Kaffee Zum Mitnehmen von M (Omi will mit Nagi einen Kaffee trinken, aber eigentlich will er was anderes.... [One-sided (?) Omi x Nagi. One Shot]) ================================================================================ Kapitel 1: Kaffee Zum Mitnehmen ------------------------------- „That was not love. That was merely excretion.“ Brad Crawford. „Wollen wir nicht noch zusammen einen Kaffee trinken?“ fragt Mamoru Takatori ihn plötzlich, in diesem harmlosen Ton, wie immer, wenn er eigentlich was anderes sagen will und nicht kann. Darin ist er ausgezeichnet. Nagi bleibt stehen und presst die schmalen Lippen zusammen. Nagi will keinen Kaffee, er will überhaupt nichts. 80% seiner Zeit will er sich eigentlich nur hinlegen und sterben, die übrigen 20% macht er irgendwas, um die Zeit bis zu seinem eigenen Begräbnis zu verkürzen. Er interessiert sich nicht für Kaffee, er interessiert sich kaum mehr für irgendetwas, und vor allem nicht für Mamoru Takatori. Nagi sieht in das blasse, übernächtigte, bemüht heitere weiche Gesicht, das für ihn für immer Omi von Weiß bleiben wird. Es sieht ihn so ohne Feindseligkeit fragend an, und Nagi versteht, dass Omi eigentlich auch keinen Kaffee will. Kaffee ist nur ein Vorwand. Was er eigentlich will, ist, dass Nagi noch fünf Minuten länger bei ihm ist – und Nagi weiß nicht, wie er das finden soll. So ist es immer mit Omi. Nagi kann das nicht leiden. Das war es, was er an Tot so liebte – sie war nicht in der Lage, etwas anderes zu sagen als das, was ihr durchs Herz ging. Vielleicht war sie nur zu dumm – aber das war ihm gleichgültig, er mochte das. Omi ist so ziemlich das Gegenteil davon. Er lächelt und sagt irgendwas, und meint und denkt und fühlt etwas vollkommen anderes. Da Nagi kein Vollidiot ist, versteht er meistens, was Omi eigentlich meint, aber es nervt ihn. Er hat so viel Zeit verbracht mit Menschen, die ihr Leben damit zubringen, Dinge zu verbergen. Omi kann natürlich nicht anders. Aber das macht es nicht weniger nervtötend. Nagi sieht ihn wortlos an, das Lächeln des anderen flackert, und Nagi weiß, dass der heranwachsende Persia, sein Boss, nun erröten wird und das Angebot murmelnd zurückziehen. Er weiß auch, dass er einer der wenigen Menschen ist, die den stets beherrschten kleinen Takatori dazu bringen können, rotzuwerden und bei etwas einen Rückzieher zu machen. Aber es bedeutet ihm nichts. Trotzdem. Omi ist sein Boss. Er ist die Person, auf die Nagi nun hört. Und es schickt sich nicht, ihn in Verlegenheit zu bringen. Und wenn er ehrlich ist, kann er die Gesellschaft des kleinen Ex-Weiß besser ab als die vieler anderer, also stellt er seine Reisetasche ab und nuschelt folgsam „Ok. Von mir aus.“. Omi freut sich. Nagi ist unklar, wie ein kluger Mensch sich über etwas so läppisches wie einen Kaffee mit ihm so dermaßen freuen kann, aber was soll´s. Tot konnte man mit einem einfachen Kirschblütenregen erfreuen. Menschen sind eben so. Das fröhliche Geplapper der Reisenden, die den Airport bevölkern, schlägt in lärmenden Wellen über ihnen zusammen. Leute fallen sich in die Arme oder eilen mit leuchtenden Augen ihren Flügen entgegen. Sie alle denken, dass es dort, wo sie hinfliegen, toll werden wird. Schuldig, denkt Nagi, hätte hier entweder eine Riesensause oder eine fette Migräne, mit all diesen winzigkleinen Gehirnen. Nagi selbst ist kein fröhlicher Reisender. Er wird nach Europa fliegen, wie Persia ihn angewiesen hat, er wird seinen Scheiß makellos erledigen, wie Persia es erwartet, und dann wird er zurückkommen und nichts davon wird auf der unbelebten Oberfläche seiner Seele eine Spur hinterlassen. Omi strahlt und trägt Nagis Tasche. Das ist irgendwie stillos, wenn man bedenkt wer er ist, aber er wollte es, und Nagi tut ihm den Gefallen. Es ist ebenso sinnlos wie die Tatsache, dass Persia ihn persönlich zum Flughafen bringt, aber Omi soll seinen Gentleman-Kram haben. Nagi hat besseres zu tun, als ihm das zu verweigern. Warum auch nicht. Wahrscheinlich ist es, weil sie miteinander gevögelt haben, denkt Nagi. Letzte Nacht, im Hotel, wo sie alles besprochen hatten, haben sie nämlich miteinander gevögelt. Sie beide wissen, dass es das erste und letzte Mal war. Nicht, weil der Sex schlecht war. Nagi nimmt an, dass der Sex sogar gut war. Er kann das nicht beurteilen, und Omi auch nicht, denn sie hatten es beide vorher noch nie gemacht. Aber es…es hatte sich nicht schlecht angefühlt. Eigentlich sogar…gut eben. Nein, der Grund, warum es das erste und letzte Mal war ist schlicht, dass es ein Experiment war. Sie wollten einfach beide mal wissen, wie das ist. Nun wissen sie, wie das ist, und ein gelungenes Experiment muss man nicht wiederholen. Findet Nagi. Und hofft, dass Omi das auch findet, denn sonst würde ihre Zusammenarbeit von diesem Punkt an unglaublich kompliziert werden. Sein Boss plappert. Er macht, sozusagen, Konversation. Das tut er immer. Omi hat dieses seltsame Talent, zu machen, dass Leute sich in seiner Gegenwart wohl fühlen, indem er mit warmer, heller Stimme freundlichen Quatsch redet. Bei Nagi, der sich unter keinen Umständen irgendwo wohl fühlt, klappt das natürlich nicht. „Was für einen Kaffee trinkst du denn, Nagi-kun? Ich trink eigentlich am liebsten Cortado, das ist dieser kleine Kurze, der so total süß ist, aber mhm, heute nehm ich einen Latte…ist mein erster Kaffee heute, und ich muss wach bleiben, aber zu dir passt das nicht, also welchen Kaffee trinkst du am liebsten? Lass mich raten….“ „Schwarz,“ sagt Nagi knapp, und Omi braucht sichtlich einen Moment, um zu begreifen, dass er nicht sein ehemaliges Team meint, sondern das Getränk. „Ah,“ Omi lacht leise, und wie Nagi findet eine Spur zu vertraulich, „Hätt ich mir nun auch denken können.“ Es stimmte allerdings…bei Schwarz hatte es tatsächlich immer nur schwarzen Kaffee gegeben. Sie waren ohnehin immer nur auf der Hatz oder auf der Flucht, also hätte es keinen Sinn Gehabt, Zeit mit Chi-chi-Zeugs wie Milchschaum oder Sahne zu verplempern. Auch wenn Nagi sich erinnerte, dass Schuldig aus irgendeinem Grund immer eine Tüte mit diesen klebrigen kleinen Amarettokeksen dabeigehabt hatte. Ab und zu hatte er sogar welche abgegeben. Sie finden einen Coffeeshop am Gate 13, wo Nagi abfliegen wird, und der Telekinet nimmt sich vor, den Kaffee selber zu zahlen, denn sonst kommt Omi sich nur noch mehr wie sein Kavalier oder so was vor, und allmählich wird das seltsam. „Zum hier trinken oder mitnehmen?“ will die Frau an der Kasse wissen. „Zum hier trinken,“ lächelt Omi sie an. „Zum mitnehmen,“ sagt Nagi mechanisch, und sieht seinen Fehler sofort ein, als er Omis enttäuschtes Gesicht sieht. Ach, stimmt…es dreht sich hier alles nicht um den Kaffee, es dreht sich darum, dass Omi ihn noch weitere fünf Minuten behalten will. Also nimmt Nagi seinen Kaffee im Pappbecher und setzt sich brav in den Stuhl, den sein Boss ihm hinrückt. Nagi tut, was man ihm sagt. Das tut er immer. Wenn Omi ihn fragt, warum er das alles macht, sagt er immer, dass er seinen eigenen Kampf kämpft, seine eigenen Ziele verfolgt…aber das stimmt nicht. Nagi hat keine Ziele. Er weiß nicht, was er mit diesem Leben, das man ihm aufgedrängt hat, machen soll. Tatsache ist, man kann keine Ziele haben, wenn man keine Freude empfinden kann, und Nagi empfindet keine Freude. Er empfindet Schmerz, aber das auch schon so lange, dass es inzwischen auch egal ist. Früher hat er Anweisungen von Brad bekommen. Nun bekommt er Anweisungen von Mamoru. Und wenn er diese Anweisungen befolgt, ist er wieder einige Stunden älter und hat wieder ein bisschen Zeit totgeschlagen. So ist das. „Also ähm - „ Omi sieht über seinen Becher in Nagis regungsloses, bleiches Gesicht, und wird plötzlich rot. Nagi wird klar, dass Omi nun wieder eingefallen ist, wie Nagi nackt aussieht. Und darum fällt ihm nun auch wieder ein, wie Omi nackt aussieht. Und das ist verwirrend und ein bisschen unangenehm, und vielleicht hätten sie das auch wirklich einfach lassen sollen. Omi sieht nackt sehr hübsch aus. Er sieht noch hübscher aus, wenn er sich nackt unter einem windet. Und ebenso hübsch, wenn er auf einem draufliegt. Nun wird Nagi auch rot, und er ärgert sich. Sie scharren unter dem kleinen, unpraktischen Tischchen mit den Füßen, aber so, dass sie sich nicht berühren. Insgesamt sehen sie sich nackt übrigens sehr ähnlich. Nagi hustet und trinkt einen Schluck, der Becher vorm Gesicht versteckt seine Wangen, bis sie nicht mehr knallrot sind. Da sie beide eigentlich keine Lust haben auf Kaffee, entwickelt sich das Kaffeetrinken reichlich schleppend und Nagi hat den Verdacht, dass das hier alles länger dauern wird als fünf Minuten. Und was nun…? Konversation? Mist. Nagi kann sich sowieso nicht unterhalten, und er weiß erst recht nicht wie man sich mit Leuten unterhält, mit denen man gevögelt hat. Und Omi weiß es auch nicht. Woher auch. Na großartig. Immerhin – der neue Persia hat sich wieder gefangen, und nun versinkt Nagi in diesem Strom warmer, freundlicher Worte, die der andere über ihm zusammenschlagen lässt. „Gefällt dir die Fluglinie, die ich ausgesucht habe, Nagi-kun? Du wirst sehen, die Fluglinie ist super. Viele von diesen Interconti-Flügen sind echt wie in einer Salatschüssel rumgeschleudert werden, nicht, dass mir das mal passiert ist, aber so stelle ich mir das immer vor, und ich bin mir sicher, da läuft heute sogar ein toller Film. Magst du Filme? Wie auch immer, wenn nicht, du könntest dich ein bisschen ausruhen, ich will dass du ausgeruht bist wenn du ankommst, und die Sitze sind der Hammer, nicht irgendwie diese billigen Bretter mit Schaumstoff oder so…!“ Nagi merkt, dass Omi sich sehr elegant anstellt. Er redet, dann stellt er Fragen, und wenn Nagi nichts erwidert (was er nie tut), dann redet er einfach weiter. Und so erstirbt das Gespräch nie, und keiner muss verlegen werden. Mamoru, ehemals Omi, kann so was wirklich großartig. Mit dieser Kunst, denkt Nagi, müsste es Omi doch gelingen, irgendwen zu finden, der ihn liebt. Also - warum vertut er seine Zeit mit ihm? Er rührt in seinem schwarzen Kaffee und wünscht sich, Schuldig wäre nun hier und könnte ihm verraten, was Omi hinter dieser Flut leerer netter Worte wirklich sagen will. Aber Schuldig ist nicht da, und daher wird er es nie erfahren, denn Menschen lesen ist nicht Nagis Stärke. Nagi schweigt und sieht Omis weichen Lippen dabei zu, wie sie sich ab und an mit Milchschaum benetzten. Irgendwas an dieser Kombination aus Lippen und Milchschaum lässt ihn kribbeln, und er hofft, dass sein Flugzeug bald kommt und er hier verschwinden kann. „Ich meine, wir haben beide letzte Nacht nicht viel geschlafen, Nagi-k…- „ Omi merkt, was er da redet, und nun wird auch er stumm. Er sieht schön aus, wenn er versucht, nicht rot zu werden, und Nagi denkt einen Moment darüber nach, ihm den Milchschaum vom Mund zu lecken, und dann denkt er, nein, das ist doch Unsinn. Letzte Nacht – oder eher im frühen Morgengrauen, als sie beide schließlich zu erschöpft waren, um es noch mal zu treiben – hatte Omi ihn in den Arm genommen und wollte so einschlafen, den Arm um Nagi gelegt. Und da hatte Nagi ihm gesagt, dass er so unmöglich einschlafen kann, und Omi hat sich entschuldigt. Dann hatten sie sich beide in zwei verschiedenen Ecken des Bettes in zwei verschiedene Decken eingerollt. Eingeschlafen waren sie beide natürlich trotzdem nicht. Nagi haben die Ereignisse der Nacht irgendwie….erleichtert. Nicht nur körperlich. Die Nacht hat ihm bewiesen, dass alles, was Brad über Sex gesagt hatte, stimmte. Es war möglich, miteinander zu ficken, ohne sich dabei näher zu kommen, ohne dass man Gefühle entwickelte. Persia sieht unglücklich aus, weil er sich mit Nagi unterhalten will, und es klappt nicht. Und Nagi tut es nicht im Geringsten leid. Was wahrscheinlich besser so ist. Brad hatte Recht behalten: es war nichts weiter als eine weitere Art, Druck abzulassen. Nagi wusste nun, dass man diese Dinge tun konnte, ohne etwas dabei zu empfinden. Das war eine interessante Lehre für spätere Zeiten. Wenn Omi das nur auch einsehen würde. Aber Nagi hat den dummen Verdacht, dass er das nicht tut. Die riesigengroßen Augen, die ihn über den Tisch anglänzen, sprechen eine andere Sprache. Menschen lesen ist nicht Nagis Stärke, aber das merkt sogar er. Sie haben länger hier rumgesessen als erwartet, nun sind es nur noch 5 Minuten, bis Nagi endlich durch die Röhre in den abgesicherten Bereich kann – und diesem flehenden Blick entfliehen. Er weigert sich, Mitgefühl mit Omi aufzubringen, dessen Augen nun schon bedrohlich schwimmen. Omi, Mamoru, Persia, ist arm dran, aber sie sind alle arm dran. Das hat Nagi schon bei Schwarz lernen können. Brad war arm dran, Schuldig war arm dran, und Farfarello war erst recht arm dran, und er selbst auch. Und die von Weiß? Da war es nicht anders. Es spielt keine Rolle, wie stark, wie schlau oder unbesiegbar man ist. Keiner von ihnen ist in der Lage, zu bekommen was er sich wünscht. Wenn Omi das nicht versteht – dann kann Nagi ihm nicht helfen. „E-es tut mir leid, Nagi-kun…!“ bricht es nun aus Omi raus, als er merkt, dass seine Zeit abläuft. „Es tut mir leid…ich will nur… ich versuch nur…!“ Für einen Moment sieht Nagi wieder dieses kleine, schrecklich emotionale Kind vor sich, das mit Dartpfeilen um sich schmeißt und seine Gefühle nicht für sich behalten kann. Tsk. Er hätte Persia für klüger gehalten. Omi ist nun sichtlich verzweifelt, und Nagi erinnert sich plötzlich an etwas. Er erinnert sich daran, wie er selber einmal seine Gefühle nicht hatte für sich behalten können. Er erinnert sich daran, wie er einmal mitten in der Nacht zwischen Racheakten und Intrigen stammelnd versucht hatte, einem verständnislos blickenden Mädchen sein Herz zu schenken. Damals hatte er auch daran glauben wollen, dass so was funktionieren konnte. Und er hatte dabei nicht wesentlich klüger ausgesehen als Omi heute. Und, verdammt, nun tut er ihm doch leid. „Mamoru-san,“ sagt er kaum hörbar. Nagi hat den Vorteil, dass alle ihm sofort zuhören, wenn er den Mund aufmacht – weil das so selten vorkommt, dass es alle erstmal nicht fassen können. Bei Omi braucht er das natürlich eigentlich nicht – dessen ungeteilte Aufmerksamkeit hat er sowieso. „Nagi-kun?“ Der hoffnungsvolle Schimmer, der in Omis hübschen Augen aufblitzt, zeigt Nagi, dass er das nun unbedingt sagen muss, auch wenn es ihm schwer fällt. „Ve…“ Nagi flüstert eigentlich nur, unbewegt wie immer, aber es ist schwer. Für so was hat ihm Brad natürlich keine Tips hinterlassen. „Verlieb dich nicht in mich, es hat keinen Zweck.“ Omi starrt ihn an. Endlich ist Nagis Kaffeebecher leer, wird auch Zeit. Und dann lächelt Omi. Und Nagi ist damit dran, ihn anzustarren und sich zu fragen, was das denn nun soll. Der neue Persia streckt die Hand aus und fasst Nagis klamme, immer kalte schmale Finger an. Er drückt sie leicht, freundschaftlich. Nagi zuckt zusammen. Es ist seltsam – als sie Sex hatten, haben sie sich hemmungslos überall angefasst, und es bedeutete nichts. Und nun, wo sie nur einen Kaffee trinken, kommt es Nagi sehr bedeutsam vor, dass Omi seine Hand berührt. Aber er zieht seine Finger nicht zurück. „Keine Sorge, das werde ich nicht,“ versichert Omi, und seine Finger streicheln ihn, „Ich will nur…ich will nur nett sein. Wenn…man etwas macht…wie wir letzte Nacht…dann…dann sollte man danach nett sein zueinander, oder nicht? Weil…wenn man das nicht tut, dann fühlt man sich leer und elend.“ Nagi denkt über Omis Worte nach. Hm. Nagi fühlt sich eigentlich immer leer und elend, von daher macht es keinen wirklichen Unterschied. „Ich weiß, ich weiß, Nagi-kun,“ murmelt Omi, und seine Stimme ist belegt. Langsam schmelzen Nagis kühle Finger in seiner Hand, und wie in Zeitlupe sieht er zu, wie die andere Hand zu seinem Gesicht wandert, und ihm sachte die dunkelbraunen Haare aus der Stirn streicht. Omis warme Finger wandern an seiner blassen Wange runter, streifen seine Lippen, und kommen an seinem Kinn zur Ruhe. Und es kitzelt. Aber nicht nur im Gesicht. Überall. „Aber…man muss doch etwas Schönes haben in seinem Leben, Nagi-kun, oder? Ab und zu…? Sonst…sonst ist alles umsonst.“ Letzte Nacht hat er mit seiner Hand dasselbe gemacht, und da hatte Nagi geschnurrt und sein Gesicht in diese Hand gedrückt wie ein kleiner Kater, weil es schön ist, so angefasst zu werden…egal von wem. Und nun wünscht sich Nagi, er könnte das wieder tun…allein, um Omi noch einmal so zittern zu sehen. Und er fragt sich, ob Omi nicht doch vielleicht Recht hat mit dem, was er da sagt. Die Durchsage für Nagis Flug unterbricht sie. Zu Nagis milder Überraschung ist Omi der erste, der sich erhebt und seinen Anzug glatt streicht. Und bevor Nagi irgendwas sagen kann, hat Omi schon wieder seine Reisetasche im Arm. „Also, nicht dass du zu spät kommst,“ Er lächelt ihn an, freundlich, aber nüchtern. Ganz Persia. „Gehen wir noch ein Stück zusammen?“ Natürlich tun sie das. Als sie direkt vor der Schleuse stehen, rückt Omi dann endlich Nagis Tasche wieder raus. Er wühlt in seinem Mantel, und Nagi hört es rascheln. Einen Moment später hält ihm Omi eine bunt bedruckte Papiertüte ins Gesicht. „Ich hab dir ein Schokohörnchen eingekauft,“ verkündet er und wird schon wieder so leicht rot. „Du wirst bestimmt hungrig, und das Flugzeugessen ist so schrecklich schwer, und unser Frühstück war…“ Omi räuspert sich. Nagi weiß, was er meint. Im Morgengrauen, nach dem Sex, hatten sie beide Hunger bekommen, aber die Lokale hatten natürlich alle schon zu, und sie hatten auch eigentlich keine Lust, sich anzuziehen…also hatte sie die Mini-Bar ausgeplündert und nackt auf dem Bett zum Frühstück Erdnüsse und Schokolinsen gegessen. Omi hält ihm verlegen die Tüte hin und macht ein Gesicht, als ob es ihn wirklich kümmern würde, dass Nagi genug isst. Höchstwahrscheinlich tut es das auch. Ach, verdammt, Omi. Nagi sieht die Tüte an. Er will kein Schokohörnchen. Er will überhaupt nichts. 80% seiner Zeit will er eigentlich nur… Ach, was soll´s. Nagi nimmt das Schokohörnchen und verstaut es in seiner Tasche. Wahrscheinlich wird er es sogar essen. Omi steckt zufrieden die Hände in die Manteltaschen. „Wiedersehen, Nagi-kun.“ Nagi nickt, und dann hat das Gefühl, dass er eine Sache noch sagen muss. Und dieses Mal nicht, weil er es muss, sondern…weil er es will. „Mamoru-san?“ „Nagi-kun?“ „Du musst dich nicht entschuldigen, für nichts. Weil…“ Er sieht Omi ein letztes Mal an, und er erinnert sich, wie schön und rein und weich und verletzlich Omi nackt ausgesehen hat, und dieses Mal ist es ihm überhaupt nicht peinlich. Er erinnert sich, wie befreit ihr Stöhnen und Seufzen in der Dunkelheit geklungen hatte…als hätten sie beide lange, lange darauf gewartet, solche Laute einmal machen zu dürfen. Er erinnert sich, wie schön es ist, von Beinen umschlossen und festgehalten zu werden, die ebenso schlank und stark sind wie seine eigenen. Und Nagi weiß, dass er immer daran denken wird, und dass er es nie bereuen wird. „Weil….weil es etwas Schönes ist,“ bringt er seinen Satz zu Ende, und wundert sich selbst, dass er „ist“ sagt, und nicht „war“. Omi blinzelt, und dann lächelt er, und Nagi merkt, wie sein eigenes Gesicht sehr warm wird. Das leichte Glühen auf Omis Wangen ist noch da, als sich die Glastür zischend zwischen ihnen schließt. Nagi konzentriert sich und schickt Omi einen leisen Windhauch, der seine Stirnlocke an seiner Nase kitzeln lässt, und Omi grinst und muss niesen. Es ist das letzte, das Nagi sieht, bevor er in den Flieger steigt, und eigentlich gefällt es ihm. Und ihm fällt plötzlich ein, dass es doch etwas gibt, das Omi und Tot gemeinsam haben…es ist leicht, so leicht, ihnen eine Freude zu machen. Und für Nagi, der eigentlich nichts in der Welt leicht findet, ist das schon was. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)