A Hero's Rising von Saria-chan ================================================================================ Verschlungene Pfade ------------------- @Schattenelf B..Besser als Twilight Princess? o.o *blush* Es stimmt schon, dass ich alles immer im Rahmen realistischer, möglicher Geschenisse zu halten versuch und teilweise 3-4 überleg, wie logisch jetzt welche Folgehandlung ist (und meinen Beta als gnadenlosen ichter in dem Bezug nicht zu vergessen XD), aber dennoch ... *etwas baff sei* Aber matürlich fühle ich mich von deiner Ansicht geehrt. ^-^ Danke. ^//^ @Komi Sheera eine gerudo, mhh.. sagen wir einfach, ich hätte nicht gedacht, dass der Plan von meinem Beta aufgeht. *gg* Aber danke für dein Lob.. ich weiß, ich bin ständig am lamentieren über meinen Schreibstil... aber das trifft größtenteils nur auf die Kapis zu, mit denen ich mich abquälen musste, und das letzte war eben so eins. ^^'' Aber danke, wirklich, ich freu mich jedes Mal über deine Kommis. ^//^ (und bei Links Hintern.. die Versuchung war einfach zu groß. XD) @all Ums kurz zu machen: Den Drang, FFIX zu spielen unterdrückend, hab ich meine ganze erste Ferienwoche mit der Arbeit an dem Kapitel hier zugebracht, da ich zuvor ja wegen Abi verhindert war. Ungefähr fünf Tage intensiven Schreibens und viel Kopfzerbrechen (diese verdammte, enge Zeitplanung, argh~ XD) brachten dann dieses gut 5900 lange Kapitelmonster zustande. XD Ursprünglich war's noch länger geplant, aber wenn ich das bis zu dem Punkt durchgezogen hätte, wär's mir mit 1000-1500 Wörtern zusätzlich doch etwas zu lang geworden. ^^'' Doch, ist schon gut so. Vor allem bin ich se~ehr zufrieden damit. Ja doch. Sehr zufrieden. X3 Und nun viel Spaß beim Lesen. Kommis erwünscht undsind gern gesehen . ^^ ------------- „Epona!“ Link stemmte die Arme in die Hüften und erteilte seiner Stute, welche mit einem schon beinahe panischen Wiehern und geblähten Nüstern vor Sheera zurückgewichen war, eine scharfe Rüge. Die rothaarige Frau hatte sich nach einem kurzen Mahl und etwas mehr des hier lebenswichtigen Wassers wieder soweit erholt, dass sie sich wieder aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnte und hatte sich beim Testen ihrer Kondition – wenngleich unbeabsichtigt – sich dem Reittier des Kriegers genähert. Seine neue Begleiterin zuckte nur mit den Schultern. „Euer Pferd tut das einzig Richtige. Ich wäre auch misstrauisch, wenn mein Gegenüber nach dem Blut meiner Artgenossen riechen würde“, stellte sie nüchtern fest, wobei sie sich umdrehte und in Links verständnislose wie schockierte Miene blickte. Die klare Flüssigkeit aus den Lederschläuchen des Hylianers hatte die Spuren aus tiefem Rot um ihre Lippen zwar verblassen lassen, doch immer noch lag ein dunkler Schleier auf der sonnengebräunten Haut. „Eure romantischen Vorstellungen nützten hier rein gar nichts. Entweder Ihr fresst oder werdet gefressen.“ Die Bitterkeit, die in Sheeras harschen Ratschlag geflochten war, zeigte sich als ungenannter Beweis, dass es nicht allein diese Grenzerfahrung gewesen war, welche die rothaarige Frau in ihren Ansichten so geprägt hatte. Ihre granatfarbenen Augen, hart und kühl wie die Oberfläche jener Kristalle, deren Ebenbild sie waren, verstärkten diesen Eindruck nur noch. „Und mein Pferd ist so nicht umsonst gestorben“, schloss sie und ihre Züge entspannten sich wieder ein wenig. Link schüttelte den Kopf in Unverständnis. So wenig vereinbar schien die Tat der Wüstenreisenden mit seinen eigenen Weltanschauungen und dennoch war ihre Logik nicht von der Hand zu weisen – so war der natürliche Lauf der Dinge. Wenn er daran dachte, dass er in eine ähnliche Situation wie sie geraten könnte ... er wusste nicht, ob sein Herz jemals so erkalten konnte, dass er Epona... nein, das mochte er sich gar nicht erst vorstellen. „Jeder Mensch braucht Ideale, an die er glauben kann, nicht wahr?“ verteidigte der grüngewandete Soldat seine Einstellung mit dem Ansatz eines hoffnungsvollen Lächelns. „Ideale?“ fragte Sheera zweifelnd und schien zu warten, dass der Hylianer sich erklärte. Wenngleich ihren Zügen ein gewisses Interesse innewohnte, war an ihrem Tonfall deutlich der Verlust des Glaubens an dieses Wort zu erkennen. „Wenn es nichts mehr gibt, wonach es sich lohnt zu streben, was sonst sollte einen Menschen vorantreiben?“ „Hunger“, erwiderte die Wüstenreisende mit einem beinah schon gleichgültigen Schulterzucken. Link konnte ob dieser banalen Antwort auf diese philosophische Frage nicht anders, als kurz auflachen. „Stimmt. Mein Magen würde Euch da sogar zustimmen.“ Dann erhellte selbstsicheres Leuchten das dunkle Saphirblau des hylianschen Soldaten. „Aber wolltet Ihr das dann noch Leben nennen?“ Link wusste sein Ziel als erreicht, als die Verblüffung in den Zügen der rothaarigen Frau wich und ein schmales – obwohl immer noch ein wenig spöttisches – Lächeln umspielte ihre Lippen. „Anscheinend doch nicht der närrische Träumer, für den ich Euch hielt. Schön, dann zeigt mir Eure Ideale. Dürfte so eine unterhaltsame Reise werden.“ „Zumindest keine einsame. Aber wo Ihr von Reisen sprecht: Wir sollten aufbrechen, solange es noch nicht Mittag ist,“ entgegnete Link, den leisen Hohn in ihrer Stimme übergehend, da er weitaus rauere Umgangsformen von seinem Leben in der Kaserne gewöhnt war. Sheera nickte stumm und ihre rubingleichen Augen wanderten in Richtung des Monolithen, unter dem sie die letzten Tage Zuflucht gesucht hatte. „Wartet.“ Ohne eine Zustimmung des auserwählten Heroen abzuwarten, verschwand sie – mit für ihren Zustand erstaunlich raschen Schritten – im bläulichen Schatten des großen Steins und somit aus Links Blickfeld. Das Scharren von Metall durchschnitt die allgegenwärtige Stille des einsamen Niemandslandes, die mit dem Verebben ihres Gespräches rasch wieder Einzug an diesen Ort gehalten hatte und erneut die Gedanken des Hylianers zu Zelda hatte wandern lassen. Allein die Vorstellung, dass seine Suche innerhalb der nächsten drei Tage vielleicht endlich enden würde, ließ sein Herz zu der Melodie einer unbezähmbaren Aufregung tanzen. Dann trat die rothaarige Frau wieder hinter dem Findling hervor. In ihren Händen trug sie etwas, was zunächst an zwei kostbare Mondsicheln aus edlem Metall erinnerte. Das schwache Licht verwandelte den geschwungenen Stahl in ein silbernes Meer, auf dessen Oberfläche goldene Wirbel und erstarrte Wasserperlen des königswürdigen Metalls schimmerten. Tiefrote Granate fügten sich in den Tanz der sonnenleuchtenden Wellen und glänzten wie Tropfen frischen Blutes. Doch diese schlichte Schönheit konnte nicht über die tödlichen Schneiden hinwegtäuschen, die sich über die äußern Rundungen zogen. Ein Ende der dünnen, fast bis zu ihrem Armgelenk reichenden Metallblätter mit Griffen versehen, an denen Sheera diese ungewöhnlichen Waffen hielt, deren Eleganz in solchem Gegensatz zu dem heruntergekommenen Erscheinungsbild seiner neuen Begleiterin stand. Sie schlug den schmutzigen Umhang zurück, offensichtlich um die Klingen in einer Halterung auf ihrem Rücken zu befestigen und zum ersten Mal wurde Link der Kleidung der Reisenden gewahr. Das orientalische Oberteil in sanftem Gelb umfloss ihren Körper wie das blasse Morgenlicht eines Wintertages und ließ den von vielen Reisen gebräunte Haut ihrer entblößten Oberarme noch ein wenig dunkler erscheinen. Die ellenlangen Handschuhe aus festem Stoff mussten einmal in hellem Weiß und pastellenem Braun geschimmert haben, jetzt verschlang dunkles Rot einen großen Teil der zarten Farben und Staub hatte ihnen den Glanz geraubt. Ein schmaler Gürtel hielt die kurze, weite Hose auf ihren schmalen Hüften und kniehohe Schnürstiefel umschlossen ihre trainierten Beine – Symbole, die mehr praktischen Nutzen denn kleidsamen Aspekt besaßen und keinen Zweifel daran ließen, dass diese Frau eine Kriegerin war. „Ich bin bereit“, erklärte sie, als die fremdartigen Klingenwaffen auf ihrem Rücken ruhten und blickte entschlossen in das Saphirblau des Hylianers. „Ich ebenfalls. Je schneller wir dieser Hölle entkommen, desto besser. Lasst uns aufbrechen.“ Der Himmel am westlichen Horizont lag unter einem Schleier aus glühenden Rot und schien geschmückt mit blitzendem Blattgold, während auf den wenigen Wolken bereits erste zartviolette Schatten lagen. Der Tag machte der Nacht platz, welche mit ihren eisigen Winden dem Glutofen, in welchen die Sonne die Umgebung verwandelt hatte, beständig die brennende Hitze nahm. Link genoss diese kurze Zeit des Zwielichts, in der die Temperaturen erträglich waren und nicht in einem der beiden für ihn so ungewohnten Extreme schwankten. Hinter ihm im Sattel saß Sheera und wie fast immer schwieg die rothaarige Frau. Es war selten, dass sie von sich aus sprach und auch sonst waren die Gespräche mit seiner neuen Begleiterin den vergangenen Tag eher kurz ausgefallen. Deswegen erstaunte es den Hylianer jetzt umso mehr, als er Sheeras Stimme hinter sich hörte. „Und welches Verbrechen habt Ihr begangen, dass Ihr hier seid und nicht in Hyrule?“ Verwundert über diese unerwartete Frage sah Link über seine Schulter zu der Wüstenreisenden, dann wanderte der Blick des Schwertkämpfers vom Gesicht der rothaarigen Frau auf den Boden, der unter Eponas Hufen an ihnen vorbeizog. Ein sanftes, nahezu schon verlegenes Lächeln ließ seine Mundwinkel nach oben wandern, während sich die Antwort in seinen Gedanken formte. „Höchstens jenes, mich zu verlieben.“ Das glückliche Leuchten verschwand aus seinen Zügen und mitternächtliches Blau traf feuriges Rot. „Die Frau, die ich liebe, ist von Goblins entführt worden und ihre Spur verliert sich hier. Vielleicht konnte sie sich befreien und bis Al-Tuvis durchschlagen“, erwiderte Link und entschied sich, bei jener Geschichte zu bleiben, welche er schon Kai erzählt hatte. Zudem er nun auch wusste, wie nahe jene anfängliche Mutmaßung der Wahrheit kam und die gewissensbelastende Lüge schmälerte. „Eure Naivität sucht ihresgleichen“, antwortete Sheera mit ihrer üblich kühlen und direkten Art. Der Blick des grüngewandeten Soldaten ruhte nun wieder auf der zersprungenen Oberfläche des Ödlandes, dessen trostlose Szenerie sich über den gesamten Horizont spannte und den Worten seiner neuen Begleiterin eine vernichtende Überzeugungskraft verliehen. „Ich weiß. Aber ich muss daran glauben. Wenn ich jetzt die Hoffnung aufgebe...“ Abwesend beobachtete der Held, wie der Gegenwind Eponas Mähne in einen Wirbel aus flimmerndem Weiß verwandelte und lauschte einen Moment lang der monotonen Melodie des Trabes seiner Stute. Doch noch bevor er jene Worte ausgesprochen hatte, die er eigentlich nicht hören wollte, durchbrach Sheeras resignierendes Seufzen die Mauer der Stille zwischen ihnen beiden. „Wenn Euch so viel daran liegt, halte ich in der Stadt auch Ausschau nach ihr. Wie ist ihr Name?“ „Danke. Ihr Name ist Zelda“, erwiderte Link und war glücklich über diese unverhoffte Unterstützung, die in Form der rothaarigen Frau zu ihm gestoßen war. Doch kaum hatte er den Namen seiner Liebsten ausgesprochen, spürte er, wie sich die Wüstenreisende hinter ihm im Sattel anspannte und ihre Finger auf seiner Hüfte sich in sein Kettenhemd gruben. Besorgt wandte er sich um. „Sheera? Was ist los?“ „Nichts. Nur eine schlechte Erinnerung.“ Der Schwertkämpfer wusste, dass er sich mit dieser Antwort zufrieden geben musste. Sheeras Tonfall machte unmissverständlich klar, dass die rothaarige Frau nicht weiter über dieses Thema reden wollte und würde. Stattdessen wählte er einen anderen Ansatz für ein Gespräch, hoffend endlich etwas mehr über seine schweigsame Begleiterin zu erfahren, die Geheimnisse wie ein undurchschaubarer Mantel umgaben und die Neugier des Soldaten immer wieder von Neuem entfachten. „Darf ich dann wenigstens fragen, warum ihr hier seid? Ihr seid doch auch eine Hylianerin, nicht wahr?“ Trotz der ungezähmten Haarpracht seiner Begleiterin waren ihm die spitzen Ohren nicht entgangen, die aus dem dunklen Rot hervorragten und sie eindeutig als eine Angehörige des Volkes der Hylia auswiesen. Durch die Begegnung mit Kai war dem Krieger dieses körperliche Merkmal, das sein eigenes Volk auszeichnete und von den Einheimischen dieser Region unterschied, erst wirklich bewusst geworden und es interessierte ihn deswegen umso mehr, was seine neue Begleiterin zur Durchquerung dieses Ödlandes getrieben hatte. „Shiekah“, murmelte Sheera. Bemüht die leisen Worte der rothaarigen Frau zu verstehen, brauchte der Heroe zunächst einen Moment, um die Bedeutung ihres Ausspruchs zu realisieren. Als er sich jedoch erinnerte, was mit diesem ungewöhnlichen Namen in Verbindung stand, wurden seine saphirfarbenen Augen von einem mehrmaligen Blinzeln verschleiert, das sein Erstaunen gebar. Link hatte von ihm gehört, dem legendären Schattenvolk, das seit jeher im Dienste der hylianschen Königsfamilie stand und im Verborgenen wichtige Aufträge und Staatsangelegenheiten regelte. Sie galten meisterhafte Spione und ausgezeichnete Kämpfer – enge Vertraute von Hyrules Regenten, in deren Schatten sie lebten, wodurch sie ihren bezeichnenden Beinamen erhalten hatten. Dieser Tage war es selten geworden, dass man einem dieser sagenumwobenen Menschen begegnete, besonders weil in den langen Jahren des Friedens wenig Notwendigkeit bestanden hatte, die Shiekah auf Missionen zu schicken. Zahllose Mythen rankten sich um das zurückgezogen lebende Volk und fantasiereiche Köpfe schrieben ihm die phantastischen Fähigkeiten zu, welche Link zwar als kleiner Junge mit leuchtenden Augen geglaubt hatte, nun jedoch die meisten von ihnen als Märchen erkannte. Obwohl die Geschichten seiner Kindheit an Magie verloren hatten, schmälerte dies seine Verwunderung nur geringfügig, eben nun einer Angehörigen der geheimnisumwitternden Shiekah gegenüberzusitzen. „Ihr wisst von uns, oder? Dann versteht auch, warum ich Euch den Grund meiner Reise nicht nennen kann.“ Es war schwer zu sagen, ob die letzten Worte der rothaarigen Frau als flehende Bitte oder abweisender Befehl gedacht waren, auf seltsame Art und Weise vereinte ihre Stimme diese grundverschiedenen Gefühle. Link seufzte. Schon mit der namentlichen Nennung ihres Volkes war die Ahnung in dem Heroen erwacht, dass er nicht so viel über die Wüstenreisende erfahren würde, wie er sich zuerst erhofft hatte. Da waren so viele neue Fragen, besonders was Sheeras Verbindung zum Königshaus und Zelda betraf, aber die Shiekah hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er den schmalen Grat zwischen zurückhaltendem Interesse und ungezügelter Neugier fast übertrat. Der Hylianer wollte um keinen Preis die dünnen Bande der Freundschaft, welche das Schicksal gerade zwischen ihnen wob, wieder zertrennen und entschied sich, über dieses Thema vorerst Stillschweigen zu bewahren. Diese Resignation und Enttäuschung spiegelten sich auch in seiner Stimme wieder, als er erneut sprach. „Ihr macht es einem nicht grade einfach, der sich mit Euch anfreunden will.“ Überraschung erhellte die Züge der Shiekah, ehe sich nach einigen Momenten der Ansatz eines Lächelns auf ihr Gesicht legte. „Und Ihr scheint mir ein ziemlicher Dickschädel zu sein.“ Links Mundwinkel hoben sich in einer Erwiderung und in seinen tiefblauen Augen lag eine stumme Herausforderung. „Ein Wettstreit?“ Obgleich das Schulterzucken der Wüstenreisenden Gleichgültigkeit ausdrückte, ließen ihre folgenden Worte keinen Zweifel daran, dass sie der Idee nicht abgeneigt war. „Wer weiß? Von Euren Idealen hab’ ich übrigens auch noch nicht viel gesehen. Seid Ihr sicher, dass zwei Tage dafür genug sind?“ „Ich bin schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden.“ „Beispielslose Selbstüberschätzung?“ „Ich nenne es Optimismus. Aber in Al-Tuvis werden wir ja sehen, wer von uns beiden Recht behält.“ Sheera erwiderte nichts mehr, sondern gestand mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln stiller Ergebenheit Link diesen ersten, kleinen Sieg zu. *** Schlaf war für Zelda diese Nacht nur ein flüchtiger Besucher gewesen. Alpträume hatten ihren Geist einmal mehr heimgesucht. Nachtmahre, von denen sie hoffte, dass ihre Bilder sich nicht in Wirklichkeit wandelten – nicht von den Göttern geschenkte Visionen waren. Von unsichtbaren Schwingen getragen hatte sie im nächtlichen Himmel des Ödlandes geweilt und ihr geliebtes Hyrule gesehen. Doch Leben war wie aus einer bösen Wunde aus den grünen Ebenen geflossen und sie hatte hilflos ansehen müssen, wie ihr Land starb und von einem finsteren Schatten überzogen wurde. Ein flackerndes Licht war der Dunkelheit gegenübergetreten und in der schwarzen Materie verschwunden. Regelrecht von ihr verschlungen worden. Nun stand sie am Fenster des kleinen Raumes, welches ihr den nordöstlichen Horizont zeigte und ihre Hände ruhten auf dem schmalen Sims. Ein kühler Wind zerrte an dem weißen Nachtgewand, dass man der Prinzessin ihrer zerfetzten Kleider statt angelegt hatte und ihre Glieder zitterten unter Kälte und den Nachwehen des erst kürzlich verklungenen Fiebers. Sie wusste, dass sie damit ihren geschwächten Körper wenig Gutes tat, aber sie konnte nicht anders. Es war nicht das nächtliche Al-Tuvis, welches sich vor ihr eröffnete und ihre azurfarbenen Augen sahen. Die hellen Häuser der Oase, auf denen blasses Mondlicht und rötlicher Fackelschein mit ihren Farben malten, wurden zu den Wohnungen und Geschäften ihrer Heimat; die raue Oberfläche der Behausungen aus Sandstein verwandelte sich in die Fachwerk-Fassaden der hylianschen Hauptstadt, bei welcher ihre Gedanken weilten. Sie war Amon zutiefst dankbar für alles, was der Händler für sie getan hatte. Die Sorge um ihr Land nahm jedoch mehr und mehr ihrer Gedanken ein. Zwei Tage. Zwei ganze Tage waren seit ihrem Erwachen vorbeigezogen, in denen sie keine Kunde von Hyrule erhalten hatte. Zeldas Hoffnungen waren gering, dass sich dieser Zustand ändern würde. Weder ein Händler noch ein Bote aus ihrem Reich würde in naher Zukunft in Al-Tuvis rasten. Nein, die nächsten Hylianer, welche die Oase betraten, würden Kriegsflüchtlinge sein, dessen war sie sich sicher. Unter keinen Umständen konnte sie bis zum Eintritt jenes Ereignisses warten Sie musste nach Hyrule zurückkehren und ihrem Volk beistehen. Der Lärm, welcher aus den unteren Räumen des zweistöckigen Anwesens drang, ließ den Gedankenstrom der jungen Frau abreißen. Lautes Gelächter kündete von guter Laune und eine Sitar erzählte von der Leidenschaft des Tanzes. Amon hatte am vergangenen Tag einen neuen Handelspartner für sich gewinnen können und feierte diesen Erfolg nun ausgelassen mit seinen Freunden. Dies war eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit ihrer Entscheidung, Al-Tuvis nicht mit in die politischen Wirren ihres Landes zu ziehen, indem sie ihre wahre Identität verschwieg. Ihrem Retter hatte sie sich deswegen als Zefira vorgestellt – die Tochter eines Adeligen, die auf dem Weg zur Hochzeit ihres Bruders in Termina gewesen war und während eines Angriffs aggressiver Goblins von ihrer Verwandtschaft getrennt worden war. Natürlich hatte Amon umgehend einen Boten in das Land westlich der Einöde schicken lassen – ein Bote, von dem die unerkannte Herrscherin wusste, dass er sein Ziel nie finden würde. Aber es war besser so. Das Lachen auf den Gesichtern dieser freien Menschen würde verlöschen, wenn sie sich dieser Schlacht anschlossen und unter den Angriffen von Ravens Heer litten. Auch wenn sie jede Hilfe in diesem Kampf gebrauchen konnte, so war es doch in erster Linie ein Krieg, den sie als Hyrules Regentin hinaufbeschworen hatte und sie besaß nicht das Recht, andere Völker durch ihre Schwäche mit ins Verderben zu reißen. „Ihr solltet noch nicht Euer Bett verlassen“, tadelte sie Amons Stimme, welche der Alkohol zu einem leichten Singsang hatte werden lassen. „Ich fühle mich gut“, erwiderte Zelda, ohne ihren Blick von der nächtlichen Szenerie der Oasenstadt abzuwenden. „Euer Blick weilt immerzu im Norden. Ist die Sehnsucht nach Eurer Heimat so groß?“ „Es ist selten, dass ich so lange fort von daheim bin ohne nicht einmal Neuigkeiten aus Hyrule erfahren zu haben.“ Die Prinzessin hörte die Schritte des Händlers auf dem Teppich und nahm den süßen Geruch eines schweren Weins war, welcher den Kaufmann wie eine Wolke umgab. „Ich mache mir einfach Sorgen“, fuhr sie fort und spürte dann voller Verwunderung den weichen Stoff einer warmen Decke, welche Amon sanft über ihre Schultern legte, auf ihrer ausgekühlten Haut. „Ihr müsst frieren“, erklärte der Händler und Zelda nahm die Geste ob der Kälte in ihren Gliedern dankbar an. Für einen Moment war sie versucht, sich gegen den Oberkörper des hochgewachsenen Wüstenbewohners zu lehnen, die Augen zu schließen und einfach zu vergessen. Doch dann verbot sie sich diese Gedanken. Aus Hilflosigkeit und Verzweiflung Trost in einem Liebesabenteuer zu suchen konnte niemals gut enden und würde alles nur unendlich komplizierter machen. Sie musste stark sein und durfte keine Schwäche zeigen. Nur weil über ihr Land eine scheinbare Katastrophe hereingebrochen war, konnte sie nicht plötzlich die Willenstärke abwerfen, welche sie ihrem Volk jahrelang vorgelebt hatte und welche sie auszeichnete. So war es Unbehagen, welches in ihr aufwallte, als Amon nicht von ihren Schultern abließ und sich ihr auf beinah intime Reichweite näherte. „Amon?“ fragte die junge Herrscherin mit wachsendem Misstrauen. Ihr Retter war wohl doch mehr der geisteslösenden Wirkung des Alkohols erlegen, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. „Ich kenne einen guten Weg, Eure Sehnsucht auszulöschen“, säuselte der Wüstenbewohner und Zelda schlug das volle Aroma des starken Beerenweins entgegen, während er seinen Kopf neben ihren senkte. „Amon! Lasst mich los! Bitte!“, flehte die blondhaarige Frau und unterdrückte Angst ließ ihre sanfte Stimme hart werden. Sie versuchte sich, aus dem Griff des Kaufmanns zu winden, doch vergeblich. Ihr Körper war noch zu geschwächt vom tagelangen Fieber und zudem verlieh der Rausch dem Kaufmann ungeahnte Kräfte – sie focht einen Kampf, den sie nicht gewinnen konnte. „Bleibt hier“, murmelte der Wüstenbewohner und umschloss ihre Handgelenke mit seinen schlanken Fingern. Er drehte sie herum, sodass die Prinzessin nun in das Gesicht des Händlers blickte. Der Alkohol hatte Amon vollkommen unter Kontrolle. Die goldenen Augen des Mannes waren glasig und verschleiert. Sie hatten nichts mehr mit den intelligenten Lichtern jener Person gemein, die Zelda als Amon kennen und schätzen gelernt hatte. „Lasst mich los, Ihr verdammter Trunkenbold!“ war Zeldas einzige Antwort, worauf der Kaufmann den Abstand zwischen ihnen beiden um ein weiteres Mal verringerte und seinen Griff festigte. Zeldas Herz hämmerte wild gegen ihren Brustkorb und panisch suchte sie nach einem Ausweg aus diesem beginnenden Alptraum. Sie besaß nicht die Stärke sich zu befreien und sie wagte es nicht zu schreien, weil sie nicht wusste, wie weit Amon dann gehen würde, um sie ruhig zu stellen. Hektisch überlegte sie, ihre Gedanken rasten und schließlich flackerte eine Erinnerung in ihr auf. An etwas, das ihr bereits früher im Schloss einige Rüge eingebracht hatte und ihre Zofen bei dem vergeblichen Versuch, ihr diese unrühmliche Angewohnheit auszumerzen, in schiere Verzweiflung getrieben hatte. Mit aller Kraft, welche ihr ausgezehrter Körper noch hergab, ließ sie ihr Knie nach oben schnellen. Amons gepeinigtes Wimmern und das Weichen der Stärke seiner Umklammerung sagten Zelda, dass sie die richtige Stelle im Schritt des Mannes getroffen hatte. Endlich gelang es ihr, sich aus seinem Griff zu befreien und ihre Hand federte zu einer heftigen Ohrfeige in Amons Gesicht und ließ ihn die vor Schmerz geweiteten Augen schließen. Dann sank sie zitternd und entkräftet auf der nahen Bettkante nieder, den Kaufmann nicht aus den Augen lassend. Der Schmerz hatte wohl einiges getan, um den Nebel des Alkohols um Amons Kopf zu lichten, stellte die unerkannte Herrscherin fest, als er zu einer gestammelten Entschuldigung ansetzte. „Ich... Es.. es tut mir Leid. Ich habe zu viel getrunken, Die Kontrolle verloren. Ich... ich hätte nicht hier her kommen sollen.“ Zelda rieb sich die Handgelenke, durch die selbst jetzt noch Wellen quälender Hitze brandeten, und blickte zu dem Wüstenbewohner, der wie ein geprügelter Hund in der Mitte des dunklen Zimmers stand. „Tatsächlich?!“ fragte die junge Regentin ungehalten und kämpfte immer noch um das Wiederlangen ihrer Fassung, während ihre sonst so sanfte Stimme sich regelrecht vor Sarkasmus und Ironie überschlug. „Bitte sagt mir, wie ich diesen Fehler wieder gutmachen kann“, flehte der Kaufmann verzweifelt. Die Prinzessin schob ihre Wut mit einem tiefen Atemzug von sich und blickte in die goldenen Augen des Händlers. Der Wunsch nach Vergebung darin war echt und frei von jeglicher Heuchelei. Amon meinte seine Worte ehrlich und war sich seiner Schuld vollkommen bewusst. Sie senkte den Blick – wissend, dass ihr nun keine Gefahr mehr drohte – und ließ sich das Angebot des Händlers durch den Kopf gehen. Ihr Herz hatte Amon die Tat durch das Zeigen seiner aufrichtigen Reue bereits wieder vergeben, zumal der Gedanke an Vergeltung sie ohnehin selten über längere Zeit hinweg verfolgte. Die vielleicht einzige Möglichkeit auf einen plausiblen Grund für die Rückkehr nach Hyrule deswegen ungenutzt vorüberziehen zu lassen, wäre jedoch eine Dummheit ohne Gleichen. Amons Fehltritt brachte sie in eine Position, in der sie Bedingungen stellen konnte, ohne das sie sich verpflichtet fühlen musste, sich ihrem Gastgeber genauer erklären zu müssen. Sie hob die Lider, ihre Augen dahinter immer noch kühl und unnahbar wie ein eisiger Bergsee und kein Zeichen der Versöhnung darin erkennbar. Die Jahre am Hof, wo selten jemand etwas so meinte, wie er es sagte und es nötig war, dieser Falschheit mit Vorsicht zu begegnen, hatten sie gelehrt, diese Maske zu tragen, die ihre wahren Gefühle verbarg. Obwohl sie diese Unehrlichkeit hasste , konnte sie die Nützlichkeit dieser antrainierten Eigenschaft jetzt nicht leugnen. „Ich möchte nach Hyrule zurückkehren. Ich verlange, dass mir dafür ein Pferd und ein Führer zur Seite gestellt wird “, erwiderte sie hart und einer Befehlsgewalt in der Stimme, die keinen Widerspruch oder Fragen zuließ. Ihr Retter schien mehr als unglücklich über die Entscheidung der jungen Frau. Zwar ließ das Halbdunkel sein Gesicht zu einem undeutlichen Schatten verschwimmen, aber seine Niedergeschlagenheit umgab ihn wie ein unsichtbares Gewand und war deutlich spürbar. Dennoch schien die Konsequenz seines unbedachten Handelns zu akzeptieren. „Wann?“ fragte er , noch nicht vergangner Schmerz und neue Enttäuschung – zum Teil sicherlich auch über sich selbst – dämpften seinen Tonfall. „Sofern möglich, innerhalb der nächsten zwei Tage. Aber da ich ohnehin noch Verpflegung brauche, möchte ich mich morgen in Al-Tuvis umsehen .“ Ihre Züge wurden nun endlich wieder versöhnlich und ein leichtes Lächeln zeichnete sich um ihre Lippen ab. „Es wäre mir eine Freude, wenn ihr mich dabei begleitet. Nüchtern.“ Die Erleichterung in dem strahlenden Gold von Amons Augen und das zustimmende Nicken des Wüstenbewohners verrieten, das er dieser Bitte mit Sicherheit nachkommen würde. *** „Link, langsamer!“ hörte er Sheera hinter sich rufen, die sich reflexartig an seinen Oberkörper geklammert hatte, nachdem der Hylianer Epona unvermittelt zu einem Galopp angetrieben hatte. „Warum? Hast du Angst zugeben zu müssen, dass du unsere Wette verloren hast?“ erwiderte der Schwertkämpfer, während ein Grinsen sein von Hitze und Trockenheit gezeichnetes Gesicht aufleuchten ließ Link war in Hochstimmung. Sie waren besser vorangekommen als gedacht, was die Umrisse der Stadt, die sich im Licht der Vormittagssonne gegen das blasse Tuch des blauen Himmels am Horizont abzeichnete, deutlich bewiesen. Die Hoffnung, womöglich endlich Zelda finden zu können, verwandelte sich in bange Vorfreude und verdrängte die Angst, seine Liebste nicht in der Oase anzutreffen und damit seine Zuversicht auf ein glückliches Ende seiner Suche endgültig zerstört zu sehen. Zudem war es ihm durch die frühmorgendlichen Übungskämpfe, welche die Shiekah und er begonnen hatten zu bestreiten, gelungen, Sheera einen Teil ihrer ablehnenden und mürrischen Haltung fallen zu lassen, mit der sie sich wie eine Mauer umgab. Ihnen beiden war bewusst gewesen, dass sie ihre Kräfte eigentlich hätten schonen sollten, um diesen Gewaltritt überstehen zu können. Aber sie beide waren Kämpfer und aus Links anfänglichen Interesse für die ungewöhnlichen Waffen seiner Begleiterin, die sie selbst als Ellenbogenklingen bezeichnete, war schnell ein Messen ihrer Fähigkeiten erwachsen. Sowohl der junge Mann als auch die Shiekah genossen diese Abwechslung jenseits der eintönigen Reiterei und somit hatte sich daraus Grundlage für eine Freundschaft entwickelt, die nun beständig wuchs. Diese vorangegangnen Erfolge und die Aussicht, endlich dieser Hölle von Wüste entkommen zu können, hatten ihn in einem Ausdruck spontaner Freude das Tempo seiner Stute erhöhen lassen. Die undeutlich gemurmelte Erwiderung der rothaarigen Frau wurde vom Fauchen des Gegenwindes verschlungen und die saphirfarbenen Augen des grüngewandeten Soldaten wanderten kurz nach hinten. „Was?“ „Selbst wenn... es nützt dir nicht mehr viel, wenn ich runterfalle!“ grummelte die Wüstenreisende und ihre verkrampfte Haltung ließ den Schluss zu, dass ihre Worte nicht nur leichthin gesprochen waren. Mit einem unterdrücktem Seufzer zügelte der Heroe Epona und ließ sie zurück in den gewohnten Trab fallen. „Tut mir Leid. Ich war wohl etwas voreilig“, entschuldigte sich der junge Mann, wobei er spürte, wie Sheera sich von ihm löste und wieder ihre übliche Position im Sattel einnahm. „Wir sind auch so noch vor Mittag da“ erklärte die Shiekah. Mittlerweile kannte sie ihn gut genug, um die Schuld für diese übereilte Aktion bei der Ungeduld des blondhaarigen Hylianers zu suchen. „Sie wird dir schon nicht weglaufen, wenn sie tatsächlich da ist.“ Einmal mehr fiel Link auf, wie sehr Sheera an den Hoffnungen des Kriegers zweifelte. Ihre Einstellung darüber verstand er vollkommen, da ihm selbst bewusst war, wie verschwindend gering die Möglichkeit eines solchen Zufalls wäre, die Frau seines Herzens in Al-Tuvis anzutreffen... aber in im in den letzten Worten der Wüstenreisenden verbarg sich etwas, das er schon einige Male in ihnen wahrgenommen hatte: Eine Enttäuschung und eine Abneigung, deren Ursprung Link fremd war und die sich seinem Begreifen entzogen. Es war während ihrer Reise nicht oft passiert, dass diese sonst zurückgehaltenen Gefühle mit solcher Deutlichkeit zu Tage traten. Nun jedoch durchdrangen sie wieder mit aller Klarheit die raue Stimme seiner Begleiterin und gaben dem jungen Mann erneut ein Rätsel auf. Was nur war der Auslöser für diesen harschen Tonfall? Noch war ihre Freundschaft von zu kurzer Dauer, als dass es der Hylianer gewagt hätte, tiefer zu schürfen. Besonders wenn er die Endgültigkeit in der Stimme der rothaarigen Frau während ihres Gespräches vor wenigen Tagen dachte. Vielleicht würde er es sogar nie erfahren. Damit würde er sich wohl oder übel abfinden müssen, war es doch die Entscheidung der Shiekah, in wie weit sie die von ihm angebotene Freundschaft annahm und sich ihm öffnete. Aber zumindest konnte er dafür sorgen, das die Verbitterung wenigstens etwas aus den Zügen der Wüstenreisenden wich. „Sicher? Bei unserer Wette...“, begann er sie zu necken und versuchte somit, die gedrückte Stimmung wieder aufzuhellen, wurde jedoch von Sheera unterbrochen. „Link?“. „Ja?“ „Halt einfach den Mund und reite.“ Der von den Göttern auserwählte Held kam dieser Bitte nur zu gern nach, lächelte selbstzufrieden... und trieb Epona erneut zu einem Galopp an. Al-Tuvis unterschied sich vollkommen von jeder anderen Stadt, die Link bisher gesehen hatte. Inmitten des Niemandslandes zwischen Hyrule, Termina und Labrynna liegend war die Oase eine Anlaufstelle für viele Reisende und ein Umschlagsplatz für Waren und Güter –vornehmlich aus den zwei Reichen westlich und südöstlich des Heimatlandes des Hylianers, da Links Volk selbst weniger gefährliche Handelsruten als jene durch die Ödnis bevorzugte. Die schillernde Erscheinung dieses Schmelztiegels der Kulturen ließ keinen Zweifel an diesem einzigartigen Status. Ähnlich den glänzenden Federn eines prächtigen Pfaus fächerten bunte Segeltücher über der Straße kühlenden Schatten und an den Ständen darunter, deren überwältigende Menge sich vor den weißgetünchten Häuserwänden zu einem hölzernen Strom ohne erkennbare Quelle und Mündung verband, schien es mehr zu geben, als ein einzelner Mensch je in seinem Leben hätte begehren konnte. Der süße Duft exotischer Früchte hing in der trockenen Luft und vermischte sich mit dem Aroma frisch verarbeiteten Leders, der seinen Ursprung in dem Geschäft eines Gerbers in der Nähe hatte - gleich einem Sinnbild für die Gegensätzlichkeiten, welche diese Stadt in sich vereinte. An einem anderen Stand bot ein Händler kostbare Tuche aus Meisterhand feil, während die Front eines nächsten Ladens mit kräftigen Farben verschiedenster Gewürze die Blicke der Basarbesucher auf sich zog wurde und wiederum ein anderer Handelsmann die Sonne vielfach mit den Oberflächen der frisch polierten Schwerter und Dolche seines Verkaufsbereiches einfing. Leicht ließ sich erkennen, wer schon länger in der Oase lebte und wer sich nur auf der Durchreise befand. Leuchtende Farben und ausgefallene Schnitte prägten die Kleidung der Kaufleute aus den umliegenden Ländern. Die Bewohner von Al-Tuvis schienen hingegen unkomplizierte und einfache Gewänder in hellen Naturtönen zu bevorzugen. Mit ihrer lehmfarbenen Haut glichen sie auf eine seltsame Art und Weise Sheera, obwohl dieser dunkle Teint ein natürliches Merkmal des Wüstenvolkes sein musste und nicht wie bei der Shiekah von den zahllosen Stunden in der Sonne resultierte. Doch bereits hier endeten die Gemeinsamkeiten mit der Begleiterin des hylianschen Soldaten, denn obwohl von der Hektik des belebten Straßentreibens geprägt, spiegelte sich Sorglosigkeit und Freude auf den Gesichtern jener Menschen wieder. Ausgelassenes Kinderlachen verwob sich mit den Rufen der Marktschreier und den angeregten Unterhaltungen einkaufender Frauen zu einem dichten Klangteppich, wie er überall auf den Basaren dieser Welt zu finden war und die Lebenslust dieser Oase reflektierte. Nach den langen Stunden in der tristen Eintönigkeit des Ödlandes fühlte sich Link regelrecht erschlagen von dieser Vielzahl neuer Eindrücke., die als unbezähmbare Flut bunter Bilder und einzigartiger Düfte auf ihn einströmte. Es fiel unendlich schwer, ein neugieriges Auge von all dem zu lösen. Dennoch suchte das Saphirblau des blondhaarigen Kriegers bald Erlösung in dem Anblick ruhiger Seitenstraßen, da die Intensität der Wahrnehmung seinen Kopf bereits nach kurzer Zeit schmerzen ließ. „Wir haben Glück“, stellte Sheera fest und ließ sich von Eponas Sattel gleiten. „Heute ist Markt.“ „Es ist hier also nicht immer so?“ fragte Link und schwang sich ebenfalls aus dem ledernen Reitsitz. „Nicht so schlimm.“ Der junge Mann nahm die Wertung der rothaarigen Frau kommentarlos hin, da er eine ähnliche Einstellung teilte. Auch er hatte soeben beschlossen, dass er die wesentlich entspannteren Märkte seines Heimatdorfes der Rastlosigkeit und Lärms dieses Basars vorzog. Erneut streifte der Blick des Schwertkämpfers über die verschiedenen Stände, während er seine nächsten Schritte überdachte. Selbst wenn sich Zelda hier irgendwo in dieser Stadt befand, würde es kein Leichtes sein, sie unter den zahllosen Besuchern des Marktes ausfindig zu machen. Wobei sie sich selbst dann noch nicht einmal durch die Menschenmassen bewegen musste. Es war, als versuchte er einen flüchtigen Schatten festzuhalten, der immer und immer wieder seinen Fingern entglitt. Ihn kurz vor dem Ergreifen narrte und erneut in unendliche Ferne rückte. Nah genug, um ihn gerade noch zu sehen, aber zu fern, um ihn berühren zu können. Dieser fortwährende Zustand trieb ihn fast an den Rande des Wahnsinns. Wie lange sollte seine Suche noch dauern, bis es ihm vergönnt sein sollte, die Prinzessin endlich wiederzusehen? Sein Herz litt Qualen unter der Unwissenheit über Zeldas Befinden und die Stimme der Vernunft, sie wohl niemals zu finden, wurde mit jedem Tag lauter in ihm. Aber er konnte nicht einfach aufgeben und umkehren. Diese Liebe war zu tief, diese eine Erinnerung zu fest in seinem Geist verankert, als das er sich eine solche Schwäche jemals verziehen hätte. Seine Liebe mochte kindisch sein, ja. Würde womöglich niemals Erfüllung finden. Doch das änderte nichts an seinen Gefühlen, die er für die junge Regentin hegte. Gewissheit würde er nur haben, wenn er seinen Weg bis zum Ende beschritt. Der nächste Schritt auf dieser steinigen Straße würde sich wohl aus endlosem Fragen und Erkundigen gestalten. Nun, immer noch besser, als sich mit irgendwelchen wahnsinnigen Magiern herumzuschlagen, dachte der Heroe mit einem schwachen Lächeln. Er sah zurück zu Sheera. Diese Suche mochte einige Zeit in Anspruch nehmen und so galt es, zunächst für die grundlegenden Dinge ihrer Reise zu sorgen. „Am besten, wir teilen uns auf. Ich kümmere mich um den Proviant...“ „..und ich mich um eine Unterkunft“, beendete die Shiekah den Satz des Hylianers. Link nickte zustimmend und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Geschäfte. „Hier gibt es bestimmt einiges, womit wir unsere Beutel füllen können“, sagte er in Vorfreude auf ein schmackhaftes Mahl, zu dem die fremdländische Speisen nach den Tagen mit der immergleichen Marschverpflegung mit Sicherheit werden würden. „Und Stachelbeerkuchen!“, fügte Sheera fast schon überschwänglich hinzu. „Stachelbeerkuchen?“ wiederholte Link, verwirrt über die plötzliche Begeisterung seiner sonst so ernsten und zurückhaltenden Begleiterin. „In Al-Tuvis gibt es den besten Stachelbeerkuchen, den man irgendwo bekommen kann“ erklärte die rothaarige Frau und zum ersten Mal seitdem sie sich getroffen hatten, vermeinte der von den Göttern auserwählte Held, ein ehrliches Lächeln auf den Lippen der Wüstenreisenden zu erkennen. Es stimmte den grüngewandeten Soldaten glücklich zu sehen, dass es doch noch etwas gab, dem Sheera nicht gleich mit abwehrendem Zynismus gegenübertrat und entschloss kurzerhand, ihr – und sich selbst – eine Freude zu machen. „Dann werde ich uns einen Stachelbeerkuchen kaufen, wenn ich an einem Stand vorbeikomme.“ „Ein ganzer Kuchen? Das könnte teuer werden“, entgegnete die Shiekah, doch ihr Tonfall verriet, dass sie mehr als angetan von dieser Idee war. Link klopfte auf den mit Rubinen prall gefüllten Beutel an seinem Gürtel. „Als Soldat der hylianschen Stadtwache verdient man nicht schlecht. Außerdem... wenn ich auch nur einen Tag länger noch diesen trocknen Zwieback essen muss, kann ich für nichts mehr garantieren. Selbst Epona kann dieses bröselige Zeug schon nicht mehr sehen“, erwiderte der Schwertkämpfer mit einem halben Lachen. Er wusste nicht, was er Falsches gesagt hatte, aber mit einem Mal war der Moment der Unbeschwertheit vorbei. Ablehnung legte sich erneut in Sheeras Züge und das Leuchten in ihren rubinroten Augen erlosch. „Ich mache mich jetzt auf den Weg“, waren ihre einzigen Worte, während sie dem Krieger den Rücken zukehrte. „In zwei Stunden. Hier“, fügte sie hinzu, als der Heroe zu einer weiteren Frage ansetzte. Schweigend beobachtete Link, wie die Gestalt seiner Begleiterin zwischen den Körpern der anderen Basarbesucher verschwand, dann legte er den Kopf in den Nacken und blickte zum wolkenlosen Himmel. Manchmal wurde er aus Sheera einfach nicht schlau. Im einen Moment umgänglich und einer ausgedehnten Unterhaltung zumindest nicht abgeneigt, konnte sie bereits Sekunden später wieder zu der verbitterten und wortkargen Person werden, als welche er die Wüstenreisende kennen gelernt hatte. Zwar waren die blutroten Augen ein unverwechselbares Merkmal der Shiekah, doch Link fand, dass sie ebenso das Wesen der Kriegerin wiederspiegelten. Unberechenbar und unbezähmbar wie jenes Feuer, deren Ebenbild sie waren. Und solange er in Unwissenheit über ihr früheres Leben blieb, konnte es immer wieder passieren, dass er sich an diesen Flammen verbrannte... Der laute Ausruf eines Marktschreiers ließ ihn zusammenfahren und holte ihn zurück in die Realität. Er würde Zelda nicht finden, wenn er hier weiterhin grübelte und Trübsal blies. Es war Zeit, sich ein Beispiel an seiner Begleiterin zu nehmen. Kurz blickte er sich um und erkannte unweit von ihm eine Tränke, an der bereits einige andere Pferde angebunden waren. Er führte seine Stute in Richtung des Wassertrogs und drückte der selbsterklärten Wache über die Reittiere zusammen mit einer unmissverständlichen Anordnung über Eponas Behandlung einige Rubine in die Hand. Er ließ seine Stute nur ungern allein in einer fremden und solch belebten Stadt zurück, aber er wusste, dass Epona intelligent genug war, nicht blindlings jemanden zu vertrauen und dass sie hier gut versorgt war. Sie sollte zumindest besser gut versorgt werden, wenn dem Tränkenbesitzer etwas an seiner Gesundheit lag. Schließlich wandte er sich wieder dem Straßenbasar zu und tauchte in das bunte Treiben der Menschenmassen ein, sein Ziel fest vor Augen. Er würde nicht eher ruhen bis er Zelda in der Sicherheit seiner Nähe wusste, egal wie lange es auch dauerte. Das war ein Versprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)