Die Leiden des jungen Seto K. von Sanira ================================================================================ Der erste Schritt aus der Limousine ist immer der Schlimmste. Und eigentlich würde ich auch viel lieber in meinem Büro sitzen und weiter irgendwelche belanglosen Verträge durchgehen, als hier gerade auszusteigen. Kurz schweift mein Blick den Weg entlang, zu der großen Türe die sich am Ende befindet und anschließend auf das kleine Schild daneben. Doch noch ehe meine Augen automatisch die kleine Schrift lesen können, wende ich mich meinem Chauffeur zu. „Warten sie hier, es wird nicht lange dauern.“ Zumindest hoffe ich es und kurz drängt sich in mir das Verlangen auf, mit dem mir eigentlich fremden Mann eine Unterhaltung zu beginnen. Über irgendetwas Sinnloses, etwas das eventuell länger dauern könnte und wenn mich dann auch noch plötzlich meine Sekretärin anruft und meint es gebe einen Notfall ich müsste sofort kommen, wäre meine Welt sogar wieder im Gleichgewicht. Doch das ist sie nicht. Deshalb wende ich mich auch ohne einen weiteren Gruß um und gehe Richtung Eingang. Peinlichst genau habe ich die Türe fixiert, lasse es nicht zu, dass mein Blick doch noch die Wörter liest, die sich daneben befinden. Endlich angelangt, lange ich nach dem Türknauf. Noch einmal kurz atme ich durch, habe wieder ein paar Sekunden gerettet, doch es bleibt mir im Endeffekt nichts anderes übrig als einzutreten. Mein Blick fixiert die alte Treppe, welche sich direkt vor mir befindet und kurz folgt er den Stiegen immer weiter hinauf. Ich sollte dafür sorgen dass man dieses Stiegenhaus abreißt, mit allem drum und dran. Wie oft bin ich hier gestanden, wollte innerlich davonlaufen und habe mich doch Stiege für Stiege hinaufgequält. Auch dieses Mal habe ich keine andere Wahl als einen Schritt nach dem Anderen zu machen. Umkehren kommt nicht in Frage, mein Stolz gebietet es mir immer Stärke zu zeigen und vor niemanden Schwach zu sein. Selbst wenn dieser Weg immer mein Schwerster war, ich würde ihn immer wieder gehen. Ich muss, habe keine andere Wahl… Schritt um Schritt gehe ich meinem Alptraum entgegen, verfluche sämtliche Menschen und kämpfe mit dem Knoten, der sich in meinem Magen bilden will. Jede einzelne Stiege fixiere ich, versuche sie zu überreden ob sie sich nicht immer wieder vervielfältigen will, damit diese verfluchte Treppe niemals enden wird. Doch diese beigen, hässlichen Rechteckigen Dinger machen einfach nicht das was ich will. Eigentlich eine Frechheit und ich überlege mir wahrlich sie zu verklagen. Ich würde sicher gewinnen, wie jedes Mal. Und selbst wenn diese Dinger nur verstaubte Betonklötze sind, die Richter haben viel zu viel Angst vor mir. Ich könnte allerdings auch schnell eine Baufirma hierher beordern und ihnen auftragen das sie mir ein paar 1000 Stiegen oben ansetzen. Das einzige Problem an der Sache wäre wohl die Dauer. Es würde schon alleine 30 Minuten brauchen, (bei mehr würde ich ihnen nichts zahlen), um die Leute antanzen zu lassen, dann müssen sie noch für den nötigen Platz das Dach abnehmen. Die Treppen selber, wären sicher nicht so aufwendig, doch das Dach würde die verfügbare Zeit sicher sprengen. Also wieder ein verworfener Plan… Schon endet die Treppe, ich kann es genau im Blickwinkel ausmachen. Ich hätte mehr über sinnvollere Sachen sinnieren sollen, wie vorgetäuschter Herzinfarkt, oder Systemausfall in der Firma…. Das wäre ein annehmbarer Plan gewesen… verflucht, ich hätte meine Sekretärin wirklich beauftragen sollen, mich anzurufen… Nur noch 5 Stufen… 4… 3… Ich komme mir vor, wie bei dem Countdown für meine Beerdingung. Das nächste Mal nehme ich wieder richtige Beruhigungstabletten, nicht diesen homöopathischen Mist. Der ist eindeutig nicht stark genug. Ich stehe oben, meine Hände sind feucht, mein Atem geht schnell (was sicher nicht an den 10 Stufen liegt) und mein Herz rast, als würde ich einen Marathon laufen. Das Einzige das mich in dieser Situation nicht im Stich lässt, ist meine wundervolle, unerschütterbare, treue, eisige Maske, welche ich von außen hin, die ganze Zeit aufgesetzt habe. Das ist auch ziemlich nötig, denn hier weiß man sofort wer Angst hat und wer nicht. Zu denen sind sie dann besonders brutal und kosteten es aus dem Opfer Schmerzen zuzufügen. 2 Schritte und ich stehe vor der Tür. Um meine Folter noch etwas hinaus zu zögern, lese ich diesmal, wie um die letzen Male wieder gut zu machen, das kleine Schildchen neben der Türe. Immer und immer wieder, wie als würde ich es in mein Gedächtnis brennen wollen. Die Tatsache dass ich diese 3 Wörter eigentlich schon seit Jahrzehnten auswendig kenne, ignoriere ich geflissentlich. Im Endeffekt bleibt mir allerdings nichts anderes mehr übrig, als die Tür zu öffnen. Noch einmal atme ich tief durch, gebe mir eine Sekunde Schwäche, ehe ich mit eisiger Mine eintrete. Es sind nicht viele hier, nur ein weiteres Opfer und es blickt mich so verzweifelt an, wie ich mich innerlich fühle. Eigentlich bin ich viel zu reich und gut aussehend, um mir diese Qual antun zu müssen. Doch irgendwie scheint mir das Schicksal diesmal einen gehörigen Streich zu spielen, denn plötzlich kommt mir einer von diesen Teufeln entgegen und grinst mich gehässig an, als würde er mich auffressen wollen. Bestie… Wenn ich nur die Macht über euch hätte, ich würde euch alle einsperren lassen. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern ergebe ich mich meinem Schicksal, würdige diesen Mutlosen neben mir keines Blickes mehr. Ich habe ihm gerade noch eine Schonzeit verschafft, er sollte mir dankbar sein. Mein Gegenüber wendet sich um und trottet vor. Ich folge ihm, vorbei an Zimmern aus denen ich gelegentlich das Folterwerkzeug höre und einen gurgelnden, unterdrückten Schmerzensschrei. Was die hier den Menschen antun, gehört bestraft. Hier sollten sich mal die Menschenrechtsorganisationen einschalten und nicht wenn meine Arbeitszeiten vielleicht eine Spur zu lang sind. Meine Güte, das ist Business Leute, nur die Harten kommen durch und wenn meine Angestellten keine 55 Stundenwoche aushalten, haben sie wirklich Pech gehabt. Zurück in die eiskalte Realität schleudert mich der Teufel, als er vor einer sterilweißen Türe stehen bleibt. Einen kurzen Moment zögere ich noch, versuche in seinem Blick zu lesen mit welcher Foltermethode ich diesmal konfrontiert werde, doch untypisch für mich scheitere ich kläglich. Mir bleibt nichts anderes Übrig, als mich dem hier jetzt zu stellen. Damit ich nicht weiter darüber nachdenken kann, reiße ich schon fast die Tür auf und trete ein. Gegenüber von mir der Folterknecht, mit seinem verhassten Stuhl. Ich lasse die Türe los und langsam fällt sie zu, quietscht dabei entsetzlich, als würde sie mir zuschreien dass ich fliehen soll. Doch in meinen Beinen befindet sich Blei, kein vorwärts kommen und erst recht kein davon türmen. Ein letztes Klacken und die Türe ist zugefallen. Vor mir mein Untergang und hinter mir, das nun geschlossene Tor in die Freiheit. Mit einer geschwollenen Backe sitze ich böse vor mich hin funkelnd in meiner Limousine. Von wegen es wird nicht wehtun. Diesen Quacksalber werde ich verklagen. Da ist es mir so ziemlich egal dass es die Weisheitszähne waren. Und Mokuba bekommt PS2 Verbot, dafür das er für mich einfach beim Zahnarzt angerufen hat. Das nennt man eigentlich Verrat. Wütend grummle ich vor mich hin. Das nächste Mal werde ich einfach Nein sagen, selbst wenn er mich versucht herauszufordern, indem er sagt ich habe einfach Angst vor dem Zahnarzt. Ein Kaiba kennt keine Furcht… Doch ich hoffe bloß dass ich ihm beim nächsten Mal widerstehen kann. Verfluchter Stolz… Er wird eines Tages noch mein Untergang sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)