausend und einen dummen, eh nicht ernst gemeinten Lösungsvorschlag von Eiji an zuhören, das kostet was. Um genau zu sein: Das kostet ganz schön viel. Als ich mich dann eines Tages doch dazu durchrang, entgegen aller Prinzipien, weil ich es einfach nicht mehr aushielt, überrollte mich dann doch eine Welle der Zweifel. Ich hatte Eiji an der Strippe und dieser erklärte mir grade ganz stolz, das er das Wohnzimmer alleine umgeräumt hatte und nun hoffte, dass es Oishi auch gefallen würde. Ich stockte leicht. Erstens, konnte man den Raum, den wir in unserer WG auf Wohnzimmer getauft hatten, schlecht Wohnzimmer nennen. Er war eher Labor für Inuis Experimente, Probehalle für neue Katzenbäume (welche irgendwann mal den Weg in Eijis und Kaidohs Zoohandlung finden sollten), Aufzuchtsstation für Kakteen, der einzigste Raum der eine Wand hatte, gegen die man Bälle donnern konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass die Nachbarn die Polizei alarmierten, Ablage für Dinge aller Art und Oishis ständiges Sorgenkind in Sachen Ordnung. Zweitens, warum kam es dem lebenden Flummi nur darauf an, dass das neue Wohnzimmer Oishi gefiel? Mir war zwar klar, dass Oishi bei dem unserem Akrobat immer an erster Stelle kommen würde, aber ich konnte mir nicht vorstellen, das Inui es nicht mitbekommen hätte, wenn Eiji anfangen würde seine Flüssigkeiten umzuräumen. Zumal sich der Rothaarige eh nie getraut hätte, Inuis Substanzen anzufassen geschweige denn, ihnen nahe zu kommen. Ich hakte nach und ein betretendes, vielleicht auch etwas geschocktes Schweigen machte sich am anderen Ende der Leitung breit. “Nyaaa, so lange haben wir nicht miteinander telefoniert? Weißt du denn gar nicht, dass...” Nein, ich wusste nicht, das Eiji es endlich übers Herz gebracht hatte Oishi seine Liebe zu gestehen und die beiden, kaum das es zu Inui vorgedrungen war, von dem Datafreak und seinem Trainingsplan-Versuchskaninchen, sprich Kaidoh, schnellstmöglich in die nächste freie Wohnung abgeschoben worden waren. Die beiden schienen das Golden Pair auch nicht weiter zu vermissen, sondern erfreuten sich an ihrer gewonnen Zweisamkeit. Die Zoohandlung lief gut, morgen würden sie neue Kaninchen bekommen. Oishi hatte, nach seinem Medizinstudium, eine Glanzkarriere als Arzt im örtlichen Krankenhaus vorgelegt und womit sich Inui über Wasser hielt, fiel meinem rothaarigen Freund grade nicht ein. Von Taka-san wusste er, das dieser voll in seiner Leidenschaft als Sushi-Koch aufging und Ryoma hatte während einer kleinen Pause seiner Karriere als Profispieler, “Mada mada dane”, seinen geliebten Allzweckspruch, zum Pontawerbeslogan umfunktioniert und war damit für den Rest seines Lebens finanziell abgesichert. Über Tezuka erfuhr ich leider nichts, schade. Aber darüber dachte ich auch nicht weiter nach, denn andere Dinge spukten in meinem Kopf herum. Nun ist es ja nicht so, das ich auf meine Freunde und ihr einigermaßen gesichertes Leben eifersüchtig bin, aber nach diesem Telefonat fragte ich mich noch lange, ob ich vielleicht irgendeinen Hinweis verpasst hätte, der mir die Einfahrt in ein gesichertes Leben signalisiert hätte. Aber dann schleppte ich die vollen Getränkekisten die Treppen hoch und dachte mir: Ich kann das. Mit der Zeit wurde ich Profi in: Ich kann das, und damit meine ich nicht nur Getränkekisten in den 6. Stock tragen! Und ich habe gelernt mutig zu sein. Okay, das war ich wahrscheinlich schon mein Leben lang, auch wenn viele mich eher als risikofreudig und lebensmüde bezeichnet haben. Aber ich bin bestimmt nicht des Lebens müde, nein, ich bin voll da. Man kriegt viel mehr von seinen Ängsten mit, wenn man sich gegen die so gepriesene Sicherheit entscheidet. Und weil ich keine Lust hatte, zusammen mit meinen Ängsten auf dem Sofa zu sitzen, habe ich mich immer gegen dein kleinen Bruder der Angst entschieden - dem Mut. Wer mutig ist, kann so viele tolle Dinge erleben. Und das bezieht sich nicht nur auf darauf, Tezuka eine klitzekleine Emotion zu entlocken. Mutig sein, ist Leben im Überfluss. Ich hatte schon immer genug Leben. Aber das vielleicht wichtigste, was ich gelernt habe, ist, meine Einsamkeit zu spüren und auszuhalten. Das fühlt sich hin und wieder traurig an, zeigt einem aber nur die eigene Menschlichkeit, Sehnsucht und Unvollkommenheit. Auch bei einem ‘Wunderkind’ wie mir. Aber letztendlich ist es ein schönes Gefühl, weil es so ehrlich ist. Und wenn ich mich jetzt so anschaue, dann denke ich: Ich bin besser geworden. Ich bin der, der ich immer sein wollte, und der, den man endlich auf andere Menschen loslassen kann. Nicht das ich mich bis zum Zeitpunkt diese Gedanken von anderen isoliert hätte, aber ich denke, ich bin erträglicher und reifer geworden. Ich mag, gewissen Dingen gegenüber, ignorant und trotzig sowie undurchschaubar sein, und ziemlich verdreht bin ich noch dazu, aber ich bin bei mir selbst, meinen Freunden und meinem Kakteen. Ja, ich bin zurück in Japan, bin live und direkt, ohne Ketten und fragwürdige Konstruktionen um mich herum, meine Arbeit ist vielleicht nicht das, was man von mir erwartet hätte, aber ich erledige sie gerne, zuverlässig, von mir selbst qualitätskontrolliert und ich kann gut davon leben. Ich bin glücklich, und das Süppchen, das ich aus all dem koche, schmeckt mir ganz ausgezeichnet. Weil ich es selber herstelle, aus immer frischen Zutaten. Aber so ein Leben hat auch seinen Preis. Druck – von innen und außen. Der Druck von außen ist nicht zu übersehen: Glückliche Partnerschaften und Eigentumswohnungen am laufenden Band. Fragen von Eltern, Geschwistern, Freunden und Zeitschriftentiteln: “Reicht dir das eigentlich, dieses lockere Leben, das du führst? Findest du nicht, das du langsam mal ernst machen solltest? Wir finden: Du solltest!” Das kann schon reichen, um einen zu erdrücken und fertig zu machen. Allerdings gehört dieses Gerede mit zu den gewissen Dingen, die ich ziemlich gut ignoriere kann. Aber sollte das ignorieren mal nicht funktionieren, dann überlegt man sich, was ist an einer Mietwohnung eigentlich so schlimm? Wenn ich sie über habe, suche ich mir einfach eine Neue. Oishi müsste, zusammen mit Eiji, in so einem Fall neu tapezieren. Und das stelle ich mir nicht grade einfach vor - jedenfalls nicht mit Eiji. Oder, Variante Nummer Drei, man geht halt tanzen bis die Sonne unter geht, auch wenn die Freunde, die dabei mitmachen, immer weniger werden. Dem Druck von innen, kann man sich nicht so leicht entziehen und man kann ihn auch schlecht ignorieren. Und der geht so: Spinne ich total? Bin ich unreif, bindungsgestört, unattraktiv, schon zu alt und überhaupt zu merkwürdig? Will mich keine? Kein Chef, keine Frau, keine Versicherung? Bin ich zu leichtsinnig? Was, wenn ich den Moment verpasse, in dem mein Leben eine andere Richtung nehmen könnte? Was wartet dann auf mich? Der blanke Horror? Ich weiß, dass diese Fragen eigentlich alle mit nein zu beantworten sind, aber es gibt Tage, da kommen mir trotzdem immer wieder diese zwei Horrorszenarien in den Sinn, die ich mir ausmale, in die ich aber auf gar keinen Fall geraten will. Horror Nummer Eins: Ich habe den Druck nicht ausgehalten und mich gebeugt. Ich bin irgendwann 48, sitze in meinem schicken Haus, in meinen tollen Klamotten, die zwar teuer und neu sind, bei denen mich aber trotzdem jeder nach deren ersten Anblick fragt, ob ich mich im Dunkeln angezogen hätte. Aber meine hübsche Frau, die ich doch noch irgendwie abbekommen habe, die ist grade nicht da, die vögelt nämlich ihren Gärtner. Meine beiden überintelligenten Kinder wissen vor lauter Intelligenz schon gar nicht mehr, was sie mit mir reden sollen und das einzigste was mir geblieben ist, sind dieser blöde Rotwein, der langweilige, offene Kamin und all die schönen Tabletten. Die zum Aufwachen und die zum Einschlafen. Horror Nummer Zwei: Ich bin 48 und in meiner Unabhängigkeitsnummer erstarrt. Irgendwie habe ich vergessen die Richtung zu ändern. Jetzt bin ich nicht mehr aufregend genug, weder für dir guten Frauen, noch für meinen Job. Ich habe nicht viel zu tun, aber weil es mir mittlerweile peinlich ist, immer noch alleine in Bars rumzuhängen, sitze ich in meiner 3-Zimmer-Wohnung, zu meinen Füßen die doch noch zugelegte Katze, die mich aber auch nur liebt, weil ich ihr ihre Dosen öffne. Fiese Ängste. Doch ich liebe mein Leben zu sehr um mich davon unterkriegen zu lassen. Man muss aber doch begreifen, wann man mehr kann, als nur die Verantwortung für sich, eine Menge Kakteen, und vielleicht noch eine Katze zu tragen. Denn irgendwann ist es an der Zeit, der Welt etwas zurückzugeben, sie am Laufen zu halten. Das bedeutet so viel wie: Verantwortung für Kollegen, ein Eigenheim, eine Frau und vielleicht auch Kinder zu übernehmen. Die große Frage ist jetzt nur: Wie erkenne ich, das ich so weit bin und nicht alles in die Grütze reiten werde? Leute mit einem unglaublichen Selbstvertrauen wie Atobe, würden sich jetzt frage, warum etwas schief gehen sollte, wenn sie es anfassen. Und Perfektionisten wie Tezuka kennen das Wort Fehlschläge wahrscheinlich nicht mal. Ich, als Otto-Normal-Verbraucher, mache ich da aber schon so meine Gedanken, ob ich Verantwortung für andere übernehmen kann. Neulich kam ich in der Drogerie mit einer alten Dame ins Gespräch. Sie sagte: “Haben sie Kinder, junger Mann? Nein? Ach, ich wünschte, ich hätte auch etwas warten können. Aber ich hatte früh zu heiraten und Kinder zu kriegen. Ich beneide sie, das sie einer Generation angehören, die die Möglichkeit hat, es sich auszusuchen.” Sie verriet mir noch, welches Shampoo sie für ihre seidigen Haare benutze und dann wünschten wir uns noch einen schönen Tag. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich begriff ich etwas: Ich war mir plötzlich sicher, dass ich den Moment, in dem ich etwas ändern will, schon erkennen werde. Ich wusste einfach: Ich kann mich auf mich und mein Gefühl für das, was richtig ist, verlassen. Ich habe die verschiedenen Optionen von der Gestaltung meines Lebensweges und die Möglichkeit, zwischen ihnen zu wählen. Das ist es wohl, was ich in den vergangenen Jahren gelernt habe, und das ist mir sehr wertvoll. Ich habe gelernt, wer ich bin und was ich kann. Ich bin ein dauerhaft lächelndes Individuum Mitte 30, das neben Tennisspielen, Fotografieren und Kakteen großziehen, noch eine ganze Menge mehr kann. Ich war der in der Krise oder der im Glück und mich haut so schnell nichts mehr um. Das ist ein unglaublicher Schatz, den mir niemand mehr nehmen kann. Ich werde im nächsten Jahr 35, und mein Geburtstag wird ausgerechnet in diesem Jahr existent sein. Eiji fragt mich jetzt schon, ob ich lieber einer Schokoladen- oder eine Marzipantorte zu meiner Überraschungsgeburtstagsparty haben möchte. Ich weiß nicht, was bis dahin war, ist und sein wird, aber ich weiß, das ich auf diesen Schatz achten werde. Denn eines Tages, wenn ich meine Augen auf null drehe, will ich sagen können: Dies war das beste Leben, das mir möglich war. Und so kann ich denen, die behaupten ich hätte nichts erreicht, erhobenen Hauptes entgegentreten und sie lächelnd fragen: “Was wollt ihr eigentlich?” ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ja, was wollen wir alle eigentlich? Vielleicht sollte da einfach mal jeder länger drüber nachdenken, bevor er sich Hals über Kopf ins Leben stürzt. Sammelbegriff Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)