A Hero's Rising von Saria-chan ================================================================================ Begegnungen ----------- ----------------- "Was lange währt wird endlich gut", sagte einst jemand. Und so unwahrscheinlich es auch klingt, dies trifft nun sogar auf diese FF zu. Jah, wie er sehen könnt, gibt es nun definitiv das nächste Kapitel. Obwohl ich wohl selten so unzufrieden mit einem Kapitel war wie diesem hier... ich weiß, für die lange Wartezeit hättet ihr eigentlich was besseres verdient, aber selbst ich hab meine grenzen. Oder mein Hirn ist einfach zu beschränkt. u.u Es liegt noch nicht einmal großartig am Inhalt.. vielmehr daran, dass sich mein Schreibstil etwas in dem halben Jahr verändert hat (ich hoffe, dass fällt nicht zu sehr auf und ins Gewicht) und ich unfähig war, auf meinen alten Status zurückzukehren...*sigh* Nein, der Inhalt war eher für dieses absolute KreaTief der letzten Monate verantwortlich... oder noch besser, mein Beta. XD Tolle Idee zusammenausgearbeit, sich ereifert das zu schreiben.. und danach, die große Leere. *drop* Tya~, aber nun hab ich mich selbst mal kräftig in den hintern getreten, alles an kreativer energie mobilisiert, ausgiebig von 18 -24 Uhr Klassik Radio dudeln gehabt (und ALMATERIA von Kawai Eri...ahh~ dieses Lied ist pure liebe *___*).. und das Ergebnis dieser arbeit seht ihr nun. Am meisten hass ich den Link-Teil...alles was jeneseits der Sternchen liegt, lieb ich. X3 (Jahh~, ich bin immer noch so ein übles Fangirl.. und stolz drauf. XD ) Und nochmal thx an alle meine Leser, die mir treu geblieben sind oder neu dazugekommen sind für die vielen lieben Kommis und Favos. ^-^ But now~... enjoy the Chapter. ^-^ ---------------------------- Link war erstaunt, wie übersichtlich und weitläufig sich das Wäldchen ohne die unmittelbare Einwirkung seiner zuvor quälenden Schmerzen um ihn erschloss. Silbernes Mondlicht hing wie ein fein gewebter Schleier zwischen den fächernden Kronen der einsamen Baumriesen, deren dunkle Stämme die Pfeiler dieser natürlichen Halle bildeten. Selbst hier war die Magie des unwirklichen Ortes noch greifbar. Flimmernde Kugeln aus regebogenfarbenen Licht tanzten zwischen dem tiefgrünen Dickicht und der Fluss in der Nähe sang mit seiner reinen Stimme ein rasches, hellklingendes Lied. Der Hylianer folgte seinem Gesang, weil er sich erinnerte, dass der Strom bald die schützende Umarmung des Forstes verlassen würde. Die Schritte des jungen Mannes waren schnell und sicher – der hier wirkende Zauber schien seinen gesamten Körper zu durchströmen und jegliche Müdigkeit hinwegzuspülen. Es war ein gutes Gefühl, ebenso wie jenes, das Masterschwert auf seinem Rücken zu spüren und um seine Nähe zu wissen. Zwar vermochte es nicht die Leere auszufüllen, welche Zeldas Verlust in sein Inneres geschlagen hatte, aber etwas anderes in ihm hatte auf das Erlangen dieser Klinge gewartet. Eine ferne Sehnsucht, verschüttet und die Jahre über wohl verborgen in seinem Herzen. Zelda.... Die Erinnerung an seine Liebste ließ Links federnden Gang schwer werden und ihn schlussendlich vollkommen an einem Baumstamm verharren. Wie hatte er bloß vergessen können? Wie hatte er SIE bloß vergessen können? Gleich einem kleinen Jungen über sein neues Spielzeug hatte der Krieger sich über den Erhalt des magischen Schwertes gefreut, während die Gedanken an die Prinzessin aus seinem Geist gewichen waren. Er kam sich wie ein übler Verräter vor. Er wünschte sich, dass ihn irgendjemand bestrafen würde. Ihm ging es gut und die Frau seines Herzens irrte vielleicht ohne Hoffnung auf Hilfe ziellos durch die Wüste. Die Gewissheit, sie nicht mehr in den Klauen dieses schwarzhaarigen Scheusals zu wissen, vermochte sein Schuldempfinden kaum zu lindern. Wie ein feindliches Heer stürmten die Gefühle auf ihn ein und er war ein einsamer Krieger auf verlorenem Posten. Ihm war plötzlich ganz übel vor Sorge. Wann war sie überhaupt von dort geflohen? Hatte sie zuvor Möglichkeiten gehabt, sich mit Wasser und Proviant zu versorgen? Konnte sie überhaupt so lange bei diesen extremen Temperaturen überle...? Link atmete scharf ein und rammte seine Faust hart in den rauen Stamm des Baumes neben ihm. Der sengende Schmerz löschte alle Gedanken aus. Wie schon vor dem Tempel des Magiers wiederholte er still immer wieder das Mantra, dass es ihr einfach gut gehen musste. Jede negative Idee nährte die Wahrscheinlichkeit einer grausamen Realität und jedes Wort gab ihr Macht. Nein, sie war in Ordnung. Am Leben. „Es geht ihr gut“, flüsterte der grüngewandete Soldat leise. Er wollte die Worte ausgesprochen hören, um sie zu glauben. Es ging ihr gut. Er würde sie finden und retten. Es ging ihr gut. Der Weg durch den Wald kam Link erstaunlich kurz vor und die Nacht hatte ihren Zenit noch nicht überschritten, als er hinaus auf den schmalen Uferstreifen in das blassgrüne Meer aus wogenden Gräsern trat. Vielleicht war es seine Sorge gewesen, die seinen Schritt solcherart beschleunigt hatte, vielleicht aber auch nur die Tatsache, dass er bei seiner Rückkehr nicht mehr einer wandelnden Leiche geglichen hatte – aber als der Schwertkämpfer nun ins Freie trat und das samtene Tuch des Nachthimmels über seinem Haupt erblickte, fühlte er sich auf eine seltsame Art und Weise erleichtert. Aus seiner Hoffnung auf Zeldas Wohlergehen wurde Sicherheit und etwas tief in seinem Herzen beruhigte dessen raschen Schlag, welchen die brennende Sorge in seiner Brust angefacht hatten. Beinah fragend wanderte sein Blick über den Griff des Masterschwerts in das sternbesetzte Firmament, dann folgte ein Kopfschütteln. Er konnte sich das abrupte Verebben seiner Unruhe nicht erklären. Es war einfach so. Seine saphirfarbenen Augen suchten Epona und fanden sie an eben jener Stelle, wo der Hylianer sie zurückgelassen hatte. Ihr Kopf verschwand in den grünen Wellen und es wirkte so, als würde sie immer noch grasen. Doch als Link sich ihr näherte, konnte er ihre geschlossen Augen erkennen. Sie schlief. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich um seine Lippen, während er seine Hand auf den muskulösen Hals der Stute legte und durch das fuchsfarbene Fell strich. Müde klappte eines der Lider nach oben und gab das Tiefbraun dahinter preis, das ihn verwirrt und orientierungslos anblickte. Als die Stute ihren Herrn erkannte, schien sie die Müdigkeit abschütteln zu wollen, doch Link bewegte verneinend den Kopf. „Schlaf weiter.“ Sie hatte es sich wahrlich verdient. Ungezählte Meilen hatte sie ihn schon auf seiner Suche getragen, sich selbst an den Rand der Erschöpfung getrieben und trotzdem weitergetrabt und ihm mit unerschütterlicher Treue zur Seite gestanden. Er hätte sich keine bessere Begleiterin auf dieser Reise wünschen können. Selbst jetzt versuchte die Stute ihm etwas anderes vorzumachen, wenn der Versuch auch mehr als kläglich war. Epona war am Ende ihrer Kräfte und hatte diese Rast bitter nötig. So sehr sich der junge Mann wünschte, sofort wieder aufzubrechen – diese gottgegebene Gewissheit um Zeldas Wohlergehen konnte vielleicht seinen Herz beruhigen, nicht jedoch seinen Verstand– er konnte seinem Pferd die Pause weder verwehren, noch wollte er es. Dankbar ließ die Stute ihren Kopf wieder sinken und folgte zufrieden Links Anweisung, welcher anschließend von ihr abließ und einige Schritte durch die hüfthohen Gräser watete. Sein Blick strich über das helle Band des kahlen Wüstenbodens, das sich jenseits dieses wundersamen Ortes am Ende der großen Wiese abzeichnete. Irgendwo dort draußen.... Der Heroe atmete tief aus, wobei sein Herz entgegen aller Gewissheit in einem wilden Sturm aus Sorge und banger Erwartung erneut zu tanzen begann und senkte den Kopf. Mit einem schwermütigen Seufzer auf den Lippen setzte er sich und gab sich so der Umarmung der grünen Wogen hin. Die Pflanzen umhüllten ihn als wohlduftenden Kokon, aus dem der Schwertkämpfer das glitzernde Sternenmeer über sich betrachtete. Wie kostbare Juwelen lagen die strahlenden Himmelkörper in das tiefe Blau gebettet und leuchteten mit unvergänglicher Schönheit. Im Volksmund hieß es, dass jeder Stern eine erstarrte Träne Natamas verkörperte, die sie um den Verlust ihrer liebsten Kinder vergossen hatte. Einst sollte der Nachthimmel von reinem Blau gewesen sein. Doch in einem schrecklichen Streit, der zwischen der Göttin und ihrem Gemahl Sithor entbrannt war, hatte sich Gebieter des Todes zu einer furchtbaren Bluttat hinreißen lassen. Der sonst so gerechte Wächter über die Seelen der Verstorbenen hatte in blinder Wut seinem Weib die Liebsten unter den Menschenkindern genommen. Natamas Tränen waren ohne Zahl gewesen und hatten sich im dunklen Netz des nächtlichen Firmaments verfangen. So wurden die ersten Sterne geboren und jeder weitere kündigte vom Vergehen einer reinen Seele. Ob diese Geschichte stimmte, konnte Link nur mutmaßen. Er war nie ein sonderlich religiöser Mensch gewesen und das Innere eines Tempels hatte er das letzte Mal vor einigen Jahren bei der Hochzeit eines Onkels gesehen. Selbst nach jenem schicksalsträchtigen Ereignis auf der Waldlichtung würde sich diese Einstellung nicht ändern. Denn die Veränderung, welche er erfahren hatte, war nicht nur äußerlicher Natur gewesen. Da war weder Erschütterung, noch Ehrfurcht noch irgendein anderes Gefühl in ihm, das er nach der Begegnung mit einem göttergleichen Wesen von sich erwartet hatte. Dem allen hier wohnte eine Vertrautheit inne, die es ihm geradezu unmöglich machte, die jüngsten Geschehnisse in Frage zu stellen und sie nicht als selbstverständlich zu akzeptieren. Er war Teil jener vielbesungenen Götter- und Sagenwelt geworden, das stimmte. Wie unglaubwürdig und bewundernswert diese Feststellung in den Ohren eines Fremden auch klingen mochte. Ihm selbst jedoch war es schlicht und ergreifend.... egal. Ein ungläubiges Lächeln ließ seine Mundwinkel nach oben wandern. Einen schönen Helden hatten sich die Götter da ausgesucht. Sicher, er hasste nichts mehr, als Unrecht mit anzusehen müssen und Ritterlichkeit war ihm ein Begriff – nicht zuletzt dank Raul, der während Links Ausbildung wohl einen guten Teil dieser Tugendhaftigkeit in ihn hineingeprügelt hatte. Aber der Grund, warum er den Kampf und die Reise eigentlich auf sich genommen hatte, war ein recht egoistischer gewesen und stand unveränderlich fest. Er wollte die Frau retten, die er liebte. Ihm ging es weder um Ehre oder Ruhm, noch um die Aufmerksamkeit und Führung eines Volkes. Der letzte Aspekt ließ seinen Magen sogar schon allein bei dem Gedanken daran krampfen. Er war ein einfacher Mann, der die Menschen, die ihm wichtig waren, beschützen wollte. Seine edelsteingleichen Augen ruhten gedankenverloren im Nachthimmel. Fast so, als hätte er Angst, einen neuen Stern erscheinen zu sehen. Irgendwo dort draußen war sie. Womöglich betrachtete sie in eben jenem Moment ebenfalls das leuchtende Firmament. Der Gedanke, sich unter dem selben Himmel vereint zu fühlen, hatte gleichzeitig etwas Beruhigendes wie Tröstendes. Irgendwo dort draußen war sie. Und er würde sie finden. Die Morgensonne zeichnete ein blasses Band aus Gold und zarten Rosa an den Horizont und schenkte mit dem ersten trüben Licht der Umgebung ihre Farbe wieder, welche die Nacht gestohlen hatte. Link kniete gerade am Ufer und versuchte, durch beständiges Reiben wieder Leben in die von Kälte und Nebel klammgewordenen Finger zu bringen. Vor ihm im eisigen Wasser schlingerte gerade unstet der letzte Wasserschlauch, den er noch befüllen musste. Danach würde seine Reise ihre Fortsetzung erfahren. Er blickte zurück über die Schulter. Feiner Dunst war aus dem Bachlauf gekrochen und hatte die langen Gräser mit weiteren, kristallenen Perlen gekrönt, welche unter dem Schein der ersten Sonnenstrahlen beständig funkelten. Epona schien als Pferd keinen Blick für diese Schönheit zu haben, sie tänzelte ausgelassen wie ein junges Füllen über die Wiese, wobei sie den Tau als sanften Regen zerstäuben ließ und in Luft und Fell verspritzte. Anscheinend hatte seine Stute auch etwas von der regenerierenden Energie dieses Ortes erfahren; sie wirkte ausgeruht und lebendig wie schon lange nicht mehr. Der Hylianer zog den vollen Wasserschlauch aus dem kleinen Fluss, ohne ein Schaudern ob der Kälte nicht vollkommen unterdrücken zu können. Anschließend stieß er einen langgezogenen Pfiff durch die Zähne, um seine Stute auf sich aufmerksam zu machen. Es war soweit. Sie würden aufbrechen. Allein der Gedanke daran ließ sein Herz schneller schlagen. Er befestigte die Lederbehälter mit dem Garant für ihr Überleben in der Einöde darin an Eponas Sattel, als sie vor ihm zum Stehen kam. Dann legte er eine Hand in ihre weiße Mähne und begegnete dem tiefen Braun ihrer Augen. „Heute finden wir sie. Und dann gehen wir nach Hause. Gemeinsam“, versprach der blondhaarige Schwertkämpfer. Sein Pferd schien ebenfalls mehr angetan von diesem Vorschlag und warf mit einem ungeduldigen Wiehern den Kopf in den Nacken. Link wusste, dass es keineswegs so einfach werden würde, denn immer noch stand die Bedrohung durch den namenlosen Magier aus, der mit Sicherheit genauso wenig bereit war die Suche nach der Prinzessin aufzugeben wie Link selbst. Doch für solcherlei Gedanken war hier kein Platz. Zumindest einstweilen. So lange, bis er Zelda sicher in seinem Armen wusste. Der junge Mann schwang sich in den Sattel und stieß kurz drauf ein leises Wimmern aus; sein Tatendrang erhielt für einige Sekunden einen herben Dämpfer. Wenn das so weiterging, würde er bald einen neuen Sattel oder ein neues Hinterteil brauchen. Je nachdem, was zuerst durchgescheuert war. Beinah klagend sah er auf einen unbestimmten Punkt im Morgenhimmel, der wie das filigrane Pastell eines Meisterkünstlers vor ihm lag. Es war gerade so, als wäre dies eine Mahnung jener weiblichen Wesenheit aus seiner Vision, nach seiner Heilung nicht übermütig zu werden. Aber ausgerechnet dieses Körperteil nicht wieder genesen zu lassen... Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck, hinter dem er den Ausdruck seiner Schmerzen versiegelte, rückte er sich auf dem Reitersitz in Position. Dann presste er die Schenkel in Eponas Flanken, wie er schon so oft getan hatte. Fest entschlossen, Zelda zu finden. Der Zauber des Waldes verlor sich schnell in der Einöde. Gierig verschlang das tote Land die lebensspendende Magie der kleinen Oase. Die wippenden Gräser um die Hufe der Stute wurden beständig kürzer, bis sich schließlich nur noch vertrocknete, dürre Büschel aus Braun und Gelb aus dem aufgesprungenen Boden erhoben. Der morgendliche Wind, welcher über die Ebene wehte, schien die Kälte des Todes selbst einzufangen und hinterließ einen übelschmeckenden Geschmack in der Kehle. Weiße Wolken aus feinen Kristallen tanzten vor dem Mund des Helden und den Nüstern Eponas. Selbst die Farben der Umgebung wirkten im Morgenlicht blass und verwaschen. Es war wahrlich keine Gegend, in die man gerne zurückkehrte. Besonders, wenn man um den Quell des Lebens in seinem Rücken wusste. Manche würden solch einen Menschen sogar als verrückt bezeichnen. Doch etwas verweilte in diesem Ödland, das Links Herz weitaus mehr Frieden versprach als ein Aufenthalt in der Nähe des Flusses. Der blondhaarige Soldat lehnte sich im Sattel nach vorne. Es wurde Zeit, die kühlen Temperaturen auszunutzen, bevor die Sonne ihr sengendes Antlitz wieder über die Wüste erhob. Die Ebene lag weit und endlos vor seinen Augen, als wolle sie seine Absichten und Hoffungen verhöhnen. Die Möglichkeit, hier einen Menschen zu finden, war so unendlich gering, dass es selbst mit dem unverwüstlichen Optimismus des Hylianers schwer war, den Glauben aufrecht zu erhalten. „Bring mich zu ihr“, flüsterte er seinem Pferd zu und ließ die Zügel fliegen. Er spürte, wie Epona Tempo aufnahm und ihm der eisige Wind Dolchen gleich ins erhitzte Gesicht schnitt. Zweifel waren hier fehl am Platz. Er musste einfach darauf vertrauen, dass ihn sein Glück nicht doch noch so kurz vor dem Ziel verließ. Krähen kreisten über einem Punkt des Ödlandes. Das erste Lebendige überhaupt, was Link in diesem sonst leblosen Land erblickte. Dennoch war es kein Anblick, über welchen der Krieger sich freuen konnte. Diese Vögel hatten etwas Unheilvolles an sich. Sie galten in fast allen Kulturen dieser Welt als Vorboten des Todes. Welches arme Geschöpf der Hitze wohl zum Opfer gefallen war? Link kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen, aber es war im trüben Morgenlicht auf diese Entfernung nicht auszumachen, an was die Krähen sich gütlich taten. Der von den Göttern auserwählte Held verdrängte die Bilder von einer Grausamkeit, welche schmerzhaft in das Herz des Schwertkämpfers stachen. An so etwas durfte er gar nicht erst denken. Obgleich in banger Vorahnung, lenkte er Epona nichtsdestotrotz in diese Richtung. Er brauchte die Gewissheit, dass es nicht Zelda war, die von den Schnäbeln dieser Tiere gerade zerfleischt wurde. Die schwarzen Vögel bedeckten den Körper des toten Tieres, welcher ein Festmahl für die Aasfresser versprach, fast vollständig. Verwesungsgestank hing schwer in der kühlen Luft, während die Krähen gierig das Fleisch aus dem Kadaver rissen. Link schwang sich aus dem Sattel und obwohl er wusste, das dies der Lauf der Natur war, machte ihn dieses Bild wütend. Keiner hatte es verdient, nach seinem Tod auf solche Art geschändet zu werden, und wenn er bedachte, dass seine Liebste ein ähnliches Schicksal ereilen könnte.... Mit einem lauten Aufschrei und drohenden Armbewegungen verscheuchte er die gefiederten Tiere von ihrer Tafel. Das Pferd, welches der zerfetzte Torso einmal gewesen war, hatte nur noch geringe Ähnlichkeit mit einem der stolzen Reittiere. Muskeln hingen in losen Strängen aus klaffenden Wunden und weiße Knochen ragten blankgenagt aus vielen Stellen des Körpers. Eingetrocknetes Blut zeichnete tiefrote Flüsse auf den staubigen Boden und Fellstücke des Falben lagen wie helle Inseln dazwischen. Obwohl die Augenhöhlen des Tieres leer und lichtlos waren, schienen sie Link klagend anzustarren. Der grüngewandete Hylianer spürte, wie sich sein Magen unter diesem Anblick aufbäumte und war sich ziemlich sicher, dass Epona hinter ihm so etwas wie ein Wimmern ausstieß. Ein plötzliches Geräusch ließ den Krieger aufschrecken und die Hand rasch zu seiner neuen Waffe wandern. Seine saphirfarbenen Augen wanderten suchend durch die Umgebung und kamen schließlich auf einem der großen Findlinge in seiner unmittelbaren Nähe zur Ruhe. Er wartete. Dann löste sich die Gestalt einer Frau aus dem Schatten des Steins. Tiefrotes Haar loderte feuergleich um ihr sonnengebräuntes Gesicht, genauso wild und ungezähmt wie die Flammen, deren Ebenbild sie waren. Dass die zumeist schulterlangen Strähnen schon lange Bürste und Schere missen mussten und Link unweigerlich den Vorstellung vermittelten, als schnitte sich die Fremde die Haare selbst mit einer Waffe, verstärkte diesen Eindruck lediglich noch. Ein abgetragener Umhang, auf den sich Schmutz und Staub wie ein zweiter Mantel gelegt hatten, verhüllte ihren Körper und ließ außer kniehohen Stiefeln die Kleidung darunter nur erahnen. Doch das war es nicht, was Links meergleiches Blau gefangen nahm. Es waren ihre Augen. Blutrote Augen. Fast schien es so, als hätte jemand den karmesinroten Schein eines heißen Feuers hinter ihre Pupillen gebannt. Noch nie hatte der Krieger solche rubingleiche Lichter bei einem Menschen gesehen. Selbst jetzt noch schienen sie sich in ihrer matten Glanzlosigkeit tief in seine Seele zu brennen und er fühlte sich nackt und schutzlos unter dem durchdringenden Blick. Dem jungen Mann fiel es schwer, sich dem Bann dieser Seelenspiegel zu entziehen und so fielen ihm erst nach einigen Augenblicken die alten Spuren des Blutes auf, die sich wie tiefrote Male über ihre Hände und um ihren Mund zogen und den blonden Soldaten scharf einatmen ließen. „Dachte schon, es kommt niemand mehr“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln und einer heiseren Stimme, welche hohl und ausgebrannt von der sengenden Wüstenhitze war und auch sonst nicht an den Gebrauch vieler Worte gewohnt wirkte. Link ließ seinen Schwertarm sinken, immer noch zu erstaunt um eine Erwiderung hervorzubringen. „... Taubstumm?“, schloss die Fremde aus Links Reaktion und zog fragend eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. Erst dieser Kommentar machte dem Hylianer bewusst, dass er die rothaarige Frau wie ein sabbernder Irrer anstarren musste. Rasch ließ er seine Waffe zurück in die Scheide gleiten und richtete die Augen peinlich berührt in eine andere Richtung. „Verzeiht“, murmelte er, während sein Verstand immer noch die unerwartete Begegnung in dieser Einöde verarbeitete und zahllose Fragen aufwarf. „Kein Problem“ erwiderte sie schulterzuckend. „Ihr hättet nicht zufällig einen Schluck Wass...“ Die Fremde verstummte abrupt, als sie einen Schritt auf Link zutat. Der blonde Soldat konnte kurzes Erschrecken und Verwirrung in ihren Augen aufflackern sehen, bevor ihr ausgezehrter Körper ihrer Erschöpfung nachgab und sie nach vorne stürzte. Link konnte nicht verhindern, dass ihr Körper hart auf den Boden aufschlug – davor war die Entfernung zu groß, als dass er sein diesen kurzem Moment hätte überwinden können – und musst ihren Sturz hilflos mit ansehen. Schnell war er bei ihr. Die rothaarige Frau regte sich und schien sich aufrichten zu wollen und der Heroe half ihr, indem er sie stützte. Er konnte ein tonloses „Erbärmlich“ ihre Lippen verlassen hören, welches wohl vielmehr an sie selbst gerichtet war statt an die spitzen Ohren ihres Retters. Da sie nicht mehr imstande schien, aus eigner Kraft stehen zu können, lehnte Link sie vorsichtig an den Stein des riesigen Felsens. „Wartet hier“, wies der Hylianer die Fremde an und eilte zu Epona. Es wäre dumm und überflüssig gewesen, die Frage nach ihrem Befinden zu stellen. Selbst ein Blinder konnte deutlich erkennen, dass sie mehrere harte Tage in dieser Einöde durchgemacht haben musste. Der Schwertkämpfer löste seinen Wasserbeutel vom Sattel seines Reittieres und kehrte zu der rothaarigen Frau zurück, welche sich am Fels niedergelassen hatte und stumm die Rückkehr des Soldaten beobachtete. „Danke. Diesmal hatte ich wirklich schon mit allem abgeschlossen“, erwiderte sie, während sie die Lederflasche entgegennahm, an ihre blutverschmierten Lippen setzte und mit gierigen Zügen die lebensspendende Flüssigkeit daraus trank. „Bitte, ...“, entgegnete Link, hielt jedoch inne, weil ihm ihr Name unbekannt war. Die Augen der rothaarigen Frau, welche im Licht des erwachenden Tages wie zwei wertvolle Rubine schimmerten, wanderten ob der unbeendeten Aussage in seine Richtung. „Sheera“, stellte sie sich vor, seine Gedanken erratend. „Sheera“, wiederholte der grüngewandete Hylianer und nach einem bestätigendem Nicken der Fremden fügte er mit einem Handzeichen auf sich selbst hinzu: „Link. Was tut Ihr hier draußen? Allein in dieser Wüste?“ Er hatte beschlossen, endlich jene Fragen zu klären, die seit ihrem Auftauchen beständig Kreise in seinen Gedanken zogen und ihm keine Ruhe ließen. „Ich war auf dem Weg nach Al-Tuvis, einer Oasenstadt hier in der Nähe. Vor fünf Tagen allerdings...“ erklärte sie und richtete den Blick auf den zerfetzten Kadaver in der Nähe „.... brach sich mein Pferd ein Bein.“ „Eine Stadt?“ fragte Link ungläubig, während seine Vorstellungen sich überschlugen. Er konnte sein Glück kaum fassen und das Feuer seiner Hoffnungen brannte mit neuer Stärke. Wenn diese Einöde tatsächlich bewohnt war – und nicht jene unwirtliche Todeszone, der sie Link bisher erschienen war – dann hatte es womöglich auch Zelda an einen dieser Orte verschlagen. Womöglich sogar in jenes Al-Tuvis, von dem Sheera sprach. „Ja. Etwa drei Tagesritte von hier entfernt“, erwiderte die rothaarige Frau etwas verwirrt über die unverständliche Aufregung ihres Gegenübers. „Würdet Ihr mir den Weg dorthin zeigen?“ bat der Hylianer sie. Alles in ihm klammerte sich an diese Idee, egal wie naiv sein Verstand sie auch erklärte. Sie war alles, was er hatte. Der Hylianer wollte an diese Möglichkeit glauben, wollte Zeldas schmerzlich vermisstes Antlitz endlich wiedersehen. Sheera stemmte sich gegen das graue Gestein des großen Felsens, schob ihren entkräfteten Körper in die Höhe und kam auf schwachen Beinen zum stehen. Ein schwaches Lächeln der Erleichterung und des Übereinkommens umspielte ihre blutigen Lippen. „Ich bin Euch ohnehin etwas schuldig, richtig? Abgemacht.“ *** Der Wind zerrte grimmig an Ravens dunklem Umhang und verwandelte sein schwarzes Haar in einen wirbelnden Schatten. Mit seinem gesunden Auge blickte er in das helle Blau des Morgenhimmels, der sich wolkenlos über die gesamte Umgebung spannte. Obwohl noch schwach und nicht zu voller Stärke erwachsen, brannte das klare Licht bereits jetzt wie ein sengendes Feuer in seinem verschleierten Grün. Er war den natürlichen Schein der Sonne einfach nicht mehr gewöhnt, verließ den Tempel dieser Tage nur noch selten. Der Magier wusste auch warum, als seine Verletzung hinter dem hellen Verband mahnend zu pulsieren begann. Er legte eine Hand auf jene Stelle, welche der grüngewandete Hylianer mit einem Pfeil verletzt hatte. Die Heilung ging nur langsam voran... zu langsam. Es würde noch mehrere Tage dauern, bis er sein Auge wieder benutzen konnte. Zwar stand es in seiner Macht, die Regeneration zu beschleunigen. Aber das bedeutete, sich noch mehr der Dunkelheit hinzugeben und einen weiteren Teil jener Kontrolle zu verlieren, welche er so hart mit dem Erhalt seiner Seele umfocht. Nein, er würde warten. Eine weitere Böe strich über seine blasse Haut und in einer alten Erinnerung atmete er tief die Luft ein. Wollte noch einmal etwas von dem Leben spüren, dass er verloren hatte. Der Wind war durchwirkt von den tödlichen Ausdünstungen finsterer Energie, kalt und leblos, und doch begann sich sein Körper sofort gegen das wenig Natürliche, das der Luft noch innewohnte, zu wehren. Seine Lunge krampfte und er begann zu husten. Phantome vergangener Verletzungen schmerzten mit neuer Heftigkeit und Übelkeit stieg in ihm auf. Keuchend richtete er sich wieder auf. „Noch nicht einmal mehr das...“ murmelte Raven bitter und ein müdes Lächeln zeichnete sich um seine schmalen Lippen ab. Dann erinnerte er sich, warum er hier war: Das Unheil zu entfesseln, welches die hyliansche Prinzessin über ihr Land beschworen hatte. Der Magier hatte versucht menschlich zu sein. In Erinnerung an seine alten und verloschenen Ideale sogar zu einem Kompromiss bereit gewesen, sein Feuer des Hasses bis zu einem gewissen Grad gezügelt. Jetzt brannten die vernichtenden Flammen mit neuer Stärke. Dieser Anflug von Sentimentalität war ihm teuer zu stehen gekommen. Es war ein Fehler von ihm gewesen zu glauben, dass Zeit das Wesen der Königsfamilie verändern würde. Sie waren alle gleich. Ausnahmslos. Mit ihrer Flucht hatte Prinzessin Zelda das Schicksal ihres Volkes endgültig besiegelt. Er würde mit der gleichen Gnadenlosigkeit gegen die ihr so teuren Untertanen vorgehen, wie man gegen ihn vorgegangen war. Ihn und... Ein quälender Stich fuhr ob der Erinnerung durch sein Herz und er war erstaunt, dass sie selbst jetzt noch solche Emotionen in ihm wachzurufen vermochte. Er würde die Rache nehmen, die ihm zustand. Das Triforce finden, ob seine Diener die hyliansche Herrschrein nun zurückbrachten oder nicht – und wenn er jeden Stein einzeln in diesem gottverdammten Land umdrehte. Er brauchte es, um der Finsternis in seinem Geist Herr zu werden. Wollte nicht als Marionette einer fremden Macht enden. Er würde kämpfen und nicht eher ruhen, bis er bei diesem Versuch als Sieger hervorging oder sein Leben ließ. Das war Ravens fester Entschluss und die einzige Schuld, die es hieß vergolten zu machen. Vielleicht war es ihm dann auch möglich, jenen lang erhofften Frieden zu finden. Selbst wenn das hieß, ein ganzes Volk auszulöschen. Wenn dies der Weg war, dann würde der Magier ihn auch beschreiten. Bis zu jedwedem Ende. *** Ihr Körper schien zu brennen. Tausende Feuer loderten in ihren Venen, durch welche zähe Ströme kochenden Blutes flossen und sie sich wundern ließen, dass sie in diesem Zustand überhaupt noch lebte. Dass sie... noch lebte?! Als Zelda die Bedeutung dieses flüchtigen Gedankens bewusst wurde, erwachte auch ihr übriges Bewusstsein vollkommen und ließ ihre azurnen Augen auffliegen. Nur um sie unter der Einwirkung des schmerzhaft hellen Lichtes unter einem Stöhnen gleich wieder zu schließen. Die Prinzessin Hyrules versuchte, ihre Erinnerungen zu ordnen, obwohl ihr Kopf von schwerem Fiebernebel umhüllt war. Ihr rasch schlagendes Herz, welches so im Gegensatz zu ihrem ausgezehrten Körper stand, fand keine Ruhe und verwandelten den tiefroten Lebenssaft in ihren Adern in einen reißenden Strom, der jegliche Klarheit hinfort spülte. Die langen Stunden, welche sie geschlafen haben musste, hatten ihr keine Erholung gebracht. Es war schwer, unter diesen Umständen einen klaren Gedanken zu fassen. Die Flammen ihrer entzündeten Verletzungen auf ihrer Haut und jene des offensichtlichen Fiebers in ihrem Inneren schienen jede Idee im Ansatz zu verbrennen. Sie wusste nicht, welche Geschehnisse ihrem Zusammenbruch gefolgt waren. Geschweige denn, wie viel Zeit verstrichen war. Mit einer nahezu untragbaren Last ruhte jene Furcht auf ihr, beim erneuten Öffnen der Augen wieder in das kühle Dämmerlicht zu blicken, welches den riesigen Komplex des finsteren Mannes erhellte und der Alptraum sie mit raschen Schritten wieder eingeholt hatte. Aber es gab lediglich eine Möglichkeit, sich dieser Sache zu versichern. Beinah ängstlich krallten sich ihre Finger in den weichen Stoff der Decke, welche ihren Körper bedeckte und vorsichtig ließ sie ihre Lider nach oben wandern, um ihre himmelgleichen Augen allmählich an die unbekannte Helligkeit zu gewöhnen. Schon bald wich der grelle Schein festen Formen. Fremdländische Ornamente und die Abbilder funkelnder Sterne schimmerten golden im tiefen Blau der Zimmerdecke, die sich als Ebenbild des Nachthimmels zeigte und sich – umfangen in einer Schmuckborte des edlen Metalls – gegen die hellen Zimmerwände abhob. Das Weiß, in dem man den Mörtel getüncht hatte, erweckte den Eindruck, als befände sie sich in einer offenen Kammer aus frischgefallnem Schnee. Durch ein schmales Fenster in ihrer Nähe webte die Sonne ein klares Band aus ihren Strahlen, in dem feine Staubkörner schwerelos in der trocknen Luft schwebten. Die Wogen ihrer nagenden Zweifel glätten sich etwas und als sie die Kraft fand, sich aufzurichten, verebbten sie vollkommen. Mit der Einrichtung des Raumes hatte sich jemand größte Mühe gegeben und viel Liebe in die Wahl und Positionierung des Inventars gesteckt. Um einen niedrigen Tisch gruppierten sich zahllose Kissen in kräftigen und strahlenden Farben. Der Granitboden darunter wurde fast vollständig von einem Teppich bedeckt, dessen verschlungene Muster von dem handwerklichen Können seines Erschaffers kündete und in ihren hylianschen Augen von den Geschichten eines fernen Landes erzählte. Schränke suchte sie hier vergebens, eine große Truhe mit Bronzeverschlägen schien für die Kleinodien des Raumbewohners gedacht und im Durchbruch zu einem weiteren Zimmer tanzten eisblaue Vorhänge gleich Kaskaden in einem Windhauch. Nein, Raven konnte unmöglich der Erschaffer dieses Zimmers sein. Alles, was diesen Mann dazu befähigen hätte können, war schon lange in ihm gestorben. Während die Herrscherin weiterhin über ihren Aufenthaltsort rätselte, bemerkte sie die feuchten Stoffumschläge um ihre Arme und Beine – die wohl bewährteste Waffe im Kampf gegen ein hohes Fieber, unter dessen Ausläufern sie immer noch litt. Erschöpft ließ sie sich ins Kissen zurücksinken. Sie war gerettet. Doch die Erleichterung über diese Feststellung verging schnell zu einem bedeutungslosen Nichts. Ravens Drohung klang noch so deutlich in ihren Ohren, als hätte der Magier sie erst vor wenigen Sekunden ausgesprochen. Er würde Hyrule angreifen. Mit tödlicher Sicherheit würde er nun Hyrule angreifen und sie konnte es nicht verhindern. War gar Auslöser für das schreckliche Schicksal, welches ihr Volk erwartete. Welch glorreiche Prinzessin sie doch war, die den Untergang ihres eigenen Reiches fern von ihr hinaufbeschwor und geschehen ließ, dachte sie bitter. Eine flüchtige Bewegung hinter den Flüssen aus hellem Stoff erregte ihre Aufmerksamkeit und beendete einstweilen ihre Hasspredigt gegen sich selbst. Zierliche Füße huschten über den Boden auf der anderen Seite und verschwanden. „Wartet!“ rief Zelda und setzte sich ruckartig auf, um jene erste Person aufzuhalten, die sich ihr an diesem fremden Ort offenbarte und ihr vielleicht sagen konnte, wohin sie das Schicksal auf ihrer Reise getragen hatte. Eine Tat, die sie nur wenige Sekunden später bereute, als sich grelle Lichter vor ihr Blickfeld schoben und schmerzhafte Feuer in ihrem Kopf entzündeten. Sie legte eine Hand auf ihre erhitzte Stirn, die unter dem raschen Fluss ihres heißen Blutes zu pulsieren schien und atmete gezwungen tief ein. Warum bloß war sie so schwach? Die junge Frau hob den Kopf und blickte erneut zu den Vorhängen, in der Hoffnung, jemand weiteres würde auf der anderen Seite vorbeischreiten und ihr sagen können, wo sie sich befand. Die langen Minuten der Stille schienen die Zeit des Wartens um ein Vielfaches zu verlängern, bis sich endlich eine weitere Regung hinter dem Stoff zeigte und tatsächlich – entgegen aller ihrer Hoffungen – sogar jemand durch die blauen Wasserfälle schritt. Die Gestalt des Mannes war schlank und hochgewachsen und er konnte nur wenige Jahre älter als sie selbst sein, obwohl sie keinen Schwur auf diese Schätzung hätte abgeben wollen. Er hielt ein hölzernes Tablett in seinen schlanken Fingern, auf dem glänzende Schalen mit herrlich duftenden Speisen drängten. Seine prüfende Mine verwandelte sich in ein charmantes Lächeln. „Es stimmt also. Unsere schlafende Schönheit ist aufgewacht“, erwiderte er und seine Stimme klang tief und warm wie der sanfte Wind eines vergehenden Wüstentages. Der starke Akzent seines Hylianisch unterstrich lediglich die für Zelda so fremdländische Erscheinung seines Gegenübers. Seine Haut hatte die Farbe frisch gebrannten Tons und sein Haar, welches sein kantiges Gesicht mit einer auffallend großen Nase einrahmte und von einem lockeren, weißen Turban zum Teil verborgen wurde, schien sich nicht entscheiden zu können, ob es blond oder braun sein wollte, sondern schimmerte in einer undefinierbaren Nuance dazwischen. Hinter goldenen Augen flackerten zwei helle Sonnenfeuer, die von einem wachen Verstand zeugten. Der Fremde stellte die verschiedenen Gerichte auf dem nahen Tisch ab und trat neben das Bett. „Wie geht es Euch?“ „Ich lebe. Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte“, erwiderte die Prinzessin mit einem dankbaren Lächeln. „Ihr sprecht mir aus der Seele. Als meine Karawane Euch fand, wart Ihr mehr tot als lebendig. Es grenzt überhaupt an ein Wunder, dass ihr noch lebt. Natama muss Euch sehr gern haben, wenn sie euch noch einmal ihrem Gemahl abringen konnte.“ „Eure Karawane?“, fragte Zelda, während ihr die letzten Worte ihres Gegenübers vielmehr wie ein Hohn erschienen. Die jüngsten Ereignisse ließen ihr jene fernen Gotteswesen eher wie die Meister eines grausamen Spiels erscheinen, die eine krankhafte Freude an ihrem Leid zeigten. „Ich bin Amon Qal’at Bisha und verkaufe Euch die erlesensten Gewürze, die Ihr zwischen Hyrule und Termina jemals finden werdet. Aber für gute Freunde und hübsche Frauen bin ich schlicht Amon.“ Die schimmernden Seen seiner Augen forderten sie mit einem verschmitzten Leuchten stumm dazu auf, sich für die letztere seiner beiden Aufzählungen zu entscheiden. „Ihr befindet Euch in meinem Anwesen in Al-Tuvis.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)